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{"created":"2022-01-31T14:54:26.943866+00:00","id":"lit18472","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salaskin, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 51: 167-181","fulltext":[{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\n(Eine kritische Bemerkung.)\nVon\nS. Salaskin.\n(Aus dem physiologisch-chemischen Laboratorium der medizinischen Hochschule f\u00fcr\nFrauen zu St. Petersburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 24. Januar 1907.)\n\u00dcber die Resorption der Produkte der Eiwei\u00dfverdauung im Magen sind in der letzten Zeit, in chronologischer Reihenfolge geordnet, die Arbeiten von T obier,*) von London undSulima,* 2) von London und Polowzowa3) und von Lang4) erschienen.\nUnter den genannten Autoren kommen T obier und Lang auf Grund von unmittelbar durch ihre Versuche gewonnenen Zahlen zu dem Schlu\u00df, da\u00df im Magen des Hundes au\u00dfer der Verdauung der Eiwei\u00dfk\u00f6rper auch eine Resorption eines gewissen Teiles der Produkte dieser Verdauung stattfindet. London, Sulima und Polowzowa dagegen gehen an, da\u00df im Magen keinerlei Resorption von Eiwei\u00df erfolgt. Direkt aus den Zahlen ihrer Versuche l\u00e4\u00dft sich dieser Schlu\u00df nicht ziehen. Er ist vielmehr das Resultat sehr komplizierter und ganz willk\u00fcrlicher Manipulationen, welche die genannten Autoren mit diesen Zahlen vornehmen, und hat deshalb absolut gar keinen wissenschaftlichen Wert.\nDas zu beweisen, ist der Zweck dieser Bemerkung. Es ist dies nicht schwer, da die Daten der zitierten Autoren in dieser Beziehung ein reiches Material bieten.\nZur Kritik der Arbeiten Londons, Sulimas und Polowzowas veranla\u00dft mich der Umstand, da\u00df die eine der zitierten Arbeiten, und zwar diejenige Langs aus meinem Laboratorium stammt.\nZu der Zeit, als diese Arbeit in die Redaktion gesandt wurde, war uns die Arbeit\u2019Londons und Polowzowas noch unbekannt und konnte deshalb damals einer kritischen Analyse nicht unterworfen werden.\n\u00dc Diese Zeitschrift, Bd. XLV, S. 1.\n*) Ebenda, Bd. XLXI, S. 209.\n3)\tEbenda, Bd. XLIX, S. 328.\n4)\tBiochemische Zeitschrift, Bd. II, S. 225.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nS. Salaskin,\nIn betreff der Arbeit Londons und Sulim as konnte Lang nichts anderes sagen, als was bei ihm auf Seite 226 in der 2. Anmerkung *) gesagt ist. Jetzt jedoch, nach Erscheinen der Arbeit Londons und Polowzowas, gewinnt die Durchsicht der Tabellen in der Arbeit Londons und Sulim as ein gro\u00dfes Interesse, besonders wenn man sie mit den von London und Polowzowa gegebenen Tabellen vergleicht. Dieser Vergleich erkl\u00e4rt von dem, was vorher unverst\u00e4ndlich schien, vieles, doch nicht alles; bei der Zusammenstellung ihrer Tabellen haben London und Sulim a offenbar gewisse Korrekturen gemacht, die in ihrer Arbeit nicht angegeben oder vielleicht von mir \u00fcbersehen sind.\nIn meiner Bemerkung werde ich die genannten Arbeiten nur in Hinsicht auf die Frage der Eiwei\u00dfresorption im Magen betrachten.\nNach ihrer Anordnung lassen sich die in diesen Arbeiten mitge-teilten Versuche in folgende 4 Kategorien teilen:\n1.\tDie Versuche Londons, Sulimas und Polowzowas. Die Hunde, welche als Objekte dieser Versuche dienten, hatten jeder eine Fistel im Anfangsteil des Duodenums, 1 bis 2 cm vom Pylorus entfernt (\u00abPylorusfistelhunde\u00bb nach der Terminologie der Autoren). Der Speisebrei wurde durch diese Fistel zusammen mit Galle und Pankreassaft entleert.\n2.\tDie Versuche T obiers. Die Fistel war im Duodenum 6 cm vom Pylorus entfernt angelegt. Dem sich durch die Fistel entleerenden Speisebrei mischte sich Galle und Pankreassaft bei. Abgesehen von der Entfernung der Fistel vom Pylorus unterschied sich die Versuchsanordnung Toblers von derjenigen Londons dadurch, da\u00df das distale Ende des Darmes unmittelbar unter der Fistel mittels eines Ballons verschlossen wurde und da\u00df mit Hilfe einer speziellen Anordnung in den Darm allm\u00e4hlich die Produkte der Magenverdauung gespritzt wurden, um das Tempo der Magenentleerung m\u00f6glichst der Norm zu n\u00e4hern.\n3.\tDie Versuche Langs. Die Fistel\u00f6ffnung im Duodenum war 3 cm vom Pylorus entfernt. Der erste Pankreasgang sowie auch der Gallengang waren reseziert und eine Cholecystenteroanastomose angelegt. Das distale Ende des Darmes wurde, wie in den Versuchen Toblers, gleich hinter der Fistel verschlossen und die Produkte der Magenverdauung wurden, ebenfalls wie bei T obier, in den Darm gespritzt. Der sich aus der Fistel entleerende Speisebrei war vollkommen frei von Galle und Pankreassaft.\n4.\tDie Versuche Langs an Hunden mit vollkommen vom Darm getrenntem Magen.