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{"created":"2022-01-31T13:48:13.310031+00:00","id":"lit18514","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 54-61","fulltext":[{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Phosphorgehalt einiger aus Pflanzensamen dargestellter Lecithinpr\u00e4parate. \u2022\nVon\nE. Schulze.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2. Mai 1907.)\nDie Arbeiten von E. Steiger, A. Likiernik und mir1) haben zu einem Verfahren zur Darstellung von Lecithin aus Pflanzensamen gef\u00fchrt, welches in folgendem besteht : Die auf das feinste zerriebenen Samen werden, nachdem sie zuvor mit Hilfe von \u00c4ther so vollst\u00e4ndig wie m\u00f6glich vom Fett befreit worden sind, bei einer Temperatur von ca. 50\u00b0 mit absolutem Alkohol extrahiert. Man dunstet den filtrierten Extrakt bei der gleichen Temperatur in einer Schale ein und behandelt den Verdampfungsr\u00fcckstand mit \u00c4ther, der das Lecithin aufnimmt (es ist zweckm\u00e4\u00dfig, dabei etwas Wasser zuzusetzen.) Die \u00e4therische Lecithinl\u00f6sung wird zur Reinigung in einem Scheidetrichter mehrmals mit Wasser durchgesch\u00fcttelt; die Beseitigung der dabei h\u00e4ufig entstehenden Emulsionen gelingt in der Regel, indem man Kochsalzkrystalle in den Scheidetrichter bringt und dann noch einmal durchsch\u00fcttelt. Beim Abdestillieren der von der w\u00e4sserigen Schicht getrennten \u00e4therischen L\u00f6sung2) bleibt das Lecithin zur\u00fcck.\nDieses Verfahren beruht auf der Tatsache, da\u00df bei Be-\n\u2022 \u2022\nhandlung der fein zerriebenen Samen mit \u00c4ther nur ein Teil des Lecithins in L\u00f6sung geht, w\u00e4hrend der Rest sich, wahrscheinlich in Verbindung mit einer Eiwei\u00dfsubstanz, in der entfetteten Masse vorfindet, aus dieser aber durch hei\u00dfen Alkohol extrahiert werden kann.\n\u00ef) Diese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 365, und Bd. XV, S. 405.\n2) Es ist zweckm\u00e4\u00dfig, diese \u00e4therische L\u00f6sung vor dem Abdestillieren mit Hilfe von wasserfreiem Natriumsulfat zu entw\u00e4ssern.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"P*'\nPhosphorgehalt aus Pflanzensamen hergestellter Lecithinpr\u00e4parate. 00\nDa\u00df die nach diesem Verfahren aus den Samen gewonnenen Produkte Lecithin waren, haben wir haupts\u00e4chlich durch Untersuchung ihrer Spaltungsprodukte bewiesen; doch wurden auch in einigen Pr\u00e4paraten Phosphorbestimmungen gemacht. Da wir das Lecithin nicht zum Krystallisieren zu bringen vermochten, so suchten wir es zu reinigen, indem wir es in hei\u00dfem Alkohol l\u00f6sten und durch Abk\u00fchlung dieser L\u00f6sung partiell w\u00fceder zur Abscheidung brachten. Zwei in solcher Weise behandelte Pr\u00e4parate aus den Samen von Vicia sativa und Lupinus luteus gaben bei der Analyse folgende Resultate:\nI.\tII.\nP =\t3,67 \u00b0/o\t3,69 \u00b0/o.