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{"created":"2022-01-31T13:59:07.356081+00:00","id":"lit18584","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Tollens","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 53: 164-180","fulltext":[{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure und Purinbasen im Urine und im Kote des Gichtkranken bei Nierenst\u00f6rungen.\nVon\nDr. Tollens, Oberarzt an der st\u00e4dtischen Krankenanstalt in Kiel.\n(Der Redaktion zugegangen am 5. August 1907.)\nBez\u00fcglich der urs\u00e4chlichen Wechselbeziehungen zwischen Gicht und Schrumpfniere, dieser so au\u00dferordentlich h\u00e4ufigen\nKrankheitskombination, hat man neuerdings die alte Garrodsche\n\u2666\nAnsicht fallen lassen. Garrod sah die Ursache der Gicht noch in einer Harns\u00e4urestauung infolge einer Erkrankung, einer Funktionsst\u00f6rung der Niere, eine Ansicht, die Levison, Luft, Strau\u00df1) durch die von anderer Seite2) nicht best\u00e4tigten Befunde von Harns\u00e4ureablagerungen in den Gelenken Schrumpfnierenkranker zu st\u00fctzen suchten. Die Meinung ist aber nunmehr eher umgekehrt dahin, da\u00df Gicht und Nephritis beide durch eine gemeinsame Ursache, die gichtische Diathese, verursacht w\u00fcrden, die sowohl zur Gelenkgicht mit allen ihren Erscheinungen f\u00fchre, als sie auch die Erkrankung der Niere verursache.\nSo w\u00e4re die Nierenentz\u00fcndung eher eine Folge, als die Ursache der Gicht.\nDie vorz\u00fcglichste St\u00fctze dieser Ansicht beruht einerseits auf dem sicheren Vorkommen von Gicht ohne jede anatomisch nachweisbare Nierenver\u00e4nderung \u2014 der prim\u00e4ren Gelenkgicht Ebsteins \u2014 sowie auf der feststehenden Tatsache, da\u00df der einfach Nierenkranke seine Harns\u00e4ure bedeutend besser aus-scheiden kann als der Gichtkranke, und da\u00df es daher beim\nx) Nach v. No or den, Handb. d. Pathologie d. Stoffwechsels, Bd. II, Die Gicht.\n2) Ibidem.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 165\nNierenkranken, auch wenn die Erkrankung wie eine Schrumpfniere jahrelang dauert, nicht zu Harns\u00e4ureablagerung kommt. Die Harns\u00e4ureablagerung mu\u00df etwas anderes als die Schrumpfniere zustande bringen, eben die gichtische Diathese.\nDas Vorkommen der von Ebstein mit prim\u00e4rer Nierengicht bezeichneten Affektion, welche die Extremit\u00e4ten unbeteiligt l\u00e4\u00dft, beweist andrerseits die M\u00f6glichkeit, da\u00df \u00fcberhaupt die gichtische Diathese die Niere angreifen kann, und da\u00df es eine spezifische Gichtniere gibt.\nAu\u00dferordentlich h\u00e4ufig sind ja nun Gicht und Schrumpfniere gleichzeitig vorhanden, miteinander vergesellschaft; und es will uns nach unseren Krankenhauserfahrungen scheinen, da\u00df hier, wo beide Krankheiten Zusammentreffen, die Schrumpfniere bei Gicht von erheblichem Einflu\u00df auf die Harns\u00e4ureausscheidung sein kann, wenn auch die einfache Schrumpfniere die Harns\u00e4ureausscheidung kaum wesentlich hindert. F\u00fcr dieses Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnis spricht unserer Meinung nach eine Gruppe von Gicht-Schrumpfnierenf\u00e4llen, die sich durch au\u00dferordentlich massenhafte Harns\u00e4ureablagerung und durch sehr geringe exogene, sowie teilweise auch endogene Harns\u00e4urewerte auch in der anfallsfreien Zeit auszeichnet. Dabei braucht es sich, das mu\u00df besonders betont werden, garnicht . immer um akut verlaufende, an typischen Anf\u00e4llen reiche Gicht zu handeln. Es lagerten sich vielmehr bei beiden F\u00e4llen, auf die ich hier n\u00e4her eingehen will, auch in den langen, vollkommen anfallsfreien Zeiten reichlich harnsaure Salze teilweise unter unseren Augen, z. B. durch die Fingerhaut durchscheinend, ohne jede entz\u00fcndliche Erscheinung dauernd ab.\nBei dem einen dieser beiden F\u00e4lle war nun unseres Erachtens unzweifelhaft ein Parallelismus der Harns\u00e4ureablagerungen, und der St\u00f6rungen von seiten der Schrumpfniere vorhanden, in der Weise, da\u00df sehr h\u00e4ufig Inkompensationserscheinungen der Schrumpfniere zusammenfielen mit starken Harns\u00e4ureablagerungen, teils mit teils ohne entz\u00fcndliche Erscheinungen.\nBeide hierhergeh\u00f6rige F\u00e4lle sind 1905 von Eschenburg1)\n4) M\u00fcnch, med. Wochenschr., 1905, Nr. 47.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nTollens,\ngenauer bez\u00fcglich der Harns\u00e4ureausscheidung beschrieben worden.