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{"created":"2022-01-31T13:48:35.708782+00:00","id":"lit18697","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 55: 384-389","fulltext":[{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus\ndes Kaninchens.\nVon\nEmil Abderhalden.\n(Aus il\u00efMii chemischen Institut \u00abl\u00ab*r Universit\u00e4t llerlin.\n(l)t*r Hf\u00eftlaktion zugegangen am 17. M\u00e4rz lOOH.j\nIn oiikt gemeinschaftlich mit Yutaka Teruuelii ^ aus-gefiihrten Untersuchung ist gezeigt worden, da\u00df der Stickstoff von Glycinanhydrid und dl-Alaninanhydrid beim Hunde iuHi Zuf\u00fchrung dieser 2,r)-Diketopiperazine per os als Harnstoll im I rin wiedererscheint, wenigstens stiegen die HarnstofTzalileii entsprechend der in Form der genannten Anhydride vorah-reichien Stickstolfmenge an. Unentschieden blieb, in welcher Weis\u00ab\u00bb diese Anhydrid\u00ab* abgebaut worden waren. Am wahrscheinlichsten erschien die Annahme, da\u00df die Diketopiperazine zun\u00e4chst zu den entsprechenden Dipeptiden aufgespalten und diese dann weiter in die Komponenten \u2014 die Aminos\u00e4uren \u2014 zerlegt worden sind. Diese Aufspaltung k\u00f6nnte schon unter der Einwirkung des alkalischen Pankreas- und speziell Darmsaite.' vor sich gehen. Glycinanhydrid und Alaninanhydrid werden leicht durch Alkali aufgespalten. Direkte Versuche ergaben kein positives Resultat und auch Versuche, 2,5-Diketopiperazine mit Hilfe von Organextrakten aufzuspalten, f\u00fchrten zu keinem sicheren Ergebnis. Wir versuchten, die Frage nach dem Airbau der 2,\u00f4-Diketopiperazine nun auf folgendem Wege zu entscheiden. \u00dcberschwemmt man den tierischen Organismus mit Aminos\u00e4uren, dann wird ein Teil davon im Urin unver\u00e4ndert ausgeschieden. Dies\n') Emil Abderhalden und Yutaka Teruuelii, \u00dcber den Abbau einiger Aminos\u00e4uren und Peptide im Organismus des Hundes, D Zeitschrift. Bd. XLVII. S. 159. 1906.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Abbau von 2.0-l)ikclopi|>erazinen im Organismus. .'i8f>\ntritt namentlich dann ein, wenn racemisehe Aminos\u00e4uren verf\u00fcttert werden. Im Urin erscheint dann ein mehr oder weniger gro\u00dfer Teil der in der Natur nicht vorkommenden Komponente des Racemk\u00f6rpers. Beim Kaninchen gen\u00fcgen, wie es scheint, kleinere Mengen von racemischen Aminos\u00e4uren pro Kilogramm K\u00f6rpergewicht berechnet als beim Hunde. Verf\u00fcttert man einem llumle von etwa 4 kg K\u00f6rpergewicht 10 g dl-Alanin. dann linde! man im Durchschnitt 0-1 g 1-Alanin im Urin. Bei Kaninchen von 1 kg K\u00f6rpergewicht fanden wir nach Verabreichung von 2.5 g dl-Alanin stets 1-Alanin im Urin und zwar 0,1-0,35 g. Wir bemerken zu diesen Zahlen, da\u00df sie sich ausschlie\u00dflich auf die analyse-iciiieii \u00df-Naphthalinsulfoderivate der genannten Aminos\u00e4ure be-zieben. Die Ausbeute an Rohprodukten war stets viel gr\u00f6\u00dfer. Unzweifelhaft kommen auch betr\u00e4chtliche individuelle Schwankungen vor. Es bezieht sich das auch auf den Menschen. W \u00e4hrend in dem einen Falle beim Gesunden schon nach Zufuhr von 10 g dl-Alanin im Urin 1-Alanin auftrat, konnte in anderen F\u00e4llen selbst nach Eingabe von 15 g dl-Alanin h\u00f6chstens andeutungsweise 1-Alanin als \u00df-NaphthalinsuIfoderivat isoliert werden. Es^ sei hierzu erw\u00e4hnt, da\u00df nach gemeinschaftlich mit 0. Dross (Greifswald) ausgef\u00fchrten Untersuchungen der Alkap-tonuriker