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{"created":"2022-01-31T14:50:37.863646+00:00","id":"lit18557","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Castoro, N.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 52: 521-525","fulltext":[{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die in den Samenschalen von Cucurbita Pepo enthaltenen\nHemicellulosen.\nVon\nN. Castoro.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 18. Juli 1907.)\nIn einer Abhandlung, die vor kurzem in dieser Zeitschrift1) zur Publikation gelangte, habe ich die Resultate mitgeteilt, die ich bei Untersuchung der Samen von Ruscus aculeatus, sowie der Samenschalen von Pinus Cembra, Lupinus angusti-folius und Lupinus albus erhielt. Gleichzeitig mit letzteren Objekten wurden auch die Samenschalen von Cucurbita Pepo in Untersuchung genommen. Die dabei erhaltenen Ergebnisse konnte ich aber in jener Abhandlung noch nicht mitteilen, weil der bei Verarbeitung der zuletzt genannten Samenschalen gewonnene zuckerhaltige Sirup erst nach monatelangem Stehen zu krystallisieren begann. Nachdem die Untersuchung der Kry-stalle ausgef\u00fchrt ist, teile ich nun \u00fcber die an diesen Samenschalen gemachten Beobachtungen folgendes mit.\nDie fein zerriebenen Samenschalen wurden zur Entfernung von Proteinstoffen zun\u00e4chst mit kalter 0,l\u00b0/oiger Natronlauge extrahiert, der Extrakt durch Abhebern entfernt. Den dabei ungel\u00f6st gebliebenen Teil der Schalen kochte ich dann, nachdem er zuvor mit Wasser ausgewaschen worden war, einige Stunden lang mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure; bei Ausf\u00fchrung dieser Operation, sowie bei Behandlung der dabei entstandenen Zuckerl\u00f6sung verfuhr ich ganz ebenso, wie es in der zitierten Abhandlung in den Versuchen mit den Samenschalen der Lupinen geschah. Die mit Hilfe von Baryt von der Schwefels\u00e4ure befreite Zuckerl\u00f6sung wurde sodann eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand zuerst mit 95\u00b0/oigem, dann mit st\u00e4rker verd\u00fcnntem Alkohol ausgekocht. So erhielt ich zwei zuckerhaltige L\u00f6sungen (A und B). Keine dieser L\u00f6sungen lieferte beim langsamen Verdunsten direkt Krystalle; aus den beim\nBd. XLIX, S. 96\u2014107.","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"522\nN. Castoro,\nVerdunsten entstandenen sirup\u00f6sen Fl\u00fcssigkeiten schieden sich aber nach Verlauf von einigen Monaten Krystallkrusten in ansehnlicher Quantit\u00e4t aus. Diese Krystallkrusten wurden nach dem Abgie\u00dfen des Sirups unter Zusatz von Alkohol verrieben, der Brei sodann auf Tonplatten gebracht. Nachdem die Mutterlauge aufgesogen worden war, blieb der Zucker als eine nur wenig gef\u00e4rbte kristallinische Masse zur\u00fcck. Er wurde aus verd\u00fcnntem Alkohol umkrystallisiert, und zwar in der Weise, da\u00df man ihn in wenig hei\u00dfem Wasser l\u00f6ste und die L\u00f6sung mit einem \u00dcberschu\u00df von Weingeist vermischte; beim Verdunsten \u00fcber konzentrierter Schwefels\u00e4ure unter einer Glasglocke lieferte diese Fl\u00fcssigkeit bald Krystalle. Letztere wurden noch einmal in der gleichen Weise umkrystallisiert, dann im Soleil-Ventzkesehen Polarisationsapparat untersucht (bei dieser Untersuchung wurden die aus den zuckerhaltigen L\u00f6sungen A und B gewonnenen Krystalle getrennt gehalten). Dabei wurden folgende Resultate erhalten :\nA.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 ccm 2,0 g wasserfreie Substanz enthielt, drehte bei einer Temperatur von 17,5\u00b0 C. im 200 mm-Rohr 11,8\u00b0 nach rechts; demnach ist\nMd = + 20,3 o. 0\nB.\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 20 ccm 2,0 g wasserfreie Substanz enthielt, drehte bei 17,0\u00b0 G. im 200 mm-Rohr 11,90 nach rechts; demnach ist [a]D = -\\- 20,5\u00b0.\nDas Pr\u00e4parat A wurde nun noch einmal aus verd\u00fcnntem Weingeist umkrystallisiert, dann wieder im Polarisationsapparat untersucht, wobei folgendes Resultat erhalten wurde:\nEine w\u00e4sserige L\u00f6sung, die in 10 ccm 0,9765 g Substanz enthielt, drehte bei 17\u00b0 C. im 200mm-Rohr 11,15\u00b0 nach rechts; demnach ist [a]D =\t19,6\u00b0.