\nEschenburg konnte damals bei dem einen, H., der sich durch enorme Ablagerungen harnsaurer Salze auszeichnete, den sehr niedrigen endogenen Harns\u00e4urewert von 0,02\u20140,04 g pro die feststellen. Auch bei Zulage von 150 g Fleisch t\u00e4glich stieg die Ausscheidung nur auf 0,06\u20140,07 g Harns\u00e4ure, anstatt wie beim Gesunden um etwa 0,9 g. Also eine betr\u00e4chtliche Verminderung der Ausscheidung.\nEschenburg zog damals zur Erkl\u00e4rung dieser niedrigen Werte in Verbindung mit den \u00fcberaus starken Harns\u00e4ureablagerungen in den Tophis bereits die chronische interstitielle Nierenentz\u00fcndung heran, umsomehr, als H. damals bereits ausgesprochene Zeichen von Niereninsuffizienz bot.\nDieser gichtkranke H., ein Maler, war ein 76j\u00e4hriger, stark arterio-sclerotischer Mann, bei dem \u00e4tiologisch Alkoholismns und chronische Blei-intoxication wohl in Betracht kamen. Er wies au\u00dferordentlich ausgedehnte Ablagerungen harnsaurer Salze auf, die zu umfangreichen Verdickungen und Verunstaltungen seiner H\u00e4nde und F\u00fc\u00dfe gef\u00fchrt hatten und gelbwei\u00df durch die d\u00fcnneren Hautpartien durchschimmerten. Im R\u00f6ntgenbilde zeigen die Phalangen der Finger, deren R\u00e4nder eingekerbt, wie angefressen aussehen und deren Enden vor dem Endgelenk vorz\u00fcglich, fast durchsichtig, ohne erkennbare Knochenb\u00e4lkchen erscheinen, eine unverkennbare Atrophie zum Unterschiede von den Knochenwucherungen und Difformit\u00e4ten der Arthritis difformans. Dieser H. wies, wie erw\u00e4hnt, zur Zeit der Untersuchung durch Eschenburg alle Zeichen einer fortgeschrittenen Schrumpfniere auf. In den folgenden 2 Jahren ist der Proze\u00df fortgeschritten, bis H. 1907 unter den Zeichen der schwersten Inkompensation zugrunde ging.\nWann die Schrumpfniere begonnen hat, lie\u00df sich nicht genau eruieren, jedenfalls hat sie 10\u201415 Jahre bestanden. Die Gicht ist etwa seit 25 Jahren vorhanden gewesen, erst reich an akuten Anf\u00e4llen, sp\u00e4ter mehr chronisch gewesen. H. befand sich seit 1890 im st\u00e4dtischen Armenhause und sehr h\u00e4ufig, jedesmal wochenlang, im st\u00e4dtischen Krankenhause. Die zahlreichen Aufnahmen der letzten Jahre wurden regelm\u00e4\u00dfig durch Inkompensationserscheinungen der Schrumpfniere erfordert: Wenig Urin, \u00d6deme, viel Eiwei\u00df im Urin, heftigstes ur\u00e4misches Asthma ; dazu kamen noch Beschwerden seitens des besonders nach links stark hypertrophischen Herzens, dessen unregelm\u00e4\u00dfige T\u00e4tigkeit schwerere myocar-ditische Ver\u00e4nderungen annehmen lie\u00df. Schwere arteriosclerotische Ver\u00e4nderungen der Gef\u00e4\u00dfe waren au\u00dferdem vorhanden. Und jedesmal, wenn so die Schrumpfniere schwere Erscheinungen machte und die Ausschei-","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 167\ndung durch die Niere stark beeintr\u00e4chtigt war, zeigten sich auch gleichzeitig neue Exazerbationen der sonst ruhigen, inaktiven Gicht, bestehend in Entz\u00fcndungen, teilweisem Aufbrechen der Tophis und sehr schneller Zunahme der Ablagerungen der Harns\u00e4ure. Gelang es dann vielfach, die Niereninsuffizienz und ur\u00e4mischen St\u00f6rungen zu beseitigen, so pflegte auch regelm\u00e4\u00dfig der Gichtproze\u00df zur Ruhe zu kommen; die Gelenke wurden beweglicher, schmerzfreier. Die Harns\u00e4ureablagerung ging allerdings doch noch weiter, aber langsamer und ohne entz\u00fcndliche Erscheinungen zumeist. Einige Male wurde noch nach mehrw\u00f6chigem Aufenthalte im Krankenhause beim Zunehmen von Nierenst\u00f6rungen Albuminurie, Verminderung der Urinmenge bei niedrigem spez. Gewicht, trotz purinfreier Di\u00e4t, trotz Bettruhe und sonstiger therapeutischen Ma\u00dfnahmen, gleichzeitig die Entwicklung von gichtischen Exazerbationen beobachtet^'\nWir haben so den bestimmten Eindruck bekommen, da\u00df hier bei H. der Schrumpfniere ein ganz bedeutender Anteil am Zustandekommen der Harns\u00e4ureabiagerungen mit ihren Folgezust\u00e4nden zukam, und da\u00df diese Schrumpfniere zur st\u00e4rkeren Retention der Harns\u00e4ure Veranlassung gab.\nH. ist am 3. II. 07. an Ur\u00e4mie, Pneumonie und Herzinsuffizienz zugrunde gegangen.\nDas Sektionsergebnis entsprach zun\u00e4chst dem schon am Lebenden erhobenen Befunde reichlichster Harns\u00e4ureablagerung. Sogar im Innern der Knochen, den Markr\u00e4umen, von denen die der Finger v\u00f6llig von wei\u00dflichen Harns\u00e4ureverbindungen angef\u00fcllt waren, in der Spongiosa der Gelenkenden, im Gelenkknorpel, in der Intima der Arterien, \u00fcberall war reichlich Harns\u00e4ure deponiert.