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{"created":"2022-01-31T13:37:16.966399+00:00","id":"lit18436","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Suida, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 174-203","fulltext":[{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern.\nVon\nW. Suida.\n(Der Redaktion zugegangen am 7. November 1906.\nMeine Studien \u00fcber die Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben animalischer Fasern1) f\u00fchrten mich auch zur Untersuchung des Verhaltens von Beizen und direkt f\u00e4rbenden Farbstoffen gegen\u00fcber einigen Aminos\u00e4uren, deren Resultate zum Teil schon in meiner in Gemeinschaft mit P. Gelino publizierten Arbeit niedergelegt wurden.2)\nDie merkw\u00fcrdige Tatsache, da\u00df die ersten Zersetzungsprodukte der Wolle durch Wasser, verd\u00fcnnte S\u00e4uren oder Alkalien die gleichen Eigenschaften wie das Ausgangsmaterial besitzen, Beizsalze zu f\u00e4llen und mit basischen Farbstoffen oder mit mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerten L\u00f6sungen von S\u00e4urefarbstoffen Niederschl\u00e4ge zu liefern, veranla\u00dfte mich, eine Reihe bekannter Spaltungsprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper auf ihr Verhalten zu Farbstoffen und Beizen zu untersuchen.\nDabei ging ich von der Voraussetzung aus, da\u00df die in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern (Wolle oder Seide) sich vorfmdlichen Komplexe, welche die F\u00e4rbung vermitteln, mit den Farbstoffen unl\u00f6sliche oder doch schwerl\u00f6sliche Verbindungen eingehen. Lie\u00dfen sich unter den einfachen Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper solche finden, die der gemachten Voraussetzung entsprechen, so h\u00e4tte man annehmen k\u00f6nnen, da\u00df der Komplex dieser Spaltungsprodukte die f\u00e4rberischen Eigenschaften der animalischen Textilfasern bedingt.\nFa\u00dft man den Vorgang beim F\u00e4rben oder Beizen von animalischen Fasern als Salzbildung auf und sieht man einst-\nb Monatsh. f. Chemie, Bd. XXV, S. 1107; Bd. XXVI, S. 413.\n2) Monatsh. f. Chemie, Bd. XXVI, S. 855 ; Bd. XXVII, S, 225.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 175\nweilen von den m\u00f6glicherweise gleichzeitig verlaufenden physikalischen Vorg\u00e4ngen ab, so k\u00f6nnen die F\u00e4rbevorg\u00e4nge von folgenden Momenten bedingt sein:\n1.\tIn dem Eiwei\u00dfk\u00f6rper ist eine amphotere Gruppe vorhanden, welche Farbbasen und Farbs\u00e4uren zu binden vermag.\n2.\tIn den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern sind Gruppen mit sauren und Gruppen mit basischen Eigenschaften vorhanden, welche den amphoteren Charakter der Muttersubstanzen bedingen.\nTrifft der unter 1. gekennzeichnete Umstand zu, so steht zu hoffen, da\u00df man unter den Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper einen K\u00f6rper finden kann, der imstande ist, mit Farbbasen und Farbs\u00e4uren unl\u00f6sliche Verbindungen einzugehen. Besteht jedoch das unter 2. angenommene Moment, so l\u00e4\u00dft sich voraussehen, da\u00df bei der Hydrolyse der Eiwei\u00dfk\u00f6rper bis zu gewissen Stadien der Zersetzung die F\u00e4llbarkeit von Farbstoffen noch vorhanden sein kann, da\u00df indes stets ein Punkt kommen mu\u00df, in welchem die die basischen Eigenschaften tragenden von den die sauren Eigenschaften tragenden Gruppen getrennt sein werden; in diesem Punkte werden die geschiedenen Hydrolysierungsprodukte sich nur mehr als S\u00e4uren oder nur als Basen verhalten und somit nur imstande sein, entweder nur mit Farbbasen oder nur mit Farbs\u00e4uren Salze zu bilden.\nSo einfach und richtig diese Kalkulation erscheint, so sehr verliert sie an Wert, wenn man bedenkt, da\u00df unter den Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper der Hauptmenge nach ja Substanzen (Aminos\u00e4uren) auftreten, welche bekanntlich ebenfalls amphoteren Charakter besitzen. Es treten unter diesen Produkten der Hydrolyse indes auch K\u00f6rper mit ausgesprochen\nbasischem oder saurem Charakter auf, allerdings, soweit die\n#\nBeobachtungen reichen, bei den leicht zug\u00e4nglichen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern meist in viel geringerer Menge, als dies f\u00fcr die Monoaminos\u00e4uren der Fall ist.\nFerner kommt auch noch die Tatsache in Betracht, da\u00df die gr\u00f6\u00dfere oder geringere L\u00f6slichkeit von Verbindungen meist auch von der Gr\u00f6\u00dfe des Molek\u00fcls abh\u00e4ngig ist, da\u00df also Salze hochmolekularer S\u00e4uren oder Basen meist schwerer l\u00f6slich sind","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nW. Suida,\nals von solchen K\u00f6rpern mit niedrigem Molekulargewicht. Eine einfache amphotere Gruppe, welche keinerlei unl\u00f6sliche oder schwerl\u00f6sliche Salze liefert, kann durch den Eintritt eines hochmolekularen Radikals in eine neue amphotere Gruppe verwandelt werden, die m\u00f6glicherweise schwer- oder unl\u00f6sliche Salze liefert.\nWenn man nach dem allgemeinen Verhalten der Wolle beim F\u00e4rben, bei der Salzbildung mit S\u00e4urenJ) und bei der Hydrolyse im F\u00e4rbebade, und in Anbetracht der wahrscheinlichen Gr\u00f6\u00dfe des Molek\u00fcls der Eiwei\u00dfk\u00f6rper \u00fcberhaupt auch f\u00fcr die Wolle und Seide ein sehr hohes Molekulargewicht annehmen mu\u00df, so mu\u00df man auch gleichzeitig festlegen, da\u00df im Zusammenh\u00e4nge damit das Basen- und S\u00e4urebindungsverm\u00f6gen der animalischen Textilfasern ein relativ geringes sein mu\u00df, da\u00df also nur ein untergeordneter Teil vorhanden ist, dem Salzbildungsverm\u00f6gen zugeschrieben werden kann. Wenn nun die Hauptmenge der Eiwei\u00dfk\u00f6rper aus Polypeptiden besteht und diesen keine farbstoff\u00e4llenden Eigenschaften zuk\u00e4men, so mu\u00df die Ursache der F\u00e4rbung, der Farbstoffallung in einem anderen kleinen Teil des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls gesucht werden.\nEndlich werden die Verh\u00e4ltnisse noch bedeutend verwickelt durch den Umstand, da\u00df die Eiwei\u00dfk\u00f6rper sehr verschiedenes Basen- oder S\u00e4urebindungsverm\u00f6gen besitzen, was ja in unserem Falle sehr deutlich bei Wolle und Seide zum Ausdruck kommt.\nDas Aufsuchen einer die F\u00e4rbereieigenschaften bedingenden Gruppe wurde aber auch durch die Tatsache angeregt, da\u00df Leim mit basischen oder schwach mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uerten sauren Farbstoffen in L\u00f6sung keine F\u00e4llung erzeugt und auch das solide Anf\u00e4rben der Wolle nicht verhindert, w\u00e4hrend Wittes Pepton sofort mit allen Farbstoffen F\u00e4llungen erzeugt und demgem\u00e4\u00df auch keine solide F\u00e4rbung der Wolle zul\u00e4\u00dft.\nNach K\u00fchne* 2) ist im Eiwei\u00df ein durch Trypsin leicht\n0 Siehe P. Gelmo und W. Suida, Monatsb. f. Chem., Bd. XXVII,\nS. 225.\n2) Verhandlungen des Heidelberger Naturhistor-Medizin. Vereins. N. F., Bd. I, S. 236 (1876); Zeitschrift f. Biol., Bd. XIX, S. 159: Bd. XXII, S. 423.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 177\nangreifbarer Teil (Hemigruppe) und ein durch dieses Enzym schwer zerlegbarer Teil (Antigruppe) vorhanden. E. Fischer und Abderhalden1) haben sich der K\u00fchne sehen Anschauung angeschlossen. Die Hemigruppe enth\u00e4lt das Tyrosin und Tryptophan, die Antigruppe das Glykokoll und Phenylalanin. Nach Pick2) ist Casein reines Hemi- und Leim reines Antieiwei\u00df.\nZur Hemigruppe geh\u00f6rt auch die Protalbumose, welche neben der zur Antigruppe zu z\u00e4hlenden Heteroalbumose in Wittes Pepton vorkommt. Leim f\u00e4llt Farbstoffe nicht, w\u00e4hrend Wittes Pepton dieselben unter den bei der F\u00e4rberei einge-haitenen Bedingungen f\u00e4llt. Sollte es nun nicht die Protalbumose sein, der die f\u00e4llenden Eigenschaften von Wittes Pepton zuzuschreiben w\u00e4re? Trifft dies alles zu, so bedingt der aromatische Gruppen enthaltende Hemieiwei\u00dfkomplex die F\u00e4rbereieigenschaften der animalischen Fasern. Da nun die Hemigruppe leicht abgespalten und auch leicht hydrolysiert bezw. bei der Hydrolyse ver\u00e4ndert wird (Tryptophan), so mu\u00df man schlie\u00dfen, da\u00df die F\u00e4rbereieigenschaften und besonders die Solidit\u00e4t der F\u00e4rbung bei etwas l\u00e4ngerer oder intensiverer Behandlung mit Wasser oder besser mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren abnimmt. Dies wird durch die Praxis der F\u00e4rberei und durch meine fr\u00fcheren Versuche3) auch vollinhaltlich best\u00e4tigt.