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{"created":"2022-01-31T15:12:07.124661+00:00","id":"lit18469","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Erlandsen, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 51: 71-155","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums und der quergestreiften Muskeln.\nVon\nDr. med. A. Erlandsen.\n(Aus dem pharmakologischen Institut der Universit\u00e4t Kopenhagen.) t\t(Der Redaktion zugegangen am 28. Januar 1907.)\nEinleitung.\nTrotz des bedeutenden Interesses, das heutzutage den lecithinartigen Substanzen zuteil wird, ist die Kenntnis von den chemischen Verh\u00e4ltnissen dieser zweifellos wichtigen Substanzen in den letzten Jahren nicht wesentlich erweitert worden. Jedoch sind anderseits von verschiedenen Seiten Mitteilungen erschienen, welche darauf deuten, da\u00df die Frage bedeutend komplizierter ist, als man fr\u00fcher annahm, und zur erneuten Untersuchung dieser Frage auffordern.\nOhne hier auf eine detaillierte Darlegung der Geschichte der Lecithinforschung einzugehen, skizziere ich in gro\u00dfen Z\u00fcgen die von derselben durchgemachten Phasen, seitdem das Interesse f\u00fcr die Chemie des Zentralnervensystems ungef\u00e4hr zu Anfang des vorigen Jahrhunderts die Physiologen mit den lecithinartigen Substanzen in Ber\u00fchrung brachte. Namentlich stellten die franz\u00f6sischen Forscher Fourcroy,1) Vauquelin,2) Cou\u00ebrbe3) und Fr\u00e9my4) die Chemie der phosphorhaltigen, fett \u00e4hnlichen Substanzen unter Debatte ; aber obwohl ihre Arbeiten f\u00fcr sp\u00e4tere Untersucher von Bedeutung waren, schufen sie doch keine sonderliche Klarheit in der Frage. Dahingegen gelang es Gobley,5)\n*) Annales de chimie, 1793, S. 282.\n8) Annales de chimie, T. LXXXI, S. 37.\n3)\tComptes rendues, T. X (1840), S. 974.\n4)\tJourn. de Pharmacie, T. XXVII, S. 453.\n5)\tJourn. de Pharm, et de Chimie, 1846, S. 1, 81, 161.","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nA. Erlandsen.\nder Frage n\u00e4her zu kommen, indem er den H\u00fchnereidotter als Untersuchungssubstrat benutzte und dadurch die Sache wesentlich vereinfachte. Gobley1) wurde daher auch der eigentliche Begr\u00fcnder des Lecithinbegriffs, indem es ihm durch eine Reihe Untersuchungen (verschiedener Organe) gelang, eine P- und N-haltige Substanz weicher, plastischer Konsistenz herzustellen\nund zu charakterisieren, welche sich mit Wasser emulgieren \u2022 *\nlie\u00df, in \u00c4ther und Alkohol l\u00f6slich war und, mit organischen S\u00e4uren oder Alkalien behandelt, in Fetts\u00e4uren und Glycerinphosphors\u00e4ure gespaltet wurde. Diese Substanz nannte er Lecithin, erkannte jedoch selbst an, es sei ihm niemals gelungen, sie von fremden Beimischungen und besonders von Fett zu befreien, so da\u00df er ihre Zusammensetzung nicht genau anzugeben vermochte. Indessen blieben seine Untersuchungen recht unbeachtet, weil Liebreich2) einige Jahre sp\u00e4ter in einer Abhandlung \u00fcber die chemische Beschaffenheit der Gehirnsubstanz vollst\u00e4ndig die Richtigkeit der Gobie y sehen Behauptungen bestritt, indem er dessen Lecithin zu einem Spaltungsprodukt des im Organismus prim\u00e4r vorkommenden Stoffes Protagon reduzierte. Diese Substanz, welche er durch behutsame Alkoholextraktion der Gehirnsubstanz gewann, gab bei Spaltung au\u00dfer den von Gobley f\u00fcr Lecithin angegebenen Spaltungsprodukten eine N-haltige, basische Substanz, welche Liebreich Neurin nannte. Die Unrichtigkeit der Liebreichschen allzuweitgehenden und einseitigen Behauptungen wurde aber \u2014 ganz abgesehen von der Frage \u00fcber die chemische Individualit\u00e4t des Protagons \u2014 bald vollst\u00e4ndig von verschiedenen Seiten bewiesen. H. K\u00f6hler3) wies nach, da\u00df er bei Entw\u00e4sserung des\nGehirns mit Alkohol und nachfolgender Extraktion mit kaltem \u2022 \u00ab\n\u00c4ther N- und P-haltige Substanzen extrahieren konnte, welche vom Protagon ganz verschieden waren. Diese Substanzen, die er Mveloidin und Myeloidins\u00e4ure benannte, wurden durch\n*) Journ. de Pharm, et de Chimie, T. XI, S. 409; T. XII, S. 5; T. XVII, S. 401, T. XVIII, S. 107.\n2)\tAnnales de Chim. et Pharm., Bd. CXXXIV, S. 29.\n3)\tChem. Untersuchungen \u00fcber die f\u00e4lschlich Hirnfette genannten Substanzen, Halle 1868, und Virchows Archiv, Bd. XLI, S. 265.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n73\nF\u00e4llung mit Bleizucker gereinigt und analysiert, wobei sich das Verh\u00e4ltnis N : P in den Verbindungen als resp. 1 : 1 und 2 : 1 ergab, w\u00e4hrend es in Liebreichs Protagon eher 4:1 war.\nAnderseits wiesen Hoppe-Seyler1) und dessen Sch\u00fcler durch eine Reihe Untersuchungen nach, da\u00df Liebreichs Behauptungen ebenfalls keine Allgemeing\u00fcltigkeit h\u00e4tten, wenn die Untersuchung anderen organischen Substraten galt. Parke2) vermochte derart festzustellen, da\u00df es neben dem Protagon allenfalls andere weit phosphorreichere Substanzen im Organismus geben m\u00fc\u00dfte. Der Glaube an die dominierende Rolle des Protagons wurde ferner durch die von Diakonow3) kurze Zeit darauf aus Hoppe-Seylers Laboratorium in T\u00fcbingen ver\u00f6ffentlichten Abhandlungen ersch\u00fcttert. Diese konstatierten im Gegensatz zu Liebreich, da\u00df Phosphorbestimmungen in Extrakten tierischer Organe nicht zum Beweise der Existenz oder zur Berechnung der Menge des Protagons gen\u00fcgten. Gleichzeitig ver\u00f6ffentlichte Diakonow seine bekannte Methode zur Reindarstellung des \u00abLecithins\u00bb \u2014 so wie er nun nach Gobley die aus H\u00fchnereidotter hergestellte, eigent\u00fcmliche P- und N-haltige Substanz benannte. Mittels der Diakonowschen Methode gelang es zum erstenmal, einen geringeren Teil der lecithinartigen Substanzen des Eidotters im gereinigten Zustand zu gewinnen, und diese Fraktion \u2014 das sogenannte Lecithin \u2014 zeigte eine Zusammensetzung, welche zur Formel C44H90NPO9 -f- aq leitete, und nach Verseifung als einzigste Spaltungsprodukte Glycerinphosphors\u00e4ure, Stearins\u00e4ure und Cholin ergab. Einen \u00e4hnlichen Stoff stellte Diakonow kurze Zeit darauf auf analoge Weise aus dem Gehirn her, wodurch er Liebreichs Protagonlehre in ein \u00e4u\u00dferst zweifelhaftes Licht stellte.\nDiakonows Auffassung der Zusammensetzung des Protagons wurde wohl durch Streckers4) kurz darauf ver\u00f6ffentlichte, bedeutubgsvolle Untersuchungen korrigiert; aber diese\nb Hoppe-Seyler, Med.-Chem. Untersuchungen, 1867, S. 217.\n2)\tHoppe-Seyler, Med.-Chem. Untersuchungen, 1867, S. 209.\n3)\tIbidem, 1867, S. 221; Hermanns Zentralbl. f. die med. Wissensch., 1868, S. 1, 434, und 1868, S. 97.\n4)\tAnnalen der Chemie u. Pharmacie, Bd. CXLVIII, S. 77.","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nA. Erlandsen,\nwaren gleichzeitig f\u00fcr die Hoppe-Seyier\u2014Diakonowsehe Lecithinlehre eine St\u00fctze, welche das Verlassen der Protagonlehre bef\u00fcrwortete. Streckers Arbeit wurde, durch seinen Nachweis der F\u00e4higkeit des Lecithins, mit gewissen Metallsalzen schwerl\u00f6sliche Verbindungen einzugehen, f\u00fcr die Auffassung der chemischen Konstitution des Lecithins grundlegend.. W\u00e4hrend Diakonow das Lecithin f\u00fcr eine salzartige Verbindung ansah, deuteten Streckers Untersuchungen darauf, da\u00df es sich um eine Esterverbindung zwischen Cholin und der substituierten Glycerinphosphors\u00e4ure handelte. Dieser Auffassung sind sp\u00e4ter Hundeshagen1) und Gilson2) beigetreten. Er wies ferner unter den Spaltungsprodukten des Lecithins au\u00dfer Stearins\u00e4ure andere Fetts\u00e4uren nach \u2014 darunter auch \u00d6ls\u00e4ure. Strecker gab, teilweise auf Basis der Spaltungsprodukte, die Formel des Lecithins auf C42H84NP09 an.\nDiakonow3) beantwortete Streckers Einwendungen in einer Abhandlung, die er wenige Wochen vor seinem Tode ver\u00f6ffentlichte. Er konnte Streckers Auffassung der Konstitution des Lecithins aus verschiedenen Gr\u00fcnden nicht beistimmen, erkannte jedoch an, da\u00df es mehrere Lecithine geben m\u00fc\u00dfte, welche sich von einander durch die Art der enthaltenen Fetts\u00e4ureradikale unterschieden.\nHiermit schlie\u00dft ein bedeutungsvoller Abschnitt der Geschichte der Lecithinuntersuchungen. Die folgenden Jahre brachten wenig Neues. Die Frage \u00fcber die Konstitution des Lecithins wurde als erledigt angesehen. Die Hoppe-Seyier\u2014Diako-nowsche Methode wurde als Lecithindarstellungsmethode adoptiert ; zum Nachweis von Lecithin in Geweben und Fl\u00fcssigkeiten der Tier- und Pflanzenorganismen begn\u00fcgte man sich damit, deren Spaltungsprodukte nach Verseifung der \u00e4ther-alkoholischen Extrakte nachzuweisen, und eine quantitative P-Bestimmung in diesen Extrakten gen\u00fcgte zur Bestimmung der Lecithinmenge, indem man diese als Distearinlecithin berechnete [8,798\u00b0/o P205]\n*) Journ. f. prakt. Chem., 1883, S. 219.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. XII, S. 585.\n3)\tHoppe-Seyier, Mediz.-Chem. Untersuchungen, 1868, S. 405.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 75\n[Chevalier,1) Gilson,2) Schulze,3) Jacobson,4) Schulze und Steiger,5) Schulze und Likiernik,6) Manasse.7)] Die Berechtigung hierzu wurde erst bedeutend sp\u00e4ter unter Diskussion gestellt, und sie ist so wenig beendigt, da\u00df man\n\u2022 \u2022\ndiese Berechnungsweise bis auf die neueste Zeit ohne \u00c4nderungen und nur gelegentlich mit einiger Reservation angef\u00fchrt und angewendet findet, obwohl sie auf der Voraussetzung beruht, da\u00df das Lecithin in den Extrakten nicht gemischt mit anderen phosphorhaltigen Substanzen vorgefunden wird. Und doch wurde in dieser Periode Liebreichs Protagon zu erneuten Untersuchungen aufgenommen [Gamgee und Blankenhorn,8) Baumstark,9) Kossel und Freitag,10) Ruppel11)] und teilweise wieder anerkannt, trotz der Verwerfung seitens der T\u00fcbinger Schule und trotz der eingehenden Experimentalkritik, welcher Thudichum12) diese Substanz unterwarf. Au\u00dferdem wurde eine andere Substanz,dasDrechsel-Baldische Jeeorin, nachgewiesen, welche auf die Berechnung der Lecithinmenge st\u00f6rend einwirken konnte. In der letzten Zeit hat die Forschung wiederum begonnen, sich mit dem Lecithin zu besch\u00e4ftigen. Heffter13) suchte in Erkenntnis der M\u00e4ngel bei der oben besprochenen quantitativen Lecithinbestimmungsmethode, vergebens diese mit einer quantitativen Bestimmung des Cholins nach Verseifung des Lecithins mit Barytwasser auszustatten; jedoch hob er gleichzeitig mit Nachdruck hervor, da\u00df das prim\u00e4re \u00c4ther-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XII, S. 585.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. X, S. 97.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 32.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. XI, S. 365.\n5)\tDiese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 365.\n6)\tDiese Zeitschrift, Bd. XV, S. 405.\n7)\tDiese Zeitschrift, Bd. XIV, S. 437.\n8)\tDiese Zeitschrift, Bd. Ill, S. 260.\n9)\tDiese Zeitschrift, Bd. IX, S. 145.\n10)\tDiese Zeitschrift, Bd. XVII, S. 264.\nu) Z. d. Biologie, 1895, S. 86.\n12) Reports of the Medic. Off. of the Privy Council and Local Government Board 1874, S. 113, 1876, S. 117. \u2014 Proceed. Royal Soc. XXX, S. 278; XXXI, S. 283.\nrd) Arch. f. experim. Pathol, u. Pharm., 1891, S. 97.","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nA. Erlandsen,\noxtrakt, welches fr\u00fchere Untersucher gew\u00f6hnlich als Fett berechnet hatten, bedeutende Mengen Lecithin enthielte, die bei quantitativen Lecithinbestimmungen in Betracht zu ziehen seien. Einige Jahre sp\u00e4ter gelang es Zuelzer1) auch dies in dem prim\u00e4ren \u00c4therextrakt vorhandene Lecithin f\u00fcr Untersuchungen zug\u00e4nglich zu machen, indem er als Scheidungsmittel der Fettstoffe und der lecithinartigen Stoffe Aceton einf\u00fchrte. Zuelzer kam au\u00dferdem durch seine Untersuchungen des Ochsengehirns zu dem schon von Thudichum lange vorher erzielten Resultat, da\u00df sich in dem Gehirn phosphorhaltige, \u00e4therl\u00f6sliche Substanzen vorfinden, welche sowohl von dem sogenannten Lecithin wie auch von dem Protagon verschieden sind.\nDer Sto\u00df, der hierdurch (sowie durch Thudichums wenig zug\u00e4ngliche Arbeiten) gegen die klassische Lecithinauffassung gerichtet war, hat aber nicht sp\u00e4tere Untersucher darin gehindert, ausschlie\u00dflich mit einem Lecithin zu rechnen. U. a. beruht Bergells2) Lecithindarstellung auf dieser Idee, obwohl sein Darstellungsverfahren weder ganz konstante Produkte ergibt, noch ann\u00e4hernd quantitativ ist.\nDas Prinzip, das der B er gell sehen Methode zugrunde liegt, uud welches Streckers Beobachtungen der F\u00e4higkeit des Cadmium Chlorids, schwerl\u00f6sliche Additionsprodukte mit den lecithinartigen Substanzen zu bilden, zuzuschreiben ist, hat indessen dadurch bedeutend erh\u00f6htes Interesse erhalten, da\u00df dasselbe Prinzip auch den umfassenden Studien zugrunde gelegt ist, welche Thudichum3) auf diesem Gebiet ausgef\u00fchrt und deren Resultate er in seiner umfassenden Arbeit \u00fcber die chemische Konstitution des Gehirns niedergelegt hat. Diese Arbeit, auf welche man jeden verweisen mu\u00df, der sich mit diesen Fragen zu besch\u00e4ftigen w\u00fcnscht, nimmt sowohl betreffs ihrer Form wie auch betreffs ihres Inhalts unter den hierhin geh\u00f6renden\nArbeiten eine Sonderstellung ein. Das vollst\u00e4ndige, allseitige \u2022 \u2022\nUbersehen der Thudichum sehen Untersuchungen hat sein\n\u00df Diese Zeitschrift, Bd. XXVII, S. 255.\n2)\tBer. d. Deutsch, chem. Gesellsch., Bd. XXXIII, S. 2584.\n3)\tDie chemische Konstitution des Gehirns d. Menschen und der Tiere, T\u00fcbingen 1901.","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 77\nHauptwerk zu einer Anklageschrift gestaltet, deren Bitterkeit und Unbeherrschtheit wohl kaum von einer wissenschaftlichen Polemik \u00fcbertroffen ist. Trotz der Ungerechtigkeit gegen etliche betreffs dieser Frage verdiente Forscher enthalten Thudichums Untersuchungen so viele interessante Beobachtungen und neue Gesichtspunkte, da\u00df es bei zuk\u00fcnftigen Untersuchungen unverantwortlich sein w\u00fcrde, diese nicht zu ber\u00fccksichtigen. Ganz abgesehen von Thudichums Kritik des Protagons und der damit verkn\u00fcpften Untersuchungen \u00fcber die phosphorfreien Gehirnsubstanzen (Cerebroside, Cerebrinacide, Amidolipolide usw.) hat diese Arbeit eine neue Basis f\u00fcr die Lecithinforschung geschaffen und eine Revision der geltenden Auffassung des Lecithins unabweisbar gemacht. Es ist hier nicht der Platz zur Aufrechnung und kritischen Besprechung der verschiedenen phosphorhaltigen Stoffe, die Thudichum aus dem Gehirn isoliert zu haben meint, und welchen er den gemeinsamen Namen: \u00abPhosphatide\u00bb gegeben hat. Dahingegen ist heiworzuheben, da\u00df er festgestellt hat, da\u00df sich im Organismus au\u00dfer den einstickstoffhaltigen Phosphatiden (N : P = 1:1), worunter Lecithin, andere lecithinartige Stoffe vorfinden, in denen das Verh\u00e4ltnis zwischen N und P ein anderes einfaches Verh\u00e4ltnis ist (N : P = 2 : 1, N : P = 2 : 2). Thudichum hat auf die Trennung dieser Stoffe eine au\u00dferordentlich gro\u00dfe Arbeit verwandt. Seine Trennungsmethode ist wesentlich auf eine F\u00e4llung der Phosphatide als Metallverbindungen aus dem durch eine energische Alkoholbehandlung gewonnenen Extrakt und nachfolgende Trennung der Metallverbindungen durch deren abweichende L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse basiert. Thudichum hat demnach eine Trennung der Phosphatide ausschlie\u00dflich nach ihrem L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnis aufgegeben. Es ist schwer zu beurteilen, inwiefern es ihm gelungen ist, sich die Aufgabe ganz praktisch zurecht zu legen, und in seinen Resultaten, sowohl mit R\u00fccksicht auf die Allgemeing\u00fcltigkeit seiner Isolationsmethoden, wie auch mit R\u00fccksicht auf die Auffassung der Konstitution der Phosphatide, kann ich ihm in vielen Punkten nicht beistimmen. Eins ist jedoch sicher: Es ist Thudichum zu konstatieren gelungen, da\u00df das, was fr\u00fcher Lecithin genannt und nur mittels physi-","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nA. Erlandsen,\nkalischer Eigenschaften, Spaltungsprodukte usw. identifiziert wurde, nicht mehr mit diesem Namen abgefertigt werden kann und darf. Er hat gezeigt, da\u00df die auf diese klassische Annahme basierten Arbeiten unbefriedigend sind, und da\u00df das Studium der lecithinartigen Substanzen auf eine breitere Grundlage zu stellen und namentlich auf eine mehr systematische Weise als bisher wieder aufzunehmen ist. Er hat jedoch gleichzeitig gezeigt, da\u00df die Schwierigkeiten bei der L\u00f6sung dieser Aufgabe ganz bedeutend gr\u00f6\u00dfer sind, als vermutet war.\nDie letzten Jahre sind daher auch verstrichen, ohne da\u00df jemand den Versuch gemacht hat, die so w\u00fcnschenswerte Revision der Thudichumschen Arbeit vorzunehmen, obwohl auch von anderer Seite (Schulze und Winterstein)1) behauptet wurde, es g\u00e4be Phosphatide, deren physikalische Verh\u00e4ltnisse und chemischer Bau unter einander verschieden seien. Bez\u00fcglich eines einzelnen Punktes ist eine Bekr\u00e4ftigung der Thudichumschen Angaben erfolgt, indem es Koch2) nach einem von Thu-dichum abweichenden Verfahren gelang, das \u00abHauplphosphatid\u00bb des Gehirns, das Kephalin, herzustellen. Er ist jedoch nicht mit Thudichum \u00fcber dessen Konstitution einig und blieb bei der Annahme stehen, da\u00df alles, was fr\u00fchere Verfasser als Lecithin bezeichnet haben, eine Mischung von Kephalin und Lecithin ist. Dahingegen haben Hammarstens3) Untersuchungen \u00fcber die phosphorhaltigen Bestandteile der Galle ergeben, da\u00df sich auch hier au\u00dfer einstickstoffhaltigen Monophosphatiden andere Phosphatide finden, welche zum Teil stickstoffreicher, zum Teil stickstoff\u00e4rmer als das Lecithin sind. Blicken wir daher auf den klassischen Lecithinbegriff zur\u00fcck, auf die pr\u00e4zis definierte Zusammensetzung des Lecithins, welche nur eine Variation der enthaltenen S\u00e4uren gestattete \u2014 so m\u00fcssen wir anerkennen, da\u00df sich die Frage nun ganz anders und bedeutend komplizierter gestaltet. Beim Studium der neueren Literatur steht man ganz ohne feste Haltepunkte, indem nicht einmal eine all-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XL, S. 101.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVI, S. 134.\n3) \u00abBidrag til K\u00e4nnedomen om Gallans kemiska Best\u00e4ndsdeiar\u00bb. Indbjudningsskrift. Upsala 1902.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n79\ngemein anerkannte Grundlage zur Weiterarbeit existiert. Sogar die Frage \u00fcber die Fetts\u00e4uren des Lecithins ist nach neueren Untersuchungen (Henriques und Hansen,1) Cousin)2) wiederum zur Debatte gebracht, und die Auffassung der Struktur des Lecithins hat ge\u00e4ndert werden m\u00fcssen, nachdem man (Ulpiani),3) dessen optische Aktivit\u00e4t und (Willst\u00e4tter und L\u00fcdeke)4 5) die optische Aktivit\u00e4t der enthaltenen Glycerinphosphors\u00e4ure nachgewiesen hat.\nAnalytische Methoden und Untersuchungstechnik.\nDa es durch fr\u00fchere Untersuchungen (Rubow)6) in dem hiesigen pharmakologischen Institut nachgewiesen war, da\u00df die Herzmuskulatur eine bedeutende Menge lecithinartiger Substanzen enthielt, und namentlich eine bedeutend gr\u00f6\u00dfere Menge als die quergestreifte Muskulatur, so war es eine nat\u00fcrliche Folge, da\u00df ich das Myocardium zum Ausgangspunkt meiner Untersuchungen benutzte. Sei auch der Gehalt an Phosphatiden in den verschiedenen Organen und Geweben sowohl qualitativ wie auch quantitativ ein verschiedener, so glaube ich doch, da\u00df die angewendete Untersuchungsmethode und die unten angef\u00fchrten allgemeinen Erfahrungen von Nutzen werden k\u00f6nnen, wenn die Frage auch bez\u00fcglich anderer Substrate zu erneuter Untersuchung aufgenommen wird. \u2014 Steht man der Frage gegen\u00fcber: Gewinnung und Trennung der verschiedenen lecithinartigen Substanzen des Herzens, so mu\u00df die Wahl des Extraktionsverfahrens auf andere R\u00fccksichten basiert werden, als wenn es sich nur um eine quantitative Fett-Lecithin-Ex-traktionsmethode dreht.\nEs kommt nicht allein darauf an, auf schonende Weise die Totalmenge der in dem betreffenden Gewebe enthaltenen Phosphatide zu gewinnen, sondern gleichzeitig auf die Benutzung derartiger Extraktionsmittel \u2014 und auf derartige Weise \u2014,\nA) Skandin. Arch. f. Physiologie, 1903, S. 390.\n2)\tComptes rendus, Bd. CXXXVII, S. 68.\n3)\tAtti della Reale Accad. dei Lincei 1901. Io Sem., S. 368, 421.\n4)\tBer. d. Deutsch, ehern. Gesellsch., Bd. XXXVII, S. 3753.\n5)\tArch. f. experim. Pathol, u. Pharm., Bd. LU, S. 173.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nA. Erlandsen,\nda\u00df man schon bei den Extraktionen getrennte Gruppen erhalten kann, welche prinzipielle, physikalische oder chemische Abweichungen aufweisen. Die Bestrebungen, dies zu erreichen, werden in hohem Grade dadurch gehemmt, da\u00df die L\u00f6slichkeitsverk\u00e4ltnisse der betreffenden Substanzen durch Beimischung anderer fettartiger Stoffe beeinflu\u00dft werden k\u00f6nnen. Diese Schwierigkeit bewirkt, da\u00df man nicht ausschlie\u00dflich nach den L\u00f6sungsverh\u00e4ltnissen gehen kann, ebenfalls werden fraktionierte F\u00e4llungen und Umkrystallisationen oft von geringem Wert. Die Phosphatide neigen au\u00dferdem nicht zu Krystallisation in gew\u00f6hnlichem Sinne, so da\u00df man bei diesen Substanzen die Hilfe entbehren mu\u00df, welche sonst das Mikroskop bei \u00e4hnlichen Aufgaben zu leisten vermag. Bei der Arbeit mit diesen Stoffen sieht man wohl nicht selten, da\u00df ein \u2014 bei langsamer Ab-k\u00fchlung gef\u00e4llter \u2014 Niederschlag einen krystallinisehen Charakter annehmen kann und unter dem Mikroskop wie ein Filz von Nadeln in kn\u00e4uel- oder rosettenf\u00f6rmiger Anordnung aussieht. Aber einerseits habe ich dies nicht bei den reinen Stoffen gesehen, anderseits habe ich mich mittels Analysen davon \u00fcberzeugt, da\u00df derartige Krystallformen, selbst wo sie mikroskopisch ganz gleichartig waren und sich bei wiederholten Umkrystallisationen unver\u00e4ndert erwiesen, nicht zum Schlu\u00df auf chemische Reinheit der Substanz berechtigen. Auch Thudichum hat die Erfahrung gemacht, da\u00df Mischungen von Stoffen, die zum Teil sehr verschieden waren, auf eine Weise krystailisierten, welche unter dem Mikroskop vollst\u00e4ndige Homogenit\u00e4t vort\u00e4uschte. Da gerade die Anh\u00e4nger der Protagonlehre die Krystallisation dieser Substanz in mikroskopischen Nadeln als einen St\u00fctzpunkt f\u00fcr die Individualit\u00e4t des Protagons benutzt haben, so mu\u00df ich hervorheben, wie wenig Gewicht im allgemeinen einem derartigen Befunde beizumessen ist und von wie geringem Nutzen bei diesen Untersuchungen das Mikroskop ist.\nEin m\u00e4chtiges Hilfsmittel besitzen wir dahingegen in den quantitativen Analysen. Diese lehren uns nicht nur, wie weit wir allein bei der Anwendung indifferenter L\u00f6sungsmittel gelangen k\u00f6nnen, sondern geben uns au\u00dferdem Aufkl\u00e4rungen dar\u00fcber, inwiefern die Bestrebungen zur Isolierung der ver-","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n81\nschiedenen Gruppen fortschreiten, indem man seine Aufmerksamkeit auf das gegenseitige Verh\u00e4ltnis zwischen gewissen charakteristischen Grundstoffen der Produkte richtet.