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{"created":"2022-01-31T15:59:41.630045+00:00","id":"lit18745","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fl\u00e4cher, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 189-194","fulltext":[{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Spaltung des synthetischen dl-Suprarenins in seine\noptisch aktiven Komponenten.\nVon\nFranz Flacher.\n(Aus dem wissenschaftlichen Laboratorium der Farbwerke vorm. Meister\nLucius & Br\u00fcning H\u00f6chst a/Main.)\n(Der Redaktion zugegangen am 25. November 1908.)\nBekanntlich gelangen wir im Laboratorium durch synthetischen Aufbau der in der Natur vorkommenden optisch aktiven Substanzen fast ausschlie\u00dflich zu deren racemischen Formen. Auch das von den Farbwerken vorm. Meister Lucius & Br\u00fcning in H\u00f6chst a/M. auf synthetischem Wege nach dem Verfahren von Stolz und Fl\u00e4cher hergestellte und unter der wortgesch\u00fctzten Bezeichnung \u00abSynthetisches Suprarenin\u00bb in den Handel gebrachte o-Dioxyphenyl\u00e4thanolmethylamin ist optisch inaktiv, w\u00e4hrend das mit ihm chemisch identische, aber aus Nebennieren gewonnene nat\u00fcrliche Pr\u00e4parat den polarisierten Lichtstrahl nach links dreht.\nDa das synthetische Suprarenin in physikalischer und chemischer Beziehung kleine Unterschiede gegen\u00fcber dem nat\u00fcrlichen Produkt zeigte, wie niedrigeren Schmelzpunkt, optische Inaktivit\u00e4t, Bildung eines gut krystallisierten oxalsauren und salzsauren Salzes, war es erforderlich, das synthetische Suprarenin im Vergleich mit dem nat\u00fcrlichen einer genauen physiologischen Pr\u00fcfung\u2019 zu unterwerfen.\nDie ersten vergleichenden pharmakologischen Versuche mit synthetischem und nat\u00fcrlichem Suprarenin wurden von Hans Meyer und Loewi1) im pharmakologischen Universit\u00e4tsinstitut\np Archiv f\u00fcr experimentelle Pathologie u. Pharmakologie, Bd. LUI,\nS. 213.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nFranz Flacher,\nWien und Biberfeld1) im pharmakologischen Universit\u00e4tsinstitut Breslau an Kaninchen ausgef\u00fchrt und ergaben in bezug auf blutdrucksteigernde, gef\u00e4\u00dfverengernde, pupillenerweiternde und diuretische Wirkung mit Zuckerausscheidung \u00fcbereinstimmende Resultate.\nA. R. Cushny2) (Pharmacological Laboratory, University College, London), der diese Versuche im Gegens\u00e4tze zu Biberfeld an Hunden fortsetzte, kam zu dem Resultate, da\u00df die blutdrucksteigernde Wirkung des synthetischen Suprarenins schw\u00e4cher als die des aus Organen gewonnenen Pr\u00e4parates sei. Das synthetisch dargestellte Suprarenin besteht aus gleichen Teilen d- und 1-Suprarenin und glaubte Cushny aus seinen Befunden schlie\u00dfen zu m\u00fcssen, da\u00df die Rechtsmodifikation unwirksam sei. Diese Ansicht Cushnys stand auch im direkten Widerspruche zu den Resultaten, welche durch klinische Pr\u00fcfung und praktische Anwendung des synthetischen Suprarenins erhalten wurden. Nach vielen Autoren ist n\u00e4mlich das synthetische Suprarenin therapeutisch wirksamer als das nat\u00fcrliche Produkt, was jedenfalls auf die gr\u00f6\u00dfere Reinheit und konstantere Zusammensetzung des synthetisch dargestellten Pr\u00e4parates zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nEs mu\u00dfte daher von wissenschaftlichem Interesse sein, das synthetische racemische Suprarenin in seine beiden optisch aktiven Komponenten zu zerlegen, um jede der beiden einer physiologischen Pr\u00fcfung unterziehen zu k\u00f6nnen. \u00dcber diese Versuche berichtet Prof. Abderhalden, w\u00e4hrend ich mich darauf beschr\u00e4nke, die Trennung des synthetischen Suprarenins in seine 1- und d-Modifikation zu beschreiben.