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{"created":"2022-01-31T13:50:44.223244+00:00","id":"lit18552","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Preti, Luigi","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 485-495","fulltext":[{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse.\nVon\nDr. Luigi Preti aus Pavia.\n(Aus der chemischen Abteilung des Pathologischen Institutes der Universit\u00e4t zu Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 30. Juni 1907.)\nMit dem Ausdruck Autodigestion oder Autolyse bezeichnet man bekanntlich die Summe aller derjenigen Spaltungsvorg\u00e4nge, welche stattfinden, wenn man die vom lebenden K\u00f6rper abgetrennten Organe entweder unter aseptischen Kau-telen oder, zerkleinert, in mit einem Antisepticum \u2014 Chloroform oder Toluol \u2014 versetzten Wasser aufbewahrt.\n\u00dcber die Konstanz dieser von intracellul\u00e4ren Fermenten abh\u00e4ngigen Erscheinungen kann kein Zweifel sein ; sie sind in den verschiedensten Organen, sowie in pathologischen Neubildungen nachgewiesen, dagegen bestehen Zweifel dar\u00fcber, ob die Autolyse ausschlie\u00dflich ein postmortaler Vorgang ist, oder ob man Grund hat anzunehmen, da\u00df sie auch w\u00e4hrend des Lebens stattfindet, also haupts\u00e4chlich der Abbau des Eiwei\u00dfes und der Nucleinstoffe auf diesem Wege erfolgt. Auf Veranlassung von Professor E. Salkowski habe ich diese Frage der Entscheidung n\u00e4her zu bringen gesucht.\nDie Versuchsergebnisse vieler Autoren, die sich mit dem Studium des Einflusses der alkalischen Reaktion auf die Auto-lvse besch\u00e4ftigt haben, lassen diese Zweifel entstehen. Als erster hat Schwiening1) gefunden, da\u00df die Alkalescenz die Autolyse st\u00f6rt. Dasselbe fand Hildebrand2) f\u00fcr die Autolyse der Milchdr\u00fcse, Hedin und Rowland3) und Hedin4) f\u00fcr das proteolytische Ferment der Milz verschiedener Tiere. Wiener5) beobachtete, da\u00df bei einer durch Natriumcarbonat hervorgebrachten Alkalescenz, welche 0,2\u20140,4\u00b0/o NaOH entsprach, die Autolyse vollst\u00e4ndig aufh\u00f6rte.\n\u00d6 Virchows Archiv, Bd. CXXXVI, S. 444.\n2)\tHofmeisters Beitr\u00e4ge zur ehern. Physiol, u. Path., Bd. V, S. 463.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 531.\n4)\tFestschrift f\u00fcr Olof Hammarsten, 1906.\n5)\tZentralblatt f\u00fcr Physiol., Bd. XIX7 S. 349.","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nLuigi Preti,\nv. Drjewezki1) kam zu folgenden Ergebnissen: in einer Sodal\u00f6sung von 0,5\u00b0/o fand sicher keine Autolyse statt, in einer solchen von 0,3\u00b0/o war sie in einem Falle nachweisbar, in einer anderen nicht, in einer 0,2\u00b0/oigen war sie unzweifelhaft erkennbar, wenn auch schw\u00e4cher, als ohne Alkali. Mit dem Einflu\u00df geringer Alkalescenzgrade besch\u00e4ftigten sich B\u00e4r und L\u00f6b,2) sowie in einer sp\u00e4teren Arbeit B a er3) allein. Wiener schlo\u00df aus seinen Versuchen, da\u00df die Autolyse lediglich ein postmortaler Vorgang sei, B\u00e4r und L\u00f6b sprechen sich nicht so entschieden aus, sind aber der Meinung, da\u00df der Organismus in der Art des Blutzuflusses und des Lymphstromes einen Regulationsmechanismus f\u00fcr die Autolyse besitzt.