\nBesonders interessierten dann die ebenfalls reichlich mit Ablagerungen harnsaurer Salze durchsetzten Nieren. Es waren Schrumpfnieren h\u00f6chsten Grades. Die L\u00e4ngen-, Quer- und Dickenma\u00dfe betrugen:;\nr: 9, 31/\u00ab, 3 cm 1: 7, 3% 3 \u00bb\nGr\u00f6\u00dftenteils war die Rinde durch narbiges Bindegewebe ersetzt ;-und dort, wo sie noch funktioniert haben mu\u00dfte, waren nur noch wenige Milligramme stehen geblieben.\nDas Herz war stark hypertrophisch und erweitert, besonders der linke Ventrikel; die linke Herzwand und der Papillarmuskel wiesen einige^ Schwielen auf. Au\u00dferdem fand sich eine ausgedehnte Art\u00e9rioscl\u00e9rose, Lungenemphysem und einige pneumonische Herde im linken Unterlappen.\nDer Befund so geringer Reste eventuell noch funktionsf\u00e4higen Nierenparenchymes bei H. lie\u00df ohne weiteres dem Gedanken Raum, da\u00df hier neben der Gicht die Schrumpfniere-","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nTollens,\nzur Harns\u00e4ureretention beigetragen haben mu\u00dfte. Analog dem Tierexperiment Zaleskys,1) Ebsteins, Nikolaiers, die bei V\u00f6geln durch Unterbindung der Uretheren Harn s\u00e4ure ablag e-rungen erzeugen konnten, indem sie einfach die Harns\u00e4ure nicht aus dem K\u00f6rper herauslie\u00dfen, anstauten, h\u00e4tte hier die weitgehende Ausschaltung der Nieren, neben anderen Harnbestandteilen nat\u00fcrlich, die Harns\u00e4ure zur\u00fcckgehalten, um so zusammen mit der Gicht die au\u00dferordentlichen Depots aufzubauen.\nNicht so sinnf\u00e4llig erscheint der Zusammenhang zwischen Gicht, Harns\u00e4ureablagerungen und Schrumpfniere bei einem zweiten, ebenfalls bereits von Eschenburg untersuchten Falle Sch.\nSch. leidet etwa seit 15 Jahren an Gicht, die zuerst in typischen Anf\u00e4llen, mit Schmerzen und Entz\u00fcndungen der Gro\u00dfzehengelenke auftrat, dann aber chronisch, inaktiv wurde und weniger Beschwerden machte. Seit 1896 ist Sch. ein h\u00e4ufiger Gast des Krankenhauses. Die Aufnahmen geschahen aber bis 1902 nicht wegen der Gicht, sondern wegen Verletzungen, interkurrenter Pneumonien und anderem.\n1902 wurde zum ersten Male Eiwei\u00df im Urin nachgewiesen, und man konnte, da au\u00dferdem eine durch sonst nichts recht erkl\u00e4rte Herzhypertrophie bestand, eine Schrumpfniere vermuten. Erh\u00f6hte Urinmenge wurde damals nicht sezerniert, irgend welche subjektiven Be-.schwerden, die die Schrumpfniere veranla\u00dft h\u00e4tte, waren nicht zu konstatieren. Seit 1902 ist Sch. nun noch verschiedene Male im Kranken-liause gewesen. W\u00e4hrend ihm aber vorher seine Gicht, in den letzten Jahren wenigstens, nur wenig Beschwerden gemacht hatte, traten von nun an wieder bedeutendere Schmerzen in den reichlich mit Harns\u00e4ureablagerungen versehenen Fingern und Zehen, ferner in den Handgelenken auf, so da\u00df Sch. deswegen das Krankenhaus aufsuchen mu\u00dfte. Parallel mit diesen Erscheinungen ging nun die Zunahme der Symptome der Schrumpfniere. Wesentliche Zeichen von Niereninsufficienz bestehen allerdings noch nicht, aber die Urinmenge war 1907, als Sch. das letztemal beobachtet wurde, auf etwa 3000\u20144000 ccm t\u00e4glich bei geringem spezifischen Gewicht (1005\u20141010) gestiegen, au\u00dferdem litt Sch. an leichter Kurzatmigkeit. \u00ab Betr\u00e4chtlich aber vermehrte sich jetzt \u2022die vorher bereits reichliche Ablagerung harnsaurer Salze. Wie bei H. bildeten sich teilweise unter unseren Augen innerhalb weniger Wochen erbsengro\u00dfe Tophi unter der durchscheinenden Haut der Zeigefinger ohne Schmerz und Entz\u00fcndung.\n*) Zalesky, Untersuchungen \u00fcber ur\u00e4mische Prozesse, T\u00fcbingen\n1865.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 169\nDabei hatte Sch. vollkommen zweckentsprechend bei purinarmer Kost, Alkalizufuhr, Ruhe und Schonung der Gelenke gelebt.\nIch glaube deshalb nicht mit der Annahme fehlzugehen, da\u00df auch in diesem Falle die sich allm\u00e4hlich st\u00e4rker entwickelnde Schrumpfniere einen immer wachsenden gewichtigen Faktor bei dieser immer zunehmenden Harns\u00e4areablagerung bildet, und da\u00df sie die vorher ruhende Gicht zu neuem Aufflackern gebracht hat.\nWie die im folgenden angef\u00fchrten Untersuchungen des Purin Stoffwechsels bei Sch. zeigen, ist bei ihm der Wert f\u00fcr die endogene Harns\u00e4ure nicht \u00fcberm\u00e4\u00dfig herabgesetzt, wohl aber ist seine F\u00e4higkeit, auf zugef\u00fchrte Harns\u00e4urebildner schnell und ausgiebig zu reagieren, sehr beeintr\u00e4chtigt.