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{"created":"2022-01-31T13:58:25.958216+00:00","id":"lit18547","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Bruno Bloch","role":"author"},{"name":"Peter Rona","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 435-447","fulltext":[{"file":"p0435.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins\nbei einem Falle von Alkaptonurie.\nVon\nEmil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Ronaw\n(Aus dem chemischen Institute der Universit\u00e4t Berlin und der medizinischen Klinik\ndes B\u00fcrgerspitales Basel.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2i. Juni 1907.)\nDas Studium des Verhaltens der synthetischen Polypeptide gegen Fermente aus der Gruppe der proteolytischen hat gezeigt, da\u00df durchgreifende Unterschiede bestehen je nach der Herkunft der Fermente. So hat der Magensaft des Hundes noch keines der untersuchten Polypeptide zu spalten vermocht, w\u00e4hrend der Pankreassaft eine ganze Reihe von Polypeptiden hydrolysiert.1) Alle Kombinationen greift er nicht an. Bei Verwendung von Racemk\u00f6rpern hat es sich gezeigt, da\u00df er stets nur diejenigen Kombinationen von Aminos\u00e4uren spaltet, welche die in der Natur vorkommenden optisch-aktiven Formen enthalten. So wird, um ein Beispiel anzuf\u00fchren, von den beiden Racemk\u00f6rpern des Alanyl-Leucins nur die Kombination d-Alanyl-l-Leucin _J_ 1-Alanyl-d-Leucin gespalten und zwar asymmetrisch, entsprechend der ersten Komponente der Verbindung (d-Alanyl-1-Leucin), die allein die in der Natur vorkommenden optischaktiven Aminos\u00e4uren in sich schlie\u00dft. Der zweite Racem-k\u00f6rper, der die Kombinationen d-Alanyl-d-Leucin -f- 1-Alanyl-1-Leucin enth\u00e4lt, wird nicht gespalten. Diese Regel gilt, soweit die bisherigen Erfahrungen reichen, f\u00fcr alle untersuchten L\u00f6sungen von Fermenten der Klasse der proteolytischen jedweder Herkunft,\n\u00bb) Emil Fischer und Emil Abderhalden, \u00dcber das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen Pankreassaft und Magensaft. Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 52, 1905.\n28*","page":435},{"file":"p0436.txt","language":"de","ocr_de":"436 Emil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Rona,\nso f\u00fcr verschiedenartige Organpre\u00dfs\u00e4fte und f\u00fcr den Hefepre\u00dfsaft. \u00dcberall sto\u00dfen wir bei Verwendung von racemischen Polypeptiden auf eine asymmetrische Spaltung, vorausgesetzt, da\u00df die erw\u00e4hnte Verkn\u00fcpfung der in der Natur vorkommenden optisch-aktiven Aminos\u00e4uren vorhanden ist. Besonders klar geworden sind diese Verh\u00e4ltnisse durch die Verwendung von Polypeptiden, an deren Aufbau optisch-aktive Aminos\u00e4uren beteiligt sind.1) Als Beispiel sei angef\u00fchrt, da\u00df der Pankreassaft vom Hunde d-Alanyl-d-Alanin hydrolysiert, dagegen d-Alanyl-1-Alanin und 1-Alanvl-d-Alanin nicht angreift. Wir k\u00f6nnen hin-zuf\u00fcgen, da\u00df 1-Alanyl-l-Alanin gleichfalls unangegriffen bleibt. Der Pankreassaft vom Hunde hydrolysiert jedoch nicht alle Polypeptide, die aus den in der Natur vorkommenden optisch-aktiven Aminos\u00e4uren aufgebaut sind. So l\u00e4\u00dft er z. B. 1-Leucyl-glycin und Glycyl-d-Alanin unangegriffen, auch Glycyl-glycin wird von ihm nicht in