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{"created":"2022-01-31T13:58:10.116087+00:00","id":"lit18589","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"},{"name":"W. W. Polowzowa","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 53: 240-245","fulltext":[{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper.\nXII. Mitteilung.\nZur Frage \u00fcber den Einflu\u00df der Nahrungsmenge auf die\nMagenverdauung.\nVon\nE. S. London und W. W. Polowzowa.\n(Der Redaktion zngegangen am 10. August 1907.)\nIn unseren bisherigen Untersuchungen \u00fcber die Eiwei\u00dfverdauung im Magendarmkanal,1) in denen wir unseren Versuchshunden stets die gleichen Quantit\u00e4ten Versuchsnahrung (je 200 g H\u00fchnereiwei\u00df oder Brot) darreichten, haben wir die wichtige Frage \u00fcber den Einflu\u00df der Nahrungsmenge auf die Magenverdauung unber\u00fchrt gelassen.\nDie vorliegende Mitteilung ist dazu bestimmt, diese L\u00fccke wenigstens teilweise auszuf\u00fcllen, indem sie einige Angaben \u00fcber das Verhalten derselben bei einer bestimmten Nahrungsart, namentlich bei Fleischnahrung, und w\u00e4hrend der gleichen Versuchsdauer enth\u00e4lt.\nWir haben an unserem Magenfistelhund (Woltschok vom Gewicht = 25,200 g) eine Reihe von Versuchen angestellt, w^o-bei wir demselben verschiedene Quantit\u00e4ten fein zerkleinerten Pferdefleisches : 100, 200, 300, 400, 500, 600, 800, 1000 und 2485 g darreichten, den Mageninhalt nach einer bestimmten Zeit \u2014 3 Stunden \u2014 durch die Magenfistel entleerten und denselben in \u00fcblicher Weise untersuchten. Der erhaltene Speisebrei wurde neutralisiert, unter Zusatz von Essigs\u00e4ure aufgekocht\n*) London-Sulima, Eiwei\u00dfverdauung im Magendarmkanal. Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, H. 3. \u2014 London-Polowzowa, Eiwei\u00df- und Kohlehydratenverdauung im Magendarmkanal. Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, H. 4, 5 und 6.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XII. 241\nund filtriert ; im Filtrat wurde sowohl der Gesamtstickstoff wie auch der Gehalt desselben im Zinksulfatniederschlag, Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag und Phosphorwolframs\u00e4urefiltrat bestimmt; im Filterr\u00fcckstand wurde ebenfalls der Stickstoffgehalt bestimmt.\nWir berechneten dann den Gesamtstickstoff des Speisebreies, also die Menge des nach 3 Stunden im Magen aufge-fundenen Stickstoffs und durch Subtraktion dieses Wertes vom Nahrungsstickstoff erhielten wir die Menge des aus dem Magen entwichenen Stickstoffs. Diese ausf\u00fchrliche Analyse des Speisebreies machten wir in den Versuchen III, IV, V und VI, also mit 300, 400, 500 und 600 g, die uns f\u00fcr unseren Zweck als die g\u00fcnstigsten erschienen, indem sie sich den nat\u00fcrlichen F\u00fctterungsverh\u00e4ltnissen am meisten n\u00e4herten : unseren Hunden werden gew\u00f6hnlich 400\u2014500 g Pferdefleisch auf einmal verf\u00fcttert. In den \u00fcbrigen 5 Versuchen: mit 100, 200, 800, 1000 und 2584 g haben wir die Analyse in dem Sinn vereinfacht, da\u00df wir den gesamten Speisebrei eindampften, dann im Brutschrank bei 110\u00b0 C. trockneten und darin den Stickstoffgehalt bestimmten: wir begn\u00fcgten uns also damit, den Gesamtstickstoff des Speisebreies zu bestimmen ohne auf verschiedene Spaltungsprodukte des Fleischeiwei\u00dfes R\u00fccksicht zu nehmen. Wir hielten uns daf\u00fcr aus folgenden Gr\u00fcnden berechtigt : bei kleinen Nahrungsquantit\u00e4ten sinkt die Menge derselben nach 3 Stunden bis zu einem gewissen Minimum herab, so da\u00df ihre Bestimmung kaum zur Entscheidung der Verdauungsfrage etwas beitragen w\u00fcrde ; bei sehr gro\u00dfen Quantit\u00e4ten Fleisch k\u00f6nnen die Resultate ebenfalls nicht zur Bemessung der Verdauungsintensit\u00e4t verwertet werden, weil dieselben durch bedeutende Mengen der aus dem Fleisch herstammenden Extraktivstoffe teilweise verdeckt oder umge\u00e4ndert werden. Bei mittleren Nahrungsquantit\u00e4ten dagegen sind die Extraktivstoffe, entsprechend dem geringeren Fleischgehalt des Magens, in kleineren Mengen vorhanden und k\u00f6nnen deshalb keinen merkbaren Einflu\u00df auf die Bestimmung der Albu-mosen, Peptone und Restk\u00f6rper aus\u00fcben.