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{"created":"2022-01-31T13:34:36.002545+00:00","id":"lit18418","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"De Felippi, Fillipo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 49: 433-456","fulltext":[{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels, nebst einer Methode f\u00fcr dessen Bestimmung im Harn und Kot\nVon\nDr. Filippo De Filippi.\nMit einer Tafel.\n(Aus dem Institut f\u00fcr allgemeine Pathologie der Kgl. Universit\u00e4t in Rom.) (Der Redaktion zugegangen am 14. Oktober 1906.)\nIn einer vorl\u00e4ufigen Mitteilung vom 3. Februar 1899 an die Kgl. Medizinische Akademie in Turin haben C. Serono und A. Percival1) eine Methode beschrieben, das Trimethylamin im Harn zu isolieren und zu bestimmen; ihre Methode\nbasiert auf dem Hofmannschen Proze\u00df der Ausscheidung der\n\u2022 \u2022\nfetten Amine durch neutrales oxalsaures \u00c4thyl.\nDas von den Autoren angewendete Verfahren besteht in der Destillation des durch Kaliumhydroxyd stark alkalinisierten Harnes; das die Amine zusammen mit viel Ammoniak enthaltende Destillat wird in Salzs\u00e4ure aufgefangen und dann vollst\u00e4ndig eingetrocknet. Um die Chloride der Amine von dem gr\u00f6\u00dferen Teil des Chlorammoniums zu trennen, wird der aus den Chloriden bestehende R\u00fcckstand wiederholt mit absolutem Alkohol extrahiert nach jedesmaligem Verdampfen des Alkohols. Das letzte Residuum wird in etwas Wasser gel\u00f6st und in einen kleinen Kolben gebracht, der \u00c4tzkali in St\u00fccken enth\u00e4lt und in einem Glycerinbad erw\u00e4rmt wird. Die frei werdenden Basen werden durch einen Luft- oder Wasserstoffstrom in R\u00f6hren mit Kaliumhydroxyd \u00fcbergef\u00fchrt, wo sie trocknen, und passieren dann eine Reihe Liebigscher Absorptionsapparate, die, im\n>) C. Serono e A. Percival, Giorn. R. Accad. Med. Torino, Vol. V, anno LXII, F. 2, 3.","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nFilippo De Filippi,\nWasserbade erw\u00e4rmt, neutrales oxalsaures \u00c4thyl enthalten. Nach Hof mann soll der Oxal\u00e4ther die prim\u00e4ren Amine (mit denen er ein festes Oxamid bildet) und die sekund\u00e4ren Amine (infolge der Entstehung eines fl\u00fcssigen K\u00f6rpers R'2N \u2022 C203C2H5) zur\u00fcckhalten. Die terti\u00e4ren Basen gehen vermutlich \u00fcber und werden in titrierter Salzs\u00e4ure aufgefangen. Die beiden Autoren haben in einem durch die oben beschriebene Destillation gewonnenen Platinchloridhydrat das Platin bestimmt und einen dem Trimethylaminplatinchlorid entsprechenden Wert gefunden. Sie w\u00e4re demnach die einzige terti\u00e4re im Harn existierende Base.\nMit Hilfe dieser Methode haben die Autoren eine Reihe von Bestimmungen im menschlichen Harn gemacht, dabei aber so hohe Werte gefunden, da\u00df der Verdacht gerechtfertigt erscheint, die ganze oder fast die ganze Base, welche im Harn durch schwache Alkalien frei wird und bis jetzt f\u00fcr Ammoniak gehalten wurde, sei nur Trimethylamin. Sie fanden n\u00e4mlich an t\u00e4glichen Trimethylaminausscheidungen im Harne des gesunden Menschen 0,617, 1,298 und 1,770 g; bei einem Pneu-moniker 0,336 g w\u00e4hrend der Infektion und 2,012 g am Tage der Krise usw.\nNach Ansicht der Autoren stammt das Trimethylamin von der Spaltung der Lecithine des Organismus.\nDa diese Schl\u00fcsse von gro\u00dfer Bedeutung w\u00e4ren und es von hohem Werte f\u00fcr das Problem der Ern\u00e4hrung sein w\u00fcrde, wenn sich ein sicherer Nachweis f\u00fcr den Stoffwechsel der Lecithine finden lie\u00dfe, so nahm ich die Forschungen des Dr. Serono und Dr. Percival in der Absicht wieder auf, sie weiter zu f\u00fchren und zu vervollst\u00e4ndigen.\nBei der Anwendung ihrer Methode auf den Harn gaben indessen die aus dem letzten Destillationsprodukt gewonnenen Chloroaurate und Chloroplatinate bei der Analyse so unsichere Ergebnisse, da\u00df ich mich zu einer systematischen Pr\u00fcfung der Methode gezwungen sah.\nVersuche mit Chlorammonium.\nEine Fehlerquelle konnten die Spuren von Chlorammonium darstellen, die trotz wiederholter Extraktion mit absolutem Al-","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 435\nkohol noch mit den Aminen vermischt sein mu\u00dften.1) Wenn auch die Autoren in ihrer Arbeit nicht davon sprechen, so nahmen sie doch vermutlich an, da\u00df das Ammoniak mit dem\nOxal\u00e4ther ein Oxamid bilde.2)\nIch f\u00fchrte deshalb zun\u00e4chst einige Destillationen mit reinem Chlorammonium aus nach der Serono-Percivalschen Methode mit der von den beiden Autoren angegebenen Anordnung der Apparate. Ein kleiner, einige St\u00fccke \u00c4tzkali enthaltender und mit einem Hahntrichter, durch den die in wenig Wasser gel\u00f6sten Chloride der Basen eingebracht werden, versehener Kolben ist durch zwei KOH in St\u00fccken enthaltende U-R\u00f6hren mit drei Gruppen Liebigscher Absorptionsapparate verbunden, in denen sich vollst\u00e4ndig neutrales trockenes oxalsaures \u00c4thyl befindet; mit ihnen steht ein, eine bestimmte Menge titrierter Salzs\u00e4ure enthaltendes P\u00e9ligotsches Rohr in Verbindung. Das Glycerinbad, in dem der Kolben sich befindet, wird auf 105\u2014110\u00b0 erw\u00e4rmt, das die Liebigschen Absorptionsapparate enthaltende Wasserbad auf 70\u201480\u00b0 erhalten; eine Wasserstrahlpumpe unterh\u00e4lt w\u00e4hrend der Destillation im ganzen Apparat einen leichten Luftstrom.\n1.\t5 ccm einer L\u00f6sung von NH4C1, die 0,3958 g Salz enth\u00e4lt, 0,1258 g NH3 entsprechend, werden eine Stunde lang in dem Apparat destilliert; das P\u00e9ligotsche Rohr enth\u00e4lt 20 ccm HClN/i. Zur Neutralisierung der nach der Destillation entnommenen Salzs\u00e4ure sind 39 ccm KOHN/s erforderlich; also:. 7 ccm durch NH3 fixierte S\u00e4ure, entsprechend 0,119 g NHS. Daraus geht hervor, da\u00df das gesamte Ammoniak minus 0,0068 g den Oxal\u00e4ther passiert hat. In den Liebigschen Absorptionsapparaten ist keine Tr\u00fcbung sichtbar.\n2.\t10 ccm der gleichen L\u00f6sung (0,7916 g NH4C1) werden in gleicherweise IVa Stunden lang destilliert. Die gesammelte und\n*) Yergl. G. Mansfeld (Ref. in Malys Jahresb., Bd. XXXIV, \u00fc. 1904, S. 562), welcher fand, da\u00df 100 ccm genau 100\u00b0/oigen Alkohols, auf 2 g chemisch reines NH4C1 gegossen, umger\u00fchrt und sofort abfiltriert, welche Prozedur in seinem Falle nur 20 Sekunden gedauert hat, 3,2 \u00b0/o der verwendeten Menge zu l\u00f6sen imstande sind.\n2) J. Liebig, Annalen, Bd. IX, 1834, S. 129.","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436\nFilippo De Filippi,\neingedampfte Salzs\u00e4ure gibt ein Residuum von 0,7872 g NH4C1.\n3. Liebig1) sagt in seiner obenerw\u00e4hnten Arbeit \u00fcber die Bildung des Oxamides: \u00ababsolut trockenes Ammoniakgas zerlegt den Oxal\u00e4ther nur sehr schwierig; es bildet sich nur wenig Oxamid\u00bb, usw. In einer gleichzeitigen Arbeit erw\u00e4hnt auch Dumas,2) da\u00df man bei Einwirkung von trockenem Ammoniak im \u00dcberschu\u00df auf Oxal\u00e4ther eine andere Verbindung vermischt mit Spuren von Oxamid erh\u00e4lt, bei Verwendung von fl\u00fcssigem Ammoniak dagegen reines Oxamid.