Open Access
{"created":"2022-01-31T13:52:27.936783+00:00","id":"lit18513","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Scaffidi, V.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 42-53","fulltext":[{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und\nElektrolyten.\nV. Mitteilung.\nVervollst\u00e4ndigung der Gleichgewichtsober fl\u00e4che beim System:\nGlobulin, Magnesiumsulfat, Wasser.\nY on\nV. Scaffidi.\nMit drei Tafeln und einer Kurvenzeichnung im Text.\n(Aus dem Institut f\u00fcr allgemeine Pathologie der Kgl. Universit\u00e4t zu Neapel, geleitet von\nG. Galeotti).\n(Der Redaktion zugegangen am 29. April 1907.)\nIm Auftrag von Prof. Galeotti und unter seiner Leitung habe ich die f\u00fcr die Vervollst\u00e4ndigung der Gleichgewichtsober-fl\u00e4ehe im System Globulin, Magnesiumsulfat, Wasser n\u00f6tigen Untersuchungen angestellt, und es beziehen sich dieselben auf die Temperaturzonen, welche die Gefrier- resp. die Koagulationspunkte der verschiedenen L\u00f6sungen genannter Substanzen umfassen.\nHinsichtlich der Bereitung des Globulins aus dem Ochsenblutserum, wie auch den Einzelheiten der Untersuchungsmethode und der Art und Weise der graphischen Darstellungen, verweise ich den Leser auf die vorhergehenden Mitteilungen von Prof. Galeotti.1)\nUm die obengenannte Oberfl\u00e4che zu vervollst\u00e4ndigen, habe ich versucht, vier Kurven zu konstruieren, n\u00e4mlich: die Isotherme bei 55\u00b0; die Isotherme bei 70\u00b0; die Koagulationskurve des Globulins; die Gefrierkurve der fl\u00fcssigen Phasen.\n*) Galeotti, \u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und Elektrolyten, III. Mitteil.: L\u00f6slichkeit des Globulins in Magnesiumsulfatl\u00f6sungen, Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, Heft 6.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern u. Elektrolyten. Y. 43*\nDie Isotherme bei 55\u00b0.\nBei der Konstruktion dieser Isotherme habe ich mich derselben analytischen Methode bedient, welche angewandt wurde, um die anderen Isothermen zu erhalten.\nL\u00f6sungen von Globulin und Magnesiumsulfat, die schon bei der Zimmertemperatur im Gleichgewicht sich befanden und die noch eine gewisse Menge Globulin suspendiert enthielten, wurden 4 Stunden lang in einem Bad von 55\u00b0 gesch\u00fcttelt, hierauf 12 Stunden bei derselben Temperatur stehen gelassen, und endlich rasch filtriert. Die Fl\u00fcssigkeiten wurden analysiert und ergaben die auf nachstehender Tabelle ausgef\u00fchrten Analysenresultate. (Siehe auch die Kurve III, Fig. 1.)\nTabelle I. Isotherme bei 55\u00b0.\nL\u00f6sungen\tErgebnisse der Analyse in Grammen\t\t\tProzentische Zusammensetzung der L\u00f6sungen\t\t\n\th2o\tGlobulin\tMgS04\tH20\tGlobulin\tMgS04\na\t4,9706\t0,0579\t0,0205\t98,45\t1,14\t0,40\nb\t5,6991\t0,1262\t0,0521\t96,97\t2,14\t0,88\nc\t5,3589\t0,1880\t0,0904\t95,05\t3,34\t1,60\nd\t5,7441\t0,3260\t0,3629\t89,29\t5,06\t5,64\ne\t4,7702\t0,1720\t0,5991\t86,08\t3,10\t10,81\nf\t8,0320\t0,2021\t1,3236\t84,03\t2.11 *\t13,84\ng\t7,4810\t0,0640\t1,6450\t81,40\t0,69\t17,90\nh\t6,3064\t\u2014\t1,6950\t78,81\t\u2014\t21,18\nEs mu\u00df betont werden, da\u00df die L\u00f6sungen auch nach der Filtration opalescent und etwas tr\u00fcbe geblieben sind, was uns zeigt, da\u00df mit der Temperatur von 55\u00b0 man sich der Zone der irreversibeln Pr\u00e4zipitation des Globulins n\u00e4hert.