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{"created":"2022-01-31T14:59:33.555185+00:00","id":"lit18729","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zeynek, R. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 1-38","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\nVon\nR. von Zeynek.\nMit einem Bildnis von f Gustav v. H\u00fcfner.\nAm 14. M\u00e4rz 1908 nachts ist Gustav von H\u00fcfner, der Mitbegr\u00fcnder dieser Zeitschrift und Nachfolger Hoppe-Seylers in T\u00fcbingen einem Anfalle von Angina pectoris im 68. Lebensjahre erlegen. In H\u00fcfner ist die m\u00f6glichst exakte physikalische Richtung der physiologischen Chemie verk\u00f6rpert. Dadurch da\u00df er ein Feind wissenschaftlicher Reklame und ein Gegner polemischer Arbeit war, haben manche seiner Leistungen nicht die geb\u00fchrende Anerkennung der Zeitgenossen gefunden. Die Zukunft wird wohl erkennen, welch bedeutenden, seltenen Mann wir an H\u00fcfner verloren haben.\nCarl Gustav H\u00fcfner wurde zu K\u00f6stritz im F\u00fcrsten-tume Reu\u00df am 13. Mai 1840 geboren. Seinen Eltern geh\u00f6rte ein M\u00fchlengut an der Elster, aber Elementarereignisse \u2014 so wurde zweimal das zur M\u00fchle geh\u00f6rende Stauwehr vom Hochwasser zerst\u00f6rt \u2014 machten die Aufnahme gro\u00dfer Kapitalien notwendig. Bei seines Vaters fr\u00fchem Tode (13. Juni 1852) hatte seine Mutter, die Schwester des Rosenz\u00fcchters Dr. Her-ger,1) die Sorge um 3 S\u00f6hne, von welchen Gustav der j\u00fcngste war, und 60000 Mark Schulden auf der M\u00fchle. H\u00fcfners Mutter war eine ausgezeichnete, wirtschaftliche Frau, der es gelang, ihre Buben t\u00fcchtig zu erziehen und im Laufe der Jahre die Schuldenlast auf 6000 Mark zu reduzieren. Gustav hing mit schw\u00e4rmerischer Verehrung an ihr, von fr\u00fcher Jugend an war es sein Streben, sie bald unterst\u00fctzen zu k\u00f6nnen.2)\ni) Im K\u00f6stritzer Taufregister ist ihr Name nach einer gef\u00e4lligen Mitteilung des dortigen Pfarrers als Johanna Christiane geh. Her eher eingetragen.\n*) Die Mehrzahl der Daten verdanke ich dem liebensw\u00fcrdigen Entgegenkommen der Freunde H\u00fcfners, dem Dekan der med. Fakult\u00e4t\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\t1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nR. von Zeynek,\nWie alle Th\u00fcringer war Gustav H\u00fcfner ein begeisterter Anh\u00e4nger seiner Heimat. Das Elstertal ist seiner Natursch\u00f6nheiten wegen bekannt, besonders K\u00f6stritz durch seinen Park und seine ausgedehnten G\u00e4rtnereien. Hat man doch K\u00f6stritz das deutsche Schiras genannt. Der bekannte Rosenz\u00fcchter Dr. Joh. Ernst Herger, der Nestor der deutschen Roseng\u00e4rtnerei, war wie erw\u00e4hnt der Onkel H\u00fcfners; an ihn schlo\u00df sich der als Kind schw\u00e4chliche Gustav mit besonderer Neigung an. Herger mu\u00df ein seltener Mann gewesen sein. Da er auf H\u00fcfners Denkweise und ganze Entwicklung einen gro\u00dfen Einflu\u00df genommen hat, sei es gestattet, bei ihm etwas l\u00e4nger zu verweilen.\nHerger war 28 Jahre \u00e4lter als sein Sch\u00fctzling. Seine Eltern hatten in K\u00f6stritz einen kleinen Materialwarenhandel betrieben, wollten aber trotz der beschr\u00e4nkten pekuni\u00e4ren Verh\u00e4ltnisse den Knaben, dessen Begabung die Aufmerksamkeit der Lehrer auf sich zog, auf deren Rat studieren lassen. Der eigensinnige Knabe hatte es sich aber in den Kopf gesetzt, G\u00e4rtner zu werden, und zog es vor, im Freien herumzustreifen, statt die Lateinstunden, die vorerst Pfarrer Schottin ihm gab, zu besuchen. So wurde er mit 14 Jahren zum K\u00f6stritzer Hofg\u00e4rtner in die Lehre getan und lernte dort 3 Jahre die G\u00e4rtnerei, dann kam er nach Dresden als Gehilfe in den Garten des sog. japanischen Palais. Durch Krankheit (Malaria?) gezwungen kehrte er nach K\u00f6stritz zur\u00fcck, wo der Bruder des Pfarrers Schottin, der als Arzt und als Magus von naturwissenschaftlicher Weisheit weitber\u00fchmte Hofrat Dr. G. Schottin, sich seiner annahm. Zwischen den Beiden entwickelte sich ein reger geistiger Verkehr und ein Freundschaftsbund. Sie\nHerrn Prof. v. Froriep, welcher mir die Korrespondenz H.\u2019s und seine Aufzeichnungen zug\u00e4nglich gemacht hat, Herren Prof. V\u00f6chting und Paschen in T\u00fcbingen, Geheimrat Boehm in Leipzig, Kronecker in Bern, Justizrat Busch in Gera, welche pers\u00f6nliche Erlebnisse mir g\u00fctigst mitgeteilt haben, ferner den Herren Dr. Letsche und E. Gansser am T\u00fcbinger physiol.-chem. Institut, letzterem auch die Zusammenstellung der aus H\u00fcfners Institute hervorgegangenen Arbeiten. An erster Stelle erlaube ich mir, diesen Herren f\u00fcr die g\u00fctige Unterst\u00fctzung den herzlichsten Dank zu sagen.\tR. v. Zeynek.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n3\nfingen auch gemeinschaftlich zu arbeiten an. Ein eiserner M\u00f6rser war durch einen Blitzschlag zum dauernden Magneten geworden und wurde an Schottin gesandt, welcher mit demselben magnetische Experimente anstellte. 1834 fand Schottin,\n\u2022\u2022\nda\u00df sich in der \u00d6ffnung eines jeden eisernen M\u00f6rsers ein Punkt finde, der die Eigenschaft hat, da\u00df die Magnetnadel, um ihn herumgef\u00fchrt, immer mit dem S\u00fcdpol gegen ihn gerichtet bleibt. Derartige Untersuchungen f\u00fchrten H erg er zur Erforschung magnetischer Kurven, und mit erstaunlicher Ausdauer gab er sich diesen Problemen hin. 1836 legte er auf der Naturforscherversammlung in Jena in einer Sitzung, welcher auch Humboldt und Wilh. Weber beiwohnten, die erste Reihe seiner Kurventafeln vor und wurde durch die allseitige Bewunderung belohnt. 1844 erschien der erste Teil eines gro\u00dfen Tafelwerkes \u00fcber die magnetischen Kraftlinien, 1846 war das Gesamtwerk abgeschlossen. Wilh. Weber verglich in einem Briefe Her-gern mit Chladni; sein Werk w\u00e4re wesentlich geworden in der Geschichte der Physik, wenn es fr\u00fcher gemacht worden w\u00e4re; und das w\u00e4re nach den Mitteln m\u00f6glich gewesen. \u00c4hnliche briefliche \u00c4u\u00dferungen von Gauss, Al. Humboldt, Ermann, Fries, mit welchen dem Autor uneingeschr\u00e4nkte Bewunderung zuteil wurde, w\u00e4ren wohl geeignet gewesen, Her gern seiner urspr\u00fcnglichen Lebensrichtung zu entfremden.\nErmann z. B. wollte ihn selbst m\u00f6glichst rasch soweit schulen, da\u00df er als physikalischer Beobachter an der franz\u00f6sischen Erdumseglung unter Dumont d\u2019Urville teilnehmen k\u00f6nne. Herger widerstand aber trotz seiner Sehnsucht, Neues zu beobachten, der immerhin gef\u00e4hrlichen Versuchung, wohl in der Furcht, sich selbst zu verlieren, erwarb sich in den n\u00e4chsten Jahren seinen Lebensunterhalt durch Porzellanmalen und vertiefte sich in aller* freien Zeit in physikalische Studien.\nErst w\u00e4hrend des Druckes seines gro\u00dfen Tafelwerkes nahm Herger seinen urspr\u00fcnglichen Lebensplan der G\u00e4rtnerei wieder auf ;*) im kleinsten Ma\u00dfstabe begann er ein Fleckchen des v\u00e4terlichen Gartens zu ben\u00fctzen, binnen wenigen Jahren\n*) H\u00fcfner hat seinem Onkel in der Gartenlaube, 1881, Nr. 47, ein Erinnerungsblatt geweiht, welches hier benutzt wurde.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nR. von Zeynek,\nhatten seine Rosen einen wahren Weltruf. 1870 begann er noch die Pflege von Ziergeh\u00f6lzern, 1877 verkaufte er als wohlhabender Mann im Gef\u00fchle geschw\u00e4chter Gesundheit sein Gesch\u00e4ft.\nDurch seine physikalischen Besch\u00e4ftigungen entstanden in Herger Bestrebungen, die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten auf philosophisches Gebiet zu \u00fcbertragen. 1865 verfa\u00dfte er einen \u00abBeitrag zum Entw\u00fcrfe eines Bildes \u00fcber die moralisch-physikalische Weltordnung\u00bb . Aus dieser Schrift geht die Sehnsucht nach Harmonie, welche er nicht immer in der Natur, selten \u00abin der menschlichen Kultur findet, hervor. Mutet den Leser die Verbindung von Moral und Physik naiv an, so zeigt sich in dieser Schrift eine reiche, dem Edlen, Sch\u00f6nen und Gro\u00dfen zugeneigte Phantasie. Viele Anregungen zu solchen Reflexionen hat Herger aus Humboldt und Goethe erhalten, wie er sich \u00fcberhaupt viel mit Lekt\u00fcre wertvoller B\u00fccher besch\u00e4ftigte. Im innigsten Umg\u00e4nge mit diesem Manne wuchs Gustav H\u00fcfner heran.1)\nHerger hat, selbst kinderlos verheiratet, in vieler Hinsicht Vaterstelle an seinem Neffen vertreten. Wie mag dieser auf die Belehrungen des Ohms gehorcht haben! H\u00fcfners Verehrung Goethes, die Freude an der sch\u00f6nen Form, der Klassizit\u00e4t, vielleicht auch die philosophische Betrachtungsweise gehen auf Einfl\u00fcsse Hergers zur\u00fcck. Es ist auffallend vom Standpunkte der Vererbungstheorien, wie \u00e4hnlich sich diese Beiden waren, wie verschieden anderseits H\u00fcfner in seinen Neigungen und seinem Wesen von seinen beiden Br\u00fcdern war.\nF\u00fcr das Gymnasium wurde H\u00fcfner vorerst in K\u00f6stritz durch Privatlehrer vorbereitet. Ostern 1853 trat er in die Quarta des Gymnasiums in Gera ein, in welcher auch sein\n*) 1877 wurde Herger auf H\u00fcfners Betreiben Dr. hon. c. der naturwissenschaftlichen Fakult\u00e4t in T\u00fcbingen. Sein letztes Lebensjahr brachte noch die Erf\u00fcllung eines Herzenswunsches. 1880 unternahm er eine Reise nach Rom, Neapel, bestieg den Vesuv und verweilte einige Zeit in Capri; auf der Heimreise erkrankte er, erreichte zwar scheinbar gesundet seine Heimat, mit frohen Vors\u00e4tzen, die zahlreichen Landschaftsskizzen, die er mitgebracht hatte, im kommenden Winter auszuf\u00fchren, doch wenige Tage sp\u00e4ter, am 21. Oktober, erlag er einem chronischen Brustleiden, im 68. Jahre.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n5\nFreund und Cousin Franz Busch, jetzt Justizrat in Gera, sa\u00df. Seine Leistungen waren so hervorragend, da\u00df die Lehrer sich immer mit Erfolg an ihn wandten, wenn alle anderen Sch\u00fcler versagten ; er war aber nicht nur der Liebling der Lehrer durch alle Klassen hindurch, auch bei seinen Mitsch\u00fclern war er hochgeachtet und beliebt. Obwohl Ernte- und Geldsorgen im Eiternhause zu \u00e4u\u00dferster Sparsamkeit zwangen, hatte er sich als Gymnasiast Humboldts Kosmos selbst angeschafft. Sein Gymnasialzeugnis vom 21. April 1860 f\u00fchrt aus: Erat ex iis discipulis, quos in omni tempore non ita multos esse vidimus, qui natura tarn bene et egregie constituti sunt, ut non satis habeant quotidie scientiae aliqua incrementa cepisse, sed qui tum demum sibi satis fecisse credunt, si ipsis contigerit ad summam . . . speciem, quam animo ac mente conceptam tenent, propius accessisse.\nZu Ostern 1860 bezog H\u00fcfner mit Cousin Busch die Universit\u00e4t Leipzig, wozu ihm der Onkel eine Geldunterst\u00fctzung gew\u00e4hrte. W\u00e4hrend Busch nach einem Jahre nach Heidelberg \u00fcbersiedelte, blieb er in Leipzig bis Ostern 1862 als Student der Medizin. Neben den f\u00fcr den Mediziner n\u00f6tigen Kollegien trieb er eifrig Zoologie bei Poppig, in dessen Hause er auch verkehrte. Nachdem sein treuer Gef\u00e4hrte Busch ihn verlassen hatte, f\u00fchrte H\u00fcfner ein eingehendes Tagebuch, welches er an seinem 21. Geburtstage, am 13. Mai 1861, dem Tage seiner Gro\u00dfj\u00e4hrigkeit, begann. Er will seine Erlebnisse, die Meinungen und Glaubensbekenntnisse seiner Seele aufzeichnen. Nun f\u00fchlt er sich vereinsamt. Scheu und empfindsam, alles Rohe absto\u00dfend, von Idealen erf\u00fcllt, klagt er, da\u00df er sich mit seinen Kollegen nicht recht verstehen k\u00f6nne, er m\u00fcsse sich als Philister schelten lassen, zum mindesten als einen einseitigen Menschen. \u00abR\u00fccksichten sind sonderbare Qu\u00e4lgeister f\u00fcr jugendliche Gem\u00fcter.