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{"created":"2022-01-31T13:49:32.239818+00:00","id":"lit18475","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kikkoji, T.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 51: 201-206","fulltext":[{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von einem Nucleins\u00e4ure spaltenden\nFermente in Cortinellus edodes.1)\nVon\nDr. T. Kikk\u00f6ji.\n(Aus dem medizinisch-chemischen Institut der Universit\u00e4t zu Kyoto.) (Der Redaktion zugegangen am 9. Februar 1907.)\nDurch die neueren Forschungen2) ist es au\u00dfer Zweifel gestellt, da\u00df in verschiedenen Geweben des Tierk\u00f6rpers ein Stoff vorkommt, welcher die F\u00e4higkeit besitzt, die Nucleins\u00e4uren in ihre Komponenten zu spalten. Dieser Stoff wird f\u00fcr ein spezifisches Ferment gehalten und als Nuclease bezeichnet.\nDa\u00df Nuclease auch in Pflanzenzellen enthalten sein kann, geht schon aus den bekannten Tatsachen hervor, da\u00df bei der Selbstverdauung der Bierhefe3) freie Purinbasen und Phosphors\u00e4ure sich bilden und da\u00df in den keimenden Samen 4) die ersteren stets in nachweisbarer Menge vorhanden sind.\nEs kommt aber Iwanoff5) das Verdienst zu, Nuclease in der Pflanzenwelt mit Sicherheit nachgewiesen zu haben. Iwanoff brachte P\u00e9nicillium glaucum oder Aspergillus niger in eine Kulturfl\u00fcssigkeit, die aus Thymusnucleins\u00e4ure, Salzen, Saccharose und Wasser bestand, und fand, da\u00df bei der Entwicklung der genannten Pilzarten die Nucleins\u00e4ure eine weitgehende Zersetzung bis zum Auftreten der Phosphors\u00e4ure und der Purinbasen erfuhr; er stellte ferner fest, da\u00df diese tiefe Spaltung durch die von den beiden Schimmelpilzen produzierte Nuclease bewirkt wurde, welche von der Zellsubstanz durch deren Zertr\u00fcmmerung zu trennen war und welche thermolabil war. Im Anschlu\u00df an die Beobachtung von Iwanoff konnte\n*) Syn. Armillaria edodes.\n2)\tSachs, Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 337.\n3)\tA. Kos sei, Diese Zeitschrift, Bd. IV, S. 294.\n4)\tSchulze, Diese Zeitschrift, Bd. IX, S. 420.\n5)\tIwanoff, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 31.\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\t14","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"besonderes auf Nucleins Sure abgcstiinoites Ferment vorhanden ist denn bei einem \\ ergieich von 27 Tersehiedenen Kulturen ergab sieb, da\u00df bei ihnen die t \u00e4bigkert. Gelatine und a-nucleinsaures Natron zu verfl\u00fcssigen, nicht stets parallel geht.\nIch mochte hier noch erw\u00e4hnen, da\u00df hei der Spaltung-der Hefenuclems\u00e4ure durch Bakterien A. Sehittenhelm und F. behr\u00f6ter2 Phosphors\u00e4ure. Alkohol. Ameisens\u00e4ure. Oxals\u00e4ure, Ammoniak, Hypoxanthin und Xanthin erhielten\nDie nachstehenden Lntersuchungen zeigen nun. da\u00df in Matsuaake. Conine\u00fcus edodes. P, Kenn, ein Nucleins\u00e4ure spaltendes Ferment zu finden ist. welches wahrscheinlich mit der Nuclease aus den Schimmelpilzen und Bakterien identisch ist.\nCortine\u00fcus edodes. P. Kenn, geh\u00f6rt zu den in Japan einheimischen Hutpilzen. Er erreicht oft eine betr\u00e4chtliche Gr\u00f6\u00dfe und findet sich in Fichtenw\u00e4ldern von Anfang Oktober bei warmer V ittenmg bis in den November hinein. Er bildet ein in Japan beliebtes Gericht und wird als W\u00fcrze bei der Zubereitung von Speisen und Saucen gebraucht.\nF\u00fcr meine Untersuchungen bediente ich mich stets des Pre\u00dfsaftes des Cortine\u00fcus edodes. Zur Bereitung des Prefi-saftes wurde der frische Pilz gr\u00fcndlich mit Wasser gewaschen, durch An kratz en von den test anhaltenden \\ erunreinigungen befreit, zerkleinert und unter einem starken Drucke ausgepre\u00dft. Der so erhaltene Pre\u00dfsaft reagierte schwach sauer oder neutral und erwies sich als sehr- wirksam.