\nBei h\u00f6heren Temperaturen nimmt in der Tat die Tr\u00fcbung\u201c der L\u00f6sungen zu, und ist st\u00e4rker oder schw\u00e4cher, je nachdem die Konzentration des Magnesiumsulfats zu- oder abnimmt, und diese Tr\u00fcbung verschwindet nicht mehr bei Hinzuf\u00fcgen von Wasser, was uns beweist, da\u00df die Pr\u00e4zipitation des Globulins teilweise irreversibel ist.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nV. Scaffidi,\nIch habe zuerst versucht, ob es m\u00f6glich w\u00e4re, die Menge des bei Temperaturen von 55\u201470\u00b0 irreversibel niedergeschlagenen Globulins f\u00fcr einige Magnesiumsulfatkonzentrationen einzeln zu bestimmen, aber dies ist mir nicht gelungen, da es sich um zu kleine Quantit\u00e4ten handelt und die Isolierung des leichten Niederschlags vermittelst eines Filters zu schwierig war.\nEs taucht hier die Frage auf, ob man bei Temperaturen \u00fcber 55\u00b0 noch von einem Gleichgewichtszustand sprechen darf, weil, wie bekannt, die vollst\u00e4ndige Reversibilit\u00e4t des Vorganges die essentielle Bedingung f\u00fcr das Zustandekommen des Gleichgewichts bei jedem System ist.\nDiese Frage wurde schon von Prof. Galeotti1) zum Teil besprochen und zwar in bezug auf die Pr\u00e4zipitation des Albumins durch Schwermetallsalze und er kommt zu folgenden Schl\u00fcssen: erstens, da\u00df wenn der irreversibel niedergeschlagene Teil sehr klein ist, man die Reaktion als vollst\u00e4ndig reversibel und wirklichen Gleichgewichtszust\u00e4nden zustrebend betrachten darf.\nZweitens, wenn dieser Teil nicht vernachl\u00e4ssigt werden kann, dann von einem Pseudo-Gleichgewicht zu sprechen ist, und den geometrischen Orten, welche die Endzust\u00e4nde der Reaktionen darstellen, eine besondere Bedeutung zuschreiben mu\u00df.\nAuch in diesem Falle jedoch hat die graphische L\u00f6sung des Problems einen praktischen Wert, da die gezeichneten Kurven und Oberfl\u00e4chen uns immer in die Lage versetzen, festzustellen, ob ein gegebenes System aus einer oder mehreren Phasen zusammengesetzt ist und welches die Konstitution jeder einzelnen Phase sein wird.\nAus den in obenstehender Tabelle angef\u00fchrten Werten ergibt sich, da\u00df f\u00fcr alle MgS04-Konzentrationen die L\u00f6slichkeit des Globulins bei 55\u00b0 kleiner ist als bei 40\u00b0. In der Tat, wenn man auf derselben Ebene die Isotherme bei 55\u00b0 und die Isotherme bei 400 konstruiert, kann man sofort feststellen, da\u00df die erste ganz in der zweiten enthalten ist. Bei h\u00f6heren MgS04-Konzentrationen, welche 17,90 \u00fcbersteigen, vermindert sich die L\u00f6slichkeit des Globulins sehr schnell und dieses Protein schl\u00e4gt\n9 Galeotti, Gilt die Phasenregel auch f\u00fcr Kolloide? Diese Zeitschrift, Bd. LIV, S. 6, 1906.","page":44},{"file":"p0044s0001.txt","language":"de","ocr_de":"H20\nFig. 1.\nI.\tDie Isotherme bei 70\u00b0.\nII.\tProjektion der Gefrierkurve auf die Grundfl\u00e4che des Prismas.\nIII.\tDie Isotherme bei 55\u00b0.\t,\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. Band LII, Tafel 1.\nZu \u00abScaffidi, \u00fcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und Elektrolyten\u00bb.