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{"created":"2022-01-31T13:30:34.021120+00:00","id":"lit18435","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Siegfried, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 163-173","fulltext":[{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Caseinokyrin.\nIII. Mitteilung.\nVon\nM. Siegfried.\n(Aus der chemischen Abteilung des physiologischen Instituts Leipzig.) (Der Redaktion zugegangen am 6. November 1906.)\nI. Best\u00e4tigung der Einheitlichkeit des Caseinokyrins durch Untersuchung des Phosphorwolframates.\nVor kurzem haben Zd. H. Skraup und Witt1) Gasein in der von mir2) f\u00fcr die Darstellung des Caseinokyrins angegebenen Weise hydrolysiert, auch die Phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llung des Rohproduktes nach der von mir gegebenen Vorschrift durch Zersetzung mit Baryt nach vorherigem L\u00f6sen in verd\u00fcnntem Ammo-\n\u2022 \u2022\nniak zersetzt. In \u00dcbereinstimmung mit mir finden die Verfasser, da\u00df das aus dieser Phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llung dargestellte Rohprodukt nicht einheitlich ist. Einen Teil dieses Rohproduktes haben Skraup und Witt zweimal nach L\u00f6sen in verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure mit Alkohol gef\u00e4llt und dies so erhaltene Sulfat weiter untersucht. Es ergab sich, da\u00df dieses Sulfat kein reines Kyrinsulfat war, da\u00df es Lysin enthielt, und da\u00df die Phosphor-wolframate nicht v\u00f6llig in 80\u00b0/oigem Alkohol l\u00f6slich waren. Ferner war ein Teil der aus den Phosphorwolframaten dargestellten Substanz nach schwachem Ans\u00e4uern mit Jodwasserstoffs\u00e4ure durch Kaliumquecksilberjodid f\u00e4llbar. Da ich in der eben zitierten Arbeit durch zweimaliges F\u00e4llen aus verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure in verd\u00fcnnten x^lkohol ein Kyrinsulfat erhalten habe, das bei weiterem Umf\u00e4llen seine Zusammensetzung nicht mehr \u00e4nderte, und da auch Skraup und Witt zweimal aus\n*) Sitzungsbericht d. Kais. Akad. d. Wissensch., Wien 1906, Bd. GXV,\nS. 463.\n2) Diese Zeitschrift, Bd. XLIII, S. 46.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nM. Siegfried,\nverd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure mit Alkohol gef\u00e4llt haben, machen sie die Annahme, da\u00df ihr Sulfat mit dem meinigen identisch gewesen sei. Auf Grund dieser Annahme schlie\u00dfen sie: weil ihr Sulfat nicht rein war, ist auch das von mir dargestellte Sulfat nicht einheitlich gewesen und deshalb ist die Existenz des Kyrins nicht bewiesen.\nAus dem Umstande, da\u00df Skraup und Witt das Rohprodukt zweimal gef\u00e4llt hatten, w\u00e4ren sie auch dann nicht zu der Annahme, ihr Sulfat sei mit dem meinigen .identisch, berechtigt gewesen, wenn sie die Umf\u00e4llung ebenso ausgef\u00fchrt h\u00e4tten wie ich; denn es w\u00e4re notwendig gewesen, wenigstens festzustellen, ob ihr Sulfat auch die von mir f\u00fcr das Caseinokyrinsulfat ermittelte Zusammensetzung besa\u00df. Aber Skraup und Witt haben nicht einmal in derselben