Open Access
{"created":"2022-01-31T15:15:35.567356+00:00","id":"lit18708","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ga\u00dfmann, Th.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 55: 455-465","fulltext":[{"file":"p0455.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne.\nVon\nDr. Th. Ga\u00dfmann, Z\u00fcrich.\nDer Redaktion zugegangen am 10. April 1908.)\nVeranlassung zu vorliegender Arbeit gab die wiederholt aufgeworfene Frage, wie kommt es, da\u00df die Tierz\u00e4hne im allgemeinen pathologischen Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber viel Widerstandsf\u00e4higer sind als die menschlichen? Damit zusammenh\u00e4ngend i-t fernerhin die Tatsache, da\u00df der menschliche Kiefer selbst Zahne beh\u00e8rbergt, die an Lebensdauer oft die andern und zwar m ein und demselben Kiefer auffallend \u00fcbertreffen. Ich erinnere Zllm \u00dfeispiel nur an die Eckz\u00e4hne; wer h\u00e4tte nicht schon den Mund eines alten M\u00fctterchens, eines Greises gesehen, wo als h ut er Repr\u00e4sentant seiner Kieferinsassen ein Eckzahn sein Dasein fristet. Hinwiederum ist ebenso interessant der umgekehrte Fall, der beim Weisheitszahn zutrifft, ein Zahn, der viel und oft nicht zum Vorschein kommt und, wenn dies geschieht, gew\u00f6hnlich kaum der Alveole entschl\u00fcpft, der Zahnf\u00e4ule anheim fallt. Solche Umst\u00e4nde lie\u00dfen mein Vorgehen, durch chemische Untersuchungen wenn m\u00f6glich hier\u00fcber Licht zu verbreiten, wohl als zweckm\u00e4\u00dfig erscheinen. Es ist bekannt, da\u00df he Z\u00e4hne aus anorganischen und organischen Substanzen und Avar vorwiegend aus anorganischen aufgebaut sind. Unter den \u2022rsteren hat man Phosphors\u00e4ure, Calcium, nebst geringen Mengen von Magnesium und Kohlens\u00e4ure, in noch geringerer Menge Natron, Kalium, Chlor und Spuren von Fluor nachge-\u2022viesen, w\u00e4hrend man die organische Substanz haupts\u00e4chlich us Kollagen nebst wenigen nicht n\u00e4her bestimmten organischen K\u00f6rpern, welche vermutlich von Zahnfibrillen herr\u00fchren, begehend betrachtet hat. Einige wollen sogar Eisen und Schwefel-\nHoppe-Seylers Zeitschrift f. physiol. Chemie. LV.\t32","page":455},{"file":"p0456.txt","language":"de","ocr_de":"456\nTh. Ga\u00dfmann,\ns\u00e4ure gefunden haben, worauf ich sp\u00e4ter zur\u00fcckkommen werde. Was zun\u00e4chst die anorganischen Bestandteile und ihre Quantit\u00e4t betrifft, weist die Literatur zahlreiche, zum Teil sich widersprechende Angaben auf, so namentlich \u00fcber den Fluorgehalt der Z\u00e4hne. Diese Widerspr\u00fcche finden ihre Erkl\u00e4rung in den verschiedenen, zum Teil unvollkommenen Methoden der Fluorbestimmung. Ja einige haben sogar den bei der Analyse sieh ergebenden Fehlbetrag gleich Fluor gesetzt. Da auch gegenw\u00e4rtig die Meinungen der Analytiker \u00fcber den Gehalt der Knochen, sowie der Z\u00e4hne an Fluor ziemlich weit auseinander-gehen, glaube