auf Zufuhr von Glykokoll und dl-Alanin nicht anders reagiert als das normale Individuum. Diese Beobachtungen schienen uns die M\u00f6glichkeit zu ergeben, festzuslellen, ob beim Abbau der 2,5-Diketopiperazine Aminos\u00e4uren entstehen. Ist dies der Fall, dann ist zu erwarten, da\u00df z. B. nach Verf\u00fclterung von dl-Alaninanhydrid 1-Alanin im Urin auftrilt. Die ersten \\ ersuche f\u00fchrten zu keiner Entscheidung. Sie wurden am Hunde ausgef\u00fchrt. Ein 4500 g schwerer Hund erhielt mit Fleisch vermischt 10 g dl-Alaninanhydrid. Dasselbe Tier hatte wiederholt ma l, Eingabe von 10 g dl-Alanin 0,45 g 1-Alanin im Urin ausgeschieden. Nach der Eingabe des genannten Anhydrids war eine Ausscheidung von 1-Alanin nicht zu beobachten. Zwar gab der Harn in der gewohnten Weise mit \u00df-Naphtlmlinsulfo-eblorid behandelt stets eine Reaktion, jedoch war die Menge des gebildeten Derivates so gering, da\u00df eine sichere Identifizierung ganz unm\u00f6glich war. Ein Versuch mit 10 g Glycinanhydrid","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"F.mil Abderhalden.\n38\u00ab\nhatte keinen besseren Erfolg. Auch ein Versuch am Menschen hatte kein eindeutiges Ergebnis. \u00f6ffenbar erfolgt die Resorption der schwer l\u00f6slichen Anhydride sehr langsam, dazu kommt, dal), falls eine Aufspaltung zum entsprechenden Dipeptid erfolgt, dieses wieder in. die Komponenten zerlegt werden m\u00fc\u00dfte. Sn w\u00fcrden nur ganz allm\u00e4lich Aminos\u00e4uren entstehen und eine pl\u00f6tzliche \u00dcberschwemmung, wie nach der Hingabe der Aminos\u00e4uren selbst, w\u00e4re ausgeschlossen.\nWir haben schlie\u00dflich einige Versuche am Kaninchen angef\u00fchrt. Hs ist uns gelungen, nach Einf\u00fchrung gr\u00f6\u00dferer Mengen von (ilyeinanhydrid Glykokoll im Urin nachzuweisen, ferner nach Zuf\u00fchrung von dl-Alaninanhydrid 1-Alanin und nach Hingabe von dl-Serinanhydrid d-Serin. Hs ist uns ferner im ersteren Halle gegl\u00fcckt neben Glykokoll Glycyl-glycin zu gewinnen und im zweiten Falle neben 1-Alanin Alanyl-alanin wahrscheinlich zu machen. Hs ist m\u00f6glich, da\u00df die beobachteten Dipeptide als Beweis daf\u00fcr aufzufassen sind, da\u00df die verf\u00fctterten Anhydride zun\u00e4chst zu den entsprechenden Dipeptid\u00e8n aufgespalten, und diese dann in die Aminos\u00e4uren zerlegt werden. Hs darf jedoch nicht au\u00dfer acht gelassen werden, da\u00df der Urin des Kaninchens alkalisch reagiert und eine sekund\u00e4re Spaltung von etwa mit dem Urin ausgeschiedenen Anhydriden nicht ausgeschlossen ist. Vor allem ist die Gefahr sehr gro\u00df, da\u00df bei der Gewinnung der \u00df-Naphthalinsufoderivate durch Sch\u00fctteln des alkalischen Harns mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid eine Aufspaltung von etwa vorhandenen Anhydriden auftritt. Wir haben uns durch einen Kontrollversuch \u00fcberzeugt, da\u00df durch die angewandte Methode eine Bildung von Dipeptiden aus Anhydriden bei Anwendung von Glycinanhydrid und Alaninanhydrid nicht ausgeschlossen ist. Leider reichte die Menge des isolierten Dipeptids nach Verbitterung von dl-Alaninanhydrid nicht zu einer eindeutigen optischen:-Untersuchung aus. Das Pr\u00e4parat drehte etwas nach rechts. Hs war aber nicht v\u00f6llig rein, wie die Analyse ergab.