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{"created":"2022-01-31T16:41:04.816812+00:00","id":"lit18709","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Krimberg, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 55: 466-480","fulltext":[{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln.\nX. Mitteilung.\nUber die Identit\u00e4t des Novains mit dem Carnitin.\nVon\nR. Krimberg.\n(Aua dem medizinisch-chemischen Laboratorium der Universit\u00e4t Moskau.) (Der Redaktion zugegangen am 11. April 1908.)\nIch habe in meinen Arbeiten mehrmals die Vermutung ausgesprochen, da\u00df das Novain Kutschers mit dem schon fr\u00fcher von G ule witsch und mir entdeckten Carnitin h\u00f6chstwahrscheinlich identisch ist.1) Um in die Lage zu kommen, diese Frage zu einem gewissen Abschlu\u00df zu bringen, habe ich das Novain aus Liebigs Fleischextrakt, m\u00f6glichst genau der Vorschrift Kutschers*) folgend, isoliert. Der auf diese Weise erhaltene K\u00f6rper erwies sich jedoch als tats\u00e4chlich mit dem Carnitin identisch.\n450 g Fleischextrakt wurden in 2 lh 1 Wasser gel\u00f6st, und die sauer reagierende Fl\u00fcssigkeit mit 20 \u00b0/o iger Tanninl\u00f6sung ausgef\u00e4llt, wozu etwa 560 g Tannin verbraucht wurden. Nach 48 Stunden wurde die klare br\u00e4unlichgelbe Fl\u00fcssigkeit abgegossen, und der zusammenh\u00e4ngende pecharlige Niederschlag nur oberfl\u00e4chlich gewaschen. Darauf wurde die Fl\u00fcssigkeit mit bei 50\u00b0 ges\u00e4ttigtem Barytwasser versetzt, bis sich ander Oberfl\u00e4che derselben beim Umr\u00fchren ein r\u00f6tlicher Schaum zeigte. Der entstandene Niederschlag von Baryumtannat wurde abgesaugt und sorgf\u00e4ltig gewaschen. Das mi\u00dffarbene Filtrat wurde\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 418; Bd. L, S. 372, und Bd. LUI, S. 515.\n8) Zeitschrift f. Untersuch, d. Nahrungs- und Genu\u00dfmittel, Bd. X. S. 528-534.","page":466},{"file":"p0467.txt","language":"de","ocr_de":"467\nZur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X.\nmit Schwefels\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und darauf, ohne vorher das ausgefallene Baryumsulfat zu entfernen, frischgef\u00e4lltes ltlei-hydroxyd im \u00dcberschu\u00df eingetragen. Die schwach alkalische beim Umr\u00fchren beinahe farblos gewordene Fl\u00fcssigkeit wurde vom Baryumsulfat usw. abgesaugt. Das neue Filtrat wurde zun\u00e4chst auf freier Flamme, dann auf dem Wasserbade zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt, welcher an einem k\u00fchlen Orte stehen gelassen, sich bald in einen Krystallbrei verwandelte. Die Krv-stalle, welche nach Kutscher haupts\u00e4chlich aus Kreatin und Kreatinin bestehen, wurden abgesaugt und mit kleinen Mengen eiskalten Wassers gewaschen. Die Mutterlauge wurde mit dem W aschwasser vereinigt, mit Schwefels\u00e4ure schwach anges\u00e4uert, das ausgeschiedene schwefelsaure Blei entfernt, und das etwa loO ccm betragende Filtrat mit 20 \u00bb/oiger Silbernitratl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Der Niederschlag, welcher nach Kutschers Angabe haupts\u00e4chlich aus Chlorsilber und den Resten der Alloxurbasen besteht, wurde abgesaugt und gewaschen.\nNach Kutschers Vorschrift wird nun das Filtrat von diesem letzten Niederschlage mit 20\u00b0/oiger Silbernitratl\u00f6sun* versetzt, bis eine Probe, in ges\u00e4ttigtes Barytwasser gebracht, nicht mehr einen wei\u00dfen, sondern sofort einen braunen Niederschlag gibt. Um dieses zu erreichen, braucht Kutscher f\u00fcr 4\u00d40 g Fleischextrakt etwa 150-200 g Silbernitrat. In meinem Versuch habe ich aber die Erfahrung gemacht, da\u00df, wenn die gebrauchte Menge von Silbernitrat auch eine unvergleichbar geringere ist, die Ausbeute an Carnosin jedoch durchaus nicht kleiner ausf\u00e4llt, als diejenigen Ausbeuten, welche Kutscher selbst erhalten hat. Ich versetzte das letzte Filtrat n\u00e4mlich mit so v\u2018e* 20\u00b0/oiger Silbernitratf\u00f6sung, bis eine Probe der Fl\u00fcssigkeit, auf einem Uhrglase mit ges\u00e4ttigtem Barytwasser gemischt, einen in der Hauptmasse noch wei\u00dfen Niederschlag gab, in welchem aber schon deutlich braune, bald schwarz werdende Partikelchen sichtbar wurden. Um dieses zu erreichen, mu\u00dfte i' h nur noch 300 ccm der L\u00f6sung, oder 60 g Silbernitrat hinzu-bigen. Es ist also klar, da\u00df Kutscher jedesmal einen geradezu\n'\u2022normen Uberschu\u00df von Silbernitrat in die Fl\u00fcssigkeit einee-fiilirt hat.