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{"created":"2022-01-31T12:36:04.638500+00:00","id":"lit18450","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoyer, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 414-435","fulltext":[{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\nVon\nE. Hoyer.\n________ \u00ab\n(Aus dem wissenschaftlichen Laboratorium der Vereinigten Chemischen Werke, Aktiengesellschaft, Charlottenburg, im November 1906.)\n(Der Redaktion zugegangen am 18. Dezember 1906.)\n1. Untersuchungen \u00fcber S\u00e4urewirkung.\nWenn man Rieinussamen mit Wasser zerreibt und die entstandene Samen-\u00d6lemulsion (Samenmilch) mehrere Tage sich selbst \u00fcberl\u00e4\u00dft, \u00abbeobachtet man nach einiger Zeit ein pl\u00f6tzliches, sprungweises, rapides Ansteigen der S\u00e4uremenge\u00ab,1) wobei das im Rieinussamen enthaltene neutrale \u00d6l in Ricinus-\u00f6ls\u00e4ure und Glycerin zerlegt wird. Diese vor etwa 4 Jahren gemachte erste Reobachtung war bekanntlich der Ausgangspunkt f\u00fcr die Erforschung der Fettspaltung mittels des in Pflanzensamen, speziell im Rieinussamen enthaltenen lipolytischen Fermentes, welches seitdem von mehreren Seiten2) bearbeitet sich\n1)\tVergl. Connstein-Hoyer-Wartenberg, Ber. der Deutschen chem. Ges., Bd. XXXV, S. 3988 (1902).\n2)\tVergl. Braun und Behrendt, Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVI, S. 1142 und 1900 (1903); Braun, ebenda, Bd. XXXVI, S. 3003 (1903).\nFokin, Journ. russ. phys.-chem. Ges., Bd. XXXV, S. 831 u. 1197; Chem. Revue, Fett- und Harz-Ind., Bd. XI, S. 91 u. ff., Bd. XIII, S. 130 u. ff.\nLami, Boll. Chim. Farm., Bd. XLIII, S. 385 u. 607.\nNi doux, Comptes-rendus de FAcad. des sciences, Bd. CXXXVIII, S. 1112, 1175, 1288, 1352 (1903); CXXXIX, S. 143 (1904).\nUrbain-Saugon, C. rend, de l\u2019Acad. des sciences, Bd. CXXXVIII, S. 1291 (1904); Urbain, ebenda, Bd. CXXXIX, S. 606 (1904); Urbain-Perruchon-Lan\u00e7on, ebenda, Bd. CXXXIX, S. 641 (1904); Urbain-Saugon-Feige, Bull, de la Soc. chim., Bd. XXXI, S. 1194 (1904).","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"415\n\u00dcber fermentative Fettspaltung.\nzu einem brauchbaren technischen Fettspaltungsverfahren entwickelt hat. 4)\nUnter den eingangs erw\u00e4hnten Bedingungen setzt die fettspaltende Wirkung des Ricinussamenfermentes erst nach einiger Zeit ein, dann aber pl\u00f6tzlich sprungweise. \u00abDie Ursache f\u00fcr das Auftreten des \u00abSprunges\u00bb erkannten wir darin, da\u00df eine intensive Spaltung des Fettes in den Samen nur dann eintritt, wenn eine gen\u00fcgende Menge S\u00e4ure zugegen ist.* 2) Man kann nun die fettspaltende Eigenschaft des Ricinussamens sofort aus-l\u00f6sen, wrenn man dem Ansatz von vorneherein eine gewisse kleine Menge S\u00e4ure oder sauren Salzes zusetzt. Diese S\u00e4uremenge ist je nach S\u00e4ureart verschieden. In einer sp\u00e4teren Publikation von mir3 4) sind diese S\u00e4uremengen genau festgesetzt worden, wobei es sich zeigte, da\u00df unter den untersuchten S\u00e4uren4) Butters\u00e4ure den weitesten Spielraum bez\u00fcglich der anzuwendenden Menge zulie\u00df, w\u00e4hrend z. B. Schwefels\u00e4ure und Oxals\u00e4ure eine sehr genaue Einhaltung ihrer Mengenverh\u00e4ltnisse erforderten. Schon damals erw\u00e4hnte ich, da\u00df Untersuchungen dar\u00fcber im Gange waren, eine noch geeignetere S\u00e4ure als Butters\u00e4ure f\u00fcr Ausl\u00f6sung der Enzymwirkung zu finden.\nEs war a priori anzunehmen, da\u00df die geeignetste S\u00e4ure sicherlich diejenige sein mu\u00dfte, die von der Natur selbst zum Zwecke der Fettassimilation im Samen erzeugt wurde. Die oben erw\u00e4hnte Sprungwirkung des Ricinussamenfermentes tritt, wenn man ohne k\u00fcnstlichen S\u00e4urezusatz arbeitet, erst nach einiger Zeit ein, d. h. erst dann, wenn eine ausreichende Menge nat\u00fcrlicher \u00abSamens\u00e4ure\u00bb gebildet worden ist. Es war also nur notwendig, diese \u00abSamens\u00e4ure\u00bb sich bilden zu lassen, sie\n\u00d6 Deutsches Reichspatent 145413 vom 22./IV. 02.\n0. Heller, Der Seifenfabrikant, 1902, Nr. 47/48, 1903, Nr. 11; Connstein, Nr. 25, Hover, Nr. 45; Seifensiederzeitung 1903, Nr. 45/46; Steffen, Nr. 47, Betriebsresultate d. Seifenfabrikant, 1904, Nr. 26; Seifensiederzeitung, 1904, Nr. 26; Hoyer, Der Seifenfabrikant, 1905, Nr. 26; Seifensiederzeitung, 1905, Nr. 26\u201428.\n2)\tVergl. Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXXY, S. 3990 (1902).\n3)\tVergl. Ber. d. Deutsch, cliem. Ges., Bd. XXXVII, S. 1436 (1904).\n4)\tGepr\u00fcft wurde die Wirkung der Schwefel-, Oxal-, Ameisen-, Essig- und Butters\u00e4ure.","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nE. Hoyer,\nzu isolieren und auf ihre Verwendbarkeit zu pr\u00fcfen. Ich verfuhr hierbei wie folgt:\nVersuch 1 (im M\u00e4rz 1904).\n200 g gemahlene Ricinuspre\u00dflinge (d. i. hydraulische, kalt gepre\u00dfte, also zum gr\u00f6\u00dften Teil ent\u00f6lte Ricinussamen) werden mit 400 g einer l\u00b0/oigen Chloralhydratl\u00f6sung (demnach unter Ausschlu\u00df bakterieller Wirkung) im Trockenschrank bei 30\u201435\u00b0 in verschlossener Glasst\u00f6pselflasche digeriert.* Von Zeit zu Zeit werden Durchschnittsmuster gezogen, klar filtriert, je 10 ccm des Filtrates werden unter Anwendung von Phenolphtalein als Indikator mit n/i-K0H titriert:\n10 ccm Chloralhydratl\u00f6sung verbrauchen ....\t0 ccm n/i-K0H\n10\t\u00bb Filtrat sofort nach dem Vermischen mit Pre\u00df-\nlingen verbrauchen....................0,1\t\u00bb\t\u00bb\n10\t\u00bb\tnach\t1\tt\u00e4gigem\tDigerieren\tverbrauchen\t.\t.\t0,2\t\u00bb\t\u00bb\n10\t\u00bb\t\u00bb\t2\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t.\t0,45\t\u00bb\t\u00bb\n10\t\u00bb\t\u00bb\t3\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t.