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{"created":"2022-01-31T17:01:58.507626+00:00","id":"lit1862","links":{},"metadata":{"alternative":"Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin","contributors":[{"name":"Helmholtz, Hermann von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Archiv f\u00fcr Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin: 276-364","fulltext":[{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"Messungen \u00fcber den zeitlichen Verlauf der Zuckung animalischer Muskeln und die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven.\nVon\nH. Helmholtz.\n(Der physikalischen Gesellschaft zu Berlin mitgetheilt am 19. Juli 1850.)\n(Hierzu Taf. VIII.)\nDie erste Abtheilung der vorliegenden Untersuchungen ist ein Tlieil einer, von mir nach weitl\u00e4ufigerem Plane begonnenen Arbeit. Ed. Weber hat die Gesetze ermittelt, nach welchen die Muskeln im ruhenden und im anhaltend erregten Zustande wirken, und dadurch die Grundlage f\u00fcr die Kenntniss ihrer mechanischen Wirkungen gelegt. Eine der Hauptfragen in diesem Gebiete kann aber nicht durch Untersuchung des continuirlich erregten Muskels erledigt werden, diejenige n\u00e4mlich nach der mechanischen Arbeit, die er zu leisten vermag. Der andauernd gleichm\u00e4ssig erregte Muskel bringt durch die ersch\u00f6pfendste Anstrengung keine Arbeit im Sinn der Mechanik hervor, er bewirkt nur, dass die K\u00f6rpertheile in einer neuen Gleichgewichtslage ruhend verweilen. Um eine Arbeit zu leisten, Bewegungen des eigenen K\u00f6rpers, oder Ver\u00e4nderungen in der Aussenwelt hervor-","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"277\nzubringen, muss der Muskel zwischen Ruhe und Erregung wechseln, und die Gr\u00f6sse seiner Arbeit wird wesentlich von der Geschwindigkeit des Wechsels abh\u00e4ngen. Ich habe au\u00bb diesem Gesichtspunkte begonnen, die Vorg\u00e4nge bei der einfachen Zuckung des Muskels zu studiren; unter einer solchen verstehe ich eine Zusammenziehung, welche auf eine Reizung von verschwindend kleiner Dauer erfolgt. Ausserdem wird durch die elektrischen Erscheinungen best\u00e4tigt*), dass wahrscheinlich jede scheinbar continuirliche Zusammenziehung des Muskels kein wirklich conlinuirlicher Zustand sei, sondern auf einem schnellen Wechsel entgegengesetzter Molekularzust\u00e4nde beruhe. Wir d\u00fcrfen also wohl andauernde Zusammenziehungen als eine Reihe so schnell sich folgender, einfacher Zuckungen betrachten, dass jede vorhergehende beim Eintritt der folgenden noch nicht merklich nachgelassen hat. Bei diesem Verh\u00e4ltniss w\u00e4re also die einfache Zuckung der elementare Vorgang, aus welchem sich die anderen zusammensetzen, und deshalb verspricht das Studium desselben, uns den leichtesten Zugang zu den hier vorliegenden Problemen zu er\u00f6ffnen.\nMeine Untersuchung der mechanischen Verh\u00e4ltnisse der einfachen Zuckung l\u00f6st bisher nur einen Theil der zu stellenden Fragen, und ich w\u00fcrde ihre vollst\u00e4ndigere Durchf\u00fchrung erwartet haben, ehe ich sie ver\u00f6ffentlichte, wenn nicht die darin ermittelten Thatsachen den Weg gebahnt h\u00e4tten, die Frage \u00fcber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven, welche im zweiten Theil der vorliegenden Abhandlung behandelt wird, zu entscheiden. Da die Resultate dieses letzteren nicht dargestellt werden k\u00f6nnen, ohne auf das, was ich \u00fcber die Vorg\u00e4nge der Zuckung ermittelt hatte, Bezug zu nehmen, und doch ein hinreichend grosses selbst\u00e4ndiges Interesse haben, um eine Ver\u00f6ffentlichung auch dieser noch\n\") S. E. du Bois-Reymond, Untersuchungen \u00fcber thier'sche Elektricit\u00e4t, Bd. II. Absch. 3. Kap. IV, \u00a7, 4,","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nnicht vollendeten Untersuchungen zu rechtfertigen, w\u00e4hlte ich den eingeschlagenen Weg. Eine kurze Andeutung der Methode und der Resultate der Untersuchung \u00fcber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven ist schon ver\u00f6ffentlicht in den Monatsberichten der Akad. der Wissensch. zu Berlin, 1850, Februarheft, und in den Comptes rendus de l\u2019Acad. d. sc. T. XXX. p. 204.\n\u00a7. I.\nVorl\u00e4ufige Methode und ihre Resultate.\nDie mechanischen Eigenschaften eines Muskels sind, nach den Untersuchungen von Ed. Weber, denen eines elastischen Bandes von ver\u00e4nderlicher Elasticit\u00e4t gleich, und wie bei diesem h\u00e4ngt der Zug, den er auf seine Befestigungspunkte aus\u00fcbt, oder seine Spannung, von seiner L\u00e4nge ab. Wenn der Muskel sich im Zustand der Erregung befindet, ist die Spannung bei gleicher L\u00e4nge eine andere, eine gr\u00f6ssere, und demgem\u00e4ss die L\u00e4nge, welche demselben Grade der Spannung entspricht, eine kleinere. Ich beabsichtige im Folgenden namentlich zu untersuchen, in welchen Zeitr\u00e4umen diese Ver\u00e4nderungen nach der Einwirkung eines Reizes von verschwindend kleiner Dauer eintreten und wieder aufh\u00f6ren. Ed. Weber hat den Zustand, in welchen der Muskel durch Reizung versetzt wird, als den ..th\u00e4tigen\u201c bezeichnet. Da nun die Th\u00e4tigkeit des Muskels in diesem Zustande nicht nur eine mechanische, sondern auch eine elektrische, thermische, chemische ist, und wir von vorn herein nicht wissen, ob in jedem Falle alle diese verschiedenen Richtungen gleichzeitig vermehrt und vermindert werden, \u2014 wollen wir die mechanische Aeusserung der Th\u00e4tigkeit in dieser Abhandlung mit dem Namen der Energie des Mus-","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"279\nkels bezeichnen. Der Gegenstand unserer n\u00e4chsten Untersuchung ist also die Frage:\nIn welchen Zeitr\u00e4umen und Stadien steigt und sinkt die\nEnergie des Muskels nach momentaner Reizung?\nDie Dauer der Zuckung eines animalischen Muskels ist gew\u00f6hnlich nur ein kleiner Bruchtheil einer Sekunde, abge-sehn von einer l\u00e4nger dauernden, schwachen Nachwirkung. Da unsere Sinne zur unmittelbaren Wahrnehmung der einzelnen Zeitmomente innerhalb einer so kleinen Dauer nicht f\u00e4hig sind, m\u00fcssen wir k\u00fcnstlichere Methoden zu ihrer Beobachtung und Messung anwenden. Von solchen sind namentlich zwei liier zu ber\u00fccksichtigen. Bei der einen werden durch einen geeigneten Mechanismus die Vorg\u00e4nge, deren Zwischenzeit man erfahren will, auf einer mit gleich-massiger Geschwindigkeit forlbewegten Fl\u00e4che notirt. Die Zeitunterschiede erscheinen auf dieser als proportioneile Raumunterscliiede wieder und k\u00f6nnen durch letztere gemessen werden. Davon hat schon Ludwig f\u00fcr physiologische Zwecke Gebrauch gemacht, um die Schwankungen des Blutdruckes in den Arterien und des Luftdruckes in der Brusth\u00f6hle darzustellen. Die zweite davon wesentlich verschiedene Methode der Zeitmessnng ist die von Pouillet vorgeschlagene.*) Die Zeitdauer wird hier durch die Wirkung bestimmt, welche w\u00e4hrend derselben eine Kraft von bekannter Intensit\u00e4t hervorgebracht hat. Pouillet l\u00e4sst einen galvanischen Strom, dessen Anfang und Ende genau dem Anfang und Ende des zu messenden Zeitraums entsprechen, auf einen ruhenden Magnet wirken; dann ist die Gr\u00f6sse des Bogens der Schwingungen, in welche der Magnet versetzt wird, der zu messenden Zeidauer proportional.\nIch ging an die bezeichnete Untersuchung zun\u00e4chst mit der ersten Methode. Mittelst eines einfachen Apparats, der\n*) Comptes rendus. T. XIX, p.1384. \u2014Poggendorff\u2019s Annalen d. Physik. Bd. LXIY. p. 452.","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nvorl\u00e4ufig nur dazu dienen sollte, soviel von dem Verlaufe der einfachen Zuckung su erfahren, als ich brauchte um den definitiven construiren zu k\u00f6nnen, liess ich in ganz \u00e4hnlicher Weise, wie es Ludwig mit den H\u00f6hen des Blutdruckmessers that, die H\u00f6he aufzeichnen, bis zu welcher ein an den Muskel geh\u00e4ngtes Gewicht in den aufeinanderfolgenden Zeitpunkten der Zuckung erhoben wird. Die Versuche ergaben, dass eine gen\u00fcgende Vervollkommnung der Methode f\u00fcr die Zwecke der vorliegenden Frage durch die unvermeidliche Reibung der einzelnen Theile des Apparats vereitelt werde. Zugleich boten sich mir aber auch einige neue, den Verlauf der Zuckung betreffende Thatsachen dar, durch deren Kennt-niss es m\u00f6glich wurde, die zweite Methode der Zeitmessung auf die hier vorliegenden Verh\u00e4ltnisse anzuwenden. Da die Schilderung dieser zweiten, vollkommneren Methode ohne die Kenntniss der erw\u00e4hnten Thatsachen vielleicht gr\u00f6ssere Schwierigkeiten darbielen w\u00fcrde, und da die erste Methode einen schnelleren, und durch einfachere Schlussfolgen zu erfassenden Ueberblick \u00fcber den Verlauf der Zuckung gew\u00e4hrt, so halte ich es f\u00fcr geeignet eine kurze Angabe ihrer Resultate hier herzusetzen, obgleich dieselben nur auf eine verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig geringere Genauigkeit Anspruch machen k\u00f6nnen, als die der zweiten.\nAn den ausgeschnittenen Wadenmuskel 'eines Frosches wurde vermittelst einiger festen Zwischenst\u00fccke ein Gewicht geh\u00e4ngt. Eines dieser St\u00fccke war ein gut polirtes grades Stahlst\u00e4bchen', welches durch zwei vertikal \u00fcber einander befindliche Oeffnungen zweier Metallpl\u00e4ttchen ging, in denen es keine betr\u00e4chtliche Reibung erlitt, aber doch verhindert wurde, Seitenschwankungen zu machen. Das St\u00e4bchen trug an einem Querarm eiue feine Stahlspitze, die entweder auf einer horizontal fortbewegten, leicht angerussten Glasplatte, oder auf einer rotirenden Cylinderfl\u00e4che zeichnete. Die Bewegung wurde durch ein sinkendes Gewicht hervorgebracht, uud war vielleicht keine streng gleichm\u00e4ssige, sondern eine","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"281\nleicht beschleunigte; jedenfalls war aber die Beschleunigung derselben innerhalb der hier in Betracht kommenden Zeitr\u00e4ume von -fe bis \u00a3 Secunde zu gering, um die Zeichnungen wesentlich zu entstellen. Der zuckende Muskel zeichnete auf diese Weise Curven, deren horizontale Abscissen der Zeit proportional, deren vertikale Ordinaten der Erhebung des Gewichtes gleich waren. Diese Curven hatten im Allgemeinen die Gestalt der in Fig. 4 dargestelllen, welche mit H\u00fclfe des Mikroskops nach einer der auf dem berussten Glaspl\u00e4ttchen gezeichneten Linien copirt ist. A B ist die Horizonlallinie, welche gezeichnet worden w\u00e4re, wenn man den Muskel nicht gereizt h\u00e4tte. An ihr und an der Curve sind durch vertikale Striche die Endpunkte von Abscissen angegeben, deren Abst\u00e4nde einer gleichen Zeitdiflerenz im Werth von 0,03 bis 0,04 eine Sekunde entsprechen; die vertikalen Erhebungen sind 6f mal vergr\u00f6ssert. Den Muskel reizte ein durch ihn hingeleiteter, einzelner Oeffnungsschlag meines im Archiv, Jabrg. 1845, S. 154 beschriebenen Neef\u2019schen Elektromotors, ebenso wie dort durch Einf\u00fcgung grosser Leitungswiderst\u00e4nde in den Kreis des inducirten Stroms geschw\u00e4cht. Da der Apparat, wenn die Feder spielte, in der Sekunde 300 solche Oeffnungschl\u00e4ge und 300 entgegengesetzt gerichtete Schliessungschl\u00e4ge geben konnte, die Dauer der letzteren aber betr\u00e4chtlich gr\u00f6sser ist, als die der ersteren, so musste die Dauer eines jeden einzelnen Oeffnuugsschlages viel kleiner sein, als Secunde. Ich betrachte also den reizenden Strom im Vergleich zu den Zeitr\u00e4umen, welche bei der Muskelzuckung in Betracht kommen, als momentan.\nDie Curve giebt die H\u00f6hen an, bis zu welchen das Gewicht in den durch die Abscisse gemessenen Zeitr\u00e4umen erhoben war. Diese H\u00f6hen sind nicht identisch mit denen, in welchen das Gleichgewicht zwischen der Schwere des Gewichts und der augenblicklichen Muskelspannung stattfindet. Wir wollen diese letzteren \u201eH\u00f6hen des Gleichgewichts\u201c nennen. Die Tr\u00e4gheit des Gewichts verhindert,","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\ndass dasselbe unter dem Einfluss der darauf wirkenden Kr\u00e4fte sogleich seine Gleichgewichtslage einnehme: desshalb muss sich nothwendig die Curve der Erhebungsh\u00f6hen von der der H\u00f6hen des Gleichgewichts mehr oder weniger unterscheiden. Gleich der erste Blick lehrt, dass das Endst\u00fcck der gezeichneten Curve aus Schwankungen um eine ver\u00e4nderliche Gleichgewichtslage besteht. Ein Gewicht, welches, an einem elastischen Faden von starker elastischer Nachwirkung schwebend, in vertikale Schwankungen gesetzt w\u00e4re, w\u00fcrde ganz \u00e4hnliche Wellenlinien zeichnen. Aber auch das Anfangsst\u00fcck der Curve bestellt aus abwechselnd concaven und convexen Stellen, die sich allerdings nicht als so regelm\u00e4ssige Wellen zeichnen wie jene. Eine jede nach oben concave Stelle der Curve bezeichnet aber im ansteigen-genden Theile derselben eine Ansteigung mit beschleunigter, im absteigenden eine Absteigung mit abnehmender Geschwindigkeit. Beide Arten der Bewegung k\u00f6nnen nur dadurch entstanden sein, dass w\u00e4hrend derselben die Resultante der wirkenden Kr\u00e4fte nach oben gerichtet war. Eine jede nach oben convexe Stelle bezeichnet dagegen im ansteigenden Theile eine Ansteigung mit abnehmender, im absteigenden eine Absteigung mit zunehmender Geschwindigkeit, und l\u00e4sst auf eine nach unten gerichtete Kraft schliessen. In den concaven Stellen war also die Spannung des Muskels gr\u00f6sser, in den convexen kleiner als die Schwere des Gewichts; in jenen muss also die Curve der Gleichgewichtsh\u00f6hen h\u00f6her liegen als die gezeichnete Curve, in letzteren tiefer. An denjenigen Punkten aber, wo concave in convexe Stellen \u00fcbergehn, m\u00fcssen sich beide Curven schneiden, und die Erhebungsh\u00f6hen den H\u00f6hen des Gleichgewichts gleich sein. Wir lernen auf diese Weise f\u00fcr eine Reihe von Zeitpunkten die H\u00f6hen des Gleichgewichts kennen; sie sind in der Figur durch vertikale, punktirle Linien bei a, b, c u. s. w. angegeben. Auch diese H\u00f6hen steigen anfangs und sinken dann allm\u00e4lig nieder. Wir entnehmen daraus die bisher unbe-","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"283\nkannte Thatsache, dass auch in den animalischen Muskeln, \u25a0wie es in den organischen nur in sehr viel langem Zeitr\u00e4umen der Fall ist, die Energie des Muskels nicht im Augenblicke einer instantanen Reizung sich vollst\u00e4ndig entwickelt, sondern gr\u00f6sstentheils erst nachdem diese schon aufgeh\u00f6rt hat, allm\u00e4lig ansteigt, ein Maximum erreicht, und wieder verschwindet. Bisher haben wir den Einfluss der Reibung auf die Form der gezeichneten Curve vernachl\u00e4ssigt. Eine solche findet theils im Innern des Muskels, theils zwischen Theilen des Apparats statt. Die Reibung wirkt immer in dem Sinne, dass sie die grade statlfindende Bewegung verlangsamt, also in den ansteigenden Theilen der Curve so wie es eine nach unten, in den absteigenden wie es eine nach oben gerichtete Kraft thun w\u00fcrde, und zwar desto st\u00e4rker, je gr\u00f6sser die Geschwindigkeit der Bewegung. Aus den regelm\u00e4ssigen Wellenlinien am Ende der Curve erfahren wrir, dass die Reibung zu gering war, um die allgemeine Form der Bewegung daselbst merklich zu ver\u00e4ndern, und k\u00f6nnen danach wohl das Gleiche f\u00fcr die \u00fcbrigen Stellen vermuthen. Ich tvill aber ausserdem, um unser Hauptresultat zu sichern, den streng zu f\u00fchrenden Beweis hierher setzen, dass die Energie des Muskels, w\u00e4hrend das St\u00fcck bc gezeichnet wurde, gr\u00f6sser gewesen sein muss, als beim Punkte b selbst. Das St\u00fcck bc ist nach oben concav, die Geschwindigkeit w\u00e4hrend desselben ist also eine beschleunigte gewesen, folglich in allen seinen Punkten gr\u00f6sser als die in b, ebenso die mit der Geschwindigkeit steigende und sinkende Reibung. In b, der Uebergangsstelle zwischen einem concaven und convexen Theile muss nach dem oben Gesagten die Spannung des Muskels gleich der Summe der Schwere des Gewichts und der Kraft der Reibung gewesen sein, in den andern concaven Theilen von bc aber gr\u00f6sser als die Summe derselben Schwere, und der wegen vermehrter Geschwindigkeit ebenfalls vermehrten Reibung. Demnach ist die Spannung des Muskels trotz seiner zunehmenden Verk\u00fcrzung in b kleiner","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\ngewesen, als iii den \u00fcbrigen Theilen von bc; daraus folgt, dass auch seine Energie von b aus gestiegen ist.\nWird die Reibung bei solchen zeichnenden Versuchen betr\u00e4chtlicher, so verwischt sich der Wechsel von convexen und concaven Stellen immer mehr. Deshalb ist in den \u00fcbrigens sehr zarten und genauen Curven, welche ich durch die zeichnende Spitze im Glimmerbl\u00e4llchen einritzen liess, die Concavit\u00e4t bc, fast in eine grade Linie verwandelt, und von den Oscillationen des Endst\u00fccks ist meistens nur noch eine einzige sichtbar. Unter allen zum Zeichnen von mir angewendeten Materialien giebt angerusstes Glas die geringste Reibung} die, welche bei dieser Art des Zeichnens noch stattfindet, scheint haupts\u00e4chlich dem Muskel selbst, weniger den Theilen des Apparates anzugeh\u00f6ren, und m\u00f6chte sich deshalb kaum noch wesentlich ver\u00e4ndern lassen. Da nun dadurch selbst bei m\u00f6glichst vollkommner Einrichtung des Apparats eine gr\u00f6ssere Genauigkeit der Messungen vereitelt wird, habe ich den bisher verfolgten Weg verlassen, und die gewonnenen Resultate benutzt, mir einen andern zu bahnen, auf welchem wir sie durch genauere Messungen best\u00e4tigt finden werden.\n\u00a7. IL\nDie Anwendung der Methode von Pouillet f\u00fcr die Muskelzuckung.\nDie Grundlage der Methode von Pouillet zur Messung kleiner Zeitr\u00e4ume besteht darin, dass die Zeit, w\u00e4hrend welcher ein galvanischer Strom von bekannter Intensit\u00e4t von einem Drathgewinde aus auf einen Magnet gewirkt hat, genau aus dessen ver\u00e4nderter Bewegung berechnet werden kann. Es ist bis jetzt noch keine Grenze der Kleinheit von Zeittheilen abzusehen, deren Messung auf diese Weise nicht","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"285\nm\u00f6glich werden sollte, da man die Intensit\u00e4t des wirkenden Stromes und die Gr\u00f6sse seiner Wirkung auf den Magnet durch Vermehrung der elektromotorischen Elemente und der Windungen des Drathgewindes beliebig steigern kann. Eine andere Beschr\u00e4nkung trifft aber den Gebrauch dieses Verfahrens. Man muss es n\u00e4mlich zu bewirken wissen, dass Anfang und Ende des gedachten Stromes, welchen wir fortan den zeitmessenden nennen wollen, genau mit dem Anfang und Ende des mechanischen Vorgangs zusammenfallen, dessen Dauer gemessen werden soll. In den zu beschreibenden Versuchen, fing der zeitmessende Strom in dem Augenblicke an, wo ein instantaner elektrischer Schlag durch den Muskel oder seinen Nerven ging, und endigte dadurch, dass die Leitung, in welcher er kreiste, durch die Zusammenziehung des Muskels unterbrochen wurde. Gleichzeitig konnte aber die Spannung genaij bestimmt werden, welche der Muskel erreichen musste, um die stromleitenden Metalle von einander trennen zu k\u00f6nnen. Die zu berechnende Dauer des zeitmessenden Stromes ist also identisch mit der Zeit, welche zwischen der Reizung des Muskels oder seines Nerven und dem Augenblicke verfliesst, in welchem seine Spannung eine bestimmte Gr\u00f6sse erreicht hat. Durch eine Reihe solcher Messungen, bei denen man den Muskel verschieden grosse, entgegenslehende Kr\u00e4fte \u00fcberwinden l\u00e4sst, erf\u00e4hrt man, in welchen Zeitr\u00e4umen sich nach einander die verschiedenen Grade der Energie desselben entwickeln.\nDie von mir gebrauchten Vorrichtungen zerfallen in folgende wesentliche Theile:\n1)\tdiejenigen, welche zur Erregung, Leitung und zur Messung der Wirkung des zeitmessenden Stromes dienen.\n2)\tdiejenigen, welche einen zweiten Strom erregen und leiten, dessen Bestimmung es ist, den Muskel oder seinen Nerven zu reizen.\n3)\tdie, vermittelst deren der Muskel den zeitinessenden Strom unterbricht.