\nUm die in Rede stehende Frage einer Entscheidung n\u00e4her zu bringen, stellte ich Versuche in dreifacher Richtung an.\n1.\tEs wurden die Versuche von B\u00e4r \u00fcber den Einflu\u00df geringer Alkalescenzgrade wiederholt und vervielf\u00e4ltigt.\n2.\tEs wurden vergleichende Versuche \u00fcber die Autolyse in Blut und in Wasser von ann\u00e4hernd demselben Alkalescenzgrade angestellt.\n3.\tEs wurde die Autolyse bluthaltiger und blutfreier Organe verglichen.\nI. Der Einflu\u00df geringer Alkalescenzgrade.\nDie Versuchsanordnung war die gleiche wie bei B\u00e4r. Bei Hunden, welche soeben durch Verbluten get\u00f6tet waren, wurde Rin g er sehe L\u00f6sung solange in die Pfortader eingef\u00fchrt, bis sie aus den Lebervenen farblos abflo\u00df. Die Leber wurde auf diesem Wege g\u00e4nzlich von Blut befreit. Die Leber wurde nunmehr zerhackt und von dem Organbrei je 10 g mit 200 ccm physiologischer Kochsalzl\u00f6sung unter Zusatz bestimmter wechselnder Mengen Natriumcarbonatl\u00f6sung in den von B\u00e4r angewandten Zahlenverh\u00e4ltnissen angesetzt und 4 Tage im Thermostaten bei 39\u201440\u00b0 belassen. Alsdann wurde die Mischung nach Zusatz von 2 g Monokaliumphosphat zur Entfernung des\n9 Biochem. Zeitschrift, Bd. I, S. 229.\n2)\tArch. f. experim. Pathol., Bd. LUI, S. 1.\n3)\tArch. f. experim. Pathol., Bd. LYI, S. 68.","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse.\n487\nEiwei\u00dfesl) gekocht, nach dem Erkalten wieder auf 200 ccm aufgef\u00fcllt und filtriert. In je 80 ccm des Filtrates bestimmte ich den Stickstoff nach Kjeldahl unter Anwendung von Quecksilberoxyd. Zum Zur\u00fccktitrieren diente Vs-Normalnatronlauge. In den Tabellen ist die Anzahl der Kubikzentimeter Vs-Normals\u00e4ure angegeben, welche durch den nicht koagulierbaren Stickstoff beansprucht wurden.\nIm Maximum wurden, wie bei Baer, 48 ccm Vs-Normal-natriumcarbonat in 200 ccm Menstruum angewendet, dieses entspricht einer Alkalikonzentration von 0,254 \u00b0/o Natriumcarbonat \u2014 0,192 Natriumhydrat.\nVersuchsreihe I.\n\tHundeleber g\t7s-n-Na2C03 ccm\tPhysiologische Kochsalzl\u00f6sung ccm\tNicht koagulierter N, entsprechend Vs S\u00e4ure in ccm\nI.\tsofort koaguliert 10\t\t+ 200\t2,2\nII.\t10\t-f 48\t+ 152\t6,5\nIH.\t10\t-f 24\t-f 176\t6,5\nIV.\t10\t4- 12\t+ 188\t8,2\nV.\t10\t-j\u2014 6\t+ 194\t7,7\nVI.\t10\t+ 3\t+ 197\t9,1\nVII.\t10\t0\t+ 200\t11,1\n\t\tVersuchsreihe II.\t\t\n\tHundeleber\t\u2018/s-n-Na2C03 ccm\tPhysiologische Kochsalzl\u00f6sung ccm\tNicht koagulierter N = V5-n~S\u00e4ure ccm\nI.\tsofort koaguliert 10\t\t+ 200\t2,1\n11.\t10\t\u2014|\u2014 48\t+ 152\t7,5\nHI.\t10\t+ 24\t+ 176\t8,5\nIV.\t10\t+ 12\t\u2014|\u2014 188\t11,4\nV.\t10 \u00bb\t-f- 6\t-f 194\t10,5\nVI.\t10\t-f- 3\t+ 197\t9,5\nVII.\t10\t0\t-f 200\t11,8\n*) Nach Embden und Knop, Hofmeisters Beitr\u00e4ge z. ehern. Physiol, u. Path., Bd. Ill, S. 123.","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nLuigi Preti,\nVersuchsreihe III.