\t.\t0,65\t\u00bb\t\u00bb\nVersuch 2 (am 15. 3. 04.).\n200 g Ricinuspre\u00dflinge wie oben werden mit 800 g 1\u00b0/oiger Chlorhydratl\u00f6sung bei 35\u00b0 digeriert. Von Zeit zu Zeit wird ein Teil der tr\u00fcben Fl\u00fcssigkeit abgegossen, filtriert, titriert; je 60 ccm Filtrat wurden mit je 200 g Lein\u00f6l und 6,6 g Ricinussamen gesch\u00e4lt und gemahlen, zu einer Emulsion verr\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen :\nDauer\t10 ccm Filtrat ab-\tH\u00f6he der Lein\u00f6lspaltung\t\t\t\ndes Digerierens\tneutralisiert durch\t\tnach\t\t\nder Pre\u00dflinge\tKubikzentimeter\t1 Tag\t2 Tagen\t3 Tagen\t4 Tagen\nTage\tn/i-K0H\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t\u00b0/o\n1\t0,1\t1,5\t14\t73\t83\n2\t0,25\t45\t81\t87\t\u2014\n3\t0,5\t71\t86\t\u2014\t\u2014\nObige Versuche beweisen, da\u00df w\u00e4hrend des Digerierens der Ricinuspre\u00dflinge mit Wasser sich nach und nach eine wasserl\u00f6sliche S\u00e4ure bildet, die, wenn sie in gen\u00fcgender Menge","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n417\nvorhanden ist, die fettspaltende Wirkung des Ricinussamens ausl\u00f6st.\nVersuch 3 (am 12. 3. 04.).\n300 g Rieinuspre\u00dflinge werden wie vorher mit 700 ccm l\u00b0/oiger Chloralhydratl\u00f6sung w\u00e4hrend 2 Tagen bei 33\u00b0 digeriert. Beim \u00d6ffnen der Flasche entweicht Kohlendioxyd, welches durch vorgelegtes Barytwasser als BaC03 nachgewiesen wird. Der ganze Flascheninhalt wird koliert, filtriert, das Filtrat1) in verschiedenen Mengen mit je 100 g Lein\u00f6l und 3,3 g Ricinus-samen gesch\u00e4lt und gemahlen verr\u00fchrt und der Spaltung \u00fcber-lassen :\n\tVermischt\tErgaben eine Lein\u00f6lspaltung nach\t\t\t\t\nFiltrat\tmit Wasser\t1 Tag\tZunahme\t2 Tagen\tZunahme\t3 Tagen \u00b0/o\nccm\tccm\t\u00b0/0\t\t\u00b0/o\t\t\n5\t00\t2\t57\t59\t20\t79\n10\t50\t9\t** ri 0/\t68\t16\t84\n15\t45\t15\t51\t66\t14\t80\n20\t40\t24\t37\t61\t11\t72\n25\t35\t32\t26\t58\t12\t70\n30\t30\t43\t24\t67\t10\t77\n35\t25\t60\t22\t82\t7\t89\n40\t20\t63\t21\t84\t4\t88\n45\t15\t71\t16\t87\t4\t91\n50\t10\t76\t12\t88\t4\t92\n55\t5\t80\t10\t90\t3\t98\nDas Ergebnis obiger Versuchsreihen ist nach mehreren Richtungen hin bemerkenswert: Die Spaltungsresultate nach 1 und 2 Tagen bilden untereinander zwei ziemlich gleichm\u00e4\u00dfig aufsteigende arithmetische Reihen, w\u00e4hrend die Spaltungszunahmen vom 1. zum 2. Tage und vom 2. zum 3. Tage zwei regelm\u00e4\u00dfig abnehmende arithmetische Reihen ergeben, mit anderen Worten: bei Anwesenheit von sehr wenig S\u00e4ure verl\u00e4uft\n4) 10 ccm des Filtrates wurden durch 0,55 ccm n/i-KOH neutralisiert.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nE. Hoyer,\ndie \u00d6lspaltung zun\u00e4chst sehr langsam, erst am 2. Tage tritt der \u00abSprung\u00bb ein, wenn n\u00e4mlich der Ricinussamen die ihm noch fehlende Menge S\u00e4ure erg\u00e4nzt hat. Damit ist gleichzeitig eine v\u00f6llige Aufkl\u00e4rung des \u00abSprunges\u00bb selbst gegeben. Die Kurve der Spaltungsh\u00f6he nach 1 Tage ist bis zuletzt, d. h. bis zur h\u00f6chsten angewandten S\u00e4uremenge hin ansteigend. In dem folgenden Versuche wird zur weiteren Aufkl\u00e4rung der Frage, ob h\u00f6here S\u00e4uremengen nicht einen noch h\u00f6heren Spaltungseffekt ergeben w\u00fcrden, die Versuchsreihe weiter fortgef\u00fchrt:\nVersuch 4 (am 30. 3. 04.).\n200 g Ricinussamenpre\u00dflinge werden wie vorher mit 1000 g l\u00b0/oiger Chloralhydratl\u00f6sung bei 33\u00b0 digeriert. T\u00e4glich vorgenommene Titrationen von Fl\u00fcssigkeitsproben zeigen die \u00fcbliche S\u00e4urezunahme.\n10 ccm des Filtrates am 2. Tage abneutralisiert durch 0,15 ccm n/i-KOH\n10\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb 3.\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,2\t\u00bb\t\u00bb\n10\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb 4.\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,45\t\u00bb\t\u00bb\nNun wurde die ganze Masse filtriert, vom Filtrat verschieden gro\u00dfe Mengen mit je 100 g Lein\u00f6l und 3,3 g Ricinussamen gesch\u00e4lt und gemahlen, verr\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen :\nFiltrat ccm\tVermischt mit Wasser ccm\tLein\u00f6lspaltung nach 22 Stunden \u00b0/0\n40\t40\t61\n45\t35\t71\n50\t30\t79\n55\t25\t81\n60\t20\t82\n65\t15\t84\n70\t10\t84\n75\t5\t84\n80\t-\u2014\t84\n120\t\u2014\t84","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n419\n(Nach 6 Tagen war die Lein\u00f6lspaltung aller Ans\u00e4tze auf 97\u00b0/o gestiegen.) Die Versuchsreihe lehrt, da\u00df, wenn bei einer gewissen S\u00e4uremenge1) der optimale Spaltungseffekt erreicht ist, h\u00f6here S\u00e4uremengen einen beg\u00fcnstigenden Einflu\u00df auf die H\u00f6he der Spaltung nicht mehr haben: aber auch die h\u00f6chste untersuchte S\u00e4uremenge schadet noch in keiner Weise. Mit anderen Worten die hier benutzte \u00abSamens\u00e4ure\u00bb ist in der Tat ganz besonders zur Ausl\u00f6sung der Spaltungen geeignet. Wodurch diese Samens\u00e4ure entsteht, dar\u00fcber gibt der folgende Versuch Auskunft:\nVersuch 5 (am. 24. 7. 04.).\nI.\t200 g Rieinussamenpre\u00dflinge wie vorher werden mit 500 g l\u00b0/oiger Chloralhydratl\u00f6sung bei 30\u201435\u00b0 digeriert.\nII.