Weise wie ich umgef\u00e4llt, sondern unter anderen Bedingungen und unter Verwendung von viel weniger Alkohol und Schwefels\u00e4ure. Ich habe angegeben:1) \u00abDie Umf\u00e4llung geschieht am besten aus 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure in Alkohol, wobei etwa auf 15 ccm der schwefelsauren L\u00f6sung 1 1 Alkohol absolut zu nehmen ist. Vorteilhaft f\u00e4llt man das Rohsulfat zun\u00e4chst einige Male als \u00d6l durch allm\u00e4hlichen Zusatz von Alkohol zu der schwefelsauren L\u00f6sung des Kyrins. Selbstverst\u00e4ndlich ist nur die Pr\u00fcfung des Sulfates, namentlich die Elementaranalyse ma\u00dfgebend daf\u00fcr, ob das Sulfat rein oder noch weiter umzuf\u00e4llen ist.\u00bb Bei dem von mir zweimal gef\u00e4llten Sulfat, auf welches sich Skraup und Witt beziehen, ist die zweite F\u00e4llung, wie an der betreffenden Stelle angegeben,2) in folgender Weise ausgef\u00fchrt worden: \u00abDie L\u00f6sung von 22 g \u00abb\u00fcchsentrockenem\u00bb Sulfate in 50 ccm 10\u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure wurde in 4,5 1 Alkohol verr\u00fchrt. Nach der F\u00e4llung wurde noch 1 Stunde weiter ger\u00fchrt.\u00bb\nSkraup und Witt3) hingegen sind folgenderweise verfahren: \u00abEs wurden 70 g des Sirups in 96 ccm 10 \u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st, je 35 ccm in einer Flasche mit 600 ccm absoluten Alkohols in Anteilen vermischt und auf der Maschine gesch\u00fcttelt.\n9 1. c. S. 48.\n2)\t1. c. S. 51.\n3)\tSitzungsbericht d. Kaiser!. Akad. d. Wissensch., 1906, Bd. GXV, S. 470.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Caseinokyrin. III.\n165\nDie Fl\u00fcssigkeit wurde bald klar. Das an der Wand harzig ausgeschiedene Sulfat, je 29 g, wurde durch Sch\u00fctteln in 25 ccm 10\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st und wieder 600 ccm alsoluten Alkohols zugef\u00fcgt.\u00bb\nBei der von mir vorgeschriebenen F\u00e4llung durch Eingie\u00dfen oder Eintropfenlassen der schwefelsauren L\u00f6sung in Alkohol unter R\u00fchren wird das Sulfat in kleinen, mikroskopischen K\u00f6rnchen ausgeschieden, die nach dem Auswaschen mit Alkohol und \u00c4ther und Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure ein Pulver dar-slellen. Die von Skraup und Witt vorgenommene F\u00e4llung liefert eine harzige Ausscheidung. Diese Art F\u00e4llung ist zu vergleichen mit der vorhin erw\u00e4hnten \u00d6lf\u00e4llung. Vergleichende Versuche, die im hiesigen Laboratorium mit \u00d6lf\u00e4llungen einer-seits und der F\u00e4llung durch Eingie\u00dfen der Sulfatl\u00f6sung in viel Alkohol unter kr\u00e4ftigem Umr\u00fchren bei anderen Kyrinen angestellt worden sind, haben die gro\u00dfe \u00dcberlegenheit der zweiten Art \u00fcber die erstere ergeben (s. z. B. die vorhergehende Mitteilung von H. Kirbach). Hiernach sind \u00d6lf\u00e4llungen nicht vorteilhaft.