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{"created":"2022-01-31T16:39:27.768820+00:00","id":"lit18710","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Jager, L. de","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 55: 481-504","fulltext":[{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\n. \u25a0' :\t'\u25a0 , ' I S\".-\"':/: .\t'v\nVon\nDr. L. de Jager, prakt. Arzt zu Stiens (Niederland>.\n(Der Redaktion zugegangen am Ui. April 1908 )\nUnter obenstehender Aufschrift habe ich in dieser Zeitschrift (Band XXIV, Heft 4) eine Arbeit ver\u00f6ffentlicht, welche ich jetzt weiter verfolgt habe.\nDas Hauptergebnis obiger Arbeit ist, da\u00df ich gezeigt habe, da\u00df die Freund-Liebleinsche Methode zur Acidit\u00e4tsbestim-mung des Harnes untauglich ist, vor allem weil bei Anwesenheit von Uraten nach Zusatz von BaCl, aus zweifach saurem Phosphat einfach saures gebildet wird. Letzteres ist von Arnstein*) best\u00e4tigt worden. Nur ist von ihm gezeigt worden, da\u00df ich meine Versuche mit Biurat anstatt, wie ich glaubte.' mit neutralem Urat angestellt habe. Diesen Irrtum verdanke ich dem Lehrbuch der physiologischen Chemie von Hammarsten (1898). Weil aber der Harn auch Biurat und nicht, wie Hammarsten angibt, neutrales Urat enthalt, hat dieser Irrtum keine praktische Bedeutung.\nIch glaube die weiteren Auseinandersetzungen Arnsteins \u00fcber meine Arbeit \u00fcbergehen zu k\u00f6nnen, weil sie zum Teil Ungenauigkeiten hervorheben, zum Teil andere mitgeteilte Versuche betreffen, welche f\u00fcr die Hauptsache von geringem Interesse sind, bez\u00fcglich deren ich es dahingestellt sein lasse, wer von uns beiden in jedem Punkt recht hat. Feststeht, da\u00df die Scheidung von einfach und zweifach saurem Phosphat mittels BaClj, welche in reinen Phosphatl\u00f6sungen ziemlich gut gelingt, in Harn nicht m\u00f6glich ist, weil durch die Anwesenheit von Uraten mehr Phosphat niedergeschlagen wird, als in der Form von einfach saurem Phosphat anwesend war. Mit dieser latsache ist aber mehr bewiesen. Es wird angenommen, da\u00df","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nL. de Jager,\nder normale Harn einfach und zweifach saure Phosphate enth\u00e4lt. Der einzige Beweis daf\u00fcr ist, da\u00df durch BaCl2 ein Teil der Phosphors\u00e4ure gef\u00e4llt wird. Wenn es nun feststeht, da\u00df dieses auch geschehen kann, ohne da\u00df einfach saure Phosphate zugegen sind, so mu\u00df die Anwesenheit der letzteren Verbindungen auf andere Weise bewiesen werden. Der Harn kann einfach saure Phosphate enthalten, wie ich weiter unten zeigen werde; ich glaube aber beweisen zu k\u00f6nnen, da\u00df der normale Tagesharn nur zweifach saure Phosphate enth\u00e4lt.\nAus den Analysen Stadelmanns2) geht hervor, da\u00df die Summe der S\u00e4ure\u00e4quivalente an CI, S04 und P04 jene der Basen\u00e4quivalente an K, Na, NH4, Ca und Mg \u00fcbertrifft. Die Summe der ersteren betrug 0,3780, jene der letzteren 0,3488, wenn alles P04 als zweifach saures Phosphat anwesend ist. Weil au\u00dferdem noch organische S\u00e4uren anwesend sind, so ist es a priori nicht sehr wahrscheinlich, da\u00df der Harn einfach saure Phosphate enthalten w\u00fcrde, welche ja schon von C02 in zweifach saure Phosphate verwandelt werden.\nln meiner genannten Abhandlung habe ich eine Methode angegeben, um den Punkt zu bestimmen, bei welchem in einer Mischung von Phosphaten nach S\u00e4urezusatz alles Phosphat in saures umgesetzt worden ist. Ich ging bei dieser Methode von folgenden Betrachtungen aus: Wenn zu einfach saurem Phosphat eine bestimmte Menge Salzs\u00e4ure zugesetzt wird, und darauf die \u00e4quivalente Menge NaOH, so sind die Verh\u00e4ltnisse wieder hergestellt, nur ist etwas NaCl hinzugekommen. Setzt man zu einer Mischung von zweifach und einfach saurem Phosphat HCl hinzu und darauf BaCl2, so wird die L\u00f6sung neben HCl und BaCl2 nur Ba(H2P04)2 enthalten. Neutralisiert man die zugesetzte Salzs\u00e4ure mit NaOH, so wird dehn Phosphat dieselbe Menge Alkali zugef\u00fchrt, welche ihm von der S\u00e4ure entzogen worden ist, und es wird wieder einfach saures Phosphat gebildet, und zwar infolge der Anwesenheit \u00fcbersch\u00fcssigen Chlorbaryums in Form von BaHP04. Mag nun die Reaktion etwas anders verlaufen und anstatt BaHP04 sofort Ba3(P04>2 entstehen, so wird doch an der Tatsache nichts ge\u00e4ndert, da\u00df, nachdem die freie HCl durch die zugesetzte Lauge neutrali-","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Cher die Reaktion des Harnes.\n483\nsiert worden ist, durcli weiteren Zusatz von NaOII ein unl\u00f6sliches Bar j umphosphat gebildet wird. Mau kann nun entweder zu einer Mischung von einfach und zweifach sauren Phosphaten HCl zusetzen, bis freie S\u00e4ure anwesend ist, welche mit einem dazu dienlichen Indikator angezeigt werden kann, oder man setzt BaCl2 neben einer \u00fcbersch\u00fcssigen Menge HCl hinzu und titriert mit NaOH zur\u00fcck, bis sich BaHPO, resp. Ba2(P04)2 abzuscheiden beginnt. In einer L\u00f6sung von reinen Phosphaten kann man dazu einen Indikator benutzen, welcher freie S\u00e4uren anzeigt, z. B. Kongopapier, Alizarinrot usw. F\u00fcr Harn sind diese Indikatoren untauglich, weil, bevor freie S\u00e4ure auftritt, mehrere schw\u00e4chere organische S\u00e4uren freigemacht werden! welche ohne Einflu\u00df auf diese Farbstoffe sind \u2014 Harns\u00e4ure, Hippursiiure usw.\nSetzt man zu Harn HCl hinzu, und darauf BaCI2, so entsteht ein Niederschlag von BaS04, w\u00e4hrend ; die Phosphate gel\u00f6st bleiben, weil nur Ba(H2P04), anwesend ist. Neutralisiert man nach Entfernung des BaS04 das Filtrat mit einer \u00e4quivalenten Menge NaOH, so entsteht nicht der zu erwartende Niederschlag von BaHP04, sondern es mu\u00df in der Hegel noch mehr Lauge hinzugesetzt werden, bevor eine Tr\u00fcbung entsteht.