\nAls Untersuchungsmaterial stellte Herr Professor Katsuji Inouye mir nuclein saures Natron zur Verf\u00fcgung, welches er aus der Schleimhaut des D\u00fcnndarms vom Rinde nach der Vorschrift von Neumann dargestellt hatte: daf\u00fcr sage ich ihm meinen w\u00e4rmsten Dank.\nVersuch 1.\naj 0.2 g nucleinsauren Natrons wurden in 10 ccm hei\u00dfen Wassers gel\u00f6st, nach dem Erkalten mit 10 ccm frischen Pre\u00df-\nl) PI enge. Diese Zeitschrift. Bd. XXXDL S. 190.\n*) A, Sehittenhelm u. F, Schroeter. Diese Zeitschrift. Bd. XLI\n5. 284,","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von einem Nucleins\u00e4ure spaltenden Fermente. 203\nsaftes versetzt und unter Zusatz von Toluol bei Bruttemperatur stehen gelassen* 48 Stunden darauf war das Auftreten von Phosphors\u00e4ure in der L\u00f6sung mit der Magnesiamischung nachzuweisen.\nb) 10 ccm gekochten Pre\u00dfsaftes wurden der L\u00f6sung des nucleinsauren Natrons in gleicher Menge zugef\u00fcgt und unter gleicher Bedingung in den Brutschrank gestellt. Nach 48st\u00fcn-diger Digestion war die Probe auf Phosphors\u00e4ure v\u00f6llig negativ.\nVersuch 2.\nEine gelatin\u00f6se Masse, weiche aus 0,5 g nucleinsauren Natrons und 4 ccm Wasser bestand, wurde mit 2 ccm frischen Pre\u00dfsaftes versetzt, mittels eines durch Gl\u00fchen gereinigten Platindrahtes gut durchgemischt und unter Zusatz von Toluol bei Bruttemperatur digeriert. Nach 16 Stunden war die Masse vollst\u00e4ndig verfl\u00fcssigt. Diese L\u00f6sung gab nach der Verd\u00fcnnung mit Wasser einen reichlichen Niederschlag mit Magnesiamischung.\nVersuch 3.\n2,5 g nucleinsauren Natrons wurden in 150 ccm siedenden Wassers gel\u00f6st, nach dem Erkalten mit 25 ccm frischen Pre\u00dfsaftes versetzt und unter Zusatz von Toluol in den Brutschrank gestellt.\nAlle 24 Stunden wurden 20 ccm von der L\u00f6sung herausgenommen und auf Phosphors\u00e4ure verarbeitet. Die gewonnenen Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt:\nTabelle I.\nDauer der Digestion in Stunden\t| Zur Analyse I verwendete L\u00f6sung in g\tGefundene Mg2P207 in g\tAus der gefundenen Mg2P207 berechnete P203 in g\n1 24\t20\t0,0221\t0,0141\n48\t20\t0,0323\t0,0206\n72\t20\t0,0393\t0,0251\n96\t! i \u00ab\t20\t0,0433\t0,0276\n120\t20\t0,0450\t0,0287","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nT. Kikkoji,\nVersuch 4.\n4 g nucleinsauren Natrons wurden in 250 ccm Wasser gel\u00f6st, mit 35 ccm frischen Pre\u00dfsaftes versetzt, gut durchgemischt und unter Zusatz von Toluol 6 Tage lang bei 37\u201439\u00bb C. digeriert.\nUm die freien Purinbasen in der digerierten L\u00f6sung nachzuweisen, verfuhr ich wie folgt: Die L\u00f6sung wurde nach der Filtration mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, filtriert und das Filtrat mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Die Phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llung wurde abgesaugt, mit 5 \u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure ausgewaschen und nach der bekannten Methode mit Hilfe von Baryt von Phosphorwolframs\u00e4ure befreit. Die von Phosphorwolframs\u00e4ure befreite L\u00f6sung wurde vorsichtig auf dem Wasserbade eingeengt und mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Die Bearbeitung dieser Silberf\u00e4llung geschah genau nach der in Thierfelders Handbuch1) angegebenen Methode.\nEs wurden erhalten: Guanin? und Aden in.\n1.\tGuanin? Die durch Ammoniak ausgeschiedene Substanz wurde in Sulfat \u00fcbergef\u00fchrt, dessen Krystallformen v\u00f6llig mit denjenigen des Guaninsulfats \u00fcbereinstimmten. Leider stand mir zur Ausf\u00fchrung der Analyse keine gen\u00fcgende Menge der Substanz zu Gebote.\n2.\tAdenin. Das Pikrat krystallisierte in gelben Nadeln und zersetzte sich gegen 280\u00b0 C.\n0,1652 g Substanz gaben 42,5 ccm feuchten Stickstoffs bei 9\u00b0 C. und 761 mm B., entsprechend 30,99 \u00b0/o N.\nBerechnet f\u00fcr C6H6N5 \u2022 C6HsN30: :\tGefunden :\nN = 30.82 >\t30.99 \u00b0/o\nVersuch 5.\nDieser Versuch wurde angestellt, um den Einflu\u00df der Reaktion der Fl\u00fcssigkeit auf die Wirkung des Nueleins\u00e4ure spaltenden Fermentes zu ermitteln.