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{"created":"2022-01-31T13:46:08.190327+00:00","id":"lit18689","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Carlson, C. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 55: 260-294","fulltext":[{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion nebst Bemerkungen zu den sich daraus ergebenden Schlu\u00dffolgerungen.\nVon\nC. E. Carlson Lund).\n(Der Deduktion zugegangen am 3. M\u00e4rz l'JOS.)\nI.\nIn einer fr\u00fcheren Arbeitv) konnte ich auf Grund der angestollten Untersuchungen \u00fcber die Ursache der Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur folgenden Schlu\u00dfsatz aufstellen : < Die Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur durch Blut bei Vorhandensein von Terpentin\u00f6l oder Wasserstoffperoxyd beruht auf einer im Blute vorkommenden organischen Verbindung. Die Reaktion verl\u00e4uft so, da\u00df diese Verbindung aus dem Wasserstoffperoxyd oder dem Terpentin\u00f6l Hydroxyl aufnimmt und damit eine labile Verbindung bildet, welche fast augenblicklich das Hydroxyl an die Guajaktinktur abgibt ; hierdurch wird diese dann blau gef\u00e4rbt. >\nGegen diese Behauptungen konnten ja . berechtigte Hinwendungen vorgebracht werden. Vor allem scheint es mir unerkl\u00e4rlich, da\u00df die Guajaktinktur obwohl sie beider Reaktion vorhanden ist, das Hydroxyl erst dann anzieht und zwar augenblicklich, nachdem es vom Blute aufgenommen worden ist.\nDieselbe Einwendung kann gemacht werden, wenn man sagt: Alle eisenhaltigen Blutfarbstoffe haben die F\u00e4higkeit als sogenannte \u00abOzon\u00fcbertr\u00e4ger\u00bb bei gleichzeitiger Anwesenheit von ozonhaltigen Reagenzien wie Terpentin\u00f6l, Guajaktinktur zu blauen\u00bb:2) kurz ausgedr\u00fcckt, etwas Dunkles und\n*) 0. K. Carlson, Die Guajakblutprobe und die Ursachen der Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur. Diese Zeitsehr.. Bd. XLVIIL H. 1. S. 09 und f., 190b.\n* Lehrbuch der physiologischen Chemie von 0. Hammarsten. S. 169.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"2t) 1\nZur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\nl iurkl\u00e4rlic-hes liegt \u00fcber diesem augenblicklichen Aufnehmern mul Abgeben von Hydroxyl oder Ozon bei dieser Reaktion.\nEine n\u00e4here Untersuchung cjer Sachlage d\u00fcrfte mithin nicht nur interessant, sondern notwendig und jedenfalls den Fachleuten willkommen erscheinen.\nln den folgenden Darlegungen will ich mm zu zeigen versuchen, wie ich durch vergleichende Reaktionen eine nat\u00fcrlichere und richtigere Erkl\u00e4rung des Mechanismus in dieser Reaktion gefunden zu haben glaube.\nZun\u00e4chst m\u00f6chte ich als feststehende Voraussetzung au-fuhren, dal!, wenn man zu Guajaktinktur \u2014 sei diese nun aus Guajakharz -}- Spiritus oder aus Lignum Guajaci-J- Spiritus hergestellt \u2014 ein oder mehrere Reagenzien hinzuf\u00fcgt und die linktur dann eine reine blaue Farbe annimmt, eine Oxydation der Guajaktinktur oder richtiger des Guajakharzes stattgefunden hat. Gegen diese Auffassung, die ja gang und g\u00e4be ist, d\u00fcrfte wohl nichts einzuwenden sein.\nWie sich aus meinem fr\u00fcheren Aufsatze \u00fcber dieses Thema ergibt, gelangte ich zu der Annahme, dal! das Hydroxyl eine entscheidende Rolle bei den erw\u00e4hnten Vorg\u00e4ngen spiele. Von dieser Annahme bin ich auch hier wieder ausgegangen, sie hat mir bei der neuen Untersuchung best\u00e4ndig vor Augen geschwebt, aber \u2014 wie sich, weiter unten zeigen wird \u2014 zu .einem anderen Ergebnis gef\u00fchrt.\nDie Stoffe, die in meinem fr\u00fcheren Aufsatz als die Gua.jak-tiiiktnr blaul\u00e4rbend hingestellt wurden, waren bereits von vornherein gegebene bestimmte chemische Individuen (z. R. Chlor, Eisenchlorid, Eisenoxydhydrat u. a.). Im folgenden soll nun \u00fcber die Versuche gehandelt werden, die in der ausgesprochenen Absicht vorgenommen wurden, um sozusagen diejenigen Hydroxylgruppen zu fangen, deren Entstehen etwa bei chemischen l msetzungsprozessen denkbar war, und diese darauf der vorhandenen Guajaktinktur zuzusetzen, bevor die Reaktion ihren Abschlu\u00df erreicht hatte.\nWie mich deuchte, mu\u00dfte dies gl\u00fccken, falls meine An-\"ithir.e richtig war, dal! Hydroxyl Guajaktinktur blau f\u00e4rbe. >ehcn wir nun zu. wie es sich in Wirklichkeit damit verh\u00e4lt.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"2\u00f62\nC. E. Carlson,\nAm besten mu\u00dfte die Reaktion gelingen, wenn man Kalioder Natronhydroxyd einem Salze zusetzte, das ein Metall enthielt, dessen Hydrat entweder sehr unbest\u00e4ndig war oder \u00fcberhaupt nicht zur Bildung gelangte.\nln erster Linie dachte ich hierbei an Quecksilbersalze und zwar vornehmlich an Quecksilberchlorid. Wird eine Queck-silberchloridl\u00f6sung n\u00e4mlich mit Natronlauge versetzt, so bildet sich bekanntlich nicht Hg(OH)2, sondern HgO, Quecksilberoxyd. Hier mu\u00df also eine Oxydation angenommen werden k\u00f6nnen.\nNun ist zu bemerken, da\u00df weder eine Quecksilberchloridl\u00f6sung an und f\u00fcr sich noch Natronlauge allein das Verm\u00f6gen hat Guajaktinktur blau zu f\u00e4rben. Auch in dem Falle erh\u00e4lt man keine Blauf\u00e4rbung, wenn man die Guajaktinktur erst hinzugesetzt, nachdem die Vermischung von Quecksilberchlorid und Natronlauge vorgenommen worden ist.\nNimmt man indessen Quecksilberchloridl\u00f6sung und versetzt sie mit Guajaktinktur, so erh\u00e4lt man eine durch fins ausgeschlagene Harz milchige Mischung, wird dieser nun aber au\u00dferdem noch tropfenweise Kali- oder Natronlauge zugesetzt, so entsteht eine starke Blauf\u00e4rbung, die jedoch bei reichlicherem Zus\u00e4tze von Natronlauge schwindet; schlie\u00dflich bildet sich dann Quecksilberoxyd. Die Reaktion ist \u00e4u\u00dferst .empfindlich, soda\u00df sogar bei sehr verd\u00fcnnten HgCl2-L\u00fcsungen, die mit Guajaktinktur versetzt sind, nach geringem Zusatz von Natron- oder Kalilauge eine deutliche Blauf\u00e4rbung eintritt.. Ebenfalls andere Hydrate z. B. Kalkwasser verursachen dieselbe Reaktion.\nHs hat sich also gezeigt, da\u00df bei der chemischen Umsetzung zwischen Quecksilberchlorid und Alkalihydroxyd bei Vorhandensein von Guajaktinktur eine Oxydation dieser vor sich gegangen ist.\nNun mu\u00df man die Frage aufwerfen, was hat das Guajak-harz bei dieser Umsetzung aufgenommen? Die Antwort kann nur gegeben werden im Anschl\u00fcsse an das Studium der K\u00f6rper, die beim Umsatz der erw\u00e4hnten Stoffe entstehen.\nDie Reaktion verl\u00e4uft in folgender Weise : HgCl2 -j-2NaOH = HgO + 2NaCl -f H20.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis ties Mechanismus der Guajakreaktion.\n2 \u00ab3\nEs gilt also hier zu entscheiden zu suchen, ob es die f\u00fcr einen Augenblick freien Elemente (\u25a0/.. B. Chlor) selbst waren. \u201e.1er die von ihnen f\u00fcr einen Augenblick gebildeten Komplexe! .lie oxydierend auf die Guajaktinktur eingewirkt haben. W\u00e4hrend man bei Entscheidung dieser Frage sicherlich v\u00f6llig vom l-blor absehen kann, muh man statt dessen seine Aufmerksamkeit der M\u00f6glichkeit zuwenden, da\u00df sich vielleicht intermedi\u00e4r ouecksilberoxychlorid gebildet haben k\u00f6nnte, das ja als oxydierend wirkend gedacht werden kann. Eine solche Verbindung konnte n\u00e4mlich als Zwischenprodukt bei erw\u00e4hntem Kcaktionsverlaufe sehr wohl entstanden sein.\nMit St\u00fctze auf die von mir gemachten fr\u00fcheren Erfahrungen, deren Ergebnisse in der des \u00f6fteren erw\u00e4hnten Abhandlung niedergelegt sind, wandte ich mein ganzes Interesse der Zusammensetzung jener K\u00f6rper zu, die eine Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur bedingen. Besondere Aufmerksamkeit verdiente in dieser Hinsicht bei obigem Reaktionsvorgang das Hydroxyl, da ja die beiden Hydroxylgruppen der Natronlauge an der Reaktion in der Weise teilhaben, dal! ein 0 bei Hg bleibt, w\u00e4hrend die Testierenden Oll -f H sich zu 11,0 ver-einigen. Somit w\u00fcrde ein Kampf slattfind\u00e9n zwischen dem Bestreben des Hydroxyls und des Wasserstoffes, Wasser zu bilden auf der einen Seite und der Guajaktinktur auf der anderen Seite, diese sucht die Wasserbildung zu verhindern, indem sie teilweise oder vollst\u00e4ndig die Elemente des Wassers in sich aufzunehmen strebt. Inwiefern es also in der Tat w\u00e4hrend des Reaktionsverlaufes gebildetes Oxych'lorid oder Hydroxyl-f Wasserstoff gewesen war, das die Blauf\u00e4rbung verursachte, konnte lediglich hiernach nicht unwiderleglich entschieden werden.\nIn derselben Weise wie die Quecksilbersalze verh\u00e4lt sich das Silbernitrat mit Alkalihydraten versetzt: auch hier tritt die Blauf\u00e4rbung der Tinktur auf. Silber bildet .ja ebensowenig wie Quecksilber ein best\u00e4ndiges Oxydhydrat. Aus diesem Grunde kann der Verlauf der Reaktion bei beiden fis analog betrachtet werden. Hier k\u00f6nnen, aber gleichfalls \"ieht mit Sicherheit Schl\u00fcsse gezogen werden auf die K\u00f6rper.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"C. E. Carlson\n204\ndie w\u00e4hrend des Reaktionsverlaufes von der Tinktur aufgefangen werden.\nReim n\u00e4chstfolgenden Versuch galt es nun festzustellen, was die Folge sei, wenn zu einem Salz mit zweiwertigein Metallradikal (z. B. CaCl2) Guajaktinktur und Natronlauge g(*-fiigt wurde. Hier geraten ja mithin zwei Hydroxylgruppen in Rewegung hei der Reaktion. Wie aber indessen auch diese beiden L\u00f6sungen vermischt wurden, eine Ver\u00e4nderung der Guajaktinktur war in keiner Hinsicht zu konstatieren. Ganz in derselben Weise verhielt es sich, wenn man Natronlauge mit MgCL- oder MgSOrL\u00fcsungen vermischt: die Tinktur bleibt unver\u00e4ndert.\nSetzt man nun die Formeln f\u00fcr die Reaktionsverl\u00e4ufe ein, so tritt der Unterschied zwischen den entstandenen Produkten in dem einen und dem anderen Falle deutlich an den Tag:\nHgGL -f 2 NaOH = HgO -f 2 NaCl + H,0 Cad, + 2 NaOH = Ca(OH), + 2 NaCl.