\nSolange man nur an die M\u00f6glichkeit eines Lecithins glaubte, waren die quantitativen Phosphorbestimmungen allein ein guter Haltepunkt; seit Thudichums Untersuchungen m\u00fcssen diese von quantitativen N-Bestimmungen immer begleitet werden, wodurch es erm\u00f6glicht wird, die Reinigungsprozesse zu verfolgen, welche zu Produkten leiten, in denen sich das Verh\u00e4ltnis N : P einem einfachen Wert n\u00e4hert (z. B. 1:1, 1 : 2, 2 : 1). Dies erfordert nat\u00fcrlich eine bedeutende analytische Arbeit, legt man jedoch nicht das Hauptgewicht hierauf, so wird man Kriterien daf\u00fcr entbehren, da\u00df man wirklich aus der Verwirrung der mehr oder weniger zuf\u00e4lligen Mischungen hinauskommt. Die Reinigungsprozesse sind selbstverst\u00e4ndlich vorzugsweise auf die abweichenden L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse der Stoffe basiert. Diese k\u00f6nnen aber \u2014 wie erw\u00e4hnt \u2014 durch Beimischung fremder Stoffe beeinflu\u00dft werden, oder das L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnis der Beimischung ist mit der betreffenden Substanz so \u00fcbereinstimmend, da\u00df man nicht auf diese Weise allein zum Ziel gelangen kann, sondern zur Anwendung besonderer F\u00e4llungsreagenzien gezwungen wird. Bei allen diesen Manipulationen mit den Phosphatiden ist daran zu denken, da\u00df auch gewisse molekulare Ver\u00e4nderungen in diesen die L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse zu beeinflussen verm\u00f6gen. Thudichum hat gemeint, derartige Ver\u00e4nderungen bei Wasserabspaltung nach-weisen zu k\u00f6nnen, und ich vermochte ver\u00e4nderte L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse bei einem Phosphatid nachzuweisen, das sich durch l\u00e4ngeres Stehen in der Luft oxydiert hatte. Auch aus diesem Grunde ist derart zu arbeiten, das die Stoffe so viel wie m\u00f6glich gegen solche Einwirkungen gesch\u00fctzt werden. Man soll w\u00e4hrend der Darstellung die Temperaturen nicht wesentlich \u00fcberschreiten, unter denen die Phosphatide im Organismus existieren, und alle Eingriffe vermeiden, welche erfahrungsgem\u00e4\u00df st\u00f6rend auf leichtver\u00e4nderliche Atomkomplexe einwirken.\nDie demnach an eine Extraktionsmethode zu stellenden Forderungen, welche zur Grundlage einer quantitativen und\n6\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"qualitativen Sch\u00e4tzung des Gehaltes lecithinartiger Substanzen eines Organs dienen sollen, werden bez\u00fcglich wesentlicher Punkte von denjenigen erf\u00fcllt, die ich bei meinen Untersuchungen angewendet habe.\nDie Methode ist an und f\u00fcr sich keineswegs neu, da sie\n%\nnur darin besteht, das behutsam getrocknet^ und pulverisierte Organ einer prim\u00e4ren vollst\u00e4ndigen \u00c4therextraktion und einer sekund\u00e4ren vollst\u00e4ndigen Alkoholextraktion zu unterwerfen. Indessen weicht sie in ihrer Ausf\u00fchrung in wesentlichen Punkten von fr\u00fcheren ab, und ich mu\u00df hervorheben, da\u00df die Motive, gerade diese Methode anzuwenden, wesentlich andere gewesen sind.\nSchon die \u00e4ltesten Untersucher (Gobley) erachteten es f\u00fcr notwendig, das Untersuchungsmaterial vor der eigentlichen Extraktion zu entw\u00e4ssern, und die meisten Untersucher haben allenfalls durch ihre Extraktion eine allm\u00e4hliche Entw\u00e4sserung desselben erreicht. Die angewendeten Methoden waren von sehr verschiedenem Wert. Rubow1) hob mit Recht hervor, die Entw\u00e4sserung m\u00fc\u00dfte mittels eines schnellen Verfahrens vor sich gehen, das nicht das Material einer sch\u00e4dlichen Einwirkung aussetzte. Er empfiehlt eine Methode, wodurch die Trocknung ohne Anwendung erh\u00f6hter Temperatur und ohne Anwendung wassersaugender Mittel ins Werk gesetzt wird. Durch dieses Verfahren ist man in Wirklichkeit einen bedeutenden Schritt weitergekommen, indem W\u00e4rmeanwendung vermieden wird, und die Methode sich bei geringer Modifikation wirklich schnell auch zur Trocknung gr\u00f6\u00dferer Mengen Material benutzen l\u00e4\u00dft. Da es sich von Bedeutung erwiesen hat, das entw\u00e4sserte Material nicht l\u00e4ngere Zeit der Einwirkung der Luft (Oxydation) auszusetzen, so ist die Schnelligkeit der Methode von besonderer Wichtigkeit. Vergleicht man dieses Verfahren mit Baumstarks\nEntw\u00e4sserungsmethode2) (Entw\u00e4sserung der feuchten Substanz\n\u2022 \u2022\ndurch oft wiederholte Atherextraktionen), welche sich wohl an und f\u00fcr sich verteidigen l\u00e4\u00dft, so spricht alles zum Vorteil f\u00fcr die Lufttrocknung; Vakuumtrocknung ist unanwendbar, wenn\n0 l. c.\n2) Baumstark, Diese Zeitschrift, Bd. IX, S. 145.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n83\ndas Material gro\u00df ist, und von Alkoholtrocknung ist absolut abzuraten. Diesen letzten Punkt mu\u00df ich besonders hervorheben, da die Vorbehandlung mit Alkohol allgemein als gleichzeitiges Entw\u00e4sserungs- und Extraktionsmittel benutzt ist. Auch Rubow1) erw\u00e4hnt die Aikoholbehandlung unter den mehr schonenden Mitteln zur Trocknung vor der Extraktion. Es wird aber aus dem nachfolgenden hervorgehen, weshalb eine prim\u00e4re Alkoholbehandlung absolut zu vermeiden und von ihr als Entw\u00e4sserungsmittel bei der Reindarstellung der Phosphatide abzuraten ist.2)\nBei meiner Untersuchung hat die Trocknung des Untersuchungsmateriales auf \u00e4hnliche Weise wie bei Rubows Untersuchungen stattgefunden, jedoch mit einzelnen Modifikationen, welche das Verlangen nach einer schnellen Austrocknung \u2014 unter gleichzeitiger Behandlung gr\u00f6\u00dferer Mengen Materials \u2014 erforderte. Sie wurde hiernach auf folgende Weise ausgef\u00fchrt : Das Material wurde, nach sorgf\u00e4ltiger Beseitigung sichtbaren Fetts, gro\u00dfer Gef\u00e4\u00dfe, Sehnen, Fascien u. dergl. entweder mit einem Messer oder mit einer Fleischhackmaschine in feine Teile geteilt, worauf es in d\u00fcnnen Schichten auf gro\u00dfe Glasplatten ausgebreitet wurde. Ein kleiner Bergmanns Ventilationsmotor f\u00fchrte einen kr\u00e4ftigen Luftstrom \u00fcber die Glasplatten, die in besonderen Rahmen unter einer Steigung von ca. 300 vor dem Motor angebracht waren. Durch leichte Erw\u00e4rmung des Lokales sowie mehrmaliger Wendung des Materials verlor dasselbe fast seinen ganzen Wassergehalt innerhalb 12 Stunden (derart verlor Muskelgewebe w\u00e4hrend dieses Zeitraums 70\u201475\u00b0/o an Gewicht.). Falls man gro\u00dfe Mengen in Arbeit nimmt und die Schichten daher besonders dick sind, kann es notwendig werden, die Behandlung einige Stunden l\u00e4nger fortzusetzen. Nach dieser bildet das Pr\u00e4parat zusammenh\u00e4ngende spr\u00f6de Kuchen, welche in kleine St\u00fcckchen geschnitten werden. Diese werden in einem Gazebeutel gebracht und in einem S ied er skys-Vakuum w\u00e4rm e-kasten aufgeh\u00e4ngt. Durch den evakuierten, auf 40\u00b0 C. erw\u00e4rmt\n0 l. c.\n2) Wo es sieh nur um Extraktion zu quantitativem Zweck handelt, bietet Rubows Alkohol\u00e4therextraktionsmethode gro\u00dfe Vorteile.\n6*","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nA. Erlandsen,\ngehaltenen W\u00e4rmekasten, in welchem Schalen mit Chlorcalcium aufgestellt sind, wird ein Strom trockener Luft gesaugt. Nach 4\u20146 st\u00e4ndiger derartiger Behandlung l\u00e4\u00dft sich das Pr\u00e4parat auf einer kleinen Handm\u00fchle zu einem feinen Pulver vermahlen, welches in flache Glasschalen gebracht und von neuem der angef\u00fchrten Vakuumtrocknung einige Stunden I\u00e7tng bei 40\u00b0 C. unterworfen wird. Auf diese Weise erreicht man eine Verwandlung des Materials zu einem fast vollkommen wasserfreien, feinen, leichten, st\u00e4ubenden Pulver, das sich ausgezeichnet zur Extraktion eignet. Diese ganze Prozedur geht so schnell, da\u00df sie 36\u201448 Stunden nach dem Schlachten des Tieres vollst\u00e4ndig beendigt sein kann (bei kleinen Mengen sogar bedeutend schneller), und von dieser Zeit ist das Pr\u00e4parat nur w\u00e4hrend der ersten Behandlung der Luft ausgesetzt gewesen. Nach dem Vermahlen sollte das Organpulver nur k\u00fcrzere Zeit der Luft ausgesetzt sein, und falls die Extraktion nicht unmittelbar nach dem Trocknen vorgenommen werden kann, sollte es in evakuierten Beh\u00e4ltern \u00fcber konzentrierter H2S04 aufbewahrt werden, da es hygroskopisch ist und sich gewisse der darin enthaltenen Stoffe leicht oxydieren, wenigstens in rein hergestelltem Zustand. Die Trockenmethode, mittels welcher ich ohne M\u00fche auf einmal ca. 5 kg Ochsenmuskeln verarbeiten konnte, erscheint mir in dieser Form so anwendbar zu sein, da\u00df sie als allgemeine Methode zu \u00e4hnlichem Zweck empfohlen werden k\u00f6nnte.\nWenn ich \u2014 wie erw\u00e4hnt \u2014 die Anwendung einer pri-\u2022 \u00bb\nm\u00e4ren Atherextraktion empfehlen und ausdr\u00fccklich von der Anwendung einer prim\u00e4ren Alkoholbehandlung abraten mu\u00df, so\ngeschieht es, weil man durch diese Methode Stoffe in Freiheit\n\u2022 \u2022\nsetzt, welche von den bei prim\u00e4rer Atherextraktion unmittelbar\nl\u00f6slichen Phosphatiden verschieden sind. Diese erst nach der\nAlkoholbehandlung in \u00c4ther l\u00f6slichen Stoffe k\u00f6nnen durch Auf-\n\u2022 \u2022\nschub derselben bis nach vollendeter Atherbehandlung f\u00fcr sich gewonnen werden, w\u00e4hrend sie \u2014 durch die Alkoholbehandlung abgespalten \u2014 sonst gleich aufgel\u00f6st und auf diese Weise mit den \u00fcbrigen Phosphatiden vermischt gewonnen werden. Dieser Umstand, welcher bewirkte, da\u00df der \u00c4ther den Ruf eines schlechten Lecithinextraktionsmittels bekam, und welcher der Alkoholextrak-","page":84},{"file":"p0085.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 85\ntion einen hervorragenden Platz in allen Lecithindarstellungsmethoden, darunter auch den quantitativen, gegeben hat, ist in Wirklichkeit niemals ber\u00fccksichtigt. Meine Untersuchungen bekr\u00e4ftigen indessen die schon von Hoppe-Seyler gehegte Vermutung, da\u00df das \u00abLecithin\u00bb zum Teil erst nach einer Alkoholbehandlung extrahiert werden konnte, wahrscheinlich weil es an\nandere organische Stoffe in den Zellen gebunden war ; sie haben\n\u2022 \u2022\njedoch auch ergeben, da\u00df das prim\u00e4re Atherextrakt, das fast alle \u00e4lteren Forscher au\u00dfer Betracht lie\u00dfen, und welches die sp\u00e4teren Untersucher mit dem Alkoholextrakt zusammengetan haben, nicht nur bedeutende Mengen Phosphatide enth\u00e4lt, sondern da\u00df diese von denen des Alkoholextraktes verschieden sind. Die sp\u00e4ter referierten Untersuchungen werden rechtfertigen, da\u00df ich schon jetzt feststelle, man soll die Chancen benutzen, welche\nsich zu einer leicht gewonnenen Gruppentrennung der Phospha-\n\u2022 \u2022\ntide durch Anwendnung einer prim\u00e4ren \u00c4therextraktion bieten, deren Produkt f\u00fcr sich bearbeitet wird.\nIst das Material auf diese Weise ersch\u00f6pft, so schreitet man zu der Alkoholextraktion, deren Produkt ebenfalls f\u00fcr sich bearbeitet wird.\nDie Technik der Extraktionen weist nichts Besonderes auf, weshalb ich, was Details anbelangt, auf die sp\u00e4tere Besprechung der Untersuchungen verweise. Mit R\u00fccksicht auf deren Resultate sollen die gemachten Andeutungen nur die Wahl der Arbeitsmethode motivieren.\nWas die analytischen Bestimmungen betrifft, habe ich zu den Phosphorbestimmungen Neumanns alkalimetrische Phosphors\u00e4urebestimmung1) angewendet. Diese Methode wurde im hiesigen pharmakologischen Institut durchgepr\u00fcft und hat sich als sehr genau, auch bei kleinen Phosphormengen, erwiesen, wenn man nur sorgf\u00e4ltig die Bedingungen erf\u00fcllt, unter welchen die F\u00e4llung des Ammoniumphosphormolyb-dates vorzugehen hat. Es ist besonders wichtig, Ammonium-nitrat in so reichlicher Menge zuzusetzen, da\u00df man sicher ist,\n1) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 115; Bd. XLffl, S. 32.","page":85},{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"86\tA. Erlandsen,\nw\u00e4hrend der F\u00e4llung \u00fcber 10\u00b0/o Ammoniumnitrat in der L\u00f6sung zu haben.\nDie Stickstoffbestimmungen sind nach Kjeldahis Methode mit Wilfarths Modifikation ausgef\u00fchrt. Der Kontrolle wegen sind die Stickstoffbestimmungen f\u00fcr einzelne zuf\u00e4llig gew\u00e4hlte Produkte nach Dumas vorgenommen. Diese ergaben in den betreffenden F\u00e4llen genau \u00fcbereinstimmende Resultate. Die Elementaranalysen sind nach Dennstedts Methode1) ausgef\u00fchrt. Eine Modifikation derselben war jedoch notwendig, da die Phosphatide bei Verbrennung in Porzellanschiffen eine phosphors\u00e4urehaltige Kohle hinterlie\u00dfen, welche selbst bei langwierigem Gl\u00fchen im Sauerst off str\u00f6m nicht vollst\u00e4ndig verbrannt wird.\nDa Versuche mit Beimischung feuerfester Stoffe das Resultat nicht verbesserten, blieb man zuletzt dabei stehen, die Phosphatide mit Bleichromat in Kupferschiffen zu verbrennen, eine Methode, die sich seit alter Zeit gegen\u00fcber schwer verbrennbaren Stoffen bew\u00e4hrt hat. Wie vorauszusehen, wurde hierdurch die langsame Verbrennung erschwert, welche eine Bedingung daf\u00fcr ist, da\u00df die Verbrennungsprodukte bei Dennstedts Rohrf\u00fcllung vollst\u00e4ndig oxydiert werden. Trotz der gr\u00f6\u00dften Achtsamkeit und der Ausdehnung der Verbrennung bis auf 7\u20148 Stunden mi\u00dflangen die Analysen doch wiederholt, weil sich die Verbrennung nicht derart abstufen lie\u00df, da\u00df best\u00e4ndig Sauerstoff\u00fcberschu\u00df vorhanden war. Diesem Mangel gelang es schlie\u00dflich abzuhelfen, indem man vor und hinter der Platinquarzschicht oxydierte Kupferdrahtrollen (ca. 6 cm lang) anbrachte und diese stark gl\u00fchend hielt. Auf diese Art fanden die Verbrennungsprodukte best\u00e4ndig gen\u00fcgend Sauerstoff, selbst wenn die Verbrennung zeitweise etwas stark wurde. Nach der Einf\u00fchrung dieser Modifikation haben die Analysen der Phosphatide und deren Metallverbindungen niemals Schwierigkeiten verursacht. Kontrollanalysen mit Stoffen gekannter Zusammensetzung haben \u00fcberaus befriedigende Resultate ergeben.\nS\u00e4mtlichen Berechnungen liegt das internationale Atomgewicht: 0 = 16 zugrunde.\n*) M. Dennstedt, \u00abAnleitung zur vereinfachten Elementaranalyse\u00bb, Hamburg 1903.","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 87\nUntersuchungen \u00fcber die Phosphatide des Myocardium.\nZu den folgenden Untersuchungen der Herzmuskulatur sind Ochsenherzen benutzt. Dieses Material ist zu jeder Zeit des Jahres zu bekommen und liefert mit verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig geringen Ausgaben gen\u00fcgend gro\u00dfe Substanzmengen. Dieser letzte Punkt ist f\u00fcr die Durchf\u00fchrung einer einigerma\u00dfen vollst\u00e4ndigen Untersuchung von besonderer Wichtigkeit. Bei den ersten orientierenden Untersuchungen wurden nur 3\u20145 Herzen angewendet; bei den sp\u00e4teren vollst\u00e4ndigen benutzte ich jedesmal 8 Herzen, welche IV2\u20142 kg trockenes Pulver lieferten. Im ganzen sind 30\u201440 Ochsenherzen verarbeitet.\nUnmittelbar nach dem Schlachten werden die Herzen sorgf\u00e4ltig von Peri- und Endocardium und Klappen befreit, Fett und gr\u00f6\u00dfere Gef\u00e4\u00dfe werden ebenfalls weggeschnitten. Das Myocardium wird, wie fr\u00fcher beschrieben, in feine Teilchen zerteilt und nun einer vollst\u00e4ndigen Austrocknung und Pulverisierung nach der fr\u00fcher beschriebenen Methode unterworfen.\nBei den ersten Versuchen, wo ich mich im wesentlichen an die Hoppe-Seyler \u2014 Diakonowsche Behandlungsweise hielt, und mich demnach ausschlie\u00dflich mit dem sekund\u00e4ren Alkoholextrakt besch\u00e4ftigte, wurde ich nur \u00fcber die Unanwendbarkeit dieses Verfahrens aufgekl\u00e4rt. Die Resultate dieser Versuche referiere ich bei der Besprechung des Alkoholextraktes.\nAuf Basis der hierbei gemachten Erfahrungen ging ich zu der mehr systematischen Behandlungs weise \u00fcber, die sp\u00e4ter angewrendet und schon vorher angedeutet ist.\n\u2022 \u2022\nDas getrocknete Muskelpulver wird mit \u00c4ther in gro\u00dfe,\nmit eingeschliffenen Stopfen versehene Glasbeh\u00e4lter gebracht,\nwelche jeder ca. 500 g pulverisierte Herzmuskeln und ca. 1 I \u00ab \u2022\n\u00c4ther enth\u00e4lt. Unter h\u00e4ufigem Sch\u00fctteln wird das Pulver so \u2022 \u2022\noft mit \u00c4ther bei Stubentemperatur behandelt, bis nichts mehr\nextrahiert werden kann. Im Anfang wird der \u00c4ther t\u00e4glich\nunter Anwendung von Auspressung gewechselt, wodurch sich\nfast das ganze \u00c4therextrakt 8\u201410 Tage nach dem Schlachten\ndes betreffenden Tieres gewinnen l\u00e4\u00dft (bei 4\u20145 \u00c4therbehand-\n\u2022 \u2022\nlungen). Die Atherextrakte werden unter der Luftpumpe bei","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nA. Erlandsen,\nniedriger Temperatur bis zu Sirupkonsistenz eingeengt und unter Kohlens\u00e4ure im Dunkeln aufbewahrt. Hiermit ist die \u00c4therextraktion jedoch nicht beendigt. Es l\u00e4\u00dft sich au\u00dferdem ein Extrakt gewinnen, welches ganz gewi\u00df gering ist, das jedoch vor dem Beginn der Alkoholextraktion entfernt werden mu\u00df.\nIst das Herzmuskelpulver auf diese Weise. 8\u201410 \u00c4therextraktionen bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur unterworfen worden, indem man den \u00c4ther schlie\u00dflich nur jeden 8.\u201410. Tag wechselt, so werden nur ganz minimale Mengen extrahiert. Diese Schlu\u00dfbehandlung mit \u00c4ther zur Entfernung der letzten Spuren der \u00e4therl\u00f6slichen Bestandteile dauert im allgemeinen 2\u20143 Monate, w\u00e4hrend welchen demnach 2 kg Muskelpulver allm\u00e4hlich mit ca. 40 1 \u00c4ther behandelt werden. Die Zeit, welche hierbei verstreicht, wird zur Untersuchung der Hauptmenge des Extraktes benutzt, der schon nach den 4\u20145 schnell aufeinander folgenden ersten Extraktionen gewonnen ist.\nNachdem die sorgf\u00e4ltige \u00c4therextraktion beendigt, der letzte \u00c4ther durch energische Auspressung entfernt und das\nausgepre\u00dfte Pulver kurze Zeit an der Luft ausgebreitet ist, bis\n# \u2022\ndie letzten Atherreste verdampft sind, beginnt die Alkoholextraktion. Diese wird mit starkem Alkohol (90\u201496\u00b0/o) vorgenommen, anfangs bei gew\u00f6hnlicher Zimmertemperatur, sp\u00e4ter bei 40\u201445\u00b0 C. W\u00e4hrend die letzten \u00c4therextrakte trotz l\u00e4ngeren Stehens praktisch ungef\u00e4rbt waren, f\u00e4rbt sich das erste Alkoholextrakt bei Zimmertemperatur schnell stark gelb. Die folgenden Extraktionen werden bei 40\u2014450 C. auf einem gro\u00dfen Wasserbad ausgef\u00fchrt, auf welchem die Glasbeh\u00e4lter in Wasser versenkt angebracht werden. Der Inhalt der Glasbeh\u00e4lter wird wiederholt mittels eines schweren Glasstabes umger\u00fchrt. Auf diese Weise lassen sich die Extraktionen mit 4\u20145 Behandlungen vollenden, welche sich jede auf 24\u201448 Stunden erstreckt (wovon 6\u201412 Stunden bei 40\u201445\u00b0 C.). Zwischen jeder Behandlung wird die ganze Masse kr\u00e4ftig ausgepre\u00dft, worauf man sofort frischen Alkohol zusetzt. Die filtrierten Alkoholextrakte werden sofort unter der Luftpumpe bei 40\u00b0 C. abgedampft und gewogen, so da\u00df best\u00e4ndig die Extraktionsmenge zu beurteilen ist. Hierbei beobachtet man eine gleichm\u00e4\u00dfige","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n89\nund starke Abnahme der Extrakte, so da\u00df das nach der 5. Extraktion gewonnene verschwindend ist.* *) Die Gesamtmenge der \u00c4therextrakte und die der Alkoholextrakte wird jede f\u00fcr sich untersucht.\nEs ist hier kein Gewicht darauf gelegt, den rein quantitativen Wert dieser Extraktionsmethode z. B. mit Rubows Methode zu vergleichen. Indessen habe ich doch durch einige systematische Untersuchungen die Mengenverh\u00e4ltnisse der verschiedenen Fraktionen ganz oberfl\u00e4chlich bestimmt.\n\tTrocken-\t\u00c4ther-\tAlkohol-\tGesam- melte\tAcetonunl\u00f6sliche Teile\t\t\n\t\t\t\t\tdes \u2022 \u00bb Ather- extrakts\tdes Alkohol-extr.2)\t\n\tsubstanz\textrakt\textrakt\tExtrakt- menge\t\t\tZu- sammen\n\tg\tg\tg\t\u00b0/o\tg\tg\t\u00b0/o\n8 Herzen\t1925\t136\t184\t16,62\t60\t80\t7,01\n8 \u00bb\t1440\t125\t141\t18,54\t52\t96\t10,28\nDiese Zahlen sind daher nur als ein grobes Bild der Werte zu betrachten, um welche es sich in \u00e4hnlichen F\u00e4llen handeln wird, um so mehr, da die angef\u00fchrten Zahlen nur Minimalwerte infolge der durch die Trennung erlittenen Verluste sind. Indessen ist es von Wichtigkeit zu wissen, ob die angewendete Methode einen guten Lecithinertrag gibt, wenn dieser aus dem Phosphorgehalt der \u00e4therl\u00f6slichen Teile im Extrakt berechnet wird (wie von Rubow). Zu diesem Zweck sind in der erstgenannten der 2 Untersuchungen, Phosphorbestimmungen s\u00e4mtlicher \u00e4therl\u00f6slicher Fraktionen vorgenommen. Aus dem Prozentgehalt in diesen und deren Mengenverh\u00e4ltnis l\u00e4\u00dft sich die totale Phosphormenge berechnen. Die Filtrate der Acetonf\u00e4llungen sind ebenfalls trotz ihres geringen Phosphorgehalts mitgenommen.\n*) Eine Probe, die nachher ausgenommen wurde, ergab nach mehrst\u00fcndiger Extraktion mit Chloroform (bei 45\u201450\u00b0 C.) nur einen minimalen Extrakt, das nur Spuren von Phosphor enthielt, und nach L\u00f6sung in Alkohol mit Platinchlorid keinen Niederschlag gab.\n*) Von der \u00e4therl\u00f6slichen Fraktion des Alkoholextraktes.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"90\nA. Erlandsen,\nAuf diese Weise fand man in den erstgenannten 8 Herzen 5,48 g Phosphor in den \u00e4therl\u00f6sliehen Teilen der Extrakte; dies entspricht 7,49 \u00b0/o \u00abLecithin\u00bb (nach der gew\u00f6hnlichen Berechnungsmethode). Zieht man in Betracht, da\u00df alle die gefundenen Gewichtsmengen Minimalwerte sind, so scheint das Resultat im wesentlichen ebenso hoch zu sein, wie dasjenige (ca. 8\u00b0/o), welches sowohl Rubow wie auch ich bei Bestimmungen nach seiner Methode erhalten haben. Ich mu\u00df hinzuf\u00fcgen, da\u00df, falls diese Berechnung betreffs der letztgenannten 8 Herzen durch-gef\u00fchrt w\u00e4re, so w\u00fcrde das Resultat sicherlich bedeutend h\u00f6her ausgefallen sein.\nIch glaube aus dieser Betrachtung schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen, da\u00df die Phosphatide bei der angewendeten Methode ebenso vollst\u00e4ndig wie bei Ru bows Verfahren extrahiert werden, was Bedeutung hat, selbst wenn das Ziel der beiden Methoden ein wesentlich verschiedenes ist.\n\u2022 \u2022\nDas \u00c4therextrakt.\n\u2022 \u2022\nDie gesamten und sorgf\u00e4ltig (s. o.) aufbewahrten Ather-extrakte der Ochsenherzen werden bei niedriger Temperatur (Wasserbad unter 40\u00b0 C.) im Vakuum abgedampft, um die letzten Reste des Wassers zu entfernen, welches der \u00c4ther unter der Extraktion vom Pr\u00e4parat aufgenommen hat.\nDas getrocknete Extrakt, das eine braungelbe, sirupartige\n\u2022 \u2022\nMasse bildet, wird mit einer geringen Menge reinen \u00c4thers behandelt, wodurch die Hauptmenge aufgel\u00f6st wird, und leicht von einem unbedeutenden, wei\u00dflichen Rest (a) abfiltriert.\nDem klaren, braungelben, konzentrierten, \u00e4therischen Filtrat wird unter Umsch\u00fcttelung kaltes wasserfreies Aceton zu-gesetzt, so lange noch Niederschlag entsteht, worauf es zum Absetzen des Niederschlags an einen k\u00fchlen Ort (5\u00b0 C.) gestellt wird.\nDer x^cetonniederschlag besteht teilweise aus einer gr\u00f6\u00dferen, braungelben, zusammengeballten Masse, teilweise aus einem feinen wei\u00dflichen Niederschlag. Die stark braungelb gef\u00e4rbte Aceton\u00e4therl\u00f6sung, welche den gr\u00f6\u00dften Teil der Fettstoffe des Extraktes enth\u00e4lt, l\u00e4\u00dft sich leicht abfiltrieren und zu gesonderter Untersuchung aufbewahren (siehe Acetonl\u00f6sung).","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n91\nDer Acetonniederschlag wird nun vollst\u00e4ndig mittels Vakuumbehandlung unter leichter Erw\u00e4rmung (35\u201440\u00b0 C.) und Durchleitung trockener Luft von anhaftendem Aceton befreit. Derart getrocknet l\u00f6st man das Produkt wiederum in wasserfreiem \u00c4ther auf und stellt es hin, bis sich ein minimaler, feiner, wei\u00dflicher Niederschlag (von demselben Charakter wie a) gesetzt hat, worauf dekantiert und filtriert wird.\nEine Probe der derart hergestellten \u00c4therl\u00f6sung h\u00e4lt sich tagelang klar und gibt nach dem Abdampfen und Trocknen ein Produkt, dessen Phosphor- und Stickstoffgehalt*) andeutet, da\u00df wir es mit Stoffen h\u00f6heren Phosphorgehalts und niedrigeren Stickstoffgehalts als dem Lecithin zu tun haben. Da ich bei pr\u00e4liminaren Untersuchungen gefunden hatte, da\u00df dieses Produkt aus einem alkoholl\u00f6slichen und einem alkoholunl\u00f6slichen Teil bestand, so glaubte ich erst, es handelte sich um das Vorhandensein einer kephalinartigen Substanz, und folgte bei dem folgenden Verfahren haupts\u00e4chlich Kochs* 2) Kephalindarstellungsmethode, welche hier zu einem anderen, aber nicht weniger interessanten Fund f\u00fchrte.