\t8","page":467},{"file":"p0468.txt","language":"de","ocr_de":"468\nR. Krimberg,\nDie mit Silbernitrat behandelte Fl\u00fcssigkeit wurde nun mit einem kleinen \u00dcberschu\u00df von kalt ges\u00e4ttigtem Barytwasser ausgef\u00e4llt, die niedergeschlagenen Silberverbindungen abgesaugt, gewaschen, mit Wasser verrieben und nach Zugabe von wenigen Tropfen verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Vom Schwefelsilber wurde abfiltriert, und das stark alkalisch reagierende Filtrat bis zur Sirupdicke eingeengt. Beim Stehen schossen in demselben sehr bald Drusen radial gruppierter feiner N\u00fcdelchen an. Die ganze Masse wurde mehrmals mit absolutem Alkohol ausgekocht, der R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st, mit Tierkohle behandelt, und die L\u00f6sung von neuem zum Sirup eingeengt. Beim Stehen erstarrte derselbe krystal-linisch. Die Kr y stalle wurden abgesaugt, zuerst mit verd\u00fcnntem, und danach mit starkem Alkohol gewaschen. Die Mutterlauge wurde mit dem Waschalkohol vereinigt und bis zur Trockne eingedampft, der R\u00fcckstand in wenig Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung erhitzt und mit Alkohol bis zur starken Tr\u00fcbung versetzt. Beim Stehen auf dem Wasserbade schied sich alsbald beinahe schwarzes Ol aus, von welchem die noch warme Fl\u00fcssigkeit abgegossen wurde. Die letztere wurde nochmals erw\u00e4rmt und mit Alkohol ebenso wie das erstemal versetzt. Die vom \u00e4usgeschiedenen noch ziemlich gef\u00e4rbten \u00d6l getrennte alkoholische Fl\u00fcssigkeit wurde auf dem Wasserbade eingeengt. Beim Stehen \u00fcber Nacht hatte sich aus derselben noch eine ziemlich bedeutende Menge von beinahe farblosen Krystallen abgeschieden, welche abgesaugt und gleich der ersten Fraktion gewaschen wurden. Die letzte Mutterlauge hinterlie\u00df nach dem Einengen ziemlich viel gelbbraunes \u00d6l, aus welchem sich jedoch nichts mehr ausschied. Die beiden isolierten, zusammen 3,6 g wiegenden Kry-stallfraktionen wurden vereinigt und aus wenig Wasser um-krystallisiert, wobei ebenfalls zwei Krystallfraktionen gewonnen wurden. Die erste Fraktion wog 2 g und die zweite, durch Einengen der mit dem Waschalkohol vereinigten Mutterlauge erhaltene \u2014 1 g. Die zweite Fraktion wurde bei llQ0 getrocknet und analysiert.\n0,10-41 g Substanz lieferten 22,50 ccm N bei 19\u00b0 und 753 mm Bar.\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr C9H14N4Oj:\nN = 24.40 \u00b0/o.\tN = 24.78\u00b0 o.","page":468},{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X.\n461)\nDie zweite analysierte Fraktion schmolz bei '*39\u20140490 unter Zersetzung. Die erste dem Aussehen nach etwas reinere Krystallfraktion zersetzte sich ebenfalls bei 240\u00b0. Nach (iulewitsch1) zersetzt sich das Carnosin n\u00e4mlich bei 241\u201424r)\u00b0\nder Zersetzungspunkt wechselt jedoch mit der Schnelligkeit des Lrhitzens.\nAus 450 g Liebigs Fleischextrakt wurden also im ganzen ng analysenreines Carnosin isoliert, w\u00e4hrend Kutscher aus derselben Menge Fleischextrakt in verschiedenen F\u00e4llen ebenfalls h\u00f6chstens 3 g Ignotin, welches ja, wie Gulewitsch gezeigt hat, mit dem Carnosin identisch ist, isolieren konnte Auf Methylguanidin wurde der Silberniederschlag nicht untersucht.\nDas t iltrat von den Silberverbindungen wurde sofort durch Schwefels\u00e4ure vom \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt und durch Salzs\u00e4ure \\om Silber befreit, mit Baryt wasser neutralisiert, von dem Niederschlag abgesaugt, bis zu 11 eingeengt, mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure aus^ef\u00e4llt Nach 24 Stunden wurde der Niederschlag abgesaugt und sorgf\u00e4ltig gewaschen. Beim Waschen ging jedoch ein geringer Teil des Niederschlages sehr hartn\u00e4ckig durch das Filter, wobei das Wasser etwas tr\u00fcbe ablief: die Tr\u00fcbung konnte jedoch weder\n<\turch Filtration noch durch l\u00e4ngeres Stehenlassen der Fl\u00fcssigkeit beseitigt werden. Der gewaschene Niederschlag wurde\n<\turch Verreiben mit bei 50\u00b0 ges\u00e4ttigtem Barytwasser zersetzt, das 4 iltrat vom Baryumphosphorwolframat mit Kohlens\u00e4ure ges\u00e4ttigt, nochmals filtriert und bis zur Sirupdicke eingeengt\ne.m Stehen erstarrte der Sirup schnell zu einem Krystallbrei. ie Krystalle, welche nach Kutscher zum gr\u00f6\u00dften Teil aus Kreatin, Kreatinin und Kaliumcarbonat bestehen, wurden abgesaugt und mit wenig eiskaltem Wasser gewaschen. Die