\nDeshalb unterlie\u00df ich bei einer weiteren Destillation von NH4C1, durch schwache KOH-L\u00f6sung alkalinisiert, die Einschaltung von KOH-haltigen R\u00f6hren zwischen Kolben und den Liebig-schen Absorptionsapparaten, erw\u00e4rmte auch den Oxal\u00e4ther vor Beginn der Destillation auf 80\u2014850 C. ; infolgedessen entwickelte sich mit Wasserdampf vermischtes NH3.\nAber auch bei dieser Versuchsanordnung fand ich von den 0,3958 g NH4C1 des Kolbeninhalts 0,3847 g im P\u00e9ligotschen Rohr. Es zeigte sich im Oxal\u00e4ther der dritten Gruppe der Liebig sehen Absorptionsapparate eine leichte Tr\u00fcbung.\nAus diesen Versuchen geht mit Sicherheit hervor, da\u00df bei der Serono-Percivalschen Versuchsanordnung das Ammoniak vom oxalsauren \u00c4thyl nicht zur\u00fcckgehalten wird.\nAnmerkung: Bei einigen der ersten Destillationen, bei denen die letzte Gruppe der Absorptionsapparate direkt vermittelst eines kurzen Rohrst\u00fcckes mit der die Salzs\u00e4ure enthaltenden P\u00e9ligotschen R\u00f6hre verbunden war, beobachtete ich, wenn bei der Destillation der Luftzug einigerma\u00dfen kr\u00e4ftig gewesen, beim Eindampfen der Salzs\u00e4ure die Bildung langer farbloser Krystalle. In kaltem Wasser sind diese Krystalle schwer, in warmem Wasser leicht l\u00f6slich; aus letzterem krystallisieren sie wieder leicht aus. Die stark saure L\u00f6sung entwickelt, mit NaOH gekocht, Ammoniak; sie gibt keinerlei Niederschl\u00e4ge mit einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Goldchlorid. Der K\u00f6rper schmilzt bei 130\u2014131\u00b0, ohne sich zu zersetzen, und erstarrt wieder unterhalb 100\u00b0. Auf einem Platinbleche erhitzt, entwickelt er wei\u00dfe D\u00e4mpfe und l\u00e4\u00dft kein Residuum zur\u00fcck.\nDie Analyse ergab :\nOxals\u00e4ure....................... 76,35 \u00b0/o\nF\u00fcr NH4HC204 + H2C204 + 2H20 berechnet: 77,2\u00b0/o\n9 J. Liebig, 1. c., S. 132.\n2) Dumas, Ann. Chim. Phys., Yol. LIV, 1833, S. 225.","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 437\nEs handelt sich also um Ammoniumtetra- oder bioxolat,1) das sich offenbar in der normalen S\u00e4ure infolge der Einwirkung des NH4C1 auf das durch den Luftstrom mechanisch mitgerissene oxalsaure \u00c4thyl gebildet hat, wobei auch die Erw\u00e4rmung der Liebig sehen Absorptionsapparate eine Rolle spielt. L\u00e4\u00dft man auf dem Wasserbade eine durch HCl anges\u00e4uerte L\u00f6sung von NH4C1 bei Anwesenheit von Oxal\u00e4ther verdampfen, so erh\u00e4lt man das gleiche Produkt. Um den \u00dcbergang des Oxal\u00e4thers vollst\u00e4ndig zu vermeiden, destillierte ich dann stets bei sehr schwachem Luftstrom und schaltete zwischen die Liebig sehen Absorptionsapparate und die P\u00e9ligotsche R\u00f6hre ein 20 cm langes Verbindungsrohr ein.\nVersuche mit den einzelnen Aminen.\n\u2022\u2022\n1.\tBei der Destillation von 0,3334 g Athylaminchlorid nach der Methode Serono-Percival zeigt sich keine Tr\u00fcbung des Oxal\u00e4thers. Die Vorlages\u00e4ure gibt nach Verdampfung ein Residuum von 0,3337 g.\n2.\t0,3782 g Dimethylaminchlorid, 0,2090 g Base enthaltend, werden destilliert, w\u00e4hrend das P\u00e9ligotsche Rohr 15 ccm HCl n/3 enth\u00e4lt; diese erfordert zur Neutralisierung 5,0 ccm KOH N/io. Es wurden demnach von der vom Oxal\u00e4ther nicht aufgenommenen Base 13,5 ccm S\u00e4ureN/3, entsprechend 0,2025 g \u00ee\u00efH(CHs)a, fixiert.\n3.\t0,3518 g Trimethylaminchlorid werden destilliert zusammen mit 0,098 g Dimethylaminchlorid. Nach Abdampfen der in der Vorlage enthaltenen S\u00e4ure hinterbleibt ein R\u00fcckstand, welcher in etwas absolutem Alkohol gel\u00f6st und dann durch eine alkoholische L\u00f6sung von Platinchlorid gef\u00e4llt wird. Es ergeben sich 0,5508 trockenes Chloroplatinat, das bei der Veraschung 0,2146 Platin gibt.\nAuf [N(CKL)3HClLPtCl4 berechnet: Pt 36,92\u00b0/o\ngefunden: \u00bb 38,96\u00b0/o\nAus allen diesen Versuchen scheint mir mit Sicherheit hervorzugehen, da\u00df die Serono-Percivalsche Methode v\u00f6llig verfehlt ist, und deshalb die Schl\u00fcsse der beiden Autoren, die sie aus ihren Analysen ziehen, jeder Begr\u00fcndung entbehren.\n9 Beil stein, III. Aufl., Bd. I, S. 641. Nichols (Chem. News, Vol. XXII, S. 15) erh\u00e4lt das Produkt durch Vermischung einer warmen NH4C1-L\u00f6sung mit einer Oxals\u00e4urel\u00f6sung ; das Salz scheidet sich bei der Abk\u00fchlung aus.","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438\nFilippo De Filippi,\n> Da\u00df zwischen den prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Aminen und\ndem Oxal\u00e4ther keine Reaktion eintrat, k\u00f6nnte seinen Grund\n\u2022 \u2022\ndarin haben, da\u00df der Kontakt mit dem \u00c4ther zu kurze Zeit dauerte.\nUm eine vollst\u00e4ndige Reaktion zu erziehen, ist es nach Hofmann1) n\u00f6tig, die Mischung der Amine mit dem Oxal\u00e4ther f\u00fcr einige Tage im Autoklaven zu erhitzen. Du villi er und Buisine2) lassen die Basen 24 Stunden lang in Ber\u00fchrung mit dem \u00c4ther; im \u00fcbrigen lassen sich die mit gro\u00dfen Substanzmengen angestellten Untersuchungen dieser Autoren nicht mit den vorliegenden vergleichen.\nSerono und Percival haben sich offenbar durch das Resultat der Analyse eines bei der Destillation erhaltenen Platinchlorhydrates, das 37,06 \u00b0/o Platin ergab, zu dem Schl\u00fcsse verleiten lassen, da\u00df ihre Methode exakte Resultate lieferte. Da indessen die prozentischen Werte des Platins in den verschiedenen Verbindungen so wrenig differieren, so gen\u00fcgt die Bestimmung des Platins allein nicht, diese Basen zu identifizieren.\nIn der Tat gelang es auch mir, aus dem mit der Serono-P er ci va Ischen Methode behandelten Urin ein Chloroaurat und ein anderes Mal ein Chloroplatinat zu erhalten, deren Analysen Werte ergaben, die ann\u00e4hernd mit den theoretischen \u00fcbereinstimmten; aber einerseits waren die Substanzmengen zu klein, um den erhaltenen Resultaten in bezug auf ihre Genauigkeit trauen zu k\u00f6nnen, andererseits erhielt ich bei der gleichen Methode die widersprechendsten Ergebnisse, wie ja auch nach der Pr\u00fcfung der Methode zu erwarten war.\nIndessen bewiesen mir diese Analysen indirekt die h\u00e4ufige Anwesenheit von verschiedenen gro\u00dfen Mengen von Basen im Urin, die wohl zu unterscheiden sind vom Ammoniak und den terti\u00e4ren Basen ; ich wurde dadurch zu der in folgendem beschriebenen Methode gef\u00fchrt.\n0 A. W. Hof mann, Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. III, 1870,\nS. 776.\n2) E. Duvillier und A. Buisine, Ann. Chim. Phys., S\u00e9rie V, Tome XXIII, 1881, S. 289.","page":438},{"file":"p0438s0001.txt","language":"de","ocr_de":"Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. Band XLIX, Tafel 7.\nZu \u00bbDr. Filippo De Filippi, Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels, nebst einer Methode f\u00fcr dessen Bestimmung im Harn und Kot\u00ab.