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"28G\nDes leichteren Verst\u00e4ndnisses wegen beginne ich mit der Beschreibung des letzten Apparates, von welchem ein vollst\u00e4ndiger Durchschnitt in Fig. 1, der obere Theil eines darauf rechtwinkeligen anderen Durchschnittes in Fig. 2 dargestellt ist. Das Gestell besteht .aus zwei quadratischen Brettern A A und B B, welche durch vier h\u00f6lzerne S\u00e4ulen verbunden sind. Das untere ruht auf Stellschrauben, das obere tr\u00e4gt die beiden Messings\u00e4ulen CD, diese den Querbalken D D, darauf ruhen wieder die S\u00e4ulchen L, mit dem Querbalken FF, endlich der Hohlcylinder aabb, dessen oberer, ebener Rand behufs der elektrischen Isolation aus Elfenbein besteht. Die darauf liegende, unten eben abgeschliffene Platte H H ist nicht befestigt, sondern liegt lose auf. Durch ihre Mitte geht die Schraube I, deren unteres Ende in ein st\u00e4hlernes H\u00e4kchen ausl\u00e4uft, an welchem der Muskel h\u00e4ngt. Um den Wadenmuskel des Frosches daran zu befestigen , stiess ich dasselbe in das untere Gelenkstiick des Oberschenkelbeins ein, welches St\u00fcck vom \u00fcbrigen Knochen getrennt wurde, dagegen mit dem Muskel, der sich an ihm inserirt, in Verbindung blieb. Dnrch die Aufh\u00e4ngung mittelst der Schraube ist es m\u00f6glich, den Muskel nach Bed\u00fcrfnis h\u00f6her und tiefer zu stellen, nach rechts oder links zu verschieben, und um seine Axe zu drehen. Derselbe h\u00e4ngt in einem fast vollst\u00e4ndig geschlossenen Raume, dessen Luft mit Feuchtigkeit ges\u00e4ttigt werden kann, um das Austrocknen des Pr\u00e4parats zu verhindern. Dieser Raum wird gebildet durch die auf dem Querbalken D D ruhende, mattge-schliffene Glasplatte EEund die dar\u00fcber befindliche Glasglocke, deren unterer Rand eben geschliffen ist, und deren obere Oeffnung durch zwei halbkreisf\u00f6rmige Messingst\u00fcckchen G G und den in der Mitte hindurchtretenden Cylinder aabb geschlossen wird; es bleibt also nur die Oeffnung in dem cy-lindrischen unteren Ans\u00e4tze c des Querbalkens D D. Die Art des Verschlusses der oberen Oeffnung macht es m\u00f6glich, die Glocke zu entfernen, und wieder aufzusetzen, ohne die","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"287\nLage des Muskels zu ver\u00e4ndern. Die Luft in der Glocke vvird durch nasse Pappscheiben feucht erhalten, welche man au den W\u00e4nden derselben und auf der Glasplatte E E anbringt; es wurde dadurch m\u00f6glich, den ganz frei liegenden Nerven 3 \u2014 4 Stunden leistungsf\u00e4hig zu erhalten. Die Zuleitung des Slroms zum Nerven kann durch vier Kupferdr\u00e4hte geschehen, von denen nur zwei vv in Fig. 2 gezeichnet sind, w ist der Nerv; die Dr\u00e4hte vv sind in Klemmschrauben befestigt. Die K\u00f6rper der letzteren durchbohren die Glasplatte, und ihre unteren Theile uu stehen durch Kupferdr\u00e4hte in leitender Verbindung mit dem Quecksilber in den vier N\u00e4pfchen t. Indem man durch beliebige zwei von diesen N\u00e4pfchen und die entsprechenden Dr\u00e4hte v den zur Reizung des Nerven dienenden Strom einleilet, kann man verschiedene Stellen des Nerven der Wirkung desselben aussetzen. Sollte der Schlag durch den Muskel selbst gehen, so wurde einer der Dr\u00e4hte v an sein oberes sehniges Ende gelegt, und statt eines zweiten zwischen der entsprechenden Klemmschraube und dem H\u00e4kchen d, welches in den Knorpel der Achillessehne eingehakt ist, ein \u00e4usserst feines, wie ein Seidenfaden biegsames Silberdr\u00e4htchen eingeschaltet, wie es zu Posamentirarbeiten gebraucht wird. Am Muskel h\u00e4ngt eine Schale K f\u00fcr Gewichte, vermittelst folgender Zwischenst\u00fccke. 1) ein oder zwei st\u00e4hlerne H\u00e4kchen d und e, 2) ein viereckiger st\u00e4hlerner Rahmen f,, in dessen unteres Ouerst\u00fcck ein Elfenbeinpl\u00e4ltchen mit konischer Vertiefung eingelegt ist. Diese Vertiefung ist bestimmt zur Aufnahme der oberen Stahlspitze des folgenden St\u00fccks. 3) Das stromleitende Zwischenst\u00fcck ghikl, welches ich unten genauer beschreiben werde. 4) Ein zweiter viereckiger Rahmen f\u201e, von derselben Gestalt wie f/5 welcher aber kein isolirendes Elfenbeinpl\u00e4ttchen zu tragen braucht. 5) Der st\u00e4hlerne Haken r, an welchem endlich vermittelst messingener Ketten die Schale K h\u00e4ngt. Das stromf\u00fchrende Zwischenst\u00fcck nenne ich so, weil es gleichzeitig zur Lei-","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\ntung des zeitmessenden Stromes dient. Seine Zusammensetzung erhellt am besten aus Fig. 2, wo es durch den Muskel von seiner Unterlage abgehoben dargestellt ist. Es besteht aus zwei geraden Stahlst\u00e4ngchen gl, welche durch f\u00fcnf messingene Querbalken verbunden sind, g, h, i, kund 1. Von die sen trageng und 1 st\u00e4hlerne Spitzen, welche in die konischen Vertiefungen von f( und f\u201e eingreifen. In h und k befinden sich kupferne Schrauben mit Gegenmuttern, von denen die er-stere am untern Ende eine abgerundete Kuppe m von Gold, die andere eine gut amalgamirte Spitze hat; beide dienen zur Ein- und Ausleituug des zeitmessenden Stroms. Die Goldkuppe m ist bestimmt, auf dem Goldpl\u00e4ttchen n zu ruhen, welches der mittelst Klemmschrauben verstellbare Querbalken MM tr\u00e4gt. Die amalgamirte Spitze kann mit dem Quecksilber in dem N\u00e4pfchen o in Ber\u00fchrung gesetzt werden. Das letzte Querst\u00fcck i enth\u00e4lt eine Stahlspitze, welche nur bei solchen Versuchen gebraucht wird, wo man gleichzeitig die H\u00f6he der Erhebung des Gewichts messen will. Das N\u00e4pfchen o befindet sich in einer isolirenden Platte von Gutta-Percha pp, welche auf dem Querbalken NN ruht. Die Platte ist bei y zerschnitten, und durch einen Lederstreifen wieder zu einem Charniergelenk verbunden. Das kleinere St\u00fcck derselben ist an das Messingst\u00fcck NN durch Erw\u00e4rmen angeklebt, das gr\u00f6ssere liegt frei auf, und wird durch den federnden Draht qq angedr\u00fcckt. Letzterer bringt zugleich das Quecksilber des N\u00e4pfchens o in leitende Verbindung mit dem von s.\nDer Sinn dieser Anordnung ist folgender. Denken wir, der Muskel trage vermittelst der erw\u00e4hnten Zwischenst\u00fccke ein gewisses Gewicht, welches wir seine Belastung nennen wollen, und er werde durch Drehung der Scheibe H H, w\u00e4hrend die Schraube I nicht mitgedreht wird, so weit gesenkt, dass die Goldkuppe m das Goldpl\u00e4ltchen n gerade ber\u00fchre. Unter diesen Umst\u00e4nden ist die Spannung des Muskels gleich der Schwere seiner Belastung. Die geringste","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"289\nSteigerung seiner Energie wird die Belastung um ein Weniges erheben und m von n entfernen m\u00fcssen. Nachdem der Muskel so eingestellt ist, werde noch ein gewisses Gewicht auf die Schale K gelegt, welches wir die Ueberlastung nennen wollen. Die angeh\u00e4ngten Theile k\u00f6nnen dadurch nicht weiter herabgezogen, der Muskel nicht st\u00e4rker gespannt werden, weil sich die Goldkuppe m auf das Pl\u00e4ttchen n aufst\u00fctzt. Wenn jetzt der Muskel gereizt wird, ist es klar, dass er das Gewicht erst dann erheben kann, wenn seine elastische Spannung gleich der Summe der Belastung und Ueberlastung geworden ist. Es wird also jetzt der zeitmessende Strom, welcher von n auf m, dann durch das strom-f\u00fchrende Zwischenst\u00fcck und die amalgamate Kupferspitze in das Quecksilber von o \u00fcbergeht, erst in dem Augenblicke unterbrochen werden, wo die elastische Spannung des Muskels sich um eine, durch die Schwere der Ueberlastung genau zu messende Gr\u00f6sse vermehrt hat. Das war es gerade, was wir von unserem Apparate verlangten.\nEs ist hier noch zu bedenken, dass am Ende der Zuk-kung, wenn die Goldkuppe m wieder auf das Pl\u00e4ttchen n herabsinkt, der zeitmessende Strom wieder geschlossen, und dadurch die Messung vereitelt werden w\u00fcrde, wenn nicht gleichzeitig die Leitung desselben noch an einem andern Punkte dauernd unterbrochen w\u00fcrde. Um diesen Zweck zu erreichen, obne dabei die freie Beweglichkeit der aufge-h\u00e4nglen Theile zu beeintr\u00e4chtigen, habe ich mehr Nachsinnen und complicirte H\u00fclfsmittel aufgeboten, als wegen irgend eines anderen Theils des Apparats, bis sich zuletzt der einfachste und leichteste Ausweg er\u00f6ffnete. Die amalgamirte Spitze ist n\u00e4mlich so gestellt, dass sie ganz nahe \u00fcber der Fl\u00e4che des Quecksilbers in o schwebt. Hebt man den freien Theil der Gutta-Percha - Platte pp ein wenig, so dass das Quecksilber und die Spitze sich ber\u00fchren, so bleibt jenes an dieser haften, auch wenn die Platte wieder gesenkt wird. Das Quecksilber erh\u00e4lt dann eine kegelf\u00f6rmig nach der DJ\u00fcller\u2019s Archiv. 1850.\t19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nSpitze emporsteigende Oberfl\u00e4che, wie sie in Fig. 1 dargestellt ist. Wird aber w\u00e4hrend der Zuckung dos Muskels die Spitze gehoben, so reisst das Quecksilber ab, nimmt seine rundliche Oberfl\u00e4che wieder ein (Fig. 2), und da beim Zn* r\u00fcckfallen die Spitze dieser Oberfl\u00e4che gar nicht wieder ber\u00fchrt, bleibt die Stromleitung zwischen beiden Thcilcn unterbrochen. Um die Vorrichtung in gutem Stande zu erhallen ist es nur noting von Zeit zu Zeit mit einem Pinsel zwischen Spitie und Quecksilber hinzufahren, und sie dadurch von Staub in reinigen; sie erf\u00fcllt dann ihren Zweck, selbst bei Erhebun* gen der Spitze von -fc mm. H\u00f6he.\n2) Lei tun g s ap para l des z e i t m e s sen d en Stroms. \u2022 Da wir in dem Wege dieses Stroms eine Stelle von etwas ver\u00e4nderlichem Widerstande haben, n\u00e4mlich die, vro die Coldkuppe in das Pl\u00e4ttchen n mit ver\u00e4nderlichem Druck, daher auch mit verschiedener Innigkeit ber\u00fchrt: so war \u00ab vortheilhaft, deu \u00fcbrigen constanten Widerstand der Leitung zu vergr\u00f6ssern, damit jener ver\u00e4nderliche Theil desselben an Gr\u00f6sse dagegen verschwinde. Das Galvanometer bestellt deshalb aus 1400 Windungen \u00fcbersponnenen Kupferdrahle\u00bb von 0,012 p L. Dicke, welche auf einen Ilolzrahmen g\u00e9wit-kelt sind, der den gew\u00f6hnlich bei Multiplicaloren gebr\u00e4uchlichen \u00e4hnlich, nur etwas gr\u00f6sser ist. Parallel den Windungen h\u00e4ngt neben einer der Seitenfl\u00e4chen desselben, 0,03 ml von ihr entfernt, das 0,09 mt. lange Magnelsl\u00e4bchen an mehreren 1 ml. langen Coconf\u00e4den. Der Magnet tr\u00e4gt ein Spie gelchen und zwei verschiebbare dicke Metallringe, welche dazu dienen, seine Schwingungen hinreichend langsam a machen, um bequem die Ausschl\u00e4ge ablesen zu k\u00f6nnen. Die Schwingungsdauer ist 24,007 Sekunden. Die Messung der Schwingungen geschah nach der von Gauss und Weber eingef\u00fchrten Methode durch Beobachtung des in dem Spiegd des Magnetes gesehenen Bildes einer horizontalen Scale mittelst eines Fernrohrs. Der Mittelpunkt der Scale ist von de\u00bb des Magnetes 1500 Scalentheile entfernt, so dass jeder Thei-","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"2)1\nstrich einer Ablenkung desselben um den Winkel von 1 Min. 9 Sec. entspricht. Ich durfte den Magnet den Drahtwindungen so weit n\u00e4hern, ohne f\u00fcrchten zu m\u00fcssen, dass die Ablenkungswinkel aufh\u00f6rten, den Stromeskr\u00e4ften proportional zu sein, weil in den folgenden Versuchen, w\u00e4hrend der Dauer des zeitmessenden Stromes, stets der Magnet den Windungen parallel ist, und bei den Intensit\u00e4tsmessungen des Stromes die Ablenkungen sich nur auf zwei Winkelgrade belaufen.\nAls erregende Elemente wandteich vier Daniellsche an. Der von ihnen erregte Strom wirkte viel zu kr\u00e4ftig auf den Magnet, als dass die Intensit\u00e4t desselben mittelst des Spie-gelbildes der Scale h\u00e4tte gemessen werden k\u00f6nnen. Es ist dieser Umstand eine der Schwierigkeiten der Methode. Die Wirkung der dauernden Ablenkung ist immer um so sehr viel gr\u00f6sser als diejenige, welche der Strom w\u00e4hrend der kurzen Dauer der zu messenden Zeitr\u00e4ume hervorbringt, dass beide nicht ohne Weiteres an demselben Instrumente gemessen werden k\u00f6nnen und, um schliesslich aus den Ausschl\u00e4gen des Magnetes die Zeit zu berechnen, muss man das Verh\u00e4ltniss jener beiden Wirkungen kennen. Pouillet hat zur Beseitigung dieser Schwierigkeit ein Verfahren angegeben, welches aber, wie Siemens*) gezeigt hat, keiner grossen Genauigkeit f\u00e4hig ist. Ich habe deshalb einen anderen Weg eingeschlagen. Zur Messung der dauernden Ablenkung leitete ich nur einen kleinen, aber genau bestimmbaren Theil des Stroms durch das Galvanometer. Ich entfernte dasselbe zu diesem Zwecke aus der Leitung und f\u00fcgte daf\u00fcr zwei Drahtst\u00fccke ein, welche zusammen einen ebenso grossen Widerstand darboten; der des k\u00fcrzeren dieser St\u00fccke war genau von dem des Galvanometers. Die Abgleichung der\nSumme der Widerst\u00e4nde beider Dr\u00e4hte mit dem des letzteren geschah nach der von Wheatstone angegebenen Me-\n*) Fortschritte der Physik im Jahre 1845, dargestellt von der physikalischen Gesellschaft zu Berlin. S. 50.\n19 *","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\ntliode*) Der Strom welcher diese neue Leitung durchfloss, war daher genau so gross wie der, dessen Intensit\u00e4t bestimmt werden soll. Schaltete man dann das Galvanometer als Nebenschliessung des k\u00fcrzeren erw\u00e4hnten Drahtst\u00fcckes ein,\nso zweigte sich ----des ganzen Stromes durch dasselbe ab,\n142,06\nman braucht also nur die unter diesen Verh\u00e4ltnissen beobachtete Ablenkung mit 142,06 zu multipliciren, um die dauernde Ablenkung durch den ungetheilten Strom zu finden.**) Da es sich als vortheilhaft zeigte, nach jedem zeitmessenden Versuche, den getheilten Strom zur Beruhigung des Magnetes zu gebrauchen, ordnete ich die Leitungen* so an, dass die beiden bezeichneten Verbindungsweisen durch blosses Umlegen eines Gyrotrops sehr schnell mit einander vertauscht werden konnten.\n3) Der erregende Strom,\nGereizt habe ich den Muskel oder seinen Nerven theils durch Schliessung eines von vier Da nie 1 Ischen Elementen erregten galvanischen Stromes, der durch ihn hin geleitet wurde, theils durch momentane Inductionsstr\u00f6me. Das er-stere Verfahren hatte neben anderen kleinen den gr\u00f6sseren Nachtheil, die Reizbarkeit des Muskels durch die l\u00e4ngere Dauer der Durchstr\u00f6mung schneller zu ersch\u00f6pfen, gab \u00fcbrigens ganz eben solche Resultate wie das letztere. Der angegebene Nachtheil war noch gr\u00f6sser bei den Versuchen, wo der Muskel auf die Beendigung eines ihn durchfliessen-den galvanischen Stromes antworten sollte, weil dieser noth-\n*) Poggendorffs Annalen d. Physik. Bd, LXII. S. 535. \u2014 Philos. Transactions. 1843. p. 332.\n**) Allerdings wird der Strom durch Hinzuf\u00fcgung der Neben-Bchliessung etwas verst\u00e4rkt, jedoch in so geringem Maasse, dass dieser Umstand hier ganz vernachl\u00e4ssigt werden konnte. In der That betr\u00e4gt die dessfallsige Correction des Factors 142,06 auch im ung\u00fcnstigsten Falle, wenn n\u00e4mlich der Widerstand der \u00fcbrigen Leitung gegen den der hier besprochenen St\u00fccke ganz verschw\u00e4nde, nur 0,007, also noch keine Einheit in der letzten Decimalstelle.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"293\n\u25a0wendig schon vom Beginn des Versuchs an, also mindestens w\u00e4hrend der Zeit einer ganzen Schwingungsdauer des Magnetes vor der Zuckung geschlossen sein musste.\nWesentliche Bedingung ist, dass der erregende Vorgang der Zeit nach genau Zusammenfalle mit dem Beginn des zeitmessenden Stromes. Im Fall der Muskel auf den Eintritt eines galvanischen Stromes antworten soll, ist diese Bedingung sehr leicht und vollst\u00e4ndig auf folgende Weise zu erf\u00fcllen. K, Z, und K/( Z;, (S. d. schematische Zeichnung Fig. 7) sind zwei galvanische Batterieen, jede aus 4 D aniellschen Elementen bestehend; die Zinkenden befinden sich bei Z( und Z\u201e und sind mit dem Ouecksilbern\u00e4pfchen c in leitenderVerbindung. Die Kupfcrpole sind durch die Leitung K, b d a G K\u201e verbunden. Bei b ist der Muskel in die Leitung eingeschaltet, a soll die Stelle bezeichnen, wo durch seine Zuckung die Leitung unterbrochen wird, d ist eine amalgamate Spitze, G das Galvanomeier. Ist die Leitung in dem Zustande, wie sie hier abgebildet ist, so besteht sie aus einem einzigen Kreise, in welchem zwei gleiche Batterien sich entgegenwirken, also kein Strom entsteht. Die etwaigen geringen Unterschiede ihrer elektromotorischen Kr\u00e4fte verschwinden f\u00fcr die Wahrnehmung fast vollst\u00e4ndig wegen der Ladungen, welche sich sehr schnell auf den H\u00e4kchen entwickeln, zwischen denen der Muskel befestigt ist, uud durch welche zugleich der Strom in ihn eingeleitet wird. Wird aber die Spitze d in das N\u00e4pfchen c getaucht, so haben wir zwei von einander unabh\u00e4ngige Stromkreise K, b d c Z, und K\u201e G a d c Z\u201e, welche beide nur mit der Stelle cd an einander h\u00e4ngen. Beide werden genau in demselben Augenblicke geschlossen, n\u00e4mlich wann die Spitze d zuerst das Quecksilber in c ber\u00fchrt. Der Muskel unterbricht darauf die Leitung des zeitmessenden Stromes bei a. Wird alsdann c von d wieder getrennt, so ist kein geschlossener Kreis mehr vorhanden, und alle Str\u00f6me h\u00f6ren auf.\nIn allen Versuchsreihen, welche ich sp\u00e4ter anf\u00fchren","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nwerde, habe ich das zweite Verfahren gebraucht; der Muskel ist durch einen Iuductionsstrom gereizt worden, welcher durch die Wirkung zweier nicht mit Eisen gef\u00fcllter Drahtspiralen auf einander erregt wurde. In dem Augenblicke, wo ein die eine derselben durchkreisender galvanischer Strom geschlossen wird, entsteht in der zweiten ein inducirter Strom von sehr kurzer Dauer, welcher in entgegengesetzter Richtung durch die Windungen l\u00e4uft. In dem Augenblicke dagegen, wo der erstere erregende Strom aufh\u00f6rt, entsteht wieder ein inducirter Strom in der zweiten Spirale, dieses Mal aber dem inducirenden gleich gerichtet. Die elektromagnetische Wirkung der inducirlen Str\u00f6me, wenn sie einen Magnet ablenken, ist in beiden F\u00e4llen gleich; aber der zweite hat eine viel k\u00fcrzere Dauer und eine ebenso vielmal gr\u00f6ssere Intensit\u00e4t als der erste. Da es mir wesentlich auf eine m\u00f6glichst kurze Dauer ankam, w\u00e4hlte ich zur Reizung der Muskeln den bei der Unterbrechung des prim\u00e4ren Stromes inducirten secund\u00e4ren, und brachte kein Eisen in die Spiralen, weil durch dessen Anwesenheit die Wirkung zwar sehr verst\u00e4rkt, aber auch verz\u00f6gert wird. Die inducirende Spirale konnte ganz in die inducirte hineingeschoben, oder mehr oder weniger von ihr entfernt werden, wodurch die inducirten Str\u00f6me st\u00e4rker oder schw\u00e4cher wurden. Um die thierischen Theile m\u00f6glichst zu schonen, brauchte ich meist sehr schwache Str\u00f6me, welche wohl kaum durch ein anderes Galvanoskop sichtbar gemacht werden k\u00f6nnen, als durch den Froschnerven. Wegen ihrer Schw\u00e4che konnten auch nie unipolare Wirkungen eintreten, welche sonst den Gebrauch solcher Str\u00f6me f\u00fcr physiologische Zwecke, wenn die Wirkung localisirt werden soll, sehr misslich machen.*) Dass der Augenblick, wo der inducirende Strom aufh\u00f6rt, und der inducirte den Muskel oder Nerven durchf\u00e4hrt, genau mit demjenigen Zusammenfalle, wo der zeitmessende Strom\n) S. E, du Bois-Reymond, Untersuch, u. s. w. Bd. I. S. 435 ff.