mit dem Waschwasser vereinigte und von neuem bis zur Sirupdicke eingeengte Mutterlauge wird nun nach Kutschers Vorschrift mit konzentrierter Salzs\u00e4ure stark anges\u00e4uert. Im Anlang rief dabei jeder Tropfen der S\u00e4ure sehr heftiges Zischen und Aufschaumen hervor, und als die Reaktion der Fl\u00fcssigkeit >chon neutral geworden war, wurde noch etwas Salzs\u00e4ure hinzu-\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. L. S. 205,","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nR. Krimberg,\ngef\u00fcgt, wonach jedoch ein mit der Fl\u00fcssigkeit befeuchtetes rotes Congopapier seine Farbe noch nicht \u00e4nderte. Die Fl\u00fcssigkeit wurde mit absolutem Alkohol versetzt, solange der nur aus anorganischen Salzen bestehende Niederschlag sich noch vermehrte ; derselbe wurde abgesaugt und mit Alkohol gewaschen. Das Filtrat wurde mit dem Waschalkohol vereinigt und auf dem Wasserbade eingeengt. Die abgek\u00fchlte Fl\u00fcssigkeit lieferte nun, auf einem Uhrglase mit alkoholischer Quecksilberchloridl\u00f6sung gemischt, zwar einen krystallinischen Niederschlag, als aber nachher die ganze Menge der Fl\u00fcssigkeit mit gr\u00f6\u00dferen Quantit\u00e4ten des F\u00e4llungsmittels versetzt wurde, schied sich der Niederschlag zum gr\u00f6\u00dften Teil als br\u00e4unliches \u00d6l aus, w\u00e4hrend nach Kutscher der Niederschlag k\u00f6rnig-krystallinisch ausfallen soll. Beim Stehen unter der alkoholischen Fl\u00fcssigkeit erhielt der Niederschlag zuletzt die Konsistenz eines weichen Teiges. Am dritten Tag wurde die vollst\u00e4ndig klare Fl\u00fcssigkeit abgegossen, und der Niederschlag unter Umr\u00fchren mit einem Glasstabe dreimal mit ges\u00e4ttigter alkoholischer Sublimatl\u00f6sung gewaschen, wobei jedes Mal die klare Waschfl\u00fcssigkeit abgegossen wurde.\nDer Umstand, da\u00df in unserem Fall der Sublimatniederschlag sich zum gr\u00f6\u00dften Teil als \u00d6l ausschied, lie\u00df schon a priori vermuten, da\u00df in demselben Carnitin vorhanden sei. Wie ich schon fr\u00fcher berichtet habe,1) bildet das Carnitin n\u00e4mlich zwei Doppelsalze mit Quecksilberchlorid. Das eine Salz besitzt die Zusammensetzung C7H15N03 \u2022 2 HgCl2 und eine verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig gro\u00dfe Krystallisationsf\u00e4higkeit ; es wird aus alkoholischen L\u00f6sungen von freiem Carnitin erhalten. Das andere Salz dagegen hat die Zusammensetzung C7HJ5N03 \u2022 HCl \u2022 6 HgCL und krystallisiert bedeutend schwerer; es scheidet sich gew\u00f6hnlich als \u00d6l aus alkoholischen L\u00f6sungen, welche einen kleinen \u00dcberschu\u00df von Salzs\u00e4ure enthalten-, ab. Au\u00dferdem, wie ich ebenfalls schon fr\u00fcher berichtet habe,2) wird beim Neutralisieren mit Salzs\u00e4ure nicht alles Carnitin in das Chlorhydrat \u00fcbergef\u00fchrt. Es ist also zu erwarten, da\u00df aus Salzs\u00e4ure-\n'i Diese Zeitschrift. Bll. L, S. 366\u20147.\n*\u25a0) Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 368-70.","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"471\nZur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X.\nhaltigen, aber noch keinen \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure enthaltenden L\u00f6sungen sich beide Quecksilberverbindungen des Carnitins abscheiden werden, und da\u00df je nach der verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfigen Menge des in der L\u00f6sung vorhandenen salzsauren und freien Carnitins der Niederschlag alle zwischen einem krystallinischen und \u00f6ligen denkbaren Konsistenzstufen besitzen wird. Ich habe denn auch in der Tat aus L\u00f6sungen, welche unter der Kontrolle eines Lackmuspapiers neutralisiertes Carnitin enthielten, iturch Hinzuf\u00fcgung von Quecksilberchlorid Niederschl\u00e4ge erhalten k\u00f6nnen, welche allem Anschein nach total krystallinisch waren; sp\u00e4ter konnte ich aber auch die Beobachtung machen, da\u00df wenigstens einige von solchen Niederschl\u00e4gen bei l\u00e4ngerem Stehen an der Luft wieder weich wurden. Die Tatsache, da\u00df Kutscher krystallinische Niederschl\u00e4ge erhalten hatte, w\u00e4hrend in meinem Versuch sich ein mehr \u00f6liger ausschied, k\u00f6nnte man also dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df ich wahrscheinlich wohl mehr Salzs\u00e4ure hinzugef\u00fcgt hatte, als Kutscher. \u00dcbrigens d\u00fcrfte ja auch die Quantit\u00e4t von Salzs\u00e4ure, mit welcher ein und dieselbe Menge Carnilin versetzt werden mu\u00df, um bis zur neutralen lieaktion auf Lackmus zu gelangen, in verschiedenen F\u00e4llen verschieden sein, abh\u00e4ngig von dem Gehalt der zu neutralisierenden Fl\u00fcssigkeit an kohlensaurem Salz der Base.