\n*) \u00abZudem haben London und Sulima den N-Gehalt der Verdauungss\u00e4fte, welchen sie vom gefundenen Gesamt-N abziehen, auf Grund so zweifelhaft und unsicher begr\u00fcndeter Berechnungen erhalten, da\u00df die Bedeutung ihrer Zahlen ganz illusorisch wird\u00bb.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"169\n\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\nWenn man vorl\u00e4ufig die Versuche der letzten Kategorie unber\u00fccksichtigt l\u00e4\u00dft, so mu\u00df man anerkennen, da\u00df die Versuche T obiers ihrer Anordnung nach eine Mittelstellung einnehmen, da sie sich hinsichtlich der Beimischung der S\u00e4fte den Versuchen Londons, Sulimas und Polowzowas n\u00e4hern, hinsichtlich der Regulierung der Magenentleerung durch Einspritzen des Speisebreies in den Darm \u2014 den Versuchen Langs.\nIn den Versuchen Londons, Sulimas und Polowzowas \u00fcbertraf der N-Gehalt des gesammelten Mageninhalts stets denjenigen der Nahrung.\nCi/\nDiesen N-\u00dcberschu\u00df beziehen die Autoren auf den N der bei-\n\u00ab \u2022\t_\ngemengten Verdauungss\u00e4fte. Die absolute Gr\u00f6\u00dfe dieses \u00dcberschusses schwankt in ihren Versuchen, wie aus Tabelle I der Arbeit Londons und Polowzowas (S. 351) zu ersehen ist, von 0,5954 (Vers. XXVII) bis 1,1601 (Vers. VIII). Wenn man diesen \u00dcberschu\u00df in Prozenten des verf\u00fctterten N, dessen Menge von 2,4827 bis 3,0045 schwankte, ausdr\u00fcckt, so ist er in Versuch XXVII gleich 24\u00b0/o und in Versuch VIII gleich 39\u00b0/o; mit anderen Worten sonderten nach Ansicht Londons und Polowzowas die Verdauungsdr\u00fcsen N in einer Menge ab, die !/4 bis 2/s des verf\u00fctterten N entsprach. Daraus folgt klar, da\u00df, um auf das Vorhandensein oder Fehlen einer Eiwei\u00dfresorption zu schlie\u00dfen, es unumg\u00e4nglich notwendig war, genau die Menge der der Speise beigemischten Verdauungss\u00e4fte und ihren N-Gehalt zu kennen. Die Versuchsbedingungen schlossen eine direkte Bestimmung aus, und deshalb versuchten London, Sulim a und Polowzowa dies auf Umwegen zu erreichen und nahmen an, da\u00df es ihnen mit Hilfe der von ihnen angewandten Methode gelungen ist.\nDas Prinzip dieser Methode besteht in folgendem: ein Hund mit einer Magenfistel erh\u00e4lt 200 g Brot, d. h. dieselbe Menge, welche in ihren Versuchen dem \u00abPylorusfistelhund\u00bb verf\u00fcttert wurde; die Fistel ist ge\u00f6ffnet; das, was aus ihr herausflie\u00dft, wird in einer Schale gesammelt, die auf 40\u00b0 erw\u00e4rmt wird, um die Magensaftverdauung nicht zu unterbrechen. Nachdem die Absonderung aus der Fistel aufgeh\u00f6rt hat, wird die Schale in den Thermostaten gestellt und so lange darin gelassen, bis die Gesamtdauer der Verdauung im Magen und im Thermostaten gleich 472 Stunden ist. Darauf wird das ganze Verdauungsgemisch sorgf\u00e4ltig mit 10-Normallauge titriert. Die Anzahl der davon verbrauchten Kubikzentimeter wird in die \u00e4quivalente, in Grammen ausgedr\u00fcckte Menge HCl umgerechnet (zu diesem Zweck gen\u00fcgt es, die Anzahl Kubikzentimeter Lauge mit 0,36 zu multiplizieren) und durch 0,5 (den Acidit\u00e4tsprozent des auf Brot sezernierten Saftes) geteilt. Der Quotient soll die Menge des sezernierten Magensaftes in Kubikzentimetern angeben. Dieser Berechnung liegen folgende Voraussetzungen zugrunde:\n1. Da\u00df das Gewicht des Verdauungsgemisches gleich der Summe der Gewichte der Speise, des Magensaftes, des Speichels und des Magen-","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nS. Salaskin,\nschleims ist; 0 daraus folgt, da\u00df die Menge des Magensaftes gleich ist dem Gewicht des Yerdauungsgemisches minus das Gewicht der Speise, des Speichels und des Magenschleims und\n2. da\u00df auf Grund der in Grammen HCl ausgedr\u00fcckten Acidit\u00e4t die Menge des sezernierten Magensaftes bestimmt werden kann.\nAuf Seite 332 gehen die Autoren ein Beispiel einer solchen Berechnung. In diesem Fall war das Gewicht des ganzen ^peisebreis 551 g, folglich kommen nach Abzug des Gewichtes des verf\u00fctterten Brotes (200 g) 351 g auf Rechnung des Magensaftes, des Speichels und des Magenschleims. Nach den Resultaten der Titration wird die Magensaftmenge auf 324,6 g berechnet; es fehlen folglich 26,4 g (351\u2014324,6), welche auf Speichel und Magenschleim bezogen werden m\u00fcssen. Der Genauigkeit halber bestimmen die Autoren an einem \u00f6sophogotomierten Hunde, wie viel Speichel auf 200 g Brot sezerniert wird. Es erweist sich, da\u00df es 20 ccm sind. F\u00fcr die Berechnung des Magenschleims hatten die Autoren \u00abkeine sicheren Angaben\u00bb, sie \u00abkonnten nur feststellen\u00bb, da\u00df der Magen bei Abwesenheit von Speise in ihm ca. 15\u201420 g Schleim enth\u00e4lt; doch ist es sehr m\u00f6glich, da\u00df davon w\u00e4hrend der Verdauung viel mehr sezerniert wird. Sie taxieren deshalb die Schleimmenge auf 30 g.