\n\tHundeleber g\t1/5-n-Na2G03 ccm\tPhysiologische Kochsalzl\u00f6sung ccm\tNicht koagulierter N = V\u00f6-n-S\u00e4ure ccm\nI.\tsofort koaguliert 10\t\t+ 200\t1,8\nII.\t10\t+ 48\t+ 152\t5,3\nin.\t10\t+ 24\t+ 176\t5,6\nIV.\t10\t+ 12\t+ 188\t10,9\nV.\t10\t+ 6\t+ 194\t8.3 j\nVI.\t10\t+ \u00df\t+ 197\t9,5\nVII.\t10\t0\t+ 200\t12,6\nVersuchsreihe IV.\n\tHundeleber\tll 5-n-Na2C03 ccm\tPhysiologische Kochsalzl\u00f6sung ccm\tNicht koagulierter N = 1/5_n_S\u00e4ure ccm\nI.\tsofort koaguliert 10\t0\t+ 200\t1,6\nII.\t10\t-j\u2014 48\t+ 152\t11,2\nIII.\t10\t+ 24\t+ 176\t16.9 J\nIV.\t10\t+ I2\t+ OD GO\t16,0\nV.\t10\t+ 6\t+ 194\t11,4\nVI.\t10\t-f\u201c 3\t+ 197\t11,9\nVII.\t10\t0\t+ 200\t17,5\nDas Resultat der Versuche ist, wie die Betrachtung der Tabellen ergibt, nicht einheitlich.\nIm Versuch I hemmt der gr\u00f6\u00dfte Alkaligehalt, entsprechend 0,254 \u00b0/o Natriumcarbonat, am st\u00e4rksten, der halb so gro\u00dfe Alkaligehalt aber ebenso stark; abgesehen hiervon bildet die Hemmung eine ganz kontinuierliche Reihe ; in den drei andern Versuchen liegt die st\u00e4rkste Hemmung zwar auch bei dem h\u00f6chsten Alkaligehalt, aber die Reihe ist nicht kontinuierlich,","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse.\n489\ndie schw\u00e4cheren Konzentrationen hemmen mehr als die st\u00e4rkeren. Das Optimum der Wirkung liegt bei Versuch II und III bei dem Zusatz von 12 ccm Natriumcarbonatl\u00f6sung, entsprechend einer Konzentration von 0,0635\u00b0/o, bei Versuch IV bei dem Zusatz von 24 ccm Natriumcarbonatl\u00f6sung entsprechend 0,127 o/o. Auf die Abweichung des Versuches IV von II und III ist bei den geringen Differenzen in der Angabe der verbrauchten Kubikzentimeter kein gro\u00dfer Wert zu legen. Jedenfalls liegt das Optimum der Wirkung des Fermentes nicht bei den niedrigsten Graden der Alkalescenz, sondern bei den h\u00f6heren zwischen 0,0635 und 0,127 \u00b0/o Natriumcarbonat.\nDie Versuche II und III stimmen mit den von Baer mitgeteilten (er hat, soweit ich sehen kann, nur einen solchen Versuch angestellt) \u00fcberein, auch er fand das Optimum bei Zusatz von 12 ccm gleich 0,0635 \u00b0/o Natriumcarbonat. Das Optimum n\u00e4hert sich sehr stark dem ohne Zusatz von Alkali erreichten Umfang der Autolyse. Das ist ein sehr wichtiges Faktum, denn wir haben durchaus keinen Grund zu der Annahme, da\u00df w\u00e4hrend des Lebens in der Leber bezw. in anderen Organen so sehr hohe Alkalescenzgrade bestehen. Nicht weniger wichtig ist, da\u00df auch bei einem Alkalescenzgrade von 0,25\u00b0/o Natriumcarbonat die Autolyse keineswegs aufgehoben ist.\nII. Versuche mit Blut und alkalisiertem Wasser.