\tEin zweiter gleich zusammengesetzter Ansatz wird zun\u00e4chst 1h Stunde in siedendem Wasser erhitzt, sodann nach dem Abk\u00fchlen wie der obige bei 30\u201435\u00b0 digeriert. Aus beiden werden von Zeit zu Zeit Proben gezogen, filtriert und titriert, je 10 ccm der Filtrate werden neutralisiert durch ccm n/i-KOH:\nSofort nach Fertig des Ans\u00e4tze\tStellung s\tNach lt\u00e4gigem Digerieren\tNach 2t\u00e4gigem Digerieren\tNach Bt\u00e4gigem Digerieren\tNach \u00f6t\u00e4gigem Digerieren\n\tccm\tccm\tccm\tccm\tccm\nBei Ansatz I\t0,15\t0,2\t0,2\t0,25\t0,85\nII\t0,15\t0,15\t0,15\t0,15\t0,15\nDie \u00abSamens\u00e4ure\u00bb entsteht demnach gleichfalls durch Enzymwirkung; eine S\u00e4urezunahme in der Reihe des II. Ansatzes ist nicht erfolgt, da das s\u00e4urebildende Enzym durch Siedehitze offenbar unwirksam geworden war. Der Einwand, da\u00df die Samens\u00e4ure durch Bakterienwirkung etwa entstanden sein k\u00f6nnte, ist durch Anwendung einer l\u00b0/oigen Chloralhydratl\u00f6sung eliminiert. Letztere hat sich bereits fr\u00fcher2) als absolut keimt\u00f6tend erwiesen.\n9 Siehe die fettgedruckten Zahlen der Reihe 65\u201484.\n2) Vergl. Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXV, S. 3990 (1902).","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nE. Hoyer,\nWeiter schien es mir interessant, festzustellen, wie die \u00abSamens\u00e4ure\u00bb entsteht: Als unl\u00f6slich in allen bekannten L\u00f6sungsmitteln, also auch in Wasser, hat sich bereits unser fettspaltendes Enzym erwiesen.1) Im Gegensatz hierzu, entsprechend jedoch der Eigent\u00fcmlichkeit der meisten anderen Fermentarten, ist das s\u00e4urebildende Enzym des Ricinussamens wasserl\u00f6slich. Dies folgt aus dem n\u00e4chsten Versuche.\nVersuch 6 (am 25. 7. 05.).\n\u00ab\nGesch\u00e4lter Ricinussamen wird in einer Excelsiorm\u00fchle2) mit Wasser durchgemahlen. Die durchgemahlene Samenmilch wird noch weitere dreimal in gleicher Weise durch die M\u00fchle durchgehen gelassen, wobei jedesmal ein Quantum Samenmilch separat aufgefangen wird. Das von den einzelnen Portionen sofort sowie erst nach 24 Stunden klar abfdtrierte Wasser wird sofort sowie nach 24st\u00fcndigem Stehen in Glasst\u00f6pselflaschen titriert: 100 ccm werden neutralisiert durch ccm n/i-KOH:\nAnzahl der Mahlungen\tNach dem Mahlen sofort filtriert und sofort titriert ccm\tNach dem Mahlen sofort filtriert, nach 24 Stunden titriert ccm\tNach dem Mahlen 24 Stunden stehen gelassen, filtriert und titriert ccm\n1\t0,5\t2,3\t3,2\n2\t0,5\t2,6\t3,2\n3\t0,5\t2,6\t3,8\n4\t0,7\t2,8\t4,0\nDer Versuch beweist, da\u00df die Feinheit der Mahlung des Ricinussamens,3) also eine mehr oder weniger vollkommene Zerst\u00f6rung der Samenzellen und dadurch bewirkte innige Ber\u00fchrung von Zellinhalt und Wasser f\u00fcr die Intensit\u00e4t der S\u00e4urebildung im Wasser von wesentlicher Bedeutung ist. Die Entstehung der \u00abSamens\u00e4ure\u00bb aus wasserl\u00f6slichen Samenbestandteilen durch Vermittelung eines wasserl\u00f6slichen Enzyms ist klar\np Vergl. Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVII, S. 1437 (1904).\n2)\tVon Friedr. Krupp, Grusonwerk, Magdeburg-Buckau.\n3)\tVergl. auch Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVII, S. 1440 (1904).","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n421\nersichtlich, wenn auch zugegeben werden mu\u00df, da\u00df die S\u00e4urebildung bei l\u00e4ngerer Ber\u00fchrung von Samenmilch und Wasser eine vollst\u00e4ndigere ist. Die betreffenden die S\u00e4ure erzeugenden Samenbestandteile gehen offenbar erst nach und nach in L\u00f6sung.\nUm die Art der \u00abSamens\u00e4ure\u00bb festzustellen, bediente ich mich der von Buchner und MeisenheimerQ angegebenen Methode, welche diese Forscher benutzt haben, um die bei der alkoholischen G\u00e4rung entstehenden S\u00e4uren zu bestimmen: Ein gr\u00f6\u00dferes Quantum frisch hergestellter Samenmilch* 2) wurde bei ca. 24\u00b0 stehen gelassen, wobei bereits nach ca. 12 Stunden die gew\u00fcnschte S\u00e4urebildung eingetreten war. Dabei wurde zun\u00e4chst ziemlich starke Kohlendioxydentwickelung beobachtet. Von dem klar filtrierten s\u00e4urehaltigen Wasser wurde ein Teil mit Wasserdampf destilliert ; das schwach sauer reagierende Destillat wurde mit Natronlauge neutralisiert und auf dem Wasserbade bis zur Trockene eingeengt. Es hinterblieb ein geringer Salzr\u00fcckstand, welcher mit Alkohol und Schwefels\u00e4ure die bekannte Essigs\u00e4ure\u00e4thylesterreaktion gab. Nebenbei schien noch Ameisens\u00e4ure in geringer Menge vorhanden zu sein, da neben dem Essig\u00e4thergeruch auch der Ameisens\u00e4ure\u00e4thylester herauszuriechen war. Auch zeigte die Salzl\u00f6sung eine Reduktionswirkung auf ammoniakalische Silbernitratl\u00f6sung. Ferner wurde ein gro\u00dfes Quantum des oben gewonnenen klar filtrierten S\u00e4urewassers auf dem Wasserbade eingedampft, wobei alle fl\u00fcchtigen S\u00e4uren fortgehen. Der sirupartige R\u00fcckstand wurde zur Reinigung mit absolutem Alkohol aufgenommen, filtriert, der Alkohol verjagt, aus dem zur\u00fcckbleibenden starksauren Sirup mittels Zinkcarbonat das charakteristische schwerl\u00f6sliche Zinklaktat isoliert. Aus Wasser zweimal umkrystallisiert und lufttrocken analysiert, wurden folgende Werte erhalten:\n0.3703 g Substanz ergaben 0,1031 g ZnO Gefunden Zn\t= 22,37 \u00b0/o\nBerechnet f\u00fcr (C3H503)2Zn = 22,00 \u00b0/o\nGenaue quantitative Bestimmungen \u00fcber die Mengenver-\np Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVII, S. 417 (1904) und Bd. XXXVIII, S. 620 (1905).