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{"created":"2022-01-31T13:56:40.460324+00:00","id":"lit18545","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hofbauer, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 425-431","fulltext":[{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Auftreten von Glyoxyls\u00e4ure im Verlaufe von Gravidit\u00e4t,\nGeburt und Puerperium.\nVon\nJ. Hofbauer.\n(Aus der K\u00f6nigsberger Universit\u00e4ts-Frauenklinik. Direktor: Prof. Winter.)\n(Der Redaktion zugegangen am 12. Juni 1907.)\nEine gr\u00f6\u00dfere Reihe von systematischen experimentellen Untersuchungen aus den Laboratorien von Hofmeister und Pohl haben in den letzten Jahren vielfach interessante und wertvolle Beitr\u00e4ge zur Frage der Entstehung und der Ausscheidung der Glyoxyls\u00e4ure im Tierk\u00f6rper, sowie zur Kl\u00e4rung ihrer biologischen Stellung im animalischen Stoffhaushalte erbracht. Von der Biochemie der Pflanzen her war es bekannt, da\u00df diese Oxyfetts\u00e4ure in jungen Trieben und unreifen Fr\u00fcchten vorhanden, sp\u00e4terhin bei zunehmender Reife derselben aus ihnen verschwindet, woraus die Botaniker eine besondere Bedeutung der S\u00e4ure f\u00fcr den Assimilationsproze\u00df der Pflanze ableiteten (K\u00f6nigs, Brunner und Chuard, Stolle). F\u00fcr den tierischen Organismus lie\u00df sich feststellen, da\u00df die im\nHarne ausgeschiedene Glyoxyls\u00e4ure ein Produkt des intermedi\u00e4ren\n\u2022*\nStoffwechsels darstellt, da\u00df sie bei der Oxydation von Athan-derivaten auftritt und als Zwischenprodukt beim oxydativen Abbau von physiologisch wichtigen Fettk\u00f6rpern, insbesondere des Glykokolls, erscheint (Pohl, Eppinger, Almagia, Inada). Bei weiterer pharmakologischer Pr\u00fcfung der Wirksamkeit dieser Aldehyds\u00e4ure zeigte sich fernerhin, da\u00df dieselbe durchaus nicht gleichg\u00fcltig f\u00fcr den tierischen Organismus sich verhalte, sondern bei verschiedener Applikationsweise in bestimmten Konzentrationsgraden angewandt akute und chronische Intoxikationszust\u00e4nde hervorzurufen verm\u00f6ge (Adler).","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426\nJ. Hofbauer,\nDiese Beziehungen der Glyoxyls\u00e4ure zu den Stoffwechselvorg\u00e4ngen im allgemeinen, sowie die experimentell gewonnenen Tatsachen, wonach die Leber eine ausschlaggebende Rolle bei der Zersetzung der Glyoxyls\u00e4ure spielt und dadurch ein sonstiges h\u00e4ufigeres Erscheinen der S\u00e4ure im Harne verhindert (Schloss, Adler), und fernerhin die Mitteilungen von Savar\u00e8 \u00fcber eine \u00e4hnliche, der menschlichen Placenta eigent\u00fcmliche und quantitativ recht bedeutende fermentative Wirksamkeit, Glyoxyls\u00e4ure zu zerst\u00f6ren, legten es nahe, das Vorkommen dieses Stoffwechselproduktes im Harne von Graviden zu pr\u00fcfen.\nEs erscheint wohl \u00fcberfl\u00fcssig, hier auch auf die anderweitigen tiefgreifenden Alterationen der Stoffwechselvorg\u00e4nge w\u00e4hrend der Gestationsperiode im einzelnen hinzuweisen, ln Ber\u00fccksichtigung der hier mit Wahrscheinlichkeit in Betracht kommenden Leberfunktion sei blo\u00df an die aliment\u00e4re Laktosurie und Glykosurie erinnert.