\nVon den 3 Methoden, die Pasteur zur Spaltung der Traubens\u00e4ure anwandte, hielt ich die 2 folgenden f\u00fcr aussichtsreich :\n1. Die Behandlung des gel\u00f6sten Racemk\u00f6rpers mit Pilzen, wobei eventuell die eine der Antipoden verschwindet, w\u00e4hrend die andere unangegriffen bleibt.\n*) Medizinische Klinik, 1906, Nr. 45.\n2) Pharmaceutical Journal, 23. Mai 1908, S. 668.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Spaltung des synthetischen dl-Suprarenins.\n191\n2. Die Herstellung von Salzen des inaktiven K\u00f6rpers mit optisch aktiven S\u00e4uren und deren fraktionierte Krystallisation.\nVon der ersten Methode versprach ich mir anfangs am meisten Erfolg, weil bislang vom nat\u00fcrlichen Suprarenin kein krystallisiertes, luftbest\u00e4ndiges Salz bekannt war, vom synthetischen Suprarenin gelang es mir wohl, das gut krystallisierte oxalsaure und sp\u00e4ter unter gewissen Bedingungen auch das salzsaure Salz herzustellen, dagegen krystallisierten Salze mit aktiven S\u00e4uren nicht.\nAls der geeignetste Spaltpilz erschien mir der widerstandsf\u00e4hige Schimmelpilz, Penicill. glauc. Die mit Reinkulturen von Penicill. glauc. in bekannter Weise ausgef\u00fchrten Versuche verliefen jedoch resultatlos, da der Pilz schon nach kurzer Zeit selbst in ganz verd\u00fcnnten L\u00f6sungen abstarb.\nInzwischen war es mir gegl\u00fcckt, das saure weinsaure Salz vom nat\u00fcrlichen, aus Nebennieren gewonnenen, Suprarenin in sch\u00f6n krystallisierter Form herzustellen. Mit Hilfe dieses Salzes war es nun m\u00f6glich, auch das saure wTeinsaure synthetische Suprarenin in krystallinischem Zustand zu erhalten. Ich verfuhr in der Weise, da\u00df ich ein Molek\u00fcl synthetisches Suprarenin mit etwTas Alkohol durchfeuchtete und es in einer alkoholischen L\u00f6sung von einem Molek\u00fcl d-Weins\u00e4ure l\u00f6ste. Die Fl\u00fcssigkeit wurde unter vermindertem Druck bei gew\u00f6hnlicher Temperatur eingedampft. Der sirupartige R\u00fcckstand wurde mit einer Spur von dem krystallisierten nat\u00fcrlichen Suprareninbitartrat geimpft, worauf die Krystallisation sofort begann. Das noch etwas weiche krystallinische Produkt pre\u00dfte ich in einer etwas feuchten Atmosph\u00e4re auf Ton oder Filtrierpapier ab und krystallisierte das zur\u00fcckgebliebene trockene Salz mehrere Male fraktioniert aus absolutem Alkohol und 90\u00b0/oigem Sprit um. Die hierbei erzielte Spaltung /war jedoch nur eine teilweise; denn die schwach saure L\u00f6sung der aus dem Bitartrat mit Ammoniak abgeschiedenen Suprareninbase ergab ein spezifisches Drehungsverm\u00f6gen von\n[< = - 21\u00b0.