nachweisbarer Menge gespalten. Andere Kombinationen, so 1-Leucyl-l-Leucin und d-Alanyl-d-Alanin, werden nur langsam angegriffen. Erepsin2 3) dagegen, sowie die bis jetzt untersuchten Organ- und Zellpre\u00dfs\u00e4fte spalten alle Polypeptide,8) welche den genannten Aufbau zeigen. Es l\u00e4\u00dft sich nicht nur ein durchgreifender qualitativer Unterschied im Verhalten der Fermente verschiedenartigen Ursprungs nachweisen, sondern auch ein quantitativer.4 * *) So hydrolysiert Pankreassaft vom Hunde d-Alanyl-l-Leucin bedeutend langsamer als Erepsin und dieses wieder langsamer als z. B. Hefepre\u00dfsaft. In einem Punkt stimmen jedoch, wie schon betont, alle Beobachtungen v\u00f6llig\nq Emil Fischer und Emil Abderhalden, \u00dcber das Verhalten einiger Polypeptide gegen Pankreassaft. Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 264,1907.\n2)\tEmil Abderhalden und Yutaka Teruuchi, Studien \u00fcber die proteolytische Wirkung der Pre\u00dfs\u00e4fte einiger tierischer Organe sowie des Darmsaftes. Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 1, 1906.\n3)\tVgl. Emil Abderhalden und H. Deetjen, \u00dcber den Abbau einiger Polypeptide durch die Blutk\u00f6rperchen des Pferdes. Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 334, 1907. Hier finden sich auch die \u00fcbrigen Versuche nach dieser Richtung zitiert.\n4)\tEmii Abderhalden und A. H. Koelker, Die Verwendung\noptisch-aktiver Polypeptide zur Pr\u00fcfung der Wirksamkeit proteolytischer\nFermente. Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 294, 1907.","page":436},{"file":"p0437.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins usw. 437\n\u00fcberein, n\u00e4mlich, da\u00df Kombinationen von der Natur fremden optisch-aktiven Aminos\u00e4uren unangegriffen bleiben.\nEin anderes Resultat gaben Versuche, die zum Ziele hatten, den Abbau der Polypeptide im tierischen Organismus bei deren Einf\u00fchrung per os und bei subkutaner Zufuhr zu verfolgen. *) Hier war der Abbau fast durchweg ein totaler, d. h. der Stickstoff der zugef\u00fchrten, zumeist racemischen Polypeptide erschien als Harnstoff im Urin wieder. Spuren eines asymmetrischen Abbaus der verf\u00fctterten racemischen Polypeptide wurden nicht beobachtet, auch wurden meist weder unver\u00e4ndertes Polypeptid noch Aminos\u00e4uren im Harne aufgefunden. Somit m\u00fcssen die lebenden Gewebe entweder in jedem Organe f\u00fcr sich eine andere Wirkung entfalten als die Organ-pre\u00dfs\u00e4fte, oder aber es liegt ein Zusammenwirken verschiedener Organe bei dem totalen Abbau der verf\u00fctterten Polypeptide vor. Am wahrscheinlichsten erscheint nach den oben angef\u00fchrten Resultaten, da\u00df der Abbau der dem tierischen Organismus einverleibten Polypeptide zun\u00e4chst in der Weise erfolgt, da\u00df eine Hydrolyse eintritt und erst die Aminos\u00e4uren weiter zu Harnstoff verarbeitet werden. Wir k\u00f6nnen jedoch die M\u00f6glichkeit nicht ausschlie\u00dfen, da\u00df der Abbau auch anders erfolgt, und zwar besonders dann, wenn den Geweben Kombinationen von i^minos\u00e4uren zugef\u00fchrt werden, die den in der Natur vorkommenden nicht entsprechen. Verf\u00fcttern wir Racemk\u00f6rper, so wird dieser Umstand stets wenigstens bei dessen einer H\u00e4lfte eintreten. Die aufgeworfene Frage l\u00e4\u00dft