Open Access
{"created":"2022-01-31T13:48:19.207334+00:00","id":"lit18730","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"H\u00fcfner, G. von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 39-49","fulltext":[{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber einige Fragen von prinzipieller Bedeutung f\u00fcr die\nSpektrophotometrie des Blutes.\nVon\nweil. Gr. H\u00fcfner.\n(Der Redaktion durch Herrn Professor von Zeynek zugesandt am 28. September 1908.)\nDie gleichzeitige quantitative Bestimmung zweier in einerlei L\u00f6sung befindlicher verschiedener Farbstoffe mit Hilfe des Spektrophotometers setzt voraus, da\u00df man die Lichtverteilung im Spektrum jedes der beiden genau kennt. Diese Bedingung scheint von vornherein ebenso leicht erf\u00fcllbar zu sein, wie sie selbstverst\u00e4ndlich ist. Das ist aber hinsichtlich des Oxyh\u00e4moglobins durchaus nicht der Fall. Versuche \u00fcber die Dissoziation dieses Stoffes haben zu der Folgerung gef\u00fchrt1), da\u00df auch bei noch so hohem Drucke des Sauerstoffs doch niemals alle H\u00e4moglobinmolek\u00fcle, die sich in w\u00e4sseriger L\u00f6sung darunter befinden, mit Sauerstoff verbunden seien, da\u00df vielmehr stets ein gewisser, wenn auch noch so kleiner Bruchteil der Gesamtmenge derselben sauerstoffrei bleiben werde. So hatte die Rechnung ergeben, da\u00df, um 99\u00b0/o aller vorhandenen H\u00e4moglobinmolek\u00fcle an Sauerstoff zu binden, schon ein Sauerstoffdruck von 900 mm Quecksilber, und um 99,99 \u00b0/o Oxyh\u00e4moglobin zu erhalten, sogar ein solcher von 90900 mm n\u00f6tig sein w\u00fcrde.\nIn diesen Zahlen liegt nun ein Widerspruch gegen die Angaben des Spektrophotometers; denn wenn wirklich eine volle S\u00e4ttigung einer H\u00e4moglobinl\u00f6sung mit Sauerstoff niemals zu erreichen ist, jedenfalls nur ann\u00e4hernd unter sehr hohen Drucken, so kann es ein reines Oxyh\u00e4moglobinspektrum \u00fcberhaupt gar nicht geben, namentlich nicht unter dem normalen Sauerstoffdrucke unserer Atmosph\u00e4re. Das Spektrum einer Blutl\u00f6sung m\u00fc\u00dfte sich im Gegenteile entsprechend der Zunahme an Oxyh\u00e4moglobin fortw\u00e4hrend \u00e4ndern. Und doch zeigt sich zwischen dem Spektrum einer mit atmosph\u00e4rischer Luft von gew\u00f6hnlichem Drucke und demjenigen einer gleich konzentrierten,\n9 Archiv f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1901, S. 187 ff.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nG. H\u00fcfner,\nmit reinem Sauerstoffe von mehr als 700 mm Druck gesch\u00fcttelten Blutl\u00f6sung in bezug auf Lichtst\u00e4rke und Lichtverteilung bei gleicher Schichtendicke kein f\u00fcr unser Auge wahrnehmbarer Unterschied. Vor allem ist \u2014 und das ist wesent-\n?\ne\nlieh \u2014 der Quotient--------, d. h. das Verh\u00e4ltnis der Extink-\n\u20aco\ntionskoeffizienten in zwei bestimmten Regionen des Spektrums, bei beiden L\u00f6sungen v\u00f6llig der gleiche. Gilt e0 f\u00fcr X = 554\u2014565 juju, und f\u00fcr X = 531,5\u2014542,5 juju, so ist nach\njahrelang wiederholten Messungen, wie schon oft betont wurde,\n?