\nNun will ich gerne zugeben, da\u00df dieses Verfahren als Methode nicht tauglich ist ; es ist nicht leicht, genau zu bestimmen, wieviel Lauge zugesetzt werden mu\u00df, um eine Tr\u00fcbung wahrzunehmen; es ist aber immerhin schwer zu verstehen, warum ijar kein BaHP04 ausf\u00e4llt, wo ebenso viel S\u00e4ure als Lauge hinzugesetzt ist, w\u00e4hrend ohne diesen Zusatz 40 \u00bb/o der gesamten Ps05 ausf\u00e4llt. Es liegt auf der Hand, anzunehmen, da\u00df gar kein einfach saures Phosphat anwesend ist, und da\u00df die durch BaClj im Harn niedergeschlagene Phosphors\u00e4ure durch den BaCl2-Zusatz in einfach saures Phosphat umgebildet worden ist oder als Ba(H2P04)2 mechanisch niedergerissen wird. Arnstein3) fand in einer Mischung von zweifach saurem Phosphat, Chlorid und Sulfat nach F\u00e4llung mittels BaCl, einen Verlust von 23 \u00b0/0 der angewandten Phosphors\u00e4ure. Nach meinen Versuchen gibt die Anwesenheit von Uraten einen Verlust von 12,5% (nicht 25\u00b0/o, wie ich glaubte), so da\u00df also im Ham","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"35,5 \u00b0o der P205 durch BaCb, niedergeschlagen werden kann, ohne da\u00df einfach saures Phosphat anwesend w\u00e4re. G\u00e4nzlich erkl\u00e4ren kann ich die Sache nicht. Wenn Ba(H2P04\\ mechanisch von BaS04 niedergerissen wird, so ist nicht einzusehen, warum dieses nicht auch geschehen sollte, nachdem HCl hinzugesetzt worden ist. Das Filtrat (nach Ans\u00e4uern und Entfernen des BaSOj enth\u00e4lt fast die ganze Menge P20-. Es scheint also, als ob diese mechanische Ausf\u00e4llung durch die Anwesenheit freier S\u00e4ure verhindert werde. Oder aber man hat es mit bestimmten chemischen Verbindungen zu tun.\nWenn einfach saure Phosphate anwesend sind, so ist es nicht wohl zu verstehen, wie diese nach dem Ans\u00e4uern und der nachherigen Neutralisation verschwinden sollen.\nAuch aus den Resultaten der Titration mit Phenolphthalein als Indikator geht hervor, da\u00df der Harn nur zweifach saures Phosphat enth\u00e4lt.\nDieser Indikator ist zur Bestimmung der Acidit\u00e4t des Harnes zuerst benutzt worden von Freund und T\u00f6pfer4\u00bb, aus sp\u00e4terer Zeit liegen \u00fcber Phenolphthalein ausf\u00fchrliche Abhandlungen vor von Naegeli5) und von Voz\u00e4rik.6) Schon Lieblein7) hat darauf hingewiesen, da\u00df in bezug auf die Endreaktion Erdphosphate sich anders verhalten als Alkali-phosphate. \u2014 Naegeli behauptet, da\u00df dieser Unterschied gar nicht besteht, und hatte (S. 340) f\u00fcr Calciumphosphat dieselbe Menge NaOH n\u00f6tig bis zur Rotf\u00e4rbung wie f\u00fcr Natriumphosphat. Ganz gewi\u00df sind diese Versuche nicht in entsprechender Weise angestellt worden, weil der Unterschied ohne Zweifel besteht. Fand er doch selbst (S. 330) bei Titration von NaH2P04 den S\u00e4urewert verdoppelt nach Zusatz von BaCl2.\nVoz\u00e4rik meint, der dadurch verursachte Fehler sei so klein, da\u00df man ihn vernachl\u00e4ssigen k\u00f6nne.\nIch will etwas n\u00e4her auf diese Sache eingehen. Courant*) und Spitzer9) haben das Verhalten von Phosphaten gegen\u00fcber dem Phenolphthalein klar auseinandergesetzt.\nPhenolphthalein wird rot durch Triphosphate, einfach saure Phosphate reagieren darauf neutral. Titriert man eine L\u00f6sung von Phosphors\u00e4ure mit NaOH, so tritt Rotf\u00e4rbung auf, sobald","page":484},{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\n485\nnur Xa.HPO, anwesend ist und sich Na,PO, zu bilden anfam-t Titriert man hingegen mit Kalkwasser, so ist eine um die H\u00e4lfte gr\u00f6\u00dfere Menge erforderlich. Zuerst wird Cad! PO i gebildet. Das durch weiteren Zusatz von Kalkwasser gebildete CaHPO, dissoziiert sofort zu Ca,(PO,)2 und Ca(H2PO,)2. Ca (PO ) wurde Phenolphthalein rot f\u00e4rben, wenn es nicht unl\u00f6slich w\u00e4re\" Hie Rotf\u00e4rbung tritt somit erst auf, wenn alles P.,0. zu Ca (PO i geworden ist und Ca(OH)2 anwesend ist. \u2019 '\t312\nGanz dasselbe findet statt, wenn man Erdphosphate mittels XaOH titriert. Es bildet sich nicht CaHPO, nach folgender Formel :\nCa(H2PO,)2 + 2NaOH = CaHPO, + Na.HPO, 4- 2 HO sondern\t2\n.TCaiH2PO,)2 -f 8 NaOH = Ca,(PO,), -f l Xa.HPO, -f 8 H.,0,\nHigt man jetzt CaCl2 hinzu, so bildet sich durch Aus-lausch aus Na2HPO, - CaHPO,: diese Verbindung dissoziiert zu Ca,(P04)2 und Ca(H2P04)2 und man mu\u00df bis zur Rotf\u00e4rbun\u00ab-noch 4 NaOH hinzusetzen.\nDer Harn enth\u00e4lt immer CaO und MgO und es wird deshalb bei einfacher Titrierung mit Phenolphthalein mehr Lauge erforderlich sein, als n\u00f6tig sein w\u00fcrde, um alles Phosphat in einfach saures umzubilden.\nVozarik meint, dieser Fehler betrage nur 4\u00b0/o der Harn-acidit\u00e4t. Er vergi\u00dft aber, da\u00df der Harn au\u00dfer CaO auch Magnesia enth\u00e4lt und da\u00df der dadurch verursachte Fehler gr\u00fclfer ist. Bei einem Gehalt, wie ihn Huppert als mittleren angibt, d. h. 3,5 P20\u201e 0,160 CaO und 0,230 MgO, sind die \u00c4quivalent werte als zweifach saures Phosphat berechnet f\u00fcr P..05 O.OoO, f\u00fcr CaO 0,0057, f\u00fcr MgO 0,0115. Zum Neutralisieren der Erdphosphate sind erforderlich nicht 0.0057 -f 0 0115 = \u00b0j?172 \u00c4quivalente NaOH, sondern 1\u00ab/, X 0,0172 oder \".\"Oo73 mehr; w\u00e4re nur zweifach saures Alkaliphosphat anwesend, so w\u00fcrden 0,050 \u00c4quivalente NaOH erforderlich sein-\n'lurch die Anwesenheit von CaO und MgO wird die Acidit\u00e4t um\n\u2018W >573X100\nO\u00f6\u00f6\u00f6 ~ = 11,46\u00b0/o erh\u00f6ht, in den Stadel mann sehen Ana-\n\u2018\u2022'en\u2019 wo der Ca- und Mg-Gehalt sehr niedrig sind, jedenfalls\nnoch 7\u00b0/o.","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nL de Jager.\nDer Unterschied ist so gro\u00df, da\u00df es gelingt, durch Titrieren mit NaOH und Phenolphthalein den Gehalt an CaO und MgO quantitativ zu bestimmen.\nZuerst wird eine Probe Harn einfach titriert, bis Rotf\u00e4rbung auftritt. Es sind jetzt die anderen sauer reagierenden K\u00f6rper neutralisiert und die Phosphate sind anwesend als Na8HP04 (resp. K2HPG4) Ca3(P04)2 und Mg3(P04V Wenn anwesend waren x P.,05 als Alkaliphosphat, y P204 als Calcium-und z P204 als Magnesiumsulfat, so betr\u00e4gt die Acj = a 4- x -k lVs y -(- l1 3 z.\nEine zweite Probe wird TRriert nach Zusetzen von Natriumoxalat. Die Acidit\u00e4t wird jetzt, weil kein Calciumphosphat mehr anwesend ist, betragen Ac2 = a + x + y + D/s z.\nEine dritte Probe wird titriert nach Zusatz von CaCL Es sind jetzt nur Erdphosphate anwesend und man findet f\u00fcr Ac3 = a 4- 2 x + 2 y + 2 z.\nAus diesen Gleichungen lassen sich x, y und z leicht berechnen, wenn man den Gehalt an P205 mit Uranl\u00f6sung bestimmt hat:\nP,0\nT*\nX + y + z.\nMan bekommt also:\na = Ac\nPA\n3\t3,55\nCaO = 3 (Ac2 \u2014 Acj) )< 2,8\nMgO = S [-\u00c4 - (Ac3 - Ac2)J X 2\nund umgekehrt, wenn man auf andere Weise den Gehalt an CaO und MgO bestimmt:\nAC| = a + \u00a3A + jjCaO , MgO\n+\nAC* ~ a + 7,1 + 3 X 2 Ac \u2014 a 4- - \u2014\nAc3 \u2014 a + 355\n3X2,8 1 3X2 MgO\nPA = 7,1 [ao, - Ac,+ i(\u00eeg+*\u00dc?)]","page":486},{"file":"p0487.txt","language":"de","ocr_de":"487\n\u00dcber die Reaktion des Harnes.\nEs ist angenommen, da\u00df die Acidit\u00e4t bestimmt wird mit Zehntelnormallauge. \u2014 Wenn man die Acidit\u00e4t ausdriickt in Kubikzentimeter Normallauge, so werden die Zahlen 7,1, 3,55, -\u20228 und 2 f\u00fcr P205, CaO und MgO selbstverst\u00e4ndlich\u2019 mit\u2019 10 multipliziert. P20;\u201e CaO und MgO sind bestimmt in Milligrammen.