\nZu diesem Versuche benutzte ich feinzerhackte, m\u00f6glichst frische Kalbsleber, die ich in sterilisierte Gef\u00e4\u00dfe brachte. Das erste Gef\u00e4\u00df f\u00fcllte ich mit 100 g Leber und 500 ccm Blut desselben Tieres. Das zweite mit 100 g Leber und 500 ccm destilliertem Wasser mit einem Zusatz von Natriumcarbonat entsprechend 0,2 \u00b0/o NaOH gleich 0,265 \u00b0/o Natriumcarbonat. Das dritte Gef\u00e4\u00df enthielt nur 500 ccm Blut. Zur Sterilisierung diente ein Zusatz von 1 \u00b0/o Toluol. L Au\u00dferdem wurden 500 ccm Blut\nf\tJ\n*) Chloroform lie\u00df sich nicht anwenden, da nach fr\u00fcheren Beobachtungen von E. Salkowski (Deutsche Med. Wochenschr. 1888, Nr. 16) das Blut dadurch hei 400 koaguliert wird, wie beim Erhitzen bezw. Kochen.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nLuigi Preti,\nunter Zusatz von 2,5 1 Wasser unter minimaler Ans\u00e4uerung mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure aufgekocht.\nNachdem die Mischungen nach wiederholtem Sch\u00fctteln 72 Stunden im Thermostaten gestanden hatten, wobei die alkalische Reaktion bestehen geblieben war, wurden sie mit 2,5 1 destilliertem Wasser verd\u00fcnnt und unter Anwendung von verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure gekocht. Nach dem Abk\u00fchlen wurde durch Wasserzusatz das Volumen von 3 1 (mit dem Niederschlag gerechnet) hergestellt, dann durch trockene Filter filtriert. Vom Filtrat nahm ich 2000 ccm, lie\u00df bis 800 ccm verdampfen (bezw. etwas mehr, dann wieder Wasserzusatz). In der so erhaltenen eiwei\u00dffreien Fl\u00fcssigkeit bestimmte ich:\n1.\tGesamtstickstoff,\n2.\tStickstoff der Albumosen,\n3.\t\u00bb\tder Purinbasen,\n4.\t\u00bb\tder Mono aminos \u00e4ur en. Q\nDie erhaltenen Resultate sind in den folgenden Tabellen enthalten. Die Zahlen beziehen sich auf die ganze angewendete Quantit\u00e4t des Versuchsmaterials.\nVersuchsreihe V.\n\t1.\t2.\n\u2022\t100 g Kalbsleber -f- 500 g L\u00f6sung von 0,265 \u00b0/o Na2C03\t100 g Kalbsleber -J- 500 ccm Blut\n\tg\tg\nGesamt-N\t\t0,5488\t0,8344\nMonoaminos\u00e4uren-N . . .\t0,2732\t0,5281\nAlbumosen-N\t\t0,0761\t0,0492\nPurinbasen-N\t\t0,0788\t0,0548\n\u00df Ygl. hier\u00fcber die Arbeit von Drjewezki, Biochem. Zeitschrift, Bd. I, S. 229.","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse.\t491\nVersuchsreihe VI.\n\t1. 500 ccm Blut sofort koaguliert g\t2. 500 ccm Blut digeriert\t3. 100 g Kalbsleber -j- 500 ccm L\u00f6sung von 0,265 \u00b0/o Na2C03 '\t4. 100 g Kalbsleber 4- 500 ccm Blut g\nGesamt-N ....\t0.2128 /\t0,4088\t0,3864\t0.8848 y\nMonoaminos\u00e4uren-N\t0,0739\t0,1523\t0,2307\t0,5331\nAlbumosen-N . . .\t0.0515 y\t0,1164\t0,0627\t0,1008\nPurinbasen-N , . .\t0,0123 i\ti\t0,0067 i\t0,0347\t0,0436\nVersuchsreihe VII.1)\n\t1.\t2.\t3.\t4.\n\t500 ccm Blut sofort koaguliert\t500 ccm Blut digeriert\t100 g Leber + 500 ccm 0.265 \u00b0/o iger Na2C03-L\u00f6sung\t100 g Leber 500 ccm Blut\n\tg\tg\tg\tg\nGesamt-N. .\t0,1624\t0,2128\t0,3752\t0,5953\nMonoaminos\u00e4uren-N .\t0,0470\t0,0716\t0,1500\t0,2710\nWelche Schlu\u00dffolgerungen lassen sich aus diesen Zahlergebnissen ziehen?\nAus der Versuchsreihe V folgt zun\u00e4chst, da\u00df die Bildung der Albumosen und der Purinbasen jedenfalls durch die Anwesenheit von Blut gehemmt wird.