sich schwer einwandsfrei entscheiden, weil wir im allgemeinen f\u00fcr den Abbau der Polypeptide im Organismus nur im Harnstoffgehalt des Harnes eine Kontrolle haben. Nun kennen wir eine Anomalie des Eiwei\u00dfstoffwechsels, bei der zwar offenbar der Eiwei\u00dfstickstoff in ganz gleicher Weise wie unter normalen Verh\u00e4ltnissen zum gr\u00f6\u00dften Teil als Harnstoff zur Ausscheidung gelangt, bei der jedoch der ganze aromatische Komplex der Proteine \u2014 bestehend aus Tyrosin und Phenylalanin \u2014 nicht in der \u00fcblichen Weise abgebaut wird, sondern nach Abspaltung der NH2-Gruppe\n*) Ygl. die Literatur bei: Emil Abderhalden, Lehrbuch der physiologischen Chemie. Urban und Schwarzenberg 1906, S. 203.","page":437},{"file":"p0438.txt","language":"de","ocr_de":"438 Emil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Rona,\nals Dioxyphenylessigs\u00e4ure = Homogentisins\u00e4ure im Harn erscheint. Neuere Versuche haben es sehr wahrscheinlich gemacht, da\u00df dieser Typus des Abbaues des Tyrosins und Phenylalanins bei der Alkaptonurie ein nahezu und vielleicht vollst\u00e4ndig quantitativer ist, wenigstens gilt dies f\u00fcr den von uns untersuchten Fall, der schon Langstein, Falta, Neubauer und Erich Meyer1) zu ihren Versuchen gedient hat. Wir haben somit bei der Alkaptonurie nicht nur eine einzige KontrQlle f\u00fcr den Abbau des Eiwei\u00dfes, sondern wir k\u00f6nnen neben der Stickstoffausscheidung auch das Verhalten der reduzierenden Substanzen \u2014 der Homogentisins\u00e4ure \u2014 bei wechselndem Gehalt der Nahrung an den genannten Aminos\u00e4uren verfolgen. Wir haben diesen Umstand dazu ben\u00fctzt, um die Frage zu entscheiden, ob die beiden genannten aromatischen Aminos\u00e4uren in gleicher Weise abgebaut werden, wenn sie als solche und mit anderen Aminos\u00e4uren gebunden in Form von Polypeptiden eingef\u00fchrt werden. Ferner interessierte uns die Frage, ob die Struktur des Polypeptids von Einflu\u00df ist. Wir hofften so der Frage n\u00e4her treten zu k\u00f6nnen, welche Kombinationen, vor allem vom Phenylalanin, im Eiwei\u00df Vorkommen, und welche eventuell auszuschlie\u00dfen w\u00e4ren. H\u00e4tte der Versuch z. B. ergeben, da\u00df beispielsweise das in dem Dipeptid dl-Alanyl-dl-Phenylalanin enthaltene Phenylalanin Homogentisins\u00e4ure liefert und das in der isomeren Verbindung dl-Phenylalanyl-dl-Alanin enthaltene nicht, so h\u00e4tte es sich wohl gelohnt, mit Hilfe der entsprechenden optisch einheitlichen Dipeptide die Versuche zu wiederholen und weiter auszudehnen.\nEndlich ergab sich die Fragestellung, ob racemisches Phenylalanin enthaltende Dipeptide, welche nicht in der Natur vorkommende Kombinationen von Aminos\u00e4uren enthalten, in\nVgl. W. Falta und Leo Langstein, Die Entstehung von Homogentisins\u00e4ure aus Phenylalanin. Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 513,\n1903.\t\u2014 Otto Neubauer und W. Falta, \u00dcber das Schicksal einiger aromatischer S\u00e4uren bei der Alkaptonurie. Ebenda, Bd. XLII, S. 81,\n1904.\t\u2014 Leo Langstein und Erich Meyer, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Alkaptonurie. Deutsches Archiv f\u00fcr klin. Medizin, Bd. LXXVIII, S. 161, 1903.","page":438},{"file":"p0439.