\nAnmerkung: Der so sehr verschiedene Effekt der einen und anderen Art der F\u00e4llungsweisen bei den Kyrinen d\u00fcrfte auch bei anderen K\u00f6rpern zutage treten. Wir haben auch fr\u00fcher stets die Peptone durch Einr\u00fchren ihrer L\u00f6sung in viel Alkohol gereinigt. Eine genaue Angabe der Art des Umfallens d\u00fcrfte daher in jedem Falle erw\u00fcnscht sein, w\u00e4hrend man h\u00e4ufig nur die Angabe findet, die Substanzen seien so und so oft umgef\u00e4llt worden.\nDie Tatsache, da\u00df Skraup und Witt zu der Annahme, das von ihnen untersuchte Sulfat sei identisch mit Kyrinsulfat, nicht berechtigt waren, macht die Schl\u00fcsse, welche die Verfasser aus den Ergebnissen der Untersuchung ihres Sulfates auf das Caseinokyrinsulfat gezogen haben, hinf\u00e4llig.\nDie erw\u00e4hnte Mitteilung von Skraup und Witt ergab\nf\ndie M\u00f6glichkeit, von neuem die Einheitlichkeit des Caseinokyrins zu pr\u00fcfen. Die Verfasser haben auf einem neuen Wege gezeigt, wie sich erkennen l\u00e4\u00dft, da\u00df das Gemisch von Produkten, die sich durch Einwirkung von Salzs\u00e4ure auf Casein bei K\u00f6rpertemperatur bilden und durch Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbar sind, nicht einheitlich ist. Die Anwendung des von Skraup und Witt eingeschlagenen Weges auf Kyrinsulfat mu\u00dfte somit erkennen","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nM. Siegfried,\nlassen, ob dieses frei von den im Rohsulfat vorhandenen Verunreinigungen ist.\n7,5 g nach einer Trockenbestimmung bei 950 als trocken berechnetes Kyrinsulfat wurden in 500 ccm Wasser gel\u00f6st. Die L\u00f6sung war im Gegensatz zu der L\u00f6sung des Sulfates von Skraup und Witt ganz klar. Sie wurde durch 120 ccm einer L\u00f6sung, welche 100 g Phosphorwolframs\u00e4ure in 220 ccm enthielt, ausgef\u00e4llt. Nach Absaugen und Trocknen auf dem Wasserbade wog das Phosphorwolframat 52 g. * Dieses wurde mit 87 ccm 80\u00b0/oigen Alkohols bei gew\u00f6hnlicher Temperatur verr\u00fchrt ; nach 4 Stunden hatte es sich v\u00f6llig gel\u00f6st. Die L\u00f6sung wurde auf einer kleinen Filterscheibe durchgesaugt, dieselbe mit 80 ccm 80\u00b0/oigen Alkohols gewaschen. Auf der Filterscheibe fand sich kein ungel\u00f6stes Phosphorwolframat. Aus 97 g Phosphorwolframat haben Skraup und Witt 3 g eines in 80\u00b0/oigem Alkohol unl\u00f6slichen Phosphorwolframates erhalten. Diese Verunreinigung fand sich im Kyrinphosphorwolframat also ebenfalls nicht vor.\nAus der alkoholischen L\u00f6sung wurde das Phosphorwolframat durch 340 ccm Wasser ausgeschieden. Unter dem Mikroskope zeigte es sich aus gleichm\u00e4\u00dfigen, kleinen, durchsichtigen K\u00f6rnchen bestehend ; Nadeln oder Drusen waren nirgends zu sehen. Auch nach L\u00f6sen durch Erw\u00e4rmen des mit Deckglas bedeckten Objekttr\u00e4gers schied sich das Phosphorwolframat beim Erkalten lediglich in kleinen K\u00f6rnchen aus. Nach Absaugen am folgenden Tage und Trocknen auf dem Wasserbade wog dieses Phosphorwolframat 44,5 g. Nach \u00dcbergie\u00dfen mit 100 ccm 80\u00b0/oigen Alkohols hatte es sich innerhalb 5 Stunden bis auf eine geringe Menge gr\u00f6berer zusammengebaekter K\u00f6rnchen gel\u00f6st. Nach Absaugen auf kleiner Filterscheibe, Nachwaschen mit etwas 80\u00b0/oigem Alkohol und Trocknen der Filterscheibe auf dem Wasserbade betrug das Gewicht des ungel\u00f6sten Phosphorwolframates 0,105 g. Wenn dies wirklich von einer Verunreinigung herr\u00fchrte, die bei dem ersten L\u00f6sen des Phosphorwolframates mit in L\u00f6sung gegangen w\u00e4re, so betr\u00fcge ihre Menge nur ca. 0,24\u00b0/o vom ganzen PhosphorwoTramate.