\nNach dieser Methode habe ich drei verschiedene Harne analysiert. Ich bestimmte die Ac,, Ac2 und Ac3 wie oben beschrieben in ccm n/io-NaOH, und den Gehalt an P205, CaO und MgO in mg nach den bekannten Methoden: Das Resultat war folgendes :\nHarn 1 f\u00fcr 100 ccm\n\tgefunden\t\tberechnet\nACj\t40 ccm n 'io-NaOH\t34,57 + 5,7\t2 == 40,29 ccm\nAc*\t36 \u00bb\t30,12 + 5.7\t2 = 35,84 * Na0H 10\nAcs\t61 \u00bb\t\t\nPA\t196,25 mg\t198,30 mg\t\nCaO\t37,38 \u00bb\t33.60 \u00bb\t\nMgO\t14,90 \u00bb\t;\t15,84 \u00bb\t\na\t\u2014\t5,72 ccm\tn io-NaOH\n\tHarn II f\u00fcr 100 ccm\t\t\n\tgefunden\t\tberechnet\nACj\t48 ccm n/io-NaOH\t\t-\nCaO\t40,88 mg\t42.00 mg\t\nMgO\t19,30 \u00bb\t20,40 >\t\na\t' \u2014\t3,7\tccm \" io-NaOH\n\tHarn III f\u00fcr 100 ccm\t\t\n\tgefunden\t\tberechnet\nAc,\t46 ccm n/io-NaOH\t\t- -\nCaO\t21,06 mg\t21,0\tmg\nMgO\t14,055 *\t13,44 \u00bb\t\na\t\u2014\t8,52 ccm n/io-NaOH\t\nIn die zwei letzten Tabellen habe ich nicht alle Ziffern aufgenommen. Die ersten zwei Harnproben waren Mittagharne, der letztere Morgenharn. Ich m\u00f6chte nur darauf hinweisen, da\u00df die nach Naegeli-Voz\u00e4rik bestimmte Acidit\u00e4t von Harn II und III fast dieselbe ist, w\u00e4hrend Harn III nur die H\u00e4lfte an CaO und MgO enth\u00e4lt.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LV.\n34","page":487},{"file":"p0488.txt","language":"de","ocr_de":"488\nL. de Jager,\nMag es nun Zufall sein, da\u00df die von mir gefundenen Zahlen so wenig differieren von den berechneten, es geht doch soviel aus den mitgeteilten Beispielen hervor, da\u00df man nicht ohne weiteres den Einflu\u00df der Erdphosphate vernachl\u00e4ssigen darf.\nWenn die Acidit\u00e4t des Harnes einfach bestimmt wird mit Phenolphthalein als Indikator, so findet man immer einen h\u00f6heren S\u00e4ure wert, als es der Fall sein w\u00fcrde, wenn die Acidit\u00e4t nur durch zweifach saure Phosphate bedingt w\u2019\u00e4re. AuchVoz\u00e4rik weist darauf hin.10) Man konnte nun annehmen, da\u00df die verbrauchte Menge NaOH erforderlich ist zur Neutralisation der zweifach sauren Phosphate und anderer sauer reagierenden K\u00f6rper, w\u00e4hrend zugleich auch noch einfach saure Phosphate anwesend sind. Setzt man aber CaCl2 hinzu, so wird auch jetzt mehr Lauge verbraucht, als zur Bildung von Ca3(P04., erforderlich w\u00e4re, w enn nur zweifach saure Phosphate anwesend w\u00e4ren. Will man dieser Tatsache gegen\u00fcber die Anwesenheit von einfach sauren Phosphaten aufrecht halten, so m\u00fc\u00dfte man annehmen, es werden basische Phosphate gebildet, ln reinen Phosphatl\u00f6sungen aber findet dieses nicht statt. Im Gegenteil tritt Rotf\u00e4rbung in der Regel auf, bevor noch alles Phosphat zu Ca3(P04)2 geworden ist, ebenso ohne CaCl2-Zusatz, bevor alles zweifach saure Phosphat verschwunden ist.\nAuf die Bedeutung der Acidit\u00e4t des Harns wrerde ich unten zur\u00fcckkommen, ich will vorl\u00e4ufig nur feststellen, da\u00df der normale Harn in der Regel nur zweifach saure Phosphate enth\u00e4lt.\nEs gibt nun eine Erscheinung, aus welcher hervorgeht, da\u00df dieses nicht immer der Fall ist.\nVon Stokvis11) wurde darauf hingewiesen, da\u00df beim Kochen von f\u00fcr Lackmus sauer reagierendem Harn bisweilen ein Niederschlag entsteht von Ca3(P04), welcher beim Abk\u00fchlen wieder verschwindet. Es beruht dieses auf einer Dissoziation von CaHP04 zu Ca(H2P04)2 und Ca3(P04)2, welche sich in der K\u00e4lte wdeder vereinigen. In diesen F\u00e4llen mu\u00df einfach saures Phosphat anwesend sein. Ich fand nun, da\u00df in den von mir untersuchten Harnproben, welche diese Erscheinung darboten, in der Tat einfach saures Phosphat anwesend ist Beim Neutralisieren von anges\u00e4uertem, mit BaCl., versetztem Harn","page":488},{"file":"p0489.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes\n489\ntrat im Filtrat ein Niederschlag von BaHPO, auf und die Gesamtacidit\u00e4t = Ae, erwies sich als niedriger als sonst. Fs ist dadurch vielleicht auch erkl\u00e4rlich, da\u00df Arnstein'*) bisweilen beim Neutralisieren von anges\u00e4uertem Harn eine Tr\u00fcbung wahrgenommen hat.\nIm Tagesharn vermi\u00dfte ich die Erscheinung stets; wohl sah ich sie ab und zu im Harn von bestimmten Tageszeiten, 7. B. nach der Mahlzeit, aber nur wenn ich nach meiner Methode die Anwesenheit von einfach sauren Phosphaten zeigen konnte.\nStokvis13) meint, da\u00df das Auftreten dieser Tr\u00fcbung beim Kochen verursacht werde durch eine relativ gr\u00f6\u00dfere Menge von CaO gegen\u00fcber der P205.\nDiese Erkl\u00e4rung ist unrichtig. Es tritt die Erscheinung immer dann auf, wenn einfach saures Phosphat anwesend ist. Schon Stokvis fand, da\u00df durch Hinzusetzen einer geringen Menge NH3 die Erscheinung in jedem Harn hervorzurufen ist.\nEs gelingt aber auch, wenn man ein wenig Na2HP04 zusetzt. Dadurch wird die relative Menge CaO zu der P\u201e0. geringer, die Acidit\u00e4t bleibt dieselbe, aber es findet folgende Umsetzung statt\nNa2HP04 + Ca(H2P04)2 = CaHP04 + 2 NaH2P04.\nDer Niederschlag enth\u00e4lt nie Mg,(P04)2. Die Erkl\u00e4rung Hupperts,14) \u00abda\u00df das normale Calciumphosphat viel schwerer l\u00f6slich ist als das normale Magnesiumphosphat\u00bb, ist nicht gen\u00fcgend. Es ist nicht einzusehen, warum das jedenfalls schwer l\u00f6sliche Magnesiumphosphat gel\u00f6st bleiben sollte, nur weil Calciumphosphat noch schwerer l\u00f6slich ist. Es kann aber MgHPO nicht neben Ca(H2P04)2 bestehen, weil CaHP04 schwerer l\u00f6slich ist als MgHP04, ebenso wenig wie es m\u00f6glich ist, Mg(H2PO,)2 und Na2HP04 zu mischen. Der Niederschlag kann kein Mg,(P04)2 enthalten, solange noch CaO in der L\u00f6sung anwesend ist, weil sich die Umsetzung Ca(H2P04)2 + MgHP04 = CaHPOt -f Mg2(H2P04) solange wiederholt, bis alles CaO sich im Niederschlag befindet.\nEs ist m\u00f6glich, die Erscheinung zum Vorschein zu rufen in jedem Harn, ohne alkalisch reagierende K\u00f6rper hinzuzusetzen.\nWie ich in meiner fr\u00fcheren Abhandlung gezeigt habe, werden durch Zusatz von BaCl\u00e4 zum Harn die Basen aus den","page":489},{"file":"p0490.txt","language":"de","ocr_de":"L. de Jager,\n'*90\nHarns\u00e4ureverbindungen in die Phosphors\u00e4ureverbindungen \u00fcbergef\u00fchrt. Anstatt Biurat und zweifach saures Phosphat findet man nach Zusatz von BaCl2 Harns\u00e4ure und einfach saures Phosphat. Nach Arnstein15) bildet sich in einer L\u00f6sung, welche zweifach saure Phosphate neben Biurat enth\u00e4lt, immer *in Niederschlag von Tetrurat und Harns\u00e4ure, und es ist die Anwesenheit von Ba nicht notwendig. Es kann zugegeben werden, da\u00df in einer solchen Mischung eine Wechselwirkung stattfindet, soda\u00df, wie auch Arnstein angibt, nebeneinander einfach und zweifach saures Phosphat, Biurat, Tetrurat und Harns\u00e4ure zugegen sein werden. Der Unterschied den Baryum-salzen gegen\u00fcber ist aber der, da\u00df bei Anwesenheit von Alkaliphosphaten und Uraten haupts\u00e4chlich zweifach saures Phosphat und Biurat anwesend sind, w\u00e4hrend nach Zusatz von BaCl, alle Harns\u00e4ure in Freiheit versetzt wird. Denselben Einflu\u00df \u00fcbt auch CaCl2. Nur wird der normale Harn dadurch nicht getr\u00fcbt, weil die gebildeten K\u00f6rper CaHP04 und Harns\u00e4ure gel\u00f6st bleiben.