\"\nWie man hier ersieht, bildet sich nur in einem Falle Wasser und zu bemerken war, da\u00df nur in diesem Falle die Guajaktinktur blaugef\u00e4rbt wurde. Demgem\u00e4\u00df w\u00fcrde die Blau-f\u00e4rbung ganz einfach zustande kommen bei derartigen Reaktionen, wo Wasser als Nebenprodukt gebildet wird. Da diese Lag'* der Dinge mir streng genommen eigent\u00fcmlich vorkam. war es anderseits ja m\u00fchelos, nun zu kontrollieren^ wie die Sache sich in Wirklichheit verhielt. Bei der S\u00e4ttigung von S\u00e4uren und Rasen miteinander erh\u00e4lt man ja das Wasser gleichsam als Nebenprodukt. Einer der einfachsten Reaktionsver-verl\u00e4ufe kann durch folgende Formel veranschaulicht werden:\nNaOH + HCl = NaCl -f H20.\nMische ich demnach Natronlauge mit Chlorwasserstolf-s\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure bei Vorhandensein von Guajaktinktur, so wird sich diese nat\u00fcrlich blau f\u00e4rben, wenn eben die F\u00e4rbung ihre Ursache in der Wasserbildung bei der Reaktion hat.\nIch vermischte darum ungef\u00e4hr 1 ccm Guajaktinktur mit \u00f6 ccm Wasser (destilliert) und lie\u00df dann aus einer B\u00fcrette 10 ccm Normal-NaOH herabrinnen. Eine gelbgr\u00fcne L\u00f6sung ent-","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\n2t)\">\nstand. Zu dieser lie\u00df ich unter Umr\u00fchren Normal-H2S04 Hie\u00dfen. Schon bei Zusatz der ersten Kubikzentimeter H2S\u00fc> begann ein Farbenwechsel vor sich zu gehen und nachdem 10\u201412 ccm zugesetzt worden waren, hatte die Mischung eine sch\u00f6ne, blaue Farbe angenommen, die bei S\u00e4ure\u00fcberschu\u00df nicht verschwand und die charakteristisch war f\u00fcr die blaue Farbe, die bei der ( )x y dation von Gua.jaktinktur mit oxydierenden Stollen wie Chlor, llroni, Eisenchlorid usw.\nDer Versuch wurde dann in variierter Form wiederholt und zwar bei gr\u00f6\u00dferer oder geringerer Konzentration der Lauge und der S\u00e4ure; immer konnte eine Blauf\u00e4rbung beobachtet werden. Wurden Lauge und S\u00e4ure aufeinander geschichtet, von denen die eine oder die andere vorher mit Giiajaktink\u00fcir versetzt worden war, so entstand zwischen den Ber\u00fchrungsfl\u00e4chen eine blaugr\u00fcne Zone.\nDie Guajaktinktur erinnerte liier somit, gewisserma\u00dfen im das Verhalten der Indikatoren bei z. B. Titrieranalysen. Di r Unterschied ist gleichwohl erheblich. Man erinnere sich z. I). der Lackmusl\u00f6sung oder des Phenolphtaleins, von denen die erstehe rot gef\u00e4rbt wird von der S\u00e4ure, w\u00e4hrend das letztere laiblus bleibt. Wird dagegen Alkali in geringstem \u00dcberschuh liinzugesetzt, so nimmt die Lackmusl\u00f6sung eine blaue Farbe an. w\u00e4hrend anderseits Phenolphtalein rot wird und zwar un-al.gesehen davon, ob die resp. Indikatoren mit S\u00e4ure oder Lauge ziisainmengemischt sind oder nicht vor dem Versuche. Ganz anders verh\u00e4lt es sich anscheinend mit der Guajaktinktur. Diese-milli unter der Einwirkung von S\u00e4ure und Lauge stehen, um eine blaue F\u00e4rbung annehmen zu k\u00f6nnen, denn weder Natronlauge noch Salzs\u00e4ure konnten f\u00fcr sich allein eine Iilau-f\u00e4rbung bewirken. Keineswegs trat eine Blauf\u00e4rbung ein. wenn die Guajaktinktur hinzugemischt wurde, nachdem die Reaktion dieser beiden Stoffe,aufeinander nach der Mischung als abgeschlossen zu betrachten war.\nAuch mit verschiedenen S\u00e4uren und Rasen wurden Versuche angestellt und hierbei bekr\u00e4ftigte sich die voraus gemachte Erfahrung, da\u00df nach der Vermischung von S\u00e4ure und Lauge eine Blauf\u00e4rbung des ausgef\u00e4llten Guajakharzes. die hei","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"-\u00f6\u00f6\tC. E. Carlson,\neinem \u00dcberschu\u00df von S\u00e4ure nicht verschwand, erzielt wurde, wenn Guajaktinktur vorhanden war.\nDie S\u00e4uren und Basen, die in dieser Weise erprobt wurden. waren Chlorwasserstoff-, Schwefel-, Wein-, Essig-, und Zitronens\u00e4ure zusammen mit Kali- und Natronlauge sowie Ammoniak und Kalkwasser.\nVon besonderem Interesse war es, das Verhalten der Kohlens\u00e4ure in dem eben erw\u00e4hnten Fall zu studieren. Ich leitete Kohlens\u00e4ure, die zuerst Schwefels\u00e4ure hatte passieren m\u00fcssen, in eine Mischung von Natronlauge und Guajaktinktur \u00fcber. Auch jetzt trat eine deutliche Blauf\u00e4rbung der Mischung ein. Nahm ich indessen Wasser, das unter Druck mit Kohlens\u00e4ure ges\u00e4ttigt worden war, etwa eine Flasche gew\u00f6hnliehen Mineralwassers, und go\u00df dieses in einen Becher, der Natronlauge -f- Guajaktinktur enthielt, so zeigte sich die Mischung . in pr\u00e4chtigstem Blau.\nDa ich bef\u00fcrchtete, da\u00df vielleicht eine Spur von Eisen in der Mischung vorhanden sein k\u00f6nne, das st\u00f6rend einzuwirken imstande war, beschaffte ich mir von einer Mineralwasserfabrik mit destilliertem Wasser unter Druck dargestelltes kohlensaures Wasser. Hierin konnte kein Eisen nachgewiesen werden.\nDies Wasser erhielt in vorher bereits geschilderter Weise sogleich eine starke Blauf\u00e4rbung bei Vermischung mit NaOIl + Guajaktinktur.\nAnderseits dachte ich: Die Kohlens\u00e4ure selbst mu\u00df mir meine Annahmen best\u00e4tigen k\u00f6nnen betreffs der Bruchteile von Wasser als Ursache der Blauf\u00e4rbung.\nDie L\u00f6sung des Kohlendioxyds reagiert gegen Lackmus sauer. Es ist also in der w\u00e4sserigen L\u00f6sung eine S\u00e4ure vorhanden. Die Formel f\u00fcr Kohlens\u00e4ure ist H2C03 und sie zerf\u00e4llt \u00e4u\u00dferst leicht in Wasser und das Anhydrid COg.\u00bb1) Hierbei mu\u00dfte somit mit Guajaktinktur blaugef\u00e4rbt werden.\nDie Probe verlief folgenderma\u00dfen. In einem Becher, der ungef\u00e4hr 100 ccm fa\u00dfte, wurden 5 ccm Tinktur mit ungef\u00e4hr 20 ccm destilliertem W\u00e4sser gemischt. Hierzu wurden dann un-\n1 Ostwald, Grundlinien d. anorg. Chem. S. 307. Leipzig (100p.","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis ces Mechanismus der Guajakreaktion. 0|>7 -\nge/\u00e4hr 300 ccm von unter Druck mit Kohlens\u00e4ure versehenem destilliertem Wasser zugemischt. Die Mischung war milchwei\u00df und erst nach Verlauf einiger Stunden konnte eine sehr schwache Blauf\u00e4rbung beobachtet werden. Stellte man jedoch das Gef\u00e4\u00df mit dem Gemenge in warmes Wasser, so trat die Blauf\u00e4rbung weit schneller ein; sie wies aber l\u00e4ngst nicht den von mir erwarteten Grad der Intensit\u00e4t auf. Erst nach Verlauf von 24- Stunden hatte die Mischung eine deutliche Blauf\u00e4rbung angenommen.\nZur Erkl\u00e4rung des Umstandes, da\u00df die Blauf\u00e4rbung nicht mit dei xermuteten Intensit\u00e4t eiulrat, konnte folgendes dienen. Man konnte sich denken, da\u00df das Kohlendioxyd bei seiner Verdunstung sozusagen das Wasser mitnimmt. Das Kohlendioxyd ist ja wie alle Gase \u00fcberhaupt sehr schwer vollkommen wasserfrei darzustellen. Da nun C02 sich mit H20 vereinigt,\n\u2022\" ka,m es m\u00f6glich sein, da\u00df das Gas sich verfl\u00fcchtigt li\u00e2t mellt als C02 unter Zur\u00fccklassung von H.,0, sondern mindestens teilweise oder doch zum gr\u00f6\u00dften Teile als H\u201eCOs.\nSomit mu\u00df man alto annehmen, da\u00df uimreifelhaft eine <t Inflation* der duajaktinktur stattgefunden hat hei der Xeutruli-niian der eben genannten Muren und Hasen.\nInteressant war das Verhalten von Magnesiumoxyd. Magnesia ttlba, ein Gemenge von Magnesiumcarbonat,und Magnesium-liydroxyd, wurde so lange gegl\u00fcht, bis die Kohlens\u00e4ure verschwand. Eine erkaltete Probe wurde mit etwas Wasser (destilliert) in einer Porzellanschale verr\u00fchrt und mit Guajaktinktur versetzt : eine gelblich gr\u00fcne L\u00f6sung entstand. Hierzu wurde tropfenweise verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure (10 \"to) gesetzt. Eine sch\u00f6ne Blauf\u00e4rbung war die Folge. Deren ungew\u00f6hnliche Intensit\u00e4t lie\u00df mich auf den Gedanken kommen, ob vielleicht Eisen im Gemisch vorhanden sei. Eine geringere Quantit\u00e4t 2\u20143 g wurden daher aufs neue gegl\u00fcht und zwar mit Gebl\u00e4seflamme in einem PlatinUegel ungef\u00e4hr eine halbe Stunde lang. Der erkaltete tuekstand verhielt sich doch in ganz derselben Weise wie vulier erw\u00e4hnt.\nDas Vorhandensein von Eisen scheint nur aus folgenden \" \"mien ausgeschlossen zu sein. Gl\u00fche ich n\u00e4mlich Eisencar-o h r ein anderes Eisensalz \u2014 d. h. diejenige Vereinigung.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"C. E. Carlson,\n2fiS\nin welcher hier Eisen eventuell Vorkommen k\u00f6nnte \u2014 allein, so entsteht ja Eisenoxyd, Wird dieses mit Wasser und Guajak-tinktur \u00fcbergossen, so entsteht auch bei Erhitzung keine Ver\u00e4nderung. Auch zeigte sich keine Spur von Blauf\u00e4rbung, wenn verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure zugesetzt wurde.\nBiese Erscheinung r\u00fchrt daher, da\u00df Eisenoxyd in S\u00e4uren unl\u00f6slich ist. Dies gegl\u00fchte Eisenoxyd ist in S\u00e4uren nahezu unl\u00f6slich und -geht nur bei tagelangem Erw\u00e4rmen mit konzentrierter Salzs\u00e4ure in L\u00f6sung (Ostwald).1)\nDie Blauf\u00e4rbung kann aus diesem Grunde nur als von Bruchteilen von Wasser herr\u00fchrend betrachtet werden, das sich bildet nach der Formel: MgO -f- H2S04 = MgS04 -j- H20.\nMagnesiumoxyd verh\u00e4lt sich somit anders als Zinkoxyd und zwar aus Gr\u00fcnden, die weiter unten angef\u00fchrt werden.\nIn meinem vorigen Aufsatze machte ich die Mitteilung, da\u00df gerade eben ausgef\u00e4lltes Eisenoxyd sich bei Zusatz von Gunjaktinktur nicht ver\u00e4nderte, da\u00df dagegen bei Erhitzung eine Blauf\u00e4rbung entstehe.\nIn \u00dcbereinstimmung mit der zuvor gemachten Beobachtung betreffs der Blauf\u00e4rbung der Tinktur und zwar zugleich auch als St\u00fctze und Beweis ihrer Richtigkeit kann nunmehr eine andere Erkl\u00e4rung gegeben werden, die bei weitem mehr befriedigen d\u00fcrfte.\nBei F\u00e4llung von Eisenchloridl\u00f6sung mit z. B. Ammoniak entsteht wie bekannt Eisenhydroxyd, Fe(OH)3. Alle Fachleute sind einig darin, da\u00df sowohl bei l\u00e4ngerer Aufbewahrung der getrockneten F\u00e4llung, wie bei der Erhitzung Wasser und Eisenoxyd (Fe2G3) entstehen nach der Formel:\n2 Fe(OH)3 = Fe203 + 3H20.