\neo\nder Wert von--------f\u00fcr L\u00f6sungen frischen, unverdorbenen Oxy-\n\u20aco\nh\u00e4moglobins (nicht blo\u00df von solchen unserer gro\u00dfen Pflanzenfresser, sondern auch von solchen des Menschen oder des Hundes), die mit Luft von gew\u00f6hnlichem Drucke gesch\u00fcttelt worden, durchschnittliche 1,578.\nDrei zu verschiedenen Zeiten ausgef\u00fchrte Versuchsreihen nun, in denen frisches Rinderblut, das vorher mit 0,l\u00b0/oiger Sodal\u00f6sung 120 fach verd\u00fcnnt worden war, in einem verschlossenen K\u00f6lbchen, mit reinem Sauerstoffe von rund 735 mm Druck wiederholt und unter mehrmaliger Erneuerung dieses Gases gesch\u00fcttelt und unmittelbar nachher in einer gleichfalls verschlossenen Absorptionszelle vor dem Photometer untersucht wurde, lieferten folgende Daten:\nVersuch I. (12. Nov. 1904.)\neo = 0,67118 e\u2019o = 1,05828\nVersuch II. (15. Juli 1905.)\neo = 0,70124 = 1,10466\nVersuch III. (18. Juli 1905.)\n\u20aco = 0,70551 = 1,11688\n\u20ac0\t\u20ac\u2019n\t\u20ac*\n\u2014 =\t1,577\t-\u00ce-\t= 1,575\t\u20142- =\t1,583\n\u20ac0\t\u20ac0\teo\ne\nDer Mittelwert f\u00fcr-----ist auch hier = 1,578, also genau\n\u20aco\nder gleiche, wie oben. Der mittlere Fehler dieser drei Bestimmungen ist kleiner als 0,2 auf 100.\nDer Grund, weshalb in beiden F\u00e4llen das Spektrum v\u00f6llig","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Fragen der Spektrophotometrie.\n41\ndas gleiche ist, kann wohl nur darin liegen, da\u00df sich bei Ber\u00fchrung mit Luft sofort s\u00e4mtlicher Farbstoff der verd\u00fcnnten L\u00f6sung in Oxyh\u00e4moglobin unwandelt, gleichg\u00fcltig ob die L\u00f6sung mit reinem Sauerstoffe von 735 mm oder mit Luft, worin der Partiardruck des Sauerstoffs nur 150 mm betr\u00e4gt, gesch\u00fcttelt wird. Die Menge des von der L\u00f6sung physikalisch absorbierten Sauerstoffs ist allerdings schon im letzten Falle viel mehr als ausreichend, um \u00fcberhaupt alles vorhandene H\u00e4moglobin in die Sauerstoffverbindung \u00fcberzuf\u00fchren.\nUm dies zu zeigen, nehmen wir an, es solle frisches gesundes Tierblut, das etwa 14 g Farbstoff in 100 ccm enth\u00e4lt, spektrophotometrisch untersucht werden.\nZu diesem Zwecke sei 1 ccm desselben, enthaltend 0,14 g H\u00e4moglobin, mit einer 0,1 \u00b0/oigen Sodal\u00f6sung auf 120 ccm verd\u00fcnnt und diese L\u00f6sung bei 154 mm Sauerstoffdruck (dem mittleren Partiardrucke des Sauerstoffs in T\u00fcbingen) und der Temperatur 37,5\u00b0 nochmals t\u00fcchtig mit atmosph\u00e4rischer Luft gesch\u00fcttelt worden. Da der Absorptionskoeffizient des Sauerstoffs f\u00fcr die verd\u00fcnnte L\u00f6sung bei 37,5\u00b0 kaum kleiner als 0,023 ist, so betr\u00e4gt die Gesamtmenge des physikalisch absorbierten Sauerstoffs -154---^ '12~ = 0,560 ccm. Nun ist aber\ndie zur Umwandlung von 0,14 g H\u00e4moglobin in Oxyh\u00e4moglobin erforderliche Sauerstoffmenge, da 1 g H\u00e4moglobin dazu 1,34 ccm braucht, nicht gr\u00f6\u00dfer als 0,1876 ccm, folglich ist der physikalisch absorbierte Sauerstoffvorrat im angenommenen Falle allein schon etwa 3 mal so gro\u00df, wie diese Menge.