\u00bb Seine Einseitigkeit solle aber in strenger Wissenschaftlichkeit bestehen, die Vielseitigen, Anderen seien flache, seichte Menschen. Zweiseitig und zweideutig sind nahe verwandt, besonders unter den Theologie studierenden Jugendgenossen seien solche Naturen. Lieber ein offenes Gest\u00e4ndnis von Schw\u00e4che und Ignoranz in manchen Dingen!","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nR. von Zeynek,\nIst das nicht schon der \u00abH\u00fcfner\u00bb, wie wir ihn kennen?\nSo tritt er aus der Studentenverbindung aus, welcher viele Jugendbekannte aus der Heimat angeh\u00f6rten, als diese ins klerikale Fahrwasser ger\u00e4t, um den selbst auferlegten t\u00f6richten Pflichten und Plagen, den Fesseln des Formalismus, zu entgehen.\nAuch h\u00e4usliche Sorgen machten ihn ernster. Die v\u00e4terliche M\u00fchle war neu aufgebaut, sein Bruder Rudolf hat sich im R\u00e4derwerke die Hand schwer verletzt, andere Sorgen in der Familie verstimmen ihn. Gerne m\u00f6chte er der Mutter die b\u00f6sen Sorgen in der Familie tragen helfen. Nun geht er ganz im Studium auf.\n\u00abWie man nur so leben mag? Du machst Dir gar keinen guten Tag!\u00bb Ein guter Abend kommt heran, wenn ich den ganzen Tag getan . . .\nEtwas Musik war seine einzige Erholung.\nMit seinem Freunde Busch blieb er in regem Briefwechsel. Leipzig befriedigte H\u00fcfner nicht sehr, ihm fehlte die sch\u00f6ne Natur, die poetische Stimmung der Heimat. An Busch schrieb er, er g\u00e4be unendlich viel darum, noch einmal von vorn anfangen und eine oder die andere s\u00fcddeutsche Universit\u00e4t besuchen zu k\u00f6nnen. Doch denkt er daran, etwa Famulus bei Ed. Weber zu werden. Wenn das nicht ginge, m\u00f6chte er das Anatomicum ablegen, dann aber das Sommersemester nach Jena ziehen, um wieder froher Stimmung und ein Freund der Sonne zu werden.\nInzwischen treibt er eifrig Mathematik und liest Oersted, der ihm \u00fcber Humboldt geht.\nNachdem das Anatomicum in Gemeinschaft mit Freund Niedner, dem Einzigen, mit welchem er sich nun wirklich und ernst versteht, mit welchem er gerne wissenschaftliche Gespr\u00e4che f\u00fchrt, im Februar 1862 bestanden war, fragte er beim \u00abalten\u00bb Ed. Weber betreffend des Famulates an. Dieser verschob die definitive Antwort, um sich noch mit seinem Bruder zu besprechen, worauf H\u00fcfner gekr\u00e4nkt, vielleicht auch froh, nun das Jenenser Projekt durchf\u00fchren zu k\u00f6nnen, rasch verzichtete. In der Tat soll aber Webers Antwort keine h\u00f6fliche Ablehnung gewesen sein, und dieser war selbst \u00fcber das st\u00fcrmische Vorgehen erstaunt. Onkel Herger w\u00fcnschte in Humboldt-","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n7\nIdeen, H\u00fcfner m\u00f6ge seine Studien unterbrechen, um die Reise des Herzogs von Gotha nach Innerafrika mitzumachen; doch ihn lockt es in gr\u00f6\u00dfere Ruhe, er m\u00f6chte alles verarbeiten, was er bisher aufgenommen, und sich nach dem Rezeptiven aufs Produktive vorbereiten.\nDas Sommersemester in Jena brachte die ersehnte Sammlung und Erholung. Es gelang ihm, die sch\u00f6nste Stube zu mieten, in der K\u00f6rnerei, mit weiter Aussicht nach Dornburg, unter sich die Promenade. Trotzdem er Jena ein \u00abaltes bummliges Studentennest\u00bb nennt, f\u00fchlte er sich dort wohl. Gegenbaurs energische, flei\u00dfige Natur, Lehmanns noble Gem\u00fctlichkeit, Schleidens Klarheit und Kritik fesselten ihn, fern von \u00abLeipzigs Intrigantentum\u00bb freut er sich, an Erfahrungen reicher, an Charakter fester geworden zu sein. Er analysiert flei\u00dfig bei Lehmann, gewinnt Freunde, -besonders S\u00fcttau (der im Januar 1865 an Tuberkulose (?) gestorben ist) wird sein st\u00e4ndiger Begleiter, eifrig treibt er Botanik, Meteorologie und kosmische Physik, macht viele Ausfl\u00fcge in die Umgebung. Ein kleiner Herzensroman mit einer schwarz\u00e4ugigen Kellnerin in der Baraschken-m\u00fchle treibt ihn oft dorthin; obwohl er, sich z\u00fcgelnd, selbst dar\u00fcber spottet, m\u00fcssen seine Freunde mit bewundern, auch seine ihn besuchenden Verwandten.\nSo war H\u00fcfner auch einmal in Arkadien. Das Jenenser Semester war seine einzige Studienromantik ; gern w\u00e4re er von hier nach Heidelberg gezogen, aber seine Verwandten bestimmten ihn, doch wieder nach Leipzig zur\u00fcckzukehren. Mu\u00dfte sich doch auch Goethe vorerst mit Leipzig zufrieden geben. Doch hatte er, im Oktober 1862 wieder dort, den fr\u00fcheren Eindruck des gezwungenen, blasierten Lebens. Sein Tagebuch wurde nun der Freund, dem er alle deprimierende Verstimmung klagt, da er sich das Leben nicht nach seinen Idealen gestalten konnte.\nNach dem schw\u00e4rmerisch verbrachten Sommersemester erfa\u00dfte ihn eine recht ernste Hypochondrie, die sich noch steigerte, nachdem er Ende Februar 1863 sein Baccalaureat mit der besten Note bestanden hatte. Der rege Anteil, welchen er an den Greueln auf St. Domingo nahm, l\u00f6ste in ihm eine richtige Todesfurcht aus, der eine tiefe Melancholie folgte.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nR. von Zeynek,\nIch glaube berechtigt zu sein, H\u00fcfners Seelenleben ausf\u00fchrlicher zu schildern, weil die Kenntnis von seinem sensitiven Wesen den Schl\u00fcssel bietet f\u00fcr manche sonst unerkl\u00e4rliche Zur\u00fcckhaltung, auch in wissenschaftlicher Beziehung. Es erkl\u00e4rt, da\u00df H\u00fcfner keine Kampfnatur war. Er will sich zwar von den tr\u00fcben Gedanken freimachen, den Idealismus, der ihm das Leben schwer macht, aufgeben, m\u00f6chte gerne wie Goethe die inneren Erlebnisse als Objekt behandeln, er liest eifrig \u00abWahrheit und Dichtung\u00bb, um seinem Vorbild nachzueifern; es gelingt ihm, stoisch das Unvermeidliche hinzunehmen, aber die Heiterkeit der Jenenser Zeit ist dahin, wenn auch im n\u00e4chsten Wintersemester die b\u00f6sen Tr\u00e4umereien verscheucht waren.\nDa\u00df ein solcher Mann in der T\u00e4tigkeit eines praktischen Arztes keine Befriedigung finden konnte, wird niemand wundern.\nDer Wissenschaft gewidmet f\u00fchlt er sich : schon als Kind mit Hergersehen Ideen wie geimpft, kam dann, gleichfalls von Herger angeregt, der Einflu\u00df Goethes und Humboldts. Er selbst hatte Oersted als seinen Leiter erkoren. \u00abAlle drei bringen etwas Gewaltiges, Erhabenes vor : Goethe-Phantasie, Humboldt-Gem\u00fct, Oersted-Verstand ; alle drei f\u00fchren zu einer hohen Ahnung von einem sch\u00f6nen, geordneten, harmonischen Weltganzen.\u00bb Er f\u00fchlt den schneidenden Widerspruch, in welchem gegenw\u00e4rtig die Studien der praktischen Medizin zu den heiligen Neigungen stehen, welche Astronomie, Physik und Chemie offenbaren. Bei seinen Kollegen findet er gar keine Spur der Sehnsucht zur Erkenntnis einer \u00abewigen Weltordnung\u00bb, alle um ihn hetzen, um t\u00fcchtige Praktiker zu werden und bald eine feste Stelle zu erhalten. Medizinische Physik wird zwar gelesen, aber nicht mit Interesse studiert, Lehmanns Laboratorium sollte der Zentralpunkt sein! \u00ab0 gibt es Geister in der Luft . . . , so f\u00fchrt mich weg zu neuem, bunten Leben!\u00bb ruft er. Das klinische Herumstehen macht ihn verzweifelt. Mit Vorliebe frequentierte er nur Wunderlich und Ruete. Doch gab es mit ersterem ein arges Zerw\u00fcrfnis; H\u00fcfner hatte ihm bei einer Diagnose widersprochen und seine Ansicht festgehalten, worauf Wunderlich ihn vor dem Auditorium blo\u00dfstellte und ihm den Vorfall nachgetragen zu haben scheint. Dem","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n9\nOkulisten Ruete trat H\u00fcfner n\u00e4her nach einer eingehenden Aussprache \u00fcber dessen Rektoratsrede 1864 \u00fcber die Existenz der Seele, gegen welche H\u00fcfner urspr\u00fcnglich einige Einwendungen \u00f6ffentlich Vorbringen wollte.\nRuete nahm sich auch in der Folgezeit H \u00fc f n e r s sehr an und blieb ihm wohlgesinnt. H\u00fcf n e r verkehrte in dessen Familie, wurde im M\u00e4rz 1864 Famulus bei ihm; es scheint, da\u00df er durch diesen Erfolg bei den fortdauernd trostlosen h\u00e4uslichen Verh\u00e4ltnissen und \u00fcberdies einer Krankheit seiner Mutter und des Onkels Herger sich gehoben f\u00fchlte: \u00abSenkt sich das Rad und quetscht mich nieder, so denk ich : nun es hebt sich wieder. \u00bb Eifrig besuchte er das Theater, wo Devrient Gastspiele gab, und das einzige, was ihn wirklich an Leipzig fesselte, waren die Konzerte.\nIm Sommersemester 1865 waren alle Pr\u00fcfungen absolviert, die in Sachsen ein Mediziner ablegen kann. In den Ferien f\u00fchrte Onkel Herger ihn in die Schweiz. Vom Bodensee ging es nach Thun, \u00fcber die Gemmi nach Leuk, von da auf den Gornergrat und bei ung\u00fcnstigem Wetter \u00fcber den Trift- und oberen Theodulgletscher nach Zermatt. Schon im Herbste 1863 hatte er mit dem Onkel \u00fcber den Plan gesprochen, vom Monte Rosa aus Beobachtungen zu machen und auf Wunsch des Onkels diesen Plan dem Physiker Hankel vorgebracht. Vermutlich war daraufhin das Ziel der Reise bestimmt worden.\nDas Wintersemester 1865166 brachte f\u00fcr H\u00fcfners Zukunft die Entscheidung in der Frage der engeren Berufswahl. Carl Ludwig war nach Leipzig berufen, und H\u00fcfner geh\u00f6rte bald zu seinen eifrigen Sch\u00fclern. Erst am 31. M\u00e4rz 1866 wurde er promoviert mit der Dissertation: Zur vergleichenden Anatomie und Physiologie der Harnkan\u00e4lchen. Opponenten waren E. Cyon und 0. Bayer, von welchen die gewandte Dialektik des Ersteren H\u00fcfne\u00e7 nach seinen Mitteilungen recht zu schaffen machte. Von den Thesen seiner Doktorarbeit sei die erste hervorgehoben: \u00abIch behaupte, da\u00df, je kleiner der Quotient der Herzkraft eines Wirbeltieres in sein K\u00f6rpergewicht, um so h\u00f6her die Stufe sei, welche eben dieses Tier in der allgemeinen Entwicklungreihe einnimmt\u00bb. Als Motto wollte er urspr\u00fcnglich den Goethe sehen Spruch anbringen:","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nR. von Zeynek,\nAch, Natur, wie sicher und gro\u00df in Allem erscheinst Du,\nAlles entsteht und ergeht nach Gesetz : doch \u00fcber des Menschen Leben, dem k\u00f6stlichen Schatz, herrschet ein schwankendes Los.\nDas Ludwigsche Institut wurde von nun an H\u00fcfners Erbauungsst\u00e4tte. Dort fand er wissenschaftliche Ansprache. Aber es hie\u00df eine Lebensstellung finden. Geheimrat Ruete hatte ihm zwar die Stelle eines Hausarztes in der Leipziger Augenheilanstalt \u00fcbertragen, eine Frucht seiner ophthalmologi-schen Studien war die Abhandlung: Versuch einer Erkl\u00e4rung der im Santoninrausche beobachteten Erscheinung von partieller Farbenblindheit im Sinne der Youngschen Theorie; im Sommer war er in Hamburg, wohl um sich dort zu etablieren, kehrte aber bald zu seiner Hausarztstelle wieder zur\u00fcck.\nH\u00fcfnern zog es zur akademischen Karriere. Im Tagebuche unterzieht er sich einer Selbstpr\u00fcfung und f\u00fchlt sich stark, sich bei geh\u00f6rigem Flei\u00df schon durchzuringen. Aber es fehlt an den Mitteln, noch einige Jahre sorglos wissenschaftlich zu arbeiten. Der elterlichen M\u00fchle kann er kein Geld entziehen, ohne bef\u00fcrchten zu m\u00fcssen, da\u00df seine Br\u00fcder ruiniert werden. So wandte er sich an Onkel Herger, der ihn w\u00e4hrend der medizinischen Studien unterst\u00fctzt hatte. Herger wollte jedoch eine unsichere Zukunft nicht weiter unterst\u00fctzen, sondern riet, H\u00fcfner solle vorerst Milit\u00e4rarzt werden und dann mit den gewonnenen Erfahrungen sich als praktischer Arzt niederlassen. Die politischen Verh\u00e4ltnisse des Jahres 1866 lie\u00dfen diesen Vorschlag plausibel erscheinen.