ich eine kurze Zusammenstellung der wesentlichen Angaben folgen lassen zu m\u00fcssen. Das Fluor wurde zuerst von Morichini,1) einem italienischen Chemiker, im Jahr 1802 im Zahnbein des Elephanten entdeckt. John2) fand dasselbe Element etwas sp\u00e4ter in den Knochen des Mammut. Diese Untersuchungen wurden bald darauf von Klaproth3) wiederholt, welcher aber, trotzdem er die Resultate obiger Forscher best\u00e4tigte, das Fluor als Metamorphose von Phosphors\u00e4ure an-sah, was selbstverst\u00e4ndlich unsern gegenw\u00e4rtigen chemischen Anschauungen zuwiderl\u00e4uft. Morichini hinwiederum, dessen erste Arbeit Opposition erweckte, unternahm nunmehr mit Gay-Lussac4) eine Reihe von Analysen von Knochen vorweltlicher Tiere, am frischen Elfenbein, an den Z\u00e4hnen des Menschen und anderer jetzt lebender Tiere. Diese Resultate wurden sodann wieder bestritten von Fourcroy und Vau-quelin,5) welche das Fluor wohl in den Knochensubstanzeil vorweltlicher Tiere fanden, in frischen Knochen dagegen keine Spur dieses Elementes entdecken konnten.\n') Analisi chimica del dente fossile (Memorie di Mathem. et di flsica del le science, Bd. X, S. 166, 1802).\n*) Bullet, de la Soc. imp\u00e9r. des naturalistes de Moscou.\n3)\tUntersuchung eines fossilen Elephantenzahnes auf Flu\u00dfspats\u00e4ui e (Gehlens Horn, Bd. Ill, S. 625, 1804.)\n4)\tLettre \u00e0 M. Berthollet sur la pr\u00e9sence de l\u2019acide fluorique dans les subst. anim. etc. Ann. de Chimie 1805, Bd. L, V, S. 258.\n6) Exper. faites sur l\u2019ivoire frais, sur l\u2019ivoire fossile et sur l\u2019\u00e9mail des dents, pour voir si cette subst. contient de l\u2019acide fluorique. Ann de Chimie 180\u00ab. Bd. L. VII, S. 37.","page":456},{"file":"p0457.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne.\t457\nDieser Ansicht traten nun auch Wollaston und Brnndh ') bei und es blieb so die Frage \u00fcber die Anwesenheit des Fluors in den Z\u00e4hnen und Knochen offen, bis Berzelius*) dasselbe ,-ogar quantitativ bestimmen konnte. Er fand in den Z\u00e4hnen \u25a0IVo, im Email der Zahne 3,2 \u00bb/o Calciumfluorid. Sp\u00e4ter wurde die Frage, ob Fluor in den Z\u00e4hnen vorhanden, von Zalesky,5) Hoppe-Seyler4) und Gabriel5) einer neuen Pr\u00fcfung unterzogen. Zalesky, der sowohl in Menschen- und Tierknochen, wie in Z\u00e4hnen Fluorbestimmungen vornahm, hat uns \u00fcber die Art und Weise seiner Untersuchungen wie \u00fcber den Gehalt an Fluor eingehenden Aufschlu\u00df gegeben.