\nDas alkoholische Filtrat wurde mit der doppelten Menge","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Caseinokyrin. III.\n167\nWassers vermischt. Es schied sich das Phosphorwolframat wieder in gleichm\u00e4\u00dfigen kleinen mikroskopischen K\u00f6rnchen aus. Anderntags abgesaugt; Gewicht des auf dem Wasserbade getrockneten Phosphorwolframates 39 g.\nAus dem Filtrate von der ersten Umf\u00e4llung des Phosphorwolframates aus 80\u00b0/oigem Alkohol durch Wasser wurde durch Zusatz bei gew\u00f6hnlicher Temperatur ges\u00e4ttigten Barytwassers \u2014 es gen\u00fcgten 150 ccm \u2014 die Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt, das Filtrat nach Zusatz von Ammoncarbonat und Filtrieren eingedampft. Der R\u00fcckstand wog 0,402 g. Er wurde in m\u00f6glichst wenig 50\u00b0/oigem Alkohol gel\u00f6st und auf dem Wasserbade mit 5 ccm einer 5\u00b0/oigen alkoholischen Pikrins\u00e4urel\u00f6sung versetzt. Nach dem Erkalten hatten sich vereinzelte Fl\u00f6ckchen am Boden des Bechergl\u00e4schens ausgeschieden, aber kein Krystall von Lysinpikrat; auch nach Zusatz von mehr 99\u00b0/oigem Alkohol nicht.\nSkraup uud Witt hatten aus der ersten Umf\u00e4llung ihres\nPhosphorwolframates, dessen Gewicht urspr\u00fcnglich 97 g und\nnach der Umf\u00e4llung 47 g betrug, 4,2 Sirup erhalten. Durch\nL\u00f6sen dieses R\u00fcckstandes in demselben Volumen 50\u00b0/oigen\nAlkohols und Vermischen mit dem 11 fachen Volumen einer\n5\u00b0/oigen alkoholischen Pikrins\u00e4ure hatten Skraup und Witt\n\u2022 \u2022\nein Gemisch von Krystallen und einem 01 erhalten. Diese Kry-stalle vereinigt mit den aus weiteren alkoholischen Umf\u00e4llungen erhaltenen \u2014 \u00abdie Krystallisation war in dem ersten Filtrat absolut und relativ am allerreichlichsten\u00bb \u2014 lieferten mehrfach mit Wasser umkrystallisiert bei Skraup und Witt lg reines Lysinpikrat.\nNachdem der von Skraup und Witt befolgte Weg im Kyrinsulfat die Abwesenheit von Lysin ergeben hatte, habe ich das Pikrat weiter nach der von mir vor kurzem1) gegebenen Vorschrift zur Unterscheidung von Kyrin und dem Gemenge von Arginin und Lysin weiter verarbeitet. Die alkoholische Pikratl\u00f6sung wurde abgegossen. Die am Boden des Gl\u00e4schens haftenden Flocken wurden zun\u00e4chst noch einmal auf Lysin untersucht, indem sie mit wenig Wasser auf dem Wasserbade gel\u00f6st wurden\nb Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 65 und 66.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nM. Siegfried.\nund die L\u00f6sung \u00fcber Schwefels\u00e4ure eingedunstet wurde. Unter dem Mikroskope war wieder kein einziger Krystall sichtbar.