* 2) Mit diesen Korrekturen mu\u00df die Magensaftmenge nach der Berechnung der Autoren nicht 324,6, sondern 311 betragen. Schlie\u00dflich setzen sie dieselbe \u00abrund 315 g.\u00bb \u00abDie \u00fcbrigen 3,6 g k\u00f6nnen in einem Rechnungsfehler ihre Erkl\u00e4rung finden.\u00bb (S. 333 der Arbeit Londons und Polow-zowas.) Doch verh\u00e4lt sich die Sache tats\u00e4chlich ganz anders. Die oben zitierte Phrase beweist, da\u00df sie sich selbst in ihren Berechnungen verwickelt haben; es war oben angegeben, da\u00df nach Abzug des Gewichtes des verf\u00fctterten Brotes auf Rechnung des Magensaftes, des Speichels und Magenschleims 351 g gesetzt werden m\u00fcssen. Wenn man jedoch annimmt, wie es die Autoren tun, da\u00df die Saftmenge 315, die Speichelmenge 20 und die Schleimmenge 30 betrug, so wird ihre Summe 365 g betragen. Von wo haben denn die Autoren die \u00ab\u00fcbrigen 3,6 g\u00bb genommen? Es ist nicht nur nichts \u00fcbrig, es fehlten vielmehr 14 g. \u00abAuf diese Weise\u00bb, sagen die Autoren, \u00abgelang es uns, aus dem Gesamtgewicht des Speisebreies und dessen Acidit\u00e4tsgrad den Gehalt an reinem Magensaft genau3) zu bestimmen.\u00bb (S. 333 der Arbeit Londons und Polowzowas.)\nUm nicht ein jedesmal so komplizierte Berechnungen, wie die oben angef\u00fchrten, machen zu m\u00fcssen, multiplizieren die Autoren in den anderen Versuchen, um die Menge des auf 200 g Brot sezernierten Magen-\n*) Die Autoren gehen also schon hier von der Voraussetzung aus, da\u00df im Magen nichts resorbiert wird.\n2)\tBei Berechnung der Versuchsresultate (siehe die Tab. auf S. 339, Kol. 13) nehmen sie die Schleimmenge gleich 20 g an.\n3)\tMein Kursiv.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Ober Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\n171\nsaftes zu bestimmen, die Anzahl der zur Neutralisation verbrauchten Kubikzentimeter Vio-Normalnatronlauge mit dem konstanten Koeffizienten 0,71. Dieser Koeffizient ist von den Autoren auf Grund der Daten des eben zitierten Versuches berechnet: Die Magensaftmenge haben sie gleich 315 g berechnet, zur Neutralisation ist 444,6 ccm Natronlauge verbraucht worden. Folglich entspricht bei den Bedingungen dieses Versuches 1 ccm 1/i o-N\u00f6rmalnatronlauge 0,71 g Magensaft.\nHier mu\u00df noch auf einen Umstand hingewiesen werden. In der Arbeit Londons und Sulimas wird auf Seite 212 bei Berechnung der beim Magenfistelhund sezernierten Magensaftmenge ungef\u00e4hr dasselbe Prinzip befolgt. Beim Pylorusfistelhund dagegen wird noch die Quantit\u00e4t Natronlauge in Rechnung gezogen, die von den gebildeten Peptonen neutralisiert wird; in der Arbeit Londons und Polowzowas werden die Peptone bei dieser Berechnung am Pylorusfistelhund nicht mehr in Betracht gezogen.\nDie Resultate, welche, wie eben geschildert, am Magenfistelhund gewonnen sind, werden von den Autoren bei Berechnung der Magensaftmenge auch auf den \u00abPylorusfistelhund\u00bb \u00fcbertragen, doch wird hier die Sache dadurch sehr kompliziert, da\u00df sich zum Mageninhalt Galle und Pankreassaft beimischen. F\u00fcr diese Hunde ist es notwendig zu bestimmen, wieviel von diesen letzteren S\u00e4ften sich beimischte und wie gro\u00df der N-Gehalt derselben war. Zu diesem Zweck wurde Hunden, die eine Gallengang- resp. Pankreasfistel hatten, 200 g Brot verf\u00fcttert und die bei dieser Nahrung sich absondernde Menge des betreffenden Saftes bestimmt; auf diese Weise wird das Mengenverh\u00e4ltnis der Galle und des Pankreassaftes festgestellt; die Gallenmenge betrug 117, die Pankreassaftmenge 129 ccm (siehe S. 334 der Arbeit Londons und Polowzowas). Auf Grund dieser Daten werden solche Mengen Galle und Pankreassaft genommen, die sich zu einander wie 117:129 verhalten, und hierzu Magensaft zugef\u00fcgt, bis die Reaktion neutral ist. Auf diese Weise wird festgestellt, da\u00df in einem neutralen Gemisch von Galle, Pankreassaft und Magensaft die Mengen der einzelnen Sekrete sich wie 0,34 : 0,36 : 0,30 verhalten. Ein in dieser Proportion zusammengesetztes Gemisch dieser S\u00e4fte wird unter Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure gekocht und dann der Niederschlag abfiltriert; im Filtrat und Filterr\u00fcckstand wird der Gehalt an Trockensubstanz bestimmt und festgestellt, da\u00df das Verh\u00e4ltnis der Trockensubstanz des Filtrats zur Trockensubstanz des Filterr\u00fcckstandes gleich 0,65 : 0,35 ist; in jeder dieser Trockensubstanzen wird der N-Gehalt bestimmt und berechnet, da\u00df der N der Trockensubstanz des Filtrats 6,04 \u00b0/o, des Filterr\u00fcckstandes 13,5 \u00b0/o ausmacht. Au\u00dferdem fanden die Autoren durch Analyse der Galle und des Pankreassaftes, da\u00df die Galle 3,45 \u00b0/o, der Pankreassaft 1,95 \u00b0/o Trockensubstanz enthalten.