Open Access
{"created":"2022-01-31T14:58:42.639759+00:00","id":"lit18625","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hunter, Andrew","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 53: 526-538","fulltext":[{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen\nEiwei\u00dfk\u00f6rpern.\nVon\nAndrew Hunter, Carnegie Research Fellow.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 27. Oktober 1907.)\nIm Jahre 1894 machte A. Kossel die Beobachtung,1) da\u00df gewisse Protamine sich in schwach alkalischer L\u00f6sung mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern unter Bildung eines Niederschlages vereinigen. Diese Reaktion zeigte sich beim Salmin, Clupein, Cyclop-terin, Scombrin und Sturin. Sie vollzieht sich beim Zusammentreffen der beiden Eiwei\u00dfk\u00f6rper in schwach alkalischer L\u00f6sung bei gew\u00f6hnlicher Temperatur und f\u00fchrt zur Bildung eines Produktes, welches einem nat\u00fcrlich vorkommenden Eiwei\u00dfk\u00f6rper, dem Histon, sehr \u00e4hnlich ist. A. Kossel \u00e4u\u00dferte daher sogleich die Vermutung, da\u00df das Histon als eine Vereinigung von Protamin mit einem komplizierteren Eiwei\u00dfk\u00f6rper aufzufassen sei. Diese Vermutung wurde um so wahrscheinlicher, als die sp\u00e4teren Untersuchungen von A. Kossel und F. Kutscher2) das Histon als einen Eiwei\u00dfk\u00f6rper definiert hatten, welcher sich durch einen hohen Gehalt an basischen Bausteinen auszeichnet und in dieser Hinsicht eine Mittelstellung zwischen den Protaminen und den h\u00f6heren Eiwei\u00dfsubstanzen einnimmt.\nHingegen f\u00fchrten die neueren Untersuchungen \u00fcber die n\u00e4chsten Spaltungsprodukte des Histons zu dem Ergebnis, da\u00df dieser K\u00f6rper keinenfalls mit der lockeren, bei der Vereinigung von Protamin und Eiwei\u00df direkt entstehenden Verbindung identisch sein kann, denn das Histon zerf\u00e4llt bei der Pepsinverdauung unter Bildung eines charakteristischen K\u00f6rpers, des \u00abHistopeptons\u00bb,3) w\u00e4hrend die k\u00fcnstlich hergestellte Verbin-\n*) Deutsche medizinische Wochenschrift, 1894, Nr. 7.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 188 u. f.\ns) Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, S. 308.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. 527\ndung von Clupein oder Sturin mit Eiwei\u00df\u2014wie mir Herr Professor Kossel nach seinen Beobachtungen mitteilte \u2014 bei derselben Einwirkung wieder unter R\u00fcckbildung von Protamin zerlegt wird. Wenn also das Histon \u00fcberhaupt durch die Anlagerung eines protaminartigen K\u00f6rpers an einen anderen Eiwei\u00dfstoff entst\u00e4nde, so m\u00fc\u00dften in dem Vereinigungsprodukt noch Umlagerungen unbekannter Art vor sich gehen, wie dies schon in der ersten Mitteilung von A. Kossel in Erw\u00e4gung gezogen ist.1)\nDie soeben angef\u00fchrte Beobachtung \u00fcber die glatte R\u00fcckbildung des Protamins aus seiner Eiwei\u00dfverbindung zeigt nun den Weg zu einer Feststellung der Mengenverh\u00e4ltnisse, in welchen sich Protamin und andere Eiwei\u00dfk\u00f6rper vereinigen. Auf Veranlassung des Herrn Professor Kossel habeich einige Untersuchungen in dieser Richtung angestellt.