Open Access
{"created":"2022-01-31T15:24:30.596121+00:00","id":"lit18537","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Scheunert, Arthur","role":"author"},{"name":"Robert Bergholz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 338-347","fulltext":[{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente.\nYon\nArthur Scheunert und Robert Bergholz.\ni\nMit einer Abbildung im Text.\n(Aus dem physiologisch - chemischen Institut der tier\u00e4rztlichen Hochschule zu Dresden,\nGeh. Med.-Rat Prof. Dr. Ellenberger.)\n(Der Redaktion zugegangen am 3. Juni 1907.)\nNotizen \u00fcber Pankreaskonkremente sind in der medizinischen Literatur schon sehr fr\u00fchzeitig zu finden. Als erste haben sie wohl in der Mitte des 17. Jahrhunderts Panarolus und Gajea1) beobachtet. Dieser ersten Beschreibung eines Pankreaskonkrementes sind weitere von anderer Seite gefolgt, doch sind dieselben immerhin so sp\u00e4rlich gewesen, da\u00df 1877 Hoppe-Seyler in seinem Lehrbuch der allgemeinen Biologie2) schreiben konnte: \u00abNicht h\u00e4ufig kommen Konkremente im Ausf\u00fchrungsgange des Pankreas vor.\u00bb\nObwohl dann sp\u00e4ter Guiceandrea3) 1896 sich dahin ge\u00e4u\u00dfert hatte, da\u00df das Vorkommen von Pankreassteinen nicht allzu selten sei \u2014 er fand auf 122 Autopsien je 1 Fall von Pankreassteinen \u2014, so sind doch auch in neuerer Zeit nur sehr wenig Analysen derartiger Konkremente ver\u00f6ffentlicht worden. Schon daraus allein geht hervor, da\u00df das Vorkommen von Pankreaskonkrementen ziemlich selten ist und Guiceandreas Annahme auf einer falschen Basis beruht. 1901 berichtet Opitz4) in seiner Dissertation, da\u00df er in der Literatur im ganzen 97 F\u00e4lle gefunden habe.\n\u2018) Graaf, Opera onrnia; De succo pancreatico, VII.\n*) S. 269.\n3)\tPolielinico- A III, Sez. med. 1896, p. 33.\n4)\tInaug.-Diss., Kiel 1901.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente.\n339\nWie aus den in der Literatur vorhandenen Analysen \u2014 quantitative Analysen sind leider nur sehr selten ausgef\u00fchrt worden \u2014 hervorgeht, zeigen die Pankreaskonkremente eine sehr wechselnde Zusammensetzung. Um hier\u00fcber einen \u00dcberblick zu gewinnen, seien, ohne einen Anspruch auf Vollst\u00e4ndigkeit zu erheben, im folgenden einige dieser Resultate mitgeteilt.\nWollaston,1) Baumei2) und Opitz3) fanden Steine, die nur aus kohlensaurem Kalk bestanden. \u00dcberwiegend kohlensauren Kalk mit Beimengungen von Calciumphosphat und anderen Salzen fanden K\u00fchne,4) Recklinghausen,5) Moyniham6) (Mg) und Opitz.7) Legrands8)Stein, der von einem Diabetiker stammte, war auch \u00e4hnlich zusammengesetzt, er war wei\u00df und kernlos und enthielt 93,14\u00b0/o CaC03, 2,45 \u00b0/o P205, 0,686 \u00b0/o organische Substanz und 1,96 \u00b0/o H20. Lediglich oder haupts\u00e4chlich phosphorsauren Kalk fanden Collard de Martigny,9) Gui-ceandrea,10) ferner 0. Henry11) (2/s phosphorsauren Kalk, */6 kohlensauren Kalk, 7e organische Substanz) und Golding-Bird 12) (80 Teile phosphorsauren Kalk, 3 Teile Calciumcarbonat, 7 Teile organische Substanz). Aus oxalsaurem Kalk fand Shattock13) ein Konkrement bestehend. Weiter sind auch Konkremente beschrieben worden, die lediglich oder in der Hauptsache aus organischer Substanz bestanden. So fand Lehmann14) ein Konkrement im Wir sung sehen Gange, das alle Charaktere eines Proteink\u00f6rpers zeigte, aber nur wenig phosphorsauren Kalk enthielt. Capparelli15) fand Leucin und Tyrosin, M\u00fcller16) Fetts\u00e4uren, Cholesterin und Proteinsubstanzen. Baldoni17) hat ein solches Konkrement quantitativ analysiert und fand Fette 12,4\u00b0/o, Fetts\u00e4uren\n4)\tLehmann, Zoochemie, Heidelberg 1858.