\nNehmen wir zur deutlicheren Erkl\u00e4rung dieser Methode zum Beispiel den Versuch XXIII am Pylorusfistelhund (siehe S. 351 und 353 der","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nS. Salaskin,\nArbeit Londons und Polowzowas). Die Gesamtmenge des aus der im Anfangsteil des Duodenums angelegten Fistel erhaltenen Speisebreis ist 663 g ; Brot ist 200 g gegeben worden, Speichel soll 20 g sezerniert worden sein, Magenschleim 20 g, im ganzen 240 g ; die \u00fcbrigen 423 g m\u00fcssen auf Magensaft, Galle und Pankreassaft bezogen werden. Die Acidit\u00e4t in Kubikzentimetern V1 \u00ab-Normalnatronlauge ausgedr\u00fcckt ist 225. Mit 0,71 multiplizierend erhalten wir (225X0,71 =) 160. Dies ist die Menge des \u00abnicht neutralisierten Magensaftes\u00bb. Folglich ist das Gewicht des neutralen Gemischs der S\u00e4fte (423\u2014160) gleich 263 g. Wenn wir diese Gr\u00f6\u00dfe mit 0,34, 0,36, 0,30 multiplizieren, erhalten wir f\u00fcr den Magensaft 79, f\u00fcr die Galle 79,4 und f\u00fcr den Pankreassaft 94,7.\nDer Prozentgehalt an Trockensubstanz in der Galle, im Pankreassaft und im Magensaft ist den Autoren bekannt (siehe S. 334 der Arbeit Londons und Polowzowas), auf Grund dieser Daten berechnen sie die Trockensubstanz des Magensaftes in diesem Versuch gleich 1,19, der Galle gleich 3,09, des Pankreassaftes gleich 1,85; wenn man dazu noch die Trockensubstanz des Speichels und diejenige des Schleims hinzu addiert, so erh\u00e4lt man im ganzen 6,75. Diese Trockensubstanzmenge mu\u00df sich zwischen Niederschlag und Filtrat wie 0,65 : 0,35 verteilen ; d. h. im Filtrat sind 4,36, im Niederschlag 2,39 enthalten. N im Filtrat 4,38X0,04 = 0,2745 ; im Niederschlag 2,39X10,5 = 0,3224 ; d. h. auf Rechnung des N der Verdauungss\u00e4fte m\u00fcssen 0,5871 g N gesetzt werden. In der Nahrung sind 2,9531 g N gegeben, im Speisebrei 3,6580 g N gefunden worden. Die Differenz betr\u00e4gt 0,7043. Von dieser Differenz m\u00fcssen 0,5871 auf Rechnung des N der Sekrete gesetzt werden, und doch bleibt ein \u00dcberschu\u00df von 0,111, welchen die Autoren durch Berechnungsfehler erkl\u00e4ren und zum N der Verdauungss\u00e4fte hinzurechnen.\nDieser Versuch ist noch deshalb interessant, weil in ihm auf Rech-\ny'\nnung des Peptonstickstoffs 0,7618 g kommen, was ungef\u00e4hr 8,38 g Pepton entspricht. Nach der Arbeit Londons und Sulim as w\u00fcrden zu ihrer Neutralisation (8,38X0,8 =) 56,98 n/io-NaOH erforderlich sein (siehe S. 212 der Arbeit Londons und Sulim as); es mu\u00dfte deswegen die Acidit\u00e4t um diese Gr\u00f6\u00dfe vermindert werden und somit (225\u201456,98) nur 168,02 betragen ; wodurch nat\u00fcrlich auch alle anderen Berechnungsresultate ver\u00e4ndert werden w\u00fcrden.\nIn der Arbeit Londons und Sulim as ist dies ber\u00fccksichtigt worden, London und Polowzowa haben den Einflu\u00df der Peptone ganz beiseite gelassen.\nIch habe dies nur zur Charakteristik angef\u00fchrt. Tats\u00e4chlich hat dieser Umstand gar keine Bedeutung, wie \u00fcberhaupt alle Berechnungen, die auf den oben dargelegten Erw\u00e4gungen basieren, jeder Bedeutung bar sind. Um dies zu beweisen, gen\u00fcgt es auf die Tabellen B I und B II (S. 351\u2014353 der Arbeit Londons und Polowzowas) hinzuzuweisen. So ist im Versuch VII der N-Gehalt der Verdauungss\u00e4fte nach Berech-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\n173\nnung der Autoren 0,3731, im Versuch VIII 0,3336 g. Der N-\u00dcberschu\u00df im Mageninhalt im Versuch VII 0,8176, im Versuch VIII 1,1601 g; diesen ganzen \u00dcberschu\u00df beziehen die Autoren zu guterletzt auf den N der Verdauungss\u00e4fte. Was f\u00fcr einen Sinn haben denn aber alle diese Berechnungen, wenn man z. B. 0,3336 g berechnet und sich 1,1601 g erweisen. Das ist der experimentelle Beweis der vollkommenen Untauglichkeit dieser Methode.\nDieser \u00dcberschu\u00df an N im Vergleich zu der berechneten Menge ruft unter anderem folgende sehr interessante Frage hervor. Nach Berechnung der Autoren sind 0,3336 g N in 445 g Verdauungss\u00e4ften enthalten. Welcher Menge an Verdauungss\u00e4ften m\u00fcssen dann 1,1601 g N\n445 \u2022 1,1601\\\nentsprechen. Laut Berechnung\n(\n0,3336\nj erh\u00e4lt man 1547 g.*)\nWie ist das zu verstehen?\nUnd bei solch einer Methodik halten die Autoren es f\u00fcr m\u00f6glich, kategorisch zu erkl\u00e4ren : \u00abEs findet im Magen keine Resorption von Eiwei\u00df und Kohlehydraten statt\u00bb (S. 360, Punkt 7 der Arbeit Londons und Polowzowas). In dieser Beziehung verdient besonderer Beachtung die auf S. 358 (der Arbeit Londons und Polowzowas) gegebene Tabelle der Resultate der Versuche am Pylorusfistelhund Klikuscha. In den Versuchen an diesem Hunde wurde die Trockensubstanz der Nahrung und dann diejenige des Speisebreis bestimmt. Die Menge der beigemischten Verdauungss\u00e4fte wurde in der gew\u00f6hnlichen Weise bestimmt, und daraus auch die auf ihren Teil kommende Trockensubstanzmenge berechnet. Letztere wurde von der Trockensubstanzmenge des Speisebreis abgezogen. Die erhaltene Differenz soll nach Ansicht der Autoren im Vergleich zur Trockensubstanzmenge der Nahrung zeigen, ob im Magen etwas von dieser letzteren resorbiert worden ist. In der betreffenden Tabelle sind nur die Endresultate gegeben; die Zahlen, aus denen diese Resultate erhalten sind, fehlen.