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{"created":"2022-01-31T13:59:25.342003+00:00","id":"lit18619","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Olivi, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 53: 484-495","fulltext":[{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\n$\nVon\nG. Olivi.\nLaboratorium f\u00fcr allgemeine Pathologie an der Universit\u00e4t zu Siena, unter der Leitung\nvon Prof. E. Centanni.\tj\n(Der Redaktion zugegangen am 12. Oktober 1907.)\nDie biologischen Reaktionen haben sich nicht nur als dazu geeignet erwiesen, Unterschiede unter den nat\u00fcrlichen Antigenen zu offenbaren, wie sie bei Individuen verschiedener Arten, bezw. in den einzelnen Bestandteilen desselben Individuums vorgefunden werden, sondern sie haben selbst dann angewandt werden k\u00f6nnen, wenn es sich um Antigene handelte, die durch die Einwirkung verschiedener physikalischer sowohl als chemischer Agentien k\u00fcnstlich erzeugt worden waren. Unter den physikalischen Agentien hat die W\u00e4rme, und zwar sowohl bei h\u00f6heren als bei niedrigeren Temperaturen betrachtet, die Aufmerksamkeit der Forscher am meisten besch\u00e4ftigt.\nObermayer und Pick haben mittels der Pr\u00e4zipitinreaktion die bei Eiwei\u00dfstoffen infolge des Kochens aufgetretenen Ver\u00e4nderungen beobachtet.\nW\u00e4hrend der nach Einspritzung normaler Eiwei\u00dfstoffe gewonnene Antik\u00f6rper eben nur die normalen Eiwei\u00dfstoffe der entsprechenden Tierart pr\u00e4zipitiert, so ist dagegen der mit gekochten Eiwei\u00dfstoffen gewonnene Antik\u00f6rper, ohne dabei die Artspezifizit\u00e4t einzub\u00fc\u00dfen, dazu geeignet, sowohl die normalen, als die gekochten zu pr\u00e4zipitieren.\nL\u00f6ffler hat Eiwei\u00dfstoffe im Autoklaven auf -J- 150\u00b0 erw\u00e4rmt und dabei beobachtet, da\u00df im Antik\u00f6rper derselben ein fr\u00fcher nicht vorhandenes Pr\u00e4zipitin erscheint, das nur f\u00fcr diese","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\t485\nerhitzten Eiwei\u00dfstoffe, nicht jedoch f\u00fcr nat\u00fcrliches Albumin aktiv ist ; es vollzieht sich demnach bei dieser Temperatur eine gr\u00fcndliche Ver\u00e4nderung, die infolge des Kochens nicht auftrat.\nDie Einwirkung niedriger Temperaturen wurde an Bakterien beobachtet.\nEs hatten schon Dreyer bez\u00fcglich der Agglutinine, und Wright bez\u00fcglich der Opsonine hervorgehoben, da\u00df nach langem Kochen geringere Ver\u00e4nderungen als bei niedrigen Temperaturen auftret en.\nP err one hat namentlich Typhuskulturen durch 6 Stunden bei \u2014 15\u00b0 bis \u2014 17\u00b0 stehen lassen und konnte feststellen, da\u00df bei Tieren, die mit diesen Kulturen behandelt wurden, ein viel betr\u00e4chtlicheres Agglutinationsverm\u00f6gen auftrat, als bei solchen, die mit Normalkulturen geimpft wurden, da\u00df aber diese Tiere trotzdem keine Immunit\u00e4t erlangt hatten.\nDiese Kulturen erscheinen nach erfolgter Einwirkung der Temperatur bedeutend geschw\u00e4cht; wenn sie aber einige Stunden bei Zimmertemperatur bleiben, so wird ihre fr\u00fchere Virulenz wieder hergestellt. Das Ausbleiben der Immunit\u00e4t bei Versuchstieren kann entweder auf diese abgeschw\u00e4chte Virulenz oder auf den Umstand zur\u00fcckgef\u00fchrt werden, da\u00df der Versuch, wie es scheint, nicht mit der entsprechenden, erk\u00e4lteten Kultur gemacht wurde, die zur Immunisation gedient hatte.