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{"created":"2022-01-31T14:19:41.279338+00:00","id":"lit18499","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Cohnheim, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 51: 415-424","fulltext":[{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":": I\n!\nZur Spaltung des Nahrungseiwei\u00dfes im Darm.\nII. Mitteilung.\nVon\nOtto Cohnheim.\n(Aus dem physiologischen Institut zu Heidelberg.)\n(Oer Redaktion zugegangen am 27. M\u00e4rz 11*07.)\nVor einiger Zeit habe ich Versuche1) ver\u00f6ffentlicht, nach denen durch die kombinierte Wirkung des Pepsins und Erepsins Kiwei\u00dfk\u00f6rper weiter als durch Trypsin oder Pepsin und Trypsin zerlegt werden k\u00f6nnen, n\u00e4mlich so vollst\u00e4ndig wie durch siedende S\u00e4uren. Die Versuche lie\u00dfen Einwendungen zu, und ich habe sie mit vervollkommnter Methodik wiederholt.\nDie Frage nach der vollst\u00e4ndigen oder nur partiellen Umwandlung des Nahrungseiwei\u00dfes vor der Resorption ist ja von gro\u00dfer biologischer Bedeutung. Wirklich beantwortet kann sie nur durch das Tierexperiment werden, aber zun\u00e4chst galt es, die Vorfrage zu erledigen, ob denn auf dem Wege* der normalen Resorption \u00fcberhaupt die M\u00f6glichkeit einer kompletten Eiwei\u00dfspaltung vorliegt. Die Versuche von E. Fischer und Abderhalden2) schienen die Frage eher zu verneinen, und die Stoffwechsel versuche von Henriques und Hansen,3) Ab-\n') 0. Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. LXIX, S. 01 (1900).\n*) E. Fischer und E. Abderhalden, Diese Zeitschritt. Bd. XXXIX, S. Hl; Bd. XL, S. 215 (1903). - E Abderhalden, ibid., Bd. XU, S. 17 (1905). \u2014 E. Abderhalden und B. Reinbold, ibid., Bd. XL1V, S. 281 (1905); Bd. XLVI, S. 159 (1905). - E. Fischer und E. Abderhalden, ibid., Bd. XLVI, S. 52 (1905).\n3) V. Henriques und C. Hansen, Diese Zeitschrift. Bd. XL111, H. 417 (1905): Bd. XLVII1, S. 383 (190fit; Bd. XL1X. S. 113 (1900).","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Colinheim.\niir,\nderhalden und Rona1) und L\u00fcthje2 * 4] machten die volLst\u00fcn-di<;c Kiwei\u00dfspaltung im Darin auch nicht wahrscheinlicher. So schienen mir neue Versuche n\u00f6tig: ich habe gegen das vorige Mal sowohl dit; Gewinnung der Spaltungsprodukte, wie die chemische Lntersuchung ge\u00e4ndert.\nAn sich w\u00e4re es das Ideal, reine Fermente aut chemisch bekannte K\u00f6rper einwirken zu lassen: aber dies Ideal ist unerf\u00fcllbar. Chemisch bekannt sind nur die synthetischen Peptide hmil Fischers und einige von ihm durch Abbau gewonnene Dipeptide. Von hier bis zu dem komplizierten und v\u00f6llig mi-aufgel\u00f6stcn Gemenge, das die; Pepsinverdauung liefert, f\u00fchrt noch keine Dr\u00fccke. F\u00fcr eine k\u00fcnftige Ei wei\u00dfchemie werden die Cntersuchungen von E. Fischer und E. Abderhalden und ihren Mitarbeitern :ti \u00fcber die Zerlegung der einzelnen Peptide durch Trypsin, Erepsin oder die autolytischen Fermente, von entscheidender \\\\ ichtigkeit sein. F\u00fcr die Frage der wirklichen Verdauung sind sie zurzeit leider nur schwer verwertbar. Hier bleibt einstweilen nichts anderes \u00fcbrig, als sich m\u00f6glichst eng an die gegebenen, physiologischen