\nDie abgegossene Pikratl\u00f6sung wurde unter Zusatz von Pikrins\u00e4ure auf dem Wasserbade eingedampft, die L\u00f6sung des R\u00fcckstandes in 99\u00b0/oigem Alkohol in \u00c4ther verr\u00fchrt, das in Flocken ausgeschiedene Pikrat abgesaugt, mit \u00c4ther gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Aus der L\u00f6sung von 0,25 g dieses Pikrates in 75 ccm Alkohol (99 \u00b0/o) waren weder beim Erkalten noch nach \u00c4therzusatz Lysinpikrat oder sonstige Kry-stalle zu erhalten. Auch nach Zusatz von 0,5 g Platinchloridchlorwasserstoffs\u00e4ure in Alkohol gel\u00f6st und nach 5 t\u00e4gigem Stehen im Eisschranke bildete sich kein einziger Krystall des charakteristischen Lysinplatinsalzes. Es war also sicher kein Lysin vorhanden.\nAus dem Filtrate der zweiten Umf\u00e4llung des Phosphor-wolframates aus 80\u00b0/oigem Alkohol durch Wasser wurde in gleicher Weise wie aus dem Filtrate der ersten Umf\u00fcllung 0,427 g R\u00fcckstand, also ungef\u00e4hr ebensoviel wie aus dem Filtrate der ersten Umf\u00e4llung erhalten. Auch in diesem war kein Lysin nachweisbar.\nDas zweimal aus Alkohol gef\u00e4llte Phosphorwolframat wurde, wie fr\u00fcher, in Wasser unter Zusatz von Ammoniak gel\u00f6st, diese L\u00f6sung mit Barythydrat unter Vermeidung eines wesentlichen \u00dcberschusses ausgef\u00e4llt, das Filtrat nach Zusatz von Ammonium-earbonat und Filtrieren eingedampft. Von der L\u00f6sung des R\u00fcckstandes wurde der gr\u00f6\u00dfere Teil nach schwachem Ans\u00e4uern mit Jodwasserstoffs\u00e4ure, wobei die L\u00f6sung v\u00f6llig klar blieb, tropfenweise mit Kaliumquecksilberjodid versetzt. Es entstand kein Niederschlag, nur eine geringe Opalescenz ; ebenso entstand in einer Probe auf Zusatz von mehr Kaliumquecksilberjodid keine F\u00e4llung. Die Opalescenz war anderntags verschwunden, daf\u00fcr war das Gef\u00e4\u00df mit einem leichten Anflug bezogen. Nach Abgie\u00dfen der v\u00f6llig klaren L\u00f6sung und Aussp\u00fclen mit etwas Wasser, das ebenfalls klar blieb, wurde das Gef\u00e4\u00df mit Alkohol ausgesp\u00fclt und dieser in gewogenem Gl\u00e4schen eingedampft. Der R\u00fcckstand wog 0,0076 g.\nHiermit in Einklang steht der Befund, da\u00df die von mir","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Caseinokyrin. III.\n169\ngepr\u00fcften Kyrinsulfate ausnahmslos keine F\u00e4llung mit Kaliumquecksilberjodid gaben, w\u00e4hrend die Rohsulfate eine F\u00e4llung geben.\nDer Rest der L\u00f6sung des aus dem zweimal aus der alkoholischen L\u00f6sung durch Wasser abgeschiedenen Phosphorwol-framate erhaltenen Kyrins wurde eingeengt, mit Schwefels\u00e4ure vermischt, so da\u00df die S\u00e4urekonzentration dieser L\u00f6sung ca. 5\u00b0/o betrug und in Alkohol verr\u00fchrt; das feink\u00f6rnige Sulfat wurde abgesaugt, mit Alkohol und \u00c4ther gewaschen und \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet. Es gab die Biuretreaktion deutlich und besa\u00df die Zusammensetzung des Kyrinsulfates. Zur Analyse wurde es im trocknen Luftstrome im Apparat unter Anwendung siedenden Wassers getrocknet.\nAnalysen:\nI.\t0,1777 g Substanz gaben 0,0933 g H20 und 0,2083 g C02.\nII.\t0,1349 \u00bb\t\u00bb\terforderten 14,1 ccm n/10-S.\nIII.