\nSetzt man nun zu normal saurem Harn, welcher kein einfach saures Phosphat enth\u00e4lt, ein wenig CaCl2 hinzu, so wird, nach dem oben Gesagten, CaHP04 entstehen und es wird jetzt beim Kochen der Harn getr\u00fcbt von Ca3(P04)2.\nWenn auch jetzt der Harn noch klar bleibt, so kann doch die Erscheinung in jedem Harn wachgerufen werden, wenn man neben CaCl2 ein wenig Biurat hinzusetzt.\nDurch die zugesetzte CaCl2 wird CaHP04 gebildet aus Ca(H2P04)2 und Galciumbiurat oder, wenn zu wenig Harns\u00e4ure anwesend ist, durch Vermehrung von dessen Menge.\nDa\u00df beim Abk\u00fchlen das Biurat einen Teil seiner Basen abgibt an die Phosphate, ist bekannt. Es entsteht in vielen Harnen beim Stehenlassen einSedimentumlateritium aus Tetrurat bestehend. Filtriert man einen solchen Harn vom Sedimentum lateritium ab, so wird das Filtrat beim Kochen getr\u00fcbt, w\u00e4hrend der Harn klar bleibt, wenn das Sediment mitgekocht wird.\nWenn man eine Harnprobe, welche ein Sedimentum lateritium zeigt, erw\u00e4rmt, bis dasselbe gel\u00f6st ist, und jetzt CaCl.2 hinzusetzt, so bleibt der Harn nach dem Abk\u00fchlen klar. Es bildet sich kein Sediment von Tetrurat. Dasselbe ist nur so","page":490},{"file":"p0491.txt","language":"de","ocr_de":"491\nLTkt die Reaktion des Harnes.\nzu erkl\u00e4ren, da\u00df dem Biurat in diesem Fall alle Base entzogen wird, wobei Harns\u00e4ure und CaHPO, entstehen, welche beide gelost bleiben. Es wird durch Zusatz von CaCI, Caleium-bmrat entstehen. Wenn beim Abkiihlen Calciumtet'rurat entst\u00e4nde, so w\u00fcrde dasselbe als Sediment ausfallen.\nWenn man zu einem beliebigen Harn Natriumbiurat zusetzt, so fallt Tetrurat aus, wenn die Menge gro\u00df genu\u00bb ist Mit einer geringeren Menge bleibt das Biurat anfangs gel\u00f6st.\nIch setzte einer Harnprobe ein wenig Biurat zu und darauf ein wenig CaCl2. Der Harn blieb klar. Wurde die* Probe gekocht, so entstand sofort ein Niederschlag von (la^fPO,)\nIch setzte nun zu einer zweiten Harnprobe ebenso viel ,aCI2 zu wie im ersten Fall und nachher die n\u00e4mliche Men^e iiurat. Sofort entstand ein Sedimentum lateritium, welches sich beim Erw\u00e4rmen wieder l\u00f6ste. Wurde jetzt zum Kochen erhitzt, so blieb die Fl\u00fcssigkeit anfangs klar, nach kurzer Zeit wurde sie ebenfalls getr\u00fcbt.\nDie Zusammensetzung beider Proben war dieselbe. Wie aus dem Unterschied beim Kochen hervorgeht, enthielt Probe II aber mehr CaHP04 als Probe I, w\u00e4hrend umgekehrt in Probe I in der K\u00e4lte Tetrurat gebildet wurde, in Probe II nicht.\nWird erst Biurat zugesetzt und danach CaCI2, so wird letzteres gleichm\u00e4\u00dfig in Anspruch genommen von dem Urat und dem zweifach sauren Phosphat; es findet ein Umtausch statt zwischen beiden, der entstandene CaHP04 und die Harn-s\u00e4ure bleiben beide gel\u00f6st.\nIn der zweiten Probe aber wird das CaCl2 in Anspruch genommen von dem im Harn anwesenden Urat und der Rest des CaCl2 vom Phosphat. Wird nun Biurat hinzugesetzt, so wird diesem K\u00f6rper vom Ca(H2P04)2 die H\u00e4lfte seines Alkaligehalts entzogen und das Uberbleibende f\u00e4llt als Tetrurat aus. Es ist weniger CaHP04 entstanden und die Tr\u00fcbung beim Kochen entsteht nicht sofort.\nUm die von Stokvis beschriebene Erscheinung in jedem Harn zum Vorschein zu bringen, gibt es noch ein Mittel. Es ist bekannt, da\u00df man die Harns\u00e4ure entfernen kann, wenn man Harn \u00fcber kristallinische Harns\u00e4ure filtriert.\u00bb\u00ab) Die Harns\u00e4ure","page":491},{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"492\nL. de Jager,\nkrystallisiert aus, bleibt auf dem Filter zur\u00fcck und der Harn wird dadurch weniger sauer. Eine so behandelte Probe eines Harnes, welche urspr\u00fcnglich, ohne sich zu tr\u00fcben, gekocht werden kann, wird nach Filtration \u00fcber Harns\u00e4ure beim Kochen tr\u00fcbe.\nStokvis17) selbst hat wahrgenommen, da\u00df im Harn, welcher kein CaHP()4 enth\u00e4lt, diese Verbindung sp\u00e4ter entstehen kann. Er filtrierte eine Harnprobe, welche die Erscheinung nach dem Kochen aufwies, wodurch das entstandene Ca3(P04), entfernt wurde. Das Filtrat kann jetzt nur zweifach saure Phosphate enthalten und bleibt beim abermaligen Kochen klar. Nach 24 Stunden aber zeigte das Filtrat die Erscheinung aufs neue. Es mu\u00df somit CaHP\u00fc4 entstanden sein aus Ca(H2P04)2 und Urat. Es kann die Erscheinung sofort zum Vorschein gerufen werden, wenn man zum Filtrat ein wenig CaCI2 hinzusetzt.\nZu einer Harnprobe, welche beim Kochen sich tr\u00fcbte, setzte ich Essigs\u00e4ure hinzu, bis sich der Niederschlag gel\u00f6st hatte. Auch hier ist jetzt gewi\u00df nur zweifach saures Phosphat anwesend. Nach Zusatz von CaCl2 wird die Probe beim Kochen dennoch getr\u00fcbt.\nMan kann f\u00fcr Lackmus sauer reagierende Harne in vier (iruppen teilen :\n\tKochen\tCaCl2 in der K\u00e4lte\tCaCl2 und Kochen 1\tCaCl2 und Urat und Kochen\nGruppe I\tklar\tklar\tklar\tTr\u00fcbung\nII\t\u00bb\t>\tTr\u00fcbung\t*\n\u00bb III\t>\tJ Tr\u00fcbung\t>\t\u00bb\n> IV\tTr\u00fcbung\t\u00bb 1\t\u00bb 1\t\u00bb\nDie vierte Gruppe enth\u00e4lt gewi\u00df einfach saures Phosphat, bei der dritten Gruppe kann die Tr\u00fcbung verursacht werden durch einen hohen Uratgehalt oder durch ein geringes L\u00f6slichkeitsverm\u00f6gen des Harnes f\u00fcr CaHP\u00fc4.\nNun ist es immerhin m\u00f6glich, da\u00df auch Harn, welcher zwar CaHP04 enth\u00e4lt, beim Kochen klar bleibt, weil er K\u00f6rper enth\u00e4lt, welche entweder die Dissoziation des CaHP04 verhindern oder das gebildete Ca3(P04)2 zu l\u00f6sen imstande sind.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\n493\nIch bereitete eine Mischung von NaH2P()4 und Natrium-biurat, setzte zu 5 ccm dieser Mischung unterschiedene Stoffe hinzu und pr\u00fcfte, wieviel Tropfen einer CaClrL\u00f6sung hinzugesetzt werden mu\u00dften, um beim Kochen eine Tr\u00fcbung zu bekommen. Ohne jeden Zusatz war dazu ein Tropfen gen\u00fcgend.\nHarnstoff war ohne Einflu\u00df.\nSulfate sind ohne Bedeutung ; es wird durch Zusatz von UC12 \u2014 CaS04 gebildet. Es ist also nicht wohl m\u00f6glich, da\u00df im Harn CaHP04 von CaS04 gel\u00f6st gehalten werden w\u00fcrde.