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{"created":"2022-01-31T14:58:31.617056+00:00","id":"lit18444","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Krogh, August","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 289-292","fulltext":[{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bildung freien Stickstoffes bei der Darmg\u00e4rung.\nYon\nAugust Krogh.\n(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Kopenhagen.) (Der Redaktion zugegangen am 24. November 1906.)\nVor kurzem teilte Oppenheimer1) in der vorliegenden Zeitschrift eine Reihe von Versuchen \u00fcber die G\u00e4rung des Darminhalts im Vakuum mit, durch die er zu beweisen bezweckt, da\u00df kein freier Stickstoff bei solcher G\u00e4rung gebildet wird, es sei denn, da\u00df sich im Darminhalt Nitrite finden. Bei der Analyse der betreffenden Gase fand er indes in allen F\u00e4llen einen gr\u00f6\u00dferen oder geringeren Stickstoffrest, der zwischen 0,2 und 0,74 ccm oder zwischen ca. 2,5 und ca. 88 \u00b0/o des G\u00e4rungsgases schwankte, nachdem die Kohlens\u00e4ure, die gew\u00f6hnlich den weit \u00fcberwiegenden Teil, 69\u201490\u00b0/o, betr\u00e4gt, entfernt worden war. Diese \u00abSpuren Stickstoff\u00bb schreibt Oppenheimer teils Fehlern der Analyse, teils dem Vorhandensein atmosph\u00e4rischer Luft im G\u00e4rungsgemische zu, indem er einerseits auf die M\u00f6glichkeit hinweist, da\u00df mit den \u00abgro\u00dfen Mengen\u00bb Sauerstoff und Wasserstoff, die zu den Explosionsanalysen angewandt werden, auch Stickstoff zugef\u00fchrt werde, andererseits die Schwierigkeiten betont, den breiartigen Darminhalt vollst\u00e4ndig auszupumpen.\nDa die gefundenen Stickstoffreste indes wohl kaum mit Recht Spuren zu nennen sind, wenn die Gesamtmenge des Darmgases in keinem Falle bis 100 ccm betrug, und da es folglich zu bef\u00fcrchten steht, da\u00df die diametral entgegengesetzte Ansicht, es bilde sich normal bei der Darmg\u00e4rung eine geringe Menge freien Stickstoffes, sich diese Reste zunutze machen k\u00f6nnte, wird es nicht \u00fcberfl\u00fcssig sein, Oppenheimers Resultat durch andere Versuche zu st\u00fctzen.\n9 Oppenheimer, Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung. Diese Zeitschrift. XLVII, S. 240.","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nAugust Krogh,\nVor etwa einem Jahre unternahm ich anl\u00e4\u00dflich einer umfassenderen Untersuchung \u00fcber die Bildung freien Stickstoffes im K\u00f6rper1) ein paar \u00e4hnliche Bestimmungen des durch G\u00e4rung des Darminhalts gebildeten Gases.\nDas Verfahren war folgendes: Etwa 80 g des Inhalts des Blinddarms eines Kaninchens wurden mit etwas Wasser gemischt und durch d\u00fcnne Leinwand durchgepre\u00dft. Das Filtrat teilte ich in zwei Portionen, die direkt in die Bezipienten der Quecksilberluftpumpen \u00fcbergef\u00fchrt wurden. 'Ich evakuierte und steigerte die Temperatur bis auf ca. 40\u00b0. Am folgenden Tage evakuierte ich wieder und lie\u00df darauf das Gemisch vier Tage lang bei 35 \u2014 40\u00b0 ungest\u00f6rt g\u00e4ren. Die gebildeten Gase wurden ausgepumpt und \u00fcber Quecksilber angesammelt. In den beiden betreffenden Gef\u00e4\u00dfen wurden ein paar Tropfen frisch ausgekochten 75\u00b0/oigen Kalis zugesetzt, wodurch die Kohlens\u00e4ure absorbiert wurde. Ihre Menge wurde in beiden Bezipienten auf ca. 90\u00b0/o der gesamten Gasmasse gesch\u00e4tzt. Die ca. 5, bezw. ca. 6 ccm betragenden Gasreste wurden in Haldanes Analysierapparate2) analysiert, indem sie mit einer genau abgemessenen Menge reinen Stickstoffs gemischt wurden. Erst wurden sie auf Sauerstoff untersucht durch Absorption mit pyro-gallussaurem Kali.3) In beiden Proben fand sich eine geringe\nA) Krogh, Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die Ausatmung freien Stickstoffes aus dein K\u00f6rper. Sitzungsber. der K. Akad. d. Wiss. Wien. M.-n. Klasse, Bd. GXV, Abt. III, 1906. Dieselbe Abhandlung in englischer Sprache. Skand. Arch. f. Physiol., Bd. XVIII, S. 378.\n2)\tHaldane, Some improved methods of gas-analysis. Journ. of Physiol., 1898, Vol. XXII, p. 465\u2014480.