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{"created":"2022-01-31T13:49:20.438493+00:00","id":"lit18743","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Lifsch\u00fctz, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 175-184","fulltext":[{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydationsprodukte des Cholesterins in den tierischen\nOrganen.\nIII. Mitteilung.\nVon\nJ. Lifsch\u00fctz.\n(Der Redaktion zugegangen am 7. November R\u00bb08.)\nBevor ich zur weiteren Er\u00f6rterung dieses Gegenstandes schreite, m\u00f6gen einige erg\u00e4nzende Versuche und erl\u00e4uternde Bemerkungen zu den Mitteilungen I und II2) hier ihren Platz finden.\nDie Auffindung der Oxydationsprodukte des Cholesterins auch in den inneren tierischen Organen2) hinterl\u00e4\u00dft keinen Zweifel, da\u00df das Cholesterin \u2014 entgegen den bisherigen Anschauungen \u2014 nicht so unangetastet und an den wechselvollen Vorg\u00e4ngen innerhalb der lebenden Zelle unbeteiligt durch alle Organe des tierischen Organismus seine Wanderung vollzieht,\nsondern da\u00df es vielmehr berufen erscheint, eine bedeutsame\n\u2022 *\naktive Rolle in der \u00d6konomie des tierischen Organismus zu spielen. Bedeuten die genannten Chol esterin oxy date, die ich neben den Pflanzencholesterinen3) bisher nicht beobachtet habe, die Einleitung eines Verbrennungsprozesses des Cholesterins im tierischen Organismus, so erscheint es mir im Interesse der\n____________ t\n*) Diese Zeitschrift 1907, Bd. L, S. 436 ff. und Bd. LUI, S. 140 ff.\n2)\t\u00dcber das Vorkommen dieser Verbindungen auf der Oberfl\u00e4che des Schafvlie\u00dfes, siehe Ber. XXXI, S. 1122 ff.; Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 439, und Monatshefte f. prakt. Derm., Bd. XLV, S. 238 und S. 391 ff.\n3)\tAuch das Phytosterin geht bei der k\u00fcnstlichen Oxydation (z. B. mit KMn04 oder Benzoylhyperoxyd) in Oxycholesterine \u00fcber, die die Essigschwefels\u00e4urereaktionen geben.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nJ. Lifsch\u00fctz,\nAufkl\u00e4rung und Weiterverfolgung dieses wichtigen physiologischen Vorganges, den Weg zur Ermittlung und Feststellung dieser Cholesterinderivate in den Organen, wie er sich im Laufe meiner bisherigen Untersuchungen am gangbarsten gestaltete, weiteren Kreisen bekannt zu geben.\nDie relativ hohe Best\u00e4ndigkeit und Widerstandsf\u00e4higkeit des Cholesterins gegen\u00fcber m\u00e4\u00dfigen chemischen Einwirkungen lassen zwar die Isolierung der neben unangegrilfenem Cholesterin in den tierischen Organen pr\u00e4fornliert vorkommenden\n\u2666 \u2022\nOxycholesterine durch Verseifung der \u00c4therextrakte der vorsichtig getrockneten Organe mit etwa 1h normaler alkoholischer Kalilauge und \u00fcblicher Trennung des Unverseifbaren von den Kalisalzen unbedenklich erscheinen, und eine etwaige Oxydation nicht bef\u00fcrchten.1) Es bleibt jedoch stets von Interesse \u2014 schon des wesentlich k\u00fcrzeren Weges und der leichteren Orientierung wegen \u2014, die in Rede stehenden Cholesterinderivate unmittelbar und auch unter tunlichster Vermeidung jeglichen chemischen Eingriffs, etwa nur mit indifferenten L\u00f6sungsmitteln aus den betreffenden Organen abzuscheiden. Diese Art der Abscheidung der genannten Verbindungen ist indessen von folgenden Umst\u00e4nden abh\u00e4ngig:\n1.\tVon den Mengen, in welchen sie im betreffenden Organe Vorkommen. Geringe Mengen davon pflegen von R\u00fcckstand des \u00c4therextraktes so festgehalten zu werden, da\u00df ein negatives Bem\u00fchen, sie mit L\u00f6sungsmitteln abzuscheiden, nicht immer auch ihre v\u00f6llige Abwesenheit gew\u00e4hrleistet.