\nII.\nEschenburg hatte bei diesem Gichtkranken 1905 einen endogenen Harns\u00e4urewert von 0,24 g t\u00e4glich, eine anscheinend normale Harns\u00e4ureausscheidung nach Fleischzulage und das Vorkommen jener pl\u00f6tzlichen, f\u00fcr die Gicht typischen, von der Nahrung nicht abh\u00e4ngigen Steigerungen der Harns\u00e4ureausscheidung im Urin feststellen k\u00f6nnen.\nIch habe den Purinstoffwechsel dieses Gichtkranken einer nochmaligen noch eingehenderen Untersuchung unterzogen mit Einschlu\u00df der Purinbasenausscheidung im Urine.\nZugleich habe ich die Frage zu beantworten gesucht, ob der Gichtkranke im Kote vikariierend Purink\u00f6rper ausscheidet an Stelle der niedrigen Harns\u00e4urexkretion im Urine.\nDamit war dann auch gleich festgestellt, welcher Anteil an dem beim Gichtkranken auff\u00e4llig reichlichen Kotstickstoff den Purinbasen zuf\u00e4llt.\nAuf diese letzteren Verh\u00e4ltnisse werde ich sp\u00e4ter zur\u00fcckkommen. S. 174.\n#\nMethodik.\nZur Zeit der Untersuchung hatte Sch. bereits wochenlang eine von Purink\u00f6rpern fast freie Di\u00e4t, bestehend aus Brot, Gem\u00fcse, Butter, Milch und Eiern bekommen. Diese Di\u00e4t wurde zun\u00e4chst unter genauer Kontrolle und bei Berechnung der Menge und des Stickstoffgehaltes beibehalten.","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nTollens,\nIm Urin wurde w\u00e4hrend dieser Periode bestimmt: die t\u00e4gliche Menge des Stickstoffes, des Basenstickstoffes und die t\u00e4gliche Menge der Harns\u00e4ure, d. h. der endogene Harns\u00e4ure wert.\nIm Kote wurde die t\u00e4gliche Stickstoff- und Basenstickstoffmenge festgestellt.\nHierauf bekam Sch. purinhaltige Zulage. Und zwar habe ich als solche Liebigs Fleischextrakt gew\u00e4hlt, erstens um dauernd eine Zugabe von m\u00f6glichst konstanter Zusammensetzung zu haben, zweitens um mit diesem bek\u00f6mmlichen, wohlschmeckenden Mittel m\u00f6glichst nat\u00fcrliche Verh\u00e4ltnisse zu schaffen. Fleischextrakt wurde in 5t\u00e4giger Periode gereicht: die Ausscheidung t\u00e4glich, und, nach Absetzen der purinhaltigen Zulage, mehrere Tage lang bis zum Wiedererscheinen des oben festgestellten endogenen Harns\u00e4urewertes untersucht.\nDie Methode, deren ich mich zur Urinuntersuchung bediente, mu\u00dfte, da ich die Urinbasen mitbestimmen wollte, die Kr\u00fcger-Schmidtsche sein.1)\nDie Kotbasen wurden nach Kr\u00fcger-Schittenhelm2) bestimmt. (S. 175.)\nDieselbe Methode habe ich zur Bestimmung des Purin-basen-N im Fleischextrakte angewandt, (cf. S. 173.)\nIch bekam folgende in Form von Tabellen geordnete Werte.\nA. Bei purinfreier Kost.\nUrin.\nTag\tMenge\tStickstoff g\tHarns\u00e4ure g\tPurinbasen- stickstoff\tHarns\u00e4ure-N\n\tSpez. Gew.\t\t\t\tBasen-N\n1. 2. 3.\t1500 1015 2200 1012 2650 1010\t12,667 12,495 13,560\t0,344 0,344 0,345\t0,0121 0,0245 0,0185\t9,5 4,7 6,2\nb Hoppe-Seyler-Thierfelder, Handbuch der chem. Analysis. 2) Diese Zeitschrift, Bd. XLY, H. 1 u. 2.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 171\nDer Gichtkranke schied also mit auffallender Gleichm\u00e4\u00dfigkeit einen endogenen Harns\u00e4urewert aus, dessen Wert an der unteren Grenze des Normalen liegt.\nAuch die f\u00fcr den Purinbasenstickstoff gefundenen Werte liegen innerhalb normaler Grenzen; somit auch die Verh\u00e4ltniszahl zwischen dem Harns\u00e4urestickstoff und Purinbasenstickstoff im Urin.\nB. Bei obiger purinfreier Kost -f- t\u00e4glicher Zulage von 60 g Liebigs Fleischextrakt. Urin.\nTag\tMenge\tStickstoff\tHarns\u00e4ure\tPurinbasen- stickstoff g\tHarns\u00e4ure-N\n\tSpez. Gew.\tg\tg\t\tPurinbasen-N\n1.\t2450 1012\t17,888\t1,056\t0,0344\t10,2\n2.\t3100 1010\t19,456\t1,326\t0,0449\t9,8\n3.\t3200 1009\t17,072\t0,769\t0,0242\t10,6\n4.