\nDie \u00c4therl\u00f6sung wird mit ca. 4 Volumen absolutem Alkohol gef\u00e4llt, wodurch sich momentan ein bedeutender Niederschlag bildet, welcher teilweise aus gelbbraunen, klebrigen Massen besteht, die sich beim Sch\u00fctteln an den Seiten des Glases festsetzen, teilweise aus einem losen, wei\u00dflichen Niederschlag, der sich nur langsam setzt. Nach 12\u201424st\u00fcndigem Stehen in der K\u00e4lte (0\u00b0\u20142\u00b0 C.) wird die klare \u00e4theralkoholische L\u00f6sung abfiltriert, w\u00e4hrend der Niederschlag (b) mit kaltem, absolutem Alkohol gewaschen wird.\nDas \u00e4theralkoholische Filtrat vom Niederschlag b wird im Vakuum abgedampft und in absolutem Alkohol gel\u00f6st, wobei ein geringerer, unl\u00f6slicher Teil desselben Charakters wie b restiert, den man diesem beif\u00fcgt.\nNun sind die acetonunl\u00f6slichen Bestandteile des \u00c4therextraktes in einen alkoholl\u00f6slichen Teil und\n*) Bei einer der Darstellungen ergab das Produkt einen P-Gehalt von 4,25 \u00b0/o und einen N-Gehalt von 1,52 \u00b0/o.\n2) 1. c.","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"92\nA. Erlandsen,\neinen alkoholunl\u00f6slichen Teil : b getrennt. Der Nieder-\n\u2022 \u2022\nschlag b wird von neuem in \u00c4ther gel\u00f6st und mit Alkohol gef\u00e4llt. Darauf wrird er im W\u00e4rmeschrank bei 60\u00b0 mit absolutem Alkohol behandelt, wodurch sich der wei\u00dfliche, lose Niederschlag aufl\u00f6st, w\u00e4hrend die br\u00e4unlichen Massen, die in der W\u00e4rme etwas sirupartig sind, beim Abgie\u00dfen .der Alkoholl\u00f6sung Zur\u00fcckbleiben. Da die br\u00e4unliche Substanz h\u00e4ufig noch wei\u00dfliche K\u00f6rnchen enth\u00e4lt, l\u00f6st man sie von neuem in \u00c4ther und f\u00e4llt sie wiederum mit absolutem Alkohol, worauf sie mit warmem absoluten Alkohol bei 60\u00b0 C. behandelt und schlie\u00dflich mit Alkohol gewaschen wird.\nDas schwach gelbliche, alkoholische Filtrat scheidet bei der Abk\u00fchlung einen losen, wei\u00dfen Niederschlag (bn) aus, der mit kaltem Alkohol gewaschen wird.\nDie ungel\u00f6ste gelbbraune Substanz (b i), welche die Hauptmenge des Niederschlages b repr\u00e4sentiert, wird in einer geringen\n\u2022 \u2022\nMenge absoluten \u00c4thers gel\u00f6st. Die L\u00f6sung wird unter Kohlens\u00e4ure bei niedriger Temperatur hingestellt, wobei sich ein minimaler Niederschlag absetzt, indem die L\u00f6sung vollkommen klar wird. Die klare \u00c4therl\u00f6sung wird in der K\u00e4lte (0\u00b0) mit wasserfreiem Aceton gef\u00e4llt und gut gesch\u00fcttelt. Der hierdurch entstandene, gelbliche Niederschlag klebt nicht zusammen, setzt sich aber doch einigerma\u00dfen beim Stehen. Da er sich nicht leicht filtrieren l\u00e4\u00dft, wird hier mit Vorteil die Zentrifuge angewendet. Die Fl\u00fcssigkeit ist kaum gef\u00e4rbt. Der Niederschlag wird durch vorsichtige Behandlung unter der Luftpumpe von Aceton befreit und hat nun in der K\u00e4lte bedeutende H\u00e4rte. Schlie\u00dflich l\u00f6st man in einer geringen Menge warmen Essigesters (frisch gereinigt und gerade bei 74\u201476\u00b0 rektifiziert) und stellt ihn bei niedriger Temperatur (ca. \u2014 2\u00b0 C.) in den K\u00fchlschrank, wodurch bj wiederum ausf\u00e4llt und sich als ein br\u00e4unlicher Sirup fester Konsistenz auf dem Boden des Glases sammelt. Die Umf\u00e4llung aus Essigester wird wiederholt. Der Essigesfer wird dabei best\u00e4ndig leicht gelbgef\u00e4rbt.1) Nach De-\n*) Ich habe mich durch Phosphorbestimmung im Abdampfungs-r\u00fcckstand der Essigesterl\u00f6sung davon \u00fcberzeugt, da\u00df die Umf\u00e4llung aus Essigester wirklich eine Reinigung ist.","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n93\nkantierung und Absaugen des Testierenden Essigesters erweist sich bi in absolutem \u00c4ther vollst\u00e4ndig und klar l\u00f6slich. Es wird im Vakuumtrockenschrank bei 40\u00b0 C. unter Durchleitung von Kohlens\u00e4ure und schlie\u00dflich im Vakuum \u00fcber konzentrierter H2S04 getrocknet und danach in feine St\u00fcckchen geteilt. Der Exsikkator wird andauernd wohl evakuiert gehalten und an einen dunklen Ort gestellt.\nDas Filtrat von b. Das alkoholische Filtrat von b,\nwelches neutrale Reaktion aufweist, wird, wie erw\u00e4hnt, im\nVakuum abgedampft und von Testierenden Spuren von b getrennt.\nDie klare Alkoholl\u00f6sung wird unter der Luftpumpe eingedampft,\n\u2022 \u2022\nder R\u00fcckstand l\u00f6st sich klar in \u00c4ther und wird aus demselben\nungef\u00e4hr quantitativ mittels kalten Acetons gef\u00e4llt. Dieser Niederschlag (c), welcher helle, orangefarbene Massen bildet, wird im Vakuum \u00fcber konzentrierter H2S04 getrocknet.\nBevor ich zur Besprechung der verschiedenen Fraktionen\n\u00fcbergehe, in welche das \u00c4therextrakt auf diese Weise mittels rein physikalischer Methoden geteilt ist, f\u00fcge ich ein Schema bei, das eine \u00dcbersicht \u00fcber das Prinzip f\u00fcr die Trennung gibt.\nEinge-\ndampftes\n\u00c4ther-\nextrakt\nl\u00f6slich in wasserfreiem \u00c4ther\nunl\u00f6slich\nin\nAceton\n\u2022 \u2022\n\"unl\u00f6slich in wasserfreiem \u00c4ther: Fraktion a)\nl\u00f6slich in Aceton: Die Acetonl\u00f6sung.\nunl\u00f6slich in warmem\nunl\u00f6slich in kaltem absolutem Alkohol :\nFraktion b)\nl\u00f6slich in kaltem absolutem Alkohol :\nFraktion c)\nDie in obenangef\u00fchrter \u00dcbersicht benannte Fraktion a, welche alles in allem \u00fcberaus unbedeutend ist und nur der Voll-\nAlkohol : Fraktion b i)\nl\u00f6slich in warmem absolutem Alkohol: Fraktion bn)\nst\u00e4ndigkeit wegen mitgenommen wird, bildet nach dem Trocknen\n\u2022 \u2022\ngraulichwei\u00dfe, harte, spr\u00f6de Massen, die in wasserhaltigem \u00c4ther\nganz unl\u00f6slich zu sein scheinen. Sie hinterl\u00e4\u00dft beim Erhitzen auf\n\u00bb\ndem Platinblech einen bedeutenden, un verbrennbaren Rest, welcher CI- und P-Reaktion gibt. Bei quantitativen Phosphor- und N-Bestimmungen werden 6,39 \u00b0/o P und 1,86 \u00b0/o N gefunden. Nach diesem scheint a zum gro\u00dfen Teil aus unorganischen Stoffen (Salzen) zu bestehen, welche mit den gro\u00dfen Mengen teilweise wasserhaltigen \u00c4thers extrahiert sind. Man denke in diesem","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nA. Erlandsen,\nZusammenhang an Loews1) Angabe, da\u00df wasserhaltiger \u00c4ther u. a. geringe Mengen Monokaliumphosphat l\u00f6st. Der recht bedeutende Phosphorgehalt des Niederschlages k\u00f6nnte f\u00fcr das Vorhandensein von Phosphaten in demselben sprechen. Der Niederschlag ist \u00fcbrigens keiner weiteren Untersuchung unterworfen.\nDie Acetonl\u00f6sung: Es zeigt sich, da\u00df die acetonl\u00f6slichen Teile des \u00c4therextraktes, welche haupts\u00e4chlich aus Fett bestehen, und deren Menge daher mit dem Fettgehalt des Organs variiert, konstant eine geringe Menge phosphorhaltiger Stoffe enthalten. Es ergibt sich demnach, da\u00df Aceton die phosphorfreien und die phosphor haltig en Stoffe nicht vollst\u00e4ndig trennt. Der Phosphorgehalt, der Abdampfungsr\u00fcckstand war aber nur gering, indem bei zwei verschiedenen Darstellungen resp. 0,3\u00b0/o und 0,26 \u00b0/o P gefunden wurden. Dieser P-Gehalt ist nicht dem Vorhandensein von Phosphaten zuzuschreiben, indem eine L\u00f6sung der abgedampften Acetonl\u00f6sung in Petroleum\u00e4ther nach gr\u00fcndlichem und h\u00e4ufigem Sch\u00fctteln mit Wasser keine Abnahme des Phosphorgehalts erlitt. Da man au\u00dferdem bei Zusetzung von Platinchlorid und Cadmiumchlorid zu den \u00e4theralkoholischen L\u00f6sungen phosphorhaltige Niederschl\u00e4ge erh\u00e4lt, so ist anzunehmen, da\u00df der Phosphorgehalt gel\u00f6sten Phosphatiden zuzuschreiben ist, welche entweder acetonl\u00f6slich sind, oder in geringer Menge in Aceton mit Hilfe der Fettstoffe in L\u00f6sung gehalten werden k\u00f6nnen. Diese Annahme wird durch nachfolgende Untersuchungen best\u00e4tigt.\nDie eingedampfte Acetonl\u00f6sung erwies sich als nur teilweise in Alkohol l\u00f6slich, indem eine wei\u00dfe, vollst\u00e4ndig phosphorfreie Masse ungel\u00f6st verblieb. Die enthaltenen Phosphatide mu\u00dften sich demnach in der bei 00 filtrierten Alkoholl\u00f6sung befinden. Angestellte Proben ergaben, da\u00df man auch jetzt nach dem x^bdampfen und L\u00f6sen in \u00c4ther keinen Niederschlag mit Aceton bekommen konnte. Die alkoholische L\u00f6sung wurde mit einer alkoholischen Platinchloridl\u00f6sung in \u00dcberschu\u00df gef\u00e4llt. Der feine, bla\u00dfgelbe Niederschlag wird sorgf\u00e4ltig mit absolutem Alkohol gewaschen. Nach dem Trocknen im Exsikkator bildet der Niederschlag hellorangegelbe Massen. Das Filtrat der Platinchloridf\u00e4llung enth\u00e4lt nur Spuren von Phosphors\u00e4ure.\n*) Loew, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. XIX, S. 342.","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 95\nAnalytische Beilage.\n0,2134 g hinterlassen nach dem Gl\u00fchen 0,0258 g Pt = 12,09 \u00b0/o Pt. 0,2756 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0331 \u00bb \u00bb = 12,01 \u00b0/o *\n0.2593 > verbrauchten bei Neumanns P-Best. 17,28 ccm n/10-Natron\n= 3,69 \u00b0/o P.\n0,3900 g verbrauchten bei Kjeldahls N-Best. 5,02 ccm n/io-H2S04\n= 1,81 \u00b0/o N;\n0,1294 g H20 = 7,46 \u00b0/o H. 0,3332 \u00bb C02 = 47,00\u00b0/o C.\nDas Material war hiermit ersch\u00f6pft. Wird angenommen, da\u00df diese Verbindung eine \u00e4hnliche Konstitution wie das salz-saure Lecithinplatinchlorid besitzt, so erh\u00e4lt man ann\u00e4hernd die Formel: (C33H62NP08)2, H2PtCl6.\nDa sich indessen das Lecithin nach Thudichums *) Angaben auch mit PtCl4 allein (ohne HCl) verbindet, oder in einer Verbindung auftreten kann, in welcher nur eine HCl-Gruppe auf eine PtCl4-Gruppe kommt, so ist die Formel nicht ganz sicher. Sie zeigt indessen, da\u00df es sich hier um Phosphatide handelt, in denen N: P = i : 1 ist. Das Verh\u00e4ltnis zwischen diesen und Platin ist dasselbe wie in Lecithinplatinchlorid. Die analytischen Bestimmungen weisen \u00fcbrigens bedeutende Abweichungen von Streckers Analysen der Platinchloridverbindung des Lecithins auf. Da die Verbindung nur in geringen Mengen gefunden wird, und es nur meine Absicht war, zu konstatieren, da\u00df bei der Anwendung der Acetonf\u00e4llung als Darstellungsmittel Phosphatide verloren gingen, so habe ich dieses Produkt nicht eingehender verfolgt. Die Untersuchung ist insofern ausreichend gewesen, so da\u00df es festgestellt werden kann, da\u00df sich eine quantitative Gewinnung der Phosphatide nicht mittels Methoden erreichen l\u00e4\u00dft, welche auf deren Unl\u00f6slichkeit in Aceton basiert sind.\nBevor ich zur Besprechung der Hauptprodukte bj und c \u00fcbergehe, restieft die Besprechung von bn- Dieser in warmem Alkohol l\u00f6sliche, in kaltem Alkohol unl\u00f6sliche Teil des Acetonniederschlages scheint wesentlich aus Fettstoffen zu bestehen. Dieses Produkt erinnert etwas an das von Zuelzer auf\n0,1934 g ergaben bei Elementaranalyse ^\n*) 1. c. S. 120.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nA. Erlandsen,\n\u00e4hnliche Weise aus Eidotter gewonnene, das wesentlich aus Tripalmitin bestand. Es kann nicht wundern, da\u00df man hier Fettstoffe antrifft, die ja nicht alle in kaltem Aceton l\u00f6slich sind. Andererseits handelt es sich aber nicht ausschlie\u00dflich um Fettstoffe. Nach wiederholten Umkrystallisationen (4 mal) schwindet das im voraus geringe Produkt zu einer geringen Menge eines wei\u00dfen, spr\u00f6den, leicht fettigen K\u00f6rpers, der vollst\u00e4ndig verbrennbar ist. Dieser K\u00f6rper gibt nicht Salkowskis Reaktion, enth\u00e4lt nicht Schwefel. Die Gesamtmenge des derart gereinigten Pr\u00e4parates betrug aus 8 Ochsenherzen ca. 50 cg. Es enthielt 1,08\u00b0/o P, ll,36\u00b0/o H und 72,61 \u00b0/o C.\nNach mehrst\u00fcndigem Kochen mit 21/2\u00b0/oiger H2S04 gibt das Filtrat eine schwache, aber deutliche Reduktion von Fehlings L\u00f6sung.\nDas Produkt ist nur deshalb von Interesse, weil es den\n\u2022 \u2022\neinzigsten und unbedeutenden Anteil des Atherextraktes repr\u00e4sentiert, welcher Charaktere aufweist, die an Protagon oder Jecorin erinnern k\u00f6nnten.\n\u2022 \u2022\nDie Hauptprodukte des Atherextraktes sind bi und c. Die Mengenverh\u00e4ltnisse sind bei den verschiedenen Darstellungen nicht ganz konstant; bi befand sich durchschnittlich im \u00dcbergewicht \u00fcber c. Die Reinigungsprozesse zehren allm\u00e4hlich einen Teil dieser Phosphatide (bi ist kaum vollst\u00e4ndig unl\u00f6slich in kaltem Essigester). Es ist demnach nicht leicht, etwas Genaues \u00fcber die Menge dieser 2 Hauptphosphatide zu sagen. Sie repr\u00e4sentieren aber zusammen ca. 2\u20142,2 \u00b0/o der Trockensubstanz des Herzens.x)\nDas Cuorin (bi).\nDie Fraktion bi hat sich bei n\u00e4herer Untersuchung als ein Phosphatid erwiesen, dessen Konstitution so bedeutend von den fr\u00fcher beschriebenen abwich, da\u00df ich es t\u00fcr praktisch erachtete,\n\u2022 \u00ab\n0 Es finden sich also von den Hauptphosphatiden des Atherextraktes gr\u00f6\u00dfere Mengen (trotz des Verlustes bei der Darstellung), als Koch u. Woods (Journal of Biological Chemistry, Vol. I, S. 203) bei ihrer Lecithinbestimmung f\u00fcr s\u00e4mtliche Phosphatide im Herzen finden (1,61\u20141,69\u00bb.","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die leeithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 97\nihr einen Namen zu geben, teilweise um ihren Unterschied von der Lecithin-Myelingruppe zu markieren, teilweise um ihre Nicht\u00fcbereinstimmung mit Kephalin hervorzuheben, mit welchem es durchweg seine physikalischen Eigenschaften zu teilen scheint. Der Name Cuorin,1) welchen ich in Vorschlag bringen will, bezieht sich auf das vorzugsweise Vorkommen der Verbindung im Myocardium, w\u00e4hrend andere untersuchte Substanzen sie nicht \u2014 oder allenfalls nur spur weise \u2014 enthalten.\nDas Cuorin ist eine gelbbraune, transparente, fast geruchlose Substanz, welche nach dem Trocknen von harter, fast harziger Konsistenz ist und sich einigerma\u00dfen leicht pulverisieren l\u00e4\u00dft. Sie ist sehr hygroskopisch und wird bei Aufnahme von Wasser klebrig, sp\u00e4ter fl\u00fcssig. Beim Erw\u00e4rmen auf dem Platinblech schmilzt sie unter Zersetzung und verkohlt unter Entwicklung leicht entz\u00fcndbarer D\u00e4mpfe. Bei Lassaignes Probe erh\u00e4lt man deutliche Reaktion auf N; die Substanz gibt keine Reaktion auf Schwefel. (Schmelzen mit Natrium und Pr\u00fcfung auf Schwefelmetall mit Nitroprussidnatrium.) Die Substanz reduziert nicht Fehlingsche L\u00f6sung, selbst nach l\u00e4ngerem Kochen mit verd\u00fcnnter H2S04.\nL\u00f6st sich nach dem Trocknen im Vakuum leicht in \u00c4ther, Chloroform, Petroleum\u00e4ther und Schwefelkohlenstoff, etwas schwerer in Benzol bei gew\u00f6hnlicher Temperatur. Bei erh\u00f6hter Temperatur ist es in Essigester, Eisessig und Amylalkohol l\u00f6slich, wird jedoch beim Abk\u00fchlen wiederum aus diesen L\u00f6sungsmitteln ausgeschieden. In Alkohol, Methylalkohol und Aceton ist es selbst beim Erw\u00e4rmen bis zum Kochen unl\u00f6slich. In Wasser sinkt es sofort zu Boden, worauf es anf\u00e4ngt langsam aufzuquellen, bis es sich schlie\u00dflich vollst\u00e4ndig zu einer tr\u00fcben, emulsionartigen Halbl\u00f6sung verteilt, in welcher sich keine isolierten Partikelchen unterscheiden lassen. Die neutral reagierende L\u00f6sung gibt beim Stehen keinen Niederschlag und l\u00e4uft tr\u00fcbe durch das Filter. Bei Zusatz von Alkalien zur w\u00e4sserigen L\u00f6sung wird diese vollkommen klar, w\u00e4hrend kohlensaure Alkalien die Tr\u00fcbung nicht ganz beseitigen.\n*) Cuore (italienisch) = Herz. Hoppe-Seyier\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\nA. Erlandsen,\nEs l\u00f6st sieh mit braungelber Farbe in konzentrierter H2S04. Diese L\u00f6sung gibt bei Zusatz eines 10\u00b0/oigen Zuckersirups Pettenkofers Reaktion.\nBei Zusatz alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung zur \u00e4therischen L\u00f6sung stellt sich kein Niederschlag ein, setzt man jedoch \u2014 nach dem Hinzuf\u00fcgen reichlicher Mengen Platinchlorids \u2014 absoluten Alkohol in bedeutendem \u00dcberschu\u00df zu,\" so entsteht ein volumin\u00f6ser, bla\u00dfgelber Niederschlag, w\u00e4hrend die obenstehende Fl\u00fcssigkeit fast ungef\u00e4rbt ist. Ebenso l\u00e4\u00dft sich die \u00e4therische L\u00f6sung mit alkoholischer Cadmiumchloridl\u00f6sung f\u00e4llen. Diese F\u00e4llung scheint ganz ungef\u00e4rbt zu sein.\nDer Schmelzpunkt ist hier wie bei anderen Phospha-tiden schwer zu bestimmen, da der \u00dcbergang nicht scharf ist und die Substanz w\u00e4hrend des Erw\u00e4rmens sich zu zersetzen anf\u00e4ngt. Er liegt indessen bedeutend h\u00f6her als der des Lecithins. Beim Erw\u00e4rmen im Kapillarrohr wird das Cuorin bei ca. 80\u00b0C. vollst\u00e4ndig durchsichtig, darauf findeterstbei 115\u2014120\u00b0 C. eine sichtbare Ver\u00e4nderung statt; die Substanz wird alsdann d\u00fcnnfl\u00fcssig, f\u00e4rbt sich dunkler und beginnt zu sch\u00e4umen.\nS\u00e4mtliche Untersuchungen und Reaktionen sind an dem frischhergestellten Pr\u00e4parat ausgef\u00fchrt. Dies ist wohl in Betracht zu ziehen, denn die Verbindung wird sehr leicht von \u00e4u\u00dferen Verh\u00e4ltnissen beeinflu\u00dft, und wie wir unten sehen werden, hat diese Beeinflussung eine hervorragende Einwirkung auf die physikalischen Verh\u00e4ltnisse. Aus demselben Grunde sind die Analysen nat\u00fcrlich sofort nach der Darstellung vorzunehmen, weshalb\n\u2022 \u2022\nin untenstehender \u00dcbersicht nur die an dem frischen Pr\u00e4parat gemachten Bestimmungen angef\u00fchrt werden.1) Erst als diese Eigenschaften des Stoffes erkannt waren und entsprechende Kautelen beachtet wurden, gaben die Analysen \u00fcbereinstimmende Resultate.\n\u2022 *\nDie folgende \u00dcbersicht umfa\u00dft 3 verschiedene, frisch hergestellte- Cuorinpr\u00e4parate und s\u00e4mtliche an diesen angestellten Analysen.\n*) Bei Pr\u00e4parat III wurden die Analysen schon ca. 14 Tage nach dem Schlachten des betreffenden Tieres ausgef\u00fchrt.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myoeardiums usw. 99\nDie Analysen des Cuorins.\n\t\t\t\t\t\t\t\tDurch-\tAtome\tBerechnet f\u00fcr\n\tPr\u00e4parat I\t\tPr\u00e4parat II\t\t\tPr\u00e4parat III\t\tschnitt\t\tCnH125NP2O\u00e4l\n\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t\u00b0/o\t>\t\u00b0/0\t>\t(Nr. = 1)\t\u00b0/\u00b0\nc\t\u2014\t\t\t\t61,86\t61,46\t61,57\t61,76\t61,52\t61,63\t71,02\t61,33\nH\t\u2014\t\u2014\t8,93\t8,92\t9,11\t9,18\t9,09\t9,03\t124,6\t9,02\nN\t\u2014\t1,01\t1,01\t1,02\t\u2014\t1,01\t1.03\t1,015\t1\t1,01\nP\t4,46\t4,50\t4,43\t4,41\t\u2014\t4.46 j\t4,52\t4,46\t1,99\t4,47\n[O]\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t23,86\t20,63\t24,17\nAnalytische Beilage.\nI.\tPhosphorhestimmung :\n0,3506 g verbrauchten 28,25 ccm n/2-Natron = 4,46 \u00b0/o P 0,3759 \u00bb\t\u00bb\t30,58\t\u00bb\t\u00bb\t= 4,50 \u00b0/o \u00bb\nKj eldahlanalyse :\n0,7143 g verbrauchten 5,13 ccm n/io-H2S04 =\t1,01 \u00b0/o N.\nII.\tElementaranalyse :\n0,2113\tg\tgaben\t0,1693\tg\tH,0\t=\t8,93\u00b0/o\tH\tund\t0,4792\tg\tC02\t= 61,86\u00b0/o\tG\n0,2420\t\u00bb\t\u00bb\t0,1938\t\u00bb\t\u00bb\t=\t8,92 \u00b0/o\t\u00bb\t\u00bb\t0,5443\t\u00bb\t\u00bb\t= 61,46 \u00b0/o\t\u00bb\n0,1915\t\u00bb\t\u00bb\t0,lo6/\t\u00bb\t\u00bb\t=\t9,11 \u00b0/o\t\u00bb\t\u00bb\t0,4323\t\u00bb\t\u00bb\t= 61,57 \u00b0/o\t\u00bb\nPhosphorbestimmung :\n0,3205 g verbrauchten 25,66 ccm W2-Natron = 4,43 \u00b0/o P 0,3596 \u00bb\t\u00bb\t28,63\t\u00bb\t\u00bb\t= 4,41 \u00b0/0 \u00bb\nK j e 1 d a h 1 bestimmung :\n0,5608 g verbrauchten 4,04 ccm n/io-H2S04 = 1,01 \u00b0/o N 0,6660 \u00bb\t\u00bb\t4,85\t\u00bb\t\u00bb\t= 1,02 \u00b0/o \u00bb\nIII.\tElementaranalyse :\n0,2921 g gaben\t0,2408 g H20\t= 9,18 \u00b0/o\tH\tund\t0,6614 g C02 = 61,76 >\tG\n0,4281 \u00bb\t\u00bb\t0,3492 \u00bb\t\u00bb\t= 9,09 \u00b0/o\t\u00bb\t\u00bb\t0,9656 \u00bb\t\u00bb = 61,52 \u00b0/o\t\u00bb\nPhosphorbestimmung :\n0,3393\tg\tverbrauchten\t27,32 ccm\t\u00bb/\u00bb-Natron ==\t4,46 \u00b0/o P\n0,3156\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t25,75\t\u00bb\t\u00bb\t=\t4,52 \u00b0/o \u00bb\nK j e 1 d a h 1 bestimmung :\n0,5857 g verbrauchten 4,22 ccm n/10_H2SO4 = 1,01 \u00b0/o N 0,8994 \u00bb\t\u00bb\t6,57\t\u00bb\t\u00bb\t= 1,03 \u00b0/o \u00bb\nDie empirische Formel des Cuorins ist hiernach: ^71^125^^2\u00ae2r Sowohl in \u00e4therischer L\u00f6sung, wie auch beim\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nA. Erlandsen,\nStehen an der Luft, untergeht das Cuorin eine Ver\u00e4nderung,\nderen Charakter aus folgendem hervorgehen wird:\nEine Probe des Pr\u00e4parates II (siehe Analysen) wird in \u00c4ther-\ngel\u00f6st und in einer wohlverschlossenen, gef\u00fcllten Flasche 3\u20144\nWochen an einen dunklen Ort gestellt. Die L\u00f6sung setzt nur einen\nminimalen Niederschlag und ver\u00e4ndert nicht ihre Farbe (so wie\n\u00e4therische Kephalinl\u00f6sung). Nach vorsichtigem Abdampfen des \u00bb \u2022\n\u00c4thers und Vakuumtrocknung erhalten wir folgende Analysen:\nElementar analyse :\n0,3408 g gaben 0,2748 g H20 = 8,98 \u00b0/o H und 0,7494 g C02 = 59,98 \u00b0/o G 0,2401 \u00bb \u00bb 0,1919 \u00bb \u00bb = 8,91 \u00b0/o \u00bb \u00bb 0,5291 > \u00bb = 60,10 \u00b0/o \u00bb\nGeht man davon aus, da\u00df die Anzahl der C-, P- und N-Atome und demnach deren gegenseitige Verh\u00e4ltnisse im Molek\u00fcl unver\u00e4ndert geblieben sind, so l\u00e4\u00dft sich die ver\u00e4nderte Zusammensetzung der Verbindung auf C71H127NP20 23 berechnen, woraus hervorgeht, da\u00df die Ver\u00e4nderung (au\u00dfer einer geringen Steigerung des H-Gehalts) wesentlich in einer Zunahme der Sauerstoffmenge besteht. L\u00e4ngere Zeit in getrocknetem und fein zerteiltem Zustand in nicht evakuiertem Exsikkator (\u00fcber H2S04) aufbewahrt, ergab ein anderes Cuorinpr\u00e4parat (I) folgende Analysen:\nElementaranalyse :\n0,1912 g gaben 0,1418 g H20 = 8,26 \u00b0/o H und 0,3937 g C02 = 66,15 \u00b0/o C 0,1697 \u00bb > 0,1247 \u00bb > = 8,19 \u00b0/o \u00bb \u00bb 0,3485 \u00bb \u00bb = 56,01 \u00b0/o \u00bb\nDas Verh\u00e4ltnis C : H ist demnach ganz dasselbe wie in C71H125NP2021, indem die Werte ca. 9 \u00b0/o niedriger sind. Rechnet man, da\u00df der P-Gehalt und der N-Gehalt im gleichen Verh\u00e4ltnis wie C und H ver\u00e4ndert ist (was sich bei einem zweiten Versuch als tats\u00e4chlich erwies), so erhalten wir:\n\tProzente\tAtome (N = 1)\nc\t= 56,08\t71,30\nH\tII GO to to\t125,07\nN\t=\t0,92\t1\nP\t=\t4.06 /\t2,00\n[0]\t= 30,72\t29,98\ndie empirische Formel: C71H125NP2O30, was nur als eine sehr bedeutende Oxydation ausgelegt werden kann. Folgende Beobachtung bekr\u00e4ftigt diese Annahme. Eine Probe des Pr\u00e4-","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 101\nparates II wird in ein Wiegeglas gebracht. Das feinzerteilte und getrocknete Pr\u00e4parat wird gewogen und \u00fcber konzentrierter H2S04 in den Exsikkator gestellt. Das W\u00e4gen, das w\u00e4hrend l\u00e4ngerer Zeit wiederholt wurde, ergab folgende Resultate:\nDatum\t\t\tGewicht\n29.\t12.\t1904\t0,3705 g\n30.\t12.\t1904\t0,3737 \u00bb\n5.\t1.\t1905\t0,3817 \u00bb\n11.\t1.\t1905\tO o o M-\n21.\t1.\t1905 \u201e\t0,4038 \u00bb\n30.\t1.\t1905\t0,4042 \u00bb\n6.\t2.\t1905\t0,4039 \u00bb\n16.\t3.\t1905\t0,4022 \u00bb\n26.\t4.\t1905\t0,3992 \u00bb\n3.\t6.\t1905\t0,3974 \u00bb\n20.\t10.\t1905\t0,3949 \u00bb\nDie Gewichtszunahme betrug demnach im Laufe ca. 1 Monats fast 9\u00b0/o (8,92 \u00b0/o), was gut damit \u00fcbereinstimmt, da\u00df die Analysen f\u00fcr obengenanntes Pr\u00e4parat ca. 9\u00b0/o zu niedrig ausfallen konnten. Nach dem Aufh\u00f6ren der Gewichtszunahme wurde eine langsame Gewichtsabnahme beobachtet, w\u00e4hrend das Pr\u00e4parat in demselben Exsikkator an einem ganz gewi\u00df h\u00e4ufig sonnenbeschienenen Ort stand. Die Gewichtsabnahme kann m\u00f6glicherweise auf eine sp\u00e4tere Wasserabgabe w\u00e4hrend der langwierigen Sonnenlichtbeeinflussung des oxydierten Pr\u00e4parates beruhen; jedoch lie\u00df sich dieses Verh\u00e4ltnis nicht n\u00e4her auf kl\u00e4ren.\nDie Ver\u00e4nderung des Cuorins beim Stehen in trockener Luft \u00e4u\u00dfert sich auch auf andere Weise. W\u00e4hrend das frisch hergestellte Pr\u00e4parat eine Jodzahl von ca. 101 zeigte, erhielt man bei Jodzahlbestimmungen eines der oxydierten Pr\u00e4parate nur ca. 22 (Bestimmungen nach v. H\u00fcbl).\nAnalytische Beilage.