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{"created":"2022-01-31T13:52:12.937548+00:00","id":"lit18741","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Starkenstein, Emil","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 162-164","fulltext":[{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"Die Beziehungen der Cyklosen zum tierischen Organismus.\nVon\nEmil Starkenstein, Demonstrator am Institut.\n(Aus dem pharmakologischen Institut der deutschen Universit\u00e4t in Prag.) (Der Redaktion zugegangen am 6. November 1908.)\nUnter obigem Titel ver\u00f6ffentlichte vor kurzem Herr Dr. Franz Rosenberger1) die Ergebnisse seiner Untersuchungen \u00fcber die Bedeutung des Ino sits f\u00fcr den tierischen Organismus. Fast gleichzeitig damit erschien eine Arbeit von mir,2) die im wesentlichen dasselbe Thema behandelte und deren Resultate erfreulicherweise gro\u00dfenteils mit denen Rosenbergers \u00fcbereinstimmen. Anderseits jedoch kam Rosenberger zu Schl\u00fcssen, die das gerade Gegenteil meiner Untersuchungen ausdr\u00fcckten, wodurch ich mich veranla\u00dft sah, diese Versuchsreihen einer nochmaligen genaueren Nachpr\u00fcfung zu unterziehen. W\u00e4hrend ich auf Grund meiner Untersuchungen zu dem Schlu\u00df kam, da\u00df der Inosit als ein normaler Zellbestandteil anzusehen sei, fand Rosenberger, da\u00df der lebende Organismus \u00fcberhaupt keinen Inosit enthalte, sondern nur eine Vorstufe desselben, die er als Inositogen bezeichnet und aus der sich erst nach dem Tode Inosit bilden soll. Zu diesem Schlu\u00df kam er auf Grund folgender Beobachtungen : Mittels der Extraktionsmethode nach Gooper-Lane gelang es ihm, beim Kaninchen geringe Mengen von Inosit nachzuweisen, nicht aber mit einer neu ausgearbeiteten Methode,3) wobei die Muskulatur zuerst in Kalilauge gel\u00f6st und dann ausgiebig mit Salpeters\u00e4ure behandelt wurde. Die Schuld an dem negativen Resultate k\u00f6nne die Methode nicht treffen, da es mit ihr gelungen war, noch in 5 g Ochsenfleisch Inosit nachzuweisen. Da\u00df die Extraktionsmethode doch zu einem positiven Resultate f\u00fchrte, sei auf die Fehler zur\u00fcckzuf\u00fchren, die allen Extraktionsmethoden anhaften, wobei es Rosenberger nicht ausschlie\u00dft, da\u00df das Wasser die\n*) Rosenberger, Die Beziehungen der Cyklosen zum tierischen Organismus. M\u00fcnchner mediz. Wochenschrift Nr. 34, 1908.\n2)\tStarkenstein, \u00dcber Inositurie und die physiologische Bedeutung des Inosits. Zeitschrift f. exp. Path. u. Therap. V, II. H., 1908.\n3)\tRosenberger: Ein Verfahren zum Nachweis von Inosit in tierischen Geweben und Fl\u00fcssigkeiten. Diese Zeitschrift, Bd. LVI. H. 4.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Die Beziehungen der Cyklosen zum tierischen Organismus. 163\nFermentwirkung nicht aufhebt, so da\u00df die M\u00f6glichkeit besteht, da\u00df w\u00e4hrend des Versuches die gesuchte Substanz teilweise zerst\u00f6rt wird oder eine fortgesetzte Bildung derselben erfolgt.\nIch untersuchte nun neuerdings frische Kaninchenmuskulatur auf das Vorhandensein von Inosit, nach der fr\u00fcher von mir ben\u00fctzten Extraktionsmethode (1. c.). Von dem Augenblicke, als das Tier durch Nackenschlag get\u00f6tet wurde, bis zum Kochen der Extraktionsfl\u00fcssigkeit verliefen 15 Minuten. Die Extraktion wurde mit siedendem Wasser, dreimal je eine halbe Stunde, vorgenommen. Ich glaube daher mit voller Sicherheit annehmen zu k\u00f6nnen, da\u00df in der Zeit von 15 Minuten keine autolytischen Vorg\u00e4nge vor sich gegangen sein d\u00fcrften und da\u00df anderseits bei einer Extraktion in siedendem Wasser durch IV2 Stunden alle Fermente zerst\u00f6rt wurden. Trotzdem konnte ich auch diesmal Inosit nachweisen. Ich fand ferner in 500 g frischer Hundemuskulatur fast 0,2 g Inosit, desgleichen in Menschenhirn (3 Stunden nach dem Tode verarbeitet) ca. 0,5 g.