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{"created":"2022-01-31T14:20:35.328788+00:00","id":"lit18752","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Salkowski, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 58: 282-289","fulltext":[{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Ferratin Schmiedebergs.\nVon\nE. Salkowski.\n(Ans der chemischen Abteilung des pathologischen Instituts der Universit\u00e4t zu Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 9. Dezember 1908.)\nIm Jahre 1894 beschrieb 0. Schmiedeberg1) eine aus Schweineleber von ihm dargestellte Verbindung unter dem Namen Ferratin, die sich seiner Angabe nach durch hohen Eisengehalt \u2014 ca. 6\u00b0/o Fe \u2014 auszeichnete.\nDie Darstellung desselben ist au\u00dferordentlich einfach. Es hei\u00dft hier\u00fcber 1. c. S. 106:\n\u00abZur Darstellung benutzte ich Schweinslebern. Diese wurden \u00abfein zerhackt, der Brei mit dem 3\u20144fachen Volumen Wasser an-\u00ab ger\u00fchrt und diese Masse einfach ohne jeden Zusatz allm\u00e4hlich \u00abzum Sieden erhitzt und einige Minuten darin erhalten. Durch \u00abFiltrieren erh\u00e4lt man eine ziemlich stark gelblich gef\u00e4rbte, aber \u00abv\u00f6llig klare Br\u00fche, in der nachdem Erkalten auf Zusatz einer gekringen Menge Weins\u00e4urel\u00f6sung ein flockiger Niederschlag ent-\u00ab steht, der sich rasch absetzt und erst durch Dekantieren und dann \u00abauf dem Filter leicht ausgewaschen werden kann. Diese Verbin-\u00ab dung ist eine Ferrialbumins\u00e4ure, denn Nucleinverbindungen gehen \u00abbei diesem Verfahren nicht in die fast sauer reagierende Br\u00fche \u00ab\u00fcber. Die Substanz bildet nach dem Trocknen eine hell eisen-\u00ab oxydbraune Masse, die durchschnittlich 6\u00b0/o2) Eisen enth\u00e4lt \u00abund sich leicht in Alkalien zu einer klaren braunen Fl\u00fcssig-\u00abkeit l\u00f6st. Letztere ist gegen Schwefelammonium so resistent \u00abwie die Ferrialbumins\u00e4urel\u00f6sungen. Andere Eisenverbindungen \u00abdieser Art sind in der Leber und, soweit das bisher von uns \u00abuntersucht ist, auch in anderen Organen nicht enthalten.\u00bb\n1)\tArch. f. exp. Pathol, u. Pharmak., Bd. XXXIII, S. 101 (1894).\n2)\tGenauere Angaben liegen nicht vor. E. S.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Ferratin Schmiedebergs.\n283\nKurze Zeit darauf erschien die Abhandlung von Hammarsten1): \u00abZur Kenntnis der Nucleoproteide\u00bb, in welcher er die Darstellung eines Nucleoproteids aus Pankreas durch Auskochen desselben und F\u00e4llen mit Salzs\u00e4ure bis zu 1\u20142 \u00b0/oo oder Essigs\u00e4ure 5\u201410 \u00b0/oo beschreibt. Hammarsten bemerkt beil\u00e4ufig, da\u00df die Substanz stark eisenhaltig sei, quantitative Bestimmungen jedoch nicht ausgef\u00fchrt seien, sowie ferner, da\u00df man auch aus der Leber ein \u00abProteid\u00bb erhalten k\u00f6nne.\nIn Anlehnung an diese Angaben hat dann J. Wohlgemuth2) in dem Laboratorium des pathologischen Instituts aus Rinderleber und Kalbsleber das Nucleoproteid dargestellt und einem genauen Studium hinsichtlich der bei der Hydrolyse entstehenden Produkte unterworfen. Er fand in dem ungereinigten Nucleoproteid 2,29\u20143,38 \u00b0/o P, in dem durch Aufl\u00f6sen in Natriumcarbonat und F\u00e4llen mit S\u00e4ure gereinigten 2,98 \u00b0/o P. Auf einen Eisengehalt hat Wohlgemuth nicht geachtet, da dieses nicht im Plan seiner Untersuchung lag.