\nDie vorliegende V er\u00f6ffentlichung st\u00fctzt sich auf Aufzeichnungen \u00fcber 100 F\u00e4lle. Dieselben stammen zum Teil aus dem poliklinischen, zum Teil aus dem klinischen Materiale. Die poliklinischen Patienten stellten das Hauptkontingent f\u00fcr die Untersuchungen aus der ersten H\u00e4lfte der Schwangerschaft, die klinischen hingegen erm\u00f6glichten die fortlaufenden systematischen Beobachtungen w\u00e4hrend der letzten Schwangerschaftswochen, der Zeit der Geburt und des Puerperiums. Au\u00dferdem konnte bei letzteren die Auswahl intern v\u00f6llig gesunder Personen f\u00fcr einwandsfreie Resultate getroffen werden. Eine kleine Zahl von F\u00e4llen betraf pathologische Gravidit\u00e4ten (Hyperemesis, Eklampsie, Extrauteringravidit\u00e4t, Blasenmole).\nZuerst sei die Methode des Nachweises der Glyoxyls\u00e4ure im Harne besprochen.\nZur Identifizierung kamen folgende Methoden in Anwendung :\na) Ammoniakalische Silberl\u00f6sung wird bei Zusatz von Natronlauge schon in der K\u00e4lte, st\u00e4rker beim Erw\u00e4rmen reduziert unter Bildung eines Silberspiegels (Aldehydreaktion). Behufs einwandfreien Nachweises der Glyoxyls\u00e4ure im Harn ist hier die Darstellung des Caleiumsalzes erforderlich.","page":426},{"file":"p0427.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Auftreten von Glyoxyls\u00e4ure im Verlaufe von Gravidit\u00e4t usw. 427\nb)\tMit Phenylhydrazin entsteht krystallinische F\u00e4llung (M\u00f6glichkeit einer quantitativen Bestimmung, Elbers).\nc)\tPeptonl\u00f6sung dem Harne zugesetzt und hierauf mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure unterschichtet, gibt violetten Ring an der Ber\u00fchrungschicht (Hinweis auf die Gegenwart eines Indolkernes nach Hopkins und Cole). An Stelle der Peptonl\u00f6sung kann auchlndol verwendet werden (Eppinger), beziehungsweise eine L\u00f6sung von Tryptophan oder Skatol (Schloss).\nAnmerkung: Um T\u00e4uschungen durch Verwechslung mit der \u00e4hnlich verlaufenden Nitrosoindolreaktion zu vermeiden, wurde nur nitritfreio Schwefels\u00e4ure benutzt, ebenso nur destilliertes Wasser zur Herstellung der Peptonl\u00f6sungen.\nAls positiv wurde ein Befund nur dann eingetragen, sobald s\u00e4mtliche angestellten Proben das gleiche Resultat ergeben hatten.\nEs wurde auch darauf geachtet, nur ganz frische Urine zu untersuchen, da bei l\u00e4ngerem Stehen derselben die sp\u00e4tere Bildung von Nitriten beobachtet worden.\nAu\u00dferdem wurde, unter Ber\u00fccksichtigung einer diesbez\u00fcglichen Angabe von Dakin, die Gegenwart von Ameisens\u00e4ure in dem Destillate des vorher anges\u00e4uerten Harnes ausgeschlossen.\nBez\u00fcglich der Ausf\u00fchrung der Pepton-(bezw. Tryptophan-)Probe sei noch hervorgehoben, da\u00df der violette Farbenring nur bei hellgef\u00e4rbten Urinen sch\u00f6n hervortritt; st\u00e4rker gef\u00e4rbte Harne sind daher vor Anstellung der Probe mit Wasser zu verd\u00fcnnen oder nach dem Vorschl\u00e4ge von Schloss mit Tierkohle zu behandeln und hinterher zu filtrieren.\nEs ist dies aus dem Grunde durchaus erforderlich, weil nur der violette Farbenton f\u00fcr das Vorhandensein der S\u00e4ure spricht, hingegen der rotbraune Ring an der Ber\u00fchrungsstelle von Harn und Schwefels\u00e4ure durch anderweitige, zum Teil normale Harnbestandteile bedingt sein kann (Harnfarbstoffe). Auch ist eine derartige st\u00e4rkere Verd\u00fcnnung des Harns schon zur Anstellung der orientierenden Probe empfehlenswert, wreil dann die Farbenreaktionen, welche die Gegenwart von Glyoxyls\u00e4ure Vort\u00e4uschen k\u00f6nnen, nicht mehr auftreten.\nGehen wir nun zu den gewonnenen Resultaten \u00fcber, sa\n\u2022\u2022\nd\u00fcrfte es am zweckm\u00e4\u00dfigsten erscheinen, behufs besserer \u00dcbersichtlichkeit dieselben in eine Tabelle unterzubringen, in welcher die F\u00e4lle nach dem Stadium der Gravidit\u00e4t geordnet sind,\nt\nsowie nach der Vielzahl der Geburten.