Open Access
{"created":"2022-01-31T12:29:14.714884+00:00","id":"lit18724","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Steudel, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 56: 212-219","fulltext":[{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Kohlenhydratgruppe in der Nucleins\u00e4ure. >)\nII. Mitteilung.\nVon\nH. Steudel.\n(Aus dom physiologischen Institut in Heidelberg!)\n(IXt Redaktion zugegangen am l\u00fc. Mai 1908.)\nBei meinen Untersuchungen \u00fcber die Struktur der Nucleins\u00e4ure,2) im besonderen der in ihr enthaltenen Kohlenhydratgruppe, war unter anderem auch die Frage zu entscheiden, ob eine Pentose im Molek\u00fcl der Nucleins\u00e4ure vorhanden war. Lin Grund daf\u00fcr, auch in den echten Nucleins\u00e4uren nach einer Pentose zu suchen, war gegeben durch die Beobachtung Kessels,3) der aus der Hefenucleins\u00e4ure ein \u00d6sazon vom ungef\u00e4hren\n') Diese Zeitschrift, Bd. LV, S. 407, I. Mitteilung.\n*) Bez\u00fcglich der Nomenklatur der Nucleins\u00e4uren m\u00f6chte ich Vorschl\u00e4gen. die nach dem Typus der S\u00e4ure aus der Thymusdr\u00fcse aufgebauten K\u00f6rper als \u00abechte* * Nucleins\u00e4uren zu bezeichnen: als eine solche w\u00e4re dann also auch die Nucleins\u00e4ure aus dem Spermatozoon des Herings anzusehen. Diese S\u00e4ure unterscheidet sich in nichts von der Nucleins\u00e4ure aus Thymus. Nun kommen zweifellos in allen Organen, resp. in den Zellkernen aller Organe, \u00e4hnliche Substanzen vor. sie sind bisher aber wenig eingehend, teilweise nur recht oberfl\u00e4chlich untersucht: wenn sich bei genauerer Untersuchung, was ich f\u00fcr sehr wahrscheinlich halte, herausstellt, da\u00df sie auch echte Nucleins\u00e4uren sind, so w\u00e4re es \u00fcberfl\u00fcssig, die Nucleins\u00e4uren nach dem Organ, aus dem sie gewonnen sind, zu unterscheiden, ebenso wie wir die aus verschiedenen Organen gewonnenen Lecithine nicht besonders unterscheiden.\nDen \u00abechten\u00bb Nucleins\u00e4uren, zu denen eventuell auch die Nuclein-' s\u00e4uren pflanzlicher Herkunft zu z\u00e4hlen w\u00e4ren, w\u00fcrden dann die nuclein-s\u00e4ure\u00e4lmlichen K\u00f6rper gegen\u00fcberstehen, von denen es zweifelhaft ist, oh sie \u00fcberhaupt im Zellkern Vorkommen \u2014 Guanyls\u00e4ure, Inosins\u00e4ure. Auch, diese K\u00f6rper werden sicher im Organismus noch an vielen anderen Stellen Vorkommen als dort, wo man sie bisher aufgefunden hat.\n\u201c)* Arch., f. Anal u. Physiol, Physiol. Abt., 1893, S. 159 100.","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"' bber die Kohlenhydratgruppe in der Nucleins\u00e4ure. II. 213\nSchmelzpunkte eines Pentosazons gewinnen konnte imd ferner aus dem aus 20 g Hefenucleins\u00e4ure erhaltenen Zucker 0,04 g Furfuramid darstellen konnte. Ferner hatten Hammarsten\u00bb) und Bang* 2 3) im Pankreasnucleoproteid, resp. in der daraus abgespaltenen Guanyls\u00e4ure das Vorkommen einer Pentose beweisen k\u00f6nnen. Die M\u00f6glichkeit war also gegeben, da\u00df sich nun auch in den echten Nucleins\u00e4uren die Gegenwart einer Pentose w\u00fcrde nachweisen lassen, umsomehr als Neumann8) angegeben hatte, da\u00df die Nucleins\u00e4ure (aus Thymus) einen positiven Ausfall der Phloroglucin-Salzs\u00e4urereaktion zeigte. Die gleiche Reaktion gibt nach meinen Beobachtungen die Nucleins\u00e4ure aus Heringssperma.