\nIn dieser Frage mu\u00df sich H\u00fcfner mit seinem Onkel \u00fcberworfen haben, vielleicht trugen abf\u00e4llige Bemerkungen dazu bei, welche er \u00fcber die philosophischen Studien seines Onkels gemacht hat, wie er auch mit Pfarrer Stur m in K\u00f6stritz eifrig und zum Teil in poetischer Form debattierte ; H e r g e r entzog H \u00fc f n e r, im Falle er sich von der Medizin abwende, jede Unterst\u00fctzung.\nNach einigem Schwanken entschlo\u00df sich H\u00fcfner trotzdem zur wissenschaftlichen Laufbahn, gab die Stellung eines Hausarztes auf und besuchte seit Neujahr 1867 neben Ludwigs Institut das Laboratorium Kolbes mit allem Eifer. Ein gut","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n11\nbemittelter Jugendfreund, der jetzige Regierungsrat Dr. Mayer in Rudolstadt, borgte ihm das f\u00fcr seine Studien notwendige Kapital.\n\u00dcber diese Zeit \u2014 bis zu seiner Ernennung zum au\u00dferordentlichen Professor in T\u00fcbingen \u2014 sprach H\u00fcfner wenig und ungern. Er lebte ganz zur\u00fcckgezogen, sogar die Korrespondenz mit seinen Freunden h\u00f6rte fast vollst\u00e4ndig auf. Auch das Tagebuch wurde aufgegeben. Er hatte wohl niemanden, der um seine Sorgen wissen sollte. Seinem Freunde und Cousin Franz Busch hat er sp\u00e4ter erz\u00e4hlt, da\u00df er in jener tr\u00fcben Zeit sehr, sehr k\u00e4rglich gelebt und manchmal Hunger gelitten * habe, um nur seiner idealen Neigung folgen zu k\u00f6nnen.\nZwei Jahre hat H\u00fcfner bei Kolbe gearbeitet.\nKolbe interessierte sich sehr f\u00fcr ihn und nahmihnunter seine pers\u00f6nliche Leitung. H\u00fcfner lernte das eigenste Arbeitsgebiet Kolbes kennen (Amidos\u00e4uren, Oxys\u00e4uren, Carbons\u00e4uren) und publizierte aus dem Laboratorium 1868 : \u00dcber die Einwirkung von Jodwasserstoff auf Leucin und Tyrosin, ferner eine: Neue Synthese des Leucins. In der ersten Arbeit weist er nach, da\u00df Leucin und Tyrosin Amidos\u00e4uren sind und da\u00df Leucin mittels Jodwasserstoff sich in Ammoniak und Caprons\u00e4ure zerspalten l\u00e4\u00dft, die zweite Arbeit behandelt die Darstellung von Leucin aus Bromcaprons\u00e4ure und Ammoniak.\nNachdem er so, wie er in seinem Habilitationsgesuch sich ausdr\u00fcckte, die organische Experimentalchemie mit stetem Hinblick auf die Interessen der Physiologie studiert hatte, besuchte er im Wintersemester 1868\u201469 Bunsens Laboratorium in Heidelberg. Ludwig hatte ihn an Bunsen warm empfohlen. F\u00fcr Heidelberg kam ihm doch von Hause eine Unterst\u00fctzung zu. Daf\u00fcr berichtet er an den Onkel \u00fcber seine Eindr\u00fccke; wie ihn der schwerh\u00f6rige alte Herr (Bunsen) zerstreut empfing, dann aber vor Freundlichkeit und Gutm\u00fctigkeit \u00abzerflo\u00df\u00bb und mit ihm einen \u00abrecht sch\u00f6nen Platz\u00bb im Laboratorium aussuchte; wie im Laboratorium Bunsen jedem stets zu Diensten ist, ein wahrer Vater seiner Studenten. \u00abDas kommt aber daher, weil er nicht verheiratet ist.\u00bb \u2014 \u00abHelmholtz ist unser gr\u00f6\u00dfter Theoriker, unser Newton, aber Bunsen ist das eigentliche Muster f\u00fcr alle praktischen Naturforscher .... Was","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nR. von Zeynek,\nTyndall schreibt und arbeitet, ist Bunsens Geist, Bunsens Schule; der Sinn, in dem Ludwig arbeitet, ist Bunsens.\u00bb\nIm Laboratorium arbeitete H\u00fcfner vorerst mineralanalytisch und spektralanalytisch. Bunsen regte ihn an, spektralanalytisch die Durchl\u00e4ssigkeit der menschlichen Haut f\u00fcr chemische Agentien zu untersuchen: einmal zu versuchen, nach B\u00e4dern Lithion im Speichel und Harn nachzuweisen. H\u00fcfner schw\u00e4rmte vom lebendigen Vortrage Bunsens: Das sei kein trockener Professor, ein Humboldt oder Gregorovius, immer k\u00e4men neue fesselnde Ideen. Ein Beispiel, * das er erz\u00e4hlt hat, ist mir in Erinnerung geblieben, wie Bunsen bei der Besprechung des Eisens sagte: und wenn es auf der Sonne regnet, regnet es Eisen.\nCyon besuchte da H\u00fcfnern in Heidelberg; C. hatte in Petersburg eine Professur erlangt und wollte bei C. Ludwig f\u00fcr H\u00fcfner energisch Propaganda machen. Anfangs Dezember schrieb Cyon an H\u00fcfner, die Regierung w\u00fcnsche in Leipzig \u00abein Ordinariat f\u00fcr physiologische Chemie, aber Ludwig sei dagegen, falls Ludwig durchdringe, werde H\u00fcfner sein Assistent werden. Auch Schweigger-Seidel, damals Extraordinarius f\u00fcr Histologie, trat f\u00fcr H\u00fcfner warm ein.\nMit Genugtuung schreibt dies H\u00fcfner seinem Onkel, beif\u00fcgend: \u00abWenn ich indessen zur\u00fcckkehre nach Leipzig, wird mir nichts mehr imponieren, denn das beste, und den besten Mann dazu habe ich hier gesehen und kennen gelernt.\u00bb Einen bescheidenen Vorwurf kann er ihm nicht ersparen. \u00abDie tr\u00fcbsten Zeiten f\u00fcr meine Person waren die am Ende des vorigen Jahres\u00bb (1867). \u00abIm Laboratorium war mir noch nichts gegl\u00fcckt, und wollte mir nichts gl\u00fccken. Man sah mich vorwurfsvoll und halb bedauerlich an; ... . ich stand als ein recht zerrissener und hoffnungsloser Arbeiter da. Aber weil ich doch fortarbeitete trotz Hunger und Schulden und Schm\u00e4hungen, so gelang mir endlich eine, wenn auch kleine Untersuchung. Ihr folgte die erste Anerkennung; man fing an mich wieder zu \u00abnennen\u00bb! \u2014 Ich arbeitete abermals weiter, man gr\u00fcndete Hoffnungen auf mich und munterte mich sogar auf! Man deutete sogar allerlei an; ich kam bereits in Leipzig als pr\u00e4sumptiver Assistent bei","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n13\nLudwig allgemein in Verdacht. ... So standen die Dinge, ehe ich nach Heidelberg ging, .... bei solcher \u00dcberlegung verliere ich auch den Mut nicht f\u00fcr das neue Jahr. Jeder Zoll Boden, den man sich als Arbeiter in den exakten Wissenschaften erobert, bleibt ein sicherer Besitz, und bei einiger Ausdauer mu\u00df man nach und nach sich ein beachtenswertes Territorium erwerben.\u00bb\nDie physikalisch-mathematische Richtung, die damals in Heidelberg herrschte, bei Bunsen, bei Kirchhoff, bei Helmholtz, war H\u00fcfners Freude. Einmal l\u00e4\u00dft er seinen Groll \u00fcber die verlorene Leipziger Zeit aus, \u00fcber \u00abdie aller Logik baren und einer exakten naturwissenschaftlichen Behandlung total ermangelnden Vorlesungen, die angeblich \u00fcber die Gesetze des \u00abkranken Menschen\u00bb handeln. Wahrhaft fluchen sollte man auf sein Mi\u00dfgeschick, das einen soviel Zeit hat totschlagen lassen .... Und ich darf es nicht einmal aussprechen, .... sonst stellt man mir wenigstens Zeit meines Lebens ein Bein!\u00bb\nIn der zweiten H\u00e4lfte des Semesters machte H\u00fcfner bei\n\u2022 \u2022\nBunsen Gasanalysen und Diffusionsversuche. Uber die Gasdiffusion bei Bergbesteigungen will er mit Bunsen sprechen.\nGern w\u00e4re er l\u00e4nger bei Bunsen geblieben; aus Geldmangel mu\u00df er nach Leipzig zur\u00fcck. Die Seinen, f\u00fcr die der einzige Erfolg in einer guten Stellung zu erblicken war, schickten ihm im Februar 1869 etwas Geld, gerade genug, da\u00df er sich wieder in Leipzig einrichten konnte. Seine R\u00fcckkehr scheint aber doch zweckm\u00e4\u00dfig gewesen zu sein, denn ein ernster, sehr wohlhabender Konkurrent (Preyer) hatte sich als unentgeltlicher Assistent Ludwigs angeboten, wenn er nur den Professortitel bekomme. Ludwig hat dies allerdings abgelehnt.\nNun, H\u00fcfner konnte wohl mit dem Erfolge dieses Heidelberger Semesters zufrieden sein. Er hatte bei Bunsen t\u00fcchtig arbeiten gelernt, und diese Eindr\u00fccke und Errungenschaften waren f\u00fcr seine ganze sp\u00e4tere Richtung geradezu ma\u00dfgebend. Mit schw\u00e4rmerischer Verehrung hing er sein ganzes Leben an Bunsen. Eine Bemerkung H\u00fcfners aus dem \u00abinternationalen\u00bb Bunsenschen Laboratorium ist vielleicht von Interesse: ihm","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nR. von Zeynek,\nschienen die Russen am meisten gebildet, zum Verkehre erw\u00fcnscht, im Laboratorium aber die Amerikaner, wie schon in Leipzig, die liebsten Leute.\nNach Leipzig zur\u00fcckgekehrt, \u00fcberreichte er am 9. Juni 1869 sein Habilitationsgesuch f\u00fcr das Fach der Zoochemie. Das Kolloquium fand am 28. Juli, die Probevorlesung am 7. August abends statt.\nDas Thema derselben war: \u00abUber die Rolle, welche der Sauerstoff im lebendigen Organismus spielt.\u00bb Zweifellos war dies schon Bunsens Einflu\u00df. Die Probevorlesung ist nicht im Druck erschienen, das Manuskript fand sich aber unter H\u00fcfners Papieren. Die Hauptpunkte wiederzugeben, d\u00fcrfte willkommen sein.\nH\u00fcfner beginnt mit dem Vergleiche der Sauerstoffmengen in den Organismen und der anorganischen Natur, f\u00e4hrt fort, die Rolle des Sauerstoffs als Erreger und Vermittler chemischer Ver\u00e4nderungen zu schildern. Mit Beziehung auf die bei Bunsen ausgef\u00fchrten Versuche von Lothar Meyer und auf Mitteilungen Humboldts wird die Aufnahme des Sauerstoffs geschildert, wobei die Absorption der Gase besprochen wird. Hierauf folgt ein Exkurs \u00fcber die lockere Bindung des Sauerstoffs, welche die Oxydation verbrennlicher Molek\u00fcle vollf\u00fchrt und die irritable Substanz erregbar erh\u00e4lt. Die Erfahrungen \u00fcber die Bindung von Gasen durch die roten Blutk\u00f6rperchen werden mitgeteilt, einige Vermutungen \u00fcber Bindung und Abspaltbarkeit des Sauerstoffs von denselben schlie\u00dfen dieses Kapitel.\nIm folgenden wird das Tatsachenmaterial \u00fcber die Sauerstoffwirkung bei Gegenwart oxydierbarer Substanzen, die Leistungen des Sauerstoffs im K\u00f6rper und der Sauerstoffverbrauch der einzelnen Organe im Schlaf und Wachen nach Petten-kofer und Voit er\u00f6rtert. Der Schlu\u00df ist eine Betrachtung \u00fcber den Sauerstoffverbrauch in bezug auf tierische W\u00e4rme und Kraft und \u00fcber Rob. Mayers Idee, da\u00df die Oxydationen vorwiegend in der Blutbahn verlaufen.\nAm 18. Oktober 1869 wurde der junge Dozent auf Ludwigs Antrag Assistent f\u00fcr physiologische Chemie am neuen Leipziger physiologischen Institute. Mit ihm waren damals Assi-","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n15\nstenten: Kronecker, J. J. M\u00fcller, der im vorhergehenden Sommer bei Helmholtz gewesen war, und Schweigger-Seidel. Besonders mit letzterem war H\u00fcfner schon fr\u00fcher intim gewesen. So hatte Ludwig durch ihn H\u00fcfnern vor einem ; Jahre sagen lassen, H\u00fcfner solle sich nicht mit synthetischen Ideen abgeben, wenigstens nicht mit solchen, bei denen das Annehmliche blo\u00df anderen Leuten zugute kommt.\nIn Ludwigs Laboratorium stand er der chemischen Abteilung vor, es standen ihm 4 sch\u00f6n eingerichtete R\u00e4ume zur Verf\u00fcgung, wo er haupts\u00e4chlich die ihm \u00fcberwiesenen Praktikanten zu unterst\u00fctzen hatte, au\u00dferdem nat\u00fcrlich auch eigene Untersuchungen ausf\u00fchren konnte. \u00dcber Themen, die zu seinem Probevortrag in Beziehung standen, scheint er dort nicht gearbeitet zu haben, er war auch mit manchen Ansichten Ludwigs in der Blutlehre nicht einverstanden. Mit Kolbe und I seinem Laboratorium blieb er in F\u00fchlung, ohne jedoch seit 1870 mehr dort zu arbeiten. Sein Hauptthema war die Fermentchemie. Aus dem Kolbeschen Laboratorium publizierte er noch \u00fcber die Identit\u00e4t des nat\u00fcrlichen und synthetischen Leucins und \u00fcber die Anwendung des unterbromigsauren Natriums als Reagens.