\nVerlag von Karl J. Tr\u00fchner in Stra\u00dfburg.","page":0},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern u. Elektrolyten. V.\nsich vollst\u00e4ndig nieder, wenn die Fl\u00fcssigkeit mit MgS04 ges\u00e4ttigt ist.\nIsotherme bei 70\u00b0.\nDer irreversibel niedergeschlagene Teil ist bei dieser Temperatur bedeutend gr\u00f6\u00dfer als bei 55\u00b0. Die sehr tr\u00fcben L\u00f6sungen, welche man erh\u00e4lt, indem man fl\u00fcssige Phasen von schon bei Zimmertemperatur im Gleichgewicht befindlichen Systemen in einem Bad von 70\u00b0 sch\u00fcttelt, k\u00f6nnen nicht mehr filtriert werden.\nIch habe es deshalb f\u00fcr gut befunden, die bisher angewandte analytische Methode aufzugeben und eine einfachere und raschere, obschon nicht so genaue titrimetrische Methode anzuwenden. Ein Probierglas wird in ein Bad von 70\u00b0 gestellt. In das Glas gie\u00dfe ich eine bestimmte Menge einer genau titrierten Magnesiumsulfatl\u00f6sung, und dann f\u00fcge ich unter best\u00e4ndigem Sch\u00fctteln tropfenweise aus einer B\u00fcrette eine vorher titrierte L\u00f6sung von Globulin und MgS04 hinzu, indem ich sofort aufh\u00f6re, wenn sich eine deutliche Tr\u00fcbung bildet.\nVermittelst einer einfachen Berechnung erhalte ich die Konzentration dieser in bezug auf Globulin bei der obengenannten Temperatur ges\u00e4ttigten L\u00f6sungen. Diese Werte sind in folgender Tabelle angef\u00fchrt. Mit denselben wurde die Kurve I der Fig. I konstruiert.\nTabelle II. Isotherme bei 70\u00b0.\nL\u00f6sungen\tErgebnisse der Analyse in Grammen\t\t\tProzentische Zusammensetzung der L\u00f6sungen\t\t\n\th2o i\tI Globulin t\tMgS04\th2o\tGlobulin\tMgS04\na\t4,4810\t0,0155\t0,0321\t98,95\t0,34\t0,71\nb\t4,9029\t0,0281\t0,1275\t96,92\t0,55\t2,52\nc\t4,9322\t\u00bb0,0600\t0,2586\t94,11\t1,14\t4,74\nd\t4,9004\t0,0623\t0,3642\t92,00\t1,17\t6,83\ne\t4,4400\t0,0879\t0,4602\t89,01\t1,76\t9,22\nf\t7,2201\t0,0834\t1,1196\t85,75\t1,00\t13,29\ng\t6,2774\t0,0278\t1,1463\t84,24\t0,37\t15,38\nh\t5,8823\t0.0055 /\t1,2629\t82,26\t0,07 j\t17,67","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nV. Scaffidi,\nAus der mit den obigen Werten konstruierten Isotherme ergibt sich, da\u00df die L\u00f6slichkeit des Globulins f\u00fcr alle MgS04-L\u00f6sungen bei 70\u00b0 bedeutend kleiner ist als bei 55\u00b0, und da\u00df bei dieser Temperatur von 70\u00b0 eine kleinere Konzentration von MgS04 gen\u00fcgt, um die vollst\u00e4ndige Pr\u00e4zipitation dieses Proteins herbeizuf\u00fchren.\nKoagulationskurve.\nAus einer Globulinl\u00f6sung, die bis zur Koagulationstemperatur gebracht wird, schl\u00e4gt sich der Eiwei\u00dfk\u00f6rper vollst\u00e4ndig nieder, und es bleibt eine reine Salzl\u00f6sung. Die Koagulationskurve liegt folglich ganz auf der (HO* MgS04, T)-Ebene und bildet naturgem\u00e4\u00df die oberste Grenze der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che: die Kurve selbst jedoch kann nicht als eine Gleichgewichtskurve betrachtet werden, denn in den L\u00f6sungen, welche sie darstellt, ist das Globulin v\u00f6llig irreversibel niedergeschlagen.