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{"created":"2022-01-31T13:57:38.747591+00:00","id":"lit18543","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 404-411","fulltext":[{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis des Rohrzuckers in Pflanzensamen.\nVon\nE. Schulze.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 11. Juni 1907.)\nZu den Objekten, aus denen von mir und meinen Mitarbeitern Rohrzucker dargestellt worden ist,1) geh\u00f6rt auch eine ansehnliche Zahl von Pflanzensamen. Der Zucker wurde aus den bei Behandlung der feinzerriebenen Samen mit kochendem 90\u201492\u00b0/oigem Alkohol erhaltenen Extrakten als Strontianver-bindung zur Abscheidung gebracht. Die Strontianniederschl\u00e4ge, in denen neben Rohrzucker fast immer noch andere Kohlenhydrate enthalten waren, wurden mittels Kohlens\u00e4ure zerlegt, die vom Strontiancarbonat abfiltrierten L\u00f6sungen eingedunstet, die sirup\u00f6sen Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde mit kochendem 95\u00b0/oigem Alkohol behandelt. Die in dieser Weise erhaltenen L\u00f6sungen lieferten, wenn sie unter einer Glasglocke \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure der langsamen Verdunstung \u00fcberlassen wurden, zuweilen binnen kurzer Zeit Rohrzuckerkrvstalle, zuweilen aber mu\u00dften sie, damit dieses Ziel erreicht werden konnte, zuvor noch einer Reinigung unterworfen werden. Zu diesem Zweck wurde die L\u00f6sung eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand wieder mit kochendem 95 \u00b0/oigem Alkohol behandelt, die vom Ungel\u00f6sten getrennte Fl\u00fcssigkeit eventuell noch einmal in der gleichen Weise behandelt.\n*) Ich verweise auf die Abhandlung von E. Schulze und S. Frankfurt, \u00ab\u00dcber die Verbreitung des Rohrzuckers in den Pflanzen, \u00fcber seine physiologische Rolle und \u00fcber l\u00f6sliche Kohlenhydrate, die ihn begleiten\u00bb, die in dieser Zeitschrift, Bd. XX, S. 511\u2014555 zur Publikation gelangt ist, sowie auf meine unter dem gleichen Titel in Bd. XXVII, S. 267\u2014291, ver\u00f6ffentlichte Abhandlung.","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis des Rohrzuckers in Pflanzensamen.\n405\nDie Schwierigkeiten, die in manchen F\u00e4llen bei Isolierung des Rohrzuckers zu \u00fcberwinden waren,*) beruhten fast immer darauf, da\u00df in die Strontianniederschl\u00e4ge neben Rohrzucker noch andere Kohlenhydrate eingegangen waren. Diese Kohlenhydrate waren fast ohne Ausnahme in kochendem Alkohol schwerer l\u00f6slich als der Rohrzucker; in die zur Darstellung dieser Zuckerart von uns verwendeten Extrakte gingen sie aber in betr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t ein, weil wir die zerkleinerten Samen behufs Extraktion des Rohrzuckers mit 90\u201492 \u00b0/oigem Alkohol behandelten. Wir hielten es im Hinblick auf die Schwerl\u00f6slichkeit des Rohrzuckers in 95\u00b0/oigem Alkohol f\u00fcr angezeigt, etwas schw\u00e4cheren Alkohol f\u00fcr die Extraktion zu verwenden; auch war es ja ein Zweck unserer Untersuchungen, Aufschlu\u00df \u00fcber die neben Rohrzucker in den Samen enthaltenen Kohlenhydrate zu gewinnen. Will man aber die Samen nur auf das Vorhandensein von Rohrzucker untersuchen, so ist es zweckm\u00e4\u00dfiger, starken Alkohol als L\u00f6sungsmittel f\u00fcr den Zucker anzuwenden und die Extraktion bei einer Temperatur von ungef\u00e4hr 50\u00b0 vorzunehmen. Aus den so dargestellten Extrakten kann man wenigstens in vielen F\u00e4llen den Rohrzucker auch ohne Anwendung des Strontianverfahrens, also mit geringerer M\u00fche isolieren.