Open Access
{"created":"2022-01-31T13:44:29.379354+00:00","id":"lit18555","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Peter Rona","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 507-514","fulltext":[{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"Weiterer Beitrag zur Frage nach der Verwertung von tief abgebautem Eiwei\u00df im Organismus des Hundes.\nVon\nEmil Abderhalden und Peter Rona.\n(Aus dem chemischen Institute der Universit\u00e4t Berlin und dem biochemischen Laboratorium des Krankenhauses Urban, Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 4. Juli 1907.)\nDurch eine Reihe von Stoffwechselversuchen mit einer Nahrung, deren stickstoffhaltiger Anteil nach exakten Untersuchungen fast ausschlie\u00dflich aus Aminos\u00e4uren bestand, haben wir1) dargetan, da\u00df Hunde sich mehrere Wochen lang nicht nur im Stickstoffgleichgewicht halten k\u00f6nnen, sondern da\u00df sogar bei einer solchen Ern\u00e4hrung Stickstoff retiniert ward. Als Eiwei\u00dfersatz hatte bei allen diesen Versuchen durch Fermente tief abgebautes Casein gedient. Wir w\u00e4hlten gerade dieses Protein, weil wir vermuteten, da\u00df es alle Bausteine enth\u00e4lt, die zum Aufbau der Gewebs- und Zellproteine notwendig sind. Au\u00dferdem hielten wir es f\u00fcr durchaus notwendig, zun\u00e4chst von einem Materiale auszugehen, dessen Zusammensetzung wir in engen Grenzen kennen. Die wesentlichste Grundlage f\u00fcr alle unsere Versuche schien uns die m\u00f6glichst genaue Kenntnis des verf\u00fctterten, abgebauten Proteins zu sein. Wir haben in jedem Einzelfalle durch eingehende Untersuchungen ausgeschlossen, da\u00df in den Verdauungsprodukten des Caseins irgend-\nx) Emil Abderhalden und Peter Rona, F\u00fctterungsversuche mit durch Pankreatin^ durch Pepsinsalzs\u00e4ure plus Pankreatin und durch S\u00e4ure hydrolysiertem Casein, Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 528, 1904. \u2014 Ferner: \u00dcber die Verwertung der Abbauprodukte des Caseins im tierischen Organismus, Ebenda, Bd. XLIV, S. 198, 1905. \u2014 Ferner: Weitere Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Eiwei\u00dfassimilation im tierischen Organismus,. Ebenda, Bd. XLVII, S. 397, 1906.","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\tEmil Abderhalden und Peter Rona,\nwie an Menge in Betracht kommende komplizierter gebaute Spaltprodukte vorhanden waren. Ganz besonders weit war der Abbau beim j\u00fcngsten Versuche dieser Art getrieben worden, den der eine von uns in Gemeinschaft mit Dr. Oppler1) ausgef\u00fchrt hat. Eine zweite Hauptforderung war unbedingt eine Ausdehnung der Versuche auf einen m\u00f6glichst gro\u00dfen Zeitraum.