\n2)\tMontpellier medical 1884, zitiert nach Opitz.\n3)\tloc. cit.\n4)\tLehrbuch der physiol. Chem., 1868, S. 135.\n5)\tVirchows Archiv, Bd. XXX, S. 360.\n6)\tLancet, 1902, II, S. 355.\n7)\tloc. cit.\n6) Journ. Pharm. Chim., 1901, S. 21.\n*) Lehmanns Zoochemie, loc. cit.\n10) loc. cit.\nA1) Gorup-Bessanez, Lehrb. der physiol. Chem., 1867, S. 666.\n12) Ibidem. \u00bb\n43) Journ. Path. a. Bakt., Bd. IV, S. 219.\n14) Lehrb. der physiol. Chem., 1853, Bd. II, S. 90.\n45) Zitiert nach Opitz.\nl6) Zeitschr. f. klin. Med., Bd. XII, S. 45.\nt7) Moleschotts Untersuchg. z. Naturlehre, Bd. XVII, S. 91.\n22*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\tArthur Scheunert und Robert Bergholz,\n13,4 \u00b0/o, Seifen und Pigmente 40,9 \u00b0/o, Cholesterin 7,7 \u00b0/o, Eiwei\u00df 3,5 \u00b0/o, Asche 12,7 \u00b0/o, letztere bestand aus Calciumphosphat, -Carbonat und l\u00f6slichen Chloriden. Der eine der beiden aus einer Cyste stammenden Steine war nu\u00dfgro\u00df und br\u00e4unlich, f\u00fchlte sich wie trockene Seife an und zeigte, mit dem Messer zerschnitten, eine schwarz und gelbgefleckte Schnittfl\u00e4che ; der andere, kleinere, war weniger stark gef\u00e4rbt und durchschnitt sich leicht ; auf der Schnittfl\u00e4che konnte man deutlich einen gelben Kern unterscheiden.\nBei Tieren sind, soviel wir in Erfahrung bringen konnten, durch Erkrankungen der Bauchspeicheldr\u00fc\u00e9e hervorgerufene Konkremente nur selten und besonders beim Rind beobachtet worden.\nB\u00e4r1) beschreibt als erster einen solchen Fall. Er fand bei einer Kuh die Dr\u00fcse hellgraugelb verf\u00e4rbt und sehr geschrumpft. Das Dr\u00fcsenparenchym war zum gro\u00dfen Teil verschwunden und durch fibr\u00f6ses Gewebe ersetzt. In den stark erweiterten Ausf\u00fchrungsg\u00e4ngen fanden sich wei\u00dfe, harte Konkremente von Hirsekorn- bis Haselnu\u00dfgr\u00f6\u00dfe. Die M\u00fcndung des Duct, pankreat. in das Duodenum war so bedeutend verengt, da\u00df sie f\u00fcr eine feine Knopfsonde kaum noch passierbar war. Die Steine bestanden haupts\u00e4chlich aus CaC03 und enthielten Spuren von MgCOa und organischer Substanz. J\u00fcngers2) fand in den Ausf\u00fchrungsg\u00e4ngen des Pankreas eines Ochsen 26 an der Oberfl\u00e4che h\u00f6ckrige Sternchen, die zusammen 36 g wogen und in kugeliger Form in Erbsen- bis Haselnu\u00dfgr\u00f6\u00dfe waren. Die Dr\u00fcse selbst war normal und nur die Schleimhaut der Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge verdichtet. \u00dcber die chemische Zusammensetzung \u00e4u\u00dfert sich der Autor nicht. Weiter hat dann Centra3) im Duct, pankreat. eines Ochsen kubisch-zylindrische, wei\u00dflich glatte Steine gefunden, die haupts\u00e4chlich aus phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk bestanden und nur geringe Beimengungen organischer Substanzen enthielten. Schlie\u00dflich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df in Hamburg 4) bei einer Kuh eine Pankreasdr\u00fcse gefunden wurde, die Steine bis zu Bohnengr\u00f6\u00dfe im Gesamtgewicht von 260 g enthielt. Die Konkremente bestanden aus. viel kohlensaurem und wenig phosphorsaurem Kalk.