\nDiese Betrachtungen veranla\u00dften mich, eben die gleich anfangs erw\u00e4hnte Voraussetzung zu machen, um wom\u00f6glich jenen Komplex zu suchen, welcher in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern, also auch in der Wolle oder Seide die Farbstoffe in un- oder schwerl\u00f6slicher Form bindet.\nBei den im folgenden zu beschreibenden Versuchen habe ich au\u00dfer einer Beihe bekannter Eiwei\u00dfspaltungsprodukte auch eine Reihe anderer, teils physiologisch wichtiger K\u00f6rper mit gegen\u00fcber Farbstoffen oder Beizsalzen gepr\u00fcft, teilweise um die aus anderen Versuchen gefolgerten Schl\u00fcsse zu best\u00e4tigen.\nAls Salze basischer Farbstoffe kamen in Verwendung: Parafuchsin, Krystallviolett, Fuchsin, Methylenblau u. a. Als\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 81.\n2)\tDiese Zeitschrift; Bd. XXVIII, 219.\n3)\t1. c.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nW. Suida.\nSalze der sauren Farbstoffe ben\u00fctzte ich haupts\u00e4chlich Krystall-ponceau, Orange II und Echtgelb extra, aus welchen auch die freien Farbs\u00e4uren abgeschieden und verwendet wurden.\nMit Ausnahme des Echtgelb waren die verwendeten Farbstoffe sch\u00f6n krystallisiert und rein. Desgleichen kamen die untersuchten Spaltungsprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper sowie die anderen Substanzen nur in analysenreinem Zustande zur Verwendung.\nDie Versuche wurden so ausgef\u00fchrt, da\u00df eine konzentrierte L\u00f6sung oder eine Aufschl\u00e4mmung der zu Untersuchenden Substanz mit einer L\u00f6sung des Farbstoffes bezw. der Farbs\u00e4ure eventuell unter Zusatz von wenig Essigs\u00e4ure vermischt und nun beobachtet wurde, ob in der K\u00e4lte eine gef\u00e4rbte Krystallisation oder F\u00e4llung eintrat. Geschah dies nicht, so wurde die Mischung bis zur vollst\u00e4ndigen L\u00f6sung der eventuell ungel\u00f6sten Substanz erhitzt, hei\u00df filtriert und nachgesehen, ob beim Erkalten des Filtrates eine schwer l\u00f6sliche gef\u00e4rbte Verbindung sich abschied. Um in allen F\u00e4llen T\u00e4uschungen zu vermeiden, wurden die eventuell entstandenen schwer- oder unl\u00f6slichen Ausscheidungen mehrmals rasch mit destilliertem Wasser gesch\u00fcttelt und dekantiert, wobei sich dann zeigte, ob die Abscheidung die Farbe festhielt, also gef\u00e4rbt war, oder nicht. In einigen F\u00e4llen wurden dann noch quantitative Versuche hinzugef\u00fcgt und die entstandenen Produkte analysiert.\nAn diese Versuche mit den Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper schlossen sich dann solche mit einigen der Wolle und der Seide in mancher physikalischen Richtung \u00e4hnlichen, dagegen chemisch, wie es scheint, zum Teil sehr verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern, n\u00e4mlich Fibrin, Elastin und Spongin an, indem auch diese Substanzen in ihrem Verhalten gegen\u00fcber Farbstoffen gepr\u00fcft wurden.\nEndlich ging ich zu den gleichzeitigen Ausf\u00e4rbungen der Wolle, Seide und den \u00fcbrigen genannten Eiwei\u00dfk\u00f6rpern in Farb-flotten \u00fcber, welche sich vertragende Farbstoffe oder selbst F\u00e4llungen aus sauren und basischen Farbstoffen enthielten; ich konnte so weitere Tatsachen auffinden, welche den Proze\u00df der F\u00e4rbungen im allgemeinen und jenen der histologischen Pr\u00e4parate im speziellen n\u00e4her beleuchten.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 179\nEs mu\u00df auch bemerkt werden, da\u00df mitunter auch das Verhalten der Beizen, speziell der L\u00f6sungen von Aluminiumsulfat und -acetat, von Chromsulfat oder Tannin in den Kreis der Untersuchungen gezogen wurde.\nDie mir bekannt gewordene Literatur ist bei jedem einzelnen Kapitel dieser Arbeit ber\u00fccksichtigt worden.\nAminos\u00e4uren und Derivate derselben.\nE. R\u00f6theli1) hat in seiner Dissertationsarbeit eine Reihe von Salzen beschrieben, welche er aus Glykokoll, Leucin Tyrosin, Aminostearins\u00e4ure oder Aminopalmitins\u00e4ure mit Farbbasen der Farbs\u00e4uren erhalten hat und die sich alle durch ihre Schwerl\u00f6slichkeit in Wasser auszeichnen. Die Existenz dieser Salze beweist auch die M\u00f6glichkeit der Bildung \u00e4hnlicher salzartiger Verbindungen beim F\u00e4rben der animalischen Faserstoffe; sie ist mit eine St\u00fctze meiner Auffassung \u00fcber die Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben der genannten Fasern. R\u00f6theli hat indes diese Salze auf einem Wege gewonnen, der dem gew\u00f6hnlichen Vorg\u00e4nge beim F\u00e4rben sehr un\u00e4hnlich ist. Deshalb wurde das Verhalten einiger schon von ihm ben\u00fctzten Aminos\u00e4uren gegen\u00fcber w\u00e4sserigen L\u00f6sungen der basischen Farbstoffe (Salze) oder der Farbs\u00e4uren (freie Farbs\u00e4uren, oder Farbsalze mit wenig Essigs\u00e4ure) in der im Vorhergehenden beschriebenen Weise ebenfalls mitgepr\u00fcft. In der folgenden Tabelle bezeichnet 0 keine Bildung einer schwer- oder unl\u00f6slichen Ausscheidung, w\u00e4hrend ein \u2014 anzeigt, da\u00df die Pr\u00fcfung nicht vorgenommen wurde. Bei all diesen Untersuchungen war ein \u00dcberschu\u00df an Farbstoff gew\u00e4hlt worden.\nAus dieser Tabelle ist zun\u00e4chst zu ersehen, da\u00df alle einfachen, prim\u00e4ren, . aliphatischen Monaminos\u00e4uren (Glykokoll, Alanin, Leucin, Asparagins\u00e4ureund auch Cystin, sowie Asparagin) nicht imstande sind, mit den Farbstoffen unter den obwaltenden Umst\u00e4nden schwer- oder unl\u00f6sliche Verbindungen einzugehen und da\u00df auch der Ersatz von an Kohlenstoff gebundenen Wasserstoffatomen durch aromatische Gruppen (Phenylalanin, Tyrosin)\nb Zur Theorie des F\u00e4rbeprozesses, Inauguraldissertation, Z\u00fcrich 1898.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\tW. Suida,\nund selbst durch eine Benzopyrrolgruppe (Tryptophan) an dieser Tatsache nichts' \u00e4ndert.\nTabelle I.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung Suspen-\tL\u00f6sung^e\u201c Salze der Farbstoffe\tWL\u00f6sun|en Rosanilin\tL\u00f6Ming der sauren Farbstoffe\tGibt mit L\u00f6sung\tw\u00e4sserigen Aluminium- oder Chromsulfat\tL\u00f6sung Aluminium-\tw\u00e4sserigen Lbsung Tannin\nGlykokoll\t0\t0\t0\t0\t0\t0\t0\nAlanin\t0\t0\t0\t0\t0\t\u00ab\t0\nLeucin\t0\t0\t0\t0\t\u00ab\t0\t0\nTyrosin\t0\t0\t0\t0\tKalt\t0\t0\nPhenylalanin\t0\t-\t0\t\u00bb\t-\t-\t-\nSarkosin\t0\t0\t0\t0\t0\t0\tKalt\nPhenylglycin\tNieder- schlag\tPr\u00e4chtig Krystalle\t0\tIntensiv gef\u00e4rbte Krystalle\t0\tNieder- schlag\t0\nPheriyl- glycinyl- phenylglycin\tNieder- schlag\tPr\u00e4chtig gl\u00e4nzende Ma\u00abse\tNieder-\tNieder- schlag\t0\tNieder\t0\nPhenyl- amino- diessigs\u00e4ure\tNieder- schlag\tMetall- gl\u00e4nzende Krystalle\t0\t0\t0\tNieder- schlag\t-\nPhenyl- glycin- o-Carbon- s\u00e4ure\tNieder- schlag\t-\t\u00bb\t0\t0\tNieder- schlag\t-\na-Naphtyl- glycin\tNieder- schlag\t-\t0\t-\t-\t-\t-\nKreatin\t0\t0\t0\t0\tNieder- schlag\t-\tNieder- schlag\nArginin- nitrat\t0\t-\tErst nach Zusatz von Natrium- aKryastaTl\u201ce\tln einiger-zent^Losg. l\u00f6sliche Krystalli-\tBeimKoehen NaA ver-setztenL\u00f6sg. Niedcrschl.\t0\tTr\u00fcbung\nHistidin- chlorhydrat\t0\t-\t0\tKrystalli- Niederschl.\t0\t0\t","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 181\nTabelle I (Fortsetzung).\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung oder Suspen- sion\tL\u00f6sSunrider Ifafze\u00efer1 basischen Farbstoffe\tWL8sun|en von Para-Rosanilin\tL\u00f6sung Farbstoffe\tGibt mit w\u00e4sserigen L\u00f6sung der Farbs\u00e4uren\tL\u00f6surfg A1UIoderUm Chromsulfat\tW L\u00f6sung\u201c\tL\u00f6sung Tannin\nCystin\t0\t0\t0\t0\t-\t-\t-\nAsparagin- s\u00e4ure\t0\t-\t0\t0\t0\t0\t-\nAsparagin\t0\t0\t0\t0\t0\t-\t0\nSalzsaure Glutamin- s\u00e4ure\tFarbstoffen\" Nieder- schl\u00e4ge\t-\t\u00bb\t0\t0\t0\t-\nTryptophan\tSchwache Tr\u00fcbung\t-\t0\t0\t-\t-\t-\nOxanils\u00e4ure\tSchwache Tr\u00fcbung\tKrystalli- Niederschl.\t0\t0\t0\t0\t-\nAmido- diphenyl- oxamins\u00e4ure\t0\t0\t0\t0\t-\t-\t-\nAnthranil-\tNieder- schlag\tSchwer l\u00f6st. nisXeMa'sse\t0\tGef\u00e4rbte Krystalle\t0\tNieder- schlag\t0\nAcet- anthranil- s\u00e4ure\tKrystal li- Nieder- schlag\tGold- gl\u00e4nzende Masse\t0\t0\t0\tNieder- schlag\t-\nAnthranil-s\u00e4ure-methy lester\tAn- gef\u00e4rbtes \u00d6l\t0\t0\tGold-gl\u00e4nzendes \u00d6l\tBeim Er- Niederschl.