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins usw. 439\ngleicher Weise zum Abbau gelangen, wie entsprechende Dipeptide, deren Komponenten jedoch den in der Natur vorkommenden Aminos\u00e4uren gleich sind. Wir haben ferner noch mit Hilfe des in Wasser au\u00dferordentlich leicht l\u00f6slichen Glycyh 1-Tvrosins einen weiteren entscheidenden Beweis daf\u00fcr zu er-bringen gesucht, da\u00df die Homogentisins\u00e4urebildung in den Ge^ weben und nicht im Darm vor sich geht. Endlich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df wir Jodgorgos\u00e4ure = Dijodtyrosin *) verf\u00fcttert haben, um den Einflu\u00df der Einf\u00fchrung von Jod in den Kern des Tyrosins auf den Abbau dieser Verbindung festzustellen.\nEs sind folgende Dipeptide auf ihre F\u00e4higkeit, Homogen^ tisins\u00e4ure zu bilden, untersucht worden:\nGlycyl-l-Ty rosin,\nRacemisches Glycyl-Phenylalanin,\n\u00bb\tPhenylalanyl-glycin,\n\u00bb\tAlanyl-Phenylalanin,\n\u00bb\tPhenylalanyl-Alanin,\n\u00bb\tLeucyl-Phenylalanin.\nBei der Darstellung dieser Dipeptide folgten wir den\nMethoden von Emil Fischer. Mit Ausnahme des Glycyl-1-\n\u2022 \u2022\nTyrosins handelt es sich stets um Racemformen. Uber deren Konfiguration wissen wir nichts Bestimmtes. Wir k\u00f6nnen nur soviel sagen, da\u00df nach Versuchen mit Pankreassaft des Hundes keines der Phenylalanin-Dipeptide von diesem erheblich gespalten wird. Organpre\u00dfs\u00e4fte bewirken eine asymmetrische Spaltung von dl-Alanyl-dl-Phenylalanin und von dessen Isomerem dl-Phenylalanyl-dl-Alanin ; auch dl-Leucyl-dl-Phenylalanin wird angegriffen. Vom Pankreassaft sehr leicht und rasch gespalten wird das Glycyl-l-Tyrosin, das bei unseren Versuchen gewi\u00df bei seiner Einf\u00fchrung per os schon im Darm v\u00f6llig in seine Komponenten zerlegt worden ist, w\u00e4hrend wir nach unseren\nb Vgl. Heniy L. Wheeler und George S. Jamieson, Synthesis of Jodgorgic acid. American Chem. Journal, Bd. XXXIII, S. 365, 1905. \u2014 M. Henze, Zur Kenntnis der jodbindenden Gruppe der nat\u00fcrlich vorkommenden Jodeiwei\u00dfk\u00f6rper: Die Konstitution der Jodgorgos\u00e4ure. Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 64, 1907.","page":439},{"file":"p0440.txt","language":"de","ocr_de":"440 Emil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Rona,\n*\nErfahrungen annehmen d\u00fcrfen, da\u00df von den \u00fcbrigen Dipeptiden ein gro\u00dfer Teil ungespalten zur Resorption gelangt ist. Erepsin wirkt sehr langsam auf die genannten racemischen Dipeptide ein und bewirkt auch nur eine asymmetrische Hydrolyse.\nAls Resultat dieser Versuche ist anzuf\u00fchren, da\u00df alle angewandten Dipeptide in engen Grenzen die ihrem Gehalte anTyrosin resp. an Phenylalanin entsprechende MengeHomogentisins\u00e4ure lieferten. Ein Einflu\u00df der Struktur\nt\nder Dipeptide war nicht bemerkbar. Dieser Ausfall der Versuche liefert uns einen weiteren sehr wertvollen Beweis daf\u00fcr,\n\u2713\nda\u00df die synthetischen Polypeptide im menschlichen und tierischen Organismus offenbar in genau derselben Weise abgebaut werden, wie die in den Proteinen enthaltenen Kombinationen der Aminos\u00e4uren. Dieser Ausfall der genannten Versuche macht es sehr wahrscheinlich, da\u00df der Abbau der verschiedenartigen Polv-peptide stets zun\u00e4chst zu den Aminos\u00e4uren f\u00fchrt, und erst diese dann weiter abgebaut werden.