\nAus dem abgepre\u00dften und in den alkolischen Mutterlaugen befindlichen Gemisch von saurem d-weinsaurem d-Suprarenin,","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nFranz Fl\u00e4cher,\nsaurem d-weinsaurem 1-Suprarenin und wahrscheinlich etwas saurem weinsaurem racemischen Suprarenin wurde mit Ammoniak die Base ausgef\u00e4llt und mit Hilfe von 1-Weins\u00e4ure, die ich durch Spaltung von Traubens\u00e4ure mit Cinchonin herstellte, in das saure 1-weinsaure Salz verwandelt, das mit einer Spur krystallisierten sauren d-weinsauren 1-Suprarenins geimpft sofort krystallisierte. Dasselbe wurde ebenfalls in wenig wasserdampfhaltiger Atmosph\u00e4re abgepre\u00dft und aus Alkohol verschiedene Male fraktioniert umkrystallisiert. Die in schwach salzsaurer L\u00f6sung der aus dem Salz abgeschiedenen Base ausgef\u00fchrte polarimetrische Messung ergab ein spezifisches Drehungsverm\u00f6gen von\nWd\" = + 29,20.\nIm Laufe der weiteren Untersuchungen gelang es mir, auf folgende einfache Weise eine vollst\u00e4ndige Spaltung des synthetischen dl-Suprarenins zu erreichen, wobei die einzelnen Komponenten in sehr guter Ausbeute erhalten wurden.\n1 Molek\u00fcl synthetisches dl-Suprarenin wird mit etwas Methylalkohol durchfeuchtet und in einer L\u00f6sung von etwas mehr als 1 Molek\u00fcl d-Weins\u00e4ure in hei\u00dfem Methylalkohol gel\u00f6st. Der Alkohol wird im Vakuum bei ca. 35\u201440\u00b0 abdestilliert und der R\u00fcckstand durch Impfen mit einer Spur sauren d-weinsauren 1-Suprarenins zur Krystallisation gebracht. Nach scharfem Trocknen der Krystalle im Vakuum wird das Bitartrat mit wenig Methylalkohol zerrieben, wobei das saure d-weinsaure 1-Suprarenin ungel\u00f6st bleibt, w\u00e4hrend das saure d-weinsaure d-Suprarenin in L\u00f6sung geht. Es wird alsdann abfiltriert, mit Methylalkohol gewaschen und aus 90\u00b0/oigem \u00c4thyl- oder 95\u00b0/oigem Methylalkohol solange umkrystallisiert, bis es bei 149\u00b0 schmilzt, was nach ca. 2\u20143 maligem Uml\u00f6sen erreicht ist.\nDas spezifische Drehungsverm\u00f6gen1) des aus dem Bitartrat abgeschiedenen synthetischen 1-Suprarenins betr\u00e4gt in salzsaurer L\u00f6sung\n___________ MT = - 51,400.\n*) Die polarimetrischen Messungen wurden von Herrn Dr. Kornd\u00f6rfer im wissenschaftlichen Laboratorium der Farbwerke ausgef\u00fchrt, wof\u00fcr ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Spaltung des synthetischen dl-Suprarenins.\n193\n0,7915 g Substanz gel\u00f6st zu 25 ccm Wasser mit Hilfe von 6,4 ccm n-Salzs\u00e4ure. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 25,3053 g. p == 3,1278. d = 1,01080 auf H20 von + 4\u00b0 berechnet. t _ 19,8\u00b0. a = \u2014 3,25\u00b0 bei 19,6\u00b0 im 2 dm-Rohr bei Na-Licht.\nDas spezifische Drehungsverm\u00f6gen des \u00fcber das kry-stallisierte Bitartrat gereinigten nat\u00fcrlichen, aus Nebennieren gewonnenen, Suprarenins betr\u00e4gt\n[afD8\u00b0 = \u2014 51,40\u00b0.\n1,2518 g Substanz gel\u00f6st zu 25 ccm Wasser mit Hilfe von 10 ccm n-Salzs\u00e4ure. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 2o,5013 g. p = 4,9076. d= 1,0189 auf H,0 von + 4\u00b0 berechnet. t = 19,6\u00b0. a = \u2014 5,14\u00b0 bei 19,8\u00b0 im 2 dm-Rohr bei Na-Licht.\nEmil Abderhalden und. Markus Guggenheim1) bestimmten ebenfalls das spezifische Drehungsverm\u00f6gen des synthetischen 1-Suprarenins und fanden:\n[et]\u201c0 = \u2014 50,40\u00b0.