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{"created":"2022-01-31T13:46:10.591612+00:00","id":"lit18687","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 55: 236-240","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":".1\nDie Monoaminos\u00e4uren des \u00abByssus\u00bb von Pinna nobilis L..\nVon\nEmil Abderhalden.\n(Aus \u00ablern I. chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.'\u00bb\n(Der Redaktion zugegangen am 2i. Februar 1908.)\nBei manchen Muscheln besitzt der sogenannte Fu\u00df eine Dr\u00fcse, die ein Sekret liefert, das an der Luft alsbald zu seidenartigen F\u00e4den erstarrt. Mit diesen F\u00e4den, \u00abByssus\u00bb genannt, heftet sich die Muschel auf der Unterlage fest. Bei Pinna nobilis hat der Byssus eine braune Farbe und einen seidenartigen Glanz. Er ist schon im Altertum zu Geweben verarbeitet worden1) und wird auch neuerdings noch in Italien industriell verwertet. Trotz aller Bem\u00fchungen war es mir nicht m\u00f6glich, Byssus in gr\u00f6\u00dferen Mengen zu erhalten. Eine Quantit\u00e4t von 30 g verdanke ich der G\u00fcte des Herrn Dr. Francesco Ruggiers, Taranto. Leider war ein Teil des \u00fcbersandten Byssus bereits f\u00fcr den technischen Gebrauch verarbeitet. Wenn ich trotz des ungen\u00fcgenden Materials das Resultat der bisherigen Untersuchung jetzt sch\u00f6n mitteile, so geschieht dies in der Hoffnung, durch diese Ver\u00f6ffentlichung weiteres Material zu eingehenderen und exakteren Untersuchungen zu erlangen.\nDer Byssus ist bald zum Chitin in Beziehung gebracht worden, bald zu den Proteinen und speziell zu den Albuminoiden. Wie die Untersuchung auf Monoaminos\u00e4uren ergeben hat, geh\u00f6rt der Byssus zur Gruppe der Eiwei\u00dfk\u00f6rper, und zwar\nscheint er nach seinem ganzen Aufbau dem Seidenfibroin nahe\n\u2022 \n\u2018) Vgl. A. M\u00fcller, \u00dcber den Byssus der Acephalen, Wiegmanns Archiv f\u00fcr Naturgeschichte, 3. Jg., Bd. I, S. 1\u201447, 1837. Vgl. weitert' Literatur bei: Otto v. F\u00fcrth, Vergleichende chemische Physiologie der niederen Tiere. Gustav Fischer, Jena 1903, S. 392.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Die Monoaminos\u00e4uren des \u00abByssus\u00bb von Pinna nobilis L . . 237\nzu stehen. Der Byssus enth\u00e4lt viel Glvkokoll und 1-Tvrosin, ferner d-Alanin, 1-Asparagins\u00e4ure und auffallend viel Prolin. Vorhanden sind h\u00f6chstwahrscheinlich Valin, Leucin und Phenylalanin. Tryptophan scheint zu fehlen. Nicht sicher festgestellt ist Glutamins\u00e4ure. Auf Lysin, Arginin und Histidin ist nicht gefahndet worden. Zu einer auch nur ann\u00e4hernd quantitativen Untersuchung reichte das Material nicht aus. Verwendet wurden an Rohprodukt 30 g, hiervon bestand ein ganz erheblicher Teil aus Asche. Die Hydrolyse wurde durch ltist\u00fcn-diges kochen mit der 10fachen Menge \u00e2.V/oiger Schwefels\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler vorgenommen. Die SclnVefels\u00e4ure wurde dann in gewohnter Weise quantitativ mit umkryslallisiertem Baryt entfernt, der Baryutnsulfatniederschlag wiederholt mit Wasser ansgekocht und schlie\u00dflich die vereinigten Filtrate bis zur beginnenden Krystallisation eingeengt. Dieser Proze\u00df wurde nach jedesmaligem Filtrieren wiederholt, bis das Filtrat mit Milions Reagens sich nicht mehr rot f\u00e4rbte. Das erhaltene Rohtvrosin gab nach dem Umkrystallisieren aus hei\u00dfem Wasser unter Anwendung von Tierkohle folgende Zahlen:\n0.0817 g Substanz gaben 0,1850 g f'.O, und 0,0483 g H\u201e0\nBerechnet f\u00fcr C,HitNO,:\tGefunden :\n59,66\u00b0/o C und 6,07\u00bb/o H. 59,56\u00bb/\u00bb C und 6,33\u00bb/\u00bb II.