\nNach dem Sch\u00fctteln der L\u00f6sung mit einem Gase, dessen\nSauerstoffdruck etwa 5 mal gr\u00f6\u00dfer (y\u00a7| = 4,8) ist als in dem\neben besprochenen Beispiele, wird demnach die physikalisch absorbierte Sauerstoffmenge sogar 15 mal so gro\u00df wie die erforderliche sein; und wenn sich das Spektrum trotzdem nachher noch unver\u00e4ndert zeigt, so ist daraus zu schlie\u00dfen, da\u00df die L\u00f6sung unter dem gew\u00f6hnlichen Sauerstoffdrucke eben auch schon vollst\u00e4ndig ges\u00e4ttigt, d. h. da\u00df ihr gesamtes H\u00e4moglobin auch schon unter diesem Drucke vollst\u00e4ndig in Oxyh\u00e4moglobin verwandelt war. Damit ist denn aber auch bewiesen,","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nG. H\u00fcfner,\nda\u00df die optischen Konstanten, d. h. die Gr\u00f6\u00dfen A0 und A*\na\t\u20ac;\nund damit zugleich der Quotient -n- =----, die seinerzeit1)\n0\teo\nan verd\u00fcnnten Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sungen nach dem Sch\u00fctteln derselben mit atmosph\u00e4rischer Luft von gew\u00f6hnlichem Drucke festgestellt wurden, in der Tat als die Konstanten einer reinen, von H\u00e4moglobin freien Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung gelten d\u00fcrfen.\nWir kommen jetzt nochmals zu der Krage, ob die Anwendung ausgekochten, v\u00f6llig gasfreien Wassers zum Zwecke der notwendigen Verd\u00fcnnung eines Blutes statthaft ist, wenn die spektrophotometrische Untersuchung der verd\u00fcnnten L\u00f6sung hinterdrein einen genauen Aufschlu\u00df \u00fcber das Mengenverh\u00e4ltnis liefern soll, in welchem beide Farbstoffe im urspr\u00fcnglichen Blute vorhanden sind.\nVersuche hier\u00fcber wurden von mir bereits vor 21 Jahren,\nim Jahre 1886, mitgeteilt. Es geschah dies in einer in dieser\nZeitschrift, Bd. X, S. 224, ver\u00f6ffentlichten Abhandlung, die als *\u2022\n\u00dcberschrift die Frage tr\u00e4gt: \u00abWirkt ausgekochtes, v\u00f6llig sauerstofffreies Wasser zersetzend auf Oxyh\u00e4moglobin ? \u00bb Die Frage bezweckte Aufkl\u00e4rung dar\u00fcber, ob sauerstoffhaltiger Blutfarbstoff bei der Verd\u00fcnnung seiner L\u00f6sung mit gasfreiem Wasser unter Luftabschlu\u00df eine spektrophotometrisch nachweisbare Dissoziation erleidet. Die letztere Frage mu\u00dfte nach dem Ergebnis der angestellten Versuche mit \u00abNein\u00bb beantwortet werden und damit die Frage nach der Statthaftigkeit einer derartigen Verd\u00fcnnung mit \u00abJa\u00bb.2)\n*) Archiv f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1894, S. 130 ff.\n2) Vier Jahre sp\u00e4ter, im Jahre 1890, bin ich in einem kurzen Aufs\u00e4tze, der im Anschlu\u00df an meine im Arch. f. (Anat. u.) Physio]., 1890, S. Iff. ver\u00f6ffentlichte erste Arbeit \u00ab\u00dcber das Gesetz der Dissoziation des Oxyh\u00e4moglobins usw.\u00bb ebendaselbst S. 28 ff. erschien, nochmals auf die Besprechung der gleichen Frage zur\u00fcckgekommen. In einem im Zentralblatte f. Physiologie, Bd. XVH, S. 682 ff., im Jahre 1904 ver\u00f6ffentlichten Aufsatze \u00fcber die \u00abTheoretische Behandlung der quantitativen Verh\u00e4ltnisse bei der Sauerstoffaufnahme des H\u00e4moglobins\u00bb sagt nun Herr Bohr: \u00abEs ist daher eine logische Folge der H\u00fcfnerschen Formel, da\u00df sich bei der Verd\u00fcnnung mit ausgekochtem Wasser das Verh\u00e4ltnis","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Fragen der Spektrophotometrie.