\nBedenken gegen die Annahme einer Pentose in der Nucleins\u00e4ure konnte allerdings die Angabe Grunds4 *) erwecken, da\u00df er bei der Bestimmung der Pentosenausbeute aus Organen nach To liens aus dem Nucleohiston aus Thymus eine- \u00fcber Erwarten geringe Menge Furfurolphloroglucid erhalten hatte.\nIch hatte deswegen schon vor l\u00e4ngerer Zeit mehrere l urfurolbestimmungen an der Nucleins\u00e4ure (sowohl, aus Thymus wie aus Heringssperma) nach Tollens ausgef\u00fchrt, die nur ganz minimale Mengen Furfurol lieferten.\nDie Substanz, 2 resp. 5 g Nucleins\u00e4ure, wurde mit 100 ccm Salzs\u00e4ure von 1,06 spezifischem Gewicht am absteigenden K\u00fchler gekocht und jedesmal, nachdem 30 ccm abdestilliert waren, wurden durch einen Tropftrichtcr 30 ccm derselben Salzs\u00e4ure nachgef\u00fcllt, bis 400 ccm \u00fcberdestilliert waren. Das klare, farblose Destillat wurde mit einer L\u00f6sung von k\u00e4uflichem Phloroglucin (Kahlbaum) in Salzs\u00e4ure von 1,06 versetzt; es f\u00e4rbte sich dabei erst gelblich, dann allm\u00e4hlich dunkelgr\u00fcn und hatte nach 24st\u00fcndigem Stehen einen \u00e4u\u00dferst sp\u00e4rlichen dunkgelgr\u00fcnen, feinflockigen Niederschlag abgesetzt, der auf gewogenem Filter gesammelt, gewaschen und bei 105 \u00b0 ge-trocknet wurde. So wurden aber nur minimale Mengen Fur-\n>) Diese Zeitschrift, Bd. XIX, S. 19, 1894.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXVI, S. 133, 1898.\n3)\tArch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1898, S. 377.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXV, S. 111.\nHoppe-Seyier\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVI.\t15.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nH. Steudel,\nfurolphloroglucid erhalten, deren entsprechende Pentosenwerte noch nicht einmal aus der Kr\u00f6bersehen Tabelle\u00bb) abgelesen werden konnten, weil sie viel zu niedrig waren.\nIch bekam auf die beschriebene Weise, z. B. aus 2 g Nucleins\u00e4ure 0,0082 g, respektive aus 5 g Nucleins\u00e4ure 0.0100 g Phloroglucid. Diesen Mengen w\u00fcrden unter Zugrundelegung der Tollensschen Formel: (Phloroglucid -f 0,0052 g) V 0,920 f\u00fcr\nXylose 0,0128 resp. 0,0130 g Xylose entsprechen, in Prozenten also 0,62 \u00b0/o resp. 0,26 \u00bb('o.\nDie Furfurolbestimmung, an und f\u00fcr sich rein konventionell, wird bei so kleinen Mengen Phloroglucid nat\u00fcrlich unscharf und es ist ganz willk\u00fcrlich, die gefundene Menge Phloroglucid nun \u00fcberhaupt auf Pentose umzur\u00e8chnen, da auch He.xosen bei der Destillation mit Salzs\u00e4ure kleine Mengen Furfurol liefern. Aber auch wenn man wirklich s\u00e4mtliches gefundenes Furfurol auf Pentose beziehen wollte, so bliebe die gefundene Menge weit hinter der zur\u00fcck, die verlangt w\u00e4re, wenn auch nur ein Molek\u00fcl einer Pentose in der Nucleins\u00e4ure vorhanden sein sollte; hierf\u00fcr berechnet sich nach der von mir* 2) vorgeschlagenen Formel der Nucleins\u00e4ure O43Hi7N15O30P4 10,8\u00bb/o Pentose. (Gefunden: 0,62 resp. 0,26\u00b0/o).