\tBeim Er- dick., wei\u00dfer Niederschi.\t-\nm-Amino- benzoes\u00e4ure\tNieder- schlag\t-\t-\tKrystalli- Niederschl.\t-\t-\t-\np-Amino- benzoes\u00e4ure\tNieder- schlag\t-\t-\tKrystalli- nischer Niederschi.\t-\t-\t-\nAminophenyl- pyrazolon- carbons\u00e4ure\tNieder- schlag\tNieder- schlag\tNieder- schlag\tNieder- schlag\t-\t-\t-\nAuch der Ersatz eines Wasserstoffatomes der Aminogruppe in den einbasischen a-Monaminos\u00e4uren durch eine Methylgruppe (Sarkosin) oder die Umwandlung der methylierten Aminogruppe","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nW. Suida,\nin eine methylierte Guanidylgruppe (Kreatin) bringt nicht die Eigenschaft hervor, Farbstoffe zu f\u00e4llen.\nNur das Argininnitrat,das Histidinchlorhydrat und die salzsaure Glutamins\u00e4ure zeigen ein abweichendes und sehr charakteristisches Verhalten.\nSetzt man zu einer L\u00f6sung von Argininnitrat eine L\u00f6sung von Krystallponceau hinzu, so bildet sich selbst nach l\u00e4ngerem Stehen kein Niederschlag ; f\u00fcgt man jedoch noch Natriumacetat hinzu, so bilden sich nach einiger Zeit pr\u00e4chtige, rote, goldgl\u00e4nzende Krystalle. Vermischt man aber eine L\u00f6sung von Argininnitrat mit einer L\u00f6sung von Krystallponceaus\u00e4ure oder setzt man zu dem erstgenannten Gemisch eine Spur Salz- oder Essigs\u00e4ure, so tritt die Bildung der schwer l\u00f6slichen Krvstall-ausscheidung fast momentan ein. Ebenso sch\u00f6n tritt die Bildung eines Niederschlages ein, wenn man an Stelle der Krystallponceaus\u00e4ure die S\u00e4ure des Orange II verwendet; auch dieser 0 o sc ist in Wasser nur schwer l\u00f6slich.\nGanz \u00e4hnliche Erscheinungen erh\u00e4lt man bei Verwendung von Histidinchlorhydrat; auch dieses wird direkt durch freie Farbs\u00e4uren bezw. durch saure Farbstoffe bei Gegenwart von S\u00e4uren gef\u00e4llt.\nMit basischen Farbstoffen geben indes weder Arigininnitrat noch Histidinchlorhydrat F\u00e4llungen, selbst nicht nach Zusatz von Natriumacetat.\nMerkw\u00fcrdigerweise gibt die L\u00f6sung von Argininnitrat keinerlei F\u00e4llungen mit den L\u00f6sungen von \u00df-Naphtol-6-8-disulfos\u00e4ure (welche ja die eine Komponente des Krystallponceaus ist), von Naphtions\u00e4ure oder von Sulfanils\u00e4ure.\nAuf dieses auffallende, kr\u00e4ftige Bindungsverm\u00f6gen des Ar-ginins und Histidins f\u00fcr Farbs\u00e4uren soll noch sp\u00e4ter bei der Besprechung des Verhaltens des Guanidins zur\u00fcckgekommen werden.\nIm Gegensatz hierzu vermag die Glutamins\u00e4ure in Form ihres salzsauren Salzes mit den meisten basischen Farbstoffen schwer- oder unl\u00f6sliche Niederschl\u00e4ge zu bilden. Setzt man zu einer kalten L\u00f6sung von salzsaurer Glutamins\u00e4ure eine Auf-\nJ) Lysin stand mir leider nicht zur Verf\u00fcgung.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 183\nl\u00f6sung von Krystallviolett, so tritt binnen kurzer Zeit die Bildung pr\u00e4chtig gr\u00fcn gl\u00e4nzender Krystalle ein, w\u00e4hrend sich die Fl\u00fcssigkeit nahezu entf\u00e4rbt. Nilblau oder Safranin geben direkt unl\u00f6sliche Niederschl\u00e4ge; mit Fuchsin ist die Erscheinung weniger deutlich.\nIn der Arbeit von P. Gelmo und W. Suida1) ist angegeben, da\u00df Glutamins\u00e4ure Farbstoffe nicht zu f\u00e4llen verm\u00f6ge. Um diesen und den Widerspruch, der in bezug auf die ganz \u00e4hnlich konstituierte Asparagins\u00e4ure besteht, aufzukl\u00e4ren, wurde auch saizsaure Asparagins\u00e4ure hergestellt und diese mit den salzsauren Farbbasen in w\u00e4sseriger L\u00f6sung zusammengebracht; es zeigte sich, da\u00df nunmehr die Asparagins\u00e4ure als Chlorhydrat gerade so f\u00e4llend wirkt, wie salzsaure Glutamins\u00e4ure. Die freien S\u00e4uren f\u00e4llen also nicht, wohl aber deren Salze mit S\u00e4uren, bezw. die freien S\u00e4uren verhalten sich wie einbasische S\u00e4uren. Man kann annehmen, da\u00df die freie Amidogruppe dieser zweibasischen S\u00e4uren eine Carboxyl gruppe abs\u00e4ttigt, wodurch der Charakter von einbasischen S\u00e4uren auftritt. 1st jedoch die Amidogruppe durch eine andere S\u00e4ure, z. B. Salzs\u00e4ure abges\u00e4ttigt, so treten diese S\u00e4uren als zweibasische in Wirkung. Die Salze zweibasischer S\u00e4uren, wie z. B. der Oxals\u00e4ure, mit Farbbasen und aromatischen Aminen sind ja, wie bekannt, relativ schwer in W asser l\u00f6slich, es hat also nichts Au\u00dfergew\u00f6hnliches an sich, wenn salzsaure Aminobernsteins\u00e4ure oder salzsaure Aminoglutar-s\u00e4ure ebenfalls schwer- oder unl\u00f6sliche Salze mit den genannten Basen bildet.\nGanz anders verh\u00e4lt es sich jedoch mit jenen Substanzen, welche zwar nicht als Spaltungsprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper bekannt geworden sind, zu einigen dieser Spaltungsprodukte aber in genetischer Beziehung stehen, n\u00e4mlich mit dem Phenylglycin und den Aminobenzoes\u00e4uren. Mit dem Eintritt einer Phenylgruppe an Stelle eines Wasserstoffatomes der Aminogruppe des Glykokolls tritt auch die Eigenschaft auf, Farbstoffe in unl\u00f6slicher oder relativ schwerl\u00f6slicher Form zu f\u00e4llen, und zwar geben basische Farbstoffe, mit Phenylglycin in bestimmten Verh\u00e4ltnissen zusammengebracht, sofort F\u00e4llungen, w\u00e4hrend Farb-\nL l. c.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nW. Suida,\ns\u00e4uren in konzentrierten L\u00f6sungen von Phenylglycin pr\u00e4chtige Krystallisationen entstehen lassen, welche durch Umkrystalli-sieren aus wenig hei\u00dfem Wasser gereinigt werden k\u00f6nnen.\nEine so mit Krystallponeeaus\u00e4ure erhaltene, wiederholt umkrystallisierte Verbindung ergab, im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrocknet, bei der Analyse folgende Werte:\n0,2051 g Substanz gaben 0,0842 g Wasser und 0,3749 g Kohlens\u00e4ure\n0,1779 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0/44 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,3213 \u00bb\t\u00bb\n0,2116 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t15,4 ccm\tStickstoff bei' 12\u00b0 C. u. 759 mm Druck\n0,2643 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t18,4 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 110 \u00bb \u00bb 755 \u00bb\t\u00bb\n0,4763 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,3680 g\tBaryumsulfat\n0,5243 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,4165 \u00bb\t\u00bb\nAus diesen Werten berechnet sich eine Formel\n^76^79^11^6^30 5\nein solcher K\u00f6rper kann entstanden sein aus 3 Molek\u00fclen Krystallponeeaus\u00e4ure, 2 Molek\u00fclen Phenylglycin, 3 Molek\u00fclen Ammoniak und 5 Molek\u00fclen Wasser:\nBerechnet\tGefunden :\t\nf\u00fcr C\u201e H!8NuS6Oso\tI.\tII.\nC = 50,19 >\t49,85 \u00b0/o\t49,26 \u00b0/o\nH = 4,35 \u00b0/o\t4,53 \u00b0/o\t4,64 \u00b0/o\nN = 8,48 \u00b0/o\t8,58 \u00b0/o\t8,31 \u00b0/o\nS = 10,56 \u00b0/o\t10,58 \u00b0/o\t10,50 \u00b0/o\n0 = 26,42 o/o\t\u2014-\t\u2014\nDie Substanz enthielt in der Tat Ammoniak gebunden, dessen Provenienz ermittelt werden konnte; das verwendete Phenylglycin enthielt n\u00e4mlich Ammoniumsalze.\nDas Phenylglycin ist auch imstande, Beizen unter der Voraussetzung zu f\u00e4llen, da\u00df hierbei Salze mit schwachen S\u00e4uren (Essigs\u00e4ure) in Verwendung kommen.\nIn noch h\u00f6herem Grade kommt dem Dipeptid Phenyl-glycinylphenylglycin die F\u00e4higkeit, Farbstoffe und Beizen zu f\u00e4llen, zu. Diese Substanz besitzt sogar die Eigenschaft, die neutrale L\u00f6sung des Krystallponceaus (Natriumsalz) zu f\u00e4llen.\nEs lie\u00df sich nun voraussehen, da\u00df der Zusatz von Phenylglycin zum F\u00e4rbebad die Echtheit der F\u00e4rbungen auf Schafwolle in derselben Weise beeinflu\u00dft, wie dies schon fr\u00fcher f\u00fcr\nx) Auch mit analysenreinem Phenylglycin entstehen Niederschl\u00e4ge.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 185\nWittes Pepton beobachtet worden war. Der Versuch hat diese Voraussetzung vollkommen best\u00e4tigt. Die erzielten, wie mit Farbstoff \u00fcberladen aussehenden Wollproben gaben an Wasser und noch leichter an sehr schwache Seifenl\u00f6sung nahezu die ganze Farbe ab.