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{"created":"2022-01-31T14:01:26.549141+00:00","id":"lit18720","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Milrath, Hugo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 56: 126-134","fulltext":[{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Harnbestandteile.\nVon\nHugo Milrath.\n(Aus dem chemischen Laboratorium der k. k. deutschen Universit\u00e4t in Prag.) (Der Redaktion zugegangen am 29. April 1908.)\nInfolge der h\u00e4ufigen Behandlung des Harns mit Phenylhydrazin zum Nachweise des Zuckers sah sich M. Jaff\u00e91) veranla\u00dft, die durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Harnbestandteile festz\u00fcstellen und die bei diesen Versuchen erhaltenen Niederschl\u00e4ge n\u00e4her zu untersuchen. Es gelang ihm auch, aus dem Harn von Hunden, welche nur Fleischnahrung erhalten hatten, und aus w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen, durch Erw\u00e4rmen mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure, einen K\u00f6rper zu isolieren, den er als Phenylsemicarbazid C6H. \u2022 NH \u2022 NHCONH* * identifizieren konnte. Die Bildung dieses K\u00f6rpers im Harn und in w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen ist offenbar darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df sich der Harnstoff in w\u00e4sseriger L\u00f6sung schon bei gew\u00f6hnlicher Temperatur in Ammoniumcvanat umsetzt. Wie Walker und Harably2) zeigten, stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Harnstoff und Ammoniumcyanat ein, und dieser Zustand \u00e4ndert sich mit der Temperatur scheinbar nur in geringem Ma\u00dfe. Nach den Untersuchungen voh Ch. Ed. Faw-sitt3) aber verschiebt sich bei steigender Temperatur das Gleichgewicht zugunsten des Ammoniumeyanates ; es wird also beim \u00dcbergang von Harnstoff in Ammoniumcyanat W\u00e4rme absorbiert. Gewisse K\u00f6rper wie Alkohol, Aceton, Glykol, Glycerin\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. XXII (1896), S. 532.\n\u2022) J. of Chem. Society, Bd. LXVII (1895), S. 746.\nr> Zeitschr. f. physikal. Chem., Bd. XL1 (1902), S. 601.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Harnbestandteile. 127\nund Rohrzucker verz\u00f6gern, wie Walker und Kay* *) festgestellt haben, die Bildung von Amraoniumcyanat aus Harnstoff. Diese Umsetzung, welche auch wahrscheinlich die Genauigkeit der Chloridbestimmung im Harn mittels Silbernitrat (Bildung von Silbercyanat) beeinflussen d\u00fcrfte, wurde au\u00dfer von den oben genannten Forschern noch von Fenton8) n\u00e4her studiert.\nEs deckt sich somit die von Jaff\u00e9 zur Darstellung des l\u2019henylsemicarbazids angegebene Methode im Prinzipe mit der von Emil Fischer und noch weitergehender mit jener von 0. Widman. Nach E. Fischer\u2019) erh\u00e4lt man das Phenylsemicarbazid, wenn man Kaliumcyanat mit Phenylhydrazinsalzen in w\u00e4sseriger L\u00f6sung gelinde erw\u00e4rmt; nach Widman4) resultiert diese Verbindung aus Phenylhydrazin, Kaliumcyanat und verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure.\nVersuche mit Hunde- und Katzenharn.