\nTrotz der sp\u00e4rlichen und vielfach unvollkommenen Angaben \u00fcber die quantitative Zusammensetzung der Pankreaskonkremente ersieht man doch aus den soeben wiedergegebenen Analyenresultaten, da\u00df in der \u00fcberwiegenden Mehrzahl der F\u00e4lle\n0 Deutsche tier\u00e4rztl. Wochenschr., Bd. I, S. 347.\n2)\tBerl. tier\u00e4rztl. Wochenschr., 1895, S. 54.\n3)\tClin, veter., Bd. XVIII, S. 244.\n4)\tSchlesw.-Holst. Mitteilg. f. Tier\u00e4rzte, Bd. I, S. 4.\nBerl. tier\u00e4rztl. Wochenschr., 1894, S. 453.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente.\n341\ndie Pankreassteine aus kohlensaurem und phosphorsaurem Calcium mit geringen Beimengungen von organischen Substanzen (Fett, Protein, Cholesterin, Pigmenten etc.) bestehen. Viel seltner sind hingegen Konkremente, wie sie z. B. von Lehmann und Baldoni beschrieben worden sind, also solche, die in der Hauptmenge aus organischen Verbindungen (Fett, Fetts\u00e4ure, Seifen, Pigmenten, Protein etc.) bestehen, aber nur eine sehr geringe Menge anorganischer Bestandteile (Calciumcarbonat und -phos-phat) enthalten. Es erscheint demnach zum mindesten die Berechtigung vorzuliegen, zwischen Pankreaskonkrementen, die \u00fcberwiegend aus anorganischen Bestandteilen \u2014 kurzweg anorganischen \u2014 und solchen, die in der Hauptsache aus organischen Substanzen bestehen \u2014 organischen \u2014 zu unterscheiden, wenn man nicht wie Opitz noch eine dritte Gruppe \u00abaus Kalk und organischer Substanz bestehend\u00bb annehmen will. Uns erscheint aber die analytische Basis f\u00fcr eine solche Gruppe nicht vorhanden zu sein.\nIn folgendem soll \u00fcber drei weiteren F\u00e4llen von anorganischen Pankreaskonkrementen berichtet werden, die auch deshalb ein besonderes Interesse beanspruchen, weil sie nicht bei Menschen, sondern bei Tieren und zwar Rindern beobachtet worden sind. Die Konkremente stammen aus der Sammlung des pathologischen Instituts unserer Hochschule, in der sie zum Teil schon jahrelang auf bewahrt worden sind. Wir verdanken sie der Liebensw\u00fcrdigkeit des Institutsdirektors, Herrn Prof. Jo e s t, dem wir nicht unterlassen m\u00f6chten auch hier f\u00fcr die \u00dcberlassung der seltenen Objekte unsern verbindlichsten Dank auszusprechen.\nFall 1. (Aus dem Jahre 1906.)\nNach Angaben, die uns der Einsender, Herr Stadttierarzt D\u00f6hler, in liebensw\u00fcrdiger Weise machte, waren die Steine bei einer 6 Jahre alten Mastkuh gefunden worden, die keinerlei Krankheitserscheinungen gezeigt hatte und sich auch nach der Schlachtung im \u00fcbrigen als v\u00f6llig gesund erwies. Das Pankreas stellte sich als ein total mit festen Massen gef\u00fcllter, h\u00e4utiger Sack dar, an dem nur noch ganz geringe Mengen von Dr\u00fcsensubstanz wahrzunehmen waren. Der Inhalt des Sackes bestand","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nArthur Scheunert und Robert Bergholz,\naus griesigen Massen und Konkrementen, die darin in sehr gro\u00dfer Anzahl zu