\n( 0,2361 g\tbanden\t0,2377 g Jod :\tJodzahl 100,68\n^71^125^^2^21\t1 0,2121 \u00bb\t\u00bb\t0,2124 \u00bb\t\u00bb :\t100,17\n( 0,1480 \u00bb\t\u00bb\t0,1504 \u00bb\t. :\t101,66\nC\u201eH1S5NP2O30:\t0,3245 \u00bb\t\u00bb\t0,0720 \u00bb\t\u00bb\t:\t22,33\nDie Verringerung der\tjodabsorbierenden\t\tF\u00e4higkeit des","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nA. Erlandsen,\nCuorins spricht daf\u00fcr, da\u00df haupts\u00e4chlich die jodabsorbierenden Elemente im Molek\u00fcl, also die Fetts\u00e4ureradikale, ver\u00e4ndert werden.\nAuch die rein physikalischen Eigenschaften des Cuorins werden durch die Autoxydation ver\u00e4ndert. Die Konsistenz wird h\u00e4rter, vollst\u00e4ndig harzig, und im Gegensatz zu dem frischen Pr\u00e4parat erweist sich das Cuorin in \u00c4ther unl\u00f6slich (sowohl in wasserfreiem wie auch in wasserhaltigem). Auch anderen L\u00f6sungsmitteln gegen\u00fcber verh\u00e4lt es sich wie eine schwerer l\u00f6sliche Substanz. Dies gilt aber nicht f\u00fcr Wasser. W\u00e4hrend das frische Pr\u00e4parat mit Wasser eine Emulsion bildet, l\u00f6st sich das oxydierte Pr\u00e4parat ohne Erw\u00e4rmung langsam, aber vollst\u00e4ndig im Wasser. Die einzelnen Partikelchen verquellen, werden vollst\u00e4ndig transparent und l\u00f6sen sich schlie\u00dflich zu einer vollkommen klaren, hellgelben Fl\u00fcssigkeit, welche selbst nach l\u00e4ngerem Stehen nicht den geringsten Niederschlag gibt. Sch\u00fcttelt man die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit \u00c4ther, so nimmt dieser nichts auf. Zusatz von Alkohol zu der w\u00e4sserigen L\u00f6sung ruft\neinen wei\u00dflichen Niederschlag hervor, welcher nach dem Trocknen \u2022 \u2022\nin \u00c4ther unl\u00f6slich ist. Es ist kaum ein deutlicherer Beweis daf\u00fcr erforderlich, da\u00df die Phosphatide nicht alle so unver\u00e4nderliche Atomkomplexe sind, wie Thudichum annimmt, und es ist nach diesen Erfahrungen verst\u00e4ndlich, warum es von gr\u00f6\u00dfter Bedeutung ist, da\u00df w\u00e4hrend der Darstellung vermieden wird, das Pr\u00e4parat einer Oxydation und langdauernden Aufbewahrung in \u00e4therischer L\u00f6sung auszusetzen.\nDas Cuorin ist, wie erw\u00e4hnt, ebenso wie andere Phosphatide imstande, Verbindungen mit Platinchlorid und Chi or cadmium einzugehen. Es geht aus sp\u00e4teren Untersuchungen hervor, da\u00df Verbindungen dieser Art, mit leichter zug\u00e4nglichen Phosphatiden, bisher so wenig studiert und die Verh\u00e4ltnisse so unklar sind, da\u00df momentan keine Veranlassung vorliegt, eine eingehende Untersuchung der Metalldoppelsalze des Cuorins anzustellen.\nIch habe aber einen Versuch zur Darstellung der Platinchloridverbindung des Cuorins gemacht.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums nsw. 103\n\u25a0 \u2022\nIch l\u00f6ste 3,5 g Cuorin in ca. 30 ccm reinem \u00c4ther. Zu dieser L\u00f6sung setzte ich 12 ccm einer 10\u00b0/oigen alkoholischen Platinchloridl\u00f6sung. Hierdurch entstand ein bla\u00dfgelber Niederschlag. Die F\u00e4llung wird durch Zusatz von Alkohol beschleunigt.\nDer Niederschlag wurde abfiltriert und mit absolutem Alkohol\n# \u2022\ngewaschen. Beim Abdampfen des \u00c4thers entstand ein weiterer Niederschlag, welcher bei der Analyse aber nicht mitgenommen wurde. Das Filtrat des Platinchloridniederschlages enthielt Platinchlorid. Der sekund\u00e4re Niederschlag war jedoch allzu unbedeutend zur Erkl\u00e4rung des Umstandes, da\u00df das Hauptprodukt nur ca. 1,25 g wog. Man steht hier einem Verh\u00e4ltnis gegen\u00fcber, welches an den Verlust bei Chlorcadmiumf\u00e4llung anderer Phosphatide erinnert (siehe sp\u00e4ter) und der diesen Produkten einen verd\u00e4chtigen Charakter verleiht.\nDer Niederschlag bildet nach dem Trocknen dunkelbraune, harzige, krystallinische Massen, welche sich leicht in \u00c4ther l\u00f6sen und aus diesem wieder mit Alkohol im \u00dcberschu\u00df gef\u00e4llt werden. Das Material reichte nur zu folgenden Bestimmungen :\nPlatinbestimmung:\t0,3836 g gaben 0,0693 g Pt = 18,06\u00b0/o Pt.\nPhosphorbestimmung: 0,4113 g verbrauchten 19,22 ccm n/2-Natron\n= 2,59 \u00b0/o P.\nK j e 1 d a h 1 bestimmung : 0,4632 g verbrauchten 2,10 ccm n/l0-H,SO4\n= 0,64 \u00b0/o N.\nDas Verh\u00e4ltnis N : P : Pt = 1 : 1,84 : 2,04.\nEs ist leider nicht m\u00f6glich gewesen, diese Bestimmungen durch andere Analysen zu korrigieren und zu erg\u00e4nzen, und eine einzelne N-Bestimmung mit so geringer Menge einer so stickstofiarmen Substanz ergibt nat\u00fcrlich nur ein unzuverl\u00e4ssiges Resultat. Es l\u00e4\u00dft sich deshalb nur schlie\u00dfen, da\u00df das Verh\u00e4ltnis N : P = 1 : 2 wahrscheinlich bewahrt ist, und da\u00df die Verbindung wahrscheinlich 2PtCl4-Gruppen enth\u00e4lt.\nAufkl\u00e4rungen \u00fcber die Konstitution des Cuorins lassen sieh durch das Studium der Abbauprodukte desselben gewinnen. Mittels Verseifung und Titrieren der freigemachten Fetts\u00e4uren ist auf leichte Weise die Anzahl der Fetts\u00e4ureradikale im Cuorin zu bestimmen. Verseift man p Gramm Cuorin (Molek\u00fclge-","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nA. Erlandsen,\nwicht M), so erh\u00e4lt man, wenn jedes Molek\u00fcl x Fetts\u00e4uregruppen enth\u00e4lt, x \u2022 Fetts\u00e4uremole. Verbraucht man nun zum Titrieren derselben n Kubikzentimeter normaler Alkalil\u00f6sum?, so\nO /\nerhalten wir x \u2022\t= \u2014j1-., demnach\n n \u2022 M\nX ~\t1000 p.\nIst daher das Molek\u00fclgewicht des Cuorins bekannt und l\u00e4\u00dft sich die Verseifung vollst\u00e4ndig durchf\u00fchren, so ist die Berechnung leicht. Die Prozeduren werden, soweit m\u00f6glich, in einer Kohlens\u00e4ureatmosph\u00e4re ausgef\u00fchrt, um eine Oxydation der Fetts\u00e4uren zu vermeiden.\nMan verf\u00e4hrt folgenderma\u00dfen:\nDie abgewogene Substanz wird in einen kleinen Rundkolben gebracht und 4 Stunden mit alkoholischer Kalilauge gekocht. Allm\u00e4hlich mit dem Abdestillieren des Alkohols (trotz der Anwendung eines R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchlers) wird w\u00e4sserige Kalilauge zugesetzt. Schlie\u00dflich wird der Alkohol unter Zusatz von Wasser weggekocht, wonach noch M2 Stunde gekocht wird. Nach Abschlu\u00df des Kochens ist die Fl\u00fcssigkeit vollst\u00e4ndig klar, von hellgelber Farbe. Nach dem Abk\u00fchlen wird mit HCl \u00fcbers\u00e4ttigt, wodurch die Seifen zerlegt werden. Die Fetts\u00e4uren werden mit \u00c4ther in Scheidetrichter unter Kohlens\u00e4ure ausgesch\u00fcttelt. Die w\u00e4sserige, fast ungef\u00e4rbte, salzsaure L\u00f6sung wird abgezapft, w\u00e4hrend die \u00e4therische Fetts\u00e4urel\u00f6sung so lange mit\nWasser gewaschen wird, bis das Waschwasser neutral reagiert.\n\u2022 \u2022\nDie Fetts\u00e4urel\u00f6sung wird unter C02 filtriert, der \u00c4ther abdestilliert, wonach die S\u00e4uren im Vakuumtrockenschrank bei 60\u201470\u00b0 C. unter C02-Durchleitung bei niedrigem Druck getrocknet werden, bis das Gewicht konstant wird. Vor dem\n\u2022\u2022\nTitrieren werden die abgewogenen S\u00e4uren in Atheralkohol gel\u00f6st, die L\u00f6sung durch Kochen von C02 befreit und mit Wasser und reinem neutralem Alkohol verd\u00fcnnt. Das Titrieren wrird mit n/10-Natron mit Phenolphtalein als Indikator vorgenommen.\n3 Analysen gaben folgende Resultate (die Bezeichnungen wie bei obenangef\u00fchrter Formel).","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Ober die lecithinartigen Substanzen des Myoeardiums usw. 105\n\tp\tFetts\u00e4uren\tn\tM\tX\nPr\u00e4parat II\t1,770 g\t1,140 g = 64,40%\t3,80 ccm ')\t1389,7\t2,98\n\u2014\t1,181 \u00bb\t0,751 \u00bb = 63,62%\t2,439\t\u00bb 2)\t\u2014\t2,87\nPr\u00e4parat III !\t1,512 >\t0,963 \u00bb = 63,74%\t3,145\t\u00bb s)\t1\t2,89 i\nHiernach mu\u00df das Cuorinmolek\u00fcl 3 Fetts\u00e4uregruppen enthalten.\nDie Fetts\u00e4uren erwiesen sich phosphorfrei und gaben keine N-Reaktion (Lassaignes Probe), weshalb das Vorhandensein unverseiften Phosphatids ausgeschlossen ist. Die gewonnenen S\u00e4uremengen (s. o.) repr\u00e4sentieren durchschnittlich 63,92 \u00b0/o der verseiften Cuorinmenge.\nDie Elementar analyse der Fetts\u00e4uren (die Verbrennung wird in Porzellanschiffen vorgenommen) ergab bei 2 verschiedenen Darstellungen folgende Resultate:\n0,2280 g gaben 0,2336 g H20 = 11,41 % H und 0,6494 g C02 = 77,69% G 0,1661 \u00bb \u00bb 0,1733 \u00bb \u00bb = 11,61% \u00bb \u00bb 0,4717 \u00bb \u00bb = 77,47% \u00bb\nAus dem durch die Spaltung einer gewissen Cuorinmenge gefundenen Gewicht der S\u00e4urenmenge l\u00e4\u00dft sich deren Durchschnittsmolek\u00fclgewicht berechnen, da das Molek\u00fclgewicht des Cuorins nach obenstehenden Analysen bekannt ist (1390). Wird diese Zahl der Rerechnung der obenangef\u00fchrten Analyse der Fetts\u00e4uren zugrunde gelegt, so bekommen wir, indem wir uns erinnern, da\u00df es 3 S\u00e4uremolek\u00fcle gibt, die empirische Formel: Ci9H34Q2. Diese ist ein Ausdruck f\u00fcr die Durchschnittszusammensetzung der 3 Fetts\u00e4uren.\nDie Jodzahlbestimmung f\u00fcr die Fetts\u00e4uren ergab : 130,1 (nach v. H\u00fc bl).\nDie Schmelzpunktbestimmung (Schmelzen in Kapillarrohren) ergab f\u00fcr die Fetts\u00e4uren einen Schmelzpunkt bei 47\u201448\u00b0 C.\nAus diesen Untersuchungen geht hervor, da\u00df das Cuorin 3 Fetts\u00e4ureradikale enth\u00e4lt. Diese Fetts\u00e4uren\nh 0,720\n2)\t0,2019\n3)\t0,7457\ng verbrauchten 24,0 \u00bb\t\u00bb\t6,56\n24,36\nccm n/io-Natron. \u00bb \u00bb\n\u00bb\n\u00bb\n>","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nA. Erlandsen,\nhaben einen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niedrigen Schmelzpunkt. Ihr niedriger Wasserstoffgehalt und ihre hohe Jodzahl (die angef\u00fchrte Bestimmung ist ja eher zu niedrig) deuten darauf, da\u00df die S\u00e4uren entweder ganz oder teilweise der Linols\u00e4urereihe angeh\u00f6ren (CJLn-iO\u00e4) oder sogar teilweise der Linolens\u00e4urereihe (GnHgh-eOa). Es ist\nganz gewi\u00df m\u00f6glich, da\u00df auch \u00d6ls\u00e4ure in der Mischung sich findet ; jedoch w\u00fcrde diese allein nicht die Jodzahl so hoch bringen k\u00f6nnen. Das eingehendere Studium der Fetts\u00e4uren weist besondere Schwierigkeiten auf. Nachdem sich Varrentrapps Methode1)\nzur Trennung der Bleisalze der Fetts\u00e4uren als ganz unzuverl\u00e4ssig\n\u2022 \u2022\nerwiesen hat,2) wenn es sich allein um Ols\u00e4ure, Stearins\u00e4ure und Palmitins\u00e4ure handelt, und sie noch nicht von durchgepr\u00fcften Methoden ersetzt ist, hat es keinen Zweck, S\u00e4uren in einem so sparsam zur Verf\u00fcgung stehenden Material isolieren zu versuchen.\nGegen\u00fcber Thudichums Angabe, da\u00df es Phosphatide gibt, welche nicht Phosphors\u00e4ure als Glycerinphosphors\u00e4ure enthalten, ist die Aufkl\u00e4rung von Interesse, inwiefern sich unter den Spaltungsprodukten des Cuorins Glycerinphosphors\u00e4ure nachweisen l\u00e4\u00dft. Dies scheint durch folgenden Versuch gelungen zu sein.\nDas Cuorin wird mit alkoholischer KOH verseift, und die Fetts\u00e4uren auf oben angef\u00fchrte Weise nach \u00dcbers\u00e4ttigung mit\nHCl und Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther entfernt. Die salzsaure, w\u00e4sserige L\u00f6sung wird neutralisiert, auf dem Wasserbad abgedampft und in Wasser gel\u00f6st. Eine geringe Menge gelatin\u00f6sen Niederschlags wird abfiltriert. Das klare, gelbliche und etwas z\u00e4hfl\u00fcssige Filtrat ist leicht sauer. Es wird mit Barytwasser neu-\n\u2022 \u2022\ntralisiert, worauf Chlorbaryum im Uberschu\u00df zugesetzt wird. Hierdurch entsteht ein wei\u00dfer Niederschlag, der wesentlich aus phosphorsaurem Baryt besteht.3) Nach Abfiltrieren des Baryt-\n\u2022 \u00ab\t*\n*) Trennung auf Basis der Atherl\u00f6slichkeit des Blexoleats.\n2)\tHerman Jaeckle, \u00dcber die Zusammensetzung des menschlichen Fettes, Diese Zeitschrift, Bd. XXXVI, S. 53.\n3)\tDen Umstand, da\u00df sich nach energischer Verseifung, au\u00dfer den glycerinphosphorsauren, phosphorsaure Alkalien vorfinden, kennt man auch betreffs des Lecithins und braucht daher nicht als Beweis f\u00fcr eine direkte Apposition der Phosphors\u00e4ure im Cuorinmolek\u00fcl aufgefa\u00dft zu werden.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. ~ 107\nniederschlags wird das Filtrat mit Essigs\u00e4ure neutralisiert, worauf bis auf 60\u00b0 \u0152 erw\u00e4rmt und Bleiacetatl\u00f6sung zugesetzt wird. Der entstandene Niederschlag wird abfiltriert, w\u00e4hrend die Fl\u00fcssigkeit noch hei\u00df ist. Der Niederschlag wird mit hei\u00dfem Wasser auf demFilter gewaschen, solange das Waschwasser Chlorreaktion gibt (Chlorblei). Der restierende wei\u00dfe Niederschlag wird getrocknet. Er gibt beim Schmelzen mit saurem schwefelsauren Kali charakteristischen Aeroleingerueh und die D\u00e4mpfe schw\u00e4rzen mit ammoniakalischem Silbernitrat benetztes Papier. Nach der S\u00e4ureveraschung erh\u00e4lt man starke Phosphors\u00e4urereaktion. Die Verbindung ist in hei\u00dfem Wasser nicht ganz unl\u00f6slich. (Das Waschwasser gibt nach der S\u00e4ureveraschung P205-Reaktion.)\nEs scheint zweifellos, da\u00df diese, in hei\u00dfem Wasser schwerl\u00f6sliche, chlorfreie Blei Verbindung, welche Glycerin und Phosphors\u00e4ure enth\u00e4lt, nachdem freies Glycerin und freie Phosphors\u00e4ure vollst\u00e4ndig entfernt sind, glycerinphosphorsaures Blei sein mu\u00df.\nMit R\u00fccksicht auf den zweifelsohne vorhandenen basischen Bestandteil des Cuorins ist wegen der zu diesen Untersuchungen erforderlichen gro\u00dfen Substanzmengen nur eine einzelne Untersuchung gemacht.\nDas Cuorin wird durch mehrst\u00fcndiges Kochen mit Barytwasser auf dem Wasserbad verseift. Die Barytseifen werden abfiltriert. Das Filtrat wird mit Wasser verd\u00fcnnt und der Baryt\u00fcberschu\u00df mit C02 gef\u00e4llt. Das Baryumcarbonat wird abfiltriert, worauf das Filtrat auf dem Wasserbad zur Trockne eingedampft wird. Der Eindampfungsr\u00fcckstand wird mit absolutem Alkohol extrahiert, wobei die Hauptmenge (glycerinphosphorsaures Baryt) ungel\u00f6st verbleibt, w\u00e4hrend der Alkohol die Base aufl\u00f6st. Dem gelbgef\u00e4rbten, alkoholischen Filtrat wird alkoholische Platinchloridl\u00f6sung zugesetzt, solange noch ein Niederschlag hervorgerufen wird. Der gelbliche Niederschlag wird abfiltriert und mit absolutem Alkohol gewaschen; darauf wird er in Wasser gel\u00f6st. Bei langsamem Abdampfen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung im Exsikkator krystallisiert das Platindoppelsalz aus als regelm\u00e4\u00dfige, orangegelbe Krystalle, fast ausschlie\u00dflich Oktaeder. Sie sind schwerer l\u00f6slich als das Cholinplatinchlorid, neigen nicht wie dessen Krystalle zum Zusammenfl\u00fc\u00dfen zu gro\u00dfen Konglomeraten,","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nA. Erlandsen,\nund namentlich sieht man keine Andeutungen hexagonaler Tafeln. Der Ertrag aus 2 V2 g Guorin war nur ca. 11 cg. Beim Gl\u00fchen entwickelt sich deutlich Trimethylamingeruch. Nach Auslaugen des Gl\u00fchr\u00fcckstandes mit verd\u00fcnnter HCl und warmem Wasser und Gl\u00fchen zu konstantem Gewicht findet man einen Platingehalt von 37,26 \u00b0/o Pt.\nSelbst wenn dieser einen Bestimmung kein gro\u00dfes Gewicht beizumessen ist, so ist die Platinmenge doch so bedeutend h\u00f6her als die des salzsauren Cholinplatinchlorids (31,64\u00b0/o Pt), da\u00df es in Verbindung mit dem abweichenden Charakter und L\u00f6slichkeit der Krystalle daf\u00fcr spricht, da\u00df die Base des Cuorins nicht mit dem Cholin identisch ist.\nDie Darstellung ist wie angedeutet mit Verlust verbunden, ein Verh\u00e4ltnis, das von der Cholindarstellung des Lecithins bekannt ist. Da es sich nicht um das Verschwinden fl\u00fcchtiger Basen handelt (wor\u00fcber ich mich durch einen Versuch \u00fcberzeugt habe), mu\u00df angenommen werden, da\u00df eine teilweise Zersetzung stattfindet, oder da\u00df die Base zum Teil mit den Barytseifen niedergerissen wird.\nDas Cuorin ist nach dem Angef\u00fchrten als ein Phosphatid aufzufassen, dessen Konstitution wesentlich von der des Lecithins und von den von Thudichum isolierten Phosphatiden abweicht, und dessen Zusammensetzung der Formel C71H125NP2021 entspricht.\nEs mu\u00df also als ein Monoamidodiphosphatid aufgefa\u00dft werden, das 3 Fetts\u00e4ureradikale (gegen 2 im Lecithin), Glycerinphosphors\u00e4ure, sowie eine alkaloidartige Base enth\u00e4lt. Die Fetts\u00e4uren des Cuorins sind jedenfalls vorwiegend unges\u00e4ttigt. Es ist denkbar, da\u00df die ausgepr\u00e4gte Autoxydabilit\u00e4t, welche eine Ver\u00e4nderung der physikalischen Eigenschaften des Cuorins hervorruft, im Zusammenhang mit dessen biologischen Funktionen steht.\nLecithin (c).\n\u2022 \u2022\nDie zweite Hauptgruppe der Phosphatide im Atherextrakt wird von der in der \u00dcbersicht genannten Fraktion c repr\u00e4sen-","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 109\ntiert. Diese geh\u00f6rt nach ihrer Zusammensetzung zu den Mono-phosphatiden mit 1 Atom N : zur Lecithingruppe. Benutze ich in nachfolgendem bez\u00fcglich dieses Edukts die Bezeichnung \u00abLecithin\u00bb, so geschieht es mehr aus praktischen R\u00fccksichten, und nicht um es mit den Pr\u00e4paraten zu identifizieren, welche insgemein fr\u00fcher unter diesen Namen gegangen sind, und welchen auf Basis ihres vermuteten Gehalts ges\u00e4ttigter Fetts\u00e4uren eine etwas andere Zusammensetzung beigemessen wurde. Da neuere Untersuchungen der Fetts\u00e4uren des sogenannten Lecithins indessen ergeben haben,1) da\u00df diese durchaus nicht nur aus ges\u00e4ttigten Fetts\u00e4uren bestehen, so erachte ich mich doch berechtigt zur Benutzung der Bezeichnung Lecithin bez\u00fcglich dieses Stoffes,2) der wasserstoffarme S\u00e4uren enth\u00e4lt, was auch in seiner Formel Ausdruck findet, der aber \u00fcbrigens die dem Lecithin insgemein als charakteristisch beigemessenen Eigenschaften besitzt.\nDas Lecithin bildet orangegelbe Massen halbspr\u00f6der Konsistenz, die sich jedoch einigerma\u00dfen zerteilen lassen. In trockenem Zustande f\u00fchlt es sich etwas klebrig an. Beim Stehen an der Luft nimmt es mit Begierde Wasser auf, bis es vollst\u00e4ndig dickfl\u00fcssig wird. Das frische Pr\u00e4parat hat einen schwachen, eigent\u00fcmlichen (nicht ranzigen) Geruch.\n\u2022 \u2022\nEs ist in kaltem, absolutem Alkohol, in \u00c4ther, Chloroform, Essigester und Petroleum\u00e4ther vollst\u00e4ndig und klar l\u00f6slich, w\u00e4hrend es in Aceton bei gew\u00f6hnlicher Temperatur unl\u00f6slich oder sehr schwer l\u00f6slich ist. Gegen\u00fcber Wasser verh\u00e4lt es sich auf gleiche Weise, wie es gew\u00f6hnlich betreffs des Lecithins beschrieben wird. Es l\u00f6st sich langsam zu einer tr\u00fcben, emulsionsartigen Fl\u00fcssigkeit schleimiger Konsistenz auf. Es gibt mit konzentrierter H2S04 und Zuckersirup Pettenkofers Reaktion. Der Schmelzpunkt l\u00e4\u00dft sich nicht genau bestimmen, scheint jedoch um 60\u00b0 C. zu liegen. Erst bei Erw\u00e4rmung auf ca. 110\u00b0 C. f\u00e4ngt die Substanz an braun zu werden und sich zu zersetzen.\n*) Henriques und Hansen, Cousin, 1. c.\n2) Der Umstand, da\u00df dessen L\u00f6sung teilweise mit einer alkoholischen, ammoniakalischen Bleizuckerl\u00f6sung gef\u00e4llt wird, k\u00f6nnte aber daf\u00fcr sprechen, da\u00df es sich hier um eine Mischung einander nahestehender Stoffe der Gruppe der Monoamidomonophosphatide handelt (vergl. Thudichums Myelin).","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nA. Erlandsen,\nDie alkoholische L\u00f6sung gibt mit alkoholischer Chlorcad-miuml\u00f6sung einen volumin\u00f6sen, wei\u00dflichen Niederschlag, der nach dem Auswaschen mit Alkohol in kaltem Benzol l\u00f6slich ist. Aus der Benzoll\u00f6sung wird die Verbindung von neuem mit Alkohol gef\u00e4llt. Die frisch gef\u00e4llte Chlorcadmiumverbindung ist auch bei gew\u00f6hnlicher Temperatur in \u00c4ther l\u00f6slich. Nach,dem Trocknen scheint sie in kochendem \u00c4ther selbst unl\u00f6slich zu werden, w\u00e4hrend die vollst\u00e4ndige L\u00f6slichkeit in Benzol bewahrt ist, wenn sie einer kurzdauernden Erw\u00e4rmung mit Benzol unterworfen wird. In dieser Beziehung scheinen die Verh\u00e4ltnisse mit denen identisch zu sein, welche Thudichum1) f\u00fcr sein Lecithinchlorcadmium angibt, das sich in Benzol erst nach vorhergehender Erw\u00e4rmung l\u00f6st.\nDie alkoholische L\u00f6sung wird auch von alkoholischem Platinchlorid gef\u00e4llt. Dieser Niederschlag ist jedoch nicht eingehender untersucht.\nDa das Lecithin, ebenso wie das Cuorin zu den autoxv-dablen Substanzen geh\u00f6rt, obwohl die Oxydation hier langsamer vor sich zu gehen und weniger bedeutend zu sein scheint, m\u00fcssen die Analysen an frischen, schnell hergestellten Pr\u00e4paraten vorgenommen werden, welche in evakuiertem Exsikkator an einem dunklen Ort aufzubewrahren sind.\nUnter derartigen Vorsichtsma\u00dfregeln ergaben die Analysen folgende Resultate:\nDie Analysen des Lecithins.\n\tPr\u00e4parat I \u00b0/o\tPr\u00e4ps \u00b0/o\ttrat II \u00b0/o\tPr\u00e4pa \u00b0/o\trat III \u00b0/o\tDurch- schnitt \u00b0/o\tAtome (p=d\tBerechnet f\u00fcr c4Sh80npo9 >\nc\t-\t\t66,19\t66,38\t66,42\t66,17\t66,29\t43,36\t65,70\nH\t\u2014\t10,23 J\t10,24\t10,08\t10,15\t10,17\t79.64 \u2713\t10.21 /\nN\t1,87\t1,84\t1,87\t1,88\t1,90\t1.87 J\t1,05\t1,79\nP\t3,87\t3,98\t4,03\t3,94\t3,93\t3,95\t1\t3,95\n[0]\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t17,71\t8.69 j\t18,33\n*) 1. c. S. 117\u2014119.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 111\nAnalytische Beilage.\nI.\tKjeldahlbestimmung:\n0.5308 g verbrauchten 7,07 ccm n/io-H2S04 = 1,87\u00b0/o N.\nPhosphorbestimmung :\n0,3239 g verbrauchten 22,65 ccm n/2-Natron = 3,87 \u00b0/o P.\nII.\tPhosphorbestimmung :\n0,3468 g\tverbrauchten\t24,95\tccm\tn/2-Natron\t=\t3,98\u00b0/o\tP\n0,3498 \u00bb\t\u00bb\t25,45\t\u00bb\t\u00bb\t=\t4,03 \u00b0/o\t\u00bb\nKjeldahlbestimmung :\n0,6106 g\tverbrauchten\t8,00\tccm\tn/io-H2S04\t=\t1,84\u00b0/o\tN\n0,7986 \u00bb\t\u00bb\t10,70\t\u00bb\t\u00bb\t=\t1,88 \u00b0/o\t\u00bb\nElementaranalyse :\n0,1887 g\tgaben\t0,1734 g\tH20 = 10,23 > H\tund\t0,4579\tg\tC02 =\t66,19\u00b0/o\tC\n0,1776 \u00bb\t\u00bb\t0,1633 \u00bb\t\u00bb == 10,24 \u00b0/o \u00bb\t\u00bb\t0,4322\t>\t> =\t66,38 \u00b0/o\t\u00bb\nIII.\tPhosphorbestimmung :\n0,3675\tg\tverbrauchten\t26,15\tccm\tn/2-Natron\t=\t3,94\u00b0/o\tP\n0,3727\t\u00bb\t\u00bb\t26,46\t\u00bb\t\u00bb\t=\t3,93 \u00b0/o\t\u00bb\nKj eldahlbestimmung :\n\u2022 0,7944\tg\tverbrauchten\t10,66\tccm\tn/io-H2S04\t=\t1,88 \u00b0/o\tN\n0,7301\t\u00bb\t\u00bb\t9,90\t\u00bb\t\u00bb\t=\t1,90 \u00b0/o\t\u00bb\nElementaranalyse :\n0,4100 g\tgaben\t0,3709 g\tH20 = 10,08 \u00b0/o H\tund\t0,9985\tg\tC02 =\t66,42 \u00b0/o\tG\n0,3807 \u00bb\t\u00bb\t0,3467 >\t\u00bb = 10,15 % \u00bb\t\u00bb\t0,9235\t\u00bb\t\u00bb =\t66,17 \u00b0/o\t\u00bb\nDie empirische Formel des Lecithins wurde hiernach C43H80NPO9. Bei einem Pr\u00e4parat, welches einige Monate in nichtevakuiertem Exsikkator aufbewahrt war, ergaben die analytischen Resultate die Formel C43H79NPOn. Die Ver\u00e4nderung, welche dieses Pr\u00e4parat durchgemacht hat, ist daher als\neine Oxydation aufzufassen.\n\u00ab/\nBei der Untersuchung der Jodzahl f\u00fcr frische und oxydierte Pr\u00e4parate fand ich folgende Zahlen (nach v. H\u00fcbl):\nC43H80NP09 f 0,2763 g banden 0,2776 g J : 100,46\n(Pr\u00e4parat II) \\ 0,2579 \u00bb\t\u00bb\nc43h79npo\n11\nI 0,S\nl 0,;\n2570 \u00bb 3504 \u00bb\n\u00bb\n\u00bb\n0,2588 \u00bb \u00bb\n0,0752 \u00bb \u00bb\n0,1012 \u00bb \u00bb\n100.34\n29,26\n28,88\nDies ergibt demnach eine bedeutende Verringerung der jodabsorbierenden F\u00e4higkeit des oxydierten Pr\u00e4parates. F\u00fcr das","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nA. Erlandsen,\nfrisch hergestellte Pr\u00e4parat war die Jodzahl also wesentlich gr\u00f6\u00dfer als die von Henriques und Hansen1) f\u00fcr das Eilecithin gefundene (71,4); aber ein Vergleich ist doch nicht m\u00f6glich, da das von diesen Untersuchern untersuchte \u00abLecithin\u00bb eine Mischung verschiedener Phosphatide sein mu\u00df, und dessen Zusammensetzung nicht durch Analysen bestimmt ist.