\nInteressant erscheint hier auch das Verhalten der Phenyl-iminodiessigs\u00e4ure und der Phenylglycin-o-carbons\u00e4ure. In diesen beiden Substanzen ist der basische Charakter des Phenylglycins schon so weit geschw\u00e4cht, da\u00df sie mit Farbs\u00e4uren keine Verbindungen einzugehen scheinen, w\u00e4hrend sie als st\u00e4rkere S\u00e4uren basische Farbstoffe und Acetatbeizen zu f\u00e4llen imstande sind.\nAlle drei isomeren Aminobenzoes\u00e4uren f\u00e4llen ebenfalls die Salze der Farbbasen und erzeugen mit den Farbs\u00e4uren relativ schwer l\u00f6sliche, gef\u00e4rbte Krystallisationen. Eine Beeinflussung dieser F\u00e4higkeit durch die Stellung der prim\u00e4ren Aminogruppe zur Carboxylgruppe im aromatischen Kern scheint nicht statt-zufinden.\nBei der Anthranils\u00e4ure wurde der Gegenstand n\u00e4her verfolgt und zun\u00e4chst festgestellt, da\u00df Acetylanthranils\u00e4ure wohl basische Farbstoffe und Acetatbeizen, nicht jedoch saure Farbstoffe oder Farbs\u00e4uren f\u00e4llt, und da\u00df andererseits Anthranils\u00e4ure-methylester als rein basische Substanz sich durch die gef\u00e4llten und gel\u00f6sten Farbbasen, als auch durch Farbs\u00e4uren anf\u00e4rbt, die Beizen indes beim Erw\u00e4rmen f\u00e4llt, sich also nahezu gleich dem Anilin verh\u00e4lt.\nZum Zwecke der Gewinnung m\u00f6glichst einheitlicher Verbindungen von Anthranils\u00e4ure mit Farbstoffen wurde in folgender Weise verfahren:\n5 g reines Krystallviolett (mit 8 Molek\u00fclen Krystallwasser) und 1,24 g Anthranils\u00e4ure wurden in wenig hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung hei\u00df filtriert und das Filtrat abgek\u00fchlt. Die entstandenen Krystalle wurden scharf abgesaugt und dreimal aus wenig hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert. Die resultierenden, gr\u00fcngl\u00e4nzenden Krystalle wurden bei 100\u00b0 C. zum konstanten Gewicht getrocknet und analysiert.\n0,2498 g Substanz gaben bei der Verbrennung 0,6537 g Kohlens\u00e4ure und 0,1548 g Wasser;\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. L.\n13","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nW. Suida,\n0,1671 g Substanz einer neuen Darstellung gaben 0,4380 g Kohlens\u00e4ure und 0,1018 g Wasser;\n0,2317 g Substanz der ersten Darstellung gaben 21,4 ccm Stickstoff bei 12\u00b0 G. und 753,5 mm Druck.\nDie Substanz erwies sich als chlorfrei.\nDie erhaltenen analytischen Werte stimmen am besten zu einer Formel C85H93NuO10, welche sich aus 2 Molek\u00fclen Violett-base und 5 Molek\u00fclen Anthranils\u00e4ure zusammensetzt:\nBerechnet\tGefunden\t\nf\u00fcr C85H93N11O10 :\tI. #\tII.\nC = 71,48 \u00b0/o\t71,37 \u00ab/o\t71,48 \u00b0/o\nH =\t6,52 \u00b0/o\t6,89 \u00b0/o\t6,77<>/o\nN = 10,79 \u00b0/o\t\u2014\t10,98 o/o\n0 = 11,21 \u00b0/o\t\u2014\t\u2014\n1 g Krystallponceaus\u00e4ure (chlor- und aschefreie) und 0,6 g Anthranils\u00e4ure wurden in 30 ccm hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung filtriert und das Filtrat abgek\u00fchlt. Die entstandenen bronzegl\u00e4nzenden Krystalle wurden scharf abgesaugt und zweimal aus je 20 ccm Wasser umkrystallisiert, jeweilen abgesaugt und schlie\u00dflich bei 100\u00b0 zum konstanten Gewicht getrocknet. 0,2477 g Substanz gaben\t0,4963\tg\tKohlens\u00e4ure\tund\t0,0932\tg Wasser\n0,1851 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,3710\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0691\t\u00bb\t\u00bb\n0,3601 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,2138\t\u00bb\tBaryumsulfat\n0,4384 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,2686\t\u00bb\n0,1173 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t7,2 ccm Stickstoff bei 11,5\u00b0 C. und 750 mm Druck\n0,2756 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 17,5 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 11,0\u00b0 \u00bb \u00bb 751,5 \u00bb\t\u00bb\nDie gefundenen analytischen Werte stimmen gut zu einer Formel eines Salzes, welches aus 1 Molek\u00fcl der Farbs\u00e4ure des Krystallponceaus und 2 Molek\u00fclen Anthranils\u00e4ure mehr 1 Molek\u00fcl Wasser entstanden ist:\nBerechnet\tGefunden :\n\u00dfAsNiOiiSa -f- H20 :\tI.\tII.\nG = 54,400/0\t54,64 o/o\t54,66 o/o\nH = 4,00 \u00b0/o\tGO __ o o~\t4,14 \u00b0/o\nN = 7,47 \u00b0/o\t7,26 o/o\t7,55 %\nS = 8,53 \u00b0/o\t8,41 o/o\t8,15 \u00b0/o\n0 = 25,60 o/o\t\u2014\t\u2014\nDie Anthranils\u00e4ure verh\u00e4lt sich den Farbstoffen gegen\u00fcber also ganz \u00e4hnlich wie das Phenylglycin. Eine ebenfalls mituntersuchte Aminopyrazoloncarbons\u00e4ure gibt auch mit den Farbstoffen basischer oder saurer Natur unl\u00f6sliche Niederschl\u00e4ge.\ny","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 187\n\u00dcberblickt man nun nochmals die Reihe der untersuchten Aminos\u00e4uren, so ergibt sich, da\u00df die Eigenschaft, gleichzeitig mit basischen Farbstoffen oder Farbs\u00e4uren schwer- oder unl\u00f6sliche Verbindungen einzugehen, nur jenen K\u00f6rpern zukommt, welche den aromatischen Kern an Stickstoff gebunden enthalten und zugleich gleichm\u00e4\u00dfig amphoteren Charakter zeigen, d. h. weder hervorragend sauer noch hervorragend basischer Natur sind. Um so merkw\u00fcrdiger ist es, da\u00df das Tryptophan, welches ja auch als Indolderivat ein Stickstoffatom an den aromatischen Kern gebunden enth\u00e4lt, keine f\u00e4llenden Eigenschaften f\u00fcr Farbstoffe zeigt,\nEs war nun von weiterem Interesse, das Verhalten der Salze der basischen Farbstoffe und der Farbs\u00e4uren gegen Harnstoff und seine Abk\u00f6mmlinge zu pr\u00fcfen. Einzelne dieser K\u00f6rper sind ja als Bestandteile des Eiwei\u00dfmolek\u00fcles aufzufassen, wie das Guanidin, andere spielen im Tierk\u00f6rper zweifellos eine wichtige Rolle, d\u00fcrften zum Teil jedenfalls den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern nicht ferne stehen. Endlich mu\u00dfte auch das Anilin und das p-Amidophenol herangezogen werden, um vergleichend den Einflu\u00df von Phenolhydroxylgruppen in oben genanntem Sinne festzustellen.\nDie Pr\u00fcfung dieser Substanzen geschah ganz gleich jener mit den Aminos\u00e4uren durchgef\u00fchrten Untersuchung. Die folgende Tabelle zeigt die hier gewonnenen Erfahrungen.\nMan findet hier, da\u00df Harnstoff und die Ureide bezw. Di-ureide keine farbstoff\u00e4llenden Eigenschaften besitzen, da\u00df indes Biuret und Monophenylharnstoff basische Farbstoffe nieder-schlagen und zugleich mit Farbs\u00e4uren verschieden l\u00f6sliche Verbindungen erzeugen. Auch hier tritt charakteristisch die Wirkung der an Stickstoff gebundenen Phenylgruppe auf.\nDas zur Pr\u00fcfung verwendete Guanidincarbonat f\u00e4llt aus den L\u00f6sungen der basischen Farbstoffe die Carbonate ; die entstehenden Niederschl\u00e4ge l\u00f6sen sich nach dem Reinigen unter lebhaftem Aufbrausen in verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure. Auffallend und besonders hervorzuheben ist indes das Verhalten des Guanidin-carbonates, sowie -acetates und sogar des -chlorhydrates gegen Farbs\u00e4uren; vermischt man die L\u00f6sungen, so tritt in wenigen\n13*","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nW. Suida,\nTabelle IL\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung oder Suspen- sion von\teiner w\u00e4sserigen L\u00f6sung der salzsauren Salze der basischen Farbstoffe\teiner warmen, w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Para Rosanilin\teiner neutralen, w\u00e4sserigen L\u00f6sung der sauren Farbstoffe\tGibt mit einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung der F\u00e4rb s\u00e4ur en :\teiner w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Aluminium- oder Chromsulfat\teiner w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Aluminium- acetat\teiner w\u00e4sserige! L\u00f6sung von Tannin\nHarnstoff\t0\t\u2014\t| 0\t!