Verh\u00e4ltnisse zu halten. I nd da kann es f\u00fcr die Magenverdauung keine vollkommenere Methode geben, als dal) man das zu untersuchende Eiweih einem Hunde zu fressen gibt und cs aus (*in er Duodenal fis tel auff\u00e4ngt. Etwas Trypsin habe ich in Form von Pankreussalt zugef\u00fcgt: um Erepsin zu erhalten, mu\u00dfte ich freilich zu Darmextrakten greifen. Denn ausreichende Mengen Darmsaft lassen sicli nicht erhalten: seihst Pawlow und Roldireff1) hatten immer nur wenige Kubikzentimeter zur Verf\u00fcgung. \u00dcbrigens scheint es mir fraglich.\n1 E. Abderhalden und I\\ Rona. Diese Zeitschrift. Rd. XLII. S. 52* , liHK-: Rd. XLIV. S. IRK (^1905),\n\u25a0*) D L\u00fcthje, Pfl\u00fcgers Archiv, Rd. CXI1I. S. 547 iltMMJi.\nE Eischer und E. Abderhalden, Diese Zeitschrift. Rd. XLYI *s 52 \u2018 11)051. \u2014 E. Abderhalden und Y. Teruuehi, ibid., Rd. XLIX.\n1 und 21\t\u2014 E. Abderhalden und A. \u00dcchittenhelm, ibid..\nRd. XLIX. S. 2U i RH MP. \u2014 E. Abderhalden und P.Rona. ibid.. Rd. XLIX S :\\\\ fltMM\u00bb).\n4) W. Boldireff, Arch, des Sciences biolog. de 8t. P\u00e9tersbourg. Rd. XI. S. K\u00ab. liHM.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Spaltung des Nahrungseiwei\u00dfes im Dann. II\n117\nob die Anwendung von Darmsaft statt Darmextrakt ein Vorteil w\u00e4re. Da im D\u00fcnndarm dieselben Zellen resorbieren und Fermente bereiten, ist es durchaus mi\u00dflich, da\u00df w\u00e4hrend des Durchtritts durch die Kpiihelzelleil; noch eine Spaltung vor sich geht, die Fermente also gar nicht vollst\u00e4ndig ins Lumen sezer-niert zu werden brauchen. Tunlichst gereinigt habe ich die Darmextrakte.\nIch verfuhr demnach folgenderma\u00dfen:\nIch verf\u00fctterte ger\u00e4uchertes Fleisch an Hunde mit Duodenalfisteln. Die daf\u00fcr erforderliche Methodik halle ich fr\u00fcher in Gemeinschaft mit T obier1) ausgebildet: die chemische Untersuchung der aus einer Duodenallistel gesammelten Massen hatte gelehrt, da\u00df die Pepsinverdauung eine viel intensivere ist. als man es bisher auf Grund der Versuche in vitro und der Befunde im Magen hatte vermuten k\u00f6nnen. Den kunstvollen Mechanismus der Magenverdauung k\u00f6nnen wir eben nicht naeh-\naInnen. Selbstverst\u00e4ndlich mu\u00df bei diesen Versuchen durch Einspritzungen von saurem Mageninhalt daf\u00fcr gesorgt werden, da\u00df die Pvlorusreflexe erhalten sind und da\u00df dein Organismus der Versuchstiere W asser und Chlor zur Verf\u00fcgung stehen. Unterl\u00e4\u00dft man die Einspritzungen, wie London2) und seine Mitarbeiter dies getan haben, so schafft man unphysiologische Bedingungen und macht die Versuche un verwertbar. \u2022\nIch habe 2 Hunde mit Duodenalfisteln \u00f6\u2014\u00df cm unterhalb des Pylorus verwendet. Der eine \\vurd(\u2018 behandelt, wie\u00bb e*s Tobler beschrieben hat, d. h. die gleiche; Fistel diente zur Entleerung und zum Einf\u00fchren mittels eines d\u00fcnnen, abw\u00e4rts gerichteten Katheters. Der andere hatte eine\u00bb Duodenalfistel, aus de\u00bbr die verdauten Mengen herausspritzten, und eine zweite, einige Zentimeter abw\u00e4rts gelegene, in die eingespritzt werden konnte. Einen Ballon habe ich nicht mehr eingef\u00fchrt, da besonders darauf gerichtete Versuche zeigten, da\u00df bei diesen beiden Hunden nichts an der Kan\u00fcle vorbeiflo\u00df, sondern der gesamte Duodenalinhalt sich nach au\u00dfen entleerte. Verfuttert habe ich\n') L. Tobler. Diese Zeitschrift, Bd. XLV, S. 185 (1905).