\nDie Verseifung des Lecithins ergab nicht so befriedigende Resultate, wie es f\u00fcr das Cuorin der Fall war. Obwohl die Verseifung und die Zerlegung der Seifen auf ganz dieselbe Weise ausgef\u00fchrt wurde, wiesen die Fetts\u00e4uren einen geringen Phosphorgehalt auf, welcher von einer unvollst\u00e4ndigen Verseifung herr\u00fchren mu\u00df. \u00dcbereinstimmend hiermit wird die \u00c4quivalentberechnung nicht ganz befriedigend, spricht aber doch bestimmt daf\u00fcr, da\u00df das untersuchte Lecithin, in \u00dcbereinstimmung mit der allgemeinen Annahme, 2 Fetts\u00e4ureradikale enth\u00e4lt.2)\n\tP\tFetts\u00e4uren\tn\tM\tX\nC43H79NPOu\t3,025 g\t1,971 g = 65,15 \u00b0/o\t7,13 ccm3 4)\t816.4 /\t1,92\nPr\u00e4parat III\t2,00 \u00bb\t1,41 \u00bb = 70,50\u00b0/\u00ab\t00\t785,4\t1,76\nDie S\u00e4uren ergaben bei einer einzelnen, mit dem nicht ganz phosphorfreien Pr\u00e4parat angestellten Probe (2. Versuch), eine Jodzahl von 110 (v. Hiibl), welche demnach als ein Minimalwert zu deuten ist.\nDie Jodzahl f\u00fcr die Fetts\u00e4uren des hier untersuchten Lecithins ist mithin h\u00f6her als die der von Henriques und Hansen untersuchten Lecithinpr\u00e4parate. Diese fanden n\u00e4mlich Jodzahlen von 95,7\u2014101,6 f\u00fcr s\u00e4mtliche Fetts\u00e4uren (w\u00e4hrend die fl\u00fcchtigen Fetts\u00e4uren eine Jodzahl von 153,9 hatten).\nDa\u00df es sich \u2014 wie im Cuorin \u2014 auch hier um \u00fcberwiegend wasserstoffarme Fetts\u00e4uren handelt, daf\u00fcr spricht au\u00dfer\n0 1. c. S. 396.\n2)\tDie angewendeten Bezeichnungen sind dieselben wie die bei der\n\u2022 #\nAquivalentberechnung f\u00fcr das Cuorin.\n3)\t0,5393 g verbrauchten 19,51 ccm n/io-Natron\n4)\t0,5149 \u00bb\t\u00bb\t16,31 \u00bb\t\u00bb","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 113\nder Jodzahl folgende Elementaranalyse, welche an einem etwas phosphorhaltigen Pr\u00e4parat angestellt wurde (III).\n0,1341 g gaben 0,1397 g H20 = 11,60\u00b0/o H und 0,3772 g C08 = 76,74\u00b0/o C.\nDie hieraus berechnete Durchschnittszusammensetzung der Fetts\u00e4uren wird C18H3202 (Atome G : 17,59, H: 31,82, 0:2,05).\nBei der Schmelzpunktbestimmung wurde der Schmelzpunkt der S\u00e4uren (Pr\u00e4p. III) bei 44\u201445\u00b0 C. gefunden.\nDurch Verseifung mit Barytwasser gelang es, Cholin und Glycerinphosphors\u00e4ure auf folgende \u2014 von Strecker angegebene \u2014 Methode nachzuweisen. Nach der Verseifung werden die Baryumseifen abfiltriert, worauf das Filtrat mit Kohlens\u00e4ure \u00fcbers\u00e4ttigt wird, um restierendes Baryum zu entfernen.\nNach dem Abfiltrieren des Baryumcarbonats wird auf dem Wasserbad eingedampft. Der Eindampfungsr\u00fcckstand wird mit absolutem Alkohol extrahiert.\n1. Die alkoholische L\u00f6sung wird mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung gef\u00e4llt. Der hellgelbe Niederschlag wird sorgf\u00e4ltig mit absolutem Alkohol gewaschen, in Wasser gel\u00f6st und in den Exsikkator \u00fcber H2S04 zur Krystallisation gestellt. Hierdurch entstehen orangefarbige, bis zu 1\u20142 cm gro\u00dfe Krystall-konglomerate, welche sich makroskopisch als ziegelf\u00f6rmige, polygonische Tafeln zeigen. Mikroskopisch erkennt man die kleineren Krystalle haupts\u00e4chlich als sechsseitige Tafeln. Eine Platinbestimmung ergab 31,81\u00b0/o Platin, w\u00e4hrend Cholinplatinchlorid 31,64\u00b0/o Platin erfordert. Es kann dar\u00fcber kein Zweifel herrschen, da\u00df es sich hier um Cholinplatin Chlorid handelt, da alle Eigenschaften mit denen des Cholinplatinchlorids1) \u00fcbereinstimmen. Durch diese Versuche lie\u00dfen sich Heffters2) Angaben \u00fcber die gro\u00dfen Verluste bei der Cholindarstellung best\u00e4tigen. W\u00e4hrend es aber Heffter nur gelang, 25\u00b0/o der berechneten Platindoppelsalzmenge zu gewinnen, erzielte ich in einem zu diesem Zweck angestellt en Versuch einen Ertrag von ca. 42\u00b0/o.\n*) Vergl. Gulewitsch, \u00ab\u00dcber Cholin und einige Verbindungen desselben\u00bb, Diese Zeitschrift, Bd. XXIV, S. 513, Bd. XXVI, S. 175.\n2) 1. c.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\n8","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nA. Erlandsen,\nHeffter gibt an, schon bei der Verseifung Trimethylamingeruch versp\u00fcren zu k\u00f6nnen, und er vermochte sowohl bei Verseifung mit KOH, wie mit Barytwasser Entwicklung alkalischer (ammoniakalischer) D\u00e4mpfe zu konstatieren, welche deutlich auf Lackmuspapier reagierten.\nInwiefern der bedeutende Verlust allein .darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, da\u00df das Cholin w\u00e4hrend der Verseifung teilweise gespalten wird und als fl\u00fcchtige Verbindungen verloren geht, ist unsicher, erscheint mir jedoch aus verschiedenen Gr\u00fcnden1) unwahrscheinlich. Wenn Gulewitsch2) behauptet, Cholinl\u00f6sungen k\u00f6nnen l\u00e4ngere Zeit mit Barytwasser gekocht werden, ohne da\u00df die als Platindoppelsalz gewonnene Cholinmenge verringert wird, so gilt dies nicht, falls das Cholin vor der Verseifung als Lecithinbestandteil vorhanden ist. Hier machen sich Verh\u00e4ltnisse geltend, welche eine quantitative Gewinnung des Cholins hindern, so da\u00df man mit Heffter den Versuch aufgeben mu\u00df, auf diesem Wege eine quantitative Lecithinbestimmung zu erzielen.\n2. Der alkoholunl\u00f6sliche Teil des Eindampfungsr\u00fcckstandes wird in Wasser gel\u00f6st, filtriert und zur Abdampfung in den Exsikkator gestellt. Der R\u00fcckstand bildet braungelbe, gl\u00e4nzende Krystallsehuppen. Sie geben starke Acroleinreaktion, enthalten bedeutende Mengen Phosphors\u00e4ure und Baryum. Diese wasserl\u00f6sliche, phosphorhaltige Baryumverbindung mu\u00df wesentlich aus glycerinphosphorsaurem Baryum bestehen. W\u00fcnscht man durch quantitative Analyse das Vorhandensein von Glycerinphosphors\u00e4ure zu kontrollieren, so stelle man die Bleiverbindung oder Calciumverbindung der Glycerinphosphors\u00e4ure her, deren Zusammensetzung mehr konstant sein soll.3) Auf das oben hergestellte unreine glycerinphosphorsaure Baryum gaben die Analysen sowohl f\u00fcr P wie f\u00fcr Ba wesentlich zu niedrige Zahlen.\n*) Versuche mit Titrieren der w\u00e4hrend der Verseifung wegdestillierten Basen ergab wohl, da\u00df basische Verbindungen \u00fcbergingen, jedoch war die Menge nur gering.\n2)\t1. c.\n3)\tThudichum und Kingzett, Chem. Soc. J. 1876, 2, 20.","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 115\nDieses Spaltungsprodukt l\u00e4\u00dft sich auch nicht quantitativ gewinnen, wovon ich mich durch besondere Versuche \u00fcberzeugt habe. Dies kann, wie schon Strecker1) angedeutet hat, darauf beruhen, da\u00df eine tiefere Spaltung der Glycerinphos-ph\u00f6rs\u00e4ure stattfindet, wobei sich w\u00e4hrend der Verseifung phosphorsaure Alkalien bilden, oder da\u00df ein Teil des glycerinphosphorsauren Baryums mit den Baryumseifen mitgerissen wird. Die abfiltrierten Baryumseifen enthielten konstant Phosphor.\nEs erscheint mithin nicht wahrscheinlich, da\u00df man durch quantitative Bestimmungen der charakteristischen Verseifungsprodukte des Lecithins eine quantitative Lecithinbestimmungsmethode erreichen kann, Verseifung mit Natriumalkoholat bei gew\u00f6hnlicher Temperatur wurde auch versucht, erwies sich aber in dieser Beziehung nicht vorteilhafter.\nAbgesehen von der Wasserstoffarmut der darin enthaltenen Fetts\u00e4uren und deren Ausdruck in der empirischen Molekularformel haben alle Untersuchungen des Lecithins des Herzens (c) dieselben Eigenschaften und dieselben Spaltungsprodukte gegeben, welche gew\u00f6hnlich \u00abdem Lecithin\u00bb beigemessen werden.\nVersucht man die Formel aus den Spaltungsprodukten abzuleiten (nach der von Strecker angegebenen Weise 1 Molek\u00fcl Glycerinphosphors\u00e4ure -j- 2 Molek\u00fcl Fetts\u00e4ure -J- 1 Molek\u00fcl Cholin -f- 3 Molek\u00fcl Wasser) erh\u00e4lt man\nc3h9po6 + c35h64q4 + c5h15no2 4- 3 h2o = c43h82npo9\nwas ann\u00e4hernd mit dem bei den Analysen direkt gefundenen \u00fcbereinstimmt (C43H80NPO9).\nWie oben erw\u00e4hnt, hat die Chlorcadmiumverbindung denselben Charakter wie Thudichums Lecithinchlorcadmium. Das feine bla\u00dfgelbe Pulver l\u00e4\u00dft sich nach Exsikkatortrocknung erst in Benzol nach Erw\u00e4rmung l\u00f6sen, h\u00e4lt sich jedoch sp\u00e4ter in Benzol bei gew\u00f6hnlicher Temperatur gel\u00f6st. Es fiel mir sofort hier, wie \u00fcberall, wo Chlorcadmium als F\u00e4llungsmittel angewendet ist, auf, da\u00df die F\u00e4llung nicht ann\u00e4hernd quantitativ war. Dies wird auff\u00e4lliger, wo das Ausgangsmaterial wie hier ein anscheinend reines Phosphatid ist, und daher\n*) 1. c.\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\t\u00c0. Erlandsen,\nkommt es vielleicht, da\u00df keiner fr\u00fcher auf dieses Verh\u00e4ltnis aufmerksam gemacht hat. Der Verlust war keineswegs gering.\n5 g frisch dargestellten Lecithins (c, Pr\u00e4p. III) ergaben einen Ertrag von ca. 4,65 g der Chlorcadmium Verbindung, was 66,35 \u00b0/o der angewendeten Lecithinmenge entsprechen w\u00fcrde. Hieraus folgt, da\u00df bei der Darstellung ca. 1/s verloren gegangen ist. Dies kann nun darauf beruhen, da\u00df die Verbindung nicht ganz unl\u00f6slich in absolutem Alkohol ist, wmmit sie sorgf\u00e4ltig ausgewaschen wird, oder da\u00df eine Abspaltung einer in der L\u00f6sung verbliebenen organischen Atomgruppe stattgefunden hat. Ich komme sp\u00e4ter auf dieses Verh\u00e4ltnis zur\u00fcck, das von den\nvorgenommenen Analysen beleuchtet wird, deren Resultate aus\n\u2022 \u2022\nuntenstehender \u00dcbersicht hervorgehen.\n\t1 0/0\t. \u2022 \u00b0/o\t2. \u00b0/o\tDurch- schnitt \u00b0/o\tAtome (p=i)\tBerechnet f\u00fcr C37H69NP08 + 1,5 CdCl2 >\nG\t45,65\t46,67\t\u2014\t45,66\t37,00\t46,22\nH\t7,09\t7,05\t\u2014\t7,07\t68.55 \u2713\t7,20\nN\t1,46\t1,46\t\u2014\t1.46 /\t1,01\t1,46\nP\t3,20\t\u2014\t3,18\t3,19\t1\t3,23\nCd\t17,52\t17,53\t17,53\t17,54\t1,52\t17,50\n[CI]\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t11,09\t3,04\t11,07\n[0]\t\u2014\t\t\t13,99\t8,50\t13.32 /\nDieses Resultat war in verschiedenen Beziehungen recht \u00fcberraschend. Anstatt einer Verbindung, in welcher das Verh\u00e4ltnis P : N : CdCl2 =1:1:1 war (so wie Thudichum f\u00fcr Lecithinchlorcadmium gefunden hat), war das Verh\u00e4ltnis P : N : CdCl2 = 1 : 1: 1,5. Aber gleichzeitig war der organische Teil der Verbindung ver\u00e4ndert, indem sich anstatt C43H80NPO9 die Zusammensetzung C37H69NP08 ergab. W\u00e4hrend somit der Charakter eines Monoamidomonophosphatids unver\u00e4ndert geblieben war, enthielt die Chioreadmiumverbindung CdCl2 in einem Verh\u00e4ltnis, welches keine der Monophosphatide Thud i churns auf ge wiesen hat. Sowohl Lecithin, Kephalin und Paramyelin verbinden sich nach Thudichum mit 1 Molek\u00fcl CdCl2, und es geht nicht aus","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 117\nseinen Resultaten hervor, da\u00df dieses Verh\u00e4ltnis schwankend gewesen ist. Dahingegen sind die Resultate anderer Forscher abweichender gewesen. Streckers1) Lecithinpr\u00e4parat enthielt wechselnde Mengen Cd (von 13,07\u00b0/o bis 15,20\u00b0/o schwankend), und Ulpiani2) fand in seinem, nach Streckers Methode hergestellten Pr\u00e4parat einen Cadmiumgehalt von durchschnittlich 13,92\u00b0/o. Ulpianis Pr\u00e4parat (nach seinen Analysen berechnet) wies das Verh\u00e4ltnis N : P : CdCl2 = 1 : 1 : 1,253) auf. Die Schwierigkeit, welche hierdurch mit R\u00fccksicht auf die Berechnung der molekularen Zusammensetzung des Lecithins entsteht, \u00fcberwinden Strecker und Ulpiani, indem sie die Zusammensetzung nach Abzug des CdCl2 berechnen.\nSeien auch Ulpianis Pr\u00e4parate eine Mischung verschiedener Phosphatide, so m\u00fcssen dies jedoch Monophosphatide sein, indem seine Analysen zu der Formel C42H83NP09 f\u00fchren. Thudi-chum ist mithin der einzige Forscher, der das einfache Verh\u00e4ltnis zwischen Lecithin und CdCl2, das seine Formeln angeben, gefunden hat. In meinem Pr\u00e4parat ist das Verh\u00e4ltnis zwischen Phosphatid und CdCl2 also genau 2:3.\nDer Unterschied zwischen Pr\u00e4p. III und dem organischen Teil der daraus hergestellte CdCl2-Verbindung lie\u00dfe sich vielleicht dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df sich 2 Lecithinmolek\u00fcle mit 3 CdCl2-Molek\u00fclen unter Abspaltung einer organischen Atomgruppe verbunden h\u00e4tten. Indessen ist dies momentan nicht zu einer Er\u00f6rterung geeignet. Diesem voraus mu\u00df eine eingehendere Untersuchung der Rolle gehen, welche CdCl2 in ihren Verbindungen mit den Phosphatiden spielt. Diese Frage l\u00e4\u00dft sich aber nicht mit Aussicht auf wirklichen Erfolg aufnehmen, bevor man im Besitze von Methoden ist, welche, ohne Zersetzungen hervorzurufen, die Phosphatide aus ihren CdCl2-Verbindungen wieder freimachen verm\u00f6gen. Ohne dies wird es ja auch nicht m\u00f6glich sein, die im Filtrat des CdCl2-Niederschlages vorkommenden\n9 l. c.\n2)\t1. c.\n3)\tDas Verh\u00e4ltnis war nicht (wie in Chem. Zentralblatt 2, S. 30, 193, und Hammarsten, Lehrbuch d. physiol. Chem., 1904, S. 22, referiert) 3 Mol. Lecithin : 4 Mol. CdCl2.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nA. Erlandsen,\nStoffe zu studieren und sich einen Begriff davon zu machen, inwiefern CdCl2 in Wirklichkeit ein so indifferentes Reinigungsmittel ist, wie Strecker und Thudichum angenommen haben. Unter der Besprechung der Diamidophosphatide (siehe das Alkoholextrakt) werde ich auf die vergeblichen Versuche zur\u00fcckkommen, welche ich mit Hilfe der verschiedenen \u2018Regenerationsmethoden angestellt habe, um die Phosphatide aus ihren CdCl2-Verbindungen zu isolieren. Es wird dann auch von Interesse sein, an die eigent\u00fcmliche Ver\u00e4nderung zu erinnern, welche die CdCl2-F\u00e4liung in der Zusammensetzung des hier beschriebenen Phosphatids hervorrief, und welche Zweifel aufkommen lie\u00df, inwiefern sich dieses ganz mit aus anderen Organen hergestelltem Lecithin identifizieren l\u00e4\u00dft.\nDas Alkoholextrakt.\nErinnert man sich der Prinzipien f\u00fcr die klassischen\nMethoden (Hoppe-Seyler, Diakonow usw.) zur Darstellung\n\u2022 \u2022\ndes Lecithins, bei denen das nach vorausgehender Atherbehand-lung gewonnene Alkoholextrakt die Grundlage f\u00fcr die Darstellung bildete, so wird es verst\u00e4ndlich, da\u00df auch ich beim Beginn dieser Untersuchungen hierauf das Hauptaugenmerk richtete.\nDie Anwendung der anscheinend so gemeing\u00fcltigen Methoden ergab jedoch wenig befriedigende Resultate, indem die durch diese Methode gewonnenen Produkte wesentlich von dem von der Hoppe-Seyler-sehen Schule charakterisierten Lecithin abwichen. Erst durch langwierige, systematische Untersuchungen kam ich zu dem Resultate, da\u00df die Unbrauchbarkeit der alten Methoden die Schuld an den abweichenden Resultaten tr\u00e4gt. Der Sch\u00e4tzung dieser noch vielfach ange wandten Methoden wegen mu\u00df ich kurz die mit diesen angestellten Versuche zur Lecithindarstellung aus dem Alkoholextrakt skizzieren.\nDie Darstellungsschwierigkeiten gehen auf verschiedene Weise auch aus den \u00e4lteren Untersuchungen hervor.\nIch ber\u00fchrte bei der Besprechung derselben, da\u00df die Methoden kaum konstante Resultate g\u00e4ben, und da\u00df sie keineswegs quantitativ seien, indem die Aufmerksamkeit wesentlich","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 119\ndarauf gerichtet w\u00e4re, eine Fraktion zu gewinnen, welche gen\u00fcgend hohen Phosphorgehalt h\u00e4tte, um f\u00fcr Lecithin gerechnet werden zu k\u00f6nnen. Man mu\u00df sich dar\u00fcber wundern, da\u00df es nicht gen\u00fcgend klar aus den die Reindarstellung des Lecithins verfolgenden Untersuchungen herorgeht, welche Schwierigkeiten vorliegen. Und es l\u00e4\u00dft sich nur dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df die Methoden unbestritten bestehen blieben, weil sie selten durch Analysen und namentlich nicht durch N-Bestimmungen kontrolliert wurden.\nJeder, der sich bestimmt die Frage \u00fcber die Allgemein-anwendharkeit der Hoppe-Seylerschen Lecithindarstellungsmethode gestellt h\u00e4tte, m\u00fc\u00dfte zu dem Standpunkt gelangt sein, den Thudichum schon seit langem gegen\u00fcber dieser Methode eingenommen hat. Rubow hat aus dem Myocardium nur Produkte mit niedrigerem Phosphorgehalt und h\u00f6herem N-Gehalt (3,3\u20143,4\u00b0/o P, 2,3\u20142,4\u00b0/oN) als das Lecithin gewonnen. Diese Resultate sind mit Recht als \u00fcbereinstimmend mit Thudichums Angaben gedeutet, indem Rubow meint, da\u00df das analysierte Produkt als eine Mischung von Monophosphatiden mit einem und 2 Atomen Stickstoff zu betrachten ist.\nUnd das Myocardium verh\u00e4lt sich in dieser Beziehung kaum anders als andere Gewebe. Sogar die h\u00e4ufig untersuchten H\u00fchnereidotter werden bei sorgf\u00e4ltiger Untersuchung das Resultat ergeben, da\u00df das Lecithin des Alkoholextraktes nicht dem angegebenen entspricht, sondern mehr Stickstoff enth\u00e4lt. Nach\nAbdampfen des Alkoholextraktes des Herzens, L\u00f6sen des Ab-\n\u2022 \u2022\ndampfungsr\u00fcckstandes in einer geringen Athermenge, Filtrieren\n\u2022 \u2022\nund F\u00e4llung der konzentrierten Atherl\u00f6sung mit kaltem, wasserfreiem Aceton konnte auch ich ein Produkt mit \u00e4hnlichem P- und N-Gehalt wie das von Rubow hergestellte gewinnen. Die Analysen ergaben durchschnittlich 3,40 \u00b0/o P und 2,26 \u00b0/o N.\nL\u00f6sung in Chloroform und F\u00e4llung hieraus mit Aceton ergab ein Produkt von ann\u00e4hernd derselben Zusammensetzung. Es schien demnach, als ob man zur Reinigung des Lecithins andere Wege einschlagen mu\u00dfte, weshalb ich Diakonows Methode (Fraktioniertes Ausfrieren des Alkoholextraktes) versuchte.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nA. Erlandsen,\nDas bei diesen Versuchen angewendete Alkoholextrakt war nach einer ziemlich kurz dauernden prim\u00e4ren \u00c4therextraktion des Muskelpulvers gewonnen, so da\u00df eine geringe Beimischung von direkt \u00e4therl\u00f6slichen Phosphatiden nicht ganz ausgeschlossen war.\nNach dem Filtrieren werden die alkoholischen Extrakte 24 Stunden bei einer Temperatur von -f 2\u00b0 C. hingestellt, wobei ein flockiger wei\u00dfer Niederschlag (A) entsteht. Nach dem Filtrieren bei dieser Temperatur wird das Filtrat bei -p 20 C. in den K\u00fchlschrank gestellt. Der hierdurch nach 24 st\u00e4ndigem Stehen entstandene Niederschlag (B) wird abfiltriert und bei derselben Temperatur mit Alkohol gewaschen. Das Filtrat wird\nVs\u20141 Stunde einer Abk\u00fchlung von -p 15\u00b0-----f-160 C. ausgesetzt.\nDer hierdurch entstandene Niederschlag (C) wird schnell im K\u00fchlschrank abfiltriert, das Filtrat wird nach dem Eindampfen bis zu ungef\u00e4hr 1/b einem neuen Ausfrieren bei ca. \u2014 15\u00b0 C. unterworfen. Der hierbei entstandene Niederschlag wird mit G vereint. Das Filtrat wird unter der Luftpumpe abgedampft, in einer geringen Chloroformmenge gel\u00f6st und aus dieser mit Aceton gef\u00e4llt (D). Die Acetonf\u00e4llung wird in 2 Fraktionen vorgenommen, wodurch der letzte Niederschlag f\u00fcr sich gehalten\nwird (E). Die Verteilung der phosphorhaltigen Substanzen in\n\u2022 \u2022\nden Fraktionen wird durch folgende \u00dcbersicht illustriert, welche gleichzeitig Aufkl\u00e4rung \u00fcber die ungef\u00e4hren Mengenverh\u00e4ltnisse bei einem derartigen Versuch gibt.\n\tGewicht\tP-G ehalt\t\tN-Geh alt\nA\tca. 2 g\tSpuren\t\u2014\nB\t\u00bb 2,3 \u00bb\t1,62 o/o\t\u2014\nC\t\u00bb 5,75 >\t3,40 \u00b0/o\t1,98 \u00b0/o\nD\t\u00bb 9\t\u00bb\t3,00 \u00b0/o\t\u2014\nE\t\u00bb 1,5 \u00bb\t3,83 \u00b0/o\t\u2014\nDie einzelnen Fraktionen\t\tsind, nach\tdem Trocknen im\nVakuum \u00fcber H2S04, ohne fernere Reinigung analysiert. Der Versuch zeigt, da\u00df die lecithinartigen Substanzen sich wesentlich in den Fraktionen C, D und E vorfinden ; aber gleichzeitig, da\u00df sie bei weitem nicht alle bei einer Temperatur von 4- 15\u00b0 C. aus der alkoholischen L\u00f6sung gef\u00e4llt werden k\u00f6nnen. Hierdurch werden die Erfahrungen bekr\u00e4ftigt, wrelche Diakonow bei seinen","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 121\nsp\u00e4teren Versuchen selbst machte. Keine der Fraktionen enthielt aber Phosphor in so gro\u00dfen Mengen, da\u00df sie als einigerma\u00dfen reines Lecithin aufgefa\u00dft werden konnte, Fraktion E ausgenommen, die so geringe Teile der ganzen Menge repr\u00e4sentiert, da\u00df es aufgegeben werden mu\u00dfte, unter Beihilfe dieser Erfahrung eine brauchbare Methode zur Reindarstellung des Lecithins auszubilden.\nDie Fraktion D wird versuchsweise zur Darstellung einer CdCl2-Verbindung benutzt, aus welcher wieder nach Bergelis Methode (Schulze und Wintersteins Modifikation) das Lecithin regeneriert wird.\nDer mit Alkohol ausgewaschene CdCl2-Niederschlag wird getrocknet und pulverisiert, worauf er in einer Filtrierpapierpatrone\n\u2022 \u2022\neinige Stunden in Soxhlets Extraktionsapparat mit \u00c4ther extrahiert wird. Hierdurch verringert sich seine Menge bedeutend. Die Verbindung wird hiernach durch Kochen mit Alkohol und kohlensaurem Ammoniak zerlegt. Die abfiltrierte alkoholische\nL\u00f6sung wird bei 450 C. unter der Luftpumpe eingedampft. Der\n\u00ab \u2022\u2022 \u2022\u2022\nEindampfungsr\u00fcckstand wird mit \u00c4ther extrahiert. Die Ather-\nl\u00f6sung wird ab filtriert und mit Wasser gewaschen, worauf mit\nkaltem Aceton gef\u00e4llt wird. Das hierdurch gewonnene Produkt\n\u00ab \u2022\nist braungelb, leicht l\u00f6slich in \u00c4ther und Benzol, aber nicht klar l\u00f6slich in kaltem Alkohol und Petroleum\u00e4ther, ebenfalls ist es unl\u00f6slich in kaltem Essigester. Nach dem Trocknen ergab die Analyse folgende Resultate:\nPhosphorbestimmung :\n0,3153 g\tverbrauchten\t22,46\tccm\tn/2-Natron\t=\t3,94 \u00b0/o\tP\n0,3261 \u00bb\t\u00bb\t23,64\t\u00bb\t>\t=\t4,01 \u00b0/o\t\u00bb\nKjeld ah lbestimmung :\n0,7192 g\tverbrauchten\t11,12\tccm\tn/10-H2SO4\t=\t2,17 \u00b0/o\tN\n0,6356 >\t\u00bb\t9,77\t\u00bb\t\u00bb\t=\t2,16 >\t\u00bb\nt\nAuf diese Weise gewann man also ein Produkt, dessen Phosphorgehalt so hoch war, da\u00df ohne andere Untersuchungen h\u00e4tte angenommen werden m\u00fcssen, es handle sich um Lecithin. Indessen waren sowohl die physikalischen Verh\u00e4ltnisse abweichend, wie auch der N-Gehalt bedeutend h\u00f6her als der des Lecithins war (P : N = 1 :1,2).","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nA. Erlandsen,\nEs l\u00e4\u00dft sich aus diesen Versuchen schlie\u00dfen, da\u00df das Alkohol ex trakt tats\u00e4chlich Phosphatide mit relativ hohem N-Gehalt enth\u00e4lt, und da\u00df Diakonows Methode nicht allgemein brauchbar ist, weder als eine einigerma\u00dfen zuverl\u00e4ssige quantitative Methode zur Gewinnung von Phosphatiden noch zur Reindar^tellung derselben.1) Zu diesem Zweck mu\u00df man andere Wege ein-schlagen, und aus dem letztgenannten Versuch schien hervorzugehen, da\u00df dies durch die von Strecker angegebenen F\u00e4llungsmethoden geschehen mu\u00dfte.\nIndessen habe ich noch eine Reihe Versuche auf Trennung der Bestandteile des Extraktes nach deren L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen angestellt. Das Alkoholextrakt wurde im Vakuum ein-\n\u2022\u2022\ngedampft, worauf es mit \u00c4ther behandelt wurde. Hierbei geht die Hauptmenge in L\u00f6sung, w\u00e4hrend ein kleiner, wei\u00dfer Rest ungel\u00f6st verbleibt. Dieser R\u00fcckstand l\u00e4\u00dft sich mittels der Zentrifuge leicht entfernen, setzt sich jedoch bei ca. 24st\u00e4ndigem Stehen vollst\u00e4ndig. Die \u00c4therl\u00f6sung wird unter der Luftpumpe zu d\u00fcnner Sirupkonsistenz eingedampft und mit Aceton gef\u00e4llt. Der Niederschlag wird in absolutem Alkohol gel\u00f6st. Das\nFiltrat wird abgedampft und ist nun in \u00c4ther vollst\u00e4ndig klar\n\u2022 #\nl\u00f6slich. Die Atherl\u00f6sung gibt beim Zusatz absoluten Alkohols eine Tr\u00fcbung, welche bei weiterem Alkoholzusatz verschwindet. Dieser Umstand wird sp\u00e4ter besonders besprochen werden.\nDieser in Alkohol und \u00c4ther klar l\u00f6sliche Teil des Acetonniederschlages, von dem man erwarten sollte, da\u00df er einigerma\u00dfen reines Phosphatid sei, hatte indessen in diesem Versuch einen P-Gehalt von 3,06 \u00b0/o und einem N-Gehalt von 3,12 \u00b0/o (P :N\n= 1 : 2,16). Mit diesem Produkt wrurden weitere Reinigungsver-\n\u2022 \u2022\nsuche durch Entfernung des in der (zu -i- 2\u00b0 C.) abgek\u00fchlten Atherl\u00f6sung unl\u00f6slichen Teils angestellt. Hierdurch wurde wohl der P-Gehalt auf 3,38 \u00b0/o gebracht, w\u00e4hrend der N-Gehalt 2,65 \u00b0/o wurde.