\nDas Drehungsverm\u00f6gen dieses Zuckers stimmt mit dem-\n9 Die Grade (Skalenteile) unseres Apparates sind mit 0,344 zu multiplizieren, um sie in Grade der Kreisteilung umzuwandeln.","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Hemicellulosen in den Samenschalen von Cucurbita Pepo. 525\njenigen der Xylose \u00fcberein. Bekanntlich hat man f\u00fcr Xylose-Pr\u00e4parate in der Regel [a]D = ca. + 20\u00b0 gefunden. F\u00fcr-\nv\u00f6llig reine Xylose ist allerdings nach den dar\u00fcber gemachten Angaben [a]D noch etwas niedriger, n\u00e4mlich = -f- 18\u201419\u00b0.\nEs scheint, da\u00df es schwierig ist, die Xylose von der nebea ihr in der Regel sich findenden Arabinose durch Umkrystalli-sieren vollst\u00e4ndig zu befreien und da\u00df man daher in der Regel ein etwas \u00fcber -f- 19\u00b0 liegendes Drehungsverm\u00f6gen findet.\nEine Best\u00e4tigung der Annahme, da\u00df Xylose vorlag, lieferte die Untersuchung des in bekannter Weise dargestellten Osazons. Dasselbe schmolz, nachdem es aus verd\u00fcnntem Weingeist um-krystallisiert worden war, bei 161\u2014162\u00b0. Nach Tollens schmilzt reines Xyloseosazon bei 161\u00b0. F\u00fcr den Schmelzpunkt dieses Osazons finden sich allerdings in der Literatur auch etwas niedrigere Angaben.\nAuch im Aussehen stimmte der Zucker, auf den die vorstehenden Angaben sich beziehen, mit Xylose \u00fcberein. Beim Erhitzen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure und Phloroglucin gaben die Krystalle sehr sch\u00f6n die Pentosereaktion (Kirschrotf\u00e4rbung der Fl\u00fcssigkeit).\nAus den im vorigen gemachten Angaben ist zu schlie\u00dfen,, da\u00df die Samenschalen von Cucurbita Pepo ein Xylan einschlie\u00dfen. Ohne Zweifel fand sich dasselbe in recht ansehnlicher Menge vor, denn die Ausbeute an Xylose war eine recht bedeutende.\nDie Mutterlauge, welche von den durch die beschriebenen Versuche als identisch mit Xylose erkannten Krystallkrusten abgegossen worden war, lieferte bei der Oxydation mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure Schleims\u00e4ure. Letztere wurde in verd\u00fcnnter Natronlauge gel\u00f6st und durch Zusatz von Salpeters\u00e4ure aus der L\u00f6sung wieder ausgef\u00e4llt. Ihr Schmelzpunkt lag nun bei 213\u00b0. Daraus ist zu schlie\u00dfen, da\u00df die Samenschalen von. Cucurbita Pepo neben einem Xylan auch ein Gal a kt an enthielten. Es scheint jedoch, da\u00df die Quantit\u00e4t des letzteren geringer war, als diejenige des Xylans.\nIch lasse nun noch einige Angaben \u00fcber die bei der mikroskopischen Untersuchung der Samenschalen erhaltenen Re-","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"524\nN. Castoro,\nsultate folgen, die ich der Gef\u00e4lligkeit des Herrn Professor H. C. Schellenberg verdanke.\n\u00abDie Samenschale von Cucurbita Pepo L. ist gleichzeitig und unabh\u00e4ngig von einander von Fickel1) und v. H\u00f6hnel2) untersucht worden. Sie stellt nach beiden Autoren ein kompliziertes Gebilde dar, das aus der innern Epidermis der Fruchtbl\u00e4tter, den Integumenten, dem Perisperm und dem Endosperm des Fruchtknotens hervorgegangen ist. Die einzelnen Schichten zeigen ein sehr verschiedenes Verhalten ihrer Membranen. Das zu \u00e4u\u00dferst liegende leicht abl\u00f6sbare d\u00fcnne H\u00e4utchen besteht in der Hauptsache aus einer Cellulose, die in Wasser leicht und stark quillt und beim Kochen mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren (3\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure) gel\u00f6st wird. Nur die d\u00fcnne Cuticula und die Cuticularschicht, wie sie v. H\u00f6hnel bezeichnet, bleiben ungel\u00f6st zur\u00fcck. Dieses \u00e4u\u00dfere Samenh\u00e4utchen war bei den meisten Samen abgel\u00f6st oder leicht abl\u00f6sbar und kann nur einen kleinen Teil der aufgefundenen Hemicellulosen geliefert haben.