\nBei der Wiederholung von Jaff\u00e9s Versuchen, die mit dem Harn von mit Fleisch gef\u00fctterten Hunden ausgef\u00fchrt worden waren, hielt ich mich zun\u00e4chst strenge an die Vorschrift (je 200 ccm Hundeharn mit 10 ccm Phenylhydrazin Und 50\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure bis zu slark saurer Reaktion ca. 2 Stunden auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt), soweit diese in bezug auf die angewendete Essigs\u00e4uremenge nicht einen gewissen Spielraum l\u00e4\u00dft. Ich erhielt aber durchwegs negative Resultate. Um den Grund aufzufinden, warum wohl die Reaktion nicht wie nach der festgestellten Umlagerung von Harnstoff in Ammonium-cyanat und nach den Beobachtungen Jaff\u00e9s zu erwarten gewesen w\u00e4re, unter Bildung von Phenylsemicarbazid verlief, \u00e4nderte ich die Versuchsbedingungen zuerst bez\u00fcglich der Essigs\u00e4uremenge und dann auch bez\u00fcglich des verwendeten Phenylhydrazins ab. Aber auch bei diesen Versuchen resultierte kein Phenylsemicarbazid. Erst als die Erw\u00e4rmungsdauer des Reaktionsgemisches von 200 ccm Hundeharn, 10 ccm Phenyl-\n\u2019) J. of Chem. Society, Bd. LXXI (1897), S. 189.\n') Chem. News, Bd. LXX1I (1895), S. 48.\n'') Ann., Bd. CXC (1878), S. 113.\n*) Ber., Bd. XXVI (1893), S. 2613.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nHugo Milrath,\nhydrazin und 12 g 50\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure auf 5 Stunden ausgedehnt worden war, hatte sieh Semicarbazid gebildet. Dieses schied sich nach dem Erkalten der Reaktionsfl\u00fcssigkeit in Form von kugelrunden, hellgelb gef\u00e4rbten Warzen an den Gef\u00e4\u00dfw\u00e4nden ab. Der Schmelzpunkt lag bei 169\u2014170\u00b0; die Aus-beute betrug 3,6 g (bei 100\u201c getrocknet). Nach mehrmaligem Umkristallisieren aus hei\u00dfem Alkohol und hei\u00dfem Wasser er-hielt ich ein farbloses Pr\u00e4parat, das bei 172\u00b0 scharf schmolz: unter dem Mikroskope zeigte es langgestreckte, von Rechtecken begrenzte Prismen. Es war mit dem zu Vergleichszwecken nach E. Fischer1) dargestellten Phenylsemicarbazid identisch. Um also aus dem Hundeharn durch Erw\u00e4rmen mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure sicher Phenylsemicarbazid zu erhalten, ist eine 4\u2014\u00f6st\u00fcndige Erw\u00e4rmungsdauer notwendig.\nIch f\u00fchrte auch eine Versuchsreihe mit Katzenharn aus. Bei einem einzigen dieser Versuche (.je 200 ccm Katzenharn, 10 ccm Phenylhydrazin und 20 g 50\u00b0/oige Essigs\u00e4ure) erhielt ich bereits nach zweist\u00fcndigem Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade und nachherigem Stehenlassen in der K\u00e4lte eine krystal-linische Abscheidung von Phenylsemicarbazid. In allen anderen F\u00e4llen hatte aber diese Erw\u00e4rmungsdauer nicht ausgereicht. Erst nach vierst\u00fcndigem Erw\u00e4rmen resultierte dann auch beim Katzenharn immer sicher Phenylsemicarbazid.\nVersuche mit Menschenharn.\nJaff\u00e9 war es nicht gelungen, aus dem Menschenharn durch Erw\u00e4rmen mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure Phenylsemicarbazid zu erhalten. Meine ersten diesbez\u00fcglichen Versuche (200 ccm Harn, 10 ccm Phenylhydrazin und 12 g 500,oige Essigs\u00e4ure zwei Stunden auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt) verliefen ebenfalls ergebnislos. Dieses Resultat war ja schlie\u00dflich zu erwarten, da sogar beim harnstoffreichen Hundeham erst nach vierst\u00fcndigem Erw\u00e4rmen Bildung von Phenylsemicarbazid stattgefunden hatte. Um sicher zu sein, da\u00df das aus dem Harnstoff entstandene Ammoniumcyanat mit dem gebildeten essigsauren Phenylhydrazin in Reaktion trete, erw\u00e4rmte ich den\n*) Ann., ltd. CXC (1878), S. 113.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Harnbestandteile. 