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{"created":"2022-01-31T13:45:55.951463+00:00","id":"lit18740","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"Ch. Godet","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 156-161","fulltext":[{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Calcium- und Magnesiumgehalt einiger Pflanzensamen.\nVon\nE. Schulze und Ch. Godet.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 31. Oktober 1908.)\nEs ist eine bekannte Tatsache, da\u00df die Asche der Pflanzensamen in der Regel relativ reich an Magnesium ist, zugleich aber auch viel Calcium enth\u00e4lt. F\u00fcr die Analysen, die zu diesem Ergebnis f\u00fchrten, verwendete man aber fast ohne Ausnahme Aschen, die durch Verbrennen unentsch\u00e4lter Samen dargestellt worden waren. Durch diesen Umstand wird der Wert dieser Analysen verringert. Denn die Asche der Samenschalen weicht von derjenigen des zugeh\u00f6rigen Kerns in bezug auf die Zusammensetzung in der Regel sehr stark ab; die Analyse der Asche eines unentsch\u00e4lten Samens gibt also keinen sicheren Aufschlu\u00df dar\u00fcber, welcher Mineralstoffe das aus dem Samen entstehende Keimpfl\u00e4nzchen in der ersten Periode seiner Entwicklung bedarf.J) Wenigstens gilt dies f\u00fcr alle diejenigen F\u00e4lle, in welchen das Gewicht der Samenschale und ihrer Asche einen bedeutenden Teil vom Gewicht des ganzen Samenkorns bezw. dessen Asche ausmacht.\nRei Ausf\u00fchrung von Analysen, f\u00fcr welche die Aschen der Samenschalen und der Kerne getrennt verwendet wurden, fanden wir, da\u00df die Asche des Kerns stets mehr Magnesium als Calcium enthielt, w\u00e4hrend dagegen die Asche der Schale stets weit reicher an Calcium war. Da diese Wahrnehmung f\u00fcr die Pflanzenphysiologie von Interesse ist, so wollen wir die Ergebnisse unserer Versuche im folgenden ausf\u00fchrlicher mitteilen.\nDie f\u00fcr die Analysen verwendeten Aschen waren durch Verbrennen der Samenschalen und Kerne entweder in einer gro\u00dfen, \u00fcber einen Runsen-Brenner gestellten Platinschale oder in einer Muffel in einer Silberschale dargestellt worden. Die Bestimmung des Kalk- und Magnesiagehaltes geschah nach\nl) Beim Aussprechen dieser Ansicht st\u00fctzen wir uns auf die Annahme, da\u00df die Bestandteile der Samenschale sich an der Ern\u00e4hrung des Keimpfl\u00e4nzchens nicht beteiligen und da\u00df alle Stoffe, deren das Keimpfl\u00e4nzchen in der ersten Entwicklungsperiode bedarf, im Kern des Samens abgelagert sind.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Calcium- und Magnesiumgehalt einiger Pflanzensamen. 157\ndem gew\u00f6hnlich angewendeten Verfahren; eine abgewogene Quantit\u00e4t der Asche wurde in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, die L\u00f6sung zur Entfernung der Kiesels\u00e4ure zur Trockne verdunstet, der R\u00fcckstand wieder in Salzs\u00e4ure aufgenommen, die filtrierte L\u00f6sung mit Ammoniak bis zum Entstehen eines Niederschlages verhetzt, dann mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, wobei Eisenphosphat ungel\u00f6st blieb ; Q die davon abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit versetzten wir zurF\u00e4llung des Kalks mit Oxals\u00e4ure. Nach ca. 24 Stunden wurde das Calciumoxalat abfhtriert. das filtrat zur F\u00e4llung der Magnesia mit Ammoniak versetzt : bei Analyse der an Phosphors\u00e4ure \u00e4rmeren Aschen wurde