\n0,2697 g 1-Suprarenin in 1,36 ccm n-Salzs\u00e4ure + 2,64 ccm Wasser gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 4,3864 g. d = 1,027. a = \u2014 1,59\u00b0 im 1h dm-Rohr bei wei\u00dfem Licht.\nAls spezifisches Drehungsverm\u00f6gen vom nat\u00fcrlichen Supra-renin fanden dieselben Autoren\n[a]2\u00b0\u00b0 = \u2014 50,72\u00b0.\n0,3067 g Substanz in 1,56 ccm n-Salzs\u00e4ure und 2,44 ccm Wasser gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung = 4,5224 g. d = 1,029. a = \u2014 1,77\u00b0 im lh dm-Rohr bei wei\u00dfem Licht.\nPauly2) gibt als spezifisches Drehungsverm\u00f6gen des nat\u00fcrlichen Suprarenins in essigsaurer L\u00f6sung an:\nMT - - 43\u00b0\nund Jo wett3)\n\u00bb [a]D = \u2014 32,6\u00b0.\nDas synthetische 1-Suprarenin4) ist sowohl in physikalischer\n9 Diese Zeitschrift, Bd. LVII, S. 329\u2014330.\n2)\tBerichte, Bd. XXXVI, S. 2947.\n3)\tChem. Zentralbl., 1904, Bd. I, S. 816.\n4)\tDie Farbwerke vorm. Meister Lucius & Br\u00fcning in H\u00f6chst am Main werden auf Grund der hier mitgeteilten Untersuchungen von nun","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194 Fl \u00e4clier, \u00dcber die Spaltung des synthetischen dl-Suprarenins.\nals auch in chemischer und physiologischer Hinsicht vollkommen\nidentisch mit dem aus Nebennieren gewonnenen nat\u00fcrlichen\nSuprarenin. Es zersetzt sich wie dieses bei 211\u2014212\u00b0 (un-\nkorr.) und bildet zum Unterschiede vom synthetischen raee-\nmischen Produkt mit Oxals\u00e4ure und Salzs\u00e4ure nicht krvstalli-\n%\nsierende Salze.\nUm aus den methylalkoholischen Mutterlaugen dasd-Supra-reniii zu erhalten, wird die Base mit Ammoniak abgeschieden, und dieselbe mit Hilfe von 1-Weins\u00e4ure in das saure 1-weinsaure d-Suprarenin \u00fcbergef\u00fchrt. Die weitere Verarbeitung ist dieselbe wie beim sauren d-weinsauren 1-Suprarenin. Die spezifische Drehung des d-Suprarenins betr\u00e4gt in schwach salzsaurer L\u00f6sung\nwT = + 51>88\u00b0-\n0,9868 g Substanz gel\u00f6st in 8 ccm n-Salzs\u00e4ure zu 25 ccm Wasser. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 25,3778 g. p = 3,88845. d = 1,01369 berechnet auf H20 von -j- 4\u00b0. t == 19.8\u00b0. a = + 4,09\u00b0 bei 19,8\u00b0 im 2 dm-Rohr bei Na-Lieht.\nEmil Abderhalden und Markus Guggenheim1) untersuchten das d-Suprarenin ebenfalls und fanden als spezifische Drehung desselben\n[\u00ab] d\u00b0 = + 50,49 \u00bb.\n0,2982 g d-Suprarenin in 1,53 ccm n-Salzs\u00e4ure 4- 2,47 ccm Wasser gel\u00f6st. Gesamtgewicht der L\u00f6sung 4,4021 g. d = 1.029. a = -j- 1,76\u00b0 im Vs dm-Rohr bei wei\u00dfem Licht.\nDas d-Suprarenin, das \u00e4u\u00dferlich dem 1-Suprarenin vollkommen gleicht, zersetzt sich ebenfalls bei 211\u2014212\u00b0 (un-korr.) und bildet mit Oxals\u00e4ure und Salzs\u00e4ure nicht krystalli-sierende Salze.\nan unter der Bezeichnung \u00abSynthetisches Suprarenin\u00bb das synthetisch dargestellte Links-Suprarenin herausgeben.\n9 Diese Zeitschrift, Bd. LV1I, *S. 330.","page":194}],"identifier":"lit18745","issued":"1908-09","language":"de","pages":"189-194","startpages":"189","title":"\u00dcber die Spaltung des synthetischen dl-Suprarenins in seine optisch aktiven Komponenten","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:59:41.630050+00:00"}