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{"created":"2022-01-31T13:45:43.516934+00:00","id":"lit18605","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sundwick, Ernst Edw.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 53: 365-369","fulltext":[{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Wachs der Hummeln.\nII. Mitteilung.\nPsyllaalkohol, ein Bestandteil des Hummelwachses.\nVon\nErnst Edw. Sundwik.\n(Der Redaktion zugegangen am 23. August 1907.)\nIm Jahre 1898 (diese Zeitschrift, Bd. XXVI, S. 56) habe ich meine ersten Untersuchungen \u00fcber das Wachs der Hummeln publiziert. Als Rohstoff f\u00fcr die Darstellung des Alkohols hatte ich die zur Umh\u00fcllung der Eier und Larven von den Hummeln aufgespeicherte Masse gebraucht, indem ich dieselbe mit Chloroform extrahierte und durch Behandeln mit alkoholischer Alkalilauge usw. reinigte. Diese Methode, besonders das Umkrystalli-sieren, war mit gro\u00dfem Verluste verbunden. In der Folge habe ich nicht nur besseres Material, sondern auch in Aceton ein besseres L\u00f6sungsmittel gefunden. Es war also m\u00f6glich, unter viel besseren Umst\u00e4nden zu arbeiten.\nIch entdeckte im August 1906 ein Riesennest von Bombus terrestris, das mit einer dicken Wachsh\u00fclle versehen wTar. Diese H\u00fclle war vielleicht von Humussubstanzen etwas dunkel gef\u00e4rbt, zeigte sich jedoch als ein sehr gutes Material, zumal da es von Pollen und Fett m\u00f6glichst frei war. Diese Masse wurde in Chloroform gel\u00f6st, filtriert, das Chloroform abdestilliert und der R\u00fcckstand jnit starker, alkoholischer Kalilauge auf dem Wasserbade l\u00e4ngere Zeit behandelt. Nach dem Ausf\u00e4llen mit viel Wasser wurde die F\u00e4llung abfiltriert, mit Wasser v\u00f6llig ausgewaschen und getrocknet, dann mit Benzol extrahiert und das dadurch erhaltene, fast v\u00f6llig farblose Produkt aus Aceton wiederholt umkrystallisiert. Leider verga\u00df ich den in Benzol unl\u00f6slichen R\u00fcckstand zu untersuchen (der m\u00f6glicherweise das","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\nErnst Edw. Sundwik,\nKalisalz einer S\u00e4ure enthielt). Nach dem letzten Umkrystalli-sieren wurde die Krystallmasse nicht ausgepre\u00dft, sondern nur auf Flie\u00dfpapier gebracht, um das L\u00f6sungsmittel teilweise durch Einsaugen ins Papier, teilweise durch Verdunsten zu entfernen.\nDer Alkohol bildet dann eine lockere, blendend wei\u00dfe, seidegl\u00e4nzende Krystallmasse, scheinbar aus \u00e4u\u00dferst feinen, biegsamen Nadeln bestehend. Zwischen gekreuzten Sfickols erscheint sie jedoch in Form feiner Schuppen, deren schwarze Krystall-kanten Nadeln Vort\u00e4uschen. Die Krystallform kann nicht bestimmt werden. Der Schmelzpunkt lag bei allen seit 1898 gemachten Darstellungen bei 69\u201469,5\u00b0C. Die Analysen ergaben:\n1.\t(1903) 0,1225 g gaben 0,3700 g C02 und 0.1557 g H20\n2.\t(1906) 0*1550 \u00bb\t>\t0,4694 \u00bb \u00bb\t\u00bb 0,1983 * \u00bb\nC33H6sO. Berechnet:\tC\t=\t82,50,\tH\t=\t14,17\u00b0/o\nGefunden: 1.\tG\t=\t82,37.\tH\t=\t14,12\u00b0/o\n2.\tC\t=\t82,58,\tH\t=\t14,19 \u00b0f'o\n3.\tG\t=\t82,23,\tH\t=\t14,10\u00b0/o\t^Fr\u00fcher\t(1.\tc.)\tangef.\n4.\tC\t=\t82*41*\tH\t=\t14,30\u00b0 o\t)\tAnalysen\t(1898).\nIch hatte 1898 die Formel C34H70O als m\u00f6glich angenommen. Als ich sp\u00e4ter mit Untersuchungen des Psyllawachses besch\u00e4ftigt war, bemerkte ich die auffallende \u00c4hnlichkeit jenes Alkohols aus dem Hummelwachs mit dem Psyllaalkohol, den ich eben analysiert hatte. Auch die im Jahre 1878 gefundenen Prozente stimmten gleich gut mit der Formel C33H6S0. Weitere Untersuchungen haben keinen Unterschied zwischen den beiden, aus so verschiedenen Quellen hervorgehenden Alkoholen ergeben k\u00f6nnen.