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{"created":"2022-01-31T14:01:28.302937+00:00","id":"lit18714","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 56: 18-80","fulltext":[{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung.\nVoll\nOlof Haminarsten.\ni Der Hedaktion >.upegangen am 21. April 1908.)\nOhne auf die Geschichte dieser strittigen Frage und die hierher geh\u00f6rende Literatur des n\u00e4heren einzugehen,1) will ich daran erinnern, dalt zwei wesentlich verschiedene Ansichten hier einander gegeniiberstehen. Die eine, von Pawlow,2) Sawjalow 3i u, a. und in der allerletzten Zeit von S\u00e4witsch4) und namentlich von Gewin\u00bb) vertretene Ansicht lautet dahin, dali beide W irkungen von einem und demselben Enzyme her-r\u00fchren, und nach Sawjalow und Gewin soll die Milchgerinnungnichts anderes als der Anfang der Pepsinverdauung sein.\nNach der zweiten Ansicht sind dagegen die beiden Enzvm-wirkungen nicht identisch, sondern verschiedener Art. Hier sind nun aber zwei M\u00f6glichkeiten denkbar. Man kann sich das Pepsin und Chymosin als zwei verschiedene Enzyme vorstellen, oder man kann mit Nencki und Sieber.6) denen P\u00f6kelhering7) sp\u00e4ter sich anschlo\u00df, annehmen, da\u00df das sogenannte Pepsin aus einem Riesenmolek\u00fcl mit Seitenketten besteht, deren eine bei saurer Reaktion Hydrolyse von Eiwei\u00df, die andere dagegen bei neutraler Reaktion Gerinnung von Milch\n'i Man wird mir wahrscheinlich den Vorwurf machen, da\u00df jch in diesem Aufsatze die Arbeiten anderer zu wenig besprochen habe. Dies war aber notwendig, um dem Aufsatze einen nicht zu gro\u00dfen Umfang zu geben\nDiese Zeitschrift. Bd. XLII.\nDiese Zeitschrift, Bd. XLVI.\n\\) Diese Zeitschrift. Bd. LV.\n&) Diese Zeitschrift. Bd. LIV.\n6 Diese Zeitschrift, Bd. XXXII.\n;) Diese Zeitschrift. Bd. XXXV.\n1","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosin Wirkung\t19\nveranla\u00dft. Eine experimentelle Entscheidung zwischen diesen beiden M\u00f6glichkeiten d\u00fcrfte schwer sein, denn seihst wenn es gelingt, eine L\u00f6sung darzustellen, welche nur die eine Wirkung zeigt, w\u00e4hrend die andere vernichtet worden ist. kann inan n\u00e4mlich ebenso gut sich vorstelten, da\u00df man das eine Enzym wie da\u00df man eine Seitenkette zerst\u00f6rt hat. Gemeinsam f\u00fcr diese beiden Anschauungen ist es aber, da\u00df sie die zwei Enzymwirkungen als verschiedenartige betrachten, w\u00e4hrend die erstgenannte Ansicht die labende und die proteolytische Wirkung als eine und dieselbe, nur infolge der ungleichen Beschaffenheit des Substrates oder der ungleichen \u00e4u\u00dferen Bedingungen in verschiedener Weise sich \u00e4u\u00dfernde Enzymw irkung betrachtet.\nIch lege nun wenig Gewicht darauf, ob es zwei verschiedene Enzyme oder zwei Verschiedenartig wirkende Atomkomplexe desselben gro\u00dfen Molek\u00fcl\u00e9s gebe : f\u00fcr mich ist es die Hauptfrage, ob man die eine Enzymwirkung von der anderen trennen kann oder nicht. Diese Frage soll auch der Hauptgegenstand dieses Aufsatzes sein.\nWenn die labende und die proteolytische Wirkung nur verschiedene Seiten einer und derselben Enzymwirkung sind, so ist man berechtigt, eine gewisse Parallelit\u00e4t zwischen den beiden Wirkungen zu erwarten; und es mu\u00df deshalb eine wichtige Aufgabe sein, zu pr\u00fcfen, inwieweit eine solche Parallelit\u00e4t tats\u00e4chlich besteht. Viel wichtiger ist es jedoch, wenn m\u00f6glich, eine Trennung der beiden Enzymwirkungen in der Weise durchzuf\u00fchren, da\u00df man L\u00f6sungen darstellt, welche nur die eine, aber nicht die andere Wirkung zeigen.\nAuf diesem letztgenannten Wege habe ich schon vor \u00df\u00df Jahren versucht, diese Frage ihrer L\u00f6sung entgegenzuf\u00fchren. Ich habe n\u00e4mlich Methoden ausgearbeitet,1) mittels welcher es mir gelang, auf der einen Seite L\u00f6sungen darzustellen, welche Milch koagulierten, w\u00e4hrend sie proteolytisch unwirksam waren, und auf der anderen L\u00f6sungen, welche Eiwei\u00df in saurer L\u00f6sung verdauten, w\u00e4hrend sie Milch nicht koagulierten.\nDie erste meiner Methoden, welche auf die Darstellung labender, aber peptisch unwirksamer L\u00f6sungen hinzielte, ist\n') Vgl. Malys Jahresberichte. Bd. II f\u00fcr das Jahr 1872.\n9*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"meines Wissens bisher nie eingehend nachgepr\u00fcft worden. Nach Ge win1) soll Pawlow allerdings gezeigt haben, da\u00df eine Trennung der beiden Enzymwirkungen nach dieser Methode nicht gelingt ; in dem Folgenden werde ich aber Gelegenheit finden, zu zeigen, da\u00df in den Versuchen von Pawlow (und Parastschuk) die f\u00fcr ein Gelingen meiner Methode notwendigen Voraussetzungen fehlten und da\u00df folglich ihre Versuche mi\u00dflingen mu\u00dften. Da diese meine Methode nur in schwedischer Sprache beschrieben worden ist, und da von ihr nur ein knappes Referat. in den Jahresberichten Malys (f\u00fcr das Jahr 1872) vorliegt, werde ich in einem besonderen Abschnitte dieses Aufsatzes diese Methode ausf\u00fchrlicher beschreiben.\nDie zweite Methode, welche die Darstellung von chymosinfreien Pepsinl\u00f6sungen bezweckte, basiert darauf, da\u00df man, wie ich gefunden hatte, durch Erw\u00e4rmen einer sauren Mageninfusion s\u00e4mtliches Chymosin zerst\u00f6ren kann, w\u00e4hrend ein Teil des Pepsins noch zuruekbleibt. Diese meine Angaben sind von einigen Seiten best\u00e4tigt, von anderen dagegen geleugnet worden. Da man an die Richtigkeit der einen Beobachtungen ebenso wenig wie an die der anderen zu zweifeln berechtigt ist, mu\u00df man wohl annehmen, da\u00df hier, wie in so vielen anderen F\u00e4llen, eine ungleiche Versuchsanordnung eine wichtige Rolle spielen kann. Aus diesem Grunde will ich auch diese Methode und die mit ihr gewonnenen Resultate in einem besonderen Abschnitte behandeln, damit auch andere Forscher instand gesetzt werden, den Wert meiner Angaben zu beurteilen.\nBevor ich zu den besonderen Abschnitten \u00fcbergehe, mu\u00df ich jedoch erst meine Stellung zu einigen Fragen mehr allgemeiner Natur etwas pr\u00e4zisieren.\nEine solche Frage ist die, -was man als eine typische Chymosinwirkung betrachten soll. Das Einzige, was1, so weit man bisher kennt, eine echte Chymosin Wirkung charakterisiert, ist, da\u00df eine neutrale Enzyml\u00f6sung in einer ebenfalls neutralen Caseinl\u00f6sung eine Paracaseinbildung erzeugt. In der Milch scheidet sich das Paracasein bekanntlich infolge der Gegenwart von Kalksalzen als eine geronnene Masse aus, und darum","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 21\nbenutzt man auch allgemein die Milch als das einfachste Reagens auf Chymosin. Auch hier mu\u00df man indessen die Forderung aufstellen, da\u00df die Gerinnung bei neutraler oder alkalischer Reaktion geschieht. Der Beweis f\u00fcr die Anwesenheit von Chymosin ist also nach meiner Ansicht nur in dem Falle geliefert, wenn eine neutrale Enzymlosung frische, amphoter reagierende Kuhmilch, bevor noch S\u00e4uerung der letzteren ein-. tritt, zur Gerinnung bringt.\nDenjenigen Resultaten, welche man bei Anwendung von stark sauer reagierenden Infusionen oder \u00fcberhaupt bei saurer Reaktion erh\u00e4lt, kann ich f\u00fcr die L\u00f6sung der jetzt vorliegenden Frage in der Regel keine Beweiskraft zuerkennen und ich finde es sogar prinzipiell nicht richtig, wenn man die Frage nach der Identit\u00e4t, bezw. Nichtidentit\u00e4t der. beiden Enzymwirkungen, haupts\u00e4chlich durch Labungsversuche mit sauren Infusionen oder anges\u00e4uerter Milch zu entscheiden sucht.\nNach der bisher gang und g\u00e4ben Vorstellung ist das Pepsin gerade dadurch charakterisiert, da\u00df es nur bei Gegenwart von freien H-Ionen wirkt, w\u00e4hrend es f\u00fcr die Chymosin Wirkung ebenso charakteristisch ist, da\u00df sie bei Abwesenheit von H-Ionen und, wie ich!) schon vor vielen Jahren zeigte und in neuerer Zeit Schmidt-Nielsenl 2) und v. Her werde n3) best\u00e4tigt haben, auch in alkalisch reagierender Milch, also bei Gegenwart von HO-Ionen, zur Geltung kommt. Durch Ans\u00e4uern der Milch oder der Enzyml\u00f6sung kann man also die f\u00fcr eine Pepsinwirkung notwendigen Bedingnisse schaffen, und es w\u00e4re ja sehr wohl m\u00f6glich, da\u00df der Anfang der Pepsinwirkung auf die Milch durch eine Gerinnung sich kundgibt, welche der Labgerinnung \u00e4hnelt, ohne mit ihr identisch zu sein. Man darf n\u00e4mlich nicht ' er\u00a3essen, da\u00df nicht jede Milchgerinnung eine Paracaseinbildung ist. Man glaubte lange, da\u00df die Gerinnung der Milch bei ihrer spontanen S\u00e4uerung und bei der Labung identische Prozesse u aren, trotzdem sie, wie wir nunmehr wissen, grundverschieden sind. Ob die mit einer Mageninfusion bei neutraler und bei\nl) Vgl. Malys Jahresberichte, Bd. II.\n2i Festschrift f\u00fcr Olof Hammarsten, 1906. '\n3) Diese Zeitschrift. Bei. LU.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"Olof Ha in mars ten,\nsaurer Reaktion stattiindenden Gerinnungen derselben Art sind, weil) inan nicht, und diese Frage hat meines Wissens noch niemand in exakter Weise zu l\u00f6sen versucht.\nAls typisches Ghyinosin betrachte ich bis auf weiteres nur das Chymosin aus dem Kalbsmagen, und zwar aus Gr\u00fcnden, die ich in (lern ersten Abschnitte dieses Aufsatzes bei Besprechung meiner vergleichenden Untersuchungen \u00fcber Pepsin-und ( Ihymosinwirkungen bei einigen Tieren darlegen werde. Hier mag es gen\u00fcgen, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dal) meine Methode zur Darstellung einer pepsinfreien Chymosinl\u00f6sung ausschlieblich f\u00fcr das Kalbsmagenchymosin ausgearbeitet worden ist.\nFine andere wichtige Frage ist die von der relativen Fmplindlichkeit der zur Pr\u00fcfung der peptischen Wirkung einerseits und der labenden anderseits \u00fcblichen Reaktionen. Kann man z. B. die labende Wirkung noch sicher beobachten bei einer Verd\u00fcnnung der Enzyml\u00f6sung, bei welcher die Eiwei\u00dfverdauung nicht merkbar ist, oder umgekehrt? Diese Frage, welche f\u00fcr das Studium einer etwa vorhandenen Parallelit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen besonders wichtig ist, hat im Hinblick auf eine Aussage von Pawlow erh\u00f6htes Interesse gewonnen. Nach Pawlow, dem Ge win1) in diesem Punkte sich anschlie\u00dft, sind die beiden Reaktionen von so ganz verschiedener Emptindliehkeit, da\u00df sie nicht miteinander verglichen werden k\u00f6nnen, und zur Begr\u00fcndung dieser Ansicht \u00e4u\u00dfert sich Pawlow (mit Parastschuk) in folgender Weise:2)\nZur Bestimmung der proteolytischen Wirkung wurde meist ein sehr empfindliches Reagens, das Fibrin, f\u00fcr das es \u00fcberhaupt keine Grenze der Emptindliehkeit gibt, angewandt. Zur Untersuchung der milchkoagulierenden Wirkung nahm man neutralisierten Saft, bei welchem im Falle der Verminderung seiner Konzentration sehr bald die Grenze seiner Wirksamkeit erreicht wird : dieser Fall mu\u00dfte umsomehr eintreten, als die Autoren augenscheinlich aus Furcht, die Milch konnte spon-\n'\u2022\u00bb I. c.\n* niese Zeitschrift. Bd. XL1I. S. 434.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 23\ntan s\u00e4uern, ganz willk\u00fcrlich einen im allgemeinen kurzen Grenztermin f\u00fcr den Eintritt der Gerinnung w\u00e4hlten.\nEin einfaches Beispiel beweist die Richtigkeit unserer Behauptung: nimmt man kr\u00e4ftigen Brotsaft, so kann man ihn mehrere hundert-, sogar tausendmal verd\u00fcnnen und dennoch sicherlich nach 1, IV2\u20142 Stunden Fibrinaullosung mit demselben erzielen. Derselbe, mit NaHC03 neutralisierte Brotsaft koaguliert sogar, wenn er 10-, 20mal verd\u00fcnnt ist, Milch nur nach vielen Stunden, verd\u00fcnnt man ihn noch mehr, so bleibt (lie Milch ganz ungeronnen.*\nHier ist nun allerdings kein direkter, beweisender Versuch von Pawlow mitgeteilt worden: aber trotzdem d\u00fcrfte man wohl aus dem angef\u00fchrten Passus den bestimmten Schlu\u00df ziehen k\u00f6nnen, da\u00df man in dem Hundemagensaft (denn um solchen handelt es sich hier) unendlich viel kleinere Enzymmengen mit der Fibrinverdauungsprobe als mit der Milchgerinnungsprobe nachweisen kann. Wenn nun der Hundemagensaft sich so verh\u00e4lt, so ist es von nicht geringem Interesse, da\u00df, wenigstens nach meiner Erfahrung, das Verhalten des Kalbsmagensaftes ein ganz anderes ist. Ich werde dies in dem Folgenden durch besondere Versuche zeigen, und des Vergleiches halber werde ich in demselben Abschnitte auch einige vergleichende Versuche mit Mageninfusionen von Pferd, Huhn und Hecht mitteilen.\nDa ich es zweckm\u00e4\u00dfig gefunden habe, diese Versuche mit Infusionen auf Tierm\u00e4gen meiner Beschreibung der Methoden zur Trennung der Enzyme voranzuschicken, so habe ich dementsprechend diesen Aufsatz in folgende 3 Abschnitte geteilt, n\u00e4mlich : 1. Vergleichende Untersuchungen der Pepsin- und Chymosin Wirkung bei einigen Tieren, 2. Methode zur Darstellung pepsinfreier Chymosinl\u00f6sungen und 3. die Darstellung chymosin-freier Pepsinl\u00f6sungen.\nBevor ich zu diesen besonderen Abschnitten \u00fcbergehe, will ich indessen, um Wiederholungen zu vermeiden, einige Bemerkungen, welche auf s\u00e4mtliche Infusionen sich beziehen, vorausschicken.\nIch bereite nie meine Infusionen durch Selbstverdauung","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"Olof Hammarsten,\nbei K\u00f6rpertemperatur und ich lasse im Gegenteil das unges\u00e4uerte Wasser (0,2 \u00b0/o HCl) bei niedriger Temperatur, etwa -f- 2 \u00e0 3\u00b0 C. einwirken. Durch Selbstverdauung erh\u00e4lt man allerdings enzymreichere L\u00f6sungen ; aber sie werden gleichzeitig so stark von Verdauungsprodukten verunreinigt, da\u00df sie zu gewissen Versuchen ungeeignet sind.1) Durch die Selbstverdauung kann man ferner die urspr\u00fcngliche Relation zwischen den beiden Enzymwirkungen derma\u00dfen ver\u00e4ndern, da\u00df man zu fehlerhaften Schl\u00fcssen kommt, und endlich ist ein gro\u00dfer Gehalt an Enzym nicht f\u00fcr alle Untersuchungen g\u00fcnstig. Man kann im Gegenteil Unterschiede in der Intensit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen manchmal viel besser beobachten und beurteilen bei einem m\u00e4\u00dfigen als bei einem sehr gro\u00dfen Enzymgehalte.\nAus diesen Gr\u00fcnden arbeite ich in den meisten F\u00e4llen mit verd\u00fcnnten L\u00f6sungen. \u00dcber die Reinheit derselben, namentlich im Vergleiche mit den von anderen ben\u00fctzten, kann ich selbstverst\u00e4ndlich nichts Sicheres sagen. Weil aber Ge win in seinem Aufs\u00e4tze geschrieben hat, da\u00df \u00abdie schwedischen Forscher mit Enzyml\u00f6sungen, welche sicher viele Beimischungen enthielten \u2014 'Magenschleimhautextrakte. Handelslab \u2014 gearbeitet haben\u00bb, erlaube ich mir, zu bemerken, da\u00df ich bei meinen Versuchen, die Pepsin- und Chymosinwirkungen zu trennen, erstens nie mit Handelslab gearbeitet habe und zweitens zuletzt Chymosinl\u00f6sungen erhielt, die beim Sieden nicht gerannen, von Alkohol, Salpeters\u00e4ure, Gerbs\u00e4ure und Bleizucker nicht gef\u00e4llt wurden und die Xanthoproteins\u00e4urereaktion nicht gaben.2)\nStatt mit Infusionen zu arbeitep, hat Ge win L\u00f6sungen von dem nach Pekelharing3) gereinigten Enzym verwendet. Dieses Enzym war indessen nicht rein. Es war nicht farblos, enthielt das eine Mal mehr, das andere weniger Phosphor und soll au\u00dferdem, was nach Gewin besonders wichtig i\u00e0t, von unbekannten Stoffen verunreinigt sein, welche die Enzyme gegen\n'\u25a0\t\u2018) Dagegen lasse ich die filtrierten Infusionen, wenn n\u00f6tig, einige\nZeit im Brutofen stehen, bis ich sicher hin. da\u00df alles Zymogen in Enzym umgewandelt worden ist.\n*) 1, e. Malys Jahresber.. Bd. II.\n3) Diese Zeitschrift. Bd. XXII u. XXXV.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chyniosimvakung 25\ndie sch\u00e4dliche Wirkung der Neutralisation mit Alkali sch\u00fctzen sollen. Wenn nun aber solche SchutzstolTe wirklich existieren, wie kann man sicher sein, da\u00df nicht gerade diese Stoffe wie z. B. Enzyme bei der Dialyse) von den Proteinsubstanzen mit niedergerissen und demnach gewisserma\u00dfen konzentriert werden, w\u00e4hrend andere f\u00fcr die Enzym Wirkungen nicht gleichg\u00fcltige Stoffe bei der Reinigung in L\u00f6sung bleiben und verloren gehen ? Wie es hiermit sich verh\u00e4lt, wissen wir nicht, und \u00fcber den Wert dieser partiellen Reinigung f\u00fcr das Studium der liier vorliegenden Frage kann man noch kein Urteil f\u00e4llen. Eine Infusion enth\u00e4lt voraussichtlich alle diejenigen Stoffe, welche f\u00fcr ihre Enzymwirkungen von Belang sind, und aus dem Grunde mu\u00df nach meiner Ansicht eine Untersuchung der Infusionen dem Studium besonderer Fraktionen derselben vorangehen. Dies zur Erkl\u00e4rung, warum ich in dein ersten Abschnitte mit den f unreinen > Infusionen und nicht mit den teilweise gereinigten Enzymen gearbeitet habe.\nMa\u00dfgebend f\u00fcr die Reinheit einer Enzyml\u00f6sung ist wenigstens einigerma\u00dfen ihr Gehalt an festen Stoffen, und Angaben hier\u00fcber erleichtern jedenfalls einen Vergleich der von verschiedenen Forschern erhaltenen Resultate. Es ist deshalb zu bedauern, da\u00df solche Angaben so oft fehlen. Da ich stets mit Infusionen von bekanntem Gehalte an festen Stoffen arbeite, werde ich auch in dem folgenden in jedem Versuche den Gehalt der L\u00f6sungen an solchen angeben.\nArbeitet man mit Infusionen oder Enzyml\u00f6sungen, welche einen bekannten Gehalt an Salzs\u00e4ure \u2014 in meinen Versuchen fast immer 0,2 \u00b0/o HCl \u2014 haben, so kann man behufs Bestimmung der Konzentration einfach in der Weise verfahren, da\u00df man eine abgemessene Menge, 10\u201420 ccm. mit n m-Lauge genau neutralisiert und von dem Gewichte des bei 110\u00b0 getrockneten R\u00fcckstandes das Gewicht des gebildeten Kochsalzes abzieht. Dieses Verfahren ist nat\u00fcrlich nicht ganz genau, und des Vergleiches halber habe ich auch in vielen F\u00e4llen durch Ein\u00e4schern des R\u00fcckstandes den Gehalt an organischen Stoffen und Minera!