\nIst somit vorl\u00e4ufig nicht sicher zu entscheiden, ob die isolierten Dipeptide bereits als solche zur Ausscheidung gelangten oder sekund\u00e4r aus ausgeschiedenem Anhydrid entstanden sind, so weist der Befund von Aminos\u00e4uren doch mit gro\u00dfer Wahr-","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"I ber den Abbau von 2.0-Diketttpiperazinen im Organismus.\nscheinlichkeit daraufhin, da\u00df der Abbau der 2,;VDikelopiperaziiie \u00fcber die entsprechenden Dipeptide erfolgt ist. Wir haben uns durch Koutrollversuche \u00fcberzeugt, da\u00df unter den angewandten Bedingungen dem Urin zugesetzte Anhydride und Dipeptide eicht in ihre Komponenten zerlegt werden. Gegen eine derartige sekund\u00e4re Umstellung der isolierten Aminos\u00e4uren spricht auch ohne weiteres der Umstand, da\u00df das isolierte Alanin und Serin optisch aktiv waten, und zwar handelte es sich in beiden fallen um die in der Natur nicht vorkommende Komponente, d. h. um 1-Alanin und d-Serin. Wir wollen nodi die M\u00f6glichkeit in Krw\u00e4gung ziehen, da\u00df der tierische Organismus unter Umst\u00e4nden durch Anhydridbildung aus einem Dipeptid und Aufspaltung des gebildeten 2,f>-Diketopiperazins eine \u00c4nderung in der Struktur eines bestimmten Dipeptids herbeif\u00fchren k\u00f6nnte, ohne einen totalen Abbau bis zu den Aminos\u00e4uren zu bewirken. So k\u00f6nnte er z! B. aus Glyeyl-alanin Glycyl-alaninanhydrid bilden und durch dessen Aufspaltung zu 'Alanyl-glycin gelangen.\nML, \u2022 CH, CO \u2022 MI \u2022 CH(CUS) \u2022 COOII Clvcyl-alanin.\nc.ita-r:U(XH,)\u00bbr:o \u2022 nh \u2022 cn, \u2022 coon Alanyl-glycin.\n/\nCH,. CO\n(Aufspallung1\nMl / NH 53-------*\nN:ocH-ch;,\nGlyeyl-alaninanhydiid.\n^ciu-co -)\u2022 NH \\.\\lt .\\:t)-CH-ciij\n(Aufspaltung) Glvcyl-alaninanhydrid.\nSi\nWir setzen unsere Untersuchungen fort und bollert durch Verwendung von gemischten Anhydriden einen exakteren Kin-blick in derartige Beziehungen zu erhalten.\nZu den Versuchen ist zu bemerken, da\u00df die ganze Menge der Anhydride m\u00f6glichst auf einmal verabreicht wurde. Us war stets mit Schwierigkeiten verkn\u00fcpft, die Produkte zur freiwilligen Aufnahme zu bringen. Wir kneteten sie zum heil mit Brot zusammen, formten kleine Kugeln und f\u00fchrten diese per os ein, zum Teil schwemmten wir die Anhydride in W asser auf und gossen dann das Gemisch durch eine Schlund-\nH\"ppe-Seyler\u2019tf Zeitschrift !. physiol. Chemie. LY.","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"\" .iss\nEmil Abderhalden,\nsonde, ein. Am raschesten kamen wir schlie\u00dflich zum Ziel, indem wir Kohlbl\u00e4tter mit einer d\u00fcnnen Schicht von Gummi arabicum-I/^ung \u00fcberzogen und dann das Anhydrid aufstreuten; Das Kaninchen fra\u00df die Kohlbl\u00e4tter anstandslos und so erreichten wir eine rasche, m\u00fchelose Aufnahme der ganzen Menge des 2,5-Diketopiperazins in kurzer Zeit. Der Urin wurde in einer mit Toluol versetzten Schale aufgel\u00e4ngen. Durch eine Keihe von Kontrollproben \u00fcberzeugten wir uns, da\u00df das Kaninchen. das auffallend reichlich und oft Urin von sich gab, normalerweise keine mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid reagierenden Produkte im Harne enthielt. W\u00e4hrend der Versuche wurde der Urin alle 21 Stunden untersucht. Ks zeigte sich, da\u00df der zuerst gelassene Urin die gr\u00f6\u00dfte Menge Aminos\u00e4uren enthielt. Schon am zweiten Tage war die Ausbeute recht gering und am vierten 'Page lie\u00dfen sich \u00fcberhaupt keine Aminos\u00e4uren mehr nachweisen.