\nDer erhaltene Sublimatniederschlag wurde auf dem Wasserbade mit ca. 1* la 1 Wasser erw\u00e4rmt, ohne da\u00df sich jedoch alles gel\u00f6st h\u00e4tte, und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Das Filtrat vom Quecksilbersulfid wurde bis zur Sirupdicke eingeengt, wobei am Ende sehr reichlich Salzs\u00e4ured\u00e4mpfe entwichen. Der stark gef\u00e4rbte Sirup wurde mit absolutem Alkohol aufgenommen, die L\u00f6sung von den in geringer Menge zur\u00fcckgebliebenen anorganischen Salzen abfiltriert und mit alkoholischer Platin-chlorwasserstoffs\u00e4ure unter sorgf\u00e4ltiger Vermeidung eines gr\u00f6\u00dferen \u00dcberschusses derselben ausgef\u00e4llt. Der volumin\u00f6se Platinniederschlag wurde abgesaugt und mit Alkohol gewaschen ; nach -4 st\u00fcndigem Stehen in vacuo wog derselbe 12 g. Nach Kutschers Vorschrift wird nun dieser Niederschlag in wenig V asser aufgeschwemmt. Er wurde deshalb vorsichtig und unter L mr\u00fchren zuerst mit 100 ccm W asser \u00fcbergossen, die Fl\u00fcssig-\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LV.\t33","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"R. Krimberg,\n472\nkeit am anderen Tag scharf abgesaugt, der ziemlich volumin\u00f6se R\u00fcckstand noch einmal in 100 ccm Wasser aufgeschwemmt, auf dem Wasserbade gelinde erw\u00e4rmt und nach v\u00f6lligem Er-kalten abgesaugt.\nRer zur\u00fcckgebliebene Teil der Platin Verbindungen wurde aus hei\u00dfem Wasser, worin sich alles leicht l\u00f6ste, umkrystalli-siert. Reim Stehen der L\u00f6sung auf erkaltendem Wasserbade schied sich bald eine reichliche Menge sehr feiner orangefarbener Bl\u00e4ttchen aus, welche abgesaugt und mit Wasser vorsichtig gewaschen wurden. Ein Teil der Krystalle wurde zerrieben. bei 115\u00b0 getrocknet und analysiert, wobei es sich erwies, da\u00df nach dem Prozentgehalt an Platin die Substanz dem Oblitinplatinat entspricht. Bekanntlich zeigt nach Kutscher das in kaltem Wasser schwerl\u00f6sliche Platinat nicht immer ein und dieselbe Zusammensetzung, indem es zuweilen aus sehr geringen Mengen von Karnomuskarin besteht, welches in anderen F\u00e4llen dagegen durch etwas Oblitinplatinat ersetzt werden kann. In meinem Fall war die Menge des erhaltenen Oblitinplatinates eine bedeutendere und wog 2,4 g. In einem bis auf ca. 200\u00b0 vorgew\u00e4rmten Bade schmolz die Substanz bei 216\u2014217\u00b0 unter Zersetzung, w\u00e4hrend nach Kutscher das Oblitinplatinat sich scharf bei 230\u00b0 zersetzen soll.\n0.1835 g Substanz hinterlie\u00dfen nach dem Gl\u00fchen 0,0453 g Platin Gefunden :\tBerechnet f\u00fcr C18H38N205 \u2022 2 HCl \u2022 PtCl4 :\nPt - 24,69\u00ae/\u00ae.\tPt = 25,2 \u00b0/o.\nDie nach dem Umkrystallisieren des Oblitinplatinates hin-terbliebene Mutterlauge wurde mit den schon fr\u00fcher erhaltenen 200 ccm der Platinl\u00f6sung vereinigt, die Fl\u00fcssigkeit mit Schwefelwasserstoff zersetzt, das Filtrat vom Platinsulfid bis zum d\u00fcnnen Sirup eingeengt und mit einer 10\u00b0/oigen L\u00f6sung von Goldchlorwasserstoffs\u00e4ure fraktioniert ausgef\u00e4llt.\nDer erste durch Hinzuf\u00fcgung von 20 ccm der L\u00f6sung erhaltene Niederschlag wurde scharf abgesaugt und aus hei\u00dfem Wasser umkrvstallisiert. Bei langsamem Erkalten der L\u00f6sung schied sich ein Teil der Goldverbindung zuerst als \u00d6l ab, welches sehr bald zu einem ziemlich harten, orangefarbenen Pl\u00e4ttchen am Boden des Glases erstarrte, der andere Teil","page":472},{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X. 473\ndarauf aber in der Form von gelben, viel heller gef\u00e4rbten feinen N\u00fcdelchen. Das Pl\u00e4ttchen wurde etwas zerkleinert, samt den N\u00fcdelchen abgesaugt und mit wenig eiskaltem Wasser gewaschen. Ein Teil dieser Fraktion wurde zerrieben, bei 100\u00b0 getrocknet und analysiert. Die Substanz schmolz in'einem bis < a. 100\u00b0 vorgew\u00e4rmten Bade bei 151\u2014152\u00b0 und stellte das Golddoppelsalz des Carnitins dar.\n0.2-140 g Substanz hinterlie\u00dfen nach dem Gl\u00fchen 0,0962 g Gold.\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr C7H16N\u00d63C.l4Au:\nAu = 39,43\u00b0/\u00ab.\tAu \u2014 39,35 \u00b0/o.