\nEs ist bisher nichts bekannt \u00fcber den chemischen Mechanismus solcher Vereinigungen verschiedener Eiwei\u00dfk\u00f6rper untereinander oder \u00fcber diejenige Atomgruppierung im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl, welche diese Verbindungen vermittelt. Nur das eine wei\u00df man: da\u00df es eine bei der Hydrolyse sehr leicht zerst\u00f6rbare Gruppe sein mu\u00df. Denn wenn man das Clupein durch halbst\u00fcndiges Erw\u00e4rmen mit 10\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure in Clupeon \u00fcberf\u00fchrt, so ist die F\u00e4higkeit, mit Eiwei\u00df Niederschl\u00e4ge zu bilden, vernichtet.2) Zugleich ist auch die bemerkenswerte Wirkung des Protamins auf den Blutdruck verschwunden.3) Ebenso kann andererseits auch ein komplizierterer Eiwei\u00dfk\u00f6rper durch die Hydrolyse leicht so weit ver\u00e4ndert werden, da\u00df er nicht mehr mit Protamin reagiert.\nBei folgenden Eiwei\u00dfsubstanzen konnte ich in schwach ammoniakalischer L\u00f6sung eine F\u00e4llung mit Clupein erzielen:\nkrystallisiertes Eieralbumin,\nCasein,\n# 7\nHemielastin,\nLeim,\n*) Deutsche medizin. Wochenschrift, 1894 (1. c.)\n2)\tA. Kossel, Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 174; M. Goto, Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 106.\n3)\tW. H. Thompson, Diese Zeitschrift, Bd. XXIX, S. 1.\n35*","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nAndrew Hunter,\nEdestin,\nHeteroalbumose,\nProtalbumose.\nFerner wurde \u00abAlkalialbuminat\u00bb (aus Ochsenfleiseh) in der durch einen geringen \u00dcberschu\u00df von Natron bewirkten L\u00f6sung, Histonsulfat bei Gegenwart von wenig Natriumcarbonat untersucht. In beiden F\u00e4llen trat Niederschlagbildung ein.\nHingegen erzielte ich in schwach ammoniakalischer L\u00f6sung keine F\u00e4llung mit:\nElastinpepton,\nDeuteroalbumose,x)\nHistopepton.\nIn dem gew\u00f6hnlich als \u00abDeuteroalbumose\u00bb bezeichneten Gemisch scheinen zuweilen auch Stoffe vorzukommen, welche einen im \u00dcberschu\u00df des Clupeins und der Albumose sehr leicht l\u00f6slichen Niederschlag ergeben.\nAu\u00dferdem untersuchte ich noch einige Polypeptide, welche ich der Freundlichkeit des Herrn Dr. E. Abderhalden verdanke und zwar\nGlycylalanin,\nLeucylglycin,\nPhenylalanin-leucin,\nGlycyl-l-tyrosin,\nDiglycylglycin,\nAlanylglycylglycin,\nTriglycylglycin.\nKeines dieser Pr\u00e4parate gab die charakteristische Reaktion mit Protamin.* 2)\nMethode der Untersuchung.\nDie Methode beruht auf der Eigenschaft der Protamine, durch pikrinsaures Natrium in schwach alkalischer L\u00f6sung\n*) Aus Fibrin, Syntonin, Casein nach Folin (Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 152) dargestellt.\n2) Das Clupein gibt \u2014 wie ich fand \u2014 auch mit Gallens\u00e4uren einen Niederschlag.","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. 529\nquantitativ gef\u00e4llt zu werden, w\u00e4hrend Albumosen unter den gew\u00e4hlten Bedingungen in L\u00f6sung bleiben, und ferner auf der Tatsache, da\u00df die Verbindung \u00abProtamin-Eiwei\u00df\u00bb durch Pepsinverdauung in ihre Komponenten gespalten wird.\nDemnach wird der zu untersuchende K\u00f6rper mit einer Pepsin-HCl-L\u00f6sung (deren Stickstoffgehalt extra nach Kjeldahl ermittelt wird) acht Tage bei 36\u00b0 verdaut. Dadurch wird das Protamin in Freiheit gesetzt und der andere Komponent in Deuteroalbumosen und Peptone verwandelt.