\t0 i\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nBiuret\tNieder- schlag\t\u2014\t0\tLeicht l\u00f6sl., gef\u00e4rbte Krystalle beim Eindunsten\t*\t\u2014\t\u2014\nMono- phenyl- harnstoff\ti Krystalli-nischer, schwer l\u00f6slich. Niederschlag\t\u2014\t0\tRelativ schwer l\u00f6sliche Krystalle\t\u2014\t\t\u2014\nAlloxan\t0\t\u2014\t0\t0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nAlloxanthin\t0\t\u2014\t0\t0\t\t\u2014\t\nHarns\u00e4ure\t0\t0\t0\t0\t\t) 1\t\nKaffein\t0\t\u2014\t0\tLeicht l\u00f6sl., gef\u00e4rbte Krystalle beim Eindunsten\t\u2014\t\t\u2014\nGuanidin- carbonat\tNiederschlag des Carbonates der Farbbase\t\t0\tQuantit\u00e4t ve, kry-stallinische, kalt unl\u00f6sliche F\u00e4llg., auch in Gegenwart von Essigs\u00e4ure oder HCl\t\u2014\t\u2014\tNieder-1 schlag;\nTriphenyl- guanidin\tBeimKochen vollst\u00e4ndige F\u00e4llung (Farbbasen)\t\u2014-\t0\t0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nAnilin\tF\u00e4llung der Farbbasen\t\u2014\t0\t0\tF\u00e4llung von Tonerde oder Chromoxyd- hydrat\tF\u00e4llung von Tonerde\t0\np-Amido- phenol\tF\u00e4llung der Farbbasen\t\u2014\t0\t0\tF\u00e4llung von Tonerde oder Chromhydroxyd\tF\u00e4llung von Tonerde\t0 \t\u20141\nAmido- guanidin- nilrat\tF\u00e4llung\t\u2014\tSofort kry-stallinische F\u00e4llung\tSofort kry-stallinische F\u00e4llung\t0\t0\tTr\u00fcbunit","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 189\nAugenblicken die Bildung sch\u00f6ner, feiner, gef\u00e4rbter Krystalle auf, welche bei gew\u00f6hnlicher Temperatur nahezu unl\u00f6slich sind. Die F\u00e4llung ist nahezu quantitativ. Dieselbe Erscheinung erh\u00e4lt man, wenn man die L\u00f6sung des Guanidincarbonates mit einer L\u00f6sung des Natronsalzes der Farbs\u00e4ure vermischt und dann mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure oder verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure ans\u00e4uert. Diese leicht zu erhaltenden Guanidinsalze der Farbs\u00e4uren lassen sich aus hei\u00dfem Wasser leicht umkrystallisieren und so reinigen. Eine so mit Krystallponceaus\u00e4ure und Guanidincarbonat erhaltene Verbindung wurde nach mehrmaligem Umkrystallisieren aus Wasser und folgendem Trocknen im Vakuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure der Analyse unterworfen :\n0,1342 g Substanz gaben\t0,2051\tg\tKohlens\u00e4ure und\t0,0610\tg\tWasser\n0,1407 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,2150\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0615\t\u00bb\t\u00bb\n0,2036 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,3084\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0873\t\u00bb\t\u00bb\n0,1331 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t21,2 ccm\tStickstoff bei 11\u00b0\tC. u. 750\tmm Druck\n0,5362 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,4430\tg\tBaryumsulfat.\nAus diesen Werten berechnet sich die Formel\nc41h58n16s4o17\nderen Deutung noch einer eingehenderen Untersuchung bedarf :\nBerechnet f\u00fcr C41H58N16S4017 :\tGefunden :\nC = 41,91 o/o\t41,68 \u00b0/o 41,67 \u00b0/o 41,31 \u00b0/o\nH = 4,94 \u00b0/o\t5,05 \u00b0/o 4,85% 4,76 \u00b0/o\nN = 19,08\u00b0/o\t18,90% \u2014\t\u2014\nS = 10,90\u00b0/o\t11,32 \u00b0/o\t\u2014\t\u2014\nDa\u00df Guanidin oder dessen Carbonat oder Acetat selbst bei Gegenwart von \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure mit einer Aufl\u00f6sung von Pikrins\u00e4ure eine nahezu quantitative F\u00e4llung erzeugt, ist bekannt.\nMerkw\u00fcrdigerweise gibt indes Guanidin mit 2-Naphtol-6-8-Disulfos\u00e4ure oder mit Naphtions\u00e4ure oder Sulfanils\u00e4ure keine F\u00e4llung. Gleiche Verh\u00e4ltnisse herrschen gegen\u00fcber Tannin und Galluss\u00e4ure. Setzt man zur Guanidincarbonatl\u00f6sung eine L\u00f6sung von Tannin, so entsteht ein kr\u00e4ftiger, in Essigs\u00e4ure l\u00f6slicher Niederschlag; Galluss\u00e4urel\u00f6sung bringt jedoch in einer L\u00f6sung von Guanidincarbonat keinerlei F\u00e4llung hervor.\nNoch wirksamer zeigt sich das Amidoguanidinnitrat. Diese Substanz gibt sofort mit Farbs\u00e4uren, aber auch mit den Salzen der Farbs\u00e4uren und zwar ohne S\u00e4urezusatz F\u00e4llungen.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nW. Suida.\nJedenfalls kommt also dem Guanidin ein ganz besonders kr\u00e4ftiges F\u00e4llungsverm\u00f6gen f\u00fcr Farbs\u00e4uren und Tannin zu.\nDamit w\u00e4re eine Gruppe aufgefunden, welche, in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern vorkommend, das Verhalten dieser Eiwei\u00dfk\u00f6rper und speziell der Wolle und Seide gegen saure Farbstoffe hinl\u00e4nglich erkl\u00e4rt. Schon in dem fr\u00fcheren Kapitel dieser Arbeit ist auf das gleichartige Verhalten des Arginins und Histidins hingewiesen worden, w\u00e4hrend gezeigt wurde, da\u00df das Kreatin kein Farbstoff\u00e4llungsverm\u00f6gen besitzt. Vergleicht man nun die Formeln aller dieser K\u00f6rper\nnh8\tnh2\tNH,\tGH \u2014NH\t\n\t\\\t\\\t\t\\\nG = NH\to II\tG = NH\t\tGH\n/ /\t/\t/\t\t/\nnh2\tN \u2014 GH8\tNH 1\tC\t; n\n\ti ch2 1\tch2 i\tC\t;h2\n\tco2h\tch2 1\t(\t\u00dcH \u2014 NH\u201e\n\t\tgh2 1\tt\t;o2h\n\t\tCH \u2014 NH2\t\t\n\t\tCO,H\t\t\nGuanidin\tKreatin\tArginin\t\tHistidin\nso ergibt sich zun\u00e4chst, da\u00df allen die Gruppe \u2014N\u2014G\u2014N\u2014 zukommt; da\u00df aber diese allein nicht die genannten F\u00e4llungserscheinungen erkl\u00e4rt, ergibt sich aus dem Umstande, da\u00df Kreatin saure Farbstoffe nicht zu f\u00e4llen imstande ist. Es ist also au\u00dfer dieser Gruppe wohl noch die Anwesenheit einer prim\u00e4ren Aminogruppe notwendig, um die hier besprochenen Erscheinungen ein-treten zu sehen, w\u00e4hrend prim\u00e4re Aminogruppen ohne die Gruppe \u2014N\u2014C\u2014N\u2014 wieder unwirksame K\u00f6rper ergeben. Man k\u00f6nnte sich dies so erkl\u00e4ren, da\u00df in den a-Aminos\u00e4uren die Aminogruppe, in den Guanidyls\u00e4uren (Kreatin) die Guanidylgruppe die Garboxylgruppe abs\u00e4ttigen, w\u00e4hrend in den Guanidyl- oder Imidazol-a-Aminos\u00e4uren die Aminogruppe allein zur Abs\u00e4ttigung dient, der Guanidyl- oder Imidazolrest nun aber zur Bindung der Farbs\u00e4uren wirksam bleibt.\nWas nun noch das Anilin und das p-Amidophenol anbelangt, so hat sich ergeben, da\u00df eine verschiedene Wirkung dieser","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 191\nbeiden Substanzen nicht beobachtet werden kann ; beide K\u00f6rper verhalten sich den Farbstoffen gegen\u00fcber wie reine Basen, das p-Amidophenol teilt mit dem Anilin die l\u00e4ngst bekannte Eigenschaft, die Sesquioxyde aus den L\u00f6sungen ihrer Salze zu f\u00e4llen, beiden Substanzen mangelt indes die Eigenschaft, mit Farbs\u00e4uren schwer- oder unl\u00f6sliche Verbindungen einzugehen.\nDie vorstehend mitgeteilten Untersuchungen haben ergeben, da\u00df sich unter den gepr\u00fcften Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper einige vorfinden, welche imstande sind, saure Farbstoffe (Farbs\u00e4uren) in schwerl\u00f6slicher Form zu binden und da\u00df andere Spaltungsprodukte in Gegenwart von Salzs\u00e4ure basische Farbstoffe in schwer- oder unl\u00f6slicher Form zu f\u00e4llen verm\u00f6gen.\nFerner hat sich erwiesen, da\u00df es Substanzen gibt, welche in naher Beziehung zu gewissen Spaltungsprodukten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper stehen, denen amphotere F\u00e4rbeeigenschaften zukommen, d. h. die imstande sind, sowohl saure als auch basische Farbstoffe in schwerl\u00f6slicher Form zu binden.\nEs ist also durch diese Untersuchung sehr wahrscheinlich gemacht, da\u00df von den zwei gleich anfangs aufgestellten Momenten das zweite das richtigere ist, da\u00df also die salzbildenden schwer- oder unl\u00f6sliche Farbstoffverbindungen bildenden sauren und basischen Gruppen nicht einem bestimmten kleineren Komplex, sondern verschiedenen Komplexen des gro\u00dfen Eiwei\u00dfmole-k\u00fcles angeh\u00f6ren, welche Komplexe bei der Hydrolyse in einem bestimmten Momente getrennt werden und damit die amphoteren F\u00e4rbeeigenschaften verlieren. H\u00f6chstwahrscheinlich ist es jedoch, da\u00df diese speziell die f\u00e4rberischen Eigenschaften tragenden Komplexe neben Guanidylgruppen und zweibasischen S\u00e4ureresten auch aromatische, an Stickstoff direkt gebundene Gruppen enthalten.' Von dem alleinigen Zusammentritt m\u00f6glichst vieler Molek\u00fcle der Aminos\u00e4uren zu Polypeptiden k\u00f6nnen die amphoteren F\u00e4rbeeigenschaften der animalischen Textilfasern nicht abh\u00e4ngen, da ja K\u00f6rper, die auch polypeptidartige Bindungen enthalten (wie Leim), ein Farbstoff\u00e4llungsverm\u00f6gen nicht besitzen. Es m\u00fcssen also entweder spezielle (aromatische) Gruppen in Polypeptiden vorhanden sein (siehe Phenylglycvl-","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nW. Suida,\nphenylglycin), denen die Farbstoff\u00e4llung zukommt, oder es erscheinen die Polypeptide an Komplexe anderer Natur gebunden, welche Vereinigung erst die genannte Eigenschaft, Farbstoffe zu binden, besitzt.