\t0,1776 \u00bb\t\u00bb\tgaben 0,1486 g BaS04.\nGefunden :\tDurchschnitt der in dieser Zeitschrift, Bd. XLIII,\nS. 55, ver\u00f6ffentlichten Analysen:\nC = 31,97 \u00b0/o\t31,84\u00b0/\nH = 5,87 \u00b0/o\t6,06\u00b0/\nN = 14,53 \u00b0/o\t14,77\u00b0/.\nS = 11,49\u00bb/\u00bb\t11,62\u00b0/\nDie Untersuchung des Kyrinphosphorwolframates auf dem von Skraup und Witt eingeschlagenem Wege hat von neuem die Einheitlichkeit des Caseinokyrins best\u00e4tigt.\nII. Anwendung der Carbaminoreaktion auf Kyrine.\nLeitet man in die L\u00f6sung von Glykokoll bei Gegenwart von Kalkhydrat Kohlens\u00e4ure, so erh\u00e4lt man das Calciumsalz der Carbaminoessigs\u00e4ure, der Glykokollcarbons\u00e4urex). F\u00fchrt man diese Reaktion unter Einhaltung gewisser, unten n\u00e4her angegebenen Bedingungen aus, saugt vom \u00fcbersch\u00fcssigen Kalkhydrat ab und erhitzt das Filtrat, so zerf\u00e4llt das glykokollcarbonsaure Calcium in Glykokoll und Calciumcarbonat. Durch Bestimmung des letzteren einerseits und des Stickstoffs im Filtrate ander-\n0 M. Siegfried, Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, S. 85, und Bd. XLVI,\nS. 401.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. L.\n12","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nM. Siegfried,\nseits erh\u00e4lt man Werte, die angeben, wie weit die Reaktion vor sich gegangen ist, d. i. wie viel Glykokoll in das Salz seiner Carbons\u00e4ure \u00fcbergef\u00fchrt wurde. Dividiert man den Wert f\u00fcr Calciumcarbonat durch das Molekulargewicht desselben und den Wert f\u00fcr Stickstoff durch dessen Atomgewicht, so erh\u00e4lt man, wenn Glykokoll quantitativ in glykokollcarbonsaures Calcium \u00fcbergef\u00fchrt wird, das Atom Verh\u00e4ltnis :\nC02 : N = 1 : 1\n\u00ab\nEbenso l\u00e4\u00dft sich, wenn bekannt ist, wieviel ein K\u00f6rper mit mehreren N-Atomen Kohlens\u00e4ure bindet \u2014 vorausgesetzt, da\u00df die N-haltigen Gruppen, welche reagieren, quantitativ reagieren \u2014 feststellen, wieviel N-Atome der Verbindung die Carb-aminoreaktion geben. Es ist hierbei notwendig, da\u00df auch nach dem Aufkochen noch \u00fcbersch\u00fcssiges Kalkhydrat in L\u00f6sung zugegen ist. Findet man so f\u00fcr das Lysin das Verh\u00e4ltnis C02 : N \u2014 1 : 1, so bedeutet dies, da\u00df beide NH2-Gruppen des Lysins die Carbaminoreaktion quantitativ geben. Mit diesen Untersuchungen ist Herr C. Neu mann im hiesigen Laboratorium besch\u00e4ftigt, welcher nicht nur Eiwei\u00dfspaltungsprodukte, sondern auch Amine und andere stickstoffhaltige K\u00f6rper auf ihr Verhalten gegen\u00fcber der Carbaminoreaktion untersucht, weshalb ich mir dieses Arbeitsgebiet Vorbehalten m\u00f6chte.