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{"created":"2022-01-31T14:51:38.913813+00:00","id":"lit18612","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Preti, Liugi","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 53: 419-426","fulltext":[{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die spontane Ausscheidung einer Caseinverbindung\naus Milch.\nVon\nDr. Luigi Preti, aus Pavia.\n*\n(Aus der chemischen Abteilung des pathologischen Instituts der Universit\u00e4t zu Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 11. September 1907.)\nIn einer jahrelang durch Chloroformzusatz konservierten Milch hatte sich ohne \u00c4nderung der Reaktion der Milch eine reichliche wei\u00dfe Ausscheidung am Boden der Flasche gebildet, die von vornherein als Casein angesehen werden mu\u00dfte, da die \u00fcber dem Niederschlag stehende gelbliche klare Fl\u00fcssigkeit nur noch eine sehr geringe Tr\u00fcbung auf Essigs\u00e4urezusatz zeigte. Da die Reaktion der Milch sich, wie gesagt, nicht ver\u00e4ndert hatte, so lag es am n\u00e4chsten, diese Erscheinung als auf einem, wenn auch sehr geringen, Gehalt der Milch an Labferment beruhend anzusehen. Dieses konnte aber nur dann als bewiesen angesehen werden, wenn es gelang, nachzuweisen, da\u00df das ausgeschiedene Casein in der Tat Paracasein und nicht gew\u00f6hnliches Casein war. Auf Veranlassung von Prof. E. Sal-kowski \u00fcbernahm ich die Aufgabe, die Entscheidung hier\u00fcber durch genauere Untersuchung des Niederschlages herbeizuf\u00fchren. Vorher aber erschien es notwendig, die Angaben \u00fcber Unterschiede zwischen Casein und Paracasein oder, wie man auch vielfach sagt, zwischen S\u00e4urecasein und Labcasein einer Nachpr\u00fcfung zu unterziehen. Dies erschien um so notwendiger, als k\u00fcrzlich Loewenhardt1) die Frage nach dem Unterschied der beiden Caseine in einer ganz abweichenden Weise beantwortet hat. L. sagt 1. c. S. 185:\n\u00abAus all den Angaben scheint hervorzugehen, da\u00df bis jetzt zwischen Casein und Paracasein keine anderen Unterschiede gefunden wurden, als solche, die einfach auf einer Verschiedenheit in der Gr\u00f6\u00dfe der L\u00f6suugsaggregate beruhen, d. h.\nb Diese Zeitschrift, Bd. XLI, S. 177.","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nLuigi Preti,\ndas Paracasein existiert in L\u00f6sungen mit h\u00f6herem kolloidalen Zustand, und also weiter entfernt vom Bereich der wahren L\u00f6sungen als das Casein. Auf diese Weise lie\u00dfe sich erkl\u00e4ren, warum Paracasein von allen F\u00e4llungsmitteln der Kolloide leichter ausgef\u00e4llt wird als Casein. In bezug auf einige chemisch einfachere Kolloide wurde demonstriert, da\u00df dieselbe\nSubstanz in verschiedenem kolloiden Zustande existieren kann\n*\nund da\u00df ihre L\u00f6sungsaggregate unter verschiedenen Bedingungen variieren k\u00f6nnen. Diese Tatsachen lassen es als sehr m\u00f6glich erscheinen, da\u00df Casein und Paracasein chemisch dieselben Substanzen sind und da\u00df die beobachteten Verschiedenheiten darauf beruhen, da\u00df das Paracasein im Zustande eines h\u00f6heren Grades der Assoziation sich befindet als Casein.