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"295\nanf\u00e4ngt, habe ich durch den einfachen in Fig. 6 abgebildeten Mechanismus erreicht. AB ist ein bei hinreichender Festigkeit m\u00f6glichst leichtes Brettchen, welches um die st\u00e4hlerne Axe dd drehbar ist, dessen Drehung aber durch die beiden Kl\u00f6tze F und G auf einen ganz kleinen Winkel beschr\u00e4nkt wird. Bei B ist darin eine Platinspitze e befestigt, welche unten auf das Platinpl\u00e4ttchen f aufst\u00f6sst. Durch eine schwache Feder wird das Ende B des Brettchens eben nur kr\u00e4ftig genug herabgedriickt, um sicher die metallische Ber\u00fchrung zwischen e und f herzustellen. Das letztere Pl\u00e4ttchen steht mit dem Draht g und dem Quecksilbern\u00e4pfchen h in leitender Verbindung, die Spitze e aber mit dem sehr biegsamen Drahte b, b\u201e, der seitlich von dem Hebelchen ebenfalls nach einem N\u00e4pfchen hinf\u00fchrt. Am andern Ende A des Brettchens befindet sich ein Platinpl\u00e4ttchen, welches mit einem \u00e4hnlichen Drahte a, a,( und einem entsprechenden N\u00e4pfchen i eine leitende Verbindung bildet. Ich werde diesen Apparat im Folgendem mit dem Namen der Wippe bezeichnen. Dazu geh\u00f6rt noch der Schl ies suugs sta b C, ein kupferner Stab mit Schraubenklemme zur Einf\u00fcgung des Drahtes c, c\u201e und einem vergoldeten und abgerundeten unteren Ende. Letzterer wird in der Hand gehalten ; wenn man sein unteres Ende auf das Pl\u00e4ttchen bei A aufsetzt, wir\u00a3 eine leitende Verbindung hergestellt zwischen dem Drahte c;/ c, und dem a, a\u201e. Geschieht dieses Aufsetzen hinreichend kr\u00e4ftig, so wird gleichzeitig das Brettchen AB in Bewegung gesetzt, A gesenkt, B gehoben, und dadurch die Spitze e von der Platte f getrennt. Ist also der zeitmessende Strom durch c\u201e c, C A a, a;/ i geschlossen, und der inducirende durch h g,, g( f e b; b,/; so wird letzterer in dem Augenblicke ge\u00f6ffnet, wo ersterer geschlossen wird. Streng genommen wird allerdings zwischen der ersten Ber\u00fchrung von C mit A und der Trennung der Spitze e von f eine Zeit verlliessen, welche zur Fortpflanzung des Stosses durch die elastische Masse des Holzes noting ist, Davon aber, dass","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\ndiese Zeit zu klein ist, um selbst mit unserem Apparate wahrgenommen werden zu k\u00f6nnen, kann man sich auf folgende Weise \u00fcberzeugen. Man stelle eine Leitung her zwischen b\u201e und i, und setze das N\u00e4pfchen h und den Draht c, c\u201e mit den beiden Enden der Leitung des zeitmessenden Stromes in Verbindung. Setzt man jetzt den Schliessungsstab C auf das Pl\u00e4ttchen A so leise auf, dass das Ilebelchen nicht bewegt wird, so wird der Strom dauernd geschlossen \u00fcber h g\u201e g, f e b, b\u201e i a\u201e a, A C c, c\u201e, und der Magnet wird gewaltsam gegen die W\u00e4nde seines Kastens geworfen. Setzt man dagegen den Schliessungsstab kr\u00e4ftig auf, dass das Hebelchen gehoben wird, so wird der bei A geschlossene Strom auch sogleich wieder zwischen e und f unterbrochen, dauert also nur so lange, als zur Uebertragung des Stosses nach B noting ist. Ich habe dabei aber niemals die geringste Wirkung auf den Magnet gesehen. Durch Einfluss von Luftstr\u00f6mungen k\u00f6nnten allenfalls Aenderungen seines Schwingungsbogens von Scalentheil verdeckt werden, w'as einer\nZeitdauer von etwa \u2014\u2014\u2014 Secunde entsprechen w\u00fcrde. Je-10000\ndenfalls gen\u00fcgt es zu wissen, dass der Fehler, welchen unser Mechanismus einf\u00fchrt, viel kleiner ist, als die \u00fcbrigen nicht zu vermeidenden St\u00f6rungen der Versuche.\nWir haben bisher den zur Reizung angewendeten Strom einen momentanen genannt; es fragt sich indessen noch, in wie weit wir dazu berechtigt sind. Die Dauer solcher In-ductionsstr\u00f6me hat sich bisher durch ihre Kleinheit allen Messungen entzogen, und ist deshalb in allen Anwendungen immer als verschwindend klein betrachtet worden. Indessen kommen wir bei mehreren der sp\u00e4teren Versuche der Grenze, bis zu welcher man die Feinheit der Beobachtungen bisher getrieben hat, sehr nahe oder \u00fcberschreiten sie selbst. Ich musste darum nach Mitteln suchen, wodurch ich mich \u00fcberzeugen konnte, dass die Dauer der angewendeten Str\u00f6me Puch gegen so kleine Zeitr\u00e4ume nicht in Betracht kommt,","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"297\nwie die von mir gemessenen sind. Dazu bot mir die eben beschriebene Wippe eine Gelegenheit, nachdem eine kleine Ver\u00e4nderung daran vorgenommen war. Ich befestigte n\u00e4mlich an der Stelle des Platiupl\u00e4ttchens A ein amalgamates Kupferpl\u00e4ttcheu, auf welchem eine ganz d\u00fcnne Lage fl\u00fcssigen Quecksilbers ausgebreitet war, und ersetzte den Schlies-sungsstab durch einen \u00e4hnlichen mit amalgamirler Spitze. Wenn ich nun mit diesem gegen die amalgamate Platte stiess, so schloss er die Leitung zwischen c\u201e und i in dem Momente, wo er zuerst das fl\u00fcssige Quecksilber ber\u00fchrte. Das Ilebelchen bewegte er aber und unterbrach dadurch die Leitung zwischen h und b;, erst danu, wenn er durch die Quecksilberschicht bis zur Kupferplatte vorgedrungen war. Die Zwischenzeit beider Momente wurde nach demselben Verfahren gemessen, durch welches wir uns vorher davon \u00fcberzeugt haben, dass die Zeit der Fortpflanzung des Stosses in der Wippe eine verschwindend kleine sei. Ihre Gr\u00f6sse ergab sich zu 0,00012 bis 0,00033 Secunden; sie va-riirt nat\u00fcrlich nach der Geschwindigkeit des Aufsetzens; hier gen\u00fcgt es aber ihren Werth nur ungef\u00e4hr zu kennen. L\u00e4sst man nun im ersten jener Momente den inducirenden Vorgang beginnen, unterbricht im zweiten die Leitung des indu-cirlen Stromes, der bis dahin das Galvanometer durchkreist halte, so erf\u00e4hrt man aus der Wirkung auf den Magnet, ob in der angegebenen Zeit der ganze oder nur ein Theil des inducirten Stromes hindurch gegangen sei. Um durch Aufsetzen des Schliessungsstabes den inducirenden Strom zu unterbrechen, ordnete ich die Leitungen so an, dass der Stab und die zugeh\u00f6rige Leitung der Wippe eine Nebenschliessung von verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig geringem Widerstande f\u00fcr die in-ducirende Spirale bildeten. Wurde der Stab aufgesetzt, so ging fast der ganze Strom, der bisher die Spirale durchkreist hatte, von dieser auf die neue Schliessung \u00fcber. Dadurch wurde in der zweiten Spirale ein Strom inducirt, der dieselbe Richtung und dieselbe Gr\u00f6sse elektromagnetischer Wir-","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nkung, aber eine viel gr\u00f6ssere Dauer hatte, als derjenige, welchen ich bei den physiologischen Versuchen durch blosse Unterbrechung der Leitung der inducirenden Spirale zu erregen pflegte. Die Verschiedenheit der Dauer r\u00fchrt davon her, dass sich bei Einschaltung einer Nebenleitung auch in der inducirenden Spirale ein inducirter Strom bilden kann, bei unterbrochener Leitung aber nicht. Wie gross dieser Unterschied sei, l\u00e4sst sich daraus beurtheilen, dass bei den m\u00e4chtigen Apparaten von Henry*) die physiologische Wirkung des Oeffnungsschlages ganz aufh\u00f6rte, wenn der Strom wegen Einschaltung einer guten Nebenschliessung statt durch Unterbrechung der Leitung verschwand. In unseren Versuchen lenkte der inducirte Strom, wenn er ganz durch das Galvanometer ging, den Magnet um 1,4 ab, wurde er aber durch Hebung der Wippe auf die angegebene Weise nach der vorher gemessenen Zwischenzeit unterbrochen, nur um 0,4 bis 0,6. Es ging also in der Zeit von 0,00012 bis 0,00033 Secunden, ^ bis f dieses Stroms hindurch. Da nun die Dauer desselben eine vielmal gr\u00f6ssere war, als die der zur Reizung gebrauchten Str\u00f6me, so k\u00f6nnen wir daraus entnehmen, dass die Dauer der letzteren jedenfalls nur wenige Zehntausendtheile einer Sekunde betrug, und insofern wirklich als momentan gegen die bei der Muskelzuckung zu mes-senden Zeitr\u00e4ume betrachtet werden kann.\nEs bleibt uns schliesslich noch \u00fcbrig, die Methode der Berechnung unserer Versuche anzugeben. Wir m\u00fcssen dabei bedenken, dass der Magnet niemals dauernd in absolute Ruhe versetzt werden kann, sondern wenn man dies auch f\u00fcr einen Augenblick erreichen m\u00f6chte, dass er doch bald durch Einfluss der Luftstr\u00f6mungen wieder anfangen w\u00fcrde zu schwingen. Wir m\u00fcssen deshalb zum Zwecke der Be-\n*) S. Pog gendorff\u2019s Annalen d. Physik. Bd. LIV. S. 87. \u2014 Phil. Magaz. Ser. III. Vol. XVIII. p. 482. \u2014Ueber das ganze Verh\u00e4ltnis s. E. du Bois-Reymond, Untersuchungen u. s. \\v. Bd. I. 2-Abschn. Kap. II. \u00a7. IV,","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"299\nredlining von der Annahme ausgehen, dass der Magnet schon vor der Einwirkung des zeitmessenden Stroms in Schwingungen begriffen sei.\nDie Zeitdauer t des zeitmessendeu Stroms kann berechnet werden, so oft man kennt 1) die Gr\u00f6sse des Ausschlags oder des halben Schwingungsbogens h, vor der Einwirkung des Stroms, 2) die Gr\u00f6sse desselben h\u201e nachher, 3) die Ablenkung a, welche stattfand in dem Augenblicke, wo der zeitmessende Strom geschlossen wurde, 4) die Schwingungsdauer T des Magnets und 5) die Ablenkung I, welche der zeitmessende Strom hervorbringen w\u00fcrde, wenn er gleich-m\u00e4ssig anhielte. Wie die letztere ermittelt wird, ist schon angegeben; b; und li\u201e k\u00f6nnen mit \u00e4usserster Genauigkeit abgelesen werden, dagegen kann a nicht hinreichend genau bestimmt werden, wenn die Schwingungsb\u00f6gen und somit auch die Geschwindigkeit des Magnets gross sind. Die Formel, nach welcher t berechnet werden kann, wenn dasselbe ein so kleiner Theil vou T ist, dass t2 gegen T2 verschwindet, ist folgende:\n1 =\t\u2014 \u00ab2 ~ V7*1/2 \u2014 \u00ab2]>\nworin f\u00fcr beide Wurzeln der positive Zahlenwertli derselben zu nehmen ist, wenn der Strom die vorhandene Geschwindigkeit des Magnets vermehrt, f\u00fcr beide der negative, wenn er sie vermindert, endlich hlos f\u00fcr die zweite der negative, wenn er Bie umgekehrt hat. Aus dieser Formel er-giebt sich gleichzeitig, dass ein Fehler im Werthe von a am wenigsten den Wertli von t ver\u00e4ndern wird, wenn a = o,\nweil dann auch 4\u2014 = o. Wir entnehmen daraus die Re-d a\ngel, den zeitmessenden Strom in dem Augenblick zu schlies-sen, wo der Magnet den Meridian passirt. Der m\u00f6gliche Fehler von a wird dabei am kleinsten werden, wenn die Bewegung langsam, also der Werlh von h, m\u00f6glichst klein ist, und wird ausserdem weniger Einfluss haben, wenn die","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nDifferenz der Zahlenwerthe der Wurzeln, als wenn ihre Summe zu nehmen ist. Daraus bestimmt sich als das vor-theilhafteste Verfahren, dass man den Strom dann einwir-ken l\u00e4sst, wenn die vorhandene Bewegung des Magnets durch ihn verst\u00e4rkt wird. Die Formel reducirt sich f\u00fcr diesen Fall auf\n* = 2ttI (h\" ~ h,)\nAusser der Correction wegen Reduction der abgelesenen Scalentheile auf die Tangenten des Ablenkungswinkels des Magnets, welche bei grossen Ausschl\u00e4gen n\u00f6thig wird, ist noch eine zweite wegen der allm\u00e4ligen Abnahme der Schwingungsb\u00f6gen zu machen. Da dieselbe sehr gering ist, so d\u00fcrfen wir sie als gleichbleibend bei mehreren aufeinander folgenden Schwingungen ansehen. *) Um die Art der Berechnung zu erl\u00e4utern, greife ich ein Beispiel heraus. Vor der Einwirkung des Stroms schwingt der Magnet hin und her zwischen den Zahlen 497,7 und 496,7, der dem Meridian entsprechende Scalenpunkt ist also 497,2. ln dem Augenblicke, wo dieser Punkt unter dem Faden des Fernrohrs wieder vorbeigeht, wird der Strom geschlossen, und bleibt es, bis er vom Muskel wieder unterbrochen wird. Der Magnet ist nun in st\u00e4rkere Schwingungen versetzt, und es werden nach einander abgelesen 597,7; 397,3; 596,9. W\u00e4hrend eines Hin- und Hergangs hat sich also der obere Ausschlag vermindert um 0,8. W\u00e4hrend des Hingangs von 597,7 nach 397,3 wird er also um 0,4 abgenommen haben, so dass dem unteren Ausschlag 397,3 der obere 597,3 entspricht. Das Mittel beider giebt uns als Lage des Meridians 497,3, hinreichend \u00fcbereinstimmend mit dem vorhergefundenen Werthe. Auf dem Wege zwischen der Einwirkung des Stroms bei 497,3 bis zum ersten Ausschlag 597,7, also w\u00e4hrend einer Viertelschwingung, wird \\ von 0,8 verloren ge-\n*) Gauss und Weber, Result, aus d. Beob. d. magnet. Vereins\nim J. 1837. S. 67.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"301\ngangen sein; es entspricht also dem Augenblick der Strorn-wirkung der obere Ausschlag 597,9 und h\u201e\u2014 h, wird sein 597,9 \u2014 497,7 = 100,2. Bezeichnen wir die drei aufeinander folgenden oberen Ausschl\u00e4ge mit a,, a\u201e und a;\u201e, so ist also h\u201e \u2014h, = a\u201e-a,+* (a\u201e \u2014a,\u201e)\nIch will zum Schluss der Auseinandersetzung der Methode noch einen Conlrolversuch beschreiben, den ich anstellte, um die Ausf\u00fchrbarkeit unserer Messungen an einer andern Kraft zu pr\u00fcfen, die sehr viel schneller, als die Muskelkraft eintritt und verschwindet. Ich substituirte n\u00e4mlich f\u00fcr den Muskel eine Spiralfeder aus Messingdraht und f\u00fcr das Gewicht einen Magnetstab, dessen unteres Ende in den inneren Hohlraum einer Drahtspirale hineinhing. Wurde durch diese Spirale ein Strom geleitet, so wurde der Magnet herabgezogen, die Goldkuppe m ber\u00fchrte das Pl\u00e4ttchen n, und stellte die Leitung des zeitmessenden Stromes her; in dem Augenblicke aber, wo der Strom in der Spirale uufh\u00f6rte, schwand die elektromagnetische Kraft derselben, und der Magnet wurde durch die Spannung der Spiralfeder emporgezogen. Wurde der Strom der Spirale mittelst der Wippe genau in demselben Augenblicke unterbrochen, in welchem der zeitmessende geschlossen wurde, so konnte durch den letzteren die Zeit gemessen werden, welche bis zum Abheben der Goldkuppe vom Pl\u00e4ttchen verfloss. Diese Zeit muss = 0 sein, wenn das Princip unserer Versuche richtig ist; sie war es in der That, so oft nicht seitliche Pendelschwankungen der aufgeh\u00e4ngten Theile stattfanden, selbst nur so kleine, wie sie ein in der Ferne vor\u00fcber-fahreuder Wagen erregt. Fand Letzteres statt, so erfolgten kleine unregelm\u00e4ssige Ausschl\u00e4ge des Magnets, die bis zu 12, auch 20 Scalentheilen stiegen. Abgesehen von diesen St\u00f6rungen kann also auch eine so geringe Kraft, wie die hier angeweudete elektromagnetische, welche gleich der Schwere von 3 bis 5 grm. war, und auf eine Masse von 100 grm. wirkte, die mechanische Wirkung, auf welcher un-","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nrere Messung beruht, mit einer grossem Pr\u00e4cision ausf\u00fch-sen, als wir durch unseren Apparat ermessen k\u00f6nnen. Die Kraft der Muskeln ist, wie w\u2019ir sehen werden, sehr viel gr\u00f6sser, deshalb werden die Messungen auch durch Pendel-schwankungeu viel weniger beeintr\u00e4chtigt.\n\u00a7. III.\nDas Anwachsen der Energie im Muskel bei der einfachen Zuckung.\nIch habe auseiuandergesetzt, auf welche Weise es m\u00f6glich ist, die Zeit zu messen, die von dem Augenblicke der Reizung an bis zu dem vergeht, wo die elastische Kraft des Muskels einen bestimmten, durch die aufgelegte Ueberlastnng gemessenen Werth erreicht hat. Wir wollen zun\u00e4chst vergleichende Messungen \u00fcber die verschiedenen Ueberlastungen anstellen.\nIch setze zu diesem Zwecke die folgenden drei Versuchsreihen I, II und III hierher. Die Schl\u00e4ge sind dabei durch den Muskel selbst geleitet und so stark gemacht worden, dass durch eine Verst\u00e4rkung derselben ihre Wirkung auf den Muskel nicht mehr gesteigert wurde, dass also die Erregung desselben ihr Maximum erreichte. Die erste Rubrik mit der Bezeichnung No. giebt die Reihenfolge der einzelnen Beobachtungen, die zweite die Ueberlastung in Grammen, die dritte den Unterschied der Ausschl\u00e4ge vor und nach der Zuckung an, an welchem ich schon die beiden n\u00f6thigen Correctioneu angebracht habe, so dass diese Zahlen der Zeitdauer proportional sind. Die Tabellen sind so geordnet, dass in derselben Horizontalreihe Versuche mit gleichen Ueberlastungen neben einander stehen. Die Belastung bestand in allen F\u00e4llen nur in den wesentlichen St\u00fccken des Apparats; die Einstellung des Muskels, d. h. diejenige Hebung oder Senkung seines Aufh\u00e4ngungspunkles, bei welcher die","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"303\nGoldkuppe m das Goldpliittchen n nach Entfernung der Ue-berlastung gerade ber\u00fchrte, erneute ich so oft, als ich mit der letztem wechselte.\nReihe I.\nAngestellt mit dem Wadenmuskel eines im Fr\u00fchling frisch gefangenen, sehr kr\u00e4ftigen Frosches. Ablenkung des Magnets durch den getheillen Strom zu Anfang des Versuches 119,42 Scalentheile. Die Inductionsspiralen sind so weit von einander entfernt, dass die Schliessungsschl\u00e4ge keine Wirkung mehr geben, sondern nur noch die Oeflnungs-schl\u00e4ge.\nNo.\tUeber- Iastung\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge\tNo.\tUeber- lastung\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge\tNo.\tUeber- lastung\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge\n1\t0\t46,87\t17\t0\t35,25\t18\t0\t38,50\n2\t40\t55,77\t16\t40\t55,74\t19\t40\t61,44\n3\t80\t68,46\t15\t80\t65,92\t20\t80\t81,45\n4\t120\t79,50\t14\t120\t82,85\t21\t120\t96,76\n5\t160\t0\u201899\t13\t160\t88,85\t22\t140\t119,83\n6\t200\t104,50\t12\t200\t103,03\t\t\t\n7\t240\t116,60\t11\t240\t120,16\t\t\t\n8\t280\t140,08\t10\t280\t135,88\t\t\t\n39\t300\t148,35\t\t\t\t\t\t\nNach Beendigung dieser Messungen hob der Muskel 160 grm. nicht mehr hoch genug, um die amalgamirle Spitze des stromleitenden Zwischenst\u00fccks vom Quecksilber loszureissen ; bei kleineren Ueberlastungen trat dagegen eine Erscheinung ein, welche ich h\u00e4ufig kurz .vor dem Erl\u00f6schen der Reizbarkeit bemerkt habe, und wodurch fernere Beobachtungen unm\u00f6glich gemacht wurden. Dies waren lang anhaltende, krampfhafte Zusammenziehnngen, die jeder elektrischen Reizung oder mechanischen Ersch\u00fctterung folgten. Die Bedin-","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\ngung ihres Eintritts kenne ich noch nicht; vielleicht ist es eine Modification der Reizbarkeit durch die hindurchgegangenen Str\u00f6me. \u2022\u2014 Ablenkung des Magnets zum Schluss 119,61.\nReihe II.\nDer andere Schenkel desselben Frosches. Ablenkung zu Anfang 119,75. Die gebrauchten Schl\u00e4ge sind st\u00e4rker, indem die Spiralen ganz in einander geschoben sind.\nDifferenz\nder\nAusschl\u00e4ge\nDifferenz\nder\nAusschl\u00e4ge\nDifferenz\nder\nAusschl\u00e4ge\nUeber-\nlastung\nUeber-\nlastung\nUeber-\nlastung\nNach Versuch 18 hob der Muskel nicht mehr 200 grm. ; es wurden deshalb die Ueberlastungen wieder verringert. Ablenkung zum Schluss: 120,57.\nReihe III.\nMuskel eines Frosches, der den Winter \u00fcber ohne Nahrung aufbewahrt worden war. Ablenkung vor den Versuchen: 119,94.","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"305\nNo.\tUcbcr- lastung\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge\tNo.\tUcber- la stun g\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge\n1\t80\t185,3\t\t\t\n2\t80\t183,3\t\t\t\n3\t60\t123,7\t\t\t\n4\t60\t131,1\t\t\t\n5\t40\t87,3\t14\t40\t111,9\n6\t40\t87,1\t13\t40\t106;2\n7\t20\t66,6\t12\t20\t72,7\n8\t20\t85,1\t11\t20\t76,0\n9\t0\t38,7\t10\t0\t38,9\nZum Schluss wurden 60 grm. nicht mehr hoch genug gehoben, um den Quecksilberfaden zu zerreissen. Ablenkung : 120,32.\nDas allgemeine Resultat dieser Reiben, welches wir auch in allen folgenden Versuchen immer wieder finden werden, ist, dass bei gleicher Belastung und gleichem Erm\u00fcdungszustande die Differenzen der Ausscbliige des Magnetes desto gr\u00f6sser sind, je gr\u00f6sser die Ueberlastung. Diese Differenzen sind aber der Dauer des zeitmessenden Stromes proportional, d. b. derjenigen Zeit, welche zwischen der Reizung des Muskels durch den elektrischen Schlag und dem Augenblicke vergeht, wo er das Gewicht erhebt. Um Letzteres zu bewirken, muss die Energie des Muskels desto h\u00f6her gestiegen sein, je gr\u00f6sser die Ueberlastung ist. Es ergiebt sich also aus diesen Versuchen dass sich die h\u00f6heren Grade der Energie sp\u00e4ter als die niederen entwickeln ; sie entsteht nicht pl\u00f6tzlich unmittelbar nach der Reizung, sondern steigt erst M\u00fb tier's Archiv. 1850.\t20","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"30G\nallm\u00e4lig an, ein Resultat \u00fcbereinstimmend mit dem, was wir schon in den vorl\u00e4ufigen Versuchen nach einer ganz andern Methode gefunden hatten.\nDie Form der Ansteigung der Energie im nicht erm\u00fcdeten Muskel ergiebt sich am besten aus Reihe I No. 1 bis 18? da hier die Zahlen jler sp\u00e4ter angestellten Beobachtungen 10 bis 18 nur kleine Unterschiede von wechselndem Sinne gegen die von 1 bis 9 zeigen. Ich stelle sie nebst ihren Mittelwerthen und der aus diesen berechneten Zeit in der folgenden Tafel zusammen.\n\t\tBeobachtete\t\t\tZeit in\tDifferenzen\n\tUeber-\tDifferenz\tder Aus-\tMittel\txiirSe-\tder Zeit fiir\nReihe\tlastung\tschlage.\t\tderselben\tcunden\t40 grm.\nI.\t0\t46.87. 35\t,25. 38,50\t40,21\t0,93\tfi Qfi\n\t40\t55,77.