noch Ammoniumphosphat zugef\u00fcgt. In einigen F\u00e4llen bestimmten wir in den Aschen au\u00dfer Kalk und Magnesia auch die Phosphors\u00e4ure und das Kali. Zur- Bestimmung der Phosphors\u00e4ure wurde ein abgewogenes Quantum des Kerns bezw. der Samenschalen unter Zusatz von etwas Soda und Salpeter in einer Platinschale langsam einge\u00e4schert, das dabei erhaltene Produkt sodann zur Phosphors\u00e4urebestim-rnung nach der Molybd\u00e4ns\u00e4uremethode verwendet in einigen F\u00e4llen wurde beim Verbrennen statt Soda und baipeier reiner Kalk zugesetzt \u25a0. Die auf diesem Wege f\u00fcr die Asche der Kerne\ng\t/\n\t100\tTeile der Asche\tenthielten Teile\n\tK/J\tCaO\tMgO\tP,0,\nFirnis Cembra ....\t29.4\t6.7\t9,9\t42.8\nLuninus ansustifolius .\t31.4\t5,0\t10,6\t4\u00d6.5\nCucurbita Pepo . \u25a0 \u2022\tIS,8\t1.1\t19.0\t55,8\nRicinus communis . .\t\u2014\t4.0\t19.8\t31.9\nHelianthus annuus . .\t\u2014\t5.0\t17.9\t\u2014\nCorvlus aveliana . . . *\t\u2014\t9.6\t15.5\t\u2014\n\u00fc Am v 2 dal is communis .\t\t12.8\t13.4\t\u2014\nJuglans regia ....\t\u2014\t3,0\t11.5\t\u2014\nWie aus diesen Zahlen zu ersehen ist. war die Asche der entsch\u00e4lten Samen (Kerne) stets reicher an Magnesia als an Kalk. Besonders gro\u00df ist die Differenz bei Cucurbita Pepo :\nrj Die Menge des Eisenphosphats war stets sehr gering.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nE. Schulze und Ch. Godet,\nhier wurden in der Asche nur 1,1 \u00b0/o Kalk, dagegen 19,0 \u00b0/o Magnesia gefunden. Auch bei Ricinus communis, Helianthus annuus und Juglans regia sind die Differenzen zwischen dem Kalk- und Magnesiagehalt der Aschen sehr gro\u00df ; am geringsten sind sie bei Pinus Cembra und Amygdalis communis.\nDas auffallend niedrige Resultat, das wir bei Restimmung des Kalks in der Asche der Kerne von Cucurbita Pepo erhielten, veranla\u00dfte uns, jioch ein zweites Muster solcher Kerne einzu\u00e4schern und die Asche auf den Gehalt an Kalk und an Magnesia zu untersuchen. Dabei erhielten wir folgende Zahlen:\n100 Teile der Asche enthalten:\nCaO\nMgO 19,6 \u00b0/o.\nCucurbita Pepo\n1,1\nWie man sieht, stimmen diese Zahlen sehr gut mit denjenigen \u00fcberein, die in der obigen Tabelle f\u00fcr den Kalk- und Magnesiagehalt der Asche der gleichen Kerne angegeben sind.\nDer Phosphors\u00e4uregehalt der Aschen war in allen F\u00e4llen, in denen dieser Bestandteil bestimmt wurde, sehr gro\u00df, zeigte aber doch, ebenso wie der Kaligehalt, bedeutende Schwankungen.\nEs war von Interesse, auch noch den Gehalt der Trockensubstanz der Kerne an Kalk, Magnesia und den \u00fcbrigen in der Asche quantitativ bestimmten Bestandteilen zu berechnen, wobei selbstverst\u00e4ndlich die f\u00fcr den Aschengehalt dieser Trockensubstanz gefundenen Zahlen1) ber\u00fccksichtigt werden mu\u00dften. Die Rerechnung f\u00fchrte zu folgenden Zahlen:\nl) Diese Zahlen sind in der nachfolgenden Tabelle enthalten:\n100 Teile Trockensubstanz enthielten\nPinus Cembra (Arve).......................\nLupinus angustifolius L. (blaue Lupine) . .\nCucurbita Pepo (K\u00fcrbis)...................\nRicinus communis (Ricinus)................\nHelianthus annuus (Sonnenblume) . . . .\nCorylus avellana (Hasel)..................\nAmygdalis communis (Mandel)...............\nJuglans regia (Walnu\u00df)....................\n2,90 \u00b0/o Asche","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Calcium- und Magnesiumgehalt einiger Pflanzensamen. 