\t3600 1008\t14,911\t0,591\t0,0309\t6,3\nW\u00e4hrend der zweiten Periode erfolgt auf die Zulage purink\u00f6rperhaltigen Materiales eine prompte Steigerung der Harns\u00e4ureausscheidung. Diese Vermehrung erreicht aber nicht, wie sie es beim Gesunden tun w\u00fcrde, bereits am ersten Tage einen H\u00f6chstwert, der dann, solange die Zufuhr dauert, beibehalten w\u00fcrde, vielmehr tritt eine Verz\u00f6gerung der Ausscheidung ein, indem diese erst am 2. Tage ihren H\u00f6hepunkt erreicht. Nun k\u00f6nnte man immer noch erwarten, da\u00df sich der K\u00f6rper w\u00e4hrend des 3. und 4. Tages energisch der mehrgebildeten Harns\u00e4ure entledigen w\u00fcrde, nachdem er, wenn auch versp\u00e4tet, eine gewisse H\u00f6he der Ausscheidung erreicht hat. Dem ist aber, wie obige Tabelle lehrt, nicht so. Das Harns\u00e4ureausscheidungsverm\u00f6gen des K\u00f6rpers scheint sich als insufficient in zunehmendem Ma\u00dfe zu erweisen. Betrug die Menge der ausgeschiedenen Harns\u00e4ure am ersten Tage doch bereits 1,056 g, so ist nach dem Sprunge nach oben am 2. Tage dieser","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nTollens,\nWert am 3. Tage schon auf 0,7 g, am 4. auf 0,59 g abgesunken, trotz unver\u00e4nderter Zufuhr in der Nahrung. Dadurch ist denn auch eine ganz erhebliche Retention eingetreten, die sich bei der Berechnung der zu erwartenden Ausscheidungswerte als sehr betr\u00e4chtlich herausstellen wird.\nWie ist dieses Verhalten zu erkl\u00e4ren?\nv. Noorden weist auf die Wahrscheinlichkeit hin, \u00e4hnlich, wie beim Zuckerkranken gegen\u00fcber Zucker, m\u00f6chte sich beim Gichtkranken eine gewisse Toleranz gegen\u00fcber Purink\u00f6rpern finden; solange der H\u00f6chstwert dieser Toleranz nicht \u00fcberschritten sei, k\u00f6nne der Gichtkranke in dem Ma\u00dfe, wie ein Gesunder auf Purink\u00f6rperzufuhr reagieren und gen\u00fcgend Harns\u00e4ure ausscheiden. v. Noorden glaubt ferner, die M\u00f6glichkeit einer Steigerung dieser Toleranz durch lange Karenz von Purink\u00f6rpern m\u00f6chte vielleicht vorhanden sein.\nUnser Gichtkranker hatte, wie oben erw\u00e4hnt, wochenlang streng di\u00e4t, ohne Purink\u00f6rperzufuhr gelebt. Ich meine deshalb die Tabelle dahin auslegen zu d\u00fcrfen: Dem Kranken ist bei der langen purinfreien Kost die F\u00e4higkeit, exogene Harns\u00e4ure auszuscheiden, wie eine Reservekraft, aufgespeichert, vielleicht auch gewachsen. Durch die \u2014 therapeutisch gewi\u00df nicht richtige \u2014 \u00dcberschwemmung des K\u00f6rpers mit purinhaltigem Material ist diese F\u00e4higkeit des K\u00f6rpers aber rasch verbraucht, und die weitere F\u00e4higkeit, exogene Harns\u00e4ure auszuscheiden, erheblich gest\u00f6rt. Das ganze Verhalten w\u00e4re analog dem des Diabetikers, bei dem auf l\u00e4ngere Entziehung kohlenhydrathaltiger Kost eine bessere Assimilation f\u00fcr zuckerbildende Stoffe erfolgt, bei dem man aber auch durch allzu reichliche Darreichung von Kohlenhydraten Schaden anrichten kann.\nIm Laufe von 3 Tagen nach der Ern\u00e4hrungsperiode mit purinhaltiger Kost sinkt also die Harns\u00e4uremenge wieder auf den vorher festgestellten endogenen Wert ab.\nNeben der Verlangsamung der Ausscheidung ist als typisch f\u00fcr den Gichtkranken die Harns\u00e4ureretention bei Zufuhr von Purink\u00f6rpern hingestellt. Der Gesunde scheidet erfahrungsgem\u00e4\u00df gegen 50\u00b0/o des zugef\u00fchrten Purink\u00f6rperstickstoffes als Stickstoff der Harns\u00e4ure aus; der Gichtkranke aber weniger. (Au\u00dfer","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 173\n\u00e4lteren, nach Bloch,1) Brugsch,2) Pollak,3) Hirschstein,4) v. Noorden.5)\nC. Bei purinfreier Kost im unmittelbaren Anschlu\u00df an Periode B.\nUrin.\nTag\tMenge\tStickstoff\tHarns\u00e4ure\tPurinhasen- stickstoff g\tHarns\u00e4ure-N\n\tSpez. Gew.\tg\t'W\t\tPurinbasen-N\n1.\t2600 1010\t16,613\t0,467\t0,0253\t6,2\n2.\t2800 1012\t17,227\t0,376\t0,0305\t4,1\n3.\t3240 1008\t16,411\t0,361\t0,0295\t4,1\nAuch in dieser Weise verh\u00e4lt sich unser Kranker typisch.\nLiebigs Fleischextrakt, wie ich es aus der Apotheke bezogen habe, enth\u00e4lt nach meiner Untersuchung insgesamt etwa 9,2\u00b0/o Stickstoff. Der Basenstickstoff betr\u00e4gt etwa l,55\u00b0/o (Bestimmung nach Kr\u00fcger-Schittenhelm (s. S. 173).\nDemnach bekam Sch. in 60 g Fleischextrakt 0,928 g Basenstickstoff. 50\u00b0/o davon, also 0,464 g, sollten im Urin als Harns\u00e4urestickstoff erscheinen. Die Harns\u00e4uremenge m\u00fc\u00dfte demnach 1,392 g betragen, dazu k\u00e4me dann noch der endogene Wert.\nFolgende Tabelle soll diese Verh\u00e4ltnisse anschaulicher machen. Es ergeben sich n\u00e4mlich auf Grund obiger Tabellen folgende Werte: (Siehe Tabelle auf S. 174).\nAlso auch am g\u00fcnstigsten Tage, dem zweiten, erreicht die Harns\u00e4ureausscheidung nur 35\u00b0/o statt der geforderten 50\u00b0/o des Eingef\u00fchrten.\nNeben der Verz\u00f6gerung der Ausscheidung fand sich eine betr\u00e4chtliche Verlangsamung.\n9 Deutsch. Arch. f. klin. Med., Bd. LXXXIII, 1905.\n2)\tZeitschr. f\u00fcr experim. Pathol, u. Therap., Bd. II, 1906.