Open Access
{"created":"2022-01-31T12:39:13.252821+00:00","id":"lit18510","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kutscher, Fr.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 51: 545-548","fulltext":[{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Abwehr.\nVon\nFr. Kutscher.\n(Der Redaktion zugegangen am 12. April 1907.)\nHerr von Gulewitsch richtet in einem \u00abZur Richtigstellung\u00bb betitelten Aufsatz wieder eine Reihe Angriffe gegen meine den Fleischextrakt betreffenden Untersuchungen. Dieselben betreffen namentlich das von mir aus Fleischextrakt dargestellte Ignotin und die zur Reinigung des Fleischextraktes von St eu del und mir angegebene Tanninmethode.\nZun\u00e4chst sagt Herr v. Gulewitsch, ich h\u00e4tte seine Angaben \u00fcber das Carnosinsilber, auf die ich mich in meinem ersten Abwehrartikel st\u00fctzte, aus dem Zusammenhang herausgerissen und dadurch w\u00e4re Sinn und Inhalt derselben nicht richtig wiedergegeben. Eine solche Behauptung enth\u00e4lt sehr unfreundliche Unterstellungen.\nIm \u00fcbrigen m\u00f6ge der Leser selbst entscheiden, ob der Sinn und Inhalt der von mir benutzten Angaben ein anderer wird, wenn man die ungek\u00fcrzten Angaben des Herrn v. Gulewitsch \u00fcber saures Carnosinsilbernitrat und Carnosinsilber in Betracht zieht. Ich lasse dieselben folgen. Die von mir in meinem fr\u00fcheren Artikel verwandten S\u00e4tze habe ich durch gesperrten Druck hervorgehoben.\n\u00abSaures Carnosinsilbernitrat wurde durch Vermischen von Carnosinnitrat mit einem \u00dcberschu\u00df von Silbernitrat dargestellt ; die zur Sirupdicke eingedampfte Fl\u00fcssigkeit wurde mit absolutem Alkohol durchger\u00fchrt, der ausgeschiedene Niederschlag abgesaugt und mit Alkohol ausgewaschen, um das \u00fcbersch\u00fcssige Silbernitrat zu entfernen. Die \u00fcbrig gebliebene Substanz war in Wasser sehr leicht l\u00f6slich. Die zum Sirup eingedampfte sauer reagierende L\u00f6sung derselben krystallisierte bei l\u00e4ngerem Stehen in mikroskopischen langen schiefen oder rhomboidalen Tafeln, deren spitze Winkel h\u00e4ufig abgestumpft waren. Bei der leichten L\u00f6slichkeit der Substanz und der geringen Menge derselben konnte sie weiter nicht gereinigt werden.\nCarnosinsilber. Die mit Wasser verd\u00fcnnte L\u00f6sung von saurem Carnosinsilbernitrat wurde mit Vio-N.--Kalilauge bis zur Bildung einer geringen gelborangen F\u00e4llung versetzt, die L\u00f6sung filtriert und mit einigen weiteren Kubikzentimetern Kalilauge gemischt, wobei eine schwache rein wei\u00dfe Tr\u00fcbung entstand. Die schwach alkalisch reagierende Fl\u00fcssigkeit","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\nFr. Kutscher,\nwurde auf dem Wasserbade stark eingedampft, wobei eine geringe Schw\u00e4rzung eintrat. Beim Stehen verwandelte sich die Fl\u00fcssigkeit in eine vollst\u00e4ndige durchsichtige Gallerte, in der keine Krystalle unter dem Mikroskop zu bemerken waren. Beim Erw\u00e4rmen l\u00f6ste sich die Gallerte vollkommen auf und die von einer geringen Menge reduzierten Silbers abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit schied nach dem Erkalten \u00abund beim Umr\u00fchren einen kurz- und feinfaserigen Niederschlag aus, der beim Stehen etwas gallertartig wurde. Der Niederschlag wurde abfiltriert, mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen, im Vakuum getrocknet und analysiert.