\nDiese Zahlen liegen den f\u00fcr das Dioleyllecithin und da? Distearyllecithin berechneten Werten (3,86 und 3,84 \u00b0/o P) sehr nahe, w\u00e4hrend dem Dipalmityllecithin ein etwTas h\u00f6herer Phosphorgehalt (4,12 \u00b0/o) zukommt. Fast der gleiche Phosphorgehalt fand sich aber auch in den Rohprodukten, d. h. in den Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nden der durch Sch\u00fctteln mit Wasser gereinigten \u00e4therischen Lecithinl\u00f6sungen; drei solche Produkte enthielten nach den von E. Steiger und von A. Likiernik ausgef\u00fchrten Bestimmungen 3,40, 3,70 und 3,81 \u00b0/o P.\nEinen weit niedrigeren Phosphorgehalt, nur ca. 2\u00b0/o besa\u00dfen die von S. Frankfurt und mir1) untersuchten Lecithinpr\u00e4parate, die aus Gerealiensamen, n\u00e4mlich aus Roggen- und Gerstenk\u00f6rnern, dargestellt worden waren. In weiterer Verfolgung dieser Wahrnehmung entdeckten E. Winter st ein und 0. Hiestand2) in den aus Cerealiensamen dargestellten Lecithinpr\u00e4paraten einen betr\u00e4chtlichen Gehalt an Kohlenhydrat; letztere? wird in Form eines die Fehlingsche L\u00f6sung reduzierenden. Zuckers abgespalten, wenn man jene Pr\u00e4parate einige Stunden lang mit 6\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure kocht. Ein aus Weizen dargestelltes Pr\u00e4parat lieferte bei solcher Behandlung ca. 16\u00b0/a Zucker.\n*) Landwirtschaft! Versuchsstationen, Bd, XLIII, S. 310.\n2) Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 496 ; ausf\u00fchrlichere Angaben finden, sich in der Inauguraldissertation 0. Hie stands, Z\u00fcrich 1906.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nE. Schulze,\nUngef\u00e4hr die gleiche Zuckermenge lieferte aber auch ein aus den Samen von Lupinus albus dargestelltes Pr\u00e4parat, in welchem 2,74\u00b0/o Phosphor gefunden wurden.1) Auch Lecithinpr\u00e4parate, die aus dem Bl\u00fctenstaub der Kiefer und der Erle, sowie aus dem Steinpilz (Boletus edulis) gewpnnen wurden, gaben beim Kochen mit Schwefels\u00e4ure eine die Fehlingsche L\u00f6sung reduzierende Fl\u00fcssigkeit, doch war die Quantit\u00e4t der reduzierenden Substanz beim Steinpilz nur gering.\nIm Hinblick auf diese Befunde mu\u00dfte sich die Frage aufdr\u00e4ngen, ob auch das Lecithin aus den Samen von Vicia sativa und Lupinus luteus Kohlenhydrat enthielt und ob nicht etwa die f\u00fcr den Phosphorgehalt der bez\u00fcglichen Pr\u00e4parate fr\u00fcher gefundenen Zahlen mit Fehlern behaftet waren. Wir haben daher aufs neue, nach dem oben beschriebenen Verfahren, aus den genannten Samen, au\u00dferdem auch noch aus den Samen der Arve (Pinus Cembra), Lecithin dargestellt und dasselbe auf seinen Phosphorgehalt sowie auf eine Beimengung von Kohlenhydrat untersucht. Das aus Lupinus luteus gewonnene Pr\u00e4parat lieferte in einem von E. Winterstein ausgef\u00fchrten Versuche beim Kochen mit 6\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure nur 1,1 \u00b0/o Zucker, wobei noch zu bemerken ist, da\u00df die \u00e4therische L\u00f6sung dieses Pr\u00e4parats nur einmal mit Wasser durchgesch\u00fcttelt worden war, (bei wiederholtem Durchsch\u00fctteln mit Wasser w\u00fcrde vielleicht der Kohlenhydratgehalt des Pr\u00e4parats noch verringert worden ;sein). Etwas h\u00f6her, n\u00e4mlich \u2014 3\u00b0/o, war die Zuckermenge, die von dem aus den Samen von Vicia sativa dargestellten Lecithin beim Erhitzen mit 6 \u00b0/o iger Schwefels\u00e4ure geliefert