\nSehr wichtig erscheint uns der Versuch mit subkutaner Zufuhr von Glycyl-l-Tyrosin. Auch hier tritt eine Vermehrung der Homogentisins\u00e4urebildung auf, d. h. auch hier ist der Ty-rosinkomponent in gewohnter Weise abgebaut worden. Dieser Versuch scheint uns den endg\u00fcltigen Beweis daf\u00fcr zu liefern, da\u00df die Homogentisins\u00e4urebildung in den Geweben vor sich geht und einen Defekt in dem endg\u00fcltigen Eiwei\u00dfabbau und speziell dem Abbau der aromatischen Substanzen darstellt. Die alte Anschauung, da\u00df der Darm die St\u00e4tte dieser Anomalie sei, ist endg\u00fcltig aufzugeben. Wir wollen nach dieser Richtung erw\u00e4hnen, da\u00df der eine von uns bereits fr\u00fcher in Gemeinschaft mit Falta1) nachgewiesen hat, da\u00df die Bluteiwei\u00dfk\u00f6rper denselben Gehalt an Tyrosin und Phenylalanin aufweisen, wie unter normalen Verh\u00e4ltnissen. Wir k\u00f6nnen hinzuf\u00fcgen, da\u00df wir Gelegenheit hatten, Haare und N\u00e4gel eines an Alkaptonurie leidenden Kindes auf ihren Gehalt an Tyrosin zu untersuchen. Die erhaltenen Mengen an diesen Aminos\u00e4uren entsprechen\nJ) Emil Abderhalden und W. Falta, Die Zusammensetzung der Bluteiwei\u00dfstoffe in einem Falle von Alkaptonurie. Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 143, 1903.","page":440},{"file":"p0441.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins usw. 441\ngenau der Norm. W\u00fcrde der \u00dcbergang der aromatischen Bausteine des Eiwei\u00dfes in Homogentisins\u00e4ure bereits im Darme erfolgen und noch bevor das Nahrungseiwei\u00df zu k\u00f6rpereigenem Eiwei\u00df assimiliert ist, so m\u00fc\u00dfte man erwarten, da\u00df die Proteine des Alkaptonurikers wenigstens arm an aromatischen Komplexen sind, eine Annahme, welche a priori h\u00f6chst unwahrscheinlich war und alle unsere Vorstellungen \u00fcber die Bedeutung der Proteine im Haushalt des tierischen Organismus in Frage gestellt h\u00e4tte !\nVon Interesse ist der Versuch mit Jodgorgos\u00e4ure = Dijod-tyrosin. Diese Verbindung ist nach der Vorschrift von Wheeler und Jamieson1) dargestellt worden. Wie Henze2) j\u00fcngst endg\u00fcltig bewiesen hat, ist die Annahme, da\u00df Dijodtyrosin mit der Drechselschen Jodgorgos\u00e4ure identisch ist, richtig. Wie aus der unten mitgeteilten Tabelle hervorgeht, wird Dijodtyrosin nicht zu Homogentisins\u00e4ure abgebaut.\nWas die Versuche im einzelnen anbetrifft, so ist zu bemerken, da\u00df der Patient stets dieselbe konstante Kost erhielt. Ihr Stickstoffgehalt schwankte sicher nur innerhalb ganz enger Grenzen. Die einzelnen Pr\u00e4parate wurden in Kapseln in kleinen Portionen im Laufe jedes Versuchstages verabreicht. Die Zwischenperioden sind mit Absicht so lang gew\u00e4hlt, um jede Nachwirkung zu erkennen. Auffallend ist, da\u00df die Homogentisins\u00e4ureausscheidung trotz gleichbleibender Kost nicht w\u00e4hrend des ganzen Versuches konstant blieb. Nach anderweitigen Erfahrungen bei F\u00fctterungsversuchen mit Aminos\u00e4uren und Polypeptiden erscheint uns die im Laufe der Versuche auftretende Steigerung der Homogentisins\u00e4ureausscheidung am einfachsten erkl\u00e4rbar durch die Annahme einer allm\u00e4hlichen Zerlegung und Zersetzung der verf\u00fctterten Polypeptide. Es gilt dies in erster Linie f\u00fcr die offenbar ziemlich schwer angreifbaren Dipeptide des Phenylalanins. Es ist nicht ausgeschlossen, da\u00df ein stufenweiser Abbau dieser Polypeptide zum Ausdruck kommt und zwar in der Art, da\u00df zun\u00e4chst eine asymmetrische Spaltung der stets racemischen Phenylalanin-\n*) l. c.