\n9) K. London und A. Sulima, Diese Zeitschrift. Md. XLVI. 8. 200 190;i). \u2014 E. London und VV. Polowzowa. ibid.. Bd. XL1X, 8. 828 fpHMii.","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nOtto Cohnheim,\nfett- und sehnenfreies gehacktes Rindfleisch, das einige Stunden gew\u00e4ssert und etwas abgepre\u00dft wurde, also dasselbe Material, dessen sich To bl er bedient hatte. Die Hunde wurden zun\u00e4chst einige Male im Gestell stehend gef\u00fcttert und das aus der Fistel Kommende aufgel\u00e4ngen und gefroren aufbewuhrt. Hei dem eigentlichen Versuch stand der eine an 3 Tagen im ganzen 13 Stunden, der andere an 2 Tagen 10 Stunden. Sie erhielten das gew\u00e4sserte Fleisch zu fressen und w\u00e4hrend des Versuches wurde in kleinen Abst\u00e4nden die bei den Versuchen erhaltene Fl\u00fcssigkeit abw\u00e4rts ins Duodenum eingespritzt. Das sich aus der Fistel Entleerende wurde in einem weiten Gef\u00e4\u00df aufgel\u00e4ngen, das in einer K\u00e4ltemischung stand, soda\u00df jede herauskommende Portion sofort gefror, und wurde zun\u00e4chst gefroren aufbewahrt. Diese Masse bestand zum gr\u00f6\u00dften Teil nat\u00fcrlich aus Mageninhalt: er ist, wie Tobler beschrieben hat, d\u00fcnnfl\u00fcssig, nur mit etwas ungel\u00f6stem Fleisch gemengt. Au\u00dferdem aber entstr\u00f6men, auf den Reiz der Einspritzungen hin, der Kan\u00fcle Pankreassaft und Galle. Die Fistel oberhalb\nder M\u00fcndung des D. choledochus und des D. Wirsingianus anzulegen, ist in. E. technisch kaum m\u00f6glich, und den Eingu\u00df der Unterbindung beider G\u00e4nge auszuf\u00fchren,1) hatte ich in diesen Versuchen keine Veranlassung. Die Beimengung einer gewissen Menge von Pankreassaft war mir im Gegenteil lieh, da ich so dem nat\u00fcrlichen Zustande noch n\u00e4her kam. Die Beimengung von Galle st\u00f6rt nicht: die Gallens\u00e4uren geben ja mit dem Eiwei\u00df bei saurer Reaktion einen Niederschlag, fallen also bei der weiterem Behandlung doch zum gr\u00f6\u00dften Teile fort. Da die Al-bumosen einen wirksamen Reiz f\u00fcr den Ergu\u00df von Galle in den Darm darstellen, hat die Galle vielleicht auch noch irgend eine unterst\u00fctzende Funktion bei der Eiwei\u00dfverdauung. Am Schlu\u00df der Versuche bekamen die Hunde jedesmal zu saufen, doch wurde der Magen nie ganz leer. Verf\u00fcttert wurden 2\u20143 Pfund Fleisch. Schlie\u00dflich wurden die einzelnen Eisbl\u00f6cke aufgetaut und sofort zentrifugiert. Die L\u00f6sung l\u00e4\u00dft sich ganz gut filtrieren, soda\u00df ein v\u00f6llig klares, gelbes Filtrat resultiert, doch\n*) (i. Lang, Bioehem. Zeitschrift, Bd. II, S. 225 (1906).","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Spaltung des NahrungseiweiAes im Darm. 11.