-stoffen bestimmt. Der Unterschied zwischen den nach beiden Methoden erhaltenen Zahlen ist indessen, wenigstens wenn man","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"-V\t01 of Ha m ina rs ten.\nmit verd iini deren Infusionen arbeitet, so gering, da\u00df er f\u00fcr die hier in IUmIc flehenden Untersii\u00abhungeii ohne Belang ist. Aus dem (in mde habe ich auch meistens das einfachere Verfahren benutzt. Desselben Verfahrens haben auch Nencki und Sieber* 1) bei ihren Analysen des Hundemagensaftes sich bedient, und meine Zahlen sind also mit den ihrigen vergleichbar. Damit es dem Leser m\u00f6glich werden m\u00f6ge, wenigstens irgend einen Anhalt>punkt f\u00fcr die Beurteilung der Konzentration meiner L\u00f6sungen zu gewinnen, will ich hier daran erinnern, da\u00df der Gehalt des reinen Hundemagensaftes an festen Stoffen in den Analysen v<>n Nencki und Sieber durchschnittlich 0,306 \u00b0/'o, in den von Schonmow-Simanowsky-j 0,47\u2019Vo und in den von Rosemann 0. \u00bb277 \u00b0, o betrug.\nHiidlich habe ich nur noch hinzuzuf\u00fcgen, da\u00df alle meine Arbeiten \u00fcber diesen Gegenstand nur in den Wintermonaten ausgef\u00fchrt wurden und da\u00df die Magen stets so unmittelbar als m\u00f6glich nach dem Schlachten der Tiere in Arbeit genommen wurden.\nI. Vergleichende Untersuchungen der Pepsin- und Chymosinwirkung\nbei einigen Tieren.\nAI n fusi on en au f K a 1 b s m\u00e4gen.\nIch benutze nur M\u00e4gen von Saugk\u00e4lbern. Der Labmagen wird von dem Darme und den drei anderen M\u00e4gen getrennt, l\u00e4ngs der kleinen Curvatur aufgeschnitten und von dem Inhalte durch Aussp\u00fclen mit V asser befreit. Dann schneide ich den Dv lernst eil weg und zwar so reichlich, da\u00df wenigstens 3\u20145 cm von den gro\u00dfen T alten des Fundusteiles mit weggenommen werden. Der Grund hierzu liegt darin, da\u00df der Pylorusteil eine mehr schleimreiche Infusion liefert, w\u00e4hrend er gleichzeitig weniger reich an Enzymen als der Fundusteil ist. Der Rest des Magens wird nun ausgespannt und gr\u00fcndlich mit dem kalten Wasser aus der Leitung abgesp\u00fclt, wobei man darauf achtet,\n\u2019\u2022) Diese Zeitschrift. Bel XXXII.\n\u2018\u2019 Arch. f. exp. Path. u. Pharm.. EM. XXXIII. und Arch. f. [Anat. u.j Physiol.. 1S95. \u25a0\t.\ni. Pfl\u00fcgers Arch., Bd. CXYIII.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und r.hymosinwirkung. 2 /\nda\u00df alle Partikelehen und Schleimtl\u00fcckehen, auch die, welche hinter den Falten sich vorfinden, entfernt werden ; widrigenfalls erh\u00e4lt man leicht eine schleimige Infusion, Darauf schabt man mit dem Rande eines Uhrgl\u00e4schens die Dr\u00fcsenschicht ab und zwar auf beiden Seiten je einer Falte, w\u00e4gt die Masse und zerteilt sie in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure von 0,1\u20140,2 - HCl Geh brauche regelm\u00e4\u00dfig 0,2 % MCI). Es kommen hierbei auf je einen Gewichtsteil Dr\u00fcsenmasse 10\u201420 ccm S\u00e4ure. Man kann nat\u00fcrlich die Masse nach dem W\u00e4gen mit Sand zerreiben, aber dies ist nicht n\u00f6tig. Nun l\u00e4\u00dft man die verd\u00fcnnte S\u00e4ure bei niedriger Temperatur, etwas \u00fcber 0\u00b0, 12\u201421 Stunden w\u00e4hrend mehrmaligen Fmsch\u00fcttelns einwirken und filtriert'nach dieser Zeit.\nDas so erhaltene Filtrat kann, je nach seiner Konzentration und dem mit ihm beabsichtigten Zwecke, unverd\u00fcnnt oder nach passender Verd\u00fcnnung mit S\u00e4ure benutzt werden. Trotz der obengenannten Vorsichtsma\u00dfregeln ist die leicht filtrierende Infusion bisweilen ein wenig fadenziehend; aber dennoch ist sie nicht besonders reich an festen Stollen, was leicht verst\u00e4ndlich ist, wenn man bedenkt, wie \u00e4u\u00dferst wenig Sehleimsubstanz in vielen F\u00e4llen gen\u00fcgt, um eine L\u00f6sung etwas fadenziehend zu machen.\nDie Anordnung der zum Vergleiche der labenden und verdauenden Wirkung angestellten Versuche war bei den Versuchen mit den anderen Infusionen, wenn nichts anderes angegeben wird, dieselbe wie in den Versuchen mit Kalbsmageninfusionen, und das f\u00fcr die letzteren hier unten Gesagte gilt deshalb auch f\u00fcr die Versuche mit Infusionen auf M\u00e4gen anderer Tiere.\nZu den Verdauungsversuchen habe ich teils die Mettsehen R\u00f6hren, welche ich in Wasser unter Toluol aufbewahre, und teils ungekochtes, in Glycerin unter Toluol auf bewahrtes Fibrin benutzt, Von den R\u00f6hren mit Eiwei\u00df ( H\u00fchnereiwei\u00df) wurden nach dem Absp\u00fclen mit Wasser und Abtrocknen derselben erst die beiden mit dem Toluolwasser in Ber\u00fchrung gewesenen Enden abgeschnitten und dann das \u00fcbrige St\u00fcck in passende kleinere St\u00fcckchen zerschnitten, so da\u00df zu den mit einander zu vergleichenden L\u00f6sungen immer Teile derselben gr\u00f6\u00dferen R\u00f6hre verwendet wurden. Der S\u00e4uregrad war in den","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":". *\tOlof Hammarsten,\nMott sehen Versuchen, wenta nichts anderes angegeben wird. 0.2 ', o HCl und die Versuche wurden bei K\u00f6rpertemperatur im Thermostaten ausgef\u00fchrt.\nKino genaue Ablesung der L\u00e4nge der verdauten Strecke war mir nicht immer m\u00f6glich, denn die Grenze zwischen Gel\u00f6stem und nicht Gel\u00f6stem ist nicht immer ganz scharf. Narnent-I ich bei langsamer Verdauung findet man eine mehr oder weniger halbdurchsichtige, unscharfe Schicht, und einen Fehler von einigen Zehnteln Millimeter bei den Ablesungen habe ich in vielen F\u00e4llen nicht vermeiden k\u00f6nnen. \u00dcbrigens ist die verdaute Strecke nicht immer gleich gro\u00df in den beiden R\u00f6hren, ja sogar nicht immer in den beiden Enden eines und desselben R\u00f6hrenst\u00fcckchens. Ich habe deshalb das Mittel aus den abgelesenen Zahlen genommen und daraus das Quadratverh\u00e4ltnis, welches regelm\u00e4\u00dfig als .Ma\u00df der Verdauung angef\u00fchrt wird, berechnet. Das von .lastrowitz ') verbesserte Verfahren habe ich aus \u00e4u\u00dferen Gr\u00fcnden leider nicht benutzen k\u00f6nnen.\nDie Verdauungsproben mit Fibrin wurden stets bei Zimmertemperatur (15\u201418.\u00ae bei verschiedenen Gelegenheiten) und bei einem S\u00e4uregrad von 0,1 \u00ab/o HCl ausgef\u00fchrt. Der Kontrolle halber wurde ein Versuch mit S\u00e4ure und Fibrin allein angeordnet, und ein solcher Kontrollversuch ist auch ein gutes Mittel, um den Anlang und den Fortgang der Verdauung in den anderen Proben beurteilen zu k\u00f6nnen. Nach Br\u00fccke kann man teils den Anfang und teils das Ende der Verdauung bestimmen. Ich habe auch den Zeitpunkt annotiert, wo etwa die H\u00e4lfte des Fibrins verdaut war, linde es aber hinreichend, in dem folgenden nur die beiden erstgenannten Zeitpunkte anzuf\u00fchren. Ganz genau kann man \u00fcbrigens dieselben nicht bestimmen.\nEs ist n\u00e4mlich schwer, ganz gleichartiges Fibrin f\u00fcr die verschiedenen Proben auszuw\u00e4hlen und man beobachtet dementsprechend nicht selten am Ende der Verdauung gequollene Fibrinbr\u00f6ckchcn. die in der einen Probe resistenter als in der anderen sind und eine genaue Bestimmung des Endpunktes der Verdauung unm\u00f6glich machen. Kleinere Unterschiede in den Enzymmengen kann man also mit dieser Probe nicht nach-\n') Biochemische Zeitschrift. Bd, II.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung. 29\nweisen. Wenn es aber, wie in meinen Versuchen, um sehr bedeutende Unterschiede sich handelt, ist sie, besonders wenn man in ihrer Handhabung gen\u00fcgende \u00dcbung hat, v\u00f6llig brauchbar. Der Grund, warum ich gerade mit den nun genannten Verdauungsproben trotz ihrer M\u00e4ngel gearbeitet habe, ist der, da\u00df sie diejenigen sind, welche bei Arbeiten auf diesem Gebiete von anderen allgemein gebraucht worden sind und da\u00df meine Versuchsresultate hierdurch mit denjenigen anderer besser vergleichbar werden. Ein besonderer Grund zur Anwendung der Fibrinprobe lag \u00fcbrigens darin, da\u00df Pawlow in seiner oben zitierten Arbeit gerade die Empfindlichkeit der Gerinnungsprobe und der Fibrinprobe verglichen hat.\nDa die Milchgerinnungsversuche in erster Linie mit neutralen L\u00f6sungen auszuf\u00fchren sind, habe ich f\u00fcr diese Versuche die Infusionen mit CaC03 oder mitn lo-Natronl\u00e4uge neutralisiert. Bei der letztgenannten Neutralisation lie\u00df ich die Lauge aus einer B\u00fcrette Tropfen um Tropfen unter starkem Umr\u00fchren zuflie\u00dfen, bis die L\u00f6sung auf empfindliches rotes und blaues Lackmuspapier ohne Wirkung war. Da die hierzu erforderliche Menge Lauge um etwa 5,5 ccm auf je 10 ccm Infusion, ein wenig schwankt, hat die neutralisierte Infusion einen Gehalt von etwa 0,207\u00b0/o NaCl oder rund 0,2 \u00b0/o. Zur Verd\u00fcnnung der Vergleichsproben, wenn dieselbe nicht mit'Wasser oder CaCl2-L\u00f6sung geschah, benutzte ich deshalb eine NaCl-L\u00f6sung von 0,2 \u00b0/o. Die zur Verd\u00fcnnung in einem Teile der Versuche benutzte CaCL-L\u00f6sung bereitete ich durch Neutralisation von Salzs\u00e4ure von 0,2\u00b0/o mit CaC03 in derselben Weise wie die Infusionen.\nDie Milch war ganz frische Kuhmilch, die in allen in den Abschnitten I und III mitgeteilten Versuchen stets .Mischmilch von denselben 2 K\u00fchen war. Das Verh\u00e4ltnis zwischen Infusion und Milch war, wenn nichts anderes gesagt wird, 1 ccm Infusion auf je 10 ccm Milch, die vor dem Zusammenmischen vorerw\u00e4rmt waren. Die R\u00f6hren standen in einem besonderen Gestelle in einem Wasserbad, dessen Temperatur in einem und demselben Versuche nicht um mehr als 10 schwankte. In den verschiedenen Versuchen schwankte sie zwischen 37,5\u00b0 und 39\u00b0.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"01 of Hammarsten.\nWenn der Enzymgehalt so klein ist, da\u00df die Milchgerinnung erst nach mehreren Stunden eintritt, ist es schwer, den Zeitpunkt der Gerinnung genau zu bestimmen, und man kann die Proben nicht ununterbrochen \u00fcberwachen. Wenn man in solchen F\u00e4llen alle 10 Minuten pr\u00fcft, so kann man jedoch gute Resultate erhalten, wenn man eine Viertelstunde nach dem Einstellen der R\u00fchre in das Wasserbad eine zweite gleichartige Serie einstellt. Die Fehler, welche man in den Reobaehtungen der ersten Reihe macht, k\u00f6nnen dann durch die zweite korrigiert werden. I n den F\u00e4llen, wo es (besonders bei k\u00fcrzerer Gerinnungszeit) n\u00f6tig war, habe ich auch Doppelproben angeordnet.\nDie Neutralisation mit Lauge kann, wie l\u00e4ngst bekannt ist, etwas sch\u00e4digend auf die Magenenzyme einwirken. Wenn nun Pepsin und Chymosin ein und dasselbe Enzym ist, mu\u00df diese Sch\u00e4digung in gleichem Grade auf beide Enzym Wirkungen sich geltend machen, und ich bemerke deshalb ausdr\u00fccklich, da\u00df ich zu den Verdauungsversuchen in saurer L\u00f6sung dieselbe neutralisierte Infusion wie zu den Milchgerinnungsversuchen benutzte, nachdem sie wieder passend unges\u00e4uert worden war. Eine neutralisierte Kalbsmageninf\u00fcsion kann nun tagelang kalt aufbewahrt werden, ohne an Wirksamkeit auf die Milch merket* abzunehmen, und es ist deshalb gleichg\u00fcltig, ob man eine solche neutralisierte Infusion etwas fr\u00fcher oder sp\u00e4ter wieder ans\u00e4uert. Da aber Ge win das Gegenteil behauptet, habe ich in den Versuchen mit Kalbsmageninfusionen, in welchen die Chymosinwirkung regelm\u00e4\u00dfig kr\u00e4ftiger als die Pepsinwirkung ist, das \\\\ iederans\u00e4uren des einen Teiles der neutralisierten L\u00f6sung stets vor der Anordnung der Milchproben unternommen, so da\u00df also die zur Milchgerinnung verwendete L\u00f6sung ein wenig l\u00e4ngere Zeit neutralisiert gestanden hatte.\nDie Versuche mit Kalbsmageninfusionen hatten zun\u00e4chst zum Zweck, die Intensit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung zu vergleichen, und nach den nun vorausgeschickten Bemerkungen teile ich hier einige solche Versuche mit.\nVersuch 1 Die Infusion enthielt 0,229\u00b0;'o feste Stoffe. S\u00e4uregrad 0;2% HCl. Nach der Neutralisation mit n/io-Lauge wurde sie 20 Stunden kalt aufbewahrt und dann mit einer NaCl-L\u00fcsung von 0,20 \u25a0\u25a0 auf die Ver-","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 31\nd\u00fcnnungen A = \\ic. B \u2014 1/ssv; Q = 1 \u00ab4 und D 11*$ gebracht, F\u00fcr die Verdauungsversuche mit den Mett sehen R\u00f6hren kamen auf je H ccm \u20222 ccm Salzs\u00e4ure von 1 \u00b0 o und f\u00fcr die Fihrinverdauting 9 ccm auf je 1 ccm derselben S\u00e4ure.\t.\n\tMilch- gerinnung nach Minuten\tVerdauung Mett) nacli Stunden 24\t48\t72\t\t\tFibrin verd Anfang , '\t\u00e4uung Slide\nA \\io\t0\t0,25\t1.0\t4.0\tl\u00fc-15 Min..\t3 St.\nB */38\t11\t0.0\t0,36 : 1\t1.0\t30 Min. ungef\u00e4hr\t5\u2014\u00f61 * St.\nC \u2018, 64\t20\t0.0\t0.0. ;\t0.0\tH-* 1 cn V\t0 St. < 20 St.\nD ':US\t42\t0.0\t0.0 1 . i 1\t0.0 .\t3 St. ungef\u00e4hr\t> 20 Sf. 0\nBei den Verd\u00fcnnungen l!u und 1 us und hei einer Gerinnungszeit von bezw. 20 und 42 Minuten war die Verdauung nach Mett = 0 und die Fibrinverdauung war nach 9. bezw. 20 Stunden noch nicht beendet.\t,\nVersuch 2 Infusion mit 0,163\u00b0/., festen Stoffen, 0.2\u00b0 o HCl. Neutralisation mit Natronlauge und ein paar Stunden sp\u00e4ter Verd\u00fcnnung mit Wasser zu \u2018/too.\nMilchgerinnung in 31 Minuten. Verdauung nach Mett in 72 Stunden negativ. Fibrinverdauung: Anfang gegen 3 Stunden. Ende nicht vor 12 Stunden, aber im Laufe der Nacht innerhalb 20 Stunden.\nBei einer Gerinnungszeit von 31 Minuten war also die Verdauung nach Mett in 72 Stunden negativ und die Fibrinverdauung erforderte jedenfalls mehr als 12 Stunden.\nVersuch 3. Feste Stoffe 0,340 \u00b0 o, S\u00e4uregrad 0.20 ; HCl. Die mit n io-Lauge neutralisierte Infusion wurde, 20 Stunden nach der Neutralisation, mit Wasser zu den folgenden Konzentrationen verd\u00fcnnt: A \u2014 1 so. B i'i; too, 0 = 12oo und D =\nBei dem Enzymgehalte hioo, 1200 und l m waren also die Gerinnungszeiten bezw. 15, 38 und 85 Minuten. Bei diesen Verd\u00fcnnungen gab die Mettsche Probe ein negatives Resultat und die Verdauung des Fibrins war erst nach resp. 3, 1.0 und h\u20146,5 Stunden beendet.\nIn C war die Verdauung im Laufe der Nacht vollendet. In D ^aren am folgenden Morgen, nach 20 Stunden, noch mehrere durchsichtige, unverdaute Reste des Fibrins zu sehen.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"01 of Hammarsten,\n\tMilch-gv rin nung nach Minuten\tVerdauung \u00c7 nach Stunder 24 1; -IS\t\tVI e tt) 72\tFihrinverdauung Anfang\t),'\tEnde\nA % '\t: s\t0,86\tt-V kr\t\u25a0\t':k; 2.25\t\u2018 j 30 Min. ungef\u00e4hr 2 St. ungef\u00e4hr\nB \u2018io\u00bb\t15\t0.0\tj o.o y\to,oy>)\t45 \u00bb\t\u00bb\t3 \u00bb\t\u00bb\n0 1 too\t38\t0,0\t0,0\t} 0,0\t60 \u00bb\t\u00bb\t,4 \u00bb 40 Min. \u00bb\nn * 4 o\t85;\t0.0\t! 0,0 k \u2019 k\t0,0\t00 \u00bb\"\t\u00bb\t,6\u20146 St. 30 Min. V v.;;k-\t...}. k-;\t\u2022 ;\nVersuch 4. Feste Stof\u00eee 0,68 \u00b0,V, S\u00e4uregrad 0,2\u00b0/o HCl. Nach der Neutralisation mit n/\u00bbo-Lauge wurde mit Wasser auf \u2018/too verd\u00fcnnt (A\u25a0. Nach 24 Stunden wurde der feine Niederschlag gleichm\u00e4\u00dfig in der Fl\u00fcssigkeit ilmvh Sch\u00fctteln verteilt und dann mit Wasser die folgenden Verd\u00fcnnungen (A \u2014 */tqo) B = \u2022/*00, C P= \u00bb/400, I) = 7*00 und E = 116 hergestellt.\t'\nInfolge der starken Verd\u00fcnnungen wurde hier die Mett sehe Probe nicht versucht. Fibrinverdauung wie gew\u00f6hnlich bei 0,1 \u00b0/o HCl.\n\tMilchgerinnung\tFibrinverdauung\t\n\tnach Minuten\tAnfang\t!\tEnde\nA 1 tuo\t3\t5 Min. ungef\u00e4hr\t1 St. ungef\u00e4hr\nB\t5 V*\t8 \u00bb \u00bb\t2 \u00bb \u00bb\nC\t12\t15\t\u00bb\tV\t3-3V* St.\nD fs'.O\t21\t20-25 Min.\t5\u201451* \u00bb\nE 1 U500\t40\t45 Min. ungef\u00e4hr\t6 */*\u25a0\u20147 \u00bb\nVergleicht man die Gerinnungszeit mit dem Beginne der rihrinverdauung, so verlaufen beide Prozesse in diesem Falle etwa gleich rasch. Nimmt man dagegen als Ma\u00df das Ende der Verdauung, so ist die Gerinnung in viel k\u00fcrzerer Zeit beendet.\nDieser Versuch hat ein besonderes Interesse, weil er zeigt, wie kr\u00e4ftig die labende Wirkung einer mit Lauge neutralisierten Kalbsmageninfusion sein kann. Ihre Wirksamkeit wurde erst 21 Stunden nach der Neutralisation (und Verd\u00fcnnung auf Vigo) gepr\u00fcft und trotzdem koagulierte sie die Milch in 40 Minuten\nl) Das Eiwei\u00df war in den Enden der R\u00f6hren halb . durchsichtig, vine wirk licht* Verdauung konnte man aber nicht sicher beobachten.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung. 33\nbei dem Verd\u00fcnnungsgrade 1 : 1600. Ich pr\u00fcfte dann etwas sp\u00e4ter die Wirkung derselben L\u00f6sung bei der Verd\u00fcnnung 1 : 3200 und sie koagulierte nun die Milch 1 : 10 im Laufe von 90 Minuten. Diese Verd\u00fcnnung entspricht rund einem Gehalte von 0,002 mg festen Stoffes in 1 ccm:. und wenn man annehmen wollte, da\u00df in der unreinen Infusion 1 !\\ der festen Stoffe aus Chymosin bestand, w\u00fcrde dies also bedeuten, da\u00df in diesem Falle 0,0005 mg Enzym 300 mg Casein (in 10 ccm Milch ', d. h. 1 : 600000 koaguliert hatten.\nDurch die nun mitgeteilten Versuche habe ich nicht die relative Empfindlichkeit der Gerinnungsprobe und der Fibrinprobe feststellen wollen. Hierzu sind sie nicht geeignet, und zwar um so weniger, als man die Empfindlichkeit der Fibrinprobe mit steigenden Temperaturen bis zu einem gewissen Grade und die Empfindlichkeit der Gerinnungsprobe durch steigende Zus\u00e4tze von CaCL \u00e4u\u00dferst stark erh\u00f6hen kann., Ich habe durch (fiese Versuche nur pr\u00fcfen wollen, ob die von. Pawlow am Hundemagensafte gemachten Erfahrungen auch f\u00fcr die Kalbsmageninfusionen zutreffend sind, und in dieser Hinsicht sind die Versuche belehrend genug. Sie zeigen n\u00e4mlich alle, da\u00df dies nicht der Fall ist. Der neutralisierte Hundemagensaft koaguliert nach Pawlow, wenn er 10\u201412mal verd\u00fcnnt ist, die Milch nur nach Stunden und wenn man ihn noch mehr verd\u00fcnnt, so bleibt die Milch ungeronnen, w\u00e4hrend auf der anderen Seite der hundert- oder sogar tausendmal verd\u00fcnnte Hundemagensaft (Brotsaft) nach 1, 11 (2\u2014-2 Stunden Fibrinaufl\u00f6sung bewirken soll. Eine neutralisierte Kalbsmageninfusion kann dagegen hundertmal mit Wasser verd\u00fcnnt werden und .de koaguliert trotzdem die Milch in 15\u201430 Minuten, w\u00e4hrend sie mit der Aufl\u00f6sung einer Fibrinflocke erst nach mehreren Stunden, bisweilen nicht innerhalb 12 Stunden fertig ist. Eine Kalbsmageninfusion kann sogar bei dem Verd\u00fcnnungsgrade 1 wo, V&oo, Vir,00 die Milch in viel k\u00fcrzerer Zeit als der nur 20 mal verd\u00fcnnte Hundemagensaft koagulieren.