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{"created":"2022-01-31T13:53:47.872180+00:00","id":"lit18460","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Castoro, N.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 525-534","fulltext":[{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen und \u00fcber seine Bildung bei der Autolyse solcher Pflanzen.\nVon\nN. Castoro.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 12. Januar 1907.)\nDas Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen ist von E. Schulze und seinen Mitarbeitern mehrfach nachgewiesen worden; doch liegen quantitative Bestimmungen dieses Keimpflanzenbestandteiles nur in kleiner Anzahl vor. Es schien w\u00fcnschenswert, diese Bestimmungen zu vermehren und zugleich zu pr\u00fcfen, ob bei der Autolyse der Keimpflanzen Ammoniak sich bildet.\nEhe ich die bei meinen Versuchen erhaltenen Resultate mitteile, mu\u00df ich zun\u00e4chst \u00fcber die dabei in Anwendung gekommenen Untersuchungsmethoden einiges sagen. Bekanntlich ist es nicht ganz leicht, den Ammoniakgehalt von Pflanzenextrakten in einwandsfreier Weise zu bestimmen. Die f\u00fcr diesen Zweck h\u00e4ufig verwendete Schl\u00f6singsche Methode liefert keine zuverl\u00e4ssigen Resultate, wenn in den Extrakten neben Ammoniak Amide, die in Ber\u00fchrung mit kalter Kalkmilch Ammoniak abspalten, enthalten sind. Es ist nun bekannt, da\u00df zwei Amide von solchem Verhalten in den Pflanzen sehr verbreitet sind, n\u00e4mlich das Asparagin und das Glutamin ; m\u00f6glich aber ist es, da\u00df neben letzteren in den Pflanzen noch andere, bis jetzt nicht isolierte Stickstoffverbindungen Vorkommen, die sich gegen Kalkmilch ebenso verhalten. Auch das Abdestillieren des Ammoniaks mit Magnesia bei gew\u00f6hnlichem Luftdruck ist keine Methode, die bei Gegenwart von Asparagin und Glutamin brauchbare Resultate liefert, da diese beiden Amide beim Kochen ihrer w\u00e4sserigen L\u00f6sungen mit Magnesia sich langsam zersetzen (das Glutamin wird dabei schneller zersetzt als das Asparagin). Zur Beseitigung des st\u00f6renden Einflusses dieser","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\nN. Castoro.\nbeiden Amide auf die Ammoniakbestimmung benutzte E. Boss-hard1) die F\u00e4llbarkeit des Ammoniaks durch Phosphorwolframs\u00e4ure; nach der von ihm gegebenen Vorschrift s\u00e4uert man die von den Eiwei\u00dfstoffen so vollst\u00e4ndig wie m\u00f6glich befreiten Pflanzenextrakte mit Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure an, f\u00fcgt sodann Phosphorwolframs\u00e4ure im \u00dcberschu\u00df zu, trennt die dadurch hervorgebrachten Niederschl\u00e4ge durch Abfiltrieren und Auswaschen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure von den L\u00f6sungen, unterwirft sie sodann der Destillation unter Zusatz von Wasser und Magnesia und f\u00e4ngt das dabei \u00fcbergehende Ammoniak in titrierter S\u00e4ure auf. Auch dieses Verfahren, mit dessen Hilfe E. Schulze und E. Bosshard2) u. a. den Ammoniakgehalt der Keimpflanzen von Cucurbita pepo bestimmten, kann, wie von den genannten Autoren selbst hervorgehoben worden ist, nicht f\u00fcr absolut einwandsfrei erkl\u00e4rt werden. Denn es liegt im Bereich der M\u00f6glichkeit, da\u00df in die Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge neben Ammoniak noch andere fl\u00fcchtige Basen oder auch irgend welche, bisher noch nicht bekannte Stickstoffverbindungen, die beim Kochen mit Wasser und Magnesia Ammoniak ab spalten, ein gehen ; auch ist es nicht unm\u00f6glich, da\u00df das x\\sparagin und das Glutamin in der stark anges\u00e4uerten Fl\u00fcssigkeit schon in der K\u00e4lte langsam Ammoniak abspalten. Der durch letzteren Umstand bedingte Fehler wird allerdings ganz unwesentlich sein, wenn man die durch die Phosphorwolframs\u00e4ure erzeugten Niederschl\u00e4ge schon nach kurzem Stehen abfiltriert.