\nDie weiteren Fraktionen des Goldsalzes bis zur f\u00fcnften inklusive wurden nun in der Weise erhalten, da\u00df die nach dem Umkrystailisieren der vorigen Fraktion Hinterbliebene Mutterlauge mit der weiter zu f\u00e4llenden Hauptl\u00f6sung vereinigt, die Fl\u00fcssigkeit bis zur beginnenden Krystallisatiofl eingeengt und mit 20 ccm der Goldchlorwasserstoffs\u00e4urel\u00f6sung versetzt wurde. Alle diese Fraktionen, nur die f\u00fcnfte ausgenommen, stellten nach Zerkleinerung der durch Erstarren des ausgeschiedenen \u00d6les entstandenen Pl\u00e4ttchen kleine Schollen und zweierlei Art Nadeln dar, wobei die feineren N\u00e4delchen durch ihre helle gelbe Farbe sich deutlich von den viel dunkleren orangefarbenen groben Nadeln und Schollen unterschieden. Diese Fraktionen bestanden alle aus analysenreinem Carnitin. Ein Teil der vierten Fraktion wurde zerrieben, bei 100\u00b0 getrocknet und analysiert. Die Substanz schmolz bei 152\u2014155\u00b0.\n0.2184 g Substanz hinterlie\u00dfen nach dem Gl\u00fchen 0,0863 g Gold.\nGefunden:\tBerechnet f\u00fcr C7H16N03C14Au:\nAu = 39,51 \u00b0/o.\tAu = 39,35\u00b0/o.\nDie f\u00fcnfte Fraktion schmolz dagegen etwas niedriger, n\u00e4mlich bei 149\u00b0 und enthielt 39,88\u00b0/o Gold. Auch dem \u00e4u\u00dferen Ansehen nach wich diese Fraktion merklich von den vorigen ab, indem der Farbenunterschied zwischen den N\u00e4delchen und den Schollen nur wenig hervortrat. Es war hier dem Carnitin ohne Zweifel die in den n\u00e4chstfolgenden Fraktionen aufge-fundene, bis jetzt noch unbekannte Base, welche einen h\u00f6heren Goldgehalt besitzt, beigemischt. Jedoch nochmals umkrystalli-siert glich auch diese Fraktion in allem den vorigen Carnitinfraktionen: die Substanz schmolz jetzt bei 151\u2014153\u00b0.","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"474\nR. Krimberg,\n0,2297 g der bei 100\u00b0 getrockneten Substanz hinterlie\u00dfen nach dem Gl\u00fchen 0,0911 g Gold.\nBerechnet f\u00fcr C7H16N0jC14Au : Au = 39,35\u00b0/\u00bb. -\nGefunden :\nAu = 39,66 \u00b0,o.\nDie auf solche Weise erhaltenen ersten f\u00fcnf Fraktionen des Golddoppelsalzes wogen zusammen 7,74 g. Die analysierten Fraktionen, also die erste, vierte und f\u00fcnfte, wurden vereinigt, zerrieben, bei 100\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, und der gr\u00f6\u00dfte Teil davon zur Pr\u00fcfung der optischen Aktivit\u00e4t der Base verwandt. 2,5595 g Substanz wurden mit Schwefelwasserstoff zersetzt, der Goldsulfidniederschlag abfiltriert und m\u00f6glichst sorgf\u00e4ltig gewaschen. Das quantitativ gesammelte Filtrat wurde in vacuo \u00fcber Schwefels\u00e4ure bei Gegenwart von festem \u00c4tzkali stark eingeengt und in einem graduierten K\u00f6lbchen genau bis 10 ccm aufgef\u00fcllt. Da aus 2,5595 g des Goldsalzes des Carnitins C7Hlf)N03Cl4Au nach der Berechnung 1,0092 g Chlorhydrat C7H16N03C1 resultieren, so mu\u00dfte die Konzentration der dargestellten L\u00f6sung gleich 10,092 sein. Au\u00dferdem enthielt die L\u00f6sung nat\u00fcrlich noch einen \u00dcberschu\u00df von freier Salzs\u00e4ure, welche sich bei der Zersetzung des Chloroaurats gebildet hatte und vom \u00c4tzkali ungebunden geblieben war. In einem 100 mm-Rohr polarisiert, ergab die L\u00f6sung der Substanz: a \u2014 \u2014 2,11\u00b0, woraus [a]D = \u2014 20,91\u00b0 berechnet wird. In einem\nnoch nicht reinen Pr\u00e4parat des Carnitinchlorids habe ich fr\u00fcher [a]j) = \u2014 24,1\u00b0 gefunden.1)\nAus dem polarisierten Chlorhydrat wurde weiter noch die f\u00fcr das Carnitin charakteristische Sublimatverbindung\nC7H15N\u00fc3.2HgCl2\ndargestellt. Die L\u00f6sung des Chlorhydrats wurde mit noch etwas Salzs\u00e4ure versetzt und mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Die L\u00f6sung der aus dem Niederschlage auf die gew\u00f6hnliche Weise isolierten freien Base wurde bis zur Trockene eingedampft, der R\u00fcckstand mit absolutem Alkohol aufgenommen, und die erhaltene Fl\u00fcssigkeit mit ges\u00e4ttigter alkoholischer\n\u2018) Diese Zeitschrift. Bd. L, S. 369.","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X. 475\nabgesaugt, mit Alkohol gewaschen und aus hei\u00dfem Wasser, worin sich alles ohne R\u00fcckstand l\u00f6ste, umkrystallisiert. Die zwei erhaltenen schneewei\u00dfen Krystallfraktionen bestanden aus sehr feinen, gl\u00e4nzenden, bis zu V2 cm langen, zum Teil in sph\u00e4rische Aggregate gruppierten N\u00fcdelchen und wogen zusammen 2,-*8 g. Eine Mischprobe der beiden Fraktionen wurde zerrieben, bei 110\u00b0 getrocknet und analysiert.