\nIV.\t0,1306 g Substanz in Wasser unter Zusatz von HN03 gel\u00f6st und mit HCl gef\u00e4llt gaben 0,0811 g AgCl.\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr\nIV.\tC9H12Ag2N403 \u2022 H20 :\nAg 46,74 \u00b0/o\t47,11 >\nEs war somit die erhaltene gallertige Substanz das Carnosinsilber C9H12Ag2N403 \u2022 H20 resp. C9H14N403 \u2022 Ag20, das dem Argininsilber C6H14N402 \u2022 Ag20 analog zusammengesetzt ist und sich aus dem Doppelsalze mit dem Silbernitrate ebenfalls unter Freiwerden der organischen Base bilden soll:\n2 (C9H14N403 \u2022 HN03 + AgNOs) -f- 4 KOH = C9H14N403 \u2022 Ag20 + 4 KN03 +\nC9H14N403 + 3 H20.\nWie f\u00fcr die Bildung von Argininsilber, so ist auch f\u00fcr die des Carnosinsilbers die Mitwirkung von einem fixen Alkali notwendig: setzt man zu einer L\u00f6sung von Carnosin-und Silhernitrat Barytwasser oder Kali- resp. Natronlauge, so bekommt man einen volumin\u00f6sen wei\u00dfen Niederschlag von Carnosinsilber, dessen Bildung ausbleibt, wenn Ammoniak, selbst \u00e4u\u00dferst vorsichtig, anstatt des fixen Alkali zugesetzt wird. Das Carnosin verh\u00e4lt sich somit in dieser Hinsicht dem Arginin analog und von dem Histidin verschieden.\nDie zwischen dem Carnosin und dem Argininsilber existierende Analogie wird dadurch noch auffallender, da\u00df auch das Carnosin eine mehr Silber enthaltende Silberhase bilden kann. Als n\u00e4mlich das Filtrat von dem oben beschriebenen Carnosinsilber mit Wasser verd\u00fcnnt und mit Vio-N.-KOH fraktioniert und unter gutem Umr\u00fchren weiter gef\u00e4llt wurde, entstanden zwei volumin\u00f6se, gallertartige, schneewei\u00dfe Niederschl\u00e4ge (Nr. 1 und 2), welche abfiltriert und mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther in einem verdunkelten Zimmer sehr sorgf\u00e4ltig ausgewaschen wurden, was viel Zeit in Anspruch genommen hat. Die Niederschl\u00e4ge wurden dann im Vakuum getrocknet und analysiert.\nV.\t0,1987 g Substanz Nr. 1 gaben beim Verbrennen im Schiffchen 0,1785 g C02, 0,0581 g H20 und 0,0958 g Ag.","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Abwehr.\n547\nVI. 0,1866 g Substanz Nr. 2 in Wasser-unter Zusatz von HN03 gel\u00f6st und mit HCl gef\u00e4llt lieferten 0,1225 g AgCl.\n\tGefunden :\tBerechnet f\u00fcr\n\tV.\tVI.\tC9H14Ag2N404:\nc\t24,50 \u00b0/o\t\u2014\t23,57 \u00b0/o\nH\t3,28 \u00b0/o\t\u2014\t3,09 \u00b0/o\nAg\t48,21 \u00b0/o\t49,42 \u00b0/o\t47,11 \u00ae/o\nAlso enthielten diese zwei Substanzen mehr Kohlenstoff und mehr Silber, als es f\u00fcr die Formel C9H14N403 \u2022 Ag20 berechnet ist, da das Carnosin als eine starke Base Kohlens\u00e4ure aus der Luft anzieht und au\u00dfer der Verbindung mit 2 Atomen Silber noch Verbindungen mit einem h\u00f6heren Gehalt an Silber, vermutlich eine mit 3 Atomen Silber, bildet. Dasselbe wurde auch bei mehreren Pr\u00e4paraten von Argininsilber beobachtet. Es ist bemerkenswert, da\u00df der Silbergehalt der Substanz Nr. 2, wie auch der der meisten Pr\u00e4parate von Argininsilber, dem Silbergehalte einer Verbindung resp. eines Gemisches von 3 Molek\u00fclen der Silberbase mit 2 Atomen Silber und 1 Molek\u00fcl der Silberbase mit 3 Atomen Silber entspricht:\nGefunden f\u00fcr\ndas Carnosinsilber Nr. 2:\nAg 49,42 \u00b0/o\nGefunden f\u00fcr\n3 Pr\u00e4parate von Argininsilber: 55,68 \u00b0/o; 55,83 und 55,75 \u00b0/o; 55,60 \u00b0/o\nBerechnet f\u00fcr\n3 C9H14Ag2N404 + C9H13Ag3N404 :\n49,66 \u00b0/o\nBerechnet f\u00fcr\n3 C6H14Ag2N403 + C6H13Ag3N403 :\n56,10 \u00b0/o\nDas Carnosinsilber schmilzt beim Erw\u00e4rmen nicht, sondern wird bei etwa 195\u00b0 C. ganz schwarz und bl\u00e4ht sich dabei auf.