\n3)\tIm Widerspruch mit Oppenheimer (S. 244) mu\u00df ich entschieden behaupten, da\u00df pyrogallussaures Kali, jedenfalls wenn es nach Haldanes Vorschriften zubereitet wird (100 g Kalihydrat werden in 50 ccm Wasser gel\u00f6st, und man setzt 10 g Pyrogalluss\u00e4ure zu), Sauerstoff schnell und durchaus vollkommen absorbiert. Dagegen kann es geschehen, da\u00df sich bei der Absorption Spuren von Kohlenoxyd bilden, wenn n\u00e4mlich die analysierte Gasmischung sehr reich an Sauerstoff ist. Man mu\u00df deshalb bei Analysen Sorge tragen, da\u00df keine Gasmischungen mit dem pyrogallus-sauren Kali in Ber\u00fchrung kommen, dessen Sauerstoffprozent mehr als 30\u201440 betr\u00e4gt, oder auch mu\u00df man, wenn dies sich nicht vermeiden l\u00e4\u00dft, das gebildete Kohlenoxyd verbrennen, wenn der gr\u00f6\u00dfte Teil des Sauerstoffs absorbiert worden ist.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bildung freien Stickstoffes bei der Darmg\u00e4rung. 291\nMenge Sauerstoff, n\u00e4mlich 0,010, bezw. 0,017 ccm. Darauf wurde eine passende Menge absolut reinen Sauerstoffes (auf elektrolytischem Wege aus Wasser dargestellt) zugesetzt und das Gemisch mittels eines gl\u00fchenden Platindrahtes in der hierzu eingerichteten Verbrennungspipette langsam verbrannt. Nachdem die erzeugte Kohlens\u00e4ure absorbiert und ebenfalls der Sauerstoff\u00fcberschu\u00df entfernt worden war, ergab es sich, da\u00df die urspr\u00fcngliche Stickstoffmenge im Analysierapparate um 0,032, bezwT. 0,050 ccm zugenommen hatte.\nAus den Analysen l\u00e4\u00dft sich folgende Zusammensetzung der urspr\u00fcnglichen G\u00e4rungsgase berechnen:\n\tPumpe A\tPumpe B\nMenge \t\t\t\t60 ccm\t50 ccm\nKohlens\u00e4ure\t\t\tca. 90\u00b0/o\tca. 90 \u00b0/o\nBrennbare Gase \t\t\t9,91 \u00b0/o\t9,88 \u00b0/o\nSauerstoff\t\t0,03 \u00b0/o\t0,02 \u00b0/o\nStickstoff\t\t0,06 \u00b0/o\t0,10 \u00b0/o\nIn Prozenten der kohlens\u00e4urefreien Reste betr\u00e4gt der Stickstoff mithin 0,6, bezw. 1,0 \u00b0/o.\nDiese Stickstoffmengen, die um vielmal geringer sind als die von Oppenheimer gefundenen, r\u00fchren gewi\u00df nicht von Fehlern der Analysen her, indem solche bei der benutzten Methode absolut nicht mehr als 0,01 ccm betragen k\u00f6nnen, was ca. 0,2 \u00b0/o der analysierten Mengen entspricht, und wahrscheinlich noch bedeutend geringer sind.\nDer Umstand, da\u00df au\u00dfer dem Stickstoff zugleich auch Sauerstoff gefunden wurde, und da\u00df das gegenseitige Mengenverh\u00e4ltnis der beiden Gase, wenn man ber\u00fccksichtigt, da\u00df die absoluten Mengen 0,05 ccm nicht \u00fcbersteigen, so ziemlich der Zusammensetzung der Atmosph\u00e4re entspricht, redet stark daf\u00fcr, da\u00df der Stickstoff sowohl als der Sauerstoff von einer Verunreinigung mit atmosph\u00e4rischer Luft herr\u00fchrt, da absolut nichts darauf hindeutet, da\u00df sich freier Sauerstoff bei der Darmg\u00e4rung entwickeln k\u00f6nnte.","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\n\u2022\u2022\nAugust Krogh, Uber Darmg\u00e4run\nEs gibt indes keine M\u00f6glichkeit, da\u00df nachweisbare Gasmengen w\u00e4hrend der beiden ersten Auspumpungen sollten in den G\u00e4rungsgemischen zur\u00fcckgehalten worden sein, indem die G\u00e4rungsgase, die sich fortw\u00e4hrend im Darminhalte entwickeln, diesen sehr effektiv von allen fremden Gasen \u00abauswaschen\u00bb werden. \u00dcberdies w\u00fcrde Sauerstoff, der auf diese Weise zur\u00fcckgehalten worden w\u00e4re, ganz sicher w\u00e4hrend der fortgesetzten G\u00e4rungsvorg\u00e4nge verbraucht werden.\nDie wirkliche Erkl\u00e4rung des Vorhandenseins von Sauerstoff und Stickstoff in den kleinen Mengen, in welchen ich diese Gase fand, ist das Eindringen atmosph\u00e4rischer Luft durch Undichtheiten der Pumpen. Quecksilberpumpen, die absolut luftdicht w\u00e4ren, kennt man wahrscheinlich nicht, ich wenigstens habe nie eine solche angetroffen. Hat man die Luft bis auf die letzte Spur ausgepumpt, so kann man gew\u00f6hnlich am n\u00e4chsten Tage oder jedenfalls nach Verlauf einiger Tage ein Luftbl\u00e4schen von me\u00dfbarer Gr\u00f6\u00dfe gewahren. Bei den hier referierten Versuchen drangen im Laufe von 4 Tagen 0,05, bezw. 0,06 ccm Luft ein, was von einer so guten Dichtigkeit zeugt, wie sie sich meiner Erfahrung nach nur irgend erreichen l\u00e4\u00dft.\nEs l\u00e4\u00dft sich also mit Sicherheit behaupten, da\u00df in diesen Versuchen kein freier Stickstoff bei der Darmg\u00e4rung erzeugt wurde.","page":292}],"identifier":"lit18444","issued":"1906-07","language":"de","pages":"289-292","startpages":"289","title":"\u00dcber die Bildung freien Stickstoffes bei der Darmg\u00e4rung","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:31.617061+00:00"}