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{"created":"2022-01-31T12:29:31.706197+00:00","id":"lit18463","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Thomas, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 50: 540-541","fulltext":[{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Milchs\u00e4ureprobe.\nVon\nW. Thomas, Cassel.\n(Der Redaktion zugegangen am 17. Januar 1907.)\nIm vorigen Jahre, und zwar in Nr. 34 der Berl. klinischen Wochenschrift, wurde von den Herren Cr oner und Cronheim eine neue Methode zur Ermittelung der Milchs\u00e4ure im Magensaft, welche Yo urn as os aus Athen in der Zeitschrift f\u00fcr angewandte Chemie (1902, S. 172) angegeben hat, besprochen und f\u00fcr die Praxis, ganz speziell f\u00fcr die Fr\u00fchdiagnose des Carcinoms wegen der leichten und angeblich sicheren Resultate, im Gegensatz zu der bisher gebr\u00e4uchlichen Uffelmannsehen Reaktion, welche au\u00dfer mangelhafter Empfindlichkeit durch andere im Magensafte enthaltene K\u00f6rper beeintr\u00e4chtigt werde, warm empfohlen. Das Prinzip derselben beruht auf der Umwandlung der Milchs\u00e4ure in Jodoform mit Jod und einem Alkali und der \u00dcberf\u00fchrung des Jodoforms in Isonitril durch eine Aminhase. Das Isonitril kann sodann an dem charakteristischen, widerlich stechenden Geruch erkannt werden. Gleichzeitig machen die Verfasser genaue Angaben \u00fcber die Reagenzien, und zwar empfehlen sie als xAminbase das leichter erh\u00e4ltliche und billigere Anilin, anstatt des von Vournasos angegebenen Tetramins. Auch lie\u00dfen sie noch eine Modifikation insofern eintreten, als sie die Jodl\u00fcsung mit dem Anilin gemischt als fertiges Reagens einf\u00fchr Len. Angeblich sollte noch bei einem Gehalt von Q,002\u00f6 Milchs\u00e4ure in 100 ccm der Isonitrilgeruch deutlich wahrzunehmen sein.\nIch habe die Methode einer eingehenden Nachpr\u00fcfung unterzogen, mu\u00df aber gestehen, da\u00df ich das von Cr on er und Cronheim ger\u00fchmte g\u00fcnstige Resultat nicht erreichen konnte, und ich glaube auch, da\u00df ein ganz besonders fein organisierter Geruchssinn dazu geh\u00f6rt, das aus 21/* mg resultierende Isonitril, welchem sich oft noch recht penetrante Ger\u00fcche des hei\u00dfen Magensaftes zugesellen, herausriechen zu k\u00f6nnen. Jedenfalls ist eine Beurteilung auf Grund der Wahrnehmungen bei so minimalem Prozentsatz Milchs\u00e4ure bezw. Isonitril sehr gewagt und nach meinen vielfachen Versuchen kann die sonst gewi\u00df beachtenswerte Methode nur hei weit, weit h\u00f6herem Gehalt an Milchs\u00e4ure in Betracht kommen. Sodann ist es nach meinem Daf\u00fcrhalten ein gro\u00dfer Fehler, da\u00df Verfasser die Jodl\u00f6sung mit der Aminbase zu einem Reagens vereinigt haben, da sie sich dadurch, abgesehen von der baldigen Umsetzung desselben, des zweiten Kriteriums, des h\u00f6chst charakteristischen, durch Geruch so leicht wahrnehmbaren Jodoforms begaben. Ich meine, wenn der Analytiker bei seinen Arbeiten den Geruchsinn h\u00f6her einsch\u00e4tzt als den Gesichtssinn, wie es Verfasser doch offensichtlich tun, da sie an einer Stelle","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Milchs\u00e4ureprobe.