\nDa\u00df dies nicht von einer besonders gro\u00dfen Konzentration meiner Kalbsmageninfusionen herr\u00fchrt, kann man aus den Versuchen ersehen. In dem Versuche 4, in welchem die neutra-\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol, Chemie. LVI.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"\u00e0*\tOlof Hammarsten,\nlinierte Infusion in der Verd\u00fcnnung 1 : 1600 die Milch in 40 Minuten labte, war allerdings der Gehalt an festen Stoffen ziemlich hoch (0,6.8 \u00b0/o); bedeutend h\u00f6here Werte haben aber Pa w low und Sc h o um o w - S i in a nowskyr) in mehreren F\u00e4llen in dem Hundemagensaft\u00e9 erhalten. In dem Versuche 2 war er dagegen nur 0,163 \u00b0/o, und ein so niedriger Wert ist meines Wissens nur einmal in einem Hundemagensaft (von Nencki und Sieber;2) beobachtet worden. In dem Versuche 3 war er 0,340 \u00b0/o, also unterhalb des f\u00fcr Hundemagensaft meistens gefundenen Mittelwertes, und trotzdem koagulierten diese Infusionen bei der Verd\u00fcnnung Vioo die Milch in jenem Falle in 31 und in diesem Falle in 15 Minuten. Nimmt man konzentrierte Infusionen, so k\u00f6nnen diese mehrere tausendmal verd\u00fcnnt werden und sie koagulieren trotzdem die Milch in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurzer Zeit.\nDa ich selbst nicht Gelegenheit gehabt habe, nat\u00fcrlichen Hundemagensaft zu untersuchen, basiert der obige Vergleich zwischen ihm und Kalbsmageninfusionen ausschlie\u00dflich auf den Erfahrungen Pawlows \u00fcber den ersteren. Die Relation zwischen den beiden Enzymwirkungen ist also beim Hunde und Kalbe eine ganz verschiedene, und man ist also nicht berechtigt, auf Grund der Versuche mit Hundemagensaft die an Kalbs-mageninfusionen gemachten Erfahrungen als unrichtig zu bezeichnen.\nEine Kalbsmageninfusion weicht aber, wie es scheint, auch in anderer Hinsicht von dem Hundemagensafte ab. Nach Pa w 1 o w und Parastschuk kann man n\u00e4mlich den letzteren nicht mit Lauge und kaum mit Na2C03 neutralisieren, ohne das Enzym zum Teil zu zerst\u00f6ren und die labende oder \u00fcberhaupt enzymatische Wirkung wesentlich zu schw\u00e4chen. Man soll ihn mit NaHCXL (oder CaCOj) neutraliserez Die Kalbsmageninfusionen scheinen viel weniger empfindlich gegen Alkali zu sein. Auch hier kann man durch Natronlauge das Enzym ein wenig schw\u00e4chen; bei vorsichtiger Arbeit ist aber diese Wirkung ohne Bedeutung, und die mit Lauge neutralisierte Infusion wirkt dementsprechend \u00e4nderst kr\u00e4ftig labend. Ich bemerke dies, weil Pawlow die\nV) 1. c. und Arch. f. (Anat. u.) Physiol., 1895.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 35\nBeweiskraft einiger meiner \u00e4lteren Versuche durch die Annahme entkr\u00e4ftigen will, da\u00df ich das Enzym bei der Neutrali-nation zerst\u00f6rt habe.\nF\u00fcr die Kalbsmageninfusionen ist also die Neutralisation mit Alkalilauge (Natronlauge) eine ziemlich unsch\u00e4dliche Operation. Die neutralisierten Infusionen sind auch recht haltbar, und die neutrale Reaktion an sich hat keine wesentlich sch\u00e4digende \\\\ irkung. Dies geht schon aus drei der oben mitgeteilten Versuche hervor : aber ich habe wiederholt neutralisierte L\u00f6sungen mehrere Tage, einmal im Januar 14 Tage, kalt aufbewahrt, ohne eine \u00c4nderung in ihrer Wirkung konstatieren zu k\u00f6nnen! ln einem Falle hatte ich in einer Infusion mit 0,163 \"/o festen Stoffen und 0,2\u00b0/o HCl durch Erw\u00e4rmen auf 42\u201444\u00bb C. die labende Wirkung von 55 Sekunden auf 43 Minuten herabgesetzt, und diese Infusion lie\u00df ich nach der Neutralisation 5 Tage kalt stehen. Sie wurde jeden Tag gepr\u00fcft und die Gerinnungszeit schwankte zwischen 42 und 44 Minuten.\nMan k\u00f6nnte nun vielleicht meinen, dal! das, im Vergleich\nmit dem Hundemagensafte, entgegengesetzte Verh\u00e4ltnis zwischen Pepsin- und Chymosin Wirkung indenKalbsinfusionendaherr\u00fchrte, da\u00df infolge der Neutralisation mit Alkali die Pepsin Wirkung viel st\u00e4rker als die Chymosinwirkung gelitten hatte. Wenn dem so w\u00e4re, w\u00fcrde dies entschieden gegen die Identit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen sprechen, denn wenn Pepsin und Chymosin dasselbe Enzym ist, kann man nicht die eine Wirkung mit Schonung der anderen l\u00e4hmen. Nun verh\u00e4lt es sich aber nicht so. Die Neutralisation mit Natronlauge und die Aufbewahrung bei neutraler Reaktion (in der K\u00e4lte) wirkten nicht merkbar sch\u00e4dlicher aul die Pepsin- als auf die Chymosinwirkung, wovon ich mich durch vergleichende Versuche \u00fcberzeugt habe.\nEin Vergleich der obigen 4 Versuche untereinander zeigt, dal! auch in den Kalbsmageninfusionen nicht immer eine Parallelit\u00e4t der zwei Enzymwirkungen besteht. So entspricht z. B. \u00bbine Gerinnungszeit von 42 und 40 Minuten einer Anfangszeit . der Fibrinverdauung von 3 Stunden im Versuche 1 und 45 Minuten im Versuche 4. Da ich aber unten kr\u00e4ftigere Beweise dir die Nichtparallelit\u00e4t der beiden Enzym Wirkungen liefern","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"Oiof lia iti mars ten.\nwerde, will ich nicht l\u00e4nger bei diesen Versuchen verweilen, sondern gehe zu den Versuchen mit anderen Infusionen \u00fcber'\nB. Infusionen auf Pferdem\u00e4gen.\nZu diesen Infusionen habe ich ausschlie\u00dflich den enzymreichen, r\u00f6tlich grauen, dunkelgef\u00e4rbten Teil des Magens verwendet. Die Schleimhaut wurde abpr\u00e4pariert, in einer Fleischm\u00fchle fein zerschnitten, mit Salzs\u00e4ure von 0,2% HCl in dem Verh\u00e4ltnisse 1:10 extrahiert, kalt aufbewahrt und nach 24 Stunden filtriert.\nDie Enzyme des Pferdemagens sind ebenfalls ziemlich resistent gegen die Neutralisation, sie sind aber etwas empfindlicher als die des Kalbsmagens. So habe ich z. B. einmal beobachtet, da\u00df eine mit CaC03 neutralisierte Infusion nach 3 Tagen unwirksam auf Milch war, w\u00e4hrend sie noch Fibrin verdaute. Auf der anderen Seite habe ich aber auch wiederholt gesehen, da\u00df mit Natronlauge neutralisierte Infusionen nach 24 Stunden ihre labende Wirkung nicht wesentlich vermindert hatten. Im Vergleiche zu den Kalbsmageninfusionen war die Chymosinwirkung, wie wir sehen werden, regelm\u00e4\u00dfig schw\u00e4cher als die Pepsinwirkung, und aus dem Grunde habe ich hier immer die Verdauungsversuche etwas sp\u00e4ter als die Gerinnungsversuche angeordnet. Dasselbe war, was ich, um Wiederholungen zu vermeiden, schon hier bemerke, auch bei den Versuchen mit H\u00fchner- und Hechtmageninfusionen der Fall.\nWenn man eine Infusion mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure von 0,2 % IlCl bereitet, so hat die fertige Infusion in der Regel nicht genau diesen S\u00e4uregrad, was leicht verst\u00e4ndlich ist, wenn man bedenkt, da\u00df der S\u00e4uregrad durch Aufnahme von Wasser und verschiedenen Stoffen aus der Schleimhaut etwas ge\u00e4ndert werden kann. F\u00fcr Versuche mit Infusionen derselben Art ist dies allerdings von geringerer Bedeutung; wenn man aber zwei verschiedenartige Infusionen, wie z. B. von Kalb und Pferd, mit einander vergleichen will, m\u00fcssen beide genau auf denselben S\u00e4uregrad gebracht werden. Dies habe ich auch, wies n\u00f6tig war, getan. Bez\u00fcglich der Verdauungsversuche kann ich \u00fcbrigens hinzuf\u00fcgen, da\u00df meine Infusionen nach \u00ablein Wt-","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung. 37\nd\u00fcnnen mit dem gleichen oder einem gr\u00f6\u00dferen Volumen S\u00e4ure nie kr\u00e4ftiger, sondern immer etwas schw\u00e4cher als in unverd\u00fcnntem Zustande verdauten. Der Gehalt an verdauungshemmenden Stoffen, wenn solche \u00fcberhaupt vorhanden waren, hatte also keine st\u00f6rende Wirkung.\nIn dem Vorigen, in einer Fu\u00dfnote, habe ich bemerkt, da\u00df ich die filtrierten Infusionen im Brutofen erw\u00e4rme, bis ich sicher bin, da\u00df keine weitere Vermehrung des Enzymgehaltes stattfindet. Dies war f\u00fcr die Pferdeinfusionen besonders wichtig. Eine solche, neubereitete Infusion, welche einige Tage kalt aufbewahrt worden ist, kann n\u00e4mlich nach dem Neutralisieren iast unwirksam aul Milch sein, w\u00e4hrend sie Eiwei\u00df reichlich verdaut, und man k\u00f6nnte also glauben, da\u00df sie fast nur Pepsin und kein Chymosin enth\u00e4lt. L\u00e4\u00dft man sie aber mehrere Stunden im Brutofen stehen, so kann sie nach der Neutralisation die Milch vielleicht in 5\u201410 Minuten koagulieren, w\u00e4hrend sie vorher erst nach Stunden wirkte. F\u00fcr die Kalbsmageninfusionen, welche schon von Anfang an kr\u00e4ftig labend wirken, ist der Unterschied bedeutend kleiner. Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine Umwandlung des Zymogens in Enzym, wenn auch andere M\u00f6glichkeiten denkbar sind. F\u00fcr die Versuchsanordnung ist dieses Verhalten jedenfalls von der allergr\u00f6\u00dften Wichtigkeit, weil man ohne Kenntnis hiervon ganz fehlerhafte Schl\u00fcsse ziehen k\u00f6nnte.\nVersuch 1. Magen von einem alten Pferde. Die unverd\u00fcnnte Infusion enthielt 0,89 \u00b0/o feste Stoffe. Sie wurde mit Salzs\u00e4ure von 0.2 \u00b0/o verd\u00fcnnt, so da\u00df der Gehalt an festen Stoffen 0,340\u00b0 o war. Dies geschah, um einen Vergleich mit einer Kalbsmageninfusion von ebenfalls 0,340\u201d * festen Stoffen zu erm\u00f6glichen. Beide wurden mit CaCO, neutralisiert und nach 20 Stunden filtriert.\nA.\tPferdemageninfusion koagulierte Milch in 55\u2014\u00ab0 Minuten.\nB.\tDie Kalbsmageninfusion koagulierte die Milch so rasch, da\u00df sie mit CaCl#-L\u00f6sung (aus 0,2 \u00b0/o HCl, durch Neutralisation mit CaCO, he-iviteh auf \u2018/to verd\u00fcnnt wurde. Die so verd\u00fcnnte Infusion Iahte die Milch m 1 Minute 45 Sekunden, also in rund 2 Minuten.\nEs wurden nun beide L\u00f6sungeU auf den S\u00e4uregrad 0.2 \u00aeVHCl gemacht behufs Verdauungs versuche nach Mett.\nNach 24 Stunden. Nach \u00bbS Stunden.\nA Pferd)\t4.9\t2025\nB Kalb)\t4.0\t; (*4","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"01 of Hammarsten,\n38\nIn diesem Falle verdaute also die Pferdeinfusion reichlich viermal so kr\u00e4ftig wie die Kalbsinfusion, ihre labende Wirkung war aber nur Vso von der der letzteren.\nVersuch 2. Magen v\u00e7n einem jungen Pferde. 5 Jahre alt. Zum Vergleich mit einer Kalbsmageninfusion mit 0,72 \u00b0/o festen Stoffen wurde die Infusion mit S\u00e4ure ebenfalls zu einem Gehalte von 0,72 \u00b0/o festen Stoffen verd\u00fcnnt und beide auf 0,2 \u00b0/\u00ab HCl gebracht.\nNach der Neutralisation mit Alkalilauge koagulierte diese Infusion die Milch in 9 Minuten. Die neutralisierte Kalbsmageninfusion wirkte so rasch koagulierend, da\u00df die Zeit nicht genau angegeben werden konnte.\nEs wurden nun beide Infusionen mit CaC03 neutralisiert und nach etwa V. Stunde filtriert. Die Gerinnungszeit f\u00fcr die Pferdeinfusion war nun 8 Minuten. Die Kalbsmageninfusion mu\u00dfte mit CaCl-L\u00f6sung auf ' crd\u00fcnnt werden, um der Pferdeinfusion einigerma\u00dfen \u00e4quivalent zu werden.\nGerinnungszeit f\u00fcr A (Pferd) 3 Minuten\nB (Kalb) 2\u20142'/\u00ab Minuten.\nVerdauung nach Mett in 20 Stunden (0,2\u00ae/0 HCl).\nA (Pferd) 9,6 B (Kalb) 0,0\nFibrinverdauung (0.2 \u00b0/o HCl) Anfang\tEnde\nA (Pferd)\t< 5 Minuten 35\u201440 Minuten\nB (Kalb)\tetwa 1 Stunde 6\u20147 Stunden\nAuch in diesem Versuche findet man denselben vollst\u00e4ndigen Mangel an Parallelit\u00e4t zwischen der verdauenden und der labenden F\u00e4higkeit der beiden Infusionen. Die Relation zwischen den beiden Wirkungen war eine ganz andere in der Pferde- als in der Kalbsmageninfusion.\nVersuch 3. Mageninfusion von einem 3. Pferde, 15 Jahre alt, wurde mit Salzs\u00e4ure auf den Gehalt 0,337 \u00b0/o festen Stoffen verd\u00fcnnt und mit einer Kalbsmageninfusion von 0,340 \u00b0/u festen Stoffen verglichen. S\u00e4uregrad in beiden 0,2 \u00b0/o HCl. Die Kalbsmageninfusion war nicht dieselbe wie in Versuch 1.\nEs wurden beide Infusionen mit n/io-Natronlauge neutralisiert. Nach Verd\u00fcnnen der Kalbsmageninfusion auf '/\u00ab koagulierte sie die Milch in t Minute.\nGerinnnungszeit A (Pferd) = 8 Minuten.\n\u00bb B (Kalb V\u00ab) = 1.5 Verdauung nach Mett (0,3\u00b0;o HCl) nach 20 Stunden A 2,06.\nB 0,16.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 39\nIn diesem Versuche verdaute also die Pferdeinfusion etwa zw\u00f6lfmal so rasch wie die Kalbsmageninfusion ; aber diese koagulierte umgekehrt die Milch f\u00fcnfmal so rasch wie jene, also ein umgekehrtes Verh\u00e4ltnis in beiden.\nDiese Versuche, denen ich noch andere als Beispiele hinzuf\u00fcgen k\u00f6nnte, zeigen also, da\u00df die Delation zwischen den beiden Enzymwirkungen eine ganz andere in den Pferdemageninfusionen als in den Kalbsinfusionen ist und da\u00df in jenen die Chymosinwirkung ganz wie in dem Hundemagensafte der Pepsinwirkung gegen\u00fcber zur\u00fccktritt. Dies beweist nat\u00fcrlich nicht, da\u00df die Chymosin- und Pepsinwirkung nicht identisch sein k\u00f6nnen, denn der Unterschied k\u00f6nnte ja durch verschiedene Annahmen erkl\u00e4rt werden.\nMan k\u00f6nnte annehmen, da\u00df im Pferdemagensafte hemmende Stoffe enthalten sind oder bei der Neutralisation gebildet werden und da\u00df sie nur bei neutraler, nicht aber bei saurer Reaktion wirksam sind. Solche Stoffe habe ich indessen nicht nachweisen k\u00f6nnen. Vermischte ich eine neutralisierte Kalbsmageninfusion mit einer gr\u00f6\u00dferen Menge, z. B. 10 Volumen einer \u00e4u\u00dferst langsam wirkenden Pferdeinfusion und auf der anderen Seite 1 Volumen derselben Kalbsmageninfusion mit 10 Volumen NaCl-L\u00f6sung von entsprechender Konzentration, so war die labende Wirkung der beiden Gemenge ungef\u00e4hr dieselbe. Die Gerinnung geschah in beiden F\u00e4llen in einigen (3\u20144) Minuten. Ich habe jedoch diese Frage nicht mehr eingehend gepr\u00fcft, weil die bald anzuf\u00fchrenden Versuche solche Untersuchungen \u00fcberfl\u00fcssig machten.\nInfolge der kr\u00e4ftig labenden Wirkung der Kalbsmageninfusionen im Verh\u00e4ltnis zu den Pferdemageninfusionen mu\u00dfte man die ersteren in ein paar der obigen Versuche stark mit CaCl2-L\u00f6sung verd\u00fcnnen, was allerdings notwendig war, um die L\u00f6sungen unter einander vergleichbar zu machen, auf der anderen Seite aber die Versuche etwas kompliziert. Es fragt sich deshalb, ob man nicht eine noch einfachere Versuehs-anordnung finden k\u00f6nnte.\nDie beliebteste Erkl\u00e4rung des wiederholt beobachteten Mangels an Parallelit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen ist die","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"Annahme, da\u00df man durch die Neutralisation mit Alkali das Enzym zerst\u00f6rt oder schw\u00e4cht. Von einer Zerst\u00f6rung nur des einen Enzymes, z. B. des Chymosins, durch das Alkali kann es nat\u00fcrlich nicht die Hede sein, wenn man die Identit\u00e4t der heidcn Enzyme annimmt. Es m\u00fcssen in dem Falle beide Enzymwirkungen durch die Neutralisation aufgehoben werden. Man kann also h\u00f6chstens, annehmen, da\u00df das Enzym durch die Neutralisation zwar nicht zerst\u00f6rt, aber gesch\u00e4digt oder gel\u00e4hmt und durch das Wiederans\u00e4uern reaktiviert wird. Inder neutralisierten Infusion sollte also das Pepsin infolge seiner L\u00e4hmung durch das Alkali auf Milch unwirksam sein, w\u00e4hrend es nach der Reaktivierung durch die S\u00e4ure fortw\u00e4hrend Eiwei\u00df verdauen sollte.\nHegen eine solche Hypothese l\u00e4\u00dft sich allerdings vieles einwenden : es d\u00fcrfte aber \u00fcberfl\u00fcssig sein, derselben eine Kritik zu widmen, da sie einer experimentellen Pr\u00fcfung nicht unzug\u00e4nglich ist.\nAuf der einen Seite kann man die Frage nach der Dualit\u00e4t oder Identit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen nicht entscheiden ohne Versuche, in welchen man die S\u00e4urewirkung eliminiert hat : auf der anderen Seite darf man aber, um die von der Neutralisation der S\u00e4ure herr\u00fchrenden modernen Ein w\u00e4nde zu vermeiden, die S\u00e4ure weder durch NaOH noch durch Na2C03 oder sogar durch CaC03 neutralisieren. Man mu\u00df also, wenn m\u00f6glich, die S\u00e4ure in anderer Weise unsch\u00e4dlich machen, und der einfachste Weg zu diesem Ziele w\u00e4re wohl, die sauren Infusionen so stark mit Wasser zu verd\u00fcnnen, da\u00df die S\u00e4ure f\u00fcr die Gerinnung ohne Belang ist und da\u00df die Infusionen praktisch neutral oder fast neutral sind. Geht man von zwei Infusionen aus, welche bez\u00fcglich der verdauenden Wirkung \u00e4quivalent sind, so m\u00fcssen diese beiden Infusionen auch bez\u00fcglich ihrer Wirkung auf Milch \u00e4quivalent sein. Verd\u00fcnnt man die eine mit Wasser, bis ihre labende 'Wirkung auf h\u00f6rt, so mu\u00df die labende Wirkung der anderen auch wenigstens ann\u00e4hernd bei derselben Verd\u00fcnnung aufh\u00f6ren, und es mu\u00df bei den verschiedenen, schw\u00e4cheren Verd\u00fcnnungsgraden eine ann\u00e4hernde Parallelit\u00e4t zwischen beiden Infusionen bestehen.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chympsimvirkung. 41\nDie Anordnung derartiger Versuche ist au\u00dferordentlich einfach. Man nimmt zwei Infusionen, welche genau denselben S\u00e4uregrad haben und welche hinsichtlich der verdauenden Wirkung \u2014 z. B. nach der Me tt sehen Methode gemessen \u2014 \u00e4quivalent sind, verd\u00fcnnt sie gleich stark mit Wasser zu steigenden Verd\u00fcnnungen und pr\u00fcft mit Milch. Um die S\u00e4ure unsch\u00e4dlich zu machen, glaubte ich die Infusionen stark verd\u00fcnnen zu m\u00fcssen, und in einem ersten Versuche fing ich deshalb mit dem Verd\u00fcnnungsgrad an. Bei dieser Verd\u00fcnnung labte die Kalbsinfusion die Milch in 8 Minuten, w\u00e4hrend die Pferdeinfusion nach 7 Stunden noch keine Gerinnung erzeugt hatte.