wurde. Die \u00e4therische L\u00f6sung dieses Pr\u00e4parats war wiederholt mit Wasser durchgesch\u00fcttelt worden; es wurde dabei konstatiert, da\u00df durch die \u00f6ftere Wiederholung dieser Operation der Kohlenhydratgehalt des Pr\u00e4parats zwar verringert, aber doch nicht ganz beseitigt werden konnte. Ein aus den Samen von Lupinus albus in der gleichen Weise dargestelltes Pr\u00e4parat lieferte 4\u00b0/o Zucker, also viel weniger, als das aus einem anderen Muster der gleichen Samenart stammende Lecithin, welches fr\u00fcher in\n*) Dieses Pr\u00e4parat war in einer Fabrik dargestellt und sp\u00e4ter verschiedenen Reinigungsoperationen unterworfen worden.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Phosphorgehalt aus Pflanzensamen hergestellter Lecithinpr\u00e4parate. 57\nunserem Laboratorium untersucht wurde. Es ist nun darauf aufmerksam zu machen, da\u00df durch einen Kohlenhydratgehalt von nur 1\u20144\u00b0/o der Phosphorgehalt der bez\u00fcglichen Lecithinpr\u00e4parate nur wenig erniedrigt werden kann. Gesetzt z. B., da\u00df man einem Lecithin, dessen Phosphorgehalt 3,86 \u00b0/o betr\u00e4gt, Kohlenhydrat im Betrage von 4\u00b0/o beimengt, so w\u00fcrde sein Phosphorgehalt sich dadurch nur auf 3,71 \u00b0/o erniedrigen.\nAls frei von Kohlenhydrat erwies sich das aus den Arvensamen dargestellte Lecithin; in einem von E. Winter stein ausgef\u00fchrten Versuche lieferte dasselbe beim Erhitzen mit6\u00b0/'oiger Schwefels\u00e4ure keine die Fehlingsche L\u00f6sung reduzierende Fl\u00fcssigkeit.\nDa\u00df das aus den Pflanzen dargestellte Lecithin nicht immer\nKohlenhydrat einschlie\u00dft, geht auch aus den Versuchen von\nE. Winterstein und 0. Hie st and hervor; denn in den lecithin-\u2022 \u2022\nhaltigen \u00c4therextrakten, die von ihnen aus Samen oder anderen Pflanzenteilen dargestellt wurden, konnte nicht in allen F\u00e4llen das Vorhandensein von Kohlenhydrat nachgewiesen werden.1)\nIch gehe nun zur Mitteilung der Resultate \u00fcber, die wir bei Bestimmung des Phosphorgehalts der aus den Samen von Lupinus luteus, Vicia sativa und Pinus Cembra dargestellten Lecithinpr\u00e4parate erhielten.2) Bei Ausf\u00fchrung der Bestimmungen wurde das Lecithin in einer Platinschale unter Zusatz von Soda und Salpeter verbrannt; aus der mit Salzs\u00e4ure neutralisierten L\u00f6sung des R\u00fcckstandes wurde sodann die Phosphors\u00e4ure in Form von Ammoniummagnesiumphosphat in bekannter Weise gef\u00e4llt.\na) Lecithin aus den Samen von Lupinus luteus.\nDas Rohprodukt, erhalten beim Ab destillieren der durch Sch\u00fctteln mit Wasser gereinigten \u00e4therischen Lecithinl\u00f6sung, wurde mit Aceton \u00fcbergossen und dann kr\u00e4ftig durchger\u00fchrt, um etwa vorhandenes Fett oder andere in Aceton l\u00f6sliche Stoffe,\n*) Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen auch in dieser Zeitschrift bald zur Publikation gelangen.\n2) In dem aus Lupinus albus dargestellten Lecithinpr\u00e4parat haben wir eine Bestimmung nicht ausgef\u00fchrt.