\nVerlag von Karl J. Tr\u00fcbner, Stra\u00dfburg.","page":0},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 439\nAusarbeitung der f\u00fcr die Analysen verwendeten\nMethode.\nWie schon bemerkt, ging ich in den Voruntersuchungen von der Ansicht aus, da\u00df die bei der Destillation alkalinisierten Harnes gewonnenen Basen ein Gemisch prim\u00e4rer, sekund\u00e4rer und terti\u00e4rer Amine seien, die sich von dem in gewisser Menge mit ihnen vermischten Ammoniak nicht vollst\u00e4ndig trennen lassen.\nDie wichtigsten Verfahren, die Amine zu trennen, sind bei der geringen Menge dieser Basen im Harn nicht anwendbar ; einige scheiden auch das Chlorammonium nicht aus. Nach manchen fruchtlosen Versuchen mit diesen Methoden suchte ich auf indirektem Wege meinen Zweck zu erreichen. Bei der gro\u00dfen Widerstandsf\u00e4higkeit des Trimethylaminmolek\u00fcls hoffte ich ein Agens zu finden, mit dem es gel\u00e4nge, das Chlorammonium und die Chloride der prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Amine zu oxydieren, die terti\u00e4ren aber intakt zu lassen.\nW\u00e4hrend sich Kaliumpermanganat und Bromwasser als ungeeignet erwiesen, gab Natriumhypobromit bei bestimmten Vorsichtsma\u00dfregeln zweckentsprechende Resultate.\nDie L\u00f6sung von Natriumhypobromit, die ich bei allen Untersuchungen verwendete, stellte ich her, indem ich aus einer Burette unter best\u00e4ndigem Umr\u00fchren 25 ccm reines Brom in 500 ccm einer 20\u00b0/oigen L\u00f6sung von Natriumhydroxyd tropfen lie\u00df. Das Reagens h\u00e4lt sich einige Monate, wenn es vor dem Lichte gesch\u00fctzt wird.\nDas Hypobromit zerst\u00f6rt bei gew\u00f6hnlicher Temperatur sofort und vollst\u00e4ndig das Chlorammonium, die Methylamin-und Dimethylamin-, die \u00c4thylamin- und Di\u00e4thylamin-Chloride usw.\nAlle diese Chloride ergaben einzeln oder mit einander\n\u2022 \u2022\nvermischt nach Behandlung mit einem \u00dcbersch\u00fcsse an Reagens und nach sofortiger Destillation in den Destillaten keine Spuren von Basen.\nDas Natriumhypobromit greift zwar auch das Trimethylaminchlorid an, aber in ganz anderer Weise. Gibt man zu einer L\u00f6sung von Trimethylaminchlorid Hypobromit im \u00dcber-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLIX.\t28","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440\nFilippo De Filippi,\nschu\u00df, so zeigt sich kein Aufsch\u00e4umen durch Entwicklung von Stickstoff; aber die im Lichte sich selbst \u00fcberlassene zitronengelbe Mischung entf\u00e4rbt sich in geschlossenem Rezipienten nach und nach und gleichzeitig verschwindet allm\u00e4hlich das Trimethylamin.\n1.\tEin Kolben, mit einem Hahntrichter versehen, steht in Verbindung mit einem senkrechten K\u00fchler, der mit einer Flasche verbunden ist, worauf ein P\u00e9ligotsches Rohr folgt, soda\u00df der Destillationsraum gegen au\u00dfen abgeschlossen ist. In die Flasche und das P\u00e9ligotsche Rohr wird etwas verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure gebracht, in den Kolben 0,6541 g in etwas Wasser gel\u00f6stes Trimethylaminchlorid -f- 20 ccm Hypobromit-l\u00f6sung. Nach 24 Stunden ist die sich selbst \u00fcberlassene Mischung farblos. Die Fl\u00fcssigkeit, die durch den \u00dcberschu\u00df von NaOH in der Hypobromitl\u00f6sung alkalisch ist, wird nun destilliert. Die Vorlages\u00e4ure gibt nach der Verdampfung 0,5707 g Trimethylaminchlorid mit 12,75 \u00b0/o Verlust der verwendeten Menge.\n2.\tEine Mischung von 0,8023 g Trimethylaminchlorid mit einem \u00dcbersch\u00fcsse von Hypobromit bleibt 3 Tage lang stehen ; in dem Ma\u00dfe, wie sie sich entf\u00e4rbt, wird neues Hypobromit hinzugef\u00fcgt. Rei der Destillation ergeben sich nur 0,2766 g des Chlorsalzes, was einem Verlust von 65,52 \u00b0/o entspricht.\n3.\tDer Verlust ergibt sich auch bei sofortiger Destillation des Gemisches von Hypobromit und Chlorid, die W\u00e4rme scheint sogar die Wirkung desHypobromit\u00fcberschusses zu beschleunigen. 0,4543 g in Wasser gel\u00f6ster Trimethylaminchlorid werden mit 30 ccm Hypobromitl\u00f6sung vermischt und sofort destilliert: 0,4024 g wiedergewonnene Substanz ergibt einen Verlust von 11,42\u00ae/\u00ab.\nIch suchte deshalb durch Salzs\u00e4ure den \u00dcberschu\u00df von Hypobromit zu zerst\u00f6ren, sobald die durch die Reaktion des Hypobromits auf das Ammoniak und die prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Amine bedingte Entwicklung von Stickstoff aufgeh\u00f6rt hatte. Ich mu\u00dfte aber erst mich vergewissern, ob nicht das freie Rrom auf das Trimethylamin einwirkte.\nSetzt man einer nicht zu d\u00fcnnen L\u00f6sung Trimethylamin-","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 441\nChlorid Bromwasser im \u00dcberschu\u00df zu, so bildet sich ein starker orangeroter Niederschlag, der bei leichter Erw\u00e4rmung der Fl\u00fcssigkeit verschwindet, bei der Abk\u00fchlung sich wieder bildet. Bei starkem \u00dcberschu\u00df von HCl bildet sich der Niederschlag nicht. \u00dcberl\u00e4\u00dft man den gesammelten und gewaschenen Niederschlag bei Licht und Luftzutritt sich selbst, so zersetzt er sich unter Entwicklung von Bromd\u00e4mpfen und verschwindet allm\u00e4hlich ohne R\u00fcckstand. In kaltem Wasser wenig, in Alkohol und \u00c4ther gar nicht l\u00f6slich, l\u00f6st sich die Substanz in Chloroform, das zitronengelbe F\u00e4rbung annimmt, und in hei\u00dfem Wasser. Die L\u00f6sung reagiert neutral und entwickelt bei Behandlung mit \u00c4tzkali freies Trimethylamin, bei Behandlung mit konzentrierter HCl freies Brom. Es handelt sich offenbar um Trimethylaminbromid; eine genauere Untersuchung des Stoffes habe ich indessen unterlassen.\nDas Resultat des vorl\u00e4ufigen Versuches bestimmte mich, die Einwirkung des Broms auf das Trimethylamin in folgender Weise festzustellen: 0,4384 g Trimethylaminchlorid (0,2709 g Base entsprechend) werden in verd\u00fcnnter HCl gel\u00f6st, mit 20 ccm Bromwasser vermischt und in geschlossenem Gef\u00e4\u00dfe sich selbst \u00fcberlassen. Nach 24 Stunden wird auf kochendem Wasserbade das gesamte Brom ausgetrieben, die L\u00f6sung in einen Destillationskolben \u00fcbergef\u00fchrt, alkalisch gemacht und in 25 ccm HCl n/3 \u00fcberdestilliert. Zur Neutralisierung der letzteren sind alsdann 11,3 ccm KOH N/3 erforderlich; demnach sind 13,7 ccm HCl fixiert, was 0,2694 g Trimethylamin entspricht. Es ergibt sich demnach kein Verlust an Trimethylamin, wenn es l\u00e4ngere Zeit mit Bromwasser vermischt und mit diesem auf dem Wasserbade erhitzt wird.\nUm alle die Einzelresultate bei einem zusammenfassenden Versuch zu verwerten, mischte ich in einem Erlenmeyer-k\u00f6lbchen 0,4611 g Trimethylaminchlorid mit 0,0786 g NH4C1 und 0,1080 g Dimethylaminchlorid, in wenig Wasser gel\u00f6st; der Mischung wurde unter leichtem Sch\u00fctteln die Hypobromit-l\u00f6sung tropfenweise zugesetzt, bis das Aufsch\u00e4umen aufh\u00f6rte und die F\u00e4rbung gleichm\u00e4\u00dfig zitronengelb blieb. Sobald dieses eintrat, f\u00fcgte ich ein gleiches Volumen von HCl (spez. Gew. 1,19,\n28*","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442\nFilippo De Filippi?