\nDie Punkte dieser Kurve wurden folgenderma\u00dfen erhalten. Ich habe verschiedene genau titrierte L\u00f6sungen von Magnesiumsulfat bereitet, welchen ich dann stets die gleiche Menge Globulin (0,0278 g in 10 ccm Fl\u00fcssigkeit) hinzugef\u00fcgt habe. Jede einzelne dieser L\u00f6sungen wurde in ein Bad gestellt, dessen Temperatur .langsam erh\u00f6ht wurde, hierauf wurde der Temperaturpunkt, bei welchem die Fl\u00fcssigkeit ganz undurchsichtig geworden war, festgestellt. W\u00e4hrend der ganzen Zeit der Erw\u00e4rmung wurde die L\u00f6sung best\u00e4ndig gesch\u00fcttelt.\nAuf folgender Tabelle finden sich die Daten dieser Versuche verzeichnet, und zwar die Konzentrationen der Magnesiumsulfatl\u00f6sungen, in welchen die Koagulation des Globulins vor sich ging, und die Koagulationstemperaturen. Mit diesen Daten habe ich die Kurve unter Fig. 2 konstruiert, indem ich die Prozente des MgS04 auf die Abszissen, und die Koagulationstemperaturen auf die Ordinaten \u00fcbertragen habe.\nMan ersieht aus dieser Kurve, da\u00df der Koagulationspnnkt Minimalwerte bei niedrigen MgS04-Konzentrationen auf weist, da\u00df diese Werte dann bei h\u00f6heren Konzentrationen des Salzes erst rasch, dann langsamer ansteigen, um darauf wieder zu fallen und endlich bei h\u00f6chster Konzentration des MgS04 beinahe konstant auf 72\u00b0 zu verweilen.","page":46},{"file":"p0046s0001.txt","language":"de","ocr_de":"\n\nFig. 2.\nDie Koagulationskurve.\nFig. 3.\nProjektion der Gefrierkurve auf die (H20, MgS04, T)-Ebene.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. Band LII, Tafel 2.\nZu \u00abScaffidi, \u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und Elektrolyten\u00bb.\nVerlag von Karl J. Tr\u00fcbner in Stra\u00dfburg.","page":0},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern \u00fc. Elektrolyten. V. 47\nTabelle III. Koagulationskurve.\nL\u00f6sungen\tErgebnisse der Analyse in Grammen\t\tProzentische Zusammensetzung der L\u00f6sungen\t\tT\n\th20\tMgS04\th2o\tMgSO*\t\na\t10,4564\t0,0758\t99,22\t0,77\t70,5\nb\t9,4504\t0,1114\t98,83\t1,16\t70,7\nc\t10,4444\t0,1471\t98,61\t1,38\t71,5\nd\t10,4385\t0,1828\t98,28\t1,72\t73,5\ne\t10,4325\t0,2185\t97,94\t2,05\t74,3\nf\t10,4265\t0,2542\t97,62\t2,37\t75,1\ng\t10,3967\t0,4326\t96,00\t3,99\t75,7\nh\t10,3668\t0.6110 j\t94,44\t5.56 j\t76,1\ni\t10,3370\t0.7894 j\t92,91\t7,09\t76,2\nk\t10,3071\t0,9478\t91,42\t8,58\t75,4\n1\t10,2774\t1,1463\t89,96\t10,03\t74,7\nm\t10,2475\t1,3236\t88,56\t11,44\t74,0\nn\t10,2176\t1.5030 y\t87,18\t12,82\t73,8\n0\t10,1877\t1,6814\t85,83\t14,16\t72,9\nP\t10,0982\t2,2166\t81,99\t18,00\t72,8\nGefrierkurve.\nDie Gleichgewichtsoberfl\u00e4che des Systems ist unter der Ebene T = 0\u00b0 von einer bestimmten Kurve begrenzt, welche den geometrischen Ort der Gefrierpunkte der im Gleichgewicht befindlichen fl\u00fcssigen Phasen darstellt.\nEs ist also n\u00f6tig, diese Kurve zu bestimmen, aber ich mu\u00df erst ihre Bedeutung von einem theoretischen Standpunkte aus klarlegen.\nDie Punkte dieser Kurven sind singul\u00e4re triphasische (wenn man das System als kondensiert denkt) und diese Phasen sind: einerseits die L\u00f6sung von Globulin und MgS04, anderseits Eis und Niederschlag von Globulin, welch letztere, gemischt, ein Kryohydrat bilden.