\u00bb\nMeine Versuche hinsichtlich der Unterschiede von Casein und Paracasein f\u00fchrten nun zu folgenden Ergebnissen. Zun\u00e4chst mu\u00df ich erw\u00e4hnen, da\u00df die zu meinen Versuchen dienenden Pr\u00e4parate von Casein und Paracasein nicht durch L\u00f6sen in Alkali und Wiederf\u00e4llen durch Essigs\u00e4ure gereinigt worden sind. Dieses mu\u00dfte vermieden werden, da ich ja die spontane Abscheidung aus der Milch auch nicht in Alkali l\u00f6sen und nicht wieder ausf\u00e4llen konnte. Das durfte nicht geschehen, da die Eigenschaften des Niederschlages dadurch m\u00f6glicherweise ver\u00e4ndert worden w\u00e4ren. Ich habe das Casein und Paracasein jedesmal aus derselben Kuhmilch dargestellt und zwar f\u00fcr jeden Versuch neu. Die Milch wurde mit dem anderthalbfachem Volumen Wasser verd\u00fcnnt und in zwei gleiche Teile geteilt. Der eine Teil wurde vorsichtig mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure versetzt, bis das Casein flockig ausfiel, dem anderen Teil wurde auf je 100 ccm 5 ccm einer 0,l\u00b0/oigen Labpulverl\u00f6sung zugesetzt und die Mischung f\u00fcr einige Stunden in den Thermostaten (39 \u00b0) gestellt, das Koagulum zerkleinert. Beide Niederschl\u00e4ge wurden\nfiltriert, vom Filter genommen, mit Wasser anger\u00fchrt, wieder\n\u2022 \u2022\nfiltriert, dies mehrmals wiederholt, mit Alkohol und \u00c4ther gewaschen. Mit beiden Pr\u00e4paraten wurden vergleichende Untersuchungen ausgef\u00fchrt in bezug auf folgende Punkte :\n1.\tCalciumgehalt,\n2.\tPhosphorgehalt,","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die spontane Ausscheidung einer Caseinverbindung aus Milch. 421\n3.\tL\u00f6slichkeit in einer Suspension von Calciumcarbonat.\n4.\tVerhalten zu Lab.\nI. Da die Veraschung des Caseins bekanntlich sehr schwierig erfolgt, so wurde statt dessen genau abgewogene, bei 110\u00b0 getrocknete Quantit\u00e4ten \u2014 zwischen 0,5\u20141 g \u2014 mit Salpetermischung geschmolzen, die Schmelze in Wasser gel\u00f6st, mit Salpeters\u00e4ure anges\u00e4uert, erhitzt, mit oxalsaurem Ammon versetzt usw. Um die Ausscheidung von phosphorsaurer Ammonmagnesia zu verh\u00fcten, wurde schlie\u00dflich mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert. Es ergab sich:\nTabelle I.\nProzentgehalt an Calcium.\nNr.\tCasein\tParacasein\n1\t0,562\t2,048\n2\t1,343\t2,002\n3\t0,558\t2,552\n4\t0,461\t1,365\nr-' 0\t0,142\t\u2022\t2,833\nAus der Tabelle geht hervor, da\u00df der Calciumgehalt des Rohcaseins sehr wechselnd ist, vielleicht im Zusammenh\u00e4nge mit der willk\u00fcrlich gew\u00e4hlten Quantit\u00e4t Essigs\u00e4ure, stets aber geringer, meist erheblich geringer, als der des Labcaseins ; nur in einem Falle, der verschiedene Milchproben betrifft, war der Unterschied gering. Im Mittel betrug der Calciumgehalt des S\u00e4urecaseins 0,613 \u00b0/o, der des Labcaseins 2,16 \u00b0/o. Der h\u00f6here Calciumgehalt des Labcaseins ist bereits bekannt.\nII. Der Gehalt an Phosphor wurde in der \u00fcblichen Weise gleichfalls durch Schmelzen mit Soda und Salpeter bestimmt. Es wurden f\u00fcr L'abcasein folgende Werte gefunden: 1,138\u00b0/o \u2014 1,528 \u00b0/o \u2014 1,171 o/o \u2014 1,402 o/o \u2014 1,337 \u00ae/o \u2014, im Mittel 1,315 \u00b0/o.\nBasch1) f\u00fchrt als P-Gehalt 1,37\u00b0/o an, Lindemann2)\n0 Prager, med. Wochenschr., 1896, Nr. 29.\n2) Virchows Archiv, Bd. GXLIX, S. 60 (1897).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LUI.\n28","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"422\nLuigi Preti,\n1,368 \u00b0/o f\u00fcr ein noch etwas fetthaltiges Pr\u00e4parat. Der h\u00f6here Gehalt an Phosphor wird wohl allgemein auf den gr\u00f6\u00dferen Gehalt an Calciumphosphat bezogen.1) In der Tat konnte ich mich in einem nebenher angestellten Versuche \u00fcberzeugen, da\u00df mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure (ca. 10\u00b0/o HCl) extrahiertes Labcasein den normalen P-Gehalt des Caseins aufwies. Von der gleichfalls beabsichtigten P-Bestimmung des Rohcaseins wurde Abstand genommen, da sie sich inzwischen \u2018als entbehrlich herausgestellt hatte.