\nEine zu dieser Schlu\u00dffolgerung f\u00fchrende Beobachtung machte ich zuerst bei Untersuchung des Samens von Pinus Cembra (Arve oder Zirbelkiefer). Die von den Schalen befreiten, mittels \u00c4ther entfetteten und sehr fein zerriebenen Samen wurden bei 50\u201460\u00b0 mit absolutem Alkohol behandelt, der Extrakt bei der gleichen Temperatur langsam eingedunstet. Als der Verdampfungsr\u00fcckstand zur Entfernung des Lecithins mit \u00c4ther behandelt wurde, verblieb eine teils sirup\u00f6se, teils krystallinische Masse. Die Krystalle wurden auf eine Tonplatte gebracht, sp\u00e4ter aus verd\u00fcnntem Alkohol umkrystallisiert ; sie erwiesen sich als Rohrzucker. Auch der sirupf\u00f6rmige Teil des R\u00fcckstandes lieferte Rbhrzucker, als er pnit kochendem 95\u00b0/oigem Alkohol behandelt, die dabei entstandene L\u00f6sung sodann der langsamen Verdunstung \u00fcberlassen wurde. Das gleiche Re-\n9 In der zweiten der oben zitierten Abhandlungen habe ich dar\u00fcber n\u00e4here Angaben gemacht.","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nE. Schulze,\nsultat erhielten wir auch, als wir die entsch\u00e4lten und entfetteten Arvensamen mit 95\u00b0/oigem Alkohol bei 50\u201460\u00b0 C. extrahierten und den Auszug in der gleichen Weise behandelten; auch in diesem Falle verblieb nach Entfernung des Lecithins ein R\u00fcckstand, aus welchem leicht Rohrzucker in Krystallen gewonnen werden konnte. Die in diesen Versuchen erhaltenen Krvstalle waren hart und von stark s\u00fc\u00dfem Geschmack; ihre\nV\nw\u00e4sserige L\u00f6sung reduzierte die Fehlingsche Fl\u00fcssigkeit erst nach dem Erhitzen mit Salzs\u00e4ure oder nach der Rehandlung mit Invertase. Reim Erhitzen mit Resorcin und Salzs\u00e4ure gaben die Krystalle eine rote L\u00f6sung. Die Untersuchung der Kry-stalle im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparat gab folgendes Resultat:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 ccm 1,008 g Substanz enthielt, drehte im 200 mm-Rohr bei 18\u00b0 G. 19,6\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -f- 66,9\u00b0.\nF\u00fcr reinen Rohrzucker ist bekanntlich [a]D = -f- 66,5\u00b0.\nDiese Versuchsergebnisse beweisen, da\u00df die von uns dargestellte Zuckerart Rohrzucker war. Ich bemerke dazu, da\u00df das Vorhandensein von Rohrzucker in den Samen von Pinus\nCembra fr\u00fcher schon von N. Rongger und mir1) nachgewiesen\n<\nworden ist.\nWas die Ausbeute betrifft, so betrug dieselbe ungef\u00e4hr 2 g Zucker aus 300 g entsch\u00e4lten Samen (der Zucker wurde erst nach dem Umkrystallisieren gewogen).\nDas gleiche Extraktionsverfahren haben wir noch auf einige andere Samenarten angewendet. Ich teile zun\u00e4chst die Resultate mit, die ein mit Haseln\u00fcssen (Samen von Corylus avellana) angestellter Versuch lieferte. Die von den harten braunen Schalen befreiten N\u00fcsse wurden zersto\u00dfen und zur Entfernung des Fettes mit \u00c4ther behandelt, dann sehr fein zerrieben, nochmals mit \u00c4ther behandelt und hierauf bei einer Temperatur von 50\u201460\u00b0 G. mit 95 \u00b0/oigem Alkohol extrahiert. Der filtrierte Auszug wurde bei der gleichen Temperatur langsam eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand durch Rehandlung mit \u00c4ther und mit Wasser in L\u00f6sung gebracht, dann in einen\n*) Landwirtschaftliche Versuchsstationen, Bd. LI, S. 189\u2014204.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis des Rohrzuckers in Pflanzensamen.