\n2.\tDa die qualitative Ermittlung der Oxycholesterine auf der wiederholt beschriebenen charakteristischen Farben- und Spektralreaktion mit Essigschwefels\u00e4ure beruht, die Fetts\u00e4ureester dieser Verbindungen aber diese Reaktion nicht geben,2)\n*) Die von Darmstaedter und mir nachgewiesene Ver\u00e4nderung des Cholesterins mit alkoh. KOH geschah unter sehr energischen Reaktionsbedingungen. Dagegen ist eine merkliche Ver\u00e4nderung des Cholesterins nach einst\u00fcndigem Kochen mit n/g-KOH nicht wahrzunehmen. (Vgl. Berl. Berichte, Bd. XXXI, S. 1126).\n2) Diese Zeitschrift, Bd. LUI, S. 142. \u2014 Monatshefte f. prakt. Derm., Bd. XLV, 1907, S. 238.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"0:< v dations Produkte des Cholesterins in den tierischen Organen. III.\n177\nso kann naturgem\u00e4\u00df von einem sicheren Nachweis der Oxy-Cholesterine vor der Verseifung des Atherextraktes des Organs nur dann die Rede sein, wenn sie darin im freien Zustande und nicht als Ester verkommen.\n3. Bekanntlich kommen die Cholesterine und auch ihre Derivate stets als Begleiter der Fettarten in den Organen vor. Enth\u00e4lt aber das zu untersuchende \u00c4therextrakt au\u00dfer den Estern auch freie \u00d6ls\u00e4ure den gesuchten OxyCholesterinen gegen\u00fcber im \u00dcberschu\u00df, so erh\u00e4lt man beim Ausziehen der Alkohole aus dem \u00c4therextrakt nur mit L\u00f6sungsmitteln stets auch \u00d6ls\u00e4ure daneben, die das Auftreten der Oxycholesterin-reaktion mit Essigschwefels\u00e4ure, vermutlich durch Esteri\u00fczierung der Alkohole mit der \u00d6ls\u00e4ure, zu verhindern pflegt.\nTrotz aller dieser Schwierigkeiten ist in den meisten F\u00e4llen eine Vorpr\u00fcfung der \u00c4therextrakte der Organe auf die Oxvcholesterine mit positivem Erfolg auch vor ihrer totalen Abscheidung durch Verseifung der Extrakte sehr- gut m\u00f6glich. Eine solche M\u00f6glichkeit habe ich bereits in meiner zweiten Mitteilung bei der Untersuchung des Blutes angedeutet. Der bedeutende Gehalt des Blutextraktes an Oxychoiesterinen erm\u00f6glichte hier die Ermittlung der letzteren durch die Essigschwefei-s\u00e4urereaktion schon unmittelbar beim rohen Benzinextrast. Einige Vorsicht ist freilich auch hier geboten. Bei der Ausf\u00fchrung der genannten Reaktion mit dem rohen Biutfettkorper-entstehen n\u00e4mlich in Eisessig schwer-l\u00f6sliche H*S04-\\ erbindungen der Oxvcholesterine. die erst dann die Farben- und ^pektral-reaktion in Erscheinung treten lassen, wenn sie in L\u00f6sung gehen. Ist daher zuviel Substanz im Verh\u00e4ltnis zum Eisessig zur Anwendung gekommen, so erh\u00e4lt man einen mibiarmgen, flockigen Brei, der- in diesem Zustande nichts von den schonen ontischen Merkmalen dieser charakteristischen Reaktion verr\u00e4t. Wie schon an der zitierten Stelle angedeutet, k\u00f6nnen jedoch Farbe und Spektrum dieser Reaktion in der Meise nachtr\u00e4glich hervorgerufen werden, da\u00df man das breiige Reaktionsgemisch auf ein Filterchen wirft und den darauf zur\u00fcckgebliebenen Niederschlag vorsichtig mit kleinen Mengen Eisessig nachw\u00e4scht. Der- gr\u00f6\u00dfte Teil des braunen Niederschlages l\u00f6st\nre-SfTier's Zensehrif\nr\t\u00bb T\tt ^\nt'\t\u00ab r \u2014 rn-7-s\nLVI1I.\n12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nJ. Lifsch\u00fctz.\nsich mit tiefgr\u00fcner Farbe auf und ruft gleichzeitig durch Verd\u00fcnnung des mi\u00dffarbigen ersten Filtrates auch bei diesem eine tiefe, rein gr\u00fcne Farbe mit dem beschriebenen scharfen Absorptionsspektrum hervor.