\nIII. Die Bestimmungen \u00fcber die L\u00f6slichkeit in einer Suspension von Calciumcarbonat wurden so angestellt, da\u00df ca. 2 g Casein mit etwa 150 g Wasser unter Zusatz von Calciumcarbonat (trockenes Pr\u00e4parat) l\u00e4ngere Zeit in der Reibschale verrieben, dann filtriert wurde. Die Versuche wurden sowohl mit lufttrockenen als mit bei 100\u00b0 getrockneten Pr\u00e4paraten angestellt. Die Filtrate zeigten bei Verwendung von lufttrockenen Pr\u00e4paraten sich schon \u00e4u\u00dferlich verschieden: Das Filtrat von S\u00e4urecasein war undurchsichtig, milchig, das von Labcasein fast ganz klar. Die Unterschiede waren nicht bemerkbar, wenn bei 110\u00b0 getrocknete Pr\u00e4parate angewendet wTaren. Dem entspricht auch der Stickstoffgehalt und Calciumgehalt der Filtrate.\nTabelle II.\n100 ccm des Filtrates enthalten:\nCasein\t\t\tParacasein\t\n\tN\tCa\tN\tCa\nluft-\t0,1321 /\t0,0171\t0,0011\t0,0044\n\t0,1562\t0,020\tSpur\tSpur\ntrocken\t0,1433\t0,0504\t0,0039\t0,0028\n\t0,0134\t0,0096\tSpur\t0,008\nbei 110\u00b0\t0,0020\t0,0088\t0,0067\t0,009\ngetrocknet\t0,0078\t0,0114\t0,0179\t0,0150\n\to VJ' o o GO\t0,0130\t0,0151\t0,0110\nl) Hammarsten, Lehrbuch der physiologischen Chemie, 6. Aufl., S. 521 (1907).","page":422},{"file":"p0423.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die spontane Ausscheidung einer Caseinverbindung aus Milch. 4-23\nDarnach ist Labcasein kaum l\u00f6slich in der Suspension von Calciumcarbonat und Wasser, S\u00e4urecasein merklich l\u00f6slich, entsprechend den Angaben von Hammarsten. Die L\u00f6slichkeit des letzteren geht verloren durch Erhitzen auf 110\u00b0 und beide Caseine verhalten sich alsdann ganz gleich. Feuchtes Labcasein scheint sich \u00fcbrigens etwas mehr zu l\u00f6sen.\nIV. L\u00f6st man Casein (S\u00e4urecasein) in Kalkwasser und zwar den Angaben von Courant1) folgend in dem Verh\u00e4ltnis von 0,3 Casein zu 10 ccm ges\u00e4ttigtem Kalkwasser, neutralisiert die L\u00f6sung unter andauerndem starken R\u00fchren nahezu mit sehr verd\u00fcnnter Phosphors\u00e4ure, so zeigt die L\u00f6sung bei Labzusatz nach kurzer Zeit Gerinnung. L\u00f6sungen von Labcasein sollen diese Gerinnung nicht zeigen. Bei Ausf\u00fchrung dieses Versuches stie\u00df ich beim Labcasein auf eine Schwierigkeit, welche den Versuch vereitelte. Beim Zusatz von Phosphors\u00e4ure bildeten sich jedesmal Niederschl\u00e4ge, lange ehe neutrale Reaktion erreicht war. In dem alkalisch reagierenden Filtrat war durch Lab keine Gerinnung zu erhalten, doch ist dieses nat\u00fcrlich nicht beweisend, da die alkalische Reaktion an sich schon die Labgerinnung hindert. Vielleicht beruhte die Unm\u00f6glichkeit, den Gerinnungsversuch anzustellen, darauf, da\u00df das Labcasein nicht gereinigt und sehr kalkreich war.\nEndlich werden noch Unterschiede zwischen dem Filtrat von S\u00e4urecasein und Labcasein hinsichtlich des Gehalts an Calcium und Eiwei\u00dfk\u00f6rpern angegeben und zwar in dem Sinne, da\u00df das Labcaseinfiltrat, wie erkl\u00e4rlich, \u00e4rmer ist an Calcium, dagegen reicher an Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. Quantitative Angaben nach dieser Richtung scheinen nicht vorzuliegen, ich habe daher einige Versuche hier\u00fcber angestellt. Nachfolgende Tabelle III enth\u00e4lt den N-Gehalt und Calciumgehalt der betreffenden Filtrate bezogen apf 100 ccm Milch.