\nAuf den Rat von Hoppe-Seyler hat Zalesky bereits vor 36 Jahren auch die \u00c4tzmethode zur quantitativen Bestimmung von Fluor in Knochenaschen angewandt, indem er in der Warme (bis 100\u00b0) l\u00e4ngere Zeit durch konzentrierte Schwefels\u00e4ure freigemachte Fluorwasserstoffs\u00e4ure auf eine gewogene Menge Kaliglas einwirken lie\u00df und aus der Gewichtdifferenz des Glases, infolge der Bildung von Siliciumfluorid die Menge von Fluor berechnete. Da\u00df eine Gewichtsdifferenz des Glases bei tagelangem Erhitzen mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure auch bei Abwesenheit von Fluorwasserstoffs\u00e4ure entstehen kann, braucht wohl kaum bemerkt zu werden; daher ist das Verfahren nicht einwurfsfrei. Er fand in Menschenknochen und im Zahnschmelz vom fossilen Rhinoceros im Mittel 0,229\u20140,284*;\u00ab Fluor entsprechend 0,4771-0,5922 Calciumfluorid. Nach diesem Prinzip \u2014 durch Gewichtsverlust eines aus b\u00f6hmischem Glas hergestellten Apparates \u2014 hat auch v. Kobel\u00ab) Fluorbestim-mungen ausgef\u00fchrt.\n) Expcr. showing contrary to the Associions of Morichini that the enamel of teeth does not contain fluor acid. Journ. of natural Physiolog Chemistry and the arts by W. Nicholson, lid. XIII, S. 211. 1800.\t*\nLettre \u00e0 \\ auquelin sur le fluorate calcaire cont. dans les os et dans l\u2019urine. Ann. de Chimie 1807, Bd. L, X, S. 250.\nJ HoPPe-Seylers med. chem. Untersuch., 10. 1800.\n) Hoppe-Seylers Arch. f. path. Anatomie u. Physiol.. Bd. XXIV\n6) S. Gabriel, Diese Zeitschrift, Bd. XVIII, S. 257.\n8) v. Kobel, Journ. f. prakt. Chemie, Bd XCII, S. 38; Zeitschrift f- analyt. Chemie, Bd. V, S. 201.","page":457},{"file":"p0458.txt","language":"de","ocr_de":"458\nTh. Ga\u00dfmann,\nHopp e-Sey 1er fand mit Sicherheit Fluor im ausgebildeten Zahnschmelz des Menschen und Schweines, und zwar glaubt er nach der \u00c4tzprobe, da\u00df der Gehalt an Calciumfluorid 2 \u00b0/o nicht erreichen kann. Aus der Tatsache ferner, da\u00df der aus salzsaurer L\u00f6sung des veraschten Schmelzes mit Ammoniak fallende Niederschlag genau der Formel des Ca3(P04)2 entspricht, schlie\u00dft Hopp e-Sey 1er, da\u00df sich nur Spuren von Fluor im Schmelz der Z\u00e4hne befinden. Gabriel f\u00fchrte seine Fluorbestimmungen in Knochenaschen nach der \u00c4tzmethode aus und sch\u00e4tzte den Fluorgehalt nach der St\u00e4rke der \u00c4tz- resp. Hauchbilder. Nach seinen Versuchen kann der Fluorgehalt der Z\u00e4hne nicht h\u00f6her als 0,05 \u00b0/o sein.\nFresenius1) hat mit Recht darauf aufmerksam gemacht, da\u00df schwache Hauchbilder auch bei Abwesenheit von Fluor entstehen k\u00f6nnen. Bei meinen wiederholten Versuchen mit Zahnaschen habe ich nach diesem Verfahren auch bei Anwendung von 2\u20144 g Substanz mit h\u00f6chst konzentrierter Schwefels\u00e4ure keine deutliche \u00c4tzreaktion erhalten. Ich werde hierauf sp\u00e4ter Bezug nehmen. Gar not2) w\u00e4gt das Fluor als Calciumsiliciumfluorid ; die fluorhaltige Substanz wird hierbei mit Quarzsand und konzentrierter Schwefels\u00e4ure zerlegt und das entstandene Siliciumfluorid in 10\u00b0/oige Calciumfluoridl\u00f6sung eingeleitet und dann mit gleichem Volumen 90\u00b0/oigen Alkohols als Calciumsiliciumfluorid gef\u00e4llt. Nach diesem Verfahren haben auch Thomas Wilson, 3) Bemmelen,4) Wrampelmeyer5) Fluor-bestimmungenausgef\u00fchrt. Mittels der W\u00f6hler-Freseniusschen, von Brandi modifizierten Methode sind zahlreiche Fluorbestimmungen mit mehr oder weniger Erfolg ausgef\u00fchrt worden. Die Methode beruht, wie oben erw\u00e4hnt, auf der Zersetzung von Siliciumfluorid mit Wasser zu Kiesels\u00e4ure und Kieselfluor-wasserstofTs\u00e4ure und Bestimmung der letztem. Nach diesem\n*) Fresenius. Quantitative Analyse, 1895, S. 282.