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nE. Schulze,\nwelche beigemengt waren, wenigstens teilweise zu entfernen. Die L\u00f6sung wurde abgegossen,x) der in Aceton unl\u00f6sliche Teil des Pr\u00e4parats zuerst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, dann kurze Zeit im Luftbade bei 80\u00b0 getrocknet, hierauf zur Phosphorbestimmung verwendet :\n0.5851 g Substanz gaben 0,0728 g Mg2P207 = 3,46 \u00b0/o P.\nEin Teil des gleichen Pr\u00e4parates wurde in \u00c4ther gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Aceton versetzt, das ausgef\u00e4llte Lecithin mit Aceton gewaschen, dann zuerst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, hierauf kurze Zeit bei 100\u00b0 getrocknet. Die Phosphorbestimmung in\ndiesem Produkte gab folgendes Resultat:\n1,092 g Substanz gaben 0,1394 g Mg.2P207 = 3,55 \u00b0/o P.\nEin anderer Teil des gleichen Pr\u00e4parats wurde aus \u00e4therischer L\u00f6sung mit Methylacetat gef\u00e4llt (ein nach Versuchen von E. Winter stein und 0. Hiestand zur Reinigung des Lecithins geeignetes Verfahren); dann wurde es getrocknet und\nzur Phosphorbestimmuug verwendet:\n0,8742 g Substanz gaben 0,1180 g Mg2P,07 = 3,76 \u00b0/o P.\nDie in den letzten beiden Bestimmungen erhaltenen Zahlen, deren Durchschnitt 3,66 \u00b0/o ist, stimmen gut mit dem Resultat\n\u00fcberein, das wir fr\u00fcher f\u00fcr das durch Aufl\u00f6sen in hei\u00dfem Alkohol\n/\nund Wiederabscheiden mittels Abk\u00fchlens gereinigte Lecithinpr\u00e4parat gleicher Herkunft erhalten haben; die erste der im vorigen aufgef\u00fchrten 3 Bestimmungen gab ein etwas niedrigeres Resultat : die Differenz ist aber nicht bedeutend und l\u00e4\u00dft sich\nj\naus der Darstellungsweise dieses Pr\u00e4parats erkl\u00e4ren.\nb) Lecithin aus den Samen von Vicia sativa.\nDas beim Ab destillieren der durch Sch\u00fctteln mit Wasser gereinigten \u00e4therischen L\u00f6sung zur\u00fcckgebliebene Lecithin wurde mit Aceton \u00fcbergossen und sodann kr\u00e4ftig durchger\u00fchrt. Die L\u00f6sung wurde abgegossen, der ungel\u00f6st gebliebene Teil des Pr\u00e4parates zuerst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, dann kurze Zeit bei 80\u00b0 getrocknet, hierauf zur Phosphors\u00e4urebestimmung verwendet: 0,418 g Substanz gaben 0,0528 g Mg2P207 = 3,51 \u00b0/o P.\n*) Diese L\u00f6sung gab beim Verdunsten nur einen der Quantit\u00e4t nach nicht bedeutenden R\u00fcckstand. Derselbe war phosphorhaltig ; es war also durch das Aceton auch etwas Lecithin gel\u00f6st worden.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Phosphorgehalt aus Pflanzensamen hergestellter Lecithinpr\u00e4parate. 59\nDer Rest des Pr\u00e4parates wurde in \u00c4ther gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Methylacetat versetzt, das dadurch gef\u00e4llte Lecithin nach dem Abgie\u00dfen der L\u00f6sung getrocknet und sodann zur Phosphorbestimmung verwendet :\n0,3133 g Substanz (zuerst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, dann bei 1000 getrocknet)\ngaben 0,0403 g Mg2P207 = 3,62 \u00b0/o P.\nc) Lecithin aus den Samen von Pinus Cembra.