\nUm zu sehen, ob das in der Versuchsreihe V beobachtete Plus von Stickstoff im ganzen und von Monoaminos\u00e4ure-stickstoff, das sich in der Mischung von Blut mit Leber zeigt, vielleicht von dem Blut als solchem oder von einer Autolyse desselben abh\u00e4ngt, wurde die Versuchsreihe VI angestellt. Dieselbe zeigt:\n*) In dieser Versuchsreihe wurde das Eiwei\u00df durch Kochen mit Monokaliumphosphat entfernt.","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nLuigi Preti,\n1.\tDa\u00df im Blute selbst Autolyse stattfindet. Der Umfang derselben ergibt sich, wenn man die f\u00fcr das frisch untersuchte Blut erhaltenen Werte von denen des digerierten abzieht.\nEs betr\u00e4gt der Zuwachs an Gesamtstickstoff 0,4088 \u2014 0,2128 = 0,196 N; der Zuwachs an Monoaminos\u00e4uren-N 0,1523 \u2014 0,0739 = 0,0784 N, der an Albumosen-N 0,1164 \u2014 0,0515 = 0,0649 N.\nBei der Digestion des Blutes nehmen also Gesamtstickstoff, Monoaminos\u00e4urenstickstoff und Albumosenstickstoff zu, dagegen ergibt sich auffallenderweise eine Abnahme des Purinbasenstickstoffs. Da die Zahlen des N indessen sehr klein sind, so kann man nur soviel schlie\u00dfen, da\u00df die Purinbasen jedenfalls nicht zunehmen, eine Spaltung von Nucleins\u00e4uren also nicht stattfindet, sei es, da\u00df es an solchen im Blut fehlt oder da\u00df es an dem betreffenden Ferment, der Nuclease, fehlt.\n2.\tUm die Autolyse der Lebersubstanz in der Mischung 4 der Yersuchrreihe VI feststellen und mit der Autolyse des Blutes vergleichen zu k\u00f6nnen, mu\u00df man die Zahlen der Ko-lumne 2 von denen der Kolumne 4 abziehen. Es ergibt sich dann als Autolyse der im Blute digerierten Leber\n1.\tGesamt-N 0,8848 \u2014 0,4088 = 0,4076 g,\n2.\tMonoaminos\u00e4uren-N 0,5331 \u2014 0,1523 = 0,3808 g,\n3.\tPurinbasen-N 0,0436 \u2014 0,0067 = 0,0369 g.\nF\u00fcr den Albumosen-N ist die Rechnung nicht ausf\u00fchrbar, da f\u00fcr diesen in Kolumne 2 mehr gefunden wurde als in Kolumne 4.\n3.\tVergleicht man mit diesen Zahlen die in der Kolumne 3 erhaltenen, so ergibt sich bez\u00fcglich des Gesamt-N noch ein kleines Plus f\u00fcr die Autodigestion der Leber im Blut, gegen\u00fcber der in Alkalil\u00f6sung, n\u00e4mlich 0,0996 g (0,4800 \u2014 0,3864), ebenso f\u00fcr den Monoaminos\u00e4uren-N 0,1501 g. Die Differenz f\u00fcr den Purinbasen-N ist zu klein, um in Betracht zu kommen, und bez\u00fcglich des Albumosen-N ist ein Vergleich nicht m\u00f6glich, da f\u00fcr die Digestion des Blutes sich allein schon mehr ergeben hat, als bei der Mischung von Blut und Leber.1)\nx) M\u00f6glicherweise liegt hier ein Yersuchsfehler vor.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse.\n493\nWenn man auf die Unterschiede bei ihrer Kleinheit auch keinen gro\u00dfen Wert legen wird, so folgt doch jedenfalls so viel daraus, da\u00df die Autolyse der Leber in Blut nicht schw\u00e4cher ist, wie die in Alkalil\u00f6sung von 0,265 \u00b0/o Na2C03.\nAuch aus Versuchsreihe VII ergibt sich, da\u00df das Blut einer Autolvse unterliegt. Der Zuwachs an Gesamt-N betr\u00e4gt 0,0504 g, der an Monoaminos\u00e4uren-N 0,0246 g, ist also allerdings recht geringf\u00fcgig.