\n*1 Carnot, Comptes rend., \u00dfd. CXIV, S. 110.\n3t Wilson, The Americ. Naturalist, 1895, Bd. XXIX.\n4i van Bemmelen, Zeitschrift f. anorg. Chemie, Bd. XV. Ill, S. 8i\u00bb.\n5 Wrampelmeier, Zeitschrift f. anal. Chemie, Bd. XXXII, VIII, S. 150 und Rd. XXXIII, S. 53, 54.","page":458},{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"4\u00f49\nChemische Untersuchungen der Zahne.\nVerfahren haben Brandi und Tappeiner,') Casares und U iegand und namentlich Harms* *) gearbeitet. DievonHempel ausgearbeitete gas-volumetrische Methode, nach der auch der \\erfasser Fluorbestimmungen in der Zahnasche ausgef\u00fchrt hat, besteht darin, das Fluor mittels Erhitzen durch Schwefels\u00e4ure und beigef\u00fcgten Quarzsand in Fluorsilicium \u00fcberzuf\u00fchren und dessen Volumen in einer Gasb\u00fcrette zu messen. Eine gedr\u00e4ngte Zusammenstellung der bis jetzt gefundenen Fluorwerte in Zahn-aschen lasse ich folgen.\n\u201e\tFluor in %\nZalesky in fossil. Rhinoc. Zahnschmelz = o,25i)_____0.308\nCarnot im Elephantenzahn\t__\tq^I\nGabriel in Z\u00e4hnen von Menschen und Tieren = 0,05\u20140,1 Thomas Wilson im Dentin des\tElephanten =\t0,21\nim Menschenzahn\t\u2014\t0,000\nHarms im Hundezahn\t__\nHem pel in Menschenz\u00e4hnen\t=\t0,33\u20140 52\nEin Element, das Chlor, dessen Anwesenheit in den Z\u00e4hnen in fr\u00fcherer Zeit wiederholt bestritten wurde, ist nunmehr als Bestandteil der Z\u00e4hne vollst\u00e4ndig anerkannt.\nDie nun zu l\u00f6sende Aufgabe bestand zun\u00e4chst in der Feststellung der Mengenverh\u00e4ltnisse der anorganischen Bestandteile in den Z\u00e4hnen. Behufs dessen wurden drei Zahnkategorien geschaffen. Selbstredend konnten haupts\u00e4chlich solche in Betracht kommen, von denen zu erwarten war, da\u00df sie m\u00f6glicherweise Differenzen in ihrer Zusammensetzung aufzuweisen haben. Die zur Analyse gelangenden Z\u00e4hne waren:\nBleibende Z\u00e4hne\nEckz\u00e4hne\nWeisheitsz\u00e4hne\nvon Menschen\n\u00bb >\nZ\u00e4hne von 60j\u00e4hrigen >\t\u00bb\nTempor\u00e4re Z\u00e4hne: Milchz\u00e4hne\t>\t\u00bb\nBleibende Z\u00e4hne: Eckz\u00e4hne\tvon Hunden\nVor der Zerkleinerung der Z\u00e4hne im Diamantm\u00f6rser erfolgte die gr\u00fcndliche Reiniguug derselben von zuf\u00e4llig anhaftenden nicht zu den Zahnbestandteilen geh\u00f6renden Stoffen mittels Wasser und \u00c4ther. So konnten mittels mehrfacher\n') Brandi und Tappeiner, Zeitschrift f. Biologie, N F . Bd. X.