\n\u00abDiese Tabelle\u00bb, sagen die Autoren, \u00abgibt uns einen gl\u00e4nzenden Beweis daf\u00fcr, da\u00df im Magen selbst keine Resorption von Eiwei\u00df und Kohlehydraten stattfindet: die Menge der mit dem Speisebrei entleerten Trockensubstanz nach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte ist derjenigen der eingef\u00fchrten Nahrung gleich; der unbedeutende Zuwachs von 0,38 \u00b0/o mu\u00df in einem unvermeidlichen Rechnungsfehler bei Bestimmung der Verdauungss\u00e4fte seine Ursache haben. Auf Grund aller dieser Auseinandersetzungen samt experimentellen Tatsachen glauben wir mit Bestimmtheit bewiesen zu haben, da\u00df unter normalen Verh\u00e4ltnissen beim Hunde keine Resorption der genannten N\u00e4hrstoffe im Magen stattfindet, da\u00df dementsprechend die bei einigen Pylorusfistelhunden von uns konstatierte geringe Resorption von 2,16 \u00b0/o im Anfangsteil des Duodenums zustande kommt.\u00bb (S. 358 der Arbeit Londons und Polowzowas.)\n*) Das Gesamtgewicht des Speisebreis in diesem Versuch war 645 g.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nS. Salaskin,\nDie Behauptung der Autoren, da\u00df sie in den anKlikuscha ange-stellten Versuchen einen gl\u00e4nzenden Beweis der Richtigkeit ihrer Schlu\u00dffolgerungen erblicken, bitte ich mit den Resultaten, die sie in den Versuchen an Zigan und Banzai erhalten haben, zusammenzustellen. F\u00fcr diese Versuche werden auch die Versuchszahlen angef\u00fchrt, weswegen sie eine gro\u00dfe Bedeutung f\u00fcr die Sch\u00e4tzung der Methodik der Autoren haben. Ich stelle die Zahlen f\u00fcr die Trockensubstanz und f\u00fcr den Stickstoff nach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte zusammen (Tabelle B II, S. 353 der Arbeit Londons und Polowzowas):\nVersuch\tTrockensubstanz\tN\nXXVII\t+ 3,58\t+ 0,1996\nXXVIII\t\u2014 2,57\t+ 0,1110\nVIII\t\u2014 6,80\t-f 0,8265\nVII\t\u2014 2,97 /\t+ 0,4445\nWie oben gezeigt war, deckt die berechnete Stickstoffmenge der Verdauungss\u00e4fte in keinem Versuch den ganzen Stickstoff\u00fcberschu\u00df. Infolgedessen sind die Autoren gen\u00f6tigt, die berechnete N-Menge der Verdauungss\u00e4fte zu vergr\u00f6\u00dfern und bisweilen recht betr\u00e4chtlich. So m\u00fcssen sie z. B. im Versuch VIII zu den berechneten 0,3336 g N der Verdauungss\u00e4fte nicht mehr und nicht weniger als 0,8265 g hinzuf\u00fcgen. Doch wenn die Stickstoffmenge der Verdauungss\u00e4fte gr\u00f6\u00dfer ist, als berechnet war, so mu\u00df die Trockensuhstanzmenge gleichfalls entsprechend gr\u00f6\u00dfer sein.\nNach Berechnung der Autoren (S. 335 der Arbeit Londons und Polowzowas) m\u00fcssen 0,3368 g N des Verdauungss\u00e4ftegemisches 3,8809 g Trockensubstanz entsprechen !\nNach dem Gesagten hin ich mit den Autoren einverstanden, da\u00df sie einen gl\u00e4nzenden Beweis geliefert haben \u2014 doch nicht daf\u00fcr, wof\u00fcr sie annehmen. Sie haben bewiesen, und zwar tats\u00e4chlich gl\u00e4nzend, die volle Untauglichkeit ihrer Methodik.\nHier f\u00fcge ich eine Tabelle ein, in welcher die Resultate der Versuche an den Pylorusfistelhunden zusammengestellt sind, die einerseits London und Polowzowa, andererseits London und Sulima erhalten haben. (Siehe Seite 176\u2014177.)\nWie in der Arbeit Londons und Polowzowas die Null f\u00fcr die N-Resorption im Magen erhalten ist, ist klar; in der Arbeit Londons und Sulim as ist der Weg, auf welchem f\u00fcr die N-Resorption fast Null und f\u00fcr die Trockensubstanzresorption in allen Versuchen absolut Null erhalten ist, ganz unklar. Aus der Arbeit Londons und Polowzowas ist direkt zu ersehen, da\u00df die Null f\u00fcr die N-Resorption das Endziel dar-","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\n175\nstellte ; dies Null war der Grund f\u00fcr die endg\u00fcltige Korrektur der erhaltenen und dann umgerechneten Zahlen. In dieser Arbeit wurde der Reduktion auf Null ausschlie\u00dflich die N-Resorption unterworfen. In der Arbeit Londons und Sulimas war die Resorption der Trockensubstanz gleich Null, die N-Resorption war in Versuch XXVII gleich Null; in den anderen Versuchen war sie fast gleich Null, aber doch nicht gleich Null. Eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr diesen Umstand habe ich in der Arbeit nicht gefunden, und deshalb ist f\u00fcr mich pers\u00f6nlich die Tabelle II Londons und Sulimas eine Art R\u00e4tselbild. Ich weise noch darauf hin, da\u00df die Versuche Londons und Sulimas an Banzai angestellt sind, auf welchen Hund sich die Versuche VIII und VII Londons und Polowzowas beziehen, d. h. gerade dieselben Versuche, wo zur Korrektur der erhaltenen Zahlen erg\u00e4nzend auf Rechnung des N der Verdauungss\u00e4fte eine sehr gro\u00dfe N-Menge gesetzt werden mu\u00dfte, eine so gro\u00dfe, da\u00df der N des unverdauten R\u00fcckstandes, der bei Zigan im Mittel gleich 44,52 \u00b0/o war, in Versuch VIII bei Banzai nach dem Reduzieren nur 10\u00b0/o entsprach und das, trotzdem die Versuchsdauer eine kleinere war.