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{"created":"2022-01-31T13:45:41.620491+00:00","id":"lit18556","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Yuho H\u00e4m\u00e4l\u00e4inen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 515-520","fulltext":[{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"Die Monoaminos\u00e4uren des Avenins.\nVon\nEmil Abderhalden und Yuho H\u00e4m\u00e4l\u00e4inen, Helsingfors.\n(Aus dem Chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 15. Juli 1907.)\nDas zur vorliegenden Untersuchung verwendete Protein war analog dem Legumin aus Hafer nach Ritthausens Methode gewonnen worden und zwar in der Weise, da\u00df Hafer mit verd\u00fcnnter Kalilauge extrahiert und aus der L\u00f6sung das Avenin mit Essigs\u00e4ure abgeschieden wurde. Dieser Proze\u00df wurde mehrmals wiederholt. Wir k\u00f6nnen nat\u00fcrlich nichts \u00fcber die Reinheit des angewandten Pr\u00e4parates aussagen, da die ganze Art der Darstellung wenig Gew\u00e4hr f\u00fcr eine wirkliche Reinigung bietet. Wir haben diese Untersuchung deshalb durchgef\u00fchrt, um festzustellen, ob Proteine, die nach der gleichen Methode aus verschiedener Quelle dargestellt worden sind, eine \u00e4hnliche Zusammensetzung besitzen oder aber, ob betr\u00e4chtliche Unterschiede sich finden k\u00f6nnen. Eine Vergleichung des Gehaltes des Avenins an Monoaminos\u00e4uren mit den entsprechenden des analog dargestellten Legumins1) aus wei\u00dfen Rohnen zeigt, da\u00df in der Tat die gleichartige Gewinnungsweise keinen R\u00fcckschlu\u00df auf etwaige \u00c4hnlichkeit der betreffenden Proteine zul\u00e4\u00dft.\nDas verwendete Avenin verlor beim Trocknen bei 100\u00b0 his zur Gewichtskonstanz 9,57 \u00b0/o an Gewicht und hinterlie\u00df\nheim Veraschen 1,28 \u00b0/o Asche.\nAuf 100 g aschefreies, bei 100\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknetes Avenin ergaben sich folgende Ausbeuten an Aminos\u00e4uren:\n*) Emil Abderhalden und Boris Babkin, Die Monoaminos\u00e4uren des Legumins, Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 354, 1906.\n33*","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nEmil Abderhalden und Yuho H\u00e4m\u00e4l\u00e4inen,\nGlykokoll\t1,0 g\nAlanin\t2,5 \u00bb\nValin\t1,8 \u00bb\nLeucin\t15,0 \u00bb\nProlin\t5,4 \u00bb\nAsp aragins\u00e4ure\t4,0 \u00bb\nGlutamins\u00e4ure\t18,4 >\nPhenylalanin\t3.2 > J\nTyrosin\t1,5 \u00bb\n\u00fces, bei 100\u00b0\tbis zur\nn enthalten:\t\nGlykokoll\t1,0 g\nAlanin\t2,8 \u00bb\nValin\t1,0 \u00bb\nLeucin\t\u2022 8,2 *\nProlin\t2,3 \u00bb\nAsparagins\u00e4ure\t4,0 \u00bb\nGlutamins\u00e4ure\t16,3 \u00bb\nPhenylalanin\t2,0 \u00bb\nTyrosin\t2,8 \u00bb\nEin Blick auf die vorliegende Zusammenstellung zeigt, da\u00df die Unterschiede im Gehalte speziell an Tyrosin und Leucin so gro\u00df sind, da\u00df sie nicht der angewandten Methode zur Last fallen k\u00f6nnen.