\nDas filtrat des Rohtyrosins und des gereinigten Tyrosins wurden vereinigt und stark konzentriert. In die L\u00f6sung wurde dann gasf\u00f6rmige Salzs\u00e4ure bis zur S\u00e4ttigung eingeleitet. Nach dem Impfen mit einem Krvst\u00e4llchen von Gl\u00fctamins\u00e4ureehlor-hydrat erfolgte auch bei tagelangem Stehen auf Eis keine Ab-selieidung. Nun wurde die salzsaure Fl\u00fcssigkeit unter vermindertem Druck bis zum Sirup eingedampft und der R\u00fcckstand in der gewohnten Weise zweimal mit Alkohol und trockener gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure verestert. Nach der zweiten Veresterung wurde die ziemlich konzentrierte L\u00f6sung auf Eis aufbewahrt und ein Kryst\u00e4llchen von Glykokollesterchlorhydrat eingetragen. Ls erfolgte bald Krystallisation. Die ganze Masse erstarrte. Der rohe salzsaure Ester des Glykokolls wurde unter Anwendung von Tierkohle aus hei\u00dfem Alkohol umkrystallisier t. Er schmolz dann gegen 144\u00b0 (korr.). Seine Menge war sehr betr\u00e4chtlich.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nEmil Abderhalden,\nDie Mutterlauge des Glykokollesterchlorhydrats wurde unter vermindertem Druck zur Trockene eingedampft, der R\u00fcckstand in Alkohol gel\u00f6st und die L\u00f6sung auf ein bestimmtes Volumen gebracht, ln einem aliquoten Teil wurde der Chlorgehalt fest-gestellt. Die Ester wurden nun mit der auf das Gesamtvolumen berechneten Menge Natriumalkoholat in Freiheit gesetzt und nach der Entfernung des gebildeten Kochsalzes unter vermin-deitem Druck in der \u00fcblichen Weise destilliert.\nFraktion I:\t\u2014R>\u00b0 des Wasserbades, 12 mm Druck = 45.5 g (haupt-\ns\u00e4chlich Alkohol).\n\u00bb\tI|:\t100\u00b0 \u00bb\t\u00bb\t12\t\u00bb\t= 2,0 g Ester.\nIll:\t\u2014100\u00b0 \u00bb\t\u00bb\t0,5 \u00bb\t\u00bb\t= 5.0 *\t\u00bb\n> IV: 100\u20141800 \u00bb \u00d6lbades 0,5 \u00bb\t\u00bb\t^ 44)\u00bb\t*\nIm Destillierkolben verblieb ein braun gef\u00e4rbter R\u00fcckstand, der alsbald erstarrte. An den W\u00e4nden zeigten sich Krystalle, die sich in hei\u00dfem Essig\u00e4ther l\u00f6sten. Es handelte sich um Anhydride, wie die Untersuchung der Eigenschaften der Krystalle ergab. Genaueres \u00fcber deren Natur konnte aus Mangel an Material nicht festgestellt wrerden. Unentschieden hl ich vor allem auch die Frage, ob im R\u00fcckstand Serin anhydrid *) vorhanden war.\nDie Uster der Fraktion 2 und 3 wurden in der \u00fcblichen \\\\ eise durch 8st\u00e4ndiges Kochen mit der 10lachen Menge Wasser verseift. Fraktion 1 bestand haupts\u00e4chlich aus Alkohol. Sie wurde mit verd\u00fcnnter w\u00e4sseriger Salzs\u00e4ure versetzt und zur Trockene verdampft. Es verblieb ein R\u00fcckstand von 0,8 g Gewicht. Er wurde mit Alkohol \u00fcbergossen und durch Einleiten von 'gasf\u00f6rmiger trockener Salzs\u00e4ure verestert. Nach einigem Stehen in der K\u00e4lte erfolgte bald reichliche Krystallisation von Glykokollesterchlorhydrat. In dessen Mutterlauge war offenbar, wie das optische Verhalten des nach deren Verdampfung mit w\u00e4sseriger Salzs\u00e4ure verbleibenden R\u00fcckstandes zeigte, d-Alanin vorhanden. Zu einer genauen Untersuchung reichte das Material nicht aus.\n') Vgl. Emil Fischer, Vorkommen von 1-Serin in der Seide, B\u00ab1-richte d. Deutsch, ehern. Gesellsch., Jg. XL, S. 1501 (1907).","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Die Monoaminos\u00e4uren des \u00abByssus\u00bb von Pinna nobilis L . . 239\nAus der Fraktion 2 wurde durch fraktionierte Krystalli-satjon mit Sicherheit Alanin isoliert.\n0,1896 g Substanz gaben 0,2810 g C02 und 0,1350 g H,0 Berechnet f\u00fcr CSH-N\u00d6S:\tGefunden:\n\u202210,4\u00f6\u00b0 o C und 7,86 \u00b0/o H. 40.42\u00b0,o C und 7,91 SH.