\n0.2\u00d411 g Substanz lieferten 0,1439 g Quecksilber, als HgS ausgeschieden.\nGefunden :\tBerechnet f\u00fcr C,H\u201eNO, \u25a0 2 HgCI, :\nHg = 57,31 \u00b0/o.\tHg = 56,90\u00b0 0.\nDie analysierte Substanz schmolz bei ?04\u2014205\u00b0 unter Zersetzung, w\u00e4hrend in einer fr\u00fcheren Arbeit \u2022) der von mir f\u00fcr diese Verbindung als sehr best\u00e4ndig und charakteristisch bezeichnte Schmelzpunkt bei 196\u2014197\u00b0 angegeben worden ist. F\u00fcr die Quecksilberverbindungen, welche bei der Isolierung des Carnitins durch fraktionierte Krystallisation der Sublimat-niederschl\u00e4ge erhalten worden waren, konnte ich in der Tat niemals einen h\u00f6heren Schmelzpunkt als gerade den letztange-fiihrten beobachten, obwohl die Analysen jener Verbindungen durchaus befriedigende Resultate ergeben hatten. Da aber die soeben dargestellte Quecksilberverbindung aus analysenreinem Oolddoppelsalz des Carnitins erhalten worden ist, so mu\u00df sie nat\u00fcrlich als noch etwas reinere angesehen werden.\nEndlich ergab auch noch die von Herrn Professor Wl. G ulewitsch liebensw\u00fcrdigerweise ausgef\u00fchrte Vergleichung der kry-^lallographischen Eigenschaften des nach Kutschers Methode erhaltenen Golddoppelsalzes mit demjenigen eines nach anderem Verfahren dargestellten Pr\u00e4parates der Goldverbindung des Carnitins die vollste Identit\u00e4t beider K\u00f6rper.\nDie nach dem Umkrystallisieren der f\u00fcnften und letzten Fraktion des Carnitingolddoppelsalzes hinterbliebene Mutterlauge wurde wie fr\u00fcher mit der weiter zu f\u00e4llenden Hauptl\u00f6sung vereinigt, die Fl\u00fcssigkeit bis zur beginnenden Krystallisation ein--fengt und zum letztenmal mit 4 ccm einer 25\u00b0/oigen L\u00f6sung von Goldchlorwasserstoffs\u00e4ure versetzt, ohne da\u00df jedoch der beim Erkalten der eingeengten L\u00f6sung ausgeschiedene Nieder-\n\u25a0') Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 368.","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"470\nR. Krimberg,\nschlag sich merklich vermehrt h\u00e4tte. Der Niederschlag wurde abgesaugt und aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert. Durch Einengen der beiden vereinigten Fl\u00fcssigkeiten wurde noch ein kleinerer ebenfalls aus organischer Substanz bestehender Niederschlag erhalten; bei weiterem Einengen der Fl\u00fcssigkeit schied sich jedoch zuletzt etwas Kaliumchlorid aus. Nach dem Um-krystallisieren schmolz die zweite Fraktion, gleich der ersten, bei etwa 130\u00b0, sie wies aber einen bedeutend h\u00f6heren Goldgehalt als das Garnitingolddoppelsalz auf. Die beiden Fraktionen wurden vereinigt und nochmals aus hei\u00dfem Wasser, worin die Substanz sich sehr leicht l\u00f6ste, umkrystallisiert. Aus der hei\u00dfen \u00fcbers\u00e4ttigten L\u00f6sung schied sich die Verbindung ebenfalls wie beim Goldsalze des Carnitins teilweise als \u00d6l aus, welches beim Erkalten ebenfalls zu einem Pl\u00e4ttchen erstarrte. Dasselbe wurde zerdr\u00fcckt, zusammen mit den darauf ausgeschiedenen feineren Kryst\u00e4llchen abgesaugt und mit eiskaltem Wasser vorsichtig gewaschen. Der auf solche Weise erhaltene K\u00f6rper (0,95 g) unterschied sich aber sehr deutlich von dem Goldsalze des Carnitins dadurch, da\u00df die kleinen Schollen, ebenso wie die feineren Kryst\u00e4llchen, welche unter dem Mikroskop abgebrochene vierkantige Prismen darstellten, eine vollst\u00e4ndig gleichm\u00e4\u00dfigt' hellgelbe Farbe besa\u00dfen. Die Substanz wurde zerrieben und im Anfang bei 100\u00b0 getrocknet. Da es sich aber dabei herausstellte, da\u00df die Verbindung bei dieser Temperatur schon etwas weich wird und sich zusammenballt, so wurde sie nochmals zerrieben, in einem Vakuumexsikkator \u00fcber Schwefels\u00e4ure weiter bis zur Gewichtskonstanz getrocknet und analysiert. Der K\u00f6rper schmolz in einem bis etwa 100\u00b0 vorgew\u00e4rmten Bade bei 126 bis 128\u00b0 zu einer roten Fl\u00fcssigkeit, welche beim Erkalten wieder krystallinisch erstarrte.\nI.\t0,2309 g Substanz, in einem Schiffchen mit gepulvertem Bleichromat bedeckt und in einem mit Bleichromat gef\u00fcllten Rohr mit voi-gelegter Kupfer- und Silberspirale verbrannt, gaben 0.0629 g H,0 und 0,1195 g CO*.\nII.\t0,1793 g Substanz lieferten 8,10 ccm N bei 19\u00b0 und 766 mm Bai\nIII.