\n435 g Avenin wurden 6 Stunden mit 1500 ccm rauchender Salzs\u00e4ure vom spez. Gewicht 1,19 am R\u00fcckflu\u00df k\u00fchler gekocht. Die dunkelbraun gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit wurde nach dem Filtrieren unter vermindertem Druck bei 40\u00b0 des Wasserbades zum Sirup eingedampft und der R\u00fcckstand in der gewohnten Weise mit Alkohol und gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure verestert. Der ganze Proze\u00df wurde viermal wiederholt. Die Ester setzten wir mit Natronlauge und Kalium carbon at in Freiheit. Ihre Destillation ergab folgende Fraktionen :\nFraktion I bis 60\u00b0 des Wasserbades und 12 mm Druck = 65,7 g II \u00bb 100\u00b0\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t12\t\u00bb\t\u00bb\t= 78,0 \u00bb\n. Ill \u00bb 105\u00b0\t\u00bb\t\u00d6lbades\t\u00bb\t0,5 \u00bb\t\u00bb\t= 69,5 \u00bb\n\u00bb IV\t105 \u00bb 200\u00b0\t*\t*\t>\t0,5 \u00bb\t\u00bb\t= 125,5 >\nDer Destillationsr\u00fcckstand wog 44,0 g.\nDie einzelnen Fraktionen wurden in genau der gleichen Weise verarbeitet, wie es schon oft an dieser Stelle beschrieben\n\n\u00bb","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"Die Monoaminos\u00e4uren des Avenins.\n517\nworden ist. Wir begn\u00fcgen uns deshalb, die ganze Verarbeitung in ihren Umrissen anzugeben. Fraktion I\u2014III verseiften wir sofort nach ihrer Gewinnung durch Kochen mit der 7 fachen Menge Wasser bis zum Verschwinden der alkalischen Reaktion. Meistens gen\u00fcgen 6\u20148 Stunden. Alle drei Fraktionen wurden dann, nachdem aus der dritten Fraktion 8,75 g ausgeschiedenes Leucin abfiltriert worden waren, f\u00fcr sich unter vermindertem Druck v\u00f6llig zur Trockene verdampft und der R\u00fcckstand wiederholt mit absolutem Alkohol ausgekocht. Auf diese Weise gewinnt man das Prolin. Es ist im allgemeinen empfehlenswerter, zuerst auf diese Weise das Prolin zu entfernen und dann die in Alkohol unl\u00f6slichen Aminos\u00e4uren durch fraktionierte Krystalli-sation zu trennen, als das umgekehrte Verfahren einzuschlagen. Im letzteren Falle erh\u00e4lt man sehr fr\u00fchzeitig prolinhaltige Krystallfraktionen. Man ist dann gen\u00f6tigt, jede einzeln mit Alkohol auszukochen, wodurch vermehrte Verluste unvermeidlich sind. Aus allen drei Fraktionen erhielten wir nach dem Verdampfen des Alkohols 26,0 g R\u00fcckstand. Auch hier l\u00f6sten wir diesen wieder in Alkohol auf, wobei eine nicht unbetr\u00e4chtliche Menge ungel\u00f6st blieb. Zur weiteren Reinigung stellten wir durch Kochen mit \u00fcbersch\u00fcssigem Kupferoxyd das Kupfersalz des Prolins dar und trennten das aktive Prolinkupfer von der Racemform durch Auskochen mit Alkohol. Das racemische Prolinkupfer reinigten wir weiterhin durch fraktionierte Krystalli-sation aus Wasser. Es lie\u00df sich eine kleine Menge von Leucinkupfer abtrennen. Die Ausbeute an reinem Prolin betrug 21 g.\nDie erste Fraktion wog nach dem Auskochen mit Alkohol 1,6 g. lg hiervon \u00fcbergossen wir mit absolutem Alkohol und leiteten bis zur S\u00e4ttigung in diesen gasf\u00f6rmige, trockene Salzs\u00e4ure ein. Es ging alles in L\u00f6sung. Nach dem Impfen mit einem Kryst\u00e4llchen von Glykokollesterchlorhydrat erfolgte beim Stehen auf Eis bald Krystallisation. Erhalten wurden 0,15 g Glykokollesterchlorhydrat vom Schmelzpunkt 144\u00b0. Aus der Mutterlauge setzten wir nach dem Eindampfen die Ester in der \u00fcblichen Weise in Freiheit und verwandelten diese durch Eindunsten mit w\u00e4sseriger Salzs\u00e4ure in die salzsauren Aminos\u00e4uren. Der verbleibende R\u00fcckstand zeigte [af00 = + 9,2\u00b0.","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\tEmil Abderhalden und Yuho H\u00e4m\u00e4l\u00e4inen,\nEs lag somit offenbar recht reines d-Alanin vor. Seine Anwesenheit konnten wir durch fraktionierte Krystallisation aus den verbliebenen 0,6 g direkt nachweisen. Die Ausbeute an reinem Alanin betrug auf die ganze Fraktion berechnet 1,4 g, an Glykokoll 0,1 g.