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{"created":"2022-01-31T15:04:33.544971+00:00","id":"lit18546","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Herzog, R. O.","role":"author"},{"name":"Franz H\u00f6rth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 432-434","fulltext":[{"file":"p0432.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung einiger D\u00e4mpfe auf Pre\u00dfhefe.\nVon\nR. O. Herzog und Franz H\u00f6rth.\n(Aus dem chemischen Institut der Technischen Hochschule zu Karlsruhe.) (Der Redaktion zugegangen am 22. Juni *L907.)\n\u2022 \u2022\n\u00fcberl\u00e4\u00dft man lebende Pre\u00dfhefe sich selbst, so tritt bekanntlich nach gewisser Zeit \u00abVerfl\u00fcssigung\u00bb ein: die zelleigenen, vor allem die proteolytischen Fermente, destruieren den Organismus. Die gleiche \u00e4u\u00dfere Erscheinung, hervorgerufen durch den osmotischen Druck und durch \u00abAussalzen\u00bb, bietet sich bei der Behandlung von gepre\u00dfter Hefe mit konzentrierten Salz- oder Zuckerl\u00f6sungen1) dar, noch deutlicher beim Verkneten mit festen Salzen.2) Zum Teil wenigstens wieder andere Ursachen sind es, die zur Verfl\u00fcssigung der Hefe3) f\u00fchren, wenn man sie mit gewissen D\u00e4mpfen behandelt. Wir haben diese Erscheinung gelegentlich einer hier nicht weiter zu er\u00f6rternden Untersuchung beobachtet und weiter verfolgt. Sp\u00e4ter fanden wir erst, da\u00df H. Buchner und M. Gruber4) nicht nur bereits derartige Beobachtungen gemacht, sondern sie auch \u2014 zur Darstellung von Hefeeiwei\u00df \u2014 hatten patentieren lassen. Trotzdem glauben wir, unsere mehr quantitativen Versuchsresultate kurz mitteilen zu d\u00fcrfen, zumal die Erscheinung an sich bisher wenig bekannt, doch nicht v\u00f6llig interesselos sein d\u00fcrfte.\n*) J. B. Dumas, Gompt. rend., Bd. LXXV, S. 277 (1872); U. Gay on u. E. Dubourg, das., Bd. GII, S. 978 (1886).\n2)\tA. B\u00e9champ, das., Bd. LXXIV, S. 184 (1872) u. Bd. LXXXVIII, S. 866 (1879).\n3)\tNat\u00fcrlich k\u00f6nnen auch mechanische Ursachen, die zum Zerrei\u00dfen der Zellmembran f\u00fchren, Hefeverfl\u00fcssigung herbeif\u00fchren, wie beim Gefrieren und Wiederauftauen (vgl. R\u00fcckforth, D. R.-Patent 107 249) und dgl.\n4)\tD. R.-Patente 118181, 137 643, 137995.","page":432},{"file":"p0433.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Einwirkung einiger D\u00e4mpfe auf Pre\u00dfhefe.\n433\nBringt man etwas frische, auf einer Schale verteilte Pre\u00dfhefe (ca. 2 g) in einen Exsikkator, dessen Boden etwa 50 bis 100 ccm Alkohol, \u00c4ther usw. enth\u00e4lt, und evakuiert dann m\u00f6glichst kr\u00e4ftig (bei Anwendung von 2 Wasserstrahlpumpen gelangt man etwa nach 1 Minute zu gen\u00fcgender Dampfentwicklung), so tritt zu recht genau bestimmbarer Zeit Verfl\u00fcssigung der Hefe ein. Wie die folgende Tabelle zeigt, sind die Versuche gut reproduzierbar. Nat\u00fcrlich ist auf ann\u00e4hernde Temperaturkonstanz zu achten (bei den mitgeteilten Versuchen 20\u00b0 C.).\nDampf\tZeit, innerhalb der in verschiedenen Versuchen Verfl\u00fcssigung eintritt*)\t\t\tMittlere Verfl\u00fcssi- gungszeit\nMethylalkohol . .\t7*2\u20141 Min.\t1\u20142 Min.\t1\u2014172 Min.\t1,2 Min.\nAceton\t\t3\u20144\t\u00bb\t2-4 \u00bb\t3\u20144\t\u00bb\t3,3\t\u00bb\n\u00c4thylalkohol . <\u25a0 .