Hunderten, vom Sandkorn bis zur Haselnu\u00dfgr\u00f6\u00dfe, enthalten waren. Die gr\u00f6\u00dften Exemplare wogen bis zu 10 g. Uns standen Steine zur Verf\u00fcgung, deren Gewicht von 0,95\u20143,2 g schwankte. Die Steine selbst waren von rein wei\u00dfer Farbe und hatten im allgemeinen die Form eines Tetraeders mit abgerundeten Kanten und Ecken, doch waren auch rundliche und kubische Konkremente vorhanden. Die Fl\u00e4chen der Steine waren zumeist gut ausgebildet und glatt poliert und nur wenige, besonders die runden, zeigten eine rauhe Oberfl\u00e4che. Die eine Abbildung gibt einen derartigen 1,8 g wiegenden Stein etwas vergr\u00f6\u00dfert wieder. Beim Durchs\u00e4gen st\u00f6\u00dft man, wie die Abbildung weiter zeigt, auf einen festen Kern, der von konzentrischen Lagen der wei\u00dfen Konkrementsubstanz umgeben wird.\nDa der ganze \u00e4u\u00dfere Habitus auf die anorganische Natur des Steines hinwies, bestimmten wir zun\u00e4chst das spezifische Gewicht, welches wir zu 2,48 bei 15\u00b0 fanden, sich also etwas niedriger wie das von Calciumcarbonat erwies.\nDie qualitative Analyse ergab die Anwesenheit von Wasser, Calcium, Kohlens\u00e4ure, Phosphors\u00e4ure, Spuren von Fe (Rhodanprobe) und CI als anorganische und Proteinsubstanzen, Fett als organische Bestandteile.\nZur quantitativen Analyse, bei der wir auf Bestimmung des nur in minimalen, nicht w\u00e4gbaren Mengen vorhandenen Eisens und der wasserl\u00f6slichen Verbindungen verzichten mu\u00dften, bedienten wir uns der bekannten, bei Mineralanalysen zur Bestimmung von Ca, P und C02 \u00fcblichen Methoden.\nDie Kohlens\u00e4ure wurde mittels des Apparates nach Geissler bestimmt. Zur Calcium- und Phosphors\u00e4urebestimmung wurde eine genau abgewogene Menge des feingepulverten Steines in verd\u00fcnnter HCl gel\u00f6st, von ungel\u00f6sten organischen Beimengungen ah filtriert, auf dem Wasser-","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente\n343\nbad zur Trockene verdampft, mit einigen Tropfen Salzs\u00e4ure durchfeuchtet und mit Wasser aufgenommen. Das Calcium f\u00e4llten wir aus der schwach essigsauren L\u00f6sung als Calciumoxalat und brachten es nach Abfiltrieren, Waschen, Trocknen, Veraschen und Gl\u00fchen im Platintiegel als CaO zur W\u00e4gung. Im Filtrate f\u00e4llten wir die Phosphors\u00e4ure und bestimmten sie in bekannter Weise als Magnesiumpyrophosphat.\nDie Proteinsubstanzen berechneten wir durch Multiplikation der nach Kjeldahl ermittelten Stickst off menge mit 6,25. Ferner wurde zur Bestimmung der \u00e4therl\u00f6slichen Substanzen ein Teil der feingepulverten Substanz mit \u00c4ther extrahiert und der Verdunstungsr\u00fcckstand zur W\u00e4gung gebracht. Die Untersuchung der dabei erhaltenen minimalen Quantit\u00e4t ergab die Abwesenheit von Cholesterin. Die mit \u00c4ther extrahierten Substanzen d\u00fcrften lediglich aus Fett bestanden haben. Schlie\u00dflich wurde noch eine Bestimmung der Asche und des Wassergehaltes ausgef\u00fchrt. Die Zusammensetzung des untersuchten Steines erwies sich nach den Analysenresultaten als folgende :\nCaO\t= 52,75 >\t\nC02\t= 38,98 \u00b0/o\t\np2o5\t=\t2,11 \u00b0/o\tAsche\t= 54,91 \u00b0/o\nH20\t= 0,48 \u00b0/o\tGl\u00fchverlust = 45,09 \u00b0/o\nPett\t= 0,48 \u00b0/o\t\nProtein\t= 3,49 \u00b0/o\t\nWie die Analyse zeigt, bestanden die Steine also in der Hauptsache aus kohlensaurem Kalk mit einer geringen Beimengung von phosphorsaurem K^lk und stickstoffhaltigen Substanzen und Fett. Es lag danach ein fast v\u00f6llig anorganisches Konkrement vor.