\nMit NaCl und NH4C1 bekam ich folgendes Resultat.\nEs waren bis zur Tr\u00fcbung beim Kochen erforderlich:\nZu 5 ccm\t1 Tropfen CaClrL\u00f6sung\n^ 5 \u00bb + 100 mg NaCl 2\n3\nrf-\t200\t\u00bb\t\u00bb\n\u201c(-\t300 . \u00bb\t\u00bb\t4\n+\t100\t\u00bb\tNH4C1\t4\n-f*\t200\t\u00bb\t\u00bb\t5\n-f-\t300\t\u00bb\t\u00bb\t6\nBeim Harn ergab sieh folgendes:\n10 ccm Harn\t1 Tropfen CaCl2-L\u00f6s. erf.\n\u00bb\t\u00bb\t+ 300 mg NaCl 2\n10 \u00bb\t\u25a0\t+300 \u2022 NH4C1 5\t.\nDiese Mengen sind so exzessiv hoch, da\u00df der Einflu\u00df dieser K\u00f6rper auf die Bildung der Tr\u00fcbung nicht sehr gro\u00df sein kann. Doch scheint es, als w\u00e4ren in einem Versuch Stokvis' Ammoniaksalze im Spiele gewesen. Er sah n\u00e4mlich eine Harnprobe, welche eine gen\u00fcgende Menge CaO enthielt, nach Zusatz von NH3 beim Kochen klar bleiben. Es kann da die Abnahme der Acidit\u00e4t kompensiert worden sein durch die Zunahme der Ammoniaksalze.\nAus diesen Versuchen geht hervor, da\u00df die Acidit\u00e4t des Harnes nur sehr wenig geringer zu werden braucht, um den normalen Harn beim Kochen sich tr\u00fcben zu lassen. Es ist dann entweder CaHP04 entstanden oder dessen Menge ist vermehrt. Es ist nicht wohl begreiflich, wie die K\u00f6rper, welche die Tr\u00fcbung beim Kochen verhindern, gerade dazu ausreichen","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"494\nL. de Jager,\nw\u00fcrden, und gerade nicht mehr ausreichen, wenn die Menge CaHP04 um ein sehr geringes vermehrt wird.\nDie Umsetzung der Urate in freie Harns\u00e4ure nach BaCL-Zusatz zum Harn ist vollkommen. Ich habe selbst dasselbe benutzt zu einer Methode der Harns\u00e4urebestimmung. Setzt man BaCl2 zu Harn hinzu, so bekommt man einen Niederschlag bestehend aus BaHP04 und BaS04, w\u00e4hrend die Harns\u00e4ure g\u00e4nzlich gel\u00f6st bleibt. Es wird filtriert und zu dem Filtrat NaOH zugesetzt bis zur Rotf\u00e4rbung von Phenolphthalein. Es wird dadurch alles Phosphat als Ba3(P04)2 und alle Harns\u00e4ure als Baryumurat gef\u00e4llt. Durch L\u00f6sen des Niederschlags in Salzs\u00e4ure kann die Harns\u00e4ure abgeschieden werden. Ich fand in drei Harnproben nach dieser Methode in 100 ccm Harn 28, 15 und 37 mg Harns\u00e4ure. Die Methode Fokker-Salkowski ergab resp. 26, 7 und 28,5 mg.\nAls Erkl\u00e4rung daf\u00fcr, da\u00df der normale Harn nur zweifach saure Phosphate enth\u00e4lt, gebe ich folgendes: Eine der wichtigsten Aufgaben des Blutes ist, die Kohlens\u00e4ure aus dem K\u00f6rper zu entfernen. Das Kohlens\u00e4ure bindende Verm\u00f6gen des Blutes ist innerhalb gewisser Grenzen konstant. Das von CO, befreite Blut enth\u00e4lt Na2C03, Na2HP04 und eine Verbindung von Globulin mit Alkali. Das mit C02 ges\u00e4ttigte Blut enth\u00e4lt NaHC03, NaH2P04 und Globulin.\nNa2C03 -f C02 = 2 NaHC03 Na2HP04 + C02 = NaH2P04 + NaHP03 NaGlob + C02 =. NaHC03 + Glob.\nUnter Globulin sind auch Oxyh\u00e4moglobin u. a. einbegriffen.\nDie an NaH2P04 und Globulin gebundenen Alkaliatome w\u00fcrde man die labilen Alkaliatome nennen k\u00f6nnen. Nur im arteriellen Blute kann Na2C03 anwesend sein. Man k\u00f6nnte sagen, das Blut enthalte die sauren K\u00f6rper NaH2P04, NaHC03 und Globulin und s. v. v.-freies Alkali. Enth\u00e4lt das Blut wenig C02, so verbinden sich diese Alkaliatome mit den drei sauren K\u00f6rpern ; ist der 002-Gehalt gro\u00df, so wird das labile Alkali zu NaHC03. Durch diese K\u00f6rper wird das Kohlens\u00e4ure bindende Verm\u00f6gen des Blutes bestimmt. Die Nieren sind die einzigen Organe, wodurch das Kohlens\u00e4ure bindende Verm\u00f6gen des Blute-","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\t495\nreguliert werden kann. Wird es zu hoc!\u00bb, d. 1\u00bb. enth\u00e4lt das Hlut zu viel Alkali, so ist es die Aufgabe der Nieren, dasselbe zu entfernen; wird es zu niedrig, so wird von den Nieren S\u00e4ure ausgeschieden werden m\u00fcssen.\nEs ist einleuchtend, da\u00df, wenn einfach saures Phosphat von den Nieren ausgeschieden w\u00fcrde, das Kohlens\u00e4ure bindende Verm\u00f6gen des Blutes dadurch nicht beeinflu\u00dft werden k\u00f6nnte. Es wird dadurch sowohl ein K\u00f6rper mit sauren Eigenschaften. NaH,P04, als ein K\u00f6rper mit basischem Charakter, Na, entfernt.\nEs werden dem Blute durch die Umsetzungen im K\u00f6rper saure Verbindungen zugef\u00fchrt und es erscheint mir die Ausscheidung des zweifach sauren Phosphates durch die Nieren der Vorgang zu sein, wodurch die alkalische Reaktion des Blutes wieder zur Norm zur\u00fcckgef\u00fchrt wird. Es wird dadurch der Carbonatgehalt und also auch das Kohlens\u00e4ure bindende Verm\u00f6gen des Blutes erh\u00f6ht. Wird, wie es bei Carnivoren und dem Menschen Ausnahme ist, dem Blute zuviel Basis zugef\u00fchrt, so wird anstatt1 zweifach saures Phosphat Alkali ausgeschieden als NaHCOj oder Na2C03. Wenn es die Aufgabe der Niere w\u00e4re, das \u00fcbersch\u00fcssige Phosphat zu entfernen, so w\u00e4re es nicht recht verst\u00e4ndlich, wie es kommt, da\u00df, je weniger sauer der Harn reagiert, um so weniger P205 darin enthalten ist. Vozarik'8) fand in 50 ccm Harn bei Pflanzenkost 62,2 bis 79,5 mg P20., bei Muskelarbeit 167,6 bis 193,9 mg P20,. Der Harn bei Herbivoren enth\u00e4lt bekanntlich nur Spuren von P205, w\u00e4hrend derselbe bei Milchdi\u00e4t viel P205 enth\u00e4lt. Bergmann19) fand, da\u00df das ins Blut eingespritzte Phosphat bei Herbivoren nicht von den Nieren ausgesehieden wird. Dieses kann nicht seine Ursache haben in der F\u00e4higkeit der Nieren, die Phosphate zur\u00fcckzuhalten, weil sonst auch bei Milchern\u00e4hrung kein P205 ausgeschieden werden konnte.\nIm Hungerzustand dagegen bleibt der P,0 -Gehalt relativ\nhoch.\nObwohl nicht viele Angaben in dieser Richtung vorliegen, scheint es doch, da\u00df eine Zunahme der S\u00e4urezufuhr mit der Nahrung, sei es in der Form von freier S\u00e4ure oder einer sauren Nahrung, und alle Umst\u00e4nde, welche die S\u00e4ureproduktion im","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"L. de Jager,\n49t)\nK\u00f6rper steigern, eine vermehrte P205-Ausscheidung zur Folge haben. So wird die P205-Ausscheidung durch Muskelarbeit vermehrt, oft von einer Abnahme gefolgt. Auch bei S\u00e4ureeinfuhr nimmt anfangs die Menge Phosphat zu. u. a. Limbeck.20)\nIch bestimmte zu einem anderen Zweck21) die t\u00e4gliche Phosphors\u00e4ureausscheidung. Als Mittel aus 9 Tagen, an denen ich bis zu 25 km auf dem Fahrrad zur\u00fccklegte, fand ich 3,045 g P205. An 3 Tagen, an denen ich eine Strecke von 50 km zu-z\u00fceklegte, betrug die Menge P205 3,421, 3,354 und 3,570 g. In einer Versuchsreihe nahm ich w\u00e4hrend 4 Tagen t\u00e4glich 3 g Salmiak, an 6 anderen Tagen zusammen mit 5 g Natriumlactat. Der P205-Gehalt betrug\nin der Vorperiode\t5 Tage im Mittel 2,749 g\n\u00bb\t\u00bb\tNH4Cl-Periode\t4\t\u00bb\t\u00bb\t3,185\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb.\tdritten Periode\t3\t\u00bb\t\u00bb\t2,555\t\u00bb\n\u00bb\t\u00bb\tNH4Cl-{-L.actatperiode 6\t\u00bb\t\u00bb\t2,871\t\u00bb\n\u00bb\t*\tNachperiode\t4\t\u00bb\t\u00bb\t3,055\t\u00bb\nDie letzte Zahl ist zu hoch, weil darunter zwei Tage Vorkommen mit sehr angestrengter Arbeit, ohne diese Tage betrug die Ausscheidung im Mittel 2,700 g. Aus dieser Tabelle geht hervor, da\u00df der P205-Gehalt vermehrt wird bei Salmiakzufuhr : wird zugleich Lactat genommen, so verschwindet dieser Einflu\u00df. Nun liegt es auf der Hand, da\u00df unter normalen Umst\u00e4nden eine fortw\u00e4hrende Vermehrung des P205-Gehalts des Harnes nicht Vorkommen kann, sonst w\u00fcrde dem Blute zu viel P20- entzogen werden. In diesen F\u00e4llen wird bei Carnivoren die Ammoniakausscheidung vermehrt. Es ist die Phosphatausscheidung m. E. zu betrachten als der vornehmste Regulator f\u00fcr die t\u00e4glichen Schwankungen der Blutalkalescenz. Aus der in meiner ersten Abhandlung enthaltenen Tabelle entnehme ich eine st\u00fcndliche P205-Ausscheidung im Morgenharn von 64 mg, im Nachmittagsharn von 224 mg. Ganz dasselbe fand Beneke.22) Die Ursache dieser Schwankungen kann nicht in einer vermehrten Resorption gelegen sein. In meinen Versuchen war die st\u00fcndliche Ausscheidung am gr\u00f6\u00dften von 3\u20145 Uhr nachmittags, nahm ab w\u00e4hrend der Magenverdauung nach dem Mittagsmahl (Vs 5), um sp\u00e4ter wieder anzusteigen. Es ist nicht anzunehmen, da\u00df die Resorption de^","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\n497\nPA am gi\u00dften sein w\u00fcrde gerade vor der Hauptmahlzeit. \\\\ ohl ist begreiflich, da\u00df die Ausscheidung am gr\u00f6\u00dften ist nach der Arbeit, wie es in meinem Fall zutrifft.\nNimmt der Gehalt des Blutes an Alkali durch Resorption von Alkalien oder pflanzensaure Alkalien, und dadurch das kohlens\u00e4urebindende Verm\u00f6gen zu, so wird Alkali von den Nieren ausgeschieden in der Form von NaHC03 oder Na4C03.\nNach diesen Anschauungen w\u00fcrde der Harn entweder nur Carbonate oder nur zweifach saure Phosphate enthalten k\u00f6nnen. Diese w\u00fcrden gewi\u00df nachzuweisen sein, wenn es gel\u00e4nge, den Harn so aufzufangen, wie er ausgeschieden wird. Es ist aber die Niere eine so zusammengesetzte Dr\u00fcse, da\u00df inan den Harn als eine Mischung mehrerer Sekrete betrachten mu\u00df. Dies geht aus den grundlegenden Untersuchungen Heiden-hains hervor. Da\u00df im Harn nach der Ausscheidung derselben, und zwar noch innerhalb der Harnwege Umsetzungen Platz greifen, geht hervor aus der Bildung der Harnsteine und aus den bei der Entleerung anwesenden krystallinischen Sedimenten. Krystalle von CaHP04, Tripelphosphat, Kalkoxalat werden gewi\u00df nicht als solche sezerniert, sondern erst in den Harnwegen gebildet.\nF\u00fcr gew\u00f6hnlich findet man jedenfalls nur zweifach saures Phosphat oder nur Carbonat, ersteres bei Carnivoren, letzteres bei Herbivoren.\nIn dem menschlichen Harn k\u00f6nnen beide gemischt Vorkommen, wobei beide K\u00f6rper sich zu einfach saurem Phosphat umsetzen. Es ist damit aber nicht bewiesen, da\u00df beide Verbindungen zu gleicher Zeit ausgeschieden worden sind. Es kann ja zwischen zwei Durchstr\u00f6mungen durch den K\u00f6rper die Reaktion des Blutes sich um ein wenig ge\u00e4ndert haben, soda\u00df, w\u00e4hrend in einem Augenblick Carbonat ausgeschieden wird, nach wenigen Minuten Phosphat entfernt wird. Wir fangen das Gemisch auf und finden beide.\nAber selbst in derselben Zeit kann das arterielle Blut in den Glomerulis Alkali ausscheiden, w\u00e4hrend es, nachdem es ven\u00f6s geworden ist, an die die Tubuli contorti umgebende Lymphe zweifach saures Phosphat abgibt.","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498\nL. de Jager.\nEs ist in der Nierenphysiologie das letzte Wort eben noch nicht gesprochen Es Hie\u00dft jeden Tag nach Heidenhain-*) 1.30 kg Blut durch die Nieren und es wird 1,5 kg Harn ausgeschieden, d. h. etwas mehr als l\u00b0/o des Blutvolumens. Wenn die Wasserabgabe der Hauptsache nach in den Glomerulis stattfindet, so w\u00fcrde durch das Vas efTerens der Glomeruli 99\u00b0/o des Blutes des Vas afferens flie\u00dfen, was einem Unterschied im Durchmesser von 0,5 \u00b0/o entsprechen sollte. Der Unterschied ist sichtbar, also gr\u00f6\u00dfer, deshalb mu\u00df das Blut in den Glomerulis entweder mehr als 1 \u00b0/o seines Wassergehaltes abgeben oder die Str\u00f6mungsgeschwindigkeit im Vas efTerens mu\u00df gr\u00f6\u00dfer sein als im Vas afferens. *)\nDa\u00df auch dem P^pithel der Glomeruli eine spezifische sekretorische Wirksamkeit nicht abgesprochen werden kann, geht hervor aus der Zuckerausscheidung bei Diabetes. Das Blut enth\u00e4lt bei Diabetes h\u00f6chstens l\u00b0/o Zucker, w\u00e4hrend der Harn 10 bis 15\u00b0/o enthalten kann. Weil Zucker nach Nu\u00dfbaum24) in den Glomerulis ausgeschieden wird, kann dieser Unterschied an Zuckergehalt nur erkl\u00e4rt werden entweder aus einer spezifischen aktiven Sekretion oder durch nachherige Resorption des Wassers.\nWir wissen, da\u00df die Nieren nicht ein Filtrationsapparat sind, sondern eine Dr\u00fcse, welche die Aufgabe hat, die Zusammensetzung des Blutes zu regeln. Dann ist es selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df den Nieren auch die Aufgabe zuf\u00e4llt, eine der wichtigsten Funktionen des Blutes, die Fortschaffung der Kohlens\u00e4ure, zu regulieren. Bei Herbivoren wird der \u00dcberschu\u00df an Alkali, bei Carnivoren die \u00fcberm\u00e4\u00dfige S\u00e4uremenge fortge-schafTt. Beim Menschen ist in der Regel die S\u00e4urebildung im K\u00f6rper \u00fcberwiegend und es wird daher der Harn gew\u00f6hnlich nur zweifach saures Phosphat neben anderen K\u00f6rpern mit\n*) Selbstverst\u00e4ndlich ist diese Berechnung nicht ganz richtig. Es flie\u00dft nicht alles Blut durch die Glomeruli, es wird aber auch nicht alles Harnwasser in den Glomerulis ausgeschieden. Jedenfalls flie\u00dft doch wohl soviel Blut durch die Glomeruli, da\u00df der Unterschied zwischen Vas afferens und Vas efTerens unsichtbar sein w\u00fcrde, wenn nicht mehr Wasser abgegeben wird, als im Harn erscheint.","page":498},{"file":"p0499.txt","language":"de","ocr_de":"Iber die Reaktion des Harnes.