\nBei fraktionierter F\u00e4llung der konzentrierten \u00c4therl\u00f6sung mit Aceton ergab die erste Fraktion (bei gleichen Teilen Aceton und \u00c4ther) 3,01 \u00b0/o P und 3,45\u00b0/o N, w\u00e4hrend die letzte Fraktion\n0 Hoppe-Seylers Angaben, da\u00df er auf diese Weise \u00abdas reine, krystallisierte Lecithin\u00bb hergestellt hat, stehen g\u00e4nzlich isoliert.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 123\n(Acetonzusalz in bedeutendem \u00dcberschu\u00df) 3,480/oPund3,01\u00b0/oN ergab. Versuche mit Umf\u00e4llung von Essigester, in welchem die Hauptmenge schwerl\u00f6slich war, ergaben ebenfalls keine mehr aufmunternden Resultate. S\u00e4mtliche Analysen gaben jedoch dieselbe Aufkl\u00e4rung wie der erste Versuch, da\u00df sich im Alkohol-extrakt des Herzens Phosphatide finden, die mit R\u00fccksicht auf N-Gehalt von dem Lecithin abweichen. Nach diesen Resultaten wurden die Versuche aufgegeben, ausschlie\u00dflich mittels der L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse der betreffenden Phosphatide eine Reindarstellungsmethode auszubilden, und entschlo\u00df ich mich daher zu einem Versuch, durch F\u00e4llung der Phosphatide mit Cadmiumchlorid und Trennung der gef\u00e4llten Cadmiumchloridverbindungen nach Thudichums Verfahren die Frage zu l\u00f6sen. Der Versuch konnte hierdurch gleichzeitig eine Revision einiger Thudichumschen Angaben werden, selbst wenn ich \u00fcbrigens bez\u00fcglich verschiedener Punkte von seinem gew\u00f6hnlichen Verfahren abgewichen bin.\nDie Behandlung des Alkoholextraktes gestaltete sich in ihrer schlie\u00dflichen Form folgenderma\u00dfen : Die vereinigten Alkoholextrakte, welche nach der Abk\u00fchlung nur einen minimalen Niederschlag absetzen, werden bei niedriger Temperatur unter der Luftpumpe abgedampft. Unmittelbar danach wird der Eindampfungsr\u00fcckstand unter Erw\u00e4rmung auf 35\u201440\u00b0 C. in einer geringen Menge absoluten Alkohols gel\u00f6st, worauf er unter C02 an einen dunklen und k\u00fchlen Ort zum Kl\u00e4ren gestellt wird. Die klare, konzentrierte L\u00f6sung wird dekantiert, w\u00e4hrend der unl\u00f6sliche Teil (o) sorgf\u00e4ltig mit absolutem Alkohol ausgewaschen wird. Die L\u00f6sung und der Waschalkohol werden bei niedriger Temperatur im Vakuum abgedampft. Der Eindampfungsr\u00fcckstand wird mit absolutem \u00c4ther \u00fcbergossen. Unter Umsch\u00fctteln l\u00f6st er sich, eine wei\u00dfliche Substanz hinterlassend, von der die ganze Fl\u00fcssigkeit angef\u00fcllt ist, und die sich erst sehr langsam beim Stehen in einem hohen, schmalen Zylinderglas setzt. Die klare, gelbe L\u00f6sung wird von dem wei\u00dflichen, halbgelatin\u00f6sen Bodensatz (\u00df) dekantiert, der lange mit absolutem \u00c4ther ausgewaschen wird. Die \u00c4therl\u00f6sungen werden unter der Luftpumpe eingeengt, worauf bei niedriger Temperatur (ca. 0\u20145\u00b0 C.) mit wasser-","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nA. Erlandsen,\nfreiem Aceton gef\u00e4llt wird. Der Aeetonniederschlag wird mit Aceton gewaschen und nachher von demselben befreit, mit Hilfe der Luftpumpe bei gleichzeitigem, vorsichtigem Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbad (40\u00b0 C.). Er wird wiederum in etwas absolutem Alkohol gel\u00f6st, wobei nur ein minimaler Teil klebriger Natur zur\u00fcckbleibt. Wird jetzt zu der konzentrierten \u00abalkoholischen L\u00f6sung absoluter Alkohol zugesetzt, so entsteht ein wei\u00dfgelber, leicht klebriger Niederschlag (y), der sich beim Sch\u00fctteln zusammenballt. Solange ein Niederschlag entsteht, wird absoluter Alkohol zugesetzt. Das alkoholische Filtrat (5) enth\u00e4lt die Hauptmenge der Phosphatide des Alkoholextraktes.\nDas Prinzip f\u00fcr die Trennung ist aus folgender schematischer \u00dcbersicht verst\u00e4ndlich.\nr unl\u00f6slich in absolutem Alkohol (a)\nAlkohol-\n\" unl\u00f6slich in absolutem \u00c4ther (\u00df)\nextrakt\nl\u00f6slich in absolutem ) Alkohol\n\u2019 Acetonl\u00f6sung\nl\u00f6slich in absolutem J \u00c4ther\nAceton-\nf\u00e4llung\n\"Der in der konzentrierten alkoholischen L\u00f6sung des Acetonniederschlages mit absolutem Alkohol hervorgerufene Niederschlag (y)\nFiltrat nach Ausf\u00fcllung von y (b).\nDie gegenseitigen Mengenverh\u00e4ltnisse, sowie der Unterschied in dem P- und N-Gehalt der Fraktionen bei einem ein-\n\u00ab \u2022\nzelnen Versuch gehen aus folgender \u00dcbersicht hervor:\n\tGewicht g\tP-Gehalt \u00b0/o\tN-Gehait >\na\t\tca. 10\ti\t\u2014\n\u00df\t\ti\u00a9 CO\t0,20\t6.82\nAcetonl\u00f6sung . . .\t\u00bb 16\t0,75\t1,97\nY\t\t\u00bb\t4\t3,47\t1,70\nb\t\to GO a\tGO CM CO\t8,62\nMan erzielt demnach durch diese Behandlung die Hauptmenge der Phosphatide in die Fraktionen y und 5 zu gewinnen ; aber sonst sind die Resultate nicht wesentlich anders als diejenigen der oben angef\u00fchrten Untersuchungen. Nur geht es","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 125\n\u2022 \u2022\naus denselben vielleicht deutlicher hervor, welches \u00dcbergewicht die Phosphatide mit hohem N-Gehalt in dem Alhoholextrakt besitzen m\u00fcssen.\n1.\tFraktion a bildet nach dem Auswaschen mit absolutem Alkohol und Trocknen harte, grauwei\u00dfe Massen, welche haupts\u00e4chlich aus unverbrennbaren Stoffen bestehen. Der Gl\u00fchr\u00fcckstand, der starken salzigen Geschmack hat, enth\u00e4lt reichliche Chloride. Der w\u00e4sserige Auszug gibt starke P205-Reaktion und Schwefelreaktion. Die organischen Bestandteile lassen sich mit \u00c4ther extrahieren; jedoch ist die Menge so gering, da\u00df man auf eine weitere Untersuchung verzichten mu\u00df. Die Hauptmenge der Fraktion ist anorganisch (Salze). Von dem Protagon und dem Jecorin, die sich infolge des Darstellungsverfahrens eventuell hier vorfinden sollten, sind keine nachweisbaren Mengen vorhanden. Der Niederschlag gibt nach langem Kochen mit 21/a \u00b0/o H2S04 keine reduzierende Substanz. Gibt es demnach im Herzen protagonartige Stoffe, so m\u00fcssen diese in L\u00f6sung gehalten und eventuell anderswo gesucht werden.\n2,\tFraktion \u00df. Der wei\u00dfliche, in \u00c4ther unl\u00f6sliche Bodensatz wird lange und sorgf\u00e4ltig mit \u00c4ther gewaschen. Da die Fraktion teilweise zu einer braunen, sirupartigen Masse zusammenflie\u00dft, wird die Auswaschung schwer vollst\u00e4ndig. Beim\n\u2022 \u2022\nAbdampfen des \u00c4thers geht die Subtanz vollst\u00e4ndig in eine zusammenflie\u00dfende, transparente Masse von eigent\u00fcmlichem Ge^ ruch und stark hervortretendem sauren Geschmack \u00fcber. Sie ist in starkem Alkohol nicht klar l\u00f6slich, scheint in Chloroform und Aceton unl\u00f6slich zu sein. Wird der x^lkohol mit Wasser verd\u00fcnnt, so l\u00f6st sich die Substanz zu einer klaren, braungelben L\u00f6sung. Aus dieser l\u00e4\u00dft sie sich mit \u00c4ther und Aceton f\u00e4llen und bildet einen klebrigen, braungelben Niederschlag. Dieser ist in Wasser leicht l\u00f6slich. Die klare, gelbe, w\u00e4sserige L\u00f6sung reagiert d\u00e9utlich sauer auf Lackmuspapier. Wird die L\u00f6sung mit \u00c4ther gesch\u00fcttelt, so f\u00e4rbt sich der \u00c4ther leicht gelblich. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung l\u00e4\u00dft sich nicht von konzentrierten Salzl\u00f6sungen (z. B. schwefeisaurem Ammoniak) f\u00e4llen, gibt bei Zusatz verd\u00fcnnter Alkalien (zu alkalischer Reaktion) keinen Niederschlag und h\u00e4lt sich bei Zusatz verd\u00fcnnter S\u00e4uren vollst\u00e4ndig","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nA. Erlandsen,\nklar. Da die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit Barytwasser keinen Niederschlag und die ammoniakalische L\u00f6sung nach dem Stehen mit einer Mischung Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid keinen Niederschlag gibt, so scheinen freie Phosphate ausgeschlossen werden zu k\u00f6nnen. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung gibt keinen Niederschlag mit einer w\u00e4sserigen CdCl2-L\u00f6sung, w\u00e4hrend eine L\u00f6sung in verd\u00fcnntem Alkohol von alkoholischer CdCl2-L\u00f6sung gef\u00e4llt wird. Dahingegen wird die w\u00e4sserige L\u00f6sung von einer w\u00e4sserigen AgN03-L\u00f6sung gef\u00e4llt. Dieser Niederschlag besteht nicht aus AgCl, und das Filtrat ist vollst\u00e4ndig ungef\u00e4rbt. Die Substanz gibt nach Veraschung Phosphorreaktion. Nach dem Schmelzen mit Natrium gibt die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit Nitroprussidn atrium Schwefelreaktion. Beim Kochen mit Eisenchlorid bei leicht saurer Reaktion (in \u00dcbereinstimmung mit Siegfrieds1) Angabe zur Herstellung von Carniferrin) erh\u00e4lt man einen braunschwarzen Niederschlag, der sich nach angegebenem Auswaschen und Trocknen als phosphorhaltig erweist. Wiederholte Versuche, nach Invertierung eine reduzierende Substanz nachzuweisen, ergaben ein negatives Resultat. Die Substanz gab nicht Milions Reaktion. Wird die Substanz mit Kalk und Wasser in einem M\u00f6rser angerieben, so erh\u00e4lt man deutlich NH3-Geruch und Blaul\u00e4rbung von Lackmuspapier.\nNach dem Gl\u00fchen der Substanz auf dem Platinblech hinterl\u00e4\u00dft sie einen geringen, schneewei\u00dfen Rest, welcher nach der L\u00f6sung in HN03 Phosphors\u00e4ure-, Schwefels\u00e4ure- und Ghlorreaktion gibt.\nDie Substanz wird sorgf\u00e4ltig mit \u00c4ther ausgewaschen, um von Resten \u00e4therl\u00f6slicher Bestandteile befreit zu werden. Das derart hergestellte Produkt enth\u00e4lt 0,2\u00b0/o P und 6,82\u00b0/o N. Die Substanz l\u00e4\u00dft sich in w\u00e4sseriger L\u00f6sung mit Natronlauge titrieren (1,0413 g verbrauchte 9,07 ccm n/io Natron) Diese Substanz ist trotz des geringen P-Gehaltes kaum als ein Phosphatid aufzufassen. Sie gibt bei Verseifung nur einen au\u00dferordentlich geringen Fetts\u00e4urenertrag (2\u20143\u00b0/o) und hat wie gesagt mit der \u00abPhosphorfleischs\u00e4ure\u00bb (Siegfrieds Muskelnucleon) gewisse Eigenschaften gemein. Sie ist hier nur deshalb von Interesse, weil sie in gr\u00f6\u00dferer Menge in den acetonunl\u00f6slichen Teilen des\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XXI, S. 361.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n127\nAlkoholextraktes angetroffen wird, und weil ihre alkoholische L\u00f6sung einen alkoholunl\u00f6slichen Niederschlag mit alkoholischen CdCl2-L\u00f6sungen gibt. Betrachtet man den Niederschlag der alkoholischen Organextrakte bei Zusatz alkoholischer CdCl2-L\u00f6sung ohne weiteres als Doppelverbindungen von CdCl2 und Phosphatiden, so setzt man sich der Gefahr ernster Versehen aus. Die CdCl2-F\u00e4llung besteht zum Teil aus gelblichen festen Klumpen, zum Teil aus einem flockigen, wei\u00dfen Niederschlag, der sich haupts\u00e4chlich gegen Schlu\u00df der F\u00e4llung einstellt. Der gesamte, getrocknete und pulverisierte CdCl2-Niederschlag ergab folgende Zusammensetzung: 28,01\u00b0/o C, 4,76\u00b0/o H, 5,75\u00b0/o N, 0,75\u00b0/o P, 20,44\u00b0/o Cd, 13,83\u00b0/o CI; gab aber keine S-Reaktion. Die Chlorbestimmung fiel best\u00e4ndig im Verh\u00e4ltnis zur Cd-Menge zu hoch aus, was darauf deuten lie\u00dfe, da\u00df der Substanz im voraus eine geringe Menge Chloride beigemischt w\u00e4re; hierf\u00fcr spricht auch der Umstand, da\u00df der Gl\u00fchr\u00fcckstand der Substanz schwache Chlorreaktion gab.\nIn der Hoffnung, mittels fraktionierter F\u00e4llung Aufkl\u00e4rungen von gr\u00f6\u00dferem Wert erhalten zu k\u00f6nnen, wurde die F\u00e4llung in 3 Fraktionen vorgenommen. Die erste Fraktion bestand aus einem z\u00e4hen, braungelben Sirup, der nach dem Trocknen harzig wurde und keine wei\u00dfen Fl\u00f6ckchen aufwies. Die 3. Fraktion bestand aus einem fast schneewei\u00dfen, losen Niederschlag, der sich leicht abfiltrieren lie\u00df. Sie wurde mit absolutem Alkohol gewaschen und nachher getrocknet. Die Analysen ergaben:\nI. Fraktion\tIII. Fraktion\nP = 0,42 \u00b0/o N = 5,14 \u00b0/o Cd = 17,41\u00b0/o\nSpur 3,19 \u00b0/o 36,47 \u00b0/o\nMeine Untersuchungen dieser eigent\u00fcmlichen Substanz, welche sich also mittels fraktionierter F\u00e4llung mit CdCl2 in mehrere, unter einander verschiedene Substanzen teilen lie\u00df, haben mithin nicht zu einer ausreichenden Bestimmung der Natur derselben gef\u00fchrt; sie haben jedoch den wichtigen Nachweis erbracht, da\u00df es unter den alkoholl\u00f6slichen Stoffen des Myocardium au\u00dfer den Phosphatiden stickstoffreichere Stoffe gibt, welche mit CdCl2 schwerl\u00f6sliche","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nA. Erlandsen,\nVerbindungen bilden und sich durch einen sehr hohen CdCl2-Gehalt auszeichnen.\n3.\tDer in Aceton l\u00f6sliche Teil des Alkoholextraktes l\u00f6st sich nach dem Abdampfen im Vakuum klar in Alkohol auf. Diese L\u00f6sung gibt sowohl mit CdCl2 wie auch mit Platinchlorid wohl ausgepr\u00e4gte Niederschl\u00e4ge. Es ist hieraus und aus den Analysen (0,75\u00b0/o P, 1,97\u00b0/o N) ersichtlich, da\u00df Aceton auch ein wenig der P- und N-haltigen Bestandteile des Alko-holextraktes l\u00f6st.\nDie aus diesem Produkt gewonnene CdCL-Verhindung ergab bei \u00fcbereinstimmenden Doppelbestimmungen\ni,63\u00b0/o P, 2,77\u00b0/o N, 30,71\u00b0/oCd.\nEs scheint demnach, da\u00df die Acetonl\u00f6sung sowohl etwas Phosphatid sowie auch Substanzen derselben Art wie \u00df enth\u00e4lt. (Der Cadmiumgehalt scheint allenfalls zu hoch zu sein, um ausschlie\u00dflich Phosphatiden zugeschrieben werden zu k\u00f6nnen.)\n4.\tFraktion y. Dieses Produkt, das aus dem Alkoholextrakt gewonnen wurde, obwohl es alkoholunl\u00f6slich ist, weist verschiedene \u00c4hnlichkeiten mit dem sogenannten Jecorin auf. Die Alkoholl\u00f6sung, aus welcher sie gewonnen ist, zeigte die von Bing1) hervor gehobene Eigent\u00fcmlichkeit, da\u00df sie bei Zusatz von etwas \u00c4ther tr\u00fcbe (opalisierend), jedoch bei weiterem Zusatz wiederum vollst\u00e4ndig klar wird.\nDas Produkt, das nur einen geringen Bruchteil des ganzen Extraktes bildet, ist nach dem Trocknen braungelb, spr\u00f6de, sehr hygroskopisch.\nEs l\u00f6st sich in Wasser zu einer fast klaren, gelblichen Fl\u00fcssigkeit, welche mit konzentrierter NaCl-L\u00f6sung Niederschlag gibt. Die L\u00f6sung wird bei Zusatz von Silbernitrat unklar, jedoch bei nachfolgendem NH3-Zusatz wiederum klar. Kocht man nun, so f\u00e4rbt sich die Fl\u00fcssigkeit portweinrot. Wird die Fl\u00fcssigkeit mit ein wenig Natronlauge gekocht, so erh\u00e4lt man eine klare, gelbbraune L\u00f6sung, welche nach der Abk\u00fchlung gelatiniert. Bei Zusatz von HCl entsteht ein bedeutender gelblicher Niederschlag (entgegengesetzt Baldis Jecorin). Nach dem Kochen\n*) Bing, Skand. Archiv f. Physiologie, Bd. IX.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw.\n129\nmit 3\u00b0/o H2S04 und Abstumpfung der S\u00e4ure gibt das Filtrat deutliche Reduktion der Fehiingschen L\u00f6sung.\nEs enth\u00e4lt 3,47 o/o P und l,70\u00b0/o N, au\u00dferdem gibt es deutliche Schwefelreaktion.\nDie Substanz hat mithin viele Eigenschaften mit dem Jecorin gemein, das sich bei diesen Untersuchungen nicht mit Sicherheit anderswo nachweisen lie\u00df.\n5. Fraktion 5. Die Fraktion, welche bei weitem die \u00fcberwiegende Menge der phosphorhaltigen Substanzen des Alkoholextraktes und namentlich fast den ganzen Phosphatidgehalt enth\u00e4lt, erweist sich nach F\u00e4llung der erw\u00e4hnten jecorin artigen Substanz vollst\u00e4ndig frei von reduzierenden Substanzen, indem es selbst nach langem Kochen mit verd\u00fcnntem H2S04 nicht gelang, derartige nachzuweisen. Phosphorbestimmungen und Stickstoffbestimmungen ergaben bei 2 verschiedenen Darstellungen folgende Resultate:\nN-Gehalt\n3,63 \u00b0/o 3,53 \u00b0/o\nPhosphorgehalt\nI.\t3,28 \u00b0/o\nII.\t3,01 \u00b0/o\nWenn ich mich nach vorstehendem Versuch entschlossen\nhabe, die alkoholische L\u00f6sung von b direkt einer F\u00e4llung mit\nCdCl2 zu unterwerfen, so ist dies nicht ohne Erw\u00e4gung geschehen.\nBesonders habe ich erwogen, inwiefern man nach Thudichums1)\nAngaben erst das Produkt einer Bleif\u00e4llung unterwerfen sollte,\num eventuell vorhandene Verbindungen zu beseitigen, welche\nsich gegen\u00fcber Bleisalzen wie Kephalin und Myelin verhielten.\nObwohl ich mich davon \u00fcberzeugt habe, da\u00df die alkoholische\nL\u00f6sung von b einen bedeutenden Niederschlag bei Zusatz einer\nalkoholischen Bleizuckerl\u00f6sung, welcher einige Tropfen Ammo-\n\u2022 \u2022\nniak zugesetzt ist, gibt und da\u00df dieser Niederschlag in \u00c4ther unl\u00f6slich ist, so habe ich doch von dieser Behandlung abgesehen. Zum Teil haben Analysen der CdCl^Verbindungen mir gezeigt, da\u00df Phosphatide der Skruktur des Kephalins und des Myelins kaum zugegen sein konnten, teilweise schien mir das Kochen der Phosphatidmischung mit einer ammoniakalischen\n*) 1. c. S. 117.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\t9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nA. Erlandsen.\n/\n\u00dfleizuckerl\u00f6sung und der nachfolgenden Entfernung der Bleisalze nach meiner Erfahrung bei anderen Metallphosphatidver-bindungen so eingreifend zu sein, da\u00df sich eine, wenigstens teilweise Zersetzung nicht wohl vermeiden lasse, obwohl Thu-dichum1) das Gegenteil behauptet. Das Produkt b wurde deshalb in Alkohol gel\u00f6st und aus diesem mit einer, durch leichte Erw\u00e4rmung ges\u00e4ttigten, alkoholischen CdCl2-L\u00f6sung gef\u00e4llt. Hierbei entsteht ein bedeutender bla\u00dfgelber Niederschlag. Es wird,\nsolange Niederschlag entsteht, CdCl2-L\u00f6sung zugesetzt und \u00fcber-\n\u2022\u2022\ndies noch ein gro\u00dfer Uberschu\u00df, worauf gesch\u00fcttelt und 24 Stunden zu vollst\u00e4ndiger F\u00e4llung hingestellt wird. Der Niederschlag wird abfiltriert und mit absolutem Alkohol gewaschen, bis dieser farblos durch den Filter l\u00e4uft. Der Niederschlag wird danach eine Zeit mit absolutem Alkohol hingestellt, worauf er wieder filtriert, mit Alkohol gewaschen und schlie\u00dflich im Vakuumexsikkator \u00fcber Chlorcalcium getrocknet wird.\nDas Filtrat wird zu besonderer Untersuchung hingestellt {siehe unten).\nDer Chlorcadmiumniederschlag l\u00e4\u00dft sich nach Exsikkatortrocknung leicht zu einem feinen, bla\u00dfgelben, st\u00e4ubenden Pulver zerreiben. Ohne weitere Reinigung als die gr\u00fcndliche Alkoholbehandlung gaben die Analysen folgende Resultate von 2 Produkten verschiedener Darstellungen:\n\t] \u00b0/o\t[. \u00b0/o\tI o/o\tI. \u00b0/o\tDurch- schnitt \u00b0/0\tAtome (p=i)\tBerechnet f\u00fcr C40H76N2P012, 2 CdCl2 0/0\nG\t41,15\t41,17\t40,53\t1 40,54\t40,85\t40,30\t40,95\nH\t6;37\t6,41\t6,30\t6,39\t6,37\t75,20\t6,42\nN\t2,46\t2,43\t2,40\t2,41\t2,43\t2,04\t2,40\nP\t2,64\t2,65\t2,61\t2,59\t2,62\t1\t2,65\nCd\t18,75\t18,74\t19,39\t19,45\t19,08\t2,02\t19,12\nCI\t11,86\t\u2014\t12,39\t\u2014\t12,13\t4,04\t12,09\nfO]\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t16.52 /\t12,22\t16,38\n*) 1. c. S. 286.","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 131\nAnalytische Beilage.\nI.\tPliosphorbestimmung :\n0,5076 g verbrauchten 24,25 ccm n/2-]NIatron = 2,64 \u00b0/o P 0,3610 g\t\u00bb\t17,27\t\u00bb\t>\t= 2,65 \u00b0/o\t>\nK j e 1 d a h 1 b estimmung :\n0,7549 g verbrauchten 13,22 ccm n/io-H2S04 = 2,46\u00b0/o N 0,7124 \u00bb\t\u00bb\t12,32\t\u00bb\t\u00bb\t= 2,43 \u00b0/o\t\u00bb\nCadmiumbestimmung :\n0,7277 g gaben 0,2534 g CdS04 = 18,75 \u00b0/o Cd 0,7319 \u00bb \u00bb 0,2547 \u00bb \u00bb = 18,74 \u00b0/o >\nChlorbestimmung :\n0,6312 g gaben 0,3028 g AgCl = 11,86 \u00b0/o CI.\nElementaranalyse :\n0,2575\tg\tgaben 0,1472\tg H20 = 6,37 \u00b0/o H\tund 0,3884 g C02\t= 41,15\u00b0/o\tC\n0,4145\t\u00bb\t\u00bb 0,2385\t> \u00bb\t=6,41\u00b0/o \u00bb\t> 0,6256 >\t\u00bb\t= 41,17\u00b0/o\t\u00bb\nII.\tPhosphorbestimmung :\n0,3820 g\tverbrauchten\t17,98\tccm\tn/2-Natron\t=\t2,61 \u00b0/o\tP\n0,4980 \u00bb\t*\t23,27\t\u00bb\t\u00bb\t=\t2,59 \u00b0/o\t\u00bb\nKjeldahlbestimmung :\n0,9240 g\tverbrauchten\t15,79\tccm\tn/10_H2SO4\t=\t2,40\u00b0/o\tN\n0,/602 \u00bb\t\u00bb\t13,04\t\u00bb\t\u00bb\t=\t2,41 \u00b0/o\t\u00bb\nDumas bestimmung :\n0,6744 g gaben 13,59 ccm N = 2,44 \u00b0/o N (bei 9,0\u00b0 C. und 765 mm Barometerdruck gemessen).\n0,6517 g gaben 13,19 ccm N = 2,42 \u00b0/o N (bei 12,8\u00b0 C. und 769 mm Barometerdruck gemessen).\nCadmiumbestimmung :\n0,9596 g gaben\t0,3456 g CdS04 = 19,39 \u00b0/o\tCd\n0,6928 \u00bb\t\u00bb\t0,2503 \u00bb \u00bb\t= 19,45 \u00b0/o\t\u00bb\nChlorbestimmung :\n0,6453 g gaben 0,3234 g AgCl = 12,39 \u00b0/o CI.\nElementaranalyse :\n0,3693 g gaben 0,2089 g H20 = 6,30 \u00b0/o H und 0,5487 g C02 = 40,53 \u00b0/o C 0,4236 \u00bb \u00bb 0,2430 \u00bb \u00bb == 6,39 \u00b0/o \u00bb \u00bb 0,6275 \u00bb \u00bb = 40,54 \u00b0/o \u00bb\nIn beiden F\u00e4llen erwiesen sich die CdCl2-Verbindungen als schwefelfrei. Es geht aus obenstehendem hervor, da\u00df die analytischen Resultate bei den 2 Darstellungen nicht ganz gleichartig ausfielen, indem der CdCl2-Gehalt der letzten Darstellung (II) etwas h\u00f6her war.\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nA. Erlandsen,\nIndessen ergab die Berechnung in beiden F\u00e4llen ann\u00e4hernd dieselbe Zusammensetzung, so da\u00df der Mittelwert beider Darstellungen einen passenden Ausdruck f\u00fcr s\u00e4mtliche Analysen gibt, welche zur Formel : C40H75N2PO12,2CdCl2 f\u00fchrten. Man war demnach \u00fcberraschend leicht zu einer Verbindung gelangt, welche ein einfaches Verh\u00e4ltnis zwischen Stickstoff und Phosphor aufwies und sich mit CdCL im Verh\u00e4ltnis P : N : CdCl, = 1:2:2 zu verbinden schien.\nIn dieser Beziehung war die \u00dcbereinstimmung mit Thu-dichums Phosphatiden mit 2 Stickstoffatomen vollst\u00e4ndig. Dahingegen war die Zusammensetzung nicht identisch, indem die Formel des Amidomyelins zu C44H92N2PO10, die des Sphingomyelins zu C52H104N2PO9 angegeben wird.\nDas Produkt pa\u00dft demnach nicht in Zusammensetzung mit Thudichumsim Gehirn nachgewiesenen Diamidomonophos-phatiden, welche sich auch durch Unl\u00f6slichkeit in \u00c4ther auszeichnen. Da es sich jedoch als zweifellos betrachten l\u00e4\u00dft, da\u00df das Produkt nicht Phosphatide der Gruppe der Monoamidomono-phosphatide enth\u00e4lt (N : P = 1 : 1), habe ich nicht unterlassen wollen, zu untersuchen, ob Thudichums Trennungsmethode auf Grundlage der abweichenden L\u00f6slichkeitsVerh\u00e4ltnisse der CdCl2-Verbindungen Gemeing\u00fcltigkeit h\u00e4tte.\nUnter der Besprechung der Thudichumschen Arbeit habe ich schon ber\u00fchrt, da\u00df er durch F\u00e4llung mit Blei einige der Monoamidomonophosphatide (Kephalin, Myelin) der Phosphatid-mischung entfernt (w\u00e4hrend das Sphingomyelin wegen seiner Unl\u00f6slichkeit in \u00c4ther fr\u00fcher entfernt ist).\nDie \u00fcbrigen Phosphatide werden als Chlorcadmiumverbindungen gef\u00e4llt. Nach dem Trocknen entfernt Thudiehum1) jede Spur von \u00e4therl\u00f6slichen Materien durch Behandlung mit kochendem \u00c4ther in einem Extraktionsapparat, \u00abbis 6 st\u00e4ndige Extraktion nur noch wenige Zentigramm in die Kochflasche bef\u00f6rdert\u00bb.\nDie etwas gelatin\u00f6sen CdCl2-Verbindungen werden getrocknet, pulverisiert und darauf einer Behandlung mit kaltem wasserfreien Benzol unterworfen, wodurch Kephalinchlorcadmium und Kephaloidinchloreadmium gel\u00f6st werden. Die ungel\u00f6ste Masse\n*) 1. c. S. 117\u2014118.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 133\nwird nun mit kochendem Benzol behandelt. Nach dem Kochen bleibt nach Abk\u00fchlung Lecithinchlorcadmium in L\u00f6sung und wird von dem unl\u00f6slichen Teil, der nach Thudichums Angabe aus Paramyelinchlorcadmium und Amidomyelindichlorcadmium besteht, durch Dekantieren getrennt. Diese letzteren werden durch kochendes Benzol getrennt, in welchem das erste l\u00f6slich, das letzte unl\u00f6slich ist.\nH\u00e4tte dieses Verfahren Gemeing\u00fcltigkeit, so m\u00fc\u00dften, wenn man Diamidophosphatide vor sich hat, diese sich bei der angegebenen Behandlung unl\u00f6slich zeigen. Lassen sich dahingegen\n\u00ab \u2022\ndurch Behandlung mit \u00c4ther und Benzol aus dem Chlorcadmiumniederschlag Phosphatide extrahieren, welche nicht der Lecithingruppe (Monoamido-Monophosphatide) angeh\u00f6ren, so kann die Methode niemals Gemeing\u00fcltigkeit zur Trennung der CdCl2-Ver-bindungen der Mono- und Diamidophosphatide erlangen. Hinsichtlich dieses werden die unten angef\u00fchrten Versuche aufkl\u00e4ren.