\nAu\u00dferdem schienen Valin und Leucin in geringer Menge vorhanden zu sein, wie das \\ erhalten der Kupfersalze zeigte.\nFraktion 3 enthielt auch Alanin. Ferner wurde ein schwer-l\u00f6sliches Kupfersalz von bla\u00dfblauer Farbe und einem Kupfergehalt von 19,92\u00b0/o isoliert. Leucinkupfer enth\u00e4lt 19,O'Vo Cu. Die zweite Fraktion der durch Kochen mit Irisch gef\u00e4lltem Kupferoxyd erhaltenen Kupfersalze erinnerte in ihrem ganzen Verhalten und Aussehen an Valinkupfer. Zu einer vollst\u00e4ndigen Analyse reichte das Material nicht aus. Ganz rein war das Salz sicher noch nicht. Es wurden f\u00fcr Kupfer die Werte 23,50\u00b0/o, 22.01 \u00b0/o und 21,25\u00b0/o erhalten. F\u00fcr Valinkupfer sind 21,51 \u00b0/o berechnet. Wir wagen nicht aus diesen Ergebnissen mit Sicherheit auf die Anwesenheit von Leucin und Valin zu schlie\u00dfen.\nFraktion 2 und 3 waren nach der Verseifung vor der weiteren Verarbeitung unter vermindertem Druck zur Trockene verdampft worden. Der R\u00fcckstand wurde mit absolutem Alkohol ausgekocht. Die alkoholischen L\u00f6sungen beider Fraktionen wurden vereinigt und mehrmals unter vermindertem Druck eingedampft und der R\u00fcckstand wieder in Alkohol gel\u00f6st. Dieser Proze\u00df wurde solange wiederholt, bis der jeweilige Verdampfungsr\u00fcckstand sich vollst\u00e4ndig in Alkohol l\u00f6ste. Es gelingt so, mit-g< l\u00f6ste, in Alkohol an und f\u00fcr sich unl\u00f6sliche Aminos\u00e4uren zu entfernen. Es wurde eine ganz betr\u00e4chtliche Menge reines lVlin gewonnen. Zur Analyse gelangte das Kupfersalz des racemischen Prolins.\n)\n0.1552 g lufttrockenes racemisches Prolinkupfer verloren bei 120\u00b0\n0,0169 g H,0.\nu 1214 g bei 120\u00b0 getrocknetes Prolinkupfer ergaben 0.0346 g CuO.\nBerechnet f\u00fcr:\tGefunden:\nG10H1604N2Cu + 2 H20 = 10,99\u00b0/o H,0\t10,89*;\u00ab \\\\%()\nL.oHie04N2Cu\t= 21,8\u00b0/o Cu\t22,18*/\u00bb Cu.\nDie vierte Fraktion wurde zun\u00e4chst zur Entfernung von ' Rva vorhandenem Phenylalaninester mit dem 5fachen Volumen\nHoppe Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LV.\n17","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nEmil Abderhalden, \u00fcber Monoaminos\u00e4uren.\nWasser versetzt und hierauf mit dem gleichen Volumen \u00c4ther gesch\u00fcttelt. Die \u00e4therische Schicht wurde abgetrennt und wiederholt mit Wasser gewaschen. Die weitere Verarbeitung erfolgte in gewohnter, oft beschriebener Weise. Es ist nicht gelungen, das Phenylalanin, das offenbar vorhanden war, in gen\u00fcgender Menge zu gewinnen und zu identifizieren. Einzig Asparagin-s\u00e4ure konnte aus dieser Fraktion in gen\u00fcgender Menge dargestellt werden. Es schien auch Serin vorhanden zu sein. Ob Glutamins\u00e4ure anwesend war, lie\u00df sich nicht entscheiden. Es war neben diesen bekannten S\u00e4uren eine Substanz vorhanden, die nicht zu den bis jetzt bekannten Aminos\u00e4uren zu geh\u00f6ren schien. Es gelang nicht, zu entscheiden, welcher Art diese Verbindung wrar. Vielleicht handelte es sich auch nur um ein sekund\u00e4res Umwandlungsprodukt.\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chte ich die Bitte aussprechen, mich durch Zusendung derartiger Materialien, wie Byssus und verwandter Substanzen, in den Stand zu setzen, diese Untersuchung zu vervollst\u00e4ndigen und zu erweitern.","page":240}],"identifier":"lit18687","issued":"1908","language":"de","pages":"236-240","startpages":"236","title":"Die Monoaminos\u00e4uren des \"Byssus\" von Pinna nobilis L","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:46:10.591617+00:00"}