\n499\n-aurem Charakter enthalten. Unter gewissen Umst\u00e4nden kann es zur Ausscheidung \u00fcbersch\u00fcssiger alkalischer Bestandteile kommen, bei gew\u00f6hnlichen gemischten Di\u00e4ten ist dieses aber n,,r zeitweilig der Fall, und der Tagesharn wird kein einfach saures Phosphat enthalten. Bis jetzt ist die regelm\u00e4\u00dfige Anwesenheit dieser Verbindungen nocht nicht bewiesen, w\u00e4hrend sowohl die quantitative Analyse wie das Verhalten des Harnes gegen\u00fcber Heagentien darauf hinweisen, da\u00df nur zweifach saure Phosphate anwesend sind.\nWelche Bedeutung hat nun die Acidometrie des Harnes und wie bestimmt man die Acidit\u00e4t ? Angenommen, da\u00df die Acidit\u00e4t des Harnes der Ausdruck ist f\u00fcr die Schwankungen des s\u00fcurebindenden Verm\u00f6gens des Blutes, so mu\u00df als S\u00e4ure-wert des Harnes angenommen werden die Menge Alkali, welche zum Harn hinzugesetzt werden mu\u00df, um die Harnbestandteile gleich zu machen den Verbindungen, welche im B|ute anwesend sind. Das Blut enth\u00e4lt einen \u00dcberschu\u00df an Na2C03) es sind also keine K\u00f6rper mit saurem Charakter anwesend, weil diese dem Carbonat Base entziehen w\u00fcrden. Erstens wird daher die Acidit\u00e4t des Harnes bestimmt durch die Menge Alkali, welche erforderlich ist, um die neben dem Phosphat anwesenden K\u00f6rper mit saurem Charakter zu neutralisieren. Aus dem Gehalt an !\u2019A und dem S\u00e4urewert nach Zusatz von CaCl2 kann die Menge NaOH berechnet werden, welche erforderlich ist, um diese K\u00f6rper in f\u00fcr Phenolphthalein alkalisch reagierende Verbindungen umzusetzen. Es ist dieses der auf Seite 503 als a bezeichnte Wert, welcher gefunden wird aus der Gleichun* PO\t^\na = Ac3---------g-5M in Kubikzentimeter Zehntelnormallauge.\nOb diese K\u00f6rper im Blute anwesend sind in f\u00fcr Phenolphthalein alkalisch reagierenden Verbindungen, ist allerdings nicht bekannt. Es scheint mir aber, da\u00df man, solange kein besserer Ma\u00dfstab bekannt ist, dieses als S\u00e4urewert benutzen kann.\nZweitens kommen die Phosphate in Betracht. Das Blut enth\u00e4lt einfach saures Phosphat, durch die Entfernung des zweifach sauren Phosphats mit dem Harne wird das Blut um soviel Alkali angereichert, als erforderlich ist, um das zweifach","page":499},{"file":"p0500.txt","language":"de","ocr_de":"L. de Jager,\n500\nsaure in einfach saures Phosphat zu verwandeln. Diese Menge kann berechnet werden aus dem P205-Gehalt.\nDer S\u00e4urewert des Harnes ist die Summe des S\u00e4urewertes der zweifach sauren Phosphate und der anderen als a benannten sauren K\u00f6rper. Diese Acidit\u00e4t wird nun gefunden, indem man von der Totalacidit\u00e4t (unter Zusatz von CaCl2) abzieht die Zahl, welche man bekommt, wenn man den Gehalt\nP 0\nan P205 in mg durch 71 teilt. Ac = Ac3 (S. 486)---------------i--\u00bb\n= a -f- x -(\u2014 y z. Diese Zahl stimmt ungef\u00e4hr mit der Acidit\u00e4t, welche man durch einfaches Titrieren mit Phenolphthalein findet, ist aber genauer, weil der Einflu\u00df der Erdphosphate dabei eliminiert wird. Bei einfacher Titrierung findet man Ac = a -f- x -f- ll/s y -j- IPs z (S. 486). Als Beispiel f\u00fchre ich folgende Tabelle an. Dieselbe stellt die Resultate aufeinander-\n1\tI.\tII.\tin.\tIV.\tV. *\tVI.\nTage |\tAc mit Phenol-\tMit\t* ; PA\tEinfach zu zweifach ;\tAndere\tAcidit\u00e4t\n\tphthalein\tCaC.l,\t\tsaurem Phosphat i\tS\u00e4ure\t\ni\t54\t87\t2,818\t39,62\t/,/b 1\t47,38\n2\t53,56\ts\u00bb.\u00ab ;\t3,068\t43.21\t3,02 |\t46.23\n3\t00,80\t99.10 \u2022' . , 't '\t3.155\t44,43\t10,30\t54,73\ni\t1\t67,08\t100,08\t3,354\t47.24 '\t11.60 [\t58.84\n\t08,25\t101,92\t!\t2,980 I\t41.97\t!\t17,98\t60,95\n6\ti 00,48\ti 95,83\t3.075 |\t43,31\t8,71\t52,02\n. r* . /\t55,(>5\t89.25\t2,960\t41,77\t5,70\t47,48 i\t7\n8\t58,28\t87,82\t2,880\t40,65\t6,02\t46,67\n9\tj 05,55\t107,85\t3,421\t48.18\t1\t10,99\t59.17\n10\t00,00\t|\t99,00\t3,300\t46,48\t6,04\t52.52\n11\t04,89\ti 102.75 i \u2022 \u2022 ,\t3,219\t45,33 l\t; 12.08 1\t57.42 V\nDer vierte und der neunte Tag waren anstrengende Tage. F\u00fcr gew\u00f6hnlich trinke ich am Abend eine halbe Flasche leichtes Bier. Am ersten und f\u00fcnften Tag trank ich am Abend Wein, am vierten und elften trank ich mehr Bier; im \u00fcbrigen sind mir keine besonderen Umst\u00e4nde bekannt, welche Einflu\u00df aus\u00fcben konnten.","page":500},{"file":"p0501.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\n501\nfolgender Tage dar und zwar unter Kolonne ! die einfache Acidit\u00e4t mit Phenolphthalein = a + x -f IVa v + 1*/. z, unter Kolonne II dieselbe nach CaCl,-Zusatz = a -f 2 x -f 2 y -J- 2 z. unter III den Gehalt an P^, unter IV die Alkalimenge, welche nach der Berechnung n\u00f6tig ist, um das zweifach saure Phosphat\nin einfach saures umzusetzen\tunler y den S\u00e4urewprt\nder anderen K\u00f6rper mit saurem Charakter = a, gefunden aus der Zahl in Kol. I, vermindert mit 2 mal der Zahl der Kol. IV, unter VI die Acidit\u00e4t, wie oben angegeben = a -j- x -J- y z\nDie Acidit\u00e4t ist angegeben in Kubikzentimetern n-NaOH die P205 in Grammen.\nAu\u00dfer kleinen Verschiebungen ist die Reihenfolge der ersten und letzten Zeile fast identisch mit der durch einfache Titrierung gefundenen Zahl, ist aber immer h\u00f6her als berechnet, und zwar um V* y -f Va z. Es kann sein, da\u00df die Totalacidit\u00e4t mit CaCl2 etwas zu niedrig gefunden wird und da\u00df meine Zahlen infolgedessen zu niedrig ausfallen. Doch glaube ich, selbst wenn dies der Fall sein m\u00f6chte, da\u00df meine Zidern' ziemlich genau sind. Es kann die zur Umbildung des zweifach sauren in einfach saures Phosphat erforderliche Menge NaOH\nberechnet werden aus dem Ps05-Gehalt = -\u00ab-\u2018\u2019A Nimm,\n71\nman nun an, da\u00df die nach Voz\u00e4rik gefundene Zahl diese Acidit\u00e4t neben dem S\u00e4urewert anderer saurer K\u00f6rper angibt d. h. vernachl\u00e4ssigt man den durch die Erdphosphate bedingten fehler, so kann man berechnen, wieviel Lauge zu diesen letzteren Verbindungen verbraucht worden sein soll. Setzt man daneben die an diesen Tagen ausgeschiedene Menge NH.,, welches gewi\u00df auch abh\u00e4ngig ist von der im K\u00f6rper gebildeten S\u00e4uremenge, so sieht man, da\u00df die von mir berechneten Zahlen damit besser stimmen als die aus der einfachen Titrierung berechneten. Ich gebe die Zahlen der ersten 5 Tage (S. 502).\nEbenso wie durch die Ausscheidung von NaH,P04 der Garbonatgehalt des Blutes zunimmt, so wird auch von NH S\u00e4ure aus dem K\u00f6rper fortgescha\u00dft ohne die dazu geh\u00f6rige Base. Es ist zu erwarten, da\u00df gerade der Harnammoniak zu-","page":501},{"file":"p0502.txt","language":"de","ocr_de":"502\nL. de Jager,\nPA\tGehalt an anderen S\u00e4uren nach einfacher\tnach meinem Titrierung\tVerfahren\t\tAusgeschiedenes Ammoniak\n2.818\t14.28\t7,76\t0,714\n8.008\t10,85\t3,02\t0,663\n3,155\t15.87\t10,30\t0,763\n8.854\t19.84\t11,60\t0,756\n2.980\t16,28\t17,98\t0,889\ngleich mit den anderen sauren K\u00f6rpern zunehmen wird und nicht die Phosphatausscheidung, dessen Menge, wie oben gesagt, beschr\u00e4nkt wird durch den Gehalt des Blutes an P205.