\nBei der Ausf\u00fchrung der genannten Versuche war es uns zum vorneherein klar, da\u00df es kaum gelingen w\u00fcrde, eine wesentliche Gewichtsvermehrung der Versuchstiere w\u00e4hrend der Dauer des Versuches herbeizuf\u00fchren. Casein als solches vermag mit Fett und Kohlehydraten zusammen kaum f\u00fcr die mannigfachen Bed\u00fcrfnisse des tierischen Organismus aufzukommen. Wollte man unsere Versuche nach dieser Richtung weiter ausdehnen, so mu\u00dfte man unbedingt zu einem Produkte greifen, das f\u00fcr sich allein, d. h. ohne vorherigen k\u00fcnstlichen Abbau, eine Gewichtsvermehrung speziell eines wachsenden Organismus hervorrufen kann. Wir w\u00e4hlten Fleisch, das wir zun\u00e4chst 14 Tage unter Toluol bei 370 der Autolyse \u00fcberlie\u00dfen. Zu der Verdauungsfl\u00fcssigkeit setzten wir dann Pankreassaft und schlie\u00dflich nach 4 Wochen noch Darmsaft. Die ganze Verdauung dauerte 3 Monate. Das filtrierte Verdauungsprodukt gab keine Biuretreaktion und mit Ammonsulfat weder bei Halb- noch bei Ganzs\u00e4itigung eine F\u00e4llung. Wir haben einen Teil des Verdauungsproduktes nach F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure aus sehr verd\u00fcnnter (etwa l\u00b0/oiger) L\u00f6sung auf Monoaminos\u00e4uren untersucht und mit den gefundenen Werten diejenigen verglichen, die wir bei der Hydrolyse von Fleisch mit rauchender\nSalzs\u00e4ure in der gewohnten Weise erhalten hatten. Die ge-\n\u2022 *\nfundenen Mengen zeigten in recht engen Grenzen eine gute \u00dcbereinstimmung. Schlie\u00dflich haben wir einen Teil des zur Trockene verdampften Verdauungsproduktes direkt in der gewohnten Weise mit Alkohol und Salzs\u00e4ure verestert und die freien Ester destilliert. Auch hier kamen wir zu ganz \u00e4hnlichen Werten wie bei der totalen Hydrolyse durch starke Salzs\u00e4ure. Endlich\n*) Emil Abderhalden und Berthold Oppler, Weiterer Beitrag .zur Frage nach der Verwertung von tief abgebautem Eiwei\u00df im Organismus des Hundes, Ebenda, Bd. LI, S. 226, 1907.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00df im Organismus des Hundes.\n509\nhaben wir auch den Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag zerlegt und die mit Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbaren Produkte isoliert und ihre Menge bestimmt. Auch diese Untersuchung ergab, da\u00df unzweifelhaft das verdaute Fleisch fast vollst\u00e4ndig bis zu den einfachsten Bausteinen abgebaut worden war. Wir d\u00fcrfen somit praktisch das verf\u00fctterte Produkt als vollst\u00e4ndig abgebaut betrachten.\nDie folgende Tabelle gibt das Resultat unserer Untersuchung wieder. (Vgl. S. 517.)\nZu diesem Versuche ist noch zu bemerken, da\u00df der Hund einer gro\u00dfrassigen Art (Bastard) angeh\u00f6rte und beim Beginne des Versuches etwa 3 Monate alt war. Die Nahrung bestand neben dem Verdauungsprodukt aus feinster St\u00e4rke, aus Traubenzucker (wasserfrei, Kahlbaum) und aus Schweineschmalz. Die St\u00e4rke enthielt etwas Stickstoff (0,13 \u00b0/o). Diese Menge ist der im verf\u00fctterten, abgebauten Fleisch enthaltenen Stickstoffmenge hinzuaddiert.