\nWesentlich sicherer zum Ziele f\u00fchrend ist folgender Weg : Das rohe Blutfettgemenge wird mit absolutem Alkohol ausgekocht, nach dem Erkalten klar filtriert, und das Filtrat durch Abdampfen in einem tiefen Glassch\u00e4lchen vom Alkohol befreit. Der R\u00fcckstand wird mit m\u00f6glichst wenig Methylalkohol \u00fcbergossen, mit einem Uhrglas bedeckt \u2014 tunlichst bis zur L\u00f6sung \u2014, aufgekocht und 2\u20143 Stunden in der K\u00e4lte sich selbst \u00fcberlassen. Der dabei ausgeschiedene krystallinische Niederschlag (haupts\u00e4chlich Cholesterin) wird abfiltriert, abgesaugt, aber nicht nachgewaschen. Der gut getrocknete, hell- bis braungelbe, gr\u00f6\u00dftenteils amorphe R\u00fcckstand des abgedampften Filtrates gibt nunmehr die Essigschwefels\u00e4urereaktion der OxyCholesterine mit allen ihren sch\u00f6nen Farben (rot, blau und gr\u00fcn) und pr\u00e4gnanten Absorptionsspektren in charakteristischster Weise.\nFreilich steht die Reaktion der so erhaltenen, immerhin noch recht rohen Oxy Cholesterine, so charakteristisch sie auch hier auftritt, der Reaktion des durch Verseifung usw. aus dem Blutfett sorgf\u00e4ltig abgeschiedenen Unverseifbaren an Echtheit und Sch\u00f6nheit der Farben, Sch\u00e4rfe der Absorptionsspektren, sowie an L\u00e4nge der Reaktionsdauer erheblich nach. Es ist dies offenbar eine Folge der durch L\u00f6sungsmittel allein nicht zu beseitigenden Verunreinigungen wie freie Fetts\u00e4uren, Kohlenwasserstoffe, Lecithin und dergl.\nDer Ermittlung der Oxycholesterine ohne vorherige Verseifung im rohen\nKnochenmark \u2022 \u2022\ntritt der oben unter 3. erw\u00e4hnte Ubelstand in den Weg. Aber auch hier ist bei der Vorpr\u00fcfung auf Oxycholesterine eine Verseifung leicht zu umgehen. Um die freien Fetts\u00e4uren zu beseitigen, wird eine Probe des extrahierten Knochenfettes in \u00c4ther gel\u00f6st, gegen Phenolphthalein bei gew\u00f6hnlicher Temperatur mit verd\u00fcnnter alkoholischer Kalilauge genau neutralisiert","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"Oxydationsprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. III. 179\nund mit verd\u00fcnntem, w\u00e4sserigem Alkohol ausgesch\u00fcttelt. Die \u00e4therische L\u00f6sung wird mit Wasser bis zur v\u00f6lligen Beseitigung der Seifen wiederholt gewaschen, filtriert, und nach Beseitigung des \u00c4thers das Neutraliett auf dem WAsserbade durch wiederholtes \u00dcbergie\u00dfen mit absolutem Alkohol und Trocknen auch vom Wasser v\u00f6llig befreit. Das so erhaltene Gemenge der neutralen Ester und des freien Unverseifbaren (Alkohole) wird \u2014 behufs Isolierung des letzteren \u2014 genau so und mit demselbe Erfolge weiter behandelt, wie oben das rohe Blutfett.\nDiese Verfahrungsweisen sind bei meinen diesbez\u00fcglichen zahlreichen Versuchen wiederholt zur Anwendung gelangt und zwar stets mit gleichem Erfolg.\nDie Pr\u00e4formierung der Oxycholesterine im Blute\nund Knochenmark\nd\u00fcrfte wohl aus dem oben Gesagten mit Sicherheit hervorgehen. Da aber das Blut zun\u00e4chst einer, wenn auch nur sehr vorsichtigen Trocknung1) unterworfen war, wurde, um jedem Schatten eines Einwandes, das Cholesterin des Blutes k\u00f6nnte sich w\u00e4hrend des Trocknens des letzteren oxydiert haben, zu begegnen, folgender Weg zur Pr\u00fcfung des frischen Blutes auf Oxycholesterine eingeschlagen :\n2 Liter des frischen defibrinierten Rinderblutes wurden mit viel \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Dieser emulgierte sich so stark mit dem Blute, da\u00df er sich erst nach langem Stehen, und auch dann nur teilweise, klar abschied. Der \u00c4therauszug hinterlie\u00df eine kleine Menge (1,0 g) eines hellgelben, mit Krvstallen durchsetzten \u00d6ls, das sich zu L\u00f6sungsmitteln wie ein Olein verhielt und auch eine recht kr\u00e4ftige Oleinreaktion2) zeigte. Aus dem oben angegebenen Grunde gab das \u00d6l keine der Essigschwefels\u00e4urereaktionen der Oxvcholesterine. Das \u00d6l wurde mit Alkohol-\n1)\tDiese Zeitschrift, Bd. LIII. 1907, S. 142.