\n\u2022 \u2022\nUber ungeformte Fermente begann H\u00fcfner 1871 eine Reihe von Publikationen; wollte doch bekanntlich Carl Ludwig die physiologische Chemie als katalytische Chemie aufgefa\u00dft wissen. Als richtiger Bunsensch\u00fcler trachtete H\u00fcfner die Lehre von den katalytischen Wirkungen auf eine physikalische Basis, in Einklang mit den Anschauungen \u00fcber Molekularbewegung zu bringen.\nIn dieser Stellung bei Ludwig blieb H\u00fcfner bis zum Scheiden Hoppe-Seylers aus T\u00fcbingen. Er nahm regen Anteil an dem Verkehr, der \u00bbunter den zahlreichen Sch\u00fclern Ludwigs in Leipzig bestand. Ein engeres Freundschaftsverh\u00e4ltnis entwickelte sich zwischen ihm, Miesche r, R. Boehm und Schmiedeberg. Mit Assistenten Ludwigs (Kronecker und Schwalbe) stiftete er die physiologische Gesellschaft und belebte die Diskussionen durch feinsinnige Bemerkungen. Von den Kollegen wird sein damaliges Wesen als ernst, verschlossen nnd zur\u00fcck-","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nR. von Zeynek,\nhaltend geschildert, auch war seine Gesundheit nach allen den Anstrengungen und Aufregungen keine feste.\nH\u00fcfners Verh\u00e4ltnis zu Ludwig war bei aller Anh\u00e4nglichkeit nie ein innigeres, dessen Einflu\u00df auf seine wissenschaftliche Entwicklung ein au\u00dferordentlich viel geringerer als der Bunsens, obwohl Ludwig es nicht an F\u00f6rderungen seines Sch\u00fclers fehlen lie\u00df.\nIn der K\u00f6stritzer M\u00fchle nahmen aber die Sorgen kein Ende. Doch konnte sich H\u00fcfner nicht entschlie\u00dfen, Anerbietungen von chemischen Fabriken anzunehmen (wie er Busch erz\u00e4hlt hat), in ihre Dienste zu treten, oder ihnen seine Entdeckungen zu verkaufen. Seine Leistungen sollten lediglich der Wissenschaft zugute kommen.\nMit der Ernennung Hopp e-Seyl er s nach Stra\u00dfburg wurde H\u00fcfner nach T\u00fcbingen berufen. Vom 9. Juli 1872 ist der Brief, den ihm der Kanzler Staatsrat R\u00fcmelin schrieb: Die Fakult\u00e4t und der Senat haben in erster Linie den Antrag gestellt, ihn vorerst als au\u00dferordentlichen Professor zu berufen. Nach kurzen Unterhandlungen wurde H\u00fcfner am 19. Juli zum au\u00dferordentlichen Professor an der naturwissenschaftlichen Fakult\u00e4t, welcher er bis an sein Lebensende angeh\u00f6rt hat, zun\u00e4chst mit einem Gehalte von 1500 Gulden ernannt, Vorlesungen sollte er nach eigener Wahl halten.\nHerzlichst gratulirte C. Ludwig: \u00abSie wissen, wie gut ich Ihnen bin, und darum bedarf es auch keiner Versicherung, wie sehr es mich freut, da\u00df Sie an das Ziel gelangt sind, welches Sie sich vorgesteckt haben. Mir war es verg\u00f6nnt, Ihre Wandlung vom Arzte zum Chemiker zu verfolgen und die \u00e4u\u00dfern und innern K\u00e4mpfe zu beobachten, welche Sie siegreich bestanden.\u00bb Auch an Herger schrieb Ludwig: \u00abSo leid es mir tut, ihn (H.) zu missen, so habe ich ihm doch den Rat geben m\u00fcssen, sein sensibles Wesen einmal dem freien Wogenschlag auszusetzen.\u00bb\nVorerst schien T\u00fcbingen wie geschaffen, unserem H\u00fcfner alles ersehnte Gl\u00fcck zu bringen. Wenn er scherzend sagte,","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n17\nsein armes Th\u00fcringen habe nur zwei wahrhaft gro\u00dfe M\u00e4nner erzeugt, allerdings Lutherund Bach, hier in T\u00fcbingen hatte er vielfache, herrliche Reminiscenzen an geistige Leistungen aller Art. Auch sein Hang zur Romantik fand hier volle Nahrung in der sch\u00f6nen viel besungenen Umgebung. Wie er in Jena aus seiner Wohnung den sch\u00f6nsten Blick ins Weite hatte, fand er von seinem T\u00fcbinger Schlo\u00dflaboratorium einen Ausblick von seltener Pracht. Die hochgew\u00f6lbten, altert\u00fcmlichen R\u00e4ume muteten ihn Faustisch an. Unter sich die kleine, reinliche Stadt, ein Bild wie aus Fausts Osterspaziergang.\nDer Wissenschaft, der sch\u00f6nen Natur und der Freundschaft zu leben, war seine Devise.\nDie akademische Antrittsrede betraf die Entwicklung des Begriffs Lebenskraft und seine Stellung zur heutigen Chemie (T\u00fcbingen, Franz Fues, 1873).\nIn dem stillen, sch\u00f6nen Orte kamen aber bald genug auch K\u00e4mpfe. Ludwig hatte recht gehabt, von dem freien Wogenschlag zu sprechen, der H\u00fcfnern treffen sollte.\nAls eine seiner ersten Aufgaben fa\u00dfte er es auf, den Medizinern eine gr\u00fcndliche chemische Schulung zukommen zu lassen.\nIn der Korrespondenz mit seinen Freunden wird dieses Thema vielfach er\u00f6rtert ; da\u00df in den gro\u00dfen, chemischen Instituten die Mediziner gar h\u00e4ufig nur ein Ballast seien, da\u00df irgend einer der zahlreichen Assistenten angewiesen werde, sich mit ihnen zu besch\u00e4ftigen, der froh sei, wenn der Haufe sich bald verl\u00e4uft. Anderseits fasse vielleicht die Mehrzahl der Mediziner die Arbeit im Laboratorium als eine Besch\u00e4ftigung auf, welcher man sich der Pr\u00fcfung wegen unterziehen mu\u00df. Wenn ihnen da der Lehrer nicht sehr entgegenkommt, wenn nicht die Unbeholfenheit, von welcher die meisten im Beginne chemischer Arbeiten sind, mit gleichem Interesse zu \u00fcberwinden geholfen wird, so werden nur sehr wenige Mediziner chemisch denken lernen. Auch die Vorlesungen, speziell die der organischen Chemie, waren meistens f\u00fcr Fachchemiker bestimmt: alle Details, die f\u00fcr den Mediziner so gut wie keinen Bildungswert haben, sollte er absorbieren.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\n2","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nR. von Zeynek,\nDa gab es einen harten Kampf, der mehrere Jahre w\u00e4hrte. H\u00fcfner wollte verstimmt resignieren; Kolbe vor allem mahnte zum Ausharren. \u00abTun Sie um Himmelswillen keinen voreiligen Schritt .... behaupten Sie das Feld, und glauben Sie mir, binnen Jahresfrist werden Sie trotz .... in T\u00fcbingen Ordinarius sein. Behandeln Sie inzwischen . . . . und Genossen so vornehm wie Sie k\u00f6nnen .... das geh\u00f6rt leider nun einmal zur Schule des akademischen Lebens, die ein jeder durchmachen mu\u00df.\u00bb Auch C. Ludwig ermutigte ihn: \u00abAuch in T\u00fcbingen kann man hart und bissig werden, nicht nur in Leipzig, wo man statt der Erholung in der Natur, im Kreise der Kollegen die stumpfe Seele wieder sch\u00e4rfen mu\u00df.\u00bb\nDoch fand H. auch gute Freunde. In der ersten Zeit d\u00fcrfte er insbesondere mit dem Physiker v. Reusch und dem Mathematiker Gundeifinger viel verkehrt haben, in den n\u00e4chsten Jahren kam der Botaniker Pfeffer und der Orientalist Socin hinzu, und an die Familien des Anatomen Henke und des Physikers Braun schlo\u00df er sich besonders an. Auch zu dem pathol. Anatomen Sch\u00fcppel war er in freundschaftliche Beziehungen getreten und wurde nach dessen Tode 1881 Vormund der Kinder.\nEnde des Wintersemesters, am 22. M\u00e4rz 1875 wurde H\u00fcfner, wie ihm ein Freund schrieb, gegen eine kleine Partei, mit wahrhaft gro\u00dfartigem Referat zum Ordinarius vorgeschlagen und bald darauf ernannt. Bei Gelegenheit seines Eintritts in den akademischen Senat, am 11. November 1875 hielt er eine Rede \u00fcber den Unterschied zwischen den Aufgaben der organischen und denjenigen der physiologischen Chemie, welche wohl verdiente, einem gr\u00f6\u00dferen Kreise zug\u00e4nglich gemacht zu werden.\nDie Gegnerschaften dauerten aber fort und brachten ihm wieder, wie in seiner Jugend, vor\u00fcbergehend das Gef\u00fchl der Heimatlosigkeit \u2014 in der kleinen Stadt, wo er, der Empfindsame, den Gegnern nicht ausweichen konnte, und leicht der sachliche Streit aufs pers\u00f6nliche \u00fcbertragen wurde. Ein ironisierendes Gedichtchen H\u00fcfners mag da Platz finden:","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n19\n\u00abIch leug\u2019n es nicht, ich mu\u00df es offen klagen,\nWie herb das Los, sein Leben zu verbringen Im Neste hier ! Nicht jedem mags gelingen, T\u00fcbingens Qualen einsam zu ertragen.\nDoch trotz der Enge, trotz der kleinen Plagen Nicht sinken lass\u2019 ich noch der Hoffnung Schwingen, Ein freies Leben mu\u00df ich doch erringen \u2014\nNur schimpfen mu\u00df ich oft ob meinem Magen.\nNur oft und weit hinaus ins freie Walten,\nDann wird Melancholie sich nicht erlauben Als Herrin des Gem\u00fctes fest zu schalten. \u00bb\nt\nH\u00fcfner h\u00e4tte wohl anderswo wieder andere Schattenseiten des akademischen Lebens kennen lernen m\u00fcssen. In bezug auf den Unterricht der Mediziner hat er das angestrebte Ziel erreicht,1) auch die \u00abMagen\u00bbfrage fand eine g\u00fcnstige L\u00f6sung, als er Frl. Schaal (in T\u00fcbingen bekannt als Minele), eine schw\u00e4bische B\u00fcrgerstochter, zur Wirtschafterin nahm, die mehr als 30 Jahre seinem Haushalte Vorstand. Mit dem Einzuge Lothar Meyers begannen angenehme kollegiale Verh\u00e4ltnisse.\nDie Lichtseiten von T\u00fcbingen w\u00fcrdigte H\u00fcfner in vollem Ma\u00dfe. Er fand von Jahr zu Jahr mehr treue Freunde; Leipziger Kollegen hatten inzwischen in seiner N\u00e4he auch akademische Stellungen gefunden. Mit Schmiedeberg und mit Miescher, sp\u00e4ter, als R. Boehm nach Leipzig gekommen war, mit diesem gab es h\u00e4ufige Zusammenk\u00fcnfte ; die Freunde trafen sich regelm\u00e4\u00dfig in den Ferien und an manchen freien Tagen im Schwarzwalde, unternahmen gemeinsame Ausfl\u00fcge in die Schweiz und\ni) H\u00fcfner hat sich mehrfach, auch sp\u00e4ter \u00fcber dieses f\u00fcr die chemische Schulung der Mediziner wichtige Thema ausgelassen. 1892 schrieb er an Kronecker: \u00abDer physiologische Chemiker mu\u00df darnach trachten, den gesamten chemischen Unterricht der Mediziner in die H\u00e4nde zu bekommen, wie es bei mir jetzt tats\u00e4chlich der Fall ist. . . . Das kostet mich freilich t\u00fcchtige Anstrengung, ich mu\u00df geh\u00f6rig auf dem Damm sein. . . . Bin ich nicht selber auf dem Platze, und zeige ich nicht, da\u00df es mir selber Ernst ist, so stieben die Buben pl\u00f6tzlich alle auseinander; denn sie wollen ja keine Chemiker werden. Ich mu\u00df immer als Fuchtel \u00fcber ihnen schweben.\u00bb\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nR. von Zeynek,\nnach Italien, an welchen Zusammenk\u00fcnften auch andere Kollegen sich beteiligten. Da konnten mit Mu\u00dfe die verschiedensten Fragen aus ihrem Wissensgebiete besprochen werden. Sie standen in regem Briefwechsel, welchen H\u00fcfner getreulich aufbewahrt hat, vertrauten sich ihr F\u00fchlen und ihre Stimmungen an. Ein Teil der von Mi es eher herr\u00fchrenden Briefe ist in Mieschers Biographie von His ver\u00f6ffentlicht, er gibt einen Eindruck des Verkehrs dieser ausgezeichneten M\u00e4nner untereinander. Auch mit Geradini und mit Worm M\u00fcller, Bekannten aus der Leipziger Zeit, blieb H\u00fcfner in regem Briefwechsel.