\nE. Schmidt2) schreibt hier\u00fcber: \u00abTrocknet man Eisenhydroxyd bei h\u00f6herer Temperatur, oder kocht man dasselbe im frisch gef\u00e4llten Zustande l\u00e4ngere Zeit mit Wasser, so wird es dichter und nimmt eine dunklere Farbe an, indem es in wasser\u00e4rmere3) Verbindungen \u00fcbergeht.;\n*) Grundl. d. Anorg. Chem., S. 580.\n*) Aiisf\u00fchrl. Lehrb. der Pharm. Chem.. S. 737 (Braunschweig 18*7\nb Im Original nicht gesperrt gedruckt.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kennims des Mechanismus der Gnajakreaktion. 2t>!)\nAuch liier m\u00fcssen es also die Bruchteilchen \u00ables Wassers rein, \u00abhe im Begriff Wasser zu bilden die Tinktur blauf\u00e4rben Wrerst wird nun die Untersuchung der Einwirkung der S\u00e4uren\nauf \u00abhe Oxyde bet Vorhandensein von Guajaktinktur fort-\ngesetzt.\nBesonders bemerkenswert war das Verhalten der Stoffe h,. Zinkoxyd. Wird n\u00e4mlich Zinkoxyd mit Schwefels\u00e4ure behandelt, so d\u00fcrfte die Reaktion nach folgender Formel vor sich gehen : ZnO -f H2S04 = ZnS04 -f- H20.\nIn \u00dcbereinstimmung mit der vorher gemachten Erfahrung H,llk'also llier gleichfalls die Guajaktinktur blaugef\u00e4rbt werden Dies trat indessen nicht ein, wie auch die Zusammenmischun* oiler L\u00f6sung vorgenommen wurde.\nEs mu\u00dfte nun schlie\u00dflich untersucht werden, wie Zink-hydroxyd Zn(OH)2 sich in gleichem Falle verhalten w\u00fcrde\nZinksulfatl\u00f6sung wurde unter Vermeidung eines \u00dcber sclnisses des F\u00e4llungsmittels (NaOH) versetzt. Die F\u00e4llung wurde auf gesammelt und v\u00f6llig ausgewaschen. Zur Probe dieser Mi schling wurde Guajaktinktur und dann sowohl Salz- wie Schwefel-\nlllnzugesetzt- Dabei verhielt sich das Zirikhvdroxvd ganz \"! derselben Weise wie das Zinkoxyd: Eine Blauf\u00e4rbung konnte nu ht eraelt werden, wie auch immer das Hvdroxyd mit den wTschiedenen S\u00e4uren behandelt wurde.\n\\ on Interesse war weiterhin auch, festzustellen, wie Zink-hy roxyd an und f\u00fcr sich sich zur Guajaktinktur verhielt, so \u00ee\\ \u2019\u25a0 be' Lrw\u00e4rmung. Man k\u00f6nnte sich ja denken, da\u00df Zink-\u00d6'roxu m derselben Weise wie Eisenhydroxvd nach fol\u00abren-der Formel Wasser unter Bildung von Zinkoxvd abg\u00e4be:\n\",\t'2 7 Zn0 + H2\u00b0- ,n diesem Falle m\u00fc\u00dfte die Tinktur\nMdi ja blau f\u00e4rben. Dies geschah indessen nicht: weder in\nr Ka\"e noch beim K\u00b0chen wurde Blauf\u00e4rbung erzielt Dies n\" 13 ''bngens vorauszusehen. Man mu\u00df im Gegenteil das Hydroxyd wenigstens schwach gl\u00fchen, um es von Wasser zu \u00abfreien, und hierbei kann selbstverst\u00e4ndlich die Guajakprobe ht weiter in Anwendung kommen.\n'\\\u2019egen des verschiedenen Verhaltens von Zinkoxyd und nklivdroxyd gegen\u00fcber den \u00fcbrigen erw\u00e4hnten Metalloxvden","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nC. E. Carlson.\nwurden eben tails Versuche mit Eisenhydroxydul angestellt. Kiseii ist ja wie Zink ein Wasserstot\u00ee deplazierendes Metall.\nDa Eisenoxydul infolge der Leichtigkeit, mit der es oxydiert. an der Luft in freiem Zustande nicht kann dargestellt werden, so wurde der Versuch etwa folgenderma\u00dfen zur Ausf\u00fchrung gebracht, da\u00df n\u00e4mlich ca. 1 g Ferrosulfat in etwa 5^ destilliertem Wasser aufgel\u00f6st und mit abwechselnd 4, 6\u2014lQccin normaler Natronlauge gef\u00e4llt. Eine gr\u00fcnbl\u00e4uliche F\u00e4llung entstand. Der Mischung wurde Guajaktinktur hinzugesetzt und unmittelbar darauf normale H2SO\u201e bis die F\u00e4llung sich aufl\u00dfstm Wie auch die Mischung ausgef\u00fchrt wurde, stets blich eine F\u00e4rbung der Guajaktinktur aus. Eisenhydroxydul verhielt sich somit in derselben Art und Weise wie Zinkoxyd und Zinkhydroxyd.\nWie oben schon gesagt, bewirkten die Oxyde und Hydrate von Ba, Mg und Ga bei S\u00e4ttigung mit einer S\u00e4ure Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur. Die Salze BaGL, MgSO, und CaCl2 werden nun in derselben Weise behandelt wie das Ferrosulfat, um einen Vergleich anzustellen. Etwa 1 g wurde in Wasser aufgel\u00f6st. Hierzu wurden 5\u201410 ccm normales NaOU sowie Guajaktinktur gef\u00fcgt. Bei S\u00e4ttigung mit II2S04 entstand stets eine deutliche Blauf\u00e4rbung.\nInteressant war eben das Verhalten von Chlorkobalt zur Guajaktinktur.\nDas Salz, das hierbei zur Anwendung kam, bestand aus gro\u00dfen tiefroten Krystallen und d\u00fcrfte der Formel COCL \u2014 (111,0 entsprochen haben. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung hiervon blieb sogar bei Erhitzung unver\u00e4ndert, wenn Guajaktinktur hinzugesetzt wurde. Eine geringe Quantit\u00e4t des Salzes wurde in Wasser gel\u00f6st. Der schwach rosenroten L\u00f6sung wurden einige Kubikzentimeter normal NaOH hinzugesetzt. Eine lavendelblaue F\u00e4llung entstand, die mit Zusatz von einem oder anderem Kubikzentimeter Guajaktinktur eine gr\u00fcnblaue F\u00e4rbung annakm. Wurde hierzu dann normale H2S04 zugesetzt, so entstand eine intensive Blauf\u00e4rbung, die an Sch\u00e4rfe nur mit derjenigen verglichen werden konnte, die entstand, wenn Chlorwasser zu einer gleichen Menge Tinktur hinzugesetzt wurde.","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion. 27 i\nW ird die Guajaktinktur bei der eben erw\u00e4hnten Reaktion ausgeschlossen, so wird die lavendelblaue F\u00e4llung sofort von tier Schwefels\u00e4ure aufgel\u00f6st und man erh\u00e4lt wieder eine rosen-larbige L\u00f6sung. Wird hierzu sogleich nach der vollendeten Aufl\u00f6sung der F\u00e4llung Guajaktinktur gesetzt, so entsteht jetzt ebenfalls Blauf\u00e4rbung, die jedoch wesentlich schw\u00e4cher erscheint, als wenn Guajaktinktur hinzugef\u00fcgt worden w\u00e4re, w\u00e4hrend des Verlaufes der Reaktion; in diesem Falle pflegt die F\u00e4rbung ja ein weit intensiveres Blau aufzuweisen.\nDies scheint darauf hinzudeuten, da\u00df, obwohl die gebildete F\u00e4llung sofort durch die Schwefels\u00e4ure aufgel\u00f6st zu werden scheint, die Reaktion gleichwohl nicht so rasch beendigt wird, wie man anzunehmen geneigt sein k\u00f6nnte.\nV\\ ie bekannt, sind Kobaltsalze in wasserhaltigem Zu-stande im allgemeinen rot, in wasserfreiem Zustande dagegen blau. Die L\u00f6sung von Chlorkobalt wird mit konzentrierter Salzs\u00e4ure oder Schwefels\u00e4ure tief blau. Diese S\u00e4uren sind ja ebenfalls wasserentziehende Mittel; sie nehmen, das Wasser auf. Die sogenannte sympathetische Tinte, die ein gleiches \\ erhalten zeigt, ist eine verd\u00fcnnte L\u00f6sung von Chlorkobalt. Bereits durch ganz m\u00e4\u00dfige Erw\u00e4rmung wird die Schrift sichtbar. Diese jetzt geschilderten Umst\u00e4nde stehen selbstverst\u00e4ndlich in Zusammenhang mit der Intensit\u00e4t, mit der die Guajaktinktur bei den oben beschriebenen Versuchen blau gef\u00e4rbt wurde.\nEndlich suchte ich nun eine Art und Weise zu ersinnen, wie ich quantitativ (m\u00f6glichst durch kolorimetrische Methode) die gebildete Wassermenge, bestimmen konnte. Hierdurch glaubte ich ein Ma\u00df zu erhalten f\u00fcr das gebildete Wasser bei der Umsetzung zwischen Baryumhydroxyd und Schwefels\u00e4ure. Die Reaktion verl\u00e4uft ja in folgender Weise : Ba(0H)2-f 11,S04 \u2014 BaS042H20 Eine augenblickliche F\u00e4llung geht j<< vor sich bei der Vermischung dieser beiden Stoffe, wobei i>aS04 und H20 gebildet werden m\u00fcssen.\nIndessen erhielt man hier keine Blauf\u00e4rbung von wesent-d' her Bedeutung, obwohl verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig bedeutende Mengen v<>n Ba(OH), und H2S04 aufeinander einwirkten. Mit Guajak-\nlC*ppe-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LV.\t19","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nC. E. Carlson,\nlinktiir ergab die Ba(OH).>-L\u00f6sung wie gew\u00f6hnlich eine gelb, griino F\u00e4rbung. Wurde verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure hinzugesetzt, so entstand freilich eine Blauf\u00e4rbung, jedoch eine sehr schwache und zwar war sie viel weniger intensiv, als ich eigentlich erwartet hatte.\nIch ziehe aus diesem Umstande den Schlu\u00dfsatz, dal; Wasser nicht in der Menge gebildet worden ist, wie oben beschriebene Reaktion angibt.\nIn der Literatur findet man keine Angaben \u00fcber die Zusammensetzung des Baryumsulfats (Krystallwasser usw.), sondern dies wird ganz einfach als BaS04 bezeichnet. Bei der quantitativen Bestimmung von Schwefels\u00e4ure mit Ba mu\u00dfte ja doch, damit man ein richtiges Resultat erhielt, eine Gl\u00fchung des durch F\u00e4llung gewonnenen Sulfates vorgenommen werden.\nAus dem oben Angef\u00fchrten scheint demnach mit aller w\u00fcnschenswerter Deutlichkeit hervorzugehen, da\u00df die Guajak-tinktur als ein Reagens f\u00fcr die Wasserbildung bei der S\u00e4ttigung von S\u00e4uren und Basen betrachtet werden kann.\nDiese Reaktionen sind ja von fundamentaler Bedeutung und beanspruchen demzufolge das allergr\u00f6\u00dfte Interesse.\nH\u00e4tte hierzu eine quantitative Bestimmung des entstandenen Wassers gef\u00fcgt werden k\u00f6nnen, w\u00e4re die Reaktion nat\u00fcrlich wertvoller gewesen. Eine derartige Methode - wenigstens kolorimetrische \u2014 ist vielleicht auf der Basis dieser meiner Untersuchungen sehr wohl denkbar. Da meine Zeit indessen \u00e4u\u00dferst beschr\u00e4nkt ist und andere Kollegen m\u00f6glicherweise bald auftreten werden mit anderen Erkl\u00e4rungen als den von mir gegebenen, so habe ich von der Ausarbeitung einer solchen Methode Abstand nehmen m\u00fcssen.\nAnderseits glaube ich doch, da\u00df bereits nun gewisse Schlu\u00dfs\u00e4tze gezogen werden k\u00f6nnen betreffs der Zusammensetzung jener Salze, bei deren Entstehen keine Blauf\u00e4rbung der Guajaktinkt\u00fcr beobachtet werden konnte. Um daher die Aufmerksamkeit auf diese Reaktion zu lenken und da. wie sich weiter unten ohne weiteres ergeben wird, gewichtige Gr\u00fcnde f\u00fcr meine Schlu\u00dfs\u00e4tze vorzuliegen scheinen, nehme ich keinen Moment Anstand, in aller K\u00fcrze dar\u00fcber zu hait-","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion. 273\ndein, auch auf die Gefahr hin mit den herrschenden An-srhauungen in strikten Widerspruch treten zu m\u00fcssen.