\n43\nEs hatte sich n\u00e4mlich bei den entsprechenden Versuchen herausgestellt, da\u00df, wenn man frisches defibriniertes Schweineblut, das etwa eine halbe Stunde zuvor noch einmal mit atmosph\u00e4rischer Luft gesch\u00fcttelt worden war, unter Luftabschlu\u00df soweit mit v\u00f6llig luftfreiem Wasser verd\u00fcnnt, bis die spektro-photometrische Untersuchung desselben m\u00f6glich ist, nicht etwa, wie man erwarten m\u00f6chte, das Spektrum eines Gemenges von Oxyh\u00e4moglobin mit viel H\u00e4moglobin, sondern lediglich dasjenige des Oxyh\u00e4moglobins zu beobachten ist. Die get\u00e4uschte Erwartung st\u00fctzte sich auf die Annahme, da\u00df das ausgekochte, v\u00f6llig luftleere Wasser selber gewisserma\u00dfen als Vakuum wirken m\u00fcsse, insofern es wegen seines Mangels an allem absorbierten Sauerstoff ein L\u00f6sungsmittel vorstelle, \u00fcber welchem der Partiar-druck des Sauerstoffs gleich Null ist. Formell aber war sie durch das sogenannte Verd\u00fcnnungsgesetz von Ostwald begr\u00fcndet, von dem man annehmen durfte, da\u00df es auch f\u00fcr die Dissoziation gel\u00f6sten Oxyh\u00e4moglobins in H\u00e4moglobin und Sauerstoff g\u00fcltig sei; hiernach gilt n\u00e4mlich die Gleichgewichtsformel\np\tP\t\"-J\tw\n^hr \u2019\t'\u201c<o\nworin Cho die molekulare Konzentration des Oxyh\u00e4moglobins, Chr diejenige des reduzierten H\u00e4moglobins, C0 die molekulare Konzentration des gel\u00f6sten Sauerstoffs \u2014 j^de Konzentration bezogen auf 1 ccm der L\u00f6sung \u2014 und k die Gleichgewichtskonstante bedeutet. Bei Betrachtung dieser Formel leuchtet ohne weiteres ein, da\u00df, wenn man die L\u00f6sung der 3 Stoffe auf das n-fache verd\u00fcnnt, man damit zugleich das Gleichgewicht zwischen den dreien zerst\u00f6rt, insofern dann in der Gleichung\n^ \u00e4ndert. Da\u00df H\u00fcfner diesen Umstand \u00fcbersehen hat, be-Co\nwirkt usw.\u00bb\t*\nMan sieht aus dem Angef\u00fchrten, da\u00df von uns beiden nicht ich es gewesen bin, der hier etwas \u00fcbersehen hat. Im Gegenteile war die Frage schon 18 Jahre, bevor Herr Bohr seinen Vorwurf \u2014 den Vorwurf eines groben Rechenfehlers ! \u2014 gegen mich erhob, experimentell von mir entschieden, und zwar in dem Sinne, da\u00df ich darauf mit gutem Rechte eine Methode f\u00fcr die gleichzeitige Bestimmung des H\u00e4moglobins und Oxyh\u00e4moglobins im Blute gr\u00fcnden konnte.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nG. H\u00fcfner,\nn n\nx einen n-fach h\u00f6heren Wert annehmen w\u00fcrde, als k, was der Voraussetzung, da\u00df es eine Gleichgewichtskonstante f\u00fcr den Vorgang gibt, widerspr\u00e4che. Wenn es nun aber doch eine solche gibt, so mu\u00df die Verd\u00fcnnung mit dem gasfreien Wasser in der Tat einen teilweisen Zerfall des Oxyh\u00e4moglobins und damit eine Vermehrung des H\u00e4moglobins \u00fcnd des freien, gel\u00f6sten Sauerstoffs zur Folge haben.\nZu besserer Veranschaulichung m\u00f6ge wieder ein numerisches Beispiel dienen, und zwar wollen wir bei der Annahme bleiben, da\u00df das zu untersuchende Blut in 100 ccm 14 g Farbstoff enthalte und da\u00df es vor der Verd\u00fcnnung nochmals bei 37,5\u00b0 mit Luft, deren Sauerstoffdruck, p1 = 160 mm betragen soll, gesch\u00fcttelt worden sei.