\nAuch in bezug auf die chemischen Agentien, die zur k\u00fcnstlichen Erzeugung von Antigenen angewandt wurden, stehen die Arbeiten von Obermayer und Pick in erster Linie.\nDiese Forscher haben die chemischen Agentien in zwei Klassen eingeteilt. Zu der ersten geh\u00f6ren neben der W\u00e4rme die Alkalien, die S\u00e4uren, das Formaldehyd, das Toluol, das Permanganat und die tryptische Verdauung, welche die Proteinmolek\u00fcle in der Weise ver\u00e4ndern, da\u00df die Immunsera, ohne die Artspezifizit\u00e4t einzub\u00fc\u00dfen, bef\u00e4higt werden, gegen ihr eigenes Anti gen zu reagieren, w\u00e4hrend ihre F\u00e4higkeit, gegen andere Antigene derselben Art zu reagieren, erweitert wird.\nDie zweite Klasse umfa\u00dft die Ver\u00e4nderungen, die an jodierten, diazotierten und nitrierten Eiwei\u00dfstoffen wahrzunehmen sind, deren Reaktionsgebiet ein eng beschr\u00e4nktes ist, indem","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nG. Glivi,\ndas jodierte Pr\u00e4zipitin nur auf das jodierte Eiwei\u00df reagiert; dieselben b\u00fc\u00dfen jedoch ihre Artspezifizit\u00e4t ein, denn das mi jodiertem Ochseneiwei\u00df gewonnene Pr\u00e4zipitin reagiert auf das jodierte Eiwei\u00df eines beliebigen Tieres, z. B. eines Vogels. Die Spezifizit\u00e4t erstreckt sich auch auf kombinierte Ver\u00e4nderungen; so erzeugt das zuerst jodierte und dann nitrierte Eiwei\u00df nur f\u00fcr das zugleich jodierte und nitrierte Eiwei\u00df ein Pr\u00e4zipitin, nicht aber f\u00fcr das jodierte und das nitrierte allein.\nDie so auf k\u00fcnstlichem Wege im Laboratorium erzielten Resultate f\u00fchren uns zur Frage, ob bei den Ver\u00e4nderungen, welche im lebenden Protoplasma infolge der Wirkung verschiedener Krankheitsagentien wahrzunehmen sind, \u00e4hnliche Tatsachen festgestellt werden k\u00f6nnen. Es w\u00fcrde daraus ein gro\u00dfer Vorteil entstehen, indem diese h\u00f6chstempfmdlichen Reaktionen es gestatten w\u00fcrden, die Eigenart der Krankheit recht genau zu charakterisieren und noch tiefer in das Wesen derselben einzudringen, soda\u00df es m\u00f6glich sein w\u00fcrde, im Krankheitsbilde den Anteil zu berechnen und festzustellen, den das Vorhandensein und die vermutlichen Reaktionen der betreffenden alte-rierten Protoplasmen notwendigerweise daran nehmen. Auf diesem Gebiete haben Centanni bez\u00fcglich der Pr\u00e4zipitine und Donath und Landsteiner bez\u00fcglich der H\u00e4molysine die erste Anregung zu eingehenden Forschungen gegeben.\nCentanni beobachtete, da\u00df, wenn das Protoplasma von Organen, die durch Krankheitsagentien angegriffen sind, resorbiert wird (wie es z. B. f\u00fcr das Leberparenchym bei Distomatose der Fall ist), in dem Blute ein Pr\u00e4zipitin erscheint, dem die Eigenschaft zukommt, zwar nicht auf eine frische, mit einem gesunden Organe bereitete Emulsion, sondern ausschlie\u00dflich auf eine solche zu reagieren, die schon in einem intermedi\u00e4ren Zustande der autolytischen Zersetzung steht. Auf Grund dieser Tatsache konnte das f\u00fcr die Pathologie h\u00f6chst wichtige Prinzip festgesetzt werden, da\u00df die Organe, die bei ihrer Resorption die Konstitution ihres Protoplasmas, wenigstens zum Teile und je nach den Krankheitserregern modifizieren, dabei eine neue Gattung von Antigenen (Metantigenen) erzeugen, welche als fremde Elemente die Bildung entsprechender Antik\u00f6rper ausl\u00f6sen. Diesen","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\n487\nAntik\u00f6rpern kommt die Eigenschaft zu. da\u00df sie unsch\u00e4dlich und ohne jede Wirkung auf die normalen Organe im Organismus zirkulieren, bis die pathogenen Bedingungen wieder zu wirken anfangen und das Auftreten der entsprechenden Antigene in denselben Organen wieder hervorrufen.