\nIch fand dann, da\u00df besonders gro\u00dfe Verd\u00fcnnungen gar nicht notwendig sind. Schon bei der Verd\u00fcnnung .Vs kamen gro\u00dfe Unterschiede zum Vorschein, und aus dem Grunde habe ich meistens mit den Verd\u00fcnnungsgraden 1 3, 1 \u00df, 1 12, \u00db21 und b\u00ef\u00ab gearbeitet. Die Unterschiede sind \u00fcbrigens so gro\u00df und so augenf\u00e4llig, da\u00df es gar nicht n\u00f6tig ist, mit pepsin\u00e4quivalonton Losungen zu arbeiten, wenn man nur die relative Verdauungsf\u00e4higkeit der beiden Infusionen kennt.\nDa die Versuchsanordnung so einfach ist, stelle ich die Resultate tabellarisch zusammen und begn\u00fcge mich damit, hier einige k\u00fcrzere Angaben bez\u00fcglich der fraglichen Versuche zu machen.\nVersuch t, Kalbsinfusion 0.3k)0 0 feste Stoffe; Pferdeinfusipn 0.350\u00b0,o. S\u00e4uregrad in beiden 0.2\u00b0, -. Verdauung nach Mett 20 Stunden bei 38\u201439\u00b0 C.\nVersuch 5. Kalbs- und rferdemageninfusionen enthielten beide 0.72\u00b0 o feste Stoffe und 0,2\u00b0b HCl. Verdauung nach Met t 20 Stunden bei 38\u201439\u00b0 C.\nVersuch 0. Kalbsmageninfusion 0.340\u00b0- . feste Stoffe, aber nicht dieselbe wie im Versuch 4. Pferdemageninfusiori 0,337 0 0 feste Stoffe. S\u00e4uregrad in beiden 0.2 \u00b0.0 HCl. Verdauung nacli Meit 20 Stunden, bei .37\u201438\u00b0 C.\ter\nVersuch 7. Pferdemageninfusion 0.221\u00b0 \u00ab feste Stoffe. Kalbsmageninfusion O.210 J > feste Stoffe. S\u00e4uregrad in beiden 0.2\u00b0 u HPl. Verdauung nach Mett 20 Stunden bei 38\u201439\u00b0 C.\nDie Tabelle, welche ohne besondere1 Urkl\u00e4rung verst\u00e4ndlich sein d\u00fcrfte, enth\u00e4lt das Ouadrat Verh\u00e4ltnis der Verdauung nach","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"Olof H\u00e0mmarsten,\n5* O\n\n<J\n3 3\ns \u00ab\ner\n2 3\n\u25a0O 3\nc o\nTabelle I.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 13\nMett und die Gerinnungszeiten f\u00fcr die Labung bei den entsprechenden, in dem letztenStabe enthaltenen Verd\u00fcnnungsgraden der beiden sauren Infusionen (Verd\u00fcnnung mit destilliertem Wasser).\nDiese Versuche zeigen in schlagender Weise, da\u00df in den Kalbs-und Pferdemageninfusionen gar keine Parallelit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung besteht. In den Kalbsinfusionen folgt die Gerinnung dem gew\u00f6hnlichen Labungsgesetze, wahrend dies in den Pferdeinfusionen nicht der Fall ist. Anfangs ist.die Abweichung nicht so merkbar, wenn man mehr konzentrierte und kr\u00e4ftiger wirkende Infusionen als die hier als Beispiele angef\u00fchrten w\u00e4hlt; aber auch in diesen F\u00e4llen wird sie bald gr\u00f6\u00dfer, und eine Pferdeinfusion wird ganz unwirksam bei einer Verd\u00fcnnung, bei welcher eine Kalbsinfusion noch kr\u00e4ftig wirkt.\nBei dieser Versuchsanordnung fallen nun alle diejenigen Einw\u00e4nde weg, die man in der sch\u00e4digenden Wirkung des Alkalis bei der Neutralisation gesucht hat. Ebenso wenig kann die Wirksamkeit des Pepsins durch infolge der Neutralisation entstandene oder nur bei neutraler Reaktion hemmende Stoffe verhindert werden, denn die Relation zwischen S\u00e4ure und Enzym wird nicht bei dieser Versuchsanordnung ge\u00e4ndert.\nNun k\u00f6nnte man vielleicht meinen, da\u00df in den nicht geronnenen Proben mit Pferdeinfusionen trotzdem eine Gerinnung stattgefunden h\u00e4tte, aber eine so feine, da\u00df sie der Beobacht tung entgangen war. Dies ist aber nicht der Fall Nach Verlauf von 7 Stunden habe ich n\u00e4mlich zu jeder Probe 1 ccm neutralisierter Kalbsmageninfusion gesetzt, und in allen F\u00e4llen, ohne Ausnahme, trat dabei innerhalb einiger (gew\u00f6hnlich 1\u20142) Minuten eine Gerinnung auf. Das Casein ist also w\u00e4hrend vieler Stunden nicht nachweisbar von dem Pepsin ver\u00e4ndert worden. Nur in dem Versuche 4, bei der Verd\u00fcnnung 1 3, wo also die Gerinnung bei einem noch verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen S\u00e4uregrad ausgeblieben war, trat nach Zusatz von neutralisierter Kalbsmageninfusion die. Gerinnung etwas langsamer (im Laufe von 4\u20145 Minuten) auf und die Gerinnsel wurden nicht so typisch und fest wie sonst immer. Bei diesem S\u00e4uregrade hatte also vielleicht das Pepsin eine schwache Wirkung ausge\u00fcbt; wenn dem aber so ist, so spricht dies jedenfalls nicht","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"* *\toiui H.imniarstt-ii.\nh\u00fc. sonderngegen die Annahme, da\u00df die Milchgerimnmg das\nShniium der peptischen Protoolvse ist.\nbu* obigen Versuche zeigen wohl vielmehr, dal) das Pferde-Ix'psin lad sehr schwach saurer Reaktion die Milch nicht koa-giiliei t .luul dal) cs also schwerlich \u00ab1er hei der Labung wirksame St\u00ab \u00bbII ist. Maii w\u00ab\u00bbUte hiergegen vielleicht einwenden, da\u00df die IVpsinl\u00f6sung durch die Verd\u00fcnnung mit Wasser derma\u00dfen venliiinit worden ist, da\u00df sie nicht auf die Milch wirken konnte. Die Unhaltbarkeit einer solchen Annahme ist jedoch offenbar. Die Verd\u00fcnnung war n\u00e4mlich dieselbe wie in den Kalbsinfusionen. Wese waren in zwei Fallen \u00e4rmer an Pepsin als die Pferde-infusionen und trotzdem koagulierten sie die Milch in 2\u20146 Minuten, wahrend die Pferdeinfusionen bei derselben Verd\u00fcnnung und etwas gr\u00f6\u00dferem Pepsingehalte unwirksam waren. Es widerstreitet auch aller Erfahrung, da\u00df eine kr\u00e4ftig verdauend wirkende Pepsinl\u00f6sung nicht bis auf V\u00df\u20141 12 verd\u00fcnnt werden k\u00f6nnte, ohne ihre Wirksamkeit einzub\u00fc\u00dfen. Ich habe mich \u00fcbrigens selbstverst\u00e4ndlich durch eigens darauf gerichtete Versuche davon \u00fcberzeugt, da\u00df die angewandten Pferdeinfusionen nach Verd\u00fcnnung auf ^o\u20141 /100 und Ans\u00e4uerung mit Salzs\u00e4ure noch Eiwei\u00df verdauten. Es zeigen also diese Versuche, und dies d\u00fcrfte wohl ihr wichtigstes Resultat sein, da\u00df das Pferdepepsin bei sehr niedrigem S\u00e4uregehalte und in Verd\u00fcnnungen, in welchen es noch auf Eiwei\u00df verdauend wirkt, die Kuhmilch nicht koaguliert.\nHier kann man nun weiter denselben Einwand machen, den Pawlow f\u00fcr den Hundemagensaft gemacht hat, da\u00df n\u00e4mlich die Milchgerinnung ein viel weniger empfindliches Pepsinreagens als die Eiwei\u00dfverdauung, besonders die Fibrinverdauung, ist. Der Pferdemagensaft verh\u00e4lt sich ja in der Tat auch der Verd\u00fcnnung mit Wasser gegen\u00fcber wie der Hundemagensaft, und wenn man einen solchen Einwand macht, will ich nur erwidern, da\u00df f\u00fcr die Kalbsmagenenzyme ein ganz anderes Verhalten gilt und da\u00df dem entsprechend die Enzyme in dem Kalbsmagensafte auf der einen und in dem Pferde- und Hundemagensafte auf der anderen Seite kaum identisch sein k\u00f6nnen. Da\u00df zwei verschiedene Enzyme, Pepsin und Chvmosiu, in ver-","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"/.wi I'M.' na\u00abh \u00ab1* ! I'lftihMf (Itj |Vjv\u00bbm- und C.i.Ymu'inw\t\u00bb.\u2019)\nrrhiodfiitMi Mt\u00bbnvr<*nvt\u2018i*!i\u00e4liHissen in den Magens\u00e4ften voisohie-( 1 *\u25a0!l\u2666 *r 1 ii*rarl**n Vorkommen k\u00f6nnen, ist nicht nhwer an/n-nehmen : da\u00df aber ein nnd dasselbe Kn/y in lui dem einen Tier eine ganz andere Relation /wischen den zwei W irkungen als bei einem anderen .zeigt, ist schwieriger zu erkl\u00e4ren. Es sprechen also diese Reobaehtu\u00fcgen sehr zugunsten der Anschauung von Hang,1 * 3) da\u00df es ein Parachymosin gibt: und die in letztei Zeit \\on (.rewind) und Sawitsch^t gegen seine Ansicht gemachten Einw\u00e4nde haben aut mich nicht \u00fcberzeugend gewirkt. Wenn man aber verschiedene Chymosine annimmt, so mu\u00df; man konsequenterweise, wenn man Pepsin und Chymosin als identisch auff\u00e4\u00dft, auch das Vorkommen verschiedener Pepsine annehmen, eine Annahme, die schon Klug4) und \\\\ roblewski \u00b0) experimentell zu begr\u00fcnden versucht haben.\nC. Infusionen auf H\u00fchnerm\u00e4gen.\nHei der Darstellung dieser Infusionen wurde der aufgeschnittene Dr\u00fcsenmagen erst abgesp\u00fclt mit Wasser und dann mit Filtrierpapier von der oberfl\u00e4chlichen * schleim\u00e4hnlichen Schicht befreit. Darauf wurde mit dem Rande eines Uhrgl\u00e4schens oder der R\u00fcckenseite einer Messerklinge die Dr\u00fcsenmasse aus den.\u00d6ffnungen der Dr\u00fcsenaggregate herausgedr\u00fcckt. Die so gewonnene r\u00f6tlich graugelbe Zellen- und Dr\u00fcsenmasse wurde mit Salzs\u00e4ure von 0,2\u00b0/\u00ab HCl in dem Verh\u00e4ltnis 1: 75 oder 1 :100 infundiert. Nach 24 Stunden wurde filtriert und die wasserklare, farblose Infusion im Brutofen' erw\u00e4rmt, bis alles Zymogen in Enzym umgesetzt war.\nAuch mit H\u00fchnerinfusionen habe ich nach der Neutralisation mit Alkali oder mit CaC03 Versuche ausgef\u00fchrt, und zwar Vergleichsversuche mit entsprechend behandelten Kalbsmageninfusionen nach dem in dem vorigen Abschnitte \u00fcber Pferdeinfusionen erw\u00e4hnten Prinzipe. Da aber diese Versuche\n\u2019) Pfl\u00fcgers Arch. f. d. gesamt. Physiol., Bd. LXXIX\n0 1. c.\n3)\t1. c.\n4)\tPfl\u00fcgers Arch. f. d. gesamt. Physi\u00f6l., Bd'. LX.\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XXII.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"t }\tOiof Hammarsten,\nvon geringerem Interesse als die Verd\u00fcnnungsversuche mit W asser sind, d\u00fcrfte ich, im Interesse eines nicht zu gro\u00dfen Umfanges meines Aufsatzes, dieselben hier \u00fcbergehen k\u00f6nnen. Ich will nur erw\u00e4hnen, da\u00df die H\u00fchnerinfusionen \u00e4hnliche Resultate als wie die Pferdeinfusionen gaben, und als Beispiel kann ich folgendes anf\u00fchren : Es wurde eine H\u00fchnerinfusion mit und eine Kalbsinfusion mit 0,210\u00b0/o festen Stoffen nach der Neutralisation mit CaC\u00d63 verglichen. Der Pepsingehalt in der H\u00fchnerinfusion war doppelt so gro\u00df wie in der Kalbsinfusion ; die Chymosinwirkung der letzteren war aber 19 mal so gro\u00df wie die der ersteren.\nIch teile hier zwei Verd\u00fcnnungsversuche mit Wasser, nach demselben Prinzipe wie die Versuche mit Pferdeinfusionen ausgef\u00fchrt, mit\nVersuch 1. H\u00fchnerinfusion 0,145 \u00ab/o und Kalbsinfusion 0,170\u00b0 ) feste Stoffe. S\u00e4uregrad 0,2%. Verdauung nach Mett 10 Stunden bei 38\u2014w(> C:.. ;\nVersuch 2. H\u00fchnerinfusion 0,100\u00b0 o. Kalbsmageninfusion 0,810\u00b0 ) feste; Muffe. S\u00e4uregrad 0.2\u00b0'o HCl. Verdauung nach Mett 20 Stunden bei 88\u201480 1\nTabelle II.\n\u2022 ' 0\t\tVersuch 1\t\tVersuch 2\t\tVer- d\u00fcnnung mit Wasser\n\t\tKalb\tj Huhn\tKalb\tHuhn\t\n0) 0 a< Ira t vor h\u00e4lt ni : nach Met t\t5\t\t10.56 :\t4.4\t\t0\t: 1\t\nGerinnungszeit\t\t50 Sek.\t2 St. 25 .Min. V.C: . \u2022\t;\t20 Sek.\t; keine\t\u25a07\u00bb\n>\t=\t2 Min.\tkeine\t85 \u00bb\tGerinnung\t7\u00ab\n1\t\u2014\t4 ' \u00bb\tGerinnung\t1 Min. 80 Sek.\tin\t.Vit\n'\t9 . \u2022 . *\u2019\u2022. \u2022\t\u2014\t8 \u00bb\tin 6 Stunden\t2 * 50 \u00bb\t7 Stunden\t7\u00ab\np\t\t\u25a0 n\t\u2014\t5 * 30 \u00bb\ti\tV48\n9\t\u2022 ,\t.==\t\u2022 .*\u2022 X \u2022 \u2019 ' J\t\u25a0 \u25a0 \u2014.\t10 Min.\ti\t\\06\nAuch in diesen Reihen habe ich kontrolliert, teils, da\u00df die nicht geronnenen L\u00f6sungen nach Zusatz von neutralisierter Kalbsmageninfusion rasch und typisch koagulierten, und teils,","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 17\ndali bei den auf Milch unwirksamen Verd\u00fcnnungen die L\u00f6sung\nLei saurer Reaktion Eiwei\u00df verdaute.\nMan findet also auch hier denselben Mangel an Parallelit\u00e4t zwischen den zwei Enzymwirkungen wie in den Versuchen mit Pf erdemageninfusionen, und auch das H\u00fchnerpepsin kann also aul Milch unwirksam sein in einer Verd\u00fcnnung, bei welcher es \\erdauend wirkt. Es gilt also dasselbe f\u00fcr eine Il\u00fchnerinagen-infusion wie f\u00fcr den Hundemagensaft und die Pferdemageninlusionen, n\u00e4mlich, da\u00df bei Verd\u00fcnnung mit Wasser die labende Wirkung viel fr\u00fcher als die verdauende auf h\u00f6rt.\nD. Infusionen auf Hechtm\u00e4gen.\nDie gereinigte Schleimhaut wurde von den \u00fcbrigen Schieh-tles Magens getrennt und nach weiterem Absp\u00fclen mit Wasser zerschnitten und mit 0,2\"/oiger HCl in dem Verh\u00e4ltnisse 1:10\u201420 infundiert, ich habe die Schleimhaut von sowohl verdauenden wie n\u00fcchternen Tieren verwendet, ohne einen bestimmten Unterschied in der Wirkung der Infusionen konstatieren zu k\u00f6nnen. Bei Darstellung dieser Infusionen fand immer, selbst bei niederer Temperatur, eine Selbstverdauung statt, und ich filtrierte gew\u00f6hnlich schon nach 18\u201420 Stunden.\nBei Versuchen mit diesen Infusionen stie\u00df ich bald auf das unerwartete Verhalten, da\u00df sie, trotzdem sie \u00e4u\u00dferst kr\u00e4ftig Fibrin verdauten, auf das Eiwei\u00df in den Mett sehen R\u00fchren fast ganz unwirksam waren. Ich fand ferner, da\u00df sie auch das mehrere Minuten gekochte Fibrin nicht verdauten, w\u00e4hrend sie das nur kurze Zeit erhitzte Fibrin noch l\u00f6sten!\nEs schien also, als ob der Hechtmagensaft nicht hart gekochtes Eiwei\u00df zu l\u00f6sen vermochte; aber dies ist nicht der lall. Wenn ich n\u00e4mlich die Infusionen auf die Mett sehen R\u00f6hren bei -f- 4\u00b0 C. oder bei Zimmertemperatur einwirken lie\u00df, fand die Verdauung, wenn auch langsam, statt. Man k\u00f6nnte deshalb annehmen, da\u00df das Hechtpepsin besser bei einer niedrigen als bei einer h\u00f6heren Temperatur wirkt, aber auch eine solche Annahme erwies sich als nicht richtig. Eine Infusion, welche eine Fibrinflocke bei Zimmertemperatur in etwa 25 Minuten gel\u00f6st hatte, l\u00f6ste bei 380 eine \u00e4hnliche","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nOlof Ham mar sten.\nFlocke in etwa 7 Minuten. Die Erkl\u00e4rung des obigen Verhaltens liegt darin, dal) das Hechtpepsin in saurer L\u00f6sung hei Brutofentemperatur leicht zerst\u00f6rt wird. Eine enzym\u00e4rmere Infusion kann schon nach einer Stunde unwirksam werden. Konzentr iertere Infusionen werden langsamer zerst\u00f6rt : aber die Pepsinmenge nimmt auch hier so rasch ab, da\u00df nur eine unbedeutende Einwirkung auf das Eiwei\u00df zu sehen ist. Bei neutraler Reaktion scheint das Pepsin widerstandsf\u00e4higer zu sein. -\nDie; Chymosinwirkung geht bei Brutofentemperatur ebenfalls allm\u00e4hlich verloren und rascher in saurer L\u00f6sung. Da diese Verh\u00e4ltnisse indessen an der Seite des eigentlichen Themas liegen, habe ich sie nicht eingehender studiert. Da\u00df das Hechtpepsin bei Brutofentemperatur ganz anders als die Pepsine der warmbl\u00fctigen Tiere sich verh\u00e4lt, ist aber sicher und nicht ohne Interesse. Es spricht dies n\u00e4mlich daf\u00fcr, da\u00df dieses Pepsin nicht mit den Pepsinen der Warmbl\u00fcter identisch ist. Man k\u00f6nnte allerdings annehmen, da\u00df in den Magens\u00e4ften besondere Stoffe enthalten sind, welche das Pepsin gegen die sch\u00e4dliche Wirkung der h\u00f6heren Temperatur der Warmbl\u00fcter sch\u00fctzen und da\u00df diese Stoffe bei dem Hechte fehlen ; aber diese Annahme hat wenig Wahrscheinlichkeit und die erstere ist viel einfacher. Ich sehe also in dem Verhalten des Hechtpepsins bei gew\u00f6hnlicher K\u00f6rpertemperatur einen Wahrscheinlichkeitsbeweis daf\u00fcr, da\u00df es verschiedenartige Pepsine (und Chymosine) gibt.\nDa die Mett sehe Probe also in denVersuchen mit Hechtmageninfusionen nicht anwendbar war, habe ich behufs eines Vergleiches von den Pepsinmengen in ihnen und den Kalbsmageninfusionen die Fibrinverdauungsprobe benutzt, und zwar nach dem Br\u00fcck eschen Verfahren mit Reihen von steigenden Verd\u00fcnnungsgraden.\nDie Infusionen auf Hechtm\u00e4gen k\u00f6nnen sowohl mit Natronlauge wie mit CaC\u00d63 neutralisiert werden und sie laben in beiden F\u00e4llen je nach ihrer Konzentration die Milch langsamer oder schneller. Ich habe solche neutralisierte Infusionen sowohl bez\u00fcglich der labenden wie der peptischen Wirkung mit","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 19\nentsprechend neutralisierten Kalbsmageninfusionen verglichen. Da aber diese Versuche infolge der Einw\u00e4nde, welche man wegen der beobachteten sch\u00e4dlichen Wirkung der Neutralisation gegen sie richten kann, nicht von demselben Interesse wie die Verd\u00fcnnungsversuche mit Wasser sind, finde ich es \u00fcberfl\u00fcssig, sie hier ausf\u00fchrlicher mitzuteilen, und begn\u00fcge mich deshalb damit, als Beispiele die Resultate ein paar derartiger Versuche hier anzuf\u00fchren.\nln einem Falle, wo die Kalbsmageninfusion 0,300 und die Hechtmageninfusion 0,310\u00b0/\u00ab leste Stoffe enthielt, wurden beide mit CaCO, neutralisiert und die Kalbsinfusion mit CaCl.,-L\u00f6sung verd\u00fcnnt, bis der Unterschied in der Koagulationszeit nicht zu gro\u00df war. Die Kalbsinfusion labte die Milch in 3'G Minuten, die Hechtinfusion in 13 Minuten. Die Chymosinwirkling in jener war also etwa 4 mal so stark wie in dieser, w\u00e4hrend die Pepsinwirkung, nach Br\u00fccke gemessen, nur Cm von der der Hechtmageninfusion war.\nln einem anderen Falle, wo die Versuchsanordmmg dieselbe war und die Infusionen enthielten : Kalb 0,210 und Hecht 0,190\u00b0/\u00ab feste Stoffe, war die Chymosinwirkung in der Kalbsinfusion doppelt so stark wie in der Hechtinfusion. Die Pepsinwirkung in jener war aber nur \u00ab/\u00e4o von der in der letzteren.\nEin dritter Fall ist folgender. Die beiden Infusionen enthielten: Kalb 0,113 und Hecht 0,110 \u00b0/o feste Stolle. Nach der Neutralisation mit CaC03 und Verd\u00fcnnung der Filtrate mit je dem gleichen Volumen Wasser labte die Kalbsinfusi\u00f6n die Milch in etwa 1 Minute; die Hechtinfusion labte nicht die Milch in 0 Stunden, aber sie wirkte 1,5\u20142 mal so stark peptisch wie die Kalbsinfusion.