\nDer Versuch verlief ohne jeden Zwischenfall. Das Versuchstier war sehr munter und nahm die Nahrung ohne jedes Widerstreben. Diarrhoe trat nie auf. Wir brachen den Hauptversuch am 29. Juni ausschlie\u00dflich deshalb ab, weil wir kein verdautes Fleisch mehr vorr\u00e4tig hatten. Am 30. Juni verabreichten wir dem Versuchstier verdaute Milch. Sie war nicht so weit abgebaut wie das Fleisch und enthielt sicher noch komplizierter gebaute Produkte. Das eingedampfte Verdauungsprodukt schmeckte sehr stark bitter und wurde vom Versuchstier schon bei der ersten F\u00fctterung zur\u00fcckgewiesen. Die geringen aufgenommenen Mengen gen\u00fcgten, um Erbrechen und Diarrhoe hervorzurufen. Die drei folgenden Tage erhielt das Versuchstier stickstofffreie Nahrung, um festzustellen, wie gro\u00df der Hungerstickstoffwert war.\nEin Blick auf den Hauptversuch zeigt, da\u00df das Versuchstier fast ausnahmslos Stickstoff retiniert hat und zwar meist in ganz betr\u00e4chtlichen Mengen. Ferner hat das K\u00f6rpergewicht stetig zugenommen. Das Gewicht des Hundes betrug am Beginn des Versuches 9600 g. Am 8. Juni wog das Tier 9700 g und am Schlu\u00df des Hauptversuches (29. Juni) 9910 g. Wir","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nEmil Abderhalden und Peter Rona,\nDatum\tGe- samt- N-Ein-\tGe- wicht\tHarn- menge\tKot (trocken) \u2022\tHarn- N\tKot- N\tGe- samt- N-Aus-\tBilanz\tBemerkungen\n\tfuhr\tm g\tm ccm\tm g\t\t\tfuhr\t\t\n4. VI. 07\t4,50\t9600\t300\t8,27\t3,64\t0,50\t4,14\t-f 0,36\tNahrung pro Tag:\n5.\t4,50\t9560\t315\t46,2\t4,00\t0,40\t4,40\t+ 0,10\t75 g St\u00e4rke, 40 g\n6.\t4,50\t9580\t285 j\t\t4,07\t0,40\t4,47 \u00ab\t+ 0,03\tTraubenzucker, 40 g Fett, 75,5 g\n7.\t4,50\t9700\t330 ]\tj-12,4\t3,53\t0,39\t3,92\t+ 0,58\tSchabefleisch.\n8.\t4,50\t9700\t405 j\t\t3,53\t0.39 ;\t3,92\t+ 0,58\t(= 4,4 g N)\n9.\t4,50\t9600\t360\t11,7\t4,70\t0,70\t5,40\t\u2014 0,90\tNahrung pro Tag :\n10.\t4,50\t9560\t345\t20,2\t3,62\t0,76\t4,38\t+ 0,12\tStatt Schabefleisch 38,6 g\n11.\t4,50\t9560\t365\t\t3,62\t0,38\t4,00\t+ 0,50\t> Verdauungs-\n12.\t4,50\t9600\t380\t>25,1\t4.32 j\t0,38\t4,70\t\u2014 0.20 J\tgemisch (= 4,4 g N)\n13.\t4,50\t9600\t370\t\t4,32\t0,38\t4,70\t- 0,20\tsonst wie oben.\n14.\t4,50\t9730\t390 J\t10,1\t4,27\t0,39\t4,66\t- 0,16\t\n15.\t4,50\t9790\t400\t13,0\t3,73 \u2713\t0,69\t4,42\t-f 0,08\t\n16.\t4,50\t9850\t385 '\t\t4,07\t0,54\t4,61\t\u2014 0.11 /\t\n\t\t\t\t>18,5\t\t\t\t\t\n17.\t4,50\t9830\t360 J\t\t3,72\t0,54\t4,26\t+ 0,24\t\n18.\t4,50\t9825\t350\t10,5\t3,29\t0,46\t3,75\t+ 0,75\tNahrung pro Tag:\n19.\t4,50\t9850\t380\t17,7\t3,61\t0,62\t4,23\t+ 0,27\twie oben\n20.\t4,50\t9850\t375 '\t>26,7\t3,38\t0,60\t3,98\t+ 0,52\t\n21.\t4,50\t9850\t355 J\t\t3,51\t0,60\t4,11\t+ 0,39\tnur -f- 5 g\n22.\t4,50\t9845\t380\t17,2\t3,55\t0,74\t4,29\t+ 0,21\tTraubenzucker,\n23.\t4,50\t9850\t400 '\t>25,7\t3,20\t0,55\t3,75\t+ 0,75\t10 g Fett und\n24.\t4,50\t9855\t390 j\t\t3,87\t0,55\t4,42\t+ 0,08\t\n25.\t4,50\t9850\t875\tF 24,5\t3,63\t0,63\t4,26\t+ 0,24\t5 g St\u00e4rke.\n26.\t4,50\t9860\t380\t15,5\t3,42\t0,64\t4,06\t+ 0,44\t\n27.\t4,50\t9860\t395\t15,0\t3,52\t0,64\t4,16\t+ 0,34\t\n28.\t4,50\t9870\t360\t15,3\t3.52 /\t0,64\t4,16\t-j\u2014 0,34\t\n29.\t4,50\t9910\t380\t13,1\t3,10\t0,73\t3.83 j\t+ 0,67,\t\n-30.\t\t9710\t\t\t\t\t\t\tVersuch, die Abbauprodukte der Milch\n\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\tzu verf\u00fcttern.