\n2) Siehe Versuch 6.","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nE. Hover\nh\u00e4ltnisse der gebildeten einzelnen S\u00e4uren wurden nicht vorgenommen. Da jedoch die Menge der Essig- resp. Ameisens\u00e4ure hinter derjenigen der Milchs\u00e4ure stark zur\u00fcektritt, so haben wir es hier offenbar irn wesentlichen mit einer Milchs\u00e4ureg\u00e4rung unter gleichzeitiger Bildung von Kohlendioxyd zu tun. Die besagte <Samens\u00e4ure > ist sonach ein S\u00e4uregemisch und der Hauptsache nach Milchs\u00e4ure.1 \u25a0\nHieraus l\u00e4\u00dft sich weiter schlie\u00dfen, da\u00df auch in dem Keimungsproze\u00df des Rieimissamens diese S\u00e4urabildung eine gro\u00dfe Rolle spielen mu\u00df. Die durch die Keimung bedingte Wasser-aufnahme des Samens gibt dem s\u00e4urebildenden Enzym die M\u00f6glichkeit, seine Wirksamkeit zu entfalten; die entstehende <Samen-saure > aktiviert ihrerseits das linolvtisehe Enzym und vermit-\n-L\tw\tu\ntelt so durch Spaltung des Ricinus\u00f6les die Assimilation dieses Reservestoues, -\nZur Vervollst\u00e4ndigung der Versuche \u00fcber S\u00e4ure Wirkung wurde schlie\u00dflich noch untersucht, inwieweit Essigs\u00e4ure \u2014 in unzureichender Menge angewandt \u2014 der oben beschriebenen < Samens\u00e4ure > richtiger \u00ab S\u00e4uregemisch > sich \u00e4hnlich verh\u00e4lt. In der folgenden Versuchsreihe wurde in der Tat fesUestedt.\n* Yergl, B\u00fcchner und Me is en keim er Ber. cL Deutsch, ehern.\nGes , Bd. XXXVIII. S. 62n leO\u00f6 , BilGunz kleiner Meeren Essigs\u00e4ure bei\na er re\u00fcireien Oariins:,\nDi,\n\u00bbern\u00e4hr oi serons zewinnt an vv\nLenxeii cuire]\nUn : e rs r, : dun g en\nT \" hl Q\n460 1904 . St\u00f6klasa gib im en :1er S am en M:1 c hs\u00e4 nr e e n is : e k :.\nd. Deutsch, botan. Ges.. Bd. XXII.\ner ameroben Atmiinz\nildiiz} Orr, tier\nh e 'T'-T1 r\nBiochemie der PfLs In ihre\n.rer ivonien\u00fcioxvoDuaung nei a er\n4\t'S,\nche Literaturangaben vor vergL hier\u00fcber Czapek, m IL Band. 5. 3s9. 19*95 .\nr~ - -r*,\n___en.cn sl\n\ntorn ries rendus de i'Aca-\n\u00fctr____L c\ndes sciences. Bd, CXXXIX, S. 143 und 606, 19*94\neen ent en\n-r~. r n ^\u00bbc: \u00bb*** r- /--\nL u. h c _ S ul ________r\n\u2022JA-n rriA\nie \u00fcber Lrsprung unci\na \"hi\nX i c I o Li x und Urbain \u00fcber\nWirxnng der Kohlens\u00e4ure im xeimennen Kicmussamen angestem nanen. Die Kohlens\u00e4ure entsteht nach ihrer Ansicht durch Hydrolyse albumin eider Substanzen des Samens, Es ist daher anzunehmen, dal im keimenden\nXU.1 UCi 11\nlOivtis eben\nsarnen ne p ro z soit lis cue sinunnz und. Xonensaarer\n\u2014-----ht. iiiifch Eohlens\u00e4ureein Wirkung du\nSranunz les Ricinus\u00f6les yoranse\nT\n\\ erseifung des Ricinus\u00f6les durch die Lipase samens bewirkt wird.\nLid a sei dm des Ricinui","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n423\nda\u00df schon Spuren Essigs\u00e4ure den Eintritt der Fettspaltung durch Ricinussamenferment beschleunigen ; das Spaltungsoptimum wird jedoch erst viel sp\u00e4ter erreicht, als wenn von vornherein eine ausreichende Menge Essigs\u00e4ure vorhanden ist.\nVersuch 7 (am 16. 3. 04.).\nJe 200 g Lein\u00f6l wurden mit je 6,6 g Ricinussamen gesch\u00e4lt und gemahlen und mit verschiedenen Essigs\u00e4uremengen verr\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen:\n0,06 \u00b0/o ige\tEssig-\tVermischt\tErgaben eine Lein\u00f6lspaltung nach\t\t\t\nEssigs\u00e4ure\ts\u00e4ure vom \u00d6l\tmit Wasser\t1 Tag\t2 Tagen\t3 Tagen\t5 Tagen\nccm\t\u00b0/o\tccm\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t\u00b0/0\t\u00b0/o\n40\t0,012\t80\t\t1\t3\t65\n50\t0,015\t70\t\u2014\t2\t40\t80\n60\t0,018\t60\t\u2014\t2\t66\t86\n70\t0,021\t50\t\u2014\t3\t63\t86\n80\t0,024\t40\t1,5\t33\t75\t87\n90\t0,027\t30\t4\t35\t72\t86\n100\t0,030\t20\t19\t62\t79\t87\n110\t0,033\t10\t48\t74\t81\t89\n120 \\\t0,036\t\u2014\t54\t78\t85\t91\n60 ccm einer\t\t\t\t\t\t\n0,1 \u00b0/oigen Essigs\u00e4ure ,\t> 0,06\t\t81\t91\t92\t\n2. Versuche zur Isolierung des Enzyms.\nW\u00e4hrend ich in der zitierten 2. Mitteilung1) \u00fcber fermentative Fettspaltung nur von negativem Erfolge begleitete Versuche zur Isolierung des lipolytischen Enzyms aus dem Ricinussamen beschreiben konnte, seien jetzt einige Methoden erw\u00e4hnt, nach denen sich eine betr\u00e4chtliche Anreicherung des fettspaltenden Fermentes erreichen l\u00e4\u00dft.\nDie bisherigen Untersuchungen waren nach zwei verschiedenen Richtungen hin in Angriff genommen worden: Eine Fer-\n0 Vergl. Berichte d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVII, S. 1436 (1904).","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nE. Hoyer,\nmentl\u00f6sung zu erhalten, war bisher nicht m\u00f6glich gewesen. Nach dem jetzt vorliegenden Material von diesbez\u00fcglichen Untersuchungen1) bei anderen lipolytischen Fermenten des Tier-und Pflanzenreiches zu schlie\u00dfen, ist es auch wenig wahrscheinlich, da\u00df dies je gelingen wird. In keinem Falle ist bisher mit Sicherheit die L\u00f6slichkeit einer Lipase festgestellt worden. \u00abDiese Tatsache ist \u00fcbrigens sehr verst\u00e4ndlich, wenn man ber\u00fccksichtigt, da\u00df diese Fermente ja dazu bestimmt sind, Fette anzugreifen, die ja ihrerseits weder in Wasser noch in Glycerin l\u00f6slich sind.\u00bb2)\nWeitere Versuche wurden unternommen, um das Ferment auf mechanischem Wege aus dem Ricinussamen zu isolieren. Zu diesem Zwecke mu\u00df man sich zun\u00e4chst klar machen, an welcher Stelle des Samens man das Enzym zu suchen hat. Der Ricinussamen besteht der Hauptsache nach aus gro\u00dfen Zellen, die mit Aleuronk\u00f6rnern, Ricinus\u00f6lk\u00fcgelchen und Protoplasma angef\u00fcllt sind.3) Die Aleuronk\u00f6rner und das Ricinus\u00f6l sind Reservestoffe, die die Pflanze f\u00fcr die Keimung ihres Samens aufgespeichert hat. Das Protoplasma ist Sitz aller latenten Energievorr\u00e4te des ruhenden, aller Lebenst\u00e4tigkeit des keimenden Samens. Die Reservestoffe sind dazu bestimmt, von \u00abEnzymen, welche in dem Protoplasma der Zelle enthalten sind, gespalten und f\u00fcr den Embryo nutzbar gemacht zu werden.\u00bb4) Die Reservestoffe konnten demnach auch in dem vorliegenden Falle im Ricinussamen nicht Sitz des lipolytischen Fermentes sein. F\u00fcr das Ricinus\u00f6l als Reservestoff ist dies schon in der zitierten 1. Mitteilung \u00fcber fermentative Fettspaltung5 6) nachgewiesen worden, indem der ent\u00f6lte Ricinussamen noch die volle lipolytische Energie des \u00f6lhaltigen Samens besa\u00df. F\u00fcr\n1)\tYergl. G\u00f6nnst ein, \u00dcber fermentative Fettspaltung, Ergebnisse d. Physiologie S, I, S. 206 u. f. (1904).