\nYon gro\u00dfer Bedeutung ist die Beobachtung von Donath und Landsteiner, da\u00df bei paroxysmaler H\u00e4moglobinurie eine lytische Substanz im Serum vorhanden ist. der die Eigenschaft zu kommt, la\u00df eine Mischung von H\u00e4molysin und Blutk\u00f6rperchen erst dann H\u00e4molyse aufweist, nachdem sie eine Zeitlang einer niedrigen Temperatur \u2014 5\u00b0 bis \u2014 15\u00b0^ aus gesetzt worden ist. Diese Eigenschaft ist dem H\u00e4molvsin. nicht aber den Blut-\n\u2014*\tiy\nk\u00f6rn er eben zuznschr eiben, denn dieselbe Erscheinung kommt nicht nur mit Blutk\u00f6rperchen des kranken, sondern auch mit Blutk\u00f6rperchen von gesunden Individuen zusxande.\nDie Beobachtung der Wirkung niedriger Temperaturen auf die Gewebe ist von hohem Interesse, indem diesen Temperaturen die Roile von pr\u00e4disponierenden Bedingungen nicht abgesprochen werden darf, die in der Praxis sehr oft als rheumatische Ursachen bezeichnet werden.\nIch habe es darum f\u00fcr zweckm\u00e4\u00dfig gehalten, eine solche Einwirkung auf die Ervtrocyten zu studieren, eine Zellarfc, die bei den heu*^\" T Analyse sehr geeignet ist. Dieses Studium kann zugleich zu einer Aufkl\u00e4rung \u00fcber den Mechanismus der Wirkung des erw\u00e4hnten, bei H\u00e4moglobinurie erscheinenden H\u00e4molysins f\u00fchren.\nIch habe die Fragestellung m zwei Teile zerlegt. Im ersten Teile werden die an den Ervtrocyten infolge der K\u00e4lte auftretenden L\u00e4sionen in direkter Weise beobachtet, und zwar durch Untersuchung der Ver\u00e4nderungen, die das Blutk\u00f6rperchen in dem Bindungsvemi\u00f6gen seiner Rezeptoren gegen das normale H\u00e4molvsin erf\u00e4hrt.\nIm zweiten Teile werden diese Ver\u00e4nderungen in indirekter Weise beobachtet, insofern das erk\u00e4ltete Blutk\u00f6rperchen als modifiziertes Antigen zur Erzeugung des spezifischen Antik\u00f6rpers angewandt wurde.\ngen l ntersuchungsmittein zu einer eingehenden","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nG. Olivi,\nI. Direkter Versuch zur Feststellung der Ver\u00e4nderungen, die von niedrigen Temperaturen in den Blutk\u00f6rperchen hervorgerufen werden.\nEs wurden Kaninchen subkutan mit frisch durch Aderla\u00df gewonnenem, defibriniertem Meerschweinchenblut behandelt und diese Operation mit der gr\u00f6\u00dften Geschwindigkeit ausgef\u00fchrt, damit die K\u00e4ltewirkung der Zimmertemperatur,# von ungef\u00e4hr 15\u00b0, auf die Blutk\u00f6rperchen tunlichst ausgeschaltet w\u00e4re.\nNach drei Einspritzungen und zwar ungef\u00e4hr 3 Wochen nach der ersten, wurde das Serum entnommen und mit nat\u00fcrlichen Blutk\u00f6rperchen einerseits und erk\u00e4lteten Blutk\u00f6rperchen anderseits gepr\u00fcft.\n1. Reihe. \u2014 Die Einwirkung der K\u00e4lte auf die Blutk\u00f6rperchen allein oder Blutk\u00f6rperchen -f- H\u00e4molysin.