\n2) 1. c.","page":441},{"file":"p0442.txt","language":"de","ocr_de":"442 Emil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Rona,\ndipeptide erfolgt. Es w\u00fcrde dabei stets zun\u00e4chst 1-Phenylalanin frei, w\u00e4hrend derjenige Anteil der Racemk\u00f6rper, der Kom^ binationen von Aminos\u00e4uren enth\u00e4lt, die in der Natur nicht Vorkommen, widerderstandsf\u00e4higer ist und erst allm\u00e4hlich in den Geweben zerf\u00e4llt. Einen direkten Beweis f\u00fcr diese Annahme verm\u00f6gen wir allerdings nicht zu bringen.\nHervorheben wollen wir noch, da\u00df, wie fr\u00fcher schon beobachtet worden ist, mit dem Ansteigen der Homogentisins\u00e4ure-\n*\nmenge auch die Harnmenge stets zunimmt, und ferner ist nicht ohne Interesse, da\u00df die Ammoniakwerte mit der Menge der reduzierenden Substanzen im Urin ansteigen. Wir haben den Urin speziell an den Tagen der Verabreichung der Dipeptide auf Aminos\u00e4uren untersucht. In keinem einzigen F all konnten wir davon irgendwie in Betracht kommende Mengen isolieren. Die einzige mit Sicherheit aufgefundene Aminos\u00e4ure ist Glykokoll. Ihre Menge war jedoch nicht betr\u00e4chtlicher als unter normalen Verh\u00e4ltnissen.\nIn der folgenden \u00dcbersicht (S. 443\u2014444) geben wir die erhaltenen Resultate wieder.","page":442},{"file":"p0443.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins usw.\n44f\u00a3\n\tHarn- menge\tSpez. Ge- wicht\tHomo- eenti- sin- s\u00e4ure in g\tStick- stoff in g\tN H\tnh3\t\n1.\t1760\t1022\t8,34\t18,48\t2,21\t\u2014\t\n2.\t1700\t1020\t8,41\t17,37\t2,05\t\u2014\t\n3.\t1670\t1023\t7,92\t16,60\t2,21\t\u2014\t\n4.\t2190\t1016\t8,58\t18,76\t2,18\t\u2014\t\n0.\t1940\t1018\t8,40\t16,58\t1,97\t\u2014\t\n6.\t2680\t1015\t10,50\t18,23\t1,73\t\u2014\t6,0 g Glycyl-l-Tyrosin.\n7.\t1780\t1020\t9,18\t17,44.\t1,89\t\u2014\t\n8.\t1730\t1021\t8,44\t18,40\t2,17\t\u2014\t\n9.\t1830\t1019\t9,05\t18,96\t2,08\t\u2014\t\n10.\t2050\t1018\t10,15\t18,83\t1,85\t\u2014\t4,5 g Glycyl-dl-Phenylalanin.\n11.\t1690\t1020\t9,06\t17,0\t1,87\t\u2014\t\n12.\t1860\t1021\t8,82\t18,07\t2.04 /\t\u2014_\t\n13.\t2040\t1019\t11,15\t19,42\t1,74\t\t j\t4,5 g dl-Phenylalanyl-glycin.\n14.\t1921\t1019\t9,11\t18,33\t2,01\t\u2014\t\u25a0\n15.\t1755\t\u2014\t9,05\t18,08\t1,98\t1,5\t\n16.\t1696\t1021\t9,40\t18,4\t1,95\t1,49\t\n17.\t2100\t1020\t10,14\t\u2014\t\u2014\t1,9\t\n18.\t1700\t1021\t9,93\t18,98\t1,91\t1,36\t\n19.\t1610\t1023\t10,29\t17,99\t1,74\t1,00\t\n20.\t1730\t1020\t10,34\t17,9\t1,73\t1,7\t\n21.\t1520\t1022\t10,03\t17,0\t1,69\t1,43\t\n22.\t2360\t1019\t13,14\t20,15\t1,53\t2,27\t6,0 g dl-Alanyl-dl-Phenylalanin.\n23.\t1950\t1019\t10,45\t18,91\t1,81\t1,42\t\n24.\t1720\t1020\t9,40\t17,0\t1,81\t1.32 /\t\n25.\t1900\t1019\t10,19\t18,09\t1,78\t1,5\t\n26.\t2050\t1026\t11,84\t18,59\t1,57\t1,74\t6,0 g dl-Phenylalanyl-dl-Alanin\n27.\t1730\t1020\t9,99\t18,89\t1,89\t1,36\t\n28.\t1670\t1023\t10,67\t18,9\t1,77\t1,54\t\n29.\t1660\t1023\t10,60\t18,9 *\t1,78\t1,65\t\n30.