\nUm die molekulare Konzentration der einzelnen in L\u00f6sung befindlichen Stoffe angeben zu k\u00f6nnen, h\u00e4tte man das in der Volumeinheit vorhandene Gewicht derselben durch ihr Molekulargewicht zu dividieren. Da nun das Molekulargewicht des H\u00e4moglobins ohne merklichen Fehler dem des Oxyh\u00e4moglobins gleich-gesetzt werden darf und da ferner das Molekulargewicht des\ntu'\nSauerstoffs in beiden Gleichungen als Divisor wiederkehrt, so d\u00fcrfen alle diese Divisionen in der nachfolgenden Rechnung f\u00fcglich unterbleiben und an Stelle der Sauerstoffgewichte m\u00f6gen auch die \u00e4quivalenten Sauerstoffvolumina genommen werden.\nWenn wir uns nun erinnern, da\u00df von dem vorhandenen Oxyh\u00e4moglobin unter dem angenommenen Drucke und bei der angenommenen Temperatur 5,6 \u00b0/o dissoziiert sein sollen,1) so besitzt das Zeichen Ch0 in unserem Falle vor der Verd\u00fcnnung den Wert 0,1322 und das Zeichen Chr den Wert 0,0078; und\nwenn wir f\u00fcr das Zeichen C0 den Ausdruck ^2- einf\u00fchren und\n760\nden Absorptionskoeffizienten a des Sauerstoffs f\u00fcr das Blut bei\n0 Archiv f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1901, S. 212 ff.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Fragen der Spektrophotometrie.\n45\nder Temperatur 37,5 0 zu 0,023 (wahrscheinlich etwas zu hoch) ansetzen, so wird\nn 0,023 \u2022 160\n760\n= 0,00484\nsoda\u00df nun Gleichung (1) in Zahlen ausgedr\u00fcckt folgenderma\u00dfen lautet :\n0,1322\n= 3502,\n(3)\n0,0078 \u2022 0,00484\nWird nun 1 ccm dieses Blutes 100 fach mit ausgekochtem Wasser\nverd\u00fcnnt, so mu\u00df, falls die rechts vom Gleichheitszeichen\nstehende Zahl dieselbe bleiben soll, mit den 3 Zahlen des Bruchs\n\u2022 \u2022\neine derartige \u00c4nderung vor sich gehen, da\u00df sowohl der Z\u00e4hler wie das den Nenner bildende Produkt kleiner wird, und zwar wird die Gleichung alsdann folgende Form annehmen:\n0,001322 \u2014 x\n= 3502.\n(4)\n(0,000078 + x) \u2022 (0,0000484 + 1,34 x) *)\nDa die Rechnung f\u00fcr x den Wert 0,0003892 liefert, so erhalten wir am Ende f\u00fcr das neue Gleichgewicht folgende Zahlengleichung :\n0,001322 \u2014 0,0003892\n(0,000078 + 0,0003892) \u2022 (0,0000484 + 0,0005215) oder\n0,0009328\n3502\n(5)\noder\n3502.\n(6)\n0,0004672 \u2022 0,0005699 In dem hier durchgef\u00fchrten Beispiele m\u00fc\u00dfte also die ge-sammte in 1 ccm vorhandene Farbstoffmenge nach 100 f\u00e2cher Verd\u00fcnnung mit gasfreiem Wasser zu fast genau einem Drittel\n(o \u00d6ollb\u00d6\u00dc\") aus reduziertem H\u00e4moglobin bestehen und damit die Farbe der L\u00f6sung ebenso wie ihr Spektrum auff\u00e4llig ver-\n\u00e4ndert sein. Der oben [erw\u00e4hnte photometrische Quotient \u2014\nd\u00fcrfte dann h\u00f6chstens noch 1,23 anstatt 1,578 betragen.* 2)\nDas alles tritt aber eben, wie die photometrische Untersuchung des Spektrums lehrt, tats\u00e4chlich durchaus nicht ein. Weshalb wohl nicht?\nJ) Der Summand 1,34 x dr\u00fcckt aus, da\u00df 1 g H\u00e4moglobin 1,34 ccm Sauerstoff lose zu binden vermag.\n2) Vgl. Archiv f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1899, S. 39 ff.