\nDies alles beweist mit unwiderleglicher Deutlichkeit, da\u00df die ganze Methodik Londons und seiner Mitarbeiter von Anfang bis zu Ende auf falscher Basis ruht.\nAls Ausgangspunkt ihrer Berechnungen nehmen die zitierten Autoren die durchaus nicht bewiesene Annahme, da\u00df ein jeder Hund auf ein und dieselbe Nahrung stets eine konstante Menge von Verdauungss\u00e4ften und dabei von stets gleicher Zusammensetzung absondert. Doch nicht genug ; sie setzen voraus, da\u00df der Speisebrei, welcher beim Magenfisteihund aus der w\u00e4hrend der Verdauung ge\u00f6ffneten Magennstel entleert und dann noch einige Zeit im Thermostaten weiterverdaut wird, in seinen Eigenschaften vollkommen dem beim Pylorusfistelhund aus der Fistel flie\u00dfenden Speisebrei entspricht und deshalb als Ausgangspunkt zur Berechnung der sezernierten Verdauungss\u00e4fte (Magensaft, Pankreassaft und Galle) dienen kann.\nAu\u00dferdem nehmen sie an, da\u00df die gesamte sezernierte Galle und der g e s am t e Pankreassaft beim Pylorusfistelhund infolge antiperistaltiseher Bewegungen durch die Fistel entleert wird, und leugnen die M\u00f6glichkeit, da\u00df ein Teil der S\u00e4fte in die weiter abw\u00e4rts liegenden Darmabschnitte bef\u00f6rdert wird. Ferner ziehen sie den Umstand garnicht in Betracht, da\u00df der Hund zwei Pankreasg\u00e4nge hat, usw. usw. Die Zahl der Einw\u00e4nde k\u00f6nnte man leicht vermehren, doch ist dies ganz zwecklos, da man \u00fcberall, wo bei den Autoren nicht nur die Endresultate, sondern auch die Versuchszahlen angegeben sind, klar sieht, da\u00df die Schlu\u00dffolgerungen experimentell nicht begr\u00fcndet sind. Vergleiche des in dieser Beziehung deutlichen Unterschiedes wegen die Versuche Londons und Polowzowas einer- und die Versuche Londons und Sulimas andererseits.","page":175},{"file":"p0176-177.txt","language":"de","ocr_de":"176\nS. Salaskin,\nVer-\nsuchs-\nnuin-\nmer\nHund\nVer-\nsuchs-\ndauer\nStd.\nBerechnun:\nUnverdauter Filterr\u00fcckstand\nTrocken-\nsubstanz\nN\n\nI I I\nVersuche Londons\n\t\t\tUnmittelbar aus dem Versuch gewonnene Zahlen\t99,10\t1,8181\nXXVII\tZigan\t5\tNach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte |\t97,5\t1,6023\n\t\t\tNach nochmaliger Korrektur, um eine Null zu erhalten\t\u2014\t1,4027\n\t-\t\tUnmittelbar aus dem Versuch gewonnene Zahlen\t77,74\t1,4516\nXXIII\tZigan\t372\tNach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte\t75,34\t1,1292\n\t\t\tNach nochmaliger Korrektur, um eine\t\t1,0182\n\t\t\tNull zu erhalten\t\t\n\t\t\tUnmittelbar aus dem Versuch gewonnene Zahlen\t56,85\t1,4020\nVIII\tBanzai\t37*\tNach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte\t53,48\t1,1280\n\t\t\tNach nochmaliger Korrektur, um eine\t\t0,3015\n\t\t\tNull zu erhalten\t\t\n\t\t\tUnmittelbar aus den Versuchen gewonnene Zahlen\t54,60\t1,4141\nVII\tBanzai\t37*\tNach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte\t53,11\t1,2089\n\t\t\tNach nochmaliger Korrektur, um eine\t\t0,7644\n\t\t\tNull zu erhalten\t\t\n\t\t\t\tVersuche Londons\t\n27\tBanzai\t57*\t\t16,75\t2,360\n28\t\u00bb\t57*\t\t15,62\t2,202\n29\t\u00bb\tIW O\tNach Subtraktion der\t15,24\t2,149\n30\ty>\t574\t\t14,90\t2,101\n31\t\u00bb\t572\tVerdauungss\u00e4fte\t16,73\t2,352\n32\t\u00bb\t53/4\t\t16,41\t2,314\n\n\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes\n177\nVerdaute N\u00e4hrstoffe\nTrocken-\nsubstanz\nN\nGesamttrockensubstanz des Speisebreies\nDifferenz\nzwischen gegebener und gefundener Trockensubstanz\nGesamt-\nstickstoff\ndes\nSpeisebreies\nDifferenz zwischen gegebenem und gefundenem Stickstoff\ni\ni\nund Polowzowas:\n9,17\n10,10\n10,68\n10,44\n8,81\n9,89\n1,295\n1,476\n1,532\n1,456\n1.167\n1,510\n25,92\t0\n25,72\t0\n25,92\t0\n25,34\t0\n25,54\t0\n26,36\t0\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\n3,655\n3,678\n3,681\n3,557\n3,519\n3,824\n0\n+ 0,051 + 0,026\n\u2014\t0,014\n\u2014\t0,082 + 0,114\n12","page":0},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nS. Salaskin,\nEine experimentelle Begr\u00fcndung f\u00fcr die Schlu\u00dffolgerungen der Autoren zu suchen, ist eine fruchtlose Arbeit, viel leichter lassen sich psychologische Gr\u00fcnde auffinden, zumal die Autoren sie auch nicht verheimlichen.