\n-\t\t\t\t\t\t\t\t\tErbrechen.\n\t\t\t\t\t\t\t\t\tProfuse Diarrhoe.\nl. vn. 07\t0,10\t9790\t410\t17,9\t. 1,28\t0,66\t1,94\t\u2014 1,84\tNahrung pro Tag:\n2.\t0,10\t9730\t390 '\t>15,0\t1,08\t0,36\t1,44\t\u2014 1,34\t80 g St\u00e4rke, 55,5 g Traubenzucker,\n3.\t0,10\t9735\t300 J\t\t1,01\t0,36\t1,37\t\u2014 1,27\t55,4 g Fett.","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00df im Organismus des Hundes.\n511\nhatten Gelegenheit, einen Hund desselben Wurfes zu wiegen. Sein Gewicht betrug zu Beginn des Versuches etwa 9800 g und am 29. Juni wog er 11650 g. Da\u00df unser Versuchshund keine so gro\u00dfe Gewichtsvermehrung zeigte wie der in Freiheit gebliebene, \u00fcberreichlich mit normaler Nahrung gef\u00fctterte Hund, ist ohne weiteres klar. Jedenfalls berechtigt unser neuer Versuch zum Schl\u00fcsse, da\u00df ein wachsender Hund w\u00e4hrend langer Zeit (3 Wochen) seinen Stickstoffbedarf ausschlie\u00dflich aus total abgebautem Eiwei\u00df decken kann. Wir sind ferner zu dem wichtigen Schl\u00fcsse berechtigt, da\u00df nicht nur Stickstoffgleichgewicht erzielt wird, sondern da\u00df sogar eine reichliche Stickstoffretention eintreten kann. Sehr gro\u00dfes Gewicht legen wir ferner auf die Tatsache, da\u00df unser Versuchstier an K\u00f6rpergewicht zugenommen hat, w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer munter und gesund blieb, so da\u00df wir ausschlie\u00dflich deshalb den Versuch nach 21 t\u00e4giger Dauer abgebrochen haben, weil uns das abgebaute Fleisch ausgegangen war. Wir betonen, da\u00df die Zunahme des K\u00f6rpergewichtes an und f\u00fcr sich uns nicht so bedeutungsvoll erschiene, wenn nicht alle \u00fcbrigen Daten daf\u00fcr sprechen w\u00fcrden, da\u00df wir das vermehrte K\u00f6rpergewicht auf eine Zunahme an Gewebssubstanz und nicht allein auf eine Vermehrung des Wassergehaltes der Gewebe zur\u00fcckzuf\u00fchren haben. Sehr f\u00fcr diese Annahme spricht das allm\u00e4hliche Ansteigen des K\u00f6rpergewichtes, ferner dessen Abfall nach dem \u00dcbergang zur stickstofffreien Ern\u00e4hrung bei gleich gro\u00dfer Kalorienzufuhr. Wir glauben, da\u00df alle unsere Versuchsresultate und in allererster Linie der mitgeteilte Versuch f\u00fcr sich allein sprechen, und wir wollen aus diesem Grunde jede weitere Spekulation unterlassen. Wir haben bei den fr\u00fcher mitgeteilten Versuchen stets die Frage offen gelassen, ob wir von einem Aufbau der verf\u00fctterten Aminos\u00e4uren zu K\u00f6rpereiwei\u00df sprechen d\u00fcrfen, obwohl jede andere Deutung zu ganz komplizierten Erkl\u00e4rungsversuchen f\u00fchren mu\u00dfte. Wir glauben nach dem Ausfall des eben mitgeteilten Versuches nun mit aller Bestimmtheit behaupten zu d\u00fcrfen, da\u00df das Problem der Eiwei\u00dfsynthese im tierischen Organismus nun auch experimentell als bewiesen anzusehen ist.","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\nEmil Abderhalden und Peter Rona,\nJedenfalls l\u00e4\u00dft der neue Versuch