\nFall 2 (aus dem Jahre 1904).\nDie Steine, die ebenfalls aus dem Pankreas eines Rindes stammten, waren rein wei\u00df und stellten fast kugelige Gebilde mit rauher Oberfl\u00e4che dar und zeigten bei der Zertr\u00fcmmerung nicht den oben erw\u00e4hnten konzentrischen Aufbau. Uns standen 2 Steine zur Verf\u00fcgung, die zusammen 1,02 g wogen und von denen wir zun\u00e4chst eine qualitative Analyse ausf\u00fchrten und au\u00dferdem den Gehalt an Calcium, Phosphors\u00e4ure, Wasser und Asche quantitativ bestimmten.","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nArthur Scheunert und Robert Bergholz,\nDie qualitative Analyse ergab die Anwesenheit von Calcium, Kohlens\u00e4ure, Phosphors\u00e4ure, Wasser sowie von Spuren von Chlor. Eisen fehlte in diesem Falle g\u00e4nzlich. Hingegen konnte Eiwei\u00df mit Milions Reagens nachgewiesen werden.\nDie quantitative Analyse der Steine, bei der wir uns der oben n\u00e4her geschilderten Methoden bedienten, ergab einen Gehalt von 51,62 \u00b0/o CaO, 2,0 \u00b0/o P205 und 0,6 \u00b0/o H20 bei 54,6\u00b0/o Asche. Die Steine hatten also fast ganz genau dieselbe Zusammensetzung, wie die bei Fall 1 Vorgefundenen. Da der Gehalt an Phosphaten ebenfalls sehr gering war, d\u00fcrften die Steine fast lediglich aus Calciumcarbonat bestanden haben. Die als Beimengung qualitativ nachgewiesenen Proteinsubstanzen k\u00f6nnen nur in sehr geringer Menge vorhanden gewesen sein, da eine einfache Berechnung ergibt, da\u00df die Hauptmenge des Gl\u00fchverlustes auf Kosten der Kohlens\u00e4ure zu setzen ist. Der geringe Gehalt an Wasser ist vielleicht auch durch den langen Aufenthalt der Steine im Sammlungsraum zu erkl\u00e4ren.\nFall 3.\nIn diesem Fall handelt es sich um Steine, die sich noch in situ in einem mit Alkohol schon sehr lange aufbewuhrten Pr\u00e4parat, \u00fcber dessen Herkunft genauere Angaben nicht mehr zu erhalten waren, befanden. Die in den Ausf\u00fchrungsg\u00e4ngen der Dr\u00fcse enthaltenen Konkremente waren sehr zahlreich. Sie hatten ein gelblich-rotes Aussehen und stellten sehr kleine, harte, grobem Sand \u00e4hnliche, eckige Gebilde dar. Die uns zur Verf\u00fcgung stehenden Steine, 11 an der Zahl, wogen zusammen nur 0,3 g.\nDie qualitative Analyse ergab genau dieselben Bestandteile wie bei Fall 2, nur da\u00df die r\u00f6tliche Farbe der Steinchen auf die Anwesenheit von Farbstoffen (Fe war nicht vorhanden) hinwies.\nDie quantitative Bestimmung ergab 0,9\u00b0/o H20 und 50,26 \u00b0/o CaO, andere Bestimmungen konnten leider nicht ausgef\u00fchrt werden. Doch d\u00fcrften auch schon diese Zahlen v\u00f6llig gen\u00fcgen, um darauf hinzuweisen, da\u00df offenbar auch diese Konkremente eine den oben geschilderten sehr \u00e4hnliche Zu-","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente.\n345\nsammensetzung besitzen. Auf jeden Fall ist eine Anwesenheit gr\u00f6\u00dferer Mengen \u00e4ther- und alkoholl\u00f6slicher Substanzen, wie sie z. B. Bal do ni fand, schon durch den hohen Kalkgehalt und die Aufbewahrung der Steine unter Alkohol ausgeschlossen.