\nSodann hat, was uns leider entgangen war, Beccari3) aus der Schweineleber genau nach dem Schmiedebergschen Verfahren ein \u00abFerratin\u00bb mit 2,55 \u00b0/o P und 1,67 \u00b0/'o Fe, aus der Rinderleber ein \u00abFerratin\u00bb mit 1,60 \u00b0/o P und 0,52 \u00b0/o Fe dargestellt. Im Referat hier\u00fcber hei\u00dft es: \u00abDie Ferratine, die aus den verschiedensten Tierk\u00f6rpern dargestellt wurden, entsprachen alle demselben Typus\u00bb.\nEndlich hat Scaffidi4) auf meine Veranlassung untersucht, in welcher Form sich das Eisen nach Verf\u00fctterung von paranucleinsaurem Eisen in der Leber von Kaninchen ablagert, und dabei naturgem\u00e4\u00df auch das normale Nucleoproteid der Kaninchenleber und den Eisengehalt desselben ber\u00fccksichtigt. Auch er erhielt, wie Wohlgemuth, das Nucleoproteid aus der filtrierten Leberkochung durch Zusatz von Essigs\u00e4ure.\nOhne auf die nach der Eisenf\u00fctterung erhaltenen Resultate einzugehen, sei hier nur erw\u00e4hnt, da\u00df Scaffidi nach dem\n9 Diese Zeitschrift, Bd. XIX, S. 19 (1894).\n9 Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 470, und \u00dfd. XLII, S. 519.\n3)\tZitiert nach Malys Jahresber. f. 1902, Bd. XXXII, S. 494.\n4)\tDiese Zeitschrift, Bd. LIV, S. 448.","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nE. Salkowski.\n>\nangegebenen Verfahren aus normaler Kaninchenleber konstant ein Nucleoproteid erhielt, das ungereinigt einen P-Gehalt von 2,51\u20142,83 aufwies, au\u00dferdem sehr geringe, stark wechselnde Mengen Eisen enthielt, n\u00e4mlich 0,18\u20140,44 \u00b0/o Fe.\nAlle diese Angaben scheinen Schmiedeberg entgangen zu sein, wenigstens hat er sich, wie es scheint, nicht veranla\u00dft gesehen, Nachuntersuchungen anzustellen.\nDiese auffallenden Differenzen zwischen dem Verhalten der Rinderleber, Kalbsleber, Kaninchenleber einerseits, Schweinsleber anderseits1) veranla\u00dften mich, Herrn ScaTfidi aufzufordern, seine Versuche auch auf Schweinslebern auszudehnen. Die Resultate seiner zum kleinsten Teil noch hier, zum gr\u00f6\u00dften Teil in dem Institut f\u00fcr allgemeine Pathologie in Neapel ausgef\u00fchrten Versuche sind in der vorhergehenden Arbeit enthalten. Es sei hier kurz bemerkt, da\u00df Scaffidi auch die aus der Schweinsleber erhaltenen Niederschl\u00e4ge konstant phosphor-haltig und eisenhaltig fand, und zwar enthielt das unter Anwendung von Essigs\u00e4ure dargestellte Nucleoproteid 2,32\u20143,18 Phosphor und 0,53\u20141,93 \u00b0/o Eisen. Der Eisengehalt war aber h\u00f6her, wenn dieses Nucleoproteid durch Aufl\u00f6sen in verd\u00fcnntem Ammoniak und Ausf\u00e4llung durch Essigs\u00e4ure gereinigt wurde. Er betrug alsdann 0,93\u20143,59\u00b0/o, letzteres nur in einem Falle. Diese letztem Zahlen kommen zun\u00e4chst nicht in Betracht, da sich die Angabe von Schmiedeberg = 6\u00b0/o Fe auf die ungereinigte Substanz bezieht. Auch bei Anwendung von Weins\u00e4ure war der Eisengehalt nicht h\u00f6her, n\u00e4mlich 0,54\u20142,44\u00b0/o.