129\nHarn ungef\u00e4hr 9 Stunden mit 10 ccm Phenylhydrazin und der dem Phenylhydrazin \u00e4quivalenten Menge (12 g 50\"/oiger) Essigs\u00e4ure auf dem Wasserbade. Die Fl\u00fcssigkeit stand hi\u00e9rauf l\u00e4ngere Zeit in der K\u00e4lte; es hatten sich nun gelbe Krystall-warzen von Phenylsemicarbazid (Schmelzpunkt des Rohproduktes 169 170\u00b0) abgesetzt. Die Ausbeute der bei 100\u00b0 getrockneten Substanz betrug 4,1 g. Das nach dem Abfiltrieren des Semi-carbazids erhaltene Filtrat wurde noch weitere drei Stunden auf dem Wasserbade erw\u00e4rmt und nachher in der K\u00e4lte stehen gelassen; es resultierten noch 1,7 g Phenylsemicarbazid.\nWie einige Versuche mit w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen nun gezeigt hatten,1) wird die Bildung des Phenylsemicarbazids durch Erh\u00f6hung der Temperatur, also durch Kochen der Reaktionsfl\u00fcssigkeit, in ziemlichem Ma\u00dfe beschleunigt. Ich bem\u00fchte mich nun festzustellen, nach welcher Zeit beim Kochen des Menschenharns mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure die Reaktion bez\u00fcglich der Bildung von Phenylsemicarbazid ihr Ende erreicht. Zu diesem Zwecke kochte ich 200 ccm Harn mit 10 ccm Phenylhydrazin und 12 g 50\u00bb/oiger Essigs\u00e4ure 10 Stunden mit angesetztem R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler. Nach dem Erkalten schied sich eine betr\u00e4chtliche Menge von Phenylsemicarbazid (8,1 g bei 100\u00bb getrocknet) ab; das hellgelb gef\u00e4rbte Rohprodukt schmolz zwischen 168\u00bb und 170\u00ab. Die von dem Niederschlag abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde nun noch weiter gekocht; ich erhielt aber kein Phenylsemicarbazid mehr. Auch bei weiterem Zusatz von Phenylhydrazin und l\u00e4ngerem Kochen hatte sich kein Phenylsemicarbazid weiter gebildet.\nIm allgemeinen ist die Grenze der Reaktion nach etwa lOst\u00fcndigem Kochen erreicht; bei einigen Versuchen war sie schon nach 9st\u00fcndigem Kochen des Menschenharns mit den genannten Reagenzien beendigt.\nEs war noch w\u00fcnschenswert, festzustellen, wieviel von dem vorhandenen Harnstoff in Form von Phenylsemicarbazid zur Abscheidung zu bringen ist. Ich f\u00fchrte zu diesem Zwecke folgende Versuche aus: 7,4715 g trockenen Harnstoffs wurden m 400 ccm Wasser gel\u00f6st und 200 ccm, 100 ccm und 50 ccm\n*) Monatshefte f\u00fcr Chemie, Bd. XXIX (1908).","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\tHugo Milrath,\ndieser HarnstofTl\u00f6sung mit der entsprechenden Menge Phenylhydrazin (f\u00fcr 200 ccm L\u00f6sung 10 ccm) und der dem angewendeten Phenylhydrazin \u00e4quivalenten Menge 50\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure bis zum Erreichen der Reaktionsgrenze, d. i. 10 Stunden lang gekocht. Hierauf wurden die Fl\u00fcssigkeiten 24 Stunden in der K\u00e4lte stehen gelassen; es schied sich ein Niederschlag von Phenylsemicarbazid ab. Dieses wurde in Ludwigsche R\u00f6hrchen abg\u00ebsaugt und bei 100\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Es hatten sich im Mittel ungef\u00e4hr 70 \u00b0/o des vorhandenen Harnstoffs in Form von Phenylsemicarbazid abgeschieden. In der nachstehenden Tabelle seien die genauen Resultate angef\u00fchrt.\nHarn- Phe-Stoff- : nyl. losing !