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{"created":"2022-01-31T14:20:00.484420+00:00","id":"lit18473","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Mays, Karl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 51: 182-184","fulltext":[{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Enzyme des Pankreas.\nVon\nDr. Karl Mays.\n(Der Redaktion zugegangen am 29. Januar 1907.)\nGegen die Kritik, die ich in dieser Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 127 ff. an der Arbeit des Herrn H. M. Vernon im XXX. Bande des Journal of Physiology ge\u00fcbt habe, hat dieser (Bd. 50, S. 440 dieser Zeitschrift) einige Einw\u00e4nde erhoben, von denen ich jedoch nicht finden kann, da\u00df sie meine Gr\u00fcnde gegen seine Auffassung von dem Vorkommen des Erepsins im Pankreas in irgend wie wesentlicher Weise ber\u00fchren. Ich will diese Einw\u00e4nde der Reihe nach besprechen:\n1.\tGegen den ersten Einwand Vernons ist folgendes zu bemerken: Ich habe mich auf Vernons Angabe (S. 344) gest\u00fctzt, da\u00df der Anteil der Pankreasverdauung ungef\u00e4hr h\u00e4lftig dem Trypsin und dem Erepsin zufalle. Nun macht er zwar geltend, da\u00df er verschiedentlich darauf hingewiesen habe, da\u00df diese Berechnung nicht den Anspruch auf Genauigkeit machen k\u00f6nne; aber er stellt jetzt seine Angaben dar\u00fcber als so wertlos hin, da\u00df man nicht einsieht, warum er sich \u00fcberhaupt der M\u00fche unterzogen hat, diese Berechnung anzustellen. Ich glaube aber nicht, da\u00df Vernon dieselbe zur Zeit der Niederschrift seiner Arbeit so sehr untersch\u00e4tzt hat, da er sie sp\u00e4ter wieder in Rechnung zieht, indem er S. 352 sagt, man m\u00fcsse sich erinnern, da\u00df ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte der anf\u00e4nglichen peptonspaltenden Kraft dem Trypsin allein zufalle. Der Einwand hat aber \u00fcberhaupt wenig Bedeutung, da. wenn man dem Trypsin im Sinne Vernons auch nur einige, irgendwie erhebliche Wirkung zuschreiben soll (nebenbei aber das Erepsin auch die gleiche Wirkung hat), es eben unverst\u00e4ndlich bleibt, warum sich hei seinen Versuchen keine entsprechende Vermehrung der Spaltung der ersten Anteile des Peptons \u2014 wenigstens nicht immer \u2014 durch das Trypsin gezeigt hat, da er doch eine Vermehrung dieses Enzyms auf nahezu das siebenfache durch seine fibrinl\u00f6sende Kraft konstatiert hat (S. 343, am 22. Tage).\n2.\tWas den Versuch Vernons mit dem Katzenpankreas betrifft, so untersch\u00e4tze ich seine Bedeutung nicht; ich halte ihn f\u00fcr seinen besten Versuch, aber er steht, auch wenn er ganz einwandfrei w\u00e4re, zu vereinzelt da, um von voller Beweiskraft zu sein, und er hat seinen Wert nur vor Zusatz des Darmextraktes. Deshalb, meine ich, w\u00e4re es richtiger","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Enzyme des Pankreas.\t183\ngewesen, den Versuch ohne diesen fortzusetzen oder zu wiederholen, und ich habe den Zusatz als unverst\u00e4ndlich bezeichnet, weil ich nicht einsehe, was dadurch gewonnen ist. Er lehrt, da\u00df in jenem Extrakte Zymogen vorhanden war. Es ist nun nicht ganz von der Hand zu weisen, da\u00df vielleicht eine Vorstufe des Trypsins nicht l\u00f6send, wohl aber peptonspaltend wirke, aber das ist zun\u00e4chst nicht anzunehmen und der Versuch von Bedeutung, sobald das Trypsin ausgeschlossen ist. Die Peptonspaltung hat der Zusatz von Darmextrakt mindestens kompliziert, und wenn Vernon doch einmal Zymogen hat konstatieren wollen, h\u00e4tte er das besser in einem besonderen Versuche getan. Ich habe gesagt, da\u00df man die Peptonspaltung in diesem Versuch auf Erepsin h\u00e4tte beziehen k\u00f6nnen, aus verschiedenen Gr\u00fcnden: einmal, wie schon erw\u00e4hnt, weil der