\na) Blutk\u00f6rperchen, die, gewaschen und fast g\u00e4nzlich ihrer Fl\u00fcssigkeit beraubt, durch 2 Stunden einer Temperatur von \u2014J\u2014 10 ausgesetzt, dann, nach der Einwirkung der K\u00e4lte, in physiologischer Salzl\u00f6sung aufgeschwemmt wurden.\nI. Der K\u00e4lte ausgesetzte Blutk\u00f6rperchen Immunserum\n5,001 sehr zartes 5,00/bla\u00df- 5,00 0,05 J Bla\u00dfrot 0,10/ rot 0,15\nA 5.00 ) f\u00e4rb-rot } los.\nII. Blutk\u00f6rperchen Immunserum\nin toto der < K\u00e4lte ausgesetzt\n5,00\n0,05\nbald wie bei I od. < noch bl\u00e4sser, bald rot\n5,00\n0,10\ns\nZwischen-\nfarbe\nzwischen\n<\nden entsprechenden I u. III\n5,00\n0,15\nrot,\ntiefer als beim entsprechenden I.\nIII. Normale Blutk\u00f6rperchen 5,00' Immuns er um\t0,05\nlack- 5,00' rot 0,10\nlack- 5,00) rot 0,15,\ntiefes 5,001 f\u00e4rb Lackrot j los.\nb) Blutk\u00f6rperchen, die durch 2 Stunden bei einer Temperatur von \u2014{\u2014 10 bis \u2014f- 20 in physiologischer Salzl\u00f6sung aufgeschwemmt wurden.\n5,001\nfarblos.\nI. Der K\u00e4lte ausgesetzte Blutk\u00f6rperchen 5,001 fast Immunserum\t0,05 / farblos\nII. Blutk\u00f6rperchen! in toto der\t5,001 bald ganz farblos,\nImmunserum J K\u00e4lte ausgesetzt\t0,05 J bald rosa oder rot.\nHI. Normale Blutk\u00f6rperchen 5,001 lack- 5,00 Immunserum\t0,05} rot\n}\nfarblos.","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\n489\n\u00c4hnliche Versuche wurden in der Weise vorgenommen, da\u00df die Blutk\u00f6rperchen sogar durch 6 Stunden der Wirkung der K\u00e4lte ausgesetzt wurden ; die dabei w^ahrgenommenen Unterschiede waren noch viel deutlicher, indem selbst bei der mit Blutk\u00f6rperchen, die allein der K\u00e4lte ausgesetzt worden, vorgenommenen Probe dieselben g\u00e4nzlich farblos blieben.\nDa\u00df die auf l\u00e4ngere Zeit sich erstreckende Einwirkung der K\u00e4lte tiefer greifende Ver\u00e4nderungen zur Folge hat, geht auch aus denVersuchen von Donath und Landsteiner hervor ; diese Autoren lie\u00dfen die Mischung durch mehrere Stunden im Eisschrank stehen und fanden darauf, da\u00df dieselbe sich nicht mehr l\u00f6ste.\nAus dieser ersten Gruppe von Versuchen geht folgendes hervor :\n1.\tWenn man die K\u00e4lte auf die Blutk\u00f6rperchen allein einwirken l\u00e4\u00dft, so hemmt sie die Wirkung des H\u00e4molysins auf dieselben entschieden und ausnahmslos, und zwar ist diese Beeinflussung am deutlichsten, wenn die Blutk\u00f6rperchen in physiologischer Salzl\u00f6sung aufgeschwemmt der K\u00e4ltewirkung ausgesetzt werden. Diese Hemmung ist auf eine Zersetzung der zur Bindung bestimmten Komplexe des Blutk\u00f6rperchens zur\u00fcckzuf\u00fchren, welches dadurch die T\u00e4tigkeit einb\u00fc\u00dft, den normalen Amboceptor zu fixieren.\n2.\tDasselbe Resultat kann erzielt werden, wenn man Blutk\u00f6rperchen und Serum zusammen vermengt erk\u00e4lten l\u00e4\u00dft, in diesem Falle jedoch ist die Hemmung nicht so best\u00e4ndig und deutlich. Es ist h\u00f6chstwahrscheinlich, da\u00df die Verbindung der Blutk\u00f6rperchen mit den entsprechenden Ambocep-toren, die bekanntlich selbst bei niedriger Temperatur vor sich geht, in diesem Falle schon stattfmdet, bevor die K\u00e4lte ihre Einwirkung aus\u00fcbt und die Receptoren entsprechend modifiziert.\n3.\tDie Uhterschiede sind weniger ausgesprochen, wenn gr\u00f6\u00dfere Mengen Immunserum bei der Reaktion angewandt werden, und zwar wahrscheinlich infolge der Massenwirkung, die auf den unver\u00e4ndert gebliebenen Teil der Rezeptoren der Blutk\u00f6rperchen ausge\u00fcbt wird.","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"490\nG. Olivi,\n2. Reihe. \u2014 Die Einwirkung der K\u00e4lte auf die Komponenten des H\u00e4molysins.