\nAuf Seite 357 der zitierten Arbeit sagen London und Polow-zowa: \u00abWie gesagt, ist es uns gelungen, die Tatsache festzustellen, da\u00df im Magen absolut keine Eiwei\u00dfre,sorption stattfindet;x) wenn wir aber \u00fcberhaupt eine Resorption im Magen zulassen, so scheint es kaum m\u00f6glich, irgend eine befriedigende Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese auffallende Auswahl der zu resorbierenden N\u00e4hrstoffe zu finden, umsomehr, da wir au\u00dferdem gut wissen, da\u00df im Darm, diesem Resorptionsorgan par excellence, eine derartige Auswahl keineswegs stattfindet. Endlich glauben wir f\u00fcr unsere Behauptung in folgender Erw\u00e4gung eine St\u00fctze zu finden: im Magen sind die Verdauungsdr\u00fcsen (Pepsin- und Salzs\u00e4ure sezernierende Dr\u00fcsen) in der Schleimhaut selbst eingelagert, w\u00e4hrend die Darmschleimhaut frei von Verdauuns;s-dr\u00fcsen ist;1) letztere sind in Form von besonderen Sekretionsorganen \u2014 Leber und Pankreas \u2014 gesondert von der Darmschleimhaut gelagert und ergie\u00dfen ihre Sekrete ins Darmlumen durch besondere Ausf\u00fchrungswege. Wir glauben diesen scharfen Unterschied in der Anatomie der Magen- und Darmschleimhaut dadurch erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen, da\u00df beiden Schleimhautarten verschiedenartige Funktionen anheimfallen; w\u00e4hrend die Darmschleimhaut f\u00fcr die Resorptionst\u00e4tigkeit bestimmt ist, wozu sie sich ausgezeichnet eignet, scheint die Aufgabe der Magenschleimhaut vielmehr der Sekretion allein zu dienen!\u00bb\n\u00dcbrigens geben sie f\u00fcr gewisse abnorme Bedingungen die M\u00f6glichkeit einer Eiwei\u00dfresorption im Magen zu: \u00abWir geben zu,\u00bb schreiben die Autoren auf S. 358, \u00abda\u00df bei gewissen abnormen Verh\u00e4ltnissen, wenn die Speise gar zu lange im Magen verweilt, wie es z. B. bei pathologischen oder experimentell hervorgerufenen Stenosen oder Verschlu\u00df des Pylorus der Fall ist, die Magenschleimhaut, wie auch jede beliebige Schleimhaut imstande ist, gel\u00f6ste Stoffe zu resorbieren; wir wollen aber den Punkt hervorheben, da\u00df unter normalen Verh\u00e4ltnissen, wie sie im tierischen K\u00f6rper gegeben sind, die Tatsache als Regel gelten mu\u00df, da\u00df im Magen keine Resorption von Eiwei\u00df und Kohlehydraten stattfindet.\u00bb\nIch kann durchaus nicht begreifen, weshalb die Autoren, indem sie von der anatomischen Struktur des Magens ausgehen und deshalb den Magen f\u00fcr ein ausschlie\u00dflich sezernierendes und absolut nicht resorbierendes Organ ansehen, dennoch es f\u00fcr m\u00f6glich halten, da\u00df bei k\u00fcnstlichem\n0 Mein Kursiv \u00fcberall.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\n179\nAbschlu\u00df der Speise im Magen die Schleimhaut des letzteren wie jede Schleimhaut \u00fcberhaupt zu resorbieren imstande ist.\nDamit schlie\u00dfe ich die Kritik der Arbeiten Londons, Polow-zowas und Sulimas. Diese Kritik hat mehr Raum erfordert, als diese Arbeiten ihrem Charakter nach verdienen; doch k\u00f6nnen sie durch die endlosen Reihen der Zahlen imponieren. Man ersieht letzteres zum Beispiel aus der neuesten Auflage des Hammarstenschen Lehrbuches, wo auf S. 371 gesagt ist: \u00abWiederum andere Resultate haben London und Sulima erhalten. Sie experimentierten an Hunden, denen verschiedene Fisteln angelegt waren, und verwendeten als Yerdauungsobjekt teils hart gesottenes H\u00fchnereiwei\u00df und teils rohes Eiereiwei\u00df. In beiden F\u00e4llen wurde, entgegen der Erfahrung To bl er, im Magen von dem Eiwei\u00df nichts resorbiert.\u00bb\nH\u00e4tte sich Hammarsten in den Zahlen Londons und Sulimas zurecht gefunden, dann h\u00e4tten diese Resultate in seinem Lehrbuche gewi\u00df keinen Platz gefunden. Es war deshalb mein Ziel, ihre Redeutung klarzulegen und zu beweisen, da\u00df die Zahlen der Autoren ihnen gar kein Recht geben, irgend welche Schl\u00fcsse in betreff der Resorption aus dem Magen zu ziehen.\nIch gehe jetzt zu den Arbeiten Toblers und Langs \u00fcber. Sowohl der eine wie auch der andere konstatieren eine Eiwei\u00dfresorption im Magen. Darin stimmen ihre Resultate \u00fcberein ; ein Unterschied besteht nur darin, da\u00df bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger resorbiert wird und da\u00df die Verteilung des N der nicht resorbierten Eiwei\u00dfstoffe eine etwas verschiedene ist.\nBei Beurteilung dieses Unterschiedes mu\u00df man in Betracht ziehen, 1. da\u00df bei den Hunden Langs auf 1 g N des Fibrins im Mittel 40 ccm Magensaft sezerniert werden, bei den Hunden Toblers auf dieselbe Menge N des Fleisches ca. 88 ccm, und 2. da\u00df Lang als Verdauungsmaterial Fibrin, T obier dagegen Muskeleiwei\u00df benutzte.