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nG. H\u00fcfner,\nJedenfalls liegt der Hauptgrund der unerwarteten Erscheinung, wie ich schon fr\u00fcher1) betonte, in dem Umstande, da\u00df die Verd\u00fcnnung des Blutes mit dem ausgekochten Wasser in einem sorgf\u00e4ltig von der freien Atmosph\u00e4re abgesperrten, ganz mit Fl\u00fcssigkeit erf\u00fcllten Raum vor sich geht, da\u00df ein Luftraum \u00fcber der L\u00f6sung, geschweige ein Vakuum gar nicht vorhanden, da\u00df also auch ein Entweichen von Gas aus der L\u00f6sung gar nicht m\u00f6glich ist.\nIch habe schon mehrere Male darauf h\u00ffigewiesen, da\u00df der Gleichgewichtszustand, der eintritt wenn eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung mit Stickstoff gesch\u00fcttelt wird, nicht von einfacher Art ist; denn es besteht zuletzt Gleichgewicht 1. zwischen der Konzentration der noch unzersetzten Substanz und dem Produkte\nder Konzentrationen der beiden Zersetzungsprodukte, H\u00e4moglobin\nund Sauerstoff, soweit der letztere noch in der L\u00f6sung geblieben ist, und 2. zwischen der Konzentration des gel\u00f6sten und derjenigen des in der dar\u00fcberstehenden Atmosph\u00e4re befindlichen Sauerstoffs. Letzteres Gleichgewicht ist durch das Absorptionsgesetz der Gase geregelt.2)\nDie St\u00f6rung des einen Gleichgewichts mu\u00df auch eine St\u00f6rung des anderen zur Folge haben. In unserem Falle nun, wo eine Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung mit gasfreiem Wasser verd\u00fcnnt wird in einem Raume, der vollst\u00e4ndig mit Fl\u00fcssigkeit erf\u00fcllt ist, f\u00e4llt das 2. Gleichgewicht ganz hinweg und damit also auch die M\u00f6glichkeit einer St\u00f6rung desselben.\nDagegen ist aber die M\u00f6glichkeit nicht ausgeschlossen,\nx) Diese Zeitschrift, Bd. X, S. 224, 1886. Dort hei\u00dft es: \u00abWenn nun aber, wie in unserem Verd\u00fcnnungsapparate, das Verd\u00fcnnungswasser gar keine Atmosph\u00e4re \u00fcber sich hat, wohin soll der vom H\u00e4moglobin losgel\u00f6ste Sauerstoff entweichen ? \u2014 Er kann dem H\u00e4moglobin gar nicht entrinnen; jeden Augenblick mu\u00df er ihm, weil noch in der L\u00f6sung enthalten, wieder begegnen ; und was ist da wohl bei der Anziehung, die ja stets zwischen beiden herrscht, nat\u00fcrlicher, als da\u00df die Sauerstoffverbindung sich zur\u00fcckbildet, vorausgesetzt, da\u00df sie sich unter dem Einfl\u00fcsse sauerstofffreien Wassers allein \u00fcberhaupt zersetzt hatte.\u00bb\n2) Im Blute selbst ist der Gleichgewichtszustand ein noch komplizierterer. Denn hier kommt noch als Drittes hinzu das Gleichgewicht zwischen dem Sauerstoffgehalte des Plasmas und demjenigen der in den Blutk\u00f6rperchen eingeschlossenen w\u00e4sserigen L\u00f6sung.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Fragen der Spektrophotometrie.\n47\nda\u00df durch die blo\u00dfe Verd\u00fcnnung einer Oxyh\u00e4moglobinl\u00f6sung ein Zustand geschaffen wird, der demjenigen der Dissoziation gel\u00f6ster Elektrolyte gleicht. Wir k\u00f6nnen uns denken, da\u00df die beiden Zerfallsprodukte, H\u00e4moglobin- und Sauerstoffmolek\u00fcle, sich nur verschieben und nebeneinander vorbei bewegen, oder da\u00df die einzelnen H\u00e4moglobinmolek\u00fcle ihre Sauerstoffmolek\u00fcle fortw\u00e4hrend untereinander austauschen. Nur m\u00fc\u00dfte\u2014der spektralen Erscheinung gem\u00e4\u00df \u2014 die Wirkung so dissoziierter Molek\u00fcle auf das Licht immer noch dieselbe sein, wie diejenige undissoziierter Molek\u00fcle.