\nSch\u00fcler fanden sich bald zahlreich bei H\u00fcfner ein. Ihnen gegen\u00fcber folgte er dem Beispiel Bunsens. F\u00fcr jeden von ihnen war er stets leicht zu erreichen. In gem\u00fctlicher Weise bezeichnete er sie als seine \u00abBuben\u00bb, und das Herrichten und Vorbereiten f\u00fcr \u00dcbungen und Vorlesungen als \u00abFutterschneiden\u00bb. Kein Wunder, wenn er jedem derselben pers\u00f6nlich nahe stand und als v\u00e4terlicher Freund von ihnen verehrt wurde. In wissenschaftlicher Hinsicht gab es bald sch\u00f6ne Erfolge. Zuerst wurden Themen, die H\u00fcfner fr\u00fcher begonnen hatte, zu einem Abschlu\u00df gebracht, zum Teile gemeinsam mit Schleich, Zeller, Marckwart und Schreiner Untersuchungen \u00fcber ungeformte Fermente und ihre Wirkungen, \u00fcber die Verdauung, katalytische Wirkungen im allgemeinen (ein Freund schrieb ihm dar\u00fcber, da\u00df dies eines der Kapitel der unorganischen Chemie sei, die noch nicht existieren!), \u00fcber die Harnstoffbestimmung mit Hypobromit, Darstellung von Glykol. Beim Arbeiten mit Galle wurde ein Verfahren gefunden, rasch gro\u00dfe Mengen von Gly-kochols\u00e4ure darstellen zu k\u00f6nnen; durch Versetzen von Rindergalle mit Aether und Salzs\u00e4ure erstarrt diese zu einem Krystallbrei von Glykochols\u00e4urenadeln, doch leider gelingt dieses sch\u00f6ne Verfahren nicht an allen Orten. Die Apparate zu Gasanalysen wurden nach Bunsen eingerichtet und gleich benutzt. In Versuchen \u00fcber die Bildung von freiem Stickstoff bei der Verwesung ergab sich die Gewi\u00dfheit, da\u00df dieser, von franz\u00f6sischen und englischen Agrikulturchemikern als durch den Verwesungsproze\u00df entstanden gedachte Stickstoff durch Versuchs-","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n21\nfehler von au\u00dfen eingedrungen sei *). Die Untersuchung eines stickstoffreichen Gases bei einem py\u00e4mischen Prozesse zeigte, da\u00df dieses Gas nicht vom Organismus gebildet sei. 1876 wurden Versuche dar\u00fcber publiziert, da\u00df die F\u00e4ulnisorganismen bei Abwesenheitatmosph\u00e4rischen Sauerstoffs sich gut weiterentwickeln.\nIn dieser Zeit wurde das Thema seines Habilitationsvortrages wieder vorgenommen, und von 1877 an folgte eine Reihe von Publikationen betreffend die Chemie des Blutes.\nEingeleitet wurden diese Untersuchungen mit der Konstruktion eines neuen Spektrophotometers, welches eine Vervollkommnung des Vierordtschen Instrumentes darstellte, indem die Lichtabschw\u00e4chung nicht durch Spaltverengerung und durch Rauchgl\u00e4ser, sondern durch Drehung eines Nicols erfolgt. Mit der weiteren Verbesserung des Spektrophotometers hat sich H\u00fcfner bis in die letzte Zeit besch\u00e4ftigt; bei diesen Aufgaben fand er am Mechaniker Albrecht einen verst\u00e4ndigen und eifrigen Mitarbeiter. Von diesem r\u00fchrt der Albrechtsche Glask\u00f6rper her, welcher die Ablesungen sehr erleichtert dadurch, da\u00df das dunkle Trennungsfeld zwischen den Lichtfeldh\u00e4lften verschwindet. Mit diesem Apparat erreichte . H\u00fcfner damals Farbstoffbestimmungen, deren mittlerer Fehler nicht viel \u00fcber 1 \u00b0/o betrug.\nGleichzeitig wurden sorgsame Versuche ausgef\u00fchrt zur Bestimmung des locker gebundenen Sauerstoffs im Oxyh\u00e4moglobin. Wie Humboldt es verstand, bei seinen Fragen alle M\u00f6glichkeiten sorgf\u00e4ltig zu erw\u00e4gen, so trachtete H\u00fcfner alle Fehlerquellen dieser heiklen Versuche zu eruieren. Er wies damals besonders auf die Fehler hin, welche durch den Sauerstoffverbrauch w\u00e4hrend des Versuchs bedingt sind; Bunsen hatte schon auf solche bei der Bestimmung des Absorptionskoeffizienten von Sauerstoff f\u00fcr Wasser aufmerksam gemacht. Es sei darauf ausdr\u00fccklich hingewiesen, weil in der neueren Zeit Raschmethoden, beruhend auf der quantitativen Abspaltung\ni) Ehrenberg hat 1887 in H\u00fcfners Laboratorium dieses Resultat best\u00e4tigt, aber nachgewiesen, da\u00df Nitrate bei Sauerstoffmangel in faulenden organischen Gemischen gasf\u00f6rmigen Stickstoff liefern k\u00f6nnen (Diese Zeitschrift, Bd. XI, S. 438 ff.).","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nR. von Zeynek,\nvon Sauerstoff, zur Bestimmung von H\u00e4moglobin ausgearbeitet sind, welche recht genau sein sollen. (Vgl. Arch. f. [An. u.] Physiol. 1903, S. 218.) Unter Verwendung der gefundenen Konstante folgten die Versuche, zur Bestimmung von Blutfarbstoff und von dessen Sauerstoffgehalt die indirekte spektro-photometrische Methode zu verwerten, v. Noorden hat unter H\u00fcfners Leitung diese Methode ausgearbeitet.\n1880 gelang es H\u00fcfner, gr\u00f6\u00dfere Mengen von menschlichem (reduz.) H\u00e4moglobin krystallisiert darzustellen und damit den Streit zu erledigen, inwieweit die fr\u00fcher als mikroskopische Pr\u00e4parate beschriebenen Kryst\u00e4llchen H\u00e4moglobin gewesen seien.\nNun wurden unter dem Titel: Untersuchungen zur physikalischen Chemie des Blutes mehrere Untersuchungen \u00fcber den Sauerstoffdruck und die Sauerstoffbindung im Blutfarbstoff ver\u00f6ffentlicht. Die durch Auspumpen aus Oxyh\u00e4moglobin erhaltene Sauerstoffmenge wurde mit der vom H\u00e4moglobin aufgenommenen verglichen. Bei diesen Versuchen wurde auch auf die gro\u00dfe Kompliziertheit solcher Versuche hingewiesen, die hervorgerufen ist durch die Gegenwart eines, wie das H\u00e4moglobin es ist, vermutlich oxydablen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers, durch die Schwierigkeit, Verunreinigungen, wenigstens deren Spuren, zu entfernen. Ein Passus in einer dieser Arbeiten (diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 108) scheint mir gegenw\u00e4rtig ein gr\u00f6\u00dferes Interesse zu verdienen, als er fr\u00fcher wohl fand; die dort aufgestellte Hypothese \u00fcber die Oxydationswirkungen von in Wasser absorbiertem Sauerstoff scheint mir die Ionenreaktionen vorzuahnen.\nMit diesen Versuchen wollte H\u00fcfner die \u00abFundamente zu einer exakten, wenn ich so sagen darf, Physiologie des Sauerstoffs\u00bb geben.\n1882 wurde krystallisiertes Meth\u00e4moglobin in gr\u00f6\u00dferen Mengen dargestellt und bewiesen, da\u00df dieses kein Abbauprodukt des Blutfarbstoffs sei.\nEs folgten Versuche der Kohlenoxydverdr\u00e4ngung mit Stickoxyd aus Kohlenoxydh\u00e4moglobin vom Hunde, von Marshall ausgef\u00fchrt, \u00e4hnliche Versuche mit Kohlenoxydh\u00e4moglobin vom Schweine wurden von K\u00fclz publiziert. Sie stellten eine Kon-","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n23\ntrolle der Versuche \u00fcber den austreibbaren Sauerstoff des Oxyh\u00e4moglobins dar und erlaubten einen Schlu\u00df auf das Molekulargewicht des H\u00e4moglobins.\nZum Teil mit K\u00fclz, zum Teil mit Ehrenberg und dem zu fr\u00fch verstorbenen Otto, mit Marshall und B\u00fccheier wurden die Untersuchungen zur physikalischen Chemie des Blutes und zur Darstellung reiner Blutfarbstoffe in den n\u00e4chsten Jahren fortgesetzt, u. a. die Einwirkung von Kohlenoxyd neben Sauerstoff auf H\u00e4moglobin nach der G ul db erg-Waage sehen Theorie verfolgt.\nDaneben wurden einige kleinere Arbeiten aus organischer Chemie, die auf Kolbes Einflu\u00df zur\u00fcckgehen, vollendet, mehrere Arbeiten \u00fcber Galle und die schon erw\u00e4hnten Versuche \u00fcber die Durchl\u00e4ssigkeit der Haut f\u00fcr Lithion. Versuche \u00fcber die Diffusion von Gasen durch den Hydrophan von Czernowitza, der nach v. Reusch ein vorz\u00fcglich geeignetes Medium f\u00fcr solche Versuche darstellt, wurden als Vorarbeit f\u00fcr Diffusionsversuche mit Blut unternommen.\nTrotz dieser Erfolge hatte H\u00fcfner noch manche Anfechtungen zu erfahren. Besonders wollten manche Kliniker von dieser Art wissenschaftlicher Arbeit nichts wissen und sch\u00e4tzten die Versuche gering.\nMiescher tr\u00f6stete zwar: dies sei der Weg, der R\u00e9gnault der physiologischen Chemie zu werden, \u00abin der Physiologie der Respiration, wo kein Helmholtz oder \u00e4hnlicher Quos ego wirtschaftet, existieren die naivsten und meisten Widerspr\u00fcche, jahrzehntelang von Lehrbuch zu Lehrbuch abgeschrieben\u00bb. \u2014 Du Bois hatte ihn anderseits versichert: \u00abes ist ein wahrer Segen, einmal von etwas anderem zu h\u00f6ren als von Frosch-, Kaninchen- und Hundephysiologie\u00bb.\nEine Anerkennung konnte H\u00fcfner darin erblicken, da\u00df ihm 1882 ein Neubau f\u00fcr das physiologisch-chemische Institut bewilligt wurde; der Bau wurde 1884 begonnen und am 9. Juni 1886 fand die Er\u00f6ffnung statt. Das Institut wurde ganz nach H\u00fcfners Pl\u00e4nen gebaut, er konnte sogar seinen Wunsch durchsetzen, da\u00df in der Fassade ein Anklang an den Florentiner Baustil sich findet. In diesem Institut waren","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nR. von Zeynek,\nR\u00e4ume und alle Einrichtungen vorhanden, die dem alchymistisch-romantischen Schlo\u00dflaboratorium fehlten, um exakte Versuche sauber und verl\u00e4\u00dflich ausf\u00fchren zu k\u00f6nnen. Jedem Besucher sind sie als musterg\u00fcltig in Erinnerung. Die Rede, welche H\u00fcfner zur Er\u00f6ffnung hielt, \u00ab\u00dcber den Ursprung und die Berechtigung besonderer Lehrst\u00fchle f\u00fcr physiologische Chemie\u00bb, ist allgemein bekannt und 1899 neu gedruckt worden. Da hat H\u00fcfner auch seine pers\u00f6nliche Auffassung \u00fcber die Entwicklung seines Faches ausgesprochen (S. 21), sich verwahrt gegen die \u00abspezifischen\u00bb Forschungsmittel der physiologischen Chemie, die gar wohlfeiler Art sind, und den Wunsch ausgesprochen, da\u00df der neuen Anstalt das Gepr\u00e4ge einer Zuchtschule f\u00fcr die strenge Methode aufgedr\u00fcckt werde mit dem Wahlspruche des Altmeisters Gauss: Pauca sed matura.\nH\u00fcfner wollte kein gro\u00dfes Institut haben, er war ein Feind der Schablonenarbeit, wie sie die Freunde mehrfach in den Briefen als \u00abBeilsteinmehrung\u00bb bezeichneten; Schritt f\u00fcr Schritt wollte er, m\u00f6glichst sicher, vorw\u00e4rts gehen und war sich bewu\u00dft, da\u00df gerade die Blutchemie, die er sich als sein Hauptfach gew\u00e4hlt hatte, nur ein langsames Vorschreiten erlaubt. So verteidigte er sein Vorgehen (diese Zeitschrift,. Bd. XIII, S. 289):\n\u00abEiner einfachen w\u00e4sserigen L\u00f6sung des Blutfarbstoffs gegen\u00fcber ist die Form, worin derselbe in den festen und organischen Blutk\u00f6rperchen enthalten sein mag, jedenfalls die kompliziertere ; mindestens ist sie f\u00fcr uns die dunklere ; ja sie ist uns eigentlich ganz unbekannt, und wir haben nicht die geringste Berechtigung, von vornherein anzunehmen, der K\u00f6rper werde sich in dieser Form gewissen Einfl\u00fcssen gegen\u00fcber gerade so verhalten, wie in freier w\u00e4sseriger L\u00f6sung. Auf alle F\u00e4lle ist es angemessen und r\u00e4tlich, das Verhalten einer solchen Substanz zun\u00e4chst in ihrem freien und reinen Zustande zu pr\u00fcfen, und zwar unter verschiedenen leicht zu beherrschenden und zu variierenden Bedingungen. Erst wenn dieses geschehen und \u00fcber jenes ein befriedigender Aufschlu\u00df gewonnen ist, d\u00fcrfen entsprechende Versuche mit dem Stoffe in seiner minder einfachen oder dunkleren Zustandsform ....","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n25-\nwiederholt werden. Nur wenn die Versuche in dieser Folge-ausgef\u00fchrt werden, kann ja auch das etwaige Besondere im Verhalten der zweiten Form hervortreten und in die Augen fallen. \u00bb\nWie Mi es eher konnte H\u00fcfner sich in solchen Fragen mit G. Ludwig nicht vollst\u00e4ndig verst\u00e4ndigen. In Mieschers-Biographie hat His den Gegensatz der Denkweise (S. 12) hervorgehoben. H\u00fcfner hat dies umsomehr bedauert, als aus-Ludwigs Institut Arbeiten \u00fcber Blutfarbstoff hervorgingen, die ihn selbst nicht nur aufhielten, sondern sogar umst\u00e4ndliche \u00dcberpr\u00fcfungen notwendig machten.\n1890 erschien die erste, gro\u00dfe Frucht des neuen Instituts: \u00dcber das Gesetz der Dissoziation des Oxyh\u00e4moglobins und \u00fcber einige daran sich kn\u00fcpfende wichtige Fragen aus der Biologie. Diese Arbeit kann wohl als die fundamentale f\u00fcr die Lehro vom Blutfarbstoff bezeichnet werden. Wenn auch manche der Zahlenangaben eine Korrektur erfahren werden, ist sie doch zu den wahrhaft klassischen Arbeiten zu z\u00e4hlen.