\t0,1951 g Substanz gaben 0,0801 g Au, als Au*Ss ausgeschieden. Aus dem mit Calciumcarbonat eingedampften Filtrat vom Goldsulfidniederschlage resultierten 0.2334 g AgCl.","page":476},{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X\nI.\nC = 14.12% H \u2014 8,07 \u00b0 <>\nGefunden : II.\nIII.\nC6H,5XAAuCI(:\nBereclmet f\u00fcr\nN\t=\t\u2014\nAu\t=\t\u2014\nCI\t=\t-\n0\t=\t-\n14.81'\u00ae;\u00ab 8.12 % \u25a0 5(i\u00df \u2018V.) 40.00\u00b0 , 20,17% 0.58 \u00b0 \u00ab\nDie Ergebnisse der Analysen zeigen somit, da\u00df die isolierte Substanz die Zusammensetzung CfH15N,0,AuCl t hat und folglich das Chloraurat einer bis jetzt noch unbekannten organischen Base darstellt. Der freien Base selbst kommt h\u00f6chstwahrscheinlich wohl die Formel C6H14N,0, zu. Sie w\u00fcrde demnach also die Zusammensetzung des Lysins haben. Doch k\u00f6nnte man gegen ihre Auffassung als Diaminos\u00e4ure einwenden, da\u00df die Goldsalze der bisher bekannten Diaminos\u00fcuren zwei Atome Gold enthalten.!)\nAu\u00dfer dem Carnitin und der soeben beschriebenen neuen Base konnte durch die fraktionierte F\u00e4llung mit Goldchlor-wasserstoffs\u00e4ure kein anderer K\u00f6rper mehr isoliert werden. Da aber die neue Base zwei Atome Stickstoff enth\u00e4lt, und da nach Kutschers Angabe das Novain im Fleischextrakte reichlich und stets vorhanden ist, so kann ja nur das Carnitin derjenige K\u00f6rper sein, welchen Kutscher als Novain beschrieben hat. Au\u00dferdem sind ja auch die von Kutscher angegebenen Eigenschaften des Novains in so hohem Grade denjenigen des Carnitins \u00e4hnlich, da\u00df man an der Identit\u00e4t der beiden\u00b0K\u00f6rper wohl kaum zweifeln konnte. Besonders hervorzuheben ist aber der Umstand, da\u00df der als Novain beschriebene K\u00f6rper optisch aktiv ist, was Kutscher unverst\u00e4ndlicherweise \u00fcbersehen hat.\nDas Novain ist also mit, dem Carnitin identisch. Das\n*) Bekanntlich hat Winterstein (Diese Zeitschrift. Bd. XLV, S\u2018 /2\u201c~74) bei der Spaltung der aus Ricinussamen darstellbaren Eiweift-substanzen ebenfalls ein Isomeres des Lysins aufgefunden. Mit dem etzteren ist aber der von mir isolierte K\u00f6rper wahrscheinlich wohl nicht identisch. Die von Winterstein isolierte Base gibt n\u00e4mlich kein Doppelsalz m\u00eet Platinchlorid, w\u00e4hrend ja der von mir erhaltene K\u00f6rper aus einem Platinniederschlage stammt.","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\nR. Krimberg,\nletztere stellt aber, wie ich gezeigt habe, ein Y-Trimethyloxv-butvrobetain dar und ihm kommt die Konstitutionsformel\no-------\u2014 co\n(CH3),-N(\tI\nXCH, \u2022 CH.OH) \u2022 CH,\nzu,l) und eben dadurch wird auch best\u00e4tigt, da\u00df dem Chloro-aurat der Base die Zusammensetzung C7HlfiN03Cl4Au entspricht. Folglich mu\u00df die von Kutscher berechnete Formel des Chloro-aurates C,H17N02 \u2022 HCl \u2022 AuC13, 2) ebenso wie die von ihm vorgeschlagene Konstitutionsformel3)\n/OH\nCH2CHf-CHt-CH(\n|\tXOH\nlCH3)3 \u2022 N\nOH\nfallen. Endlich mu\u00df auch der Name \u00abNovain* * selbst fallen.\nWie ich schon oben angegeben habe, betrug die Menge des von mir aus 450 g Fleischextrakt isolierten Carnitinsalzes\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 525. Es ist ebendaselbst aber auch betont, da\u00df die \u00df-Stellung der Hydroxylgruppe im Carnitinmolekiil nur die wahrscheinlichste ist. und da\u00df sie vorl\u00e4ufig noch keine experimentelle St\u00fctze f\u00fcr sich hat. Hoffentlich wird wohl die in Angriff zu nehmende Synthese des Carnitins dar\u00fcber Aufschlu\u00df geben.\n\u2022) Zeitschrift f. Untersuch, d. Nahrungs- und Genu\u00dfmittel, Bd. X, S. 533. Ebenda (S. 537) macht Kutscher selbst darauf aufmerksam, da\u00df der von ihm bei den Analysen gefundene Goldwert des Novaingoldchlorids (39,7\u201439,9 \u00b0/o Au) stets merklich hinter dem f\u00fcr die Formel U7H18N0,C1 \u2022 AuClj berechneten (40,5\u00b0/j Au) zur\u00fcckgeblieben sei, auch wenn er das Goldsalz aus Wasser, dem er etwas Goldchlorid und Salzs\u00e4ure zugef\u00fcgt hatte, umkrystallisierte. Als ich aber darauf bereits schon vor zwei Jahren (Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 418) den Hinweis gemacht hatte, da\u00df die von Kutscher gefundenen Goldwerte eher f\u00fcr die Formel des Carnitingoldchlorids, welche nur 39,350 o Au verlangt, passen, k\u00fcndigte Kutscher an (Diese Zeitschrift, Bd. LI, S. 460, Anmerkung), da\u00df es ihm nun endlich gelungen w\u00e4re, nicht allein Pr\u00e4parate der Gold'verbindung des Novains mit dem n\u00f6tigen Prozentgehalt an Gold darzustellen, sondern auch die Ursache zu ermitteln, weshalb die fr\u00fcheren Pr\u00e4parate dieses Salzes bei den Analysen keine befriedigenden Resultate geliefert hatten, und versprach, in der Zukunft n\u00e4her darauf einzugehen. Meines Wissens hat Kutscher aber dies bis jetzt noch nicht getan.