\nSp\u00e4ter schlug A. Longi3) ein anderes Verfahren zur Bestimmung des Ammoniakgehaltes von Pflanzenextrakten und tierischen Fl\u00fcssigkeiten vor. Nach der von ihm gegebenen Vorschrift treibt man das Ammoniak durch Erhitzen der Extrakte mit Magnesia auf ca. 40\u00b0 C. im luftleeren Baume aus und f\u00e4ngt es in titrierter S\u00e4ure auf. Longi konstatierte, da\u00df Asparagin und Harnstoff bei dieser Behandlung nicht angegriffen werden, oder doch nur unbestimmbare Ammoniakmengen ab-\nx) Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie, 22. Jahrgang (1883), S. 329.\n2) Journal f\u00fcr praktische Chemie, N. F., Bd. XXXII, S. 439.\n\u00ae) Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. XXXII, S. 16.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen usw. 527\ngeben, und zog daraus die Schlu\u00dffolgerung, da\u00df nach diesem Verfahren das Ammoniak auch bei Gegenwart von Amiden, aus denen leicht Ammoniak abgespalten wird, bestimmt werden kann.\nEs schien mir zweckm\u00e4\u00dfig, bei meinen Versuchen das Bosshardsche und das Longische Verfahren nebeneinander anzuwenden. Ich erw\u00e4hne hier gleich, da\u00df die zuerst genannte Methode in der Regel etwas h\u00f6here Resultate lieferte, als die letztere; doch waren die Unterschiede nur gering. Bei Ausf\u00fchrung des B os shard sehen Verfahrens befolgte ich die von diesem Autor gegebene Vorschrift; f\u00fcr die Bestimmung nach Long is Methode bediente ich mich eines auch f\u00fcr die Ammoniakbestimmung im K\u00e4se von E. Winterstein und W. Bissegger1) benutzten Apparates.\nDa bisher nicht bekannt war, wde das Glutamin beim Erhitzen seiner w\u00e4sserigen L\u00f6sung mit Magnesia auf 40\u00b0 G. sich verh\u00e4lt, so habe ich dar\u00fcber einige Versuche angestellt. Ich fand, da\u00df bei der angegebenen Temperatur durch Magnesia aus dem Glutamin Ammoniak nicht abgespalten wird, es sei denn, da\u00df man die Destillation bis zum Eintrocknen der Fl\u00fcssigkeit fortsetzt ; doch wurden auch in diesem Falle nur Ammoniakmengen gebildet, die au\u00dfer Betracht gelassen werden konnten. Auch bei Gegenwart von Glutamin kann man also den Ammoniakgehalt von Pflanzenextrakten nach dem Verfahren von Longi bestimmen.\nI. Der Ammoniakgehalt etiolierter Keimpflanzen.\nIm folgenden teile ich zun\u00e4chst die Resultate mit, die bei Bestimmung des Ammoniakgehaltes etiolierter Keimpflanzen sich ergaben. Diese Keimpflanzen waren in gro\u00dfen, mit reinem Sand gef\u00fcllten Zinkblechk\u00e4sten bei einer Temperatur von durchschnittlich ca. 20\u00b0 G. gezogen worden. Sie wurden teils in frischem Zustand untersucht, teils vor der Untersuchung bei einer Temperatur von ca. 60\u00b0 getrocknet.