\n2)\tEbenda.\n3)\tVergl. E. Stra\u00dfburger, Botanisches Praktikum, 2. Aufl., 1887, S. 43\u201445, und Green, Philosoph. Transactions 1890, S. 373.\n4)\tYergl. Oppenheimer, Die Fermente, 2. Aufl., 1903, S. /2, und\nGreen, 1. c.\n6) Vergl. Berichte d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXXV, S. 3994 (1902).","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n425\ndie Aleuronk\u00f6rner als Reservestoff hat es zuerst Nicloux1) bewiesen. Nach obigen Ausf\u00fchrungen war es demnach vorauszusehen, da\u00df im Ricinussamen das Protoplasma das fettspaltende Enzym enthalten w\u00fcrde. Es galt nun eine Methode zu finden, um auf mechanischem Wege das Protoplasma von den \u00fcbrigen Reservestoffen des Ricinussamens zu trennen.\nDas Naheliegendste war es nun, zu untersuchen, ob die\neinzelnen Samenteile sich nach ihrer verschiedenen Dichte trennen\n\u2022 \u2022\t\u2022 \u2022\nlassen. Der gesch\u00e4lte Samen war mit Ol oder einem Oll\u00f6sungs-mittel, z. R. \u00c4ther, angerieben worden und das verschieden gro\u00dfe spezifische Gewicht der Samenpartikel benutzt worden, um durch fraktioniertes Dekantieren der sich teilweise absetzenden Samenteilchen Fraktionen zu gewinnen, die mehr oder weniger wirksame Substanz enthielten. Wie schon seinerzeit kurz erw\u00e4hnt wurde, hat Nicloux2) diese Methode zu einem technischen Verfahren auszuarbeiten versucht. Es gelang ihm in der Tat, mit Hilfe der Zentrifuge eine Trennung von Aleuron-\nk\u00f6rnern und Protoplasma in einem durch Zerreiben von ge-\n\u2022 \u2022\t_\nsch\u00e4lten Ricinussamen mit Ol erzeugten Samenbrei durchzuf\u00fchren. In kleinem Laboratoriumma\u00dfstabe liefert dies Verfahren ganz gute Resultate, wenn auch die Trennung der einzelnen Samenbestandteile quantitativ recht schwer ausf\u00fchrbar ist. Im gro\u00dfen technischen Ma\u00dfstabe versagt das Verfahren vollkommen.\nZu ungleich glatteren Trennungen der verschiedenen Samenbestandteile gelangt man bei Anwendung von \u00d6ll\u00f6sungsmitteln, an Stelle der von Nicloux benutzten \u00d6le, deren spezifisches Gewicht so gew\u00e4hlt wird, da\u00df die lipolytisch unwirksamen schwereren Samenpartikel leicht zu Roden sinken, w\u00e4hrend die leichten aktiven Substanzen (also das Protoplasma) in Schwebe bleiben. So beschaffene \u00d6ll\u00f6sungsmittel gewinnt man durch ent-\n1)\tAlle seine bisherigen Arbeiten \u00fcber dieses Gebiet sowie diejenigen seiner Mitarbeiter (vergl. die Zitate S. 414) fa\u00dfte Nicloux in einer ausf\u00fchrlichen Monographie zusammen: Contribution \u00e0 l\u2019\u00e9tude de la sa-ponifacation des corps gras p. M. Maurice Nicloux. Paris 1906.\n2)\tFranzos. Patent 335, 902 vom 14. Okt. 1903.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nE. Hoyer,\nsprechendes Mischen von Benzin, Petrol\u00e4ther, Benzol, \u00c4ther usw.1) einerseits, mit Chloroform oder Tetrachlorkohlenstoff andererseits, und w\u00e4hlt die Mischungsverh\u00e4ltnisse derart, da\u00df das Gemisch ein spezifisches Gewicht von ca. 1,2 bis 1,4 hat. Man verf\u00e4hrt hierbei z. B. wie folgt:\nVersuch 8 (am 8. 6. 04.).\n500 g Ricinussamen gesch\u00e4lt und fein gemahlen werden mit 1600 g Petrol\u00e4ther-Chloroformmischung (1 Vol. : 2 Vol.) vom spezifischen Gewicht 1,22 anger\u00fchrt, durch ein grobes Sieb gegossen; der Siebr\u00fcckstand wird mit frischer Mischung naehgewraschen und die tr\u00fcbe Fl\u00fcssigkeit der Ruhe \u00fcberlassen. Nach etv^a 18 Stunden (\u00fcber Nacht) haben sich alle unwirk-samen Partikel (also Aleuronk\u00f6rner, Zellwandst\u00fccke usw.) am Boden des Gef\u00e4\u00dfes fest zusammengeschlagen, so da\u00df die dar\u00fcberstehende tr\u00fcbe, das wirksame Protoplasma in Suspension haltende Fl\u00fcssigkeit ohne irgend welche Vorsichtsma\u00dfregel abgegossen werden kann. Der Bodensatz l\u00e4\u00dft sich durch zwei- bis dreimaliges Anschl\u00e4mmen mit neuen Mengen Petrol\u00e4ther-Chloroformmischung von Protoplasma und \u00d6l praktisch quantitativ befreien. Man hat nun aus der gewonnenen Aufschwemmung das L\u00f6sungsmittel nur abzudestillieren, um zu einem das ganze Protoplasma enthaltenden tr\u00fcben Ricinus\u00f6l zu gelangen. Man\ngewinnt so:\nA.\tSiebr\u00fcckstand (lufttrocken)............ 47 g = 9,4 \u00b0/o\nB.\tAleuronk\u00f6rner usw. (lufttrocken).......132 \u00bb = 26,4 \u00b0/o\nC.\tFerment\u00f6l (Protoplasma -f\u201c Ricinus\u00f6l) . . 323 \u00bb = 64,6 \u00b0/o\n502 g 100,4 \u00b0/o\nDieses Ferment\u00f6l enth\u00e4lt in Form einer feinen grauen Tr\u00fcbung etwTa 3\u00b0/o Eiwei\u00dfstoffe resp. feste Substanz. Mit obigen Samenfraktionen (A\u2014C) wurden folgende Ans\u00e4tze gemacht:\nJe 100 g Cotton\u00f6l wurden mit 50 ccm Wasser, enthaltend 0,03 g Ameisens\u00e4ure, und verschiedenen Mengen der obigen Samenfraktionen verr\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen:\n0 Die Verwendung von Alkohol, Aceton, Schwefelkohlenstoff ist ausgeschlossen, da diese L\u00f6sungsmittel das Ferment unwirksam machen.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\nSamenfraktion\tAngewandte Menge o* \u00f6\tEnthaltend feste Masse g\tCotton\u00f6lspaltung nach 22 Stunden \u00b0/0\nA. R\u00fcckstand . . ,\t2\t2\t10\nB. Aleuronk\u00f6rner .\t2\t2\t13\nG. Ferment\u00f6l . . .\tr* o\t0,15\t81\nWenn man dieses \u00abFerment\u00f6l\u00bb mit einem L\u00f6sungsmittel verd\u00fcnnt und l\u00e4ngere Zeit abstehen l\u00e4\u00dft oder zentrifugiert, so erh\u00e4lt man das Protoplasma nach Auswaschen des \u00d6les als feines wei\u00dfes Pulver.\nVersuch 9 (am 20. 6. 04.).