eine andere Deutung als die, da\u00df die verf\u00fctterten tiefen Eiwei\u00dfabbauprodukte zum Teil wenigstens zu K\u00f6rpereiwei\u00df wieder aufgebaut worden sind, kaum zu. Wir legen gro\u00dfen Wert darauf, da\u00df unsere ganze Versuchsserie zur Beurteilung der ganzen Frage herangezogen wird, und da\u00df mehr, als es bis jetzt der Fall war, ber\u00fccksichtigt wird, da\u00df bei unseren Versuchen zum ersten Male in ihrer Zusammensetzung, was die Gr\u00f6\u00dfe des Abbaues anbetrifft, genau bekannte Produkte zur Verf\u00fctterung gelangt sind, und da\u00df in jedem Einzelfalle die Versuche sich \u00fcber Wochen erstreckten.\nWir m\u00f6chten noch hinzuf\u00fcgen, da\u00df andere Versuche1) es recht wahrscheinlich machen, da\u00df der Aufbau der Proteine aus deren Abbauprodukten bereits im Darme einsetzt. Es ist wenigstens bis jetzt nicht gelungen, Eiwei\u00dfabbauprodukte im Plasma selbst auf der H\u00f6he der Verdauung mit Sicherheit nachzuweisen, und ebensowenig lie\u00df sich eine Beeinflussung der Zusammensetzung der Proteine des Plasmas durch die Art des Nahrungseiwei\u00dfes feststellen. Es ist betont worden, da\u00df einstweilen vieles daf\u00fcr spricht, da\u00df die Nahrungsproteine regelm\u00e4\u00dfig im Magendarmkanal weit abgebaut werden, und da\u00df dann bereits in der Darmwand eine Synthese stattfindet, und zwar wurde angenommen, da\u00df zun\u00e4chst die Plasmaeiwei\u00dfk\u00f6rper aufgebaut vrerden und diese den K\u00f6rperzellen als Nahrung dienen.2) Wir m\u00f6chten, um Mi\u00dfverst\u00e4ndnissen vorzubeugen, betonen, da\u00df unsere chemischen Methoden vorl\u00e4ufig nicht gestatten, das im gegebenen Fall vorhandene Plasmaeiwei\u00df von den inmitten des Verdauungsprozesses neu hinzukommenden Proteinen zu unterscheiden. Selbstverst\u00e4ndlich k\u00f6nnen trotzdem Unterschiede vorhanden sein. Einmal st\u00fctzen sich die nach dieser Richtung\n1)\tEmil Abderhalden und Franz Samnely, Beitrag zur Frage nach der Assimilation des Nahrungseiwei\u00dfes im tierischen Organismus, Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 193, 1906. \u2014 Emil Abderhalden, Casimir Funk und E. S. London, Weiterer Beitrag zur Frage nach der Assimilation des Nahrungseiwei\u00dfes im tierischen Organismus, Ebenda, Bd. LI, S. 269, 1907.\n2)\tVgl. Emil Abderhalden, Lehrbuch der physiol. Chemie, 1906, S. 285 ff. und 680 ff.","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Eiwei\u00df im Organismus des Hundes.\n513\nvon dem einen von uns in Gemeinschaft mit Samuely,1) Funk und London2) ausgef\u00fchrten Untersuchungen nur auf den Gehalt der Plasmaeiwei\u00dfk\u00f6rper an Tyrosin und Glutamins\u00e4ure unter verschiedenen Bedingungen. Es ist wohl m\u00f6glich, da\u00df bei Ber\u00fccksichtigung der anderen am Aufbau der Plasmaproteine beteiligten Aminos\u00e4uren sich Unterschiede zwischen den \u00abgenuinen\u00bb Plasmaeiwei\u00dfk\u00f6rpern und den resorbierten, \u00abumgewandelten\u00bb Proteinen der Nahrung finden w\u00fcrden. Einstweilen stellen uns die