\n2)\tSiehe Diese Zeitschrift. 1908, Bd. LVI, S. 446 f. : \u00abSpektralreaktion auf Oleins\u00e4ure\u00bb.","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nJ. Lifsch\u00fctz,\n\u2022 \u2022\n\u00c4ther aufgenommen, mit KOH kalt neutralisiert, mit w\u00e4sserigem\nAlkohol und \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, die \u00c4therl\u00f6sung mit Wasser\n3 mal gewaschen und eingedampft. Das zur\u00fcckgebliebene, neu-\u2022 \u00ab\ntraie 01 wurde mit Methylalkohol aufgenommen, ausgekocht und nach 2\u20143 Stunden vom ungel\u00f6sten \u00d6lr\u00fcckstand abfiltriert. Nach Verdunsten des Methylalkohols gab der amorphe R\u00fcckstand die Essigschwefels\u00e4urereaktion der Oxycholesterine mit allen ihren prachtvollen Farben (violettrot-blau-gr\u00fcn) und Spektren so intensiv, da\u00df die L\u00f6sung erst verd\u00fcnnt werden mu\u00dfte, um den Verlauf der einzelnen Stadien durch das Spektroskop verfolgen zu k\u00f6nnen.\nHierdurch ist die Pr\u00e4formierung der Oxycholesterine auch im Blut au\u00dfer jeden Zweifel gesetzt.\nBemerkenswert ist, da\u00df von den in der II. Mitteilung1) beschriebenen zwei neuen B\u00e4ndern (im Gr\u00fcn und Blau) hier nur das eine im Gr\u00fcn recht tief und kr\u00e4ftig erschien, und zwar noch bevor sich das Oxycholesterinspektrum zeigte, also in den ersten Minuten, d. h. im roten Stadium der Reaktion. Das Band \u00fcberdauerte auch hier alle Spektralerscheinungen der Oxycholesterine und verst\u00e4rkte sich noch wesentlich zur Zeit, wo das Oxycholesterinspektrum schon in der Abnahme war. Es scheint also, da\u00df jene zwei fremden B\u00e4nder zwei verschiedenen K\u00f6rpern angeh\u00f6ren.\nZur Identifizierung der Oxycholesterine\nder tierischen Organe eignet sich vortrefflich die k\u00fcnstliche Oxydation des reinen Cholesterins in Eisessigl\u00f6sung vermittelst Benzoylsuperoxyd, die ich vor einiger Zeit in den Berichten der Deutschen chemischen Gesellschaft (Bd. XLI, S. 252 ; siehe auch weiter unten) beschrieben und zu diesem Zwecke empfohlen habe. Es sei hier darauf verwiesen.\nMeine bisherigen Untersuchungen \u00fcber die nat\u00fcrlichen Cholesterinoxydate beschr\u00e4nken sich vorderhand auf die Ermittelungen der ersten zwei auf einander folgenden Oxyda-\nl) Siehe Diese Zeitschrift. 1907. Bd. LUI. S. 144, 145.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Oxydationsprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. III. 181\ntionsstufen des Cholesterins in den inneren tierischen Organen. und zwar auf die Verbindungen, die ich aus den in der zitierten I. Mitteilungl) angedeuteten Gr\u00fcnden vorl\u00e4ufig \u2014 bis auf weitere analytische Belege \u2014 als Oxycholesterine : (C26H430)20 (I. Oxydationsstufe) und C26H4402 (II. Oxydationsstufe) bezeichnet habe. Da\u00df es tats\u00e4chlich zwei untereinander, wie auch mit ihrer Muttersubstanz (dem Cholesterin) unmittelbar zusammenh\u00e4ngende K\u00f6rper sind, habe ich bereits in meiner I. Mitteilung bei der Besprechung ihrer k\u00fcnstlichen Entstehung durch direkte Oxydation des Cholesterins dargetan, indem