\nMan kann auch das Ricinns\u00f6l des Samens schon vor dem Abschl\u00e4mmen teilweise durch Auspressen des \u00d6les oder durch Anreiben des Samens, z. B. mit Benzol, und Abnutschen der Benzol\u00f6ll\u00f6sung entfernen und kann dann erst den Samen wie vorher mit einer Mischung von z. B. Tetrachlorkohlenstoff-Petrol\u00e4ther vom spezifischen Gewicht 1,3 schl\u00e4mmen. Der Erfolg ist der gleiche; man gewinnt hierbei nur ein wesentlich fermentreicheres, weil \u00f6l\u00e4rmeres, \u00abFerment\u00f6l\u00bb, wovon z. B. 2,3 g enthaltend 0,27 \u00b0/o fester Bestandteile mit 100 g Cotton\u00f6l und entsprechender Menge S\u00e4urewasser verr\u00fchrt, eine Cotton\u00f6lspaltung von ca. 88\u00b0/o in 24 Stunden ergeben.\nDiese modifizierte Schl\u00e4mmethode gibt also, wie ersichtlich, sehr wohl die M\u00f6glichkeit einer glatten Trennung von lipolytisch wirksamen und unwirksamen Samenbestandteilen; technisch unrationell ist sie infolge der Anwendung von teuren Solventien. Gro\u00dfe Verluste an L\u00f6sungsmittel sind bei diesem Verfahren infolge'der Unm\u00f6glichkeit, direkten Dampf zum Abtreiben derselben zu verwenden, unvermeidlich.\nBereits fr\u00fcher1) ist festgestellt worden, da\u00df das frisch gepre\u00dfte tr\u00fcbe Ricinus\u00f6l betr\u00e4chtliche Mengen an aktiver Substanz enth\u00e4lt, soviel mitunter, da\u00df es sich nach Zusatz von S\u00e4urewasser von selbst auf 85\u201490\u00b0/o spaltet. Gelegentlich\nl) Vergl. Berichte d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVII, S. 1438 (1904).\n29\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. L.","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\nE. Hoyer,\neiner neueren Untersuchung dar\u00fcber, ob etwa im gekeimten Ricinussamen gen\u00fcgend \u00abSamens\u00e4ure\u00bb zur Einleitung sofortiger \u00d6lspaltung ohne k\u00fcnstlichen S\u00e4urezusatz gebildet w\u00e4re, machte ich den Versuch, gekeimten Samen hydraulisch zu pressen, um das hierbei resultierende \u00abPre\u00df\u00f6l\u00bb auf Enzymwirkung zu pr\u00fcfen. Dabei zeigte sich nun, da\u00df gekeimter Samen durch Quellung stark Wasser aufgenommen hatte. Dieses Wasser machte sich nun bei dem hydraulischen Pressen der gekeimten Samen \u00e4u\u00dferst unangenehm bemerkbar, indem die Pre\u00dft\u00fccher dauernd platzten. Das Wasser emulsioniert sich mit dem Ri-cinus\u00f6l und l\u00e4\u00dft sich in Form von Emulsion nicht oder kaum auspressen. Nichtsdestoweniger wurden kleine Mengen dieser \u00abPre\u00dfemuision\u00bb gewonnen und zeigten starke fettspaltende Eigenschaften. Die Vermutung lag nun hier sehr nahe, da\u00df dies \u00fcberraschende Resultat mit der Keimung an sich nichts zu tun hat. Lediglich die hiermit verbundene Wasseraufnahme trug zum Gelingen des Versuches bei. So wurde denn zun\u00e4chst festgestellt, da\u00df einfach durch Einlegen in Wasser gequollener Ricinussamen 1) sich beim Pressen v\u00f6llig analog dem gekeimten Samen verhielt. Es wurden wiederum nur ganz geringe Mengen einer \u00e4u\u00dferst aktiven \u00abPre\u00dfemuision\u00bb erhalten, welche ca. 4\u00b0/o fester Bestandteile enthielt und wovon 10\u00b0/o bei S\u00e4uregegen-wart Cotton\u00f6l in ca. 20 Stunden auf 69\u00b0/o spalteten. Der Pre\u00dfr\u00fcckstand dagegen zeigte stark verringerte Spaltkraft gegen\u00fcber dem angewandten Ricinussamen. Wurde der gequollene Ricinussamen wieder lufttrocken gemacht, dann erst hydraulisch gepre\u00dft, so nahm die Aktivit\u00e4t der \u00abPre\u00dfemuision\u00bb wieder ab, diejenige des \u00abPre\u00dfr\u00fcckstandes\u00bb wieder zu. Die wichtige Rolle des Wassers war nunmehr damit festgestellt und der n\u00e4chste Schritt f\u00fchrte zum Pressen von gemahlenen Ricinussamen, denen etwas Wasser beigemengt war. Die s\u00e4mtlichen vielfach variierten Pre\u00dfversuche verliefen auch hier recht ung\u00fcnstig, da aus oben angegebenen Gr\u00fcnden die Pre\u00dft\u00fccher jedesmal platzten; trotzdem zeigte die Untersuchung kleiner Mengen gewonnener \u00abPre\u00df-emulsionen\u00bb die gro\u00dfe lipolytische Wirksamkeit derselben:\nq Die Wasseraufnahme betr\u00e4gt bis zu 20\u00b0/o vom Samen.","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"429\n\u00dcber fermentative Fettspaltung.\nVersuch 10 (am 5. 8. 04.).\n1 kg Ricinussamen, gesch\u00e4lt, wird mit 200 g Wasser zusammen vermahlen, mit 350 g Ricinussamenschalen durchgeknetet, in feuchte Pre\u00dft\u00fccher eingeschlagen und bei ca. 200 Atmosph\u00e4ren hydraulisch gepre\u00dft. Gewonnen werden : 280 g Pre\u00dfemulsion und 1120 g Pre\u00dfkuchen.\nVerschiedene Mengen dieser Samenfraktionen werden mit je 100 g Cotton\u00f6l und je 50 ccm 0,6\u00b0/oiger Butters\u00e4urel\u00f6sung verr\u00fchrt und der Fettspaltung \u00fcberlassen,\n\tMenge\tEnthaltend feste Masse\tCotton\u00f6lspaltung nach 18 Stunden\n\tg\tg\t\nPre\u00dfemulsion .\t.\t2,5\t0,08\t46\n\t5\t0,16\t77\nPre\u00dfkuchen .\t.\t.\t5\t4,5\t49\nd. h. die \u00abPre\u00dfemulsion\u00bb ist im Verh\u00e4ltnis zu ihrem Gehalt an fester Masse sehr viel st\u00e4rker wirksam als der Pre\u00dfr\u00fcck-stand. Die Schwierigkeiten bei dem hydraulischen Pressen von Emulsionen machen auch hier die technische Nutzanwendung der Methode unm\u00f6glich.