\nDie zweite Fraktion enthielt 44,4 g in absolutem Alkohol unl\u00f6sliche Aminos\u00e4uren. Durch fraktionierte Krystallisation lie\u00dfen sich isolieren: 3,0 g Glykokoll, 5,0 g Alanin, 4,0 g Valin, 30,0 g Leucin. Auch hier wurden zur Trennung und Orientierung sehr oft in aliquoten Teilen der Gesamtfraktionen die Kupfersalze dargestellt. Um einen \u00dcberblick \u00fcber die Verarbeitung dieser zweiten Fraktion zu geben, sei erw\u00e4hnt, da\u00df zun\u00e4chst durch Eindampfen der mit Tierkohle gekochten w\u00e4sserigen L\u00f6sung 6 Hauptfraktionen dargestellt wurden. Von jeder wurde zun\u00e4chst der Schmelzpunkt genommen. Die drei ersten Fraktionen erwiesen sich als fast reines Leucin. Die Analyse des Kupfersalzes best\u00e4tigte diese Vermutung. Bei den \u00fcbrigen 3 Fraktionen zeigte schon der Schmelzpunkt, da\u00df Gemische Vorlagen. Die Analyse der dargestellten Kupfersalze zeigte die Berechtigung dieser Annahme. Schlie\u00dflich haben wir bei den leichter l\u00f6slichen Krystallfraktionen auf Glykokoll gefahndet und zwar suchten wir es als Esterchlorhydrat abzuscheiden. Nur die am leichtesten l\u00f6sliche Partie gab einen positiven Ausfall.\nDie dritte Fraktion wog nach dem Auskochen mit Alkohol 31,0 g. Wir erhielten 1,0 g Glykokoll, 5,0 g Alanin, 3,0 g Valin und 20,0 g Leucin. 8,75 g Leucin waren bei der Verseifung der Ester bereits ausgefallen und durch Filtration entfernt worden.\nAus der vierten Fraktion entfernten wir zun\u00e4chst in der \u00fcblichen Weise den Phenylalaninester und verseiften den Rest der Ester mit Barytl\u00f6sung.\nDie Ausbeute an reinem Phenylalanin betrug 12,5 g. An Rohprodukt hatten wir betr\u00e4chtlich mehr erhalten. Wir gewannen aus dieser Fraktion noch 15,5 g reine Asparagins\u00e4ure und ferner 57 g salzsaure Glutamins\u00e4ure. Serin konnten wir nicht isolieren.","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"Die Monoaminos\u00e4uren des Avenins.\tPl\u00ab\nWir haben auch hier den Destillationsr\u00fcckstand verarbeitet. Wir kochten ihn zun\u00e4chst mit Essig\u00e4ther aus und gewannen 0,3 g Leucinimid. Den in Essig\u00e4ther unl\u00f6slichen Teil kochten wir 2 Tage lang mit \u00fcbersch\u00fcssigem Baryt und Wasser und gewannen nach der quantitativen Entfernung des Baryts mit Schwefels\u00e4ure und S\u00e4ttigen des eingedampften Filtrates vom Baryumsulfat mit Salzs\u00e4ure 3,0 g Glutamins\u00e4urechlorhydrat.\nTyrosin- und Glutamins\u00e4urebestimmung: lOOgAve-nin desselben Pr\u00e4parates, das zur eben angef\u00fchrten Untersuchung gedient hatte, wurden 16 Stunden mit 600 ccm 25\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, dann filtriert und aus dem Filtrat mit Baryt die Schwefels\u00e4ure quantitativ entfernt. Der Baryumsulfatniederschlag wurde wiederholt mit Wasser ausgekocht. Durch Einengen der leicht gelb gef\u00e4rbten L\u00f6sung bis zur Krystallisation gewannen wir vier Fraktionen von Tyrosin (1,95 g, 0,61 g, 0,17 g und 0,1 g). Sie wurden vereinigt und aus hei\u00dfem Wasser unter Anwendung von Tierkohle umkrystallisiert. Das reine Tyrosin wog 1,35 g.