\nDiese Versuche zeigen also, da\u00df die Hechtmageninfusionen je nach ihrer Konzentration die Milch mit wechselnder Geschwindigkeit laben und da\u00df die zwei Enzymwirkungen zu einander in einem ganz anderen Verh\u00e4ltnisse als in den Kalbs-tnageninfusionen stehen. Sie zeigen ferner, da\u00df eine Hechtinfusion, welche verdauend wirkt, auf die Milch unwirksam sein kann.\nVon gr\u00f6\u00dferem Interesse sind die Verd\u00fcnnungsversuche mit\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVI.\t1","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"frO\tOlof Hammarsten,\nWasser, welche in derselben Weise wie in den zwei , n\u00e4chst vorangegangenen Abschnitten angeordnet wurden.\nVersuch 1. Kalbsmageninfusion0,72\u00b0/o, Hechtmageninfusion0.5% feste Stoffe. S\u00e4uregrad in beiden 0,2 \u00b0o HCl. Pepsinverdauung bestimmt nach Br\u00fccke bei Zimmertemperatur.\nVersuch 2. Hechtmageninfusion 0.190\u00b0 \u00ab feste Stoffe, 0,2% HG1. Die Kalbsmageninfusion wurde mit 0.2 \u00b0\u00ab HCl verd\u00fcnnt, bis sie bez\u00fcglich der Pepsinwirkung (nach Br\u00fccke) der vorigen \u00e4quivalent war. Sie enthielt nun 0,084 V feste Stoffe.\nVersuch 3. Hechtmageninfusion 0,402 \u00b0> und Kalbsmageninfusion 0,3800 o feste Stoffe. Heide enthielten 0,2\u00b0 \u00ab HCl und waren in bezug auf den Pepsingehalt fast \u00e4quivalent ; die Hechtmageninfusion ein wenig kr\u00e4ftiger.\nVersuch 4. Hechtmageninfusion 0.110 \u00b0 o und Kalbsmageninfusion 0,113\u00b0;\u00ab feste Stoffe. S\u00e4uregrad0,20 o HCl. Pepsinbestimmung nach Br\u00fcckt' bei Zimmertemperatur.\nDie Hechtmageninfusion in dem Versuche Nr. 4 der Tabelle ist dieselbe, die in dem dritten Falle (S. 49) erw\u00e4hnt wurde und welche dort nach Neutralisation mit CaC0:i und Verd\u00fcnnung des Filtrates mit Wasser die Milch in 6 Stunden nicht'labte. Der Unterschied ist nat\u00fcrlich durch die ungleiche Versuchsanordnung bedingt, indem im Versuche 4 keine Neutralisation stattgefunden hatte. Man findet \u00fcbrigens in den vier Versuchen (S, 51) eine wesentlich verschiedene labende Wirkung je nach dem verschiedenen Reichtume an Enzym. In den Versuchen 1 und 3 mit den enzymreichsten Infusionen folgt die Gerinnung ziemlich gut, wenigstens bis zu einer st\u00e4rkeren Verd\u00fcnnung, dem gew\u00f6hnlichen Labungsgesetze, und bei Anwendung von mehr konzentrierten Infusionen w\u00fcrde man dies wahrscheinlich noch besser beobachten k\u00f6nnen.\nAls Hauptresultat ergaben jedoch diese Versuche ganz wie diejenigen mit Pferde- und H\u00fchnerinfusionen, da\u00df das Verh\u00e4ltnis zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung beim Hechte ein ganz anderes als beim Kalbe ist. Ich habe nat\u00fcrlich auch in diesen Reihen kontrolliert, da\u00df die auf Milch unwirksamen Verd\u00fcnnungen noch peptisch wirksam waren, und als Beispiel kann ich erw\u00e4hnen, da\u00df die Infusion in dem Versuche 3 bei der Verd\u00fcnnung 1 .too eine Fibrinflocke im Laufe von rund 2 Stunden bei Zimmertemperatur verdaute. Es gilt also f\u00fcr die Magen-","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 51\n\u00ab\t3\n\u00ab O","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\n01 of Hammarsten,\ninfusionen aller drei von mir untersuchten Tierarten, da\u00df sie bei Verd\u00fcnnung mit Wasser, ganz so wie der Hundemagensaft, aber im Gegensatz zu den Kalbsmageninfusionen, ihre labende Wirkung viel fr\u00fcher als ihre verdauende verlieren. Man kann also aus den Infusionen der obengenannten Tierarten einfach durch Verd\u00fcnnung mit Wasser Enzyml\u00f6sungen erhalten, welche nicht labend wirken, w\u00e4hrend sie, passend anges\u00e4uert, Eiwei\u00df verdauen.\nWie man dies mit der Annahme, da\u00df die Milchgerinnung nichts anderes als eine Pepsinwirkung ist, vereinbaren soll, kann ich wenigstens augenblicklich nicht sehen. Man kann zwar sagen, da\u00df, wie Pawlow schon f\u00fcr den Hundemagensaft gesagt hat, die Eiwei\u00dfverdauung bei diesen Tieren eine viel empfindlichere Reaktion als die Milchgerinnung ist ; aber damit hat man wohl auch zugestanden, da\u00df die Enzyme im Kalbsmagen nicht mit denen der anderen Tiere identisch sein k\u00f6nnen. Wenn man der Vorsicht halber keine mehr weitgehenden Schl\u00fcsse aus meinen jetzt mitgeteilten Versuchen ziehen will, so d\u00fcrfte man wohl jedoch mit mir dar\u00fcber einig sein k\u00f6nnen, da\u00df in den Kalbsmageninfusionen entweder andere Enzyme Vorkommen, oder andere (noch unbekannte) Verh\u00e4ltnisse als in den anderen Infusionen obwalten. Dies sind einige der Gr\u00fcnde, warum ich bis auf weiteres nur das Kalbschymosin als das typische Chymosin betrachte.\nWenn man die obige Annahme macht, so kann man nat\u00fcrlich sagen, da\u00df meine Experimente mit den verschiedenen Infusionen und der durch sie nachgewiesene Mangel an Parallelit\u00e4t (1er beiden Enzymwirkungen die Frage nach der Identit\u00e4t der letzteren nicht entscheiden k\u00f6nnen. Erst wenn man in einer und derselben Infusion die eine Enzymwirkung mit Erhaltung der anderen vernichten oder die urspr\u00fcngliche Relation zwischen beiden umkehren kann, l\u00e4\u00dft sich die Ansicht von der Identit\u00e4t beider Enzymwirkungeri kaum l\u00e4nger aufrecht erhalten. Inwieweit eine solche Trennung der beiden Wirkungen m\u00f6glich ist, werde ich in den folgenden zwei Abschnitten zu zeigen mich bem\u00fchen.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung.\n53\nII. Methode zur Darstellung pepsinfreier Chymosinl\u00f6sungen.\n\\\\ enn man den Magensaft oder die Infusionen mit verschiedenen Stoffen f\u00e4llt, so erh\u00e4lt man regelm\u00e4\u00dfig Niederschl\u00e4ge, welche beide Enzymwirkungen zeigen, und wenn man die eine Wirkung zum Teil vernichtet, so findet man ebenfalls eine Abschw\u00e4chung der anderen. Wir kennen also, so weit mir bekannt, kein Agens, welches nur auf das eine Enzym \u2014 wenn man zwei solche annimmt \u2014 wirkt; aber dagegen hat es sich gezeigt, da\u00df wenigstens in den Kalbsmageninfusionen nicht alle 1 allungsmittel die beiden Enzyme gleich vollst\u00e4ndig Ausf\u00e4llen und nicht alle Agentien gleich stark auf beide einwirken. Hierin liegt die M\u00f6glichkeit, Enzyml\u00f6sungen darzustellen, welche nur die eine, aber nicht die andere Wirkung zeigen.\nDie zur Darstellung pepsinfreier Chymosinl\u00f6sungen verwendeten Methoden bestehen in der fraktionierten F\u00e4llung mit Bleiacetat oder Magnesiumcarbonat, und ich werde hur die Anwendung des letzgenannten F\u00e4llungsmittels hier besprechen. Beim Sch\u00fctteln mit Magnesiumcarbonat (Hydratocarbonas mng-nesius. in dem folgenden der K\u00fcrze halber einfach Magnesia genannt) werden beide Enzyme zum Teil niedergerissen und zum Teil, infolge der entstandenen alkalischen Reaktion, zerst\u00f6rt. Dies gilt indessen nicht in gleich hohem Grade f\u00fcr beide, sei es, da\u00df die Infusion von Anfang an verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig mehr Chymosin als Pepsin enth\u00e4lt, oder da\u00df das letztere leichter gef\u00fcllt oder vernichtet wird. Darum kann man nach diesem Pnnzipe Enzyml\u00f6sungen erhalten, welche noch kr\u00e4ftig\nIahend wirken, aber peptisch fast oder praktisch ganz unwirksam sind.\nEine unbedingte Voraussetzung f\u00fcr das Gelingen der Methode mu\u00df also die sein, da\u00df die Infusion von Anfang an kr\u00e4ftig labend wirkt. In meinem im Jahre 1872 in schwedischer Sprache erschienenen Aufsatze habe ich {deshalb auch gesagt, da\u00df die Infusion so chymosinreich sein mu\u00df, da\u00df sie mich der Neutralisation und Verd\u00fcnnung mit dem zwanzigfachen Volumen Wasser die Milch in dem Verh\u00e4ltnisse 1:5 innerhalb einer Minute bei 37\u00bb koagulieren kann, eine Forderung, die","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\nOlof Hammarsten,\nich sp\u00e4ter dahin erweitert habe, da\u00df sie auch f\u00fcr die Relation Enzyml\u00f6sung: Milch = 1:10 gilt. Bei einem solchen Reichtum an Chymosin kann man hoffen, mit der Methode zum Ziele zu kommen, bei geringerem Chymosingehalte ist es dagegen kaum der M\u00fche wert zu versuchen.\nWenn man sich nun vergegenw\u00e4rtigt, da\u00df der Hundemagensaft vielleicht kein typisches Chymosin enth\u00e4lt, und da\u00df er, selbst wenn dies der Fall w\u00e4re, nach Pawlow nach der Neutralisation und Verd\u00fcnnung mit dem zwanzigfachen Volumen Wasser die Milch nur nach vielen Stunden koaguliert, so findet man leicht, da\u00df der Hundemagensaft ein zur Darstellung pepsinfreier Chymosinl\u00f6sungen nach meiner Methode wohl vollst\u00e4ndig unbrauchbares Material sein mu\u00df. Es ist nunmehr auch leicht zu verstehen, warum, die Versuche Pawlows nicht gelingen konnten und folglich auch nicht die Unbrauchbarkeit meiner Methode zeigen k\u00f6nnen. Die Anwendung nat\u00fcrlichen Hundemagensaftes hat ferner die Unannehmlichkeit, da\u00df infolgeLseines hohen S\u00e4uregrades viel MgCl2 gebildet wird, welches bei der Pr\u00fcfung der Filtrate auf Pepsinwirkung hinderlich ist. Da ich Infusionen von h\u00f6chstens 0,2 \u00b0/o HCl benutze und dieselben oft erst mit dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnne oder sogar mit Alkali neutralisiere, wird diese Unannehmlichkeit bei meiner Versuchsanordnung geringer. Infolge der f\u00f6rdernden Einwirkung des Magnesiumchlorids auf die Labung l\u00e4uft man auch Gefahr, die Menge des Chymosins bei Gegenwart von gr\u00f6\u00dferen Mengen des Salzes ganz falsch zu beurteilen.\nNachdem man von der kr\u00e4ftigen Wirkung der neutralisierten Infusion sich \u00fcberzeugt hat, geht man zu der fraktionierten F\u00e4llung mit Magnesia \u00fcber. Da man nach jeder solchen F\u00e4llung das Filtrat auf Chymosin und Pepsin pr\u00fcfen mu\u00df, so d\u00fcrfte es angebracht sein, erst die Ausf\u00fchrung dieser Proben etwas zu besprechen.\nInfolge des Gehaltes des Filtrates an Magnesiumchlorid, welches die Wirkung des Chymosins beg\u00fcnstigt, soll man nie von dem Filtrate mehr als 1 ccm auf 10 ccm Milch zusetzen. Man kann auch einen Teil des Filtrates mit dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnnen und 1 ccm hiervon zu 10 ccm Milch","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 55\nsetzen. Wenn ein solches Gemenge bei 38\u00b0 C. in 1 oder hoch-<tens 2 Minuten koaguliert, so kann man ein gutes Itesultat der fortgesetzten Arbeit hoffen. Erfordert dagegen die Koagulation 3\u20145 Minuten, so ist der Gehalt an Chymosin zu klein, und es ist kaum der M\u00fche wert, den Versuch fortzusetzen.\nInfolge der verdauungshemmenden Wirkung des 'Magnesiumchlorids mu\u00df man ferner f\u00fcr die Pr\u00fcfung auf Pepsin immer das Filtrat vor dem Ans\u00e4uern mit Wasser verd\u00fcnnen; Man kann auch nicht hier die wenig empfindliche Mett sehe Probe brauchen, sondern mu\u00df der Fibrinprobe sich bedienen. Das mit Salzs\u00e4ure neutralisierte Filtrat wird mit mindestens dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnnt und auf den S\u00e4uregrad o.t\" ,i HCl gebracht. Um die Empfindlichkeit der Probe zu erh\u00f6hen und die Verdauungszeit abzuk\u00fcrzen, macht man die Fibrinprobe bei K\u00f6rpertemperatur: und es ist deshalb auch unbedingt notwendig, eine Kontrollprobe mit Fibrin, Salzs\u00e4ure und derselben Menge Magnesiumchlorid anzuordnen.\nDie F\u00e4llung mit Magnesia geschieht so, da\u00df je 100 ccm In-tusion mit etwa 1 g Magnesia versetzt und einige Minuten wieder-hclt damit gesch\u00fcttelt werden. Dann wird rasch filtriert und auf Pepsin und Chymosin gepr\u00fcft. Bei Ausf\u00fchrung der Pepsinprobe bei K\u00f6rpertemperatur zeigt es sich bald, ob das Filtrat noch viel Pepsin enth\u00e4lt, in welchem Falle man das Filtrat noch einmal in derselben Weise mit Magnesia behandelt. Man wiederholt dieses Verfahren, bis man ein Filtrat erh\u00e4lt, welches Milch kr\u00e4ftig koaguliert, w\u00e4hrend es nur sehr schwach auf Fibrin wirkt. Gew\u00f6hnlich erreicht man dieses Itesultat nach dreimaliger Behandlung mit Magnesia und im Laufe von \u25a0Aeniger als 112 Stunde. Wenn man so weit gekommen ist, da\u00df das letzte Filtrat unter oben angegebenen Verh\u00e4ltnissen die Milch in 1 Minute koaguliert, w\u00e4hrend das Fibrin nach 1 Stunde zwar stark gequollen, aber sonst kaum sicher ange-\u00efrif\u00eeen ist, so ist das Filtrat f\u00fcr weitere Verarbeitung brauchbar.\nDas Filtrat reagiert stark alkalisch, aber trotzdem ist es nicht zweckm\u00e4\u00dfig, dasselbe zwischen den verstehiedenen neuen behandlungen mit Magnesia zu neutralisieren oder anzus\u00e4uern, a eil hierdurch der Gehalt desselben an Magnesia stetig anw\u00e4chst.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"i\u201d)\tOlof Hammarsten,\nAuf der anderen Seite wird aber sowohl die Pepsin- wie die Chymosinwirkung durch l\u00e4ngere Einwirkung der alkalischen Reaktion \u00e4bgeschw\u00e4cht. Hieraus entsteht \u2014 da die Pepsinproben immer einige Zeit erfordern \u2014 eine gewisse Schwierigkeit, die man indessen in der Weise umgehen kann, da\u00df man durch einen Vorversuch mit 100 ccm die Anzahl der n\u00f6tigen F\u00e4llungen und die erforderliche Zeit ermittelt und dann erst den Hauptversuch ausf\u00fchrt.\nP a w 1 o w und P aras t s ch u k haben am Hundemagensaft die Beobachtung gemacht, da\u00df das alkalisch reagierende Filtrat; wenn man es unmittelbar ans\u00e4uert, sich tr\u00fcbt, einen Niederschlag ausscheidet und peptisch unwirksam ist. L\u00e4\u00dft man es dagegen einige Stunden neutralisiert stehen, so entsteht nun beim.Ans\u00e4uern kein Niederschlag und es ist peptisch wirksam. Durch eine l\u00e4nger dauernde neutrale Reaktion des Mediums soll also das Pepsin aus einem latenten in einen t\u00e4tigen Zustand \u00fcbergehen.\nDa ich seit vielen Jahren nicht nach dieser meiner Methode gearbeitet habe, wei\u00df ich nicht, wie die Kalbsm\u00e4geninfusionen in dieser Hinsicht sich verhalten. Ich wei\u00df nur. da\u00df ich oft und wohl am \u00d6ftesten unmittelbar anges\u00e4uert habe; aber ich kann mich nicht erinnern, da\u00df ich die obenerw\u00e4hnte Tr\u00fcbung, bezw. den Niederschlag beobachtet habe, und ebensowenig kann ich einige Annotationen hier\u00fcber finden. Anderseits wei\u00df ich auch, da\u00df ich,wenn ich verhindert war, die Arbeit unmittelbar zu Ende zu f\u00fchren, und infolgedessen das neutralisierte Filtrat gegen 24 Stunden stehen lie\u00df, das nun anges\u00e4uerte Filtrat peptisch unwirksam oder fast unwirksam gefunden habe. Vielleicht war dies nun wiederum eine zu lange ^eit; und da ich keine besonderen Untersuchungen, in dieser Richtung ausgef\u00fchrt habe, will ich gern annehmen, da\u00df die Kalbsinfusionen und der Hundemagensaft in dieser Hinsicht in derselben Weise sich verhalten. Wenn dem aber so ist, mu\u00df man nat\u00fcrlich eine Reaktivierung des Pepsins vermeiden, und da dies durch unmittelbares Ans\u00e4uern erreicht wird, ist es unbedingt zu empfehlen, das Endfiltrat unmittelbar anzus\u00e4uern. In mehreren F\u00e4llen habe ich auch das (neutralisierte) Filtrat erst mit ein","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Ghyrnosinwirkung. 57\nwenig Bleizucker und dann das neue Filtrat mit Bleiessig gef\u00e4llt. diesen zweiten Niederschlag mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure zerlegt und dann das saure Filtrat zu der zweiten Phase der Methode verwendet. Dieses umst\u00e4ndlichere Verfahren ist aber nicht notwendig und hat den Nachteil, da\u00df noch weitere Mengen des Chymosins verloren gehen. Man kann das obengenannte, magnesiumsalzhaltige, unges\u00e4uerte Filtrat direkt zu der zweiten Phase verwenden.\nDiese Phase besteht darin, da\u00df man dieses Filtrat mit einer L\u00f6sung von Cholesterin in Alkohol und etwas \u00c4ther rasch vermischt und kr\u00e4ftig umsch\u00fcttelt. Daun sammelt man das Cholesterin auf ein Filtrum. w\u00e4scht mit Wasser, schl\u00e4mmt; das Cholesterin sehr lein in nicht zu viel Wasser auf, setzt \u00c4ther hinzu und sch\u00fcttelt leise. Die untere w\u00e4sserige L\u00f6sung wird lasch von der oberen \u00e4therischen Choiesterinl\u00f6sung getrennt und in eine gro\u00dfe, flache Schale hmeinfiltrierL damit ein Verdunsten des \u00c4thers erleichtert werde., Statt einer Losung von Cholesterin in Alkohol-\u00c4ther habe ich auch mehrere Male eine L\u00f6sung von Stearinseife in Wasser benutzt, um das Chymosin aus der sauren L\u00f6sung auszuf\u00e4llen.\nDiese zweite Phase ist der schwierigste Teil des Verfahrens\" und man mi\u00dfgl\u00fcckt oft, ohne da\u00df ich die Gr\u00fcnde hierzu sicher angeben kann. In diesem Teile ist also das Verfahren entschieden einer Verbesserung bed\u00fcrftig.' und ich bin auch darauf bedacht gewesen, eine solche vorzunehmen.\u00ab In erster Linie mu\u00dfte ich jedoch die Methode zur Darstellung chymosinfreier Pepsinl\u00f6sungen einer-erneuten Pr\u00fcfung Unterziehen, und aus dem Grunde wurde ich gen\u00f6tigt, mit der Revision und Umarbeitung der in diesem Abschnitte beschriebenen Methode bis auf weiteres anstehen zu lassen.\nNach dieser Methode habe ich nun Enzvml\u00f6suhgen dargestellt. welche beim Sieden sich nicht tr\u00fcbten.. die Xantho-proteins\u00e4urereaktion nicht gaben und weder von Alkohol noch , 'on Gerbs\u00e4ure gef\u00e4llt wurden. Solche L\u00f6sungen koagulierten die Milch in dem Verh\u00e4ltnisse 1: 5 in 5 Minuten oder weniger, w\u00e4hrend sie bei Gegenwart von 0.2\u00b0 HCl gekochtes Fibrin im Laufe von 12 Stunden bei K\u00f6rpertemperatur nicht merkbar verdauten.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\n01 of Hammarsten,\nIch kann jedoch nicht umhin, gegen die volle Beweiskraft dieser Versuche nunmehr einige Bedenken zu hegen. Durch die obige \u00c4ther- oder Alkohol-\u00c4therbehandlung werden beide Enzymwirkungen abgeschw\u00e4cht, und man k\u00f6nnte deshalb annehmen, da\u00df in diesen Chymosinl\u00f6sungen sehr kleine Pepsinmengen noch vorhanden w\u00e4ren, welche bei den Verdauungsversuchen bei K\u00f6rpertemperatur ebenso wie das Pepsin des Hechtmagens so leicht zerst\u00f6rt werden, da\u00df ihre Wirkung nicht zur Geltung kommt. Dies ist ein zweiter Grund, die oben geschilderte Methode einer erneuten Pr\u00fcfung zu unterwerfen.