\nInzwischen hat nun auch Bang3) zu dieser Frage Stellung genommen und behauptet, bei der Destillation der Thymus-nucleins\u00e4ure nach Tolle ns entst\u00e4nde \u00fcberhaupt kein Furfurol \u2014 eine Angabe, die ich nicht f\u00fcr richtig halten kann. Ferner haben v. F\u00fcrth4) und Jerusalem die Bildung von Furfurol aus Nucleins\u00e4uren verschiedener Herkunft untersucht und dabei wesentlich h\u00f6here Werte von Furfurol gefunden wie ich. Diese Differenz ist vielleicht dadurch zu erkl\u00e4ren, da\u00df sie mit sehr viel kleineren Mengen Substanz gearbeitet haben \u2014 die Fehler der Methode werden dann nat\u00fcrlich sehr viel gr\u00f6sser werden *\u2014, oder da\u00df ihr Material, teilweise Handelsprodukte, nicht gen\u00fcgend rein gewesen ist. Jedenfalls kommen v. F\u00fcrth und Jerusalem\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVI, Anhang zu Toi lens Aufsatz, S. *238.\n') Diese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 16.\n3) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. IV, S. 341..\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. X, S. 179.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Kohlenhydratgruppe in der N'ucleins\u00e4ure. II. 215\naber auch zu dem Schlu\u00df, da\u00df in der echten Nucleins\u00e4ure keine Pentose enthalten ist.\nBei einem genaueren Vergleich zwischen der Phluroglucin-salzs\u00e4urereaktion z. B. der Arabinose und der Neumannschen1) Reaktion der Nucleins\u00e4ure stellt sich denn auch heraus, da\u00df die von Neumann beobachtete Reaktion nicht mit der f\u00fcr die Pentosen charakteristischen identisch ist. Erstens mu\u00df es an und f\u00fcr sich Bedenken erwecken, da\u00df nur Phloroglucin f\u00fcr das Zustandekommen der Reaktion geeignet ist \u2014 Orcin gibt die Reaktion nicht,* *) w\u00e4hrend sonst alle Pentosen auch positiven Ausfall der Orcinprobe zeigen. Zweitens ist mir. aufgefallen, da\u00df sich bei Pentosen der gebildete Farbstoff leicht, wie bekannt, mit Amylalkohol aufnehmen l\u00e4\u00dft, soda\u00df die w\u00e4sserige L\u00f6sung vollkommen farblos wird; bei der Nucleins\u00e4ure ist das aber nicht der Fall, hier bleibt dauernd die w\u00e4sserige L\u00f6sung r\u00f6tlich gef\u00e4rbt.\nSo sind wir gewi\u00df berechtigt, den Gedanken an das Vorhandensein einer Pentose im Molek\u00fcl der echten Nucleins\u00e4ure fallen zu lassen. Mit R\u00fccksicht auf die Befunde Kossels mu\u00df man freilich an die M\u00f6glichkeit denken, da\u00df der Nucleins\u00e4ure als solcher noch reduzierende Kohlenhydrate, Pentosen resp. Hexosen, anhaften k\u00f6nnen, die nach dem Neumanftschen Verfahren der Darstellung der Nucleins\u00e4ure von ihr losgel\u00f6st werden, aber bei weniger eingreifenden Darstellungsmethoden iz. B. Altmann) als Begleiter der Nucleins\u00e4ure gefunden werden.\nDiese letztere Kohlenhydratgruppe geh\u00f6rt aber nat\u00fcrlich nicht zum eigentlichen Molek\u00fcl der Nucleins\u00e4ure und braucht bei der Untersuchung \u00fcber die Struktur der Nucleins\u00e4ure selbst nicht ber\u00fccksichtigt zu werden.\nDie echte Nucleins\u00e4ure enth\u00e4lt also keine Pentose in ihrem Molek\u00fcl, und es w\u00fcrde sich bei der K\u00f6hlenhydratgruppe nur noch um eine Hexose handeln k\u00f6nnen. Nun l\u00e4\u00dft sich leicht durch Rechnung feststellen, wieviel von einem Hexakohlenhydrat in der Nucleins\u00e4ure vorhanden sein mu\u00df.