\n407\nScheidetrichter \u00fcbergef\u00fchrt. Nachdem die \u00e4therische und die w\u00e4sserige Schicht sich voneinander geschieden hatten, wurde die letztere aus dem Trichter abgelassen, mit Barytwasser neutralisiert und in gelinder W\u00e4rme eingedunstet. Den Ver-dampfungsr\u00fcekstand behandelten wir mit kochendem 95\u00b0/oigem Alkohol. Die nach dem Erkalten vom Ungel\u00f6sten abgegossene Fl\u00fcssigkeit lieferte, als sie unter einer Glasglocke \u00fcber kon-zentrierter Schwefels\u00e4ure der langsamen Verdunstung \u00fcberlassen wurde, bald Zuckerkrystalle, die sodann aus verd\u00fcnntem Alkohol umkrystallisiert wurden. Es waren harte, stark s\u00fc\u00df schmeckende Krystalle, die im Verhalten gegen Resorcin und Salzs\u00e4ure, sowie gegen Fehlingsche L\u00f6sung und gegen In-vertase mit Rohrzucker \u00fcbereinstimmten. Die Untersuchung im Soleil-Ventzkeschen Polarisationsapparat gab folgendes Resultat :*)\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 ccm 1,00 g Substanz enthielt, drehte bei 17\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 19,2\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D = -|- 66,0\u00b0.\nDiese Versuchsergebnisse beweisen, da\u00df das in der beschriebenen Weise von uns gewonnene Produkt Rohzucker war.\nDas im vorigen beschriebene Verfahren wurde ferner noch auf zwei Substanzen angewendet, in denen fr\u00fcher schon sowohl von anderen, wie von uns (loc. cit.) Rohrzucker nachgewiesen worden ist, n\u00e4mlich auf die Samen der Sojabohne (Soja hispida) und auf die als Abfall des M\u00fcllereiprozesses erh\u00e4ltlichen Weizenkeime (Embryonen des Weizens mit anh\u00e4ngenden St\u00fcckchen des Endosperms). Diese Materiali\u00e8n wurden, nachdem sie mit Hilfe von \u00c4ther entfettet und sehr fein zerrieben worden waren, zuerst bei einer Temperatur von ca. 50\u00b0 mit absolutem Alkohol, dann bei der gleichen Temperatur mit 95 \u00b0/oigem Alkohol extrahiert, die filtrierten Extrakte bei der gleichen Temperatur eingedunstet. Die Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde wurden mit\n\u2022 \u2022\nHilfe von \u00c4ther und von Wasser in L\u00f6sung gebracht. Nachdem die w\u00e4sserigen L\u00f6sungen mit Hilfe eines Scheidetrichters\nb Die Bestimmungen wurden unter Mitwirkung von E. Winterstein und Gh. Godet ausgef\u00fchrt. Die Grade unseres Apparates sind zur Umwandlung in Grade der Kreisteilung mit 0,344 zu multiplizieren.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\tE. Schulze,\nvon den \u00e4therischen Schichten getrennt und mit Barytwasser neutralisiert worden waren, wurden sie eingedunstet, die Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde sodann mit kochendem 95\u00b0/oigem Alkohol behandelt. Die in dieser Weise erhaltenen wein geistigen L\u00f6sungen lieferten beim langsamen Verdunsten unter einer Glasglocke \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure Krystalle, die aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert wurden. Sie besa\u00dfen nun das Aussehen der in gleicher Weise aus anderem Material dargestellten Rohrzuckerkrystalle, Q waren hart und von stark s\u00fc\u00dfem Geschmack und zeigten gegen Resorcin und Salzs\u00e4ure, sowie gegen Fehlingsche L\u00f6sung und Invertase das Verhalten des Rohrzuckers. Den Zucker auch noch durch die Untersuchung im Polarisationsapparat zu identifizieren, konnte f\u00fcr unn\u00f6tig erkl\u00e4rt werden, da das Vorhandensein von Rohrzucker in den Sojabohnen und in den Weizenkeimen fr\u00fcher schon mit Sicherheit nachgewiesen worden ist. Es sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df die bei Untersuchung der Sojabohnen gewonnenen beiden Extrakte, von denen der eine mit absolutem Alkohol, der zweite mit 95\u00b0/oigem Alkohol dargestellt worden war, getrennt verarbeitet wurden und da\u00df beide Rohrzucker lieferten. Von den entfetteten Weizenkeimen wurden nur 160 g, von den Sojabohnen ein bedeutend gr\u00f6\u00dferes Quantum f\u00fcr den Versuch verwendet; auch das im ersteren Falle zur Anwendung gelangte relativ kleine Quantum gen\u00fcgte zur Isolierung von Rohrzucker.