\u00bb\nZu diesen Angaben des Herrn v. Gulewitsch bitte ich den Leser, meine Ausf\u00fchrungen in Bd. L, S. 445, dieser Zeitschrift in Betracht zu ziehen, dehen ich nichts hinzuzuf\u00fcgen und von denen ich auch nichts hinwegzunehmen brauche. Er wird sich \u00fcberzeugen, da\u00df ich wahrlich keinen Grund hatte, die vollst\u00e4ndigen Angaben des Herrn v. Gulewitsch zu scheuen und deshalb zu k\u00fcrzen. Die einzige Ursache, die mich bewegte, nur die pr\u00e4gnanteste Angabe herauszuheben, war die, da\u00df ich gedruckte, leicht nachschlagbare Sachen nicht nochmals drucken lassen wollte. Herr v. Gulewitsch aber macht aus diesem ganz allgemein ge\u00fcbten Verfahren ein Gescho\u00df, das er gegen meine Person schleudert.\nNun behauptet Herr v. Gulewitsch allerdings nochmals, ich h\u00e4tte doch aus dem Zusammenhang sehen m\u00fcssen, da\u00df er seine Versuche \u00fcber die F\u00e4llbarkeit des Carnosins durch Silbernitrat und Ammoniak mit \u00e4quimolekularen Mengen angestellt h\u00e4tte. In der Tat arbeitete er aber \u00fcberhaupt nicht mit \u00e4quimolekularen Mengen. Denn wie aus seinen oben zitierten Angaben ohne weiteres hervorgeht, ging er bei seinen n\u00e4her geschilderten Versuchen \u00fcber das Carnosinsilber von einem unreinen,","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\nFr. Kutscher, zur Abwehr.\nnicht analysierten, sauren Carnosinsilbernitrat aus, dessen Gehalt an Silber ihm ganz unbekannt war. Eine unbekannte Menge davon l\u00f6ste er in Wasser und f\u00e4llte daraus durch Vio-N.-KOH eine nicht analysierte Fraktion und Carnosinsilber, das 46,74\u00b0/o Ag, 48,21 \u00b0/o Ag, 49,42 \u00b0/o Ag enthielt. So sind seine \u00e4quimolekularen L\u00f6sungen beschaffen. Ich kann danach Herrn v. Gulewitsch nur raten, seine Angaben \u00fcber das Carnosinsilber nochmals genau durchzusehen, sich mit dem Verhalten des Arginins und Histidins gegen Silbernitrat, fixe Alkalien und Ammoniak vertraut zu machen und dann eindeutige, endg\u00fcltige Erkl\u00e4rungen \u00fcber das Carnosin abzugeben, damit man wirklich erf\u00e4hrt, ob sich sein Carnosin gegen die genannten Reagenzien wie Arginin oder Histidin oder wie keines von beiden verh\u00e4lt.\nSolange er zuverl\u00e4ssige Angaben in dieser Richtung nicht machen kann oder will, entf\u00e4llt f\u00fcr mich jede Ursache, auf seine Behauptungen, das Carnosin und Ignotin w\u00e4ren identisch, n\u00e4her einzugehen. Im \u00fcbrigen d\u00fcrfte auch der weitere Vergleich zwischen Carnosin und Ignotin sich etwas anders abspielen, als Herr v. Gulewitsch es sich gedacht hat.\nWeiter greift Herr v. Gulewitsch wieder die von St eu del und mir empfohlene Tanninmethode an. Er bewegt sich dabei allerdings nur in Andeutungen. So m\u00f6ge er sich denn ebenfalls nur andeuten lassen, da\u00df derartig unbestimmte Andeutungen, wie er sie macht, in der Wissenschaft kein Gewicht haben.","page":548}],"identifier":"lit18510","issued":"1907","language":"de","pages":"545-548","startpages":"545","title":"Zur Abwehr","type":"Journal Article","volume":"51"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:39:13.252826+00:00"}