Versuch zu vereinzelt ist, dann, weil ich aus meinen Versuchen ersehen hatte, da\u00df geringe Mengen Trypsin der Beobachtung entgehen k\u00f6nnen und erst bei Zusatz gewisser Substanzen (in meinen Versuchen Pepton, dem man wohl keine kinetische, sondern nur eine l\u00f6sungsunterst\u00fctzende Wirkung zuschreiben kann) manifest werden. Wenn aber \u00fcberhaupt Trypsin vorhanden ist, so darf man, wie ich gezeigt zu haben glaube, aus einer Verschiebung der l\u00f6senden und peptonspaltenden Wirkung noch nicht auf zwei Enzyme schlie\u00dfen. Ich mu\u00df hier noch bemerken, da\u00df es mir nicht klar geworden ist, ob Vernon meint, da\u00df in diesem Versuch vor dem Zusatz des Darmextraktes Trypsin ganz gefehlt hat. In der Tabelle findet sich in der Rubrik der tryptischen Wirkung ein Strich, der ebensogut das Fehlen des Trypsins bedeuten kann, als auch, da\u00df er nicht darauf untersucht hat. Warum betont er diese Abwesenheit nicht im Text und warum sagt er auch jetzt wieder, da\u00df die fibrinl\u00f6sende Kraft beinahe ganz und gar abwesend war? Vernon wirft mir vor, da\u00df man aus meiner Arbeit den Eindruck gewinne, als ob er den Darmauszug zugesetzt h\u00e4tte, ehe er den Pankreasauszug auf Erepsin untersucht h\u00e4tte (also auch hier keine Erw\u00e4hnung, da\u00df er damals auf Trypsin untersucht h\u00e4tte). Im Text seiner Abhandlung sagt Vernon, da\u00df dieses Pankreasextrakt im Anfang \u00abpractically\u00bb kein freies Trypsin enthalten h\u00e4tte, welches Wort dessen Anwesenheit nicht ganz ausschlie\u00dft. Es scheint mir noch jetzt nicht ganz klar, ob dieser Satz sich auf den Versuch vor oder nach dem Zusatze des Darmextraktes bezieht; ich habe ihn auf den ersteren Fall beziehen zu m\u00fcssen geglaubt, und in diesem Sinne habe ich gesagt, da\u00df sein Extrakt im Anfang, also vor dem Zusatz des Darmextraktes, kaum fibrinl\u00f6send wirkte.\n3. Bez\u00fcglich der Trennung der Enzyme durch Alkohol gebe ich zu, da\u00df ich Vernons Angaben nicht so verstanden habe, wie er sie jetzt erkl\u00e4rt. Genau gibt er zwar auch jetzt noch nicht an, wie er diese Versuche gemacht hat, wenn er auf fr\u00fchere Vorschriften hinweist, wo von 1 ccm resp. 0,3 ccm oder weniger die Rede ist. Wenn ich aber schon dort nicht verstehe, warum er seine Extrakte so sehr verd\u00fcnnt","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nKarl Mays, Zur Frage der Enzyme des Pankreas.\nhat, viel weniger hier, wo seine Alkoholniederschl\u00e4ge nach ihm selbst doch nur Teile des oder der Enzyme enthielten, und gar nicht, wo seine Filtrate durch den Alkohol sehr verd\u00fcnnt waren. Einerlei, wie er seine Versuche angestellt hat, so beziehen sich seine Einw\u00e4nde auch hier nur auf nebens\u00e4chliche Dinge und treffen nicht das Wesentliche meiner Kritik.\nBei den Fragen \u00fcber die Natur der Enzyme steht die mit im Vordergr\u00fcnde, wieviel man deren anzunehmen berechtigt ist, wor\u00fcber zur Zeit lebhaft diskutiert wird. Wegen ihrer Wichtigkeit sollte man sich aber sehr vor nicht ganz schlagenden Tatsachen und Beweisf\u00fchrungen h\u00fcten, und wenn es auch, wie z. B. Referate lehren, keine dankbare Aufgabe ist, so, meine ich, tue man der Wissenschaft einen gr\u00f6\u00dferen Dienst, wenn man hier etwas zur\u00fcckhaltend ist, wenn man dabei auch der Befriedigung, die sch\u00f6ne Resultate gew\u00e4hren, verlustig geht. Ich glaube mich zu dieser Warnung um so mehr berechtigt, als ich selbst die Idee des Vorkommens des Erepsins im Pankreas zuerst ausgesprochen habe.","page":184}],"identifier":"lit18473","issued":"1907","language":"de","pages":"182-184","startpages":"182","title":"Zur Frage der Enzyme des Pankreas","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:00.484425+00:00"}