\nDarauf wird nach eventuellem Filtrieren die Verdauungsfl\u00fcssigkeit durch NaOH schwach alkalisch gemacht. Neutralisieren gen\u00fcgt nicht, denn bei streng neutraler Reaktion werden auch manche Deuteroalbumosen teilweise durch Natriumpikrat gef\u00e4llt; anderseits darf die Alkalescenz nicht zu stark werden, sonst wird das Protamin nicht vollst\u00e4ndig ausgef\u00e4llt. Um genaueste Resultate zu bekommen, mu\u00df die Fl\u00fcssigkeit gegen Lackmus eben schwach alkalisch sein.\nDabei scheidet sich gew\u00f6hnlich ein geringer Niederschlag aus, wahrscheinlich eine F\u00e4llung kleiner Reste von prim\u00e4ren Albumosen durch das Protamin. Sein Stickstoffgehalt ist gew\u00f6hnlich nur gering. In den folgenden Versuchen wird er angegeben, aber bei der Berechnung der Resultate nicht in Betracht gezogen, da eine einfache Erw\u00e4gung ergibt, da\u00df das Resultat durch seine Ber\u00fccksichtigung nicht wesentlich ge\u00e4ndert wird. Die n\u00f6tigenfalls von dieser Abscheidung abfiltrierte L\u00f6sung wird nun auf ein bestimmtes Volumen (z. B. 200 ccm) gebracht und der Stickstoff in einem genau abgemessenen Teil (z. B. 10 ccm) zweimal bestimmt. Nach Abzug des in der Pepsinl\u00f6sung vorhandenen Stickstoffs bekommt man also den ganzen Stickstoff der untersuchten Verbindung.\nDann wird ein anderer aliquoter Teil (z. B. 50 ccm) sorgf\u00e4ltig mit der n\u00f6tigen Menge Natriumpikrat gef\u00e4llt. Ein \u00dcberschu\u00df wirkt etwas l\u00f6send und mu\u00df vermieden werden. Der Niederschlag wird auf einem stickstofffreien Filter gesammelt und mit destilliertem Wasser gut gewaschen. Filter samt Niederschlag werden dann zusammen mit schwefels\u00e4urehaltigem Wasser in den \u00c4therextraktionsapparat gebracht und von Pikrins\u00e4ure","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nAndrew Hunter,\nbefreit. Die so erhaltene L\u00f6sung yon schwefelsaurem Protamin wird auf ein bestimmtes Volumen gebracht und in einem aliquoten Teil der Stickstoff bestimmt; oder es wird, wenn nur wenig Protamin vorhanden ist, das Ganze auf einmal nach Kjeldahl verarbeitet. Man erh\u00e4lt so die Menge des durch Natriumpikrat f\u00e4llbaren Stickstoffs, der als Protaminstickstoff berechnet wird.\t.\nUm schlie\u00dflich die Reinheit des so gewonnenen Protamins zu kontrollieren, wird der Rest der Verdauungsfl\u00fcssigkeit mit pikrinsaurem Natrium gefallt, der Niederschlag gesammelt, sorgf\u00e4ltig gewaschen, mit H2S04 und \u00c4ther von Pikrins\u00e4ure befreit\n\u2022 \u2022\nund mit Alkohol gef\u00e4llt. Der mit Alkohol und \u00c4ther gewaschene und getrocknete Niederschlag wird dann auf die Reaktionen des Clupeins gepr\u00fcft.\nIch versuchte auch die Menge des Protamins durch W\u00e4gung des Pikrats zu ermitteln. Dieses Verfahren f\u00fchrte jedoch nicht zu zuverl\u00e4ssigen Ergebnissen.\nPr\u00fcfung der Methode.\nDie Zuverl\u00e4ssigkeit der Methode wurde folgenderma\u00dfen gepr\u00fcft.\nVorversuch I: a) Ungef\u00e4hr 1 g Clupeinsulfat wurde in Wasser gel\u00f6st und die L\u00f6sung auf genau 100 ccm gebracht. In je 10 ccm wurden dann zwei Kjeldahlbestimmungen ausgef\u00fchrt\nVerbrauchte Uio-Normall\u00f6sung 13,6 ccm.