\nUm in meinem Urteil ganz sicher zu sein, habe ich selbst noch einige Versuche an Schweinslebern ausgef\u00fchrt, indem ich nur die erste Abkochung benutzte. Dieselben ergaben in Prozenten :\nLeber I\n3,38\tP\t0,99\tFe\n3,03\t\u00bb\t3,51\t\u00bb\n3,19\t\u00bb\t2,63\t\u00bb\n3,23\t\u00bb\t4,09\t\u00bb\n\u00bb\tII\n\u00bb\tIII\n\u00bb IV\nDer P-Gehalt war, wie man sieht, ziemlich konstant \u2014 so konstant, wie man von einem nicht gereinigten Pr\u00e4parat irgend erwarten konnte \u2014 und etwas h\u00f6her, als ihn die fr\u00fcheren Be-\nl) Die Angaben von Beccari f\u00fcr diese waren mir nicht bekannt.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Ferratin Schmiedebergs.\n285\nobachter gefunden, der Eisengehalt dagegen sehr schwankend, aber auch etwas, z. T. erheblich, h\u00f6her als nach den Beobachtungen von Beccari (1. c.) und Scaffidi (1. c.), die mehrmals extrahierten.\nDa es sich um strittige Angaben handelt, scheint es mir nicht \u00fcberfl\u00fcssig, genau anzugeben, wie ich das Eisen bestimmt habe. Die bei 110\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknete Substanz wurde mit dem 30fachen Gewicht Salpetermischung sorgf\u00e4ltig gemischt, in einer Platinschale geschmolzen und einige Zeit im Schmelzen gehalten, die Schmelze in Wasser gel\u00f6st, durch ein aschefreies Filter filtriert und sorgf\u00e4ltig nachgewaschen. Das getrocknete Filter wird in derselben Platinschale, die zum Schmelzen gedient hatte, verbrannt, die Asche unter Erw\u00e4rmen in Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, die L\u00f6sung in eine Porzellanschale \u00fcbertragen und unter Zusatz von Salpeters\u00e4ure erhitzt, um etwa gebildetes Eisenoxydul in Oxyd \u00fcberzuf\u00fchren. Die verd\u00fcnnte filtrierte L\u00f6sung wurde mit ca. 10\u201415 ccm 10\u00b0/oiger L\u00f6sung von Na2HP04, dann reichlich mit Natriumacetatl\u00f6sung versetzt, oder auch Ammoniak bis zur schwach alkalischen Reaktion hinzugef\u00fcgt, dann mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, das FeP04 wie \u00fcblich gesammelt, bis zum Verschwinden der HCl-Reaktion gewaschen, getrocknet, im Porzellantiegel1) gegl\u00fcht und gewogen.\nNach alledem kann es nicht zweifelhaft sein, da\u00df die Angaben von Schmiedeberg nicht zu Recht bestehen. Der nach seinem Verfahren dargestellte K\u00f6rper ist keine \u00abFerri-albumins\u00e4ure\u00bb, sondern ein Nucleoproteid mit sehr schwankendem Eisengehalt. Ein Eisengehalt von ca. 6o/o, wie ihn Schmiedeberg konstant gefunden zu haben scheint, ist von keinem Nachuntersucher wiedergefunden worden, indessen l\u00e4\u00dft sich nat\u00fcrlich nicht bestreiten, da\u00df ein solcher Eisengehalt Vorkommen k\u00f6nne, m\u00f6glicherweise kommen dabei Rassenunterschiede oder die Ern\u00e4hrung (Blutmehl?) der Schweine in Betracht.\nSchmiedeberg hat nun an seinen Fund sehr weitgehende Konsequenzen gekn\u00fcpft.\nq Es ist nicht zweckm\u00e4\u00dfig, zum Gl\u00fchen von FeP04 Platintiegel anzuwenden. Dabei scheint stets eine partielle Reduktion der Eisenoxydverbindung stattzufinden, vielleicht durch die durch das gl\u00fchende Platin hindurchtretenden Flammengase.