\nauf 1/s verd\u00fcnnt) hinzu und schlo\u00df die Flasche mit einem paraffinierten St\u00f6psel; es entstehen wei\u00dfe D\u00e4mpfe, die Fl\u00fcssigkeit nimmt eine kirschrote F\u00e4rbung an und es zeigt sich auf ihrer Oberfl\u00e4che ein reichliches orangerotes Pr\u00e4zipitat, das sich dann nach und nach im S\u00e4ure\u00fcbersch\u00fcsse aufl\u00f6st.\nDas Brom wird auf dem kochenden Wasserbade ausgetrieben und die Fl\u00fcssigkeit in den Destillationskolben \u00fcbergef\u00fchrt, alkalinisiert und destilliert. Es ergeben sich 0,4233 g Trimethylaminchlorid, also ein Verlust von 8,2 \u00b0/o.\nDieser Verlust ist sicher der Entwicklung von Trimethylamin aus der durch Hinzuf\u00fcgen von Hypobromit alkalinisierten Fl\u00fcssigkeit zuzuschreiben. Seine Anwesenheit in der Flasche wird durch die wei\u00dfen D\u00e4mpfe angezeigt, die sich beim Hineingie\u00dfen der Salzs\u00e4ure entwickeln.\nEs ergab sich somit die Notwendigkeit, die ganzen Vorg\u00e4nge in abgeschlossenem Raum und zwar im Destillationsapparate selbst sich abspielen zu lassen. Das in der Destillationsfl\u00fcssigkeit enthaltene Brom verbot aber die Verwendung eines gew\u00f6hnlichen mit Kork- oder Gummistopfen versehenen Apparates, weshalb ich einen Destillationsapparat konstruieren lie\u00df, dessen einzelne St\u00fccke aus Glas und in einander eingeschliffen waren.1) Die nebenstehende Figur bedarf keiner Erkl\u00e4rung. Der Kolben (aus Jenaer Glas) hat 300 ccm Inhalt, der Hahntrichter 50 - 60 ccm, der Sammelkolben 500\u2014600 ccm Inhalt. Das P\u00e9li got sehe Rohr enth\u00e4lt Glasperlen, um einen m\u00f6glichst innigen Kontakt zwischen den dem Apparat w\u00e4hrend der Destillation entsteigenden Luftbl\u00e4schen und der S\u00e4ure zu sichern, welche die von der Luft etwa mitgerissenen Spuren fl\u00fcchtiger Basen zur\u00fcckhalten soll.\nMit diesem Apparat stellte ich den Hauptversuch an. Der Destillationskolben wird mit 0,5632 g Trimethylaminchlorid, 0,1260 g Chlorammonium und 0,0811 g Di\u00e4thylaminchlorid, in etwas Wasser gel\u00f6st, gef\u00fcllt, w\u00e4hrend in den Sammelkolben\n\u2022-\u2014\tf\\\n*) Den Apparat lieferte mir die Firma H. Geissler in Bonn a. Rh. Die einzelnen St\u00fccke smd nach genauem Muster gearbeitet, so da\u00df sie sich bei Bruch leicht durch gleiche ersetzen lassen, und der Verlust eines St\u00fcckes den Apparat nicht unbrauchbar macht.","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 443\n25\u201430 ccm verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure und in das P\u00e9ligotsehe Rohr wenige Kubikzentimeter davon kommen. In den Destillationskolben l\u00e4\u00dft man dann, nachdem er mit dem Apparat verbunden ist, unter vorsichtigem leichten Sch\u00fctteln aus dem Trichter 30 ccm Hypobromitl\u00f6sung eintropfen. Nach dem Aufsch\u00e4umen ist die Fl\u00fcssigkeit ausgesprochen zitronengelb. Daraufhin l\u00e4\u00dft man aus dem Trichter 30 ccm auf 1/s verd\u00fcnnt HCl in den Kolben tropfen, wodurch auf der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit sich ein reichlicher orangeroter Niederschlag bildet, der sich aber schnell in der kirschroten Fl\u00fcssigkeit wieder l\u00f6st. Der Kolbeninhalt wird nun durch Destillation etwa auf die H\u00e4lfte reduziert. Sobald das gesamte Brom in den Sammelkolben \u00fcbergegangen ist, gie\u00dft man seinen Inhalt nach Unterbrechung der Destillation in eine Schale, die man zur Verdampfung auf ein Wasserbad stellt. Der Sammelkolben wird wieder mit etwa 25 ccm verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gef\u00fcllt, mit dem K\u00fchler verbunden.\nIn den Destillationskolben f\u00fchrt man nun vermittelst des Trichters 30 ccm 30\u00b0/oiger KOH ein, l\u00e4\u00dft die Chloridd\u00e4mpfe sich absetzen und destilliert. Durch Zutropfen von Wasser aus dem Trichter erh\u00e4lt man das Fl\u00fcssigkeitsniveau im Destillationskolben in ann\u00e4hernd konstanter H\u00f6he und sammelt etwa 500 ccm Destillat. Nachdem man sich \u00fcberzeugt hat, da\u00df das Destillat nicht mehr alkalisch reagiert, gie\u00dft man es in dieselbe Schale, in der sich das inzwischen vom Brom befreite erste Destillat befindet, und verdampft wieder. Sobald die Fl\u00fcssigkeit (die au\u00dfer dem Chloride auch Spuren von Bromid enth\u00e4lt) auf wenige Kubikzentimeter eingedampft ist, bringt man sie quantitativ in den Destillationskolben, alkalinisiert von neuem und destilliert wieder in HCl \u00fcber. Aus dem eingedampften Destillat erh\u00e4lt man einen Trockenr\u00fcckstand von 0,5595 g; man hat also einen Verlust von 0,66 \u00b0/o der Ausgangsmenge von Trimethylaminchlorid (= 0,5632 g). Dieses Residuum wird in absolutem Alkohol gel\u00f6st, mit einer alkoholisch-\u00e4therischen L\u00f6sung von PtCl4 gef\u00e4llt und liefert 0,6633 g Platinchlorid, aus dem durch Ausgl\u00fchen 0,2501 g Platin erhalten werden.\nF\u00fcr [N(CH3)3HCl]2PtCl4 berechnet: 36,92\u00b0/o\ngefunden: 37,70\u00b0/o","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\nFilippo De Filippi,\nMit Hilfe dieser Methode gewinnt man also ohne wesentlichen Verlust von der Ausgangsmenge reines Trimethylamin unver-mischt mit NH3 und den prim\u00e4ren und sekund\u00e4ren Basen.\nAuf diese Ergebnisse gest\u00fctzt, ging ich direkt zur Untersuchung der Urine \u00fcber.\nUntersuchungen am Urin.\nNach einigen vorl\u00e4ufigen Versuchen, die mir Aufschlu\u00df \u00fcber die Anwesenheit der terti\u00e4ren Basen im Harn und ihre Menge geben sollten, unternahm ich zu ihrer Indentifizierung folgende Analyse:\nDreiunddrei\u00dfig Liter Urin verschiedenen Ursprungs (aus dem Hospital f\u00fcr chronische Krankheiten) werden durch HCl anges\u00e4uert und auf freier Flamme und dann auf dem Wasserbade bis auf ein Volumen von 3 1 eingedampft. Von dem noch hei\u00df neutralisierten Harn (amphotere Reaktion) werden die niedergeschlagenen Phosphate abfiltriert. Das Filtrat wird nach Zusatz von 375 g Oxals\u00e4ure bis zum n\u00e4chsten Tag sich selbst \u00fcberlassen und dann durch erneutes Filtrieren von einem gro\u00dfen Teil des Harnstoffs befreit.\nDas Filtrat wird im Wasserdampfstrom in einem Kolben von circa 3 1 Inhalt abdestilliert. In den Kolben bringt man 11 des konzentrierten und neutralisierten Harns, au\u00dferdem 10 g KOH und einige St\u00fccke Paraffin; das geschmolzene Paraffin bildet eine Schicht auf der Fl\u00fcssigkeit, die ein zu heftiges Sch\u00e4umen verhindert. Mit dem senkrecht gestellten K\u00fchler ist der Kolben verbunden durch ein Rohr, welches mit einer Sicherheitskugel, \u00e4hnlich wie bei den Kjeldahlschen Destillationen, versehen ist. Der mit dem K\u00fchler in Verbindung stehende Sammelkolben von 1500 ccm kommuniziert mit einem Glasperlen und verd\u00fcnnte HCl enthaltenden P\u00e9ligotsehen Rohr; der Sammelkolben selbst erh\u00e4lt 300 ccm auf 1/3 verd\u00fcnnte HCl. Man destilliert mit Wasserdampf, bis sich etwa 11 Fl\u00fcssigkeit gesammelt hat, und behandelt auf diese Weise die gesamte Menge des konzentrierten Harns: das Destillat, 3500\u20144000 ccm, stellt eine bla\u00df-rosa, ins Orange spielende,","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 445\nopalisierende Fl\u00fcssigkeit dar, die einen an Knoblauch erinnernden Geruch besitzt und infolge des HCl-\u00dcberschusses stark sauer ist.