\n54 g CdCl2-Niederschlag werden, sorgf\u00e4ltig getrocknet und pulverisiert, einer \u00c4therextraktion unterworfen. Zu diesem Zweck wird das Material in Filtrierpapierpatronen verteilt (jede mit 16\u201420 g), welche in Soxhlets Extraktionsapparaten angebracht werden.\nDie Extraktion wird 14 Tage ununterbrochen fortgesetzt, indem jedoch die Extrakte Tag f\u00fcr Tag entfernt werden. W\u00e4hrend anfangs recht gro\u00dfe Mengen in L\u00f6sung gehen, nehmen die Extraktmengen gleichm\u00e4\u00dfig ab, bis in den letzten Tagen nur wenige Zentigramm Extrakt aus jedem Extraktionsapparat gewonnen werden.\nDie \u00e4therische L\u00f6sung der Extrakte, die leicht tr\u00fcbe war, wurde in ein hohes, schmales Zylinderglas gestellt, wobei sie unter Absetzung eines minimalen Niederschlags sich kl\u00e4rte. Nach Dekantieren ,und Filtrieren wird die \u00c4therl\u00f6sung zu starker Konzentration eingedampft, worauf mit abgek\u00fchltem, absolutem Alkohol gef\u00e4llt wird. Der Niederschlag (I) wird mit absolutem Alkohol gewaschen und getrocknet (Gewicht ca. 15 g). Der unl\u00f6sliche Teil wird mit den Filterpatronen im Vakuum (Temp. 30\u201440\u00b0 G.) \u00fcber Paraffin getrocknet, worauf die Patronen sorgf\u00e4ltig von dem ungel\u00f6sten R\u00fcckstand gereinigt werden, der pul-","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nA. Erlandsen,\nverisiert und im Exsikkator getrocknet wird. Er wiegt im ganzen ca. 34 g. W\u00e4hrend 54 g in Arbeit genommen wurden, wiegen die 2 Fraktionen zusammen nur 49 g. Es ist demnach ein Gewichtsverlust entstanden, der sich nicht ganz durch die mit den Prozeduren verbundenen Verluste erkl\u00e4ren l\u00e4\u00dft. Bei der folgenden Benzolbehandlungwird der R\u00fcckstand in verschiedene Fraktionen geteilt.\n\u2022 \u2022\nWie aus untenstehender \u00dcbersicht her vor geht, ist das Prinzip f\u00fcr diese Teilung dasselbe wie bei Thudichum.\nr \u00e4therl\u00f6slicher Teil : I\nChlorcadmium-\nniederschlag\n<\n\u00e4therunl\u00f6slicher Teil: II\nl\u00f6slich in kaltem Benzol: IIa\nl\u00f6slich in warmem Benzol : II b (unl\u00f6slich in kaltem Benzol)\nunl\u00f6slich in Benzol: IIc.\nDie Teilung des \u00e4therunl\u00f6slichen Teiles (II) war ebenfalls mit Verlust verbunden. Das Verh\u00e4ltnis zwischen den hierbei gewonnenen Fraktionen war folgendes\n10 g gaben: Fraktion II.\n( ca. 4,25 g II a \u00bb 1.25 > II b\n(Verlust ca,\n3,50 i g)-\n\u00bb\nIle\nZur Beleuchtung der Bedeutung der Extraktionen wurden s\u00e4mtliche Fraktionen einer vollst\u00e4ndigen quantitativen Analyse unterworfen. (Fraktion IIb reichte nur zur N- und P-Bestimmung aus). Die aus diesen Analysen abgeleiteten empi-rischen Formeln sind in untenstehender \u00dcbersicht zusammengestellt. Der Chlorcadmiumgehalt stand in den Fraktionen nicht in so einfachem Verh\u00e4ltnis zu P und N wie in der urspr\u00fcnglichen CdCl2-F\u00e4llung, weshalb ich CdCl2 aus den unten angef\u00fchrten Formeln ausgelassen, jedoch betreffs aller Fraktionen das Verh\u00e4ltnis angegeben habe, in welchem nach den Analysen Phosphor, Stickstoff und Cadmiumchlorid zu einander standen.\nI. c41h72n2po10\nC,\u00c6sN2PO\n'40iJ-75\n(P : N : CdCl\n12\n1:2,04:2,02)\n(P :N : CdCl2 = 1:1,99:1,66)\nlia: C84H62N2PO10 (P:N:CdCl2=1:2,00:1,85)\nIIb : ? (P :N = 1:1,96)\nII. C\u201eH\u201eN\u201ePO\n^12\n(P : N : GdClj = 1:2,05:2,02) \\\nIle: C31H66N2PO,3\n(P:N:CdCl2 =1:2,03:2,23)","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 135\nDie Analysen der verschiedenen Fraktionen gaben also das \u00fcberraschende Resultat, da\u00df die urspr\u00fcngliche CdCl2-F\u00e4llung, deren atomistische Relationen so einfach waren, bei Extraktionsbehandlung nach Thudichums Prinzipien in eine Reihe verschiedener Produkte geteilt wurden, welche alle ann\u00e4hernd\ndas Verh\u00e4ltnis P : N =1:2 enthielten, w\u00e4hrend sich \u00fcbrigens\n%\nrecht bedeutende Abweichung zu erkennen gab. Dies ist deutlich aus obenstehenden Formeln ersichtlich.\nBetrachtet man den P- und N-Gehalt als konstant, so scheinen die Ver\u00e4nderungen im Molek\u00fcl in einer successiven Verminderung des C- und H-Gehalts zu bestehen, w\u00e4hrend der Sauerstoffgehalt um den urspr\u00fcnglichen schwankt. Wie sich die Erkl\u00e4rung auch immer gestalten m\u00f6ge, so scheint es doch unzweifelhaft, da\u00df es sich eher um Beeinflussung der urspr\u00fcng-liehen Verbindung durch die andauernden \u00c4ther- und Benzolextraktionen, als um eine Trennung der CdCl2-Verbindungen der verschiedenen Phosphatide handelt. Und es l\u00e4\u00dft sich als bewiesen betrachten, da\u00df es in s\u00e4mtlichen Fraktionen\nVerbindungen mit dem Verh\u00e4ltnis P : N = 1:2 gibt \u2022 \u2022\n(das Atherextrakt mitberechnet), so da\u00df die Methode keine allgemeing\u00fcltige Anwendung zur Trennung von Mono-amidophosphatiden und Diamidophosphatiden finden kann. Es ist eher anzunehmen, da\u00df die langwierige Extraktionsbehandlung \u2014 zum Teil bei hoher Temperatur \u2014 einen teilweise zersetzenden Einflu\u00df auf die CdCl2-Verbindungen hat. Es mu\u00df angenommen werden, da\u00df Thudichum im Gehirn ganz besonders g\u00fcnstige Verh\u00e4ltnisse angetroffen hat, wenn er\nkeine Spur von Verbindungen mit dem Verh\u00e4ltnis P : N = 1:2\n\u2022 \u2022\nin einem seiner \u00c4ther- oder Benzolextrakte der CdCl2-Verbin-dungen der Phosphatiden findet. Ich mu\u00df daher feststellen, da\u00df seine Methode als Glied einer allgemeinen qualitativen Phosphatidanalyse keine Anwendung finden kann.\nDie angef\u00fchrten Resultate sprechen alle daf\u00fcr, da\u00df wir es in der urspr\u00fcnglichen CdCl2-F\u00e4llung mit Diamidomonophos-phatiden zu tun haben, und die Zusammensetzung der verschiedenen Fraktionen, welche durch die Extraktionsbehandlung gewonnen wurden, sprechen nicht dagegen, da\u00df es sich in","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nA. Erlandsen,\nWirklichkeit um ein Phosphatid, oder allenfalls um Phosphatide derselben Struktur handelt.\n\u2022 \u2022\nUber dieses Phosphatid oder diese Gruppe von Phospha-tiden habe ich eingehendere Kenntnisse zu erlangen gesucht, indem ich einerseits versuchte, das aus der CdCl2-Verbindung freigemachte Phosphatid herzustellen, und mir anderseits durch Verseifung Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Konstitution der Verbindung zu verschaffen suchte. Erinnert man sich an das Verh\u00e4ltnis der CdCl2-Verbindung des Phosphatides des \u00c4therextraktes (Lecithin c), wo C43H80NPO9 einer CdCl2-Verbindung mit C37H69NP08 entsprach, so kann es vielleicht zweifelhaft erscheinen, ob C40H75N2PO12, 2 CdCl2 einem Phosphatid der Zusammensetzung C40H75N2PO12 entspricht, kurz gesagt, ob die CdCl2-Verbindungen einfache Additionsprodukte sind.\nDiese Versuche sind zum Teil mi\u00dflungen, geben jedoch Aufkl\u00e4rungen, welche f\u00fcr das fernere Studium Interesse bekommen k\u00f6nnen.\nZur Isolierung der Phosphatide aus ihren CdCl2-Verbin-dungen sind Verfahren von Strecker, Thudichum, Bergell und Ulpiani angegeben.\nStreckers Verfahren besteht darin, durch Zuleitung von SH2 zu einer Suspension der fein pulverisierten CdCl2-Verbin-dung in Alkohol, Cd als Sulfid zu entfernen. Bei Erw\u00e4rmung geht das salzsaure Lecithin in L\u00f6sung, wonach das Cadmiumsulfid abfiltriert wird. Die L\u00f6sung wird mit Silberoxyd gesch\u00fcttelt, wodurch HCl entfernt wird. Hierbei geht etwas Silberoxyd in L\u00f6sung, welches durch Schwefelwasserstoff wieder entfernt werden mu\u00df. Nach Abdampfen des Alkohols sollte der Abdampfungsr\u00fcckstand reines \u00abLecithin\u00bb sein.\nThudichums1) Verfahren weicht von Streckers dadurch ab, da\u00df das, bei der Zuleitung von SH2 freigemachte, HCl durch Digestion des Filtrates von der SH2-F\u00e4llung mit Mereuramin (MilIons Base) entfernt wird. Doch wird auch Dialyse der w\u00e4sserigen Suspension der CdCl2-Verbindungen der Phosphatide vorgeschlagen, ohne da\u00df hervorgeht, ob die Resultate befriedigend waren.\n\u2018) 1. c. S. 118-120 und 162\u2014163.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myoeardiums usw. 137\nBei Bergells1) Verfahren wird der GdCl2-NiederschIag mit Alkohol unter Zusatz von Ammoniumcarbonat gekocht, bis die Fl\u00fcssigkeit alkalisch reagiert und das Filtrat kein Cadmium enth\u00e4lt. Das alkoholische Filtrat wird auf -y 10\u00b0 C. abgek\u00fchlt. Der Niederschlag wird in Chloroform gel\u00f6st und mit Aceton gef\u00e4llt.\nUlpiani2) scheint die vorgeschlagenen Methoden nicht befriedigend gefunden zu haben. Die SH2-Einwirkung wird schwer vollst\u00e4ndig und das Produkt bekommt einen unangenehmen Geruch, der sp\u00e4ter nicht verschwindet. Au\u00dferdem scheint der Schwefelwasserstoff auf das Lecithin unter gewissen Bedingungen einen saponifizierenden Einflu\u00df auszu\u00fcben. In einem Versuch, den Ulpiani mit 9 g Lecithinchlorcadmium anstellte, wurde das nach Streckers Methode isolierte Lecithin wieder mit CdCl2 gef\u00e4llt, wodurch aber nur 2 g der CdCl2-Verbindung gewonnen wurden. Die Methode war also in quantitativer Beziehung au\u00dferordentlich unbefriedigend. Analysen wurden nicht vorgenommen. Bessere Resultate erzielte Ulpiani bei 3st\u00e4ndiger Behandlung der alkoholischen Suspension mit Bleihydrat in der K\u00e4lte. Das Produkt enthielt aber stets Chlor. Wurde dahingegen das Bleihydrat durch Silberoxyd ersetzt, so erhielt er eine klare alkoholische L\u00f6sung, welche sowohl von Cd wie CI vollst\u00e4ndig befreit war. Die letztgenannten Methoden, welche au\u00dferordentlich wenig eingreifend erscheinen, riefen aber eine bedeutende, partielle Dekomposition der Lecithinl\u00f6sung hervor, so da\u00df der quantitative Ertrag sehr unbefriedigend war.\nF\u00fcr s\u00e4mtliche Methoden ist der au\u00dferordentlich geringe quantitative Ertrag charakteristisch. Strecker scheint nicht, wie nach der empirischen Formel der CdCl2-Verbindung zu erwarten war, freies Lecithin von entsprechender Zusammensetzung wiedergewonnen zu haben. Bergell und Ulpiani geben \u00fcberhaupt keine Analysen ihrer regenerierten Phosphatide, und Thudichum endlich dr\u00fcckt sich betreffs der befreiten Phosphatide vorsichtig aus und \u00e4u\u00dfert sich nicht klar, inwiefern er deren Zusammensetzung mit den aus den CdCl2-Verbindungen abgeleiteten Formeln identisch gefunden hat.\n\u00dc 1. c.\n2) 1. c.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nA. Erlandsen,\nBetrachtet man mithin diese Frage genauer, so scheint sie\n\u2022\u2022\nnicht ganz so einfach zu sein, wie Thudichums \u00c4u\u00dferungen andeuten. Meine zu diesem Zweck angestellten Untersuchungen haben diese Vermutung bekr\u00e4ftigt.\nDie ersten Versuche wurden haupts\u00e4chlich nach Bergells\nMethode mit der Modifikation von Schulze und Winterstein1)\nausgef\u00fchrt. Nach dem Kochen mit Ammoniumcarbonat und Ab-\nfiltrieren der alkoholischen L\u00f6sung wird der Alkohol im Vakuum\n\u2022 \u2022\nabgedampft und der Abdampfungsr\u00fcckstand mit \u00c4ther extrahiert. Die \u00e4therische L\u00f6sung wird mit Wasser gewaschen, abpipettiert und mit Aceton gef\u00e4llt. Der Verlust bei dieser Darstellung war sehr bedeutend, und da ich diesen Verlust mit dem langen Kochen mit Alkohol unter Zusatz von Ammoniumcarbonat in Verbindung setzte, verlie\u00df ich diese Methode, welche sich vielleicht mit einiger Modifikation zu einer brauchbaren Regenerationsmethode ausbilden l\u00e4\u00dft.\nDie sp\u00e4teren Versuche sind alle unter Anwendung von SH2 gemacht. Nach \u00dcbers\u00e4ttigung mit SH2, zum Schlu\u00df unter Erw\u00e4rmung, wird das Cd-Sulfid mittels Warmwassertrichters ab-filtriert und mit hei\u00dfem Alkohol gewaschen. Zur Entfernung des Schwefelwasserstoffs wird das alkoholische Filtrat unter der Luftpumpe (bei niedriger Temperatur) unter Durchstreichen von Luft gekocht. Hierauf wird die salzsaure L\u00f6sung teils nach Thudichum (mit Dimercurammoniumhydroxyd) teils nach Strecker (mit frischgef\u00e4lltem Silberoxyd) behandelt. In beiden F\u00e4llen gelang es nach kurzdauernder Digestion und starkem Sch\u00fctteln das Filtrat vollst\u00e4ndig chlorfrei zu machen. Diese Behandlung ist aber von einem bedeutenden Gewichtsverlust begleitet, der sich durch starkes Bleichen der vorher stark gelbgef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit zu erkennen gibt.\nBei der Benutzung von Milions Base:2) (NHg2)20, 2H20 erreicht man ganz gewi\u00df eine schnelle Beseitigung der HCl; da sich aber die Base nur mit einem \u00c4quivalent S\u00e4ure verbindet, sind zur Erlangung eines sicheren Resultates sehr be-\nq l. c. s. toi ff.\n*) Millon, Annales de Chimie et de Physique, 3e S\u00e9rie, T. XVIII, S. 392.","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 139\ndeutende Mengen anzuwenden. Die Prozedur erwies sich, wie gesagt, mit gro\u00dfen Verlusten verbunden und nicht so befriedigend, wie nach Thudichums Angaben zu erwarten war. Beim Versuch wurde die schwarzbr\u00e4unliche anhydrische Base angewendet, welche nach Millon in Alkohol unl\u00f6slich ist. Thudichum scheint1) dahingegen die gelbwei\u00dfe, wasserhaltige Base angewendet zu haben, welche in Alkohol nicht ganz unl\u00f6slich ist, weshalb er sp\u00e4ter Spuren von Hg mit SH2 entfernen mu\u00df. Jedoch scheint dieser Unterschied keine wesentliche Bedeutung f\u00fcr das Resultat zu haben, indem dies nicht besser als dasjenige zu sein scheint, das ich nach Streckers Behandlung mit frisch gef\u00e4lltem Silberoxyd erhielt. Um anzudeuten, wie unbefriedigend sie war, referiere ich einen einzelnen Versuch:\n19 g der Fraktion II (d. i. der \u00e4therl\u00f6sliche Teil des CdCl2-Niederschlages), deren Zusammensetzung durch die Formel C35H66N2P012, 2CdCl2 ausgedr\u00fcckt wird, werden nach sorgf\u00e4ltiger Pulverisierung in absolutem Alkohol suspendiert. Unter Umr\u00fchren wird SH2 zugeleitet. Schlie\u00dflich erw\u00e4rmt man auf ca. 450 C., worauf die Schwefelwasserstoffzuleitung fortgesetzt wird, bis sich das Cadmiumsulfid von der obenstehenden, gelbgef\u00e4rbten L\u00f6sung absetzt. Es wird dekantiert und mittels Warmwassertrichters filtriert. Der Niederschlag wird mit frischem\nAlkohol behandelt, der unter leichtem Erw\u00e4rmen und Umr\u00fchren\n/\nmit SH2 ges\u00e4ttigt wird. Die klaren gelben Filtrate, welche bei der Abk\u00fchlung beginnende F\u00e4llung aufweisen (HCl-Phos-phatide?), werden unter der Luftpumpe zur H\u00e4lfte eingeengt. Trotz wiederholter Luftdurchleitung w\u00e4hrend des Eindampfens beh\u00e4lt die L\u00f6sung doch einen unangenehmen Geruch (vergl. Ulpianis Angaben). Sie ist bei moderater Erw\u00e4rmung vollst\u00e4ndig klar, von braungelber Farbe und reagiert deutlich sauer\nauf Lackmuspapier. Der Fl\u00fcssigkeit wird ein bedeutender \u2022 \u2022\nUberschu\u00df frischgef\u00e4llten Ag20 zugesetzt, bis sie nach gr\u00fcndlichem Sch\u00fctteln Lackmuspapier bl\u00e4ulich f\u00e4rbt. Das Filtrat gibt dann nicht mehr mit alkoholischer Silbernitratl\u00f6sung HC1-Reaktion. Nach dem Abfiltrieren der Silberverbindungen (AgCl\n*) 1. c. S. 169.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nA. Erlandsen.\nund Ag20) werden diese mit warmem Alkohol gewaschen, worauf die Filtrate vereint und mit SH2 ges\u00e4ttigt werden, um gel\u00f6stes Ag20 zu entfernen. Nach dem Abfiltrieren gef\u00e4llten Silbersulfids wird das Filtrat baldm\u00f6glichst unter der Luftpumpe abgedampft. Der Abdampfungsr\u00fcckstand wTiegt ca. 9 g, w\u00e4hrend die Menge theoretisch ca. 12 g betragen sollte.' Es ist also rein quantitativ ein bedeutender Verlust vorhanden. Ein Teil desselben r\u00fchrt schon von der ersten SH2-Behandlung her. Der SH2-Niederschlag, welcher getrocknet und gewogen wurde, enthielt die ganze Cd-Menge (gewichtsanalytisch als CdS04 bestimmt) ; aber das Gewicht des Niederschlages war doch \u00fcber 1 g gr\u00f6\u00dfer als das Gewicht des gef\u00e4llten Cadmiumsulfids (berechnet), so da\u00df mithin bei der Schwefelwasserstoff\u00e4llung sicherlich ein Teil organische Stoffe verloren gegangen sind, wenn nicht die Spaltung trotz aller Sorgfalt unvollst\u00e4ndig verblieben ist. Der \u00fcbrige Verlust mu\u00df dann auf die Behandlung mit Ag20 und die damit verbundenen Prozeduren zur\u00fcckzuf\u00fchren sein. H\u00e4tte man, wie Ulpiani, jegliche Erw\u00e4rmung vermieden, so h\u00e4tte sich der Ertrag quantitativ als bedeutend ung\u00fcnstiger erwiesen, da die Verbindung nach der SH2-Behandlung Neigung zur F\u00e4llung in kaltem Alkohol aufzuweisen schien. Indessen hat das gewonnene Produkt \u2014 das sowohl frei von Cd wie auch von CI ist \u2014 nicht die zu erwartende Zusammensetzung und mu\u00df sogar de-komponiert sein.\nDer erw\u00e4hnte Abdampfungsr\u00fcckstand, der in absolutem\n\u2022 \u00ab\nAlkohol leicht l\u00f6slich ist \u2014 etwTas schwerer in \u00c4ther \u2014 gibt in \u00e4therischer L\u00f6sung einen Niederschlag mit Aceton und in alkoholischer L\u00f6sung einen solchen mit alkoholischen CdCl2-und Platinchloridl\u00f6sungen. In diesen Beziehungen scheint mithin nichts Verd\u00e4chtiges zu herrschen, au\u00dfer da\u00df das Produkt mit kaltem Aceton bei weitem nicht quantitativ gef\u00e4llt wird. Aber die Analysen ergaben, da\u00df der P- und N-Gehalt anstatt der berechneten 4,21\u00b0/o P und 3,81 \u00b0/o N, vielmehr 3,82\u00b0/o P und 2,56 o/o N (N : P = 1,48 : 1) war.\nIn der Hoffnung, die Spaltungsprodukte entfernen zu k\u00f6nnen, wurde in \u00c4ther gel\u00f6st und mit Aceton gef\u00e4llt. Das Produkt nimmt hierdurch an Menge ab und enth\u00e4lt dann 4,86\u00b0/o P und","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 141\n3,17 \u00b0/o N. Sowohl der P- und N-Gehalt waren demnach gr\u00f6\u00dfer geworden, jedoch war das Verh\u00e4ltnis N : P unver\u00e4ndert (1,44:1).\nDer Versuch, das freigemachte Phosphatid aus der CdCl2-Verbindung herzustellen, war hiermit als mi\u00dflungen zu betrachten, indem unter den hierzu vorgenommenen Prozeduren eine Dekomposition stattgefunden hatte. Ich darf mich \u00fcber deren Natur nicht mit Bestimmtheit \u00e4u\u00dfern, jedoch scheint es nicht unwahrscheinlich, da\u00df au\u00dfer dem von Ulpiani und Bergeil erw\u00e4hnten dekomponierenden Einflu\u00df des Schwefelwasserstoffs von einer saponifizierenden Einwirkung des Silberoxyds, das ja in geringem Grad in Alkohol l\u00f6slich ist, die Rede sein kann. Wie wichtig mir auch diese Frage f\u00fcr das Studium der Phosphatide vorkommt, welche durch ihre CdCl2-Verbindungen isoliert werden sollen, so mu\u00df ich mich doch hier darauf beschr\u00e4nken, festzustellen, da\u00df ich mittels der fr\u00fcher empfohlenen Methoden keine befriedigenden Resultate zu erreichen vermochte.\nEinen Beitrag zur Erforschung der Konstitution des als CdCl2-Verbindung isolierten Phosphatids mu\u00dfte ich deshalb versuchen durch Verseifung der CdCl2-Verbindung zu erhalten.\nDas Verfahren war identisch mit dem f\u00fcr die Untersuchung\n\u2022 \u2022\nder Phosphatide des Atherextraktes beschriebenen.\nEs wurden teils mit dem \u00e4therl\u00f6slichen Teil des Chlorcadmiumniederschlages, teils mit dem ganzen Chlorcadmiumniederschlag (C40H75N2POj2, 2CdCl2) Versuche gemacht. W\u00e4hrend der Verseifung entwickeln sich alkalisch reagierende D\u00e4mpfe, aber selbst bei langdauerndem Kochen destillieren nur ganz geringe Mengen basischer Verbindungen \u00fcber. Nach der Verseifung werden die S\u00e4uren wie fr\u00fcher beschrieben hergestellt und titriert.\nDie S\u00e4uren waren phosphorfrei oder gaben nur Spur von P-Reak-\n\u2022 \u2022\ntion. Aus folgender \u00dcbersicht, in welcher die Buchstaben dieselbe Bedeutung wie fr\u00fcher haben, geht hervor, wie gering im Vergleich mit den oben analysierten Phosphatiden die S\u00e4uremenge ist und wie dies durch die Aquivalentberechnung erkl\u00e4rt wird. Das Titrieren der S\u00e4uren ist mit gr\u00f6\u00dferer Schwierigkeit als bei den fr\u00fcher untersuchten Phosphatiden verbunden, da sie dunkler gef\u00e4rbt sind. Der Schwierigkeit l\u00e4\u00dft sich durch starke Verd\u00fcnnung mit Wasser w\u00e4hrend des Titrierens wesentlich abhelfen.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nA. Erlandsen,\n\tP\tFetts\u00e4uren\tProzent der org. Mol.\tn\tM\tX\nC40H75N\u00e4P012, 2 CdCl2\t5 g\t1,51g =30,20\u00b0/\u00ab\t43,90\t4,230\t1172,4\t0,99\n\u00bb\t7 >\t2,24\u00bb = 32,00\u00b0/\u00ab\t46,51\t,6,064\t1172,4\t1,02\nHieraus folgt, da\u00df jedes Molek\u00fcl nur 1 Fetts\u00e4ureradikal enth\u00e4ltx).\nDie Elementaranalyse der aus C40H75N2PO12, 2CdCl2 hergestellten Fetts\u00e4ure ergab 71,61 \u00b0/oC und 10,68\u00b0/oH. Hieraus wird die Zusammensetzung der Fetts\u00e4ure (auf dieselbe Weise wie oben) auf C22H3904 berechnet (Atome: C 21,75, H 38,82, 0 4,04).\nZum Nachweis von Glycerinphosphors\u00e4ure und Isolieren der basischen Bestandteile wird Verseifung mit Barytwasser benutzt, wonach man nach der fr\u00fcher beschriebenen Weise verf\u00e4hrt.\nDie w\u00e4sserige L\u00f6sung des als gly cerinphosphorsauren Baryum angesehenen Stoffes wird mit Bleiacetat in schwach essigsaurer L\u00f6sung gef\u00e4llt. Der hierdurch entstandene Niederschlag gab starke Acroleinreaktion sowie starke Phosphorreaktion. Obwohl weder der P-Gehalt noch der Pb-Gehalt vollkommen so hoch war, wie glycerinphosphorsaures Blei erfordert, so herrscht doch hiernach kein Zweifel dar\u00fcber, da\u00df die Verbindung Glycerin in Verbindung mit Phosphors\u00e4ure enth\u00e4lt. Vorl\u00e4ufig ist es unentschieden, worauf die Abweichung beruht.\nDie Platinchloridf\u00e4llung der basischen Bestandteile bildete nach Umkrystallisation aus Wasser orangegelbe Krystalle, von denen die gr\u00f6\u00dften lange, nadelf\u00f6rmige Prismen bildeten, w\u00e4hrend die kleineren eher polyedrische Krystalle waren, welche hie und da an Oktaeder erinnerten, jedoch sonst unregelm\u00e4\u00dfig waren. Hexagonale Tafeln lie\u00dfen sich nicht beobachten, und die Krystalle erinnerten \u00fcberhaupt nicht an Cholinplatinchlorid. Das\nl) Die Resultate waren f\u00fcr den \u00e4therl\u00f6slichen Teil des CdCl2-Niederschlages vollst\u00e4ndig \u00fcbereinstimmend.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 143\nProdukt gab beim Gl\u00fchen deutlichen Trimethylamingeruch und hinterlie\u00df 32,62 \u00b0/o Pt.\nEs geht aus diesen Daten hervor, da\u00df die Verbindung in mehreren Beziehungen an Thudichums Sphingomyelin1) erinnert, das nach seiner Auffassung nur ein Fetts\u00e4urenradikal au\u00dfer 2 N-haltigen Radikalen und eine Alkoholradikal enthalten soll. Nimmt man an, da\u00df das eine N-haltige Radikal weniger fest gebunden ist \u2014 so wie es mit dem Sphingomyelin der Fall ist \u2014 so g\u00e4be eine teilweise Dekomposition eine Mischung von Stoffen mit den Relationen N : P = 2 : 1 und N : P = 1 :1. Dies war gerade bei dem besprochenen Regenerationsversuch des Phosphatides der Fall. Man fand \u2014 unter allen Symptonen einer stattgefundenen teilweisen Zersetzung \u2014 einen wesentlich h\u00f6heren Phosphorgehalt, w\u00e4hrend das Verh\u00e4ltnis N : P \u2014 1,44 : 1 war.\nAu\u00dfer diesen Analogien mit dem Sphingomyelin verh\u00e4lt es sich gegen\u00fcber CdCl2 \u2014 ebenso wie Thudichums Diamido-phosphatide \u2014 wie ein dipolares Alkaloid. Das Hauptphos-phatidfoder die Phosphatidgruppe) des Alkoholextraktes ist mithin als ein Diamido-Monophosphatid aufzufassen, dessen CdCl2-Verbindung ein S\u00e4ureradikal, eine Glyceringruppe und 2 N-haltige Radikale enth\u00e4lt. Das S\u00e4ureradikal unterscheidet sich von denen,\n_ \u2022 \u2022\nwelche in den Phosphatiden des Atherextraktes gefundenwurden, durch seinen bedeutend h\u00f6heren Sauerstoffgehalt, der ihm das Gepr\u00e4ge einer Oxvfetts\u00e4ure verleiht.\nEs liegt kein Grund zu der Annahme vor, da\u00df der enthaltene Alkohol nicht hier wie in den \u00fcbrigen Phosphatiden Glycerin2) sein sollte, da die Untersuchungen doch bestimmt das Vorhandensein von Glycerin zwischen den Spaltungsprodukten ergeben haben. Die Natur der basischen Elemente habe ich nicht genauer bestimmen k\u00f6nnen. Ein einzelner Versuch spricht allenfalls daf\u00fcr, da\u00df es sich nicht ausschlie\u00dflich um Cholin handelt.\n*) 1. c. S. 112 und 169\u2014173.\n2) Thudichums Sphingomyelin enth\u00e4lt kein Glycerin.