\nVersuch 1. Verf\u00fctlerung von 12 g Glycinanhydrid. Isoliert am ersten Tage 0,5 g \u00df-Naphthalinsulfo-glycin, am zweiten Tage <>.15 g und am dritten Tage 0,00 g. Alle drei Pr\u00e4parate sinterten gegen toi0 und schmolzen bei 150\u00b0 (korr.j.\n0.1610 g Substanz gaben 0,3275 g C()8 und 0.0626 g ILO Berechnet f\u00fcr C12Hn04NS:\tGefunden:\n51.31\" , C und l,15\u00b0/o H.\t51.16'\u00b0/o C und 4.21 \u00ab o 11.\nAus der Mutterlauge des \u00df-Naphthalinsulfo-glycins wurde <\u2018ine Verbindung isoliert, die aus kochendem Alkohol beim allm\u00e4hlichen Abk\u00fchlen in Bl\u00e4ttchen krvstallisierte. Ihre Menge betrug 1,5 g. Sie schmolz gegen 180\u2014182\u00b0. Die Analyse gab auf \u00df-Naphthalinsulfo-glyeyl-glycin stimmende Werte.\n0,1158 g Substanz gaben 0,2781 g GO, und 0,0605 g 11,0 Berechnet f\u00fcr C14Hl403N,S:\tGefunden:\n52,17% C und l,35\u00b0/o H. 52,07 > C und 4,61\u00b0/o H.\nUm festzustellen, ob das gewonnene Produkt wirklich die angenommene Zusammensetzung hatte, haben wir 0,75 g der isolierten Verbindung mit 30 ccm 10\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure zwei Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht.l) Wir erhielten nach dem\n') Vgl. Emil Fischer und Emil Abderhalden, Bildung von Polypeptiden bei der Hydrolyse der Proteine, Her. d. Deutschen (\u2019.hem. Gesellsch.. Jg. XL. S. 3518. 1007.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ee ber den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus. 389\nAbstumpfen der Salzs\u00e4ure 0,45 g \u00df-Naphthalinsulfo-glyein, au\u00dferdem haben wir in der Mutterlauge Glykokoll als Esterchlorhydrat nachgewiesen. Das gewonnene \u00df-Naphthalinsulfo-glycin schmolz nach vorherigem Sintern gegen 159\u00b0 (korr.). \u25a0\n01704 g Substanz gaben 0,3528 g 00, und 0.0083 g 11,0 Berechnet f\u00fcr C12Hlt04NS:\tGefunden:\n\u00f64,340/\u00ab C und 4,15\u00ae/\u00ab H. 54,47% C und 4.32\u00b0 o H.\nVersuch 2. Verf\u00fctterung von 10 g dl-Alanin an ein Kaninchen. Isoliert am ersten Tage 0,5 g \u00df-Naphthalinsulfo-1-alanin. Am zweiten und dritten Tage konnten nur noch Spuren finer \u00df-Naphthalinsulfoverbindung gewonnen werden. Das bei 9o\" getrocknete Produkt schmolz zwischen 127 und 128\u00b0 (korr.) und drehte in Alkohol gel\u00f6st nach rechts.\n0,1800 g Substanz gaben 0,3705 g 00* und 0,0783 g H,0 Berechnet f\u00fcr C13Hls04NS:\tGefunden:\n55,91\u00b0/\u00ab 0 und 4,00% H. 50.14\u00b0/\u00ab C und 4.83% H.\nAu\u00dfer dieser Verbindung wurde aus der Mutterlauge ein gegen 175\u00b0 schmelzendes Produkt isoliert, das bei der Hydrolyse mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure \u00df-Naphthalinsulfoalanin lieferte. H\u00f6chstwahrscheinlich lag \u00df-Naphthalinsulfo-alanyl-alanin vor.\nVersuch 3. Verf\u00fcttert 10 g dl-Serinanhydrid. Isoliert <>.75 g p-Nitrobenzoyl-d-serin.1 ) Es zeigte [afjf == \u2014 39,75\u00b0\nin J/i'-n-Natronlauge. E. gegen 190\u00b0 unter Zersetzung.\n0.1423 g Substanz gaben 0,2472 g 00, und 1),0491 g H,0 Berechnet f\u00fcr C10H10O(iN*:\tGefunden:\n47,24% 0 und 3.97\u00b0/\u00ab II. 47.37% C und 3,83% H.\nl) Emil Fischer u. Walter A. Jacobs. Spaltung des racemischen Sums in die optisch-aktiven Komponenten. Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., k. XXXIX. S. 2942, 1900.","page":389}],"identifier":"lit18697","issued":"1908","language":"de","pages":"384-389","startpages":"384","title":"\u00dcber den Abbau von 2,5-Diketopiperazinen im Organismus des Kaninchens","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:35.708787+00:00"}