\nVergleicht man die Autolyse der Leber in Blut mit der in alkalischer L\u00f6sung, so ergibt sich folgendes:\nIn der Mischung 4 ist der Gesamtstickstoff (nicht koagulierbar) gefunden 0,5935 g. Davon entf\u00e4llt auf das Blut 0,2128 g, also auf die Leber 0,3825 g. In der Autolyse der Mischung 3 ist gefunden 0,3752 g, also fast dieselbe Zahl.\nAn Monoaminos\u00e4urenstickstoff fand sich in Mischung 4 0,271 g; davon entf\u00e4llt auf das Blut 0,0716 g, also auf die Leber 0,1994 g. Die Autolyse der Leber in der alkalischen Fl\u00fcssigkeit hat 0,1500 g ergeben; Es ist also noch ein geringes Plus f\u00fcr die Autolyse der Leber in Blut vorhanden.\nWas speziell die in Blut selbst stattfindende Autolyse betrifft, so haben M. Ascoli und Moreschi1) in den Leuko-cyten ein Ferment von derselben Wirkung wie das autolytische gefunden. Erben2) hat beobachtet, da\u00df sich im menschlichen Blut nach dreit\u00e4giger Digestion zwar kein Pepton, wohl aber Albumosen in geringer Menge finden.\nIII. Versuche mit bluthaltiger und blutfreier Leber.\nIch nahm zwei ungef\u00e4hr gleich schwere Kaninchen. Das eine wurde durch Durchschneiden der Carotis get\u00f6tet, die Leber herausgenommen und von der Pfortader aus solange mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung durchsp\u00fclt, bis die Fl\u00fcssigkeit aus den Lebervenen farblos abflo\u00df. Das andere Kaninchen wurde durch Nackenstich get\u00f6tet und nach einer halben Stunde die Leber entnommen. Nat\u00fcrlich hatten die Organe ein sehr verschiedenes Aussehen : die erste Leber war grauwei\u00df, die zweite\n9 Lavori dell\u2019XI Congresso Medico, Roma 1902.\n2) M\u00fcnch. Med. Wochenschr., 1906, S. 2567.","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nLuigi Preti,\nrot. Von jeder feinzerhackten Leber wurde dieselbe Quantit\u00e4t mit 500 ccm Chloroformwasser 72 Stunden lang im Thermostaten bei 39\u201440\u00b0 gelassen, die gut verschlossenen Gef\u00e4\u00dfe \u00f6fters durchgesch\u00fcttelt.\nNach beendeter Digestion wurden die Mischungen unter Zusatz von Monokaliumphosphat aufgekocht. Nach dem Erkalten wurden sie durch Wasserzusatz auf das Volumen von 500 ccm gebracht, dann filtriert und von 50 ccm der Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt. In der nachfolgenden Tabelle sind die erhaltenen Werte f\u00fcr den nicht koagulierbaren N zusammengefa\u00dft.\nVersuchs- nummer\tQuantit\u00e4t des Leberbreies in g\tN in der blutfreien Leber in g\tN in der bluthaltigen Leber in g\nVIII\t65\t0,2716\t0,2492\nIX\t34\t0,2016\t0,1736\nX\t78\t0,4592\t0,2940\nXI\t54\t0,3864\t0,252\nXII\t72\t0,3556\t0.3444 /\nXIII\t67\t0,4536\t0,3050\nBei Betrachtung der Tabelle f\u00e4llt sofort auf, da\u00df in allen 6 Versuchen ausnahmslos in der vorher durch Aussp\u00fclen von Blut befreiten Leber mehr unkoagulierbarer Stickstoff gefunden ist, als in der bluthaltigen. Es l\u00e4\u00dft sich nicht verkennen, da\u00df dieses Resultat in einem gewissen Widerspruch steht zu den im vorigen Abschnitt behandelten Ergebnissen der Digestion des Leberbreies