\nWegen des Verhaltens von Zinkoxyd und Zinkhydroxyd gegen\u00fcber S\u00e4uren, das oben besprochen worden ist, w\u00fcrde man somit zu der Annahme geneigt sein, dal! sich kein Wasser bei der Reaktion bildete, insofern die Guajaktinktnr sieh nicht blau f\u00e4rbte. Dies ist auch keineswegs unwahrscheinlich. Zinksulfat scheidet sich somit scharf von NaCI, Na\u201eS04, CaCI\u201e MgCI, u. s. f. Salzen, deren Bildung oben behandelt worden ist. dadurch, da\u00df es keine neutrale Reaktion hat. Eine Zink-sulfatl\u00fcsung reagiert sauer und f\u00e4rbt Lackmuspapier rot.\nWenn Wasser nicht gebildet wird, falls Zinkhydroxyd in Schwefels\u00e4ure aufgel\u00f6st wird, so kann, wie klar auf der Hand\ndie Formel nicht lauten:\nZn(OH), + H,SO, = 'ZnSO, -f 211,0, sondern : Zn(OH), -f H,S04 = |Zn(OHi, -f H,S04|. Die gro\u00dfe Klammer soll hierbei andeuten, da\u00df Zn(OH), -f I|.,S04 sich zu \u00ab\u2022'\"( Hi Molek\u00fcl vereinigt. Anderseits m\u00fc\u00dften ZnO -f 11,SO, erst in Gegenwart von Wasser (so ist es auch in der Tat) eine Vereinigung miteinander eingehen k\u00f6nnen und so erhalten wir ZnO + H,0 II,S04 = |Zu(OH), -f 1I,S04|. Zinksulfat zeigt auch ganz eigent\u00fcmliche Verh\u00e4ltnisse bei der Erhitzung. E. Schmidt1) bemerkt hier\u00fcber: Die Krystalle des Zinksulfats verwittern schwach an der Luft: im Vacuum und bei 100\u00bb vertieren sie (i Molek\u00fcle Wasser. Das siebente Molek\u00fcl Wasser geht erst hei 200\u00bb weg..\nWenn daher in Wasser gel\u00f6stes Zinksulfat nicht l\u00e4nger ^es( hrieben werden kann ZnS04, sondern ein gr\u00f6\u00dferes Molek\u00fcl bat, kann die Reaktionsformel: Zn -j- H,SO, = ZnSO, -j- H\u201e \"\" hl l\u00e4nger richtig sein. Das Verhalten der Schwefels\u00e4ure zum Wasser deutet auch darauf hin. S03 vereinigt sich mit fl.11 zuILSO,; wird II2S04 mit Wasser gemischt, so geht \u00ablie Vermengung unter starker W\u00e4rmeentwicklung vor sich. \u00abDie Vereinigung, die bei der Aufnahme von Wasser in erster Linie g( bildet wird, hat folgende Zusammensetzung: H,S0, -f- H.,0 \"ad kann bei Winterk\u00e4lte krystallisiert erhalten werden. Die\n') Ausf\u00fcllrl. Lehrb. der Pharm. Ohein. (Braunschweig 1887).\n!!\u00bb\u2666","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nG. E. Carlson,\nMischung mu\u00df indessen unter stetiger Erw\u00e4rmung geschehen und zwar so lange, bis noch ein weiteres Molek\u00fcl aufgenommen worden ist.\u00bb1) Im selben Sinne schreibt Erdmann2): \u00abGemische von Schwefels\u00e4ure und Wasser hei\u00dfen im allgemeinen verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure, allein viele Erscheinungen weisen darauf hin, da\u00df es verschiedene Hydrate der Schweieis\u00e4ure gibt, in denen das Wasser nach festem Verh\u00e4ltnis mit der S\u00e4ure verbunden ist. Es geht dies namentlich aus dem sehr auff\u00e4lligen Verhalten hervor, welches verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4uren beim Abk\u00fchlen zeigen. Je nach gr\u00f6\u00dferem oder geringerem Wassergehalte beobachteten Pfaundler und Schnegg, sowie neuerdings Hillmayr mitunter hohe, bei anderen Konzentrationen wieder sehr tief liegende Schmelzpunkte.\u00bb\nSomit w\u00fcrde man berechtigt sein, anzunehmen, da\u00df das Monohydrat H2S04 wenigstens 2 Molek\u00fcle H20 aufnimmt. Aus diesem Grunde k\u00f6nnte man sich die Formel f\u00fcr Schwefels\u00e4ure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung denken wie folgt: H.,S04 -f- 2H20 = S(\u00d6H)6. Wirkt Zink hierauf ein, w\u00fcrde die Reaktion folgenderma\u00dfen\nverlaufen: S(OH)fi 4- Zn = S-o-Zn Diese Zinksulfatformel\n1\tS (OH)4\nw\u00e4re somit der oben erhaltene: [Zn(OH)2 -f- H2S04].\nWie oben erw\u00e4hnt wurde, verhielt sich Ferrohydroxyd in derselben Weise wie Zinkhydroxvd: eine Aufl\u00f6sung mit Schwefels\u00e4ure wurde vorgenommen, ohne da\u00df die Guajaktinktur reagierte.\nDie Reaktion zwischen Eisen und verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure w\u00fcrde also auch hier folgenderma\u00dfen verlaufen:\nFe + S(OH), = S = o = Fe + H|\noder des besseren \u00dcberblickes wegen: [Fe(OH)2-(-H2S0J.\nViele Umst\u00e4nde deuten ja auch darauf hin, da\u00df die Sache sich so verh\u00e4lt. Hier soll nur hingewiesen werden auf den Gegensatz in der F\u00e4rbung der Oxydulsalze und der Oxydsalze, die hier, wie von allen zugegeben wird, beruht auf dem Vorhandensein von Eisenhydroxyd, das durch Hydrolyse entstanden ist.\n\u2018) C. W. Blomstrand, L\u00e4rob. i Oorgan. Kemi. Lund 1897.\n*) Lehrb. d. Anorg. Chem. von Prof. Dr. H. Erdmann, S. 250 (Braunschweig 1900).","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion. 275\nAn dieser Stelle soll nur die nat\u00fcrliche Erkl\u00e4rung des Oxydalionsverlaules der Eisensalze erw\u00e4hnt werden, wenn man ausgeht von obiger Formel f\u00fcr z. B. Ferrosulfat.\nWie bekannt, erfordert ein Molek\u00fcl Ferrosulfat ein Atom Chlor, wenn eine vollst\u00e4ndige Oxydation von Ferrosulfat zu Ferrisulfat stattgefunden haben soll. Betrachtet man die Formeln f\u00fcr diesen Oxydationsverlauf etwas n\u00e4her, so ersieht man, da\u00df dieser von den meisten Autoren entweder dargestellt wird (unter Hinweis darauf, da\u00df ebenfalls Eisenchlorid gebildet wird) in folgender Weise:\n6(FeS\u00d64 + 7H20) + 6CI = 2Fe,(S04)3 -f Fe2CI6 -f 42H,0>) oder mit Ausschlu\u00df des gebildeten Eisenchlorids:\n2(FeS04 -f 7H20) -f H2S04 + 2 CI = 2 HCl -f Fe2(S04)3 + 14H20.!)\nEs liegt auf der Hand, da\u00df diese Reaktionsformeln nicht den wirklichen Ausdruck f\u00fcr den Reaktionsverlauf repr\u00e4sentieren k\u00f6nnen, der zwischen Chlor und Ferrosulfat vor sich geht. Das Wasser, das auch hier ganz sicher eine Rolle spielt, wird ganz einfach abgeschieden und in derselben Menge nach wie vor der Reaktion. Somit haben wir als Produkt in der ersten Formel 42 Molek\u00fcle Wasser und in der letzteren 14 Molek\u00fcle, also gerade die Wassermenge, von der von Anfang an ausgegangen wurde. In der letztgenannten der beiden Formeln w\u00fcrde sogar der gebildete Chlorwasserstoff (2 HCi) seinen Wasserstoff von der Schwefels\u00e4ure erhalten haben. Anderseits ist es klar und deutlich, \u00abda\u00df die oxydierenden Wirkungen des Chlors nur von seiner Umsetzung mit Wasser herr\u00fchren, bei welcher sich Sauerstoff in seiner reaktionsf\u00e4higsten Form bildet: H;0 -f~ Cl2 = 2HCl -)- 0\u00bb.3) Die Teilnahme des Wassers an der Reaktion mu\u00df somit angegeben werden, wenn ein wahrheitsgem\u00e4\u00dfes Bild des Verlaufes der Reaktion gegeben werden N,1I- Dies kann man anderseits wieder nicht tun, ohne da\u00df man Kenntnis von dem Molek\u00fcle des Ferrosulfates in der Wasser-\nl) Hammarsten, Kortf. L\u00e4rohok i Farm. Komi, S. 165.\n*) Ausf\u00fchrlich. Lehrbuch der Pharm. Chemie von Prof Dr Ernst \u2022Schmidt, S. 216.\n3) Lehrb- d. Anorg. Chem. v. Prof. Dr. H. Erdmann, S. 273.","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"276\tC. E. Carlson,\nl\u00f6sung hat. Aus obenerw\u00e4hnten Gr\u00fcnden w\u00fcrde diese Formel vi O \u2014\nsein: S \u2014 \u00ab \u00bb\toder besserer \u00dcbersichtlichkeit wegen-\n[Fe(OH)2 -J h2SOJ.\nMit dieser Formel ist es leicht, den Verlauf der Reaktion mit Chlor anschaulich zu machen, n\u00e4mlich folgenderma\u00dfen:\n[FefOHu -j- HjSOJ H.,0 + CI = FefOH), + H,SOt + HCl Ferrihydroxyd findet sich hierin sogenanntem kolloidalen' Zustande und wird angesehen durch Hydrolyse entstanden zu sein.\nOstwald1) bemerkt hier\u00fcber: \u00abDoch zeigen die meisten Ferrisalze in w\u00e4sseriger L\u00f6sung gelbe bis braunrote Farbe. Diese r\u00fchrt aber nicht von Ferriion her, sondern von vorhandenem Ferrihydroxyd, welches sich im kolloidalen Zustande gel\u00f6st verbindet. Die regelm\u00e4\u00dfige Bildung dieses Bestandteils erfolgt, weil Ferrihydroxyd, Fe(\u00dcH>3, eine sehr schwache Base ist und daher durch die hydrolytische Wirkung des L\u00f6sungs-wassers (S. 255) aus den Salzen ausgespaltet wird.\u00bb\nFolgende Einwendung gegen den von mir aufgestellh n Oxydationsverlauf von Ferrosulfat mittels Chlor kann ja vorgebracht werden, da\u00df Sauerstoff keine Rolle bei der Oxydation zu spielen schien. Wahrscheinlich bildet sich in diesem Falle kein Sauerstoff, sondern Hydroxyl nach der allgemeinen Regel, da\u00df die unbest\u00e4ndigsten Vereinigungen zuerst gebildet werde\u00bb.\nIndessen oxydiert sich eine Ferrosulfatl\u00f6sung bereits durch Einwirkung des Sauerstoffs der Luft. Hier\u00fcber schreibt Oswald:2) \u00abAuch beim Stehen an der Luft verwandeln sich Ferro-salze in Ferrisalze. Hierbei beteiligt sich der Sauerstoff der Luft, indem er mit dem Wasser Hydroxylion bildet und so das negative Ion liefert, welches gleichzeitig entstehen mu\u00df, wenn die positive Ladung des Ferroions vermehrt wird. Der Vorgang kann durch die Gleichung dargestellt werden:\n4Fe -f- 02 + 2II20 \u2014 4Fe * *-f 40H'\u00bb.\nSchreibt man nun den Oxydationsverlauf mit Ferrosulfat statt Jessen und ohne elektrolytische Bezeichnung^ so findet\n\u2018 Grundlin. d. Anorg. Chem. von W. Ostwald, S. 575.\n*) Grundlin. d. Anorg. Chem. von W. Ostvvald, S. 570.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\n277\nman leicht die \u00dcbereinstimmung, die statthat mit der Vorhergehenden elektrolytisch bezeichneten Formel: j Ft\u00bb11 (OHi.,\tI12S04] + ()2 -f 2H20 = 4Fein(OH)s ; iH2SU4.\nDer Oxydationsverlauf von Ferrosulfat w\u00fcrde somit eine einfache Erkl\u00e4rung erhalten und k\u00f6nnte demgem\u00e4\u00df v\u00f6llig er-.*\u25a01 '1 l\u00fcpfend veranschaulicht werden durch die hierf\u00fcr aufgestellte Fimmel.