\nAus der beifolgenden Tabelle ersehen wir, da\u00df die Nahrungs- ' menge keinenfalls ohne Einflu\u00df auf die Magenverdauung bleibt.","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"*) Der Stickstoff der Extraktivstoffe mitgerechnet.\n242\nE. S. London und W. W. Polowzowa,\nCb M\np. o>\nCO 05 CO\n^ O CO\no o o\nGO O O\nO O O\no o o\n\u2022<1 CO CO\nCO CO Cn\nCO 05 CO\nCO 05 GO\nCO 03 CH\nCO O GO\n05 I\u2014CO CH l^>>. CO CO OO\nOOOOCncOCnOCO\no O\no O\ncoocoocoom-o\nCO Cn CO ^3\tcn CO\nCH CO 05 CO CO CO O CO\no CO\n\u00a9 o\n\u00a9 GO\n05\tCO O CO O CO \u00a9\n05 O CO CH CT* 05 O \"^3\n\u00a9 CO\nh^OCOOhNOChO\nC0COC0O5CHH-i-CHCO\n\u00a9 tr\u00ab\n\u00a9\t05\n\u00a9 GO\n05\t05 Cn CO GH GO *<! CO\n\u00a9 O\n\u00a9 CO\n\u00a9 CO\nCO I\u2014\nO O CO\ns-\u00ae\tVJ\tVJ\nCO CH CH\nCO CO CO\nCO 05 CH\nCO\nCO O M-\n05 CO GO\n05 CH CH\n<1\t<1\t05\nCO\tl\u2014^\n<1 Cn CO\n\u25a0<1 CH CO\nGO ^\t<1\n00 CH <J\nCO 00 CO\nO O\n<1 GO CO\nO CO 00\n05\t05 sl\nMagenfistelhund (Woltschok).","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XII. 243\nMit der Vergr\u00f6\u00dferung der Nahrungsmenge steigen die Quantit\u00e4ten des im Magen aufgefundenen Stickstoffs in einer ziemlich regelm\u00e4\u00dfigen Progression sowohl in ihren absoluten Werten, wie auch in Prozenten des Nahrungsstickstoffs und zwar: bei 100 g Fleisch betr\u00e4gt dieselbe 0,2610 g N (7,83 \u00b0/o), bei 200 g ist sie gleich 1,0547 g N (15,97 \u00b0/o), bei 300 g \u2014 2,5342 g (24,67 %>), bei 400 g \u2014 3,5734 g (27,87 \u00b0/o), bei 500g \u2014 5,8582 g (36,55\u00b0/o), bei 600g - 7,8442g (40,36\u00b0/o), bei 800g \u2014 13,8669g(54,15\u00b0/o), 1000 g \u2014 20,2102 g (63,05\u00b0/o) und bei 2485 g \u2014 70,0703 g (87,96\u00b0/o). Au\u00dferdem l\u00e4\u00dft sich auch eine gewisse Proportionalit\u00e4t zwischen den eingef\u00fchrten Fleischmengen und den entsprechenden im Magen verweilenden Stickstoffmengen nachweisen: indem sich die ersteren um das doppelte, dreifache etc. vergr\u00f6\u00dfern (200, 300, 400 g etc.) konstatieren wir ein Anwachsen der Stickstoffquantit\u00e4ten um 1 : 4,2 : 10,1 : 14,1 : 93,3 : 31,3 etc., oder in \u00b0/o ausgedr\u00fcckt, um 1 : 2 : 3,2 : 3,6 : 4,7 ...\nDagegen zeigen die aus dem Magen entwichenen Stickstoffmengen abweichendes Verhalten, indem dieselben mit der Vermehrung der Nahrungsmenge zun\u00e4chst ebenfalls progressiv zunehmen, bis sie bei 600 g ein Maximum von 11,3894 g N erreichen, auf dieser H\u00f6he bei 800 g und 1000 g verweilen, um dann bei 2485 g, (Versuch IX), wahrscheinlich aber schon fr\u00fcher wieder bis 9,5889 g herabzusinken. Die Prozentzahlen zeigen ein stetiges regelm\u00e4\u00dfiges Absteigen von 92,17 \u00b0/o (bei 100 g Fleisch) bis 12,04 \u00b0/o (bei 2485 g).\nDer letzte Versuch IX mu\u00df besonders ber\u00fccksichtigt werden, insofern derselbe ein Beispiel der Magenverdauung bei maximaler Magenf\u00fcllung darstellt. Wir gaben n\u00e4mlich unserem Versuchshunde (Woltschok) so viel Fleisch, wie er nur fressen mochte, diese Menge betrug 2750 g; der Hund fra\u00df dasselbe mit dem gr\u00f6\u00dften Appetit quf, aber nach einer Stunde erbrach er 255 g; der \u00fcberf\u00fcllte Magen suchte sich augenscheinlich so rasch vom \u00fcberfl\u00fcssigen Inhalt zu befreien, da\u00df der nat\u00fcrliche Weg (Pylorus) nicht mehr dazu ausreichte. Als