\t, (18.078 g;1,ydra-im Liter) z*n ccm | ccm\t50\u00b0/\u00fcige Essig- s\u00e4ure g\tEr- w\u00e4r- mungs- dauer\tResultierendes Phenylsemicarbazid bei 100\u00b0 getrocknet g\tHarnstoff gefunden in Form von Phenyl- semi- carbazid \u00b0/o\tWirk- licher Ge- halt \u00b0/\u00ab\tGefundene Prozente des Ge-samt-harn-stoffs\n200 10\tI ,12 '\t10 Stun-\t6,9364\t1,37\t\t73,7\n100 ] 5\t6\tden\t3,1340\t1,25\t\u25a0 1,87\t67.2\n50 1 2,5 1 '\t! 8\tgekocht\t1,6170\t1,28\t\t68,9\nDie aus den angef\u00fchrten Zahlen ersichtliche Differenz zwischen dem gefundenen und dem vorhandenen Harnstoffgehalt ist darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df das Phenylsemicarbazid auch in kaltem Wasser etwas l\u00f6slich ist und wohl ferner auch auf den Umstand, da\u00df ein Teil des Ammoniumcyanats sich infolge Zersetzung der Reaktion entzieht.\nBeim Erw\u00e4rmen des Menschenharns mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure scheidet sich schon in der W\u00e4rme ein brauner schmieriger Niederschlag aus, der dann das abgeschiedene Phenylsemicarbazid verunreinigt. Es ist daher vorteilhaft, diesen Niederschlag, der trotz seiner schleimigen Beschaffenheit gut filtrierbar ist, durch ein Faltenfilter von der noch hei\u00dfen Fl\u00fcssigkeit zu trennen und diese erst dann l\u00e4ngere Zeit in der K\u00e4lte stehen zu lassen. Dies wTurde auch immer bei den mit Menschen-","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Hambestandteile. 131\nharn ausgef\u00fchrten Parallelversuchen durchgef\u00fchrt. Man erh\u00e4lt dann ein hellgelbes Rohprodukt, das bei 169/170\u00b0 schmilzt. Bei diesen Versuchen war die Ausbeute eine bessere als bei jenen mit w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen. Ungef\u00e4hr 80\u00b0/o des Harnstoffs wurden hier in Form von Semicarbazid ausgeschieden. Die Harnstoffbestimmung im Menschenharn wurde nach der von Meinhard Pfaundler1) angegebenen Phosphorwolfram-s\u00e4uremethode vorgenommen. Die n\u00e4heren Daten sind aus der Tabelle ersichtlich.\nMen- schen- harn ccm\tPhe- nyl- hy- : dra-zin jeem\t50\u00b0/o ige Essig- s\u00e4ure g\tEr- w\u00e4r- mungs- dauer\tResultierendes Phenyl-semicar-| bazid (bei 100\u00b0 getrocknet) g\tProzente \u201e Harnstoff 1 rozente gefunden Harnstoff in Form\tr , von\tgefunden Phenyl-\tnach semi-\t.. ! carbazid Pfaund,er\tGefundene Prozente des Ge-samt-harn-stoffs\n' 1. 200\t10\t: - 12\t10 Stun-\t9.0321\t>\u202279 j\t81,3\n2. 100 !\t5\t6\tden\t4,2970\t1,71 !\t2.20\t77,7\n3.\t50 j 1\t2,5 : ; !\t3 : . . 1\tgekocht i \u25a0 j\t2.2160\t1.76\t1\t'-\t|\t80,0\nMit R\u00fccksicht auf den Nachweis des Zuckers mit Phenylhydrazin ist es nicht unwesentlich, zu wissen, nach welcher Erw\u00e4rmungsdauer der Menschenham mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure Phenvlsemicarbazid in solchen Mengen liefert, da\u00df es beim Erkalten der Reaktionsfl\u00fcssigkeit zur Abscheidung kommt und somit irref\u00fchrend wirken k\u00f6nnte. Es zeigte sich, da\u00df f\u00fcnfst\u00fcndiges Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade oder zweist\u00fcndiges Kochen von 200 ccm des normalen (2,2\u00b0/oigen) Harns und nachheriges Stehenlassen in der K\u00e4lte eine Abscheidung von ca. 0,4 g bewirken. Ist der Harnstoffgehalt gr\u00f6\u00dfer, so wird dadurch auch die Konzentration an Ammonium-cyanat erh\u00f6ht. Dies beg\u00fcnstigt wieder die Bildung von Phenyl-'Cmicarbazid, das dann schon nach k\u00fcrzerer Erw\u00e4rmungsdauer entstehen wird.\n,) Diese Zeitschrift, Bd. XXX (1900). S. 75.","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nHugo Milrath,\nVersuche mit w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen.\nBei den mit w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen ausgef\u00fchrten Versuchen, \u00fcber die ich bereits ausf\u00fchrlich in den Monatsheften f\u00fcr Chemie berichtet habe, erhielt ich ganz andere Resultate, die ich nur noch kurz anf\u00fchren will. Es zeigte sich, da\u00df bei dreist\u00fcndigem Erw\u00e4rmen von 5 g Harnstoff, 50 g Wasser, 10 ccm Phenylhydrazin und 12 g 50\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure auf dem Wasserbade nicht, wie zu erwarten gewesen w\u00e4re, Phenyl-semicarbazid, sondern, wie der Schmelzpunkt, eine StickstofT-bestimmung und ein zu Vergleichszwecken nach E. Fischer1) dargestelltes Pr\u00e4parat bewiesen, Monoacetylphenylhydrazin C6H5 \u2022 NH \u2022 NH . CO . CH3\nin einer Ausbeute von 5,5 g entstanden war. Es ist also der Harnstoff mit dem Phenylhydrazin \u00fcberhaupt nicht in Reaktion getreten. Eine Wiederholung des oben angef\u00fchrten Versuches, bei welcher jedoch ohne Harnstoff gearbeitet wurde, best\u00e4tigte dies, indem sich wieder dieselbe Krystallmasse in ungef\u00e4hr gleicher Menge (5,5 g) abschied, die als Acetylphenylhydrazin identifiziert wurde.\nIch erhielt somit noch mit zehnprozentiger Essigs\u00e4ure, die nur in der dem Phenylhydrazin \u00e4quivalenten Menge vorhanden war, 5,5 g Acetylphenylhydrazin (her. 15,2g), d. i. 36,2\" .> der. theoretischen Ausbeute. Die Acetylierung wird partiell sogar noch mit 7\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure erreicht; man erh\u00e4lt dann allerdings nur noch 6,9\u00b0/o der theoretischen Ausbeute an Monoacetylphenylhydrazin.2) Die Bildung von Acetylphenylhydrazin\n\u00bb) Ann., Bd. CXC (1878), S. 129.\n8) Die leichte Acetylierbarkeit des Phenylhydrazins durch Erw\u00e4rmen mit Essigs\u00e4ure hat schon zu Irrt\u00fcmern Anla\u00df gegeben. So hat Anderlini (Berichte, Bd. XXIII [1890], S. 485) beim Erhitzen von Cantharidin mit Phenylhydrazin und 50\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure im \u00d6lbade auf 135\u2014140\u00b0 einen K\u00f6rper erhalten, den er zuerst f\u00fcr eine Cantharidinverbindung hielt, sp\u00e4ter aber (Ber., Bd. XXIV [1891], S. 1993, Anm.) als Acetylphenylhydrazin identifizierte. Allerdings lag in diesem F\u00e4lle noch lange keine solche Verd\u00fcnnung der Essigs\u00e4ure vor, auch war die Reaktionstemperatur h\u00f6her als bei den von mir beobachteten Acetylierungen des Phenylhydrazins. Auch bei der Identifizierung der Erythrons\u00e4ure verfielen E. B\u00fcchner. J. Meisenheimer und H. Schade (Berichte, Bd. XXXIX [1906], S. -4230)","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Harnbestandteile. 133\nim Hame habe ich niemals beobachtet. Es ist dies darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df die Essigs\u00e4ure h\u00f6chstens '5\u00b0/oig in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit vorhanden war; diese vermag nicht mehr das Phenylhydrazin zu acetylieren.\nDie weiteren Versuche mit w\u00e4sserigen Harnstoffl\u00f6sungen haben gezeigt, da\u00df die Erh\u00f6hung der Temperatur die Bildung von Phenylsemicarbazid beg\u00fcnstigt. W\u00e4hrend durch 3st\u00fcndiges Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade (Temperatur der Fl\u00fcssigkeit 91\u201492\u00b0) nur Acetvlphenylhydrazin entsteht, resultiert beim Erw\u00e4rmen im Wasser (Temperatur der Reaktionsfl\u00fcssigkeit 90\u00b0) ein Gemisch von Acetylphenvlhydrazin (41,5\u00b0/o der Ausbeute) und Phenylsemicarbazid (58,5\u00b0/o). Durch weitere Erh\u00f6hung der Temperatur (Kochen der Fl\u00fcssigkeit 10\u00df,5\u00b0) erh\u00e4lt man bessere Ausbeuten; gleichzeitig steigt dann auch der Prozentgehalt an Phenylsemicarbazid (ca. 66\u00b0/o der ausgeschiedenen Krystallmasse).