\nDa dieses Produkt fr\u00fcher noch nicht untersucht worden ist, so pr\u00fcften wir, ob es sich beim Erhitzen mit Barytwasser. wie Lecithin verhalte. Dies war auch der Fall; wir erhielten als Produkte au\u00dfer den Barytsalzen fetter S\u00e4uren Cholin (identifiziert durch Untersuchung seines Chlorids sowie des Chlor-aurats und des Chloroplatinats) und ein im Verhalten dem glycerinphosphorsauren Baryum gleichendes Baryumsalz.x)\nZur Vorbereitung f\u00fcr die Analyse wurde dieses Lecithin mit Aceton \u00fcbergossen und dann kr\u00e4ftig durchger\u00fchrt; der in Aceton unl\u00f6sliche Teil des Pr\u00e4parates wurde nach dem Abgie\u00dfen der L\u00f6sung zuerst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, dann bei 80\u00b0 getrocknet. Die Phosphorbestimmung gab folgendes Resultat:\n0,4702 g Substanz gaben 0,0608 g Mg2P207 = 3,60 \u00b0/o P.\nAuch diese Zahl liegt den bei Untersuchung der Lecithinpr\u00e4parate pflanzlicher Herkunft fr\u00fcher von uns erhaltenen Zahlen nahe.\nDa wir von den in den pflanzlichen Lecithinen enthaltenen Fetts\u00e4uren bis jetzt nur unvollst\u00e4ndige Kenntnis haben,* 2) so l\u00e4\u00dft sich nicht genau sagen, welchen Phosphorgehalt die aus Pflanzensamen dargestellten Lecithinpr\u00e4parate, wenn sie frei von Kohlenhydraten und von Beimengungen anderer Art sind, besitzen\n*) Ausf\u00fchrlichere Mitteilungen \u00fcber diese Versuche sollen in einer Abhandlung \u00ab\u00dcber die Bestandteile der Samen von Pinus Cembra\u00bb an anderer Stelle gemacht werden.\n2) Unter den S\u00e4uren, die bei der Spaltung des aus Leguminosensamen dargestellten Lecithins entstanden, konnten A. Likiernik und ich (loc. cit.) Ols\u00e4ure nachweisen; daneben erhielten wir aus diesem Lecithin ein Gemenge fester Fetts\u00e4uren, welches nach seinem Schmelzpunkte (56\u00b0) ein Gemisch von Stearins\u00e4ure und Palmitins\u00e4ure sein konnte.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nE. Schulze,\nm\u00fcssen; doch ist es nicht unwahrscheinlich, da\u00df in solchem Falle ihr Phosphorgehalt zwischen den f\u00fcr das Dioleyl-, Diste-aryl- und Dipalmityllecithin sich berechnenden Werten liegt und etwa gleich 3,9\u00b0/o ist (womit aber nicht gesagt sein soll, da\u00df an der Konstitution der pflanzlichen Lecithine nur \u00d6ls\u00e4ure, Stearins\u00e4ure und Palmitins\u00e4ure sich beteiligen). Da nun in den pflanzlichen Lecithinen in der Regel ein hinter jenem Betrage und sogar hinter der f\u00fcr das Distearyllecithin berechneten Zahl zur\u00fcckbleibender Phosphorgehalt gefunden wurde, so ist es nicht unwahrscheinlich, da\u00df die bez\u00fcglichen Pr\u00e4parate nicht aus ganz reinem Lecithin bestanden. Dieser Vermutung entspricht die Wahrnehmung, da\u00df die Lecithinpr\u00e4parate h\u00e4ufig Kohlenhydrate einschlie\u00dfen. Da\u00df die Menge des Kohlenhydrats bald gr\u00f6\u00dfer, bald geringer ist, erkl\u00e4rt sich, wenn man annimmt, da\u00df in den bez\u00fcglichen Pr\u00e4paraten neben reinem Lecithin Verbindungen von Lecithin mit Kohlenhydratgruppen in wechselnder Menge sich vorfinden. Ist einem Pr\u00e4parat eine solche Verbindung nur in kleiner Quantit\u00e4t beigemengt, so wird dadurch selbstverst\u00e4ndlich sein Phosphorgehalt nur wenig erniedrigt.\nDer sehr niedrige Phosphorgehalt der aus Cerealiensamen dargestellten Lecithinpr\u00e4parate l\u00e4\u00dft sich nach den Versuchen von E. Winterstein und 0. Hiestand nicht lediglich aus dem Kohlenhydratgehalt dieser Pr\u00e4parate erkl\u00e4ren.