\nb)\t20 ccm derselben L\u00f6sung wurden neutralisiert und mit Natriumpikrat gef\u00e4llt. Der Niederschlag im \u00c4therextraktionsapparat mit H2S04 zerlegt und von Pikrins\u00e4ure befreit. Die Protaminl\u00f6sung sodann auf 100 ccm gebracht und in zwei Portionen von je 50 ccm der Stickstoff bestimmt.\nVerbrauchte n/io-L\u00f6sung 13,65 Nach Versuch a) berechnet 13,6.\nc)\t40 ccm der L\u00f6sung mit 1 g Wittepepton und 0,1 g Pepsin -f- 4 ccm starker Salzs\u00e4ure versetzt und bis auf 50 ccm gebracht.\nDie Mischung wurde 8 Tage verdaut. Darauf 20 ccm neutralisiert und mit Natriumpikrat gef\u00e4llt. Der Niederschlag","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfkorpem. 531\nwie Yorker behandelt und der Stickstoff in je 10 ccm bestimmt,\nVerbrauchte n \u00bbL\u00f6sung (Mittel) 11.55 Berechnet nach Versuch a) 10.88\nJ\tA\nSomit Fehler\nVorversueh IL a Ungef\u00e4hr 1 g G gel\u00f6st und auf 100 ccm gebracht.\n11 \u00bbL\u00f6sung f\u00fcr je 10 ccm verbraucht: 15.95. b) 20 ccm derselben Losung schwach alkali: und mit Natriumpikrat gef\u00e4llt.\n5. / e.\nat in Wasser\nAus dem Niederschlag wurde wie beim ersten Vers-der Stickstoff wieder gewonnen und zwar:\nVerbrauchte 11 \u00bbL\u00f6sung 15,45 ccm Nach Versuch a berechnet 15,95\t>\nc 4 c* ccm der L\u00f6sung mit 1 g Wit te pepton und 0.1 g Pepsin \u2014 0.4 ccm starker HCl versetzt und 4 Tage vQwh Dann auf 50 ccm sehracht.\nDavon\t20 ccm schwach.\taber deutli\teh f\talkalisch\nund mit Nat\triumnikrat zef\u00e4llt.\tGef\u00e4llter\t* tttic\tAston wie frai\nbestimmt.\nVerbrauchte Kubikzentimeter 11 \u00bbL\u00f6sung 13.3\n12.8\n___ \u00b1=><y,\n_*L *\tU *\ndas Protamin mit\nNach Versuch a berechnet Somit Fehler\t=\nAns diesen 1 ersucnen gern zngieten mervor. \u00bbis,l*\nI* enter o album os en resp. Peptonen keine Verbindung gibt. Es wire lieh denkbar, da\u00df Protamin, obgleich es keine Fillnns mit Denteroalbn-\n\u2014\t\"r,\nmosen gibt, doch mit denselben in l\u00f6sliche Verbindungen eintmt Wenn das aber der Fall w\u00e4re, m\u00fcdte diese Verbindung mit dem Protamin ge-f\u00e4llt werden und den Protaminstickstorr betr\u00e4chtlich erh\u00f6hen, Eine einstimmimg innerhalb der von mir gefundenem Grenze w\u00e4re dann n\nmogiieii.\nL nt er suehtinsr der Protamin-Eiwei\u00dfverbindungen.\n\nastm\nmit\nstin.\nUntersucht wurden\nSvntonin. Eieralbmnin.\n%\n1.1\nmn-i'ijntmin.\nV\nAus Ochsenfleisch wurde eine klare salzsaure L\u00f6sung von \u00abSyutonin\u00bb dargestellt. Dazu wurde soviel Natronlauge hinzu-gefiigt. da\u00df die volumin\u00f6se F\u00e4llung wieder in L\u00f6sung ging. Die","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nAndrew Hunter\nAlkalescenz der L\u00f6sung war nun eine derartige, da\u00df von 10 ccm 1,25 ccm n/io-Oxals\u00e4ure neutralisiert wurden. Die L\u00f6sung enthielt ca. 1,5o/o Eiwei\u00df.\n1 g Clupeinsulfat wurde in Wasser gel\u00f6st, und die alkalische Syntoninl\u00f6sung hinzugef\u00fcgt, so lange noch ein Niederschlag entstand.\nDer flockige Niederschlag ist in \u00dcberschu\u00df* von Clupein leicht l\u00f6slich, in \u00dcberschu\u00df von Syntonin nicht, oder wenig l\u00f6slich. Nach der F\u00e4llung war die Alkalescenz geringer; die 10 ccm entsprechende Fl\u00fcssigkeitsmenge s\u00e4ttigte jetzt nur 0,55 ccm n/io-Oxals\u00e4ure.