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nE. Salkowski,\nEr sagt 1. c. S. 106:\n\u00abDa wir unsere Nahrungsmittel in gekochtem oder ge-\u00ab bratenem Zustande zu genie\u00dfen pflegen und da eine andere \u00abEinwirkung als die der Siedehitze bei der angegebenen Dar-\u00ab Stellung nicht stattfindet, so kann es als unzweifelhaft ange-\u00ab sehen werden, da\u00df diese in den tierischen Organen enthaltene \u00abFerrialbumins\u00e4ure, die kurz Ferratin genannt werden soll, diejenige Eisenverbindung ist, welche wir mit der animalischen \u00abNahrung aufnehmen, welche dann teilweise zur Resorption ge-\u00ab langt und zun\u00e4chst in verschiedenen Orgapen als Reservestoff \u00ababgelagert wird.\u00bb\nSch. nimmt also eine allgemeine Verbreitung der \u00abFerrialbumins\u00e4ure\u00bb in den Organen an, ohne indessen Versuche hier\u00fcber mitzuteilen.\nWeiterhin hat Sch. gefunden, da\u00df beim Erhitzen von Eiereiwei\u00df in alkalischer L\u00f6sung bei Gegenwart von Eisensalzen eine \u00abFerrialbumins\u00e4ure\u00bb entsteht, in der das Eisen organisch gebunden erscheint, soda\u00df die alkalische L\u00f6sung durch Schwefelammonium nicht sofort geschw\u00e4rzt wird. Genauere Angaben \u00fcber die Darstellung liegen in der Literatur nicht vor, sie finden sich in einer Patentschrift, auf welche einzugehen wohl kein Anla\u00df vorliegt. Diese k\u00fcnstlich dargestellte Ferrialbumins\u00e4ure h\u00e4lt Sch. f\u00fcr identisch mit dem aus der Leber dargestellten K\u00f6rper und sieht darin die gro\u00dfe Bedeutung desselben. Er sagt in dieser Beziehung 1. c. S. 107 :\n\u00abAndere Formen der Ferrialbumins\u00e4ure, sowie das oben \u00aberw\u00e4hnte Ferrialbumin kommen in praktischer Hinsicht nicht \u00abin Betracht, weil sie sich nicht in den Nahrungsmitteln und \u00abden K\u00f6rperorganen finden. Unter dem Namen Ferratin soll \u00abdaher, zur Unterscheidung von jenen anderen Eiseneiwei\u00dfver-\u00abbindungen, j nur die nat\u00fcrliche und die derselben entsprechende \u00abForm der k\u00fcnstlichen Ferrialbumins\u00e4ure verstanden werden.\n\u00abDie physiologische und therapeutische Bedeutung des \u00abFerratins beruht also darauf, da\u00df es nach der Aufnahme \u00abin den Organismus unmittelbar verwertbar ist, w\u00e4h-\u00abrend alle \u00fcbrigen Eisenverbindungen.............im Or-\n*) Von denen im vorhergehenden Abschnitt die Rede war. E. S.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"287\n\u00dcber das Ferratin Schmiedebergs.\n\u00abganismus erst in diese Form umgewandelt werden \u00abm\u00fc\u00dften.\u00bb1)\nSch. nimmt also an, da\u00df die k\u00fcnstliche Ferrialbumins\u00e4ure als solche resorbiert und in den Organen, speziell der Leber abgelagert wird. Man wird dieser Vorstellung schwerlich folgen k\u00f6nnen, es ist auch nicht recht verst\u00e4ndlich, warum Sch. diese Anschauung nicht durch leicht genug anzustellende Versuche gest\u00fctzt hat.\n\u00dcbrigens steht diese Vorstellung sehr wenig in \u00dcbereinstimmung mit den von Sch. selbst angestellten Versuchen \u00fcber die Resorbierbarkeit der Ferrialbumins\u00e4ure.\nEr sagt hier\u00fcber 1. c. S. 109.\n\u00abIn diesen Versuchen war die Resorption eine verh\u00e4ltnis-\u00ab m\u00e4\u00dfig geringe. In einzelnen F\u00e4llen lie\u00df sich eine solche kaum \u00abnach weisen, weil es schwer ist, die aus anderen Quellen, namentlich aus der Nahrung stamm\u00b0nden, sowie die vor der F\u00fctterung \u00abmit Ferratin im Darm zur\u00fcckgebliebenen Eisenmengen richtig \u00ababzusch\u00e4tzen. Im allgemeinen lie\u00df sich das in jedem Versuch \u00abvon den 5\u20147 kg schweren Hunden resorbierte Eisen auf kaum \u00abmehr als 0,005\u20140,020 g berechnen.