\nBetrachten wir eine Isotherme (Fig. 4) in irgend einer Ebene, nicht weit unter T = 0\u00b0. Dieselbe weist einen mit","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nV. Scaffidi,\nder von Prof. Galeotti schon festgestellten und gezeichneten Isotherme f\u00fcr T \u2014 10\u00b0 analogen Verlauf auf. Siebleibt jedoch in der N\u00e4he vom Gipfel H20 in einem Punkte p unterbrochen, welcher die Konzentration der an Globulin und MgS04 \u00e4rmsten L\u00f6sungen darstellt, die bei der Temperatur, welche der Ebene der Isotherme entspricht, gefrieren. Diese Isotherme ist bei p unterbrochen, weil \u00fcber p gegen H20 hin die L\u00f6sungen bei der angegebenen Temperatur schon gefroren sind, und dies weil es eben st\u00e4rker verd\u00fcnnte L\u00f6sungen sind.\nDer Punkt p kann als Schnittpunkt der Isotherme mit der Geraden i cm + Cg == C angesehen werden,in welchem cm die Konzentration des MgS04, Cg die des Globulins und C die gesamte molekul\u00e4re Konzentration bezeichnen, welche dem Gefrierpunkt entspricht, der der Temperatur der Ebene, in welcher die Isotherme und die Gerade liegen, gleichkommt. F\u00fcr jede unter T = 0\u00b0 gelegene Ebene gibt es augenscheinlich nur einen Punkt p, wenn man annimmt, da\u00df f\u00fcr unser System die Phasenregel verwirklicht sei. Dies ist sehr wahrscheinlich, da in dem Verhalten des Systems, bei allen Konzentrationen\n*) Wenn man der Einfachheit halber annimmt, da\u00df in der L\u00f6sung keine chemische Verbindung zwischen Globulin und MgS04 stattfindet.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern u. Elektrolyten. V. 49\nund bei allen Temperaturen, keinerlei Abweichungen konstatiert wurden.\nF\u00fcr die Ebene T = 0\u00b0 trifft der Punkt p auf den Gipfel H20. Von diesem Gipfel geht die gekr\u00fcmmte Kurve, welche die untere Grenze der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che bildet, aus, und diese Kurve endet bei dem Punkte, der den kryohydratischen Punkt der MgS04-L\u00f6sungen darstellt. Es liegt also dieser Endpunkt der Kurven in der lateralen Ebene des Prisma (H20, MgS04, T).. Die Gleichgewichtsoberfl\u00e4che, die f\u00fcr die Koagulationstempera-turen nach oben vollkommen geschlossen erscheint, bleibt nach unten auf, oder man kann sich dieselbe hier durch die von der Geraden (a, p) (Fig. 4) ab stammende entwickelbare Fl\u00e4che abgeschlossen denken.\nUm festzustellen, wie das Gleichgewicht f\u00fcr alle Punkte des Temperaturprisma definiert ist, mu\u00df man auch die Bedeutung der ebengenannten entwickelbaren Fl\u00e4che bestimmen. Deren Bedeutung wird klar, wenn man den Wert der Geraden (a, p) ber\u00fccksichtigt. Die Punkte, welche auf derselben liegen, stellen L\u00f6sungen dar, die die totale molekulare Konzentration C besitzen d. h. die Konzentration, die dem Gefrierpunkt entspricht, der der Temperatur der Ebene, in welcher die Gerade liegt, gleichkommt. Ein \u00fcber dieser Geraden gegen den Gipfel H20 zu gelegener Punkt (z. B. der Punkt x) stellt ein System dar, das ins Gleichgewicht gebracht, sich in Eis und in eine L\u00f6sung der Zusammensetzung y (Fig. 4) trennen wird. Die Gerade (H20,y) ist die Konjugationsgerade, welche der Koesistenz der Phasen Eis und L\u00f6sung y entspricht. Punkte, die weiter nach rechts \u00fcber der Konjugationsgeraden (H20,p) liegen, stellen Systeme dar, die sich in ein Kryohydrat von Globulin und in die L\u00f6sung p trennen. Das gleiche kann man f\u00fcr alle Ebenen unter T = 00 sagen, und so sind die Gleichgewichtsbedingungen f\u00fcr alle Punkte des Prisma, die unter der genannten entwickelbaren Fl\u00e4che liegen, festgestellt.