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{"created":"2022-01-31T13:50:16.327159+00:00","id":"lit18461","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Gulewitsch, Wl.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 535-537","fulltext":[{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln.\nVIII. Mitteilung.\n\u00ab\u25a0\nUber die Bildung* des Histidins bei der Spaltung von Carnosin.\nVon\nWl. Gulewitsch,\n(Aus dem medizinisch-chemischen Laboratorium der Universit\u00e4t Moskau.)\n(Der Redaktion zugegangen am 18. Januar 1907.)\nBei der gro\u00dfen \u00c4hnlichkeit zwischen Carnosin und \u00c4rginin war die Vermutung gerechtfertigt, da\u00df im Carnosinmolek\u00fcl ein Argininrest vorhanden ist. Von diesem Gedanken ausgehend habe ich die Aufspaltung des Carnosins durch Erw\u00e4rmen mit Barythydrat vorgenommen. Bei meinen noch nicht abgeschlossenen Versuchen habe ich nun gefunden, da\u00df das Carnosin kein Guanidin-, sondern ein Histidinderivat ist. In den Spaltungsprodukten des Carnosins konnte n\u00e4mlich kein Harnstoff aufgefunden werden, sondern eine Base, welche durch F\u00e4llung mit Silbernitrat und Barythydrat isoliert wurde. Der entstandene Niederschlag wurde durch Schwefelwasserstoff zersetzt, die L\u00f6sung mit Tierkohle entf\u00e4rbt und eingedampft. Beim Erkalten, teilweise aber schon w\u00e4hrend des Eindampfens schieden sich farblose, durchsichtige, gl\u00e4nzende, l\u00e4ngliche Tafeln, welche aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert wurden, worin sie weniger wie das Carnosin l\u00f6slich waren. Die abgesaugte Substanz wurde bei 115\u00b0 getrocknet und analysiert.\nI.\t0,1601 g Substanz lieferten 0,2716 g C02 und 0,0851 g H20.\nII.\tAus 0..J224 g Substanz resultierten 28,7 ccm N bei 16,5\u00b0 und 751 mm Bar.\nGefunden\t\tBerechnet\nI.\tII.\tf\u00fcr C6H9N30\nG = 46,3 \u00b0/o\t\u2014\t46,4 \u00b0/o\nH = 5,9 %\t\u2014\t5,8 \u00b0/o\nN =\t-\t26,8 \u00b0/o\t27,1 o/o\nO =\t\u2014\t\u2014\t20,7 o/o","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nWl. Gulewitsch,\nDie bei der Spaltung des Garnosins erhaltene Substanz hatte folglich dieselbe Zusammensetzung wie das Histidin. Da\u00df diese Base hier wirklich vorlag, wurde durch die n\u00e4here Untersuchung der Eigenschaften der isolierten Verbindung sicher nachgewiesen. Die Substanz, welche dem Histidin \u00e4hnlich eine alkalische Reaktion zeigte, hatte einen ausgesprochenen s\u00fc\u00dflichen Geschmack und schmolz bei 253\u2014254\u00b0 unter starker Zersetzung und Aufsch\u00e4umen; das Histidin, welches ebenfalls s\u00fc\u00dflich schmeckt,1) hat einen bei 253\u00b0 hegenden Schmelzpunkt.2) Wie das Histidin, wird die Substanz noch in sehr verd\u00fcnnter L\u00f6sung durch Quecksilberchlorid gef\u00e4llt und der erzeugte Niederschlag l\u00f6st sich nicht beim Durchleiten von Kohlens\u00e4ure.3) Mit Phosphorwolframs\u00e4ure gibt die Substanz einen wei\u00dfen Niederschlag, weicher sich beim Erw\u00e4rmen aufl\u00f6st und nach dem Erkalten sich krystallinisch ausscheidet. Mit Silbernitrat entsteht kein Niederschlag, ein vorsichtiger nachtr\u00e4glicher Zusatz von Ammoniak erzeugt aber eine volumin\u00f6se, im \u00dcberschu\u00df von Ammoniak leicht l\u00f6sliche, f\u00fcr das Histidin charakteristische F\u00e4llung.4) Beim Kochen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung der Base mit Kupfercarbonat bildet sich, wie bei Histidin,5) eine Kupferverbindung. Versetzt man die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Substanz mit Kalilauge und f\u00fcgt vorsichtig eine geringe Menge Kupfersulfat hinzu, so bekommt man eine violettblaue F\u00e4rbung, welche beim Erw\u00e4rmen in ein Violettrot umschl\u00e4gt ; dieselbe Biuretreaktion liefert Histidin.6) Bei der nach H. Pauly7) ausgef\u00fchrten, f\u00fcr Histidin charakteristischen Diazobenzolsulfos\u00e4urereaktion lieferte die Substanz sofort eine dunkelkirschrote F\u00e4rbung, die selbst beim Verd\u00fcnnen mit der 2\u20143 fachen Menge Wasser ihren roten Ton behielt und nicht gelbstichig wurde : nach dem Ans\u00e4uren mit Salzs\u00e4ure schlug die Farbe in ein reines Orange um, wel-\n*) S. Frankel, Beitr. z. chem. Physiol, u. Pathol., Bel. VIII, S. 156.\n2)\tS. Frankel, Chem. Centr., 1903 [2], S. 55.\n3)\tA. Kos sei, Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 176.\n4)\tS. Hedin, Diese Zeitchsrift, Bd. XXII. S. 154.\n5)\tS. Fr\u00e4nkel, Chem. Centr., 1903 [2], S. 55.\n6)\tR. Herzog, Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 248.\nH. Kirhach, Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 144.\n7)\tDiese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 516.","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. VIII.\n537\nches auch bei Wasserbadtemperatur best\u00e4ndig war.*) Genau dieselbe Reaktion, wie zu erwarten war, zeigte auch das Carnosinnitrat.\nDas Garnosin ist somit das erste Leukomatin, welches als ein Histidinderivat anerkannt ist. Da die Vermutung plausibel ist, da\u00df die Spaltung von Carnosin nach der Gleichung:\nc9h14n4o3 + h2o = c6h9n3o2 + c3h7no2\nvor sich geht, so kann man erwarten, auch das Alanin unter den Spaltungsprodukten von Carnosin zu finden. Soll diese Vermutung, welche ich selbstverst\u00e4ndlich nur mit allem Vorbehalt aussprechen darf, richtig sein, so wird dadurch die biologisch-chemische Wichtigkeit des Carnosins bedeutend erh\u00f6ht: ist doch dann das Carnosin als das erste nat\u00fcrlich vorkommende, vom Histidin abstammende Dipeptid (Histidylalanin resp. Alanyi-histidin) zu betrachten. Dadurch wird das Carnosin gleichzeitig in eine nahe Beziehung zu den Protaminen gestellt und auch die M\u00f6glichkeit des Vorkommens vom Carnosinrest im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl ist nicht au\u00dfer acht zu lassen.\nDie Untersuchung der Spaltungsprodukte des Carnosins wird fortgesetzt.\n0 Das Tyrosin, mit den Angaben von H. Pauly \u00fcbereinstimmend, zeigt eine dem Histidin sehr \u00e4hnliche Reaktion. Die Abwesenheit des Tyrosins in der aus den Spaltungsprodukten von Garnosin isolierten Substanz wurde mit Hilfe des Millonschen Reagens bewiesen.","page":537}],"identifier":"lit18461","issued":"1906-07","language":"de","pages":"535-537","startpages":"535","title":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. VIII. Mitteilung: \u00dcber die Bildung des Histidins bei der Spaltung von Carnosin","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:50:16.327164+00:00"}