\n41\u00ab\njrelinjrt die Trennung vom Ungel\u00f6sten mittels der Zentrifuge nat\u00fcrlich viel schneller. M\u00e4n erh\u00e4lt einen Niederschl\u00e4ge der au-\" urnerdautem Fleisch und durch die Galle niedergeschlagenem Eiwei\u00df besteht und eine stark saure, hellgelbe, klare L\u00f6sung, die nur eine ganz unbedeutende Menge von koagulierbarem Eiwei\u00df, dagegen nat\u00fcrlich massenhaft Pepton enthielt. Ich gewann so 221-0 ccm mit 10,8 g Stickstoff in unkoagulierbarer Form.1;\nDiese L\u00f6sung enthielt die Verdauungsprodukte des Ei-weilles, die durch die Pepsinverdauung entstehen, sie enthielt Magensaft, Pankreassaft, Galle und vermutlich Duodenalsaft, der sich ja auf den S\u00e4urereiz mit ergie\u00dfen mu\u00df. Sie reagierte stark sauer, trotzdem da\u00df sich dem Mageninhalt schon alkalische Sekrete beigemengt hatten: freie Salzs\u00e4ure fehlte.2) Die L\u00f6sung wurde nun zur weiteren Behandlung in 2 gleiche H\u00e4lften geteilt. Die eine wurde kurz aufgekocht, durch Filtrieren von den Spuren koagulierbaren Eiwei\u00dfes befreit; von dem Filtrat wurden 250 ccm (= 1,134 g Stickstoff) mit soviel Schwefels\u00e4ure versetzt, da\u00df die L\u00f6sung 33\u00b0/o enthielt, und 12 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht.\nDie andere H\u00e4lfte dagegen wurde mit Erepsin verdaut, und es konnten so die Produkte der S\u00e4urespaltung mit denen der kombinierten Fermentspaltung verglichen werden. Die Erepsinl\u00f6sung, gewann ich durch Extraktion der Darmschleim-liaut von 2 mittelgro\u00dfen Hunden in der fr\u00fcher beschriebenen Weise.3) Die Schleimhaut wurde abgeschabt, mit Sand fein zerrieben, wiederholt mit Wasser extrahiert und die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit dem Anderthalbfachen ges\u00e4ttigter Ammonsulfat-l\u00f6sung versetzt. Der Niederschlag wurde abfiltriert, mit Wasser aufgenommen, unter Zusatz von Toluol und Chloroform sull\u00e4t-lrei dialysierl und die L\u00f6sung wieder filtriert. Bei diesem Filtrieren hat man zwar starke Ferment Verluste, aber man wird fast das ganze Eiwei\u00df los. Es resultiert eine L\u00f6sung, (lie sehr wenig koagulierbares Eiwei\u00df und keine dialysierbaren\nV' A!le StickstolTbestimmungen nach Kjeldahl. stets D\u00f6ppelbestim-\nmungen.\n') Vgi. L. Tobler, Diese Zeitschrift, \u00dfd. XLV, iS. 185 (1905).\n:\u2018) 0. Cohn he im, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII, S. 451 (19U1).","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nOtlo Cohnheim.\nK\u00f6rper enth\u00e4lt. Sie ist reich an Erepsin, aber es konnte daneben auch Arginase1) vorhanden sein, und das w\u00e4re der weiteren I Untersuchung hinderlich geworden. Ich setzte daher beide Erepsinl\u00f6sungen mit kohlensaurem Arginin an, hielt sie 25- Stunden im Brutschrank, koagulierte zur Entfernung des Eiwei\u00dfes und f\u00e4llte das Arginin nach dem Silberbarytverfahren. Im Filtrat war aber keine F\u00fcllung mit Phosphorwolframs\u00e4ure zu erhalten, die L\u00f6sungen waren also arginasefrei. Kossel und Dakin geben auch an, da\u00df man in Extrakten der Darmschleimhaut regelm\u00e4\u00dfig Arginase lindet, dagegen nur selten in gereinigten Erepsinlosungen. Vermutlich haftet die Arginase an den Eiweill-k\u00f6rpern, die bei der Dialyse unl\u00f6slich werden.