\n\u00dcber die Einzelheiten des Versuchsverfahrens sind noch folgende Angaben zu machen: a) von den lufttrockenen, auf das feinste zerriebenen Keimpflanzen wurden je 10 g zur\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 28.","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nN. G as loro,\nExtraktion des Ammoniaks entweder 14 Stunden lang mit kaltem, destilliertem Wasser oder eine k\u00fcrzere Zeit mit warmem Wasser behandelt. Der Auszug wurde mit etwas reiner Gerbs\u00e4ure, hierauf mit einigen Tropfen Bleiessig versetzt und auf ein bestimmtes Volumen (meistens 200 ccm) gebracht; dann wurde filtriert. Vom Filtrat wurden je 90 ccm f\u00fcr die verschiedenen Versuche verwendet. Bei Anwendung des Boss-hardschen Verfahrens wurde die Fl\u00fcssigkeit mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert, dann mit Phosphorwolframs\u00e4ure im Uberschu\u00df versetzt; der durch dieses Beagens hervorgebrachte Niederschlag wurde nach einst\u00fcndigem Stehen abfiltriert, mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure ausgewaschen und schlie\u00dflich der Destillation mit reiner Magnesia unterworfen (w\u00e4hrend der Destillation wurde ammoniakfreie Luft in den Destillierkolben eingeleitet). Bei Anwendung der Longischen Methode wurden 90 ccm jenes Extraktes mit reiner Magnesia bei 40\u00b0 C. unter Luftverd\u00fcnnung destilliert.Q Die Fl\u00fcssigkeit wurde in diesem Falle fast vollst\u00e4ndig abdestilliert, was eine Zeit von 4\u20145 Stunden beanspruchte. In beiden F\u00e4llen wurde die verd\u00fcnnte S\u00e4ure, in welcher das \u00fcbergehende Ammoniak aufgefangen wurde, mit sehr verd\u00fcnnter Natronlauge zur\u00fccktitriert, b) Falls frische Keimpflanzen f\u00fcr die Bestimmungen in Anwendung kamen, so wurde ein abgewogenes Quantum derselben, meistens 150 g,\nim M\u00f6rser zerrieben, dann nach Zusatz von etwas Wasser bis\n/\nzum Koagulieren der Eiwei\u00dfstoffe erhitzt; die vom Ungel\u00f6sten durch Abfiltrieren auf einem Seihtuch und Nachwaschen mit Wasser getrennte Fl\u00fcssigkeit brachte ich nach Zusatz von etwas Gerbs\u00e4ure und etwas Bleiessig auf ein bestimmtes Volumen; dann wurde filtriert. Abgemessene Anteile des Filtrats verwendete ich f\u00fcr die einzelnen Bestimmungen, deren Ausf\u00fchrung in der unter a) angegebenen Weise geschah.\nIn der nachfolgenden Tabelle habe ich die bei diesen Versuchen erhaltenen Resultate zusammengestellt:\n9 Ich bediente mich dabei eines Apparates, wie ihn auch E. Winterstein und W. Bisegger (Diese Zeitschrift, Bd. XLIX) zur Bestimmung des Ammoniaks im K\u00e4se benutzt haben.","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen usw. 529\n\t\tAlter der Keim- pflanzen\tg Ammoniakstickstoff in 100 g Pflanzentrockensubstanz\t\t\t\n\t\t\tBestimmt nach dem Verfahren von Bosshard\t\tBestimmt nach dem Verfahren von Longi\t\n\tLupinus albus\t3\u20144 Tage\t0,0741 0,0725\tMittel 0,0733\t0,0725 0,0678\tMittel 0,0702\nGe-\tLupinus luteus\t3\u20144 Tage\t0,0761\t\u2014\t0,0730 0,0710\tMittel 0,0720\ntrocknete Keim- pflanzen von\tLupinus albus\t7 Tage\t\u2014\t\u2014\t0,0747 0,0776\tMittel 0.0762 / i\n\tLupinus albus\t11\u201412 Tage\t\u2014\t\u25a0\u2014\t0,1310 0,1000\tMittel 0,1155\n\tLupinus albus\t20 Tage\t\u2014\t\u2014\t0,1056 0,1159\tMittel 0,1108\n\tPisum sativum\t12 Tage\t\u2014\u2022\t\u2014\t0,1135 0,1108\tMittel 0,1122\nFrische Keim-\tLupinus albus\t9-10 Tage\t0,0763 0,0773\tMittel 0,0771\t\u2014\t\u2014\npflanzen von\tCucurbita Pepo\t7 Tage\t0,1051 0,1022\tMittel 0,1034\t\u2014\t\u2014\nAus den Zahlen der Tabelle ist zun\u00e4chst zu ersehen, da\u00df die nach der Bos shard sehen Methode erhaltenen Zahlen etwas h\u00f6her liegen, als diejenigen, welche f\u00fcr die gleichen Substanzen nach dem Verfahren von Longi gefunden wurden; doch sind die Differenzen nicht bedeutend (sie betragen nur 0,003\u20140,004 g pro 100 g Pflanzentrockensubstanz). Ferner zeigt die Tabelle, da\u00df der Ammoniakgehalt der untersuchten Keimpflanzen nur gering war ; die Menge des Ammoniakstickstoffs betrug in maximo nur 0,1310 g pro 100 g Pflanzentrockensubstanz.