ich nachwies, da\u00df das Oxycholesterin II (C26H440 2) einerseits durch Reduktion mit Zinkstaub leicht in die Oxyverbindung I \u00fcbergeht, w\u00e4hrend sie anderseits durch weitere Oxydation die entsprechende Dicarbons\u00e4ure liefert. Hier mag noch eine weitere umgekehrte Reaktion durch Oxydation jene Darlegungen erg\u00e4nzen :\nWie in der oben zitierten Arbeit (Ber. d.Deutsch, chem. Ges., Bd.XLI, S. 252 ff.) dargetan ist, erh\u00e4lt man die Oxycholesterine mit Leichtigkeit beim ein- bis zweimaligen Aufkochen einer verd\u00fcnnten Cholesterinl\u00f6sung in Eisessig mit Benzoylsuperoxvd. Um vorzugsweise das Oxycholesterin I [(C26H430)20] zu erhalten, verf\u00e4hrt man zweckm\u00e4\u00dfig folgenderma\u00dfen : Etwa 5 mg reinen Cholesterins werden in 3\u20144 ccm Eisessig gel\u00f6st. Zur abgek\u00fchlten L\u00f6sung werden ca. 5 mg des genannten Peroxyds zugesetzt und ein- bis zweimal aufgekocht. Die L\u00f6sung enth\u00e4lt dann der Hauptmenge nach die Oxyverbindung I und fast gar kein unver\u00e4ndertes Cholesterin. Setzt man dieser L\u00f6sung in der K\u00e4lte 4\u20145 Tropfen konzentrierter Schwefels\u00e4ure zu, so erh\u00e4lt die L\u00f6sung die in den ersten Mitteilungen wiederholt beschriebene tief blaue Farbe mit violettroter bis rein violetter Durchsicht im Lampenlicht nebst dem korrespondierenden breiten Absorptionsband (im Gelb und Gr\u00fcn des Spektrums) der Oxyverbindung I. Der Streifen C\u2014d (im Rot) des OxyCholesterins II erscheint zun\u00e4chst entweder garnicht oder nur andeutungsweise als mehr oder minder feine Linie. Farbe und Spektrum halten\nv) Siehe Diese Zeitschrift, 1907, Bd. L, S. 438 ff.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nJ. Lifsch\u00fctz,\nsich stundenlang, bis sie durch Autooxydation in die rein gr\u00fcne Farbe mit dem genannten Streifen der II. Oxydationsstufe \u00fcbergehen. Setzt man nun der tief- und reinblauen oder violettblauen kalten L\u00f6sung selbst am Anfang der Reaktion, wo die Farbe am echtesten ist, einen Tropfen Eisenchloridl\u00f6sung hinzu, so verschwindet momentan die genannte Farbe, um einer auch im durchfallenden Lampenlicht rein gr\u00fcnen Farbe Platz zu machen. Demgem\u00e4\u00df verschwindet auch das genannte Spektrum ebenso schnell und vollst\u00e4ndig unter sofortig\u00e9m Auftauchen des Streifens C\u2014d (der zweiten Oxydationsstufe) in seiner vollen Tiefe und Sch\u00e4rfe.\nNach dieser die oben erw\u00e4hnte Reaktion durch Reduktion mit Zinkstaub erg\u00e4nzenden umgekehrten Reaktion durch Oxydation mit Fe2Cl6 unterliegt es wohl keinem Zweifel mehr, da\u00df man es hier tats\u00e4chlich mit zwei unmittelbar aufeinander folgenden Oxydationsstufen des Cholesterins zu tun hat.\nVersetzt man dann die durch Fe2Cl6 rein gr\u00fcn gewordene, gleichfalls kalte L\u00f6sung mit einem Tropfen 10\u00b0/oiger Chroms\u00e4urel\u00f6sung in Eisessig, so verschwindet sofort die tiefgr\u00fcne Farbe und l\u00e4\u00dft nunmehr eine hellgelbe, klare L\u00f6sung entstehen, die kein Absorptionsspektrum mehr zeigt. Ob hier die in der ersten Mitteilung*) geschilderte dritte Oxydationsstufe des Cholesterins eingetreten und die dort kurz beschriebene Choll ans\u00e4ure entstanden ist, soll bei der weiteren Untersuchung ermittelt werden.\nDiese drei Hilfsreaktionen mit Zinkstaub, Eisenchlorid und Chroms\u00e4ure liefern dem physiologischen Chemiker recht wertvolle weitere Merkmale f\u00fcr die Essigschwefels\u00e4urereaktion bei der Ermittelung der nat\u00fcrlichen Oxycholesterine bezw. bei der Identifizierung derselben mit den entsprechenden k\u00fcnstlich aus Cholesterin hergestellten Verbindungen. Diese Reaktionen haben sich auch im Laufe meiner diesbez\u00fcglichen Untersuchungen tats\u00e4chlich vorz\u00fcglich bew\u00e4hrt.