\nNachdem die Einwirkung niedriger Temperaturen auf die Blutk\u00f6rperchen nachgewiesen worden, erscheint eine entsprechende Untersuchung bez\u00fcglich der H\u00e4molysinkomponenten als erforderlich, will man feststellen, welcher Anteil auf die Ver\u00e4nderungen der einen, welcher auf jene der anderen Komponente bei den K\u00e4lteversuchen mit der Mischung zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Ein solcher Nachweis ist um so wichtiger, da das H\u00e4molysin eine labile Komponente, das Komplement, aufweist. Aus der diesbez\u00fcglichen Literatur wollen wir die Beobachtungen von L\u00fcdke hervorheben; dieser Forscher hat H\u00e4molysine f\u00fcr Ochsen- und Hammelblutk\u00f6rperchen durch 10 bis 30 Minuten der Temperatur der fl\u00fcssigen Luft, n\u00e4mlich 190\u00b0, ausgesetzt \u2014 und zwar sowohl die H\u00e4molysine in toto als deren einzelne Komponenten, Amboceptor und Komplement, \u2014 dabei aber keine bemerkenswerte zerst\u00f6rende Wirkung wahrgenommen.\nUm Amboceptoren allein zu erhalten, wurde das Serum inaktiviert (30 Min. bei 56 \u00b0) und als Komplement wurde frisches\nSerum eines normalen Kaninchens angewandt.\n\u20ac\nI.\tDer K\u00e4ltewirkung ausgesetzte Blutk\u00f6rperchen 5,00\n0,05 0,05\nII.\tNormale Blutk\u00f6rperchen\t5,001\nDer K\u00e4ltewirkung ausgesetzte Amboceptoren 0,05 > hellrot. Normales Komplement\t0,05 J\nAmboceptoren 1\t,\n__\t_ r , Anormal\nKomplement J\nI sehr blasses I Rosa.\nIII.\tNormale Blutk\u00f6rperchen\t5,001 tiefrot, aber\nNormale Aboceptoren\t0,05 > etwas schw\u00e4cher\nDer K\u00e4ltewirkung ausgesetztes Komplement 0,05 J als bei VII.\nIV.\tBlutk\u00f6rperchen 1\t^ ^\t5,001 bald wie bei I, bald wie bei VII; am\nAmboceptoren >\t0,05 > h\u00e4ufigsten eine Zwischenfarbe\nKomplement J erk\u00e4ltet 0,05 J\tzwischen I und VII.\nV.\tNormale Blutk\u00f6rperchen\t5,001 wie bei II,\nAmboceptoren) der K\u00e4ltewirkung 0,05 >zuweilen wie Komplement J ausgesetzt 0,05 J bei VII.\nVI.\tAllein abgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen\t5,001\nAmboceptoren ) allein\t0,05 >\tfarblos.\nKomplement J abgek\u00fchlt\t0,05 J","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\n491\nVII. Normale Blutk\u00f6rperchen\t5,001\nNormale Amboceptoren\t0,05 > lackrot.\nNormales Komplement\t0,05 J\nDie Ergebnisse der zahlreichen\tf\u00fcr diese\tReihe vorge-\nnommenen Versuche blieben bei Nr. I, II, III und VI unver\u00e4ndert, nur bei Nr. IV und V waren Schwankungen wahrzunehmen. Aus diesen Tatsachen l\u00e4\u00dft sich folgendes schlie\u00dfen:\n1.\tDie K\u00e4lte \u00fcbt auch bei Einwirkung auf das H\u00e4molysinmolek\u00fcl eine hemmende Wirkung aus; im VI. Versuche trat\n1\tund II gegen\u00fcber nie Lyse ein, weil die Abk\u00fchlung zugleich auf die Blutk\u00f6rperchen und auf das H\u00e4molysin ausge\u00fcbt wurde.\n2.\tIn dem h\u00e4molytischen Komplexe ist der Amboceptor der empfindliche Bestandteil, w\u00e4hrend das Komplement diese Empfindlichkeit fast g\u00e4nzlich entbehrt, und zwar im Gegensatz zu dem Verhalten h\u00f6heren Temperaturen gegen\u00fcber.\n3.