in Blut, welche zum wenigsten ergeben hatten, da\u00df das Blut die Autolyse nicht hemmt. Das h\u00f6here Resultat bei der ausgesp\u00fclten Leber f\u00e4llt umsomehr ins Gewicht, als die ausgesp\u00fclte Leber nat\u00fcrlich wasserreicher war, dasselbe Gewicht also nicht dieselbe Quantit\u00e4t Lebersubstanz repr\u00e4sentierte. Eine bestimmte Erkl\u00e4rung ist f\u00fcr die Erscheinung nat\u00fcrlich nicht zu geben. Man k\u00f6nnte sich vorstellen, da\u00df durch die Waschfl\u00fcssigkeit Substanzen entfernt sind, welche, abgesehen von Blut, hemmend auf die Autolyse einwirken.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse.\n495\nFragen wir nun, was sich aus den Versuchen f\u00fcr die Frage ergibt, ob die Autolyse der Organe eine postmortale Erscheinung ist, oder ob sie auch w\u00e4hrend des Lebens stattfindet, so l\u00e4\u00dft sich hier\u00fcber folgendes sagen:\nEine bestimmte Entscheidung haben meine Versuche nicht gebracht, und k\u00f6nnen sie auch der Natur der Sache nach nicht bringen. Wenn man aber in Betracht zieht, da\u00df eine Alkales-cenz der Digestionsfl\u00fcssigkeit von ca. 0,25\u00b0/o Natriumcarbonat die Autolyse nicht hindert, wenn sie dieselbe auch verringert, ferner da\u00df die Autolyse auch dann stattfindet, wenn der Organbrei sich direkt im Blut befindet, wenn man ferner erw\u00e4gt, da\u00df die Alkaleseenz des Blutes in den Organen durchaus nicht immer so hoch zu sein braucht, wie die des entleerten Blutes, so liegt kein Grund vor, die Autolyse f\u00fcr eine rein postmortale Erscheinung zu erkl\u00e4ren ; es ist vielmehr im hohen Grade wahrscheinlich, da\u00df sie auch w\u00e4hrend des Lebens stattfindet, und da\u00df namentlich die Eiwei\u00dfspaltung in den Organen w\u00e4hrend des Lebens durch die intracellul\u00e4ren Fermente bewirkt wird, eine Anschauung, die E. Salkowski1) schon vor 34 Jahren ausgesprochen hat.\nMit Bestimmtheit zu entscheiden ist diese Frage nur, wenn es in gr\u00f6\u00dferen Versuchsreihen konstant gelingt, bekannte Eiwei\u00dfspaltungsprodukte, z. B. Aminos\u00e4uren in physiologisch frischen Organen nachzuweisen. Einen derartigen positiv ausgefallenen Versuch hat bereits Drjewezki2) mitgeteilt, in welchem er in der Leber eines eben get\u00f6teten Hundes eine erhebliche Quantit\u00e4t Leucin nach der a-Naphtylisocyanat-Methode von Neuberg und Manasse3) nachweisen konnte.\nEs sei mir gestattet, Herrn Professor Salkowski meinen herzlichsten Dank auszudr\u00fccken f\u00fcr den tatkr\u00e4ftigen und best\u00e4ndigen Beistand bei der Arbeit, sowie f\u00fcr den Rat, den er mir bereitwilligst bei meinen Untersuchungen gew\u00e4hrte.\nfi Virchows 'Annalen, Bd. LVIII, S. 3 (1873).\n2)\tBiochem. Zeitschrift, Bd. I, S. 244.\n3)\tBer. d. deutsch, chem. Gesellsch., Bd. XXXVIII, S. 2359 (1905).","page":495}],"identifier":"lit18552","issued":"1907","language":"de","pages":"485-495","startpages":"485","title":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Autolyse","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:50:44.223250+00:00"}