\nDer Leim enth\u00e4lt auch aromatische Gruppen in seinem Bestandteil Phenylalanin; diesem K\u00f6rper kommt indes keine farbstoff\u00e4llende Eigenschaft zu. Der Leim enth\u00e4lt aber auch Arginin und Glutamins\u00e4ure, welche ja Farbstoffe in schwerl\u00f6sliche Verbindungen \u00fcberzuf\u00fchren imstande sind. Warum aber wird der Leim durch Farbstoffe nicht gef\u00e4llt? Die einfachste Annahme w\u00e4re die, da\u00df das Arginin und die zweibasischen Aminos\u00e4uren im Leim (oder in der Antigruppe der Eiwei\u00dfk\u00f6rper) derart gebunden sind, da\u00df sie ihre Wirksamkeit auf Farbstoffe nicht auszu\u00fcben imstande sind. Ist doch die Antigruppe der Eiwei\u00dfk\u00f6rper eine widerstandsf\u00e4hige Gruppe, d. h. sind doch in derselben die gefundenen Spaltungsprodukte fester, inniger miteinander verbunden. Diese Annahme w\u00fcrde die f\u00e4rberischen Eigenschaften der Eiwei\u00dfk\u00f6rper in die Hemigruppe derselben verlegen, in die leichter abspaltbare und leichter zerfallende Gruppe.\nIn dieser befinden sich aber sowohl Guanidylgruppen (Arginin und Glutamins\u00e4urereste) als auch aromatische Kerne enthaltende Gruppen, von denen eine (Tryptophan) auch Stickstoff direkt am aromatischen Kern gebunden enth\u00e4lt. Es scheint also durchaus nicht ausgeschlossen, da\u00df die Hemigruppe eine Konstellation enth\u00e4lt, welche die amphoteren F\u00e4rbeeigenschaften der Eiwei\u00dfk\u00f6rper (Wolle) bedingt. Diese Anschauung wird gest\u00fctzt durch die bekannte Abnahme der Echtheit der F\u00e4rbeeigenschaften der animalischen Textilfasern bei l\u00e4nger dauernder Behandlung mit Wasser oder S\u00e4uren, durch die rasche Abspaltung von farbstoff\u00e4llenden Bestandteilen bei diesen Prozessen und nicht zum geringsten Teile durch die sp\u00e4ter zu beschreibende Tatsache, da\u00df es resistente Eiwei\u00dfk\u00f6rper gibt, welchen kaum farberische Eigenschaften zukommen.\nUnter den Spaltungsprodukten der Seide ist allerdings die Glutamins\u00e4ure bisher nicht nachgewiesen worden. Ich will aber durchaus nicht behaupten, da\u00df das Bindungsverm\u00f6gen von ba-","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 193\nsischen Farbstoffen der Glutamins\u00e4ure allein zukommt. Es k\u00f6nnen ja Konstellationen vorhanden sein, welche \u00e4hnlich der Glutamins\u00e4ure als zwei- oder mehrbasische S\u00e4uren fungieren und welche imstande sind, basische Farbstoffe zu f\u00e4llen. Es soll hier nur gezeigt werden, da\u00df gleichartig farbstoff\u00e4llende oder -bindende Eigenschaften, wie sie die Eiwei\u00dfk\u00f6rper besitzen, auch ihren wohldefmierten Spaltungsprodukten zukommen, und ferner nachgewiesen werden, da\u00df die F\u00e4rbevorg\u00e4nge bei den animalischen Fasern auf Salzbildungen beruhen.\nDie Arbeiten von E. Knecht1) und auch meine in Gemeinschaft mit P. Gelmo2) ausgef\u00fchrten Untersuchungen haben gezeigt, da\u00df beim F\u00e4rben animalischer Fasern ein hydrolytischer Proze\u00df, eine Aufspaltung von Bindungen und eine Abspaltung von Bestandteilen der Fasern eintritt und zwar in einem keineswegs zu vernachl\u00e4ssigendem Grade. Nun sind die sich leicht abspaltenden Teile der Fasern gerade solche, welchen ein besonderes Farbstoff\u00e4llungsverm\u00f6gen zukommt. Die Hemigruppe spaltet sich ab, das solide F\u00e4rbeverm\u00f6gen der Faser nimmt ab, die Farblackbildung in der Flotte nimmt zu, der Farblack klebt nur mehr \u00e4u\u00dferlich an der Faser, die letztere erscheint \u00fcberladen angef\u00e4rbt, die F\u00e4rbung reibt ab und ein schwaches Beinigungsbad (Seifenbad) entfernt sie leicht mehr oder weniger vollst\u00e4ndig.\nDieses jedem Sachverst\u00e4ndigen bekannte Bild, wird es nicht durch die leichte Abspaltung der die farbstoff\u00e4llenden Eigenschaften besitzenden Hemigruppe der Eiwei\u00dfk\u00f6rper hinreichend genug erkl\u00e4rt?\nDas Verhalten von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern gegen\u00fcber\nF arbstoffen.\n.. *\nUber die beim F\u00e4rben animalischer Fasern stattfindenden Vorg\u00e4nge liegen zahlreiche Arbeiten vor. Au\u00dfer einigen \u00e4lteren Arbeiten sind besonders hier jene zu nennen, welche von\n*) Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXI, S. 1566 ; Bd. XXII, S. 1123; Lehnes F\u00e4rberzeitung, 1892, S. 492.\n1. c.\n/","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nW. Suida,\nVignon,1) Kuhlmann,2) Sch\u00fctzenberger,3) E. Knecht,4) G. v. Georgievics,5) P. Richard,6) E. Bentz und Frank J. Far eil,7) R\u00f6theli,8)C.O.Weber,9)E.Reisse,10)R.Nietzki,11) O. N. Witt12) und R. Gnehm13) ausgef\u00fchrt wurden.\nDas Verhalten der Eiwei\u00dfk\u00f6rper als solche gegen\u00fcber Farbstoffen wurde in eingehender Weise durch die sch\u00f6nen Arbeiten von M. Heidenhain14) festgestellt. Dieser Forscher kommt zu dem Schlu\u00df, da\u00df die F\u00e4rbung auf einer Salzbildung zwischen dem Eiwei\u00dfk\u00f6rper und der Farbbase oder,der Farbs\u00e4ure beruhe. Viele Farbstoffe, darunter basische und auch S\u00e4urefarbstoffe (wie Ponceau), geh\u00f6ren nach ihm zu den empfindlichsten Eiwei\u00dff\u00e4llungsmitteln.\nBei der Durchsicht der Spaltungsprodukte der verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rper fiel mir im Zusammenh\u00e4nge mit dem Verhalten des Leims und des Peptons Witte auf, da\u00df im Elastin wenig Tyrosin und Arginin und bisher keine Indolk\u00f6rper gefunden wurden, da\u00df ebenso dem Spongin nach den vorliegenden Untersuchungen Tyrosin und Tryptophan zu mangeln scheinen, endlich da\u00df im Seidenleim wohl 5\u00b0/o Tyrosin und 4\u00b0/o Arginin, bis jetzt aber kein Tryptophan nachgewiesen wurde. Deshalb schien es mir von Interesse, auch diese eiwei\u00dfartigen K\u00f6rper\n1)\tCompt. rend., Bd. CXII, S. 58.\n2)\tCompt. rend., Bd. LU, S. 173, 711; Bd. LUI, S. 900, 950.\n3)\tTrait\u00e9 des mat. color., Bd. I, 185 ff.\n4)\tBer. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXI, S. 1566 ; Bd. XXII, S. 1123; Lehnes F\u00e4rberzeitung 1892, S. 492.\n5)\tMitteilungen des Technolog. Gewerbemuseums, Wien 1894.\n6)\tBull, de Mulhouse 1888.\n7)\tJourn. of the Society of chem. Ind., 1897, S. 405.\n8)\tInauguraldissertation, Z\u00fcrich 1898.\n9)\tDingl. pol. J., Bd. CCLXXXIII, S. 158, 183; Bd. CCLXXXIX,\nS. 160, 186.\n10)\tLehnes F\u00e4rberzeitung, 1894/95, S. 330, 351.\nX1) K\u00fcnstliche Farbstoffe, 1894.\n12)\tLehnes F\u00e4rberzeitung, 1891/92, S. 259.\n13)\tLehnes F\u00e4rberzeitung, 1894/95, Heft 23, S. 361; 1895, Heft 4,\nS. 50.\n14)\tPfl\u00fcgers Archiv f. d. ges. Physiol., Bd. XC, 115; Bd. XCVI,\nS. 440.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 195\nim Vergleich mit Wolle, Fibroin (entsch\u00e4lte Seide), Fibrin, Casein und Albumin in bezug auf ihr Verhalten zu Farbstoffen zu untersuchen.\nDas Elastin stellte ich mir nach der von Horbaczewskix) ano-eo-ebenen Methode her, w\u00e4hrend ich zur Gewinnung von Spongin kleine ausgesuchte und gewaschene, aber nicht gebleichte Badeschw\u00e4mme kalt l\u00e4ngere Zeit und wiederholt mit sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure und dann mit destilliertem Wasser bis zum Aufh\u00f6ren der Chlorwasserstoffreaktion extrahierte. Beide Materialien wurden dann an der Luft getrocknet.\nSolches Elastin wurde zun\u00e4chst wie Wolle in neutraler L\u00f6sung von Krystallfuchsin kochend behandelt, und hierauf mit Wasser leicht gesp\u00fclt; es hatte sich nahezu gar nicht angef\u00e4rbt. Wurde dann Elastin in einer schwach essigsauren Krystall-ponceaul\u00f6sung 1 Stunde zum Kochen erhitzt, so schien es wohl rot gef\u00e4rbt, aber beim Waschen mit Wasser verlor es wieder den gr\u00f6\u00dften Teil der Farbe!