\tIm Grunde genommen jedoch ist die Einwirkung der K\u00e4lte auf die Blutk\u00f6rperchen eine sehr betr\u00e4chtliche, w\u00e4hrend sie dem H\u00e4molysin gegen\u00fcber eine sehr geringe ist.\nII. Indirekter Versuch mittels Bildung eines f\u00fcr die erk\u00e4lteten\nBlutk\u00f6rperchen spezifischen Antik\u00f6rpers.\nEs wurden Kaninchen mit Meerschweinchenblut immunisiert ; vier von denselben wurden mit wiederholt gewaschenen Blutk\u00f6rperchen behandelt, die nach Abgie\u00dfen der Fl\u00fcssigkeit\n2\tSt. bei \u20141 0 bis \u2014j\u2014 20 geblieben waren ; das f\u00fcnfte Tier wurde mit defibriniertem, 2 St. bei -j- 1\u00b0 im eigenen Serum gehaltenen Blut behandelt. Das Serum wurde nach der dritten Impfung, bezw. nach einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl Injektionen entnommen. Das Immunserum der ersten vier Versuchstiere reagierte in gleicher Weise, wie das mit Normalblut gewonnene H\u00e4molysin. Eigent\u00fcmlich waren hingegen die Ergebnisse bei dem V. Kaninchen, dessen Serum vergleichsweise mit durch 2 St. bei \u20141\u00b0 erk\u00e4lteten, bezw. mit normalen Blutk\u00f6rperchen gepr\u00fcft wurde. Es wurde durch weitere Experimente untersucht, ob die Abk\u00fchlung auf die Molek\u00fcle des erhaltenen besonderen H\u00e4molysins wirke.\nAuch in diesem Falle wurde dem inaktivierten Immun-","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nG. Olivi,\nserum frisches normales Kaninchenserum als Komplement zugesetzt.\nI. Abgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen 5,00Uack- 5,00' Immunserum\t0,05J rot 0,05\nlack- 5,001 tiefes 5,00\u2019 rot 0,15JLackrot\nfarb-\nlos.\nII. Normale Blutk\u00f6rperchen 5,001 fast 5,001\t5,00\n,10/rOSa 0,15J\nImmunserum\t0,05/farblos 0\nrosa\nhell- 5,001 farb-rot j los.\nIII. Abgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen Amboceptoren Komplement\nIY. Normale Blutk\u00f6rperchen Abgek\u00fchlte Amboceptoren Komplement\nY. Normale Blutk\u00f6rperchen Amboceptoren Abgek\u00fchltes Komplement\nVI.\tBlutk\u00f6rperchen 1\t5,00\nAmboceptoren >\nKomplement J\nVII.\tNormale Butk\u00f6rperchen Amboceptoren ) abge-Komplement\n5>\u00b0\u00b0) lack-0, 05\n0,05 rot\n] bla\u00df-\nabgek\u00fchlt\n0,05\n0.05\n5,00 0,051 0,05 J\n5,00)\n0,05\n0,05 J\nlackrot, wie beim entspr. III\nrosa\nbla\u00df-\nrosa\nhell-\nrot.\n5,00 0,10 0,10\nVIII. Allein abgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen 5,00 ) lackrot,\nk\u00fchlt\n5,00\n0,05\n0,05\nbla\u00df-\nrosa\nAmboceptoren 1 allein ab-\nKomplement\n:ek\u00fchlt\nIX. Normale Blutk\u00f6rperchen Amboceptoren Komplement\nwie bei III 0,10 entspr. 0,10\n5,00 0,10 0,10\n5.00\t) tiefes 0,10 | Lack-0,10 J rot.\n5\u2019001 hell-\n0,10\n0,10 ) rot\n5.001 0,10 0,10\n5,00) lackrot, wie 0,10 > beim entspr. 0,10 J III.\nhellrot,\nentsprechend wie bei IX.\n5,00) tiefes Lackrot, wie bei III entspr.\nbla\u00df-\nrosa\nhell-\nrot.\nAus dem bisher Er\u00f6rterten geht folgendes hervor :\n1.\tBehandelt man Kaninchen mit abgek\u00fchlten Meerschweinchenblutk\u00f6rperchen, und zwar vorz\u00fcglich mit solchen, die im eigenen Serum abgek\u00fchlt wurden, so bildet sich ein f\u00fcr die erk\u00e4lteten Blutk\u00f6rperchen spezifisches H\u00e4molysin (Hypothermo-lysin) ; wenn, in der Tat, einer kleinen Menge solchen Immunserums erk\u00e4ltete Blutk\u00f6rperchen zugesetzt werden, so tritt eine sehr intensive Lyse ein, die aber nicht zustande kommt, wenn normale Blutk\u00f6rperchen bei der Reaktion angewandt werden. (Versuch I und II.)