\nAber selbst wenn diese meine Bedenken berechtigt w\u00e4ren, so lehrt diese Methode jedenfalls, da\u00df man nach ihr die beiden Enzymwirkungen durch ein und dasselbe Mittel in sehr verschiedenem Grade schw\u00e4chen kann, und diese Tatsache gewinnt an Interesse, wenn man hiermit die Versuchsresultate von Pawlow und Parastschuk vergleicht.\nDiese Versuche von Pawlow werden auffallenderweise wiederholt als ein Beweis gegen die Brauchbarkeit meiner Methode und als eine St\u00fctze f\u00fcr die Lehre v\u00e7n der Identit\u00e4t des Pepsins und Chymosins angef\u00fchrt, w\u00e4hrend sie nach meiner Ansicht weder das eine noch das andere beweisen. Pawlow hat nie die zweite, sondern nur die erste Phase meiner Methode, also nur die Einwirkung der Magnesia studiert. Ich hatte gefunden, da\u00df man nach dieser Methode ein Filtrat erhalten kann, welches Milch kr\u00e4ftig labt, w\u00e4hrend es keine oder fast keine Verdauungskraft hat. Die Richtigkeit dieser meiner Angabe hat Pawlow vollauf best\u00e4tigt und anerkannt. Die Unf\u00e4higkeit des Filtrates, Fibrin zu verdauen, erkl\u00e4rte ich durch die Annahme, da\u00df es ganz oder fast ganz pepsinfrei war. Nun hat Pawlow getunden, da\u00df das Filtrat allerdings kein aktives, sondern nur ein inaktives Pepsin enth\u00e4lt, welches man unter gewissen Voraussetzungen reaktivieren kann. Meine Annahme in diesem Punkte war also unrichtig. Nun kann man die Reaktivierung des Pepsins dadurch verhindern, da\u00df man das Filtrat ohne vorhergegangene Neutralisation mit Salzs\u00e4ure ans\u00e4uert, und warum sollte es nicht m\u00f6glich sein, aus diesem Filtrate durch die zweite Phase der Methode eine von wirksamem Pepsin freie Chymo-","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung 59\nsinl\u00f6sung darzustellen? Nun kann man sagen, da\u00df es mir doch nicht sicher gelungen ist, pepsinfreie Chymosinl\u00f6sungen darzustellen, denn sie waren vielleicht von inaktivem Pepsin verunreinigt. Diese M\u00f6glichkeit gebe ich gern zu und \u00fcber die Reinheit einer Enzyml\u00f6sung ist es nicht der M\u00fche Wert, zu streiten; in der Realit\u00e4t ist es aber nach meiner Meinung gleichg\u00fcltig, ob meine Chymosinl\u00f6sungen kein Pepsin \u00fcberhaupt oder nur ein unwirksames Pepsin enthielten. Dies \u00e4ndert n\u00e4mlich nichts an der Tatsache, da\u00df ich L\u00f6sungen habe darstellen k\u00f6nnen, welche nur die Chymosinwirkung zeigten.\nEs ist auch wichtig, da\u00df Pawlow zu \u00e4hnlichen Resultaten in der Hauptsache gekommen ist, und ich erlaube mir hier folgenden Passus aus seiner Arbeit1) zu zitieren. \u00ab Als wir versuchten, die milchkoagulierende und proteolytische Wirkung ries nach Sch\u00fctteln mit Magnesiumcarbonat gewonnenen Filtrates genauer zu vergleichen, konnte uns die hervorragende Unpro-portionalit\u00e4t beider Wirkungen nicht entgehen. W\u00e4hrend wir aus der milchkoagulierenden Wirkung des Filtrates schlie\u00dfen konnten, da\u00df das entsprechende Ferment eine Verminderung, welche einigemal bis einige Zehner von Malen betrug, erfahren hatte, war von dem proteolytischen Fermente, seiner Wirkung nach zu urteilen, nur noch ein Bruchteil, welcher einige Hundertstel bis Tausendstel des anf\u00e4nglichen Wertes ausmachte, \u00fcbrig geblieben.\u00bb Auf der n\u00e4chsten Seite hei\u00dft es, da\u00df sie (die Verfasser) zugeben mu\u00dften, \u00abda\u00df Alkalien das proteolytische Ferment st\u00e4rker zersetzen, als wie das milchkoagulierende\u00bb,2) und endlich wird in der Tabelle X VI ein Versuch mitgeteilt, in welchem durch Sch\u00fctteln mit Magnesium-carbonat die labende Wirkung auf1 n, die verdauende st\u00e4rker als auf 1 !* *>oo herabgesetzt wurde. Derselbe Versuch zeigt, da\u00df durch Neutralisation und ein nach einigen Stunden voi genommenes Ans\u00e4uern beide Enzymwirkungen zum Teil wieder hergestellt werden, aber wiederum nicht in demselben Grade. Die Reaktivierung der Pepsinwirkung fand n\u00e4mlich in viel h\u00f6herem tirade als die der Chymosinwirkung statt.\n') Diese Zeitschrift. Bd. XLII, S. 41t).\n*) Die Heraushebung dieser Zeilen r\u00fchrt von mir her. O. H","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0\t01 of Hammarsten.\nDurch diese Untersuchungen glaubt nun Pawlow \u00abder althergebrachten Meinung, dal! die proteolytische und die milchkoagulierende Fermentwirkung spezilischen Fermenten angeboren, jeglichen Boden unter den F\u00fc\u00dfen* entzogen zu haben. Dies ist mir nicht recht verst\u00e4ndlich und ich kann dieser Ansicht nicht beitreten. Wenn die peptisch fast unwirksame, aber Milch koagulierende L\u00f6sung kein wirksames Pepsin enth\u00e4lt, sondern nur einen Stoff, welcher in solches \u00fcbergef\u00fchrt werden kann, schlie\u00dft dies wohl nicht die M\u00f6glichkeit aus, da\u00df die zwei KnzymWirkungen an zwei verschiedene Enzyme gebunden sind. Eine solche M\u00f6glichkeit mu\u00df wohl im Gegenteil sehr plausibel erscheinen.\nAuch der Umstand, da\u00df nicht nur die eine Enzymwdrkung, sondern beide gleichzeitig aufgehoben, bezw. abgeschw\u00e4cht und wieder erweckt werden k\u00f6nnen, schlie\u00dft nicht eine solche M\u00f6glichkeit aus. Wenn beide in gleich hohem Grade beeinflu\u00dft wurden, w\u00e4re es etwas anderes; aber die Beobachtung, da\u00df man zwei Enzymwirkungen in ungleich hohem Grade vernichten oder schw\u00e4chen kann, d\u00fcrfte man wohl schwerlich als einen Be weis f\u00fcr die Anwesenheit nur eines Enzymes heranziehen k\u00f6nnen. Wenn man eine L\u00f6sung mit zwei Enzymen h\u00e4tte, von welchen das eine leichter zerst\u00f6rt und gel\u00e4hmt, aber auch umgekehrt leichter reaktiviert ward als das andere, so ist wenigstens theoretisch eine Versuchsanordnuug m\u00f6glich, durch welche man bei passend starker Zerst\u00f6rung und L\u00e4hmung mit darauffolgender Reaktivierung die urspr\u00fcngliche Relation zwischen den zwei Enzymwirkungen wiederherstellen k\u00f6nnte. Selbst wenn es durch eine passende Versuchsanordnung gelingen w\u00fcrde, durch das von Pawlow ausgearbeitete Verfahren die urspr\u00fcngliche Proportionalit\u00e4t zwischen Pepsin- und Chymosinwirkung wieder herzustellen, w\u00fcrde dies also nicht die Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung beweisen k\u00f6nnen, und ein solches Versuchsresultat \u2014 welches nicht in der\nArbeit von Pawlow und Parastschuk vorliegt _______ w\u00e4re\nleicht mit der Annahme von zwei Enzymen in Einklang zu bringen. F\u00fcr die Tatsache dagegen, da\u00df man durch ein und dasselbe Reagens unter ganz denselben Versuchsbedingungen","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 61\nvon zwei Enzymwirkungen die eine mehrere hundertmal st\u00e4rker als die andere herabsetzen kann, trotzdem es nur ein Enzym oder richtiger nur eine Enzymwirkung geben soll, kann ich keine befriedigende Erkl\u00e4rung finden\nIII. Darstellung chymosinfreier Pepsinl\u00f6sungen.\nDas Prinzip dieser Methode besteht darin, da\u00df man die saure Enzyml\u00f6sung bei 40\u00b0 \u00f6der einer etwas h\u00f6heren Temperatur erw\u00e4rmt. Das Kalbschymosin wird hierbei rascher als das Pepsin zerst\u00f6rt, und man kann folglich nach einiger Zeit eine L\u00f6sung erhalten, welche nicht mehr labend wirkt, w\u00e4hrend sie dagegen Eiwei\u00df verdaut.\nEs ist selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df man keine bestimmte Zeit angeben kann, innerhalb welcher dieses Resultat erreicht wird. Das eine Mal kommt man fr\u00fcher, das andere sp\u00e4ter zum Ziele, denn die n\u00f6tige Zeit h\u00e4ngt au\u00dfer von der Temperatur auch von dem S\u00e4uregrade und dem Reichtum der angewandten L\u00f6sungen an Enzym und an Eiwei\u00dfstoffen ab. Da die letzteren die Enzyme gegen das Erhitzen sch\u00fctzen und da sie die S\u00e4ure teilweise binden, ist es leicht ersichtlich, da\u00df man je nach der \\erschiedenen Konzentration wechselnde Resultate erhalten mu\u00df. Line durch Selbstverdauung erhaltene, sehr unreine Infusion gibt dementsprechend auch ein ganz anderes .Resultat als eine kalt bereitete, welche viel weniger konzentriert ist. Dies hat auch Fuld\u00bb) richtig erkannt. Ihm gelang es n\u00e4mlich nicht, das Chymosin im Laufe von mehreren Tagen zu zerst\u00f6ren, und den Grund hierzu sucht er darin, da\u00df . seine L\u00f6sungen wahrscheinlich viel st\u00e4rker als die meinigen gewesen sind.\nUm die Beweiskraft der von verschiedenen Forschern erhaltenen Resultate beurteilen zu k\u00f6nnen, ist es also notwendig, die Versuchsbedingungen, unter welchen sie gearbeitet haben,\u2019 genauer zu kennen; und aus dem Grunde teile ich in dem Folgenden nicht nur die Resultate, sondern auch die n\u00f6tigen Daten einiger Versuche mit.\nVersuch 1. Kalbsinfiision 0.179\u00b0 o feste Stoffe und 0.2\u00b0- HCl. Nach der Neutralisation mit Alkali Koagulation der Milch 1 : lo in 2 Mi-\n*) Ergebnisse d. Physiol., Jahrg. I, Abt. I, S. 479.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"Olof Hammarsten,\nnuten bei 37,5\u00b0 C. Erw\u00e4rmung bei 33\u201437\u00b0 w\u00e4hrend 48 Stunden. Nach der Neutralisation Milchgerinnung in 32 Minuten. Nach Erw\u00e4rmung, 98 Stunden: die neutralisierte L\u00f6sung verlabte nicht die Milch in 6 Stunden, die nicht erw\u00e4rmte, neutralisierte Infusion wirkte dagegen in 2 Minuten. Verdauung nach Mett1) in 21 Stunden bei 36\u201437\u00b0 C.\nKontrolle 2,1 mm = 4,1.\nErw\u00e4rmt 1\u20141,1 \u00bb = 1,1.\nBei einem Quadratverh\u00e4ltnis der Pepsinverdauung von rund 4 : 1 koagulierte also die Kontrollprobe in 2 Minuten und die erw\u00e4rmte Probe nicht in 6 Stunden. Um zu pr\u00fcfen, ob eine Reaktivierung des durch das Alkali geschw\u00e4chten Enzyms bei dem Wiederans\u00e4uren stattgefunden hatte, wurde die auf 0,1 \u00b0/o HCl anges\u00e4uerte L\u00f6sung, welche Faserstoff gut verdaute, 24 Stunden stehen gelassen und dann mit CaC03 neutralisiert. Das Filtrat koagulierte nicht die Milch im Laufe von 6 Stunden.\nVersuch 2. Kalbsinfusion 0,101\u00b0 o feste Stoffe. 0,2\u00b0/o HCl. Erw\u00e4rmung ,auf 38\u201439\u00b0 C. 12 Stunden und dann auf 40 - 42\u00b0 w\u00e4hrend 30 Stunden, also insgesamt 42 Stunden. Nach der Neutralisation mit Alkali koagulierte die Infusion nicht die Milch in 6 Stunden; die nicht erw\u00e4rmte Kontrollprobe, ebenfalls mit Alkali neutralisiert, koagulierte die Milch in nmd 1 Minute. Verdauung nach Mett bei 37\u201438\u00b0 C. 24 Stunden.\nKontrolle 3 mm = 9.\nErw\u00e4rmt 1,9 * =* 3,6.\nDas Quadratverh\u00e4ltnis der Pepsinwirkung war also hier in der nicht erw\u00e4rmten Kontrollprobe nicht dreimal so gro\u00df wie in der erw\u00e4rmten, und trotzdem koagulierte die letztere die Milch nicht in 6 Stunden, die Kontrollprobe dagegen in rund 1 Minute. Es findet sich also hier ebenso wenig wie in dem vorigen Versuche eine Spur von Parallelit\u00e4t der beiden Wirkungen. Es wurde hier auch der Versuch gemacht, die erw\u00e4rmte Probe mit CaC03 \u2014 teils direkt und teils nach der Neutralisation mit Alkali, Wiederans\u00e4uren und Stehenlassen 24 Stunden vor der Neutralisation mit CaC\u00d63 \u2014 zu neutralisieren. In beiden F\u00e4llen fand keine Gerinnung der Milch in 6 Stunden statt. Die Kontrollprobe koagulierte unter \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen in weniger als t Minute.\n\u25a0 I Es gilt hier selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df, wie \u00fcberall, wo nicht anderes gesagt wird, die Verdauungsversuche mit den erst neutralisierten und dann wieder anges\u00e4uerten Infusionen ausgef\u00fchrt wurden.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-, und Chymosinwirkung. 63\nVersuch 3. Kalbsinfusion 0,163\u00b0 * feste Stoffe, 0,2 \u00b0;o HCl. Nach der Neutralisation mit Lauge koagulierte sie die Milch in etwa 50 Sekunden. Nach Erw\u00e4rmung auf 41\u2014 43\u00b0 10 Stunden: Gerinnung in 21 Minuten; nach neuen 6 Stunden bei 43\u20144-4\u00b0: Gerinnung in 42 Minuten. Es wurde nun 11 Stunden bei 43\u201445\u00b0 C. erw\u00e4rmt, also insgesamt 27 Stunden. Nach der Neutralisation mit Alkali: keine Milchgerinnung in \u00df Stunden ; nach der Neutralisation mit CaC03: Koagulation in gegen 4 Stunden.\nVerdauung nach Mett 24 Stunden bei 37\u201438\u00b0 C Kontrolle 1,8\u20142 mm = 3,01.\nErw\u00e4rmt 0,8\u20141 *\t= 0,81.\nIn diesem Versuche fanden sich also noch Spuren von Chymosin, indem die erw\u00e4rmte Probe nach der Neutralisation mit CaC03 in gegen 4 Stunden koagulierte. Die mit Alkali neutralisierte Kontrollprobe koagulierte aber die Milch in 50 Sekunden oder rund in einer Minute. Vergleicht man hiermit das Quadratverh\u00e4ltnis der Verdauung \u00abrund) 4,5 : 1, so tritt der vollst\u00e4ndige Mangel an Parallelit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen klar zutage.\nVersuch 4. 0,170 \u00ae/o feste Stoffe. 0.2\u00b0,o HCl. Die nicht erw\u00e4rmte, mit Alkalilauge neutralisierte Kontrollprobe koagulierte dm Milch in 11 * Mi-nUen. Erw\u00e4rmung 7 Stunden bei \u2014 45 und 2 Stunden bei \u2014 47\u00b0 C. Miichgerinnung nach 2 Stunden 20 Minuten. Neue Erw\u00e4rmung bei 44\u201445\u00b0 G. w\u00e4hrend 3 Stunden. Milchgerinnung (nach der Neutralisation mit Alkali and nicht in \u00df stunden statt: die rnit CaC03 neutralisierte Infusion koa-giiiierte die Milch in l3/4- Stunden. Nach neuem Erw\u00e4rmen auf 44\u201445\u00b0 3 stunden, also insgesamt 15 Stunden, koagulierte die mit CaC03 neu-:::\u00fci.>ierte Infusion nicht die Milch in 7 Stunden.\nVerdauung nach Mett bei 3S-30\" C. w\u00e4hrend 20 Stunden.\nKontrolle 2.2 mm = 4.8.\nErw\u00e4rmt 1.2 >\t= 1.4.\nNach einer 15 Stunden dauernden Erw\u00e4rmung auf 44\u201445\u00b0, meistens 45\u00b0, und einem 2 st\u00e4ndigen Erw\u00e4rmen auf \u2014 47\u00b0 C.. \u2018,,ar \u00e4.lso die Infusion derma\u00dfen frei von Chvmosin geworden, mif; sie nach der Neutralisation mit CaCo3 die Milch nicht in \u2018 Munden verlabte. Die Pepsinwirkung war dagegen nicht ?anz auf V4 des urspr\u00fcnglichen Wertes herabgesetzt worden. A--o auch hier ein vollst\u00e4ndiges Auseinandergehen der beiden h .zymwirkungen.\nGegen die nun mitgeteilten Versuche'kann man die Ein-, 1 endung machen, da\u00df ich mit Natronlauge oder mit CaC03","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"04\nO lof Ham mar s ton,\nneutralisiert hatte, und da\u00df alle die Fehler oder Fehlschl\u00fcsse, welche aus der Neutralisation hervorgehen k\u00f6nnen, hier zur Geltung kamen. Es war deshalb notwendig, auch hier die Neutralisation zu vermeiden und die S\u00e4urewirkung nur durch Verd\u00fcnnung mit Wasser auszuschalten. Dies habe ich auch schon in diesem Versuche Nr. 4 gemacht, und das Resultat war folgendes. Die erw\u00e4rmte L\u00f6sung, mit destilliertem Wasser auf die Verd\u00fcnnungen */s, lh und D12 gebracht, koagulierte nicht die Milch in 7 Stunden; die nicht erw\u00e4rmte Kontrolle probe koagulierte dagegen die Milch in resp. 1, 21,5 und 4l/2 Minuten. Die nach 7 Stunden nicht geronnenen Proben koagulierten alle fest und typisch in etwa 1 Minute nach Zusatz von 1 ccm mit Alkali neutralisierter Kontroll\u00f6sung.\nVersuch; 5. 0,216\u00b0/\u00ab feste Stoffe, 0,2\u00b0/o HCl. Erw\u00e4rmung insgesamt 10 Stunden, n\u00e4mlich 12 Stunden bei 45\u201446\u00b0 und 4 Stunden bei 47\u00b0 C, Die erw\u00e4rmte Losung koagulierte nach der Neutralisation mit Alkali die Milch nicht in 6 Stunden; nach der Neutralisation mit GaCO, koagulierte sie die Milch in 3 Stunden 22\u201425 Minuten.\nVerdauung nach Mett in 24 Stunden bei 38\u201439\u00b0 C.\nKontrolle 3.1 mm = 0,61.\nErw\u00e4rmt 1,0 \u00bb = 3,61. ~\nEs wurde nun ein Verd\u00fcnnungsversuch mit Wasser gemacht. Die zu 13, %, 'ja verd\u00fcnnte, erw\u00e4rmte, saure Infusion koagulierte nicht die Milch in 7 Stunden (feste Gerinnung nach Zusatz von 1 \u00e7cm neutralisierter Kalbsmageninfusion). Die Kontrollprobe in den Verd\u00fcnnungen 16. \u2018/i*, 1 *4 und *./48 koagulierte die Milch in resp. 20 Sekunden, 45 Sekunden. 1 Minute 20 Sekunden, 21/\u00ab Minuten, 51 * Minuten.\nln diesem Versuche war also durch das 16st\u00fcndige Erhitzen das Chymosin nicht ganz vollst\u00e4ndig zerst\u00f6rt worden, indem n\u00e4mlich die mit CaC03 neutralisierte Infusion die Milch nach 3 Stunden 22\u201425 Minuten koagulierte. Da\u00df die Wirkung dieser Spuren nicht nach der Verd\u00fcnnung mit Wasser sich kund gab, beruht darauf, da\u00df bei der Neutralisation mit CaC03 erstens die Konzentration der Enzyml\u00f6sung nicht ge\u00e4ndert und zweitens das die Gerinnung sehr beschleunigende CaCl2 gebildet wird. Durch die Neutralisation mit CaC03 schallt man also besondere, die Koagulation beg\u00fcnstigende Verh\u00e4ltnisse.\nDurch das Erw\u00e4rmen war also diese Infusion bis auf","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nacli der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosin Wirkung. 65\nSpuren chymosinfrei geworden, die Pepsinwirkung war aber nicht ganz auf ein ' s herabgegangen.\nVersuch 6. Kalbsinfusion, 0,192\u2022/\u2022 feste Stoffe; 0,2\u00ab/\u00ab HCl Nach dem Erw\u00e4rmen auf 45\u201d w\u00e4hrend 8 Stunden koagulierte die mit Wasser auf V\u00ab verd\u00fcnnte, nicht neutralisierte L\u00f6sung die Milch in 21 Minuten. Die saure, nicht erw\u00e4rmte L\u00f6sung mu\u00dfte mit Wasser zu verd\u00fcnnt \u00aberden, um der erw\u00e4rmten L\u00f6sung einigerma\u00dfen \u00e4quivalent zu werden, ln dieser Verd\u00fcnnung koagulierte die Kontrollprobe die Milch in 18 Minuten. Es wurden nun die beiden, fast \u00e4quivalenten L\u00f6sungen auf den S\u00e4uregrad 0.1\u00bb,\u00ab HCl gebracht, unter Beobachtung, da\u00df der Vcrdiinnun\u00bbs-grad beider hierdurch nicht ge\u00e4ndert wurde, und dann die Fibrinprobe \u201cgestellt. Die erw\u00e4rmte L\u00f6sung verdaute den Faserstoff in 40-50 Minuten. die bez\u00fcglich der Chymosinwirkung mit ihr \u00e4quivalente Kontroll-l\u00fcsung in 5\u00ab,\u20146 Stunden.