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{"created":"2022-01-31T13:46:23.741340+00:00","id":"lit18739","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Blau, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 153-155","fulltext":[{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Beitrag zur Kenntnis des Surinamins.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nH. Blau.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Eidgen\u00f6ssischen Polytechnikums\nin Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 29. Oktober 1908.)\nUnter den Eiwei\u00dfspaltungsprodukten finden sich nur zwei aromatische Aminos\u00e4uren, das Phenylalanin und das Tyrosin, deren Konstitution genau festgestellt ist. Von H\u00fcttenschmid1) ist eine Substanz beschrieben worden, welche in einer Reihe exotischer Papilionaceen vorkommt und welche nach Hiller2) in ihrer Zusammensetzung mit einem Methyltyrosin \u00fcbereinstimmt. 3)\n\u00dcber die Konstitution dieser eigent\u00fcmlichen Verbindung liegen keine weiteren Angaben vor, ich bin daher auf Veranlassung von E. Winterstein dieser Frage n\u00e4her getreten.\nWie vorl\u00e4ufige Versuche zeigten, bedarf es zur Aufkl\u00e4rung der Konstitution des Surinamins gr\u00f6\u00dferer Mengen von Material, deren Beschaffung uns Herr Apotheker Dr. Th. Peckolt in Rio de Janeiro zugesichert hat, da aber noch eine l\u00e4ngere Zeit vergeht, bis ich in Besitz des Materials gelange, so teile ich die bei meinen Untersuchungen erhaltenen Resultate vorl\u00e4ufig mit.\n*) Magazin f\u00fcr Pharmacie, Bd. VII, S. 287.\n2)\tA. Pharm. 230, 513.\n3)\tH\u00fcttenschmid hat diese Substanz zuerst aus der Rinde von Geoffroya surinamensis dargestellt. Andere Autoren isolierten aus einer Anzahl von Pflanzen eine Substanz, welche mit dem Namen Ratanhin, Andirin, Angelin bezeichnet wurde und welche allem Anschein nach mit dem Surinamin identisch sind. Die vorliegende Literatur soll in der ausf\u00fchrlichen Publikation eingehend ber\u00fccksichtigt werden.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nH. Blau,\nDarstellung des Surinamins.\nDas Rohmaterial1) bestand aus hellbraunen Platten, welche sich in kochendem Wasser unvollst\u00e4ndig aufl\u00f6sten. Diese Masse wurde fein zerrieben, mit sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure in der Hitze aufgel\u00f6st, wobei ein brauner schmieriger R\u00fcckstand hinterblieb, vom letzteren wurde die schwach gef\u00e4rbte salzsaure L\u00f6sung getrennt, mit Lauge neutralisiert, wobei sich ein Krvstall-brei bildete. Die Krystalle wurden durch 4 Filtration getrennt, abermals in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, mit Tierkohle l\u00e4ngere Zeit in der Hitze digeriert, die von der Tierkohle getrennte farblose L\u00f6sung wurde nicht vollst\u00e4ndig neutralisiert, dann stark konzentriert und zur Krystallisation gebracht. Es resultierten seidengl\u00e4nzende farblose Nadeln, welche sich bei 233\u00b0 zu zersetzen begannen, bei 2460 war die Substanz vollst\u00e4ndig\ngeschmolzen.\n\u2022 \u2022\nUber die weiteren Eigenschaften und die bei der Darstellung des K\u00f6rpers erhaltenen Nebenprodukte werde ich sp\u00e4ter berichten. Im Folgenden mache ich Mitteilung \u00fcber einige Abbauversuche.