\nDie \u00e4u\u00dferste Schicht der eigentlichen Samenschale besteht aus langgestreckten, s\u00e4ulenf\u00f6rmigen, stark verdickten Zellen, die nur selten einzelne kleine St\u00e4rkek\u00f6rnchen enthalten. Ihr Verhalten gegen\u00fcber Chlorzinkjod beschreibt v. H\u00f6hnel Seite 313 folgenderma\u00dfen: \u00abDie Au\u00dfenwandung ist sehr verdickt und zeigt merkw\u00fcrdigerweise keine Cuticula; sie besteht, sowie \u00fcberhaupt das ganze \u00e4u\u00dfere Drittel bis F\u00fcnftel der Zellen aus reiner Cellulose; weiter nach innen beginnen sich die Seitenw\u00e4nde mit Chlorzinkjod schmutzig blau zu f\u00e4rben, w\u00e4hrend die innersten Partien ganz braun gef\u00e4rbt werden. Die Au\u00dfenwand zeigt sich eigent\u00fcmlich differenziert, indem die \u00e4u\u00dfere Partie weniger stark lichtbrechend ist als die innere, die sich auch mit Chlorzinkjod dunkler blau f\u00e4rbt.\u00bb\nNoch besser als mit Chlorzinkjod treten die Differenzen\n1)\tFickel, Uber die Anatomie und Entwickelung der Samenschalen der Cucurbitaceen. Botanische Zeitung 1876, S. 738 u. f.\n2)\tv. H\u00f6hnel, Morphologische Untersuchungen \u00fcber die Samenschalen der Cucurbitaceen und einiger verwandter Familien. Sitzungsberichte d. Wiener Akademie, Bd. LXXIII, 1. Abt., 1876, S. 297 u. f.","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Hemicellulosen in den Samenschalen von Cucurbita Pepo. 525\ndurch Auskochen der Schnitte mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure hervor. Die inneren Schichten, von denen v. H\u00f6hnel angibt, da\u00df sie sich mit Chlorzinkjod braun f\u00e4rben und stark lichtbrechend sind, werden fast ganz gel\u00f6st. Die \u00e4u\u00dfere Partie, die weniger lichtbrechend ist und mit Chlorzinkjod schwach blau wird, quillt etwas auf und zeigt zugleich eine Substanzverminderung durch teilweise L\u00f6sung, die ich auf 1/s bis zur H\u00e4lfte sch\u00e4tze. Die Hauptmasse der von den Samenschalen des K\u00fcrbis erhaltenen Hemicellulosen d\u00fcrfte aus dieser Zellschicht stammen, die als Quellungsschicht f\u00fcr den Samen funktioniert.\nDie nach innen folgenden Zellschichten zeigen alle verholzte Membranen bis auf die zarten Reste, die aus dem zusammengedr\u00fcckten Perisperm und Endosperm hervorgegangen sind. Es sind das die Schichten III\u2014VI in der Terminologie v. H\u00f6hn els. Q Unter diesen ist die Hartschicht die bemerkenswerteste. Ihre Zellen zeigen auf dem Querschnitt steinzell artige Verdickung der Membran. Obwohl sie verholzt ist, zeigt sich nach l\u00e4ngerer Einwirkung von Chlorzinkjod ein schwach violetter Farbenton. Nach dem Auskochen mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure bemerkt man, da\u00df auch in diesen Membranen ein geringer Substanzverlust eingetreten ist ; etwa V\u00f6\u2014Vs d\u00fcrfte von der Membransubstanz gel\u00f6st worden sein.\nDie zarten unverholzten Reste des Perisperms und Endosperms bilden das innerste H\u00e4utchen der Samenschale. Ihre Membranen sind d\u00fcnn und geben mit Chlorzinkjod eine schwachblaue F\u00e4rbung. Sie bestehen etwa zur H\u00e4lfte aus Hemicellulosen, die bei dem Auskochen mit verd\u00fcnnter S\u00e4ure gel\u00f6st werden.\nWenn aus den Samenschalen des K\u00fcrbis gro\u00dfe Mengen Hemicellulose gewonnen werden k\u00f6nnen, so d\u00fcrften sie unter Ber\u00fccksichtigung der Mengen etwa zu 80\u00b0/o aus der Quellschicht der Samenschale stammen, etwa zu 5\u201410\u00b0/o aus der Hartschicht und ebensoviel aus den Resten des Perisperms und Endosperms und nur einige wenige Prozente (2\u20143) aus dem \u00e4u\u00dferen Samenh\u00e4utchen.\u00bb\n*) Eine gute Abbildung der Verh\u00e4ltnisse gibt Fig. 10, Taf. II in der zitierten Abhandlung v. H\u00f6hneis.","page":525}],"identifier":"lit18557","issued":"1907","language":"de","pages":"521-525","startpages":"521","title":"\u00dcber die in den Samenschalen von Cucurbita Pepo enthaltenen Hemicellulosen","type":"Journal Article","volume":"52"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:50:37.863652+00:00"}