159\n\t100 Teile Trockensubstanz der Kerne enthalten\t\t\t\n\tK,0\tCaO\tMgO\tp2o5\nPinus Cembra ....\t0,82\t0,19\t0,27\t1,16\nLupinus angustifolius .\t1,19\t0,19\t0,40\t1,53\nCucurbita Pepo . . .\t0,69\t0,04\t0,70\t2,10\nRicinus communis . .\t\u2014\t0,15\t0.72 y\t1,16\nHelianthus annuus . .\t\u2014\t0,18\t0,66\t\u2014\nCorylus avellana . . .\t\u2014\t0,30\t0,48\t!\nAmygdalis communis .\t\u2014\t0,37\t0,38\t1 \t\nJuglans regia ....\t\u2014\to o 00\t0.28 J\t\u2014\nAuch aus den Zahlen dieser Tabelle ist zu ersehen, da\u00df der Kalkgehalt der Kerne stets hinter dem Magnesiagehalt zur\u00fccktrat und bei einigen Objekten sehr niedrig war.\nMan hat anzunehmen, da\u00df der Kern des Samens alle festen Stoffe enth\u00e4lt, deren das Keimpfl\u00e4nzchen in der ersten Periode seiner Entwicklung bedarf. Da nun der Kalkgehalt der Kerne bei allen von uns untersuchten Objekten niedriger als der Magnesiagehalt war und in einigen F\u00e4llen nur einen sehr geringen Betrag erreichte, so mu\u00df man zu der Schlu\u00dffolgerung gelangen, da\u00df bei der Entwicklung der Keimpfl\u00e4nzchen das Magnesium eine viel wichtigere Rolle spielt als das Calcium. Ich werde weiter unten noch einmal auf diese Schlu\u00dffolgerung zur\u00fcckkommen.\nDie Asche der Samenschalen weicht in ihrer Zusammensetzung sehr weit von der Asche der Kerne ab. Den Beweis daf\u00fcr liefert eine Vergleichung der nachfolgenden Zahlen mit den in der ersten Tabelle mitgeteilten Werten.\n\t100 Teile der Samenschalenasche enthalten Teile\t\t\t\n\t\u2022*\u2022\u2022\u2022\u25a0 \t k2o\tCaO\tMgO\tp2o5\nPinus Cembra ....\t44,9\t12,6\t11,0\t3,2\nLupinus angustifolius .\t27,5\t38,7\t9,4\t6,1\nCucurbita Pepo . . .\t35,0\t8,5\t7,6\t6,4\nRicinus communis . .\t23,7\t43,9\t4,3\t0,6","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nE. Schulze und Ch. Godet.\nWie aus diesen Zahlen zu ersehen ist, war der Phosphors\u00e4uregehalt der von uns untersuchten Samenschalenaschen sehr gering. Kalk fand sich in zwei F\u00e4llen in sehr gro\u00dfer Quantit\u00e4t vor ; bei Pinus Cembra und bei Cucurbita Pepo war der Kalkgehalt bedeutend niedriger. In allen F\u00e4llen aber fand sich mehr Kalk als Magnesia vor. Der Kaligehalt der Asche war stets hoch, am h\u00f6chsten bei Pinus Cembra.\nAus dem relativ hohen Magnesiumgehalt der Kerne der Samen mu\u00df man schlie\u00dfen, da\u00df dieses gement f\u00fcr das aus dem Samen entstehende Keimpfl\u00e4nzchen von besonderer Bedeutung ist. Auf die Frage, worin dies beruht, l\u00e4\u00dft sich eine Antwort geben. Durch die ausgezeichneten Untersuchungen R. Willst\u00e4tters \u00fcber das Chlorophyll wissen wir, da\u00df dieser wichtige Bestandteil der gr\u00fcnen Pflanze Magnesium enth\u00e4lt;1) seine Bildung kann also ohne das Vorhandensein von Magnesium nicht erfolgen. Fehlte es im Samen an Magnesium, so w\u00fcrde dies von ung\u00fcnstigem Einflu\u00df auf die Entwicklung des Keimpfl\u00e4nzchens sein; dieser ung\u00fcnstige Einflu\u00df w\u00fcrde, falls das Pfl\u00e4nzchen auf einer an Magnesium sehr armen Unterlage sich entwickelt, nicht blo\u00df in der ersten Wachstumsperiode sich geltend machen.\nUnter Hinweis auf Arbeiten, die dem Gebiete der reinen Chemie angeh\u00f6ren, hat Willst\u00e4tter es ferner f\u00fcr wahrscheinlich erkl\u00e4rt, da\u00df durch das Vorhandensein von Magnesium das Zustandekommen von Synthesen im Organismus der Pflanzen beg\u00fcnstigt'wird. Auch darin k\u00f6nnte ein Grund daf\u00fcr liegen, da\u00df der genannte Aschenbestandteil bei der Bildung des Samens im Kern in relativ gro\u00dfer Quantit\u00e4t abgelagert wird.