\nDer h\u00f6here Stickstoffgehalt des Filtrats bei der Labgerinnung wird von Hammarsten und seinen Sch\u00fclern auf die Bildung eines Eiwei\u00dfk\u00f6rpers bei der Labgerinnung zur\u00fcckgef\u00fchrt.\n0 Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. L, S. 109, und Inaug.-Dissertation 1891,\nS. 28.\n28*","page":423},{"file":"p0424.txt","language":"de","ocr_de":"424\nLuigi Preti,\nNach E. Fuld1) bildet sich eine Albumose, eventuell au\u00dferdem noch ein Eiwei\u00dfk\u00f6rper.\nTabelle III.\nFiltrat von Essigs\u00e4uref\u00e4llung\t\tFiltrat von\tLabf\u00e4llung\nN\tCa\tN\tCa *\n\u2014\t0,1014\t\u2014\t0,0444\n0,084\t0,1037\t0,224\t0,0643\n0,0957\t0,1007\t0,1526\t0,0659\n0,087\t0,1099\t0,205\t0,0486\nDanach hat sich also ergeben, da\u00df das Paracasein sich von dem Casein unterscheidet:\n1.\tDurch seinen gr\u00f6\u00dferen Gehalt an Calcium und Phosphor.\n2.\tDurch geringere L\u00f6slichkeit in einer Suspension von Calciumcarbonat im Wasser.\n3.\tDurch die F\u00e4llbarkeit der L\u00f6sung in Kalkwasser durch Phosphors\u00e4ure, wenigstens insoweit es sich um nicht weiter gereinigtes Labcasein handelt.\n4.\tDurch den gr\u00f6\u00dferen Stickstoffgehalt und geringeren Calciumgehalt des Milchserums.\nNunmehr konnte ich an die Untersuchung des beim Stehen der mit Chloroform konservierten Milch gebildeten Niederschlags gehen.\nDerselbe wurde abfiltriert und zun\u00e4chst das Serum untersucht. Dieses war klar, etwas gelblich gef\u00e4rbt, von neutraler Reaktion. Beim Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure bildete sich eine geringe Tr\u00fcbung, die bei nachtr\u00e4glichem Erhitzen nur wenig zunahm, st\u00e4rker bei Zusatz von konzentrierter Kochsalzl\u00f6sung zu der hei\u00dfen Mischung. Das von Eiwei\u00df befreite Filtrat zeigte deutliche, aber nur schwache Biuretreaktion, enth\u00e4lt \u00fcbrigens noch reichlich Zucker nach Ausweis der Tromm ersehen Probe. Die weitere Untersuchung des Filtrats ergab, da\u00df dasselbe nicht weniger als 0,470 bezw. 0,480, im Mittel 0,475 N in\n*) Biochemische Zeitschrift, Bd. IV, S. 489 (1907).","page":424},{"file":"p0425.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die spontane Ausscheidung einer Caseinverbindung aus Milch. 425\n100 ccm enthielt. Dies w\u00fcrde auf Eiwei\u00df umgerechnet 2,968 g ergeben. Da nun aber nur Spuren von Casein resp. Eiwei\u00df und Albumose vorhanden waren, so mu\u00df der Stickstoff auf Spaltungsprodukte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper durch autolytische Fermente der Milch bezogen werden. Der N-Gehalt des Filtrats konnte unter diesen Umst\u00e4nden zu irgend welchen Schl\u00fcssen bez\u00fcglich der Natur des spontan gebildeten Niederschlages nat\u00fcrlich nicht verwertet werden.\nDie Untersuchung des durch Alkohol und \u00c4ther entfetteten Niederschlages ergab zun\u00e4chst das unerwartete Resultat, da\u00df derselbe sich zu einem sehr erheblichen Teil aus anorganischer Substanz bestehend erwies. 0,5148 g der bis zur Gewichtskonstanz bei 110\u00b0 getrockneten Substanz wurde verascht bezw. verkohlt. Da die v\u00f6llige Veraschung nicht gelang, wurde sie durch Aufstreuen von gepulvertem Ammoniumnitrat bef\u00f6rdert. Die Asche wurde mit Ammoniumcarbonat \u00fcbergossen, nach l\u00e4ngerem Stehen zur Trockene gedampft und vorsichtig gelind gegl\u00fcht. Der erhaltene Gl\u00fchr\u00fcckstand wog 0,1654 g gleich 32,11 \u00b0/o. Die Substanz bestand also zu fast 1h aus anorganischen Verbindungen. Die Asche, die etwas alkalisch reagierte, erwies sich sehr reich an Calcium und Phosphors\u00e4ure. In der getrockneten Substanz selbst wurde Calcium und Phosphors\u00e4ure, auch durch Schmelzen mit Soda und Salpeter, bestimmt. 