\nAls Konsequenz des eben erw\u00e4hnten Falles w\u00fcrden, wie klar auf der Hand liegt, auch \u00e4ndert* Schlu\u00dfs\u00e4tze gezogen werden k\u00f6nnen. Da diese \\ erh\u00e4ltnisse aber streng genommen ander dem K\u00e4hmen dieses Aufsatzes liegen, werden sie hier nicht weiter erw\u00e4hnt.\nIch ber\u00fchre daher in meinen Schlu\u00dfausf\u00fchrungeil mit einigen Worten die Guajakblutprobe.\nd\u00fcrfte wohl ohne weiteres als ausgemacht angesehen werden, da\u00df nunmehr nach Kenntnisnahme voiV obenerw\u00e4hnten Verh\u00e4ltnissen die Ansicht, da\u00df eine \u00dcberf\u00fchrung von sei es <>xon oder Hydroxyl von seiten des Blutes auf die Guajak-tinktur bei Vorhandensein von \u00abozonhaltigem* Terpentin\u00f6l oder Wasserstoffperoxyd m\u00f6glich sei. nicht l\u00e4nger mehr als haltbar gelten kann.\nWasser mu\u00df wahrscheinlich gebildet werden, wenn eine \u2022Illauf\u00e4rbung der Tinktur stattfinden soll. Also mu\u00df Blut -f- Ke-a.cus Wasser bilden. Dies ist auf zweierlei Weise denkbar. Entweder so, da\u00df das Terpentin\u00f6l Sauerstoff oder Hydroxyl al.gibt und das Blut Wasserstoff oder aber, da\u00df das Blut Sauer->t\"l\u00ee bezw. Hydroxyl und das Terpentin\u00f6l Wasserstoff abgibt.\nDurch die Arbeiten einer gro\u00dfen Anzahl von Forschern 1-1 es klar geworden, da\u00df vor allein im Blute, aber auch in verschiedenen tierischen Geweben oder Zellen eine Menge von unges\u00e4ttigten Verbindungen Vorkommen, die zur Aufnahme von aueistoll bef\u00e4higt sind: man hat diesen den Namen Oxydasen Mgelegt. Da diese Oxydasen \u00e4u\u00dferst leicht oxydiert werden, !ll|i!> es nur im Anschl\u00fcsse an die oben aufgestellte Alternative 'las Blut sein oder richtiger vielleicht die in diesem vorkommenden Gxydasen, die der Sauerstoff bezw. das Hydroxyl dem ozoni-H-rten* Terpentin\u00f6l entnehmen und damit Wasser bilden, welches","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\nC. E. Carlson,\ndann weiterhin wiederum die Ursache der Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur darstellt.\nFolgende Versuche bekr\u00e4ftigen, scheint es mir, diese Annahme in wesentlichem Ma\u00dfe.\nSind die Oxydasen leicht oxydierbare, m\u00fcssen sie auf der andern Seite kr\u00e4ftige Reduktionsmittel sein. Es ist daher denkbar, da\u00df ein stark reduzierend wirkender Stoff plus \u00ab ozonhaltigem \u00bb Terpentin\u00f6l oder Wasserstoffperoxyd die Guajaktinktur blauf\u00e4rben wird. Einen solchen Stoff haben wir, wie bekannt, im Traubenzucker. Reduktionen mit Traubenzucker gehen nun bekanntlich nicht in der K\u00e4lte vor sich, sondern eine Erw\u00e4rmung ist vonn\u00f6ten.\nWurde eine L\u00f6sung von Traubenzucker nach ihrer Versetzung mit Guajaktinktur fast bis zum Siedepunkt erhitzt, w urde dann der Mischung eine Wasserstoffperoxydl\u00f6sung oder stark * ozonisierter* Terpentin hinzugesetzt, so entstand Blauf\u00e4rbung der Tinktur. Besonders mit Terpentin wTar sie \u00e4u\u00dferst kr\u00e4ftig\nDer Traubenzucker spielte somit hier die Rolle des Blutes bei der Guajakreaktion. Wasserstoffperoxyd scheint sich \u00fcbrigens in anderer Weise als das Terpentin\u00f6l bei der Guajakreaktion zu verhalten. Man w\u00fcrde somit die Blauf\u00e4rbung der Tinktur hierbei erkl\u00e4ren k\u00f6nnen, indem man sie ganz einfach von einer Wasserbildung abh\u00e4ngig sein l\u00e4\u00dft, bei Zersetzung von H20.\u201e\nUm so weit wie m\u00f6glich die Beschaffenheit des Gases auszuforschen, das sich bei der Mischung von Wasserstoffsuperoxyd mit Blut entwickelt, wurde folgender Versuch angestellt: l\u00fcg Ochsenblut wurden in einem Kolben, der 1000 ccm fa\u00dfte, \u00fcbergossen mit 300 ccm 3\u00b0/oigem Wasserstoffperoxyd. W\u00e4hrend der W\u00e4rmeentwicklung, die hier mit blo\u00dfer Hand wahrnehmbar war, f\u00fcllte sich der Kolben unter gleichzeitiger Schaumbildung wegen der reichlichen Gasentwicklung fast ganz und gar. Ein glimmendes Holzsp\u00e4nchen entz\u00fcndete sich unmittelbar, nachdem es in den mit langem, schmalem Hals versehenen Kolben (\u2018ingef\u00fchrt worden war. Bei erneutem Versuche wurde das entwickelte Gas sowohl in klares Baryt- wie Kalkw\u2019asser \u00fcbergeleitet. Heide erfuhren eine Tr\u00fcbung, nachdem das Gas hineingeleitet worden war.","page":278},{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion. 279\nDas das Kalkwasser tr\u00fcbende Gas, das ja hier Kohlendioxyd rein sollte, k\u00f6nnte sich aber bereits, wie nicht undenkbar ist im Blute befunden haben. Dieses war n\u00e4mlich bereits einen .Monat alt und war, um es vor F\u00e4ulnis zu sch\u00fctzen, mit einigen Tropfen Athvl\u00e4ther versetzt worden. Anderseits d\u00fcrfte der Sauerstoff in statu nascendi wohl zur Bildung von Kohlendioxyd beigetragen haben k\u00f6nnen.\nSollte man demnach eine einigerma\u00dfen sichere St\u00fctze liefern k\u00f6nnen f\u00fcr die Annahme, da\u00df Wasserstoffperoxyd gebildet wird, so w\u00fcrde dieser Umstand selbstverst\u00e4ndlich eine Bedeutung haben f\u00fcr die Erkl\u00e4rung des Oxydationsverlaufes im Tierorganismus.\n\u00abNach Wurster soll sich Wasserstoffsuperoxyd ganz allgemein bei der Lebenst\u00e4tigkeit des pflanzlichen und tierischen Protoplasmas bilden, indessen kann dies noch nicht als sicher bewiesen betrachtet werden.\u00bb1)\n\u00ab Die F\u00e4higkeit der Zellen, Superoxyde und ebenfalls Wasserstoffsuperoxyd zu bilden, ist wenigstens f\u00fcr gewisse Pflanzenorganismen h\u00f6chst wahrscheinlich gemacht worden. Eine H\u00e4ufung in der Zelle von dem bisweilen m\u00f6glicherweise in gr\u00f6\u00dferer Menge gebildeten, als Protoplasmagift wirkenden Wasserstoffsuperoxyds wird dabei, wie man annimmt, durch ein sowohl in der Tier- wie in der Pflanzenzelle allgemein auftretendes Enzym, das nach Loew Katalase benannt wird, verhindert, weil dieser Stoff zersetzt Wasserstoffsuperoxyd, so Sauerstoffmolek\u00fcle frei werden.\u00bb2)\nObwohl der folgende Versuch, die Bildung von Wasserstoffsuperoxyd zu erkl\u00e4ren, nur auf Annahmen gest\u00fctzt ist, so \"age ich es dennoch, auf Grund des dieser Frage entgegengebrachten gro\u00dfen Interesses folgendes anzuf\u00fchren.\nWie bekannt, bildet sich nach folgender Formel Wasser-stoffeuperoxyd :\nBa02 + 1I,S04 = BaS04 -f 11,0, :\nBaO, + H,0 4- CO, = BaCO, -f H,0,.2)\n') Erdmann, Lehrb. d. \u00c4norg. (\u00bbhem., S. 13!).\n*> Hammarsten. Kortfatt. L\u00e4rob. i Fysiol. Kemi, S. 4.\n3) Erdmann, Lehrb. d. Anorg. Chem., S. 144).","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"*280\nE. Carlson.\nWie hieraus hervorgeht, sind es die in statu nascendi gebildeten Wasserstoff- und Sauerstoffmolek\u00fcle, die Wasserstoffsuperoxyd bilden. Indessen wird das letztere auch unter anderen rmst\u00fcnden gebildet, z. B. nach folgendem Satze: \u00abEine wichtige\u00bb Verwendung besteht darin, da\u00df sich metallisches Gold in verd\u00fcnnter L\u00f6sung von Cvankalium unter Mitwirkung des Luftsauerstoffes zu Kaliumgoldcyanid aufl\u00f6st, entsprechend der Formel 2An -fSKCy 20* -f 4H20 = 2KAu(Cy)4 -f 6K0H -j- H*0., Wie aus der Formel ersichtlich ist, bildet sich neben dem Goldsalz Kali und Wasserstoffperoxyd. Es ist schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt worden, da\u00df die Entstehung des letzteren bei Oxydationen durch freien Sauerstoff eine h\u00e4utige Erscheinung ist. \u00bb1)\nW ie aus der Formel hervorgeht, ist demnach Wasserstoffperoxyd aus dem Sauerstoff der Luft und Wasserbruchteilchen entstanden.\nMan sollte sich demgem\u00e4\u00df sehr wohl denken k\u00f6nnen, da\u00df bei der Umsetzung von S\u00e4uren und Basen innerhalb des Tier-organismus die Bruchteile des Wassers OH -f- II sich mit dem eingeatmeten Sauerstoff verbinden oder eventuell ein durch letztere entstandenes organisches Oxyd mit leicht abzugebendem Sauerstoff, so da\u00df sich hierdurch Wasserstoffperoxyd bildete. Die S\u00e4ure ist hier CO., und die Basen Na*C03 und NaHC03. Die letztgenannten sind durch Hydrolyse zerfallen und reagieren alkalisch. Durch Umsetzung mit C02 bei Vorhandensein von Guajakti\u00fcktur wird dieser gebl\u00e4ut: Wasser wird gebildet. Der entstandene Wasserstoffperoxyd w\u00fcrde sofort zerfallen und zwar in der Wreise, da\u00df Sauerstoff in statu nascendi gebildet w\u00fcrde. Dieses w\u00fcrde in der Weise oxydieren, da\u00df sich unmittelbar Kohlens\u00e4ure bildete,' die in ihrer Ordnung wiederum mit Alkalicarbonat umgesetzt wird, so da\u00df die Elemente des Wassers beweglich w\u00fcrden usw. Der Gehalt an Kohlens\u00e4ure w\u00fcrde somit erh\u00f6ht werden, w\u00e4hrend der Sauerstoff, eine Verminderung erf\u00e4hrt heim Verlaufe des Oxydationsprozesses.\nII.\nW\u00fcrde sich somit die auf Grund oben erw\u00e4hnter Reaktionen mit Guajaktinktur von mir gehegte Vermutung als richtig\nU Ostwald, Grundl. d. Anorg. Chem.. S. 175.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\n281\nerweisen, n\u00e4mlich da\u00df ein \u00abOxydationsproze\u00df* mit Wasser-bruchteilen vor sich gegangen ist, so w\u00fcrde diese Beobachtung nicht ohne wesentliche Bedeutung f\u00fcr die Auffassung von einer ganzen Keihe chemischer Prozesse hei den Organismen sein.\nI\u00ab li lasse deswegen hier\u00fcber einige Andeutungen folgen.\nDa die au\u00dferordentlich wichtige Rolle ja bekannt ist. die Sauer- und Wasserstoff im Pflanzen- wie im Tierleben spielen abgesehen von einer geringen Anzahl andrer Kl einen te, machen ja Sauer- und W asserstoff die niemals fehlenden Bestandteile in sozusagen fast allen innerhalb des Organismus gebildeten organischen Vereinigungen aus \u2014, kann man die Frage auf-wnTen: ln welcher Weise macht sielt die lebende Zelle aus iluvr Umgebung diese f\u00fcr ihre Entwicklung notwendigen Grundstoffe zunutze?\nEs ist klar, da\u00df au\u00dfer dem Sauerstoffe der Luft das Wasser das vornehmste Baumaterial abgeben mu\u00df, ohne welches ja weder Tier noch Pflanze zu leben vermag.