\n*) Harms, Zeitschrift f. Biologie, Bd. XXXVIII. S. 487","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"400\nTh. Ga\u00dfmann,\nqualitativer Analyse folgende Bestandteile der Z\u00e4hne nachgewiesen werden:\nCalcium\tPhosphors\u00e4ure\nMagnesium\tKohlens\u00e4ure\nKalium\tChlor.\nNatrium\nEine salpetersaure L\u00f6sung von Zahnasche gab auf Zusatz von Barvumchlorid keine Schwefels\u00e4urereaktion, w\u00e4hrend umgekehrt die Pr\u00fcfung auf Eisen mittels Ferrocyankalium dessen Anwesenheit feststellte. Da einerseits die quantitative Bestimmung des Eisens so geringe Werte 0,066\u20140,078 \u00b0/o anfwies, anderseits allgemein angenommen wird, da\u00df dasselbe ein Bestandteil der Ern\u00e4hrungsfl\u00fcssigkeit ist, wurden hier\u00fcber keine weiteren analytischen Daten ermittelt. Die Bestimmung des Calciums, des Magnesiums, der Phosphors\u00e4ure, des Kaliums, Natriums und Chlors wurde nach den \u00fcblichen Methoden, diejenige der Kohlens\u00e4ure nach Fresenius ausgef\u00fchrt.\nDie nach Hem pel scher Methode ausgef\u00fchrten Fluorbestixnmungen\nund deren Resultate.\nBevor ich zur quantitativen Bestimmung des Fluors \u00fcbergehe, m\u00f6chte ich noch kurz die von mir vorgenommenen \u00c4tzproben erw\u00e4hnen. Trotz Anwendung von 2,02 g und 4,78 g sorgf\u00e4ltig veraschter Zahnsubstanz konnte eine eigentliche \u00c4tzreaktion nicht bemerkt werden. Es ist dies um so auffallender, als sonst ganz geringe Mengen von Fluor z. B. 0,0015 g NaFl leichthin mittels der \u00c4tzreaktion erkannt werden. Die von mir nach Angabe von Hem pel ausgef\u00fchrten Fluorbestimmungen ergaben \u00e4hnliche Werte, wie Hem pel sie gefunden. Auf die n\u00e4here Untersuchung des in Wasser aufgel\u00f6sten Gasvolumens hin bezw. des Siliciumfluorides ergab sich aber fatalerweise die Erscheinung, da\u00df das in Wasser aufgel\u00f6ste Gas der Hauptsache nach aus gasf\u00f6rmigem Chlorwasserstoff und nicht aus Siliciumfluorid besteht. Hierauf bez\u00fcgliche Reaktionen, wie Unl\u00f6slichkeit des durch Silbernitrat erzeugten Niederschlages von Silberchlorid in S\u00e4uren, hingegen leichte L\u00f6slichkeit desselben in Ammoniak, keine F\u00e4llung auf Zugabe von Baryum-","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne.\nm\nchlorid best\u00e4tigen obige Annahme vollst\u00e4ndig. Das mittels der HempeIschen, gasvolumetrischen Methode, durch Einwirkung von konzentrierter, zum Kochen erw\u00e4rmter Schwefels\u00e4ure auf die mit Quarzsand gemischte Zahnasche gewonnene Chlor er-^ab 0,34\u00b0/o, ein Wert, der \u00fcbereinstimmt mit meinen nachfolgenden analytischen Daten \u00fcber den Chlorgehalt der Z\u00e4hne. Durch Erw\u00e4rmen der Zahnasche mit konz. Schwefels\u00e4ure konnte ebenfalls gasf\u00f6rmiger Chlorwasserstoff erzeugt werden. Die von Hem pel aufgestellte Hypothese, da\u00df der Fluorgehalt f\u00fcr die gesunden und kranken Z\u00e4hne sprechend w\u00e4re, f\u00e4llt demnach dahin.