\nF\u00fcr einen f\u00fcnften Versuch verwendete ich endlich die Samen der Rottanne (Picea excelsa), die nach den fr\u00fcher von uns gemachten Versuchen gleichfalls Rohrzucker enthalten, jedoch nicht in gro\u00dfer Quantit\u00e4t. Ungef\u00e4hr 1 kg dieser Samen wurde entfettet, dann bei einer Temperatur von ca. 500 zuerst mit absolutem Alkohol, dann mit 95 \u00b0/oigem Alkohol behandelt.\nDie Extrakte wurden ebenso verarbeitet wie diejenigen, welche aus den vorher genannten Materialien erhalten wurden. Auch in diesem Falle erhielt ich Krystalle, die nach ihrem Aus-\nJ) Zu bemerken ist, da\u00df der aus den Weizenkeimen dargestellte Rohrzucker infolge einer geringen Beimengung von Raffinose zuweilen Krystalle von spie\u00dfiger Form liefert.","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis des Rohrzuckers in Pflanzensamen. 409\nsehen und ihrem Verhalten f\u00fcr Rohrzucker erkl\u00e4rt werden konnten.\nDer Rohrzucker lie\u00df sich aus den zuletzt genannten drei Objekten, insbesondere aber aus den Rottannensamen, auf dem im vorigen beschriebenen Wege nicht ganz so leicht isolieren, wie aus den Arvensamen und aus den Haseln\u00fcssen; die zum Verdunsten \u00fcber konzentrierte Schwefels\u00e4nre unter eine Glasglocke gestellten weingeistigen L\u00f6sungen lieferten langsamer krystallinische Ausscheidungen und die Krystalle waren anfangs durch sirup\u00f6se Substanz verunreinigt, konnten aber davon durch Aufstreichen auf eine Tonplatte und darauf folgendes Umkry-stallisieren aus verd\u00fcnntem Weingeist befreit werden. Diese Erscheinnng hatte ohne Zweifel ihren Grund darin, da\u00df bei Extraktion der fein zerriebenen Samen mit Alkohol bei 50\u201460\u00b0 neben Rohrzucker auch von den diese Zuckerart begleitenden Kohlenhydraten ein Teil in L\u00f6sung gegangen war. Bestimmt nachgewiesen wurde dies bei den Rottannensamen. Als die im Scheidetrichter von der \u00e4therischen Schicht getrennte zuckerhaltige L\u00f6sung eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand zur Extraktion des Zuckers mit 95\u00b0/oigem Alkohol erhitzt wurde, blieb ein R\u00fcckstand, der beim Erhitzen mit verd\u00fcnnter Sal-\ny\npeters\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,15 Schleims\u00e4ure lieferte. (Diese S\u00e4ure schmolz, nachdem sie durch Aufl\u00f6sen in verd\u00fcnnter Natronlauge und Wiederausf\u00e4llen durch Salpeters\u00e4ure gereinigt. worden war, bei 213\u00b0.) Jener R\u00fcckstand enthielt also ohne Zweifel etwas von dem Kohlenhydrat, welches nach den von N. Rongger und mir1) gemachten Beobachtungen in den Rottannensamen neben Rohrzucker sich findet.\nDie Wahrnehmung, da\u00df trotz der Schwerl\u00f6slichkeit des Rohrzuckers in Alkohol diese Zuckerart schon bei Behandlung der zerriebenen Samen mit absolutem Alkohol bei einer Temperatur von 50\u201460\u00b0 wenn auch nicht vollst\u00e4ndig, so doch zum gro\u00dfen Teil in\u00bb L\u00f6sung geht, w\u00fcrde noch mehr \u00fcberraschen, wenn nicht von fr\u00fcher her schon bekannt w\u00e4re, da\u00df die L\u00f6slichkeit mancher Pflanzenbestandteile in Alkohol durch die Gegen-\n0 Landwirtschaft!. Versuchsstationen, Bd. LI, S. 89\u2014116.