\n1120 ccm der Magenpeptonl\u00f6sung wurden mit NallCn etwas \u00fcberneulralisiert, Kohlens\u00e4ure durchgeleitet,2) die beiden Erepsinl\u00f6sungen zugesetzt und die L\u00f6sung auf K\u00f6rpertemperatur gebracht. So war die Pepsinwirkung abgeschnitten: sie hatte seit der Entleerung aus dem K\u00f6rper nicht weiter gehen k\u00f6nnen, da die L\u00f6sung ja anfangs gefroren war, und mich dem Auftauen und kurzem Zentrifugieren sofort neutralisiert wurde. Ich glaube auch nicht, da\u00df das Trypsin in der kurzen Zeit bei niedriger Temperatur in der Zentrifuge wesentlich gesch\u00e4digt sein konnte. Vielmehr wirkten nun dieses und das Erepsin auf das Pepton. Schon nach 3 Stunden war die Biuretreaktion verschwunden. Da die Massen sich in 13 Stunden aus dem Pylorus entleert hatten, w\u00e4re die richtige Dauer der Verdauung auch 13 Stunden gewesen. Ich steigerte sie auf 22 Stunden, um den Mangel an Bewegung zu ersetzen. Nach dieser Zeit wurde die L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und zur Entfernung der kleinen Eiwei\u00dfreste einmal kurz aufgekocht.\nIch hatte so zwei L\u00f6sungen von urspr\u00fcnglich gleicher Zusammensetzung, von denen die eine der S\u00e4urespaltung, die\n'i A. Kossel und II. D. Dakin. Diese Zeitschrift. Bd. XLI. S. :121 (1904); Bd. XLII, S. 181 (1904).\n2| Line mit Kohlens\u00e4ure \u00fcbers\u00e4ttigte Alkalil\u00f6sung scheint ja das Optimum f\u00fcr die Wirkung der Darmfermente zu sein iN. I*. Sc hierbei k. Skandin. Arch. f. Physiologe Bd. Ill, S. 344 (1891).","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Spaltung des XahrungseiweilVs un Darin. II. * m\nandere dagegen nur der Einwirkung der Fermente unterw\u00fcrfen gewesen war. Die eine konnte, soweit wir wissen, nur die verschiedenen Aminos\u00e4uren enthalten, die andere dagegen vielleicht auch zusammenh\u00e4ngende Komplexe. Peptone oder Peplide. Eine Entscheidung lieh nur die quantitative Bestimmung von Spaltungsprodukten erwarten, und hier war die Auswahl beschr\u00e4nkt. Tyrosin und Tryptophan werden zu leicht losgel\u00f6st und die anderen Monoaminos\u00e4uren lassen sieh nur durck E. Eisehers Esterverfahren bestimmen: das aber arbeitet nicht ganz quantitativ und es erfordert die Einwirkung der starken Salzs\u00e4ure, die sekund\u00e4re Spaltungen machen kann. So blieben die Hasen, f\u00fcr die Kossel quantitative Bestiinmungs-tnethoden geschaffen hat. und unter ihnen empfahl sich aus mehreren (ir\u00fcnden das Arginin. Einmal ist es in den Eiwei\u00dfk\u00f6rperu des Fleisches, Myosin und Leim, in relativ grober Menge enthalten :1) zweitens ist bisher in allen Eiwei\u00dfk\u00f6rpcin, Peptonen und Kyrinen. Arginin naehgewiesen worden: es war \u2022dso zu vermuten, da\u00df auch ein Peptid, das etwa der Erepsin-Spaltung entgangen w\u00e4re. Arginin enthalte: drittens hat Kossel-) gefunden, dal\u00bb durch das Silberbaryt verfahren, \u00ablas ihm zur Darstellung des Arginins \u00ablient, auch viele Peptone niedergeschlagen werden. Etwa vorhandene derartige K\u00f6rper h\u00e4tten sieh also in I der Argininfraktion linden m\u00fcssen. Endlich hat Stendel3) in dem Pikrolonat eine Verbindung kennen gelernt, die leicht zur Identifizierung des Arginins dienen kann.\nSo habe ich denn in den beiden zu vergleichenden H\u00f6ningen das Arginin nach Kossel4) bestimmt, wobei .ich mich der liebensw\u00fcrdigen Ratschl\u00e4ge Herrn Professor Kossels zu erfreuen hatte.