\nIm Anschlu\u00df an die Resultate \u00fcber den Fluorgehalt in den Z\u00e4hnen lasse ich nunmehr diejenigen der \u00fcbrigen Elemente in Prozenten folgen.\nMenschenz\u00e4hne.\nEckz\u00e4hne.\n>605 g Zahnsubstanz gaben 0,0696 g H20 = 8,09 \u00b0/o H,0.\n0,2243 g Zahnsubstanz gaben 0,0498 g Gl\u00fchverlust\n0.2243 0,555 \u00bb 0,2162 \u00bb 0,4421 \u00bb 0.1208 \u00bb 0,3208 \u00bb 0.3208 \u00bb\n0,0937 \u00bb CaO =* Ca : 0,008 > MgO = Mg : 0,0673 * Pa05 =P04 : 0,0136 \u00bb CO, = C08 : 0,0005 > CI 0,0072 \u00bb KjPtClg = K 0,0062 > NaaS0,-Na\nMenschenz\u00e4hne.\nMilchz\u00e4hne.\n>293 g Zahnsubstanz gaben 0,0727 g H,0 = 8,76 \u00b0/o H80.\n0,1588 g Zahnsubstanz gaben 0,0363 g Gl\u00fchverlust 0.1588 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0659 > CaO = Ca\n22,2 \u2022/\u00ab 29,78\u00b0 0 0,87 \u00b0/o 40,98\u00b0/\u00ab 4,18\u00b0/\u00ab 0,41\u00b0/\u00ab 0,34\u00b0/\u00ab\n0,61 \u00bb/O\n99,37\u00f6/o\n0,243\n0,243\n0,319\n0.2020\n0,3095\n0,3095\n0,0033\n0,0747\n0,0097\n0,00076\n0,0068\n0,0053\n*\tMgO = Mg \u00bb PA = PO<\n*\tCO, \u2014 C03 \u00bbCI\n\u00bb K2PtCl6 = K \u00bb Na2SQ4 =Na\n22,84\u00b0/\u00ab 29,59\u00b0/\u00ab 0,78\u00b0/\u00ab 40,(\u00bb4\u00b0/\u00ab 4,12\u00b0/\u00ab 0,37\u00b0/\u00ab 0,35 \u00b0/\u00ab 0,54\u00b0/\u00ab 99,23\u00ae/\u00ab","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nTh. Ga\u00dfmann,\nMenschenz\u00e4hne.\nWeisheitsz\u00e4hne.\nI.\tAnalyse.\n0,2237 g Zahnsubstanz gaben 0,0151 g HaO = 6,75\u00b0/o HaO.\n0,2237 g Zahnsubstanz gaben 0,041 g Gl\u00fchverlust = 0,2237 >\t*\t\u00bb\t0,0992\t*\tCaO = Ca\t:\n0,175 *\t\u00bb\t\u00bb\t0,0024\t*\tMgO = Mg\t:\n0,175 >\t\u00bb\t\u00bb\t0,0550\t\u00bb\tPa05 = P04\t\u2022\n0,3114 \u00bb\t*\t>\t0,0121\t\u00bb\tCOa = C03\t:\n0,4232 *\t\u00bb\t\u00bb\t0,0017\t\u00bb\tCI\n0,3263 *\t>\t>\t0,0069 \u00bb K2PtCl6 = K\n0,3263 >\t*\t*\t0,0068 \u00bb Na2S04 = Na\nII.\tAnalyse.\n0,334 g Zahnsubstanz gaben 0,0231 g HaO = 6,91\u2022/\u2022 HtO.\n0,2023 g Zahnsubstanz gaben 0,0378 g Gl\u00fchverlust * 0,2023 *\t>.\t*\t0,0903\t*\tCaO = Ca\t=\nMg :\nP04 :\n0,6025 \u00bb\t\u00bb\t>\t0,0223\t>\tC02 = COs\t=\nCI : K : Na :\n18.330, 31.65\u00b0 , 0,80 \u00b0 41.48 \u2022, : 5,29 \u2019 0,4 '\n: 0,33 \u00b0\n: 0.67 V,\n98,95\u00b0\n18.6s3 31.SS 0.80\u00b0 41.48 5.04 .. 0,4 0 j 0.33 0.67\u00b0 99.28 >\nMenschenz\u00e4hne.\nZ\u00e4hne 60j\u00e4hriger.\n0,9606 g Zahnsubstanz gaben 0,0795 g H,0 = 8,27 \u00b0, \u00ab HaO.\n0,3163 g Zahnsubstanz gaben 0,0677 g Gl\u00fchverlust =21.42\u00b0\n0,3163 *\t\u00bb\t\u00bb\t0,134 > CaO = Ca =30,25\n0,3163 *\t>\t\u00bb\t0,0044 \u00bb MgO = Mg = 0,82\n0,3163 \u00bb\t\t>\t0,0985 * P*06 = P04 =41.10\n0,6293 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0200 * CO, = C03 = 4.32\n0,1665 *\t\u00bb\t>\t0.0004 * CI\t= 0,24\u00b0\n0,2906 *\t>\t>\t0,0049 > KjPtClg = K = 0.27\n0,2906 *\t>\t\u00bb\t0,0056 > Na.2S04 =Na= 0.61\n99.03","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne\nTierz\u00e4hne.