0,7382 g gaben 0,1102 CaO = 10,7\u00b0/o Calcium.\n0,7572 g gaben 0,1176 Mg2P207 = 4,337 \u00b0/o P. Eine n\u00e4here Betrachtung der beiden ermittelten Zahlen ergibt folgendes: Der Niederschlag besteht in 100 Teilen zu 67,89 organischer Substanz, als welche wohl kaum etwas anderes wie Casein angesehen werden kann.\nNimmt man mit Hammarsten den P-Gehalt des reinen aschefreien Casein zu 0,85 \u00b0/o an, so w\u00fcrden die obigen 67,98 T. 0,578 P enthalten. Gefunden sind 4,337 P. Es sind somit 3,759 T. in Form von Phosphors\u00e4ure vorhanden, gebunden an Calcium. Nehmen wir nun selbst an, da\u00df die Phosphors\u00e4ure als Ca?P208 vorhanden war, so w\u00fcrde die Phosphors\u00e4ure 7,275 T. Calcium erfordern. Da nun in 100 T. des Niederschlages 10,700 T. Calcium gefunden sind, so folgt daraus, da\u00df 3,425 T.","page":425},{"file":"p0426.txt","language":"de","ocr_de":"426 Luigi P reti, \u00dcber die Ausscheidung einer Casein Verbindung.\nCalcium in anderer Form gebunden waren und zwar, da weitere anorganische S\u00e4uren in dem Niederschlag nicht vorhanden waren, augenscheinlich als Caseincalcium. Somit kommen wir zu dem Resultat, da\u00df der Niederschlag, der sich spontan in der aufbewahrten Milch gebildet hat, \u00fcberhaupt nicht Casein ist, wie vorausgesetzt wurde, sondern eine Calciumverbindung des Caseins. Dementsprechend stimmt sein sonstiges Verhalten auch weder mit S\u00e4urecasein, noch mit Labcasein \u00fcberein.\nBeim Verreiben- mit Calciumcarbonat ging nur \u00e4u\u00dferst wenig in L\u00f6sung. 100 ccm des Filtrats enthielten nur 0,0028 N und 0,0038 Ca. Auch in Kalkwasser l\u00f6ste sich nur wenig. 100 ccm des Filtrats enthielten nur 0,07 N, was 0,446 g Casein entsprechen w\u00fcrde. Die L\u00f6sung mit sehr verd\u00fcnnter Phosphors\u00e4ure nahezu neutralisiert gerann mit Lab nicht. Ob man indessen aus dieser Beobachtung irgend etwas f\u00fcr die Natur des Niederschlages ableiten kann, ist bei der geringen Konzentration der L\u00f6sung zweifelhaft.\nDa\u00df dem Niederschlag eine betr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t Calciumphosphat beigemischt ist, geht aus seinem Verhalten zu verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure (ca. 10\u00b0/o HCl) hervor. 2 g desselben wurden bei gelinder W\u00e4rme mit der verd\u00fcnnten Salzs\u00e4ure behandelt, es gingen 0,1217 g Ca in L\u00f6sung, somit mehr als die H\u00e4lfte des Calciumgehaltes. In einem Kontrollversuch mit Labcasein gingen aus 2 g nur 0,0396 Ca in L\u00f6sung.\nWir gelangen somit zu dem Schlu\u00df, da\u00df der bei langer steriler Aufbewahrung der Milch allm\u00e4hlich gebildete Niederschlag ein Gemisch von Calciumphosphat und Calciumcaseinat ist, da\u00df sich aber \u00fcber die Natur, des darin enthaltenen Caseins \u2014 ob S\u00e4urecasein oder Labcasein \u2014 nichts aussagen l\u00e4\u00dft, da\u00df wir also auch nicht entscheiden k\u00f6nnen, ob es sich bei der allm\u00e4hlichen Ausscheidung des Niederschlages um ein rein physikalisches Ph\u00e4nomen oder um Fermentwirkung handelt.","page":426}],"identifier":"lit18612","issued":"1907","language":"de","pages":"419-426","startpages":"419","title":"\u00dcber die spontane Ausscheidung einer Caseinverbindung aus Milch","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:51:38.913819+00:00"}