\nDie saure Infusion wurde nun weitere 12 Stunden bei 45_4\u00df_4(;5\u00ab mvarmt. also insgesamt 20 Stunden bei 45\u201446\u00ab/,\u00b0. Sie koagulierte nun-ni'-lir die Milch weder nach Verd\u00fcnnung mit Wasser auf 1 noch nach der Neutralisation mit CaC:03 im Laufe von 6 Stunden. Die mit Wasser auf *3 verd\u00fcnnte Kontrollprobe koagulierte in 35 Sekunden.\nVerdauung nach Mett 20 Stunden bei 37\u201438\u00b0 0.\nKontrolle 3 mm =1\nErw\u00e4rmt 1.4\u20141,6 \u00bb = 2.25.\nDer Versuch zeigt also, da\u00df die beiden Proben, die erw\u00e4rmte und die nicht erw\u00e4rmte, wenn sie. nach teilweiser Zerst\u00f6rung des Chymosins in der ersteren, durch Verd\u00fcnnung der letzteren mit Wasser bez\u00fcglich der Chymosinwirkung ungef\u00e4hr \u00e4quivalent gemacht worden, in der peptischen F\u00e4higkeit einen so gro\u00dfen Unterschied zeigten, da\u00df dieselbe Fibrinmenge von der erw\u00e4rmten in 40-50 Minuten und von der verd\u00fcnnten Kontrollprobe dagegen erst nach 5\u00bb/*\u20146 Stunden verdaut wurde. Kr zeigt ferner, da\u00df man die Chymosinwirkung vollst\u00e4ndig auf-heben konnte, ohne den Pepsingehalt um mehr als um5U herab-zusetzen. -\t\u2022\t.\nVersuch 7. Kalbsinfusion 0,312\u00b0/\u00a9 feste Stoffe, 0,2\u00b0 o HCl Nac dem Erw\u00e4rmen auf 45-46\u00ab,\u00b0 w\u00e4hrend 8 Stunden koagulierte die nie! neutralisierte, mit 2 Volumen Wasser auf \u00ab 's verd\u00fcnnte Infusion die Mile erst nach 50-53 Minuten. Die mit 2 Volumen Wasser verd\u00fcnnte nid erw\u00e4rmte Kontroll\u00f6sung koagulierte die Milch in 30-35 Sekunden.\u2019 Nac erdunnung mit Wasser zu \u25a0/,\u00bb\u00ab und auf den S\u00e4uregrad 0,2 \u00b0o HCl ec bracht, war die Kontrollprobe der erw\u00e4rmten L\u00f6sung bez\u00fcglich der Lai\n? LZiemlich \u00e4quivalent, indem sie mit 2 Volumen Wasser verd\u00fcnr die Milch in 44 Minuten labte.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVI.","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\n01 of Hammarsten,\nDio erw\u00e4rmte, nicht verd\u00fcnnte L\u00f6sung und die \u00e4quivalente, zu dem S\u00e4uregrad 0.2\u00b0 > HCl gebrachte Kontrolle (Verd\u00fcnnung ' wurden nun mit der Mettschen Probe bei 37,5\u201438.5\u00b0 w\u00e4hrend 24 Stunden gepr\u00fcft. Die Kontrolle verdaute gar nicht, die erw\u00e4rmte 3,1 mm.\nF\u00fcr die Fibrinprobe wurden beide mit Wasser (dem gleichen Volumen) auf den S\u00e4uregrad 0,1 \u00b0/o HCl gebracht.\nDie Kontrolle verdaute nach 10\u201411 Stunden.\n\u00bb erw\u00e4rmte Infusion nach 50\u201400 Minuten.\nEs wurde nun \u00f61/* Stunden bei 45 -46\u00b0 und l1/* Stunde bei 48n C. erw\u00e4rmt.\nNach Verd\u00fcnnung mit 2 Volumen Wasser f/a) oder nach der Neutralisation mil CaCO, koagulierte die erw\u00e4rmte Infusion die Milch nicht in 6 Stunden. Beide L\u00f6sungen, unverd\u00fcnnt (0,2 \u00b0/o HCl), wurden nach Mett gepr\u00fcft bei 38\u201430\u00b0 C. w\u00e4hrend 24 Stunden.\nKontrolle 4,9\u20145.1 mm = 25.\nErw\u00e4rmt 2,8\u20143,0 \u00bb = 8,41.\nHier sieht man wiederum, wie die Chymosinwirkung durch Erw\u00e4rmen der sauren Infusion vernichtet werden kann, ohne da\u00df die Pepsinwirkung um mehr als etwa 2/s herabgesetzt wird. Der Mangel an Parallelit\u00e4t der beiden Wirkungen ist auch sehr stark. Zwei Infusionen, die bez\u00fcglich der Labwirkung ann\u00e4hernd \u00e4quivalent waren, wirkten so verschieden stark peptisch, da\u00df die eine das Fibrin in etwa 1 Stunde, die andere erst in 10 bis 11 Stunden verdaute.\nS\u00e4mtliche hier mitgeteilten Versuche zeigen also, da\u00df es wirklich m\u00f6glich ist, durch Erw\u00e4rmen einer sauren Kalbsmageninfusion die Chymosinwirkung, mit Erhaltung der verdauenden Wirkung, zu vernichten. Die hierzu erforderliche Zeit kann, wie voraussichtlich war, wechseln. Bei h\u00f6herer Temperatur ist sie k\u00fcrzer und umgekehrt. Da es nat\u00fcrlich ein Vorteil ist, m\u00f6glichst bald mit den Versuchen fertig zu werden, habe ich in der letzten Zeit durch Anwendung h\u00f6herer Temperaturen die Zeit des Erw\u00e4rmens abgek\u00fcrzt. Ich habe keinen Nachteil hiervon gesehen, und es scheint fest, als w\u00e4re im Gegenteil ein mehr kurzdauerndes Erw\u00e4rmen auf h\u00f6here Temperaturen g\u00fcnstiger f\u00fcr die Erhaltung des Pepsins als ein l\u00e4ngeres Erw\u00e4rmen bei etwas niedrigerer Temperatur. Ich wage indessen dies nicht bestimmt zu behaupten, denn zur Entscheidung dieser Frage sind besondere Versuche notwendig. Wahrscheinlich","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung. 67\nkann jedoch die Methode durch systematische Untersuchungen in dieser Richtung verbessert werden.\nDie Versuche zeigen ferner, da\u00df man das urspr\u00fcngliche Verh\u00e4ltnis der zwei Enzymwirkungen zueinander in einer Kalbsmageninfusion durch Erw\u00e4rmen derselben vollst\u00e4ndig umkehren kann. Dies-zeigt sich besonders deutlich bei den Mett sehen Versuchen. Bei Verd\u00fcnnung der nicht erw\u00e4rmten Infusion mit Wasser versagt n\u00e4mlich die Mettsche Probe fr\u00fcher als die lierinnungsprobe, w\u00e4hrend in der erw\u00e4rmten Infusion, welche nicht die Milch koaguliert, die Mettsche Probe positiv ausf\u00e4llt.\nDas wichtigste Resultat ist jedoch, da\u00df man durch Erw\u00e4rmen pepsinhaltige L\u00f6sungen darstellen kann, welche nicht abend wirken, trotzdem man sie nicht mit Alkali neutralisiert hat, sondern einfach durch Verd\u00fcnnung mit 2 Volumen Wasser nie S\u00e4ure unsch\u00e4dlich machte.1) Eine solche, mit 2 Volumen W asser verd\u00fcnnte L\u00f6sung verdaut nun nicht nur Fibrin, sondern auch, wie besondere Versuche zeigten, hartgekochtes H\u00fchnereiwei\u00df und das Eiwei\u00df der Mettschen R\u00f6hren. Hier \u2018allen nun alle die Einw\u00e4nde und Erkl\u00e4rungsversuche, die man auf der sch\u00e4dlichen Wirkung des Alkalis gegr\u00fcndet hat, weg. Venn ich nun ferner daran erinnere, da\u00df diese, nach 6 oder 7 Stunden noch nicht geronnenen Milch-Infusi\u00f6nsgemenge nach Zusatz von neutralisierter, nicht erw\u00e4rmter Infusion typisch gerannen, und da\u00df also das Casein in dieser langen Zeit nicht sichtbar ver\u00e4ndert worden war, so zeigen diese Versuche, da\u00df las Pepsin, wenn die Anzahl der freien H-Ionen zu niedrig :n, auf die Milch ohne Wirkung bleibt. Ob das Pepsin bei \u00fcner st\u00e4rker sauren Reaktion die Milch koagulieren kann oder :>ei gr\u00f6\u00dferer Konzentration seiner L\u00f6sungen erst bei noch niedrigeren S\u00e4uregraden als in meinen Versuchen auf die Milch unwirksam wird, mu\u00df Gegenstand einer besonderen Unter-\n') Man wird es vielleicht inkonsequent linden, da\u00df ich. prinzipiell -V-n Versuche mit sauren L\u00f6sungen bin und trotzdem auf die nun mit-\u00e7 teilten Versuche gro\u00dfes Gewicht lege. Da ich aber, in diesen Ver-;' hen die S\u00e4ure durch Verd\u00fcnnung mit Wasser unsch\u00e4dlich mache, ninte dieser formell begr\u00fcndete Einwand belanglos sein und nicht zu Mi \u00dfverst\u00e4ndnissen f\u00fchren k\u00f6nnen.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"vv\tOlof Hammarsten,\nsuchung werden. Ich will deshalb hier die Versuchsresultate nur so formulieren, da\u00df ich sage, da\u00df man nach der obigen Methode Pepsinlosungen darstellen kann, welche bei sehr schwach saurer Reaktion auf die Milch unwirksam sind in einer Konzentration, bei welcher sie. passend anges\u00e4uert, sowohl Fibrin als koaguliertes Eiwei\u00df verdauen. Da\u00df ich unter solchen Umstanden der Ansicht von Sa wj alow und Gew in, da\u00df die Milchgerinnung das erste Stadium der Pepsinverdauung ist, nicht beipflichten kann, ist leicht verst\u00e4ndlich.\nGegen meine oben mitgeteilten Versuche macht man vielleicht die Einwendung, da\u00df die erw\u00e4rmten sauren Infusionen, trotzdem sie die Milch nicht koagulierten, dennoch nicht vollst\u00e4ndig chymosinfrei gewesen sind. Diese M\u00f6glichkeit will ich gern zugeben; denn jede Reaktion hat eine Grenze ihrer Empfindlichkeit. F\u00fcr die hier vorliegende Frage ist dies jedoch gleichg\u00fcltig. Wenn n\u00e4mlich diese erw\u00e4rmten sauren Infusionen, trotz einer Verunreinigung mit Spuren von Chymosin, die Milch nicht koagulierten, tritt die Unwirksamkeit des Pepsins als milchkoagulierendes Agens noch sch\u00e4rfer hervor.\nMeine Untersuchungsresultate stehen, wie man sieht, nicht im Einkl\u00e4nge mit den Untersuchungen einiger anderer Forscher, und ich bin darum gen\u00f6tigt, auch ihre Arbeiten ein wenig zu besprechen.\nAuf die Arbeit von Pawlow und Parastschuk,\u00bb) die ich schon in dem Vorigen besprochen habe, ist es nicht notwendig, hier etwas n\u00e4her einzugehen. Ihre Untersuchungen sind n\u00e4mlich nach einem Prinzipe ausgef\u00fchrt worden, welches nach meiner Ansicht f\u00fcr die L\u00f6sung dieser Frage nicht recht brauchbar ist und jedenfalls keinen Vergleich mit rneineh Versuchen gestattet.\nDasselbe gilt zum gro\u00dfen Teil auch von der Arbeit von Sa witsch,2) welcher auch die Untersuchungen von Schmidt-Nielsen3) zur Pr\u00fcfung aufgenommen und ihre Richtigkeit best\u00e4tigt hat.\tDa er aber\tden\tVersuchsresultaten Schmidt-\n*) Diese\tZeitschrift,\tBd.\tXLII.\n\u2022) Diese\tZeitschrift,\tBd.\tLV.\n*) Diese\tZeitschrift,\tBd,\tXLVIII.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 69\nXielsens durch die Annahme einer sch\u00e4dlichen Wirkung des Alkalis auf das Enzym die Beweiskraft absprechen will, so mu\u00df ich hiergegen einwenden, da\u00df man dasselbe Resultat nach meinen Untersuchungen erh\u00e4lt, wenn man die Neutralisation ; vermeidet und die S\u00e4ure nur durch Verd\u00fcnnung mit Wasser sch\u00e4dlich macht. Diese Annahme von Sa witsch ist also .nicht stichhaltig, und ebenso wenig beweisend gegen die Verbuche von Schmidt-Nielsen ist die Angabe von Sa witsch, ia\u00df er ein Zusammenfallen der beiden Wirkungen erhielt, wenn * \u2022 vnr dem Zusatze der mit Alkali neutralisierten Infusion die M ich anges\u00e4uert hatte. Bei einer solchen Versuchsanordnung mmn n\u00e4mlich ein Zusammenwirken von Pepsin und, S\u00e4ure noch nicht ausgeschlossen werden.\nSaw it sch hat, wie so viele andere Forscher, mehrmals Tin Auseinandergehen der beiden Enzym Wirkungen beobachtet : : konnte aber in einigen F\u00e4llen durch Zusatz von gro\u00dfen 'h ngen CaCl2 die Differenzen in der Labungsf\u00e4lligkeit wieder Ausgleichen. Dies veranla\u00dft mich, einiges \u00fcber die Wirkung : ' CaCI2 hier zu sagen.\nDurch Zusatz von so bedeutenden Mengen CaCl., wie in ' iwitschs Versuchen- 0,7-1 % CaCC, zu der Milch f\u00fchrt man in die Versuchsanordnung ein neues Moment hinein, dessen Deutung wir gegenw\u00e4rtig nicht klar beurteilen k\u00f6nnen. In u ser Hinsicht will ich daran erinnern, da\u00df man durch der-Atige und sogar kleinere CaCl2-Mengen die Gerinnung so ' .trk beeinflussen kann, da\u00df sie sogar bei Zimmertemperatur '4 momentan geschieht. Durch passenden CaCl,-Zusatz habe :. auch die Gerinnungszeit f\u00fcr eine und dieselbe, teils auf - und teils auf verd\u00fcnnte Infusion auf so kurze Zeit, -'\u201425 Sekunden, zusammendr\u00e4ngen k\u00f6nnen, da\u00df der Zeit-\u00df Tschied innerhalb der Beobachtungsfehler lag, -Wenn man wie in dem einen Falle von Sawitsch. die Parallelit\u00e4t ^ann hersteilen kann, wenn man die Gerinnungszeit durch -.'atz von 0,7\u00b0 o CaCl2 auf 35 Sekunden zusammengedr\u00e4ngt kann man aus einem solchen \\ ersuche kaum sichere \"-\u25a0M\u00fcsse ziehen.\nHierzu kommt nun aber auch ein anderer Umstand. Schon","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\n01 of Hammarsten,\nim Jahre 1877 habe ich gezeigt,1) da\u00df es f\u00fcr die Wirkung des CaCl2 auf die Gerinnung ein Optimum gibt, oberhalb welches das Kalksalz dieselbe wieder verlangsamt, eine Beobachtung, deren Richtigkeit sp\u00e4ter von Lurcher2) best\u00e4tigt wurde. Wie dies Optimum unter verschiedenen Verh\u00e4ltnissen sich \u00e4ndert, habe ich nicht eingehender untersucht: wiederholt habe ich aber F\u00e4lle beobachtet, wo ein Gehalt von 0.25 oder 0,5\u00b0/\u00ab viel kr\u00e4ftiger als ein Gehalt von gegen l\u00b0/o CaCl, wirkte. Dementsprechend kann man auch f\u00fcr eine und dieselbe Enzyml\u00f6sung in ungleichen Verd\u00fcnnungsgraden, wie z. B. 1 m und 1 200, mit einer kleineren CaCl2-Menge (z. B. 0,25 \u00b0/o) dieselbe Gerinnungszeit f\u00fcr die verd\u00fcnntere L\u00f6sung wie mit einer gr\u00f6\u00dferen GaGl2-Menge (z, B. l\u00b0/o) f\u00fcr die konzentriertere zustande bringen \u2014 in beiden z. B. 50 Sekunden.\nMit dem nun Gesagten habe ich nur daran erinnern wollen, da\u00df die Wirkung des CaCl2 ziemlich verwickelt ist und da\u00df man ohne tiefere Kenntnis seiner Wirkungsweise kaum klare und bindende Schl\u00fcsse aus den Versuchen mit gro\u00dfen CaUl,-Zus\u00fctzen ziehen k\u00f6nnen d\u00fcrfte. Eine solche Kenntnis besitzen wir noch nicht, und darum kann ich auch nicht den Vorschlag empfehlen, da\u00df man die Koagulationsmethode unter Zusatz von gro\u00dfen CaCl^-Mengen schon jetzt \u00abals klinisches Verfahren zwecks Bestimmung der Fermente\u00bb im Mageninhalte pr\u00fcfen sollte. Man mu\u00df erst dar\u00fcber einig sein, ob die Verdauung und die Milchkoagulation identische oder ganz verschiedene enzymatische Prozesse sind, und im letzteren Falle mu\u00df man erst die Wirkung der Kalksalze auf jede Enzymwirkung gesondert studiert haben.\nDen wichtigsten Beitrag zur Kl\u00e4rung der nun vorliegenden strittigen Frage hat, wie es mir scheint, in neuester Zeit Gew in3) durch seine sehr sorgf\u00e4ltigen Untersuchungen geliefert.\nGe win bestreitet ebenfalls nicht die Richtigkeit der Untersuchungen von Schmidt-Nielsen, er spricht ihnen aber ebenso wie Sa witsch die Beweiskraft aus dem Grunde ab, da\u00df er\nl) Nova Ada Reg. Soc. Scient. Upsal. Vol.\u201eextr. ord. 1877.\n*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. LXIX.\nri Diese Zeitschrift. Bd. LIV.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinvrirkung. 71\nebenfalls eine sch\u00e4digende Wirkung des Alkalis bei der Neutralisation beobachtet hat. Ich kann also gegen ihn dasselbe wie gegen Sa witsch anf\u00fchren, da\u00df man n\u00e4mlich \u00e4hnliche Resultate ohne Anwendung von Neutralisation erhalten kann, und es k\u00f6nnte deshalb vielleicht \u00fcberfl\u00fcssig erscheinen, etwas ausf\u00fchrlicher auf die Arbeit Ge wins einzugehen. Da aber Ge win in seinen eigenen Versuchen auch Beweise f\u00fcr die Identit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen zu linden glaubt, mu\u00df ich ein wenig bei seiner Arbeit verweilen.\nZwischen den Versuchsergebnissen von Gew in und von mir besteht ein scheinbarer Widerspruch, insofern als er, selbst nach tagelangem Erw\u00e4rmen der Infusionen, nicht die Chymosinwirkung vernichten konnte, w\u00e4hrend mir dies ziemlich leicht und rasch gelang. Dieser Widerspruch ist jedoch, wie angedeutet, nur scheinbar und er findet in der ungleichen Ver-Hichsanordnung seine Erkl\u00e4rung. Zum Teil liegt diese in den ungleichen Temperaturen, bei denen wir gearbeitet haben, zum wesentlichsten Teil d\u00fcrfte sie aber in der verschiedenen Konzentration unserer Enzyml\u00f6sungen begr\u00fcndet sein.\nIch habe absichtlich mit verd\u00fcnnten L\u00f6sungen gearbeitet, er hat aber eine \u00abziemlich konzentrierte* oder eine 'konzentrierte\u00bb L\u00f6sung angewandt, und dies macht einen gro\u00dfen Unterschied. Je reicher eine L\u00f6sung an der zu zerst\u00f6renden Enzymsubstanz ist, um so mehr Zeit mu\u00df im allgemeinen die Zerst\u00f6rung erfordern. Je konzentrierter die L\u00f6sung ist, um so mehr Eiwei\u00df enth\u00e4lt sie; und da das Eiwei\u00df sch\u00fctzend wirkt, mu\u00df hieraus eine Verz\u00f6gerung der Vernichtung. der Enzymwirkung resultieren. Da es nun bekannt ist, da\u00df Enzyme \u00fcberhaupt (und ebenso das Labenzym) um so leichter zerst\u00f6rt werden, je kleiner ihre Menge in der L\u00f6sung ist, so k\u00f6nnte man im voraus erwarten, da\u00df bei Anwendung von konzentrierteren L\u00f6sungen ein Auseinandergehen der zwei Enzymwirkungen erst dann zum Vorschein kommen w\u00fcrde, wenn die Enzymmenge etwas st\u00e4rker herabgesetzt worden ist. Dies ist nun auch in einigen der Versuche Gewi ns der Fall ; wenn er aber zu diesem Punkte gelangt ist. betrachtet er den Vergeh nicht l\u00e4nger als beweisend, weil er glaubt, da\u00df bei ge-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\n01 \u00f4f Hammarsten,\nringerem Enzymgehalte die Gerinnungs- und die Verdauungsproben nicht einander genau vergleichbar sind.\nAls Beispiel will ich die Tabelle IV, S. 73, nehmen, in welcher es um die Ver\u00e4nderungen einer konzentrierten Enzvm-l\u00e4sung sich handelt. Da Gewin viel Gewicht auf die sch\u00e4dliche Wirkung der Neutralisation legt und die mit neutralisierter L\u00f6sung angestellten Versuche als weniger beweisend betrachtet, will ich hier und in dem Folgenden mich nur an seine ohne Neutralisation ausgef\u00fchrten Versuche halten. Ich will also die Gerinnungsversuche mit saurer Infusion (Stab 5\u00bb und die Proteolyseversuche (Stab 6) vergleichen.\nDurch Erw\u00e4rmen w\u00e4hrend 20 Tagen hatte er die \u00c4nderung in der Chymosinwirkung nicht weiter bringen k\u00f6nnen, als da\u00df die Gerinnungszeit von 5 zu 40 Sekunden sich verl\u00e4ngert hatte. Die Proteolyse war gleichzeitig von 9,6 auf 1,1 herabgegangen. Ein paar Tage sp\u00e4ter \u00e4ndern sich aber die Verh\u00e4ltnisse vollst\u00e4ndig. In 10 Tagen (vom 2.\u201412. M\u00e4rz) bleibt die Proteolyse unver\u00e4ndert 0,19, w\u00e4hrend die Gerinnungszeit von 1 Minute 2n Sekunden bis zu mehr als 5 Stunden sich verl\u00e4ngert hatte und die Chymosinwirkung also auf mehr als 1 '200 herabgesunken ist.