\nEs ist nicht m\u00f6glich, im folgenden genauer auf diese und die weiteren Arbeiten einzugehen, ohne einen gro\u00dfen Raum zu beanspruchen, so sei es gestattet, kurz das Feststehende aus H\u00fcfners Arbeiten zu ber\u00fchren und nur dort eingehender zu verweilen, wo sich Widerspr\u00fcche mit Fachgenossen ergaben, die noch nicht ihre Entscheidung gefunden haben.\nVersuche \u00fcber die Gasdiffusion an G\u00e4nse- und H\u00fchnereierschalen brachten einen Beitrag \u00fcber die Atmung der Eier, eine Studie \u00fcber den Gasersatz des Schwimmblasengases bei Bodenseefischen brachte die \u00dcberzeugung von einer aktiven Wirkung der Schwimmblasenwand, eine Studie \u00fcber die mit dem Spektrophotometer bestimmte Farbe des Wassers gab Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Assimilation der Wasserpflanzen. Die Dissoziation des Kohlenoxydh\u00e4moglobins wurde von ihm und D res er genau untersucht, und f\u00fcr die photometrische Bestimmung zweier Blutfarbstoffe nebeneinander wurden Daten mitgeteilt.\nVersuche \u00fcber die Dissoziation des Oxyh\u00e4moglobins in w\u00e4sseriger L\u00f6sung (1893) gaben das Resultat, da\u00df die photo-","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nR. von Zeynek,\nmetrischen Konstanten bei der Verd\u00fcnnung der Blutfarbstoffl\u00f6sung keinen Ver\u00e4nderungen unterliegen, sondern da\u00df die Lichtabsorptionsverh\u00e4ltnisse gleich bleiben. Die in dieser Abhandlung enthaltenen Betrachtungen stereochemischer Art \u00fcber die Gr\u00f6\u00dfe des H\u00e4moglobinmolek\u00fcls werden wohl noch einmal besondere W\u00fcrdigung finden, ebenso die Betrachtungen \u00fcber die Dissoziation des Oxyh\u00e4moglobins in H\u00e4moglobin und Sauerstoff.\nLetztere stehen in Beziehung zu Daten, welche H\u00fcfner 1886 in einer Abhandlung \u00fcber die Wirkung ausgekochten, sauerstofffreien Wassers auf Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen gegeben hat. Die Resultate dieser Arbeit erschienen ihm, wie sich aus H\u00fcfners Arbeitsb\u00fcchern und privaten Mitteilungen folgern l\u00e4\u00dft, im Laufe der Jahre doch nicht ganz klar. Ein hinterlassenes Manuskript, welches im folgenden mitgeteilt wird, bringt die erw\u00fcnschte Klarstellung. Nun wollte er Versuche \u00fcber die Zersetzung des Oxyh\u00e4moglobins gegen eine indifferente L\u00f6sung und gegen\u00fcber einer H\u00e4moglobinl\u00f6sung aufnehmen, bei welchen die L\u00f6sungen durch eine semipermeable Wand von einander getrennt waren. Zur endg\u00fcltigen Ausf\u00fchrung beider Versuchsreihen kam es jedoch leider nicht. Wenige Tage vor seinem Tode hat H\u00fcfner, unterst\u00fczt von seinem langj\u00e4hrigen treuen Diener und Gehilfen Schreiber, noch solche Versuche durchgef\u00fchrt, aber es konnten \u00fcber dieselben keine Aufzeichnungen gefunden werden.\nDurch seine Versuche war H\u00fcfner zu der sicheren \u00dcberzeugung gelangt, da\u00df im normalen Blute der gleichen Tierart stets nur einerlei H\u00e4moglobin existiere und funktioniere, da\u00df Eisengehalt, Sauerstoffkapazit\u00e4t und Lichtextinktionsverm\u00f6gen dieses K\u00f6rpers zu einandergeh\u00f6rige, konstante Gr\u00f6\u00dfen seien. Ihm war es ein physiologisches Unding, da\u00df in dem tierischen Organismus, da gerade in der j\u00fcngeren Zeit manche als Residuea fr\u00fcherer Entwicklungsperioden angesehene Organe als durchaus nicht nebens\u00e4chlich erkannt worden sind, das H\u00e4moglobin, ein Stoff von, wie wenige andere, klar erkannter Wirksamkeit eine verschiedene Funktionst\u00fcchtigkeit haben sollte. Eine solche Unvollkommenheit bei den h\u00f6chstentwickelten (gesunden) Organismen anzunehmen, schien ihm unm\u00f6glich.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n27\nH\u00fcfners Versuche, wie die seiner Sch\u00fcler, sprachen auch direkt f\u00fcr das Gegenteil. F\u00fcr die eisenhaltige Komponente, das H\u00e4matin, hatte K\u00fcster mit voller Sicherheit nachgewiesen, da\u00df es aus allen von ihm nach der gleichen Methode untersuchten Tierblutsorten identisch sei. Beobachtungen bei verschiedenen fieberhaften Krankheiten hatten ergeben, da\u00df die Schwankungen in dem Verh\u00e4ltnisse der Lichtextinktionen in zwei besonders charakteristischen Gegenden des Spektrums gering waren, vermutlich dem wirklichen Zerfall von Blutfarbstoff entsprechend.\nAnderseits kannte H\u00fcfner die Schwierigkeiten eines verl\u00e4\u00dflichen Arbeitens mit Blutfarbstoff, wie wohl kein anderer, auch die Schwierigkeiten bei der verl\u00e4\u00dflichen Handhabung seines Photometers.\nIn einer gro\u00dfen Experimentaluntersuchung, welche, wie er selbst klagte, mehr als 2 Jahre beansprucht hatte, wies er nach (1894), da\u00df Chr. Bohrs a-, \u00df-, b-H\u00e4moglobine Zersetzungsprodukte seien. In den letzten 10 Jahren hat H\u00fcfner wiederholt fr\u00fchere Versuche aufgenommen und versucht, auf Grund seiner Erfahrungen und eventuell neuer Methodik genauere Zahlenangaben zu erhalten oder wenigstens die fr\u00fcheren sicher zu stellen.\nEinen eigenen Fehler hat H\u00fcfner 1901 nachgewiesen; er zeigte, da\u00df die Dissoziation aus durch Weingeist in der K\u00e4lte krystallisiertem Oxyh\u00e4moglobin geringer ist \u2014 wiewohl nicht etwa Meth\u00e4moglobin dabei gebildet wird \u2014 als bei Kry-stallen, welche ohne Alkoholzusatz gewonnen waren.\nSeit 1894 hat sich H\u00fcfner zu einer Polemik, trotzdem\nes ihm von ma\u00dfgebenden Freunden wiederholt nahegelegt wurde,\n#\u2022\nnicht mehr entschlie\u00dfen k\u00f6nnen, wenn er die \u00dcberzeugung hatte, da\u00df die ihm entgegengestellten Versuche durch die Autoren selbst richtig gestellt werden k\u00f6nnten. So war es mit den differierenden Angaben betreffend die Lichtausl\u00f6schung des Oxyh\u00e4moglobins im Spektrophotometer. Nach m\u00fcndlichen Mitteilungen waren ihm derartige Angaben wiederholt vorgekommen und hatten sich bei sorgsamem Arbeiten aufkl\u00e4ren lassen. In den nachgelassenen Briefen fanden sich \u2014 was vielleicht von Interesse ist \u2014 solche Mitteilungen von Mies eher aus den","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nR. von Zeynek,\nJahren 1892 und 1893. Mie s cher schrieb, da\u00df seine jungen Leute, nachdem die Zahlen am Spektrophotometer eine Zeitlang gut gestimmt hatten, Differenzen der Lichtausl\u00f6schung f\u00e4nden. Im Oktober 1893 wurde aber der richtige Quotient 1,57 bei der Untersuchung von Blut in den von H\u00fcfner fixierten Spektralgegenden, und zwar unabh\u00e4ngig von mehreren Beobachtern gefunden. Kurz vor seinem Tode teilte Mi es eher aber wieder mit, da\u00df es Differenzen g\u00e4be, die er nun nicht kontrollieren k\u00f6nne. Es beweist dies nur, da\u00df das Photometer H\u00fcfners ein heikler, empfindlicher Apparat *ist, der ein sorgsames Arbeiten voraussetzt.\nH\u00fcfner war \u00fcberhaupt ein Gegner jeder Polemik, er behauptete, da\u00df aus wissenschaftlicher Polemik nichts N\u00fctzliches,\n* ft\nsondern nur Arger und Verdru\u00df herauskomme, welcher Anschauung auch G. Ludwig gewesen sei. Sobald er selbst einen Zweifel in seine Versuche setzte, wurden m\u00f6glichst bald und sorgsam die Versuche wiederholt, wie bei den Tensionsbestimmungen und den Eisenbestimmungen aus Blutfarbstoff.\nDie letzten Jahre brachten noch viel wissenschaftlich Sch\u00f6nes, Positives aus seinem Institute. Der Beginn von W. K\u00fcsters Untersuchungen \u00fcber das H\u00e4matin ist durch H\u00fcfner angeregt. Die Kohlenoxydverbindung des H\u00e4mochromogens wurde in Gemeinschaft mit Pregl und mit K\u00fcster dargestellt und es wurde nachgewiesen, da\u00df auf ein Eisenatom ein Kohlenoxydmolek\u00fcl gebunden ist; die vom Meth\u00e4moglobin gebundene Stickoxydmenge wurde gemeinschaftlich mit Reinbold bestimmt, dabei wurde gefunden, da\u00df 2 Molek\u00fcle Stickoxyd f\u00fcr ein Molek\u00fcl Meth\u00e4moglobin verbraucht werden ; das Molekulargewicht des Oxyh\u00e4moglobins vom Rinde und vom Pferde wurde in w\u00e4sseriger L\u00f6sung durch die Ermittlung des osmotischen Druckes festgestellt, gemeinschaftlich mit E. Gansser, und zu ca. 16000 gefunden. Eine Studie \u00fcber das Verhalten des Oxyh\u00e4moglobins Reduktionsmitteln gegen\u00fcber weist auf unerwartete Divergenzen hin, welche sich nur durch Nebenreaktionen erkl\u00e4ren lassen.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n29\nUntersuchungen \u00fcber die Gasabsorption in Wasser, die Geschwindigkeit der Verbreitung von Gasen in Wasser nach Art der Stefan sehen Versuche, und die Diffusion von Gasen durch Wasser und Agargallerte stellen eine Basis dar f\u00fcr Untersuchungen der Gasdiffusion in den Organismen. Versuche \u00fcber Invertin wurden von Osborne, K\u00f6lle und Hafner durchgef\u00fchrt, von Letsche wurde das Blutserum untersucht.\nAusgehend von Manchots Untersuchungen wurde die Aufnahme von Stickoxyd durch verschiedene Metallsalze untersucht, wobei sich ergab, da\u00df die Aufnahme innerhalb gewisser Grenzen dem Henry sehen Gesetze folgt, als ob keine chemische Verbindung vorl\u00e4ge. F\u00fcr den Physiologen ist jedenfalls, wie H\u00fcfner diese Publikation schlie\u00dft, die Verfolgung derartiger Erscheinungen besonders anziehend und lehrreich.\nH\u00fcfner wurde vielfach gedr\u00e4ngt, B\u00fccher aus seinem Fache zu schreiben. 1888 und 1896 wurde an ihn die Anfrage gerichtet, ob er ein Buch nach Art des Gorup-Besanezschen Lehrbuches herausgeben m\u00f6chte. Er lehnte ab, obwohl er das Bed\u00fcrfnis nach einem solchen Buche anerkannte. Dem Dr\u00e4ngen, seine Erfahrungen in der Blutchemie zusammenfassend darzustellen, wollte er nach seinen pers\u00f6nlichen Mitteilungen in den n\u00e4chsten Jahren nachkommen ; es w\u00e4re wohl ein Buch wie Bunsens Gasometrie geworden!\nNach den Zeugnissen seiner Freunde war H\u00fcfner schon seit Jahren weniger zur\u00fcckgezogen, der Freundschaft mehr zug\u00e4nglich als in seiner Jugend. Auch seine Gesundheit hatte sich gefestigt. Seiner guten Mutter konnte er reichlich seine Dankbarkeit erweisen, sie starb 1890 im 81. Lebensjahre.\nH\u00fcfner war,unverm\u00e4hlt geblieben. In der Jugend hinderten ihn die Sorgen um eine gesicherte Existenz ; viel m\u00f6gen damals auch Bunsens Beispiel und gelegentliche Reden C. Ludwigs, der f\u00fcr das Gelehrtenz\u00f6libat plaidierte, auf ihn gewirkt haben. Einen Ersatz daf\u00fcr fand er im Verkehr mit seinen \u00abBuben\u00bb, gegen die er von unerm\u00fcdlicher Sorgfalt war. Ebenso war \u00abOnkel H\u00fcfner\u00bb in den befreundeten Familien hochver-","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nR. von Zeynek,\nehrt durch sein mildes, gutes Wesen, seinen feinen Humor und seine Freundestreue. Professor W. Wislicenus hat in seiner Rede an H\u00fcfners Grabe dessen Eigenschaften sch\u00f6n geschildert: \u00abEine gro\u00dfe weitere Familie waren ihm seine Freunde in T\u00fcbingen, in Stra\u00dfburg und in Leipzig, bei denen er im wahren Sinne zu Hause war, und die ihn wie ein Familienglied be-willkommneten, wenn er kam. Wen er seiner Freundschaft w\u00fcrdigte, der erfuhr nicht nur seine seltene Treue, der erfuhr es auch, wie gesellig und mitteilungsbed\u00fcrftig er war. Wie ihn seine gem\u00fctstiefe Art Gefallen finden lie\u00df am Familienleben seiner Freunde, so verstand er es auch, den Kindern nahezukommen.\nDagegen mied er die rauschende Geselligkeit, er mied es auch, an die \u00d6ffentlichkeit zu treten ; nichts war ihm widerw\u00e4rtiger als der Streit des Tages, die Politik. Konflikte scheute er, vornehm und g\u00fctig suchte er zu vermitteln, wo sie ihm als unbeteiligtem Dritten entgegentraten. Ungern f\u00fchrte er selbst die Waffen des Kampfes und lieber hielt er sich zur\u00fcck, wo er sich nicht verstanden sah\u00bb. Zu seinen Intimen geh\u00f6rten in dieser Zeit noch V\u00f6chting, Froriep, Brill, Paschen und Dr. G am er er aus Urach, der ihn h\u00e4ufig besuchen kam.