\nDer Niederschlag wurde ab filtriert, mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther gewaschen und getrocknet. Ausbeute 3,1 g.\n2,8 g wurden mit 100 ccm Pepsinsalzs\u00e4ure (0,1 g Pepsin auf 150 ccm 0,8\u00b0/o HCl) 6 Tage verdaut. Darauf wurde die klare L\u00f6sung mit Natronlauge schwach alkalisch gemacht. Dabei entstand ein Niederschlag, der abfiltriert wurde ; er enthielt soviel Stickstoff, wie 13,95 ccm n/io-NH3 entspricht.\nDas klare Filtrat wurde auf 200 ccm gebracht, welche nach dem oben angegebenen Verfahren untersucht wurden. Die gefundenen Stickstoffmengen \u2014in Kubikzentimetern Zehntel-Normall\u00f6sung ausgedr\u00fcckt \u2014 sind folgende.\nStickstoff in 200 ccm der L\u00f6sung\t351\nDavon entfallen auf die angewandte Pepsinl\u00f6sung 10\nAlso im Protamineiwei\u00df\t341\nDurch Pikrat f\u00e4llbare Substanz\t117,2\nDas Verh\u00e4ltnis des Gesamtstickstoffs zum Protaminstickstoff betr\u00e4gt daher 100 : 34,36.\nAus dem Rest des Filtrats wurde, wie fr\u00fcher beschrieben, das Clupein wiedergewonnen. Es erwies sich als fast vollst\u00e4ndig rein, wie aus den folgenden Reaktionen sichtbar ist.\nAmmoniak\nWittepepton\nRiuretreaktion\nFerrocyankalium in neutraler L\u00f6sung Mill on sehe Reaktion Schwefelbleireaktion ) Glyoxyls\u00e4urereaktion J\nTr\u00fcbung Niederschlag vorhanden Niederschlag fehlt vollst\u00e4ndig\nminimale Spur.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. 533>\nII. Clujpeineier albumin.\nEine ammoniakhaltige L\u00f6sung des krystallisierten Eieralbumins wurde mit 1,5 g Clupeinsulfat in stark ammoniaka-liseher L\u00f6sung gef\u00e4llt.\nDie Verbindung f\u00e4llt in Form kleiner fl\u00fcssiger Tropfen aus, die nach eint\u00e4gigem Stehen ein klares, fast farbloses \u00d6l am Boden des Gef\u00e4\u00dfes bilden. Das \u00d6l ist in \u00dcberschu\u00df von Albumin l\u00f6slich. Es kann auch in verd\u00fcnnter HCl gel\u00f6st werden, und wird durch Ammoniak wieder ausgef\u00e4llt. Diese Eigenschaft wurde zur Reinigung des Produktes benutzt. Dann wurde\n\u2022 \u2022\nes unter Alkohol und \u00c4ther erh\u00e4rtet und gepulvert. Es stellte so ein ganz wei\u00dfes Pulver dar.\nAusbeute 6,1 g.\n6 g wurden mit 150 ccm Pepsin-HCl 9 Tage verdaut und dann schwach alkalisch gemacht. Der entstehende flockige Niederschlag, welcher sehr gering war, enthielt eine 8,7 ccm n/io-L\u00f6sung entsprechende Stickstoffmenge. Das Filtrat wurde auf 200 ccm gebracht und genau wie fr\u00fcher beschrieben behandelt.\nGesamtstickstoff des Filtrats (minus Pepsinstickstoff) = 621 ccm niio-L\u00f6sung.\nDurch Natriumpikrat f\u00e4llbarer Stickstoff 182 ccm = 29,31 \u00b0/o.\nReaktionen des wiedergewonnenen\tClupeins\t:\nMill on sehe Reaktion\t\\\nHopkins\t\u00bb\t>\tvollst\u00e4ndig\tnegativ.\nSchwefel-\t\u00bb\tJ\nWittepepton\tdeutlicher Niederschlag.\nIII Clupeinleim.\nLeiml\u00f6sung: 5 g Leim, 210 ccm ammonhaltiges Wasser.\n110 ccm \u00bbdieser L\u00f6sung durch 0,5 g Clupeinsulfat gef\u00e4llt. Dann mit Wasser verd\u00fcnnt (wobei der Niederschlag sich etwas vermehrt) und mit \u00c4ther zusammengesch\u00fcttelt. Der Niederschlag ballt sich jetzt zusammen, er kann leicht abfiltriert und mit l\u00b0/o w\u00e4sseriger Ammoniakl\u00f6sung gewaschen werden.