\nAnmerkung: Auch Serono und Percival erw\u00e4hnen bei dem mit ihrer (etwas verschiedenen) Technik gewonnenen Destillat diese F\u00e4rbung und f\u00fchren sie auf roten Indigo zur\u00fcck, der bei der Destillation \u00fcbergef\u00fchrt w\u00fcrde. Es w\u00e4re auch zu erwarten, da\u00df die Schwefel\u00e4ther des Harns vom \u00c4tzkali verseift und die aromatischen Gruppen vom Wasserdampf mitgerissen w\u00fcrden. Indessen zeigt das Destillat auch im konzentrierten Zustand weder die Reaktionen des Phenols noch des Indols und Skatols (nach Behandlung mit Eisenchlorid nimmt es zitronengelbe F\u00e4rbung an, bei Zusatz von Bromwasser und Pikrins\u00e4ure bleibt es ohne Niederschlag usw.).\nDer mitgerissene Farbstoff zeigt eher den Charakter des Uroroseins. Das durch NH3 alkalinische Destillat ist farblos und bleibt farblos nach Neutralisierung, wird aber rosa nach Ans\u00e4uerung mit HCl. \u00c4ther extrahiert den Farbstoff vollst\u00e4ndig aus der sauren Fl\u00fcssigkeit, das Chromogen aus der alkalinischen und neutralen Fl\u00fcssigkeit, aber nicht (im Gegensatz zum roten Indigo, s. Neubauer und Vogel, Analyse des Harns, 10. Aufl., 1898, S. 589 u. 596). Die \u00e4therische L\u00f6sung des Farbstoffes kann man mit Wasser bis zu neutraler Reaktion waschen, ohne da\u00df sie ihre Rosaf\u00e4rbung verliert. S\u00e4uert man das Destillat durch einen kr\u00e4ftigen HCl-\u00dcberschu\u00df an, so zeigt sich die Rosaf\u00e4rbung schneller, ist aber in \u00c4ther unl\u00f6slich; und sch\u00fcttelt man die \u00e4therische L\u00f6sung mit Wasser, das sehr stark sauer durch HCl ist, so geht der Farbstoff in das Wasser \u00fcber. Durch Sieden wird das rosafarbene anges\u00e4uerte Destillat orangegelb.\nDie gesammelten Destillate l\u00e4\u00dft man zuerst auf freie Flamme, dann auf dem Wasserbade eindampfen und beschleunigt das Eintrocknen des R\u00fcckstandes von Chloriden zuletzt durch Zusatz kleiner Mengen von Alkohol. Noch warm werden die einged\u00e4mpften Chloride in einen M\u00f6rser gebracht und hier wiederholt mit absolutem Alkohol ausgezogen. Die ersten Alkoholextrakte sind hellgelb gef\u00e4rbt. Es hinterbleibt ein gro\u00dfer Teil des Chlorammoniums. Der trockene Verdampfungsr\u00fcckstand des Alkohols wird in derselben Weise mit frischem absolutem Alkohol ausgezogen, wodurch die Abscheidung eines neuen Quantums von Chlorammonium bewirkt wird; diese Behandlung des Residuums nach jedesmaligem Eindampfen wiederholt man noch zweimal, das letztemal mit absolutem Alkohol von 99,8\u00b0/o.\nAnmerkung: Dr. Serono und Dr. Percival behaupten, bei der Verdampfung auf dem Wasserbade eine teilweise Zersetzung des Tri-","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446\nFilippo De Filippi,\nmethylaminochlorids festgestellt zu haben, und empfehlen, zur Vermeidung von Verlusten den Alkohol durch HCl anzus\u00e4uern. Meines Erachtens ist diese Vorsichtsma\u00dfregel \u00fcberfl\u00fcssig, da ich mich davon \u00fcberzeugen konnte, da\u00df die Verluste von Trimethylaminchlorid auf dem Wasserbade und im Trockenschrank belanglos sind und erst bei sehr langem Aufenthalt im Ofen einen zu ber\u00fccksichtigenden Wert erreichen.\nFolgender Versuch mag das erl\u00e4utern: In einer kleinen W\u00e4geschale bringt man etwas reines Trimethylaminchlorid in den Trockenschrank, bis nach ca. 6 Stunden die Substanz konstantes Gewicht zeigt, in diesem Falle 0,2625 g. Die Substanz wird in derselben Schale in etwas Wasser gel\u00f6st und 6 Stunden auf kochendem Wasserbad, 12 Stunden im Trockenschrank bei 100\u00b0 und weitere 12 Stunden im Trockenschrank bei 110\u00b0 gelassen. Es ergibt sich beim Wiegen ein Gewicht von 0,2611 g, d. h. das stark hygroskopische Chlorid ist noch nicht vollst\u00e4ndig trocken. Nach weiteren 12 Stunden im Trockenschrank bei 110\u00b0 betr\u00e4gt das Gewicht 0,2621 g, endlich nach weiteren 22 Stunden 0,2587 g (1,4\u00b0/o Verlust).\nDer Verdampfungsr\u00fcckstand nach dem letzten Alkoholauszug stellt eine gelbliche Substanz dar, die kr\u00e4ftig nach Trimethylamin riecht und aus den Chloriden der organischen Basen und etwas Chlorammonium besteht.\nMan wiederholt nun an diesem Residuum in dem oben beschriebenen Destillationsapparat alle die Operationen, die an dem k\u00fcnstlichen Gemisch von Basen vorgenommen wurden: Behandlung mit Hyprobromit, Zersetzung des \u00fcbersch\u00fcssigen Reagens, Destillation des Broms und darauf folgende Alka-linisierung der im Kolben gebliebenen L\u00f6sung und Destillation der terti\u00e4ren Basen; Eindampfung des Destillates und neues \u00dcberdestillieren der Basen in HCl.\nAm Schlu\u00df erhielt ich 1,1890 g Chloride = 0,036 g pro Liter des destillierten Harns, wobei zu bemerken ist da\u00df ich ohne besondere quantitative Vorsichtsma\u00dfregeln gearbeitet habe. Das erhaltene Chlorid wurde in etwas absolutem Alkohol gel\u00f6st und durch eine alkoholisch-\u00e4therische L\u00f6sung von Platinchlorid im \u00dcberschu\u00df gef\u00e4llt.\nDas gesammelte und aus dem Wasser wieder umkrystal-lisierte Chloroplatinat ergab bei der Analyse folgende Resultate:\n1. Veraschung:\na)\t0,6947 g Chloroplatinat ergaben 0,2622 g Platin\nb)\t0,4126 >\t\u00bb\t\u00bb\t0,1548 \u00bb\n\u00bb\n\u00bb","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 447\nNach der Berechnung m\u00fc\u00dften sich f\u00fcr [N(CH3)3HC1]2 PtCl4 36,92\u00b0/o Platin ergeben. Gefunden wurden f\u00fcr (a) 37,74\u00b0/o, f\u00fcr (b) 37,52o/o. Der \u00dcberschu\u00df der gegen\u00fcber theoretisch verlangten Platinmenge ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df sich die letzten Spuren von Kohle im Platinresiduum nur sehr schwer verbrennen lassen.\n2. Verbrennung (im offenen Rohr).\na)\t0,3655 g Chloroplatinat ergaben: H20 == 0,1371 g (H = 0,0152 g);\nC02 = 0,1769 g (G = 0,04824 g).\nb)\t0,7681 g Chloroplatinat ergaben: H20 = 0,2519 g (H = 0,0280 g);\nC02^= 0,3656 g (C = 0,0997 g).\nF\u00fcr [N(CH3)3HCl]2PtCl4 ergeben sich nach der Berechnung :\nH = 3,79 o/o, C = 13,65%.\nGefunden: bei a) H = 4,16\u00b0/o, C = 13,2\u00b0/o \u00bb\t: \u00bb b) H = 3,64\u00b0/o, C = 12,98%\nAuch bei den Elementaranalysen konnte ich infolge einer gewissen Kohlenstoffaufnahme seitens des Platins nicht den gesamten Kohlenstoff erhalten. Vermutlich w\u00fcrde die Verbrennung besser in geschlossenem Rohr gelingen, in welchem die Substanz feiner verteilt und inniger mit dem Kupferoxyd vermischt wird.1)\nJedenfalls ergeben die Analysen als zweifelloses Resultat den Schlu\u00df, da\u00df der menschliche Harn Trimethylamin und keine andere terti\u00e4re Base enth\u00e4lt.\nEhe ich zur systematischen Analyse des menschlichen Harns \u00fcberging, blieb mir noch die Feststellung \u00fcbrig, ob ich mit der obenbeschriebenen Methode auch die gesamte Menge des im Harn enthaltenen Trimethylamins erhielte. Ich teilte deshalb 3 1 gut vermischten Urins in zwei gleiche Teile und stellte folgende Versuche an:\n1. 