\nDie mit Erepsin verdaute L\u00f6sung, 1970 ccrn mit \u00f4.l g N,\n') E. Hart. Diese Zeitschrift, IUI. XXXIII, S. 347 (lHOii.\n*' A. Kossel (und li. Pringle). Diese Zeitschrift. IUI. XUX, >. 315 (1006;.\n3) H Steudel. Diese Zeitschrill. Bd. XXXVII, S. 21!) (PM)2i.\n4 A. Kossel und F. Kutscher, Diese Zeitschrift, Bd. XXXI. S. 16\u00d4 t!\u00bb00). \u2014 A. Kossel (und II. Pringle;, Diese Zeitschrift, Bd. XL1X. >. 31H (DKM)).\nUoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LI.\n2h","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"Otto Cohn hoi in.\n40 \u2022>\nwmvlr mit Darvumcarbonat versetzt und zur Austreibung ,|r. Ammoniaks einige Stunden m\u00e4\u00dfig stark auf dem Wasserbau.!-erw\u00e4rmt. Ks reslierten 1510 ccm mit 5,19 g N. soda\u00df 2.JS\", des X auf Ammoniak kommen. Von den 1510 ccm \\uirdet, 12oO rein mit 1,5 g X weiter verarbeitet. Sie wurden ani 0 seti wo tel s\u00e4ure gebracht und solange mit 1\u2018hosphonvolfram-saure versetzt, wie noch ein Niederschlag entstand; dann wurde scharf abgesaugt, der Niederschlag mit etwas Wasser, das Schwelet- und Phosphorwolframs\u00e4ure enthielt, unger\u00fchrt und nochmals scharf abgesaugt. Dann habe ich den Niederschlag, ohne ihn zu erw\u00e4rmen, mit Darythydrat zerlegt, den \u00fcbersch\u00fcssigen Daryl mit Kohlens\u00e4ure entfernt, die* Niederschl\u00e4ge gut ausgekocht und dann zun\u00e4chst bei schwach saurer Deaktion mit Silbernitrat gef\u00e4llt.\u00bb) Der ziemlich reichliche Niederschlag bestand wohl aus etwas Chlorsilber \u2014 enthielt \u00ablie urspr\u00fcngliche Fl\u00fcssigkeit doch reichlich Kochsalz, von den Desle in \u00ablern Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag stecken mu\u00dftet *m \u00fcbrigen die Silberverbindungen von Sto\u00dfet enthalten, die nichts mit dem Eiwei\u00df zu tun haben. Ks kommet (\u2018inmal Extraktivstoffe des Fleisches in Detracht und dam Nucleins\u00e4ure oder deren Spaltungsprodukte, die aus dem Fleisch und aus den Verdauungss\u00e4ften stammen konnten. Die Stickslo\u00df' meuge betrug 0,191 g, das sind 4,5\u00b0 \u00ab des Stiekstolfs. Das Filtrat von diesem Niederschlag s\u00e4ttigte ich mit Darythydrat. saugte ah, verlieh (tie F\u00e4llung nochmals mit ges\u00e4ttigter Daryl-hydrall\u00fcsung, saugte wieder ah und nahm den Niederschlag mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure auf. Zur Trennung des Arginim und Histidins neutralisierte ich daim, nach Kossels neuem Verfahren.2) genau mit Darythydrat, setzte gepulvertes Daryum-carbonnt zu und erw\u00e4rmte eine halbe Stunde. Dadurch wird das Histidin gef\u00e4llt. Im Filtrat, das nach Ausweis der Farben-reaktionen von Histidin, Tryptophan und Kreatinin frei war. mu\u00dfte das Arginin enthalten sein, au\u00dferdem aber konnten IVp-\nM t r. Kulscher und J. Seemann. Diese Zeitschrifl Hd XXXV S. 437 ( 11)021.\n*) A. Kossel (.mid II. Pringle), Diese Zeitschrift. Bd. XLIX S 31s\n(llHK\u00cei.\t\u2019","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Spaltung \u00ables Nahrungseiweibes im Dann. II.