\n541\nihrer Abhandlung sagen:-----, ganz abgesehen von den \u00fcberhaupt\n^ e g e n Farbenreaktionen zu erhebenden Ein w\u00e4nden\tdann\nsollte er aber auch alle Momente, welche zur Herbeif\u00fchrung eines abschlie\u00dfenden Urteils beitragen k\u00f6nnen, auszunutzen suchen. Schlie\u00dflich darf nicht unerw\u00e4hnt bleiben, was Verfasser aber auch angedeutet haben, da\u00df die Methode auch keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit machen kann, da bekanntlich Alkohol und Aceton, welche sich doch auch oft im Magensaft vorfinden, ebensogut Jodoform bezw. Isonitril mit Jod und einem Alkali bilden, wie Milchs\u00e4ure. Es ist also unbedingt erforderlich, diese\nK\u00f6rper durch Erhitzen zu entfernen.\nIch habe nun, angeregt durch diese Studie, nach einem neuen, m\u00f6glichst einwandfreien Reagens zur Feststellung der Milchs\u00e4uie im Magensaft gesucht und glaube dieses in der Chroms\u00e4ure (Cr03) gefunden\nzu haben.\nVersetzt man ca. 6 ccm frischen, auf dem Wasserbade m\u00f6glichst konzentrierten Magensaftes mit Chroms\u00e4ure bis zu hellgelblicher F\u00e4rbung, wozu meist 3\u20144 Tropfen einer 30\u00b0/oigen L\u00f6sung derselben gen\u00fcgen, er-w\u00e4rmt dann ungef\u00e4hr 10 Minuten im Wasser bade, unter keinen Umst\u00e4nden aber \u00fcber freier Flamme, dann tritt eine rotbraune F\u00e4rbung der Fl\u00fcssigkeit ein, wenn sie eine fepur, sei es auch nui 1 cg Milchs\u00e4ure enth\u00e4lt, w\u00e4hrend sich bei s\u00e4mtlichen anderen K\u00f6rpern, welche im Magensaft enthalten sein k\u00f6nnen, wie Salzs\u00e4ure, Butters\u00e4ure, Essigs\u00e4ure, Aceton, Alkohol usw., die durch die Chroms\u00e4ure bedingte hellgelbliche F\u00e4rbung nicht, oder cioch ganz unwesentlich \u00e4ndert.\nSehr merklich l\u00e4\u00dft sich vorstehende Reaktion behufs rascherer Beendigung und Erzielung h\u00f6herer Intensivit\u00e4t durch Wasserstoffsuperoxyd (H202) beeinflussen und zwar f\u00fcgt man gleich nach Zusatz der Chroms\u00e4ure 5\u2014\u00df Tropfen H202 hinzu. Es bildet sich erst das wundersch\u00f6n blaue \u00dcberchroms\u00e4ureanhydrid (Cr209), welches sofort aber in das an der gr\u00fcnen F\u00e4rbung erkenntliche Chromoxyd (Cr203) und Sauerstoff zerf\u00e4llt, und schlie\u00dflich resultiert neben restierendem Sauerstoff, wmlcher entweicht, wieder Chroms\u00e4ure und damit die derselben entsprechende hellgelbliche F\u00e4rbung der Fl\u00fcssigkeit, vorausgesetzt aber, da\u00df sie keine Milchs\u00e4ure enth\u00e4lt. Ist diese vorhanden, zeigt die Fl\u00fcssigkeit nach Beendigung vorstehend angegebener Umsetzungen, welche einige Minuten in Anspruch nehmen, gleich rotbraune F\u00e4rbung, oder diese tritt doch sofort bei Erw\u00e4rmung im Wasserbade hervor und entwickelt sich bald zu gro\u00dfer Intensivit\u00e4t, falls der Gehalt kein gar zu geringer ist. Im letzteren Falle mu\u00df, wTie dies bei allen bis jetzt bekannten Methoden n\u00f6tig ist, der Magensaft mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt und in der bekannten Weise w-ei ter verfahren werden.\nCassel. Dezember 1906.\n/","page":541}],"identifier":"lit18463","issued":"1906-07","language":"de","pages":"540-541","startpages":"540","title":"Neue Milchs\u00e4ureprobe","type":"Journal Article","volume":"50"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:31.706202+00:00"}