\nIch gehe nun dazu \u00fcber, anzugeben, auf welche Weise und mit welcher N\u00e4herung es mir gelungen, die gekr\u00fcmmte Kurve, die ich Gefrierkurve genannt habe, zu bestimmen. Ich bemerke sogleich, da\u00df, wie ja begreiflich, es nicht m\u00f6glich ist,.\n4\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LII.","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nV. Scaffidi,\ndie Geraden (a, p) und deshalb auch nicht di\u00e9 entwickelbare Fl\u00e4che experimentell zu bestimmen, und zwar aus verschiedenen Gr\u00fcnden, haupts\u00e4chlich weil man das Molekulargewicht des Globulins nicht kennt. So ist es mir auch nicht gelungen, die Punkte p auf direkte Weise zu bestimmen, n\u00e4mlich dadurch, da\u00df man bei verschiedenen Temperaturen ges\u00e4ttigte Globulinl\u00f6sungen mit verschiedenem MgS04-Gehalte gefrieren l\u00e4\u00dft, das Kryohy-drat von der L\u00f6sung trennt und die L\u00f6sung analysiert. Es steht diesem Vorgehen die au\u00dferordentliche Schwierigkeit einer solchen Trennung entgegen und macht es unanwendbar. Ich habe deshalb eine approximative Methode angewandt, mit Beachtung der Tatsache, da\u00df die L\u00f6slichkeit des Globulins bei Temperaturen unter 10\u00b0 nicht in nennenswerter Weise sich ver\u00e4ndert. Es entstehen bei Abk\u00fchlung von im Gleichgewicht befindlichen L\u00f6sungen keinerlei auff\u00e4llige Niederschl\u00e4ge und man kann deshalb annehmen, da\u00df die Zusammensetzung einer im Gleichgewicht befindlichen L\u00f6sung von einer Temperatur, die sich ihrem Gefrierpunkt n\u00e4hert, bis zu diesem selbst keine Ver\u00e4nderungen \u00aberleidet.\nIch ging folgenderma\u00dfen vor :\nL\u00f6sungen von MgS04 und Globulin, bei Zimmertemperatur ins Gleichgewicht gebracht, wurden 2V2 Stunden lang gesch\u00fcttelt, die weniger konzentrierten L\u00f6sungen (a, b, c, d, e, f der Tabelle 4) bei 0 \u00b0, die konzentrierten L\u00f6sungen (g, h der gleichen Tabelle) bei \u2014 2 \u00b0. Man lie\u00df dann bei den entsprechenden Temperaturen 6 Stunden lang absetzen, filtrierte rasch, stellte f\u00fcr das Filtrat den Gefrierpunkt fest und analysierte es. Es kamen ganz genau titrierte L\u00f6sungen von MgS04 zur Anwendung und diesen wTurde reines, getrocknetes Globulin beigef\u00fcgt. Von jeder L\u00f6sung wurde eine bestimmte Menge ganz genau abgewogen, eingedampft und der Trockenr\u00fcckstand bestimmt. MgS04 ergibt sich aus einer Proportion; das Globulin aus der Differenz.\nF\u00fcr die L\u00f6sungen g und h der Tabelle 4 wurde das Globulin wie MgS04 direkt durch W\u00e4gen bestimmt. Der kryohydratische Punkt des MgS04, dessen Daten in Tabelle 4 sub litt, i angegeben sind, wurde graphisch dargestellt, indem man den Schnittpunkt der L\u00f6slichkeitskurve von MgS04 zwischen","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern u. Elektrolyten. Y. ^1\n00 und \u2014 40 mit der Gefrierkurve konstruierte. Diese Kurven wurden von mir durch geeignete analytische Bestimmungen ermittelt, die ich der K\u00fcrze halber nicht wiedergebe.\nTabelle IV. Gefrierkurve.\nL\u00f6sungen\tErgebnisse der Analyse in Grammen\t\t\tProzentische Zusammensetzung der L\u00f6sungen\t\t\tA\n\th2o\tGlobulin\tMgS04\th2o\tGlobulin\tMgSO.