\nNachdem ich aber einmal festgestellt hatte, da\u00df sich die lipolytisch wirksame Substanz des Ricinussamens in Form von \u00abEmulsion\u00bb isolieren l\u00e4\u00dft, da\u00df also Wasser als solches die Wirksamkeit des Enzyms in keiner Weise beeintr\u00e4chtigt, war der Weg f\u00fcr die jetzt vorzunehmenden Untersuchungen vorgezeichnet. Nach einigen wenigen orientierenden Versuchen bez\u00fcglich der Auswahl geeigneter Apparate und Maschinen wurde ein Verfahren zur Fabrikation einer lipolytisch wirksamen \u00abEmulsion\u00bb herausgefunden, welches in dem folgenden Abschnitt n\u00e4her besprochen wird. Hierbei wird die in dem Kapitel \u00fcber S\u00e4urewirkung bereits ausf\u00fchrlich beschriebene Eigenschaft des Ricinussamens, die zur Fettspaltung ihm notwendige \u00abSamens\u00e4ure\u00bb sich selbst zu erzeugen, benutzt, um die gebildete enzymhaltige Ricinus\u00f6l-Wasser-Emulsion durch saure G\u00e4rung und die hiermit verbundene Kohlendioxydentwickelung in eine kompaktere,\n29*","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nE. Ho y er,\nwasserarmere Form zu bringen. Dabei beh\u00e4lt das neuentstandene .Ferment noch soviel \u00abSamens\u00e4ure\u00bb zur\u00fcck, da\u00df es auch ohne k\u00fcnstlichen S\u00e4urezusatz seine fettspaltende Wirkung zu entfalten imstande ist. W\u00e4hrend also bisher die gewisserma\u00dfen latente Energie des Ricinussamens durch k\u00fcnstlichen Zusatz von S\u00e4ure erst aktiviert wurde, wird nunmehr in dem neugebildeten Ferment ein mit bereits aktivierter Energie ausgestattetes Enzym zur Fettspaltung benutzt.\n\u00ea\n3.\tHerstellung des \u00abFermentes\u00bb.\nDer gesch\u00e4lte oder auch ungesch\u00e4lte Ricinussamen wird in einer Excelsiorm\u00fchle mit Wasser fein vermahlen. Die gebildete Samenmilch passiert eine \u00dcberlaufzentrifuge von hoher Umdrehungszahl, in der alle lipolytisch unwirksamen Bestandteile des Ricinussamens zur\u00fcckgehalten werden, w\u00e4hrend das Enzym als zarte Emulsion (\u00abFermentmilch\u00bb) die Zentrifuge verl\u00e4\u00dft. Diese \u00abFermentmilch\u00bb enth\u00e4lt den gr\u00f6\u00dften Teil des Rieinus\u00f6les aus dem Samen emulsioniert mit den unl\u00f6slichen Eiwei\u00dfstoffen des Protoplasmas ; darunter auch das fettspaltende Enzym. Das Emulsionswasser hat alle wasserl\u00f6slichen Bestandteile, worunter auch das s\u00e4urebildende Enzym, aufgenommen. Diese zentrifugierte Fermentmilch wird nunmehr bei ca. 240 der G\u00e4rung \u00fcberlassen. Hierbei setzt sich die fermenthaltige Emulsion als dicke \u00abSahne\u00bb, die ich im folgenden kurz \u00abFerment\u00bb nennen will, an der Oberfl\u00e4che des sauren Unterwassers ab und kann so leicht gewonnen werden. Das Ricinus\u00f6l ist hierbei selbst in Ricinus\u00f6ls\u00e4ure \u00fcbergegangen, so da\u00df das \u00abFerment\u00bb nunmehr der Hauptsache nach besteht aus etwa 38\u00b0/o Ricinus\u00f6ls\u00e4ure, 4\u00b0/o Eiwei\u00dfk\u00f6rpern resp. fester Masse, 58\u00b0/o Wasser.\n4.\tEigenschaften des Fermentes.\nDie Eigenschaften des fettspaltenden Fermentes im Ricinussamen sind in unserer ersten Arbeit1) ausf\u00fchrlich beschrieben worden. Demgegen\u00fcber sind jedoch manche Eigenschaften des Fermentes in seiner neuen wasserhaltigen Form wesentlich ab-\nl) Vergl. Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXV, S. 3993 u. ff. (1902).","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n431\nge\u00e4ndert, so da\u00df sie erneut der Besprechung unterzogen werden m\u00fcssen.\nEinen Hauptunterschied gegen\u00fcber dem Ricinussamen bildet das Verhalten des neuen Fermentes gegen S\u00e4urezusatz. Dasselbe ist gegen einen S\u00e4ure\u00fcberschu\u00df noch empfindlicher als der Ricinussamen selbst. Durch k\u00fcnstlichen S\u00e4urezusatz in einer f\u00fcr Ricinussamen entsprechenden Menge wird die fettspaltende Wirkung des Fermentes stark herabgesetzt und zwar bei den einzelnen \u00d6lsorten verschieden. Es d\u00fcrfte dies mit dem Gehalt vieler \u00d6le an wasserl\u00f6slichen, niederen Fetts\u00e4uren Zusammenh\u00e4ngen. Diese werden durch die Spaltung ihrer zugeh\u00f6rigen Glyceride in Freiheit gesetzt und wirken ihrerseits ung\u00fcnstig auf das Ferment ein.\nVersuch 11 (am 3. 11. 04.).\n1,25 kg gesch\u00e4lten Ricinussamens werden mit Wasser gemahlen, zentrifugiert, und ergaben: 1,93 kg Zentrifugenr\u00fcckstand und 13,9 kg zentrifugierte Fermentmilch.\nAus dieser entstehen durch G\u00e4rung 1,6 kg ges\u00e4uertes Ferment.\nMit aliquoten Teilen obiger Samenfraktionen, entsprechend 5 g Samen, werden nun je 100 g \u00d6l und 30 ccm Butters\u00e4urel\u00f6sung (1 \u00b0/oig) zusammenger\u00fchrt und der Fettspaltung \u00fcberlassen :\n\tMit 54 g unges\u00e4uerter Fermentmilch\tMit 6,4 g ges\u00e4uerten Fermentes\n\t\u00b0/0\t\u00b0/o\nCotton\u00f6l .\t.\t.\t84\t76\nLein\u00f6l ....\t.\t77\t53\nPalmkern\u00f6l .\t.\t65\t17\nSpaltung in ca. 20 Stunden.\nDurch wiederholtes Waschen des ges\u00e4uerten Fermentes mit Wasser wird ihm die festgehaltene wasserl\u00f6sliche \u00abSamens\u00e4ure\u00bb entzogen, so da\u00df schlie\u00dflich ein S\u00e4uremangel eintreten kann.","page":431},{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"432\nE. Hover.\nVersuch 12 (am 18. 4. 05.).\nCa. Va kg ges\u00e4uerten Fermentes wird mit je V2 kg Wasser mittels Luftdurehblasen durchger\u00fchrt ; nach l\u00e4ngerem Abstehen wird das unter dem Ferment sich wieder abscheidende Wasser abgezogen, filtriert und titriert:\n100 ccm des 1. Waschwassers verbrauchen 0,5 ccm n/i-K0H 100\t\u00bb\t\u00bb\t2.\t\u00bb\t\u00bb\t0,5\t\u00bb\t\u00bb\n100\t\u00bb\t\u00bb\t3.\t\u00bb\t\u00bb\t0,3\t\u00bb\t\u00bb\n100\t\u00bb\t\u00bb\t4.