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{"created":"2022-01-31T14:26:39.948301+00:00","id":"lit18748","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pregl, Fritz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 229-232","fulltext":[{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz \u00fcber die Monaminos\u00e4uren des Paramucins.\nVon\nFritz Pregl.\n(Aus dem Institut f\u00fcr angew. medizinische Chemie der Universit\u00e4t Graz.) (Der Redaktion zugegangen am 30. November 1908.)\nVor einigen Jahren wurde mir von Prof. Erwin Payer (gegenw\u00e4rtig in Greifswald) etwas \u00fcber einen halben Liter einer bernsteingelben, zitternden Gallerte zur Untersuchung eingesendet, die er einem \u00e4lteren Manne aus dem Peritonealraume entfernt hatte. Diese Gallerte erwies sich als in kaltem und kochendem Wasser und verd\u00fcnnten S\u00e4uren unl\u00f6slich, in \u00fcbersch\u00fcssigen Alkalien hingegen nach l\u00e4ngerem Stehen in der K\u00e4lte, noch rascher in der W\u00e4rme, l\u00f6slich; die alkalischen L\u00f6sungen reduzierten in der W\u00e4rme Kupfersalze sehr energisch. Durch Kochen mit etwas verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure konnten betr\u00e4chtliche Mengen der Substanz in L\u00f6sung gebracht werden. Die so erhaltenen L\u00f6sungen reduzierten Kupfersalze nach Zusatz \u00fcbersch\u00fcssiger Natronlauge sehr stark. Es konnte demnach kein Zweifel dar\u00fcber, herrschen, da\u00df es sich in diesem Falle um das zuerst von Mitjukoff1) beschriebene, und sp\u00e4ter von Panzer,2) Leathes3) und Steudel4) bearbeitete Paramucin handelt.\n*) Katharina Mitjukoff, \u00dcber das Paramucin. (Ein Beitrag zur Kenntnis der Eiwei\u00dfsubstanzen der Ovarial-Kystome.) Arch, f\u00fcr Gyn\u00e4kologie, Bd. XLIX, S. 278\u2014303, 1895.\n2)\tTheodor Panzer, \u00dcber das Eierstockkolloid. Diese Zeitschrift, Bd. XXVIII, S. 361\u2014381.\n3)\tJ. B. Leathes, Beitr\u00e4ge zur Chemie der Ovarialmukoide. Arch, f. exp. Pathol, u. Pharm., Bd. XLIII, S. 244\u2014256, 1900.\n4)\tH. Steudel, Eine neue Methode zum Nachweis von Glykosamin und ihre Anwendung auf die Spaltungsprodukte der Mucine. Diese Zeitschrift, Bd. XXXIV, S. 353\u2014384 (1902).","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nFritz Pregl,\n\u2022 \u2022\nUber dessen hydrolytische Spaltungsprodukte war aus der vorliegenden Literatur zu entnehmen, da\u00df bis 12,5\u00b0/o eines reduzierenden K\u00f6rpers daraus isoliert werden konnten, von dem St eu del den Nachweis erbracht hat, da\u00df durch Erhitzen desselben mit konzentrierter Salzs\u00e4ure Glykosamin abgespalten wird; weiter hat Panzer mit Sicherheit Leucin nachgewiesen und das Vorkommen von Diaminos\u00e4uren in Spuren h\u00f6chst wahrscheinlich gemacht.\nTrotz der geringen Menge des mir zur Verf\u00fcgung stehenden Materiales entschlo\u00df ich mich, dasselbe der Hydrolyse mit rauchender Salzs\u00e4ure zu unterwerfen und die dabei entstehenden Monaminos\u00e4uren nach der Estermethode von E. Fischer zu isolieren.\nZum Zwecke der Reinigung der vorliegenden Gallerte wurden vorerst die dichteren, Gef\u00e4\u00dfe f\u00fchrenden Stellen mit Schere und Pinzette entfernt; hierauf wurde die ganze Masse unter destilliertem Wasser durch Gaze durchgepre\u00dft und schlie\u00dflich auf einem Koliertuch gesammelt. Die Masse wurde nun nach v\u00f6lligem Abtropfen neuerlich in Wasser fein zerteilt und diesem Salzs\u00e4ure bis zur bleibend sauren Reaktion zugef\u00fcgt. Nach l\u00e4ngerem Verweilen der Gallertst\u00fcckchen in dem so anges\u00e4uerten Wasser trat Schrumpfung ein und sie nahmen ein opakes Aussehen an. Nach nochmaligem Wechsel der salzsauren Waschfl\u00fcssigkeit wurde durch Restimmung des Trockenr\u00fcckstandes in einer kleinen Portion ermittelt, da\u00df f\u00fcr die nachfolgende Hydrolyse rund 43 g organischer Substanz Vorlagen. Um eine unbequeme Vermehrung des Fl\u00fcssigkeitsvolumens zu vermeiden, erfolgte der Zusatz der f\u00fcr die Hydrolyse notwendigen Chlorwasserstoffs\u00e4ure durch Einleiten derselben in gasf\u00f6rmigem Zustande in die gewaschene Gallerte bis zur erfolgten S\u00e4ttigung. Die Erhitzung wurde hierauf zuerst auf dem Wasserbade und dann am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler \u00fcber freier Flamme vorgenommen. Alle weiteren Operationen erfolgten in der \u00fcblichen, schon oft beschriebenen Weise.