\nDiese Zusammenstellung bedarf einer kurzen Interpretation. Es sind hier gr\u00f6\u00dftenteils die poliklinischen Beobachtungen rubriziert, also von Patientinnen, welche in die klinische Sprech-","page":427},{"file":"p0428.txt","language":"de","ocr_de":"428\tJ. Hofbauer,\nstunde kamen und bei denen die Schwangerschaft konstatiert wurde. Es liegt in der Natur der Sache, da\u00df f\u00fcr die Erstgeschw\u00e4ngerten meist Unwissenheit oder Neugierde an sich die Veranlassung bot, sich untersuchen zu lassen, bei den Multi-paren hingegen mannigfache Besonderheiten bei der von ihnen selbst vermuteten Gravidit\u00e4t. Dies mu\u00df hervorgehoben werden, um die Bewertung der Befunde illustrieren zu k\u00f6nnen.\nDauer der Gravidit\u00e4t\tAnzahl der F\u00e4lle\tPrimi- parae\tMulti- parae\t\u00ab Resultat positiv\tIn Prozentzahlen berechnet (abgerundet)\n\u00cf\u00cf\u2014I\u00fc. Lunasmonat\t11\t5\t6\t7 mal\t63\nIV.\u2014V.\t7\t5\t2\t4 \u00bb\t57\nVL\u2014VII.\t6\t2\t4\t3 \u00bb\t50\nVIII.\t4\t0\t4\t1 \u00bb\t25\nIX.\t12\t8\t4\t2 \u00bb\t17\nX. Erste H\u00e4lfte\t30\t21\t9\t5 \u00bb\t17\nX. Zweite \u00bb\t30\t23\t7\t20 \u00bb\t67\nDas Auffallendste ist hier die hohe Prozentzahl der positiven F\u00e4lle in dem ersten Drittel der Schwangerschaft und in den letzten Tagen derselben. Ein durchgreifender Unterschied, je nachdem ob Erst-oder Mehr geb\u00e4rende, lie\u00df sich dabei nicht feststellen.\nWie sollen wir uns nun diese Befunde deuten, ohne dabei Hypothesen aufzustellen, deren Fundierung gewagt erschiene ?\nDas eine Moment glaube ich wohl zun\u00e4chst mit Bestimmtheit aussprechen zu k\u00f6nnen, da\u00df das Auftreten von Wehen f\u00fcr das Erscheinen der Glyoxyls\u00e4ure im Harne bestimmend ist. So gaben Multipare, deren Aussagen man doch immerhin einen gewissen Wert beimessen darf, oft mit aller Sicherheit an, \u00abkrampfartige Schmerzen\u00bb im Leib in den letzten Tagen gef\u00fchlt zu haben, was sie eben dazu bestimmte, in der Klinik sich Rat zu erbitten, ob auch alles bei ihnen in Ordnung sei, oder ob ein Abort bevorst\u00e4nde. Die Harnprobe ergab in solchen F\u00e4llen jedesmal positiven Befund, ganz gleichg\u00fcltig in welchem Monat der Schwangerschaft sich die Patientinnen","page":428},{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Auftreten von Glyoxyls\u00e4ure im Verlaufe von Gravidit\u00e4t usw. 429\nbefanden. Objektiv lie\u00df sich bei der gyn\u00e4kologischen Untersuchung dann gelegentlich das Resultat stattgehabter Wehent\u00e4tigkeit wohl nachweisen (Er\u00f6ffnung des Orefic. extern, oder Verk\u00fcrzung des Cervicalkanales), oft aber war palpatorisch nichts davon zu finden. Recht interessant war es aber, da\u00df nach Ablauf von 2 oder 3 Wochen, wenn die Patientinnen behufs Nachuntersuchung wiederkehrten und sich die ungest\u00f6rte Fortentwicklung der Gravidit\u00e4t feststellen lie\u00df, nun die Harnprobe negatives Resultat bot oder recht schwach positiv verlief. Auch bei den \u00abHaus-Schwangeren\u00bb lie\u00df sich dieser Einflu\u00df stattgehabter Wehent\u00e4tigkeit auf die Ausscheidung von Glyoxyls\u00e4ure im Harne unzweideutig und objektiv erkennen; und wir werden wohl nicht fehl gehen, in der so \u00fcberwiegend h\u00e4ufig positiven Probe in den allerletzten Tagen ante partum, insbesondere bei Primiparen, eine diesbez\u00fcgliche Folge vorhandener, wenn auch zun\u00e4chst noch subjektiv unmerklicher Wehenarbeit zu erblicken.