\nGoethe war sein Vorbild geblieben. In einem seiner letzten Arbeitsb\u00fccher fand sich eingelegt das Motto: \u00abMan sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied h\u00f6ren, ein treffliches Gem\u00e4lde sehen und wenn es m\u00f6glich zu machen w\u00e4re, einige vern\u00fcnftige Worte sprechen.\u00bb Eine Statue Goethes stand \u00fcber seinem Arbeitstische.\nAm meisten empfand H\u00fcfner in der kleinen Stadt anscheinend den Mangel guter Musik. Da war er von den Leipziger Konzerten her doch verw\u00f6hnt. Mozart war sein Liebling, und des Sonntags spielte er gerne einiges von ihm auf dem Klavier.\nAn \u00e4u\u00dferen Ehrungen fehlte es nicht. 1889 hat er die Wahl zum Rektor abgelehnt, 1895 wurde ihm, mit dem Orden der W\u00fcrtt. Krone, der pers\u00f6nliche Adel verliehen, 1905 erhielt er das Kommandeurkreuz des W\u00fcrtt. Friedrichordens.\nIm November 1895 war er als einziger Kandidat zum Nachfolger Hoppe-Seylersin Stra\u00dfburg vor geschlagen worden. Angeblich hatte die Regierung das Hoppe-Sey 1er sehe Institut","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n31\naufl\u00f6sen wollen ; E. Fischer hatte in seinem Nachruf auf Hopp e-Seyler von der Str\u00f6mung in der Stra\u00dfburger medizinischen Fakult\u00e4t gesprochen, die es mit sich bringen k\u00f6nnte, da\u00df Hoppe-Seylers Institut seiner urspr\u00fcnglichen Bestimmung entzogen werden k\u00f6nnte (B. B. XXVIII, S. 2336).\nH\u00fcfner lehnte jedoch ab. \u00dcber die Gr\u00fcnde seiner Ablehnung \u00e4u\u00dferte er sich dahin, da\u00df im T\u00fcbinger Institute, welches ganz nach seinen Pl\u00e4nen und W\u00fcnschen gebaut worden ist, sich nahezu der gesamte chemische Unterricht der jungen Mediziner konzentriert, die Position des Vertreters der physiologischen Chemie in Stra\u00dfburg, verglichen mit seiner in T\u00fcbingen, zu wenig Grund und Boden unter den Studenten besitzt; da\u00df dem physiologischen Chemiker ein Einflu\u00df auf die ganze chemische Erziehung der jungen Mediziner erm\u00f6glicht werden m\u00fcsse. Der Modus, da\u00df der physiologische Chemiker abwechselnd mit dem Physiologen im Physikum pr\u00fcfe, hat sich nicht bew\u00e4hrt, \u00e4u\u00dfert er an einem anderen Orte, wohl aber der Wechsel mit dem Chemiker, wie er in T\u00fcbingen \u00fcblich.\nDiese Umst\u00e4nde d\u00fcrften auch Gr\u00fcnde f\u00fcr die Ablehnung Baumanns gewesen sein. F\u00fcr H\u00fcfner kam hinzu, da\u00df er sich nunmehr, nach mehr als 20j\u00e4hrigem Aufenthalt in T\u00fcbingen, doch recht festgewurzelt f\u00fchlte. Die rasche Ablehnung H\u00fcfners soll \u00fcberraschend gekommen sein. In T\u00fcbingen wurde sie freudig begr\u00fc\u00dft. Einen Fackelzug, den ihm die Studentenschaft bringen wollte, lehnte er ab.\nIn den letzten Jahren machten sich die Erscheinungen des nahenden Alters geltend. Das rauhe Winterklima von T\u00fcbingen brachte h\u00e4ufige Katarrhe und Rheumatismen, auch machte sich eine fortschreitende Adern Verkalkung geltend. Ein Unfall am Knie, den er im Februar 1905 durch Ausgleiten erlitt, machte ihm lan^e zu schaffen. Als ich im vorigen Sommer ihn in seinem lieben Baden-Baden besuchte, fand ich ihn aber wohlgemut und gut zu Fu\u00df ; stundenlange Promenaden in den umliegenden Bergen machten ihm keine Beschwerden. Um so unerwarteter kam im J\u00e4nner die Nachricht von einem schweren Unwohlsein, welchem am 11. J\u00e4nner ein Anfall von Angina pectoris folgte. Am 14. M\u00e4rz nachts wiederholte sich","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nR. von Zeynek,\n\u00fcer Anfall und brachte rasch das Ende, ehe seine Freunde verst\u00e4ndigt werden konnten. H\u00fcfners langj\u00e4hriger, treuer Diener Schreiber dr\u00fcckte ihm die Augen zu.\nIn seinem Testamente hat H\u00fcfner seine fachwissenschaftliche Bibliothek und seine Apparate seinem Institute vermacht unter der Bedingung, da\u00df dieses der bisherigen Bestimmung erhalten bleibt, ferner ein Legat von 50 000 Mk. f\u00fcr nine Stiftung bestimmt, deren Zinsen je nach Bed\u00fcrfnis an eines der Institute der naturwissenschaftlichen Fakult\u00e4t \u00fcberwiesen werden sollen.\nAllen Versuchen H\u00fcfners ist eigent\u00fcmlich das Streben nach einer genauen Zahl. In allen seinen Arbeiten hat er getrachtet, die Probleme, insbesondere in der Chemie der Enzyme und des Blutes, auf exakter physikalischer und chemischer Basis zu entwickeln. Nichts war seinem Wesen so zuwider als sprunghaftes, wenn auch momentan lockendes Herumprobieren. Wie Goethe mit Ruhe und Klarheit seine Schl\u00fcsse aufbaute, so wollte H\u00fcfner sein und seiner Sch\u00fcler Arbeiten haben. Auch in der Darstellung der Resultate: \u00abSchreiben Sie wie Goethe!\u00bb ist der wohl jedem seiner Sch\u00fcler gegebene Rat. In diesem Sinne wollte er nicht jedes \u00abmoderne\u00ab Thema angehen oder in seinem Institute angehen lassen : \u00abein kleiner Ring begrenzt unser Leben\u00bb. Da konnte er der Zustimmung der besten der Zeitgenossen sicher sein: pauca sed matura; wie weit die Maschen des Siebs sind, das die Zeit in der Hand sch\u00fcttelt, wie viel von den gepriesenen Fr\u00fcchten da durchfallen, und wie wenig l\u00e4nger als ein paar J\u00e4hrchen oben liegen bleibt (aus einem Freundesbriefe).\nSelbst in dem Falle, da\u00df einige von H\u00fcfners Zahlen eine Korrektur erfahren werden, sind seine Untersuchungen f\u00fcr die wissenschaftliche Betrachtung der Gegenst\u00e4nde unentbehrlich und f\u00fcr lange Zeit hinaus die Grundlage, wie man einen solchen Gegenstand anzufassen hat und was alles dazu geh\u00f6rt. Diese grundlegende L\u00f6sung in seinen Arbeitsgebieten kann ihm niemand nehmen, wenn sie auch, wie H\u00fcrthle ihm vor einigen Jahren schrieb, jetzt als selbstverst\u00e4ndlich nicht mehr zur Sprache kommt.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n33\nBetreffend die Spektrophotometrie sei es gestattet, das Urteil eines franz\u00f6sischen Zeitgenossen zu zitieren (Saint-Martin 1898): \u00abon peut et on doit dire que G. H\u00fcfner a trouv\u00e9 la spectrophotom\u00e9trie du sang \u00e0 peine \u00e9bauch\u00e9e, et l\u2019a progressivement amen\u00e9e, par ses beaux travaux, a un \u00e9tat voisin de la perfection .... Les m\u00e9moires du professeur de T\u00fcbingen et ceux qu\u2019il a publi\u00e9s en collaboration avec ses \u00e9l\u00e8ves constituent \u00e0 eux seuls presque toute la bibliographie de la question >.\nWie abweisend lautete H\u00fcfners Urteil \u00fcber \u00abSonntagsversuche\u00bb, welche der Autoreneitelkeit schmeichelnd rasch den Ausf\u00fchrenden bekannt machen sollen! Mit Goethe mag er gedacht haben: \u00abNun ist aber das Gefa\u00dfte nicht gleich geleistet, etwas schnell zu begreifen, ist ja ohnehin die Eigenschaft des Geistes, aber etwas recht zu tun, dazu geh\u00f6rt die \u00dcbung des ganzen Lebens\u00bb.\nWohl jedem seiner engeren Sch\u00fcler hat H\u00fcfner in den ersten Wochen ihres Arbeitens, wenn sie ihn mit ihren \u00abIdeen\u00bb \u00fcberliefen, einenSpruch Robert Mayers, des gro\u00dfen Schwaben, vorgehalten. Der Spruch1) war f\u00fcr H\u00fcfner ein Lebensmotto. So m\u00f6ge es hier seinen Platz finden, m\u00f6ge er sich an seiner Schule bew\u00e4hren!\n\u00abWahrlich ich sage Euch, eine einzige Zahl hat mehr wahren und bleibenden Wert als eine kostbare Bibliothek voll Hypothesen.\u00bb\nVerzeichnis der von Gustav von H\u00fcfner ausgef\u00fchrten und unter\nseiner Leitung entstandenen Arbeiten.\n1866.\tZur vergleichenden Anatomie und Physiologie der Harnkan\u00e4lchen. Inauguraldissertation, Leipzig.\n1867.\tVersuch einer Erkl\u00e4rung der im Santoninrausche beobachteten Erscheinung von partieller Farbenblindheit im Sinne der Youngschen Theorie. Arch. f. Ophthalm., Bd. XIII, S. 309.\ni) Herr Assistent E. Gansser hatte die gro\u00dfe Liebensw\u00fcrdigkeit, diesen Auspruch, dessen Wortlaut mir fehlte, herauszusuchen. Er findet sich in Rob. v. Mayer, \u00dcber die Erhaltung der Energie, Briefe an W. Griesinger etc., Berlin, Paetel 1889, S. 102. Auch die folgende Zusammenstellung der von H\u00fcfner ausgef\u00fchrten resp. angeregten Arbeiten verdanke ich Herrn E. Gansser.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nR. von Zeynek,\n1868. \u00dcber die Einwirkung von Jodwasserstoff auf Leucin und Tyrosin. Zeitschrift f. Chem., 1868, S. 891. \u2014 Neue Synthese des Leucins, Zeitschrift f. Chem., 1868, S. 616.\n1870.\t\u00dcber die Identit\u00e4t des nat\u00fcrlichen mit den synthetisch dargestellten Leucinen. J. prakt Ch., Bd. I, S. 6.\n1871.\t\u00dcber die Anwendung des unterbromigsauren Natrons als Reagens. J. prakt. Ch., Bd. III, S. 1.\n1872.\tUntersuchungen \u00fcber ungeformte Fermente und ihre Wirkungen. I. J. prakt. Chem., Bd. V, S. 372. \u2014 Betrachtungen \u00fcber die Wirkungsweise der ungeformten Fermente als theoretische Einleitung in die Lehre von der Verdauung. Vortrag. Leipzig 1872, Joh. Ambr. Barth.\n1873.\t\u00dcber die Entwicklung des Begriffs Lebenskraft und seine Stellung zur heutigen Chemie. Franz Fues, T\u00fcbingen.\n1874.\t\u00dcber ungeformte Fermente und ihre Wirkungen. II. J. prakt. Ch., Bd. X, S. 1. \u2014. Zur Lehre von den katalytischen Wirkungen. I. J. prakt. Ch., Bd. X, S. 148. \u2014 Zur Lehre von den katalytischen Wirkungen. II. Uber die Mechanik der katalytischen Vorg\u00e4nge. J. prakt. Ch., Bd. X, S. 385. \u2014 Schnelle Darstellung von Glykochol-s\u00e4ure. J. prakt. Ch., Bd. X, S. 267. \u2014 G. Schleich, \u00dcber die Harnstoffbestimmung mittels unterbromigsauren Natrons. J. prakt. Ch., Bd.X, S.261. \u2014 Ad. Zeller, Zur Darstellung des Glykols. J.prakt.Ch., Bd. X, S. 268. \u2014 Ad. Zeller und H\u00fcfner, Eine neue Darstellungsweise des Glykols. J. prakt. Chem., Bd. X, S. 270.\n1875.\tUntersuchungen \u00fcber ungeformte Fermente. III. J. prakt. Ch., Bd.XI, S. 43. \u2014 E. Marckwart und H\u00fcfner, \u00dcber ungeformte Fermente und ihre Wiikungen. IV. \u00dcber den Einfluss der Zeit, der Concentration der aufeinander wirkenden L\u00f6sungen und der Temperatur auf die Menge des vom Emulsin zersetzten Amygdalins. J. prakt. Ch., Bd. XI, S. 194.\n1875.\tA. Zeller und H\u00fcfner, \u00dcber eine einfache Darstellungsweise des Glykols. J. prakt. Ch., Bd. XI, S. 229.\n1876.\t\u00dcber die M\u00f6glichkeit der Ausscheidung von freiem Stickgas bei der Verwesung stickstoffhaltiger organischer Materie. J. prakt. Ch., Bd. XIII, S. 292. \u2014 \u00dcber die Zusammensetzung und den muthma\u00df-lichen Ursprung eines aus einem py\u00e4mischen Abcesse aufgefangenen Gases. J. prakt. Ch., Bd. XIII, S. 326. \u2014 \u00dcber eine neue einfache Versuchsform zur Entscheidung der Frage, ob sich niedere Organismen bei Abwesenheit von gasf\u00f6rmigem Sauerstoff entwickeln k\u00f6nnen. J. prakt. Ch., Bd. XIII, S. 475.\n1877.\t\u00dcber eine bequeme Form der Quecksilberpumpe nach Sprengels Princip. Wied. Ann., N. F., Bd. I, S. 629. \u2014 \u00dcber die Quantit\u00e4t Sauerstoff, welche 1 g H\u00e4moglobin zu binden vermag. Diese Zeitschrift, Bd. I, S. 317. \u2014 \u00dcber die Harnstoffbestimmung mit Hilfe von unterbromigsaurem Natron. Diese Zeitschrift, Bd. I, S. 350. \u2014","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n35\n\u00dcber quantitative Spectralanalyse und ein neues Spectrophotometer. J. prakt. Ch., Bd. XVI, S. 290. \u2014 0. Hartmann, \u00dcber Darstellung von Propylglykol. J. prakt. Ch., Bd. XVI, S. 383.