f\u00fcr eine quantitative Bestimmung aller Aminos\u00e4uren noch lange nicht ausreichenden Methoden hier bestimmte Schranken. Wir halten es jedoch auch nicht f\u00fcr ausgeschlossen, da\u00df etwaige Unterschiede zwischen den vielleicht funktionell verschiedenartigen Plasmaeiwei\u00dfk\u00f6rpern durch die Reihenfolge der einzelnen Aminos\u00e4uren usw. bedingt sind. Der Organismus kann gewi\u00df durch bestimmte \u00c4nderungen der Struktur usw., Proteine und auch andere Substanzen, die er vom Stoffwechsel ausschalten will, f\u00fcr die entsprechenden Fermente unangreifbar machen. Wir verweisen nach dieser Richtung auf die Beobachtungen \u00fcber das Verhalten der synthetischen Polypeptide gegen Pankreassaft.3) Es soll durch diese Bemerkungen der Vorstellung vorgebeugt werden, als hielten wir das Plasmaeiwei\u00df ohne weiteres ausschlie\u00dflich in seinem ganzen Umfange f\u00fcr ein direktes Produkt der resorbierten und umgewandelten Nahrungsproteine. Es ist nicht ausgeschlossen, da\u00df die \u00abgenuinen\u00bb, st\u00e4ndig zirkulierenden Plasmaproteine ein Produkt der K\u00f6rperzellen oder bestimmter K\u00f6rperzellen sind und die resorbierten, aus den Abbauprodukten der Nahrungsproteine wieder aufgebauten Eiwei\u00dfk\u00f6rper nur kurze Zeit dem Kreislauf angeh\u00f6ren und alsbald in Beziehungen zu den K\u00f6rperzellen treten. Diese Bemerkungen erscheinen uns angesichts des nunmehr erbrachten Beweises,\nq l. c.\n2) L c* *\n3) Emil Fischer und Emil Abderhalden, \u00dcber das Verhalten verschiedener Polypeptide gegen Pankreassaft und Magensaft, Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 52, 1905, und \u00dcber das Verhalten einiger Polypeptide gegen Pankreassaft, Ebenda, Bd. LI, S. 264;, 1907.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LII.\n33","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"614 Abderhalden u. Ron\u00e4, \u00dcber Eiwei\u00df im Organismus des Hundes.\nda\u00df d\u00ebr tierische Organismus seinen Bedarf an Eiwei\u00df aus den einfachsten Abbauprodukten der Proteine vollst\u00e4ndig decken kann, nicht \u00fcberfl\u00fcssig, insbesondere deshalb, weil wir bis jetzt \u00fcber keinen einzigen Beweis verf\u00fcgen, da\u00df tiefe Eiwei\u00dfabbauprodukte in der Blutbahn zirkulieren. Es ist an und f\u00fcr sich nat\u00fcrlich nicht ausgeschlossen, da\u00df den K\u00f6rperzellen Aminos\u00e4uren und Polypeptide zugef\u00fchrt werden. Theoretisch spricht Sehr vieles gegen eine solche Annahme und praktisch fehlt, wie gesagt, bis jetzt jeder Anhaltspunkt. Wir glauben deshalb einstweilen an unserer Vorstellung, da\u00df der Aufbau der Proteine aus den resorbierten Spaltprodukten bereits in der Darmwand einsetzt, festhalten zu m\u00fcssen.","page":514}],"identifier":"lit18555","issued":"1907","language":"de","pages":"507-514","startpages":"507","title":"Weiterer Beitrag zu Frage nach der Verwertung von tief abgebautem Eiwei\u00df im Organismus des Hundes","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:44:29.379359+00:00"}