\nHundez\u00e4hne.\nI. Analyse.\n1,5955 g Zahnsubstanz gaben 0,1751 g H/J = 10.97 \u00ae/o 11,0.\n0,1362 g Zahnsubstanz gaben 0,0354 g Gl\u00fchverlust\n0,1362 \u00bb 0,1362 > 0,1362 > 0,6000 > 0,2536 \u00bb 0,8350 > 0,8350 >\n25.990 > 27.23\n0.0520 \u00bb CaO = Ca 0.0018 > MgU = Mg 0,0105 \u00bb P/). = P0\u00b04 \u2014 39,21 0,0198 , GO, = COj 0,0005 * CI 0,0087.\u00bb K,PtCl, = K 0,0241 \u00bb Na,S04 = Na\n= 0,73'\n= 4.50'\nII. Analyse.\n0,3822 g Zahnsubstanz gaben 0,0424 g H\u201e0 = 11,09% H,0.\n0,2416 g Zahnsubstanz gaben 0,0634 g Gl\u00fchverlust\n0.19 V 0.15 V, 0.94 \u00bb ,\n98,94 \u00b0 o\n0,2416 \u00bb 0,2416 \u00bb 0,3199 \u00bb\n0,1745 \u00bb 0,6923 \u00bb 0,6923 \u00bb\n0,0935 \u00bb CaO = Ca 0.0032 \u00bb MgO = Mg 0.0944 \u00bb P,05* = P04 C03\n0,0003 \u00bb CI 0,0074 \u00bb K2PtClc , K 0,0226 \u00bb Na2S,04 = Na\n26,23\u00b0 , 27,60\u00b0 \u00ab 0,78 V 38,94\u00b0 o 4,50 V 0,1.7\u00b0/* 0,15V 1,05%\n99.42\u00b0 ,\nDie haupts\u00e4chlichsten Ergebnisse vorliegender Untersuchungen.\nAls Ergebnis meiner Untersuchungen \u00fcber die Z\u00e4hne kann folgendes festgestellt werden. Die auffallendsten Differenzen zwischen Menschen- und Tierz\u00e4hnen, bezw. Hundez\u00e4'hnen machen sich in ihrem Gehalt an Gl\u00fchverlust und Kalk geltend. W\u00e4hrend\nerstere an Kalkgehalt \u2014 die Weisheitsz\u00e4hne sogar um 4\u2014\u00f60/\u00ab,_\ndie Tierz\u00e4hne bedeutend \u00fcberragen, so zeigt sich gerade bei den kalk\u00e4rmeren ein um so gr\u00f6\u00dferer Gehalt an Gl\u00fchverlust, und mit dem Fallen und Heben des letzteren geht. Hand in Hand die Menge des Wassers. Die Elementaranalyse, die durch Verbrennung der vorher fein gepulverten, bis zur Konstanz getrockneten Zahnsubstanz gewonnen wurde, lie\u00df einen Einblick in die prozentuaiische Verteilung der organischen Bestandteile","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"der Z\u00e4hne gew\u00e4hren, dahingehend, da\u00df der Gehalt an Stickstoff bei Menschen- und Tierz\u00e4hnen der gleiche ist, w\u00e4hrend derjenige von Kohlenstoff und Wasserstoff differiert. Die hief\u00fcr sprechenden Analysen lasse ich folgen.\nKckz\u00e4hne.\n0,42 g Substanz gaben bei 12.1 Volumen \u00bb\t18.5\u00b0 Temp.\n\u00bb 712,5 mm \u00dfarom. = 3.11\u00b0 o N.\nElementaranalyse.\nWeisheitsz\u00e4hne. 0.2202 g Substanz gaben bei 5.4 Volumen > lty\u00b0 Temp.\n\u00bb 728 mm Barom.\n- 2,71% N.\nZ\u00e4hne 60j\u00e4hriger. 0,1451 g Substanz gaben bei 4 Volumen \u00bb\t13\u00ae Tlemp.\n\u00bb 728 mm Barom. = 3.11 \u00b0/o N.\nI. Analyse.\nM i 1 c h z \u00e4 h n e.\nHundez\u00e4hne.\n0,1806 g Substanz gaben 0.0281 >H/) ^ 1.710 VH 0,0561 \u00bb CO,;.\u00ab\u25a0 8,47\u00b0 \u00abC\nII. Analyse. 0,3082 g Substanz gaben 0,0541 >H,0 = 1.04\u00fcoH 0.0916 >\u2018C02 =8,07\u00b0 oC\ni\n0.302 g Substanz gaben 0.1945 g Substanz gaben bei 8,2 Volumen bei 5,6 Volumen *\t17\u00b0 Temp.\t>\t13\u00b0 Temp.