\nAnderseits liegt es klar auf der Hand, da\u00df die Organismen vor allem die Pflanzen \u2014 die Tierwelt hat ja ihre Existenz \u00ablen innerhalb der pflanzlichen Organismen gemachten Synthesen zu danken \u2014 sich nicht vom Wasser als solchem aufbauen k\u00f6nnen, ebensowenig wie ein Geb\u00e4ude aufgef\u00fchrt.'werden kann' v'-tf Felsgestein, ohne da\u00df es zersl\u00fcckt wird, sondern die Brucli->t\u00abicke des Wassers m\u00fcssen auf die eine oder andre W\"eise im Laboratorium der Pflanze zug\u00e4nglich, ich m\u00f6chte,sagen \u00abmundgerecht\u00bb gemacht werden, damit eine Synthese \u00fcberhaupt zustande kommen kann.\nDa ich nun glaube, bewiesen zu haben, da\u00df Guajakharz, rine in der Pflanzenwelt gebildete Substanz, eine wesentliche Beeinflussung erf\u00e4hrt bei der Umsetzung von S\u00e4uren und Basen miteinander, so ist anzunehmen, da\u00df die Natur diese Methode ni' ht verschm\u00e4ht f\u00fcr den Aufbau oder eventuell auch Abbau solcher Substanzen, die f\u00fcr die harmonische Entwicklung des brbens n\u00f6tig sind.\nEs sind demgem\u00e4\u00df die durch Umsetzung der S\u00e4uren und Ihtsen frei gewordenen Elemente des Wassers, Sauerstoff und Wasserstoff, die hierbei in Frage kommen. Da\u00df ein derartiger","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nC. E. Carlson,\nUmsatz in der Tierwelt in mehr ausgedehntem Grade denkbar ist mit Hilfe der fl\u00fcchtigen, gasf\u00f6rmigen Kohlens\u00e4ure, habe ich oben angedeutet.\nGilt es aber die Pflanzen, so findet auch hier zweifelsohne eine derartige Umsetzung statt, aber wahrscheinlich in so beschr\u00e4nktem Grade, da\u00df eine Bedeutung ihr nicht zugemessen werden kann.\nDie Natur mu\u00df, das liegt auf der Hand, einen anderen Ausweg haben, um die Elemente des Wassers beweglich zu machen, d. h. sie in einen solchen Zustand zu versetzen, der sie f\u00fcr die Aufnahme zwecks Aufbau von Synthesen geeignet macht.\nOhne da\u00df ich mich auf einen speziellen Fall berufen kann, in dem diese erw\u00e4hnten Wasserteilchen f\u00fcr Erhaltung einer Synthese innerhalb der Organismen zur Anwendung gekommen sind, kommt es mir doch vor, als ob man diese Verh\u00e4ltnisse bisher \u00fcbersehen oder ihnen doch zu wenig Beobachtung geschenkt hat, wenn es z. B. die Erkl\u00e4rung der Entstehung von Kohlehydraten, Fett und Eiwei\u00dfstoffen in der Pflanzenwelt gilt, von denen die beiden ersterw\u00e4hnten Gruppen ja ausschlie\u00dflich von Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff gebildet werden.\nIch werde mir daher erlauben, im folgenden einige F\u00e4lle anzuf\u00fchren, wobei, wie mich bed\u00fcnken will, die Annahme, da\u00df die Elemente des Wassers beweglich werden, nicht der St\u00fctze ermangelt.\nVor allem schien ja die Kohlens\u00e4ure, wie oben erw\u00e4hnt, diese Eigenschaft zu besitzen, auf Grund ihrer physikalischen Eigenschaften. Die Reaktion aber ging nicht mit der Geschwindigkeit vor sich, die vermutet wurde (vgl. S. 265), sondern erst nach Verlauf einiger Zeit. Zur Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung wurde verschiedenen Ansichten Raum gegeben. Anders kann die Sache liegen in der Zelle, wo etwa osmotischem Druck. Permeabilit\u00e4t usw. eine wichtige Rolle zugemessen werden k\u00f6nnte in dieser Hinsicht, und zwar so, da\u00df H2C03 zerf\u00e4llt in IU-f 0 + C02 oder in H-f OH-f C02.\nEine au\u00dferordentlich wichtige Rolle spielen, wie bekannt, die Enzyme bei den Lebensfunktionen der Organismen. Diese","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntns des Mechanismus der Guajakreaktion. 283\n<ind ihrer chemischen Konstitution nach unbekannt. So viel wei\u00df man indessen, da\u00df ein gro\u00dfer Teil davon hydrolytische \\\\ irkung besitzt, d. h. sie k\u00f6nnen durch ihre blo\u00dfe Gegenwart die Spaltung gewisser Stoffe herbeif\u00fchren, wobei eine Aufnahme der Elemente des Wassers stattfindet.\n\u00abSolche Spaltungen, die eine wichtige Rolle im Tierorganismus spielen, die am h\u00e4ufigsten beim Studium des Ver-dauungsprozesses begegnen, sind z. B. die Umsetzung der St\u00e4rke in Mucker, sowie die Zerteilung eines neutralen Fettes in die entsprechende Fetts\u00e4ure und Glycerin:\nC,H\u00bb(CI,Htt01jl -f 3 H20 = C3H803 -f 3 (C18HMOji.\u00bb ')\nIn derselben Weise wie das neutrale Fett bei Vorhandensein von einem lipolytischen Ferment, so zerf\u00e4llt auch die St\u00e4rke in Gegenwart von Diastase in einfachere Verbindungen. Dies geschieht auch bei Hydrolyse. \u00abDie St\u00e4rke l\u00e4\u00dft sich unter dem Einflu\u00df sogenannter Enzyme in Maltose \u00fcherfiihren, welche durch Aufnahme von 1 Molek\u00fcl Wasser in 2 Molek\u00fcle Glukose \u00fcbergeht:\nCijHjsOj, HjO = 2 C6H,jO,> *)\nMaltose\tGlukose.\nln derselben Weise verh\u00e4lt sich Invertase. \u00abDie Hefe enth\u00e4lt ein Enzym, die Invertase, welche den Rohrzucker zun\u00e4chst in Fruktose und Glukose spaltet.\u00bb\nWie aus den Formeln ersichtlich ist, sind es hierbei nur die Elemente des Wassers, die in Frage kommen.\nVon diesen oben besprochenen Enzymen ist es mindestens bekannt, da\u00df die Diastase die F\u00e4higkeit besitzt, Guajaktinktur ildaii zu f\u00e4rben. Dies wird unter anderem auch in einer interessanten Arbeit von Leo Liebermann erw\u00e4hnt.3) Interessant ist es zu sehen, mit welcher au\u00dferordentlichen Sch\u00e4rfe nur ein Malzauszug mit Wasser die Guajaktinktur blaularbt.\n') Hammarsten, Kortfatt. L\u00e4rob. i Fysiol. Kcmi, S. \u00df.\n') Lehrb. d. Organ. Chem. von Prof. Dr. A. F. tioliemann S 50 Leipzig 1902). Ebenda, S. 247.\n3) Leo Liebermann, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Fermentwirkung \" nn 190'G Separatdruck aus dem Arch. f. gez. Physiologie, Bd. CIV.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nC. E. Garlson,\nIm \u00fcbrigen sagt Julius Wiesner:1) -Diastase und \u00fcberhaupt alle Fermente (Enzyme) bl\u00e4uen die Guajaktinktur.\u00bb\nFs scheint mir, man kann nicht umhin, einen Zusammen\u00ab hang anzunehmen zwischen diesen Erscheinungen und der oben erw\u00e4hnten. Die Eigenschaften der Enzyme (wenigstens der hydrolytischen),1 Zucker zu spalten usw., w\u00fcrde demgem\u00e4\u00df darin bestellen k\u00f6nnen, da\u00df sie die Bruchteilehen des Wasser* />< -sonders labil (jebunden enthalten, so da\u00df diese aiifyenoninicu werden von Zucker ustr.\nDa nun, wie bekannt, eine \u00e4u\u00dferst geringe Menge eines Enzyms die Umsetzung einer gro\u00dfen Quantit\u00e4t eines anderen Sto\u00dfes erm\u00f6glichen kann, mu\u00df man die Sache wohl so betrachten, da\u00df das Enzym die F\u00e4higkeit besitzt, nach Abgabe der Elemente des Wassers aufs neue Wasser aufzunehmen und die Elemente der Wassermolek\u00fcle wiederum beweglich zu machen zum Zwecke kontinuierlicher Aufnahme des Stoffes, der zerfallen soll.\nDa\u00df das Vorhandensein einer S\u00e4ure, z. B. der Kohlens\u00e4ure. aufgrund des oben Gesagten zur Abgabe und stetiger Neuaufnahme dieser mit beweglichen Elementen versehenen Wassermolek\u00fcle beitragen k\u00f6nnte, ist nicht undenkbar. -1\nNun k\u00f6nnen verd\u00fcnnte S\u00e4uren, mindestens durch Kochen. Bohrzucker invertieren. Diese sollten somit auch Wassermolek\u00fcle mit beweglichen Elementen enthalten.\nHier mu\u00df auch auf die durchgehende \u00dcbereinstimmung hingewiesen werden, die man vorgefunden hat zwischen Enzymen und kolloidalen L\u00f6sungen von Metallen, wie sie von Bredig dargestellt worden sind. Die Guajaktinktur wird durch kolloidales Platin3) wie durch Diastase gebl\u00e4ut. Die kolloidale PI a tim\n') Julius Wiesner. Die Rohstoffe des Pflanzenreiches. 2. Au\u2019!. Rd. I, S. HOI. Wiesner und M. Bamberger.\nMan vergleiche nun weiter unten die Bedeutung, die ich <l- n Salzen heiniessen konnte auf Grund fortgesetzter Versuche und der m dabei ergehenden, mir, als ich dies niederschrieb, noch .unbekannt i Resultate.\n3 Siehe t her die Guajakreaktion des kolloidalen Plat i > von Leo Liebermann. Separatabdr. aus dem Arch, f\u00fcr die gesaiioot*-Physiol., Rd. CIV, S. 2HH (Ronn 1904).","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"285\nZur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\n. Idling w\u00fcrde somit ebenfalls Wassermolek\u00fcle mit leicht beweglichen Elementen enthalten und mithin w\u00e4re hier eine Kr- ) ki\u00e4rung gewonnen f\u00fcr die sogenannte katalytische Wirkung\ndieser L\u00f6sung.\nIII.\nNach Abschlu\u00df obiger Arbeit habe ich einige Versuche a it'gef\u00fchrt, die zu erw\u00e4hnen ich nicht unterlassen mochte, da rie mir zum gr\u00f6\u00dften Teile die oben vorgetragenen Ansichten x i bekr\u00e4ftigen scheinen.\nMein Gedankengang war etwa: Verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure sowohl wie verd\u00fcnnte S\u00e4uren \u00fcberhaupt haben die F\u00e4higkeit, b. im Kochen Kohrzucker zu invertieren, so da\u00df Traubenzucker und Fruchtzucker gebildet wird gem\u00e4\u00df nachstehender Formel :\nCiJI#2On ;\t;\nIn derselben Weise geht die Verseifung von Estern vor Meli unter, dem Einflu\u00df von S\u00e4uren nach der Gleichung:\nCH;C()0C2H5 4- H,0 \u2014 CH/XHJH : GJLOII. \u201d \u00fcber den letzterw\u00e4hnten Verlauf hat man bekanntlich die Ansicht, wie sie etwa in folgendem Zitat, das aus Hol lern ans Lehrbuch der organ. Chemie (S. 107 > geholt i>t, zum Ausdruck gelangt: -Die zugesetzte S\u00e4ure \u00fcbt also nur eine katalytische Wirkung aus. Hieraus folgt, da\u00df die Gegenwart der Minerals\u00e4ure die Verseifung nur beschleunigt und das gleiche Ib sultat mit reinem Wasser zu erzielen sein mu\u00df, wenn auch :n au\u00dferordentlich viel l\u00e4ngerer Zeit. Die Geschwindigkeit, mit dm* Ester durch S\u00e4uren verseift werden, ist in sehr hohem Mali von der Natur der zugef\u00fcgten S\u00e4ure abh\u00e4ngig. Starke > mren verseifen schnell, schwache nur langsam. Es hat sich g* /'dgt. da\u00df die Geschwindigkeit v\u00f6llig durch den Grad der Ionisation bedingt wird. Hieraus darf man schlie\u00dfen, da\u00df Mur das \\\\ asserstoffion verseifend wirkt, da dieses en S\u00e4uren gemeinschaftlich ist. 1 \u00bb\nAuf Grund der obigen Darlegungen ziehe ich den Schlu\u00df-da\u00df die S\u00e4uren (z. K. Schwefels\u00e4ure) ebenfalls Wasser-molek\u00fcle mit beweglichen Sauer- und Wasserstoffatomen ent-\n1 Im Original nicht gesperrt gedruckt.