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. XL1X, S. 49.","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"479\nZur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X.\n7.74 g, w\u00e4hrend Kutscher selbst aus ebenso viel Fleischextrakt in verschiedenen F\u00e4llen nur 2.5\u20144,5 g Novaingoldchlorid erhalten konnte. ') Rechnet man aber auch sogar die von mir erhaltene Ausbeute in die Sublimatverbindung des Carnitins (.-HjjNOj \u2022 2 HgCl2 um, so bekommt man ebenfalls nur etwa 11 g dieser Verbindung. Nach der von Gulewitseh und mir beschriebenen Methode habe ich aus 455 g Fleischextrakt dagegen bis 26,7 g der Quecksilberverbindung des Carnitins isolieren k\u00f6nnen. Noch schlechter steht es allerdings mit dem ('.arnosin. Nach der Methode von Kutscher habe ich, wie >( hon oben angegeben, 3 g freies Carnosin isoliert, und gerade ebenso viel hat im besten Fall auch Kutscher selbst erhalten. Dagegen ist es mir nach der von Gulewitseh und Amiradzibi beschriebenen Methode gelungen, aus 452 g Fleischexlrakt bis lii.6 g salpetersaures, oder 15,3 g freies Carnosin zu isolieren. Da\u00df mit Hilfe der von Kutscher beschriebenen Methode wenigslens bei der Isolierung des Carnosins und Carnitins nicht einmal ann\u00e4hernd gute Ausbeuten erzielt werden, liegt also (inf der Hand.\nBei der Bearbeitung des Fleischextraktes nach Kutscher konnte ich weder Karnomuscarin noch Neos in1-) oder die das letztere zuweilen vertretenden Neurin und Cholin3) auffinden. An der Stelle des Neosins und seiner Vertreter lie\u00df sich dagegen sofort Carnitin isolieren. Aber gerade das Neosin halten Kutscher und Lohmann4) f\u00fcr einen physiologisch sehr interessanten K\u00f6rper, weil sie dasselbe auch aus ganz frischem Ochsenfleisch hergestellt haben. Man mu\u00df daraus den Schlu\u00df ziehen, da\u00df die \u00fcbrigen Basen, n\u00e4mlich das Carnosin, das Carnitin und auch das Methylguanidin, von den genannten Forschern in frischen Kindermuskeln nicht aufgefunden werden konnten. Diese Tatsche spricht aber ebenfalls sehr wenig zugunsten der von Kutscher ausgearbeiteten Methode. Wie ich n\u00e4mlich gezeigt\nb Zeitschrift f. Untersuch, d. Nahrungs- u. Genufimittel, Bd. X, S. 530\n*) Ebendas., S. 533.\n3) Ebendas., Bd. XI, S. 582.\n4; Pfl\u00fcgers Archiv f. Physiologie, Bd. CXIV, S. 507.\nKutscher, Diese Zeitschrift, Bd. XL1X, S. 49.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480 H. Kr im ber g, Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X.\nhabe,l) sind das Carnitin und das Methylguanidin in frischem Rindfleisch wenigstens in solcher Quantit\u00e4t enthalten, da\u00df sie daraus ohne gr\u00f6\u00dfere M\u00fche isoliert und identifiziert werden k\u00f6nnen. Was dagegen die Menge des in frischen Muskeln enthaltenen Carnosins anbelangt, so kann in dieser Hinsicht mit dem letzteren, von allen bis jetzt bekannten stickstoffhaltigen Extraktivstoffen der Muskeln, nur das Kreatin konkurrieren. Hinsichtlich des Neosins w\u00fcrde ich mir aber erlauben, nat\u00fcrlich mit gewisser Vorsicht die Vermutung auszusprechen, dali dasselbe weder in frischem Rindfleisch noch sogar in tadellosem Liebigs Fleischextrakt enthalten ist, und da\u00df es, h\u00f6chstwahrscheinlich, ein bei der Bearbeitung des Fleischextraktes nach Kutscher, eventuell durch Einwirkung von hei\u00dfer starker Salzs\u00e4ure auf andere darin enthaltene Substanzen, k\u00fcnstlich entstandenes Produkt darstellt. Das Einengen der L\u00f6sungen in Gegenwart von viel freier Salzs\u00e4ure aber ist au\u00dferdem noch dadurch h\u00f6chst bedenklich, da\u00df die im Fleischextrakt enthaltenen optisch aktiven K\u00f6rper dabei der Raceraisierung anheimfallen k\u00f6nnen.\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XLVIII, S. 417.\nHeidelberg, den 10. April 1908.","page":480}],"identifier":"lit18709","issued":"1908","language":"de","pages":"466-480","startpages":"466","title":"Zur Kenntnis der Extraktivstoffe der Muskeln. X. Mitteilung: \u00dcber die Identit\u00e4t des Novains mit dem Carnitin","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:41:04.816817+00:00"}