\nProbe a. 0,2g nucleinsauren Natrons wurden in 5 ccm 0,75\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure unter Erw\u00e4rmen gel\u00f6st, nach dem Er-\n') Thierfelder, Hoppe-Seylers Handbuch der physiol.-pathol.-chem. Analyse, 7. Auf!., 1903, S. 574.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von einem Nucleins\u00e4ure spaltenden Fermente. 205\nkalten mit 10 ccm neutralen Pre\u00dfsaftes versetzt und unter Zusatz von Toluol im Brutraum digeriert.\nNach 70 Stunden war keine Spur von Phosphors\u00e4ure in der L\u00f6sung nachzuweisen.1)\nProbe b. 0,2 g nucleinsauren Natrons wurden in 5 ccm \u00fc,75\u00b0/oiger Sodal\u00f6sung gel\u00f6st und nach dem Zusatz von 10 ccm frischen Pre\u00dfsaftes auf die deiche Weise behandelt wie bei Probe a.\nNach 70 st\u00e4ndiger Digestion konnte ich keine Bildung von Phosphors\u00e4ure in der L\u00f6sung feststellen.\nProbe c. Eine L\u00f6sung von nucleinsauremNatron, welche aus 0,2 g nucleinsauren Natrons, 5 ccm Wasser und 10 ccm neutralen Pre\u00dfsaftes bestand, wurde bei Gegenwart von Toluol im Brutschrank digeriert.\nNach 70 Stunden wurden 5 ccm von der L\u00f6sung herausgenommen und auf Phosphors\u00e4ure untersucht. Es wurden gefunden: 0,0231 g Mg2P207, entsprechend 0,0147 g P205.\nVersuch 6.\nDieser Versuch zeigt, da\u00df das Nucleins\u00e4ure spaltende Ferment durch Aussalzen mit Ammoniumsulfat gef\u00e4llt wird.\nDer frische Pre\u00dfsaft wurde mit Ammoniumsulfat ges\u00e4ttigt, der entstandene Niederschlag in Wasser suspendiert, durch Dialyse vom Ammoniumsulfat befreit und filtriert. Das so bereitete Filtrat wirkte ebenso stark auf die Nucleins\u00e4ure wie der frische Pre\u00dfsaft.\nIch habe auch einige Versuche angestellt, um \u00fcber die Wirkung des Pre\u00dfsaftes auf die Nucleins\u00e4ure aus der Rindermilz Aufschlu\u00df zu erhalten. Doch m\u00f6chte ich bei der v\u00f6lligen \u00dcbereinstimmung der erhaltenen Resultate mit den oben geschilderten von einer Wiedergabe absehen.\nAus den mitgeteilten Versuchen ergibt sich, da\u00df:\n1. Durch das Ferment des Cortinellus edodes werden die Nucleins\u00e4uren unter Bildung von freien Purinbasen und Phosphors\u00e4ure zersetzt.\n0 Die Wirkung des Fermentes wird selbst durch 0,8\u00b0/oige Essigs\u00e4ure deutlich herabgesetzt, aber nicht ganz aufgehoben.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"T. Kikk\u00f4ji. \u00dcber Nucleins\u00e4ure spaltende Fermente.\n2.\tDas Ferment wird durch Erhitzen seiner L\u00f6sung vollst\u00e4ndig zerst\u00f6rt.\n3.\tDas Ferment wirkt kr\u00e4ftig bei neutraler oder schwach saurer Reaktion. 0,5\u00b0/oige Essigs\u00e4ure sowie 0,5\u00b0/oige Sodal\u00f6sung k\u00f6nnen die Wirkung des Ferments hemmen.\nt\n4.\tDas Ferment wird aus seiner neutralen L\u00f6sung durch Ammoniumsulfat ausgesalzen.\nAu\u00dfer dem Nucleins\u00e4ure spaltenden Fermente sind noch zwei Fermente in Cortinellus edodes enthalten, n\u00e4mlich ein eiwei\u00df verdauendes und ein harnstoffzersetzendes.\nDas eiwei\u00dfverdauende Ferment wirkte nur hei neutraler oder alkalischer, nicht bei saurer Reaktion. Unter den Verdauungsprodukten lie\u00dfen sich Tryptophan, Leucin und Tyrosin nachweisen. Es sei hier erw\u00e4hnt, da\u00df Johann Hjort1) bereits ein Ferment in Agaricus ostreatus fand, welches bei neutraler Reaktion am kr\u00e4ftigsten das Fibrin verdaute. Dieses Ferment aber unterscheidet sich dadurch von dem in Cortinellus edodes vorhandenen, da\u00df es in alkalischer L\u00f6sung unwirksam ist.\nDas harnstoffzersetzende Ferment wirkte auf die gleiche Weise auf den Harnstoff wie die Urease.\n*) Johann Hjort, Malys Jahresbericht, Bd. XXV\u00cf, S. 399.","page":206}],"identifier":"lit18475","issued":"1907","language":"de","pages":"201-206","startpages":"201","title":"\u00dcber das Vorkommen von einem Nucleins\u00e4ure spaltenden Fermente in Cortinellus edodes","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:32.239824+00:00"}