\nDer exzessiv hohe Gehalt an NH3 am f\u00fcnften Tage trifft zusammen mit einem exzessiv hohen S\u00e4uregehalt, w\u00e4hrend gerade an diesem Tag der P205-Gehalt niedrig erscheint, vielleicht eine Folge des hohen Gehaltes an P203 am vorigen Tag. Bei einfacher Titrierung trifft der h\u00f6chste S\u00e4urewert zusammen mit dem gr\u00f6\u00dften Gehalt an Phosphors\u00e4ure, wie aus der Gleichung a -j- x -|- l*/s y -f- 11 /3 z zu erwarten war.\nWie ich oben (S. 485) angef\u00fchrt habe, wird in einem Harn mit einem mittleren Gehalt an P205, CaO und MgO die durch einfache Titrierung gefundene Zahl f\u00fcr die Phosphate einen um 12,8 \u00b0/o zu hohen S\u00e4urewert ergeben. Wie gro\u00df dieser Fehler tats\u00e4chlich ist, kann aus den angef\u00fchrten Tabellen\nP 0\nbestimmt werden. Man kennt den S\u00e4urewert des P^O- = \u2014* -0\nund die zur Neutralisation anderer saurer K\u00f6rper erforderliche Menge NaOH = a. Subtrahiert man diese letztere von der als Acidit\u00e4t nach Voz\u00e4rik gefundenen, so ist diese Zahl h\u00f6her als die aus dem P205-Gehalt berechnete. Ich fand am ersten Tag eine Acidit\u00e4t von 54 ccm n-NaOH (Kolonne I). F\u00fcr das Phosphat ist davon erforderlich 54 \u2014 7,76 \u2022= 46,24 ccm (Kol. 1 \u2014 Kol. V). Um alles Phosphat in einfach saures zu verwandeln, h\u00e4tten 39,62 ccm gen\u00fcgt, also 6,62 ccm weniger (46,24 \u2014 39,62). Der S\u00e4urewert der Phosphate wird also um 662 : 39,62 = 16,7 \u00b0/o zu hoch gefunden. F\u00fcr die angef\u00fchrten 11 Tage ist dieses Verh\u00e4ltnis 16,7, 16,9, 12,5, 17,4,","page":502},{"file":"p0503.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Reaktion des Harnes.\n503\n15,2, 19,5, 19,5, 15,7, 13,2, 10,9 und 15,l\u00b0,o. Dieses ist h\u00f6her, als nach den mittleren Zahlen nach Huppert der Fall sein sollte. Der Gehalt an Erdphosphaten in den von mir untersuchten Harnen ist aber wahrscheinlich gr\u00f6\u00dfer als der mittlere \\\\ ert. Ich bestimmte den Gehalt an Erdphosphaten durch NH -Zusatz. Dieser Bestimmung ist kein gro\u00dfer Wert beizulegen, weil man nicht genau wei\u00df, in welchem Verh\u00e4ltnis die Erdalkalien darin anwesend sind. Es wird aber doch wohl der Hauptsache nach das Calcium als Ca3(P04)2 und das Magnesium als Tripelphosphat gef\u00e4llt. Mit einem Gehalt von 0,160 CaO und 0,230 MgO w\u00fcrde der durch NH3 erzeugte Niederschlag in runder Zahl 160\t, n \u00ab. ^ .\t230\n3^56 X \u00b0'142 + 2 X 4\u00d6 X 0,142 = +0.140 + 0,420 \u00bb 0,560 g \\\\Q&\nenthalten, in Ca3(P04)2 sind enthalten gegen 3 X 56 CaO \u2014 112 PA, in MgNH4P04 gegen 2 X 40 MgO \u2014 142 P205- Ich fand in dem durch NH3 erzeugten Niederschlag im Mittel 0,784 PA- Aus der Gleichung 560 : 784 = 12,8 : x geht her-\\or, da\u00df die Zunahme der Acidit\u00e4t in meinen Versuchen anstatt 12,8 \u00b0/o im Mittel 16,044\u00b0/o betragen w\u00fcrde. Als Mittel aus den berechneten Zahlen ergibt sich 16,20\u00b0/o.\nEs ist deshalb klar, da\u00df die einfache Titration mit Phenolphthalein zu hohe Zahlen ergibt und da\u00df die nach der von mir\nangegebenen Methode gefundenen Werte der wirklichen Acidit\u00e4t sich n\u00e4hern.\nEs ist mir nicht m\u00f6glich, aus meinen Untersuchungen Schlu\u00dffolgerungen zu ziehen in bezug auf den Einflu\u00df besonderer Umst\u00e4nde auf die Acidit\u00e4t des Harnes.\nDazu m\u00fc\u00dfte man mit Individuen arbeiten, welche man einer bestimmten Di\u00e4t und festgestellten Arbeit unterwerfen kann. Ich mu\u00dfte meine Versuche bei mir selbst anstellen, w\u00e4hrend ich meinen gew\u00f6hnlichen Besch\u00e4ftigungen nachging! Die mitgeteilten Zahlen sind au\u00dferdem nicht bestimmt, um diese Einfl\u00fcsse zu eruieren, sondern um festzustellen, ob Lactate im K\u00f6rper oxydiert werden.25)\nDie von mir angegebene Acidit\u00e4tsbestimmung entspricht, wie ich glaube, der praktischen Anforderung, ein f\u00fcr allemal\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LV.\n35","page":503},{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504-\nL. de Jager, \u00dcber die Reaktion des Harnes.\nbestimmtes Ma\u00df zu geben. Es gibt die Menge Alkali an, um welche die Blutalkalescenz im Tag zugenommen hat, oder mit anderen Worten, die Menge S\u00e4ure, welche dem Blute durch die Resorption und die Umsetzungen im K\u00f6rper zugef\u00fchrt worden war.\nEs entspricht die Acidit\u00e4t nicht ganz diesen Verh\u00e4ltnissen. Mit dem Harn wird durch das Ammoniak S\u00e4ure aus dem K\u00f6rper fortgeschafft ohne die dazu geh\u00f6rige Base, durch die Schwefels\u00e4ure anderseits Alkali. Beide, NH3 und H2S04, sind im K\u00f6rper gebildet. Es wird gew\u00f6hnlich + 80\u00b0/o des H2S04-Gehalts durch Ammoniak gedeckt. Die Acidit\u00e4t gibt also zu h\u00f6he Werte. Bei genauen Bestimmungen wird darauf R\u00fccksicht genommen werden m\u00fcssen.\nStiens, 5. April 1908.\nIch wiederhole meine Bitte, mir von etwaigen Arbeiten, welche dieses Thema betreffen, einen Separatabdruck zusenden zu wollen.\nLiteratur.\n1.\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXIV.\n2.\tNach Huppert-Neubauer, Harnanalyse.\n3.\ta. a. 0., S. 9.\n4.\tDiese Zeitschrift, Bd. XIX.\n5.\tDiese Zeitschrift, Bd. XXX.\n6.\tArch. f. d. ges. Physiologie, Bd. HI.\n7.\tDiese Zeitschrift, Bd. XX.\n3. Pfl\u00fcgers Arch., Bd. X, \u00dcber die Reaktion der Kuhmilch.\n9.\tPfl\u00fcgers Arch., Bd. L.\n10.\ta. a. 0., S. 489.\n11.\tNed. Tydschr. v. Geneeskunde 1882.\n12.\ta. a. 0., S. 23.\n13.\ta. a. 0.\n14.\tHuppert-Neubauer, Harnanalyse, 1898, S. 27.\n15.\ta. a. 0., S. 16.\n16.\tPfeiffer, cit. nach Huppert-Neubauer, Harnanalyse, S. 625.\n17.\ta. a. 0.\n18.\ta. a. 0., S. 489.\n19.\tArch. f. exper. Path. u. Pharmakol., 1901, Bd. XLVII.\n20.\tWiener med. Wochenschr., 1898.\n21.\tNed. Tydschr. v. Geneeskunde, 1900, \u00dcber S\u00e4ureintoxikation.\n22.\tArch, von Vogel, Nasse und Beneke, 1854.\n23.\tHerrn. Handb. d. Physiologie, Bd. V.\n24.\tcit. nach Heidenhain, Herrn. Handb. d. Phys., Bd. V.\n25.\tMitgeteilt im Tydschr. voor Geneeskunde, 1900.","page":504}],"identifier":"lit18710","issued":"1908","language":"de","pages":"481-504","startpages":"481","title":"\u00dcber die Reaktion des Harnes","type":"Journal Article","volume":"55"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:39:27.768826+00:00"}