\t1620\t1023\t10,69\t18,2\t1,70\t1,62\t\nFortsetzung siehe n\u00e4chste Seite.","page":443},{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444 Emil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Rona,\nF ortsetzung.\n\tHarn- menge\tSpez. Ge- wicht\tHomo- genti- sin- s\u00e4ure in\tStick- stoff in g\tN H\tnh3\t\n31.\t1650\t1023\t10,38\t18,48\t1,78\t1,59\t#\n32.\t1430\t1023\t10,31\t17,5\t1,69\t1,2\t\n33.\t1680\t1024\t10,7\t19,5\t1,82\t1,68\t\n34.\t1990\t1023\t12,93\t21,0\t1,62\t2,03\t6,0 g dl-Leueyl-dl-Phenylalanin.\n35.\t1920\t1020\t11,09\t18,71\t1,68\t1,97\t\n36.\t1630\t1023\t11,42\t19,04\t1,65\t1,34\t\n37.\t1700\t1021\t11,22\t19.28 j\t1,70\t1,79\t\n38.\t1550\t1023\t10,55\t19,0\t1,80\t1,55\t\n39.\t1630\t1023\t11,09\t19,1\t1,71\t1,63\t\n40.\t1660\t1022\t10,93\t19,1\t1,74\t1,48\t\n41.\t1620\t1023\t11,36\t19,2\t1,69\t1,49\t\n42.\t1720\t1023\t11,25\t20,1\t1,78\t1,59\t2,0 g Dijodtyrosin.\n43.\t1810\t1021\t10,08\t18,75\t1,86\t1,57\t\n44.\t1660\t1022\t10,03\t17,43\t1,73\t1,4\t\n45.\t2120\t1021\t10,93\t20,7\t1,89\t1,94\t\n46.\t1750\t1021\t10.82 j\t18,82\t1,79\t1,58\t\n47.\t1710\t1022\t12,34\t18,91\t1.53 j\t1,51\t\n48.\t1560\t1022\t10,29\t18,52\t1,79\t1,45\t\n49.\t1580\t1022\t11,08\t18,49\t1,67\t1,69\t\n50.\t1800\t1021\t15,6\t18,9\t1,21\t1,87\t8 g dl-Phenylalanin.\n51.\t1620\t1021\t11,7\t17,6\t1,50\t1,63\t\n52.\t1630\t1021\t12,43\t18,4\t1,48\t1,60\t\n53.\t1800\t1021\t11,51\t19,74\t1,71\t1,75\t\n54.\t1680\t1022\t11,08\t17,98\t1,62\t1,64\t\nAnhangsweise sei noch kurz \u00fcber einen Fall von Alkap-tonurie eines Knaben berichtet, der gleichfalls Tyrosin und Phenylalanin enthaltende Dipeptide erhalten hat. Diese Versuche sind von Herrn 0. Rostoski auf der medizinischen Klinik in W\u00fcrzburg ausgef\u00fchrt worden. Wie die unten mitgeteilte Zu-","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins usw. 445\nsammenstellung der Resultate ergibt, ist auch hier die Steigerung der Ausscheidung der Homogentisins\u00e4ure nach Zufuhr von Tyrosin und Phenylalanin und der diese Aminos\u00e4uren enthaltenden Dipeptide deutlich erkennbar. Die Ausschl\u00e4ge sind nicht \u00fcberall so eklatant, wie bei dem oben erw\u00e4hnten Fall. Es zeigen sich viele Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten. Es ist dies ohne Zweifel auf die Schwierigkeit zur\u00fcckzuf\u00fchren, den Jungen genau auf ein bestimmtes Stoffwechselgleichgewicht einzustellen. Von Interesse ist der Nachweis, da\u00df d-Phenylalanin und 1-Phenylalanin ziemlich gleichm\u00e4\u00dfig die Homogentisins\u00e4ureausscheidung steigern, eine Beobachtung, die mit den bei der Verabreichung von dl-Phenylalanin gemachten Erfahrungen im Einklang steht. Erw\u00e4hnt sei noch, da\u00df wir bei diesem Fall von Alkaptonurie die N\u00e4gel auf Tyrosin gepr\u00fcft haben. Das Ergebnis war positiv. Ferner haben wir den Tyrosingehalt der Haare festgestellt. Wir fanden 3,5 \u00b0/o Tyrosin, somit denselben Wert, den das Haar Normaler gibt. Dieser Befund gibt einen weiteren Beleg f\u00fcr die Annahme, da\u00df der Alkaptonurie eine Anomalie im intermedi\u00e4ren Eiwei\u00dfstoffwechsel und zwar offenbar in der letzten Etappe, d. h. dem Abbau, zugrunde liegt.\nDatum\t1 1 t Menge\tSpez. Ge- i wicht\tN-Aus-schei-dung pro die\tNH,-Ausscheidung pro die\tHomogentisins\u00e4ure in g\tBemerkungen\nl.V. 06.\t| 550\ti { i 1022\t7,54\t0,685\tI\t\n2.V.