\nDie Mutterlauge des Rohtyrosins vereinigten wir mit derjenigen des reinen Tyrosins, engten sie stark ein und leiteten bis zur S\u00e4ttigung gasf\u00f6rmige Salzs\u00e4ure ein. Bald erfolgte beim Stehen auf Eis Krystallisation. Die Krystalle waren jedoch sehr klein und durchtr\u00e4nkt von einer sirup\u00f6sen Mutterlauge, die sich nur schwer quantitativ entfernen lie\u00df. Wir verd\u00fcnnten deshalb die ganze Masse mit Wasser, brachten alles wieder in L\u00f6sung und sch\u00fcttelten nun zur Entfernung der Hauptmasse der Salzs\u00e4ure die L\u00f6sung mit einem kleinen \u00dcberschu\u00df von Kupferoxydul. Aus dem Filtrat entfernten wir das gel\u00f6ste Kupfer mit Schwefelwasserstoff und erhielten nun eine schwach gelb gef\u00e4rbte L\u00f6sung, aus der beim Einengen und S\u00e4ttigen mit gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure nunmehr das Glutamins\u00e4urechlorhydrat leicht abzuscheiden und zu trennen war. Wir erhielten an Rohprodukt\u00bb 39 g. Nach dem Umkrystallisieren verblieben 20,74 g reines salzsaures Salz = 16,6 g Glutamins\u00e4ure.\nIm folgenden geben wir im Zusammenh\u00e4nge die Resultate der Analyse der einzelnen Aminos\u00e4uren wieder :","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520 Abderhalden und H\u00e4m\u00e4l\u00e4inen, \u00dcber Mono amino s\u00e4uren.\nGlykok oll es ter chlorhydrat :\n0,1322 g Substanz gaben 0,1680 g C02 und 0,0856 g H20 Berechnet f\u00fcr C4H10N02C1:\tGefunden:\nG = 34,41 o/o, H = 7,17\u00b0/o. C = 34,66\u00b0/o, H = 7,24+.\nAlanin:\n0,1466 g Substanz gaben 0,2180 g C02 und 0,1050 g H20 Berechnet f\u00fcr C3H7N02:\tGefunden:\nG = 40,45\u00b0/o, H = 7,87\u00b0/o.\tC = 40,56\u00b0/o, H = 8,01 \u00b0/o.\n0,3020 g Alaninchlorhydrat in 4,8423 g 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure drehten\n+ 0,67. d = 1,116. [a]^o0= + 9*64\u00b0.\nValin:\n0,1728 g Substanz gaben 0,3257 g C02 und 0,1446 g H20 Berechnet f\u00fcr C5H11N02 :\tGefunden\t:\nG = 51,28\u00b0/o, H = 9,40\u00b0/o.\tC = 51,40+, H = 9,28+.\nLeucin :\n0,1546 g Substanz gaben 0,3113 g C02 und 0,1368 g H20 Berechnet f\u00fcr C6H13N02:\tGefunden:\nG = 54,96 \u00b0/o, H = 9,92o/o. G = 54,92 >, H = 9,9 \u00b0/o.\n0,1692 g Leucin in 6,4553 g 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure drehten + 0.62.\nd = 1,1132.\t[a]D0 = + 16,7 \u00b0.\nProlin :\n0,1686 g Substanz verloren bei 120\u00b0 0,0188 g H20 Berechnet f\u00fcr C10H1604N2Cu + 2 H20 :\tGefunden :\nH20 = 10,99o/o.\tH20 =\t11,16 \u00b0;o.\n0,1250 g bei 120\u00b0 getrocknetes Cu-Salz gaben 0,0339 g CuO Berechnet f\u00fcr G10H16O4N2Cu:\tGefunden:\nCu = 21,8 \u00b0/o.\tCu == 21,6 o/o.\nAsparagins\u00e4ure :\n0,1719 g Substanz gaben 0,2278 g C02 und 0,0782 g H20 Berechnet f\u00fcr C4H7N04:\tGefunden:\nC = 36,09\u00b0/o, H = 5,26\u00b0/o.\tC = 36,3\u00b0/o, H = 5,09\u00b0/o.\nPhenylalanin :\n0,1323 g Substanz gaben 0,3170 g C02 und 0,0781 g H20 Berechnet f\u00fcr C9H11N02:\tGefunden:\nC = 65,450/0, H = 6,66 \u00b0/o. C = 65,42+, H = 6,60+.","page":520}],"identifier":"lit18556","issued":"1907","language":"de","pages":"515-520","startpages":"515","title":"Die Monoaminos\u00e4uren des Avenins","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:45:41.620496+00:00"}