1500 ccm, durch 20 g KOH alkalisch gemacht, werden in der oben beschriebenen Weise destilliert. Der Sammelkolben\n*) Das Chloroplatinat des mit der oben beschriebenen Methode gewonnenen Trimethylamins ist f\u00fcr die Analyse viel geeigneter als das Chloroaurat, das durch Licht leicht reduziert wird und h\u00e4ufig viel h\u00f6here Goldwerte als die theoretisch berechneten ergibt, wenn es nicht w\u00e4hrend des Trocknens und bei der Aufbewahrung sorgf\u00e4ltig vor Licht gesch\u00fctzt wird.","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448\nFilippo De Filippi,\nwird, sobald er einen Liter Fl\u00fcssigkeit enth\u00e4lt, durch einen neuen Kolben ersetzt und in diesem wieder ein Liter Fl\u00fcssigkeit gesammelt. Der erste Liter wird, wie oben beschrieben, behandelt und ergibt nach Aufsammeln des letzten Destillates in HCl N/10 bei der Titrierung 0,0072 g Trimethylamin. Das zweite Destillat enthielt nur Chlorammonium, das von der fortdauernden Zersetzung des Harnstoffes stammt. Daraus geht hervor, da\u00df man bei Destillation alkalisch gemachten Harns im Wasserdampfstrom das gesamte Trimethylamin erh\u00e4lt, wenn das Volumen des Destillates 2/3 des Volumens des verwendeten Harns erreicht hat.\n2. Die anderen 1500 ccm desselben Harns werden nach Zusatz von 0,2167 g salzsaurem Trimethylamin in gleicher Weise wie die erste Portion behandelt. Das letzte Destillat wird in 15 ccm HCl N/3 aufgefangen, zu deren Neutralisierung 26,4 ccm KOH N/J0 erforderlich sind. Den 7,08 ccm fixierter n/3 S\u00e4ure entsprechen 0,1392 g Trimethylamin, w\u00e4hrend nach der Berechnung 0,1411 g enthalten sein mu\u00dften. (0,0072 g urspr\u00fcnglich in den 1500 ccm Urin enthalten plus 0,1339 g als Chlorid hinzugesetzt.)\nDer Verlust betr\u00e4gt demnach 0,0019 g = 1,3 \u00b0/o der im Harn enthaltenen Gesamtmenge. Die geringe Verlustmenge l\u00e4\u00dft mit R\u00fccksicht auf die gew\u00f6hnlichen klinischen Anspr\u00fcche das Resultat als zufriedenstellend erscheinen.\nNachdem ich so im Vorhergehenden meine Methode entwickelt und als brauchbar bewiesen habe, scheint es mir nicht unn\u00fctz zu sein, den ganzen Verlauf der systematischen Untersuchung mit ihren aufeinander folgenden Operationen zu schildern.\nBestimmung des Trimethylamins im Harn.\nDer ganze in 24 Stunden gesammelte Harn, oder ein bekannter, m\u00f6glichst gro\u00dfer Bruchteil desselben wird in einen Kolben von 2500\u20143000 ccm Inhalt gebracht, der 10\u201415 g KOH in St\u00fccken und einige Paraffinst\u00fcckchen enth\u00e4lt und sofort mit dem oben beschriebenen Destillationsapparat verbunden wird. Das P\u00e9ligotsche Rohr enth\u00e4lt soviel verd\u00fcnnte Salz-","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 449\ns\u00e4ure, da\u00df die Glasperlen eben davon bedeckt sind ; im Sammelkolben befinden sich 100\u2014150 ccm auf Vs verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure von 1,19 spezifisches Gewicht. Um das Entweichen von NH4C1-D\u00e4mpfen aus dem P\u00e9ligotschen Rohr und zu starke Schaumbildung zu vermeiden, die besonders beim Begimi des Siedens eintritt, erw\u00e4rmt man zun\u00e4chst langsam, l\u00e4\u00dft dann aber, sobald die Destillation begonnen hat, die Fl\u00fcssigkeit lebhaft sieden und h\u00e4lt deren Volumen durch Regulieren des Dampferzeugers ann\u00e4hernd konstant. In anderthalb Stunden erh\u00e4lt man etwa 1 1 Destillat. Nachdem man sich vergewissert hat, da\u00df der Inhalt des Sammelkolbens sauer reagiert (infolge eines HC1-\u00dcberschusses), \u00fcberf\u00fchrt man das Destillat und die durch Auswaschen der im P\u00e9ligotschen Rohr enthaltenen Glasperlen erhaltene Fl\u00fcssigkeit quantitativ in eine gro\u00dfe Schale, deren Inhalt man auf dem Gaskocher eindampfen l\u00e4\u00dft, wobei man das Sieden vermeidet. Sobald die Fl\u00fcssigkeit auf 200\u2014300 ccm reduziert ist, wird sie auf dem Wasserbade vollst\u00e4ndig eingedampft, was schneller und vollst\u00e4ndiger erreicht wird, wenn man gegen Schlu\u00df des Eintrocknens kleine Quantit\u00e4ten Alkohol zusetzt.\nMit einem St\u00f6\u00dfel wird nun das Residuum in derselben Schale pulverisiert und unter Umr\u00fchren wiederholt mit kleinen Mengen absoluten Alkohols extrahiert, indem man diesen \u00fcber einen nicht zu gro\u00dfen Faltenfilter gie\u00dft und in einer zweiten Schale auff\u00e4ngt. Die Schalengr\u00f6\u00dfe mu\u00df wenigstens um das Doppelte die zur Extraktion verwendete jedesmalige Alkoholmenge \u00fcbertreffen, da die Fl\u00fcssigkeit das Bestreben zeigt, an den Schalenw\u00e4nden emporzusteigen. Auf dem Wasserbade wird der Alkohol, ohne ihn sieden zu lassen, zur Verdunstung gebracht.\nDas trockene Residuum wird in derselben Schale mit neuem absolutem Alkohol extrahiert, wobei die H\u00e4lfte oder ein Drittel der das erstemal verwendeten Menge gen\u00fcgt; der Schaleninhalt wird wieder getrocknet und zum drittenmal mit Alkohol von 99,8\u00b0 behandelt. Diese drei Extraktionen gen\u00fcgen, um das mit den Aminen vermischte Chlorammonium bis auf Spuren zu entfernen.\nDer nach der letzten Extraktion gewonnene trockene","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450\nFilippo De Filippi,\nR\u00fcckstand wird in wenigen Kubikzentimetern Wasser gel\u00f6st und die gelbliche L\u00f6sung quantitativ in den Kolben des oben beschriebenen Apparates mit Glasanschl\u00fcssen \u00fcbergef\u00fchrt ; der Kolben wird dann sofort mit dem K\u00fchler verbunden. Das P\u00e9ligotsche Rohr und der Sammelkolben enthalten 15\u201420 ccm verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure. Aus dem Hahntrichter l\u00e4\u00dft man nun 25 ccm Hypobromitl\u00f6sung (25 ccm Brom in 500 ccm einer 20\u00b0/oigen L\u00f6sung von KOH) in den Destillationskolben tropfen und sch\u00fcttelt vorsichtig das Gemisch von Hypobromit und Chloriden ; falls nach dem schwachen Aufsch\u00e4umen die Fl\u00fcssigkeit nicht ausgesprochen zitronengelbe Farbe ann\u00e4hme, w\u00e4re noch neue Hypobromitl\u00f6sung zuzusetzen.\nUm nun den \u00dcberschu\u00df von Hypobromit zu beseitigen, gie\u00dft man durch den Trichter in den Kolben auf Vs verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure von 1,19 spezifisches Gewicht, und zwar davon ebensoviel Kubikzentimeter, als Hypobromitl\u00f6sung verwendet wurde. Wegen der kleinen Mengen Trimethylamin, die im Urin Vorkommen, bildet sich nicht der orangerote Niederschlag, den ich bei den Vorversuchen beobachtete ; doch zeigt sich zuweilen eine leichte vor\u00fcbergehende Tr\u00fcbung. Durch das freigewordene Brom nimmt die Fl\u00fcssigkeit eine kirschrote F\u00e4rbung an.