\nVoraussetzung und wesentliche Bedingung f\u00fcr das Bestehenbleiben des reinen Oxyh\u00e4moglobinspektrums auch im Falle der Dissoziation w\u00fcrde nat\u00fcrlich der Umstand bleiben, da\u00df von beiden Teilmolek\u00fclen \u00e4quivalente Mengen nebeneinander in L\u00f6sung sind, d. h. also, da\u00df soviel Sauerstoffmolek\u00fcle zugegen sind, wie die vorhandenen H\u00e4moglobinmolek\u00fcle zur Bildung ganzer Oxyh\u00e4moglobinmolek\u00fcle bed\u00fcrfen. Trifft diese Voraussetzung nicht mehr zu \u2014 entweder weil etwas Sauerstoff schon vor der Verd\u00fcnnung in einen \u00fcber der L\u00f6sung befindlichen sauerstofffreien oder sauerstoffarmen Gasraum entwichen, oder auch weil etwas davon chemisch verbraucht ist\u2014, dann, aber auch erst dann, tritt neben dem Spektrum des Oxyh\u00e4moglobins noch dasjenige des reduzierten Farbstoffs auf. Also wird durch das Spektrum nicht der Zustand der Dissoziation als solcher, sondern nur der Verlust von gasf\u00f6rmigen Teilmolek\u00fclen angezeigt, und die Gr\u00f6\u00dfe dieses Verlustes wird durch die photometrische Bestimmung des H\u00e4moglobins neben dem Oxyh\u00e4moglobin gemessen.\nZum Schl\u00fcsse seien hier die Resultate einiger Beobachtungen mitgeteilt, die gelegentlich in den letzten Jahren an verschiedenen Blutproben, nach Verd\u00fcnnung derselben teils mit einer ausgekochten, teils mit einer unausgekochten L\u00f6sung von 0,1 \u00b0/o Soda, mit dem Spektrophotometer gemacht worden sind. Sie geben jederzeit direkten Aufschlu\u00df \u00fcber das in jenen Proben bestehende Verh\u00e4ltnis zwischen H\u00e4moglobin und Oxyh\u00e4moglobin und best\u00e4tigen von neuem die bekannte Erfahrung, wonach 1. das frisch aus der Arterie des lebenden gesunden Tieres entnommene Blut keineswegs mit","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nG. H\u00fcfner,\nSauerstoff vollkommen ges\u00e4ttigt istund wonach 2. in jedem au\u00dferhalb des Organismus, selbst bei k\u00fchler Temperatur, aufbewahrten Blute sich chemische Prozesse abspielen, die mit einem steten Verbrauch von Sauerstoff verkn\u00fcpft sind. Da\u00df die in den einzelnen F\u00e4llen beobachtete Abnahme des Quoti-\nenten \u2014 nicht etwa durch eine Bildung von Meth\u00e4moglobin\nbedingt war, geht daraus hervor, da\u00df die betreffenden Proben\nnach dem Sch\u00fctteln mit Luft f\u00fcr diesen Quotienten jedesmal\nWerte ergaben, die mit dem bekannten Quotienten des Oxy-\n?\n\u20ac\nh\u00e4moglobins,-----= 1,578, ganz oder nahezu identisch sind.\n6.\nNum- mer der Ver- suchs- reihe\t\tZustand des Verd\u00fcnnungs- mittels\tVer- d\u00fcn- nungs- grad\t\u20ac\t? e\te e\tBemerkungen\n\t' 1.\tausgekocht\t99,15\t0,65508\t1 1,00754\t1,538 j\ti | Blut direkt aus der\n\t\t\t\t\t\t\tCarotis eines\nT ,\t2.\t\u2014\t120,60\t0,52754\t0,81126\t1,538\t1 schwach narkoti-\n1. <\t\t\t\t\t\t\t* sierten Kaninchens\n\t3.\tmit Luft ge-\t\t0 52616\t0 83212\t1 581\tin denVerd\u00fcnnungs-\n\t\tsch\u00fcttelt\t\t\t\\y j WC/ U X 6mm\t-L j UU JL >\tapparat eingeleitet.\n\t' 1.\tausgekocht\t120,0\t0,71260\t1,11826\t1,569'\t\n\t\tmit. Luft \u00a3?e-\t\t\t\t\tFrisches Rinderblut\n\t2.