\nWurde das Spongin in \u00e4hnlicher Weise anzuf\u00e4rben versucht, so zeigte es sich, da\u00df Krystallponceau in schwach essigsaurer Flotte nicht wasserecht zu f\u00e4rben imstande war und da\u00df Fuchsin das Spongin wohl intensiver und haltbarer anf\u00e4rbte, da\u00df indes die gef\u00e4rbte Substanz nach etwa 20maligem Waschen noch immerfort Farbstoff an das Wasser abgab; offenbar war im letzteren Falle eine Dissoziation des Farb-salzes eingetreten. Elastin wie Spongin scheinen weitaus widerstandsf\u00e4higere Substanzen zu sein, als Wolle und Seide, denn trotz des einst\u00fcndigen Kochens der Farbflotte konnten in letzterer keinerlei eiwei\u00dfartige Stoffe entdeckt werden. Unter den gleichen Bedingungen wurden auch Gasein, Fibrin, Wolle und Seide (erstere in kleinen Baumwollstoffbeutelchen) untersucht, welche Materialien sich alle in solider Weise anf\u00e4rbten. Casein gab wohl fortdauernd etwas gef\u00e4rbte Substanz an das Sp\u00fclwasser ab, doch entf\u00e4rbte sich der R\u00fcckstand nicht im mindesten und es ging gef\u00e4rbtes Casein in L\u00f6sung.\nMan kann also f\u00fcglich sagen, da\u00df Elastin und Spongin nicht imstande sind, Farbstoffe zu binden, d. h. mit ihnen\n0 Diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 330.","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nW. Suida,\nj salzartige Verbindungen einzugehen. Man mu\u00df demnach geneigt sein, diese zwei eiwei\u00dfartigen Substanzen als neutrale anzusehen, und zwar in dem Sinne, da\u00df ihnen sowohl basenbindende als s\u00e4urebindende, demnach salzbildende Gruppen fehlen ; *) sie zeigen also nicht eine Neutralit\u00e4t im Sinne amphoterer K\u00f6rper.\nDer Seidenleim verh\u00e4lt sich dem Glutin \u00e4hnlich, obzwar beide Substanzen verschiedene Zusammensetzung zeigen. Eine farbstoff\u00e4llende Kraft kommt ihm nicht zu, da er ja ein gesch\u00e4tztes Zusatzmittel zum F\u00e4rbebad beirp F\u00e4rben von Seide mit sogenannten rasch anfallenden Farbstoffen ist.\nEs dr\u00e4ngt sich nun unwillk\u00fcrlich wieder die Ansicht auf, da\u00df die Tatsache, da\u00df es Eiwei\u00dfk\u00f6rper gibt, die Farbstoffen gegen\u00fcber mehr oder weniger indifferent sind, mit der Zugeh\u00f6rigkeit zur Anti- oder Hemigruppe der Eiwei\u00dfk\u00f6rper im engsten Zusammenh\u00e4nge steht. Elastin und Spongin sind sehr widerstandsf\u00e4hige Substanzen wie alle Antik\u00f6rper, gleich dem wichtigsten Repr\u00e4sentanten der Antigruppe, dem Leim, kommt ihnen keine farbstoffesselnde Eigenschaft zu, gleich diesem enthalten sie scheinbar in reinem Zustande weder den Tyrosin- noch den Tryptophankomplex.\nDie salzbildenden Eigenschaften der Eiwei\u00dfk\u00f6rper variieren bekanntlich sehr bedeutend. Es gibt sehr saure und schwach basische bis stark basische und schwach oder gar nicht saure Eiwei\u00dfk\u00f6rper ; in der Mitte dieser Reihe w\u00fcrden scheinbar neutrale K\u00f6rper stehen, welche indes ebenso stark basische als saure Eigenschaften besitzen. Zu dieser Reihe gesellen sich nun noch zwei Substanzen, das Elastin und das Spongin, welche keine oder nur sehr schwache salzbildende Eigenschaften tragen. Diese verschiedene F\u00e4higkeit, verschiedenartige oder fast gar keine Salze zu bilden, mu\u00df in dem verschiedenen Verhalten der einzelnen Eiwei\u00dfk\u00f6rper gegen Farbstoffe (basische und saure) zum Ausdruck kommen.\nSchon C. 0. Weber,2) E. Reisse3) und insbesondere M. Heidenhain4) lie\u00dfen sich von \u00e4hnlichen Ansichten leiten. Aber auch die Praxis bem\u00e4chtigte sich fr\u00fchzeitig dieser Ideen.\n*) Siehe S. 192.\t2) 1. c.\n3) 1. c. 4) 1. c.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 197\nSo hat nachweislich F. Breinl1) schon im Jahre 1890/91 praktische Versuche \u00fcber gleichzeitiges F\u00e4rben von Wolle und Seide in einem Bade mit Farbstoffgemischen durchgef\u00fchrt und gefunden. da\u00df sich hierbei stets die Seide der mehr basischen und die Wolle der mehr sauren Farbstoffe bem\u00e4chtigt, wodurch sehr sch\u00f6ne Doppelf\u00e4rbungen auf Seidenwollgeweben entstanden. Gleiche Versuche f\u00fchrten dann E. Reisse2) und auchG. Ulrich3) aus : ersterer teilte auch die Farbstoffe in bezug auf ihre Konstitution und ihr Verhalten gegen die animalischen Fasern in drei Gruppen ein und sprach die Ansicht aus, da\u00df man auf Grund der Konstitution eines Farbstoffes dessen Verhalten gegen animalische Fasern Vorhersagen k\u00f6nne.\nIch habe solche Doppelf\u00e4rbungen auf Gloriastoff oder den losen Fasern in den mannigfachsten Variationen wiederholt und hierbei Farbs\u00e4uren, farbsaure Natronsalze, Farbbasen, salzsaure Farbbasen und Beizenfarbstoffe in Betracht gezogen. Die Farbmaterialien gelangten im allgemeinen in der Menge von 3 \u00b0/o des Stoffgewichtes zur Anwendung. Es wurde eine halbe Stunde bei etwa 60\u201480\u00b0 gef\u00e4rbt, hierauf das gef\u00e4rbte Fasermaterialwiederholt mit destilliertem Wasser gewaschen, eventuell sehr leicht 5 Minuten lang durch ein lauwarmes Seifenbad gezogen, gesp\u00fclt und mit sehr schwacher (1\u20142\u00b0/oiger) Essigs\u00e4ure aviviert und getrocknet. Letztere Operation erscheint notwendig, um die volle Farbe der Seide hervortreten zu lassen. Die erzielten Resultate waren folgende :\n1. Freie Farbs\u00e4uren allein in w\u00e4sseriger L\u00f6sung.\n\tWolle\tSeide\nOrange 11-S\u00e4ure\t\ttief orange\tganz bla\u00df orange\nKrystallponceaus\u00e4ure . \u00bb. . .\ttief rot\tbla\u00df rot\nDiaminblaus\u00e4ure\t\tsehr bla\u00df violett\tblauviolett\nEchtvioletts\u00e4ure\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\ttief violett\nEchtgelb (extra)-S\u00e4ure . . .\tsch\u00f6n gelb\tgar nicht gef\u00e4rbt\nRosindulin 2-g-S\u00e4ure ....\ttief rotorange\tbla\u00df fleischfarben\nAlkaliblaus\u00e4ure\t\tfast gar nicht gef\u00e4rbt\tsch\u00f6n blau\n0 Privatmitteilung. 2) 1. c.\n3) Lehn es F\u00e4rberzeitung, 1895/96, S. 396.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nW. Suida,\n2.\tFarbsaure Natronsalze allein in w\u00e4sseriger neutraler L\u00f6sung.\n\tWolle\tSeide\nOrange II\t\tlichtorange\tgar nicht gef\u00e4rbt\nKrystallponceau\t\tlichtrosa\t\u00bb \u00bb \u00bb\nDiaminblau\t\tfast gar nicht gef\u00e4rbt\tlicht rotviolett\nEchtviolett\t\t\u00bb \u00bb \u00bb \u00bb\tsehr schwach violett\nEchtgelb extra\t\t\u00bb \u00bb \u00bb \u00bb *\tfast gar nicht gef\u00e4rbt\nRosindulin 2-g\t\tbla\u00df fleischfarben\tbla\u00df fleischfarben\nIndigocarmin .......\tgar nicht gef\u00e4rbt\tgar nicht gef\u00e4rbt\nAlkaliblau \t\tsehr schwach gef\u00e4rbt\ttief blau\nAlkaliviolett\t\t\u00bb bla\u00df violett\ttief blauviolett\nFuchsin S \t\tmittel fuchsinrot\tganz bla\u00df rosa\nBaumwollblau VI\t\tfast gar nicht gef\u00e4rbt\tsch\u00f6n lichtblau\nPatentblau V\t\tlicht blaugr\u00fcn\tgar nicht gef\u00e4rbt\nChinolingelb (wasserl\u00f6slich) .\tsch\u00f6n gelb\tblasser gelb\n3.\tFarbbasen allein in w\u00e4sseriger L\u00f6sung,\n\tWolle\tSeide\nRosanilin \t\t\tfuchsinrot\tfuchsinrot\n4.\tSalzsaure Farbbasen in\na) Gegenwart von schwachem Anilinwasser.\n\tWolle\tSeide\nKrystallviolett .......\tbla\u00df violett\ttief violett\nMethylenblau\t\t\u00bb gr\u00fcnblau\t\u00bb blau\nb) Gegenwart von schwachem Garbolwasser.\n\tWolle\tSeide\nKrystallviolett\t\tunegal violett\tunegal violett","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 199\n5. Aufeinanderfolgende F\u00e4rbungen. Das Fasernmaterial wurde zun\u00e4chst in der L\u00f6sung eines Farbstoffes angef\u00e4rbt, dann der Flotte entnommen, dieser der zweite Farbstoff zugesetzt und nun wieder das Fasernmaterial eingef\u00fchrt und zum zweiten Male gef\u00e4rbt.\n\tWolle\tSeide\nEchtgelbs\u00e4ure, dann Krystall-ponceau \t\tlebhaft gelborange\trosa\nKrystallponceaus\u00e4ure. dann Echtgelb\t\ttiefrot\tganz bla\u00df gelblichrot\nAuramin G, dann Echtvioletts\u00e4ure \t\tgelbbraun\tbraungelb\n6. Doppelf\u00e4rbungen in einem Bade. Die Farbstoffe wurden in w\u00e4sseriger L\u00f6sung in die Flotte getan und keine R\u00fccksicht darauf genommen, ob Niederschl\u00e4ge entstanden oder nicht. Diese Proben wurden sp\u00e4ter gesp\u00fclt, wie angegeben geseift und aviviert.\na) Lose Fasern.\n\tWolle\tSeide\nFuchsin S + Pikrins\u00e4ure\t\tsch\u00f6n gelb\tmittelrot\nMethylgr\u00fcn -f- Orange 11-S\u00e4ure ....\tgr\u00fcnlich orange\tdunkelgr\u00fcn\nMethylgr\u00fcn -J- Fuchsin S -f- Orange II .\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\nEchtgelb extra -f- Krystallponceaus\u00e4ure\tscharlachrot\tbla\u00df r\u00f6tlich\nBrillantgr\u00fcn -j- Krystallponceaus\u00e4ure .\tbordeauxrot\tgr\u00fcnlichblau\nAlkaliblau -f- Krystallponceaus\u00e4ure . .\tbl\u00e4ulichrot\tblau\nCongoblau 2 B \u2014j\u2014 Krystallponceaus\u00e4ure\trot\tviolett\nb) Gloriastoff.\n\u00bb\tWolle\tSeide\nFuchsin S -f- Pikrins\u00e4ure . .