\nDie Schuld an dem negativen Resultat Rosenbergers d\u00fcrfte doch der von ihm ben\u00fctzten Methode zufallen; denn wenn der Inosit im allgemeinen auch gegen S\u00e4uren wie gegen Alkalien resistent ist, so wissen wir doch, da\u00df er durch l\u00e4ngeres Kochen mit Salpeters\u00e4ure zu Oxals\u00e4ure, beim Abdampfen zu Tetraoxychinon und Rhodizons\u00e4ure oxydiert wird. Die Reinigung des Inosits von organischen Beimengungen mit 6\u20148 volumprozentiger Salpeters\u00e4ure, wie sie Maquenne1) empfiehlt, um analysenf\u00e4higen Inosit zu erhalten, d\u00fcrfte ja bei gr\u00f6\u00dferen Mengen f\u00fcr denselben nicht so sehr von Bedeutung sein; der oftmaligen Wiederholung dieser Prozedur, dem ausgiebigen Gebrauch von Salpeters\u00e4ure, dem fortw\u00e4hrenden Eindampfen bei salpetersaurer Reaktion (eventuell bis zum Sirup!) m\u00fcssen aber so kleine Mengen von Inosit, ,wie sie sich in der Kaninchenmuskulatur vorfinden, allm\u00e4hlich doch zum Opfer fallen; da\u00df bisweilen die \u00e4u\u00dferst geringen Mengen, die zum Nachweis mittels der Scher er sehen Farbenreaktion erforderlich sind, vor der Oxydation verschont bleiben, w\u00e4re leicht m\u00f6glich und dem d\u00fcrfte\nD Maquenne, Gompt. rend, de FAcad. d. Sc. 104/225.\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164 Emil Starkenstein, \u00dcber tierischen Organismus.\nes auch zuzuschreiben sein, da\u00df Rosenberger noch in 5 g Ochsenfleisch Inosit fand.\nSchlie\u00dflich sei darauf hingewiesen, da\u00df ich mit der von mir angegebenen Methode ca. 90\u201495\u00b0/o von dem Inosit wiedergewinnen konnte, den ich einer L\u00f6sung zugesetzt hatte. Durch das oftmalige Neutralisieren gro\u00dfer S\u00e4ure- und Alkaliquantit\u00e4ten bei dem Verfahren nach Rosenberger wird aber infolge der bedeutenden Salzmenge die Reindarstellung erschwert, ein quantitatives Arbeiten unm\u00f6glich gemacht.\nEinen weiteren St\u00fctzpunkt f\u00fcr seine Behauptung fand Rosenberger in der Beobachtung, da\u00df bei der Autolyse die Inositbildung gesteigert sei, w\u00e4hrend ich bei meinen fr\u00fcheren Untersuchungen eine Abnahme beobachtete.\nEs sei zugegeben, da\u00df ich in diesem Punkte meine Schl\u00fcsse auf eine zu geringe Versuchsreihe st\u00fctzte, und es haben mir neuerliche Versuche gezeigt, da\u00df der Inositverbrauch bei der Autolyse gro\u00dfen Schwankungen unterliegt, indem ich wohl auch diesmal bisweilen eine Abnahme, manchmal jedoch keine \u00c4nderung fand. Eine Vermehrung des Inosits konnte ich aber auch jetzt nicht beobachten. Es w\u00e4re ja schlie\u00dflich auch die M\u00f6glichkeit nicht von der Hand zu weisen, da\u00df durch die autolytischen Fermente Inosit frei wird, der vordem vielleicht an andere K\u00f6rper (Phosphors\u00e4ure, Eiwei\u00df ?) gebunden war, und da\u00df dieser erst bei l\u00e4ngerer Einwirkung der autolytischen Fermente allm\u00e4hlich schwindet. Jedenfalls scheint es nicht gerechtfertigt, auf Grund der Zunahme der St\u00e4rke einer Farbenreaktion, die bereits mit 0,0005 g der Substanz einen deutlich positiven Ausfall zeigt und deren Gelingen, wie Rosenberger selbst hervorhebt, in hohem Grade von der Reinheit des Inosits abh\u00e4ngig ist, auf eine Zunahme der Inositbildung zu schlie\u00dfen.\nMit R\u00fccksicht auf das Ergebnis meiner quantitativen Versuche d\u00fcrfte es keinem Zweifel unterliegen, da\u00df der lebende Organismus freien Inosit enth\u00e4lt. Es ist auch kein Grund vorhanden, eine Vorstufe desselben, Inositogen, als Muttersubstanz f\u00fcr eine postmortale Neubildung von Inositan zunehmen.","page":164}],"identifier":"lit18741","issued":"1908-09","language":"de","pages":"162-164","startpages":"162","title":"Die Beziehung der Cyklosen zum tierischen Organismus","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:12.937553+00:00"}