\t7\t4\u20146\t6\u20147\t6,2 -\nChloroform ....\t13\u201416 \u00bb\t13\u201414 \u00bb\t13\u201414\t-\t13,8\t\u00bb\n\u00c4ther\t\t33\u201434 \u00bb\t33\u201435 ^\t34\t\u00bb\t33,8\t\u00bb\nBenzol\t\t61/2\tStd.\t7 Std.\t7 Std.\t6,8 Std.\nS chwef elkohlensto ff\t7\u20148\t\u00bb\t7\t\u2014\t7,3\t\u00bb\nToluol\t\t16\u201418 >\t16-18 *\t\u2014\t17\nLigroin\t\t8\u201410 Tage\t6\u20148 Tage\t\u2014\t8 Tage\nFormaldehyd . . \u2022\tKeine V erfl\u00fcssigung\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nDie f\u00fcr die einzelnen Stoffe erhaltenen Zahlen zeigen erhebliche Unterschiede. Am schnellsten tritt die Verfl\u00fcssigung bei den mit Wasser mischbaren Stoffen (Alkoholen, Aceton) ein, langsamer bei den darin schwer l\u00f6slichen (Chloroform, \u00c4ther), am schlechtesten bei den praktisch unl\u00f6slichen. Die n\u00e4chste Annahme, die man zur Erkl\u00e4rung machen wird, ist wohl die, da\u00df der osmotische Druck au\u00dfen und dann auch im Innern der Zelle sich \u00e4ndert, durch die eindringenden Stoffe werden hierauf \"die Eiwei\u00dfstoffe koaguliert und das heraus-\n\u00bb) Vom Moment des deutlichen Siedens der Fl\u00fcssigkeit bis zum deut-liehen Eintritt der Verfl\u00fcssigung.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LII.\n28","page":433},{"file":"p0434.txt","language":"de","ocr_de":"434\nHerzog und H\u00f6rth, \u00dcber Pre\u00dfhefe.\ngepre\u00dfte L\u00f6sungsmittel dringt aus den Zellen.l) Ferner spielt jedenfalls die Aufl\u00f6sung von Lipoiden der Zellmembran durch die organischen L\u00f6sungsmittel eine Rolle.2) Letztere Annahme lie\u00df sich experimentell dadurch st\u00fctzen, da\u00df Pre\u00dfhefe, die mit getrocknetem alkoholischen Hefenextrakt gut gemischt war, hierauf gegen\u00fcber allen untersuchten D\u00e4mpfen eine sehr stark verringerte Verfl\u00fcssigungsf\u00e4higkeit zeigte. Die erste Hypothese wurde dadurch wahrscheinlich zu machen gesucht, da\u00df Gase, die, in Wasser gel\u00f6st, stark Eiwei\u00df feilen, auf ihr Verhalten gegen Hefe untersucht wurden.\nEs verfl\u00fcssigten:\tIn Minuten (Mittelwerte):\nNH3\t1,5\nBr\t1,5\nHCl\t1\nS02\t4,8\nEssigs\u00e4uredampf\t2,5\nDie Hemmung der G\u00e4rwirkung der Hefe durch die in Wasser gel\u00f6sten Stoffe \u2014 mit Ausnahme der mischbaren \u2014 scheint in \u00e4hnlicher Reihenfolge wie die Verfl\u00fcssigung zu erfolgen: die am langsamsten verfl\u00fcssigenden hemmen die G\u00e4rung am wenigsten.\n4) Die Koagulation von Eiwei\u00df, z. B. durch Alkoholdampf, erfolgt leicht hei einer der hier angewandten entsprechenden Einrichtung.\n2) Man k\u00f6nnte vielleicht auch an eine \u00e4hnliche Erkl\u00e4rung f\u00fcr die von Winkelblech (D. R.-Patent, Kl. 12 g, Nr. 180493) und H. Biltz und 0. Kr\u00f6hnke (Zeitschr. f. angew. Ch., Bd. XX, S. 883 [1907]) beobachtete Erscheinung \u2014 Koagulation von Kolloiden beim Sch\u00fctteln der L\u00f6sung mit organischer, mit Wasser nicht mischbarer Fl\u00fcssigkeit \u2014 denken.","page":434}],"identifier":"lit18546","issued":"1907","language":"de","pages":"432-434","startpages":"432","title":"\u00dcber die Einwirkung einiger D\u00e4mpfe auf Pre\u00dfhefe","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:04:33.544977+00:00"}