\tsch\u00fcttelt\t\u2014\t0,70766\t1,11826\t1,580\t\nu.<\t\t\t\t\t\t\t>\taus dem\n\t3.\tausgekocht\t\u2014\t0,71106\t1,11564\t1,569\t\n\t\tmit Luft ere-\t\t\t\t\tSchlachthause.\n\t4. V\tsch\u00fcttelt\t\u25a0 r -\t0,71384\t1,12836\t1,580 i\t\n1\tfl-\tausgekocht\t120,6\t0,68740\t1,01260\t| 1,473]\tI Rinderblut, 2 Tage\nIII.\tL\tmit Luft ffe-\t\t\t\t1\tLang im Eisschranke\n1\tl2-\tsch\u00fcttelt\t\u2014\t0,65110\t1,02942\t1,581\tgehalten.\n1\tfi-\tausgekocht\t120,6\t0,72696\t0,93608\t1,288\u2019\tRinderblut, 3 Tage\nIV.\t\tfrisch, luft-\t\t\t\t\tdang im Eisschranke\n\to 2-\thaltig\t\t0,64464\t1,02004\t1,582 J\tgehalten.\n*) Sehr sch\u00f6ne Beweise hierf\u00fcr hat schon vor l\u00e4ngerer Zeit Jac. G. Otto in Christiania gleichfalls durch Versuche mit dem Spektrophotometer erbracht. Vgl. Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. XXXVI, S. 36 ff., 1885.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Einige Fragen der Spektrophotometrie.\n4 9\nIn allen bisherigen Versuchen wurde das Blut zuerst mit einer gasfreien w\u00e4sserigen Sodal\u00f6sung von 0,1 \u00b0/o verd\u00fcnnt, die nicht mehr als Zimmertemperatur (18\u201420\u00b0) besa\u00df. Bei dem f\u00f6rdernden Einfl\u00fcsse, den die Zunahme der Temperatur auf die Dissoziation aus\u00fcbt, konnte der Verdacht aufsteigen, da\u00df die Verd\u00fcnnung mit der ausgekochten L\u00f6sung bisher deshalb keinen merklichen Zerfall des Oxyh\u00e4moglobins, besonders kein merkliches Auftreten von H\u00e4moglobin, zur Folge gehabt habe, weil die Temperatur hierzu nicht gen\u00fcgend hoch gew\u00e4hlt war.\nUm diesen Verdacht auf seine Berechtigung zu pr\u00fcfen, nahm ich in den folgenden Versuchen diese Verd\u00fcnnung mit Proben desselben Blutes bei je 2 weit voneinander verschiedenen Temperaturen vor.\nNum- mer der Ver- suchs- reihe\t\tTemperatur der gasfreien L\u00f6sung\tVer- d\u00fcn- nungs- grad\te\t? e\t\u00bb \u20ac e\tBemerkungen\n\t1.\t37\u00b0\t120,0\t0,68294\t0,99478\t1,457\tRinderblut, 1 Nacht im Eisschranke.\nv\t2\t\u2014\t\u2014\t0,62476\t0,98804\t1,581\tDie warme L\u00f6sung mit Luft gesch\u00fcttelt.\n1\tu\t8\u00b0\t\t\t\t0,68472\t0,99434\t1,452\tVom gleichen Blute, wie in V, 1.\n|\tr\t36\u00b0\t120,6\t0,72696\t0,93608\t1,288\tRinderblut, 3 Tage im Eisschranke.\nVM 1\t2- I\t\u2014\t\u2014\t0,64464\t1,02004\t1,582\tWarme L\u00f6sung mit Luft gesch\u00fcttelt.\n1\tu\t7\u00b0\t\u2014\t0,72476\t0,93482\t1,290\tVom gleichen Blute, wie in VI, 1.\ng\nWie die Werte des Quotienten \u2014 zeigen \u2014 man ver-\n\u20ac\ngleiche die Quotienten von V,1 und VI,1 mit denen von V,3 und VI,3 \u2014, \u00fcbt eine h\u00f6here Temperatur den vermuteten Einflu\u00df auf den vermeintlichen Vorgang nicht aus; wie denn von dem bekannten Einfl\u00fcsse wachsender Temperatur auf die Lichtverteilung in den Absorptionsspektren im vorliegenden Falle gleichfalls nichts zu bemerken ist.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\n4","page":49}],"identifier":"lit18730","issued":"1908-09","language":"de","pages":"39-49","startpages":"39","title":"\u00dcber einige Fragen von prinzipieller Bedeutung f\u00fcr die Spektrophotometrie des Blutes","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:19.207339+00:00"}