\t55,74\t55,76\t1,29\tO 9fi\n\t80\t68,46.\t65,92\t67,19\t1,55\tn 39\n\t120\t79,50.\t82,85\t81,17\t1,87\tvjtJX n 9 a\n\t160\t93,90.\t88,85\t91,37\t2,11\tn 9\u00e4\n\t200\t104,50.\t103,03\t103,76\t2,39\tn q a\n\t240\t116,60.\t120,16\t118,38\t2,73\tn AK\n\t280\t140,08.\t135,88\t137,98\t3,18\tn AR\n\t300\t148\t,35\t148,35\t3,42\tU?40\nIn der letzten Rubrik sind die Zeitr\u00e4ume berechnet, in welchen die elastische Spannung des Muskels um gleiche Gr\u00f6ssen gewachsen ist. Dieselben sind von 40 bis 200 oder 240 grm. nahebin gleich, am Anfang und Ende aber gr\u00f6sser. Die elastische Kraft des Muskels ist also anfangs mit steigender, dann mit ziemlich gleichf\u00f6rmiger, endlich mit abnehmender Geschwindigkeit bis zu ihrem Maximum gewachsen. Dasselbe Verh\u00e4ltniss stellt sich auch trotz des Einflusses der zunehmenden Ersch\u00f6pfung in den beiden andern Versuchs-","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"307\nreihen heraus, so lange die Erm\u00fcdung nicht zu schnell zm nimmt.\nReihe\tNo.\t\tUeber- lastung\tMittel der Differenz der Ausschl\u00e4ge\tZeit in xiu Secunden\tDifferenzen der Zeit.\nII.\t1.\t2.\t250\t140,39\t3,22\t0,66\n\t3.\t4.\t200\t111,50\t2,56\t0,46\n\t5. t\t6.\t150\t91,76\t2,10\t0,42\n\t7.\t8.\t100\t73,30\t1,68\t0,40\n\t9.\t10.\t50\t55,67\t1,28\t0 55\n\t11.\t12.\t0\t31,79\t0,73\t0,69\n\t13.\t14.\t50\t61,84\t1,42\t0 67\n\t15.\t16.\t100\t91,21\t2,09\t0,83\n\t17.\t18.\t150\t127,38\t2,92\tn *>q\n\t19.\t20.\t100\t104,03\t2,39\tn 7e*\n\t21.\t22.\t50\t71,58\t1,64\tn\n\t23.\t24.\t0\t43,20\t0,99\t\nIII.\t1.\t2.\t80\t184,3\t4,23\t1 Ql\n\t3.\t4.\t60\t127,4\t2.92\t0 Q9\n\t5.\t6.\t40\t87,2\t2,00\tw 5 yJ & 0.49\n\t7.\t8.\t20\t65,8\t1,51\tO \u00df9\n\t9.\t10.\t0\t38,8\t0,89\tA Ui\n\t11.\t12.\t20\t74,3\t1,70\t0,80\n\t13.\t14.\t40\t109,0\t2,50\t\nNur bei den letzten acht Versuchen der Reihe II bringt die schnell zunehmende Ersch\u00f6pfung eine entgegengesetzte Vertheilung der Differenzen hervor, wo die gr\u00f6ssere in der Mitte steht.\nIn so weit haben unsere jetzigen Versuche nur die That-sachen best\u00e4tigt, welche wir aus den von zuckenden Mus. kein gezeichneten Curveu abgeleitet halten. Ausserdem stellt\n20 *","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"SOS\nsich aber noch ein neues, sehr bedeutsames Resultat heraus, welches aus den fr\u00fcheren Versuchen nicht entnommen werden lionnte. Aus den Zahlen, die wir gewonnen haben, wenn keine Ueberlastung aufgelegt war, ergiebt sich n\u00e4mlich, dass erst eine Zeit nach der Reizung vergeht, ehe die Energie des Muskels \u00fcberhaupt zu steigen anf\u00e4ngt. Der zeitinessende Strom wird in diesem Falle unterbrochen, sobald die erste merkliche Spur der Energie eingetreten ist; das geschah in unseren Versuchen erst um fast Secunde sp\u00e4ter als die Reizung. Dadurch wird eine vollst\u00e4ndige Analogie des Verlaufs der Zuckung zwischen den animalischen und organischen Muskeln hergestellt. Nach einer verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig schnell vor\u00fcbergehenden Reizung des Darms oder anderer Organe mit organischen Muskelfasern treten die ersten Spuren der Contraction erst eine merkliche Zeit nach Beendigung der Reizung ein, sie nimmt langsam zu, und l\u00e4sst dann eben so langsam wieder nach.\nDie Zeitdauer dieses Vorgangs und seiner einzelnen Stadien ist bei verschiedenen mit solchen Fasern versehenen Organen \u00e4usserst verschieden, am gr\u00f6ssten wohl in den contractilen Fasern der Gef\u00e4sswaudungen. Ganz dasselbefindet, wie wir jetzt erfahren haben, auch bei den animalischen Muskeln statt ; es vergeht zuerst nach der Reizung eine Zeit, in der sie kein sichtbares Zeichen ihrer Th\u00e4tigkeit geben, dann steigert sich ihre Energie allm\u00e4lig bis zu ihrem Maximum, um nachher wieder zu sinken, nur dass diese Zeitr\u00e4ume bei ihnen nach Hunderttheilen einer Secunde zu messen sind, wenn sie bei den organischen nach ganzen Secunden oder nach Minuten gemessen werden.\nWir k\u00f6nnen uns den Vorgang durch eine Curve graphisch darstellen, deren Abscissen der Zeit, deren Ordinaten dagegen der Spannung des Muskels bei unver\u00e4nderter L\u00e4nge proportional sind. Aus unseren Messungen l\u00e4sst sich allerdings erst der Anfang derselben nicht ganz bis zum Maximum hin construiren, wie es in Fig. 4 nach den Zahlen der","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"30'J\nReihe I geschehen ist,*) wir k\u00f6nnen uns aber wenigstens die Art ihres weiteren Verlaufes aus den zeichnenden Versuchen erg\u00e4nzen. Das St\u00fcck ab der Curve fallt mit der Abscissen-linie zusammen, sie steigt dann anfangs concav nach oben, sp\u00e4ter convex bis zu ihrem Gipfel, wird dann zun\u00e4chst convex bleiben, sp\u00e4ter concav wieder sinken, und sich endlich asymptotisch der Abscissenlinie anschliessen. Sie muss in der allgemeinen Form viel Aehnlichkeit mit der Curve der H\u00f6hen des Gleichgewichts haben, von welcher wir in Fig. 3 einigei Punkte bestimmten, doch k\u00f6nnen ihre Ordinaten nicht genau denen der letzteren proportional sein. Jene giebt die Spannungen bei gleicher Muskell\u00e4nge, diese die Verk\u00fcrzungen der Muskell\u00e4nge bei gleicher Spannung. Da aber der Elasticit\u00e4tscoeficient sich durch die Verk\u00fcrzung und durch die Th\u00e4ligkeit nach Ed. Weber betr\u00e4chtlich \u00e4ndert, sind die Verk\u00fcrzungen den Kr\u00e4ften nicht proportional. Es werden vielmehr die gr\u00f6sseren Ordinaten in der Curve der Gleichgewichtsh\u00f6hen verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig h\u00f6her sein, als in der der Spannungen, die nach oben gewendeten Concavit\u00e4ten st\u00e4rker concav, die Convexit\u00e4ten schw\u00e4cher convex. Eine Vergleichung der Curve in Fig. 4 mit dem Anfang der andern, so weit wir aus Fig. 3 seine Gestalt ungef\u00e4hr entnehmen k\u00f6nnen, scheint dem nicht zu widersprechen.\nIch habe den Nachweis, dass die gemachten Messungen nicht mit betr\u00e4chtlicheren Fehlern behaftet sein k\u00f6nnen, bis hierher verspart, und will ihn jetzt im Zusammenh\u00e4nge geben. Wir k\u00f6nnen die m\u00f6glichen Fehlerquellen in zwei Klassen theilen, n\u00e4mlich erstlich in solche, welche die Messung der Zeit zwischen Reizung und Trennung der Goldkuppe m vom Pl\u00e4ttchen n beeintr\u00e4chtigen, und zweitens in solche welche verhindern, dass diese Trennung genau in dem Augenblicke geschehe, wo der Muskel den verlangten Grad der\n*) Die Zahlen an der Abscissenlinie bezeichnen ,J\u201e Secunden, die an den Verticalen die Vermehrung der Spannung in Grammen.","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nEnergie erreicht hat. Zu den ersteren geh\u00f6ren St\u00f6rungen in der Bewegung des Magnetes durch Luftstr\u00f6me, Fehler der Ablesung, Dauer des Inductionsslroms, Aenderungen in der elektromotorischen Kraft und dem Widerst\u00e4nde der Daniell-schen Elemente u. s. w. Unter ihnen ist nur eine einzige Fehlerquelle, welche das Resultat um mehr als einen kleinen Bruch eines Scalentheils ver\u00e4ndern kann, das ist die nicht immer ganz vollkommene Schliessung des Stroms an der Unterbrechungsstelle. Es kommen einzelne Versuche vor, bei welchen entweder gar keine oder eine viel kleinere Wirkung auf den Magnet stattfindet, als in den entsprechenden benachbarten Beobachtungen, weil sich ein oft unsichtbares [St\u00e4ubchen zwischen Goldkuppe und Goldplatte eingelegt hat. Ein Strich mit einem Pinsel dazwischen hindurch beseitigt die St\u00f6rung. Sehr viel wichtiger ist diese Fehlerquelle, wenn verm\u00f6ge der Bedingungen des Versuchs der Druck an der Unterbrechungsstelle sehr gering und die Ber\u00fchrung der Kuppe und des Pl\u00e4ttchens nicht innig genug ist, um nicht dem Strom einen merklichen Widerstand entgegenzusetzen. Das ist der Fall in den Versuchen, wo keine Ueberlastung aufgelegt ist. Hier kommt es , wie in allen andern F\u00e4llen darauf an, den Muskel so einzustellen, dass sich die Melalltlieile an der Unterbrechungsstelle m\u00f6glichst zart ber\u00fchren, und durch diese Art der Ber\u00fchrung muss auch der Strom hergestellt werden. Ich habe gefunden, dass der Widerstand der Unterbrechungsstelle verschwindend klein ist gegen den der ganzen Leitung, sobald eine ganz geringe Ueberlastung z. B. 1 grm. aufliegt, und dass demgem\u00e4ss die Intensit\u00e4t des Stromes nicht ver\u00e4ndert wird, mag man viel oder wenig Gewichte noch dazu legen. Dagegen gelang es mir durch m\u00f6glichst zarte Einstellung bei mangelnder Ueberlastung den Strom etwa um seiner ganzen Gr\u00f6sse zu schw\u00e4chen, weiter konnte ich die Schw\u00e4chung nicht treiben, ohne ihn gleichzeitig ganz zu unterbrechen. Indessen ist die M\u00f6glichkeit nicht zu l\u00e4ugnen, dass der Wi-","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"311\nderstand der Unterbrechungsstelle jeden beliebigen Werth erreiche, auch kommen einzelne Zuckungsversuche ohne Ue-berlastung vor, bei denen die Ausschl\u00e4ge nur oder \u00a3 so gross sind, als s\u00e4mmtliche andere entsprechende der Reihe, was vielleicht in dem angegebenen Umstande seinen Grund findet, vielleicht auch in einem sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnenden. Eine \u00e4hnliche Schw\u00e4chung des Stroms muss auch bei aufgelegter Ueberlastung in den letzten Augenblicken eintreten, ehe das Gewicht gehoben wird, weil sich n\u00e4mlich der Druck an der Unterbrechungsstelle um eben so viel schw\u00e4cht, als die Kraft des Muskels steigt, bis er endlich im Augenblicke der Trennung ganz aufh\u00f6rt. Nehmen wir an, der Strom h\u00f6re von dem Zeitpunkte an, wo der Druck an der Unterbrechungsstelle nur noch 1 grm. betr\u00e4gt, ganz auf. Die Spannung des Muskels steigt in der ersten Versuchsreihe in einer 12 Scalentheilen entsprechenden Zeit um 40 grm., um 1 grm. also in der von 0,3 eines solchen Theils. Um soviel h\u00f6chstens wurde also auch die besprochene Fehlerquelle den Ausschlag bei kr\u00e4ftigen Muskeln verringern k\u00f6nnen; um mehr, wenn die Energie langsamer ansteigt.\nFolgende mechanische Bedingungen m\u00fcssen erf\u00fcllt sein, damit der zeitmessende Strom genau in dem Augenblicke unterbrochen werde, wo die Muskelspannung der Schwere der Belastung und Ueberlastung gleich wird:\n1)\tGenaue Einstellung des Muskels, so dass bei Wegnahme der Ueberlastung die Theile an der Unterbrechungsstelle sich eben nur ber\u00fchren.\n2)\tVollst\u00e4ndige Unbiegsamkeit und Unausdehnsamkeit der Theile, zwischen welchen der Muskel gespannt ist.\n3)\tDer Zug des Muskels muss in einer Verticallinie geschehen, welche durch s\u00e4mmtliche Schwerpunkte der zu hebenden St\u00fccke hindurchgeht.\n4)\tDie zu hebenden St\u00fccke d\u00fcrfen zur Zeit der Hebung in keiner anderen Bewegung begriffen sein.\nIch habe mit m\u00f6glichster Sorgfalt diese Bedingungen &u","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nerf\u00fcllen gesucht ; da uns indessen f\u00fcr so kleine Fehler der Zeit, wie sie hier in Betracht kommen, die sonst gemachten mechanischen Erfahrungen ganz im Stich lassen, m\u00fcssen wir die Grenzen ihrer m\u00f6glichen Gr\u00f6sse genau zu bestimmen suchen.\nDie Einstellung des Muskels w\u00e4re mit der ausreichendsten Genauigkeit bis auf etwa mm. zu vollf\u00fchren, wenn er nicht die sogenannte elastische Nachwirkung in bedeutendem Grade zeigte. Diese besteht bekanntlich darin, dass der betreffende elastische K\u00f6rper, wenn er durch angeh\u00e4ngte Gewichte gedehnt wird, nicht gleich im Anfang seine volle Ausdehnung erreicht, sondern noch l\u00e4ngere Zeit hindurch sich merklich verl\u00e4ngert, umgekehrt, wenn seine Spannung vermindert wird, sich eben so allm\u00e4lig verk\u00fcrzt. Diese elastische Nachwirkung ist in den Muskeln sehr nachhaltig, wie es schon aus den Versuchen von Ed. Weber hervorgeht. Daher geschieht es, dass der Muskel, der durch eine bestimmte Belastung gespannt, und uni ein gewisses verl\u00e4ngert worden ist, entweder, wenn er sich weiter frei verl\u00e4ngern kann, es allm\u00e4lig immer mehr und mehr thut, oder, wenn er wie in unsern Versuchen es nicht kann, einen Theil seiner Spannung wieder verliert. Er verh\u00e4lt sich daher nach einiger Zeit so, als w\u00e4re er mit geringerer Belas tung eingestellt worden, oder es ist nach der vor mir angenommenen Ausdrucksweise ein Theil seiner Belastung zur Ueberlastung geworden. Dadurch wird die Unterbrechung des zeitmessenden Stromes versp\u00e4tet, und zwar um so mehr, je langsamer die Kraft des Muskels steigt. Man sch\u00fctzt sich vor dieser Art der Fehler dadurch, dass man vor dem Beginne der Versuche den Muskel eine Zeit lang durch eine viel gr\u00f6ssere Belastung dehnt, als man nachher gebrauchen will. Es ist ausserdem zu beachten, dass zwei Zuckungen nicht zu schnell aufeinander folgen d\u00fcrfen, weil nach der ersteren derselben die Spannung des Muskels noch eine Zeit lang, mitunter 30 bis 40 Secunden, \u2022 merklich erh\u00f6ht bleibt,","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"313\nund deshalb bei der zweiten das Gewicht fr\u00fcher erhoben wird, als es ohne jenen Einfluss geschehen sein w\u00fcrde.\nAuch abgesehn von der elastischen Nachwirkung kommen Fehler der Einstellung besonders bei den Versuchen ohne Ueberlastung in Betracht. Will man dem zeitmessenden Strome eine hinreichende Leitung hersteilen, so muss man nothwendig den Muskel ein wenig tiefer einstellen, als es zur ersten zarten Ber\u00fchrung an der Unterbrechungsstelle n\u00f6thig ist. Seine Spannung wird unter diesen Umst\u00e4nden etwas kleiner sein, als die Schwere der Belastung, der Ue-berschuss der letzteren w\u00fcrde also wie eine Ueberlastung wirken. Die gebrauchten Wadenmuskeln werden durch 10 grm. um ^ bis \\ mm. gedehnt; die kleinste wahrnehmbare Distanz zwischen Pl\u00e4ttchen und Goldkuppe ist\tmm.;\nnehmen wir an man habe absichtlich zur Herstellung der Ber\u00fchrung den Muskel um das \u00f6fache dieses kleinsten wahrnehmbaren Fehlers, also um ^ mm. zu tief eingestellt, so entspr\u00e4che dem eine Verminderung der Spannung von \u00a3 bis 1 grm. Der Einfluss dieses Fehlers w\u00fcrde bei Versuchen mit Ueberlastung das Besultat nicht merklich \u00e4ndern, wie vorher bei den Fehlern aus Schw\u00e4chung des Stromes gezeigt worden ist; er wird in unserm Falle wegen der langsamen Ansteigung der Spannung ein viel gr\u00f6sserer sein. Aus diesen Gr\u00fcnden ist es auf dem eingeschlagenen Wege unm\u00f6glich mit gr\u00f6sserer Genauigkeit zu erfahren, wann die erste Steigerung der Energie eintritt; zwei nicht zu beseitigende Fehlerquellen, Schw\u00e4chung des Stroms und Ungenauigkeit der Einstellung streben das Resultat in entgegengesetztem Sinne zu ver\u00e4ndern. Es w\u00e4re sogar m\u00f6glich, dass die Energie gleich vom Augenblicke der Reizung an stiege, aber so langsam, dass sie z. B. in der Reihe I w\u00e4hrend des ersten Zeitraums von 0,0093 Sec. sich nur um etwa 1 grm. vermehrt h\u00e4tte. Jedenfalls w\u00fcrde diese Ansteigung ganz unbetr\u00e4chtlich sein im Vergleich zu der von 40 grm. in den folgenden 0s0036 Sec.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\nWir d\u00fcrfen uns daher \u00fcber die Unregelm\u00e4ssigkeit der Zahlen bei Versuchen ohne Ueberlastung nicht wundern. Wir fanden folgende in Reihe I: 46,87; 35,25; 38,50; in Reihe II: 31,15; 32,43; 46,81; 3P,r0: in Reihe III: 38,71 38,9. Ich will noch zwei Reihen hierhersetzen, in denen nur Versuche ohne Ueberlastung angestellt wrurden.\nReihe IV.\nMuskel von einem Frosche, der den Winter hindurch aufbewahrt worden war, und den ich vor dem Versuche durch 100 grm. gedehnt hatte. Ablenkung vorher 117,68, nachher 119,24. Die Sternchen zwischen den Zahlen bedeuten erneuerte Einstellung.\nA.\tKeine Belastung ausser den Theilen des Apparats Dill der Ausschl\u00e4ge: 50,82. * 45,92. 54,94.\nB.\tMit 50 grm. auf der Schaale eingestellt : 66,06. 67,15. * 51,34. 53,62. * 54,06.\nEinige Versuche mit 100 grm. Belastung misslingen wegen Schw\u00e4che des Muskels.\nC.\tOhne Gewichte auf der Schaale: 44,47. 25,17. 45,91. * 39,27. 45,02.\nD.\tMit 50 grm. Belastung: 53,9. * 51,3. 44,7.\nAls Folge der elastischen Nachwirkung ist hier zun\u00e4chst die H\u00f6he der ersten beiden Ziffern unter B zu bemerken, indem die Spannung gleich nach der neuen Dehnung des Muskels noch schnell nachl\u00e4sst, ferner der Umstand dass anfangs nach jeder neuen Einstellung erst eine kleinere, dann eine gr\u00f6ssere Zahl folgt. Nachdem der Muskel eine Zeitlang durch 50, dann durch 100 grm. gedehnt gewesen ist, verschwindet beides unter C und D. Die Zahl 25,17 unter C geh\u00f6rt zu denen, welche vermuthlich durch bedeutende Schw\u00e4chung des Stromes so klein geworden sind; oder es ist hier zuf\u00e4llig gelungen, einen ungew\u00f6hnlich fr\u00fchen Augenblick des Ansteigens der Kraft zu erhaschen.","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"315\nReihe V.\nMuskel von einem w\u00e4hrend der Begattungszeit frisch gefangenen Frosche, sehr reizbar, aber verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig schnell ersch\u00f6pft, vor dem Versuch gedehnt durch 100 grm. Ablenkung vorher 118,23, nachher 119,77.\nA.\tOhne Belastung auf der Schaale: 34,1. * 39,3. * 48,2 *41,7.\nB.\tMit 100 grm. Belastung. Der Muskel ist kurze Zeit durch 200 grm. gedehnt worden. 53,5. * 46,6. * 57,3 * 57,8.\nC.\tOhne Belastung: 42,5. * 20,9. * 63,4. * 56,5. * 56,0. * 59,1. * 66;1. Der Muskel ist ersch\u00f6pft.\nDer Ausschlag des Magnetes w\u00e4chst in beiden Reihen bei der Ersch\u00f6pfung des Muskels und bei h\u00f6herer Belastung; ob dies nur wegen des gr\u00f6sseren Einflusses der Fehler der Einstellung geschieht, oder weil sich die zu messende Zeit wirklich verl\u00e4ngert, ist durch die Versuche nicht entschieden\nWir fahren in der Er\u00f6rterung der mechanischen Fehler fort, zun\u00e4chst derer wegen Nachgiebigkeit der Theile des Apparates. Absolute Festigkeit besitzt kein irdischer Stoff ; als feste bezeichnen wir vielmehr K\u00f6rper von so grosser elastischer Kraft, dass ihre Gestalt nur durch Einwirkung sehr betr\u00e4chtlicher fremder Kr\u00e4fte merklich ver\u00e4ndert werden kann. Diese Fehlerquelle erfordert deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil sie, auch wenn die ganze Energie des Muskels im Augenblicke der Reizung sich entwickelte, bewirken k\u00f6nnte, dass der zeitmessende Strom erst nach einer gewissen kleinen Zeit unterbrochen w\u00fcrde, und zwar ganz wie in unseren Versuchsreihen um so sp\u00e4ter, je gr\u00f6sser die Ueberlastung. Indessen l\u00e4sst sich beweisen, dass wir in unseren Schl\u00fcssen hierdurch nicht get\u00e4uscht worden sind. Um das zu thun, m\u00fcssen wir zun\u00e4chst untersuchen, wie und wie stark die Theile unseres Apparats durch die angeh\u00e4ngten Gewichte gedehnt und gebogen werden. Die Kraft, wel","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nche vor der Zuckung den Aufh\u00e4ngungspunkt des Muskels herabzieht, und die oberen Zwischenst\u00fccke, bis zur Goldkuppe herab, dehnt,rist der urspr\u00fcnglichen Spannung des Muskels d. h. der Belastung gleich, diejenige aber, welche es w\u00e4hrend der Zuckung thut, der Summe der Belastung und Ue-berlastung. W\u00e4hrend der Th\u00e4tigkeit des Muskels wird also sein oberer Aufh\u00e4ngungspunkt sinken, und die oberen Zwischenst\u00fccke sich verl\u00e4ngern. Der Querbalken MM dagegen mit dem Goldpl\u00e4ttchen, der vor der Zuckung durch die Schwere der Ueberlastung nach unten gebogen wurde, wird steigen, sobald er dieselbe nicht mehr zu tragen braucht. Die Gr\u00f6sse dieser Verschiebungen habe ich bei verschiedenen Belastungen der Metalltheile zu ermitteln gesucht; durch mikroskopische Beobachtung h\u00e4tte ich solche von 0,01 mm. noch entdecken m\u00fcssen, konnte aber bei 250 grm. Belastung keine wahrnehmen. Falls nun die Muskelkraft nicht langsam anstiege, wie wir es aus unseren Versuchen geschlossen haben, sondern sich im Moment der Reizung pl\u00f6tzlich \u00e4nderte, w\u00fcrde das Gewicht von da an mit zunehmender Geschwindigkeit aufsteigen, die Metalltheile aber w\u00fcrden sich mit zunehmender Geschwindigkeit bis in ihre Gleichgewichtslage begeben, und \u00fcber diese mit abnehmender hinausschwingen, k\u00f6nnten also, bis sie diese Lage erreicht haben, mit den vom Muskel gehobenen St\u00fccken in Ber\u00fchrung bleiben, von da ab aber nicht mehr. Hier\u00fcber w\u00fcrde h\u00f6chstens so viel Zeit vergehen, als der Muskel braucht, das Gewicht so hoch zu erheben, wie die Metalltheile nachgegeben haben-Wenn nun in der That auch der obere Befestigungspunkt des Muskels und das Goldpl\u00e4ttchen auf dem Querbalken MM bei der Zuckung mit einer Ueberlastung von 240 grm. sich um 0,01 mm. n\u00e4herten, so w\u00fcrde der Muskel unserer ersten Reihe, der mehr als 300 grm. heben konnte, nach der gestellten Annahme 240 grm. mit der Ueberkraft von wenigstens 60 gnn., also auf die H\u00f6he von 0,01 mm. in 0,0028 Sec. erhoben haben, wie sich aus den bekannten Gesetzen","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\ndes Falls berechnen l\u00e4sst. H\u00f6chstens so gross h\u00e4tte nach der gestellten Annahme die Dauer des zeilmessenden Stromes sein k\u00f6nnen; sie war aber in der That fast zehnmal gr\u00f6sser, n\u00e4mlich 0,0273 Sec. F\u00fcr kleinere Ueberlastungen werden die Unterschiede noch bedeutender, so sind die beiden entsprechenden Zahlen in demselben Beispiel f\u00fcr 120 grm: 0,0008 und 0,0187 Sec. Daraus geht hervor, dass wir in der That berechtigt waren, aus unseren Versuchen zu schliessen, die Energie des Muskels entwickele sich erst all-m\u00e4lig; es l\u00e4sst sich aber auch nachweisen, dass die in unseren Messungen erhaltenen Zahlen durch die Nachgiebigkeit der Metalle nicht wesentlich gef\u00e4lscht sind. Ich glaube die Annahme machen zu d\u00fcrfen, dass im Allgemeinen die Zeit, w\u00e4hrend welcher die Muskelkraft ansteigt, f\u00fcr die Metall-theile hinreichend gross sein wird, um allmiilig in ihre der Zusammenziehung des Muskels entsprechende neue Gleichgewichtslage \u00fcberzugehen, da so starke an beiden Enden eingeklemmte St\u00e4be bei Schallschwingungen, wo sie \u00e4usserst hohe T\u00f6ne geben, in sehr viel k\u00fcrzerer Zeit aus der Lage der st\u00e4rksten Abweichung in die des Gleichgewichts zur\u00fcckkommen. Der Muskel wird sich dann im Moment des Abhebens ganz so verhalten, als w\u00e4re er um eben so viel zu tief eingestellt, wie die Metalltheile nachgegeben haben. Der hieraus entstehende Fehler w\u00fcrde gegen die \u00fcbrigen unvermeidlichen Unregelm\u00e4ssigkeiten der Einstellung nicht in Betracht kommen.