\nI. Abbau durch Trockendestillation. Das Surinamin zerf\u00e4llt \u00e4hnlich dem Tyrosin in eine Base. Einige Gramm Surinamin wurden fein zerrieben, in kleinen Portionen in einem Reagenzr\u00f6hrchen bei 230\u2014250\u00b0 erhitzt, wobei ein \u00f6liges Sublimat entstand, das bald krystallinisch erstarrte, daneben entstehen unangenehm riechende basische Stoffe und ein kohliger R\u00fcckstand. Die krystallinische Masse, welche sich im oberen Teil des R\u00f6hrchens kondensiert hatte, wurde in Wasser gel\u00f6st, mit Salzs\u00e4ure neutralisiert, mit Tierkohle entf\u00e4rbt und die konzentrierte salzsaure L\u00f6sung sodann mit Platinchlorid gef\u00e4llt, wobei ein bei 2050 schmelzendes in gelben Nadeln krystallisierendes Platindoppelsalz sich ausschied. Der Platingehalt dieses Doppelsalzes betrug 27,30 und 27,69 \u00b0/o. Ein Oxyphenyl\u00e4thylmethvl-amin verlangt 27,91 \u00b0/o Pt.\n0 Das f\u00fcr meine orientierenden Versuche verwendete Rohmaterial stammte aus der Rinde von Geoffroya. Es sei mir gestattet. Herrn Prof. Hartwich f\u00fcr die \u00dcberlassung des Ausgangsmaterials meinen besten Dank auszusprechen.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Ein Beitrag zur Kenntnis des Surinamins.\n155\nII. Weiterer Abbau des Surinamins durch die Kalischmelze. Bekanntlich zerf\u00e4llt Tyrosin bei der Kalischmelze haupts\u00e4chlich in p-Oxybenzoes\u00e4ure, Ammoniak und Essigs\u00e4ure. Mit dem Surinamin versuchte ich auch die Kalischmelze. 0,5 g Surinamin wurden in geschmolzenes Kalihydrat allm\u00e4hlich eingetragen, wobei eine braune L\u00f6sung entstand, nach einiger Zeit machte sich ein penetranter Geruch bemerkbar ; nun wurde die Masse erkalten gelassen, die gr\u00fcnliche Schmelze mit Salzs\u00e4ure schwach an ges\u00e4uert und die vom Ausgeschiedenen durch Filtration getrennte L\u00f6sung ausge\u00e4thert. Beim Verdunsten des \u00c4thers hinterblieb ein Krystallbrei ; die Krystalle wurden aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert. Sie besa\u00dfen folgende Eigenschaften : beim Erhitzen lieferten sie Kohlens\u00e4ure und Phenol; sie gaben mit Eisenchlorid eine gelbe F\u00e4rbung und schmolzen bei 210\u00b0; dieses Verhalten stimmt mit den Eigenschaften der Para-Oxybenzoe-s\u00e4ure \u00fcberein. Durch diese Ergebnisse ist dargetan, da\u00df das Surinamin in der Tat in naher chemischer Beziehung zum Tyrosin steht.\nEs wurde ferner eine Reihe von Reaktionen und Versuchen ausgef\u00fchrt in der Absicht, Aufschlu\u00df \u00fcber die Lage der Methylgruppe zu erhalten; da die Ergebnisse mit dem geringen Ausgangsmaterial keine sichere Deutung zulassen, sehe ich von einer Mitteilung der diesbez\u00fcglichen Versuche ab.\nDa es nicht ausgeschlossen ist, da\u00df die in Rede stehende Verbindung, welche in ihrem physikalischen Verhalten und Aussehen dem Tyrosin sehr \u00e4hnlich ist, auch in unseren einheimischen Pflanzen vielleicht gleichzeitig mit dem Tyrosin vorkommt, so d\u00fcrften die mit gr\u00f6\u00dferen Mengen anzustellenden Untersuchungen dieses K\u00f6rpers und die Charakterisierung einiger Derivate (Ester, Jodderivate) wohl einiges Interesse f\u00fcr die Biochemie beanspruchen.","page":155}],"identifier":"lit18739","issued":"1908-09","language":"de","pages":"153-155","startpages":"153","title":"Ein Beitrag zur Kenntnis des Surinamins. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:46:23.741345+00:00"}