\nSchwieriger d\u00fcrfte es sein, die h\u00e4ufige Glvoxyls\u00e4ureaus-scheidung im Beginne der Gravidit\u00e4t in einen Reim zu bringen. Ob auch hier Uteruskontraktionen mitspielen \u2014 es sei an die nicht selten zu konstatierenden partiellen Kontraktionen der Uterusmuskulatur bei jungen Gravidit\u00e4ten erinnert \u2014, oder ob die gewaltige Umstimmung des maternen Organismus unter dem Einfl\u00fcsse des wachsenden Eies daf\u00fcr angeschuldigt werden soll? Ich wage es auch nicht im entferntesten, hier eine irgendwie bestimmte Ansicht zu \u00e4u\u00dfern. \u2014 Wir komm en \u00fcbrigens sp\u00e4terhin noch auf diesen Punkt zu sprechen.\nEingef\u00fcgt sei hier die Beobachtung von sehr reichlicher Glyoxvls\u00e4ureausscheidung bei einer Hyperemesis im 3. Lunarmonat, in welchem Falle auch die Darreichung von 100 g L\u00e4vulose Zuckerausscheidung im Harne zur Folge hatte ; ferner bei Blasenmole. Dagegen gaben einige Eklampsief\u00e4lle keinen nennenswert hohen Titre.\nIntrapartum lie\u00df sich jedesmal eine mehr oder minder stark positive Probe anstellen ; doch waren w\u00e4hrend und nach der Geburt nicht die h\u00f6chsten quantitativen Werte zu verzeichnen. Dieselben wurden vielmehr im Verlaufe des Puer-","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nJ. Hofbauer,\nperiums erreicht, und zwar zumeist in den letzten Tagen der ersten Woche.\nIst es also auch als unzweifelhaft anzusehen, da\u00df die durch einige Zeit anhaltende Wehent\u00e4tigkeit einen gewissen bestimmenden Einflu\u00df aus\u00fcbt f\u00fcr das Auftreten der Glyoxyl-s\u00e4ure im Harne, so w\u00fcrde die Gesamtheit des Bildes sich doch nur schwer in den Rahmen dieser einen Tatsache einf\u00fcgen lassen. Es m\u00fcssen vielmehr noch andere Momente au\u00dferdem in diesem Sinne in Frage kommen. Die Von Schloss und Adler ermittelte dominierende Stellung der Leber f\u00fcr die Speicherung und Zerst\u00f6rung der im Stoffwechsel entstehenden Glvoxvls\u00e4ure lenkt nunmehr unsere Aufmerksamkeit zun\u00e4chst\n\u00abs\t%J\ndiesem Organe zu. Es w\u00e4re eben im Hinblick auf die eingangs erw\u00e4hnte Stellung der Glyoxyls\u00e4ure als Zwischenprodukt des in der Leber stattfindenden Abbaues von Glykokoll damit dn neuer Baustein zur Fundierung des Satzes von der \u00abinf\u00e9riorit\u00e9 r\u00e9lative\u00bb der Leber w\u00e4hrend der Gravidit\u00e4tsepoche gewonnen. Verschiedene Tatsachen histologischer und biochemischer Natur dr\u00e4ngen ja stets mehr zur Annahme, da\u00df die Leber des maternen Organismus infolge der funktionellen Mehrbelastung im Verlaufe der Gravidit\u00e4t hart an der Grenze ihrer Leistungsf\u00e4higkeit angelangt und, wenngleich auch in ihren Reservekr\u00e4ften zwar nicht ersch\u00f6pft, so doch jedenfalls wesentlich geschm\u00e4lert sei ; dadurch wird es eben verst\u00e4ndlich, da\u00df sofort dann, wenn erh\u00f6hte Anspr\u00fcche an ihre Funktionst\u00fcchtigkeit gestellt werden, sich ein gewisser diesbez\u00fcglicher Ausfall dokumentiert. Sowie wir seit l\u00e4ngerem von einer \u00abSchwangerschaftsniere\u00bb zu sprechen gewohnt sind, werden wir auch dem Terminus \u00abSchwangerschaftsleber\u00bb fernerhin Eingang und B\u00fcrgerrecht einr\u00e4umen m\u00fcssen. \u00dcber diesbez\u00fcgliche Einzelheiten sei es gestattet, auf den Vortrag \u00abOrganver\u00e4nderungen w\u00e4hrend der Gravidit\u00e4t und ihre biologische Bedeutung\u00bb, Verf. in den Sitzungsberichten \u00fcer Ost- und Westpreu\u00dfischen Gesellschaft vom 16. III. a. c. (s. Monatsschr. f\u00fcr Geb. u. Gyn., 1907, Maiheft), sowie auf eine gr\u00f6\u00dfere demn\u00e4chst erscheinende Publikation \u00fcber \u00abGravi-4it\u00e4ts-Toxicosen\u00bb hinzuweisen (s. Zeitschr. f. Geb.).