\nWie aus den \u00fcber das Versuchs verfahren oben gemachten Mitteilungen hervorgeht, habe ich nur das in den w\u00e4sserigen Extrakten erhaltene Ammoniak bestimmt. Hin und wieder wird angegeben, da\u00df auch der in Wasser unl\u00f6sliche Teil der Pflanzen Ammoniak enth\u00e4lt, und zwar in Form von Ammoniummagnesium-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. L.\t36","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nN. Gastoro,\nphosphat. Es war urspr\u00fcnglich meine Absicht, auch die Keimpflanzen darauf zu untersuchen. Doch mu\u00dfte ich aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden meine Versuche abschlie\u00dfen. Anderenfalls w\u00fcrde ich auch noch eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von Keimpflanzen untersucht haben.\nII. Bildung von Ammoniak bei der Autolvse von\nKeimpflanzen.\nWenn man bei 35\u201440\u00b0 getrocknete und sodann zerriebene Keimpflanzen unter Zusatz von Wasser und eines Antiseptikums bei geeigneter Temperatur der Autolyse unterwirft, so findet bekanntlich infolge der Einwirkung der in den Keimpflanzen enthaltenen proteolytischen Enzyme auf die Eiwei\u00dfsubstanzen eine Bildung von Monoaminos\u00e4uren und von Hexon-basen statt ; diese Bildung unterbleibt, wenn man vor dem Versuch jenes Stoffgemisch auf 100\u00b0 erhitzt und dadurch die Enzyme unwirksam gemacht hat. Es war von Interesse, zu pr\u00fcfen, ob w\u00e4hrend der Autolyse auch Ammoniakbildung stattfindet. Ich habe daher einige Versuche angestellt, f\u00fcr die ich ganz junge bei 35\u201440\u00b0 getrocknete Keimpflanzen von Lupinus lu-teus und Lupinus albus als Material verwendete. Das Versuchsverfahren war das gleiche wie bei den in unserem Laboratorium fr\u00fcher zur Ausf\u00fchrung gelangten Autolyseversuchen. In Glaskolben, die zuvor durch Erhitzen auf 130\u00b0 sterilisiert worden waren, brachte ich abgewogene Quantit\u00e4ten des Keimpflanzenpulvers; auf je 1 g Trockensubstanz wurden 25 ccm eines Gemisches von 20 ccm Chloroform und 80 ccm Wasser, sowie etwas Toluol zugesetzt. In jeder Versuchsreihe wurde ein Kolben vor Beginn der Autolyse auf 100\u00b0 erhitzt, um die Enzyme unwirksam zu machen, w\u00e4hrend dies bei den \u00fcbrigen Kolben nicht geschah. Die Kolben wurden dann in den auf 35\u201440\u00b0 erw\u00e4rmten Thermostaten gebracht und blieben darin 11\u201412 Tage; dann wurde der Ammoniakgehalt der im Kolben vorhandenen Fl\u00fcssigkeit nach den im vorigen Abschnitt beschriebenen Methoden bestimmt. Aus der Differenz im Ammoniakgehalt der \u00abgekochten\u00bb und der \u00abnichtgekochten\u00bb Substanz ergibt sich, wieviel Ammoniak w\u00e4hrend der Autolyse sich ge-","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen usw. 531\nbildet hatte. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt:\nAmmoniakstickstoff in 100 g Trockensubstanz.\n\t3\u20144 t\u00e4gige\t^t\u00e4gige\t7 t\u00e4gige\t\n\tKeimpflanzen\tKeimpflanzen\tKeimpflanzen\t\n\tvon Lupinus\tvon Lupinus\tvon Lupinus\t\n\tluteus\talbus\talbus\t\nGekochte\t0,0761\t0,0744\t0,0776\tDirekt bei\nSubstanz\t\t\t\t40\u00b0 C. in\n\t\t\t\tluftleerem\nNicht gekochte\t0,2334\t0,2589\t0,2623\tRaum durch\nSubstanz\t0,2233\t0,2673\t0,2684\t\n\t\t\t\tMg(OH).2\nMittelzahl\t0.2284\t0.2621 /\t0.2654\tabdestilliert.