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nA. Erlandsen,\nDas Darstellungsverfahren dieser Gruppe der Phosphatide\ndes Herzens deutet darauf, da\u00df dieselben an andere Stoffe\ngebunden sein m\u00fcssen. Es handelt sich vielleicht um Bindung\nan Albuminstoffe, so wie Hoppe-Sey 1er urspr\u00fcnglich annahm;\njedoch haben meine Untersuchungen keine diesbez\u00fcglichen Auf-\nkl\u00e4rungen zu geben vermocht. Liebermanns Untersuchungen1)\nst\u00fctzen die Annahme derartiger Verbindungen. Wie sich nun\nauch immer die Verh\u00e4ltnisse gestalten m\u00f6gen, so sind die\n\u2022 \u2022\naus dem prim\u00e4ren Atherextrakt und die aus dem sekund\u00e4ren Alkoholextrakt des Herzens gewonnenen Phosphatide von vollst\u00e4ndig abweichender chemischer Zusammensetzung. Das eingehendere Studium dieser Diamidophosphatide l\u00e4\u00dft sich kaum f\u00f6rdern, bevor die Frage \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Phosphatide zu CdCl2 gel\u00f6st ist \u2014 besonders inwieweit die Verbindungen mit diesem oder anderen Metallsalzen als reine Additionsprodukte aufzufassen sind \u2014 und bevor man ein vollst\u00e4ndig unsch\u00e4dliches (s. nicht dekomponierendes) Verfahren zur Regeneration der Phosphatide besitzt.\nDas Filtrat der CdCl9-F\u00e4llung.\nWo das Ausgangsmaterial \u2014 wie hier \u2014 schon vom gr\u00f6\u00dften Teil der vorkommenden Beimischungen befreit ist, sollte man angenommen haben, da\u00df alle Phosphatide durch die F\u00e4llung mit CdCl2 entfernt werden m\u00fc\u00dften. Indessen zeigt es sich, da\u00df die Phosphatide ebenso wenig mittels CdCl2 als mittels Aceton quantitativ gef\u00e4llt werden. Ob es darauf beruht, da\u00df die CdCl2-Verbindungen in geringem Grad in Alkohol l\u00f6slich sind, oder da\u00df es Phosphatide mit in Alkohol leichtl\u00f6slichen CdCl2-Verbindungen gibt, oder vielleicht, da\u00df es Phosphatide gibt, welche keine Verbindungen mit CdCl2 ein-gehen, ist nicht m\u00f6glich gewesen zu entscheiden, da ich auch hier bei der Entfernung des Cadmiumchlorids aus den organischen Bestandteilen des Filtrates auf Schwierigkeiten stie\u00df. Die Untersuchungen trugen daher nicht zur L\u00f6sung der Frage \u00fcber\n>) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. L, S. 25; Bd. LIV, S. 573.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiurns usw. 145\ndie Art dieser P-haltigen Substanzen bei, deren Menge indes nur gering war.\nUntersuchungen der Phosphatide der quergestreiften Muskeln.\nAls Supplement zu den Untersuchungen \u00fcber die Phosphatide des Ochsenherzens habe ich einige Untersuchungen \u00fcber die Phosphatide in den quergestreiften Muskeln derselben Tierart vorgenommen.\nDie Pr\u00e4paration der unmittelbar nach dem Schlachten der Tiere ausgeschnittenen Schenkelmuskeln (Adduktoren) ist genau auf dieselbe Weise ausgef\u00fchrt wie betreffs des Ochsenherzens beschrieben. Zur Untersuchung verwendete ich ca. 10 ll2 kg fast fettfreie Muskeln, welche 48 Stunden nach dem Schlachten zu 2062 g feinem Pulver verarbeitet waren.\nIm Laufe von 7 Tagen wurden mittels 5 \u00c4therbehandlungen im ganzen ca. 46 g \u00c4therextrakt gewonnen. Zwischen jeder Extraktion wurde das Muskelpulver sorgf\u00e4ltig ausgepre\u00dft. Weiteres, 14 t\u00e4giges Stehen und starkes Auspressen ergab nur einen Extrakt von ca. 2 g. Die vereinigten \u00c4therextrakte wogen mithin im ganzen nur ca. 48 g (ca. 2,33 \u00b0/o). Dieses Resultat war im Vergleich mit dem \u00c4therextrakt des Herzens au\u00dferordentlich gering, selbst wenn die Muskeln nur wenig interstitielles Fettgewebe enthielten. Bei der darauf folgenden Alkoholextraktion gewann man schon mit kaltem Alkohol in 24 Stunden ungef\u00e4hr ebenso viel Extrakt (ca. 40 g) wie bei s\u00e4mtlichen \u00c4therextraktionen. Bei der zweiten Alkoholbehandlung (Extraktion auf Wasserbad bei 40\u2014450 C.) wurden ca. 88 g Extrakt gewonnen. Innerhalb 7 Tagen gewann man bei 4 Alkoholextraktionen im ganzen ca. 192 g Alkoholextrakt (ca. 9,31 \u00b0/o). Hiermit wurde die Extraktion abgeschlossen, obwohl weitere Extraktionen zweifellos noch eine unbedeutende Extraktmenge ergeben haben k\u00f6nnten. Die Extrakte waren gelb gef\u00e4rbt, von neutraler Reaktion.\n\u2022 \u2022\nDas Atherextrakt.\n46 g der eingedampften \u00c4therextrakte werden -wie fr\u00fcher beschrieben behandelt. Man gewinnt hierbei ca. 17 g acetonunl\u00f6sliche Stoffe, von denen fast 2k zur Fraktion c geh\u00f6ren.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nA. Erlandsen,\nVon den Fraktionen b\u00ef und bn werden 1,1 resp. 1,5 g gewonnen. Die verschiedenen Produkte haben denselben Charakter wie die entsprechenden bei der \u00c4therextraktion des Herzens gewonnenen. Nur betreffs der Fraktion c gelang es eine vollst\u00e4ndige Analyse durchzuf\u00fchren.\nDie Fraktion bj? die also nur in \u00e4u\u00dferst \u00bbgeringer Menge im Vergleich mit den Verh\u00e4ltnissen beim Herzen gefunden wurde, bildete hellbraune, harzige Massen, welche 4,55 \u00b0/o P und 0,93 \u00b0/o N (N : P = 1 : 2,21) enthielten.\nDie Fraktion bn bildete schneewei\u00dfe, fett\u00e4hnliche Massen, welche sich leicht in \u00c4ther, schwer in kaltem Alkohol und Aceton l\u00f6sten. Sie war absolut phosphorfrei und reduzierte nach dem Kochen mit verd\u00fcnnter H2S04 Fehlingsche L\u00f6sung nicht. Sie erinnert an Zuelzers an einer \u00e4hnlichen Stelle der Untersuchung gefundenes Tripalmitin und ist ebenfalls frei von Phos phatiden und jecorinartigen Substanzen.\nDas Hauptprodukt des \u00c4therextraktes der Muskeln ist die Fraktion c. Diese hatte vom Anfang ein Gewicht von ca. 10 g und bildete somit die Hauptmenge des gesamten Acetonniederschlages. Bei wiederholten sorgf\u00e4ltigen Reinigungsver-suchen schwindet sie derart ein, da\u00df nur ca. 6 g hellgelbe, wachsartige Massen von gleichem Aussehen und mit denselben physikalischen Eigenschaften wie das Lecithin (c) des Herzens \u00fcbrig bleiben.\nEine Doppelt-Analyse der Substanz gab folgende Resultate :\n\t7\u00bb\t\u00b0l 0\tDurchschnitt 7\u00bb\tAtome (p = l)\tBerechnet f\u00fcr c43h80npo9 7\u00bb\nG\t65,84\t66,08\t65,96\t43,38\t65,70\nH\t10,19\t10,21\t10,20\t80,28\t10,21\nN\t1,84\t1,80\t1,82\t1,02\t1,79\nP\t3,95\t3,90\t3,93\t1\t3,95\n[0]\t\u2014\t\u2014\t18,09\t8,93\t18,33\nBeim Vergleich dieses Pr\u00e4parates mit den Analysen des Lecithins (c) des Herzens wird man finden, da\u00df die einzelnen","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 147\nBestimmungen und die gewonnenen empirischen Formeln\nC43H80NPO9 einander ganz entsprechen. Dieser Umstand spricht\nvielleicht noch mehr als die w\u00e4hrend der Herzuntersuchungen\naufgef\u00fchrten \u00fcbereinstimmenden Analysen daf\u00fcr, da\u00df das\nProdukt wirklich ein chemisches Individuum, ein\nLecithin ist, dessen Wasserstoffgehalt wegen der\nenthaltenen wasserstoffarmen Fetts\u00e4uren gering ist.\nEs kann hinzugef\u00fcgt werden, da\u00df ich bei Untersuchungen\nvon H\u00fchnereidottern, welche ohne vorhergehende\nAustrocknung, aber \u00fcbrigens nach demselben Schema\nwie die Muskeln untersucht wurden, gefunden habe, \u2022 \u2022\nda\u00df das \u00c4therextrakt des Eidotters bedeutende Mengen\nPhosphatide enthielt, welche fast alle zur Fraktion c\ngeh\u00f6rten. Dieses Eilecithin, das vor der Analyse l\u00e4ngerer\nEinwirkung der Luft ausgesetzt gewesen war, gab ann\u00e4hernd\ndieselbe Formel, n\u00e4mlich C44H80NPOlr\nIch habe demnach in keinem Fall Lecithin mit\nso hohem Wassserstoffgehalt gefunden, wie die\n\u00fcblichen Lecithinformeln angeben.\nEs geht aus obenstehenden Bemerkungen hervor, da\u00df \u2022 \u2022\ndas Atherextrakt der Muskeln \u2014 mit dem der Herzmuskulatur verglichen \u2014 eine auffallend geringe Menge Phosphatide enth\u00e4lt. Von Diphosphatiden findet man nur eine Spur, und von Monophosphatiden ist die Menge bedeutend geringer als im Herzen. Das erhaltene Mono-phosphatid war mit dem aus dem Herzen hergestellten Lecithin (c) identisch. Dieser Unterschied zwischen dem Herzmuskel und den quergestreiften Muskeln harmoniert gut mit dem von Rubow1) konstatierten bedeutenden Unterschied in der Phosphatidmenge, berechnet nach dem Phosphorgehalt der Extrakte. Das Defizit der Muskeln ist demnach zum gro\u00dfen Teil dem geringen Gehalt unmittelbar \u00e4therl\u00f6slicher Phosphatide zuzuschreiben.\nDas Alkoholextrakt.\nW\u00e4hrend das \u00c4therextrakt der Muskeln erstaunlich gering war, war das Alkoholextrakt ungef\u00e4hr ebenso gro\u00df wie der\n0 l. c.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nA. Erlandsen,\ndes Herzens. Zwei Bestimmungen der Menge des Alkoholextraktes ergaben f\u00fcr das Herz resp. 9,56 \u00b0/o und 9,79\u00b0/o Alkoholextrakt, w\u00e4hrend hier 9,31 \u00b0/o gewonnen wurden. Das Alkoholextrakt wurde derselben Behandlung unterworfen, wie S. 123 beschrieben. Es wurde hierbei in Fraktionen getrennt, f\u00fcr welche dieselben Benennungen benutzt sind. Aus untenstehender \u00dcbersicht geht das Mengenverh\u00e4ltnis der Fraktionen hervor, und es wird zum Vergleich eine \u00e4hnliche \u00dcbersicht\n\u00fcber die entsprechenden Fraktionen des Alkoholextraktes des\n\u2022 \u2022\nHerzens bei einer einzelnen Darstellung aufgestellt. Die \u00dcbersicht gibt naturgem\u00e4\u00df nur ein grobes BM der Verh\u00e4ltnisse, indem s\u00e4mtliche Zahlen nur rein ann\u00e4hernd sind.\nAlkoholextrakt vom Herzen (angewendete Menge ca. 155 g)\t\t\tAlkoholextrakt von Muskeln (angewendete Menge ca. 170 g)\t\n\tGewichts- menge er \u00f6\tProzent\tGewichtsmenge g\t| ? Prozent\n1 (X *\u2022\u00ab\u2022\u00bb!\tca. 10\t6,45\tj ca. 12 !\t7.01 i\n\u00df\t\t!\t> 35\t22,58 /\t\u00bb 98\ti\t57.65\nAcetonl\u00f6sung\t> 16\t10,32\t> 11 |\t6,47\nY \u2666 .\t\u2022\t\u2022\t\u2022\t\u00bb\t4\t2,58 y\t\u00bb\t3,5\t|\t2.06 /\nb . \u00ab \u00ab . .\t\u00bb 80\t51,61\t\u00bb 35\t|\t20,59\nVerlust . . .\t\u00bb 10\t6,46 s\t\u00bb 10,5\t6.22 1\nErinnert man sich, da\u00df sich die Hauptmenge des Phosphors in den Fraktionen y und & befindet, so geht aus dem Vergleich hervor, da\u00df diese zusammen nur halb so gro\u00df im Extrakt der Muskeln wie in denen der Herzen sind, w\u00e4hrend die Muskeln andererseits gro\u00dfe Mengen der Fraktion \u00df enthalten, die wesentlich aus der nicht eingehender studierten s\u00e4ureartigen Substanz besteht, welche durch ihren hohen N-Gehalt, ihre F\u00e4higKeit, CdCl2-Verbindungen zu bilden, und ihre Analogien mit Siegfrieds Muskelnucleon charakterisiert ist.\nDer Vergleich zeigt demnach, da\u00df der geringere Phos-phatidgehalt der Muskeln nicht nur auf einem geringeren Phos-phatidgehalt im \u00c4therextrakt beruht, sondern auch auf einem","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums usw. 149\nbedeutend geringeren Gehalt derartiger Phosphatide, welche erst bei der Alkoholbehandlung befreit werden.\nVon den verschiedenen Fraktionen wurde nur \u00f6 einer genaueren Untersuchung unterworfen. Es soll indes bemerkt werden, da\u00df auch \u00df, welche, wie gesagt, auch hier in bedeutender Menge angetroffen wird (ca. 5\u00b0/o der Trockensubstanz) in allen Beziehungen an das entsprechende Produkt des Herzens erinnert und ebenso wie dieses Phosphor enth\u00e4lt. Die Fraktion y reduziert auch Fehlingsche L\u00f6sung nach dem Kochen mit verd\u00fcnnter H2S04; jedoch ist die Reduktionsf\u00e4higkeit nur sehr gering.\nDie alkoholische L\u00f6sung von 5 wird mit einer alkoholischen CdCl2-L\u00f6sung gef\u00e4llt. Der entstehende Niederschlag wird sorgf\u00e4ltig mit absolutem Alkohol gewaschen und im Vakuum nach dem Absaugen des Alkohols getrocknet. Die leichten, gelbwei\u00dfen Massen lassen sich leicht zu einem feinen, staubigen Pulver zerdr\u00fccken, welches ganz an den CdCl2-Niederschlag des Alkoholextraktes des Herzens erinnert. Die Analysen dieses Produktes weichen von diesem jedoch nicht so wenig ab.\n\t\u00b0/o\t\u00bb/\u00bb\tDurchschnitt \u00b0/o\tAtome (P = 1)\nG\t40.96 /\t40,32\t40,64\t43.95\nH\t6,46\t6,40\t6,43\t83,22\nN\t1,95\t1,96\t1,96\t1,81\nP\t2.39 7\t2,38\t2,39\t1\nCd\t19,77\t19,87\t19,82\t2,29\n[Gl]\t\u2014\t\u2014\t12,53\t4,59\n[0]\t\u2014\t\t16,23\t13,16\nDie Analysen entsprechen mithin ann\u00e4hernd der Formel C44H83N2P013, 2CdCl2, aber dem Verh\u00e4ltnis P : N : CdCl2 = 1 : 1,8 : 2,3, so da\u00df das Produkt ein nicht wenig verunreinigtes Diamidophosphatid zu sein scheint. Aber jedenfalls geht doch hieraus hervor, da\u00df sich auch im Alkoholextrakt der Muskeln wesentlich Diamidophosphatide vorfinden.\nDiese Untersuchung der Ochsenmuskeln be-","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nA. Erlandsen,\nst\u00e4tigte, da\u00df dieselben bedeutend kleinere Mengen Phosphatide als das Oehsenherz enthalten. Es ist gelungen, die Anwendbarkeit der angegebenen Methode an einem\nanderen Material zu pr\u00fcfen, und es hat sich gezeigt, da\u00df\n\u2022 \u2022\nman auch hier im Atherextrakt nur Monoamidophos-\nphatide, im Alkoholextrakt wesentlich Diamidophos-\nphatide bekommt. Es geht ferner aus einigen von mir mit\nH\u00fchnereidottern angestellten Untersuchungen hervor, da\u00df diese\nwohl wesentlich Monoamidophosphatide (Lecithin etc.) enthal-\n\u2022 \u2022\nten, welche in dem prim\u00e4ren Atherextrakt aufgenommen werden, da\u00df sich jedoch auch Phosphatide mit h\u00f6herem N-Gehalt vorfinden, welche sich durch nachfolgende Extraktion mit Alkohol gewinnen lassen.\nEs scheint mithin Grund zu der Annahme vorhanden zu sein, da\u00df die angegebene Methode allgemeine Anwendung zur Trennung von Mono amid o-phosphatiden und Diamidophosphatiden finden kann, falls es sich nicht zeigen sollte, da\u00df es anderswo auch Monoamidophosphatide gibt, welche zu ihrer L\u00f6sung eine Alkoholbehandlung erfordern.\nEs gelang nicht, im Eidotter ein Phosphatid vom Charakter oder von der Zusammensetzung des Cuorins zu finden, und in den Muskeln war dieses Diphosphatid h\u00f6chstens in Spuren vorhanden. Im Gehirn haben weder Thudichum noch andere Untersucher Stoffe gefunden, wrelche eine \u00e4hnliche Zusammensetzung aufwiesen.\nDer bedeutende Gehalt an Diphosphatiden (Cuo-rin) ist deshalb vorl\u00e4ufig als etwas dem Herzen Eigent\u00fcmliches zu betrachten.\nEs handelt sich demnach nicht nur um einen quantitativen, sondern auch um einen qualitativen Unterschied des Phosphatidgehalts der Herzmuskeln und der quergestreiften Muskeln. Es l\u00e4\u00dft sich annehmen, da\u00df beide Teile sowohl f\u00fcr die besonderen Funktionen des Herzens, wie auch f\u00fcr die besondere Affinit\u00e4t gewisser Gifte zu der Herzmuskulatur Bedeutung haben. Derart betrachtet, gewinnt die Frage \u00fcber die F\u00e4higkeit der verschie-","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithin artig en Substanzen des Myocardiums usw. 151\ndenen Phosphatide, Verbindungen mit Stoffen, wie Alkaloide, Glykoside etc. etc., einzugehen, erh\u00f6htes Interesse.\nR\u00e9sum\u00e9.\nEs gibt im Organismus eine Reihe verschiedener, komplexer, organischer Verbindungen, welche das gemeinschaftliche Kennzeichen besitzen, da\u00df sie Glycerinphosphors\u00e4ure in (wahrscheinlich \u00e4therartiger) Verbindung mit einer oder mehreren basischen Radikalen und einem oder mehreren Fetts\u00e4ureradikalen enthalten. Ebenso wie die Fettstoffe, sind die meisten in \u00c4ther l\u00f6slich *) (ohne doch alle unmittelbar mit \u00c4ther extrahiert werden zu k\u00f6nnen), unterscheiden sich jedoch u. a. von diesen dadurch, da\u00df sie sich mit Wasser feuchten lassen und schlie\u00dflich mit diesen eine Art colloidale L\u00f6sungen bilden.\nDiese Substanzen, deren Verbreitung f\u00fcr ihre au\u00dferordentliche Bedeutung f\u00fcr das Leben des Organismus spricht, werden nach Thudichums Vorschlag Phosphatide* 2) benannt.\nDie Bezeichnung umfa\u00dft s\u00e4mtliche organische Substanzen, welche die obengenannten, gemeinsamen Charaktere aufweisen, unbeachtet ihres verschiedenen physikalischen Verhaltens und ihrer verschiedenen chemischen Struktur, und ist daher ein Substitut f\u00fcr die veraltete Benennung \u00abLecithin\u00bb, welche jetzt nur auf eine bestimmte, n\u00e4her charakterisierte Gruppe innerhalb der Klasse der Phosphatide anzuwenden ist. Durch Untersuchungen des Gehirns hat T hu die hum die dort vorkommenden Phosphatide in Gruppen trennen k\u00f6nnen, welche durch bestimmte, einfache Verh\u00e4ltnisse zwischen dem im Molek\u00fcl enthaltenen N und P charakterisiert werden.\nThudichums und meine Untersuchungen, welche mit verschiedenem Material und auf verschiedene Art ausgef\u00fchrt sind, haben zur Charakterisierung von Phosphatiden etwas verschiedener Zusammensetzung gef\u00fchrt; jedoch haben sie dasselbe Hauptresultat ergeben: Der alte Lecithinbegriff, welcher\n0 T hu dich um gibt an, auch \u00e4therunl\u00f6sliche Phosphatide isoliert zu haben. Ich habe bei meinen Untersuchungen keine solche gefunden *\n2) Koch hat sp\u00e4ter die Benennung Lecithane vorgeschlagen.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nA. Erlandsen,\nwohl verschiedene Lecithine umfa\u00dfte, aber als Unterschied nur eine Variation der substituierten Fetts\u00e4ure-radikale gestattete, ist zu verlassen und mit einem neuen, umfassenden zu ersetzen, welcher auf das Resultat dieser Untersuchungen R\u00fccksicht nimmt.\nBis eine mehr rationelle Einteilung der Phosphatide m\u00f6glich wird, scheint es, da\u00df folgende Einteilung (eine Erweiterung der Thudichumschen Einteilung) angewendet und eventuell suppliers werden kann:\n1.\tMonoamido-Monophosphatide (N : P = 1 : 1).\n2.\tMonoamido-Diphosphatide (N : P = 1 : 2).\n3.\tDiamido-Monophosphatide (N : P = 2 : 1).\n4.\tDiamido-Diphosphatide (N : P = 2 : 2).\nDiese rein schematische Einteilungsweise l\u00e4\u00dft sich vorl\u00e4ufig nicht durch eine mehr rationelle ersetzen. Sie f\u00e4llt indes mit dem Hauptunterschied zusammen, der sich mit R\u00fccksicht auf die Monoamidophosphatide und Diamidophosphatide geltend macht, indem sich die letzteren, wenigstens in den von mir untersuchten Organen nicht direkt mit \u00c4ther extrahieren lassen und deshalb als auf eine andere und festere Art gebunden, als die erstgenannten zu betrachten sind, deren freies Auftreten nicht verneint werden kann.\n1. Die Monoamido-Monophosphatide (die Lecithin-Kephalingruppe) ist die bekannteste und vielleicht am meisten verbreitete im Organismus. Man hat in keinem der untersuchten Gewebe Phosphatide dieser Art vermi\u00dft, ebenfalls haben fr\u00fchere Untersucher best\u00e4ndig Substanzen dieser Gruppe gefunden.\nDie Zusammensetzung des in Ochsenmuskeln und Ochsenherz vorkommenden Lecithins war C43H80NPO9 und eine \u00e4hnliche Zusammensetzung wurde f\u00fcr die im H\u00fchnereidotter Vorgefundene konstatiert.\nDie 2 Fetts\u00e4ureradikale im Lecithinmolek\u00fcl sind im Gegensatz zu der allgemeinen Annahme so wasserstoffarm, da\u00df sie jedenfalls teilweise der Linol- oder Linolens\u00e4urereihe angeh\u00f6ren.\nDas Verh\u00e4ltnis der CdCl2-Verbindungen und der Platinchloridverbindungen ist noch nicht gen\u00fcgend bestimmt.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die leeithinartisen Substanzen des Myoeardiums usw. 153\n2.\tDie Monoamido-Diphosphatide, deren einzigst bekannten Repr\u00e4sentanten, das Cuorin, ich aus dem Ochsenherz hergestelit habe, enth\u00e4lt 2 Phosphors\u00e4ureradikale, welche jedenfalls zum Teil an Glycerin gebunden sind. Das Molek\u00fcl enth\u00e4lt 3 Fetts\u00e4ureradikale wasserstoffarmer S\u00e4uren sowie ein basisches Radikal, welches nicht mit Cholin identisch ist. Die empirische Formel des Cuorins ist C71H125NP202r Es hat in vielen Beziehungen Eigenschaften mit den \u00fcbrigen Phosphatiden gemein, darunter auch diejenige, da\u00df es mit Metallsalzen schwerl\u00f6sliche Verbindungen eingeht. Es zeichnet sich durch seine Unl\u00f6slichkeit in Alkohol und durch seine hervorragende Autoxydabilit\u00e4t aus, wodurch sich seine physikalischen Eigenschaften bei der Oxydation ver\u00e4ndern.\n3.\tDie Diamido-Monophosphatide. Diese existieren kaum frei im Organismus, sondern sind an andere Elemente gebunden, so da\u00df sie \u2014 obschon in \u00c4ther l\u00f6slich \u2014 nicht direkt damit extrahiert werden k\u00f6nnen. Erst nach der Behandlung des pulverisierten Gewebes mit Alkohol, wobei die Albuminstoffe koagulieren, werden\nsie aus ihren Verbindungen frei gemacht, und sind\n# \u2022\nhiernach in \u00c4ther l\u00f6slich. Inwiefern diese Verbindungen als Verbindungen von Phosphatiden mit Albuminstoffen (Lecithin-albumin [Liebermann]) aufzufassen sind, oder ob es sich um andere Verbindungen handelt, l\u00e4\u00dft sich vorl\u00e4ufig nicht bestimmen. Jedoch haben die derart gebundenen Phosphatide einen anderen Bau und vielleicht auch andere Eigenschaften als die Mono-amidophosphatide. Es ist mir nicht gelungen, die Diamidophos-phatide allein mit Hilfe physikalischer Methoden, sondern nur als Verbindungen mit Metallsalzen zu isolieren. Es ist fr\u00fcher hervorgehoben, welchen Zweifel ich mit R\u00fccksicht auf die Chlorcadmium Verbindungen hege, besonders betreffs der Frage, ob sie als einfache Additionsprodukte aufzufassen sind. Aus diesen Gr\u00fcnden mu\u00df ich mich mit der Feststellung begn\u00fcgen, da\u00df sich das Diamidophosphatid des Herzens mit 2 Molek\u00fclen CdCi2 verbindet und bei wiederholten Darstellungen die Zusammensetzung C40H75N2PO12, 2 CdCl2","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nA. Erlandsen,\ngehabt hat, sowie da\u00df diese Verbindung nur ein Fetts\u00e4ureradikal enth\u00e4lt.\nEntsprechend T hu di chums Diamidophosphatiden (Amido-myelin und Sphingomyelin) verh\u00e4lt sich das Diamidophosphatid des Herzens gegen\u00fcber CdCl2 wie ein dipolares Alkaloid. Betreffs der Konstitution ist es im Einkl\u00e4nge hierrpit und mit dem Resultat meiner Untersuchungen, vorl\u00e4ufig als Glycerinphosphors\u00e4ure aufzufassen, in welcher ein S\u00e4ureradikal und 2 basische Radikale substituiert sind (welche jedes 1 Atom N enth\u00e4lt).\nDie organische S\u00e4ure, welche in diese Verbindung eingeht, ist von den aus den Monoamidophos-phatiden gewonnenen verschieden, indem sie bedeutend mehr Sauerstoff enth\u00e4lt.\nDie Basen sind jedenfalls teilweise verschieden von Cholin.\nDie Diamidophosphatide scheinen sich in den meisten Geweben vorzufinden. Der gebundene Zustand, in welchem sie sich in den Geweben finden, scheint ihre besondere Stellung als ein integrierender Teil des Zellk\u00f6rpers anzudeuten.\n4. Diamido-Diphosphatide sind nur von Thudichum isoliert, und nur mit R\u00fccksicht auf dessen Untersuchungen, habe ich diese Gruppe mit erw\u00e4hnt, da ich keine Phosphatide dieser Zusammensetzung in den von mir untersuchten Geweben nachgewiesen habe.\nMeine Untersuchungen haben keine Aufkl\u00e4rungen \u00fcber das Jecorin und das Protagon ergeben, von denen nur von dem ersten Spuren in den Alkoholextrakten nachgewiesen sind.\nBez\u00fcglich der Ausbildung einer quantitativen Phosphatidbestimmungsmethode sind meine Bestrebungen vergeblich gewesen. Diese wichtige Aufgabe wartet noch ihrer L\u00f6sung. Die Hoppe-Seylersche Berechnungsweise ist indessen als unanwendbar zu erkl\u00e4ren, selbst wenn in den Extrakten keine anderen P-haltigen Stoffe als die Phosphatide sich finden, nachdem ich Phosphatide so verschiedenen P-Gehalts wie das Lecithin","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die lecithinartigen Substanzen des Mvocardiums usw. 155\n(3,95\u00b0/o P) und das Cuorin (4,47 \u00b0/o) nachgewiesen habe. Aus \u00e4hnlichen Gr\u00fcnden ist die von Koch und Woods1) angegebene quantitative Lecithinbestimmung nicht anzuerkennen. Diese scheint au\u00dferdem auf die Diamidophos-phatide keine R\u00fccksicht zu nehmen.\nMeine Untersuchungen haben schlie\u00dflich ergeben, da\u00df sich dieses Ziel nicht durch Chlorcadmiumf\u00e4llung erreichen l\u00e4\u00dft, teilweise weil diese F\u00e4llung nicht quantitativ ist, teilweise weil es alkoholl\u00f6sliche Stoffe gibt, welche von Chlorcadmium gef\u00e4llt werden, die jedoch keine Phosphatide sind.\nZum Schlu\u00df sei es mir gestattet, meinem hochgeehrten Lehrer Herrn Professor Dr. med. Johs Bock meinen aufrichtigsten Dank f\u00fcr den mir unter der Ausf\u00fchrung dieser Arbeit geleisteten Beistand zu sagen.\nq l. c.\n9","page":155}],"identifier":"lit18469","issued":"1907","language":"de","pages":"71-155","startpages":"71","title":"Untersuchungen \u00fcber die lecithinartigen Substanzen des Myocardiums und der quergestreiften Muskeln","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:12:07.124667+00:00"}