\t\u00bb\t\u00bb\t0*,1\t\u00bb\t\u00bb\nMit diesem vierfach gewaschenen Ferment werden folgende Versuche angesetzt : je 100 g Palmkern\u00f6l werden mit je 8 g Ferment und 40 ccm Wasser, enthaltend verschiedene Mengen Ameisens\u00e4ure, durchger\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen:\nl\u00b0/oige Ameisens\u00e4ure ccm\tPalmkern\u00f6ls 1 Tag \u00b0/\u00bb\tpaltung nach 2 Tagen \u00b0/o\n- - -\t47\t56\n0,5\t52\t61\n1,0\t56\t64\n1,5\t56\t63\nEin zu intensives Auswaschen des Fermentes mit Wasser sch\u00e4digt das Ferment, indem sein Gehalt an \u00abSamens\u00e4ure\u00bb unter den zu voller SpaltungsWirkung ben\u00f6tigten S\u00e4uregehalt heruntergeht. Gleichzeitig mit der Abnahme der Acidit\u00e4t des Fermentes beim Auswaschen geht Hand in Hand die Abnahme der sonstigen wasserl\u00f6slichen Substanzen des Ricinussamens. Diese werden ja zum gr\u00f6\u00dften Teil bereits durch sorgf\u00e4ltige Trennung des gegorenen, abgesetzten Fermentes von dem darunter befindlichen S\u00e4urewasser entfernt. Diese Entfernung des Unterwassers ist von gr\u00f6\u00dfter Wichtigkeit f\u00fcr die Qualit\u00e4t des Fermentes. Bei der Fettspaltung mit Ferment gehen n\u00e4mlich nach erfolgter Trennung des fertig gespaltenen Ansatzes alle wasserl\u00f6slichen Bestandteile des Fermentes in das Glycerinwasser \u00fcber. Es leuchtet nun ohne weiteres ein, da\u00df, je reiner das Ferment ist, desto reiner auch das bei der fermentativen Fett-","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n433\nSpaltung gewonnene Glycerinwasser ist. Dem Auswaschen des Fermentes ist jedoch durch das verschiedene Verhalten einzelner Ricinussamenarten eine Grenze gesetzt. In manchen F\u00e4llen ist das Auswaschen des Fermentes sehr wohl durchf\u00fchrbar. Meistens jedoch hat man hierbei gro\u00dfe Verluste an aktiver Substanz, die mit in das Waschwasser \u00fcbergeht und alsdann f\u00fcr Fermentgewinnung so gut wie verloren ist. Es empfiehlt sich danach bei der Fermentherstellung in gro\u00dfem Ma\u00dfstabe von vornherein, bei dem Mahlen des Ricinussamens mit Wasser nicht zu sehr zu sparen, da hierdurch die im Ferment verbleibende Menge zu wasserl\u00f6slichen Substanzen verd\u00fcnnt resp. verringert wird, und das Auswaschen des Fermentes ganz zu vermeiden.\nEine sehr bemerkenswerte Eigenschaft des Fermentes ist ferner seine Empfindlichkeit gegen gewisse Salzzus\u00e4tze, \u00fcber die noch an anderer Stelle in aller Ausf\u00fchrlichkeit berichtet werden soll.r) Aus dem gro\u00dfen hier vorliegenden Material sei nur ein Beispiel herausgegriffen und beschrieben:\nVersuch 13 (am 27. 3. 05.).\nJe 100 g Palmkern\u00f6l wurden mit 7 g Ferment und 40 g Wasser, enthaltend verschiedene Mengen Manganoxydulsulfat, verr\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen:\nMenge Mangansulfat in \u00b0/o vom \u00f6l\tPalmkern\u00f6ls} 1 Tag \u00b0/0\tmitung nach 2 Tagen 0 L /\u00b0\n\u2014\t67\t75\n0,05\t69\t81\n0,1\t72\t81\n0,15\t78\t84\n0.2\t78\t86\n0,3\t78\t86\n0,4\t78\t86\n0,5\t77\t86\n0 Die Einwirkung der verschiedenen Salze auf die Aktivit\u00e4t des Fermentes ist von den Herren F. Wiedermann und E. Wurl in unserem Laboratorium untersucht worden.","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nE. Hoyer,\nDie Menge von 0,15 bis 0,2 g Mangansulfat durch 100 g \u00d6l erh\u00f6ht, aktiviert demnach sehr wesentlich die Wirksamkeit des Enzyms. Unter den zahlreichen untersuchten, teils beschleunigend, teils verlangsamend wirkenden Substanzen ist Mangansulfat als entsprechendstes Mittel ausgew\u00e4hlt worden und wird wohl allgemein in der Technik bei Spaltungen mittels Ricinus-ferment angewandt.\nAls letzten Punkt m\u00f6chte ich nun noch die Frage der Haltbarkeit des neuen Fermentes besprechen*. Als wasser- und eiwei\u00dfhaltige Substanz ist das Ferment nicht unbegrenzt haltbar. Trotz aller Bem\u00fchungen zu einem absolut haltbaren Produkt zu gelangen, ist uns die L\u00f6sung dieses Problems bisher nicht gelungen. Immerhin ist das Ferment besonders in k\u00fchlerer Jahreszeit recht lange unver\u00e4ndert haltbar, vorausgesetzt, da\u00df bei seiner Herstellung mit m\u00f6glichster Sorgfalt gearbeitet worden ist. Ein h\u00e4ufiges S\u00e4ubern, Ausd\u00e4mpfen (also Sterilisieren) der f\u00fcr die Fermentfabrikation benutzteu Gef\u00e4\u00dfe, Maschinen, Leitungen usw. ist zur Vermeidung von Eiwei\u00dff\u00e4ulnis und Zersetzung durchaus notwendig.\nVersuch 14.\nCa. 200 g Ferment wurden in einer Glasst\u00f6pselflasche aufbewahrt. Von Zeit zu Zeit wurden damit wie folgt Ans\u00e4tze gemacht :\nJe 100 g Lein\u00f6l wurden mit 4 g Ferment und 40 ccm einer 0,5\u00b0/oigen Mangansulfatl\u00f6sung zusammenger\u00fchrt und der Spaltung \u00fcberlassen:\nAlter des Fermentes\t\tLein\u00f6lspaltung nach je 20 Stunden\n5\tTage\t75 \u00b0/o\n13\t\u00bb\t74 \u00b0/o\n26\t\u00bb\t72 \u00b0/o\n56\t\u00bb\to o l> CD\n107\t\u00bb\t55 \u00b0/o\n15\tMonate\t44 \u00b0/o","page":434},{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber fermentative Fettspaltung.\n435\nIm Zusammenhang mit der Haltbarkeitsfrage wurde auch die Frage der Ent\u00f6lung und Entw\u00e4sserung des Fermentes bearbeitet. Es gelang, auch \u00f6l- und wasserarme Fermente z. B. mittels kalter Benzinextraktion herzustellen ; auch bis zu trockenem Fermentpulver konnte man gelangen, jedoch niemals ohne gro\u00dfe Verluste an aktiver Substanz und Spaltenergie.\nEin \u00f6larmes wasserhaltiges Ferment ist dem Verderben ebensosehr ausgesetzt als das normale. Auch verschiedene Zus\u00e4tze von Salzen oder von Desinfektionsmitteln konnten die Abnahme der Aktivit\u00e4t nicht aufhalten. Die Frage der Ent\u00f6lung des Fermentes hat daher weit geringeres Interesse als diejenige der Entw\u00e4sserung. Auch hier haben zahlreiche anges teilte Versuche bisher kein praktisches Ergebnis gezeitigt. Auch ein Ferment, das aus frisch zentrifugierter Fermentmilch unter Umgehung der G\u00e4rung durch Separation der Milch auf einem Milchseparator hergestellt wurde, besa\u00df zwar einen hervorragenden Reinheitsgrad; trotzdem wurde auch hier nach und nach eine Abnahme der Spaltenergie konstatiert.","page":435}],"identifier":"lit18450","issued":"1906-07","language":"de","pages":"414-435","startpages":"414","title":"\u00dcber fermentative Fettspaltung","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:36:04.638506+00:00"}