\nEs war zu erwarten, da\u00df Verbindungen, welche bei der Zersetzung Eiwei\u00dfspaltungsprodukte liefern, wie Eiwei\u00dfk\u00f6rper\nselbst, Peptone, Kyrine, ein kleineres Verh\u00e4ltnis f\u00fcr bei der\nCarbaminoreaktion ergeben, als die Summe ihrer Spaltungsprodukte, da bei der Spaltung sicher N-haltige Gruppen frei werden, welche die Carbaminoreaktion geben, w\u00e4hrend sie in der Verbindung nicht reagieren. Ich hoffe, da\u00df in dieser Beziehung die Carbaminoreaktion ein Hilfsmittel f\u00fcr Schl\u00fcsse auf die Konstitution dieser Verbindungen werden wird, namentlich f\u00fcr Peptone und Kyrine ; das wird aber erst m\u00f6glich sein, wenn das Verhalten m\u00f6glichst aller hier in Betracht kommenden Amino-k\u00f6rper von bekannter Konstitution untersucht sein wird. Aber schon heute gestattet die Bestimmung des Verh\u00e4ltnisses C02 : N, z. B. in einem Kyrin und zugleich in der Summe seiner Spal-","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Caseinokyrin. III.\n171\ntungsprodukte die Unterschiede zwischen diesem und dem Kyrin von neuem darzutun. Ferner wird diese Methode vielfach geeignet sein, um in einfacher und sicherer Weise zu pr\u00fcfen, ob ein K\u00f6rper durch Verdauungsenzyme gespalten wird oder nicht.\nDie Bestimmung des Verh\u00e4ltnisses C02 : N.\n2 bis 3 g Kyrinsulfat werden in Wasser gel\u00f6st, bei gew\u00f6hnlicher Temperatur mit etwas \u00fcbersch\u00fcssigem Barytwasser vermischt, das Filtrat vom Baryumsulfat mit Ammoncarbonat versetzt, das Filtrat vom Baryumcarbonat auf dem Wasserbade vollst\u00e4ndig eingedampft; der R\u00fcckstand noch einige Male auf dem Wasserbade unter Zusatz von etwas Wasser eingedampft und hierauf zu ungef\u00e4hr 100 ccm Volumen mit Wasser gel\u00f6st. Von dieser L\u00f6sung werden 3 bis 4 Bestimmungen ausgef\u00fchrt. Zu je 1U bis 1/s der L\u00f6sung gibt man einige Tropfen Phenol-phtaleinl\u00f6sung, k\u00fchlt in Eiswasser ab, f\u00fcgt einige Kubikzentimeter Kalkmilch dazu und leitet unter Umschwenken Kohlens\u00e4ure bis zum Verschwinden der Farbe ein -\u2014 nicht l\u00e4nger. Darauf gibt man wieder einige Kubikzentimeter Kalkmilch hinzu und leitet wieder unter Umschwenken Kohlens\u00e4ure bis zum Verschwinden der Farbe ein, gibt noch einmal Kalkmilch hinzu und leitet wieder Kohlens\u00e4ure bis zum Verschwinden der Farbe ein. Hierauf gibt man wieder etwas Kalkmilch hinzu, sch\u00fcttelt um, nimmt erst jetzt das Gef\u00e4\u00df aus dem Eiswasser und saugt ohne nachzuwaschen ab. \u2014 Hat man nach dem letzten Zusatze von Kalkmilch anhaltend umgesch\u00fcttelt, ehe man absaugt, so entsteht leicht bei dem nachherigen Aufkochen ein Fehler dadurch, da\u00df sich neben Calciumcarbonat etwas Kalkhydrat abscheidet, da dieses in hei\u00dfem Wasser schwerer l\u00f6slich ist als in kaltem. Deshalb verf\u00e4hrt man weiter folgenderma\u00dfen: \u2014 Das Filtrat wird mit ca. dem doppelten Volumen ausgekochten Wassers versetzt und in einem mit nach abw\u00e4rts gebogenen Natronkalkrohr versehenen K\u00f6lbchen zum Sieden erhitzt. Auch nach dem Kochen mu\u00df die Reaktion stark alkalisch sein. Nach Abk\u00fchlen wird auf gewogenem Gooch- oder Neubau er-Tiegel abgesaugt, mit kaltem Wasser nachgewaschen. Nach Trocknen bei 120\u00b0 i gewinnt man den Wert f\u00fcr Calciumcarbonat.\n12*","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nM. Siegfried,\nDas Filtrat wird sogleich mit einem Teil der zur Kjeldahl- J bestimmung n\u00f6tigen 20 ccm konzentrierten Schwefels\u00e4ure versetzt, im Kjeldahlkolben eingedampft und nach Zusatz des Restes der 20 ccm Schwefels\u00e4ure unter Verwendung von Kaliumsulfat und zuletzt Kaliumpermanganat kjeldahlisiert.