\nEs sei hier noch die schon von A. Likiernik und mir gemachte Beobachtung erw\u00e4hnt, da\u00df bei Aufl\u00f6sung pflanzlicher Lecithinpr\u00e4parate in hei\u00dfem Alkohol nicht selten ein in diesem L\u00f6sungsmittel sehr schwer l\u00f6slicher R\u00fcckstand bleibt, dessen Quantit\u00e4t jedoch meistens nur gering ist. E. Winterstein und ich1) fanden in einem solchen R\u00fcckst\u00e4nde 3,64\u00b0/o P, in anderen Pr\u00e4paraten gleicher Art jedoch einen geringeren Phosphorgehalt. Obwohl diese R\u00fcckst\u00e4nde beim Erhitzen mit Barytwasser die Spaltungsprodukte des Lecithins gaben, so ist nach den von uns gemachten Beobachtungen doch nicht anzunehmen, da\u00df sie reines Lecithin sind. Gibt also ein Lecithinpr\u00e4parat beim L\u00f6sen in hei\u00dfem Alkohol einen solchen R\u00fcck-\nx) Diese Zeitschrift, Bd. XL, S. 112.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Phosphorgehalt aus Pflanzensamen hergestellter Leeithinpr\u00e4parate. 61\nstand, so ist schon aus diesem Grunde anzunehmen, da\u00df es kein ganz reines Produkt ist.\nEs wird vielleicht gelingen, das pflanzliche Lecithin durch wiederholtes F\u00e4llen mittels Aceton oder Methylacetat aus \u00e4therischer L\u00f6sung von Beimengungen ganz zu befreien. Doch ist zu erwarten, da\u00df die in dieser Weise erhaltenen Pr\u00e4parate in der Regel Gemenge mehrerer, von verschiedenen Fetts\u00e4uren sich ableitender Lecithine sind.\nEs wird sich empfehlen, einige in solcher Weise gereinigte Lecithinpr\u00e4parate der vollst\u00e4ndigen Elementaranalyse zu unterwerfen. Da\u00df wir in den im Beginn unserer Untersuchungen \u00fcber das pflanzliche Lecithin dargestellten Pr\u00e4paraten nur den Phosphorgehalt, nicht aber den Gehalt an den andern Elementen quantitativ bestimmt haben, hat seinen Grund darin, da\u00df wir jene Pr\u00e4parate nicht f\u00fcr ganz rein und demgem\u00e4\u00df auch den Wert einer vollst\u00e4ndigen Elementaranalyse nur f\u00fcr gering halten mu\u00dften. Wie schon oben bemerkt worden ist, haben wir damals den Beweis daf\u00fcr, da\u00df die von uns gewonnenen Substanzen Lecithin waren, vorzugsweise durch Darstellung ihrer Spaltungsprodukte gef\u00fchrt.\nDa\u00df die F\u00e4llung durch Chlorcadmium und Wiederabscheidung aus der Cadmiumverbindung mittels Ammoncarbonat ein geeignetes Verfahren zur Reinigung des pflanzlichen Lecithins ist, kann nach den bis jetzt von uns gemachten Erfahrungen nicht f\u00fcr sicher erkl\u00e4rt werden.\nF\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Phosphorbestimmungen, deren Ergebnisse in dieser Abhandlung mitgeteilt worden sind, bin ich Herrn Dr. W. Bissegger zu Dank verpflichtet.1)\n*) Die zweite Phosph\u00f6rbestimmung im Lecithinpr\u00e4parat b wurde von Herrn Charles Godet ausgef\u00fchrt.","page":61}],"identifier":"lit18514","issued":"1907","language":"de","pages":"54-61","startpages":"54","title":"\u00dcber den Phosphorgehalt einiger aus Pflanzensamen dargestellter Lecithinpr\u00e4parate","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:13.310037+00:00"}