wir nach drei Stunden die Entleerung des Mageninhaltes Vornahmen, konstatierten wir, da\u00df der Magen ganz mit vollkommen unverdautem Fleisch vollgestopft war, was darauf hinweist, da\u00df zu gro\u00dfe Nahrungsmengen","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nE. S. London und W. W. Polowzowa,\nsowohl auf die Motilit\u00e4t, wie auch auf die Verdauungst\u00e4tigkeit des Magens hindernd wirken. Wir konnten uns an zahlreichen Versuchen am Magenfisteihund \u00fcberzeugen, da\u00df bei mittleren Nahrungsmengen der Verdauungsproze\u00df im Magen nur an der Peripherie, d. h. an Stelle der unmittelbaren Ber\u00fchrung des Mageninhaltes mit der Magenschleimhaut zustande kommt: beim \u00d6ffnen der Magenfistel flie\u00dft zun\u00e4chst eine gewisse Quantit\u00e4t Fl\u00fcssigkeit, ein Gemisch von Verdauungsprodukten mit dem Magensaft ; die folgenden Portionen des Speisebreies stellen ein leichtes, halb verdautes Fleisch dar, w\u00e4hrend die im Zentrum des Mageninneren sich befindenden Massen aus ganz unver\u00e4ndertem, nicht einmal durchw\u00e4rmten Fleisch zusammengesetzt sind. Bei ganz kleinen Fleischportionen, z. B. bei 100, 200 g, wo der gesamte Mageninhalt mit der Magenschleimhaut in Kontakt kommt, \u00e4ndern sich die Verh\u00e4ltnisse insofern, als der gr\u00f6\u00dfte Teil des Speisebreis vom Magensaft durchtr\u00e4nkt ist und einen gr\u00f6\u00dferen oder geringeren Grad der Erweichung und Verdauung darstellt.\nWas nun die Verdauung im engeren Sinne anbetrifft, so gestatten unsere Analysenresultate keine bestimmten Schl\u00fcsse darauf. Wie aus der Tabelle ersichtlich, zeigte sowohl das Verh\u00e4ltnis des Filtrats zu dem Filterr\u00fcckstand, wie auch dasjenige zwischen den einzelnen Verdauungsprodukten keine Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit, indem sie einmal mit der Vergr\u00f6\u00dferung der Nahrungsmenge sich vermehren, ein anderesmal sich vermindern oder sogar beinahe unver\u00e4ndert bleiben.\nSoweit die geschilderten Untersuchungen es erlauben, lassen sich folgende Schl\u00fcsse ziehen:\n1.\tMit der Vergr\u00f6\u00dferung der Eiwei\u00dfnahrungsmenge vermehren sich progressiv die im Magen in dem gegebenen Moment verweilenden Stickstoffquantit\u00e4ten sowohl in ihren absoluten Werten, wie auch in Prozenten des eingef\u00fchrten Stickstoffs.\n2.\tDie aus dem Magen entweichenden absoluten Stickstoffmengen wachsen im gegebenen Fall bis zu einem Maximum an (bei 600 g), verbleiben auf dieser H\u00f6he bei 800 g und 1000 g und vermindern sich wieder mit der weiteren Vermehrung der Nahrungsquantit\u00e4t ; die Prozentzahlen zeigen dagegen stetige Verminderung.","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XII. 245\n3.\tMaximale Nahrungsmengen verlangsamen sowohl die motorische wie auch die Verdauungst\u00e4tigkeit des Magens.\n4.\tEs l\u00e4\u00dft sich auch in vivo am Magenfistelhund nach-w eisen, da\u00df bei nicht zu geringer Speiseaufnahme der Verdauungsproze\u00df an der Peripherie des Mageninhaltes stattfindet, wo derselbe in Ber\u00fchrung mit der Magenschleimhaut kommt, w\u00e4hrend die zentralen Teile desselben l\u00e4ngere Zeit jeder Verdauung, sogar Erw\u00e4rmung, entgehen.\nWir betrachten diese Mitteilung als den ersten Schritt zu einer weiteren Reihe von analogen Untersuchungen an den \u00fcbrigen Fistelhunden und mit verschiedenen Speisearten.\n*\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LIII.\n17","page":245}],"identifier":"lit18589","issued":"1907","language":"de","pages":"240-245","startpages":"240","title":"Zum Chemismus der Verdauung im tierischen K\u00f6rper. XII. Mitteilung: Zur Frage \u00fcber den Einflu\u00df der Nahrungsmenge auf die Magenverdauung","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:58:10.116093+00:00"}