\t\na\t5,6273\t0,0538\t0,0355\t98,44\t0,94\t0,62\t0,147\nb\t5,2999\t0,1110\t0,0604\t96,87\t2,02\t1,11\t0,249\nc\t4,7582\t0,1267\t0,0736\t95,97\t2,55\t1,48\t0,314\nd\t3,6675\t0,1057\t0,0896\t94,95\t2,73\t2,32\t0,438\ne\t9,6561\t0,3682\t0,4944\t91,79\t3,50\t4,70\t0,801\nf\t10,4040\t0,3392\t0,7556\t90,47\t2,94\t6,57\t1,102\ng\t7,0720\t0,0974\t1,2611\t83,88\t1,15\t14,96\t3,12\nh\t8,6420\t0,0632\t1,7269\t82,74\t0,60\t16,55\t3,72\n\u2022 l\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t80,1\t\t19,9\t4,72\nDie Kurve, die man erh\u00e4lt, indem man die Gefrierpunkte der verschiedenen L\u00f6sungen auf die Ordinaten und die Konzentrationen von MgS04 auf die Abszissen \u00fcbertr\u00e4gt, wie sie in Fig. 3 abgebildet, ist die Projektion der Gefrierkurve auf die laterale Ebene des Prisma (H20, MgS04, T). Die Kurve, die man erh\u00e4lt, wenn man auf die gew\u00f6hnliche Weise die Konzentrationswerte auf die dreieckige Grundfl\u00e4che des Prisma \u00fcbertr\u00e4gt, stellt mit gen\u00fcgender Ann\u00e4herung die Projektion der Gefrierkurve auf diese Grundfl\u00e4che dar, und wir erhalten demgem\u00e4\u00df aus ihrem Verlaufe eine Anschauung \u00fcber die untere \u00d6ffnung der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che, das ist \u00fcber die entwickelbare Fl\u00e4che, von der schon oft die Rede gewesen. (Fig. 1, Kurve II.) Im \u00fcbrigen kann man die Gefrierkurve leicht im Raume nach den auf der vorhergehenden Tabelle verzeichneten Daten konstruieren.\nKonstruktion der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che.\nIch habe die gesamte Gleichgewichtsoberfl\u00e4che des ganzen Systems konstruiert mit Verwendung der drei von Prof. Ga-\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nV. Scaffidi,\nleotti gezeichneten Isothermen und der vier Kurven, die ich bestimmt habe. Alle diese Kurven sind auf Pappe gezeichnet worden und die Fl\u00e4chen, die jede deckt, sorgf\u00e4ltig ausgeschnitten. Die so erhaltenen St\u00fccke Pappe sind auf ein Holzbrettchen, je 15 cm voneinander und unter sich parallel, in senkrechter Stellung befestigt worden. Auf das Brettchen wurde oben die Koagulationskurve (wie aus Fig. 2 ersichtlich) und unten die Projektion der Gefrierkurve (wie aus Fig. 3 ersichtlich) gezeichnet. Auf diese letztere wurde das St\u00fcck Pappe, das die \u00bb Fl\u00e4che der Gefrierkurve darstellt (wie sie in Fig. 1, sub II gezeichnet), senkrecht fixiert. Die Zwischenr\u00e4ume zwischen allen St\u00fccken Pappe wurden mit Lehm ausgef\u00fcllt und so stellte ich die Oberfl\u00e4che dar, wie sie in Fig. 5 und 6 wiedergegeben.\nAus der Betrachtung derselben ergibt sich erstens, wie die L\u00f6slichkeit des Globulins in den verschiedenen MgS04-L\u00f6sungen mit den Temperaturen wechselt. F\u00fcr schw\u00e4chere MgS04-L\u00f6sungensteigt die L\u00f6slichkeit des Globulins von 0\u00b0bis 40\u00b0 allm\u00e4hlich und gleichm\u00e4\u00dfig an ; bei 40\u00b0 erreicht sie ein Maximum, f\u00e4llt dann wieder rasch ab bis zur Koagulationstemperatur. F\u00fcr st\u00e4rkere L\u00f6sungen von MgS04 steigt die L\u00f6slichkeit des Globulins von unter 0\u00b0 bis 25\u00b0, wo sie ihr Maximum erreicht, f\u00e4llt dann rasch ab, soda\u00df die Gleichgewichtsoberfl\u00e4che bei 40\u00b0 eine Vertiefung aufweist und bleibt dann ziemlich konstant bis zum Koagulationspunkte.