\nHier tritt nun also der Mangel an Parallelit\u00e4t sehr schlagend zutage, aber sonderbarerweise erw\u00e4hnt Gewin dies nicht. Er sagt zwar S. 74, da\u00df am 1. M\u00e4rz die Proportionalit\u00e4t auf h\u00f6rt; aber er sagt auch, da\u00df man nun, wo die Gerinnungszeit 65 bis 80 Sekunden war, an der Grenze angekommen ist, \u00abwo die Enzyml\u00f6sung zu schwach wird, um im Verh\u00e4ltnis 2 : 8 mit gen\u00fcgender Genauigkeit Milch zur Gerinnung zu bringen, zur Vergleichung dieses Ergebnisses mit demjenigen der Digestionsprobe *. Ich gestehe, da\u00df mir dies nicht recht verst\u00e4ndlich ist, und ich glaube umgekehrt, da\u00df es von diesem Punkte ab fast leichter als vorher war, die Unterschiede in der Gerinnungszeit zu beobachten. Wenn die Gerinnungszeit in 16 Tagen nur zwischen 10 und 40 Sekunden schwankt, so kann man leicht Fehler in den Beobachtungen machen ; wenn dagegen die Gerinnung an einem Tage 1 Minute 10\u201415 Sekunden, 5 Tage sp\u00e4ter 4L 2 bis 51 2 Minuten und 5 Tage darnach mehr als 0 Stunden erfordert .","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosin Wirkung. 73\nso ist dies sehr leicht zu erkennen und die unvermeidlichen Beobachtungsfehler sind belanglos. Wenn man zu dem Punkte gekommen ist, wo die wenig empfindliche Mett sehe Probe nicht langer brauchbar ist, so kann man ja \u00fcbrigens zu der Fibrin-probe \u00fcbergehen.\nIch habe in meiner Versuchsanordnung gro\u00dfes Gewicht darauf gelegt, bedeutende und stark in die Augen springende Unterschiede zu erhalten, und ich finde es sogar leichter, zu bestimmen, ob die Milch in ungef\u00e4hr 15 oder 30 Minuten, als ob sie in 15 oder 30 Sekunden gerinnt. Wenn man mit so unsicheren Methoden wie der Mett sehen Probe und der Fibrinprobe arbeitet, ist es auch notwendig, ziemlich gro\u00dfe Unterschiede zu erhalten, um die Versuchsfelder unsch\u00e4dlich zu machen. Die Fibrinprobe nach Br\u00fccke ist bekanntlich nur unter der Voraussetzung brauchbar, da\u00df man mit hinreichend verd\u00fcnnten Losungen arbeitet: wenn man dies aber tut und die Verdauung in der einen Probe 1\u20142 Stunden und in der anderen 8 oder 12 oder noch mehrere Stunden erfordert, so werden die unvermeidlichen Beobachtungsfehler bedeutungslos.\nEin prinzipieller Unterschied in den Untersuchungen von De win und mir liegt also darin, da\u00df er wenigstens in mehreren F\u00fcllen mit konzentrierten und ich mit verd\u00fcnnteren Enzyml\u00f6-.vingen arbeitete. Inder Anwendung von konzentrierten L\u00f6sungen liegt auch vielleicht der Grund, warum seine Resultate zum Teil so schwer verst\u00e4ndlich und einander widersprechend sind. Lin paar Beispiele aus seinen Tabellen werden dies zeigen.\nAus dem oben angegebenen Grunde will ich mich auch \u2019nier nur an die Versuche mit nicht neutralisierten L\u00f6sungen halten, und ich erlaube mir, hier einen Auszug aus der Tabelle II >\u2022 66 zu machen :\nIch habe mir erlaubt, diesem Auszuge aus der Tabelle auch die Zahlen, welche die Abnahme der Enzymwirkungen angeben, beizuf\u00fcgen. In 5 Tagen war also die Proteolyse auf gegen 15 herabgegangen. Wie verh\u00e4lt es sich aber mit der \u00fchymosinwirkung ? Nach dem Stabe 9 zu urteilen, ist sie auf \u25a0 2 un(* also bedeutend weniger als die Proteolyse, nach dem ^tabe 10 dagegen auf1 21, also reichlich viermal st\u00e4rker als die","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nOlof Hammarsten,\nProteolyse, herabgegangen, und trotzdem handelt es sich hier um eine und dieselbe erw\u00e4rmte, saure L\u00f6sung.\nDatum\t9\t10 Saure L\u00f6sung\t11\n\t1 ccm-f- 1 ccm 0.2 ccm + 1,8 ccm Wasser.\tWasser. Gerinnung in Sek. Gerinnung in Min.\t41/* ccm + 5*/* ccm 0.2% HCl. Proteolyse\n1 Mai\t5\tj\t1*3\tj\t32,49\n6 \u00bb\t1\"\tH4-37\t0,76\nAbnahme .\t\u2018 *\t\\ \u00bbl\tJ\t\u25a0Vm..\n\u00c4hnlichen schwerverst\u00e4ndlichen und einander widersprechenden Versuchsergebnissen begegnet man, wenn auch nicht gleich stark hervortretend, beim Vergleiche der St\u00e4be 6, 7 und \u00ab derselben Tabelle und bei einer kritischen Pr\u00fcfung der Tabelle III. Liner Abnahme der Proteolyse zu rund > (Stab 11) entspricht hier eine Abnahme der Chymosin Wirkung, in dem einen Stabe dt) zu \u2018/2,r, und in dem anderen (10) zu 1/9,5, und doch ist die Losung in beiden F\u00e4llen eine und dieselbe. \u00c4hnliche Mi\u00dfver-\nh\u00e4ltnisse findet man in derselben Tabelle III in den St\u00e4ben (1, 7 und 8 und sogar in dem Abschnitte B, in den Versuchen mit der nicht erw\u00e4rmten Kontroll\u00f6sung.\nEin Blick auf den obigen Auszug aus der Tabelle II zeigt, dal! der Unterschied zwischen den L\u00f6sungen (Stab 9 und 10) nur in einer ungleich starken Verd\u00fcnnung mit Wasser besteht Man sieht also, da\u00df eine und dieselbe L\u00f6sung, wenn sie reicher an Enzym und S\u00e4ure ist, eine bedeutend geringere Abnahme der Chymosinwirkung anzeigt, als wenn sie \u00e4rmer an Enzvra\nund S\u00e4ure ist, und demselben Verhalten begegnet man auch in der Tabelle III.\nSoll man nun die Abnahme der Proteolyse mit der Chymosinwirkung im Stabe 9 oder im Stabe 10 Tabelle II vergleichen ? In dem einen Falle hat die Chymosinwirkung weniger stark, in dem anderen bedeutend st\u00e4rker als die Proteolyse abgenommen, und in keinem der beiden F\u00e4lle findet man eine Parallelit\u00e4t in der Abnahme der beiden Enzymwirkungen. Mir scheint es schwer.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung. 75\nin diesen Versuchen eine St\u00fctze f\u00fcr die Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung zu sehen.\nGewin hat \u00fcbrigens selbst. S. 58 und 59, einen Versuch mitgeteilt, in welchem es ihm gelungen ist, eine Pepsinl\u00f6sung darzustellen, welche auf Milch unwirksam war. Eine L\u00f6sung des gereinigten Schweineenzyms in 0,2\u00b0/o HCl wurde mit gekochtem und fein zerriebenem H\u00fchnereiwei\u00df anger\u00fchrt und an einen k\u00fchlen Ort gestellt. Nach 21 Stunden wurde filtriert Dieses Filtrat, in der \u00fcblichen Weise mit Milch vermischt, rief weder nach Neutralisation mit CaCO^ noch bei saurer Reaktion, mit 2 Volumen Wasser verd\u00fcnnt, oder sogar unverd\u00fcnnt, in 5\u2014\u00f6 Stunden Gerinnung hervor. Von den Mett sehen R\u00f6hren verdaute es in 21 Stunden 0.33 mm. Dies ist nun allerdings keine kr\u00e4ftige Pepsinverdauung; aber die Mettsclie Probe ist auch eine wenig empfindliche Pepsinprobe. Legt man neben den Mettschen R\u00f6hren einige St\u00e4bchen von geronnenem Eiwei\u00df in die zu pr\u00fcfende saure Pepsinl\u00f6sung hinein, so findet man oft die letzteren vollst\u00e4ndig oder gr\u00f6\u00dftenteils verdaut, bevor noch 0,1\u20140,2 mm des R\u00f6hrcheninhaltes verdaut worden sind. Mit der Fibrinprobe kann man noch rascher kleine Pepsinmengen nachweisen. Da das von Gewin untersuchte Filtrat zu der Mettschen Probe positiv sich verhielt, beweist dies ganz sicher, da\u00df es Pepsin enthielt, w\u00e4hrend es keine Chymosinwirkung zeigte.\nIch kann also nicht finden, da\u00df die zugunsten der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung bisher angef\u00fchrten Versuche besonders beweiskr\u00e4ftig sind.\nWie stellen sich nun meine Untersuchungsresultate zu den verschiedenen Ansichten in dieser strittigen Enzymfrage V\nDa\u00df sie sich alle mit der Annahme von zwei verschiedenen Enzymen oder Enzymwirkungen leicht vereinbaren lassen, ist ohne weiteres klar; aber sie sind ebensogut nach der Hypothese von Nencki und Sieber erkl\u00e4rlich. Man kann sich n\u00e4mlich wohl vorstellen, da\u00df das gro\u00dfe Enzymmolek\u00fcl beim Kalbe reich an labenden Seitenketten, bei dem Pferde und mehreren anderen Tieren dagegen arm an solchen w\u00e4re. Das Vernichten der Labwirkung bei Erhaltung der Pepsin Wirkung, durch Erw\u00e4rmen einer sauren Kalbsinfusion, h\u00e4tte man sich nach dieser","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"Olof Hammarsten,\nHypothese in der Weise vorzustellen, da\u00df die labenden Seitenketten leichter und rascher als die peptisch wirkenden angegriffen werden, so da\u00df man zuletzt nur Molek\u00fcle erh\u00e4lt, welche keine wirksamen, labenden Seitenketten mehr tragen. Das bei verschiedenen Tieren beobachtete gleichzeitige Vorkommen von labender und peptiseher Enzymwirkung l\u00e4\u00dft sich nat\u00fcrlich sehr leicht mit einer solchen Hypothese in Einklang bringen.\nDieses, nicht nur in der Tier-, sondern auch in der Pflanzenweit so h\u00e4ufig beobachtete gleichzeitige Vorkommen von Labwirkung und Proteolyse ist wohl auch der wichtigste Grund gewesen, warum man so eifrig die beiden Wirkungen von einem und demselben Enzym hat herleiten wollen. Da ich im Jahre 1872, wohl als erster, das gleichzeitige Auftreten von Lab- und Pepsinwirkung bei den verschiedensten Tieren und in den allermeisten F\u00e4llen unter Verh\u00e4ltnissen, wo von einer Milchverdauung nie die Rede sein konnte, beobachtet hatte, war auch mein erster Gedanke der, da\u00df beide Wirkungen von demselben Enzym herr\u00fchrten, oder da\u00df das eine Enzym eine Modifikation oder ITnwandlungsprodukt des anderen sei. Meine nach verschiedenen Richtungen ausgef\u00fchrten und in verschiedener Weise modifizierten Versuche lieferten indessen keine Anhaltspunkte f\u00fcr eine solche Annahme und ich konnte, ohne den Tatsachen Gewalt anzutun, nur zu dem Schl\u00fcsse kommen, da\u00df es um zwei verschiedene Enzyme sich handelte.\nEs ist mir auch fort w\u00e4hrend schwer, meine Versuchs-resultate mit der Annahme nur eines Enzyms oder einer Enzymwirkung zu vereinbaren, und das sowohl, wenn ich an die Ansicht von Pawlow wie an die von Sawjalow und Gewin mich halte.\nNach Paw low gibt es kein besonderes Labferment und keine spezifische Labwirkung \u00fcberhaupt. Die Labwirkung ist nach ihm nur die umgekehrte, also synthetische Wirkung des Pepsins. Einer solchen Ansicht ist es jedoch kaum m\u00f6glich beizupflichten. Eine R\u00fcckbildung des Caseins aus seinen Verdauungsprodukten w\u00e4re allerdings die umgekehrte Wirkung des Pepsins ; f\u00fcr die Annahme, da\u00df das Paracasein durch eine Synthese aus dem Casein entstehe, hat man dagegen wohl","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin-und Chymosinwirkung. 77\nkeine Anhaltspunkte. Gegenw\u00e4rtig neigt man wohl auch am meisten zu der entgegengesetzten Annahme, da\u00df die Paracaseinbild ung das Resultat einer Proteolyse unter Abspaltung von einer Albumose (dem Molkeneiwei\u00df) ist. Ich wei\u00df auch nicht, ob diese Pawlowsehe Ansicht allgemeinere Zustimmung gefunden hat.\nNach der anderen Ansicht, von Sawjalow und Ge win, ist die Milchgerinnung nichts anderes als eine Pepsinverdauung, \u00abeine maskierte Verdauung des Caseins oder der Anfang derselben. Gegen diese Ansicht spricht schon der Umstand, da\u00df die Paracaseinbildung bei Abwesenheit von H-Ionen und sogar bei Gegenwart von HO-Ionen verlaufen kann, wahrend das Pepsin, so weit bekannt, nur bei Gegenwart von freien H-Ionen wirkt. Da\u00df das Pepsin gewisserma\u00dfen eine Ausnahme f\u00fcr das Casein machen sollte, indem es diesen Stoff auch bei Abwesenheit von H-Ionen verdauen w\u00fcrde, ist eine wenig zusagende Annahme. Lege ich nun hinzu, da\u00df das Pepsin bei Gegenwart von einer kleineren Menge H-Ionen, wie meine Versuche zeigen, \u00fcberhaupt nicht sichtbar auf das Casein in der Milch einwirkt, so kann ich nicht die Milchgerinnung als eine maskierte oder beginnende peptische Verdauung des Caseins auffassen.\nDie Unwirksamkeit der sehr schwach sauren Pepsinl\u00f6sungen auf die Milch d\u00fcrfte man auch nicht durch die Anwesenheit von hemmenden Stoffen, welche w\u00e4hrend des langdauernden Erw\u00e4rmens der sauren Infusionen gebildet worden sind, erkl\u00e4ren k\u00f6nnen. Wenn solche hypothetische Stoffe die Wirkung des Pepsins auf hartgekochtes Eiwei\u00df nicht hemmen, ist es schwer einzusehen, warum sie seine Wirkung auf einen so leicht verdaulichen Eiwei\u00dfstoff wie das Casein hemmen sollten. Man k\u00f6nnte zwar annehmen, da\u00df sie die Wirkung des Pepsins nicht bei stark saurer Reaktion, sondern nur bei der in den Milchversuchen vorhandenen sehr schwach sauren Reaktion hemmen k\u00f6nnten; in dem Falle m\u00fc\u00dften sie aber wahrscheinlich noch besser bei neutraler Reaktion hemmend wirken. Dem ist aber nicht so, wie aus den Versuchen von Schmidt-Nielsen1) hervorgeht.\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XLV1II.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\n0lof Hammarsten,\t,\nDa\u00df die erw\u00e4rmten, sauren Infusionen auch bei der schwachen, in den Milchversuchen vorhandenen S\u00e4uremengen nicht hemmend wirken, habe ich durch besondere Versuche kontrolliert, und als Beispiel f\u00fchre ich hier das Resultat eines solchen Versuches an. Mit 1 Volumen einer sauren Kalbs-mageninfusion wurden 19 Volumen derselben erw\u00e4rmten, auf Milch unwirksamen, sauren Infusion gemischt und als Kontrolle vermische ich 19 Volumen S\u00e4ure von demselben S\u00e4uregrade (0,2 \u00b0/o HCl) mit 1 Volumen der nicht erw\u00e4rmten Infusion. Dann werden beide mit je 2 Volumen Wasser verd\u00fcnnt und also auf den Verd\u00fcnnungsgrad 1 eo gebracht. Beide wurden nun in dem gew\u00f6hnlichen Verh\u00e4ltnisse 1: 10 mit Milch gepr\u00fcft. Die Kontroll-probe koagulierte in 4 Minuten und die andere in 4 Minuten 5 Sekunden. Es fand also keine hemmende Wirkung statt.\nWenn ich also keine, infolge des Erw\u00e4rmens gebildeten hemmenden Stoffe nachweisen konnte, so w\u00e4re es auf der anderen Seite denkbar, da\u00df w\u00e4hrend des Erw\u00e4rmens Substanzen vernichtet werden, welche f\u00fcr die Wirkung des Pepsins auf die Milch notwendig sind. Das Pepsin allein bewirkt keine Hydrolyse, diese kommt erst dann zustande, wenn eine gen\u00fcgende Menge freier H-Ionen vorhanden sind. Man k\u00f6nnte nun vielleicht annehmen, da\u00df das Pepsin auch die Milchgerinnung erst bei Gegenwart einer zweiten, noch unbekannten Substanz bewirken k\u00f6nne. Wenn das Pepsin bei Gegenwart von H-Ionen Eiwei\u00df verdaut, nennt man dies eine Pepsinwirkung, und wenn es mit Hilfe einer anderen Substanz Milch koaguliert, w\u00e4re dies also, was man bisher eine Chymosinwirkung genannt hat. Nach dieser Hypothese k\u00f6nnten also beide Prozesse eine Wirkung desselben Enzyms sein. Das ungleiche Verh\u00e4ltnis zwischen den beiden Wirkungen bei verschiedenen Tieren k\u00f6nnte in diesem halle von einem ungleichen Reichtum an der zweiten Substanz herr\u00fchren, und wenn man durch Erw\u00e4rmen die Chymosinwirkung vernichtet, w\u00fcrde dies nicht durch die Zerst\u00f6rung eines besonderen Enzymes, des Chymosins, sondern durch die Zerst\u00f6rung der Hilfssubstanz zu erkl\u00e4ren sein.\nGegen eine solche Hypothese kann man indessen sogleich einwenden, da\u00df sie mit dem Vorkommen von Enzyml\u00f6sungen,","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung. 79\n\u00abeiche Milch koagulieren, aber Eiwei\u00df nicht verdauen, unvereinbar ist. Da ich aber aus oben ( Ahsch. II) angef\u00fchrten Gr\u00fcnden den mit solchen L\u00f6sungen ausgef\u00fchrten Verdauungsversuchen keine v\u00f6llig bindende Beweiskraft zuerkennen kann, ist ein solcher Einwand bis auf weiteres nicht ganz entscheidend. Die wenigen Versuche, die ich, von dieser Arbeitshypothese ausgehend, bisher ausgef\u00fchrt habe, sprechen allerdings nicht zugunsten derselben; da aber solche Versuche nur in den Wintermonaten mit Vorteil auszuf\u00fchren sind, habe ich diese Frage nicht weiter verfolgen k\u00f6nnen.\nEs ist mir also gegenw\u00e4rtig nicht m\u00f6glich, meine Unter-suehungsresultate mit der Ansicht von der Identit\u00e4t des Pepsins und Chymosins in Einklang zu bringen. Das wiederholt beobachtete gleichzeitige Vorkommen von labender und proteolytischer Wirkung im Tier- und Pflanzenreiche n\u00f6tigt wohl \u00fcbrigens nicht zu der Annahme, da\u00df beide Prozesse identisch sind. Halten wir uns an das Pepsin, so ist es wohl nicht ganz ausgeschlossen, da\u00df das Chymosin die Wirkung des ersteren beg\u00fcnstigt oder in irgend einer Weise beeinflu\u00dft, eine M\u00f6glichkeit, die man bisher, wo man nur mit gleichzeitig labend und proteolytisch wirkenden Pepsinl\u00f6sungen gearbeitet hat, nicht hat pr\u00fcfen k\u00f6nnen. Ks w\u00e4re ja auch m\u00f6glich, da\u00df das sogenannte Chymosin eine hei dem \u00dcbergang der Zymogene in Enzyme beteiligte Substanz oder dabei entstandenes Nebenprodukt sei, welches aus dem Grunde die proteolytischen Enzyme regelm\u00e4\u00dfig begleitet. Es sind auch andere M\u00f6glichkeiten denkbar, und das Wesentlichste, welches auch in erster Linie die Aufgabe dieser meiner Arbeit war, ist also, sachliches Material, welches als Grundlage einer fortgesetzten Diskussion dieser schwergel\u00f6sten Enzymfrage dienen k\u00f6nnte, zu liefern.\nNachdem diese Untersuchungen abgeschlossen waren und das Manuskript fast ganz fertig war, ist eine neue Arbeit von N- P. Tichomirow \u00fcber die Wirkung der Alkalien auf das Eiwei\u00dfferment des Magensaftes erschienen. (Diese Zeitsehr^_ Ed. L\\, Hft. 2.) Da ich nicht mit alkalischen Infusionen gearbeitet habe, ber\u00fchrt diese Arbeit nur wenig die meinige. Tichomirow hat indessen in dieser Arbeit neue Beweise daf\u00fcr","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80 Olof Hammarsten, \u00dcber Pepsin- und Chymosinwirkung.\ngeliefert, da\u00df man die eine Enzymwirkung viel st\u00e4rker als die andere l\u00e4hmen kann und da\u00df beide auch gar nicht in gleichem Grade reaktiviert werden. Er hat auch bei passender Versuchsanordnung die urspr\u00fcngliche Relation beider Enzymwirkungen wiederherstellen k\u00f6nnen, ein Versuchsresultat, welches, wie ich oben (S. 60) schon gesagt habe, vorauszusehen war und \u00fcber dessen Beweiskraft ich mich ebenfalls dort ge\u00e4u\u00dfert habe. Die wenigen Milchgerinnungsversuche, die er mitgeteilt hat, sprechen auch nach meiner Auffassung eher gegen als f\u00fcr die Identit\u00e4t der beiden Enzymwirkungen. Da aber diese Versuche mit stark sauren Infusionen ausgef\u00fchrt wurden, also nach einer Methode, welche keine sicheren Schl\u00fcsse, sei es in der einen oder anderen Richtung gestatten, so wage ich nicht, ein bestimmtes Urteil \u00fcber dieselben auszusprechen.1","page":80}],"identifier":"lit18714","issued":"1908","language":"de","pages":"18-80","startpages":"18","title":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t der Pepsin- und Chymosinwirkung","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:28.302943+00:00"}