\nJetzt wird zun\u00e4chst das Brom destilliert, das vom Wasserdampfstrom mitgerissen schnell in den Sammelkolben \u00fcbergeht. Dadurch reduziert sich der Inhalt des Destillationskolbens, der seine urspr\u00fcngliche gelbliche F\u00e4rbung wieder angenommen hat, auf die H\u00e4lfte oder noch weniger. Man unterbricht die Erhitzung und ersetzt den Sammelkolben durch einen anderen ebenfalls 10\u201415 ccm verd\u00fcnnte HCl enthaltenden Kolben; die im Rohr des K\u00fchlers noch vorhandenen Bromd\u00e4mpfe werden au\u00dfer acht gelassen. Der Inhalt des ersten Sammelkolbens, der das Brom enth\u00e4lt, wird sofort zum Eindampfen auf ein Wasserbad gebracht.\nEs bleibt noch die Destillation des Trimethylamins \u00fcbrig. Zu dem Zwecke macht man den Inhalt des Destillationskolbens alkalisch mit einem Volumen einer 30\u00b0/oigen L\u00f6sung von KOH, das dem Volumen der vorher verwendeten Salzs\u00e4ure entspricht; hierbei entf\u00e4rbt sich die bis jetzt gelbliche Fl\u00fcssigkeit. Die alkalische Fl\u00fcssigkeit siedet bei der nun wieder beginnenden","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 451\nDestillation viel regelm\u00e4\u00dfiger als vorher, als sie noch sauer war; hat man noch die Vorsicht gebraucht, in den Destillationskolben einige an einem Ende geschlossene Kapillaren zu legen, so geht die Destillation ohne jede Schwierigkeiten vor sich. Durch Zutropfenlassen von Wasser aus dem Hahntrichter erh\u00e4lt man den Inhalt des Destillationskolbens auf ann\u00e4hernd gleichem Niveau, bis sich im Sammelkolben zirka 300 ccm Destillat angesammelt haben. Nachdem man sich dann durch Pr\u00fcfung mit Lackmuspapier \u00fcberzeugt hat, da\u00df das Destillat nicht mehr basisch reagiert, unterbricht man die Destillation und f\u00fchrt quantitativ das Destillat und die durch sorgf\u00e4ltiges Waschen des P\u00e9ligotsehen Rohres und der in ihm enthaltenen Glasperlen gewonnene Fl\u00fcssigkeit in dieselbe Schale \u00fcber, die das erste Destillat enthielt, aus dem inzwischen das Brom ausgetrieben wurde. Auf dem Wasserbade wird nun der Schaleninhalt auf wenige Kubikzentimeter reduziert.\nW\u00e4hrend des Eindampfens f\u00fcllt man in das P\u00e9ligot sehe Rohr und in den Sammelkolben zusammen 25 ccm HClN/io und schlie\u00dft beide wieder an den Apparat an. Das Residuum des eingedampften Destillates wird wieder in den Destillationskolben gef\u00fcllt, durch 50 ccm KOH von 10\u00b0/o (durch den Trichter in den Kolben eingef\u00fchrt) alkalisch gemacht, und dann das Trimethylamin in die titrierte Salzs\u00e4ure \u00fcberdestilliert. Zum Schlu\u00df wird der Inhalt des Sammelkolbens und des P\u00e9ligot-schen Rohres durch KOHNlio titriert.\nDer ganzp Proze\u00df nimmt 2Ms Tage in Anspruch; man kann aber ohne Schwierigkeit gleichzeitig mehrere ineinander-greifende Analysen durchf\u00fchren und so die t\u00e4gliche Trimethylaminmenge aus der an verschiedenen aufeinander folgenden Tagen ausgeschiedenen Menge bestimmen.\nUntersuchung des Kotes auf Trimethylamin.\nDer Kot wird mit Schwefels\u00e4ure von 2\u00b0/o vermischt, auf dem Wasserbade in der \u00fcblichen Weise getrocknet und fein pulverisiert. Das Pulver wird mit warmem Wasser extrahiert, die Ausz\u00fcge werden nach der Abk\u00fchlung wieder filtriert und das Filtrat in gleicher Weise wie oben der Urin behandelt.","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452\nFilippo De Fiiippi,\nDer mir zur Verf\u00fcgung stehende trockene Hundekot diente mir zu folgenden Bestimmungen.\n1.\t89,20 g trockener Kot wurde in der oben beschriebenen Weise behandelt; er enthielt keine Spur von Trimethylamin.\n2.\tZu 32,52 g desselben Kotes wurden 0,2391 g Trimethylaminchlorid, entsprechend 0,1477 g Base, hinzugef\u00fcgt und ergaben bei der Analyse 0,1376 g Trimethylamin. Der starke Verlust ist auf ungen\u00fcgende Extraktion mit Wasser zur\u00fcckzuf\u00fchren.\n3.\tBessere Resultate erhielt ich, wenn ich den Kot direkt\nmit einer 2\u00b0/oigen L\u00f6sung von KOH im Wasserdampfstrom\ndestillierte. Bei Anwendung dieses Verfahrens erhielt ich aus\neiner Mischung von 20 g trockenem, pulverisiertem Kot mit\n0,2562 g Trimethylaminchlorid, die 0,1584 g Trimethylamin\nentsprachen, 0,1532 g der Base wieder. Der mit verd\u00fcnntem \u2022\u2022\nAtzkali vermischte Kot sch\u00e4umt aber so heftig, da\u00df es sehr schwierig ist, die Destillation im Wasserdampfstrom durchzuf\u00fchren, und es sich empfiehlt, mit dem w\u00e4sserigen Extrakt zu arbeiten; nur mu\u00df man sorgf\u00e4ltig darauf achten, da\u00df der Kot vollst\u00e4ndig extrahiert wird.\nEinleitende Versuche zur Bestimmung der Trimethylaminausscheidung beim Menschen.\nDie wenigen von mir in dieser Richtung angestellten Versuche sollten nur einen orientierenden Zweck haben, und lassen noch keine Schl\u00fcsse \u00fcber Produktion und Ausscheidung des Trimethylamins zu, k\u00f6nnen aber als Ausgangspunkt f\u00fcr weitere Untersuchungen dienen.\nAls Versuchsobjekt f\u00fcr die Untersuchung der Trimethylaminausscheidung diente mir ein gesunder, 41j\u00e4hriger Mann, dessen K\u00f6rpergewicht im Durchschnitt 80 kg betrug und der w\u00e4hrend der Versuchszeit seine gew\u00f6hnliche, nicht schwere Arbeit als Laboratoriumsdiener weiter verrichtete. Der Urin wurde in Zeitr\u00e4umen von 24 Stunden (von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr des n\u00e4chsten Morgens) und in einen 20 ccm verd\u00fcnnte HCl enthaltenden Beh\u00e4lter gesammelt. Zur Analyse wurde die gesamte ausgeschiedene Harnmenge verwendet.","page":452},{"file":"p0453.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 453\nIch werde die Untersuchung in f\u00fcnf ohne Unterbrechung aufeinander folgende Perioden ein teilen :\nI.\tDer zu dem Versuch verwendete Mann hat sich schon seit einigen Tagen einer bestimmten Di\u00e4t unterworfen und haupts\u00e4chlich Kohlehydrate, Milch, Brot, italienische \u00abPasta\u00bb und Bohnen, etwas Wein und Kaffee zu sich genommen.\n22.\tMai. Der in 24 Stunden gesammelte Harn betr\u00e4gt 890 ccm. Vom letzten Destillat werden 2,8 ccm N/io-S\u00e4ure fixiert, denen 0,01652 g Trimethylamin entsprechen.\n23.\tMai. Die gleiche Di\u00e4t. Ausgeschiedener Harn 835 ccm. Fixierte N/io-S\u00e4ure 4 ccm; ausgeschiedenes Trimethylamin 0,0236 g.\nII.\tAnstelle der \u00abPasta\u00bb werden pro Tag 12 Eidotter eingenommen, sonst bleibt die Di\u00e4t dieselbe.\n24.\tMai. Ausgeschiedener Harn 965 ccm. Fixierte N/io-S\u00e4ure 7,5 ccm, entsprechend 0,04425 g Trimethylamin.\n25.\tMai. Die gleiche Di\u00e4t. Ausgeschiedener Harn 1300 ccm. Fixierte S\u00e4ure 9 ccm, ausgeschiedenes Trimethylamin 0,0531 g.\nIII.\tDi\u00e4t wie in Periode I, d. h. Brot, Maccaronisuppe. Gem\u00fcse und Milch.\n26.\tMai. Ausgeschiedener Urin 815 ccm; fixierte S\u00e4ure 3,2 ccm; ausgeschiedenes Trimethylamin 0,01888 g.\n27.\tund 28. Mai. Die gleiche Di\u00e4t. Der Urin wurde nicht untersucht.\nIV.\tDie gleiche Di\u00e4t, au\u00dferdem 500 g mageres Muskelfleisch.\n29.\tMai. Ausgeschiedener Harn 1530 ccm.\n30.\tMai. Gleiche Di\u00e4t. Ausgeschiedener Harn 1150 ccm. In beiden Tagen zusammen 2680 ccm. Der Urin der beiden Tage wird vermischt und in einem Liter der Mischung der Trimethylamingehalt bestimmt. 