\nWenn man den Rand der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che nach rechts zu betrachtet (Fig. 5), sieht man, wie die Temperatur auf die g\u00e4nzliche F\u00e4llung des Globulins in den L\u00f6sungen von MgS04, die der S\u00e4ttigung nahe kommen, wirkt. Es zeigt sich, da\u00df die Menge des Salzes, welche zur g\u00e4nzlichen F\u00e4llung des Globulins n\u00f6tig ist, bei niedrigeren Temperaturen geringer ist ; bei 40\u00b0 ihr Maximum erreicht und dann wieder rasch abnimmt. \u00dcber 40\u00b0 ist die f\u00e4llende Wirkung des Salzes auf das Globulin also von seiner L\u00f6slichkeit unabh\u00e4ngig.\nDie Oberfl\u00e4che, die ich ermittelte, gen\u00fcgt, um die Gleichgewichtsbedingungen f\u00fcr jeden Punkt des Prisma, der zwischen den beiden Ebenen gelegen, die der niedrigsten Gefriertemperatur (\u2014 4,72\u00b0) und der h\u00f6chsten Koagulationstemper\u00e4tur (+ 76,2\u00b0)","page":52},{"file":"p0052s0001.txt","language":"de","ocr_de":"T=70\u00b0\nT=55\u00b0\nT=40\u00b0\nT=25\u00b0\nT=10\u00b0\nT=0\u00bb\nH20\tMg. S04.\nFig. 5.\nDie Gleichgewichtsoberfl\u00e4che, wie sie auf der (H20, MgS04, T)-Ebene erscheint.\nT=70\u00b0\nt\nT=55\u00b0\nT=40\u00b0\nT=25\u00b0\nT=10\u00b0\nT=0\u00b0\nFig. 6.\nDie Gleichgewichtsoberfl\u00e4che in Seitenansicht.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f\u00fcr physiologische Chemie. Band LII, Tafel 3.\nZu \u00abScaffidi, \u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und Elektrolyten\u00bb.\nVerlag von Karl J. Tr\u00fcbner in Stra\u00dfburg.","page":0},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern u. Elektrolyten. V. 53\nentsprechen, zu bestimmen. Unter, respektiv \u00fcber diesen Temperaturen k\u00f6nnen keine Globulinl\u00f6sungen bestehen.\nEs sei irgend ein System von Globulin, Wasser und MgSQ4 gegeben: man wird sogleich bestimmen k\u00f6nnen, ob der Punkt, der dieses System darstellt, innerhalb oder au\u00dferhalb der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che liegt. In ersterem Falle entspricht das System einer einfachen L\u00f6sung von Globulin und MgS04, im zweiten wird das System aber in zwei Phasen sich teilen, n\u00e4mlich in einen Niederschlag von Globulin und in eine L\u00f6sung, deren Zusammensetzung sogleich feststellbar ist, indem man den Punkt aufsucht, in welchem die Konjugationsgerade, die durch den Punkt geht, der das gegebene System darstellt, die Gleichgewichtsoberfl\u00e4che trifft. Nach dieser Oberfl\u00e4che kann man auch bestimmen, bei welcher Temperatur eine gegebene L\u00f6sung von Globulin und MgS04 gefriert oder gerinnt.\nSo ist das Problem des Gleichgewichts f\u00fcr jedes System Globulin, H20 und MgS04 und f\u00fcr jede Temperatur, bei welcher eine Globulinl\u00f6sung bestehen kann, vollst\u00e4ndig erledigt.","page":53}],"identifier":"lit18513","issued":"1907","language":"de","pages":"42-53","startpages":"42","title":"\u00dcber die Gleichgewichte zwischen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern und Elektrolyten. V. Mitteilung: Vervollst\u00e4ndigung der Gleichgewichtsoberfl\u00e4che beim System: Globulin. Magnesiumsulfat","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:27.936789+00:00"}