\u00bb\nIm folgenden weist Sch. darauf hin, da\u00df diese Quantit\u00e4t Eisen garnicht so gering sei, denn, um die gleichen Mengen Eisen aus Milch zur Resorption zu bringen, w\u00fcrden 5\u201420 1 Milch verf\u00fcttert werden m\u00fcssen (dagegen ist nun allerdings zu sagen, da\u00df die Milch bekanntlich so ziemlich das eisen\u00e4rmste Nahrungsmittel ist \u2014 ein Vergleich mit Fleisch h\u00e4tte jedenfalls n\u00e4her gelegen), und da\u00df die in Form des Ferratins aufgenommene Eisenmenge, auf den Menschen \u00fcbertragen, immerhin als eine mindestens ausreichende bezeichnet werden k\u00f6nne, um in F\u00e4llen von Eisenmangel im Organismus die fehlende Menge zuzuf\u00fchren. Darin mag Sch. wohl recht haben, die geringe Resorbierkeit stimmt aber wenig mit der Vorstellung \u00fcberein, da\u00df das Ferratin als solches resorbiert werde. Man w\u00fcrde dann doch erwarten m\u00fcssen, da\u00df ein erheblicher Teil desselben aufgenommen werden m\u00fc\u00dfte. Das ist aber offenbar nicht der Fall, wenn sich auch eine Berechnung des resorbierten Anteils bei dem Mangel einer\n*) Im Original nicht gesperrt. E. S. Hoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. LVIII.\n20","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nE. Salkowski,\nAngabe \u00fcber die Quantit\u00e4t der verf\u00fctterten Ferrialbumins\u00e4ure in diesen Versuchen nicht ausf\u00fchren l\u00e4\u00dft. Nimmt man an, da\u00df sie dieselbe gewesen sei, wie in den auf der vorhergehenden Seite mitgeteilten Versuchen von Marfori, in denen 0,12\u20140,43 \u00b0/o Eisen in Form von Ferratin (k\u00fcnstliche Ferrialbumins\u00e4ure) verf\u00fcttert wurden, sowie weiterhin, da\u00df die kleineren Zahlen den kleineren, die gr\u00f6\u00dferen den gr\u00f6\u00dferen verf\u00fctterten Mengen entsprechen, so w\u00fcrden etwa 5\u00b0/o zur Resorption gelangt sein, was, wie gesagt, mit der Vorstellung einer direkten Resorption nicht recht im Einklang steht.\nIn einem schwer erkl\u00e4rlichen Widerspruch zu diesen von Schmiedeberg selbst erhaltenen Resultaten stehen \u00fcbrigens die vorher erw\u00e4hnten Versuche von Marfori, bei denen die Versuchsanordnung dieselbe war, nur mit dem Unterschied, da\u00df vorher der Darmkanal durch wiederholte Abf\u00fchrmittel und schlie\u00dflich durch Hungern m\u00f6glichst vom Eisen befreit war. Marfori fand 13 \u201444\u00b0/o des verf\u00fctterten Eisens in den Faeces und Inhalt des Magens und Darmes nicht wieder, soviel w\u00e4re also als resorbiert anzusehen.\nWenn nun auch nach alledem keine Rede davon sein kann, da\u00df das aus dem Eiwei\u00df dargestellte \u00abFerratin\u00bb die nat\u00fcrliche Eisenverbindung des Organismus und der Nahrungsmittel ist und die Grundidee, von welcher aus Schmiedeberg zur Empfehlung desselben als Arzneimittel gelangte, in Fortfall kommt, so will ich doch keineswegs behaupten, da\u00df dadurch die Rewertung des Ferratins als Arzneimittel ber\u00fchrt wird, denn die Reurteilung von Arzneimitteln h\u00e4ngt ja nicht von theoretischen Erw\u00e4gungen oder Voraussetzungen ab, die zu