\nEinige der analytischen Bestimmungen, deren Resultate im vorigen mitgeteilt worden sind, wurden in unserem Laboratorium von Ch. Humbert ausgef\u00fchrt, wof\u00fcr wir demselben hier unseren Dank aussprechen.\nl) Liebigs Annalen der Chemie, Bd. CCCL, S. 48 u. Bd. CCCLVIII. S. 267. Allerdings hat man, wie Willst\u00e4tter in seiner Abhandlung mitteilt, fr\u00fcher schon in Chlorophyllanpr\u00e4paraten Magnesium gefunden ; doch wurde diesem Befunde keine Bedeutung beigelegt.","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Calcium- und Magnesiumgehalt einiger Pflanzensamen. 161\nAnalytische Belege za den Kalk- und Magnesiabestimmungen.\nAsche der Kerne von Pinus Cembra.\nDie f\u00fcr die Zusammensetzung dieser Asche angegebenen Zahlen sind der Abhandlung E. Schulzes \u00ab\u00dcber die Bestandteile der Samen von Pinus Cembra\u00bb (Landwirt. Versuchsstationen, Bd. LXVII, S. 57) entnommen ; daselbst finden sich auch die zugeh\u00f6rigen analytischen Belege.\nAsche der Kerne von Lupinus angustifolius.\nAngewendet 2,7066 g Asche ; L\u00f6sung = 250 ccm. 100 ccm davon gaben 0,0544 g CaO = 5,03 \u00b0/o CaO und 0,3163 g Mg2P807 = 10,59 > MgO.\nAsche der Kerne von Cucurbita Pepo.\nAsche A. Angewendet 1,8895 g Asche; L\u00f6sung = 100 ccm. 50 ccm davon gaben0,0099g CaO = 1,05\u00b0/o CaO und 0,4958 g Mg8P807 = 19,0\u00b0/oMgO.\nAsche B. 0,8887 g Asche gaben 0,010 g CaO = 1,1 \u00b0/o CaO und 0,4799 g Mg2P207 = 19,6 \u00b0/o MgO.\nAsche der Kerne von Ricinus communis.\n0,4742 g Asche gaben 0,0191 g CaO = 4,03 \u00b0/o CaO und 0,2590 g Mg2P207 = 19,75 o/o MgO.\nAsche der Kerne von Helianthus annuus.\n0,5040 g Asche gaben 0,0252 g CaO = 5,00 \u00b0/o CaO und 0,2434 g Mg2P207 = 17,93 o/o MgO.\nAsche der Kerne von Corylus avellana.\n0,5218 g Asche gaben 0,0500 g CaO = 9,58 \u00b0/o CaO und 0,2228 g Mg2P807 = 15,45 o/o MgO.\nAsche der Kerne von Amygdalis communis.\nAngewendet 1,3678 g Asche; L\u00f6sung = 100 ccm. 50 ccm davon gaben 0,0878 g CaO = 12,82 \u00b0/o CaO und 0,2534 g Mg8P207 = 13,42 \u00b0/o MgO.\nAsche der Kerne von Juglans regia.\n0,4761 g Asche gaben 0,0144 g CaO = 3,02 \u00b0/o CaO und 0,1514 g MgsP207 = ll,53 0/o MgO.\nAsche der Schalen von Pinus Cembra.\n0,3675 g Asche gaben 0,0465 g CaO = 12,6 \u00b0/o CaO und 0,1112 g Mg2P207 = 10,96 % MgO.\nAsche der Schalen von Lupinus angustifolius.\nAngewendet 0,8326 g Asche ; L\u00f6sung = 250 ccm. 100 ccm davon gaben 0,1288 g CaO = 38,68 \u00b0/o CaO und 0,0863 g Mg2P807 = 9,39 \u00b0/o MgO.\nAsche der Schalen von Cucurbita Pepo.\nAngewendet 0,9939 g Asche; L\u00f6sung = 250 ccm. 100 ccm davon gaben 0,0337 g CaO = 8,46 \u00b0/o CaO und 0,0817 g Mg2P807 = 7,45 \u00b0/o MgO.\nAsche der Schalen von Ricinus communis.\nAngewendet 2,4060 g Asche ; L\u00f6sung \u2014 200 ccm. 50 ccm davon gaben 0,2638 g CaO = 43,85 \u00b0/o CaO und 0,0713 g Mg8P207 = 4,30 \u00b0/o MgO.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\n11","page":161}],"identifier":"lit18740","issued":"1908-09","language":"de","pages":"156-161","startpages":"156","title":"\u00dcber den Calcium- und Magnesiumgehalt einiger Pflanzensamen","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:45:55.951472+00:00"}