\nWir haben bis jetzt nur den Einfluss der Nachgiebigkeit der metallischen Theile besprochen, durch die der thierischen k\u00f6nnten \u00e4hnliche Fehler entstehen. Die Ausdehnsamkeit der kurzen Sehnenst\u00fccke ist zu gering, um in Betracht zu kommen; wenigstens konnte ich bei den angewendeten Belastungen keine Ausdehnung des gespannten Theils der Achillessehne um 0,01 mm. bemerken. Dagegen treten im Muskel selbst sichtbare Lagenver\u00e4nderungen seiner Fasern ein, wenn seine Spannung w\u00e4chst. Ist derselbe mit einer Belastung","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\naufgeh\u00e4ngt, so k\u00f6nnen nicht s\u00e4mmtliche Fasern parallel und vertical verlaufen. Sie entspringen bekanntlich divergirend von der oberen in der Axe des Muskels verlaufenden Sehne, und steigen mehr oder weniger gekr\u00fcmmt und mit den unteren Enden nach aussen gewendet au der Achillessehne herab, von deren Ausbreitung das Muskelfleisch mantelartig umfasst wird.*) Die Form des Muskels wird sowohl durch die Spannung der Fasern ihrer L\u00e4nge nach, als durch den Widerstand, den sie der Quere nach darbieten, bestimmt. Im nat\u00fcrlichen Zustande ist diejenige Seite desselben, welche dem fast graden Unterschenkelknochen anliegt, ebenfalls fast gerade, die \u00e4ussere Seite dagegen stark gekr\u00fcmmt. Je gr\u00f6ssere Gewichte man anh\u00e4ngt, und jemehr man dadurch die L\u00e4ngsspannung der Fasern vermehrt, desto mehr streben sich die gekr\u00fcmmteren der \u00e4usseren Seite zu strecken, und dr\u00e4ngen die Substanz des Muskels nach der inneren Seite hin\u00fcber. Dasselbe geschieht, wenn seine Spannung durch Reizung vermehrt wird unter Umst\u00e4nden, wo er seine L\u00e4nge nicht ver\u00e4ndern kann; die Zuckung gieht sich dann dadurch zu erkennen, dass sich sein Mittelst\u00fcck ein wenig nach der inneren Seite hin verschiebt. Da diese Bewegung durch die vermehrte L\u00e4ngsspannung der Fasern verursacht wird, muss ihr Erfolg sein, dass sie die Summe s\u00e4mmtliclier Faserl\u00e4ngen, also auch die s\u00e4mmtlicher Spannungen verringert. Dadurch wird die Abhebung des Gewichts ganz in derselben Weise verz\u00f6gert, als w\u00e4re der Muskel um ein entsprechendes zu tief eingestellt worden. Um wieviel dieser Fehler die von uns gewonnenen Zahlen ver\u00e4ndert hat, l\u00e4sst sich schwer beurtheilen, bedeutend kann es deshalb nicht sein, weil die Verschiebungen des Muskels nach der Seife nur wenige Zehntheile eines Millimeters betragen , und die da-\n*) Vergl. bei E. du-Bo is-R ey mon d die Abbildung des L\u00e4ngsschnitts eines Gastrocnemius des Frosches a. a. 0. Bd. I. Tafel IV. Fig. 33.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"319\ndurch bedingten L\u00e4ngenver\u00e4nderungen der fast vertical verlaufenden Fasern nothwendig sehr viele Male kleiner sein m\u00fcssen; daneben wird immer ein Theil der Fasern verl\u00e4ngert, wenn sich der andere verk\u00fcrzt. Ausserdem fragt es sich noch, ob bis zu dem Moment, wo das Gewicht abgehoben wird, die vorhandenen Kr\u00e4fte die Zeit gehabt haben werden, den Muskel in die neue Gleichgewichtslage \u00fcberzuf\u00fchren. Der Sinn, in welchem unsere Zahlen abge\u00e4ndert worden sein k\u00f6nnen, ist offenbar der, dass die l\u00e4ngeren Zeitr\u00e4ume im Verh\u00e4ltniss zu den k\u00fcrzeren etwas zu lang gefunden sind.\nIch will in Bezug auf den besprochenen Umstand nur noch bemerken, dass wir auch durch ihn keineswegs in die Irre gef\u00fchrt worden sind, als wir behaupteten, die Energie des Muskels steige allm\u00e4lig an, wie es vielleicht scheinen k\u00f6nnte, wenn man bei der gebogenen Muskelfaser an einen schlaffen Faden denkt, der erst gestreckt werden muss, ehe er ein Gewicht in die H\u00f6he ziehen kann. Die Fasern sind von Anfang an gespannt; ihre Spannung vergr\u00f6ssert sich nicht durch eine \u00e4ussere Ursache wue die des Fadens, dem keine gr\u00f6ssere Spannung mitgetheilt werden kann, ehe er nicht gestreckt ist, sondern durch innere Molecularwirkun-gen, und ist w\u00e4hrend der Beugung nothwendig gr\u00f6sser als w\u00e4hrend der Streckung, wenn die Endpunkte unver\u00e4ndert bleiben. Es muss also auch der ganze Muskel, wie ich schon vorher auseinandergesetzt habe, vor der Aenderung seiner Gestalt eine gr\u00f6ssere Zugkraft aus\u00fcben als nachher, und deshalb Gewichte, die er nachher noch heben kann, vorher um so viel eher heben. Gesetzten Falls also die Energie des Muskels entwickele sich pl\u00f6tzlich, so w\u00fcrde durch die besprochene Verschiebung der Fasern die Erhebung des Gewichts keinen Augenblick verz\u00f6gert werden.\nWir kommen zu denjenigen Fehlern, welche dadurch entstanden sein k\u00f6nnten, dass die Aufh\u00e4ngungs- und Schwerpunkte der metallischen Zwischenst\u00fccke nicht ganz strenge in","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\neiner Verticaliinie liegen. Wenn der Schwerpunkt eines dieser St\u00fccke nicht in der Verbindungslinie seiner beiden Auf-h\u00e4nguugspunkte liegt, so wird sich im Allgemeinen weder diese Verbindungslinie noch die des oberen Aufh\u00e4ngungspunkts mit dem Schwerpunkt vertical richten, sondern die Verticale wird zwischen beide fallen, sich aber der ersteren desto mehr n\u00e4hern, je mehr Gewichte am unteren Aufh\u00e4ngungspunkt h\u00e4ngen. Es w\u00fcrde also eines der oberen Zwischenst\u00fccke, welches einen solchen Fehler darb\u00f6te, w\u00e4hrend es vom Muskel vertical nach oben gezogen wird, und die Summe der Belastung und Ueberlastung zu tragen hat, eine andere Neigung gegen den Horizont annehmen m\u00fcssen, als es vorher hatte, wo es nur durch eine der Belastung gleiche Kraft gespannt wurde. Neben der verticalen w\u00fcrden also seitliche Bewegungen eintreten, durch welche die Unterbrechung des zeitmessenden Stroms verz\u00f6gert werden m\u00fcsste. Namentlich ist in dieser Beziehung das stromf\u00fchrende Zwischenst\u00fcck zu beachten, weil dasselbe zwei verschiedene obere Aufh\u00e4ii-gungspunkte hat, n\u00e4mlich die Goldkuppe m und die obere Stahlspitze g, und weil cs wegen seiner betr\u00e4chtlicheren Masse auch die gr\u00f6sseren Fehler hervorbringen w\u00fcrde. W\u00e4hrend demnach alle aufgeh\u00e4ngten Zwischenst\u00fccke m\u00f6glichst genau symmetrisch gearbeitet werden mussten, habe ich diesem St\u00fccke noch ausserdem die beiden auf festsitzenden Schrauben beweglichen Muttern xx gegeben, wodurch die kleinsten merklichen Abweichungen des Schwerpunkts von der Verbindungslinie der Aufh\u00e4ngungspunkte ausgeglichen werden konnten. Die Pr\u00fcfung geschah auf folgende Weise: Ich liess zun\u00e4chst das St\u00fcck auf seiner oberen Stahlspitze g ohne Belastung der unteren h\u00e4ngen; dabei stellt sich die Verbindungslinie der Spitze g mit dem Schwerpunkt vertical. Dann wurde ein Mikroskop mit Fadenkreuz auf die Spitze o eingestellt. Wenn ich dagegen an der unteren Stahlspitze 1 eine betr\u00e4chtliche Belastung aufhing, musste sich die Verbindungslinie der beiden Stablspitzen nahebin vertical stellen.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"321\nLag der Schwerpunkt nicht auch in dieser Linie, so musste sich dabei die Spitze o verschieben. Es war keine solche Verschiebung sichtbar. Ebenso fand ich, dass der Schwerpunkt in der Verbindungslinie des Mittelpunkts der Goldkuppe m mit der unteren Stahlspitze lag. Eine Verschiebung des St\u00fccks um 3 Winkelminuten h\u00e4tte bemerkt werden m\u00fcssen. Nehmen wir auch an, es f\u00e4nde wirklich bei den Zeitmessungen eine Verstellung von dieser Gr\u00f6sse statt, so k\u00f6nnen dadurch die Resultate derselben nicht merklich ver\u00e4ndert sein. Um wie in den fr\u00fcheren F\u00e4llen diesen Einfluss auf einen entsprechenden Fehler der Gewichte zur\u00fcckzuf\u00fchren, habe ich nach den bekannten Regeln der Statik fester K\u00f6rper den Druck berechnet, welcher bei der angenommenen Gr\u00f6sse des Asymmetrie in dem Augenblicke an der Unterbrechungsstelle stattfinden w\u00fcrde, wo die Spannung des Muskels der Summe der Belastung und Ueberlastung gleich geworden ist. Dieser Druck w\u00fcrde in dem bezeichneten Augenblicke nat\u00fcrlich Null sein m\u00fcssen, wenn keine Asymmetrie stattf\u00e4ude. Da die Rechnung weitl\u00e4ufig ist, und keine principiellen Schwierigkeiten darbietet, gen\u00fcge es, hier ihr Resultat anzugeben. Es ergiebt sich, dass der h\u00f6chste Werth jenes Drucks einem sehr kleinen Bruchtheil eines Gramms gleich ist; der Einfluss der besprochenen Fehlerquelle verschwindet also gegen die unvermeidlichen Unregelm\u00e4ssigkeiten der Einstellung des Muskels.\nWas schliesslich die Pendelschwaukungen der aufgeh\u00e4ngten Theile betrifft, welche uns bei dem am Ende von \u00a7. II. beschriebenen Controllversuche schwer zu beseitigende St\u00f6rungen verursachten, so k\u00f6nnen sie die Erhebung des Gewichts ebenso gut beschleunigen als verz\u00f6gern, also die Beobachtungen unregelm\u00e4ssig machen, aber ihre Mittelwer-the nicht ver\u00e4ndern. Dass ihr Einfluss bei der Muskelzuk-kung ein viel geringerer ist, als in den genannten Coutroll-versuchen, haupts\u00e4chlich wohl wegen der im Verh\u00e4ltniss\nM\u00fcller\u2019s Archiv. 1850.\n21","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nzu den Massen gr\u00f6sseren Kr\u00e4fte, ergiebt (sich aus der viel gr\u00f6sseren Regelm\u00e4ssigkeit der gefundenen Zahlen.\nStellen wir die besprochenen Fehlerquellen noch einmal nach der Art ihres Einflusses zusammen. Wir haben\n1)\tFehler, welche die Resultate unregelm\u00e4ssig machen, ohne die Mittelwerthe derselben zu ver\u00e4ndern. Dazu geh\u00f6ren in den mit Ueberlastung angestellten Versuchen die Unregelm\u00e4ssigkeiten der Einstellung und die Pendelschwankun-geu der aufgeh\u00e4ngten Theile.\n2)\tFehler, welche die Resultate unregelm\u00e4ssig machen, und dabei die Mittelwerthe entweder nur vergr\u00f6ssern, oder nur verkleinern. Zu ersteren geh\u00f6ren die der elastischen Nachwirkung, zu letzteren die der Stromleitung in der Unterbrechungsstelle. Beide afficiren sehr betr\u00e4chtlich die Versuche ohne Ueberlastung, solche mit Ueberlastung wenig und zwar alle um fast gleiche Gr\u00f6ssen, nur die mit den gr\u00f6ssten und mit den kleinsten Ueberlastungen etwas mehr. Wie man sich gegen den Einfluss der elastischen Nachwirkung sch\u00fctzen k\u00f6nne, ist angegeben worden; dass er bei geh\u00f6riger Sorgfalt unmerklich werde, ergiebt sich aus der Vergleichung von je zwei untereinander stehenden mit unge\u00e4nderter Einstellung und Ueberlastung ausgef\u00fchrten Versuchen der Reihe II No. 1 bis 12, wo er bewirken w\u00fcrde, dass die zweite Zahl jedesmal gr\u00f6sser sein m\u00fcsste, als die erste. Das ist aber nicht der Fall.\n3)\tFehler, welche die bei h\u00f6heren Ueberlastungen gewonnenen Zahlen mehr vergr\u00f6ssern als die bei niedrigeren, und sich nicht in Unregelm\u00e4ssigkeiten der Einzelresultate zu erkennen geben. Das sind die wegen mangelnder Festigkeit der metallischen Theile und die wegen der Formver\u00e4nderung des Muskels. Dass ihr Einfluss von unbetr\u00e4chtlicher Gr\u00f6sse sei, habe ich zu zeigen versucht.\nDie Unregelm\u00e4ssigkeit von Beobachtungen pflegt man durch den wahrscheinlichen Fehler derselben zu messen, d. h. durch diejenige Gr\u00f6sse, welche die Abweichungen der","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"323\neinzelnen Beobachtungen vom Mittel bei einer hinreichend grossen Zahl derselben eben so oft iibertreffen, als nicht erreichen. Die bisher gegebenen Yersuchsreihen sind dazu nicht ausgedehnt genug; weiter unten finden sich aber solche wie z. B. Reihe IX, X, XI, in denen auch der wahrscheinliche Fehler jeder einzelnen Beobachtung nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung ermittelt und angegeben ist. Wir finden dort in Reihe X und XI A, wo nach je zwei Beobachtungen die Einstellung erneuert wurde, folgende Werthe dieser Gr\u00f6sse: 2,42, 1,61, 3,26, 3,10, 3,96, 1,84; Mittel: 2,70 in Scalentheilen; in Reihe XI B und IX, wo die Einstellung unver\u00e4ndert blieb, die dilrch sie bewirkten Unregelm\u00e4ssigkeiten also wegfielen: 2,23, 2,61, 1,31, 1,93; Mittel: 1,88. In der am besten gelungenen Reihe IX betr\u00e4gt dieser Fehler in Secunden ausgedr\u00fcckt 0,00030 und 0,00033, w\u00e4hrend die ganzen gemessenen Zeitr\u00e4ume eben daselbst 0,04394 und 0,04219 Sec. sind; eine Regelm\u00e4ssigkeit, wie sie nur irgend bei organischen Vorg\u00e4ngen zu erwarten ist.\n\u00a7. IV.\nUmst\u00e4nde, durch welche die An Steigung der Energie ver\u00e4ndert wird.\nWir haben bisher nur die Verh\u00e4ltnisse bei unver\u00e4nderter urspr\u00fcnglicher Belastung, bei m\u00f6glichst unver\u00e4nderter Reizbarkeit des Pr\u00e4parats und bei Anwendung kr\u00e4ftiger Reizmittel untersucht. Wenn der Muskel vor der Zuckung durch eine gr\u00f6ssere Belastung gespannt, und mit derselben im Apparate eingestellt ist, so hebt er nicht mehr ganz so grosse Ueber-lastungen von der Unterlage ab; seine Spannung wird also nach der Reizung weniger vermehrt, als bei geringerer Be-\n21 *","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nlastung. Wird die Vermehrung der Spannung, wie wir es mit unseren bisherigen Versuchen gethan haben, durch eine Curve ausgedriickt, so liegt der Gipfel derselben demgem\u00e4ss niedriger. Gleichzeitig ist die H\u00f6he aller andern Ordinaten entsprechend vermindert; es dauert daher l\u00e4nger, ehe die gleiche Ueberla-stung gehoben wird, weil dazu ein sp\u00e4teres Stadium der gesteigerten Energie n\u00f6thig ist. Ich f\u00fchre dies als Resultate meiner Untersuchung an, ohne ausf\u00fchrlicher darauf einzugehen, weil f\u00fcr das Folgende nichts Weiteres dar\u00fcber n\u00f6thig ist.\nGanz \u00e4hnlich wird die Curve durch die Ersch\u00f6pfung der Reizbarkeit ver\u00e4ndert; es sinken alle Ordinaten derselben, und zwar so weit es sich aus den Versuchen beurthei-len l\u00e4sst, ungef\u00e4hr proportional ihrer Gr\u00f6sse. In den Versuchen \u00e4ussert sich das Sinken der Reizbarkeit dadurch, dass nicht mehr ganz so grosse Ueberlastungeu gehoben werden, und dass es mit denen, welche noch gehoben werden, sp\u00e4ter geschieht, und zwar um ein desto Bedeutenderes sp\u00e4ter, je gr\u00f6sser sie sind. In den obigen Versuchsreihen sind diese Verh\u00e4ltnisse aus den sp\u00e4teren Versuchen einer jeden Reihe zu ersehen. Um Zeitwerthe zu erhalten, welche verschiedenen Ueberlastungen und einem gleichen Grade der Erm\u00fcdung entsprechen, kann man dasselbe Verfahren gebrauchen, wie Ed. Weber es f\u00fcr die Erhebungsh\u00f6hen verschiedener Belastungen ausgef\u00fchrt hat, n\u00e4mlich das Mittel nehmen aus je zwei solchen Beobachtungen, welche gleichweit vor und hinter einem und demselben Zeitpunkte angestellt sind. So habe ich hier eiue Tafel zusammengestellt aus den Beobachtungen der Versuchsreihe II; die obere Horizontalreihe enth\u00e4lt die Zeitr\u00e4ume f\u00fcr den unerm\u00fcdeten Muskel aus No. 5 bis 12; die zweite die Mittelwerthe der Versuche 5 bis 18 dem Erm\u00fcdungsgrade von No. 11 und 22 entsprechend, die dritte dieselben von 11 bis 24, entsprechend der Erm\u00fcdung von 17 und 18. Leider lassen sich bei unseren jetzigen Versuchen nicht so ausgedehnte Zahlen-","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"325\nreihen f\u00fcr verschiedene Erm\u00fcdungsgrade herstellen, wie es Ed. Weber f\u00fcr die Erhebungsh\u00f6hen konnte, weil jede einzelne Beobachtung eine l\u00e4ngere Zeit wegnimmt.\nNo. der Versuche.\tZeitdauer in\tSec. f\u00fcr lastung. 0 gr | 50 gr. | 100 gr.\t\t\tdie Ueber- 150 gr-\n5 \u2014 12\t0,73\t1,28\t1,68\t2,10\n5 \u201418)\t0,73\t1,35\t1,88\t2,51\n17 \u2014 24\t0,86\t1,53\t2,24\t2,92\nDie diesen drei Erm\u00fcdungsslufen entsprechenden Anstei-gungscurven sind in Fig. 5 construirt; der Anblick derselben scheint zu lehren, was schon oben erw\u00e4hnt ist, dass die Ordinaten der ganzen Curve sich ungef\u00e4hr im Verh\u00e4ltniss ihrer Gr\u00f6sse verringern.\nGanz \u00e4hnlich ist der Erfolg, wenn man die Intensit\u00e4t des erregenden Stromes so weit schw\u00e4cht, dass die Energie des Muskels merklich vermindert w'ird. Beginnt man mit sehr schwachen Str\u00f6men zu reizen, und nimmt dann immer st\u00e4rkere und st\u00e4rkere, so \u00fcberzeugt man sich, dass mit der Verst\u00e4rkung der Schl\u00e4ge anfangs auch das Gewicht, welclres der Muskel von der Unterlage abheben kann, und die H\u00f6hen, bis zu welchen er gleiche Gewichte erhebt, sich vergr\u00f6ssern, dass aber bald ein Maximum in beiden Beziehungen eintritt, \u00fcber welches hinaus die Wirkung auch durch die heftigsten momentanen Schl\u00e4ge nicht mehr gesteigert werden kann. Wir haben bisher immer mit Schl\u00e4gen gearbeitet, welche hinreichend gross waren, das Maximum der Reizung hervorzubringen. So lange sie diese Bedingung erf\u00fcllen, kann man ihre Intensit\u00e4t beliebig \u00e4ndern, ohue dass dadurch die Ergebnisse der Zeitmessungen ver\u00e4ndert w\u00fcrden. Wenn wir aber Schl\u00e4ge anwenden, welche das Maximum der Wirkung nicht erreichen lassen, so sinken die Ordinaten unserer Kr\u00e4fte-curve ganz in derselben Weise, als wenn sie durch gr\u00f6ssere Belastung oder durch Erm\u00fcdung des Muskels vermindert wor-","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nden w\u00e4ren. Es sind demgem\u00e4ss die Ausschl\u00e4ge des Magnetes f\u00fcr gleiche Ueberlastungen desto gr\u00f6sser, je geringer die Intensit\u00e4t dieser Schl\u00e4ge ist.\nIch will statt der vielen einzelnen hierher geh\u00f6rigen Erfahrungen, welche sich im Laufe meiner Messungen eingestellt haben, hier nur eine Reihe derselben anf\u00fchren, die ich absichtlich zur Er\u00f6rterung dieses Verh\u00e4ltnisses angestellt habe.\nReihe VII.