\nZum Schl\u00fcsse sollen noch die Beziehungen der GlyoxyL","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Auftreten von Glyoxyls\u00e4ure im Verlaufe von Gravidit\u00e4t usw. 4*31\ns\u00e4ure zur Allantoinbildung, insoweit als zu unserem Thema geh\u00f6rig, Er\u00f6rterung finden. Allantoin, ein Kondensationsprodukt der Glyoxyls\u00e4ure, wurde zuerst von Grimaux synthetisch durch Erhitzen von Glyoxyls\u00e4ure und Harnstoff auf 100\u00b0 dargestellt; B\u00f6ttinger zeigte hierauf, da\u00df auch bei niedrigeren Temperaturen unter Gegenwart von Salzs\u00e4ure diese Synthese eintritt. Auch Derivate der Glyoxyls\u00e4ure verhalten sich \u00e4hnlich, wie\nSimon und Chavanne k\u00fcrzlich nachwiesen, indem sie Harn-\n\u2022 \u2022\nstoff auf \u00c4thylglvoxylat einwirken lie\u00dfen und Athylallantoat erhielten. F\u00fcr den tierischen Organismus haben die experimentellen Untersuchungen von Eppinger und Adler einen derartigen Kondensationsvorgang von Glyoxyls\u00e4ure und Harnstoff zu dem Diureid der S\u00e4ure, dem Allantoin, wahrscheinlich gemacht, wobei dieser Vorgang als Entgiftungserscheinung gedeutet wird. Die Angaben \u00e4lterer Autoren \u00fcber Allantoin-ausscheidung im Harne von Schwangeren (Pouchet) und im Harne der Neugeborenen (Gusserow) erschienen damit in neuer Beleuchtung, zumal der experimentelle Beweis erbracht ist, da\u00df Glyoxyls\u00e4ure durch die Placenta hindurch in den f\u00f6talen Organismus gelangen kann. Doch sei hervorgehoben, da\u00df nach den Untersuchungen Adlers in Harnen, welche urspr\u00fcnglich nur Glyoxyls\u00e4ure enthielten, bei l\u00e4ngerem Stehen derselben \u2014 insbesondere bei Bruts ehr anktemp er atur \u2014 Allantoin auftritt, sogenannte \u00abpassive Allantoinbildung\u00bb, auf welche bei weiteren Untersuchungen \u00fcber Allantoinbefunde im Harn wird R\u00fccksicht genommen werden m\u00fcssen.\nLiteratur.\nBrunner und Chuard, Chem. Berichte, Bd. XIX. \u2014 Stolle, Chem. Berichte, 1900. \u2014 Pohl, Archiv f. experim. Pathol., Bd. XXXVII.\n\u2014\tEppinger, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VI. \u2014 Almagia, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VII. \u2014 Inada, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VII.\n\u2014\tAdler, Archiv f. experim. Pathologie, Bd. LVI. \u2014 Schloss, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VIII. \u2014 Savar\u00e9, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. IX.\n\u2014\tHopkins und Cole, Journ. of Physiology, Bd. XXVII und XXIX. \u2014 Elbers, Annalen, Bd. CCXXVII. \u2014 Grimaux, Compt. rend., Bd. LXHI.\n\u2014\tB\u00f6ttinger, Chem. Ber., Bd. XI. \u2014 Pouchet, Journal de Therapie,\nBd. VII. \u2014 Gusserow, Archiv f. Gyn\u00e4kol., Bd. III. \u2014 Simon et Chavanne, Compt. rend., Bd. CXLIII. \u2014 Dakin, Journal of biolog. chem., Bd. I, S. 271.\t_____","page":431}],"identifier":"lit18545","issued":"1907","language":"de","pages":"425-431","startpages":"425","title":"\u00dcber Auftreten von Glyoxyls\u00e4ure im Verlaufe von Gravidit\u00e4t, Geburt und Puerperium","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:56:40.460330+00:00"}