\nDer K\u00f6rper hat eine gallertartige Beschaffenheit. Seine Eigenschaften weichen erheblich von denen der andern beschrie-","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\nAndrew Hunter,\nbenen K\u00f6rper ab. Er ist in hei\u00dfem Wasser leicht, in warmer, konzentrierter Kochsalzl\u00f6sung \u00e4u\u00dferst leicht l\u00f6slich. Wenn die L\u00f6sung nicht zu salzarm und nicht zu salzreich, nicht zu konzentriert und nicht zu verd\u00fcnnt ist, f\u00e4llt er beim Erkalten wieder flockig aus. Wenn aber keine Salze oder zuviel Salze vorhanden sind, besonders wenn die L\u00f6sung sehr verd\u00fcnnt ist, kann er sehr langsam oder garnicht ausfallen; in diesem Fall kann man gew\u00f6hnlich eine Abscheidung erzielen, wenn man eine Spur NaCl (2 Tropfen einer ges\u00e4ttigten L\u00f6sung auf 100 ccm) zugibt, und diese Abscheidung wird dann durch Zusatz von NH3 noch bedeutend vermehrt.\nWenn der K\u00f6rper dagegen in zu konzentrierter L\u00f6sung\nist, f\u00e4llt er zwar zum Teil flockig aus, zum Teil aber auch \u00bb \u2022 \u2022\u2022\nals 01; das 01 sinkt dann zu Boden und erstarrt wie Gelatine. Eine sehr konzentrierte L\u00f6sung kann sogar beim Abk\u00fchlen vollst\u00e4ndig leimartig erstarren.\nZur Reinigung des K\u00f6rpers verf\u00e4hrt man demnach am besten in der Weise, da\u00df man ihn in einer gro\u00dfen Menge warmen, destillierten Wassers l\u00f6st, eine Spur NaCl und ein paar Tropfen NH3 hinzuf\u00fcgt und abk\u00fchlen l\u00e4\u00dft. Der gr\u00f6\u00dfte Teil f\u00e4llt dann flockig aus. Wenn jedoch ein Teil gelatiniert, mu\u00df das Ganze wieder in mehr Wasser aufgel\u00f6st und in derselben Weise gef\u00e4llt werden.\nFerner ist der K\u00f6rper in kalten verd\u00fcnnten S\u00e4uren l\u00f6s-\n\u2022 \u2022\nlieh, obgleich schwer, und nur in Uberschu\u00df vollst\u00e4ndig. Auf Zugabe von NH3 wird er nicht immer wieder ausgef\u00e4llt, vielleicht infolge der Salzbildung.\nIn warmen verd\u00fcnnten S\u00e4uren ist er leicht l\u00f6slich; die L\u00f6sung erstarrt beim Abk\u00fchlen wie Leim, wahrscheinlich f\u00fchrt jedoch diese Behandlung bereits eine Zersetzung der Verbindung herbei. Die Ausbeute an gereinigtem Produkt betrug nach dem Trocknen mit Alkohol und \u00c4ther 1,6 g. Die Substanz stellte ein wei\u00dfes Pulver dar.\n1,55 g wurden mit 50 ccm Pepsin-HCl 10 Tage verdaut und dann schwach alkalisch gemacht. Dabei entstand kein Niederschlag.\nGesamtstickstoff (minus Pepsin) = 194 ccm.","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. 535\nDurch Pikrat f\u00e4llbar 44,2 ccm.\nDas Verh\u00e4ltnis des Protaminstickstoffs zum Stickstoff der ganzen Verbindung betrug also = 22,79 \u00b0/o.\nDas weiter gewonnene Clupein zeigte die Reaktionen des Clupeins, keine Millonsche Reaktion.\nIV. Clupein-Hemielastin.\nUnter Zusatz von NH3 wurde eine Hemielastinl\u00f6sung durch 0,8 g Clupeinsulfat gef\u00e4llt. Die F\u00e4llung war zuerst \u00f6lig und wandelte sich beim Stehen in eine z\u00e4he feste Masse um.\nDieselbe ist in kaltem und hei\u00dfem Wasser, kalten S\u00e4uren und Salzl\u00f6sungen unl\u00f6slich. Durch siedende S\u00e4uren wird sie langsam angegriffen und dann nur unvollst\u00e4ndig wieder von NH3 gef\u00e4llt. Durch hei\u00dfe Natronlauge wird sie nur sehr schwer und langsam aufgel\u00f6st. Nachdem diese Masse so gut wie m\u00f6glich\ndurch Anreiben mit Wasser gereinigt war, wurde sie mit Alkohol\n\u2022 \u2022\nund \u00c4ther getrocknet und gepulvert: Ausbeute 2,2 g.