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nC. E. Carlson,\nhalten m\u00fcssen. Also mu\u00df verd\u00fcnnte Schwefels\u00e4ure auch Guajak-tinktur bl\u00e4uen. Dies ist aber nicht der Fall.\nDie Versuche in dieser Hinsicht wurden mit nur Schwefels\u00e4ure und Oxals\u00e4ure ausgel\u00fchrt, und es kamen sowohl 5\u00b0/\u00abige L\u00f6sungen wie aufs \u00e4u\u00dferste verd\u00fcnnte vor, ohne da\u00df jedoch eine Blauf\u00e4rbung der Guajaktinktur zustande kam.\nDas Ausbleiben der Bl\u00e4uung braucht man anderseits keineswegs anzusehen als Beweis daf\u00fcr, da\u00df die erw\u00e4hnten S\u00e4uren keine beweglichen Wassermolek\u00fcle enthalten. Man kann sich diese n\u00e4mlich als so fest gebunden denken, da\u00df eine Abgabe verhindert wird. Die S\u00e4uren sind ja \u00fcberhaupt an und f\u00fcr sich selbst als wasserraubende Stoffe zu betrachten. Eine Verst\u00e4rkung der Reaktion durch Erhitzung kann hier nicht stattfinden, da der blaue Farbstoif durch Kochen mit S\u00e4uren zerst\u00f6rt werden w\u00fcrde.\nIndessen tritt die Verseifung auch ein mit Basen. Hier\u00fcber schreibt Holle man:1) \u00abDie Verseifung durch Basen erfolgt nach der Gleichung:\nCH3.COAH5 + NaOH = CHj.COjNa + C2H5OH. Dieselbe ist also ebenfalls eine bimolekulare Reaktion, f\u00fcr welche die obige Gleichung gilt.\nDie Verseifungsgeschwindigkeit f\u00fcr Basen ist sehr viel gr\u00f6\u00dfer als die f\u00fcr S\u00e4uren. Auch bei den Basen ist die Verseifungsgeschwindigkeit von der elektrolytischen Dissoziation sehr stark abh\u00e4ngig. Ammoniumhydroxyd z. B., welches viel weniger dissoziiert ist als Kali oder Natron, verseift auch sehr viel langsamer als die letzteren. Bei den Basen ist es folglich das allen gemeinsame Hydroxylion, welches verseifend wirkt.\u00bb2) Hier sind es also die Hydroxylionen, die verseifend wirken, oben war es, wie ich mit kursiv schrieb, die Wasserstoffionen, die verseifend wirkten.\nWie zuvor erw\u00e4hnt, erhielt man mit Alkalien und Ammoniak gelbbraune L\u00f6sungen in Gegenwart von Guajaktinktur. Erst mit R\u00fccksicht auf die besagten Verh\u00e4ltnisse wurden sehr starke Verd\u00fcnnungen vorgenommen. Hierbei wies es sich, da!\u00bb\n*) 1. c.\n*) Im Original nicht gesperrt gedruckt.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\n287\n- \u00bbwohl mit Ammoniak wie mit Kali- und Natronhydroxyd blaue Lr\u00bb?ungen mit Guajaktinktur zu erhalten sind, und zwar trat die blaue Farbe sogleich hervor. Auf Grund dieser Tatsache Melle ich mir vor, da\u00df sowohl Ammoniak wie Kali- und Natronlauge bewegliche Wassermolek\u00fcle enthalten, die im Gegens\u00e4tze zu denen der S\u00e4uren leichter abgeben werden k\u00f6nnen an die Guajaktinktur.\n])ie*e beweglichen Wassermolek\u00fc/e scheinen mir die Ursache :u sein, da\u00df eine Verseifung der Etter statt find et bei Vorhanden-<ein von S\u00e4uren und Basen.\nIndessen ist es ja bekannt, wie schon oben nach Hollern an zitiert wurde, da\u00df dasselbe Ergebnis bei der Verseifung Gntritt, wenn nur reines Wasser zur Verwendung kommt ohne i'\u2018glichen Zusatz von S\u00e4ure oder Base. Die Verseifung geht in diesem Falle bei weitem langsamer vor sich.\nDies scheint mir darauf hinzudeuten, da\u00df auch das Wasser Mbst derartige oben besprochene bewegliche Wassermolek\u00fcle enthalten mu\u00df. Infolgedessen mu\u00df ja die Guajaktinktur auch durch Wasser allein gebl\u00e4ut werden. Folgende Versuche zeigen, wie es sich hiermit verh\u00e4lt.\n1500 ccm Aqua destillata wurden ungef\u00e4hr eine halbe Stunde gekocht, damit Luft und Kohlens\u00e4ure herausgetrieben werden. In zwei Becher, von denen jeder ca. 500 ccm fassen konnte, wurden 3 ccm Guajaktinktur eingemessen, Das eine Glas wurde mit dem kochend hei\u00dfen Wasser gef\u00fcllt, w\u00e4hrend in das andere der Best davon eingegossen wurde, erst nachdem dieser m Eiswasser bis auf etwa 15\u00b0 C. abgek\u00fchlt worden war. Die Mischung mit warmem Wasser nahm unmittelbar eine veilchenblaue Farbe an, w\u00e4hrend die mit kaltem Wasser hergestellte * ne milchige Tr\u00fcbung zeigte. Die beiden Mischungen verhielten 'ich nach 3\u00f6st\u00fcndiger Observationszeit noch in ganz derselben Weise.\nM\u00f6glicherweise k\u00f6nnte die Theorie der elektrolytischen Dissoziation eine Erkl\u00e4rung des letztgenannten Versuches liefern.\nMan sagt n\u00e4mlich: das Wasser selbst ist ein \u00e4u\u00dferst hwacher Elektrolyt. Nichts destoweniger kann man seine Dissoziation sehr genau bestimmen. Wie man herausgefunden\nH 'l'l\u2019e-Seyler\u2019s Zeitschrift t. physiol. Chemie. LV.\t2U","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nC. E. Carlson.\nhat, betr\u00e4gt diese bei 25\u00b0 C. 1,07\tIO-', d. h. 10 Millionen\nLiter Wasser enthalten etwa 1 g Wasserstotfionen. Mit diesem geringen Ionenprodukt, j+H] [\u201c0H| = 1,11 \u2022 10~u, nimmt das Wasser an chemischen Reaktionen teil, bei gesteigerter Temperatur nimmt die Spaltung des Wassers in seine Ionen mit ca. 8 \"; o f\u00fcr jeden Grad zu.\nNach Ausf\u00fchrung obenerw\u00e4hnter Versuche konnte ieh e< nicht unterlassen, weitere Experimente anzustellen mit neutralen Salzl\u00f6sungen. Es schien mir nicht unwahrscheinlich, dal) auch die Salze bewegliche Wassermolek\u00fcle mit sich f\u00fchrten. Diese m\u00fc\u00dften in diesem Falle von Harz der Guajaktinktur aufgenommen werden k\u00f6nnen.\nDer erste Versuch wurde mit Silbernitrat unternommen. Eine Mischung von \u00dfccm Guajaktinktur mit 500ccm eben vorher gekochten und darauf abgek\u00fchlten destillierten Wassers wurde;: mit ca. 10 Tropfen Silbernitratl\u00f6sung (l-)-10j versetzt. Xmli Verlauf von etwa einer Stunde hatte die Mischung eine blaue Farbe angenommen. Nun verh\u00e4lt sich ja das Silbernitrat ganz eigent\u00fcmlich zu organischen Verbindungen \u00fcberhaupt, so dal', ein bestimmter Schlu\u00dfsatz in dieser Hinsicht nicht gezogen werden kann.\nIch machte darauf Versuche mit folgenden Salzen in hegender Weise. Etwa 12 g von jedem NaCl, MgSOl + 711,0. RaiNthj), und ZnSO, + 7H.,0 wurde aufgel\u00f6st jedes f\u00fcr sich in etwa \u00dfOQ ccm ausgekochten und darauf abgek\u00fchlten destilliertem Wassers. Zu den verschiedenen L\u00f6sungen wurden 3 ccm Guajaktinktur gesetzt. Hierbei erwies es sich, da\u00df eine Blauf\u00e4rbung so allm\u00e4hlich einzutreten begann, die sich zuerst geltend machte bei der MgSOrL\u00f6sung. Nach Verlauf von einigen Stunden hatten alle L\u00f6sungen eine veilchenblaue Farbe angenommen.\nIn der Tat hier\u00fcber erstaunt, vermutete ich, da\u00df das Vorhandensein von einem wenig Eisen die Ursache dieser Reaktion sein k\u00f6nnte.\nIch l\u00f6ste deswegen aufs neue 12 g Chlornatrium, welches, nebenbei bemerkt, von der reinsten im Handel1) vorkommenden\n\u2018) Natrium chloratum ehern, pur. pr. anal. (\u00abMercks garantiert reav-Reagenzien\u00bb)\t,","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis dos Mechanismus dei Guajakreaktion.\n\u2022Jstl\nSorte war. in 300 ccm gerade zuvor gekochten und darauf abgek\u00fchlten destillierten Wassers auf.\nIn derselben Weise verfuhr ich mit 12 g kristallisiertem Magnesiumsulfat. Zu beiden L\u00f6sungen wurden 5 ccm lo\u00b0/oige If S( )4 sowie f) ccm einer konzentrierten Rhodankaliuml\u00f6sung hinzugesetzt. Auch nach Verlauf mehrerer Stunden konnte nicht der geringste \\\\ echsel im Rot wahrgenommen werden. Der Versuch wurde von neuem wiederholt mit Chlornatrium, wie ohm angegeben wurde, unter Zusatz von Guajaktinktur, nur mit dem Unterschiede, da\u00df eine Blindprobe mit demselben Wasser auch mit Guajaktinktur versetzt wurde. Nach Verlauf einer Stunde hatte die Chlornatriuml\u00f6sung eine veilchenblaue Farbe angenommen, aber die Blindprobe bestand immer noch aus einer milchigtr\u00fcben Mischung.\nl<\u2018h ziehe hieraus den Schlu\u00df, da\u00df ( h/orneftriuni in n\u00e4sse-i'dl'i' fdismuf bewegliche Wasser inoleki\u2019dc enth\u00e4lt, die von der iiuujakt inktur auf genommen worden sind, und somit die Ursache der veilchenblauen F\u00e4rbung der Mischung gewesen ist.\nDie jetzt angef\u00fchrten Beispiele .scheinen mir daf\u00fcr zu .sprechen, da\u00df sowohl das Wasser selbst wie die Salze und l\u00bbasen die F\u00e4higkeit besitzen, Guajaktinktur zu bl\u00e4uen, wenn auch in gewissen F\u00e4llen eine l\u00e4ngere Frist erforderlich ist, ehe \u2022tie Reaktion zutage tritt.\nVerh\u00e4lt sich die Sache, wie ich annehme und wie es sich au> den erw\u00e4hnten Reaktionen zu ergeben scheint, da\u00df die Guajaktinktur vom Wassermolek\u00fcle mit beweglichen Atomen hl auge f\u00e4rbt wird, so mu\u00df selbstverst\u00e4ndlich dieses Wasser, wie man sich dessen Vorkommen auch vorstellen mag (als Krystall-\u00b0der Hydratwasser), sich in den Molek\u00fclen des Salzes finden.\nDa\u00df dieses Wasser mit seinen beweglichen Molek\u00fclen mi t leiehtabgebbaren Elementen zu dem f\u00fcr alle Salze charakteristischen elektrischen Leitungsverm\u00f6gen und zu den Wanderungen der Ionen beitr\u00e4gt, scheint aus diesem Grund h\u00f6chst nat\u00fcrlich. Man w\u00fcrde, wie mir scheint, eine bessere Erkl\u00e4rung des Auftretens von Sauerstoff und Wasserstoff an der Anode lazw. Kathode durch deren Teilnahme an der Leitung. Mich wili bed\u00fcnken, da\u00df man sonst kaum genau erkl\u00e4ren k\u00f6nnte","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nC. E. Carlson,\nz. I), das Auftreten von Sauerstoff an der Anode bei der Elektrolyse von Chlorwasserstoff oder Chloriden.\nOstwald sagt dar\u00fcber folgendes: Prim\u00e4re und sekund\u00e4re Produkte der Elektrolyse. Wenn man sehr verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure der Elektrolyse unterwirft, so erh\u00e4lt man an der Kathode und zwar nach wie vor Wasserstoff, an der Anode aber erscheint kein Chlor, sondern es tritt an seiner Stoib* eine \u00e4quivalente Menge Sauerstoff auf.