\n') Siehe auch Hoppe-Seyler-Thierfelder, Handbuch, 7. Aull.,\nS. 112.\n*) Bang (1. c.) beobachtet dasselbe.\n15*","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\tH. Steudel,\nMeine fr\u00fcheren Versuche1) hatten ergeben, da\u00df nach Abzug der vier stickstoffhaltigen Komponenten (Guanin, Adenin. Thymin, Cytosin) und einer Telrametaphosphors\u00e4ure noch ein Rest der Nucleins\u00e4ure \u00fcbrig bleibt, der 4 Molek\u00fclen einer Hexose entspricht. F\u00fcr die Formel G43H57N15O30P4 w\u00fcrde das einen Gehalt von 51,9\u00b0/o Kohlenhydrat ergeben;2 *) also \u00fcber die H\u00e4lfte des Gewichtes der Nucleins\u00e4ure besteht aus einem Kohlenhydrat. Es kam nun darauf an, experimentell eine Zahl zu finden, aus der sich ein R\u00fcckschlu\u00df auf die Menge des Kohlenhydrates machen lie\u00df. Da sich durch Reduktion der Zucker nicht bestimmen lie\u00df, habe ich eine \u00e4ltere Angabe von Conrad und G\u00fcthzeit s) benutzt, die die Bildung von L\u00e4vulins\u00e4ure aus verschiedenen Zuckern quantitativ verfolgt haben.\nEs wurden, entsprechend den Angaben von Conrad und Guthzeit, 10 g Nucleins\u00e4ure (aus Heringssperma) mit 100 ccm 10\u00b0/oiger HCl 18 Stunden lang im siedenden Wasserbad gehalten und dann die Reaktionsfl\u00fcssigkeit nach Zugabe von 10 ccm konzentrierter H2S04 mit \u00c4ther bis zur Ersch\u00f6pfung extrahiert. Das \u00c4therextrakt wurde nach dem Verjagen des \u00c4thers in wenig Wasser gel\u00f6st, vom Thymin abfiltriert und im gewogenen Glassch\u00e4lchen eingedampft ; der R\u00fcckstand, der ja im wesentlichen aus L\u00e4vulins\u00e4ure besteht, betrug 2 g.4)\nNach Conrad und Guthzeit liefern 100 g Rohrzucker 34,81 g L\u00e4vulins\u00e4ure, es w\u00fcrde also 2 g L\u00e4vulins\u00e4ure 5,7 g Rohrzucker entsprechen, oder die Nucleins\u00e4ure w\u00fcrde einem Gehalt von 57 \u00b0/o Kohlenhydrat, auf Rohrzucker bezogen, haben. Mit der theoretisch verlangten Zahl 51,9\u00b0/o ist also eine befriedigende \u00dcbereinstimmung vorhanden.\nDas Bild, das wir uns von dem Aufbau der Nucleins\u00e4ure machen k\u00f6nnen, gewinnt mehr und mehr an Klarheit; durch die quantitative Bestimmung der Hexose ist nunmehr die letzte\nl) H. Steudel, Diese Zeitschrift, \u00dfd. LUI, S. 16.\n*) Siehe auch H. Steudel, Neuere Fortschritte auf dem Gebiete der chemischen Physiologie des Zellkerns, M\u00fcnch, med. Wochenschrift, 1907.\n*) Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XIX, S. 2572.\n4) Die gleiche Zahl findet Neumann, Diese Zeitschrift, Bd. XXXYII. S. 148, berechnet aber merkw\u00fcrdigerweise nur 25\u201430 \u00b0/o Hexose.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Kohlenhydratgruppe in der Nucleins\u00e4ure. II. 217\nZahl gewonnen, die noch an der Aufteilung der Nucleins\u00e4ure fehlte. Zur besseren \u00dcbersicht stelle ich noch einmal die theoretisch verlangten Werte der Spaltungsprodukte mit den von mir experimentell gefundenen zusammen:\nF\u00fcr C43H67N16OsoP4 berechnet: Guanin\t10,88\u00b0/\u00ab\nAdenin\t9,73\u00b0\to\nThymin\t9.08%\nCytosin\t9,15 \u00b0/o\nPhosphors\u00e4ure (P205) 20.46%\nHexose\t51,90%\n111,20%\nGefunden : 8,7% >)\n10,5 \u00b0/'o >) 8,2% *) \u2019\n4.2 \u00b0;o \u00bb)\n20,31, 20 14\u00b0/o \u00bb) 57 \u00b0/o\nDie experimentell gefundenen Zahlen stimmen nat\u00fcrlich mit den theoretisch verlangten nicht in der Sch\u00e4rfe \u00fcberein, wie das bei anorganischen Metallanalysen der Fall ist Wer aber jemals selbst solche quantitativen Bestimmungen hydrolytischer Spaltungsprodukte gemacht hat, der wird die gro\u00dfen Schwierigkeiten kennen, hierauch nur ann\u00e4hernd befriedigende Resultate zu erhalten. Dazu kommt, da\u00df wir z. B. keine zuverl\u00e4ssige Methode haben, Guanin und Adenin quantitativ von einander zu trennen; es ist wohl m\u00f6glich, jede Base allein f\u00fcr sich qualitativ absolut rein darzustellen, aber dabei hat man gro\u00dfe Verluste Ferner ver\u00e4ndert die langdauernde Hydrolyse mit siedender Schwefels\u00e4ure einen Teil des Cytosins durch Desamidierung in Uracil, soda\u00df es nicht wundernehmen darf, wenn der experimentell gefundene Wert erheblich hinter dem verlangten zur\u00fcckbleibt.\nTrotz all dieser Schwierigkeiten, die erst in einer langen Reihe erfolglos verlaufener quantitativer Spaltungen \u00fcberwunden werden mu\u00dften, zeigt eine Vergleichung der Zahlen f\u00fcr die Mengen der theoretisch geforderten und der experimentell gefundenen Spaltungsprodukte eine solche \u00dcbereinstimmung, da\u00df man wohl den Schlu\u00df ziehen darf, die Nucleins\u00e4ure sei nunmehr aufgeteilt.\nMan hat heute gewi\u00df das Recht, sie als einen bekannten K\u00f6rper zu bezeichnen; es bleibt nur noch die Aufgabe, die\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XLIX, S.. 408/409.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nH. Stendel,\nHexose, die rechtsdrehend ist und deren Reduktionsverm\u00f6gen sich unter gewissen Umst\u00e4nden nachweisen1 * 3) l\u00e4\u00dft. n\u00e4her zu klassifizieren. Vielleicht liegen die Verh\u00e4ltnisse \u00e4hnlich wie beim Glukosamin; auch hier haben lange Zweifel geherrscht \u00fcber die Natur des dem K\u00f6rper zugrunde liegenden Zuckers und die Glukose l\u00e4\u00dft sich selbst heute noch nicht durch einfache Desamidierung des Glukosamins als solche nachweisen\nAnmerkung bei der Korrektur.\nSeit einer Reihe von Jahren bem\u00fcht sich Herr P. A. Le v en e* in zahlreichen Ver\u00f6ffentlichungen an der Erforschung der Nucleins\u00e4ure Anteil zu nehmen. In enger Anlehnung an Arbeiten, die meist einige Monate vorher in Deutschland erschienen sind, haben er und seine Mitarbeiter getreulich alle Wandlungen mitgemacht, die die Forschung \u00fcber die Nucleins\u00e4ure durchgemacht hat. So hat Levene zuerst versucht, wie Schmiedeberg die elementare Zusammensetzung der Nucleins\u00e4ure zu ermitteln, dann hat er im wesentlichen nach dem Neumannschen Verfahren, das er nicht zu seinem Vorteil abge\u00e4ndert hat, alle m\u00f6glichen Organe auf Nucleins\u00e4ure untersucht. Als ferner von Kossel und mir das Cytosin neu formuliert und untersucht war, hat er ebenfalls eine Reihe von Arbeiten \u00fcber das Cytosin ver\u00f6ffentlicht und endlich hat er sich mir angeschlossen und meine Untersuchungen \u00fcber die quantitative Verteilung der stickstoffhaltigen Komponenten der Nucleins\u00e4ure wiederholt.