\t| 590\t1023\t! 8,095\t0,787\t3,28\t\n3.Y.\t520\t1025\t7,96\t0,775\t2,94\t\n4. V.\t465\t1032\t7,98\t0.949 /\t2,73\t\n5. V.\t640\t1021\t8,62\t0,840\t3,69\t3 X 1,0 g 1-Tyrosin.\n6. V.\t700\t1020\t8,31\t0,895\t4,69\t5 X 1,0 g 1-Tyrosin.\n7.Y.\t580\t1022\t7,87\t\u2014\t3,64\t\n8.V.\t450\t1026 ,\t. 7,69\t0,774\t2,64\t\n9.Y.\t655\t1023\t8,78\t0,884\t3,31\t-\n10. V.\t660\t1022\t8,25\t0,690\t3,39\t6 X 0,5 g Phenylalanin.\n11. V.\t500\t1027\t8,045\t0,748\t4,22\t10 X 0,5 g Phenylalanin.","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446 Emil Abderhalden, Bruno Bloch und Peter Rona,\nDatum\tMenge\tSpez. Ge- wicht\tGe- samt- N\tHomo- gentisin- s\u00e4ure in g\tGe- samt Ammo- niak\tBemerkungen\n12. Y. 06.\t500\t1026\t8,522\t2,78\t\u2014\t\n13. V.\t450\t1028\t8,291\t2,83\t0,835\t\n14. V.\t500\t1024\t7,980\t2,16\t0,765\t\u00ab\n15. V.\t540\t1028\t8,odo\t2,34\t0,804\t\n16. V.\t760\t1018\t8,537\t\u2014\t0,740\t\n17. Y.\t690\t1018\t8,288\t1,92\t\u2014\t\n18. Y.\t600\t1020\t5,796\t3,03\t0,551\t10 X 0,5 g Glycyl-l-Tyrosin.\n\t\t\t\t\t\tLetztesPulver abends wurde erbrochen, dabei auch zugleich Mageninhalt von dem kurz vorher genommenen Abendessen.\n19. Y.\t1250\t1016\t12,625\t6,44\t1,309\t10 X 0,5 g Glycyl-l-Tyrosin.\n20. Y.\t840\t1014\t8,492\t3,55\t1,087\t\n21. Y.\t700\t1018\t8,802\t3,54\t0,828\t\n22. V.\t750\t1017\t8,306\t3,16\t0,765\t\n23. V.\t750\t1018\t8,420\t3,48\t0,740\t\n24. V.\t720\t1020\t8,224\t3,71\t0,755\t\n25. Y.\t1000\t1014\t8,470\t5,05\t0,789\t10 X 0,5 g dl-Phenylalanyl-glycin.\n26. V.\t950\t1015\t11,235\t4,79\t0,943\t10 X 0,5 g dl-Phenylalanyl-glycin.\n27. V.\t700\t1022\t8,634\t3,61\t0,695\t\n28. V.\t500\t1025\t8,640 y\t2,16\t\u2022\t\n29. V.\t530\t1024\t8,637\t1,96\t0,843\t\n30. Y.\t650\t1018\t7,870\t2,21\t0,796\t\n31. V.\t630\t1023\t8,650\t2,72\t0,744\t\n1. VI.\t800\t1017\t8,982\t2,14\t0,860\t7 X 0,5 g dl-Leucyl-dl-Phe-nylalanin.\n2. VI.\t730\t1018\t9,453\t3.01 /\t0,922\t10 X 0,5 g dl-Leucyl-dl-Phe-nylalanin.\n3. VI.\t680\t1016\t8,420\t2,03\t0,688\t\n4. VI.\t850\t1014\t9,413\t2,45\t0,757\t\nFortsetzung siehe n\u00e4chste Seite.","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins usw. 447\nFortsetzung.\nDatum\tMenge :\tSpez. Ge- wicht\tGe- samt- N\tHomo- gentisin- s\u00e4ure in g\tGe- samt Ammo- niak\tBemerkungen\t\n5.'VI. 06.\t; 870\t1017\t8,900\t-\t0,741\t\t\n6. VI.\t600\t1018\t8,055\t2,54\t0,658\t\t\n7. VI.\t500\t1021\t7,829\t2,21\t0,524\t\t\n8. VI.\t720\t1020\t8,687\t2,45\t0,743\t\t\n9. VI.\t840\t1022\t8,425\t1,55\t0,423\t\t\n10. VI.\t780\t1021\t8,356\t2,65\t0,654\t\t\n11. VI.\t800\t1015\t8,736\t1,48\t0,451\t\t\n12. VI.\t750\t1020\t8,873\t2,08\t0,615\t\t\n13. VI.\t730\t1023\t8,307\t2,03\t0,589\t\t\n14. VI.\t860\t1017\t9,415\t8,29\t0,634\t2X0,5 g\td-Phenylalanin.\n15. VI.\t800\t1017\t8,907\t8,18\t0,749\t\t\n16. VI.\t750\t1017\t8,790\t8,86\t0,633\t\t\n17. VI.\t700\t1020\t9,183\t4,83\t0,732\t3 X 0,5 g\t1-Phenylalanin.\n18. VI.\t700\t1020\t9,326\t8,25\t0,710\t\t\n19. VI.\t500\t1024\t8,040\t2,94\t0,391\t\t\n20. VI.\t620\t1022\t9,417 /\t2,04\t0,735\t\t","page":447}],"identifier":"lit18547","issued":"1907","language":"de","pages":"435-447","startpages":"435","title":"Abbau einiger Dipeptide des Tyrosins und Phenylalanins bei einem Falle von Alkaptonurie","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:58:25.958222+00:00"}