\nDies r\u00fchrt daher, da\u00df das Wasser durch Chlor unter Bildung von Chlorwasserstoff uud Sauerstoff zersetzt wird, gem\u00e4\u00df der Reaktion 2H20-J-GL \u2014 4HCl -f-0.2 (S. 175 . Zwar erfolgt dieser Vorgang mit me\u00dfbarer Geschwindigkeit nur im Eichte: wir d\u00fcrfen aber hier wie in \u00e4hnlichen F\u00e4llen annehinen, da\u00df auch ohne das Licht der Vorgang erfolgt, nur sehr langsam: in der Tat l\u00e4\u00dft er sich durch Platin und \u00e4hnliche Katalysatoren auch im Dunkeln bis zur Me\u00dfbarkeit beschleunigen. Man fa\u00dft daher gew\u00f6hnlich das Auftreten des Sauerstoffs bei der Elektrolyse der verd\u00fcnnten Salzs\u00e4ure so auf, da\u00df man annimmt, es werde zuerst Chlor entwickelt, welches dann auf das W asser einwirkt und sich mit diesem zu Sauerstoff und Salzs\u00e4ure umsetzt, und nennt demgem\u00e4\u00df den Sauerstoff ein sekund\u00e4res Produkt der Elektrolyse.\nGegen diese Annahme lassen sich Bedenken geltend machen, .dit\u00bb darauf hinauskommen, da\u00df man durch den Strom Salzs\u00e4ure zersetzen l\u00e4\u00dft, die sich unter gleichen Bedingungen unter Mitwirkung des vorhandenen Wassers wieder bilden soll. Man kann eine solche Annahme durch geeignete Betrachtungen vermeiden, doch sollen diese hier nicht angestclit werden, sondern es wird formell an der eben gegebenen Auffassung festgehalten werden, die zun\u00e4chst keinen 'Nachteil bringt und die Betrachtung vereinfacht.\u00bb1)\nWas nun die Elektrolyse von KOH betrifft, so gestatte ich mir auch aus Ostwalds Lehrbuch folgendes anzuf\u00fchren:\nEbenso kann man Kaliumhydroxydl\u00f6sung elektrolytisch gewinnen, wenn man eine Anode aus irgend einem anderen Metall, z. B. Eisen, anwendet. Dann scheidet sich \u00fcberhaupt kein\n\u2018) Ost wald, Grundl. d. Anorg. C.hem. (Leipzig 1900), S. 202 u. 2oU.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"29 t\nZur Kenntnis des Mechanismus der Guajakre\u00e4ktion.\nKalium aus, sondern nur Wasserstoff, indem gleichzeitig Kaliumhydroxyd entsteht. Es ist schon bemerkt worden (S. 2nd), dal) man diesen Vorgang so auffassen kann, als entst\u00fcnde zuerst \u2022Kalium, welches dann sekund\u00e4r mit Wasser reagiert und Kaliumhydroxyd und Wasserstoff gibt. Eine andere, wahrscheinlich richtigere Auffassung besteht darin, da\u00df man den Wasserstoff als prim\u00e4r ansieht, indem man annimmt, da\u00df das Wasser in kleinen Mengen anwesendes Wasserstoflion entladen wird und Wasserstoff bildet. Die entsprechende Menge Hydroxylion bleibt in der L\u00f6sung und bildet mit dem Kaliumion Kaliumhydroxyd. In dem Ma\u00dfe, als Wasserstoffion hierbei verbraucht wird, bildet sich aus dem Wasser neues. Heide Auffassungen f\u00fchren praktisch zu dem gleichen Ergebnis und die Betrachtungen, welche die eine oder andere als die bessere erscheinen lassen, sollen hier nicht angestellt werden, da nichts an dieser Stelle Wesentliches von ihnen abh\u00e4ngt-1)\nAuf Grund erw\u00e4hnter Umst\u00e4nde d\u00fcrfte es wohl nicht allzu k\u00fchn erscheinen, anzunehmen, da\u00df der Vorgang bei Elektrolyse der Salzs\u00e4ure folgender ist. Chlorwasserstoff nimmt \\\\ asser auf, so da\u00df dessen Molek\u00fcle sich in beweglichem Zustande befinden.2) Bei Einwirkung des elektrischen Stromes geht ein Zerfall vor sich, so da\u00df CI -f- 0 nach der Anode wandern, w\u00e4hrend des Wassers H, -f- Chlorwasserstoffes H nach der Kathode hin\u00fcberwandern. Die Ionen in einer Chlor-natriuml\u00f6sung wr\u00fcrden somit sein Na -j- H2, diese wandern nach der Kathode hin\u00fcber, und CI -f 0, diese wandern nach der Anode.\nIch stelle mir vor, da\u00df die Elektrolyse von KOH nach folgenden Umst\u00e4nden vor sich geht bei Mitwirkung der beweglichen Wassermolek\u00fcle : K + H + H2 wandern nach der Kathode\n') Ostwald, 1. c.. S. 454 und 455.\n2) Man kann sich die Sache ja auch so vorstellen, da\u00df das Wasser selbst durch die S\u00e4ure dissoziiert wird in die Ionen [H H -f 0\") (die Bruchst\u00fccke des Wassers) in \u00e4hnlicher Weise, wie das Wasser die Salz-^ iuie in Ionen H' -f- CI' dissoziiert. Es sind dann diese Ionen [H H* -j-0\"l, < je die Tinktur blauf\u00e4rben, z. \u00df. in einer NaGl-L\u00f6sung. Diese Ionen bilden a]so die beweglichen Wassermolek\u00fcle mit ihren leicht abgebbaren Atomen.","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"C. E. Garlson,\n202\nhin\u00fcber, w\u00e4hrend O 0 sieh nach der Anode ziehen. In derselben Weise z. B. mit Schwefels\u00e4ure in w\u00e4sseriger L\u00f6sung: S04 -f 0 wandern nach der Anode, aber H., -f- H., gehen zur Kathode \u00fcber.\nDa\u00df diese in S\u00e4uren, Basen und vor allem in Salzen vorkonimenden leichtbeweglichen Wassermolek\u00fcle mit leicht abgebbaren Sauerstoff- und Wasserstoffatomen, die ich nachgewiesen zu haben glaube mit der Guajakreaktion, eine sehr wichtige Bolle spielen innerhalb der Organismen, habe ich angedeutet bei Besprechung der Enzyme, die ja eine \u00e4hnliche Reaktion ergaben, obwohl eines intensiveres Grades.\nWenigstens in einem Falle scheint es mir nicht unm\u00f6glich zu sein, eine Erkl\u00e4rung zu bieten, die einen h\u00f6heren Grad von Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich hat als die jetzt gel\u00e4ufige und in den Lehrb\u00fcchern vertretene. Ich habe hier Loebs interessante Untersuchungen im Auge. \u00dcber diese wird in K\u00fcrze von Hamm\u00e4rsten1 ) wie folgt berichtet : \u00abLehrreiche Beispiele der Ionen Wirkung2) hat Loeb geliefert. So hat er, um nur ein Exempel anzuf\u00fchren, gezeigt, da\u00df die befruchteten Eier eines Fisches (Fundulus) sich in einer Kochsalzl\u00f6sung von demselben osmotischen Druck wie das Meerwasser nicht entwickeln. Durch Zusatz von ganz wenig CaS04 wird diese hemmende Wirkung der Salzl\u00f6sung aufgehoben und die Entwicklung geht vor sich.'. Wie das Sulfat wirken auch andere Kalksalze, aber nicht Na2S04 oder andere neutrale Alkalisalze. Das wirksame Mittel bilden also die Calciumionen. In derselben Weise wie Calcium wirken auch geringe Mengen von anderen zweiwertigen und auch dreiwertigen Kationen, w\u00e4hrend dessen die Salze von einwertigen Kationen sich unwirksam erweisen. Es ist also die Valenz der Ionen, die bestimmend ist f\u00fcr ihr Verm\u00f6gen oder Unverm\u00f6gen, die oben erw\u00e4hnte entwicklungshemmende Wirkung des Kochsalzes zu neutralisieren\u00bb.\nEs scheint mir hier nicht unwahrscheinlich, da\u00df die Salz\u00bb1 mit ihren Wassermolek\u00fclen mit beweglichen Elementen hier eine Bolle spielen. Wie aus dem obenerw\u00e4hnten Zitat hervor-\n*) Ham mars ten, Kortfatt. Liirob. i Fysiol. Kemi.\n*) Im Original nicht gesperrt gedruckt.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\n293\ntreht. ist es deutlich, da\u00df die Eier weder Calcium noch irgend ein anderes Metall als solches an und f\u00fcr sich zu ihrer Entwicklung brauchen. Die Grundstoffe, die sie dagegen vor allem n\u00f6tig haben, damit ihre Entwicklung fortschreiten soll, wird, w ie klar ersichtlich ist, Sauerstoff und Wasserstoff und diese d\u00fcrften nur dem umgebenden Wasser entnommen werden k\u00f6nnen.\nNun ist es denkbar, da\u00df Chlornatrium seine beweglichen Molek\u00fcle fester gebunden h\u00e4lt als z. 13. Chlorcalcium (dies ki ystallisiert ja mit \u00f6 H20) oder vielleicht richtiger, da\u00df das Protoplasma der befruchteten Eier sich den Sauer- und Wasser-st\u00ab \u00bb11 erst zunutze machen kann, I alls beide Salze gemeinsam in Wasser Vorkommen.\nWas die dreiwertigen Kationen betrifft, so' ist ja bereits erw\u00e4hnt worden, wie z. 13. die Salze des Eisens mit dreiwertigem Fe die Guajaktinktur bl\u00e4uen. Andre dreiwertige Kationen d\u00fcrften sich in derselben Weise verhalten. Selbst habe ich unter mehrj\u00e4hriger Besch\u00e4ftigung mit Salzl\u00f6sungen beobachten k\u00f6nnen, da\u00df besonders MgCl2- und CaCI2-L\u00d6sungen gro\u00dfe Neigung zeigen zu schimmeln im Vergleiche zu NaCl- und Xa2S04-L\u00f6sungen, obschon die Salzl\u00f6sungen unter gleichen Verh\u00e4ltnissen aufbewahrt wurden und dieselbe Konzentration aufwiesen.\nDiese Erkl\u00e4rung scheint mir nat\u00fcrlicher als die der allzu mystischen Ionwirkungen.\nDie Bedeutung der beweglichen Wassermolek\u00fcle der Salze w\u00fcrde hiernach leicht einzusehen sein. Gleichfalls w\u00fcrde aber hierdurch der ungeheure Wert des \u00fcberall auf unserer Erde vorhandenen Wassers f\u00fcr Entwicklung des pflanzlichen und tierischen Lebens in neuem Lichte erscheinen.\nDa\u00df ich mit einer einzigen Reaktion als Basis die weittragendsten Schl\u00fcsse zu ziehen versuche, wird mir wahrscheinlich den Vorwurf allzugro\u00dfer Vermessenheit eintragcn. Sollte jedoch von mehreren Forschern konstatiert werden, da\u00df wir im Guajakharz ein Reagens besitzen, mit dessen Hilfe man Sozusagen Wasser in Wasser nachweisen kann, so glaube ich, hall diese Reaktion wirksam zur L\u00f6sung der von mir aufgeworfenen Fragen beitragen k\u00f6nnte. Die Guajakreaktion w\u00fcrde","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"295- Carlson. Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion.\ndann eine Bedeutung erlangen in der chemischen Wissenschaft wie die Reaktion eines anderen der Pflanzenwelt entstammenden Stoffes, n\u00e4mlich des Lackmus.\nImmerhin d\u00fcrften meine Beobachtungen ja den Fachgenossen, die dasselbe Gebiet bearbeiten, Anregung bieten nach irgend einer Richtung hin, und in diesem Umstande sehe ich vor allem auch das Recht und die Pflicht, sie schon jetzt einem weiteren Kreise mitzuteilen, so bescheiden sie sich auch auf den ersten Blick noch ausnehmen.","page":294}],"identifier":"lit18689","issued":"1908","language":"de","pages":"260-294","startpages":"260","title":"Zur Kenntnis des Mechanismus der Guajakreaktion nebst Bemerkungen zu den sich daraus ergebenden Schlu\u00dffolgerungen","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:46:08.190332+00:00"}