ihrer Einf\u00fchrung den Ansto\u00df gegeben haben, sondern von dem Resultat experimenteller Reobachtungen und \u00e4rztlicher Erfahrungen. Da ich selbst die Anwendung des paranucleinsauren Eisens als Arzneimittel angeregt habe, so m\u00f6chte ich dieses besonders betonen, um nicht irgendwelchen Mi\u00dfdeutungen ausgesetzt zu sein. Freilich kann ich nicht verschweigen, da\u00df in meinen vor l\u00e4ngerer Zeit an Kaninchen angestellten Versuchen*) sich das paranucleinsaure Eisen bez\u00fcglich der Ablagerung von\n0 Diese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 260 (1901).","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"289\n\u00dcber das Ferratin Schmiedebergs.\nEisen in der Leber dem Ferratin (Handelspr\u00e4parat) bedeutend \u00fcberlegen gezeigt hat. In 100 g normaler Leber wurde im Mittel von 5 Versuchen 9,02 mg Eisen gefunden, nach Ver-f\u00fctterung von 0,55 g Eisen in Form von paranucleinsaurem Eisen im Lauf von 10 Tagen im Mittel aus 2 Versuchen 27,66 mg, nach 0,64 g Eisen in Form von Ferratin dagegen im Mittel nur 12,58 mg. Bringt man den normalen Gehalt der Leber an Eisen in Abzug, so resultiert f\u00fcr das paranucleinsaure Eisen eine Zunahme des Eisengehaltes der Leber von 18,64 mg = 3,4 \u00b0/o des verf\u00fctterten Eisens, f\u00fcr das Ferratin dagegen nur 3,56 mg = 0,56 \u00b0/o des verf\u00fctterten. Die Rechnung f\u00e4llt f\u00fcr das Ferratin vielleicht etwas zu ung\u00fcnstig aus, weil die Quantit\u00e4t des Eisens etwas gr\u00f6\u00dfer war, aber wenn man derselben auch nicht 0,64, sondern nur 0,55 g Eisen zugrunde legt, erh\u00f6ht sich diese Zahl doch nur auf ca. 0,65 \u00b0/o.\nGanz im Gegensatz zu Schmiedeberg, welcher Wert legt auf die organische Bindung des Eisens in seinem k\u00fcnstlichen Ferratin (von der ich mich \u00fcbrigens an k\u00e4uflichen Pr\u00e4paraten nicht habe \u00fcberzeugen k\u00f6nnen, die also, wenn \u00fcberhaupt vorhanden, \u00e4u\u00dferst locker sein mu\u00df), ist Abderhalden2) der Ansicht, da\u00df f\u00fcr die Verwertung des Eisens im Organismus nur das Eisen in Salzform, das anorganische Eisen, in Betracht kommt. Ich stimme dem durchaus bei. Auch f\u00fcr das Ferratin (Ferri albumin s\u00e4ure) ist anzunehmen, da\u00df im Organismus das Eisen desselben in die ionisierte Form \u00fcbergeht, eine direkte Ablagerung der Ferrialbumins\u00e4ure im Organismus ist nicht nachgewiesen und durchaus unwahrscheinlich.\nIch komme also mit Beccari und Scaffidi zu dem Resultat, da\u00df die nach dem Verfahren von Schmiedeberg aus der Schweineleber erhaltene Verbindung kein K\u00f6rper sui generis, keine Ferrialbumins\u00e4ure ist, sondern ein Nucleoproteid mit schwankendem Eisengehalt und, da\u00df die k\u00fcnstliche Ferri-albumins\u00e4ure mit dem eisenhaltigen K\u00f6rper der Leber nichts zu tun hat.\nDie Bezeichnung \u00abFerratin\u00bb mu\u00df daher f\u00fcr das Nucleoproteid der Leber fallen gelassen werden.\n\u00dc Lehrbuch der physiologischen Chemie, 2. Auf!., S. 512.\n20*","page":289}],"identifier":"lit18752","issued":"1908-09","language":"de","pages":"282-289","startpages":"282","title":"\u00dcber das Ferratin Schmiedebergs","type":"Journal Article","volume":"58"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:20:35.328793+00:00"}