\nMolekularbestimmungen nach Beckmann ergaben:\n(1904) 0,197 (1906) 0,4926 (1907) 0,9883\ng in\t44\tg\tBenzol\tgel\u00f6st\t(=\t0,4457 \u00b0/o);\tt\u00f6\u20141/0\t=\t0,025\u00b0 C.\n\u00bb >\t44\t\u00bb\t>\t*\t(=\t1.112 \u00b0;o);\tt\u00b0\u20141,\u00b0\t=\t0,062\u00b0 C.\n> >\t44\t>\t\u00bb\t\u00bb\t(=\t2,2 \u00b0/o);\tt\u00b0\u20141,\u00b0\t=\t0,129 9\nalso: M. = 476, 480 und 455 anstatt 480.\nIn allen gew\u00f6hnlichen L\u00f6sungsmitteln ist der Alkohol in der K\u00e4lte schwer-, bzw. unl\u00f6slich, in Benzol und Chloroform am leichtesten l\u00f6slich. Hei\u00dfes Aceton l\u00f6st ihn in fast unbegrenzter Menge, kaltes schwer. Beim vorsichtigeren Erhitzen ist\nv) Spuren von Wasser.","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\n\u00dcber das Wachs der Hummeln. II.\ner fast unzersetzt fl\u00fcchtig. Der Alkohol ist hygroskopisch, etwas klebrig anzuf\u00fchlen ; auch wird er bei ganz leisem Reiben (L\u00f6sen vom Papier) stark elektrisch. Er bildet, wie schon fr\u00fcher genannt wurde, feine Krystallschuppen mit dem Schmelzpunkt 69\u00b0\u201469,5\u00b0 C (unkorr.). Eine L\u00f6slichkeitsbestimmung gab unter gleichen Verh\u00e4ltnissen f\u00fcr Psyllaalkohol 0,20, f\u00fcr Hummelalkohol 0,24 \u00b0/o in Aceton bei niedriger Winterk\u00e4lte.\nIch halte es darum als bewiesen, da\u00df Psyllaalkohol einen Teil des Hummelwachses ausmacht. Die Psyllas\u00e4ure, wenn diese im Wachs vorkommt, habe ich nicht untersuchen k\u00f6nnen. Diese Untersuchung soll meine n\u00e4chste Aufgabe werden. Myricylal-kohol, Cerotins\u00e4ure und Palmitins\u00e4ure habe ich bis jetzt nicht aufgefunden.\nDer in feinen, biegsamen Nadeln kristallisierende Essigs\u00e4ure-Ester, erhalten durch Erhitzen des Alkohols mit Essigs\u00e4ureanhydrid in zugeschmolzenem Rohr bei 150\u00b0\u2014160\u00b0 C, war\nschwer zu reinigen. Er ist sehr volumin\u00f6s. Selbst eine geringe\n\u2022 \u2022\nMenge in einem Uberschu\u00df von Aceton gel\u00f6st, bringt beim Erkalten das Ganze zum Gestehen.\n0,1399 g gaben 0,4130 g C02 und 0,1707 g H20 oder G = 80,50\u00b0/o, H = 13,56\u00b0/o.\nC33H67 \u2022 0 \u2022 C2H30 erfordert 80,46 \u00b0/o G und 13,41 \u00b0/o H.\nIm Hummelwachs tritt also ein Alkohol auf, der fr\u00fcher im Excrete von der Psylla Alni gefunden wurde. Die Hummeln sind die n\u00e4chsten Verwandten der Biene, haben hinsichtlich der Lebensweise dieselben Gewohnheiten. Sie brauchen als Nahrung, bzw. zur Wachsbereitung Pollen und Nektar der Bl\u00fcten und besitzen dieselben Organe zur physiologischen Honig- und Wachsbereitung, obgleich die betreffenden Organe hier Cerotins\u00e4ure und Myricylalkohol, dort Psyllaalkohol (vielleicht neben anderen Produkten) bereiten. Die beiden Tierarten nisten aber unter ganz verschiedenen Verh\u00e4ltnissen: \u2014 die Biene in trockenen Bienenh\u00e4usern, die Hummeln auf oder in feuchtem, kaltem Boden. Vielleicht hat man hier die Ursache der verschiedenen Zusammensetzung der betr. Wachsarten zu suchen. Das f\u00fcr die Bed\u00fcrfnisse der Biene anwendbare Wachs ist wahrscheinlich f\u00fcr die Bed\u00fcrfnisse der Hummeln unbrauchbar. Ich habe gezeigt (\u00d6fver-","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nErnst Edw. Sundwik,\nsikt af Finska Wet. Soc-s F\u00f6rhandl., Bd. XLV, 1902/1903), da\u00df der Hummelhonig und Bienenhonig eine ganz verschiedene Zusammensetzung haben und habe auch gefunden, da\u00df jener mit der Jahreszeit betr. der Zusammensetzung wechselt. \u2014\nDie Bedeutung der Hummeln in der Haushaltung der Natur\n\u2022 \u2022\nkann nicht hoch genug gesch\u00e4tzt werden. Eine \u00dcbertreibung liegt aber in der Behauptung, da\u00df die Hummeln die exklusivsten Nektaraufsucher unter den Insekten seien. So sagt Ho ff er (Hummeln Steiermarks, Bd. I, S. 37\u201438), \u00abHonig gewinnt die Hummel in der Regel nur aus dem Nektar der Bl\u00fcten. W\u00e4hrend alle anderen Blumenwespen, Faltenwespenusw., z. B. Honigbienen, Wespen, Hornissen, nebenbei Obst, besonders Trauben, Zuckerraffmerien, Honigvorr\u00e4te, ja selbst die honigsezernierenden Blattl\u00e4use als erw\u00fcnschte Honigquellen ansehen, begn\u00fcgt sich\ndie Hummel mit dem Honigsuchen auf den Blumen................