\tgelb\trot\nMethyl gr\u00fcn -J- Pikrins\u00e4ure . .\t\u00bb\tblaugr\u00fcn\nAuramin G -f- Krystallponceaus\u00e4ure \t\t\tscharlachrot\tr\u00f6tlichgelb\nMethylgr\u00fcn -j- Krystallponceaus\u00e4ure \t\trot\tneutralblau","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nW. Suida,\nb) Gloriastoff (Fortsetzung).\n\tWolle\tSeide\nMethylenblau -f- Krystall-\t\t\nponceaus\u00e4ure \t\tblaurot\tblau\nAlkaliblau -J- Krystallponceau-\t\t\ns\u00e4ure \t\tbraunrot\tpr\u00e4chtig blau\nBaumwollblau VI -f- Krystall-\t\t\nponceaus\u00e4ure \t\t\u00bb\trotviolett\nDiaminblau -f- Krystall-ponceaus\u00e4ure \t\ti rot\t\nKrystallponceau -f- Echtgelb-\t\t\ns\u00e4ure\t\t\ttieforange\trot\nFuchsin S 4- Echtgelbs\u00e4ure .\torange\tfuchsinrot\nBaumwollblau VI 4- Echtgelb-\t\t\ns\u00e4ure \t\tgelboliv\tblau\nSafranin B -j- Echtgelbs\u00e4ure .\torange\ttiefrosa\nDiaminblau -f- Echtgelbs\u00e4ure .\toliv\tviolett\nEchtgelb extra -f- Krystall-\t\t\nponceaus\u00e4ure \t\tScharlach\tbla\u00df r\u00f6tlich\nEcbtgelb extra -J- Diaminblau-\t\t\ns\u00e4ure \t\tbraun\tviolett\nKrystallponceau -J- Diamin-\t\t\nblaus\u00e4ure \t\tbordeauxrot\t\u00bb\nMethylenblau -f- Orange II-\t\t\nS\u00e4ure\t\trotbraun\tgr\u00fcnoliv\nMethylenblau -f- Uranin . . .\tlichtgeibgr\u00fcn\tblau\nAlkaliblau -f- Eosin . . . * .\tbla\u00df r\u00f6tlichviolett\tblauviolett\nRhodamin g -f- Chinolingelb\t\t\n(wasserl\u00f6slich) \t\tlebhaft orange\ttiefrosa\nFuchsin -J- Methylgr\u00fcn ...\tviolettbordeaux\tviolettbordeaux\nEhrlichs Triacid\t\tblass graugr\u00fcn\tintensiv gr\u00fcn\n7. Beizen Wirkungen.\n\tWolle\tSeide\nGloriastoff wurde in eine kalte L\u00f6sung von Aluminiumsulfat eine Stunde lang eingelegt, hierauf gr\u00fcndlich mit destilliertem Wasser gewaschen und in Alizarin S ausgef\u00e4rbt \t\t\t\tmatt rosa\tlebhaft rot\nGloriastoff wurde, wie vorstehend 1 Stunde kalt, dann 1 Slunde bei 80\u00b0 gebeizt, gewaschen, in Alizarin S ausgef\u00e4rbt . . .!\ttiefrot\tlebhaft rot\nH\u00e4malaun der Histologen, verd\u00fcnnt, kalt .\tbla\u00df violett\tlebhaft violett","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 201\nWie man aus den vorstehenden Tabellen entnehmen kann, sind Wolle und Seide recht w\u00e4hlerisch gegen\u00fcber gebotenen Farbstoffen, doch best\u00e4tigen auch diese Versuche das bereits fr\u00fcher bekannte Resultat, da\u00df die Seide viel mehr saurer Natur ist als die Wolle, welche wieder mehr saure K\u00f6rper anzieht und festh\u00e4lt.\nF\u00fcr das Anf\u00e4rben histologischer Pr\u00e4parate d\u00fcrfte die Erfahrung von Nutzen sein, da\u00df sich viele freie Farbs\u00e4uren ohne Erzeugung von Niederschl\u00e4gen mit den salzsauren Salzen mancher basischer Farbstoffe mischen lassen. Hierdurch lassen sich viel lebhaftere Kontrastf\u00e4rbungen gewinnen und die einzelnen Bestandteile der Pr\u00e4parate d\u00fcrften sich viel deutlicher differenzieren lassen. Solche Farbs\u00e4uren sind allerdings nicht im Handel erh\u00e4ltlich, doch d\u00fcrfte es kaum Schwierigkeiten bieten, eine oder die andere der gro\u00dfen Farbenfabriken f\u00fcr die Herstellung dieser Farbs\u00e4uren zu interessieren.\nEndlich kann ich noch mitteilen, da\u00df ich auch versucht habe, Seide, Wolle gleichzeitig mit in Baumwollbeutelchen befindlichem Fibrin, Gasein, Elastin und Spongin in einem Bade mit mehreren Farbstoffen zu f\u00e4rben, wobei sich ergab, da\u00df, au\u00dfer Elastin und Spongin, welche schlecht angef\u00e4rbt erschienen, die anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rper in sehr verschiedenen T\u00f6nen angef\u00e4rbt waren \u2014 das Gasein, das Fibrin und die Seide hatten stets dunklere, durch die basischen Farbstoffe bedingte F\u00e4rbungen angenommen, w\u00e4hrend die Wolle stets in den lichteren F\u00e4rbungen der sauren Farbstoffe erschien.\n\u00dcbrigens geben Wolle und Seide, nach manchen bisher \u00fcblichen F\u00e4rbemethoden histologischer Pr\u00e4parate gef\u00e4rbt, geradezu pr\u00e4chtige Resultate. Taucht man ein Str\u00e4hnchen Seide und ein solches aus Wolle gleichzeitig in eine Mischung von 5 Teilen konzentrierter, w\u00e4sseriger Pikrins\u00e4urel\u00f6sung und 1 Teil konzentrierter, w\u00e4sseriger L\u00f6sung von S\u00e4urefuchsin (Van-Gieson-Mischung) kalt w\u00e4hrend 5 Minuten ein und w\u00e4scht die Str\u00e4hnchen hierauf gr\u00fcndlich mit Wasser, so erscheint die Wolle rein gelb, die Seide tieforangebraun gef\u00e4rbt. So wird ferner in gleicher Weise in einer Mischung der Krystallponceaus\u00e4ure mit Alkaliblau die Wolle sch\u00f6n rot, die Seide sch\u00f6n blau gef\u00e4rbt.\n14\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. L.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nW. Suida,\nAus ali den Untersuchungen kann man wieder nur einen Schlu\u00df ziehen: Die F\u00e4rbung der animalischen Fasern kommt durch Salzbildung zwischen der Faser und dem Farbstoff zustande.\nGelegentlich der vorstehend mitgeteilten Untersuchungen habe ich auch die verschiedenen Spaltungsprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper auf ihr Verhalten gegen salpetrige S\u00e4ure gepr\u00fcft, um in Erfahrung zu bringen, welche Gruppe in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern unter dem Einflu\u00df von salpetriger S\u00e4ure die gro\u00dfe Lichtempfindlichkeit und das Gelbwerden dieser Substanzen bedingt. Hierbei zeigte es sich, da\u00df es nur zwei Substanzen unter diesen Spaltungsprodukten gibt, welche diese Erscheinung zeigen: Das Tyrosin und insbesondere das Tryptophan. Setzt man zu letzterer Substanz in w\u00e4sseriger L\u00f6sung etwas Salzs\u00e4ure und dann wenig Natriumnitrit, so wird die L\u00f6sung unter dem Einfl\u00fcsse des Lichtes rasch gelb und es setzt sich allm\u00e4hlich ein orangebrauner Niederschlag ab. Wird Tyrosin in gleicher Weise behandelt, so entsteht und zwar viel langsamer nur eine gelbe L\u00f6sung.\nDiese Empfindlichkeit des Tryptophans gegen salpetrige S\u00e4ure f\u00fchrte mich dazu, auch zu versuchen, ob nicht etwa eine mit salpetriger S\u00e4ure versehene L\u00f6sung von salzsaurem Tryptophan beim Eingie\u00dfen in die sodaalkalischen L\u00f6sungen von Azofarbstoffkomponenten F\u00e4rbungen erzeugt. In der Tat treten so recht lebhafte F\u00e4rbungen z. B. mit R-Salz, G-Salz, Chromotrop-s\u00e4ure usw. auf. Die Reaktion tritt so schnell und scharf ein wie bei der Bildung von Azofarbstoffen. Nun hat man auf Grund dieser Erscheinung bisher stets angenommen, da\u00df die Eiwei\u00dfk\u00f6rper freie prim\u00e4re aromatische (also diazotierbare) Amido-gruppen enthalten ; das Tryptophan enth\u00e4lt keine solche aromatische, sondern nur eine prim\u00e4re aliphatische Amidogruppe. Es ist also diese Farbenerscheinung auf andere Ursachen zur\u00fcckzuf\u00fchren und darf man wohl aus diesem Befund auch schlie\u00dfen, da\u00df die Eiwei\u00dfk\u00f6rper (Wolle) keine diazotierbare Amidogruppe enthalten. Infolgedessen d\u00fcrften auch alle weiteren aus der Annahme einer solchen Amidogruppe in den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern gezogenen Folgerungen auf einem Irrtum beruhen. Es mu\u00df endlich noch bemerkt werden, da\u00df das Tyrosin nach dem Versetzen seiner salzsauren L\u00f6sung mit Natriumnitrit solche Farbenerschei-","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern. 203\nnungen mit Azofarbstoffkomponenten nicht zu geben vermag, ebenso wenig das Phenylalanin.\nAuf die Gelbf\u00e4rbung des Tryptophans durch salpetrige S\u00e4ure im Lichte d\u00fcrfte \u00fcbrigens auch die fr\u00fcher ge\u00fcbte Gelb-f\u00e4rbemethode, die Mandarinage, zur\u00fcckzuf\u00fchren sein.\nZum Schl\u00fcsse erf\u00fclle ich eine angenehme Pflicht, indem ich den Herren Hofrat Prof. Dr. E. Ludwig, Prof. Dr. J. Mauthner und Prof. Dr. M. Bamberger in Wien, Geheimrat Prof. Dr. P. Ehrlich und Dr. Bechold in Frankfurt a. M., Prof. Dr. Ritter v. Zeynek in Prag, Prof. Dr. E. Schulze in Z\u00fcrich und Prof. Dr. A. Windaus in Freiburg i. B. f\u00fcr die freundliche \u00dcberlassung vieler Pr\u00e4parate den besten Dank ausspreche.\n14*","page":203}],"identifier":"lit18436","issued":"1906-07","language":"de","pages":"174-203","startpages":"174","title":"Studien \u00fcber die Ursachen der F\u00e4rbung animalischer Fasern","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:37:16.966405+00:00"}