\nAus den in der Tabelle enthaltenen Zahlen geht hervor, da\u00df die Autolyse der Keimpflanzen mit einer betr\u00e4chtlichen Bildung von Ammoniak verbunden war. Was die Herkunft dieses Ammoniaks betrifft, so liegt es im Bereich der M\u00f6glichkeit, da\u00df dasselbe bei der Spaltung der Eiwei\u00dfsubstanzen durch die proteolytischen Enzyme neben Monoaminos\u00e4uren und Hexon-basen direkt gebildet worden war; aber es ist auch m\u00f6glich, da\u00df dieses Ammoniak erst beim Abbau prim\u00e4rer Eiwei\u00dfzersetzungsprodukte sich gebildet hatte. Bei Diskussion dieser Frage ist auf einige schon vorliegende Untersuchungen hinzuweisen, zun\u00e4chst auf die Arbeit von W. Butkewitseh* 2) \u00ab\u00dcber die Umwandlung der Eiwei\u00dfstoffe durch die niederen Pilze\u00bb und auf die Untersuchungen Shibatas.3) Dieser Forscher bespricht die Versuche von Butkewitseh und sagt, da\u00df letzterer es unentschieden 'gelassen habe, ob die Ammoniakbildung in den Pilzen durch Oxydation oder auf enzymatischem Wege erfolgt\n\u00df Was man unter \u00abgekochter\u00bb und \u00abnicht gekochter\u00bb Substanz zu verstehen hat, ist aus den wie oben gemachten Darlegungen zu ersehen.\n2)\tPringheims Jahrb\u00fccher f\u00fcr wissenschaftl. Botanik, Bd. XXXVIII.\nS. 47.\n3)\tShihata, \u00dcber das Vorkommen von amidespaltenden Enzymen bei Pilzen, Beitr\u00e4ge z. ehern. Physiologie u. Pathologie, Bd. V, S. 384\u2014394.\n36*","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nN. Castor o,\nsei. Er h\u00e4lt das letztere f\u00fcr wahrscheinlich, hat jedoch die bez\u00fcglichen Enzyme nicht isoliert. Er schl\u00e4gt vor, die Enzyme, welche diese Wirkung aus\u00fcben, als \u00abAmidasen\u00bb zu bezeichnen; da\u00df dieselben nicht mit den proteolytischen Enzymen identisch sind, geht nach seiner Ansicht aus den Versuchen von Gule-witsch1) und von Schwarzschild2) hervor. Ob die in verschiedenen Substanzen sich findenden Amidasen miteinander und mit der Urease identisch sind, bleibt unentschieden. Ferner ist auf Untersuchungen zu verweisen, die dem Gebiete der Tierphysiologie angeh\u00f6ren, insbesondere auf die Abhandlung Jacoby s: \u00ab\u00dcber die fermentative Eiwrei\u00dfspaltung und Ammoniakbildung in der Leber\u00bb3) und auf die Arbeit S. Langs4) \u00ab\u00dcber Desamidierung im Tierk\u00f6rper\u00bb. Auch sind hier noch die Arbeiten von Hirschler,5) Kutscher6 und Zuntz7) zu erw\u00e4hnen.\nEs ist also sehr wohl m\u00f6glich, da\u00df das bei der Autolyse der Keimpflanzen sich bildende Ammoniak wenigstens teilweise nicht prim\u00e4res, sondern sekund\u00e4res Produkt des Eiwei\u00dfabbaues ist. Mag das Ammoniak sich aber in der einen oder anderen Weise bilden, so ist es jedenfalls bemerkenswert, da\u00df dasselbe in den lebenden Keimpflanzen sich nicht anh\u00e4uft; wie aus den von mir mitgeteilten Zahlen zu ersehen ist, enthalten etiolierte Keimpflanzen auch nach mehrw\u00f6chentlicher Dauer ihrer Vegetation nur eine geringe Ammoniakmenge. Dies f\u00fchrt zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df im Stoffwechsel der Keimpflanzen das Ammoniak verbraucht wird, und zwar ist es das Wahrscheinlichste, da\u00df dasselbe bei der synthetischen Bildung von Aspara-gin und von Glutamin Verwendung findet.8)\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXVII, S. 540.