\n2.\tNeben dem spezifischen H\u00e4molysin entsteht auch, wenn gleich in kleineren Mengen, ein H\u00e4molysin f\u00fcr die normalen Blut-","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\n493\nk\u00f6rperchen; denn wenn gr\u00f6\u00dfere Mengen Immunserum angewandt werden, so erzielt man auch Lyse der normalen Blutk\u00f6rperchen; nur, w\u00e4hrend sie bei diesen sehr gering ist, ist sie bei den abgek\u00fchlten Blutk\u00f6rperchen sehr betr\u00e4chtlich, da in diesem Falle die beiden lytischen Wirkungen zusammenfallen und zwar zugleich jene auf die von der K\u00e4lte modifizierten und jene auf die unver\u00e4ndert gebliebenen Rezeptoren.\n3. Die K\u00e4lte scheint nicht im geringsten auf die Molek\u00fcle des Hypothermolysins einzuwirken.\nZur weiteren Best\u00e4tigung des Vorhandenseins des Hypothermolysins und des normalen Lysins in diesem Serum habe ich das Experiment der elektiven Absorption vorgenommen.\nI.\tAbgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen\nImmunserum mit abgek\u00fchlten Blutk\u00f6rperchen ersch\u00f6pft Komplement\nNormale Blutk\u00f6rperchen\nImmunserum mit normalen Blutk\u00f6rperchen ersch\u00f6pft Komplement\nII.\tAhgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen\nImmunserum mit normalen Blutk\u00f6rperchen ersch\u00f6pft Komplement\nNormale Blutk\u00f6rperchen\nMit abgek\u00fchlten Blutk\u00f6rperchen ersch\u00f6pftes Immunserum Komplement\n5,00 ) 0,10 0,10 J\nhell-\nrosa.\n5,00\n0,10\n0,10\n5,00\n0,10\n0,10\n) hell-| rosa.\n| lack-j rot.\n5,00 0,10 > 0,10,\nlack-\nrot.\nEs steht demnach fest, da\u00df das normale Blutk\u00f6rperchen sein eigenes H\u00e4molysin, nicht aber das Hypothermolysin fixiert, und da\u00df das abgek\u00fchlte Blutk\u00f6rperchen sich in analoger Weise verh\u00e4lt. Dieser Umstand\u201c ist ein direkter Beweis der Ver\u00e4nderungen, welche die Rezeptoren der Blutk\u00f6rperchen durch die Einwirkung niedriger Temperaturen erfahren.\nAus den erw\u00e4hnten Versuchen geht hervor, da\u00df die Hypothermolysinbildung zwar m\u00f6glich ist, doch einige Schwierigkeiten bietet. # Unter f\u00fcnf mit abgek\u00fchlten Blutk\u00f6rperchen behandelten Tieren wurde nur bei dem einen der entsprechende Antik\u00f6rper gebildet. Wie l\u00e4\u00dft sich nun diese Tatsache deuten? Etwa dadurch, da\u00df die behandelten Versuchstiere solcher Rezeptoren entbehrten, die dazu f\u00e4hig w\u00e4ren, die durch die K\u00e4lte modifizierten, bindenden Komplexe des Blutk\u00f6rperchens zu\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LUI.\n33","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nG. Olivi,\nfixieren, oder aber, da\u00df das Vorhandensein des Serums neben den Blutk\u00f6rperchen bei der Abk\u00fchlung eine tiefer greifende Beeinflussung beg\u00fcnstigt. Besser gegr\u00fcndet ist jedoch die Annahme, da\u00df die Ver\u00e4nderungen des Blutk\u00f6rperchens verg\u00e4nglicher Art sind, und da\u00df eine Wiederherstellung oder Heilung des Blutk\u00f6rperchens selbst in der Weise erzielt werden kann* da\u00df man dasselbe wieder in eine passende Temperatur bringt, was eben geschieht, wenn es einem Tiere subkutan injiziert wird; diese Tatsache entspricht denn auch dem von Perrone bez\u00fcglich der Wiederherstellung der Virulenz bei Typhuskulturen Wahrgenommenen.