\n30 g Rohester lieferten bei der fraktionierten Destillation im Vakuum bei 11 mm Druck bis 115\u00b0 8 g, von 115\u2014180\u00b0 11g Ester und hinterlie\u00dfen einen Destillationsr\u00fcckstand von 6 g.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Notiz \u00fcber die Monaminos\u00e4uren des Paramucins.\n231\nDie hier nicht n\u00e4her zu schildernde Verarbeitung der gewonnenen Ester und des R\u00fcckstandes der Destillation auf Monaminos\u00e4uren best\u00e4tigte in erster Linie den Befund Panzers \u00fcber das Vorkommen von Leucin, doch wurde neben diesem auch Alanin und Prolin in der ersten Fraktion (\u2014 115\u00b0) mit Sicherheit nachgewiesen. Die Bem\u00fchungen, Glycin aufzufinden, blieben erfolglos.\n0,1410 g des isolierten Leucins (F. = 295\u00b0) lieferten bei der Verbrennung 0,1275 g H20 und 0,2831 g C02.\nBerechnet f\u00fcr C6H13N02:\tGefunden:\n54,92 \u00b0/o C, 9,99 \u00b0/o H.\t54,76 \u00b0/o C, 10,11 \u00b0/o H.\n0,1321 g des isolierten Alanins lieferten bei der Verbrennung 0,0946 g H20 und 0,1965 g C02.\nBerechnet f\u00fcr C3H-N02:\tGefunden:\n40,42 o/o C, 7,92 % H.\t40,57 \u00b0/o C, 8,01 \u00b0/o H.\n0,1666 g des isolierten racemischen Prolinkupfers verloren beim Trocknen im Vakuum bei 100\u00b0 0,0187 g H20 und lieferten hernach beim Verbrennen 0,2230 g C02 und 0,0751 g H20 und 0,0403 g CuO.\nBerechnet f\u00fcr C10H16N204Cu -f- 2H20:\n10,99 \u00b0/o H20, 41,12% C, 5,53 % H, 21,80% Cu.\nGefunden:\n11,22% H20, 41,12% C, 5,68% H, 21,77% Cu.\nAus der zweiten Fraktion (115\u2014180\u00b0) konnten Phenylalanin, Asparagins\u00e4ure und Glutamins\u00e4ure, diese letztere auch aus dem Destillationsr\u00fcckstande, isoliert und mit Sicherheit identifiziert werden.\n0,1505 g des isolierten Phenylalanins lieferten beim Verbrennen 0,0871 g H20 und 0,3602 g C02.\nBerechnet f\u00fcr C9HuN02:\tGefunden:\n65,41 o/o C, 6,71 o/o H.\t65,27 % C, 6,47 % H.\n0,1830 g der racemischen Asparagins\u00e4ure lieferten bei der Verbrennung 0,0889 g H20 und 0,2418 g C02.\nBerechnet f\u00fcr C4lf7N04:\tGefunden:\n36,08% C, 5,30 % H.\t36,04% C, 5,43 \u00b0/o H.\n0,2368 g Glutamins\u00e4urechlorhydrat lieferten 0,1855 g AgCl.\nBerechnet f\u00fcr C5H10NO4Cl:\tGefunden:\n19,31% CI.\t19,37 \u00b0/o CI.\nZiehen wir weiter die Tatsache in Betracht, da\u00df die durch Waschen mit Wasser und verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gereinigte","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232 Pregl, Notiz \u00fcber die Monaminos\u00e4uren des Paramucins.\nGallerte die Millonsche, sowie auch die Reaktion von E. Rhode positiv gibt, so h\u00e4tten wir die nachfolgend verzeichneten K\u00f6rper als Bausteine des Paramucins anzunehmen:\nGlykosamin.\tPhenylalanin.\n(Diaminos\u00e4uren in Spuren.) Asparagins\u00e4ure.\nLeucin.\tGlutamins\u00e4ure.\nAlanin.\tTyrosin.\nProlin.\tTrypthophan.\nIch will hier ausdr\u00fccklich bemerken, da\u00df ich es absichtlich vermieden habe, \u00fcber die Menge der von mir isolierten Monaminos\u00e4uren Angaben zu machen, weil derartige Zahlen nur bei Anwendung etwas gr\u00f6\u00dferer Mengen von Ausgangsmaterial Anspruch auf einige Genauigkeit machen k\u00f6nnten. Die geringe Materialmenge ist auch die Ursache, warum die Isolierung von Cystin nicht einmal versucht werden konnte. In dieser Beziehung sei nur die Bemerkung gemacht, da\u00df das mir vorgelegene Pr\u00e4parat von Paramucin bleischw\u00e4rzenden Schwefel enthielt.","page":232}],"identifier":"lit18748","issued":"1908-09","language":"de","pages":"229-232","startpages":"229","title":"Notiz \u00fcber die Monaminos\u00e4uren des Paramucins","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:26:39.948307+00:00"}