\n*) Beitr\u00e4ge zur chem. Physiologie u. Pathologie, Bd. IV, S. 155.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXX, S. 147.\n4)\tBeitr\u00e4ge zur chem. Physiologie u. Pathologie, Bd. V, S. 321.\n5)\tDiese Zeitschrift, Bd. X, S. 302.\n6)\tEndprodukte der Trypsinverdauung, 1899.\n7)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXVIII, S. 132.\n8)\tIch verweise auf die Abhandlung von E. Schulze, \u00dcber den Abbau und den Aufbau organischer Stickstoffverbindungen in den Pflanzen, Landw. Jahrb\u00fccher, Bd. XXXV, S. 635.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen usw. 533\nAnalytische Belege.\nNamen\tWasser-\tAnge- wendete\tGefunden\t\tN auf \u00b0/o\tBerner-\n\tgehalt\t\tNatron-\t\tTrocken-\t\nder\t\tluft-\t\tN\t\tkungen\n\t\u00b0/o\ttrockene\tlauge\t\tSubstanz\t\nKeimpflanzen\t\tSubstanz\tccm\tg\tberechnet\t\n3\u20144 t\u00e4gige\t11,52\t4,0000\t0,93\t0,0025761\t'S 0,0725\t\nKeimpflanzen\t11,52\t4,0000\t0,87\t0,0024099\t0,0678\t\nvonLupinus\t11,52\t4,0000\t0,95\t00026315\t0,0741\t\nalbus\t11,52\t4,0000\t0,93\t0,0025761\t0,0725\t\n3\u20144 t\u00e4gige\t9,00\t3,0000\t0,75\t0,0020775\t0,07609\t\nKeimpflanzen\t9,00\t3.0000\t0,72\t0,0019944\t0,07304\t\nvon Lupinus\t\t\t\t\t\t\nX luteus\t9,00\t3,0000\t0,70\t0,001939\t0.07102 /\t\n7t\u00e4gige Keimpflanzen von\t10,22\t2,0000\t0.48 /\t0,0013296\t0,0747\t\nLupinus albus\t10,22\t2,0000\t0,50\t0,001385\t0,0776\t\n\t\t\t\t\t\t1 ccm\n9\u201410 t\u00e4gige frische Keim-\t7,25\t8.7687\t2,25\t0,0062325\t0,07623\tNatron-\npflanzen von Lupinus albus\t7,25\t8,7687\t2,30\t0,006371\t0,07792\tlauge >\n11\u201412 t\u00e4gige\t\t\t\t\t\t\nKeimpflanzen\t7,70\t3,7911\t1,80\t0,004986\t0.1000 i\t0.00277 g\nvon Lupinus\t7,70\t3,0102\t1,50\t0.00416\t0,1310\tN\nalbus\t\t\t\t\t\t\n12 t\u00e4gige Erbsen-\t8,20\t5,4100\t2,00\t0,00554\t0,1108\t\nkeimpflanzen\t8,20\t5,4100\t2,05\t0,0056785\t0,1135\t\n7 t\u00e4gige\t.8.98\t5,3121\t1,80\t0,004986\t0,1022\t\nfrischeK\u00fcrbis-\t\t\t\t\t\t\nkeimlinge\t8,98\t5,3121\t1,85\t0,0051245\t0,1051\t\n20 t\u00e4gige Keimpflanzen\t12,63\t10,0000\t3,33\t0,009233\t0,1056\t-\nvon Lupinus\t12,63\t10,0000\t3,66\t0,01014\t0,1159 J\t\nalbus\t\t\t\t\t\t","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534 N. Castoro, \u00dcber das Vorkommen von Ammoniak.\nAutolyse-V ersuche.\nNamen der Keimpflanzen\tWasser- gehalt\tAnge- wendete luft- trockene Substanz\tGefunden\t\tN auf \u00b0/o Trockensubstanz berechnet\tBemer- kungen\n\t\t\tNatron- lauge \u00b0/o\tN g\t\t\n3\u20144 t\u00e4gige gelbe Lupinen Gekochte Substanz\t9,00\t3,0000\t0,75\t0,0020775\t0,0761 \u00ea\t1 ccm Natron- lauge 0.00277 g\nNicht gekochte Substanz\t9.00 9.00 /\t3.0000 j 3.0000\t2,30 2,20\t0,006371 0,006094\t0,2334 0,2233\t\n4t\u00e4gige wei\u00dfe Lupinen Gekochte Substanz\t10,71\t2,0000\t0,48\t0,0013296\t0,0744\t\nNicht gekochte Substanz\t10,71 10,71\t2,0000 2,0000\t1,67 1,72\t0,004625 0,0047644\t0,2589 0,2673\t\n7t\u00e4gige wei\u00dfe Lupinen Gekochte Substanz\t10,22\t2,0000\t0.50 /\t0.001385 j\t0,0776\t\nNicht gekochte Substanz\t10,22 10,22\t2,0000 2.0000 j\t1,70 1,73\t0,004709 0,0048198\t0,2623 0.2684\t","page":534}],"identifier":"lit18460","issued":"1906-07","language":"de","pages":"525-534","startpages":"525","title":"\u00dcber das Vorkommen von Ammoniak in Keimpflanzen und \u00fcber seine Bildung bei der Autolyse solcher Pflanzen","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:53:47.872186+00:00"}