\n3)\tDeutsch. Arch, f\u00fcr klin. Med., Bd. LXXXVIII, 1906.\n4)\tZeitschr. f\u00fcr experim. Pathol, u. Therap., Bd. IV, 1907.\n5)\tv. Noorden, Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nTollens,\nTag\tGesamtmenge der Harns\u00e4ure g\tAnzunehmender endogener Wert g\tExogener Wert g\tIm exogenen Wert sind enthalten vom Stickstoff der Zufuhrprozente\n1.\t1,056\t0,345\t0,711\t25,6\n2.\t1,326\t0,345\t0,981\t35,0\n3.\t0,769\t0,345\t0,424\t*\t15,0\n4.\t0,591\t0,345\t0,246\t9,0\nIII.\nMerkw\u00fcrdigerweise findet man nach \u00fcbereinstimmenden Stoffwechseluntersuchungen im Kote der Gichtkranken auffallend hohe Stickstoffmengen, die die 8-, h\u00f6chstens 10\u00b0/o vom aufgenommenen Stickstoff, welche der Gesunde ausscheidet, bedeutend \u00fcberschreiten. Die meisten solcher hohen Werte sollen auf die Zeit gichtischer Attacken fallen, doch sollen auch in der anfallsfreien Zeit und nat\u00fcrlich bei der chronischen Gicht derartige Vermehrungen der Stickstoffmenge im Kote Vorkommen.1)\nAuch bei der Nephritis findet man bekanntlich eine auffallend hohe Stickstoffausscheidung im Kote, von der \u2014 wenigstens bei ur\u00e4mischen Diarrh\u00f6en \u2014 bis 20\u00b0/o auf Ammoniak zu beziehen sind.\nMan wird also in unserem Falle, wo Gicht und Nephritis Zusammentreffen, auch die Ammoniakausscheidung ber\u00fccksichtigen m\u00fcssen.\nWorauf bei der Gicht und bei der Nephritis die vermehrte Stickstoffausscheidung beruht, ist noch unbekannt. Dagegen, da\u00df sie Folge einer mangelhaften Resorption ist, spricht die nach v. Noorden und Ritter, Vogel ungest\u00f6rte Fettresorption. Man k\u00f6nnte dann die Abgabe von stickstoffhaltigem Material in den Darm hinein gesteigert denken. Ferner k\u00f6nnte die nach Magnus-Levy2) beim Gichtkranken gesteigerte Eiwei\u00dff\u00e4ulnis die Ursache sein, da hierbei die abnorme Masse von Bakterien eine gro\u00dfe Menge Stickstoff in ihren Leibern enthalten\n1)\tV. Noorden, Lehrbuch der Pathologie des Stoffwechsels, II, die\nGicht.\n2)\tZeitschr. f. klin. Med., 1899, Bd. XXXV\u00cf, S. 353.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 175\nw\u00fcrden. In diesem Falle m\u00fc\u00dften auch die Purinbasen in gesteigerter Menge vorhanden sein, da sie, wie seinerzeit von Schittenhelm und mir1) nachgewiesen, zu 25\u00b0/o etwa von den Kotbakterien geliefert werden.\nMan k\u00f6nnte von vornherein auch denken, da\u00df gewisserma\u00dfen vikariierend an Stelle der verminderten Harns\u00e4ureab-scheidung im Urin, eine Vermehrung der Purinhasen im Kote eintreten m\u00f6chte. Petr\u00e9n2) hat allerdings beim Gichtkranken nur eine Tagesmenge von 62 mg Xanthinbasen gefunden, d. h. eine normale Menge, aber seine Methode war ungenau nach Kr\u00fcger und Schittenhelm.3)\nBesonders, um der Frage der Mehrausscheidung von Purinbasen Herr zu werden, habe ich nun bei unserem Gichtkranken die m\u00f6gliche Menge des Purinbasenstickstoffes, ferner die Stickstoffund die Ammoniakmenge der Faeces bestimmt.\nDie Methode, deren ich mich bediente, ist die von Kr\u00fcger und Schittenhelm.3)\nEs wird dabei die Tagesmenge Faeces mit 2 1 Wasser und 20 cm konzentrierter H2S04 4 Stunden lang \u00fcber freier Flamme aufgeschlossen. Dann wird mit Natronlauge alkalisiert, mit Essigs\u00e4ure stark anges\u00e4uert, zur Aufl\u00f6sung des Kalkes 10 g Oxals\u00e4ure zugef\u00fcgt und nochmals 20 Minuten erhitzt. Nach dem Erkalten wird auf 3000 aufgef\u00fcllt und filtriert.\nVom Filtrat werden mindestens 500 ccm zur Bestimmung des Basenstickstoffes verwandt. Zun\u00e4chst wird neutralisiert, nach Versetzen mit Natriumbisuffit und Kupfersulfat zum Sieden erhitzt. Der Niederschlag enth\u00e4lt die Kupferverbindungen der Nucleinbasen. Dieselben werden mit Natriumbisulfidl\u00f6sung zersetzt, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und so lange gekocht, bis der ausgeschiedene Schwefel sich zusammenballt. Das hei\u00df abgesaugte Filtrat wird mit 10 ccm 10\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure eingeengt. Aus dem Filtrat werden nunmehr die Basen mit der Salkowski-schen Silberf\u00e4llung oder auch mit der die gleichen Werte gebenden\n*) Zentralbl. f. inn. Med., 1904, Nr. 30.\n8) Skandinav. Archiv f. Physiolog., 1898, Bd. VIII, S. 315.\n1899, Bd. IX, S. 412.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. XLV, H. 1 u. 2.