\nl) Diese Zeitschrift, 1907, Bd. L, S. 437.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Oxydationsprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. III. 183\nDer leichte \u00dcbergang der ersten Oxydationsstufe des Cholesterins in die zweite\nveranla\u00dft mich, noch folgendes zu bemerken:\nBei der Herstellung dieser Verbindung mit KMn04 r) setzt sich der Mn02 beim Stehen in der W\u00e4rme klar ab. Wird dieser mit Oxals\u00e4ure zersetzt, und die dabei entstandenen, in Eisessig unl\u00f6slichen wei\u00dfen Salze mit etwas verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure zur klaren L\u00f6sung gebracht, so erh\u00e4lt man nach dem Verd\u00fcnnen der L\u00f6sung mit dem 2\u20142lh fachen Volumen Wasser die Oxy-cholesterine in der Form eines k\u00e4sigen, wei\u00dfen Niederschlages, der, filtriert und getrocknet, einen hell-bis braungelben amorphen und beim Reiben stark elektrisch werdenden K\u00f6rper darstellt. Bei den fr\u00fcheren Versuchen fiel mir dabei auf, da\u00df man durch dieses Verfahren nicht zu einer konstanten Essigschwefels\u00e4urereaktion des Produktes gelangt. Die Mengenverh\u00e4ltnisse der entstandenen Oxvcholesterine wechselten vielmehr selbst bei genauer Innehaltung der Oxydationsbedingungen au\u00dferordentlich. Es mu\u00dfte daher angenommen werden, da\u00df hier unter Umst\u00e4nden eine nachtr\u00e4gliche weitere Oxydation des Oxychole-sterins I eintritt und zwar etwa durch den gr\u00f6\u00dferen oder geringeren \u00dcberschu\u00df an Salzs\u00e4ure. Diese Annahme scheint sich zu best\u00e4tigen durch die Tatsache, da\u00df man regelm\u00e4\u00dfig das Produkt der ersten Oxydationsstufe, mindestens in weitaus \u00fcberwiegender Menge, erh\u00e4lt, wenn man die Zus\u00e4tze von Oxals\u00e4ure und Salzs\u00e4ure umgeht und die fertige klare Eisessigl\u00f6sung des Reaktionsproduktes durch einfaches Abfiltrieren vom Mn02 trennt,\neindampft und trocknet. Das so erhaltene braune Produkt l\u00e4\u00dft\n\u2022 \u2022\nsich von Resten der Manganverbindungen mit \u00c4ther oder dergleichen unschwer \u00bbreinigen.\nSo weit \u2014 zur Erg\u00e4nzung der ersten zwei Mitteilungen \u00fcber die \u00abVerbrennungsprodukte\u00bb des Cholesterins in den tierischen Organen.\nl) Diese Zeitschrift, Bd. L, S. 437.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184 J, Lifsch\u00fctz, Oxydationsprodukte des Cholesterins.\nIn der n\u00e4chsten Mitteilung sollen die diesbez\u00fcglichen Befunde im Hirn, in den Dr\u00fcsenorganen und deren Sekreten, sowie die immer mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnende Mutma\u00dfung der Rolle, welche die in Rede stehenden Cholesterinstoffe einerseits als wasserfesthaltende Agentien1) in den tierischen Organen und anderseits als Muttersubstanzen zur Gallens\u00e4urebildung f\u00fcr die Fettresorption im Darm spielen d\u00fcrften, er\u00f6rtert werden.\nBremen, im Oktober 1908.\t.\n*) Vgl. Unna und Lifsch\u00fctz, \u00abZur Kenntnis des Wollfettes\u00bb, Monatsh. f. prakt. Derm., 1907, Bd. XLV, Heft 5. \u2014 Daselbst, Bd. XLV, S. 455. \u2014 Medizin. Klinik, 1907, Heft 42 u. 43.","page":184}],"identifier":"lit18743","issued":"1908-09","language":"de","pages":"175-184","startpages":"175","title":"Die Oxydationsprodukte des Cholesterins in den tierischen Organen. III. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:20.438498+00:00"}