\n2,1 g wurden mit 75 ccm Pepsinsalzs\u00e4ure 9 Tage verdaut, wobei die Substanz bis auf ganz kleine Reste aufgel\u00f6st wurde. Die Fl\u00fcssigkeit wurde dann schwach alkalisch gemacht, wobei ein sehr geringer Niederschlag ausfiel, dessen Stickstoffgehalt = 2,15 ccm n/io-L\u00f6sung entsprach. Die filtrierte Fl\u00fcssigkeit gab nun beim Kochen nur noch eine kleine Tr\u00fcbung (unver\u00e4ndertes Hemielastin). Sie wurde auf 200 ccm gebracht, und nach der beschriebenen Methode analysiert.\nGesamtstickstoff (minus Pepsin) 235,1 ccm, wovon durch Pikrat f\u00e4llbar 53,4 ccm.\nEs war hiernach 22,71 \u00b0/o des Gesamtstickstoffs der Verbindung in Form von Protaminstickstoff enthalten.\nDas wiedergewonnene Protamin verhielt sich wie beim vorigen Versubh.\nV. Clupein-Casein.\nEine ammoniakalische L\u00f6sung von Casein wurde mit 1 g\nClupeinsulfat (auch in ammoniakalischer L\u00f6sung) gef\u00e4llt. Die\nflockige Ausf\u00e4llung ballt sich zu einer z\u00e4hen Masse zusammen. \u00ab","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nAndrew Hunter,\nDie Verbindung ist in kaltem Wasser unl\u00f6slich, in hei\u00dfem sehr schwer l\u00f6slich; in verd\u00fcnnten S\u00e4uren etwas l\u00f6slich, besonders beim Erhitzen, und f\u00e4llt dann (wenn nicht zu viel Salz gebildet ist) auf Zusatz von NH3 wieder aus. Sie ist in Kochsalzl\u00f6sung, besonders beim Erhitzen, l\u00f6slich.\nSie wurde durch Anreiben mit Wasser gereinigt, getrocknet und gepulvert. Ausbeute 2,8 g.\t\u00ab\n2,6 g wurden mit 125 ccm Pepsin-HCl 8 Tage verdaut. Die Substanz ging nur langsam in L\u00f6sung und ein Teil blieb zum Schlu\u00df ganz ungel\u00f6st. Dieser R\u00fcckstand (Paranuclein ?) wurde abfiltriert; es enthielt so viel Stickstoff, wie 12,75 ccm n!io-L\u00f6sung entsprach.\nDas Filtrat wurde schwach alkalisch gemacht und auf\n200 ccm gebracht. Dabei wurde es opalisierend und nach\n\u2022 \u2022\neinem Tage fiel eine kleine Menge eines klaren 01s aus, welches wohl als eine Verbindung von Protamin und Protocaseose aufzufassen ist. Es enthielt soviel Stickstoff, wie 22,7 ccm n/io-L\u00f6sung entspricht. Die vom Niederschlag befreite Fl\u00fcssigkeit wurde wie fr\u00fcher behandelt.\nGesamtstickstoff (minus Pepsin) entspr. 291 ccm n/io-L\u00f6sung, wovon durch Pikrat f\u00e4llbar entspr. 119 ccm.\nDer Protaminstickstoff verh\u00e4lt sich zum Gesamtstickstoff hiernach wie 40,88 : 100.\nWenn man das Paranuclein, das wohl kein Protamin in Verbindung h\u00e4lt, mit hinein zum Gesamtstickstoff rechnet, dann berechnet sich das Verh\u00e4ltnis auf 39*17 : 100.\nDas wiedergewonnene Clupein gab die typischen Protaminreaktionen, keine Mi 11 on sehe, keine Schwefelbleireaktion, spnrenweise Gly-oxylreaktion.\nVI. Clupein-Edestin.