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nTollens,\nKupferf\u00e4llung nach Kr\u00fcger-Schmidt ausgef\u00e4llt und ihr Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt.\nZur Bestimmung des Stickstoffes der Faeces wurden immer 20 cm der mit H,0 und H,S04 aufgeschlossenen Faeces genommen, in der Meinung, da\u00df sich durch das mehrst\u00fcndige Kochen und nachfolgendes gr\u00fcndliches Sch\u00fctteln eine gleichm\u00e4\u00dfige Faecesverteilung gebildet habe.\t'\nZur Bestimmung des Ammoniaks der Faeces wandte ich die von Schittenhelm f\u00fcr Faeces modifizierte und ausgezeichnet brauchbar gemachte Kr\u00fcger-ReiehscheMethodeder Ammoniakbestimmung1) an. Die Methode beruht darauf, da\u00df sich aus den mit Natron carbonieum alkalisierten Faeces das Ammoniak im Vakuum bei 43\u00b0 nach Alkoholzusatz vollkommen abdestillieren l\u00e4\u00dft.\nDie gewonnenen Werte seien wiederum in Tabellenform angef\u00fchrt und daneben, der \u00dcbersicht halber, die bereits anfangs angef\u00fchrten Werte f\u00fcr Harns\u00e4ure und Purin-N im Urine.\nI.\nUrin.\nBei purinarmer Kost\nI Kot.\nTag |\tStickstoff | i\t1 Harns\u00e4ure j :\tPurin-X\tTas !\tStickstoff i\tPurm-N\n1\tg\t!\tg\t|\tg\t5 1 i\tff !\t\u00f6\tg\ne l. ! i n\t! 12.667 > !\t0.344\t! *\t*\ti 0.0121 : *\t! ! i\t2,571\t0.0591 4\n\t12.495 ! j-\t\u2022\t0,344\t; 0.0245 1 *\t2\t2.020 /\t0.0733 J\n\u00a7 3. j\t13.560 -\ti\t!\t0.345 \\\t! 0.0185 i\t7\t3.\t2.696\t0.0688 J\ng \u00a7 1\ti I\t|\ti ;\ti X\t\\\t1 J ! 5 I\t4.\t1,840\t0.0372 i\n1\u2019 Mittel j a\t12.907 J\t:\t1\t0.344 s\t| 0,0184\tMittel\t! 2.282 i\t0,0596\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, H. 1.\nje\t*","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere, Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 177\nII.\nBei Zulage von 60 g Fleischestrakt zu obiger Kosh Urin.\t| Kot.\nTag\t! Stickstoff 1\tg\t! Harns\u00e4ure \u00a7\tPurin-N g\tTag\tStickstoff g\tPurin-N g\n1.\t17,888\t1,056\t0.0344\t1.\t4,263\t0,0881\n2.\t19,456\t1,326\t0.0449\t2.\t3,607\t0,1530\n3.\t17.072 /\t0,769\t!\t0,0242\t3.\t2,305\t0,1295\n4.\t14,911\t0,591\t! !\t! 0.0309\t4.\t2,942\t\u2014\nMittel\t17.337 J\ti 0,933\t0.0336 /\tMittel\t3,279\t0,0927\nIII.\nBei purinarmer Kost. Urin.\tj Kot\nTag\tStickstoff g i\ti\t! Harns\u00e4ure\tPurin-N \u25a0\tTag j\t1 Stickstoff i \u00a7\tPurin-N g\n1.\tI j 16.613\t0,467\tI 0,0253\t1.\t1,695\t0,0850\n2.\t17.227\t0,376\t0,0305\t2.\t2,052\t0,1933\n3.\t16,411\t0.361 y\t0,0295\t3.\t3,261\t0,1224\nMittel\t16,75\t0,399 y\t0,0284\tMittel\t2.336 >\t0,1372\nWie die Tabellen zeigen, bewegen sich die Werte der Purinbasen im Kote innerhalb der Grenzen von 50\u2014200 mg, die man nach den sp\u00e4rlichen vorhandenen Angaben als normal annehmen mu\u00df. Kr\u00fcger und Schittenhelm fanden bei Gesunden 50\u2014186 mg Tagesmenge Basenstickstoff.\nWenn schon daraus die Annahme einer vikariierenden Ausscheidung der Purinbasen f\u00fcr Harns\u00e4ure fallen mu\u00df, so kann man sie noch weniger halten, wenn man die geringe Menge des Purinbasen-N w\u00e4hrend Periode II \u2014 0,0927 g t\u00e4glich \u2014 betrachtet im Vergleich mit der sch\u00e4tzungsweise zu wenig ausgeschiedenen Harns\u00e4uremenge von im Durchschnitt 0,8 g t\u00e4glich.\nOb eine vermehrte Darmf\u00e4ulnis und deren Ursache, Bakterienvermehrung, vorhegt, l\u00e4\u00dft sich aus der Menge des Purin-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LUI.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nTollens,\nbasenstickstoffes nicht entscheiden, wegen der, wenn auch nicht pathologischen, so doch ziemlich betr\u00e4chtlichen Schwankungen, die ja vielleicht durch mehr oder weniger gro\u00dfen Bakteriengehalt der Faeces mit bedingt sein k\u00f6nnten. Direkte Feststellung der Bakterienmenge w\u00e4re entscheidend.\nIch meine aber, bei diesem Falle vermehrte Darmf\u00e4ulnis\nausschlie\u00dfen zu k\u00f6nnen infolge des konstanten, Fehlens einer\nIndoxylvermehrung im Urine, wo es sich meist \u00fcberhaupt nicht,\nund nur einige Male in Spuren nachweisen lie\u00df, ferner wegen\nder ganz auffallend gleichm\u00e4\u00dfigen, einen Tag wie den anderen,\nfesten Beschaffenheit der Faeces, die gleichm\u00e4\u00dfig gef\u00e4rbt, ohne\nSchleim, von reinem Kotgeruche entleert wurden.\n\u2022 \u2022\nAuffallend und in \u00dcbereinstimmung mit dem oben Angef\u00fchrten zeigte sich die Stickstoffvermehrung im Kote auch bei diesem Gichtkranken.