\nAngestellt mit einem Muskel, der schon zu anderen Versuchen gedient hatte. Ueberlastung 100 grm.; Reizung vom Nerven aus. In der zweiten Rubrik der folgenden ^Tafel ist die Entfernung der einander zugewendeten Fl\u00e4chen der indu-cirenden Spiralen in Centimetern angegeben. Je gr\u00f6sser diese Entfernung, desto schw\u00e4cher sind die Str\u00f6me, und zwar nehmen diese in einem viel st\u00e4rkeren Verh\u00e4ltnisse ab, als jene w\u00e4chst. In der dritten Rubrik sind die H\u00f6hen angegeben, bis zu welchen der Muskel das Gewicht gehoben hat, um zu zeigen, wie diese H\u00f6hen abzunehmen anfangen, sobald die Zeitdauer oder die ihr proportionale Differenz der Ausschl\u00e4ge zunimmt. Wie die H\u00f6hen gemessen sind, wird im n\u00e4chsten Paragraphen beschrieben werden. \u2014 Ablenkung durch den getheilten Strom: 115,7.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"327\nNo.\tEntfernung der Spiralen.\tErhebungs- h\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge.\n1\t4\t2,1\t66,17\n2\t4\t2,1\t64,07\n3\t5\t2,1\t61,10\n4\t5\t2,1\t65,27\n5\t6\t2,1\t61,25\n6\t7\t1,5\t67,72\n7\t7\t1,6\t83,42\n8\t7\t0,6\t80,00\n9\t6,5\t2,2\t60,30\n10\t6,5\t2,2\t58,75\n11\t2\t2,2\t59,05\n12\t2\t2,2\t67.67\nBei Fortsetzung des Versuchs nahmen die Ausschl\u00e4ge wegen eintretender Erm\u00fcdung schnell zu. W\u00e4hrend die Spiralen von 6,5 Ctm. Entfernung auf 2 gen\u00e4hert wurden, ver\u00e4nderten sich, wie man sieht, weder die Erhebungsh\u00f6hen noch die Differenzen der Ausschl\u00e4ge merklich; dagegen sinken die ersteren und steigen die letzteren bei 7 Ctm. Entfernung. Die Wirkung der schwachen Schl\u00e4ge ist bald gr\u00f6sser, bald kleiner, weil die von der Schnelligkeit der Unterbrechung des prim\u00e4ren Stromes abh\u00e4ngigen elektrischen Processe sehr unregelm\u00e4ssig verlaufen. Diese Schnelligkeit variirt n\u00e4mlich, weil sie theils von der St\u00e4rke, mit der der Schliessungsstab auf die Wippe aufgesetzt wird, theils von der Form der Metalle an der Unterbrechungsstelle der Wippe abh\u00e4ngt, und letztere sich bei jeder andern Unterbrechung dadurch \u00e4ndert, dass metallische Theilchen durch den Funken fortgef\u00fchrt werden. Uebrigeus sind die Str\u00f6me, welche das Maximum hervorzurufen gen\u00fcgen, so schwach, dass sie schwerlich durch ein anderes physikalisches H\u00fclfsmittel, als eben durch ihre W irkung auf den Nerven, zu entdecken sein w\u00fcrden.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\n\u00a7. V.\nFortpflanzungsgeschwindigkeit der Nervenrei-\nzung.\nWir haben bis jetzt die Muskeln durch elektrische Str\u00f6mungen zur Zusammenziehung gebracht, welche durch ihre eigene Substanz hindurchgingen. Wir werden nun den Muskel vom Nerven aus erregen. Die Art, auf welche ich den erregenden Strom zum Nerven hingeleitet habe, ist oben beschrieben und in Fig. 2. dargestellt worden. Wenn man Messungen \u00fcber die Zeit anstellt, welche zwischen der Reizung des Nerven und der Erhebung der Ueberlastung durch den Muskel vergeht, stellt sich heraus, dass sie von der Stelle des Nerven abh\u00e4ngig ist, auf welche man den elektrischen Schlag einw\u00e4rken l\u00e4sst, und zwar desto gr\u00f6sser, ein je gr\u00f6sseres St\u00fcck des Nerven sich zwischen der gereizten Stelle und dem Muskel befindet. Der Versuch kann, ohne die Glocke abzuheben, beliebig oit hintereinander angestellt werden, wenn man von den vier Leitungsdr\u00e4hten, zwei etwa 2 bis 3 Linien von einander entfernt an deu Nerven dicht bei seinem Eintritt in den Muskel anlegt, die zwei andern dagegen ebenso weit von einander entfernt an den Beckentheil des Nerven. Ich habe es vortheilhaft gefunden, diese zweite Stelle nicht ganz bis an das abgeschnittene Ende des Il\u00fcftgeflechts hin zu verlegen, sondern nur ungef\u00e4hr bis zu dem Orte, wo sich die F\u00e4den dieses Geflechts zum Stamme des H\u00fcftnerven vereinigen, weil die \u00e4ussersten abgeschuitteuen Enden verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig schnell leistungsunfd-hig werden. Je nachdem man nun das erste oder zweite Paar der Leituugsdr\u00e4the mit der inducirteu Spirale in Verbindung setzt, wird die dem Muskel n\u00e4here oder entferntere Nervenstelle vom Strome getroffen. Vergleichende M essun-gen, welche \u00fcbrigens wrie die bisher besprochenen ausgef\u00fchrt werden, ergeben, dass die Ausschl\u00e4ge des Magnetes","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"329\ndurch den zeiimessendeu Slroni im Durchschnitt 5 bis 7 Scalentheile gr\u00f6sser sind, wenn man die entferntere Stelle des Nerven reizt, als wenn es mit der dem Muskel n\u00e4heren geschieht.\nOffenbar kann dieser Unterschied nicht bedingt sein durch irgend eine der fr\u00fcher besprochenen Fehlerquellen, welche in den mechanischen und elektrischen \"Vorg\u00e4ngen unserer Messungsmethode ihren Grund haben, weil alle diese die Versuche mit Reizung der entfernteren und der n\u00e4heren Nervenstelle ganz gleichm\u00e4ssig afficiren. Den Grund m\u00fcssen vielmehr die Vorg\u00e4nge innerhalb des Nerven selbst abgeben. So weit die bisherigen physiologischen Erfahrungen reichen, sind die Wirkungen auf den Muskel ganz die gleichen, welche Stelle des Nerven man auch reizen m\u00f6ge, h\u00f6chstens fiudet man unter gewissen Bedingungen, dass Reizung der entfernteren Stelle schw\u00e4cher wirkt, als die der n\u00e4heren, indem das Absterben der Muskelnerven nach der schon von Valli und Ritter ausgesprochenen Erfahrung vom centralen Ende anf\u00e4ngt, und gegen den Muskel hin fortschreitet.*) Nach den Zeitmessungen, welche wir an erm\u00fcdeten Muskeln angestellt und in dem vorigen Abschnitt dargelegt haben, w\u00fcrde in der That die schw\u00e4chere Reizung von der entfernteren Stelle des Nerven her den gleichen Grad der Energie des Muskels sp\u00e4ter zur Entwickelung bringen, als die st\u00e4rkere von der n\u00e4heren aus. Wir werden daher auf diesen Umstand besondere Aufmerksamkeit verwenden, und uns versichern m\u00fcssen, dass der Grad der Reizung von beiden Stellen her der gleiche sei. Wenn dies der Fall ist, werden die Versuche ergeben, dass, welche Stelle des Nerven man auch reizen m\u00f6ge, sich die entsprechenden Stadien der Energie einander in genau den gleichen Zeitr\u00e4umen folgen, dass aber die Zwischenzeit zwischen einem jeden dieser Sta-\n*) E. du Bois-Rcymond, Untersuchungen n. s. w. Bd. I. S. 321 ff.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\ndien und der Reizung um ein bestimmtes gr\u00f6sser ist, wenn die gereizte Stelle weiter vom Muskel entfernt ist. Wenn wir also das Steigen und Sinken der Energie f\u00fcr zwei verschiedene Nervenstellen durch eine Curve ausdr\u00fccken, so ist diejenige, welche der Reizung der entfernteren Stelle entspricht, der andern congruent, aber zwischen ihrem Anfang und dem dem Moment der Reizung entsprechenden Punkte liegt ein gr\u00f6sseres St\u00fcck der Abscissenlinie. Aus der Art des zeitlichen Verlaufs, den uns die Wirkungen der Reizung im Muskel darbieten, k\u00f6nnen wir aber einen R\u00fcckschluss auf den Verlauf der entsprechenden meist noch unbekannten Vorg\u00e4nge im Nerven machen. Es ist klar, dass die Wirkungen der Reizung in den Verzweigungen des Nerven innerhalb des Muskels ebenfalls nach Reizung der entfernteren Stelle zwar sp\u00e4ter eintreten, aber ganz eben so verlaufen m\u00fcssen, wie nach der n\u00e4heren. Da nun Dauer und St\u00e4rke der erregenden elektrischen Str\u00f6mung in beiden gereizten Stellen ganz die n\u00e4mlichen sind, so kann die Verz\u00f6gerung der Wirkung nur darauf beruhen, dass eine Zeit vergeht, ehe sich dieselbe von der entfernteren Stelle bis zum Muskel hin fortpflauzt. Wir sind also durch diese Versuche in den Stand gesetzt, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Re'zung in den motorischen Nerven des Frosches zu ermitteln, wenn man dabei unter Reizung diejenigen Vorg\u00e4nge im Nerven versteht, die sich in Folge einer erregenden \u00e4usseren Einwirkung in ihm entwickeln.\nSo lange die Physiologen die Nebenwirkungen auf die Verbreitung eines imponderablen oder psychischen Princips zur\u00fcckf\u00fchren zuhn\u00fcssen meinten, mochte es unglaublich erscheinen, dass die Geschwindigkeit dieses Stromes innerhalb der kurzen Entfernungen des thierischen K\u00f6rpers messbar sein sollte. Gegenw\u00e4rtig wissen wir aus den Untersuchungen \u00fcber die elektromotorischen Eigenschaften der Nerven von du Bois-Reymond, dass diejenige Th\u00e4tigkeit derselben, durch welche die Fortleitung einer Reizung vermittelt","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"331\ntvird, mit einer ver\u00e4nderten Anordnung ihrer materiellen Molek\u00fcle mindestens eng verbunden, vielleicht sogar wesentlich durch sie bedingt ist. Danach w\u00fcrde die Leitung im Nerven in die Reihe sich fortpflanzender Molekularwirkungen der ponderablen K\u00f6rper geh\u00f6ren, zu denen z. B. die Schallleitung in der Luft und in elastischen Stoffen oder das Abbrennen einer mit explodirender Mischung gef\u00fcllten R\u00f6hre zu rechnen ist. Bei dieser Sachlage kann es nicht mehr so \u00fcberraschend sein, dass die Geschwindigkeit der Leitung nicht nur messbar, sondern wie sich ergeben wird, sogar sehr massig ist. Uebrigens darf die Unm\u00f6glichkeit, bei den t\u00e4glichen Sinneswahrnehmungen unseres eigenen K\u00f6rpers oder bei physiologischen Versuchen \u00fcber Muskelzuckungen einen hierher geh\u00f6rigen Zeitunterschied wahrzunehmen, uns nicht befremden, da die Unterschiede, welche wir zwischen Empfindungen verschiedener Nervenfasern unserer Sinnesorgane mit Sicherheit beobachten k\u00f6nnen, nicht viel kleiner sind als eine Secunde. Ich erinnere nur daran, dass die ge\u00fcbtesten Astronomen in der vergleichenden Beobachtung von Gesichts- und Geh\u00f6rwahrnehmungen um eine ganze Secunde differiren.\nNach diesen Bemerkungen gehen wir zur thats\u00e4chlichen Beweisf\u00fchrung \u00fcber. Zun\u00e4chst st\u00f6sst uns die schon ber\u00fchrte Schwierigkeit auf zu controlliren, dass die mechanische Wirkung der Reizung von der entfernteren Stelle des Nerven her mit der von der n\u00e4heren gleich gross sei. Die Gr\u00f6sse der Spannung, welche sich nach der Reizung im Muskel entwickelt, w\u00fcrde unserm bisherigen Verfahren gem\u00e4ss durch die h\u00f6chste Ueberlastung zu messen sein, welche der Muskel von der Unterlage abheben kann. Indessen w\u00fcrden zu diesem Zwecke viele besondere Zuckungsversuche zwischen die zeitmessenden eingeschaltet werden m\u00fcssen, wobei Kraft des Muskels und Zeit unn\u00f6thig verloren ginge. Ein anderes Mittel bietet sich dar, welches bei jeder einzelnen Zuckung neben der Zeitmessung ausgef\u00fchrt werden kann, n\u00e4mlich die","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nMessung der H\u00f6he, bis zu welcher das angeh\u00e4ngte Gewicht erhoben wird. Bei verminderter Reizbarkeit oder nach einer schwachem Reizung, hebt n\u00e4mlich, wie wir schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt haben, der Muskel im Allgemeinen dasselbe Gewicht zu einer geringeren H\u00f6he. Diese Art, die gleichbleibende St\u00e4rke der Reizung zu controlliren, hat sich als ausreichend erwiesen. Wenn wir in einer der folgenden Versuchsreihen solche Beobachtungen nach einander durchsehn, bei deneu dieselbe Nervenstelle gereizt wurde, so fin-den wir namentlich bei h\u00f6heren TJeberlastungen sogar merkliches Abuehmen der Erhebungsh\u00f6hen wegen allm\u00e4liger Erm\u00fcdung des Pr\u00e4parats, ohne dass sich die Resultate der Zeitmessungen merklich ver\u00e4ndern. Nur bei krampfhaften andauernden Zusammenziehungen, wie sie in Reihe I beschrieben sind, l\u00e4sst sich der Grad der Reizung nicht durch die Erhebungsh\u00f6hen controlliren, dabei kann man aber \u00fcberhaupt keine guten Versuche anstellen. Die Messung der H\u00f6he wurde in folgender Weise ausgef\u00fchrt. An der unteren Seite des Querbalken MM, welcher das Goldpl\u00e4ttchen tr\u00e4gt, wurde ein sehr leichtes zweiarmiges 72 mm. langes Hebelchen von Holz mittelst einer N\u00e4hnadel als Axe befestigt. Das eine Ende des Hebelchens lag auf der Spitze i des stromf\u00fchrenden Zwischenst\u00fccks auf, das andere trug eine feine Drahtspitze, deren verticale Erhebung dureh ein kleines Mikroskop bis auf jL mm. gemessen werden konnte. Die Axe des Hebelchens lag mit leichter Reibung zwischen zwei Brettchen in entsprechenden Rinnen derselben. Der Grad der Reibung konnte durch das Anziehen oder Nachlassen von vulkanisir-ten Kautschuckstreifen, welche die Brettchen aneinander hielten, ver\u00e4ndert werden. Er musste grade gross genug sein, um zu verhindern, dass das Hebelchen, wenn es ange-stossen wurde, verm\u00f6ge seines Beharrungsverm\u00f6gens sich weiter bewegte, als es unmittelbar durch die ber\u00fchrende Spitze verschoben war. Bei der grossen Leichtigkeit desselben konnte \u00fcbrigens die Reibung so gering sein, dass sie der","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"333\nKraft des Muskels keinen merklichen Widerstand entgegensetzte. Wird das stromf\u00fchrende Zwischenst\u00fcck mit den Ge wichten durch den Muskel gehoben, so steigt gleichzeitig das die Spitze i ber\u00fchrende Ende des Hebelchens, und bleibt in der Stellung stehen, in welche es durch die h\u00f6chste Erhebung der Spitze i versetzt worden ist. Die Gr\u00f6sse der Verschiebung wird am andern Ende beobachtet und gemessen. Letzteres geschah bei den nun folgenden Zuckungsversuchen durch einen Geh\u00fclfen, wahrend ich selbst die Bewegung des Magnetes behufs der Zeitmessung mit dem Fernrohr beobachtete.\nAllerdings w\u00fcrde das angegebene Verfahren mancherlei Ein w\u00fcrfe erleiden k\u00f6nnen, wenn es sich darum handelte, die absoluten Werthe der Erhebungsh\u00f6hen zu erfahren; f\u00fcr unseren Zweck st\u00f6ren seine M\u00e4ngel nicht, da sie jedenfalls die Versuche f\u00fcr beide Nebenstellen gleich beeintr\u00e4chtigen.\nTheils aus denjenigen Versuchsreihen, welche zum Zwecke der Zeitmessung angestellt wurden, theils aus anderen, in denen ich nur die Reizungsverh\u00e4ltnisse der beiden Nervenstellen untersuchte, ergab sich Folgendes. Im Anfang sind letztere beide glei'ch empfindlich, d. h. gleiche elektrische Str\u00f6mungen bedingen von beiden aus gleich kr\u00e4ftige mechanische Wirkungen; es sind sowohl die Erhebungsh\u00f6hen gleicher Gewichte, als die h\u00f6chste zu hebende Ueberlastung gleich. Namentlich ist also auch diejenige Stromst\u00e4rke f\u00fcr beide gleich, welche gen\u00fcgt, um das Maximum der Erregung hervorzubriugen. Sobald eine gr\u00f6ssere Anzahl von Reizversuchen angestellt worden ist, pflegt die dem centralen Ende des Nerven zun\u00e4chst liegende Stelle unempfindlicher zu werden, d. h. es werden kr\u00e4ftigere Str\u00f6me n\u00f6thig, um das Maximum der Erregung herbeizuf\u00fchren, aber die mechanischen Wirkungen der Reizung, sowohl die Erhebungsh\u00f6hen beliebiger gleicher Gewichte, als auch die h\u00f6chste zu hebende Ueberlastung sind f\u00fcr dieses Maximum der Erregung beider Stell en vollkom-","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nmen gleich. Es ist also die mechanische Wirkung f\u00fcr gleiche erregende Str\u00f6me unter diesen Umst\u00e4nden gleich, wenn sie stark genug sind, das Maximum der Erregung auch in der entfernteren Nervenstelle zu bedingen, ungleich wenn dies nicht der Fall ist. Je mehr die Reizbarkeit sinkt, desto gr\u00f6sser pflegt der Unterschied zwischen den Str\u00f6men zu werden, welche gen\u00fcgen in der n\u00e4heren das Maximum her-vorznrufen, und denen, welche es in der ferneren thun. Nur bei den Pr\u00e4paraten sehr entkr\u00e4fteter Thiere oder in den letzten Stadien der Ersch\u00f6pfung der Nerven kommt es dahin, dass das Maximum der Erregung von der ferneren Stelle aus kleiner wird, als das von der n\u00e4heren, so dass man, um gleiche mechanische Wirkungen hervorzubringen, die letztere mit Str\u00f6men behandeln muss, welche das Maximum nicht erreichen lassen. Als ich im Winter meinen vorl\u00e4ufigen Bericht an die Akademieen abschickte, hatte ich mit Thieren expei\u2019imentirt, die durch viermonatliche Gefangenschaft und Hunger entkr\u00e4ftet waren, und damals war mir der zuletzt bezeichnete Fall h\u00e4ufiger vorgekommen, so dass ich die Vorschrift gab, erforderlichenfalls auf beide Stellen ungleiche Str\u00f6me einwirken zu lassen. Ich habe mich seitdem an frisch gefangenen Fr\u00f6schen \u00fcberzeugt, dass man in der Regel nicht gen\u00f6thigt ist, sich auf diese Weise zu behelfen, und dass man wohl thut, \u00fcberhaupt nur mit solchen Pr\u00e4paraten zu experimentireu, bei denen die Maxima der Erregung von beiden Stellen her gleich sind, weil die Versuche mit Str\u00f6men, welche nicht das Maximum erreichen lassen, aus den schon fr\u00fcher angef\u00fchrten Gr\u00fcnden viel unregelm\u00e4ssiger ausfallen, als diejenigen, in denen es eintritt. Wohl aber ist es zur Erhaltung der Reizbarkeit von Vortheil, auf jede der beiden Stellen keinen st\u00e4rkeren Strom einwirken zu lassen, als f\u00fcr das Maximum der Reizung gerade n\u00f6thig ist, welche Str\u00f6me nach dem oben Gesagten oft verschieden sind. Das ist in einigen der folgenden Versuchsreihen geschehen.\nDass die Nerven gegen gleiche, aber entgegengesetzt ge-","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"335\nrichtete Str\u00f6me ungleich empfindlich sind, ist bekannt. Auch dieser Unterschied beschr\u00e4nkt sich darauf, dass zur Erreichung des Maximums der Reizung verschieden starke Str\u00f6me n\u00f6thig sind, \u00fcbrigens sind die mechanischen Wirkungen vollkommen gleich, sobald nur die Maxima erreicht werden. Ich habe zweimal bei Pr\u00e4paraten, welche schon eine Zeitlang gearbeitet hatten, den Fall beobachtet, dass f\u00fcr die eine Stro-mesrichtung die entferntere Stelle des Nerven zur Erreichung des Maximums der Reizung einen schw\u00e4cheren Strom erforderte, als die n\u00e4here, f\u00fcr die andere einen st\u00e4rkeren, was vielleicht durch die vorausgegangenen Reizungen der n\u00e4heren Stelle bedingt war. Den einen dieser F\u00e4lle habe ich zu einigen Zeitmessungen benutzt, welche unten angef\u00fchrt werden sollen. Wir entnehmen daraus den augenscheinlichsten Beweis, dass die Verz\u00f6gerung der mechanischen Wirkung von der entfernteren Stelle aus nicht durch die geringere Empfindlichkeit derselben bedingt ist; die letztere war ja hier f\u00fcr die angewendete Stromesrichtung im Gegentheil gr\u00f6sser. Den anderen Fall benutzte ich zu weiteren Versuchen \u00fcber die Reizungsverh\u00e4ltnisse, und will ihn hier anf\u00fchren.\nVersuchsreihe VIII.\nDer Wadenmuskel eines frisch gefangenen Frosches hatte im Anfang bei absteigender Slromesrichtung und 5,5 Ctm. Entfernung zwischen den inducirenden Spiralen das Maximum erreicht, und als h\u00f6chstes Gewicht 490 grm. gehoben, war dann zu einigen Zeitmessungsversuchen gebraucht worden, welche wegen schnell abnehmender Reizbarkeit kein genaues Resultat gaben.\nBei 300 grm. Belastung und Reizung, durch absteigende Str\u00f6me trat das Maximum von der entfernteren Stelle aus bei einer Entfernung von 5 Ctm. ein, die Erhebungsh\u00f6he war 0,3 mm.; bei \u00fc Ctm. Entfernung hob der Muskel noch, aber so wenig, dass die Erhebung nicht mehr gemessen werden konnte. Darauf von der n\u00e4heren Nervenstelle aus ge-","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"33G\nreizt, erlangte der Muskel erst bei einer Ann\u00e4herung der Spiralen auf 4 Ctm. das Maximum, bei 5 Ctm. hob er jetzt gar nicht mehr. Die Erhebungsh\u00f6he war gesunken auf 0,2 mm. Schliesslich ergab sich, dass von der entfernteren Stelle aus auch jetzt noch bei 5 Ctm. Entfernung das Maximum eiutrat, die Erhebungsh\u00f6he aber auf 0,15 mm. gesunken war. Darauf wurde untersucht, ob bei einer viel geringeren Belastung von 20 grm. die Verh\u00e4ltnisse eben so seien. Das Maximum wurde erreicht bei Reizung von der entfernteren Stelle zwischen 5 und 6 Ctm. bei etwa 5,5 Entfernung, bei Reizung der n\u00e4heren erst zwischen 4 und 5 Ctm. Jede Wirkung verschwand im ersten Falle bei 6,5, im zweiten bei 6 Ctm. Zwischen der letzteren Entfernung und derjenigen, wo das Maximum der Reizung erreicht wurde, nahm die Erhebungsh\u00f6he, die 2,25 bis 2,50 mm. betrug, allm\u00e4lig zu.\nHierauf wurde untersucht, ob sich w\u00e4hrend dieser Versuche mit 20 grm. Belastung die Verh\u00e4ltnisse f\u00fcr hohe Belastungen nicht ge\u00e4ndert h\u00e4tten. Es wurden 200 grm. aufgelegt.