\nGegen die Deutung der Resultate Langs und Toblers l\u00e4\u00dft sich der Einwand erheben, da\u00df die Produkte der Eiwei\u00dfverdauung nicht im Magen, sondern im Duodenum resorbiert worden sind. Bei den Hunden Langs war die Fistel\u00f6ffnung 3 cm vom Pylorus entfernt, bei denjenigen Toblers 6 cm, bei dem einen Hunde Londons 2 cm; bei anderen war die Fistel\u00f6ffnung unmittelbar am Pylorus. Letzteres mu\u00df man nat\u00fcrlich in dem Sinne verstehen, da\u00df sie weniger als 2 cm, d. h. ungef\u00e4hr 1 cm, vom Pylorus entfernt war.\nSomit wurde in allen Versuchen die Schleimhaut des Anfangsteils des Duodenums vom Speisebrei besetzt, bei den Hunden Londons auf eine Strecke von 1\u20142 cm, Langs 3 cm und Toblers 6 cm. Der Anfangsteil des Duodenums, der die Brunner sehen Dr\u00fcsen enth\u00e4lt, welche ein dem Pylorusmagensaft \u00e4hnliches Sekret liefern, entspricht","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nS. Salaskin,\nim allgemeinen dem Pf\u00f6rtnerteil des Magens; wenn man also die Resorptionsf\u00e4higkeit dieses Anfangsteiles des Duodenums anerkennt, so w\u00e4re es sonderbar, sie f\u00fcr den Magen und insbesondere f\u00fcr den Pylorusteil zu leugnen. Schlie\u00dflich, wenn man annimmt, da\u00df auf einer Strecke von 3 (Lang) bis 6 cm (Tobler) im Duodenum schon 10\u201420\u00b0/o des verf\u00fctterten und unter den gegebenen Versuchsbedingungen h\u00f6chstens bis zu Peptiden abgebauten Eiwei\u00dfstickstoffes resorbiert wjrd \u2014 was bleibt denn dann f\u00fcr das Hauptresorptionsorgan, den D\u00fcnndarm, \u00fcbrig. Au\u00dferdem, wenn man in den Versuchen Langs die Resorption der 10\u00b0/o N ausschlie\u00dflich dem 3 cm langen Duodenumabschnitt zuschreibt, dann ist die Frage berechtigt, warum denn in den Versuchen Londons ein Abschnitt von 1\u20142 cm nichts resorbiert hat ?\nF\u00fcr die Beleuchtung und Entscheidung dieser Frage halte ich die von Lang am vom Darm isolierten Magen angestellten Versuche f\u00fcr sehr wichtig und kann nicht zugeben, da\u00df eine normale Magenschleimhaut blo\u00df infolge dreist\u00fcndlichen Verweilens der Speise im Magen sich in dem Ma\u00dfe pathologisch ver\u00e4ndert, da\u00df sie zu resorbieren beginnt, w\u00e4hrend sie unter normalen Bedingungen nicht resorbiert. Ob die gesamte Magenschleimhaut resorbiert, oder blo\u00df der Pylorus ab schnitt, diese Frage wird weder durch die Versuche Toblers noch diejenigen Langs entschieden. F\u00fcr die Resorptionsf\u00e4higkeit des Pylorusteils sprechen die Versuche Gross\u2019. l)\nBeim Vergleich der Versuchsresultate Toblers und Londons bleibt f\u00fcr mich vollkommen unerkl\u00e4rlich, warum bei Tobler, wo sich dem Mageninhalt doch auch alle Verdauungss\u00e4fte beimischten, ein gro\u00dfer Teil\ndes verf\u00fctterten N resorbiert wurde, bei London dagegen im Speisebrei\n\u2022 \u2022\nstets ein N-Uberschu\u00df sich vorfand. Auch die verschiedene Entfernung der Fistel vom Pylorus kann diesen Widerspruch nicht erkl\u00e4ren, da in der Arbeit Londons und Polowzowas (siehe Tab. G auf Seite 367\u2014368) die unmittelbar aus den Versuchen am Duodenalfistelhund gewonnenen Zahlen im Mittel einen \u00dcberschu\u00df von 11,16 \u00b0/o N im Speisebrei zeigen und nur nach Subtraktion der Verdauungss\u00e4fte 12,5\u00b0/o Resorption; bei den Toblersehen Hunden hingegen sind auf Grund der unmittelbar aus den Versuchen gewonnenen Zahlen im Mittel 23\u00b0/o resorbiert worden, obgleich bei ihnen die Fistel\u00f6ffnung 6 cm vom Pylorus entfernt angelegt war, bei den \u00abDuodenalfistelhunden\u00bb Londons und Polowzowas dagegen im Anfangsteil des D\u00fcnndarms, also viel weiter.\nIndern ich alles Gesagte res\u00fcmiere, komme ich zu folgenden Schl\u00fcssen:\n1.\tDie Versuche Toblers und Langs beweisen unzweifelhaft, da\u00df im Magen eine Resorption der Verdauungsprodukte des Eiwei\u00dfes stattfindet.\n2.\tDie Versuche Londons, Sulimas und Polowzowas widerlegen diese Resorption nicht, da sie dieselbe weder beweisen noch widerlegen k\u00f6nnen, und\n*) Archiv f. Verdauungskrankheiten, Bd. XII, H. 6.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes.\n181\n3. Die ganze Arbeit Londons, so weit sie die Verdauung betrifft, ist auf so komplizierten und so wenig begr\u00fcndeten Berechnungen basiert, da\u00df sie einer Nachpr\u00fcfung mit Hilfe einer Methodik bedarf, die f\u00fcr die Schlu\u00dffolgerungen experimentelle und nicht psychologische Gr\u00fcnde zu geben imstande ist.","page":181}],"identifier":"lit18472","issued":"1907","language":"de","pages":"167-181","startpages":"167","title":"\u00dcber Eiwei\u00dfresorption im Magen des Hundes. (Eine kritische Bemerkung)","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:26.943872+00:00"}