\nIn seiner purinarmen Nahrung bekam Sch. w\u00e4hrend Periode I an Stickstoff:\nZwieback\t30 g\tN =\t0,6\tg\nSchwarzbrot\t150 \u00bb\t1,3\t\u00bb\nKompott\t100 \u00bb\t\u2014\t\u00bb\nGem\u00fcse\t150 \u00bb (Sauerkraut)\t0,45\t\u00bb\nKartoffelbrei\t300 \u00bb\t0,45\t\u00bb\nButter\t40 \u00bb\t0,04\t\u00bb\nMilch\t1500 \u00bb\t8,55\t\u00bb\nEier\t3 St\u00fcck\t3,0\t\u00bb\nSuppe\t700 g\t2,0\t\u00bb\nSumme :\t15,39 g\nIn Kot und Urin wurden wiedergefunden: 15,2\t\u00bb\nAuf den Kot allein entfallen 15,1 \u00b0/o, d. h. \u00fcber 5\u00b0/o mehr als die normalen 10\u00b0/o.\nW\u00e4hrend der Periode II bekam Sch. noch 5,5 g N in den 60g Liebigs Fleischextrakt zu. Im ganzen also: 20,7 g. Wiedergefunden wurden: 20,616 g.\nAuf den Kot entfallen hiermit: 3,279 g = 15,9\u00b0/o. W\u00e4hrend der Periode III bekam Sch. statt des Fleischextraktes noch 3U 1 Milch zu obiger purinarmen Kost: 19,5 g.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure usw. 179\nWiedergefunden wurden: 19,0 g.\nDavon entfalllen mit: 2,336 g auf den Kot = ll,8\u00b0/o.\nDas Gewicht des Gichtkranken blieb w\u00e4hrend dieser Zeit unver\u00e4ndert; es l\u00e4\u00dft sich daher wohl Stickstoffgleichgewicht annehmen.\nWas ist nun die Ursache dieser Vermehrung des Kotstickstoffes, die im Mittel 14\u00b0/o des aufgenommenen N, an Stelle von 8\u201410\u00b0/o betr\u00e4gt?\nDie geringe Menge des Purinbasenstickstoffes kann man nicht zur Erkl\u00e4rung heranziehen. Vermehrte Darmf\u00e4ulnis mit der Stickstoffvermehrung durch Bakterien Wucherung glaube ich nach Gesagtem ausschlie\u00dfen zu k\u00f6nnen. Damit zusammenh\u00e4ngende Diarrh\u00f6en, die ja bekanntlich zu N-Verlusten im Kote f\u00fchren, fehlen.\nAuf die Rolle, welche der Ammoniak bei dem hohen Stickstoffgehalt der Faeces des Nierenkranken spielt, ist bereits hingewiesen.\nIch erhielt nach Schittenhelms Methode (S. 176) folgende Werte bei Sch. im Kote.\nTag\tStickstoff g\tAmmoniakstickstoff g\n1.\t3,362\t0,160\n2.\t2,318\t0,133\n3.\t2,278\t0,135\nMittel\t2,323\t0,143\nDie Kost war obige purinarme nebst 150 g Rindfleisch.\nDie Stickstoffwerte sind wiederum erh\u00f6ht; die Ammoniak-N-Werte aber sind, absolut genommen wenigstens, so klein, da\u00df sie kaum ein Wesentliches zur hohen Gesamtmenge des Stickstoffes beitragen k\u00f6nnen.\nAn sich scheinen die Ammoniakwerte allerdings etwas hoch, vielleicht eine Folge der Schrumpfniere.\nNach Ausschlu\u00df der Purinbasen und des Ammoniaks kommt man wieder auf die M\u00f6glichkeit einer gest\u00f6rten Resorption zur\u00fcck. Ich habe nun nur eine Fettbestimmung im Kote","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nTollens, Gicht und Schrumpfniere.\nausgef\u00fchrt, aber weitere Bestimmungen wegen der Gering-\n\u2022 \u2022\nf\u00fcgigkeit des bei der ersten erhaltenen Atherextraktes als zwecklos aufgegeben. Die Fettresorption ist jedenfalls nicht gest\u00f6rt bei Sch., ebensowenig, wie es Vogel1) bei seinen F\u00e4llen nach-weisen konnte. Es scheint mir daher die M\u00f6glichkeit einer gesteigerten Sekretion stickstoffhaltiger Produkte in den Darm hinein einstweilen mit in Betracht, gezogen werden zu m\u00fcssen. Ob in unserem Falle die Gicht oder die Nierenentz\u00fcndung die Ursache ist, l\u00e4\u00dft sich bei dem gleichzeitigen Vorhandensein beider nat\u00fcrlich nicht sicher entscheiden, doch liegt es wohl am n\u00e4chsten, die Nierenl\u00e4sion daf\u00fcr verantwortlich zu machen.\nJedenfalls geht aus dem Verhalten der beiden F\u00e4lle hervor, da\u00df Ver\u00e4nderungen der Nieren, besonders das Vorhandensein einer Schrumpfniere beim Gichtkranken die Ausscheidung der Harns\u00e4ure aus dem K\u00f6rper stark beeinflussen und zu ausgedehnter Ablagerung von harnsauren Salzen im K\u00f6rper f\u00fchren k\u00f6nnen. Es wird daher beim Gichtkranken von gro\u00dfer Bedeutung f\u00fcr die Beurteilung der Schwere seines Leidens und f\u00fcr die Gestaltung der Therapie sein, festzustellen, inwiefern eine L\u00e4sion der Niere vorliegt.\nHerrn Prof. Dr. G. Hoppe-Seyler danke ich vielmals f\u00fcr seine freundliche Unterst\u00fctzung bei dieser Arbeit.\ni) Vogel, \u00dcber Gicht, in v. Noordens Beitr\u00e4ge zur Lehre vom Stoffwechsel, 1894, S. 2 (nach v. Noorden, Handbuch der Pathologie des Stoffwechsels).","page":180}],"identifier":"lit18584","issued":"1907","language":"de","pages":"164-180","startpages":"164","title":"Gicht und Schrumpfniere. Ausscheidung von Harns\u00e4ure und Purinbasen im Urine und im Kote des Gichtkranken bei Nierenst\u00f6rungen","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:59:07.356087+00:00"}