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nE. Schulze,\nwart anderer Stoffe stark erh\u00f6ht wird. Ein Beispiel daf\u00fcr bieten die in den Pflanzen vorkommenden Aminos\u00e4uren (Aminovaler ians\u00e4ure, Leucin, Tyrosin, Phenylalanin usw.), die in reinem Zustande sich in Alkohol sehr wenig l\u00f6sen, aber aus den getrockneten fein zerriebenen Pflanzen durch kochenden Weingeist extrahiert werden k\u00f6nnen. Da\u00df auch die Aufl\u00f6sung von Kohlenhydraten in Alkohol durch das Vorhandensein anderer Substanzen bef\u00f6rdert wird, darf aus den vop. mir mitgeteilten Beobachtungen geschlossen werden. Bei Anwendung von absolutem Alkohol als Extraktionsmittel wurde selbstverst\u00e4ndlich die Aufl\u00f6sung von Kohlenhydraten dadurch etwas beg\u00fcnstigt, da\u00df die entfetteten Pflanzensamen nicht in der W\u00e4rme getrocknet worden waren und also etwas hygroskopische Feuchtigkeit enthielten.\nDas im vorigen beschriebene Verfahren zur Darstellung von Rohrzucker aus Pflanzensamen ist nicht geeignet, das von uns fr\u00fcher benutzte Strontianverfahren in allen F\u00e4llen zu ersetzen; das letztere Verfahren wird in der Regel den Vorzug verdienen, falls es sich um Samen von geringem Rohrzuckergehalt handelt (den Beweis daf\u00fcr scheinen auch die bei Untersuchung der Rottannensamen gemachten Beobachtungen zu liefern). Aus den jetzt gesammelten Erfahrungen wird man aber eine Schlu\u00dffolgerung auf die Art und Weise machen k\u00f6nnen, in der man bei Anwendung des Strontianverfahrens die Extrakte darzustellen hat. Wir haben die zerriebenen Pflanzensamen fr\u00fcher mit siedendem 92\u00b0/oigem Weingeist behandelt, weil wir glaubten, da\u00df bei Anwendung von st\u00e4rkerem Weingeist ein Teil des in den Samen vorhandenen Rohrzuckers ungel\u00f6st bleiben k\u00f6nne. Jetzt hat sich aber gezeigt, da\u00df durch 95\u00b0/oigen Alkohol, ja sogar durch absoluten Alkohol, schon bei einer Temperatur von 50\u2014600 Rohrzucker aus den zerkleinerten Samen ausgezogen wird. Da nun aber ohne Zweifel durch starken Alkohol bei der angegebenen Temperatur von den neben Rohrzucker vorhandenen Kohlenhydraten in der Regel nur wenig gel\u00f6st wird, so ist ein in dieser Weise dargestellter Extrakt f\u00fcr die Isolierung des Rohrzuckers nach dem Strontianverfahren geeigneter, als ein mit Hilfe von siedendem 92\u00b0/oigem Alkohol dargestellter Auszug, in den diese Kohlenhydrate in gr\u00f6\u00dferer","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Nachweis des Rohrzuckers in Pflanzensamen.\n411\nQuantit\u00e4t eingegangen sind; denn die Darstellung von Rohrzucker aus dem Strontianniederschlag gelingt um so leichter, je geringer die neben Rohrzucker in diesem Niederschlage sich vorfindende Kohlenhydratmenge ist.\nOb man durch Behandlung der entfetteten und fein zerriebenen Samen mit absolutem oder 95\u00b0/oigem Alkohol bei 50\u201460\u00b0 C. den in den Samen vorhandenen Rohrzucker vollst\u00e4ndig extrahieren kann, ist eine nicht leicht zu beantwortende Frage. Die Samen enthalten in der Regel neben Rohrzucker noch andere invertierbare Kohlenhydrate, die meistens in Alkohol schwerer l\u00f6slich sind, als die genannte Zuckerart; es ist daher in der Regel nicht leicht zu entscheiden, ob der bei Behandlung der Samen mit Alkohol verbliebene R\u00fcckstand ganz frei von Rohrzucker ist oder nicht.","page":411}],"identifier":"lit18543","issued":"1907","language":"de","pages":"404-411","startpages":"404","title":"Zum Nachweis des Rohrzuckers in Pflanzensamen","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:57:38.747596+00:00"}