\n1)\tBei absteigendem Strom Reizung von der entfernteren Nervenstelle.\nMaximum der Wirkung bei 5,5.\nVerschwinden derselben bei 6,5.\n2)\tBei Reizung von der n\u00e4heren Stelle\nMaximum der Wirkung bei 4,5\u00bb\nVerschwinden derselben bei 6,0.\n3)\tBei aufsteigendem Strom von der entfernteren Stelle wie vorher.\nMaximum der Wirkung bei 5,5.\nVerschwinden derselben bei 6,5.\n4)\tDagegen von der n\u00e4heren Stelle\nMaximum zwischen 5,5 und 6,0.\nVerschwinden bei 10,2.\nNach Beendigung dieser Versuche war das h\u00f6chste zu hebende Gewicht f\u00fcr alle Combinationen 292 grm.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"337\nIn diesem Falle war also die entferntere Nervenstelle gegen beide Stromesriclitungen gleich empfindlich, die n\u00e4here gegen den aufsteigenden Strom empfindlicher als jene, gegen den absteigenden unempfindlicher. Sonderbarerweise war in dem anderen, sp\u00e4ter noch anzuf\u00fchrenden Falle, die n\u00e4here Nervenstelle gegen beide Richtungen gleich empfindlich, die entferntere f\u00fcr den absteigenden empfindlicher als jene, f\u00fcr den aufsteigenden unempfindlicher. Worauf dieser Unterschied beruhe, weiss ich nicht.\nIch lasse nun hier aus der gr\u00f6sseren Zahl meiner Versuchsreihen, welche alle dasselbe Resultat mit gr\u00f6sserer oder geringerer Genauigkeit gegeben haben, diejenigen folgen, welche wegen ihrer Ausdehnung oder wegen der Ueberein-stimmung der einzelnen Beobachtungen am zuverl\u00e4ssigsten zu sein scheinen. Zur Reizung sind stets Str\u00f6me gebraucht worden, welche das Maximum der Erregung herbeif\u00fchrten. Dass dies der Fall war, wird durch die gleichzeitig beobachteten Erhebungsh\u00f6hen, welche in Millimetern angegeben sind, controllirt.\nDie Reihen sind nach verschiedenem Plane angelegt. In einigen sind s\u00e4mmlliche Beobachtungen mit derselben oder nur zwei verschiedenen Ueberlastungen angestellt, um m\u00f6glichst ausgedehnte Zahlenreihen zur Berechnung des Wer-thes desjenigen Zeitunterschiedes zu erhalten, auf welchen es hier ankommt. F\u00fcr diese habe ich die Mittelwerthe der Zeitdauer zwischen Reizung und Wirkung des Muskels f\u00fcr beide Nervenstellen, deren Unterschied, welcher der Zeit der Fortpflanzung durch den Nerven entspricht, und ausserdem zur Beurtheilung der Genauigkeit die wahrscheinlichen Fehler aller dieser Gr\u00f6ssen nach den Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung berechnet. *)\n*) F\u00fcr diejenigen meiner Leser, welchen die Begriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht gel\u00e4ufig sind, bemerke ich hier, dass z, B.\nM\u00fcller\u2019s Archiv. 1650.\t22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nBei andern Versuchsreihen sind die Ueberlastungen m\u00f6glichst oft gewechselt, um nachzuweisen, dass die verschiedenen Stadien der Energie des Muskels gleichm\u00e4ssig verz\u00f6gert eintreten. wenn man von der entfernteren Nervenslelle aus den Reiz wirken l\u00e4sst, die Form der Ansteigung der Energie aber nicht ge\u00e4ndert wird. Die wenigen Versuche, welche bei jeder Ueberlastuug angestellt worden sind, k\u00f6nnen nat\u00fcrlich nicht so genaue Werthe der von der Nervenleitung herr\u00fchrenden Unterschiede geben, als l\u00e4ngere Reihen; deshalb sind die einzelnen Mittel der Differenz oft ziemlich abweichend von einander. Doch sind ihre gr\u00f6sseren und kleineren Werthe ganz unregelm\u00e4ssig vertheilt, und die f\u00fcr verschiedene Ueberlastungen weichen nicht mehr von einander ab, als die bei derselben Ueberlastuug in wiederholter Beobachtung gefundenen. Daraus geht hervor, dass die Gr\u00f6sse der Differenz nicht merklich von der Gr\u00f6sse der Ue-berlastung abh\u00e4ngt, wie es so entschieden der Fall ist, wenn die Ausschl\u00e4ge des Magnetes durch Abnahme der Reizung gr\u00f6sser werden.\nEndlich ist noch nach jeder Versuchsreihe die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven berechnet. Dazu musB man die L\u00e4nge der durchlaufenen Nervenstrecke kennen, d. h. die Entfernung der dem Muskel zugewendeten\ndie Angabe in der neunten Versuchsreihe, der Werth des Zeitunterschieds wegen der Fortpflanzung sei 0,00175 Secunden mit dem wahrscheinlichen Fehler \u00b1 0,00014, nach einem popul\u00e4ren Ausdrucke bezeichne, es sei 1 gegen 1 zu wetten, dass der wahre Werth dieser Differenz zwischen 0,00189 und 0,00161 Secunden liege. Es ist ferner 10 gegen 1 zu wetten, dass die Abweichung h\u00f6chstens 2,5 mal, 100 gegen 1, dass sie h\u00f6chstens 3,8 mal, 1000 gegen 1, dass sie 4,8 mal so gross sei, als der wahrscheinliche Fehler. Der Werth liegt also mit der Wahrscheinlichkeit\n1 gegen\t1\tzwischen 0,00189 und 0,00161\n10 -\t1\t0,00210 - 0,00140\nICO -\t1\t0,00228 - 0,00122\n1000 -\t1\t0,00242 - 0,00108","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"339\nEndpunkte der beiden gereizten Nebenstellen von einander. Diese L\u00e4nge ist leider wegen der grossen Dehnbarkeit des Nerven eine sehr unsichere. Ist der Nerv gar nicht gedehnt, so sind seine Fasern wellenf\u00f6rmig gebogen; ich habe ihn stets so weit gespannt, um die L\u00e4nge zu messen, bis die queren allasartigen Streifen seiner Oberfl\u00e4che verschwanden, in der Voraussetzung, dass die Fasern dann ungei\u00e4hr gerade verlaufen w\u00fcrden. Es bleiben dabei aber immer einige Millimeter dem Gutd\u00fcnken \u00fcberlassen. Uebrigens w\u00fcrde es auch noch nicht lohnen, eiue bessere Messungsmethode auszumitteln, da die Unsicherheiten der Zeitmessung verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig viel gr\u00f6sser sind als die der L\u00e4ngenmessung. Es darf deshalb nicht befremden, wenn die gefundenen Werthe der Fortpflanzungsgeschwindigkeit noch ziemlich betr\u00e4chtlich von einander abweichen.\nReihe IX.\nAm 6ten Januar mit dem Muskel eines vier Monate aufbewahrten Frosches angestellt. Durch beide Stellen des Nerven wird der gleiche Strom geleitet, die Entfernung derselben ist 43 mm. Einstellung des Muskels unge\u00e4ndert; Ablenkung vorher 121,24, nachher 118,61, im Mittel 119,97.\nNo.\ntD\nC\nW\nDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\n1 180\n0,88\t186,83\t\n0,87\t189,71\t\n0,83\t\t180,66\n0,82\t\t181,83\n0,80\t190,79\t\n0,80\t189,99\t\n0,80\t\t186,62\n0,80\t\t182,09 12*","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"340\n\tNo.\tUeberlastung.\tErhebungsh\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge hei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n\t9\t180\t0,78\t193,06\t\n\t10\t\t\t\t0,78\t193,94\t\n\t11\t\u2014\t0,77\t191,85\t\n\t12\t\t\t\t0,72\t\t186,38\n\t13\t\u2014\t0,70\t\t182,43\n\t14\t\u2014\t0,70\t\t184,20\n\t15\t\u2014\t0,68\t192,80\t\n\t16\t\u2014\t0,65\t190,64\t\n\t17\t\u2014\t0,65\t\t186,27\n\t18\t\u2014\t0,65\t\t181,87\n\t19\t\u2014\t0,65\t190,89\t\n\t20\t\u2014\t0,65\t191,14\t\n\t21\t\t0,65\t\t181,58\n\t22\t\u2014\t0,65\t\t183,96\n\t\tMittel\t\t191,13\t183,44\nWahrscheinlicher Fehler des\t\t\tMit-\t\t\n\t\t\ttels\t\u00b10,39\t\u00b1 0,42\nDerselbe der einzelnen Beobacli-\t\t\t\t\t\n\t\ttung\t\t\u00b1 1,31\t\u00b1 1,39\nZeitdauer zwischen Reizung und\t\t\t\t\t\nErhebung des\t\tGewichts\t\t0,04394\t0,04219\nWahrsclieinl. Fehler derselben . .\t\t\t\t0,00009\t\u00b1 0,00010\nDaraus bestimmt sich endlich\nder Zeitunterschied wegen der Fortpflanzung: 0,00175 \u00b1 0,00014\ndie Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 24,6 _\u00b1 2,0 Mt.\u2022in der Sekunde.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"341\nReihe X.\nAm 29sten Decb. mit den Muskeln eines seit vier Monaten aufbewahrten Frosches angestellt. Durch die entferntere Nervenstelle wird ein st\u00e4rkerer Strom geleitet, der durch die sich ber\u00fchrenden Spiralen erzeugt wird, durch die n\u00e4here ein schw\u00e4cherer bei 2| Ctm. Abstand der Spiralen-Nach je zwei Beobachtungen wird der Muskel neu eingestellt.\nA. Rechter Muskel. Nervenstrecke 40 mm. Ablenkung vorher 116,09, nachher 112,45, im Mittel 114,27.\nNo\nfc\u00df\nE\n3\n20 gr.\n1,19\n1,22\n1,22\n1,15\n1,10\n1,10\n1,17\n1,12\n1,15\n1,15\n1,12\n1,17\n1.12\nMO\nDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der\nentfernteren\nn\u00e4heren\nMittel\t100,98\t95,64\nWahrseheinl. Fehler des Mittels\t\u00b1 0,86\t\u00b1 0,66\nDerselbe der einzelnen Beobachtung\t\u00b12,42\t\u00b11,61\nZeitdauer in Secunden von der\nReizung bis zur Erhebung\t0,02437\t0,02307\nWahrseheinl. Fehler derselben\t\u00b1 0,00020\t\u00b1 0,00016\nZeitunterschied wegen der Fortpflanzung: 0,00130 \u00b1 0,00027 Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 30,8]\u00b16,4 Mt.\nNervenstrecke.\n100,69\n96,15\n97,70\n104,33\n106,43\n101,74\n96,81\n103,99\n93,92\n97,19\n93,87\n92,27\n98,00\n98,60","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\n15. Linker Muskel; Nervenslrecke 40 mm.; Ablenkung vorher 113,05, nachher 112,20, im Mittel 112,62.\nDifferenz der Ausschlage bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstrcche.\nMittel\nWahrscheiul. Fehler des Mittels Derselbe der einzelnen Beobachtung Zeitdauer zwischen der Reizung und der Erhebung des Gewichts Wahrscheinl. Fehler derselben .\n124,15 \u00b1l 1,09 \u00b1 3,097\n0,63039 \u00b1 0,00026\nZeitunterschied wegen der Fortpflanzung: 0,00125 \u00b1 0,00038 Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 32,0 \u00b1 9,7 Mt.\nReihe XI.\nAm 4ten Januar mit einem Muskel eines vier Monate aufbewahrten Frosches angestellt. Durch die entferntere Ner-","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"343\nvenetelle ein st\u00e4rkerer Strom. L\u00e4nge der Nervensirecke: 43 nun.\nA. Bei jedem Wechsel der Nervenstelle wird neu eingestellt. Ablenkung vorher 121,04, nachher 119,13, im Mittel 120,08.\nNo.\tj\u00fceberlastung.\tErhebnngsh\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n1\t100\t1,83\t116,89\t\n2\t\t\t1,83\t118,97\t\n3\t\t\t1,88\t\t105,82\n4\t\u2014\t1,81\t\t108,63\n5\t\t\t\t1,78\t109,37\t\n6\t\t\t1,73\t108,87\t\n7\t\t\t1,80\t\t103,34\n8\t\t\t1,77\t\t102,45\n9\t\u2014\t1,80\t107,02\t\n10\t\t\t1,73\t107,58\t\n11\t\t1,70\t\t109,17\n12\t\t\t1,68\t\t106,24\n13\t\u2014\t1,68\t\t106,79\n14\t.\u2014.\t1,66\t114,98\t\n15\t\t\u2022\t1,66\t115,05\t\n16\t\u2014.\t1,66\t\t110,26\n17\t\t\t\t1,66\t\t109,02\n18\t\u2014\t1,62\t101,44\t\n19\t.\u2014.\t1,55\t117,49\t\n20\t\t\t1,62\t121,07\t\n21\t\t\t\t1,55\t\t102,39\n22\t\u2014\t1,55\t\t108,68\nMittel\t112,61\nWahrscheinl. Fehler des Mittels .\t-1 1,19\nDerselbe der einzelnen Beobachtung\t\u00b1 3,96\nZeitdauer zwischen Reizung und\t\nErhebung des Gewichts\t0,02585\nWahrscheinlicher Fehler derselben\t\u00b1 0,00028\n106,62 \u00b1 0,55 \u00b1 1,84\n0,02448 \u00b1 0,00013\nZeitunterschied wegen der Fortpflanzung: 0,00137 \u00b1 0,00031\nFortpflanzungsgeschwindigkeit : 3,14 dr. 7,1 Mt.","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nB. Sogleich fortgefahren mit demselben Muskel, dessen Einstellung jetzt unge\u00e4ndert blieb. Ablenkung vorher 110,13 nachher 119,92, im Mittel 119,52.\nNo.\tUeberlastung.\t6 :\u00a9 Ul b\u00df a \u00a9 -Q aj -a\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n23\t20 gr.\t2,53\t70,77\t\n24\t\u2014\t2,50\t72,27\t\n25\t\u2014\t2,52\t\t70,27\n26\t\u2022\t\t2,50\t\t69,47\n27\t\u2014\t2,43\t75,11\t\n28\t\u2014\t2,42\t77,65\t\n29\t\u2014\t2,38\t\t62,68\n30\t\u2014\t2,37\t\t74,71\n31\t\u2014\t2,33\t74,01\t\n32\t\u2014\t2,32\t74,21\t\n33\t\u2014\t2,20\t\t71,91\n34\t\t\t2,17\t\t75,30\n35\t\u2014\t2,22\t\t70,57\n36\t\u2014\t2,17\t79,59\t\n37\t\u2014\t2,10\t81,05\t\nWahrschein].\nMittel\nFehler des Mittels\nDerselbe der einzelnen Beobachtung Zeitdauer zwischen der Reizung und Erhebung des Gewichts. .\t0,01743\nWahrscheinl. Fehler derselben .\t\u00b1 0,00019\nZeitunterschied wegen der Fortpflanzung: 0,00112 Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 38,4 \u00b1 10,6 31t.\n75,58 \u00b10,79 \u00b1 2,23\n70,70 \u00b1 0,99 \u00b1 2,61\n0,01631 \u00b1 0,00023 \u00b1 0,00031\nF\u00fcr die Reiben IX bis XI habe ich es vers\u00e4umt, die Temperatur des Zimmers zu bestimmen, weil ich erst sp\u00e4ter auf deren Einfluss aufmerksam wurde. Dieselbe hatte","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"345\nzu jener Zeit zwischen 11 und 15\u00b0 C. betragen, und war in den Tagen, wo IX. ousgeiuhrt wurde, niedriger gewesen, als bei den beiden andern; daher r\u00fchrt m\u00f6glicherweise der niedrigere Werth der Fortpflanzungsgeschwindigkeit in IX.\nReihe XII.\nAngestellt am 20ten Mai mit wechselnden Gewichten und gleichbleibender Intensit\u00e4t der Schl\u00e4ge. Temperatur des Zimmers 20 C. L\u00e4nge der Nervenstrecke 38 mm. Ablenkung vorher 118,64, nachher 116,72, im Mittel 117,68.\nNo.\tErhebungsh\u00f6he.\tt\u00df q B \u00ab5 TJ o \u00bbQ G>\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\tUnterschied wegen der Fortpflanzung.\n1\t1,65\t50\t65,12\t\t65,38 \u2014 61,12\n2\t1,70\t\u2014\t\t59,77\t= 4,26\n3\t1,75\t\u2014\t\t62,47\t\n4\t1,70\t\u2014\t65,65\t\t\n5\t?\t100\t\t73,70\t\n6\t1,45\t\u2014\t\t75,10\t\n7\t1,45\t\u2014\t80,42\t\t83,0 - 76,2\n8\t1,45\t\u2014\t85,27\t\t= 6,80\n9\t1,45\t\u2014\t\t79,45\t\n10\t1,50\t\u2014\t\t76,57\t\n11\t1.45\t\u2014\t83,30\t\t\n12\t1,75\t70\t77,10\t\t\n13\t1,70\t\u2014\t\t73,20\t\n14\t1,70\t\u2014\t\t70,15\t[ 77,10 - 71,67\n15\t1,65\t\t\t\t78,97\t\t= 5,43\n16\t1,65\t\u2014\t75,22\t\t\n17 18 19 20\t1,80 1,85 ? 2,05\t20\t56,82 56,81\t51,75 49,45\t56,81 \u2014 50,60 = 6,21","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nNo.\tErhebungsh\u00f6he.\ttD E 3 a '\"E G) D\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\tUnterschied wegen der Fortpflanzung.\n21\t1,80\t50\t\t62,67\t\n22\t1,80\t\u25a0\t\t\t64,95\t\n23\t1,80\t\u2014\t65,57\t\t\n24\t1.80\t\u2014\t82,02\t\t\n25\t1,75\t\u2014\t62,50\t\t68,93 - 63,73\n26\t1,75\t\u2014\t\t64,41\t= 5,20\n27\t1,75\t\u2014\t\t62,10\t\n28\t1,75\t\u2022\u2014\t69,27\t\t\n29\t1,75\t\t65,90\t\t\n30\t1,75\t\t70,57\t\t\n31\t1,75\t\t66,72\t\t\n32\t1,70\t\t\t64,52\t\nMittel: 5,58.\nWerth desselben in Secunden: 0,00131 Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 29,1 Mt.\nReihe XIII.\nAngestellt mit dem Muskel eines frisch gefa ngeneu Frosches den 24ten Mai. Temperatur 20 \u00b0. Nervenstrecke 43 mm., Intensit\u00e4t der Schl\u00e4ge unge\u00e4ndert. Ablenkung vorher 113,28, nachher 113,34, im Mittel 113,31.\nDie Versuche wurden mit 250 grm. Ueberlastung begonnen, indessen sank die Reizbarkeit des Muskels anfangs so schnell, dass er bald auch 150 grm. nicht mehr regelm\u00e4ssig genug hob; diese ersten Versuche sind nicht hergeselzt, weil die einzelnen Zahlen sich zu schnell ver\u00e4nderten, um ein Resultat zu geben. Von da an blieb der Zustand des Muskels gleichm\u00e4ssiger.","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"347\n\t\u00ab\u00ee\t\t\t\t\n\tsO \u00abS\tb\u00a3 C 3\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge\t\tUnterschied wegen\n\tb\u00a3 S3\tUi cc\tbei Reizung der\t\tder\n\t-Q \u2022g\tV -a\tentfernteren\tn\u00e4heren\tFortpflanzung.\nNo.\tw\t\tNervenstelle.\t\t\n1\t1,35\t50\t69,75\t\t71,07 \u2014 61,55\n2\t1,30\t\u2014\t\t62,80\t= 9,52\n3\t1,30\t\u2014\t\t60,'30\t\n4\t1,30\t\u2014\t72,40\t\t\n5\t1,70\t20\t60,75\t\t\n6\t1,55\t\u2014\t61,07\t\t\n7\t1,65\t\u2014\t\t51,10\t58,60 \u2014 51,87\n8\t1,65\t\u2014\t\t52,65\t= 6,73\n9\t1,65\t\u2014\t55,67\t\t\n10\t1,60\t\u2014\t56,90\t\t\n11\t0,80\t100\t\t89,45\t\n12\t0,80\t\u2014\u25a0\t\t92,95\t\n13\t0,80\t\u2014\t95,25\t\t96,12 \u2014 90,14\n14\t0,80\t\u2014\t97,00\t\t= 5,98\n15\t0,80\t\u2014\t\t89,65\t\n16\t0,90\t\u2014.\t\t88,52\t\n17\t1,35\t50\t72,75\t\t\n18\t1,35\t\u2014\t\t68,22\t74,13 \u2014 69,11\n19\t1,35\t\u2014\t\t70,00\t= 5,02\n20\t1,35\t\u2014\t75,52\t\t\n21\t1,15\t70\t84,85\t\t\n22\t1,15\t\u2014\t\t82,12\t\n23\t1,15\t\u2014\t\t71,05\t84,25 \u2014 74,94\n24\t1,15\t\u2014\t\t71,15\t= 9,31\n25\t1,15\t\u2014\t82,60\t\t\n26\t1,10\t\u2014\t85,30\t\t\n27\t1,10\t\u2014\t\t74,20\t\n28\t1,10\t\u2014\t\t76,20\t","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"348\nNo.\tErhebungsh\u00f6he.\tUeberlastung.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge hei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\tUnterschied wegen der Fortpflanzun g.\n29\t1,60\t20\t61,57\t\t\n30\t1,65\t\u2014\t\t51,65\t\n31\t1,65\t\u2014\t\t50,40\t57,58 \u2014 51,88\n32\t1,65\t\u2014\t\t53,12\t= 5,70\n33\t1,65\t\u2014\t53,25\t\t\n34\t1,62\t\u2014\t58,87\t\t\n35\t1,55\t\u2014\t56,65\t\t\n36\t1.60\t\t\t\t\t52.37\t\nMittel:\t7,04\nWerth desselben in Sekunden: 0,00171 Fortpflanzungsgeschwindigkeit: 25,1 Mt.\nReihe XIV.\nAngestellt am 25ten Mai mit dem Muskel eines frisch gefangenen Frosches, mit gleichbleibenden elektrischen Schlagen. Temperatur 21 \u00b0 C. Nervenstrecke 38 mm. Ablenkung vorher 116,52, nachher 115,81, im Mittel 116,16. Die einzelnen Zahlen sind in dieser Reihe weniger regelm\u00e4ssig, als in den beiden vorhergehenden; ich habe sie aber hergesetzt, weil sie von allen \u00e4hnlichen die gr\u00f6sste Ausdehnung hat.\nNo\tErhebungsh\u00f6he.\tUebcrlastuzg.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\tUnterschied wegen der Fortpflanzung.\n1\t2,55\t200\t65,10\t\t\n2\t2,50\t\u2014\t\t62,27\t67,23 \u2014 61,84\n3\t2,55\t\u2014\t\t61,42\t\n4\t2,40\t\u2014\t70,77\t\t= 5,39\n5\t2,35\t\u2014\t65,82\t\t","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"349\nNo.\tErhebungsh\u00f6he.\tUeberlastung.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge hei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\tUnterschied wegen der Fortpflanzung.\nG\t2,40\t150\t64,52\t\t\n7\t2,40\t\u2014\t\t61,20\t\n8\t2,25\t\u2014\t\t59,60\t\n9\t2,05\t\u2014\t59,77\t\t\n10\t2,00\t\u2014\t78,17\t\t69,74 \u2014 62,02\n11\t1,95\t\u2014\t62,65\t\t= 7,72\n12\t1,85\t\u2014\t\t61,67\t\n13\t1,80\t\u2014\t\t65,60\t\n14\t1,80\t\u2014\t83,57\t\t\n15\t2,00\t100\t61,62\t\t\n16\t2,05\t.\u2014\t\t57,50\t62,26 \u2014 56,56\n17\t2,05\t\u2014\t\t55,62\t= 5,70\n18\t2,05\t\u2014\t62,90\t\t\n19\t2.20\t75\t51,45\t\t\n20\t2,30\t\u2014\t\t48,70\t52,05 \u2014 48,60\n21\t2,30\t\u2022\t\t\t48,50\t= 3,45\n22\t2,30\t\u2014\t52.65\t\t\n23\t2,35\t50\t50,97\t\t\n24\t2,35\t\u2014\t\t49,60\t\n25\t2,35\t\u2014\t\t39,72\t52,34 \u2014 43,27\n26\t2,35\t\u2014\t\t40,50\t= 9,07\n27\t2,35\t\u2014\t50,47\t\t\n28\t2,35\t\u2014\t55,57\t\t\n29\t2,55\t25\t43,80\t\t\n30\t2,55\t\u25a0\t\t\t42,47\t\n31\t2,60\t\u2014\t\t37,45\t44,31 \u2014 39,58\n32\t2,55\t\u2014\t\t38,82\t= 4,73\n33\t2,55\t\u2014\t44.82\t\t","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervens teile.\nUnterschied wegen der\nFortpflanzung.\n= 7.97\nMittel :\nWerth derselben in Sekunden: 0.00141\nFortpflanzungsgeschwindigkeit: 26,9 Mt.\nReihe XV.\nAngestellt mit dem Muskel, welcher vorher zur Versuchsreihe VII gedient hatte. An demselben zeigte sich die entferntere Nervenstelle nachher empfindlicher gegen den absteigenden Strom als die n\u00e4here. Es trat n\u00e4mlich das Maximum der Reizung bei der genannten Stromesrichtung f\u00fcr die erstere bei 7 Ctm. Entfernung der Spiralen, f\u00fcr die letztere bei 6 Ctm. ein. Bei der entgegengesetzten Stromesrichtung dagegen f\u00fcr die erstere bei 5 Ctm., w\u00e4hrend es f\u00fcr die letztere unver\u00e4ndert blieb. Es wurden die folgenden vier Versuche angestellt mit absteigenden Str\u00f6men.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"351\nNo.\tErhebungsh\u00f6he.\tUeberlastung.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n1\t1,05\t100\t\t66,72\n2\t1,05\t\u2014\t70,70\t\n3\t1,00\t\u2014\t\t67,40\n4\t0,95\t\u2014\t70,62\t\n\tMittel\t\t|\t70,66\t67,06\nDifferenz\t3,6\nNach Vollendung dieser vier Versuche war die Empfindlichkeit beider Stellen f\u00fcr absteigende Str\u00f6me gleich geworden. Die Versuche sind hier augef\u00fchrt, um zu zeigen, dass auch bei gr\u00f6sserer Empfindlichkeit der entfernteren Nerven -stelle die Reizung derselben sp\u00e4ter die Muskelwirkung her beif\u00fchre, als die der n\u00e4heren.\nDie f\u00fcr die Fortpflanzungsgeschwindigkeit zwischen 11 und 210 C. gefundeneuen Werthe sind demnach a) aus Reihe IX, X, und XI.\n24,6 \u00b1 2,0\n30,8 \u00b1 6,4\n32,0 \u00b1 9,7\n31.4\t\u00b1 7,1\n38.4\t\u00b1 10,6\nAus diesen findet sich nach der Methode der kleinsten Quadrate als wahrscheinlichster Mittelwerth: 26,4.