\nDas Edestin wurde durch NaCl und viel NH3 in L\u00f6sung gehalten und mit 0,5 g Clupeinsulfat gef\u00e4llt. Der Niederschlag ist im \u00dcberschu\u00df weder von Clupein noch von Edestin erheblich l\u00f6slich, er ist auch unl\u00f6slich im \u00dcberschu\u00df von NH3, in hei\u00dfem Wasser, in S\u00e4uren und in Kochsalzl\u00f6sung. In NaOH ist er l\u00f6slich, von NH4C1 wieder ausgef\u00e4llt.","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Verbindungen der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern. 537\nDas zuerst Ausfallende war gelblich und z\u00e4h; der Rest\n(der gr\u00f6\u00dfte Teil) flockig und wei\u00df. Nur das Flockige wurde\nbearbeitet. Es lie\u00df sich leicht abfiltrieren und wurde wiederholt\nmit ammoniakhaltigem Wasser angerieben und zentrifugiert,\num es vom Edestin zu reinigen. Dann wurde es mit Wasser\n\u2022 \u2022\ngewaschen, mit Alkohol und \u00c4ther getrocknet. Die Ausbeute betrug 3,6 g bis zur v\u00f6lligen Entfernung des Ammons.\n3,5 g wurden 8 Tage mit 100 ccm Pepsinsalzs\u00e4ure verdaut und ging hierbei bis auf minimale Reste in L\u00f6sung. Darauf wurde die L\u00f6sung schwach alkalisch gemacht, wobei ein geringer flockiger Niederschlag ausfiel.\nDer Stickstoffgehalt des Niederschlages entsprach 17,55 ccm n/lo-L\u00f6sung.\nDer Gesamtstickstoff des Filtrats entsprach 446 ccm n/io-L\u00f6sung, wovon durch Pikrins\u00e4ure f\u00e4llbar 62,2 ccm.\nSomit ist 13,95 \u00b0/o des gesamten Stickstoffs in Form von Protamin enthalten.\nDas zur\u00fcckgewonnene Clupein gab keine Millonsche Reaktion, minimale Spuren von Schwefelbleireaktion und Glyoxyls\u00e4urereaktion.\nSchlu\u00dfbemerkungen.\nWir sehen aus diesen Untersuchungen, da\u00df Eiwei\u00dfk\u00f6rper durchaus verschiedener Zusammensetzung mit Protamin reagieren; aber die entstandenen Verbindungen zeigen je nach der Natur des mit Clupein verbundenen Eiwei\u00dfstoffs verschiedene Eigenschaften. Besonders weicht das Leimprotamin in seinen L\u00f6slichkeitsVerh\u00e4ltnissen von den \u00fcbrigen Produkten ab. Auch die Mengenverh\u00e4ltnisse, in welchen sich die beiden Komponenten verbinden, sind durchaus verschiedene. Es ergibt sich dies wohl am besten aus dem Stickstoffanteil, welcher auf jeden der Komponenten entf\u00e4llt; doch ist es nicht ohne Interesse, auch die Gewichtsmengen in Betracht zu ziehen, die sich bei den meisten Eiwei\u00dfk\u00f6rpern leicht aus den Stickstoffmengen berechnen lassen.","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"538 And rew Hunter, \u00dcber die Verbindungen der Protamine.\nMit Clupein verbundener Eiwei\u00dfk\u00f6rper\tAuf 100 Teile Stickstoff der Protamin-Eiwei\u00df-Ver-bindung sind im Protamin enthalten\tGewichtsmengen der Eiwei\u00dfk\u00f6rper, welche mit 1 Gewichtsteil Clupein in Verbindung getreten sind\nAlkalialbuminat .\t34,36\t\u2014\nOvalbumin . . .\t29,31\t. 4,1\nLeim\t\t22,79\t4,8\nHemielastin . . .\t22,71\t5,2\nCasein\t\t39,17\t2,5\nEdestin\t\t13,95\t8,5\nDie Kosten dieser Untersuchung wurden durch eine Bewilligung vonseiten des Carnegie-Trusts bestritten.\nZum Schlu\u00df sage ich Herrn Professor Kos sei meinen besten Dank, sowohl f\u00fcr die freundliche \u00dcberlassung des Themas, wie auch f\u00fcr den Rat, mit dem er mich bei der Ausf\u00fchrung der Arbeit dauernd unterst\u00fctzte.","page":538}],"identifier":"lit18625","issued":"1907","language":"de","pages":"526-538","startpages":"526","title":"\u00dcber die Verbindung der Protamine mit anderen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern","type":"Journal Article","volume":"53"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:42.639765+00:00"}