\n\u00bb 727 mm Barom. > 726 mm Barom. = 3,01 \u00b0/o N.\t= 3,24\u00b0/o N.\nI.\tAnalyse.\n0.1751 g Substanz gaben 0,0435 g H80 = 2,74\u00b0/o H 0,0647 > C0.2 == 10,05 \u00b0/\u00fc C\nII.\tAnalyse.\n0.121 g Substanz gaben\n0.0305 g H,0 = 2,72 \u00b0/o H 0.0456 \u00bb C08 = 10,24 \u00b0/o C\nDie Phosphors\u00e4ure schlie\u00dft sich in ihren Gehaltsschwan-kungen eng an den Kalk an. Magnesium und Kohlens\u00e4ure haben durchweg gleiche Daten zu verzeichnen, mit einer Ausnahme bei den Weisheitsz\u00e4hnen, wo letztere an Gehalt eine kleine Steigerung erf\u00e4hrt. Die Menschenz\u00e4hne sind reicher an Kalium und Chlor, die Hundez\u00e4hne hingegen reicher an Natrium. Eine Erscheinung, die wohl Aufsehen erregen kann, besteht bei den Menschenz\u00e4hnen selbst. Hier hat es sich gezeigt, da\u00df der Weisheitszahn den gr\u00f6\u00dften Kalkgehalt und den kleinsten Gl\u00fchverlust besitzt. Der Weisheitszahn ist bekanntlich der letzte der Z\u00e4hne, der an der Oberfl\u00e4che des Kiefers erscheint, er ist auch derjenige, der pr\u00e4disponierend gerne der Zahncaries anheimf\u00e4llt : wie naheliegend ist es da, die Schlu\u00df-","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Chemische Untersuchungen der Zahne.\t465\nfolgenrog zu ziehen, da\u00df die zu Caries geneigten Z\u00e4hne einen\ngr\u00f6\u00dferen Kalkgehalt aufweisen, w\u00e4hrend die widerstandsf\u00e4higeren\nmit gr\u00f6\u00dferem Gehalt an organischer Substanz partizipieren.\n(\u2022reifen wir nur speziell die Daten \u00fcber Kalk und Gl\u00fchverlust heraus:\n\t\tMenschenz\u00e4hne\t\t\tTierz\u00e4hne\n\tEckziihne\tMilch- z\u00e4hne\tWeisheits- z\u00e4hne\tZ\u00e4hne GOj\u00e4hriger\tHundez\u00e4hne\nH,G-Gehalt . .\t8,09\t8,76\t0.91\t8,27-\t10,97 25,99\nGl\u00fchverlust . .\t22,20\t22,84\t18,33\t21,42\t\n\t29,78\t2!),5!\u00bb 1 ;\t31,65\t30,25\t27,23\n\u00aevuu i\\iuK mm uiunveriust einfach nicht zu umgehen, ohne Winke zu erhalten, da\u00df dies Anhaltspunkte vorbedingend f\u00fcr die Zalmcaries sein k\u00f6nnen. Obigen Analysen habe ich noch diejenigen des Wassergehaltes hinzugef\u00fcgt, weil sie in engem Zusammenhang mit dem wechselnden Gehalt an Gl\u00fchverlust stehen. Es w\u00e4re somit die M\u00f6glichkeit geschaffen, meine eingangs aufgeworfene Frage, wie kommt es, da\u00df Tier- bezw. Hundez\u00e4hne im allgemeinen pathologischen Einfl\u00fcssen viel l\u00e4nger widerstehen als die menschlichen, durch \\ erliegende chemische Untersuchungen dahin zu beantworten da\u00df die zutage gef\u00f6rderten Differenzen der Mengenverh\u00e4ltnisse der anorganischen und organischen Bestandteile der Z\u00e4hne als Ursache einer wohl als erblich zu erkl\u00e4renden Zahncaries zu betrachten sind.","page":465}],"identifier":"lit18708","issued":"1908","language":"de","pages":"455-465","startpages":"455","title":"Chemische Untersuchungen der Z\u00e4hne","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:15:35.567361+00:00"}