\nBemerkenswert erscheint es uns, da\u00df s\u00e4mtliche von uns untersuchte Pankreaskonkremente fast den gleichen Kalkgehalt von 50\u201452\u00b0/o und Fall 1 und 2, wie wir analytisch nach weisen konnten, auch fast den gleichen Gehalt an Phosphors\u00e4ure, Asche und wohl auch Kohlens\u00e4ure besa\u00dfen.\nDie von uns analysierten Konkremente geh\u00f6rten zur Gruppe der anorganischen Pankreaskonkremente und d\u00fcrften wohl bez\u00fcglich ihrer Entstehung in naher Beziehung zu den oben erw\u00e4hnten, von B\u00e4r, J\u00fcngers und Centra beschriebenen F\u00e4llen beim gleichen Tiere, Bind, stehen.\nWas die Frage nach der Ursache der Konkrementbildung im Pankreas anlangt, so sind wir beim Menschen durch die Arbeit von Opitz, die sich auf fast s\u00e4mtliche bekannt gewordenen F\u00e4lle, also ein sehr zahlreiches Material st\u00fctzt, \u00fcber die Pathogenese genauer orientiert. Danach entstehen sie besonders bei Luetikern und Potatoren im Anschlu\u00df an Entz\u00fcndung der Dr\u00fcse. Sie k\u00f6nnen Erweiterung der G\u00e4nge, Atrophie des Parenchyms, Abszesse sowie Diabetes und Ikterus zur Folge haben. Als pr\u00e4disponierendes Moment schreibt Opitz Sekretstauungen und Cystenbildungen hervorragende Bedeutung zu. In Analogie mit der Bildung der Gallensteine nimmt also Opitz als prim\u00e4re Ursache der Bildung von Pankreassteinen beim Menschen eine Entz\u00fcndung an.\nVon Erscheinungen, die auf die Entstehung der Steine beim Rinde hinweisen, ist nur relativ wenig bekannt. Centra schlo\u00df auf einen Katarrh der Wandungen der Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge, die er ebenso wie J\u00fcngers verdickt fand. In dem von uns geschilderten ersten Falle sowie in dem von B\u00e4r beobachteten war die Dr\u00fcsensubstanz zum gr\u00f6\u00dften Teil verschwunden und die Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge sackartig erweitert. B\u00e4r fand au\u00dferdem zwar die \u00d6ffnung des Duct, pankreat. in das Duodenum noch gangbar, aber so verengt, da\u00df sie kaum mit einer feinen Knopfsonde passierbar war. Offenbar sind die","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nArthur Sche\u00fcnert und Robert Bergholz,\nUrsachen der Konkrementbildnng bei Mensch und Tier nahezu dieselben.\nDie von Opitz erw\u00e4hnten pr\u00e4disponierenden Momente, Lues und Alkoholismus, fallen allerdings weg, wie \u00fcberhaupt bei Tieren vielfach Erkrankungen beobachtet werden, von denen man annimmt, da\u00df sie beim Menschen eine Folge der beiden genannten Krankheitsursachen seien, eine Tatsache, die zum Nachdenken anregen d\u00fcrfte. Als Ursache der Bildung von Pankreaskonkrementen k\u00f6nnte eine einfach\u00e9 Entz\u00fcndung oder ein Katarrh der Duodenalschleimhaut in Betracht kommen. Die damit verbundene Schwellung der D\u00fcnndarm Schleimhaut verstopft den Pankreasgang und veranla\u00dft eine Stauung des Pankreassaftes, deren Entstehung also mit dem Zustandekommen des bekannten Stauungsikterus vergleichbar ist. Diese Stauung allein kann vielleicht schon die Ursache zur Konkrementbildung abgeben, ohne da\u00df eine Entz\u00fcndung des Ductus pankreaticus vorhanden ist.