10 ccm N/io-S\u00e4ure, die im letzten Destillat fixiert werden, entsprechen 0,059 g Trimethylamin. In beiden Tagen betr\u00e4gt also die Gesamtmenge des ausgeschiedenen Trimethylamins 0,15812 g, demnach f\u00fcr jeden Tag im Mittel 0,07906 g.\nV.\tKohlehydratdi\u00e4t wie in Periode I.\n31.\tMai. Die 1105 ccm ausgeschiedener Harn enthalten 0,06254 g Trimethylamin (fixierte N/io-S\u00e4ure 10,6 ccm).","page":453},{"file":"p0454.txt","language":"de","ocr_de":"454\nFilippo De Filip pi,\nDie Resultate dieser Versuche fasse ich zur besseren\n\u2022\u2022\n\u00dcbersicht in der folgenden Tabelle zusammen:\nV ersuchsperioden und Versuchstage\tDi\u00e4t\tUrinmenge in ccm\tTrimethylaminmenge in g\n1. Tag T\tMilch. Brot, Maccaroni-suppe, Bohnen.\t890\t0,01652\n1. 2. Tag\tid.\t835\t0,02360\n3. Tag TT\tMilch, Brot, Bohnen, 12 Eidotter\t965\t0,04425\n11# 4. Tag\tid.\t1300\t0,05310\n5. Tag T TT\tMilch, Brot, Maccaroni-suppe, Bohnen\t815\t0,01888\nI1J. 6.\u20147. Tag\tid.\t\u2014\t\u2014\n8. Tag\tDi\u00e4t wie bei III plus 500 g Fleisch\t1530\t0,07906 (im Mittel vom 8. und 9. Tag) 0,07906\nIV. 9. Tag\tid.\t1150\t\nV.\t10. Tag\tMilch, Brot, Maccaroni-suppe, Bohnen.\t1105\t0,06254\nGanz auff\u00e4llig tritt in dieser Tabelle der Einflu\u00df der Ern\u00e4hrung auf die Trimethylaminausscheidung hervor: diese nimmt nun vierfach und f\u00fcnffach zu, sobald nach Kohlehydratdi\u00e4t noch ein halbes Kilo Fleisch gegeben wird.\nWider Erwarten war die Erh\u00f6hung der Trimethylaminausscheidung nach der Zugabe der Eidotter viel weniger betr\u00e4chtlich wie nach der Fleischzugabe. (Nimmt man als Durchschnittsgewicht f\u00fcr ein Eidotter 16 g an,1) so nahm die Versuchsperson ca. 200 g davon am Tage ein, die wenigstens 15 g Lecithin enthielten.)2)\n0 J. K\u00f6nig, Die menschlichen Nahrungs- und Genu\u00dfmittel, 4. Aufl., 1904, Bd. II, S. 573.\n2) J. K\u00f6nig, ibid., S. 575; das Mittel zwischen den Werten von Gobley und von Loebisch. J\u00fcngere Analysen von O.Manasse (Biochem. Zeitschrift, Bd. 1,1906, S. 246) ergaben f\u00fcr Eidotter einen mittleren Lecithingehalt von 9,41 \u00b0/o; demnach nahm die Versuchsperson t\u00e4glich 18,8 g von diesem K\u00f6rper ein.","page":454},{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels usw. 455\nDie Versuchsperson vertrug diese Ern\u00e4hrung ohne jede Verdauungsst\u00f6rung. \u00dcbrigens stimmen die Autoren, die sich mit der Resorption des Lecithins im Verdauungskanal befa\u00dft haben,1) darin \u00fcberein, da\u00df das Lecithin schnell und vollst\u00e4ndig, haupts\u00e4chlich durch die Lymphgef\u00e4\u00dfe, wahrscheinlich auch durch die Blutgef\u00e4\u00dfe absorbiert wird. Wenn ich auch bei diesen vorl\u00e4ufigen Versuchen den Kot nicht untersucht habe, so glaube ich doch gen\u00fcgenden Grund zu der Annahme zu haben, da\u00df das Lecithin der Eidotter resorbiert wird.\nAus der Tabelle scheint weiter hervorzugehen, da\u00df die durch die Eiernahrung hervorgerufene Erh\u00f6hung der Trimethylaminausscheidung sofort nachl\u00e4\u00dft, sobald keine Eier mehr gegeben werden, w\u00e4hrend die durch Fleischgenu\u00df bedingte Erh\u00f6hung auch am n\u00e4chsten Tage noch anh\u00e4lt. Auf diese Resultate m\u00f6chte ich zun\u00e4chst nur die Aufmerksamkeit lenken, da noch viele andere Versuche anzustellen sind, ehe man diese Resultate sicher zu endg\u00fcltigen Schl\u00fcssen benutzen kann.\nDer individuelle Faktor scheint f\u00fcr die Frage der Trimethylaminausscheidung von gro\u00dfer Bedeutung zu sein. Der in 48 Stunden gesammelte Urin von einem anderen gesunden, etwa 30j\u00e4hrigen Mann, der gemischte Di\u00e4t enthielt, betrug 2785 ccm. In 1500 ccm des Harns ergab die Analyse nur 0,00217 g Trimethylamin, im Mittel am Tage also eine Ausscheidung von 0,00201 g, demnach viel weniger als bei der anderen Versuchsperson, auch an den Tagen, wo diese auf Kohlehydratdi\u00e4t gehalten wurde.\nWie dem auch sei, es ist mit Sicherheit festgestellt, da\u00df das Trimethylamin ein normales Produkt des Stoffwechsels ist.\n0 Vergl. die Arbeiten von H. Stassano und F. Billon, Ref. in Journ. Phys. Path, g\u00e9n., Bd. V, 1903, S. 579, und in Malys J. B., Bd. XXIII, \u00fc. 1903, S. 76 ; ebenso B. Slowtzoff in Hofmeisters Beitr. Chem. Phys., Bd. VII, 1905, S. 508, und Bd. VIII, 1906, S. 370. Auch die Resultate, die man bei Verabreichung des Lecithins per os erh\u00e4lt, im Vergleich zu den bei subkutanen Einspritzungen sich herausstellenden, beweisen, da\u00df das Lecithin im Verdauungskanal sehr leicht absorbiert wird. Das Sammelreferat von G. Landsberg in B. C. ges. Phys. Path. Stoffwechsel, Bd. VII, 1906, S. 193, gibt eine gute kritische Zusammenstellung der Literatur \u00fcber Lecithin.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLIX,\n29","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\tFilippo de Filippi, \u00dcber Trimethylamin.\nDa auch die Untersuchungsmethode einfach und leicht in jedem Laboratorium auszuf\u00fchren ist, so w\u00fcrde es von gro\u00dfer Bedeutung sein, wenn die Trimethylaminausscheidung unter bestimmten physiologischen und pathologischen Bedingungen untersucht w\u00fcrde. Auf der einen Seite ist die Bildung des Trimethylamins im Organismus und seine Bedeutung hinsichtlich der Ern\u00e4hrung und des Stoffwechsels klarzusteilen ; andererseits ist es naheliegend, da\u00df sich das Trimethylamin als ein Anzeichen des Abbaues sch\u00e4dlicher oder giftiger Substanzen herausstellt, die sich beim Stoffwechsel gebildet haben. Es liegt hierbei auf der Hand, an die enge chemische Verwandtschaft zwischen Cholin, Neurin, Muscarin, Betain und an die Beziehung dieser K\u00f6rper zur quatern\u00e4ren Gruppe im komplizierten Molek\u00fcl der Lecithine zu denken.\nZum Schlu\u00df habe ich noch eine neuere Arbeit von H. v. Hoesslin1) \u00fcber die Ver\u00e4nderungen des Lecithins im K\u00f6rper zu erw\u00e4hnen.\nDieser Autor verabreicht Kaninchen auf gastrischem und subkutanem Wege 0,5\u20141 g Cholinbromid und stellt im Urin eine erh\u00f6hte, aber nicht konstante und der eingef\u00fchrten Cholinmenge nicht entsprechende Ausscheidung von Ameisens\u00e4ure fest. Einmal (bei acht Versuchen) konstatierte er im Harn auch die Anwesenheit von Glyoxyls\u00e4ure, die er als ein Derivat des bei der Spaltung des Cholinmolek\u00fcls entstehenden Oxy\u00e4thylamins oder Glykols ansieht. M\u00f6glicherweise tr\u00e4te demnach im Organismus des Kaninchens eine Spaltung der Trimethylamingruppe des Cholins ein, wenn auch nicht auf regelm\u00e4\u00dfige und konstante Weise.\nEs bleibt demnach zu untersuchen, ob eine systematische Pr\u00fcfung des Verhaltens der Trimethylaminausscheidung im Harn zur Klarstellung dieser bedeutenden Frage beitragen kann.\n\u00bb) H. v. Hoesslin in Hofmeisters Beitr. Chem. Phys., Bd. VIII, 1906, S. 27.","page":456}],"identifier":"lit18418","issued":"1906","language":"de","pages":"433-456","startpages":"433","title":"Das Trimethylamin als normales Produkt des Stoffwechsels, nebst einer Methode f\u00fcr dessen Bestimmung im Harn und Kot","type":"Journal Article","volume":"49"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:34:36.002551+00:00"}