\nBei der wenig genauen Art und Weise, wie Le vene publiziert, ist eine Nachpr\u00fcfung seiner Resultate ganz ausgeschlossen; sie w\u00fcrde auch gar keinen Zweck haben, weil er niemals irgend etwas Neues entdeckt hat, sondern sich immer an die Resultate meiner zuletzt ver\u00f6ffentlichten Arbeiten gehalten hat.\nAls von mir\u2019) die Frage \u00fcber die Herkunft der Pyrimidink\u00f6rper bei der hydrolytischen Spaltung der Nucleins\u00e4ure entgegen den Versuchen Burians4) aufgekl\u00e4rt war, hat auch Levene in einem Aufsatz5) \u00fcber\n*) H. Stendel, Diese Zeitschrift, Bd. LV, S. 407.\n*) Darstellung und Analyse einiger Nucleins\u00e4uren. I. Diese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 541; II. Bd. XXXVII, S. 402; UI. Bd. XXXVIII, S. 80; IV. Bd. XpX, S. 4; V. Bd. XXXIX, S. 133; VI. Bd. XXXIX. S. 479. VII. Bd. XLIII, S. 199; VIII. Bd. XLV, S. 370; IX. Bd. XLVI. S. 155: X Bd XLVII, S. 140; XI. Bd. XLIX, S, 262; XII. Bd. L, S. 1; XIII. Bio-chem. Zeitzchrift, Bd. X, S. 215.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 508.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. LI, S. 438.\n6) Biochem. Zeitschrift. Bd. IX, S. 233.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Kohlenhydratgruppe in der Nucleins\u00e4ure. II. 219\ndie Herkunft des Cytosins hei der Spaltung der Nucleins\u00e4ure. mit Schwefels\u00e4ure seine fr\u00fchere Ansicht1 * *) schnell ge\u00e4ndert; nachdem die wirkliche Existenz einer Guanyls\u00e4ure *) nach Bang im Gegensatz zu den Behauptungen v. F\u00fcrths8) von mir nachgewiesen war, haben P. A. Levene4) sowohl wie W. Jones5) sofort eine Guanyls\u00e4ure aufgefunden; nachdem jetzt die Verteilung der Komponenten der Nucleins\u00e4ure von mir festgestellt ist, kommt Levene6) ebenfalls zu denselben Zahlen.\nSo hehandelt er fortw\u00e4hrend Probleme, die gerade vorher gel\u00f6st sind, und das in einer Weise, da\u00df er bei Lesern, die nicht \u00fcber die Fragen genau orientiert sind, den Eindruck einer Originalit\u00e4t erweckt, die er in Wirklichkeit garnicht besitzt.\nEr wird gewi\u00df auch in Zukunft so Weiterarbeiten und ich werde mich nicht wundern, wenn er auch fernerhin meine Methoden und Resultate abf\u00e4llig kritisiert, um sich dann doch meiner Arbeitsmethoden7) zu bedienen, freilich ohne dabei meinen Namen zu nennen.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 9.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 539.\n\u0430)\tBeitr\u00e4ge zur ehern. Physiol., Bd. X, S. 174.\n4)\tBiochem. Zeitschrift, Bd. X, S. 221.\n5)\tAmeric. Journ. of biolog. Chemistry, Bd. IV, S. 289.\n\u0431)\tBiochem. Zeitschrift, Bd. X, S. 219.\n7)\tDie Spaltung der Nucleins\u00e4ure mit Essigs\u00e4ure, deren sich L. jetzt bedient, wurde schon von mir gelegentlich eines Referates im biochemischen Zentralblatt (Bd. VI, S. 5 des Referates \u00abNucleine, Nucleins\u00e4uren und ihre\nSpaltungsprodukte\u00bb; im Prinzip ver\u00f6ffentlicht.","page":219}],"identifier":"lit18724","issued":"1908","language":"de","pages":"212-219","startpages":"212","title":"\u00dcber die Kohlenhydratgruppe in der Nucleins\u00e4ure. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"56"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:29:14.714890+00:00"}