\nIn anderen F\u00e4llen kriecht, wie die Erfahrung gelehrt hat, der Katarrh der Duodenalschleimhaut nicht selten auf die Innenhaut des Pankreas-(und Gallen)ganges fort (Verbreitung der Entz\u00fcndung per eontinuitatem) und veranla\u00dft mithin eine Entz\u00fcndung des Pankreasganges und seiner \u00c4ste im Pankreas. Man findet dann bei der Sektion der Tiere Verdickung der Wandung, besonders der Innenhaut der G\u00e4nge; dieses mu\u00df nat\u00fcrlich eine Sekretstauung im Gefolge haben, die weiterhin zu Dilatationen von anderen G\u00e4ngen, zur Konkrementbildung und zum Dr\u00fcsenschwund f\u00fchren kann. Die Entz\u00fcndung der G\u00e4nge kann auf das perikanal\u00e4re und interstitielle Gewebe der Dr\u00fcse, aber auch auf das Dr\u00fcsengewebe selbst \u00fcbergreifen. Dies letztere wird aber nicht immer, vielleicht sogar selten eintreten. Jedenfalls ist das Eintreten einer parenchymat\u00f6sen Entz\u00fcndung zur Erkl\u00e4rung des Schwundes des Dr\u00fcsenparenchyms nicht notwendig. Die Sekretstauung, die Entz\u00fcndung der G\u00e4nge und eventuell auch die interstitielle Entz\u00fcndung des Organs gen\u00fcgen zur Erkl\u00e4rung seiner Atrophie (die dann unter den Vorg\u00e4ngen der nekrobiotischen Fettmetamorphose der Parenchymelemente und nachfolgender Resorption abl\u00e4uft) vollkommen.","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente.\n347\nBesteht gleichzeitig eine parenchymat\u00f6se Entz\u00fcndung, dann erkl\u00e4rt sich das Zustandekommen des Zugrundegehens der Dr\u00fcsenelemente noch leichter. Bei langdauernder Stauung des Sekretes m\u00fcssen sich Erweiterungen des Ausf\u00fchrungsapparates zu f\u00f6rmlichen S\u00e4cken einstellen, in deren Inhalt sich dann zahlreiche Konkremente bilden.\nDurch die Untersuchungen von Arnozan und Vaillard, Mouret,* 2) Thiroloix3) und Pende4) vermag eine Stauung, hervorgerufen durch Unterbindungen (Arnozan und Vaillard, Mouret, Pende) oder Verstopfungen (Thiroloix, durch \u00d6l mit Kohlenstaub) eine Ver\u00f6dung der Bauchspeicheldr\u00fcse nach sich zu ziehen. Pende, der \u00fcbrigens unter aseptischen Kau\u2014 telen arbeitete, konnte sogar beim Kaninchen nach einigen Monaten eine aus kohlensaurem Kalk bestehende Konkrementbildung feststellen, w\u00e4hrend den \u00e4lteren Autoren es nicht gelungen war, durch Unterbindung die Konkrementbildung k\u00fcnstlich anzuregen. Pende ist daher der Meinung, da\u00df Stauung allein schon gen\u00fcge, die Konkrementbildung zu veranlassen. Nach dem Vorstehenden d\u00fcrfte experimentell die Frage, ob Stauung allein Konkrementbildung hervorrufen kann, noch nicht gel\u00f6st sein, besonders wenn man die negativen Befunde der \u00e4lteren Autoren in Betracht zieht. Auf Grund der oben mitgeteilten Sektionsbefunde beim Rinde liegt der Schlu\u00df nahe, da\u00df entz\u00fcndliche Vorg\u00e4nge eine Rolle bei der Konkrementbildung gespielt haben.\nJ) Gaz. med., 1882, p. 630.\n2)\tC. r. de la Soc. bioh, 1895, S. 33.\n3)\tArch, de physiol., 1892, S. 716.\n4)\tPolicl. Sez. med., 1905, Nr. 3, zitiert nach Biochem. Zentralbl.","page":347}],"identifier":"lit18537","issued":"1907","language":"de","pages":"338-347","startpages":"338","title":"Zur Kenntnis der Pankreaskonkremente","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:24:30.596126+00:00"}