\nAus den zahlreichen Versuchen und auf Grund der erzielten Resultate lassen sich nun folgende Schl\u00fcsse ziehen:\nDie K\u00e4lte (Temperaturen von -j- 10 bis -f- 2 \u00b0) ver\u00e4ndert das rote Blutk\u00f6rperchen und namentlich dessen Rezeptoren wesentlich, soda\u00df dasselbe nicht mehr imstande ist, normales H\u00e4molysin zu binden, vielmehr f\u00e4hig wird, die Bildung eines entsprechenden, f\u00fcr das erk\u00e4ltete Blutk\u00f6rperchen spezifischen Antik\u00f6rpers (Hypothermolysin) hervorzurufen. Diese Ver\u00e4nderung ist jedoch bei der gew\u00e4hlten Versuchsanordnung nicht total, da eine Anzahl Rezeptoren unver\u00e4ndert bleiben (Bindung und Bildung des normalen H\u00e4molysins) ; sie ist auch nicht dauerhaft, da das Blutk\u00f6rperchen sich erholen kann, sobald es in ein g\u00fcnstiges Milieu gebracht wird.\nDie diesbez\u00fcglichen Versuche k\u00f6nnen ferner zu einer Erkl\u00e4rung der bei paroxysmaler H\u00e4moglobinurie beobachteten Erscheinungen f\u00fchren, und zwar insofern die H\u00e4molysinbildung als das Resultat einer, nur bei pr\u00e4disponierten Individuen vorkommenden Autovaccination angesehen werden kann. Da\u00df dasselbe bei der K\u00e4lte einwirkt, soll uns nicht wundern, da eben nur bei niedriger Temperatur der entsprechende Rezeptor im Ery-trocyten auftritt.\nDurch den gleichen Proze\u00df k\u00f6nnen andere analoge Erscheinungen erkl\u00e4rt werden, die man sonst auf rheumatische Ursachen zuruckf\u00fchrt.","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin.\n495\nLiteratur.\nYorgetragen in der Sitzung vom 29. Juni 1907 der Akademie der Physiokritiker zu Siena.\nObermayer und Pick, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Pr\u00e4zipitinbildung. \u00dcber den Begriff der Art- und Zustandspezifit\u00e4t (origin\u00e4re und konstitutive Gruppierung) und die Beeinflussung der chemischen Eigenart des Tierk\u00f6rpers (Wien. klin. Woch. 1904, S. 265\u2014267).\n\u2014 \u00dcber die chemischen Grundlagen der Arteigenschaften der Eiwei\u00dfk\u00f6rper (Wien. klin. Woch., 1906, Nr. 12).\nDreyer und Wright. Yon Sauerbeck zitiert. Neue Immunit\u00e4tslehre. Lubarsch-Ostertags Ergebn. Jahrg., 1906, I. Abt., S. 744.\nPerrone, \u00dcber den Einflu\u00df des Gefrierens der Typhuskulturen auf Agglutination, Immunisation und die Variationen ihrer Virulenz (Zen-tralbl. f\u00fcr Bakt. usw., Bd. XLIII, S. 385, 1907).\nL\u00f6ffler, \u00dcber ein neues Verfahren zur Gewinnung von Antik\u00f6rpern (Deutsch, med. Woch., 1904, S. 1913, Nr. 52).\nCentanni, \u00dcber die Autocytopr\u00e4zipitine (Zentrbl. f\u00fcr Bakt. usw.,\nI. Mitt., Bd. XXXV, S. 91, 1904; II. Mitt, Bd. XLIII, S. 508, 1907).\n\u2022 \u2022\nDonath und Landsteiner, Uber paroxysmale H\u00e4moglobinurie (M\u00fcnchn. Med. Woch., 1904, S. 1590).\nDonath, Beitr\u00e4ge zur Lehre von der paroxysmalen H\u00e4moglobinurie (Zeitschr. f\u00fcr klin. Med., Bd. LU, S. 1, 1904).\nDonath und Landsteiner, \u00dcber paroxysmale H\u00e4moglobinurie (Zeitschr. f. klin. Med., Bd. LVIII, S. 172, 1905).\nL\u00fcdke, Weitere Beitr\u00e4ge zur H\u00e4molyse (Zentralbl. f. Bakt. Orig., Bd. XL, S. 576, 1906).\n\n33*","page":495}],"identifier":"lit18619","issued":"1907","language":"de","pages":"484-495","startpages":"484","title":"Untersuchungen \u00fcber das Hypothermolysin","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:59:25.342009+00:00"}