\n1878.\tEin neues Spectrophotometer. Dinglers Polytechnisches Journal, Bd. CCXXVIII, S. 238. \u2014 \u00dcber die Quantit\u00e4t Sauerstoff, welche 1 g H\u00e4moglobin zu binden vermag. Fortsetzung. Diese Zeitschrift, Bd. I, S. 386.\n1879.\t\u00dcber die Bestimmung des H\u00e4moglobin- und Sauerstoffgehaltes im Blute. Diese Zeitschrift, Bd. III, S. 1. \u2014 Zur Chemie der Galle. J. prakt. Ch., Bd. XIX, S. 302. \u2014 v. Noorden, Beitr\u00e4ge zur quantitativen Spectralanalyse, insbes. zu derjenigen des Blutes. Diese Zeitschrift, Bd. IV, S. 9. \u2014 \u00dcber eine n\u00fctzliche Vereinfachung des Spectral apparats. Carl\u2019s Rep. d. Experimentalphysik, Bd.XV, S.116.\n1880.\tZur Abwehr (gegen H. Nasse). Diese Zeitschrift, Bd. IV, S. 137. \u00dcber die Undurchl\u00e4ssigkeit der menschlichen Haut f\u00fcr L\u00f6sungen von Lithionsalz. Diese Zeitschrift, Bd. IV, S. 378. \u2014 \u00dcber krystal-linisches H\u00e4moglobin. Diese Zeitschrift, Bd. I\\, S. 382. Zur Chemie der Galle. Journ. prakt. Ch., Bd. XXII, S. 192. \u2014 Untersuchungen zur physikalischen Chemie des Blutes. J. prakt. Ch,, Bd. XXII, S. 362. \u2014 L. Schreiner, \u00dcber die Producte der Reaction von Chlorkohlens\u00e4ure\u00e4ther auf einige Aminbasen. J. prakt. Ch., Bd. XXI, S. 124 \u2014 L. Schreiner, Zwei bemerkenswerte F\u00e4lle von Metamerie bei organischen Verbindungen. J. prakt. Ch., Bd. XXII, S. 353.\n1881.\tUntersuchungen zur physikalischen Chemie des Blutes. \u00dcber den Sauerstoffdruck, unter welchem bei einer Temperatur von 35\u00b0 das Oxyh\u00e4moglobin des Hundes anf\u00e4ngt, seinen Sauerstoff nach aussen abzugeben. Diese Zeitschrift, Bd. VI, S. 94.\n1882.\tWeiterer Beitrag zur Chemie der Galle. J. prakt. Ch., Bd. XXV, g 97, \u2014 J. Otto, \u00dcber das Oxyh\u00e4moglobin des Schweines. Diese Zeitschrift, Bd. VII, S. 57. \u2014 Mit J. Otto, \u00dcber krystallinisches Meth\u00e4moglobin. Diese Zeitschrift, Bd. VII, S. 65. \u2014 J. Marshall, Bestimmung des Moleculargewichts vom Hundeh\u00e4moglobin durch Verdr\u00e4ngung des Kohlenoxyds seiner Kohlenoxydverbindung mittels Stickoxyd. Diese Zeitschrift, Bd. VII, S. 81. \u2014 Einige Versuche \u00fcber Diffusion von Gasen durch den Hydrophan von Czerno-witza. Ann. \u00c7hys. Chemie, N. F., Bd. XVI, S. 253.\n1883.\tMit R. K\u00fclz, \u00dcber den Sauerstoffgehalt des Meth\u00e4moglobins. Diese\nZeitschrift, Bd. VII, S. 366. \u2014 R. K\u00fclz, Bestimmung des Molekulargewichts von Schweineh\u00e4moglobin durch Verdr\u00e4ngung des Kohlenoxyds seiner Kohlenoxydverbindung mittels Stickoxyd. Diese Zeitschrift, Bd. VII, S. 384. \u2014 Mit K\u00fclz, Untersuchungen zur physikalischen Chemie des Blutes. J. prakt. Ch., Bd. XXVIII, S. 256. \u2014 Max B\u00fccheier, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Pferdeblutfarbstoffs. Inaugural-Dissert. Stuttgart, Metzler.\to*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nR. von Zeynek,\n1884. \u00dcber das Oxyh\u00e4moglobin des Pferdes. Diese Zeitschrift, Bd. VIII,\n\u2022 \u2022\nS. 358. \u2014 Uber krystallinisches Meth\u00e4moglobin vom Hunde. Diese Zeitschrift, Bd. VIII, S. 366. \u2014 \u00dcber die Vertheilung des Blutfarbstoffs zwischen Kohlenoxyd und Sauerstoff ; ein Beitrag zur Lehre von der chemischen Massenwirkung. J. prakt. Ch., Bd. XXX, S. 68.\n1886.\tWirkt ausgekochtes, v\u00f6llig sauerstofffreies Wasser zersetzend auf Oxyh\u00e4moglobin? Diese Zeitschrift, Bd X, S. 218. \u2014 \u00dcber den Ursprung und die Berechtigung besonderer Lehrst\u00fchle f\u00fcr physiologische Chemie. Rede zur Er\u00f6ffnung des neuen physiol.-chem. Institutes. T\u00fcbingen, Pietzcker.\n1887.\tBeitrag zur Lehre vom Blutfarbstoff. Carl-Ludwig-Festschrift, Leipzig. S. 74. \u2014 Al. Ehrenberg, Experimentaluntersuchungen \u00fcber die Frage nach dem Freiwerden von gasf\u00f6rmigem Stickstoff bei F\u00e4ulnisprozessen. Diese Zeitschrift, Bd. XI, S. 145. \u2014 Al. Ehrenberg, \u00dcber einige in einem Falle von sogenannter Wurstvergiftung aus dem sch\u00e4dlichen Materiale dargestellte F\u00e4ulnisbasen, sowie \u00fcber einige, durch die Th\u00e4tigkeit eines besonderen, im gleichen Materiale aufgefundenen Bacillus gebildete Zersetzungsprodukte. Diese Zeitschrift, Bd. XI, S. 239. \u2014 Al. Ehrenberg, Weitere Untersuchungen \u00fcber die Frage nach dem Freiwerden von gasf\u00f6rmigem Stickstoff bei F\u00e4ulnisprozessen. Diese Zeitschrift, Bd. XI, S. 438.\n1888.\tNeue Versuche \u00fcber die Tension des Sauerstoffs im Blut und in Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen. I. Diese Zeitschrift, Bd. XII, S. 568. \u2014 Einige Versuche \u00fcber die Absorption von Gasen durch grauen vulkanis. Kautschuk. Ann. Phys. Chem., N. F., Bd. XXXIV, S. 1.\n1889.\t\u00dcber die Tension des Sauerstoffs im Blut und in Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen. II. Diese Zeitschrift, Bd. XIII, S. 285. \u2014 \u00dcber ein neues Spectrophotometer. Zeitschrift physikal. Chemie, Bd. Ill, S. 562. (Referat in der Zeitschr. f. Instr. Kunde, Bd. X, S. 223, 1890.) \u2014 Das physiol.-chemische Institut der Universit\u00e4t T\u00fcbingen. Laupp\u2019s\nBuchhdlg.\n\u00bb\u2022\n1890.\tUber das Gesetz der Dissociation des Oxyh\u00e4moglobins und \u00fcber einige daran sich kn\u00fcpfende wichtige Fragen aus der Biologie. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1890, S. 1. \u2014 \u00dcber die Bedeutung der in der vorigen Abhandlung vorgetragenen Lehre f\u00fcr die Spectroskopie und Photometrie des Blutes. Ibid., S. 28.\n1891.\t\u00dcber die Farbe des Wassers. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1891, S. 88. \u2014 Mit E. Albrecht, \u00dcber die Durchl\u00e4ssigkeit des Wassers f\u00fcr Licht von verschiedener Wellenl\u00e4nge. Ann. Phys. Chem., N. F., Bd. XLII, S. 1.\n1892.\tH. Dr es er, Zur Toxicologie des Kohlenoxyds. Arch. exp. Path, u. Pharm., 1892, S. 119. \u2014 Zur physikal. Chemie der Schwimmblasengase. Ibid., S. 54. \u2014 Beitrag zur Lehre von der Athmung der Eier. Ibid., S. 467. \u2014 Eugen Albrecht, Anleitung zum Ge-","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\t37\nbrauche des H\u00fcfnersehen Spectrophotometers. T\u00fcbingen, Pietzcker. \u2014 Bernh. Gmelin, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Leucins. Inaug.-Dissert. T\u00fcbingen, Pietzcker.\n1893.\tE. Klebs, \u00dcber Diamidopropions\u00e4ure. Berl. Ber., Bd. XXVI, S.2264. \u2014 \u00dcber die Dissociation des Oxyh\u00e4moglobins in w\u00e4sseriger L\u00f6sung. Zeitschr. physikal. Chem.. Bd. XI, S. 794.\n1894.\tBernh. Gmelin, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Leucins. Diese Zeitschrift, Bd. XVIII, S. 21. \u2014 E. Klebs, \u00dcber Diamidopropions\u00e4ure. Inaug.-Diss. Diese Zeitschrift, Bd. XIX, S. 301. \u2014 Neue Versuche zur Bestimmung der Sauerstoffcapacit\u00e4t des Blutfarbstoffs. Archiv f. (An. u.) Physiol., 1894, S. 130.\n1895.\t\u00dcber die L\u00f6slichkeit des Kohlenoxyds in H\u00e4moglobinl\u00f6sungen. Archiv f. (An. u.) Physiol., 1895, S. 209. \u2014 Versuche \u00fcber die Dissociation der Kohlenoxydverbindung des Blutfarbstoffs ; nebst einigen Bemerkungen \u00fcber Ursache und Dauer der Giftwirkung der Alkaloide. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1895, S. 213.\n1896.\tW. K\u00fcster, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des H\u00e4matins. T\u00fcbingen, Pietzcker.\n1897.\t\u00dcber die verschiedenen Geschwindigkeiten, mit denen sich die atmosph\u00e4rischen Gase im Wasser verbreiten, und \u00fcber die biologische Bedeutung zweier von diesen Gr\u00f6\u00dfen. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1897, S. 112. \u2014 \u00dcber die Bestimmung des Diffusions-coefficienten einiger Gase f\u00fcr Wasser. Ann. Phys. Chem., Bd. LX, S. 134. \u2014 G. Bulnheim, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Gallens\u00e4uren. Inaug.-Diss. T\u00fcbingen, G. Schn\u00fcrlen.\n1898.\tG. Bulnheim, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Gallens\u00e4uren. Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 296. \u2014 \u00dcber die Diffusion von Gasen durch Wasser und durch Agargallerte. Zeitschr. physikal. Chem., Bd. XXVII, S. 227. \u2014 R. v. Zeynek, \u00dcber das H\u00e4mochromogen. Diese Zeitschrift, Bd. XXV, S. 492.\n1899.\t\u00dcber die gleichzeitige quantitative Bestimmung zweier Farbstoffe im Blute mit Hilfe des Spectrophotometers. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1899, S. 39. \u2014 R. v. Zeynek, Nene Beobachtungen und Versuche \u00fcber das Meth\u00e4moglobin und seine Bildungsweise. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1899, S. 460. \u2014 Nachtr\u00e4gliche Bemerkungen zuDr.v. Z e y n e k s Versuchen, die die Bildung des Meth\u00e4moglobins betreffen. Ibid., 1899, S. 491. t\u2014 W. A. Osborne, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Invertins. Diese Zeitschrift, Bd. XXVIII, S. 399.\n1900.\tM. K\u00f6lle, Weiteres \u00fcber des Invertin. Diese Zeitschrift, Bd. XXIX, S. 429.\n1901.\tNeue Versuche \u00fcber die Dissociation des Oxyh\u00e4moglobins. Archiv f. (An. u.) Physiol., 1901, Suppl., S. 187.\n1902.\t\u00dcber das Gesetz der Vertheilung des Blutfarbstoffs zwischen Kohlenoxyd und Sauerstoff, Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Bd. XLVIII, S. 87.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38 R. von Zeynek, Zur Erinnerung an Gustav von H\u00fcfner.\n1903.\tNoch einmal die Frage nach der Sauerstoffcapacit\u00e4t des Blutfarbstoffs. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1903, S. 217. \u2014 B. Hafner, Einige Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Invertins der Hefe. Inaug.-Diss. W\u00fcrzburg, Becker.\n1904.\tMit W. K\u00fcster, Einige Versuche, das Verh\u00e4ltnis der Gewichte zu bestimmen, in welchem sich das H\u00e4mochromogen mit Kohlenoxyd verbindet. Arch. f. (An. u.) Physiol., Suppl., 1904, S. 387. \u2014 Mit B. Re inbold, Absorptiometrische Bestimmungen der Menge des Stickoxyds, die von der Gewichtseinheit Meth\u00e4moglobin gebunden wird. Arch. f. (An. u.) Physiol., Suppl., 1904, S. 391. \u2014 B. Hafner, Einige Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Invertins der Hefe. Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 1.\n1905.\tF. Pregl, Einige Versuche \u00fcber Kohlenoxydh\u00e4mochromogen. Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, S. 173.\n1907. Mit E. G ans s er, \u00dcber das Moleculargewicht des Oxyh\u00e4moglobins. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1907, S. 209. \u2014 Allerlei Beobachtungen und Betrachtungen \u00fcber das Verhalten des Oxyh\u00e4moglobins Re-ductionsmitteln gegen\u00fcber. Arch. f. (An. u.) Physiol., 1907, S. 463. \u2014 E. Letsche, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der organischen Bestandteile des Serums. Diese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 31. \u2014 Untersuchungen \u00fcber die Absorption von Stickgas und Wasserstoff durch w\u00e4sserige L\u00f6sungen. Zeitschr. physikal. Ch., Bd. LVII, S. 611. \u2014 \u00dcber die Aufnahme von Stickoxyd durch L\u00f6sungen von Ferro-, Nickelo-, Kobalto- und Manganosalzen. Zeitschr. f. physikal. Ch., Bd. LIX, S. 416.","page":38}],"identifier":"lit18729","issued":"1908-09","language":"de","pages":"1-38","startpages":"1","title":"Zur Erinnerung an Gustav v. H\u00fcfner","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:59:33.555191+00:00"}