\nAndere Forscher haben ebenfalls nie Hummeln anderswo als in den Bl\u00fcten Honig suchen gesehen\u00bb. \u2014\nIch kann nicht beurteilen, inwiefern diese Behauptung vielleicht in Deutschland und \u00fcberhaupt in Mitteleuropa mit ihrem Blumenreichtum der richtigen Sachlage nahe kommt. In Finnland, also in Nordeuropa, steht die Sache anders. Hier halten \u2022sich die Hummeln1) oft den ganzen Tag in Tannenw\u00e4ldern auf, fliegen von Zweig zu Zweig, um, wie ich unl\u00e4ngst fand, den durch Schildl\u00e4use zum Heraussickern gebrachten, harzig-s\u00fc\u00dfen Honigtau zu naschen. Ebenso sieht man sie auf Laubb\u00e4umen (Populus tremula) nistende Aphiden besuchen und emsig die heraussickernde, s\u00fc\u00dfliche Fl\u00fcssigkeit aufsaugen, \u2014 wozu? Ohne Zweifel f\u00fcr die Honigbereitung und also auch f\u00fcr die Bereitung des Wachses. Hierf\u00fcr sprechen auch folgende Tatsachen:\nHonigtau, von Kreis (Pharm. Zentralbl. f. Deutschi. 1907, S. 577) untersucht, enthielt neben verschiedenen Zuckerarten 40\u00b0/o Dextrin. Im Juni gesammelter Hummelhonig enthielt meiner\n1) Besonders sieht man Bombus terrestris und B. lapidarius die Tannen durchsuchen. Der Honigtau befindet sich unter den manschettenartig den Anfang der letzten drei Jahressprossen umgebenden Schuppen. Mitte Juli war der Honigtau nicht mehr zu finden \u2014 auch keine Hummeln auf den B\u00e4umen.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"369\n\u00dcber das Wachs der Hummeln. II.\nUntersuchung nach etwa 30\u00b0/o desselben Stoffes mit [a]o = 174, daneben unverg\u00e4rbaren Zucker und ein unbekanntes Disaccharid. Die \u00dcbereinstimmung zwischen Honigtau und diesem im Fr\u00fchsommer gesammelten Hummelhonig ist auff\u00e4llig. Der Bienenhonig enth\u00e4lt keine oder nur Spuren von Dextrin, h\u00f6chstens einige Prozente und, wie ich glaube, nur spurenweise Zucker, der nicht verg\u00e4rt. \u2014 Eine Verschiedenheit in der Lebensweise bringt als nat\u00fcrliche Folge auch eine Verschiedenheit in bezug auf den Honig und mithin auch das Wachs mit sich, besonders da der Honig zur Wachsbereitung von allen Apidae und Bom-bidae gebraucht wird.\nBeim Umkrystallisieren des Alkohols aus Aceton bemerkt man bisweilen eine in rhombischen oder monoklinischen Kry-stallen sich ausscheidende, schwerer l\u00f6sliche Substanz, wahrscheinlich von h\u00f6herem Molekulargewicht, als der oben genannte Alkohol. Da auch andere unbekannte K\u00f6rper sicher zugegen sind, ist eine v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung der Analysen des Alkohols von verschiedener Darstellung kaum zu erwarten. Hoffer (1. c.) sagt, da\u00df die Hummeln vor dem Gebrauche das Wachs gew\u00f6hnlich mit verschiedenen harzigen und anderen klebrigen Stoffen vermengen, so da\u00df es in diesem Falle kaum als Wachs zu erkennen ist. Solche Stoffe habe ich nicht finden k\u00f6nnen, und das Durchsuchen der B\u00e4ume d\u00fcrfte, wie oben angegeben ist, einem ganz anderen Zweck als der Harzgewinnung gelten. Am reinsten scheint mir das H\u00fcllewachs zu sein; and aus diesem gewinnt man am leichtesten den reinen Alkohol.\nHelsingfors, Physiologisch-Chem. Inst.","page":369}],"identifier":"lit18605","issued":"1907","language":"de","pages":"365-369","startpages":"365","title":"\u00dcber das Wachs der Hummel. II. Mitteilung: Psyllaalkohol, ein Bestandteil des Hummelwachses","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:45:43.516939+00:00"}