\nF\u00fcr das Caseinokyrin hat Herr 0. Pilz folgende Werte erhalten :\nI.\tGefunden :\t0,0890 g CaC03\tGebraucht: 20,29\tccm n/io-S\nII.\t\u00bb :\t0,0630 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t: 14,49\t\u00bb \u00bb\nIII.\t\u00bb ;\t0,0910 \u00bb\t* : 20,66\t\u00bb \u00bb\nIV.\t\u00bb :\t0,0775 \u00bb\t>\t: 17,67\t\u00bb \u00bb\n\t\tHieraus berechnet sich:\t\t\n\tC02 : N\t= 1 : 2,28; 1 : 2,30; 1 : 2,27; 1\t\t: 2,28.\nDa bei diesen schon vor l\u00e4ngerer Zeit ausgef\u00fchrten Bestimmungen das Filtrat vor dem Kochen nicht mit Wasser verd\u00fcnnt worden war, hat Herr E. Hitschmann unter Anwendung dieser Vorsichtsma\u00dfregel folgende Bestimmungen ausgef\u00fchrt, deren Resultate mit denen des Herrn Pilz \u00fcbereinstimmen:\n\tCaC03\tccm n/io-S\tC02 : N\t\nI.\t0,1761\t38,78\t1 :\t: 2,205\nII.\t0,1499\t33,05\t1\t: 2,206\nIII.\t0,1626\t35,65\t1\t: 2,194\nHerr Pilz hat dann 2 g Caseinokyrinsulfat durch 12st\u00fcndiges Kochen mit der Mischung von 50 ccm Wasser und 25 g konzentrierter Schwefels\u00e4ure zersetzt und f\u00fcr das nach Entfernung der Schwefels\u00e4ure mit Barythydrat, Ausf\u00e4llen des \u00dcberschusses dieses mit Ammoncarbonat und wiederholtem Eindampfen auf dem Wasserbade gewonnene Gemenge der Zersetzungsprodukte folgende Werte erhalten:\nCaC03\tccm n/io-S\tC08 : N\nI. 0,1795\t26,92\t1 : 1,50\nII. 0,1245\t18,92\t1 : 1,52\nHL 0,2283\t33,73\t1 : 1,46\nIV. 0,1970\t29,74\t1 : 1,51\nMan sieht also, da\u00df das Verh\u00e4ltnis C02 : N beim Caseinokyrin ein viel kleineres ist, als das bei seinen Spaltungsprodukten. Im Durchschnitt wurde f\u00fcr den Nenner bei den Zersetzungs-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Caseinokyrin. III.\n173\nProdukten gefunden: 1,50, beim Kyrin: 2,25, also f\u00fcr letzteres gerade um 50 \u00b0/o mehr, als f\u00fcr das der Zersetzungsprodukte. Nimmt man z. B. f\u00fcr das Caseinokyrin 9 Atome N im\nt!\nMolek\u00fcl an, so w\u00fcrden \u2014 vorausgesetzt, da\u00df die Reaktion quantitativ verl\u00e4uft \u2014 von diesen 9 N-Gruppen 4 die Carbamino-reaktion geben, von den 9 N-Gruppen der Spaltungsprodukte aber 6 N-Gruppen.\nF\u00fcr Fibrinokyrin1)\terhielt Herr\tHitschmann folgende\nWerte :\t\t\nCaCOo o\tccm n/to-S\tCa : N\nI. 0,2006\t52,9\t1 : 2,63\nII. 0,2663\t69,37\t1 : 2,61\nDas Gemisch der Spaltungsprodukte des Fibrinokyrins gab\t\t\nfolgende Werte:\t\t\nCaC03\tccm n/io-S\tC02 : N\nI. 0,2727\t38,95\t1 : 1,43\nII. 0,2618\t37,20\t1 : 1,42\nIII. 0,2448\t35,40\t1 : 1,45\nBeim Fibrinokyrin ist also der Unterschied des Verh\u00e4ltnisses C02 : N im Kyrin und der Summe der Spaltungsprodukte noch gr\u00f6\u00dfer als beim Caseinokyrin.\nl) M. Siegfried, Diese Zeitschrift, Bd, XLVIII, S. 67.","page":173}],"identifier":"lit18435","issued":"1906-07","language":"de","pages":"163-173","startpages":"163","title":"\u00dcber Caseinokyrin. III. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:30:34.021125+00:00"}