\nFasse ich nun die erhaltenen Resultate kurz zusammen, so ergibt sich folgendes:\nBei zweist\u00fcndigem Erw\u00e4rmen von harnstolfreichem Hundeharn mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure auf dem Wasserbade erhielt ich niemals Phenylsemicarbazid; erst wenn die Dauer\nauf 4\u20145 Stunden ausgedehnt wurde, hatte sich dasselbe immer gebildet.\nKatzenharn lieferte nur in einem einzigen Falle schon nach zweist\u00fcndigem Erw\u00e4rmen mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure Semicarbazid.\nKocht man Menschenharn mit Phenylhydrazin und Essig-s\u00e4ure, so ist nach 10 Stunden das Ende der Reaktion bez\u00fcglich der Bildung von Phenylsemicarbazid erreicht. Es haben sich dann ungef\u00e4hr 80\u00b0/\u00ab des Harnstoffs in Phenylsemicarbazid umgesetzt. Das erste Auftreten von Semicarbazid beobachtet man schon nach f\u00fcnfst\u00fcndigem Erw\u00e4rmen auf dem Wasser-\ncincm \u00e4hnlichen Irrtum. Durch Erw\u00e4rmen der Erythrons\u00e4ure mit Phenylhydrazin und Essigs\u00e4ure erhielten sie einen K\u00f6rper, der bei 128\u00b0 schmolz und den sie f\u00fcr das Phenylhydrazid der S\u00e4ure hielten; wie aber sp\u00e4ter J. Meisenheimer (Ber., Bd. XU [1908], S. 1010) feststellte, war dieser hurper nichts anderes als Acetylphenylhydrazin.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. phyaiol. Chemie. LVI.\t10","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\tHugo Milrath, \u00dcber Harnbestandteile.\nbade oder nach zweist\u00fcndigem Kochen des Menschenharnes mit den genannten Reagenzien und nachherigem Erkaltenlassen.\nW\u00e4sserige Harnstoffl\u00f6sungen lieferten mir, wenn ich strenge nach Jaff\u00e9s Vorschrift, soweit es die nicht ganz pr\u00e4zise Angabe bez\u00fcglich der verwendeten Essigs\u00e4uremenge zul\u00e4\u00dft, arbeitete, nach dreist\u00fcndigem Erw\u00e4rmen auf dem Wasserbade Acetylphenylhydrazin oder im besten Falle beim Erhitzen im Wasser ein Gemisch von Acetylphenylhydrazin und Phenylsemicarbazid.\nNach dreist\u00fcndigem Erw\u00e4rmen habe ich aber niemals auch nur ann\u00e4hernd die Ausbeuten erhalten wie Jaff\u00e9. Bei seinem Versuche 2 : \u00ab50 ccm 5\u00b0/oiger Harnstoffl\u00f6sung, 10 ccm Phenylhydrazin, mit Essigs\u00e4ure stark anges\u00e4uert, 3 Stunden im Wasser erhitzt, gaben 7,17 g (berechnet 6,3 g) = 112\u00b0/o\u00bb, hat Jaff\u00e9 sogar um 12\u00b0/o mehr Phenylsemicarbazid erhalten, als nach der Menge des vorhandenen Harnstoffs \u00fcberhaupt m\u00f6glich war. Es ist dies wohl darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df bei diesem Versuche ein Gemisch von Phenylsemicarbazid und Acetylphenylhydrazin entstanden sein d\u00fcrfte.\nMeinem hochverehrten Lehrer, Herrn Prof. Guido Gold-s.chmiedt, gestatte ich mir an dieser Stelle f\u00fcr die mir bei der Ausf\u00fchrung dieser Arbeit in Rat und Tat zuteil gewordene Unterst\u00fctzung den verbindlichsten Dank auszusprechen.","page":134}],"identifier":"lit18720","issued":"1908","language":"de","pages":"126-134","startpages":"126","title":"Zur Kenntnis der durch Phenylhydrazin f\u00e4llbaren Harnbestandteile","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:26.549146+00:00"}