\nm\ntune und verwandte K\u00f6rper sich linden. Fm dits zu entscheiden, wurde es von Silber und Raryt befreit, eingeengt und mit alkoholischer Pikrolons\u00e4urel\u00f6sung1) gef\u00e4llt. Der Niederschlag konnte duieli den Schmelzpunkt als reines Arginin identifiziert werden. In L\u00f6sung waren 0,02'\u00bb g StickstolV: also sind durch die kombinierte Fermentwirkung 12,0% des Stickstoffs als Arginin abgespalten worden. Dazu'm\u00fc\u00dften wegen der L\u00f6slichkeit des phosphorwolframsaureu Arguons noch 2\u00f6 mg Stickstoff hinzugerechnet werden.-) Dann w\u00e4ren es 12.o\u00b0 \u00ab>.\t1 nd diese Abspaltung kann nur durch Fermente\nlicrvorgerufeii worden sein. Denn ich habe streng darauf gehalten, die erforderlichen Lrwarmungen nur bei neutraler Reaktion vorzunehmen ; sobald saure oder alkalische Reaktion herrschte, habe ich Krw\u00e4rmung vermieden.\n(ienau so wie hier.geschildert, wurde die bei der S\u00fctiro-abspaltung erhaltene L\u00f6sung nach Kntfernung der Schwefels\u00e4ure behandelt. Auf den Ammoniak- und lluminslickstoff kamen L2%. Die Argininfraktion enthielt 0.1,18 g N, was nntei sinngem\u00e4\u00dfer Reriicksichtigung der f\u00fcr die Restimmuugen entnommenen Mengen 12.5\"/\u00ab ergibt. Dringt man die Korrektur f\u00fcr die L\u00f6slichkeit des phosphorwolfrmnsaureri Arginins an. so erh\u00e4lt man lo,0\u00b0/\u00ab\u00bb.\nDie \u00dcbereinstimmung ist eine vollkommene: es wird also durch die aufeinanderfolgende Wirkung der Verdauungsfermente aus den Kiwei\u00dfk\u00f6rpern des Fleisches ebensoviel Arginin abgespalten, wie durch die S\u00e4urespaltung. Ich f\u00fcge hinzu, da\u00df ich in der verdauten L\u00f6sung auch sonst nirgends etwas von einem Peptid gesehen habe. Ich habe das Filtrat von dem Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag von der Schwefels\u00e4ure befreit, es stark eingeengt, wobei zu einem Kryslallbrei erstarrte, und ich habe nun in schwefels\u00e4urefreier L\u00f6sung nochmals mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt. Fs fielen auch 0,075 g Stickstoff, die offensichtlich aus den\nPhosphorwolframaten von Monoaminos\u00e4uren und Rasen besteh*\u00bb\n\u2018) H. Steudel, Diese Zeitschrift. Md. XXXVII. S. 210 (1002;.\n*> w (iulewitsch, Diese Zeitschrift. Bd. XXVII. S. 10\u00ab (1800\u00bb.","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"w\nCohnhoim, Zur Spaltung des NahrungseiweitVs im Darm. ||\nDull sich andere Eiwei\u00dfk\u00f6rper ebenso verhalten, ist wohl Nicher: geh\u00f6rt doch der Leim zu den schwerstverdaulichon Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. Nicht in die Untersuchung einbezogen habe ich die Anteile des Fleisches, die ungel\u00f6st den Pylorus pas-sieren. \u00dcber das (iescheiien im lebenden K\u00f6rper werde ich. mich Vollendung einiger Experimente, n\u00e4chstens weiteres mit-leilen. Ich glaubt\u00bb aber durch die vorliegende Untersuchung gezeigt zu haben, da\u00df dit\u00bb M\u00f6glichkeiten einer kompletten Eiweili-spaltung im Darmkanal jedenfalls gegeben sind, da\u00df die Hinzuf\u00fcgung des Erepsins zu den anderen Fermenten die Vollst\u00e4ndigkeit tier Eiwei\u00dfspaltung bewirkt.","page":424}],"identifier":"lit18499","issued":"1907","language":"de","pages":"415-424","startpages":"415","title":"Zur Spaltung des Nahrungseiwei\u00dfes im Darm. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:19:41.279343+00:00"}