\nb) aus Reihe XII, XIII, XIV.\n29.1\n25.1\n26,9\nMittel: 27,0\nUm den Beweis noch zu vervollst\u00e4ndigen, dass der zeit-1iche Verlauf der Zuckung bei Reizung beider Nervenstelien","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nganz derselbe sei, m\u00fcssten die Messungen auch auf den absteigenden Tbeil der Curve der Energie ausgedehnt werden. Das l\u00e4sst sich mittelst des bis jetzt gebrauchten Apparates direct nicht ausf\u00fchren, wohl aber indirect. Wir k\u00f6nnen n\u00e4mlich bei ^einer leichten Ab\u00e4nderung der Stromleitungen diejenige Zeitdauer messen, w\u00e4hrend welcher das Gewicht vom zuckenden Muskel erhoben, somit die Goldkuppe m von dem Pl\u00e4ttchen n getrennt ist. Der Augenblick in welchem sich die letzteren Theile wieder ber\u00fchren, wird im Allgemeinen nicht genau derselbe sein, in welchem die elastische Spannung des Muskels wieder gleich der Summe der Belastung und Ueberlastung geworden ist, weil nach dem fr\u00fcher Gesagten die Erhebungsh\u00f6hen nicht nolhwendig den H\u00f6hen des Gleichgewichts entsprechen; es wird also auch die Zeitdauer, welche wir messen k\u00f6nnen, n\u00e4mlich die, w\u00e4hrend welcher die Metalltheile der Unterbrechungsstelle getrennt sind, nicht diejenige sein, um welche es sich eigentlich in unserer Beweisf\u00fchrung handelt, n\u00e4mlich die Zwischenzeit derjenigen beiden Zeitpunkte, in welchem einmal die steigende, dann die sinkende Muskelspannung den durch die Gewichte gemessenen Werth hat. Es ist indessen klar: wenn die Werthe der letzteren f\u00fcr beide Nervenstellen bei allen Graden der Muskelspannung gleich, also die beiden Span-nungscurveu so wohl in ihrem aufsteigenden wie absteigenden Theile congruent sind, m\u00fcssen auch die Unterbrechungszeiten des Stromes f\u00fcr alle Ueberlastungen und alle Ermii-dungsgrade gleich sein; wenn jenes aber nicht der Fall ist, kann auch das Letztere im Allgemeinen nicht der Fall sein. Wir sind deshalb berechtigt, bei unseren Versuchen r\u00fcckw\u00e4rts zu schliessen. W'enn wir die Unterbrechungszeiten des Stromes bei verschiedenen Ueberlastungen und Erm\u00fcdungszust\u00e4nden gleich finden, so m\u00fcssen auch die beiden Spannungscurven vollst\u00e4ndig congruent, und die einzelnen Punkte in dem absteigenden Theile der Curve der entfernteren Nervenstelle um ebenso viel verz\u00f6gert sein, als die ihres","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"353\naufsteigenden Theils. So kann also unser Beweis f\u00fcr die gleichm\u00e4ssige Verz\u00f6gerung s\u00e4mmtlicher Stadien der Energie bei Reizung von der ferneren Nervenstelle vervollst\u00e4ndigt werden.\nDie Messungen sind folgendermassen ausgef\u00fchrt worden. Es werden die Enden der Leitung des Multiplicators und ebenso die Pole der Batterie mit dem Goldpl\u00e4ttchen n und dem Quecksilbern\u00e4pfcheu o in leitende Verbindung gesetzt. So lange das stromf\u00fchrende Zwischenst\u00fcck beide verbindet, geht der ganze Strom durch dasselbe hin, und nur ein kaum merklicher Theil desselben durchkreist das Galvanometer, weil dieses einen ungeheuer grossen Leilungswiderstand im Vergleich zu jenem St\u00fccke hat. W\u00e4hrend aber die Goldkuppe m von n getrennt ist, muss der ganze Strom durch das Galvanometer gehn, und wirkt grade so lange auf den Magnet als die Trennung dauert. Die Ausschl\u00e4ge des Magnetes messen also die Dauer 4er Trennung. Die Reizung der beiden Nervenstellen geschah ganz auf dieselbe Weise und mit denselben Vorsichtsmaassregeln wie sonst.\nVersuchsreihe XVI.\nMuskel eines vier Wochen gefangenen Frosches, gleiche Stromst\u00e4rke in beiden Nervenstellen. Einstellung nicht ge\u00e4ndert.\nA. Ueberlastung 200 grm. Ablenkung vorher 114,11, nachher 112,82.\nMuller\u2019s Archiv. 1850.\n23","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nNo.\tUeberlastung.\tErhebnugsh\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n1\t200\t1,05\t369,39\t\n2\t\u2014\t1,02\t354,46\t\n%\t\t\t\t1,00\t\t345,94\n4\t\u2014\t1,00\t\t344,35\n5\t\u2014\t1,00\t344,40\t\n6\t\t\t\t1,00\t329,24\t\n7\t\u2014\t0,95\t\t340,21\n8\t\u2014\t0,95\t\t328,09\n9\t\u2014\t0,95\t324,72\t\n10\t\u2014\t0,90\t317,33\t\n11\t\u2014\t0,85\t\t313,44\n12\t\u2014\t0,80\t\t308,00\n13\t\u2014\t0,75\t299,04\t\n14\t\u2014\t0,70\t295,17\t\n15\t\t*\t0,65\t\t290,41\n16\t\u2014\t0,65\t\t284,52\n17\t\u2014\t0,60\t281,17\t\n18\t\u2014\t0,55\t278,91\t\nMittel:\t\t\t319,38\t319,37\nB. Ueberlastung 100. Ablenkung vorher 112,82, nachher 112,99.\nNo.\tUeberlastung.\tErhebungsh\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n19\t100\t1,30\t\t464,59\n20\t\u2014\t1,35\t\t452,62\n21\t\u2014\t?\t438,37\t\n22\t\u2014\t1,35\t431,00\t","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"355\nNo.\tUeberlastung.\tErhebungsh\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n23\t100\t1,35\t\t419,97\n24\t\u2014\t1,35\t\t417,50\n25\t\u2014\t1,35\t406,27\t\n26\t\u2014\t1,30\t415,63\t\n27\t\u2014\t1,25\t\t399,44\n28\t\t\t\t1,20\t\t385,97\n29\t\u2014\t1,10\t375,55\t\n30\t\u25a0\t\t\t1,05\t373,04\t\n31\t\u2014\t1,00\t\t366,07\n32\t\u2014\t0,90\t\t358,43\nMittel:\tI 406,64\t|\t408,07\nVersuchsreihe XVII.\nMuskel eines 4 Wochen aufbewahrten Frosches. Gleiche Stromst\u00e4rke in beiden Nervenstellen. Einstellung w\u00e4hrend des Versuchs nicht ge\u00e4ndert; Ablenkung vorher 114,87, nachher unver\u00e4ndert 114,87.\nNo.\tUeberlastung.\tErhebungsh\u00f6he.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n1\t100\t0,50\t371,44\t\n2\t\u2014\t0,55\t\t375,13\n3\t\u2014\t0,55\t370,98\t\n4\t\u2014\t0,50\t\t366,53\n5\t\u2014\t0,45\t362,24\t\n6\t\u2014\t0,45\t\t356,15\n7\t\u2014\t0,45\t353,26\t","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nNo.\tUeberlastung.\t| Erhebungsstelle.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren | n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n8\t100\t0,45\t\t348,04\n9\t\u2014\t0,50\t348,94\t\n10\t\u2014\t0,47\t\t340,33\n11\t\u2014\t0,45\t335,92\t\n12\t\u2014\t0,45\t\t336,04\n13\t\u2014\t0,45\t326.13\t\nMittel:\t\t\t352,70\t353,70\nIn allen diesen Reihen nehmen die Ausschl\u00e4ge mit der zunehmenden Erm\u00fcdung des Pr\u00e4parats sehr merklich ab. Die arithmetischen Mittel der gefundenen Zahlen d\u00fcrfen wir nur dann als die demselben mittleren Erm\u00fcdungszustande des Muskels zukommenden Werthe der zu messenden Gr\u00f6sse betrachten, wenn sich die Ausschl\u00e4ge w\u00e4hrend der Dauer der Beobachtungen in gleichen Zeitabschnitten nahehin um gleiche Differenzen vermindert haben. Dass dies der Fall sei, werden wir daraus erkennen, dass die Mittel aus allen beliebigen Combinationen gleich weit von den mittelsten in der Reihenfolge abstehender Zahlen gleich sind, oder wenigstens regellose Unterschiede zeigen; ist es nicht der Fall, so werden diejenigen weiter abstehenden regelm\u00e4ssig entweder alle gr\u00f6sser oder alle kleiner sein m\u00fcssen, als die der weniger abstehenden. Die obige Forderung trifft bei den angef\u00fchrten Versuchsreihen zu; bei einer andern nicht mitabge-druckten traf sie nicht zu ; dieselbe war deshalb f\u00fcr unsern Zweck nicht zu gebrauchen. Um die Erf\u00fcllung der bezeich-neten Bedingung nachzuweisen und zugleich zu zeigen, dass die Unterschiede, welche zwischen den Mittelwerthen f\u00fcr Reizung verschiedener Nervenstellen Vorkommen, kleiner sind als diejenigen f\u00fcr Reizung derselben Stelle, habe ich folgende Zusammenstellung berechnet.","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"357\nMittelwerthe der Differenzen der Ausschl\u00e4ge. 1) f\u00fcr die Reihe XVI A.\nNo. der Versuche.\tVon der entfernteren Nervenstelle.\tNo. der Versuche.\tVon der n\u00e4heren Nervenstellc.\n1 bis 18\t319,38\t3 bis 16\t319,37\n2 \u2014 17\t315,69\t4 \u2014 15\t320,75\n5 \u2014 14\t318,31\t7 \u2014 12\t322,43\n6\u201413\t317,58\t8 \u2014 11\t320,76\n9 und 10\t321,01\t\t\nMittel :\t318.39 J\t\t320,76\n2) f\u00fcr die Reihe XVI B.\n21 bis 30\t406,64\t19 bis 32\t408,07\n22 \u2014 29\t407,11\t20 \u2014 31\t406,92\n25 und 26\t410,95\t23\t\u2014 28 24\t\u2014 27\t405,71 408,45\nMittel:\t407,29\t\t406,17\n3) f\u00fcr die Reihe XVII.\n1 bis 1 3\t352,70\t2 bis 12\t353,70\n3\u201411\t354,27\t4 \u2014 10\t352,76\n5 \u2014 9 7\t354,61 353,26\t6 und 8\t352,09\nMittel:\t353,71\t\t352,65\nDa uns die hier gebildeten Versuchsconibinatiouen schliesslich Mittel mit gerade entgegengesetzt liegenden Differenzen geben, als die aus der einfachen Addition aller Beobachtungen vorher gefundenen, d\u00fcrfen wir wohl schliessen, dass die kleinen Differenzen der letzteren, deren h\u00f6chste in XVI B nur 1,43 Scalentheile, also etwa der gemessenen Gr\u00f6sse betr\u00e4gt, zuf\u00e4llige seien. Es sind also die gemessenen Zeitr\u00e4ume f\u00fcr beide Nervenstellen innerhalb der Grenzen der zu erreichenden Genauigkeit gleich, daraus folgt nach dem oben Gesagten, dass die einzelnen Stadien der sinkenden Energie","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"358\ndurch die Fortpflanzung im Nerven um ebenso viel versp\u00e4tet werden, wie wir es f\u00fcr die der steigenden Energie nachgewiesen haben.\nIch bemerke schliesslich noch, dass die zu unsern vorl\u00e4ufigen Versuchen gebrauchte Methode, die zeitlichen Vorg\u00e4nge aufzuzeichnen, welche f\u00fcr die Untersuchung der Muskelzuckung nicht brauchbar war, wahrscheinlich zu einer bequemeren und schnelleren Darlegung unserer Resultate \u00fcber die Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Nerven wird dienen k\u00f6nnen, als die bisher befolgte. Man braucht den Mechanismus nur so anzuordnen dass sich zwei der Reizung verschiedener Nervenstellen entsprechende Erhebungs-curven vollst\u00e4ndig decken m\u00fcssten, wenn die Fortpflanzungsgeschwindigkeit eine unendlich grosse w\u00e4re. Da das Letztere nicht der Fall ist, werden sie in der That auseinanderfallen, und der Unterschied der Abscissen von je zwei entsprechenden Punkten derselben wird der Fortpflanzungszeit entsprechen. Wenn es meine Mittel erlauben, behalte ich mir vor, den Versuch in dieser Weise auszuf\u00fchren.\n\u00a7. III.\nVer\u00e4nderung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit in den Nerven durch die Temperatur.\nIch habe in meiner vorl\u00e4ufigen Mittheilung angegeben, dass ich f\u00fcr den Zeitunterschied, der der Nervenleitung entspricht, an k\u00e4lteren Tagen gr\u00f6ssere Zahlenwerthe erhalten habe und schloss daraus, dass wahrscheinlich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit mit der Temperatur abnehme. Das hat sich in sehr auff\u00e4lliger Weise best\u00e4tigt, bei einigen Versuchen, wobei ich die Nerven auf Eis legte. Das Resultat derselben wird aber durch eine andere h\u00f6chst auffallende Erscheinung complicirt, f\u00fcr welche ich noch keine Erkl\u00e4rung zu geben weiss. Wird n\u00e4mlich ein Theil des Nerven","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"359\nauf Eis gelegt, so wird die Zeitdauer zwischen der Reizung und der mechanischen Wirkung des Muskels sehr betr\u00e4chtlich erh\u00f6ht, zuweilen auf das zehnfache und zwar sonderbarer Weise nicht blos dann, wenn die Reizung sich durch die erk\u00e4ltete Stelle des Nerven hindurch fortpflanzen muss, sondern auch, wenn der Nerv zwischen dem Eis und dem Muskel oder der Muskel selbst von dem elektrischen Strom getroffen wird. Dabei ist an eine unmittelbare Einwirkung der K\u00e4lte auf den Muskel nicht zu denken, weil die Wirkung aufh\u00f6rt, wenn man das Eis an seinem Platze l\u00e4sst, den Nerven aber vom Muskel trennt.\nIch f\u00fchre zun\u00e4chst als Beleg hier eine Versuchsreihe an, bei welcher die elektrischen Schl\u00e4ge durch den Muskel selbst gingen.\nReihe XVIII.\nA) Ablenkung vorher 113,67. Der Nerv liegt noch nicht auf dem Eise.\nNo.\tUeberlastung\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge.\n1\t50\t99,52\n2\t\u2014\t100,50\n3\t20\t68,20\n4\t\u2014\t68,95\n5\t50\t99,85\n6\t1\t98,85\nB) Der Nerv wird auf Eis gelegt. Das Eis ist in einem kleinen Gliihtiegelclien von Porzellan enthalten, welches mit Wasser gef\u00fcllt im Freien gestanden hatte, bis das Wasser gefroren war. Zwischen Nerv und Eis legte ich ein Streifchen Froschhaut, um die Reizbarkeit des Nerven nicht durch das sich bildende Wasser zu beeintr\u00e4chtigen.","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nNo.\tUeberlastung]\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge.\n7\t50\t143,37\n8\t\u2014\t155,55\n9\t20\t96,85\n10\t\u2014\t98,95\n11\t50\t155,17\n12\t\u2014\t156,35\nNun wurde der Nerv durchschnitten, w\u00e4hrend das Tiegelchen mit Eis stehen blieb.\nNo.\tUeberlastung\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge.\n13\t50\t110,77\n14\t\u2014\t111,65\n15\t20\tj 67,17\n16\t\u2014\t67,70\n17\t50\t100,20\n18\t\u2014\t94,10\nlasse hier die Versuchsreihen folgen, welche ich\t\t\n\u00fcber die Fortpflanzung der Reizung in erkalteten Nerven angestellt habe.\nReihe XIX.\nDer Nerv lag von Anfang an auf Eis, von diesem durch ein mit Kautschuck gefirnisstes Stanniolbl\u00e4ttchen getrennt, und wurde deshalb st\u00e4rker erk\u00e4ltet, als in der vorhergehenden Reihe; das Eis war zu Ende des Versuchs noch nicht ganz geschmolzen. Ablenkung 123,13. Ueberlastung 50 gr. Da die Ausschl\u00e4ge fortdauernd steigen, sind die der Fort-pflanzungszeit entsprech enden Unterschiede aus dem Mittel-werthe von denjenigen Ziffern berechnet worden, welche hintereinander bei Reizung der einen Nervenstelle gefunden wurden, und aus dem Mittel von 2 n\u00e4chst vorhergehenden und 2 n\u00e4chstfolgenden, auf die andere Stelle bez\u00fcglichen.","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"361\n\to5\t\tDifferenz\tder Aus-\t\t\t\n\t*o X\tb*JD G\tschlage he\tReizung\tMittel f\u00fcr F\teizung der\tDifferenz\n\tfc\u00df s S3\tw C3\tder\t\tentfernte-\tn\u00e4heren\twegen der\n\to xi\tS~ O) -n\tentfernte- ren\tn\u00e4heren\tren\t\tLeitung.\nNo.\tW\t\tNervenstelle.\t\tNervei\tistelle.\t\n1\t1,25\t50\t235,63\t\t\t\t\n2\t1.35\t\u2014\t238.15\t\t\t\t\n3\t1,30\t\u2014\t\t238,97\t255.84\t248,40\t7,44\n4\t1,20\t\u2014\t\t257,84\t\t\t\n5\t1,15\t\t\t262,50\t\t\t\t\n6\t1,05\t\u2014\t287,08\t\t279,93\t268,27\t11,66\n7\t1,15\t\u2014\t290,21\t\t\t\t\n8\t1,10\t\u2014\t\t290,23\t303,15\t288,14\t15,01\n9\t1,05\t\u2014\t\t286,05\t\t\t\n10\t1,00\t\u2014\t314,95\t\t317,66\t300,81\t16,85\n11\t0,90\t\u00bb\t\t\t320,38\t\t\t\t\n12\t0,90\t\u2014\t\t309,31\t\t\t\n13\t0,85\t\u2014\t\t317,64\t339,52\t313,47\t26,05\n14\t0,85\t-\t354,67\t\t361,37\t332,20\t29,17\n15\t0,85\t\u2014\t368,08\t\t\t\t\n17\t0,80\t\u2014\t\t350,05\t406,36\t350,93\t55,43\n18\t0,80\t\u2014\t\t351,81\t\t\t\n19\t0,70\t\u2014\t412,72\t\t451.34\t375,24\t76,10\n20\t0,70\t\u2014\u25a0\t489,97\t\t\t\t\n21\t0,70\t\tI\t391,26\t\t\t\n22\t0,65\t\t\t397,84\t\t\t\nEs steigt also die Zeit, welche f\u00fcr die Leitung des Reizes im Nerven n\u00f6thig ist, in diesem Beispiel auf das Zehnfache, die Versuchsreihe musste abgebrochen werden, weil die Ausschl\u00e4ge zu gross wurden, um noch auf der Scala beobachtet zu werden. Zugleich ergiebt sich, dass die Intensit\u00e4t der Reizung nicht verringert wird, wenn dieselbe sich durch die erkaltete Stelle fortpflanzt, denn die Erhe-","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nbungsh\u00f6hen bleiben unver\u00e4ndert, welche Stelle des Nerven auch erregt werden mag.\nIch konnte keine so ausgedehnte Versuchsreihe in diesem Winter mehr gewinnen, weil die Temperatur der Luft h\u00f6her wurde, und die kleinen Eismassen, welche ich wegen der Dimensionen meines Apparats allein anwenden konnte, schnell hinwegschmolzen. Ich will aus einer der anderen Reihen nur noch die folgenden Versuche anf\u00fchren, aus welchen hervorzugehen scheint, dass die Verz\u00f6gerung wegen der Nervenleitung bei hohen und niedrigen Ueberlastungen gleich ist.\nReihe XX.\nDer Nerv lag auf Eis, von ihm getrennt durch Frosch haut. Ablenkung 123,2.\nNo.\tErhebungsh\u00f6he.\tUeberlastung.\tDifferenz der Ausschl\u00e4ge bei Reizung der entfernteren j n\u00e4heren Nervenstelle.\t\n1\t1,40\t20\t115,47\t\n2\t1,35\t\u2014\t\t116,57\n3\t1,35\t\u2014\t124,89\t\n4\t0,40\t100\t217,89\t\n5\t0,45\t\u2014\t\t210,06\n6\t0,40\t\u2014\t225,40\t\n7\t1,30\t20\t116,19\t\n8\t1,25\t\u2014\t\t101,97\n9\t1,25\t\u2014\t124,89\t\n10\t0,25\t100\t228,96\t\n11\t0,30\t\u2014\t\t202,55\n12\t0,25\t\u2014\t221,70\t","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"363\nAus den Versuchen 4 bis 6 findet sich f\u00fcr 100 grm. Ueherlastung die Differenz wegen der Fortleitung = 11,58 als Mittel aus den Versuchen 1, 2, 3, 7, 8, 9 dieselbe f\u00fcr 20 grm. Ueherlastung = 11,09. Auf dieselbe Weise findet sich aus 7, 8, 9 f\u00fcr 20 grm. dieser Werth = 18,57 und derselbe aus 4, 5, 6, 10, 11, 12 f\u00fcr 100 grm. = 17,18. Diese Werthe entsprechen sich hinreichend gut.\nIch stelle schliesslich die Resultate der vorliegenden Untersuchungen noch einmal zusammen:\n1)\tWenn ein animalischer Muskel oder sein Nerv durch einen momentanen elektrischen Schlag gereizt wird, vergeht erst eine kurze Zeit, w\u00e4hrend welcher die elastische Spannung desselben sich nicht merklich \u00e4ndert, dann steigt sie allm\u00e4lig zu einem Maximum, um ebenso allm\u00e4lig wieder zu sinken. Die Zusammenziehung des animalischen Muskels unterscheidet sich also von der, welche in organischen, nicht rhythmisch wirkenden Muskeln, nach verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig kurzer Reizung eintritt, nur dadurch, dass ihre einzelnen Stadien viel schneller vor\u00fcbergehen.\n2)\tWenn zwei verschiedene Stellen eines motorischen Nerven von einem momentanen Reiz getroffeu werden, und die Gr\u00f6sse der Reizung f\u00fcr beide gleich ist, so ist es auch der zeitliche Verlauf der darauf erfolgenden Muskelzuckung, nur treten s\u00e4mmtliche Stadien derselben um ein Gleiches sp\u00e4ter ein, wenn der Reiz die entferntere Stelle des Nerven getroffen hat. Wir schliessen daraus, dass die Fortpflanzung der Reizung durch den Nerven bis zum Muskel hin, einer messbaren Zeit bed\u00fcrfe.\n3)\tWenn eine Stelle des Nerven stark abgek\u00fchlt wird, ist die Dauer s\u00e4mmtlicher Stadien der Muskelzuckung eine viel gr\u00f6ssere, selbst dann, wenn die Reizung gar nicht durch die erk\u00e4ltete Stelle hindurch zu dringen braucht. Die Fort-","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"364\nPflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in der erkalteten Stelle ist betr\u00e4chtlich vermindert.\nDie Art der Fortpflanzung der Reizung ist noch folgen-dermaassen n\u00e4her zu bestimmen. Wir wissen nicht, ob die Ver\u00e4nderungen im Zustande des motorischen Nerven, welche sich durch Einwirkung eines Reizes einstellen, es augenblicklich thun, und auch ebenso schnell wieder verschwinden, wie der erregende Vorgang, oder ob sie sich, wie wir es von denen des Muskels wissen, erst allm\u00e4lig einstellen, und sp\u00e4ter als der Reiz verschwinden. Das Letztere d\u00fcrfte viel leicht wahrscheinlicher sein, nach Analogie des Verweilens der Eindr\u00fccke in den Sinnesnerven. Wenn dies der Fall ist, so folgt aus unserem Nachweis \u00fcber den bis auf die Verz\u00f6gerung wegen der Fortpflanzung unver\u00e4nderten Verlauf der Muskel zuckung bei Reizung der entfernteren Nervenstelle, dass auch der zeitliche Verlauf der Reizungserscheinungen in jeder einzelnen Nervenstelle, gleich viel ob nah oder fern von der gereizten Stelle, derselbe sein muss, dass also die Erregung der prim\u00e4r erregten Stelle, wie eine Welle von unver\u00e4nderter Form durch den Nerven hin bis zum Muskel abl\u00e4uft. Ist die Dauer der Vorg\u00e4nge in jeder einzelnen Nervenstelle aber verschwindend klein gegen die im Muskel, so d\u00fcrfen wir einen solchen Schluss nicht machen; es k\u00f6nnte sich dann bei der Fortleitung die relative Dauer der einzelnen Stadien der Welle ver\u00e4ndern, wenn nur die des ganzen Vorgangs gegen die Dauer der Muskelzuckung verschwindend klein bleibt.","page":364}],"identifier":"lit1862","issued":"1850","language":"de","pages":"276-364","startpages":"276","title":"Messungen \u00fcber den zeitlichen Verlauf der Zuckung animalischer Muskeln und die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung in den Nerven","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:01:58.507631+00:00"}